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Kurz & kritisch
junger Abend. Nicht so jung ist das denkmalgeschützte Kurtheatergebäude von
1952, um dessen Renovation derzeit gestritten wird. Aber etliche Inszenierungen, die dort gezeigt werden, sind fit.
Alexandra Kedves
Nächstes Highlight: Philipp Hochmair,
«Der Prozess», Monolog nach Franz
Kafka. 7. April. www.kurtheater.ch
Der Sportlehrer und seine beiden jugendlichen Peiniger. Foto: Kerstin Schomburg
Theater
Juli Zehs «Spieltrieb»
auf der Bühne
Baden, Kurtheater – Ein furioses Finale:
Die Uraufführung von Juli Zehs Roman
«Spieltrieb», in der Bühnenfassung von
Bernhard Studlar, machte dem Publikum an der Derniere am Mittwoch in Baden genauso Feuer unterm Hintern wie
damals an der Premiere in Hamburg vor
vier Jahren. Und uns auch: Also brechen
wir sie, die Regel, über Abgespieltes
nicht zu berichten. Barbara Riecke
stellt am Kurtheater Baden mit nur
600 000 Franken ein superbes Programm auf die Beine; und ihre Einladung von «Spieltrieb» ist ein Coup.
Juli Zehs viel diskutierter Roman
erzählt vom Frühlingserwachen zweier
präpotenter Teens an einem Elitegymnasium. Ada und Alev sind abgebrüht
und genervt: Jana Schulz gibt eine gottverlassene Göre zwischen Null-Bock
und Brutalität; Max Mayer als frustrier-
ter Zyniker Alev ist ihre Leitfigur. Diese
selbst ernannten «Urenkel des Nihilismus» wollen die Spieltheorie testen:
Was passiert, wenn Sportlehrer Smutek
in eine Zwangslage manövriert wird und
jeder Schritt für ihn eine persönliche
Havarie bedeutet? Das Druckmittel ist –
was sonst? – Sex. Weil Smutek sich einmal dazu verleiten liess, wird er nun erpresst, es wieder und wieder zu tun –
und sich dabei filmen zu lassen (schön
zerrissen: Marco Albrecht).
Dass der junge Zürcher Regisseur Roger Vontobel das Publikum im zweiten
Teil des dreistündigen Abends seinerseits dazu zwingt, es wieder und wieder
zu sehen, irritiert. Er macht uns so aber
zu Voyeuren und Komplizen auf einer
intellektuellen Irrfahrt, die uns ja im
wortgewaltigen ersten Teil besticht. Zudem werden die gelegentlichen Längen
durch die Frische des Ensembles vom
Deutschen Schauspielhaus mehr als
wettgemacht. «Spieltrieb» ist samt
Soundtrack in vieler Hinsicht ein sehr
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