Programmheft - Badisches Staatstheater Karlsruhe

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uraufführung
ballett von peter breuer
siegfried
siegfried
Ballett von Peter Breuer
Musik von John Adams, Franz Liszt & Richard Wagner
Choreografie & Inszenierung Libretto
Bühne & Kostüme Licht Ballettmeister & Choreografische Assistenz
Ballettmeister
Dramaturgie Peter Breuer Andreas Geier
Dorin Gal Peter Breuer, Eduard Stipsits
Matthias Deckert
alexandre kalibabchuk
Esther Dreesen-Schaback
Badische Staatskapelle
Musikalische Leitung Christoph Gedschold
URaufführung 19.11.11 GrosseS HAUS
Aufführungsdauer 2 ½ Stunden, eine Pause
Aufführungsrechte für John Adams Boosey & Hawkes, Hendon Music,
Schirmer / Sikorski und für Richard Wagner beim Schott Verlag
Mit freundlicher Unterstützung der Sparda-Bank Baden-Württemberg
Sehr verehrtes, liebes Publikum,
mit großer Freude möchte ich Ihnen die neue Kreation des aus Bayern stammenden
Choreografen Peter Breuer präsentieren. Dies ist bereits die zweite Zusammenarbeit mit
dem seit 20 Jahren am Landestheater Salzburg wirkenden Ballettdirektor und Chefchoreografen und schließt an die erfolgreiche Zusammenarbeit an, bei der das Ballett
Tschaikowski entstanden ist. Mit seinem neuen Werk Siegfried hat er sich unserem
Spielzeitmotto Von Helden gewidmet und die Sage um den ersten Helden der deutschen
Literatur zu einem Ballett geformt. Mit großer Hingabe hat sich das Ensemble dieser Herausforderung gestellt. Die Arbeit mit Peter Breuer bedeutet nicht nur mentale Hingabe
sondern natürlich vor allem großen körperlichen Einsatz, denn sein Stil ist ausgesprochen kraftvoll und dynamisch. Wir sind sehr froh über die erneute Zusammenarbeit und
freuen uns auf die Uraufführung dieses großen Werkes.
Ich wünsche Ihnen, dass diese zeitlose Geschichte um Liebe, Macht, Verrat und Tod Sie
in ihren Bann zieht und Ihnen einen noch lange nachklingenden Abend bereitet.
Mein Dank gilt der Sparda-Bank Baden-Württemberg für die treue und großzüge Unterstützung!
Herzlichst
Ihre
Birgit Keil
2
Bruna Andrade, Admill Kuyler
3
vom traum zur
wirklichkeit
ZUM INHALT
Prolog
Ute, Königin am Wormser Hof und erblindete Mutter der schönen Kriemhild, sieht
ein Unglück voraus: In dunkler Vorahnung
zeichnet sich ein Geschlechterkampf ab,
der in einem Mord enden wird. „Mystische
Begleiter“, die Hauptfiguren charakterlich
ergänzenden Fabelwesen, sind Teil der
Erzählung.
In Worms hält Gunther die Geschäfte in
der Hand. Seine Schwester Kriemhild hat
gerade Siegfried geheiratet. Dieser hat
Gunther geholfen, die nahezu unbezwingbare Brünhild als Frau für ihn zu gewinnen.
In der Annahme, dass Hagen, engster
Gefolgsmann von Gunther, Siegfried
beschützen will, verrät Kriemhild das
Geheimnis der verwundbaren Stelle am
Rücken des sonst unverwundbaren Hel4
den. Kriemhild ahnt, dass sie Siegfried mit
der Preisgabe dieses Geheimnisses dem
Tod ausgeliefert hat.
Sie erinnert sich an einen Traum, in dem sie
einen Falken aufzieht, der von zwei Adlern
zerfleischt wird. Ihre Mutter deutet, dass
der Falke für einen edlen Mann steht, den
Kriemhild zwar kennenlernen und lieben,
den sie aber auch wieder verlieren wird.
I. AKT
Die Geschichte von Siegfried und Kriemhild entrollt sich erneut: Ute erzählt ihrer
Tochter von Siegfrieds großen Taten,
davon, wie er die Nibelungen und Zwerg
Alberich, Hüter des Nibelungenhorts,
besiegt, und aus dem Schatz Tarnmantel
und Tarnkappe an sich genommen hat. Sie
erzählt auch davon, wie Siegfried einen
Drachen erschlagen hat und sich bis auf
eine Stelle am Rücken durch ein Bad in
dessen Blut unverwundbar gemacht hat.
Gunther erhält Nachricht, dass ein Mann
auf dem Weg zu ihm ist und um Kriemhilds
Hand anhalten will. Er begrüßt Siegfried
standesgemäß. Hagen tritt dem fremden
Edelmann skeptisch gegenüber. Kriemhild
und Siegfried begegnen sich zum ersten
Mal und verlieben sich ineinander. Doch
Siegfried will erst um Kriemhild werben,
wenn auch Gunther eine Braut gefunden
hat. Der hat sich allerdings die unbezwingbare Brünhild, Königin von Island,
auserwählt. Sie verfügt über magische
Kräfte und ist nicht bereit, sich einem
Mann hinzugeben, den sie besiegen kann.
