Umdrucke zur Einführung in die Volkswirtschaftslehre

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Prof. Dr. H. Grossekettler
Umdrucke
zur
Einführung in die Volkswirtschaftslehre
Westfälische Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie
Prof. Dr. H. Grossekettler
Einführung in die Volkswirtschaftslehre
Gliederung:
1.
Ökonomische Grundbegriffe und Grundprobleme
2.
Allokationsaufgaben von Märkten
3.
Marktprozesse auf Wettbewerbsmärkten
3.1
Der Markträumungsprozess
3.2
Der Renditenormalisierungsprozess
4.
Problematik von Marktmacht und Ansatzpunkt der
Wettbewerbspolitik
5.
Problematik des Marktversagens und Ansatzpunkte
der Finanz- sowie der Sozialpolitik
LITERATURHINWEISE
Die Vorlesung baut nicht auf einem bestimmten Lehrbuch auf. Die Studenten
sollen mit Hilfe der im Internet zur Verfügung gestellten Umdrucke ein
eigenes Mitschreibheft anfertigen.
Die Umdrucke können von der Seite
http://www.wiwi.uni-muenster.de/iff1/studieren/vorlesung-vwa.html
heruntergeladen werden.
Als Ergänzungsliteratur wird empfohlen:
(1) Bartling/Luzius: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre. Einführung
in die Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik, München (Vahlen),
neueste Auflage.
(2) P. Bofinger: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, München
(Pearson), neueste Auflage.
Umdruck 1
Von der Transformationskurve zur Kostenfunktion
1. Transformationskurve und Verzichtsmenge
Gleichung der Transformationskurve:
Gleichung der Verzichtsmenge:
x2 = 5 – 0,5 x1
v = x2max – x2 = 5 – (5 – 0,5 x1) = 0,5 x1
x2
x2max = 5
x1max = 10
x1
Wertetabelle
x1
x2 = 5 – 0,5 x1
v = 5 – x2 = 0,5 x1
0
1
2
:
10
5,0
4,5
4,0
:
0
0,0
0,5
1,0
:
5
2. Bewertung der Verzichtsmenge
Für x2, das Gut auf das verzichtet wird, gelte der Preis q = 10. Hieraus folgt als
Kostenfunktion: K = 10 v = 5 x1.
3. Verlauf der Kostenfunktion
K
50
x1
0
1
2
:
10
Wertetabelle
K = 10 v = 5 x1
0
5
10
:
50
10
5
1 2
10
x1
Umdruck 2
Zur Funktion der Arbeitsproduktivität: die Wohlstandsgleichung
(1) Ein Indikator zum Vergleich des materiellen Wohlstandes zwischen Ländern
mit ähnlicher Einkommensverteilung oder zur Messung der Wohlstandsentwicklung einer Volkswirtschaft im Zeitablauf lautet:
Y
← Nettonationaleinkommen [Mrd. €]
Wohlstandsindex W = ⎯
B
← Bevölkerungszahl [Mio. Personen]
(2) Weitere Definitionen:
E
= Erwerbsbevölkerung
e
= Erwerbsquote = E/B
Apot = Arbeitspotential
n
= Normalarbeitszeit
Apot
n
= E*n
= Apot/ E
A
b
πA
πK
=
=
=
=
tatsächlich verrichtete Arbeitsstunden
Beschäftigungsgrad = A/Apot
Arbeitsproduktivität = Y/A = πK * ιK mit
Kapitalproduktivität Y/K und ιK = Kapitalintensität K/A
(3) Aus (1) und (2) folgt:
pot
A Y
Y E A
=
W=
B B E A pot A
, d. h.
W = e ⋅ n ⋅ b ⋅ πA
Für 2002 ergibt sich:
W=
2.110,40 [Mrd.€ ] 42,006 [Mio. P] 70,049 [Mrd. h ] 55,791 [Mrd. h ] 2.110,40 [Mrd. € ]
=
⋅
⋅
⋅
, d.h.