Siegfried scheint der Einzige zu sein, der
sich mit ihr messen kann. Es stellt sich
heraus, dass sowohl Kriemhild als auch
Brünhild Siegfried zum Mann wünschen.
Siegfried verspricht, Brünhild für Gunther
zu gewinnen, wenn er ihm dafür Kriemhild
zur Frau gibt.
Siegfried, Gunther und Hagen segeln
nach Island. Auf Island zeigen sich
Brünhild und ihr Frauenheer, die Walküren, stark und unabhängig. Siegfried gibt
sich als unfreiwillig mitgereister Vasall
von Gunther aus. Erstaunt darüber, dass
Gunther und nicht Siegfried um sie wirbt,
lässt sich Brünhild auf einen Zweikampf
mit Gunther ein. Durch die Tarnkappe unsichtbar gemacht, steigt Siegfried in den
Kampf mit ein und besiegt an Gunthers
Stelle die Umworbene. Brünhild willigt in
die Ehe mit Gunther ein und reist mit den
Männern zurück nach Worms.
Hier wird Siegfried zu Brünhilds Verwunderung jedoch nicht wie ein Gefolgsmann,
sondern genau so königlich behandelt wie
Gunther. Die Doppelhochzeit von Sieg-
fried und Kriemhild sowie von Gunther
und Brünhild wird gefeiert. In der Hochzeitsnacht verlangt Brünhild von Gunther
eine Erklärung dafür, warum sein Vasall
Siegfried trotz niederen Standes gut genug für die eigene, königliche Schwester
ist. Gunther verweigert ihr die Auskunft,
da er seine Ehe nicht gefährden will.
Brünhild soll den Betrug nicht erfahren.
Daraufhin verweigert sie ihm den Vollzug
der Ehe. Wieder muss Siegfried helfen. Er
schleicht unsichtbar in Gunthers Schlafzimmer und ringt Brünhild im Ehebett
nieder. Schließlich gibt sie sich freiwillig
hin und schenkt dem getarnten Siegfried
als Ausdruck ihrer Liebesbereitschaft
ihren Gürtel. Dann tauschen Gunther und
Siegfried die Plätze.
Siegfried weiht Kriemhild in das nächtliche
Geschehen ein und gibt ihr den Gürtel
als Beweis dafür, dass er Gunther erneut
helfen musste.
Noch einmal erscheint die hellseherische
Ute: Sie ahnt, dass sich hier eine Katastrophe abzeichnet.
Pause
II. Akt
Kriemhild ist trotz ihrer großen Liebe zu
Siegfried unglücklich. Sie spürt mit wieviel Blut und Demütigung er zu Macht und
Reichtum gelangt ist. Der Held Siegfried
bleibt ihr unnahbar.
Brünhild ist immer wieder darüber verärgert, dass Kriemhild und Siegfried in der
Öffentlichkeit ebenso hochachtungsvoll
wie sie und Gunther behandelt werden.
In Brünhild hegt sich der Verdacht, dass
sie betrogen worden ist. Beim Eintreten
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in den Wormser Dom geraten die beiden
Frauen über die Rangordnung ihrer Männer und damit auch ihre eigene in Streit.
Um die Überlegenheit Siegfrieds endgültig klar zu stellen, zeigt Kriemhild vor allen
Anwesenden den von Brünhild gegebenen Gürtel. Hagen fasst den Entschluss,
seine gedemütigte Königin zu rächen.
Er überzeugt Gunther davon, dass er
durch Siegfrieds Tod nicht nur den Nibelungenschatz an sich nehmen könnte,
sondern auch die Ehre der Wormser
Familie wieder herstellen würde. Zögernd
willigt Gunther ein.
Der Moment, in dem Hagen versucht,
Kriemhild das Geheimnis von Siegfrieds
einzig verwundbarer Stelle zu entlocken,
wiederholt sich. Kriemhild zeigt die Stelle
auf Siegfrieds Rücken. Sie hat aber nicht
den Mut, ihren Verrat zu gestehen. Siegfried nimmt die Warnung nicht ernst.
Hagen ermordet Siegfried im Wald. In
einer letzten Vision sieht der Sterbende
noch einmal sein Leben an sich vorbei
ziehen.
Epilog
Zu Hause zurückgeblieben, ahnt Kriemhild das Unheil. Hagen trägt den toten
Siegfried herbei. Der Traum vom gejagten
Falken ist Wirklichkeit geworden, und sie
erkennt die eigene Schuld. Am Horizont
erscheint bereits der nächste Held: Etzel,
ein möglicher neuer Ehemann, an dessen
Seite sie Rache üben könnte. Aber sollte
es erneut Hoffnung geben, wenn Gewalt
der Preis dafür ist?
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Musiktitel
in chronologischer reihenfolge
I. Akt
John Adams (geb. 1947)
Harmonielehre Teil I (1981)
Franz Liszt (1811 – 1886)
Dante-Sinfonie 1. Satz Inferno
Richard Wagner (1813 – 1883)
Siegfrieds Heldentat*
Siegfried und Brünhild*
Hagen**
Waldweben**
Walkürenritt
John Adams Shaker Loops Part I Shaking and Trembling (1978)
Short Ride in a Fast Machine (1986)
Richard Wagner Brünhilds Opfertat
II. Akt
John Adams nach Franz Liszt Die schwarze Gondel
Richard Wagner Siegfrieds Heldentat*
John Adams My Father knew Charles Yves Teil III The Mountain
Richard Wagner Mimes Furcht
Das magische Schwert wird geschmiedet
John Adams Harmonielehre Teil III
Richard Wagner Siegfrieds Tod*
Trauermusik*
* The Ring – an orchestral adventure, arrangiert von Henk de Vlieger nach
Richard Wagner Der Ring des Nibelungen
** Der Ring ohne Worte für Orchester, arrangiert von Lorin Maazel nach
Richard Wagner Der Ring des Nibelungen
Folgeseite Barbara Blanche, Flavio Salamanka
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frauenzank &
Männerlüge
ZUM STÜCK
Drei abendländische Sagenkreise, die
Ilias mit der Sage um Troja von Homer,
das Rolandslied, oder Chanson de Roland
und die Nibelungensage sind für unsere
Kultur identitätsstiftend und sind bis heute Quelle unserer Mythen. Die Ursprünge
der Nibelungensage gehen zurück bis
in die Zeit der germanischen Völkerwanderung. Die auf 1200 zu datierende
schriftliche Überlieferung ist liedhaft,
also strophisch, gereimt und in durchgängigem Versmaß. Daher schließlich
die Bezeichnung Nibelungenlied. Darin
wird die Geschichte von Siegfrieds Leben
bis zu seinem Tod und vom Untergang
der Burgunden, eines in und um Worms
ansässigen germanischen Volksstamms,
geschildert. Historische Fakten wurden
durch fiktive Figuren und typische literarische Themen wie z. B. Liebe, Brautwerben und Verrat ergänzt und neu erzählt.
Das Nibelungenlied, dessen Autor unbekannt geblieben ist, war im Mittelalter in
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mehreren Handschriften verbreitet. Zu
Beginn der Neuzeit geriet es dann mehr
und mehr in Vergessenheit. Während der
Aufklärung waren Mythen ohnehin aus
der Mode gekommen, und dies hielt noch
bis zur zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts an. Griechische, humanistische
Themen waren von allgemeinem Interesse und nicht germanische Heldensagen.
Sogar Friedrich der Große wertete eine
ihm gewidmete, neu herausgebrachte
Handschrift der Nibelungensage als
„elendes Zeug“ ab, das es nicht wert sei,
aus dem Staub gezogen zu werden.
In der Romantik erfuhr das Mittelalter
dann eine neue Aufwertung. 1803 nahmen
Ludwig Tieck und Wilhelm Wackenrode in
einem Vorwort zu schwäbischen Minneliedern wieder Bezug auf das Nibelungenlied. Aufgrund der Bedrohung durch
das napoleonische Frankreich wuchs das
nationale Bewusstsein und somit das Interesse an eigenen literarischen Wurzeln
in Deutschland. Jacob Grimm führte die
Forschung weiter und entwickelte die
romantische Theorie, dass es sich bei dem
Nibelungenlied um Kollektivpoesie handelt, also dass kein Dichter als alleiniger
Autor zu nennen sei.
Inhaltlich kann man beim Nibelungenlied
von zwei Teilen sprechen. Im ersten Teil
geht es hauptsächlich um die Beziehung
zwischen dem aus dem niederländischen Xanten stammenden Königssohn
Siegfried und der von ihm geehelichten
Burgunden-Königstochter Kriemhild aus
Worms. Deren Bruder Gunther gewinnt
mit Siegfrieds Hilfe die isländische Königin Brünhild zur Frau. Nach Siegfrieds
Tod, verursacht durch Gunthers Vasall
Hagen, setzt dann der zweite Teil des
Nibelungenliedes ein, der den Untergang
der Burgunden schildert.
Das Ballett Siegfried von Peter Breuer
widmet sich dem ersten Teil des Nibelungenliedes. Der Hauptkonflikt, der schließlich auch zu Siegfrieds Tod führt, ist ein
emotionaler Konflikt. Durch den Betrug
Siegfrieds und Gunthers an der isländischen Königin Brünhild wird die Grundlage für die folgenden Streitigkeiten gelegt.
Konkret bedeutet dies: Um Kriemhild zur
Frau zu bekommen, verhilft Siegfried
ihrem Bruder Gunther zu dessen Auserwählten, Brünhild. Diese akzeptiert keinen Mann, der sich nicht mit ihren Kräften
messen kann. Da sie aber übermenschliche Kräfte besitzt, kann sie von Gunther
nicht gewonnen werden. Durch einen
Trick wird sie vom unsichtbaren Siegfried
im Kampf so besiegt, dass sie glauben
muss, Gunther hätte sie bezwungen. Eine
ähnliche Betrugskonstellation wiederholt
sich in Worms in der Hochzeitsnacht.