82,482 [Mio. P] 82,482 [Mio. P] 42,006 [Mio. P] 70,049 [Mrd. h ] 55,791 [Mrd. h ]
⎡€⎤
⎡h⎤
⎡€⎤
W = 25.586,1 ⎢ ⎥ = 0,50927 ⋅ 1.667,6 ⎢ ⎥ ⋅ 0,79645 ⋅ 37,8269 ⎢ ⎥
⎣P⎦
⎣P⎦
⎣h⎦
Quelle:
Statistisches Bundesamt (Hg.): Statistisches Jahrbuch 2004, Tabelle
23.4, S. 732; eigene Berechnungen
Umdruck 3.1
Wohlstandssteigerung durch Arbeitsteilung und Spezialisierung
Zeitpunkt
Produktionsrichtung
Gut 1
Gut 2
Vor der Arbeitsteilung
50 ME (UA) + 30 ME (UB) =
80 ME
40 ME (U A) + 50 ME (U B) =
90 ME
Nach der Arbeitsteilung
100 ME (U A)
100 ME (U B)
Outputsteigerung durch
Arbeitsteilung
100 – 80 = 20 ME
100 – 90 = 10 ME
Umdruck 3.2
Wirtschaftsordnung und Wirtschaftssystem
Unter Wirtschaftsordnung eines Landes verstehen wir die
Gesamtheit der Institutionen, die das Verhalten der Menschen beim
arbeitsteiligen Produzieren, Verteilen und Konsumieren von Gütern
dadurch verstetigen und in einem gewissen Umfang berechenbar
machen, dass sie Entscheidungskompetenzen regeln, Informationskanäle bahnen und Verhaltenanreize setzen. Der Teil der Wirtschaftsordnung, der durch Rechtsregeln konkretisiert wird, heißt
Wirtschaftsverfassung.
Als Wirtschaftssysteme bezeichnen wir soziale Systeme, in denen
Güter arbeitsteilig produziert, verteilt und konsumiert werden und
die sich durch zwei Eigenschaften auszeichnet: Sie verfügen über
eine jeweils systemtypische Wirtschaftsordnung, und zwischen ihnen
und anderen Wirtschaftssystemen ist eine Grenze erkennbar, die sich
dadurch auszeichnet, dass sie Mitglieder (Insider) und Nichtmitglieder (Outsider) scheidet und Unterschiede in den spezifischen
Systemkulturen und der Intensität wirtschaftlicher Interaktionen
markiert. Solche Interaktionen finden innerhalb eines Wirtschaftssystems deutlich häufiger statt als zwischen ihm und anderen Wirtschaftssystemen.
Die
wichtigsten
Wirtschaftssysteme
sind
Unternehmen, Volkswirtschaften und Wirtschaftsgemeinschaften; sie
sind gleichsam ineinander verschachtelt.
Umdruck 4
Verkauf- und Kaufaufträge auf einem Wertpapiermarkt
Tab. 1: Verkaufsorders
Name des
Anbieters
A1
A2
A3
A4
A5
A6
A7
A8
A9
A10
Geforderter
Mindestkurs
50
60
60
70
80
90
90
100
110
110
Individuelle
Kumulierte
Angebotsmenge Angebotsmenge xA
10
10
7
20
3
10
30
10
40
5
50
5
10
60
8
70
2
Tab. 2: Kaufsorders
Name des
Gebotener
Nachfragers Höchstkurs
N1
N2
N3
N4
N5
N6
N7
110
100
90
90
90
80
70
Individuelle
Kumulierte
Nachfragemenge Nachfragemenge xN
30
10
4
3
3
10
10
30
40
50
60
70
Umdruck 5
Angebot und Nachfrage bei verschiedenen Kursen;
Eigenschaften des Gleichgewichtspreises
Kurs
Nachfragemenge xN
Angebotsmenge xA
Überschußnachfrage xÜ = xN - xA
Absatzmenge x
= MIN (xA, xN )
120
0
70
- 70
0
110
30
70
- 40
30
100
40
60
- 20
40
90
50
50
0
50
80
70
60
60
70
70
40
30
20
+ 20
+ 40
+ 50
40
30
20
50
40
70
70
10
0
+ 60
+ 70
10
0
Umdruck 6
Schaubild zu Umdruck 5
Überschussangebot = negative
Überschussnachfrage bei p = 110
p
120
110
Angebotskurve
p = 40 + xA
100
pG
90
Nachfragekurve
p = 140 – xN
80
70
60
Überschussnachfrage
bei p = 70
50
40
30
Gebiet möglicher
Preis-Mengen-Kombinationen
20
10
10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120
xG
x
Umdruck 7
Kurvengleichungen zu Umdruck 5
Bestimmung der Angebotskurve
(1) Ansatz: p = a + b xA
(2) (xA = 70 / p = 110) und
(xA = 10 / p = 50) sind Kurvenpunkte.