Wieder steht Siegfried Gunther zur Seite
und ringt Brünhild im Ehebett getarnt nieder. Siegfried nimmt ihren Gürtel mit und
gibt ihn seiner eigenen Braut als Trophäe.
Diese zwei Momente des Betrugs setzen
eine falsche Tatsache in die Welt, nämlich
dass Gunther der rechtmäßige Ehemann
für Brünhild sei. In diesen Betrug spielt
auch mit hinein, dass sich Siegfried bei
der ersten Begegnung auf Island vor
Brünhild als Gunthers Vasall ausgegeben
hat, um als Werbender gar nicht erst in
Betracht gezogen zu werden. Somit muss
Brünhild annehmen, sie und Gunther seien Siegfried und Kriemhild durch Stand
und Rang übergeordnet.
Aus diesem zweifachen Lügengeflecht
entsteht der Konflikt, der in der Literaturwissenschaft als sogenannter Frauenzank bezeichnet wird. Bei einem Gang in
den Wormser Dom erwartet Brünhild, vor
Kriemhild gehen zu dürfen, ist Kriemhild
doch nur die Frau eines Vasallen und
nicht eines Königs. Als Kriemhild, aus
deren Sicht Brünhilds Verhalten ebenso
zu Recht kompromittierend ist wie im
umgekehrten Fall, den Gürtel, die Trophäe
des „Liebes“-Betts, in aller Öffentlichkeit
präsentiert, ist Brünhilds Demütigung
komplett. Aus dieser entwürdigenden
Situation heraus fasst Hagen den Plan,
Brünhilds Schande mit Siegfrieds Tod zu
rächen. Hier wird möglicherweise unbeabsichtigt das Heldenmodell hinterfragt.
Es ist doch ein interessanter Held, der
über seine eigens verursachten Kollateralschäden stolpert und schließlich durch
ihre Folgen stirbt. Denn der Streit der
beiden Frauen um die Rang- und Standesfrage, die dann zum Racheplan und dem
dann folgenden Mord führt, entsteht nur
aufgrund der zwei von Siegfried und den
Männern inszenierten Wirklichkeiten.
Siegfried scheitert an sich selbst.
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Im Rausch der eigenen
kraft
ZUR INSZENIERUNG
Peter Breuer und Andreas Geier im Gespräch mit Esther Dreesen-Schaback
Peter Breuer, was hat Sie an dem Siegfried-Stoff am meisten interessiert?
P. B.: Mich interessiert die Mystik des Mittelalters. Besonders scheint mir für diese
Zeit die Ablösung der nordischen Götter
und Heldenkulte durch den aufkommenden
Katholizismus. Die nordische Lebens- und
Ritualkultur, die hat mich fasziniert.
Andreas Geier, wie verhält sich das Libretto zum Urtext „Das Nibelungenlied“?
Was musste herausgestrichen werden und
warum? Welche Aspekte waren Ihnen aus
dieser Vorlage wichtig, welche nicht?
A. G.: Da allein der 1. Teil aus 19 Abenteuern/Kapiteln besteht, war von Anfang
an klar, dass wir uns beschränken müssen. Zudem ist es im Ballett nicht möglich
Vorkommnisse nur zu erzählen, wie das
z. B. in Wagners Der Ring des Nibelungen
passiert. Wir haben uns daher auf die
emotionalen Beziehungen der Hauptfigu12
ren konzentriert. Und dann wurde sehr
schnell klar, dass Kriemhild wie im Urtext
im Mittelpunkt stehen soll. Mit Ute, ihrer
Mutter, und Brünhild hatten wir dann drei
starke Frauenfiguren, was auch tänzerisch viel interessanter ist, als nur das
„Märchen“ vom Drachentöter zu erzählen. Das auszudrücken, was in Worten
nicht fassbar ist, ist für uns das Spannende in diesem Ballett.
Sie haben sich sogar Siegfrieds Vorgeschichte gestellt. Wie haben Sie das
Drachenproblem gelöst, Herr Breuer?
Es ist eine Mischung aus Tänzerkörper
und der Bühnentrickkiste geworden. In
jedem Fall verspreche ich ein großes,
sehr großes Ungeheuer.
Herr Geier, Sie haben einmal gesagt,
dass Siegfrieds Verhalten Sie an das
von Jugendlichen erinnert. Das PhänoSu-Jung Lim
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men, hinauszuziehen und Abenteuer zu
erleben, Aufgaben zu bewältigen, sich in
der Welt zu behaupten, trifft sowohl auf
klassische Helden als auch auf Jugendliche zu? Halten Sie Siegfried für einen
unüberlegten Starken, der zu laut mit
dem Säbel rasselt?