Also:
110 = a + 70 b |
50 = a + 10 b | 60 = 60 b
b= 1
(3) b = 1 einsetzen
50 = a + 10
a = 40
Also:
p = 40 + xA oder xA = -40 + p
Bestimmung der Nachfragekurve
(1) Ansatz: p = a + b xN
(2) (xN = 30 / p = 110) und
(xN = 70 / p = 70) sind Kurvenpunkte.
Also:
110 = a + 30 b |
70 = a + 70 b | 40 = - 40 b
b= -1
(3) b = - 1 einsetzen
70 = a - 70
a = 140
Also:
p = 140 – xN oder xN = 140 - p
Umdruck 8
Ablaufdiagramm zur Ermittlung des Gleichgewichtskurses
Start
Meldungen über xA, xN und
Kurs des Vortages einlesen
Vortageskurs setzen, xA und
xN feststellen
Kurs um eine Recheneinheit senken
>
>
xA = xN
<
<
Kurs um eine Recheneinheit erhöhen
xA = xN
Ergebnis ausdrucken
Stop
Umdruck 9
Nachfrage- und Angebotskurven: Definitionen
1. NACHFRAGEKURVE
Definition: Eine Nachfragekurve ist der geometrische Ort aller Mengen,
welche die Nachfrager bei alternativ vorgegebenen Preisen maximal
nachzufragen bereit sind. Sie begrenzt den Nachfrageraum nach oben.
P
Prohibitivpreis
Nachfragekurve
Nachfragepreis
für x
p
0
x
Nachfragemenge für
x
p
Sättigungsmenge
2. ANGEBOTSKURVE
Definition: Eine Angebotskurve ist der geometrische Ort aller Mengen,
welche die Anbieter bei alternativ vorgegebenen Preisen maximal zu
verkaufen bereit sind. Sei begrenzt den Angebotsraum nach unten.
P
Angebotspreis
für x
p
Angebotskurve
Minimalpreis
der Anbieter
0
x
Angebotsmenge für p
x
Umdruck 10
p1
p2
P
a
Nachfrager 1
x
P
c
b
Nachfrager 2
x
P
c
a+b
Marktnachfrage
x
Horizontaladdition von Angebots- und Nachfragekurven
Umdruck 11
Anpassung an ein neues Gleichgewicht
P
A
N2
N1
G2
p2
G1
p1
0
x1
x2
x1*
x
Umdruck 12
Übungsaufgaben zur Markträumung
Auf einem Markt gelten folgende Gleichungen:
Angebotskurve: p = 40 + x
Nachfragekurve: p = 150 – x
Aufgaben:
(1)
Wie groß sind Gleichgewichtspreis und Gleichgewichtsmenge?
(2)
Wie verändern sich Gleichgewichtspreis und Gleichgewichtsmenge, wenn sich die Nachfragefunktion auf
p = 160 – x verschiebt?
(3)
Wie groß ist die Überschussnachfrage, wenn der Staat bei
Geltung der Kurvengleichungen von Aufgabe (2) einen
Fixpreis pF in Höhe von 120 setzt?
Stellen Sei Ihre Lösungen auch graphisch dar.
Umdruck 13
Lösungen zu den Aufgaben zur Markträumung
Lösung zu Aufgabe (1):
Gleichsetzen von Angebots- und Nachfragekurve ergibt:
p = 40 + x = 150 – x
2 x = 150 – 40
→ Gleichgewichtsmenge
x1G = 55
Einsetzen der Gleichgewichtsmenge in die Angebots- bzw. Nachfragefunktion ergibt
den Gleichgewichtspreis:
p1G = 40 + x1G = 40 + 55 = 95
(Probe: p1G = 150 - x1G = 150 – 55 = 95)
Lösung zu Aufgabe (2):
Gleichsetzen von Angebots- und neuer Nachfragefunktion ergibt:
p = 40 + x = 160 – x
2 x = 160 – 40
x2G = 60
→ neue Gleichgewichtsmenge
Einsetzen der neuen Gleichgewichtsmenge in die Angebots- bzw. Nachfragefunktion
ergibt den neuen Gleichgewichtspreis:
p2G = 40 + x2G = 40 + 60 = 100 (Probe: p2G = 160 - x2G = 160 – 60 = 100)
Die Verschiebung der Nachfragekurve führt somit zu einer Erhöhung des Gleichgewichtspreises (von 95 auf 100) und der Gleichgewichtsmenge (von 55 auf 60).
Lösung zu Aufgabe (3):
Einsetzen des Fixpreises in die Angebotsfunktion ergibt:
pF = 120 = 40 + xA
xA = 80
→ Angebotsmenge
Einsetzen des Fixpreises in die Nachfragefunktion ergibt:
pF = 120 = 160 – xN
→ Nachfragemenge
xN = 40
Damit ergibt sich ein Überschussangebot (negative Überschussnachfrage) von:
xA - xN = 40
Überschussangebot = negative
Überschussnachfrage bei pF = 120
P
pF
120
110
Angebotskurve
p = 40 + xA
p2G 100
p 1G
90
Nachfragekurve
p = 160 – xN
80
70
60
50
40
30
Nachfragekurve
p = 150 – xN
20
10
10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120
x1G x2G
x
Umdruck 14
Hinreichende Bedingungen für eine Markträumung
1. BEISPIELE FÜR EINE VERLETZUNG VON EXISTENZBEDINGUNGEN
Definition: Eine Verletzung von Existenzbedingungen liegt vor, wenn kein
Schnittpunkt von Angebots- und Nachfragekurven existiert.
Beispiele:
P
P
A
A
N
N
x
x
Beispiel 1
Beispiel 2
2. EXISTENZBEDINGUNGEN
Es müssen Angebots- und Nachfragekurven existieren, für die folgende
Teilbedingungen gelten:
(1) Die Angebotskurve muss steigend verlaufen.
(2) Die Nachfragekurve muss fallend verlaufen.
(3) Der Prohibitivpreis der Nachfrager muss über dem Minimalpreis der
Anbieter liegen.
3. STABILITÄTSBEDINGUNG
Bei einer Gleichgewichtsstörung – d. h. bei xÜ ≠ 0 – muss der Preis ohne
große Verzögerungen in kleinen Schritten entsprechend der Auktionatorregel verändert, d. h. in Richtung des Vorzeichens von xÜ = xN – xA variiert
werden.
Umdruck 15
Das (1.) Nachfragegesetz und die Preiselastizität der Nachfrage
1. GESETZESFORMULIERUNG
Nachfragekurven verlaufen – von bestimmten, aufzählbaren Sonderfällen abgesehen –
stets fallend, d. h. die Steigung ist negativ (dp/dx < 0). Niedrigeren Preisen sind somit
höhere Mengen zugeordnet als höheren Preisen, und Preiserhöhungen vermindern ceteris
paribus die nachgefragte Menge. Drückt man dies mit Hilfe der Kennziffer
Preiselastizität εx / p aus, bedeutet dies, dass εx / p < 0.
2. DEFINITION VON ELASTIZITÄTEN
Unter Elastizitäten versteht man das dimensionslose Verhältnis zweier relativer
Änderungen, unter Verwendung von Prozentzahlen also einen Quotienten aus zwei
Prozentzahlen. In den Nenner schreibt man die Variable, die eine Veränderung auslöst
(Ursache), in den Zähler die Variable, bei der eine Veränderung herbeigeführt wird
(Wirkung). Benannt wird die Elastizität nach der Ursache (oft unter Hinzufügung der
Wirkung)
3. DEFINITION DER PREISELASTIZITÄT
Die Preiselastizität der Nachfrage beschreibt, um wieviel Prozentpunkte sich die
Nachfragemenge x nach einem Gut ändert, wenn man den eigenen Preis dieses Gutes
ceteris paribus um 1 % erhöht:
εx / p
x2 − x1
x1
=
p2 −p1
p1
4. BEISPIEL
x1 = 200, x2 = 180, p1 = 100, p2 = 110. Folgt:
εx / p
180 − 200
−20
- 10 %
200
200
=
=
=
= −1
110 − 100
+ 10 + 10 %
100
100
5. BESTANDTEILE DER PREISELASTIZITÄT
In infinitesimaler Schreibweise gilt: εx / p = dx x : dp p = p x ⋅ dx dp = p x : dp dx .