A. G.: Bei Siegfrieds Beschreibung im
Nibelungenlied fällt auf, dass er die Konsequenzen des eigenen Handelns nicht
abschätzt. Er handelt immer intuitiv, problematisiert nicht, was ja durchaus einen
sympatischen Zug hat. Aber er übernimmt
auch keine Verantwortung für sein Tun,
lässt sich keine Ratschläge geben und,
bevor er das lernen kann, wird er getötet.
Siegfried lebt immer im Jetzt, im Rausch
der eigenen Kraft. Was ihn scheinbar unverwundbar macht, ist der Glaube an die
eigene Unsterblichkeit, weil sein Blick eben
noch nicht auf das Morgen gerichtet ist.
Herr Breuer, die Hauptfiguren haben von
Ihnen eine Ergänzung erfahren. Neben
den wichtigsten Charakteren tauchen
„mystische Begleiter“ auf. So wird Siegfried von einer Gestalt begleitet, die sein
Alter Ego sein könnte. Leise, weiblich ...
Kriemhild haben Sie einen Adler als
Wesen an ihre Seite gestellt, Brünhild
das Pferd und Hagen die Krähe. Interessant, denn dadurch öffnet sich ja eine
neue Erzählebene. Was hat Sie zu dieser
Ergänzung bewegt?
P. B.: Nun, bei Siegfried habe ich vor
allem nach einem Kontrast gesucht. Er
ist einfach zu männlich und zu sehr Held,
da musste noch eine andere Komponente
den Charakter ergänzen. Er ist so absolut
in seiner Figur. Für Brünhild schien mir
ein Pendant richtiger. Sie hegt im Innern
schon den Wunsch, Frau, auch Ehefrau zu
sein und den Kampfgeist zu begraben.
Außerdem konnte mit dem Pferd die Stär14
ke des nahenden Siegfrieds bereits eingeführt werden. Die Krähe ist, für Hagen
passend, hinterlistig, bedrohlich ...
Sie sitzt und wartet auf den richtigen Moment – wie Hagen auch. Kriemhilds Adler
hat etwas Tragendes. Er ist ein Symbol für
Macht.
Das Ende des Balletts hält für Kriemhild
nicht gerade rosige Aussichten bereit …
P. B.: Da gehen wir natürlich mit unserer
Interpretation über die Vorlage hinaus:
Kriemhild ist eigentlich eine starke Frau,
die überhaupt keinen Helden nötig hätte.
Aber die damalige Gesellschaft will sich
eine starke Frau nicht ohne Mann vorstellen und in dem Moment, in dem sich die
Frau von einem Helden befreit hat, kommt
der Nächste und damit die neue Unterwerfung: Etzel ...
Herr Geier, es scheint naheliegend, für
diesen Stoff auf Kompositionen aus
Richard Wagners „Der Ring des Nibelungen“ zurückzugreifen. Es handelt sich
hier allerdings um bearbeitete Fassungen.
Um was genau handelt es sich hier?
A. G.: Wir haben es jeweils mit Bearbeitungen, die eine Essenz der Musik
herauskristallisieren. Die menschlichen
Stimmen sind durch Instrumente ersetzt.
Durch den Verzicht auf Sprache wird die
Musik noch mal offener für neue Interpretationen durch die Körper der Tänzer.
Interessant, dass sich Franz Liszt, der zweite der drei Komponisten, mit Richard Wagner u. a. in beruflichem Austausch befunden
hat. War dies eine absichtliche Wahl?
A.G.: Uns war wichtig, für Siegfrieds
Heldentaten eine andere Musik zu finden,
um dadurch noch deutlicher zu machen,
dass es sich um eine Erzählung in der
Erzählung handelt, eine Interpretation des
Helden. Liszt lag auf der Hand, da er vom
Orchesterapparat ähnlich ist und wir mit
John Adams Black Gondola sogar noch
eine Klammer finden konnten.
Wichtigster Komponist dieses Balletts
ist allerdings John Adams. Warum er?
A. G.: Peter Breuer hat ja schon häufiger
auf Musik von John Adams choreographiert. Adams benutzt fast die gleiche
Orchesterbesetzung, nur setzt er sie anders ein. Teilweise bezieht er sich sogar
auf Wagner. Wagners Musik ist uns und
insbesondere dem Karlsruher Publikum
vertraut, aber durch die (Minimal-) Musik
von John Adams nehmen wir dessen
Sprache und Orchesterfarben neu wahr,
was dem Abend eine zusätzliche Spannung verleihen kann.
P.B.: Ich verwende gerne Musik, die einen
Bezug herstellt zwischen uns und der etwas weiter zurückliegenden Komposition.
Die Harmonielehre hat etwas von Wagners Musik, nicht zuletzt auf Grund der
Orchesterbesetzung. Besonders schätze
ich an John Adams, dass er keine Scheu
vor Melodie hat.
Herr Breuer, dies ist nicht das erste Ballett, das Dorin Gal für Sie ausstattet. Was
schätzen Sie an seiner Arbeit besonders?