Dies zeigt, dass sich die Preiselastizität aus zwei Kennziffern ergibt: aus den
Koordinaten eines Punktes auf der Kurve, der gerade betrachtet wird, und aus der
Steigung der Nachfragekurve. Da die Steigung negativ ist und p/x beim Prohibitivpreis
den Wert Unendlich, bei der Sättigungsmenge dagegen den Wert Null annimmt,
durchläuft die Preiselastizität bei der Wanderung auf einer Nachfragekurve vom
Prohibitivpreis zur Sättigungsmenge alle Werte von - ∞ bis 0. Außerdem gilt, dass εx / p
ceteris paribus um so kleiner ist, je kleiner p/x und je größer der Absolutwert von dp/dx.
Kleinpreisartikel mit niedrigem p/x und Notwendigkeitsgüter mit steilen
Nachfragekurven (also großen Beträgen von dp/dx) haben deshalb niedrige Elastizitätswerte.
Umdruck 16
Der Einfluss von Substitutions- und Komplementärgüterpreisen
1. GESETZ DES EINFLUSSES VON SUBSTITUTIONSGÜTERPREISEN
Substitutionsgüterpreise sind von Bedeutung für die Lage von Nachfragekurven im p-xRaum. Ihre Variation führt deshalb zu Verschiebungen von Nachfragekurven in diesem
Raum. Erhöht sich der Preis eines Substitutionsgutes wie z. B. Margarine, verschiebt
sich die Nachfragekurve eines betrachteten Gutes wie z. B. Butter nach außen; sinkt ein
Substitutionsgüterpreis, verschiebt sich die betrachtete Kurve nach innen.
2. GESETZ DES EINFLUSSES VON KOMPLEMENTÄRGÜTERPREISEN
Auch Komplementärgüterpreise beeinflussen die Lage von Nachfragekurven im p-xRaum. Verändern sich Komplementärgüterpreise, verschieben sich Nachfragekurven
infolgedessen ebenfalls. Erhöht sich der Preis eines Komplementärgutes wie z. B.
Benzin, verschiebt sich die Nachfragekurve eines betrachteten Gutes wie etwa Autos
nach innen; sinkt der Preis eines Komplementärgutes, verschiebt sich diese Kurve
dagegen nach außen.
3. DEFINITION VON KREUZPREISELASTIZITÄTEN
Kreuzpreiselastizitäten beschreiben den Einfluss der Variation eines Preises pB eines
Gutes B auf die Nachfragemenge xA eines Gutes A. Entsprechend der allgemeinen
Elastizitätsformel lautet ihre Definitionsgleichung folgendermaßen:
x 2A − x 1A
ε x A / pB =
x 1A
p B2 − p1B
p1B
Da die Preiserhöhung bei einem Substitutionsgut die Nachfragekurve auf dem
betrachteten Markt nach außen verschiebt (s. o.), ist die Kreuzpreiselastizität von
Substitutionsgütern positiv. Da eine Preiserhöhung bei einem Komplementärgut (die das
„Güterpäckchen“ ja teurer macht) die betrachtete Nachfragekurve nach innen verschiebt,
ist die Kreuzpreiselastizität von Komplementärgütern negativ.
Umdruck 17
Kostenkurven
1. VORBEMERKUNG
Kostenkurven können eine unterschiedliche Gestalt haben. Die meisten Kurven lassen
sich mit Hilfe von „Schmiegeparabeln“ dritter Ordnung annähern. Im folgenden wird zu
Definitionszwecken davon ausgegangen, dass sich die Gesamtkostenkurve eines Jahres –
d.h. die Kurve, welche die Kosten eines Jahres mit den Produktionsmengen dieses Jahres
verknüpft – als Parabel dritter Ordnung darstellen lässt.
2. GESAMTKOSTENKURVEN
K
= ax
³2
+ bx
² +4cx
{
14
44
44
3+d
Kf
KV
K = (totale) Gesamtkosten
KV = variable Gesamtkosten
Kf = gesamte Fixkosten ( = Kosten der Betriebsbereitschaft)
3. DURCHSCHNITTSKOSTENKURVE
kt = K : x = a x² + b x + c + d/x
kv = Kv : x = a x² + b x + c
kf = Kf : x = d/x
kt = totale Durchschnittskosten
kv = variable Durchschnittskosten
kf = Fixkosten pro Stück
.
4. GRENZKOSTENKURVE
K’ = dK / dx = 3 x² + 2 b x + c
5. ANSCHAULICHE DEFINITION UND EMPIRISCHE ERMITTLUNG DER GRENZKOSTEN
Als Grenzkosten bezeichnet man die Zusatzkosten, die von einer zusätzlichen
Produktionseinheit verursacht werden. Ist die Kostenelastizität
εK / x =
∆K ∆x ∆K x
:
=
⋅
K
x
∆x K
aus Schätzungen oder Befragungen bekannt, gilt:
∆K
K
= εK / x ⋅
∆x
x
.
Die Grenzkosten ergeben sich dann also als Produkt aus der Kostenelastizität (dem
Anstieg der Kosten bei einer Outputerhöhung um 1 %) und den (rechnerisch ermittelbaren) Durchschnittskosten vor Produktionserhöhung.
Umdruck 18
Individuelle Angebotskurve
Individuelle Angebotskurve = Kurve durch die Punkte ABCD senkrecht
über D hinaus.
B = Minimum der variablen Stückkosten.
C = Minimum der totalen Stückkosten = Betriebsoptimum.
Umdruck 19
Horizontaladdition von Angebotskurven
p
p
Unternehmen 1
f
c+f
c
e
c+e
p1
d
b
p2
Marktangebot
c
p4
p3
p
Unternehmen 2
b+d
a
a
x
x
x
Umdruck 20
Angebotsgesetze
1. VERLAUF KURZFRISTIGER MARKTANGEBOTSKURVEN
Kurzfristig - d.h. „bei gegebenem Betrieb“ – verlaufen Marktangebotskurven auf
Wettbewerbsmärkten (von aufzählbaren Ausnahmen abgesehen) steigend, weil die
Anbieter i.d.R. unterschiedliche Preisuntergrenzen haben, weil der Abzug von Produktionsfaktoren aus anderen Verwendungsrichtungen aufgrund des Gesetzes vom
fallenden Grenznutzen mit steigenden Verzichtskosten und damit Faktorpreisen
einhergeht und weil schlechter geeignete Faktoren mit niedrigerer Produktivität
eingesetzt werden müssen und sich somit das Gesetz vom fallenden Grenzertrag
bemerkbar macht.
2. EINFLUSS VON FAKTORPREISÄNDERUNGEN
Erhöhen sich die Preise von Produktionsfaktoren, deren Einsatz mengenabhängig ist,
verschieben oder drehen sich Grenzkostenkurven ceteris paribus nach oben. Dies
bedeutet, dass die Anbieter vorgegebenen Preisen niedrigere Angebotsmengen
zuordnen und dass sich die Marktangebotskurve nach oben verschiebt und/oder dreht.
Faktorpreissenkungen haben eine umgekehrte Wirkung.
3. EINFLUSS VON PRODUKTIVITÄTSÄNDERUNGEN
Erhöhen sich die Produktivitäten von Produktionsfaktoren, deren Einsatz mengenabhängig ist, verschieben oder drehen sich Grenzkostenkurven ceteris paribus nach
unten, weil eine zusätzliche Produkteinheit nun mit einem niedrigeren Faktoreinsatz
hergestellt werden kann. Die bedeutet, dass die Anbieter vorgegebenen Preisen höhere
Angebotsmengen zuordnen und dass sich die Marktangebotskurve nach unten verschiebt oder dreht. Produktivitätssenkungen haben im Prinzip die umgekehrte Wirkung, spielen in der Realität aber kaum eine Rolle
4. EINFLUSS DER ANBIETERZUSAMMENSETZUNG UND/ODER VON RATIONALISIERUNGSINVESTITIONEN
Steigt in einer Anbieterpopulation der Anteil von Unternehmen mit niedrigeren
Grenzkosten, verschiebt oder dreht sich die Marktangebotskurve ceteris paribus nach
unten. Eine solche Entwicklung ist der Regelfall; umgekehrte Variationen sind
denkbar, spielen in der Realität aber kaum eine Rolle.
5. EINFLUSS VON ERWEITERUNGSINVESTITIONEN
Erweitern die auf einem Markt vorhandenen Anbieter ihre Kapazitäten und/oder treten
neue Anbieter zusätzlich in den Markt ein, verschieben und/oder drehen sich
Angebotskurven nach unten.
Umdruck 21
Übungsaufgaben zu den Nachfrage- und Angebotsgesetzen
Auf einem funktionsfähigen Wettbewerbsmarkt für ein superiores
Gut treten jeweils ceteris paribus und nacheinander folgende Ereignisse ein:
(1) Das Durchschnittseinkommen der Bevölkerung steigt.