P. B.: Es gefällt mir, wie sehr er die Stücke
hinterfragt. Außerdem kennen wir uns
schon lange.
Bühnen- und Kostümbildner ist ja seine
zweite Profession. Haben Sie sich als
Tänzer kennen gelernt?
P. B.: Ja. Wir haben häufig den jeweiligen
Gegenspieler des anderen getanzt. So
war er der Lensky als ich Onegin getanzt
habe. Oder in Der Widerspenstigen Zähmung habe ich den Part von Petrucchio
und er den des Liebhabers übernommen.
Es gibt ein großes gemeinsames Wissen.
Das schafft Vertrauen. Wenn ich ihm
sage: „In der Szene brauche ich Raum“,
dann bekomme ich auch Raum. Und natürlich kennt er die Schwierigkeiten, die
Tänzer mit Kostümen haben können. Mit
seinen Kostümen können die Tänzer alles
machen ... Und das müssen Sie auch.
Wenn man sich die Musik anschaut, die
Sie für andere Ballette gewählt haben,
fällt auf, dass Sie auch eine Affinität zu
Richard Wagner haben. 1997 haben Sie
erstmals für ihr „Chaplin“-Ballett zu Musik von Richard Wagner choreografiert.
Dann 2004 in „Ein Sommernachtstraum“,
später in „Lulu“ und „Angels“.
P.B.: Ja, das ist richtig. Ich liebe irgendwie die Vielseitigkeit seiner Musik. Es
passiert so viel darin. Sie ist spannend,
unglaublich dynamisch und daher auch
stark erzählend mit einer reichhaltigen
Klangfarbe. Das macht Wagner, übrigens
ebenso wie Sibelius, so geeignet für
Handlungsballette.
15
Ich erzog mir einen Falken
länger als ein Jahr.
Als ich ihn gezähmt hatte
wie ich ihn haben wollte
und ich ihm sein Gefieder
mit Gold wohl geziert hatte,
schwang er sich hoch auf
und flog in andere Lande.
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Markéta Elblová
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adams, liszt &
wagner
zu den komponisten
Wenn das Nibelungenlied auf die Bühne
kommt, denkt natürlich jeder sogleich an
Richard Wagner – er hat sich unauslöschbar
eingeschrieben in diesen Heldenmythos.
Doch sein Ring des Nibelungen ist nur ein
Blick von vielen auf Siegfried – er wird
repräsentiert durch zwei Instrumentalbearbeitungen seiner Musik. Wagners Förderer Franz Liszt hingegen begleitet uns beim
Kampf gegen den Drachen – sein InfernoSatz aus der Dante-Sinfonie schildert ja
auch den Gang in die Unterwelt.
Peter Breuers Siegfried-Ballett beginnt
mit einer Vorgeschichte, die die große
Gewalt ankündigt, die in der SiegfriedSage erzählt wird. Dazu erklingt eine
hämmernde Musik, die die Geschichte
erbarmungslos voranzutreiben scheint, ihr
aber auch klaren Halt und formale Fassung
verleiht. Sie stammt vom heute berühmtesten amerikanischen Komponisten, von
John Adams. Seine Musik ist deshalb so
unverwechselbar, weil sie die typisch
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amerikanische Spielart der Minimal Music
eines Steve Reich oder Philip Glass mit der
europäischen Spätromantik verbindet und
tonal ist. So ist sie einerseits unmittelbar
zugänglich, besitzt andererseits aber eben
eine ganz neuartige Energie.
John Adams ist der meistchoreografierte
lebende Komponist. Zahllose Choreografen
haben sich von seiner Musik zu Tanzstücken
der unterschiedlichsten Art inspirieren lassen. Der Grund liegt in der enormen rhythmischen Kraft seiner Musik. Dazu ist er ein
virtuoser Beherrscher der Instrumentation:
Seine Stücke sind voller Farben und Formen.
Auch wenn sie sich oft auf sehr greifbare
Titel bezieht, malt seine Instrumentalmusik
doch keine Programme aus, sondern bleibt
abstrakt. Das lässt einen großen Freiraum
für die eigene Fantasie des Zuhörers – oder
für die Fantasie des Ballettschöpfers.
Sein großes Orchesterwerk Harmonielehre
(der deutsche Titel bezieht sich auf die
Harmonielehre von Arnold Schönberg) ist
mit seinen 40 Minuten Dauer eine richtige
Symphonie. Es hat eine architektonische
Form, ja nahezu eine skulpturale Qualität.
Der Einfall zu diesem Werk kam dem Komponisten nach einer längeren Krise, in der
er seinen eigenen Weg verloren hatte. Als
er auf dem Klavier den Eingangsakkord
vor sich hinhämmerte, erinnerte er sich
an einen Traum, den er in der Nacht gehabt hatte: Als er mit dem Wagen über die
Brücke über die Bucht von San Francisco
fuhr, sah er einen riesigen Tanker, der sich
plötzlich mit ungeheurer Wucht aus dem
Meer erhob und wie eine Rakete in den
Himmel fuhr. Sein Bauch glänzte herrlich
im Braun-orange des oxydierten Eisens.
Daraus entwickelte sich diese kraftvolle,
hämmernde Musik, mit der Peter Breuer
sein Siegfried-Ballett eröffnet, wenn er
die Vorgeschichte der Sage und die Prophezeihung vom Ende des Helden erzählt.
Der dritte Teil von Harmonielehre begleitet
Kriemhilds Verrat, ihren Gewissenskonflikt
bis hin zu Hagens Mord an Siegfried. Auch
dieser Orchestersatz geht auf einen Traum
des Komponisten zurück. Er träumte von
den deutschen Mystiker Meister Eckhardt,
der durch den Himmel schwebte, während
er Quackie, die kleine Tochter des Komponisten, auf den Schultern trug, die ihm das
Geheimnis der Gnade ins Ohr flüsterte.
Shaker Loops gehört zu den bekanntesten
Kompositionen von John Adams. Der Titel ist
einerseits ein Wortspiel – Shake bedeutet
Schütteln, das sich auf die Bogentechnik
beim Triller bezieht, und so heißt die Sekte
der Shaker, die in der Nähe von Adams’
Geburtsort in New Hampshire eine Kolonie
hatten. Man denkt an Menschen, die sich
dem ekstatischen Taumel des Tanzes hingeben, der in physischer und spiritueller
Folgeseite Ensemble
Transzendenz kulminiert. Diese Dynamik war
dem Minimalismus fremd und machte die
Besonderheit von Adams’ Komposition aus,
die zunächst als Solo-Septett erschien und
dann für Streichorchester bearbeitet wurde.
„Loop“ bedeutet eine Schleife, wie man sie
bei Tonbandkompositionen einsetzte, um
unendliche Wiederholungen zu erreichen. In
Peter Breuers Ballett illustriert Shaker Loops
die fortgesetzte Irritation bei der Wormser
Doppelhochzeit. Es folgt das kurze Orchesterstück Short Ride in a Fast Machine (kurze
Fahrt auf einer schnellen Maschine) für grosses Orchester mit zwei Synthezisern. Auch
hier eine enorme Energie, vorangetrieben
von einer rätselhaften Kraft.
The Black Gondola ist John Adams’
Bearbeitung eines späten Klavierstücks
von Franz Liszt, das die Vision einer
Trauergondel beschwört, die durch die
venezianischen Kanäle fährt. Die TristanAnklänge lassen keinen Zweifel, wessen
Leichnam sie mit sich führt. Diese faszinierende Trauermusik begleitet den Pas
de deux von Kriemhild und Siegfried,
wenn ihnen die Problematik ihrer Ehe immer deutlicher wird. Wenig später, bei der
Zuspitzung der dramatischen Situation
zwischen Brünhild, Gunther und Kriemhild erklingt das Adams-Stück My Father
Knew Charles Ives. Natürlich kannte der
Vater des Komponisten den größten und
seltsamsten aller amerikanischen Komponisten nicht persönlich, aber Adams
fühlte doch eine innere Verwandtschaft.
Von seinem Vater lernte er die Klarinette
und so die Musik des Jazz und Swing auf,
die dieser in Bands spielte. Er hält Ives für
einen impressionistischen Schilderer der
heroischen amerikanischen Szene seiner
Zeit, und so kann der Satz Der Berg den
eskalierenden Streit der beiden Frauen
um den Vorrang bei Hofe begleiten.
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Ich bin eine Frau,
eine Frau bisher gewesen
so unangefochten im Ansehen
und auch so festen Herzens:
Ich traue mir zu,
mich auch fortan
davor zu bewahren …
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Bruna Andrade, Admill Kuyler, Andrey Shatalin
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peter breuer Choreografie
Peter Breuer, der bis in die späten 80er
Jahren zu den führenden Tänzern der
internationalen Ballettszene gehörte,
wurde in Tegernsee als Sohn des Pianisten und Dirigenten Peter Bruno Breuer
geboren. Mit elf Jahren begann er seine
Ballettausbildung bei Gustav Blank. Nur
vier Jahre später wurde Peter Breuer Gruppentänzer an der Bayerischen
Staatsoper in München. Mit 17 Jahren
holte ihn Erich Walter als Halbsolist nach
Düsseldorf, wo er bereits ein Jahr später
zum Solisten und 1967 Ersten Solisten
ernannt wurde.
1969 begann seine internationale Karriere
als Solist des London Festival Ballet. Weitere Gastengagements führten ihn u. a. an
die Scala di Milano, zum American Ballet
Theatre New York, an die Deutsche Oper
Berlin und die Bayerische Staatsoper
München. Gastspielreisen u. a. nach Australien, Südamerika, Südafrika, Spanien,
Jugoslawien, Polen, Frankreich, England,
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Japan, in die USA, die Tschechoslowakei
und auf die Philippinen festigten seinen
Ruf als international gefragter Tänzer.