(2) Die Löhne werden in der betrachteten Branche – und nur dort –
erhöht.
(3) Der Zoll für importierte Rohstoffe steigt.
(4) Der Preis eines Substitutionsgutes steigt.
(5) Der Preis eines Komplementärgutes steigt.
(6) Die Arbeitsproduktivität erhöht sich.
(7) In der Anbieterpopulation steigt der Marktanteil von
Unternehmen mit niedrigeren Grenzkosten.
Ermitteln Sie mit Hilfe von geeigneten Zeichnungen die aus diesen
Ereignissen resultierenden Richtungen der Änderungen von Mengen
und Preise. Gestalten Sie Ihre Zeichnungen mit Hilfe von Indizes
und Pfeilen dabei so, dass die Änderungsrichtungen eindeutig
ersichtlich sind.
Umdruck 22
Musterlösungen zu Umdruck 21
Umdruck 23
Vereinfachte Regelkreisdarstellung des Markträumungsprozesses
Umdruck 24
Verlauf des Markträumungsprozesses in der Elektrotechnischen Industrie
Umdruck 25
Renditevariation, Investitionsregel und Wachstumswirkungen
1. RENDITEDEFINITION
r=
G U-K
p x-k x
x
=
=
= (p - k)
= g πC
C
C
C
C
mit g = Stückgewinn und πC = Kapitalproduktivität
o Man kann K so definieren, dass darin alle Kostenelemente enthalten sind außer
dem Entgelt für den Faktor Kapital. G entspricht dann der Entlohnung für die
Kapitalgeber.
o Man kann K aber auch so definieren, dass die Normalrendite rN für den Faktor
Kapital schon in K enthalten ist. Dann ist G der Übergewinn und r die Überrendite.
Das Kapitaleinkommen ist dann r + rN.
2. KURZFRISTREAKTIONEN DER RENDITE
Bei gegebenen Kapazitäten führt
o ein Anstieg des Marktpreises p (nach dem Überschreiten der kurzfristigen Preisuntergrenze) ceteris paribus zu einem Anstieg der Rendite, weil
- bis zum Erreichen der Kapazitätsgrenze g und πC steigen und
- beim Erreichen der Kapazitätsgrenze g steigt und πC konstant bleibt;
o ein Anstieg von k (z.B. aufgrund eines Steigens von Lohn- oder Materialkosten)
ceteris paribus zu einem Fallen von r;
o ein Anstieg von πC (z.B. aufgrund technischen Fortschritts) zu einem Anstieg von r.
3. INVESTITIONSREGEL
Wer seinen Gewinn langfristig maximieren will, muss Renditedifferenzen ausnutzen
und an Orten mit höherer Kapitalrendite investieren. Vergleicht man mit einer
Finanzinvestition in (sichere) Staatsanleihen, so ist diese Investition einen
Sachkapitalinvestition also vorzuziehen, wenn die Sachkapitalinvestition keine Rendite
erbringt, die so viel höher ist, dass ihr größeres Risiko überkompensiert wird.
4. WACHSTUMSWIRKUNGEN
Werden die Kapazitäten auf einem Markt ausgebaut, führt dies zu einer Verschiebung
der Angebotskurve nach unten und damit ceteris paribus zu einem Fallen des
Marktpreises. Wegen der unter (2) genannten Reaktionen hat dies ein Fallen der
Rendite zur Folge, die auf dem Markt erzielt wird.
Umdruck 26
Die langfristige Selbstregulierung von Angebot und Nachfrage I:
langfristiges Gleichgewicht
A
Preise
Kosten
N
langfristige Preisuntergrenze (p = kt)
A
N
xopt xopt
nxopt
xopt
x
n = Zahl der Betriebe
Die langfristige Selbstregulierung von Angebot und Nachfrage II:
Variationsprobleme der Preisbildung bei einer
Verschiebung der Nachfragekurve
Preise
Kosten
A1
A2
A3
N2
An
p1*
p2
N1
p3
p1 = pn
A3
A2
An
N2
N1
x1
x2
x3
xn
langfristige Preisuntergrenze (p = kt)
Menge
Umdruck 27
Vereinfachte Regelkreisdarstellung des Renditenormalisierungsprozesses
Umdruck 28
Verlauf des Renditenormalisierungsprozesses in der
Elektrotechnischen Industrie
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