Sein Repertoire umfasst alle großen
klassischen Rollen, z. B. 25 verschiedene
Versionen von Schwanensee, 10 Versionen von Der Nussknacker, Dornröschen,
Romeo und Julia sowie die Titelpartien
anderer Klassiker. Als Tänzer arbeitete
er mit Choreografen wie John Cranko,
Maurice Béjart, Erich Walter, Hans van
Manen, John Butler, Glen Tetley. Diese
Begegnungen inspirierten ihn zu eigenen
choreografischen Arbeiten, denen er sich
seit Anfang der 80er Jahre widmet.
Wie schon als Solist, so war auch der
Choreograf Peter Breuer bereits nach kurzer Zeit von internationalen Häusern und
Compagnien gefragt, darunter die Bayerische Staatsoper München, Deutsche Oper
am Rhein Düsseldorf, Staatsoper Unter
den Linden Berlin, Budapester Staatsoper
und für das Internationale Ballettfestival
Tokio – Osaka. Seit Beginn der Spielzeit
1991/92 ist Peter Breuer Ballettdirektor
und Chefchoreograf des Salzburger Landestheaters. Neben zahlreichen abendfüllenden Balletten begründete er dort eine
Tradition großer Erzählballette in Verbindung mit anderen theatralischen Formen
wie Schauspiel und Gesang, zu denen z. B.
Peer Gynt, Der Gottgeliebte, Fremd bin ich
eingezogen oder Ein Sommernachtstraum
gehören. Inzwischen zählt sein Werkkatalog mehr als vierzig Ballette, die auf
Bühnen von Wien bis Tokio zu sehen sind.
Für seine Choreografie Carmen erhielt
Peter Breuer im Jahre 2005 den Preis der
„Maya Plissetskaya und Rodion Shedrin
Foundation“.
Nach der Neufassung von Tschaikowsky
als deutsche Erstaufführung ist Siegfried
die zweite Zusammenarbeit und eine Uraufführung mit dem Ballett des STAATSTHEATERS KARLSRUHE.
Werkauswahl handlungsBallette
Der Gottgeliebte
1985, UA München, Salzburg
Orfeo ed Euridice 1987, UA Dortmund
Medeia 1987, UA Zagreb
Peer Gynt 1993, UA Salzburg
Pinocchio 1993, UA Salzburg
Coppélia 1994, UA Salzburg
American Rhapsody 1996, UA Salzburg
Charlie 1997, UA Halle
Fremd bin ich eingezogen 1997, UA Salzburg
West Side Story 1998, UA Salzburg
Un Tango de Amor 1999, UA Salzburg
Verklärte Nacht 2000, UA Gmunden, Salzburg
Therese Raquin 2001, UA Salzburg
Der Nussknacker 2002, UA Salzburg
Othello 2005, UA Salzburg
Carmen 2005, UA Salzburg
Des Widerspenstigen Zähmung
2006, UA Salzburg
Lulu 2006, UA Salzburg
Tschaikowsky 2007, UA Salzburg
Marylin 2009, UA Salzburg
Romeo und Julia 2010, UA Salzburg
Siegfried 2011, UA Karlsruhe
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Dorin Gal Ausstattung
Dorin Gal wurde im rumänischen Arad
geboren. Nach dem Ballettstudium erhielt
er sein erstes Engagement beim Ballett
Zagreb. Während seines 10-jährigen
Engagements als Tänzer an der Bayerischen Staatsoper München begann seine
bühnen- und kostümbildnerische Laufbahn
als Assistent von Pet Halmen. Seit 1992
arbeitete er als Ausstatter für verschiedene
Theater und Ballettcompagnien, darunter
für die Deutsche Oper am Rhein in Düsseldorf, die Bayerische Staatsoper, die
Deutsche Oper Berlin, das Salzburger Landestheater, das Hessische Staatstheater
Wiesbaden, das Central Florida Ballet, die
Budapester Staatsoper und auch an Theatern in Florenz, Miami und in Wien. Er war
am Luigi- Nono-Projekt des Bayerischen
Staatsballetts beteiligt und erhielt für seine
Ausstattung von Strindbergs Traumspiel
den Bayerischen Theaterpreis 1997. Die
Ausstattung für Peter Breuers Siegfried
ist seine dritte Arbeit für das Ballett des
Staatstheaters Karlsruhe.
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Andreas Geier Libretto
Der im hessischen Bad-Soden, Salmünster geborene Andreas Geier begann
zunächst ein Theologie- und Philosophiestudium im Rahmen des Mainzer
Priesterseminars, es zog ihn jedoch nach
kurzer Zeit ans Theater. Er studierte Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte
in Wien und Köln. Nach ersten Jahren als
Regieassistent u. a. am STAATSTHEATER
KARLSRUHE führten ihn Regieaufträge
z. B. an das Stadttheater Aachen (Augen
zu und durch), das Nationaltheater Brünn
(Rigoletto), an die Opera Ontario in Hamilton (Le nozze di Figaro), ans Nationaltheater Mannheim (Medea) und das Theater
Kiel (Lady Hamilton). Er war sechs Jahre
als Hausregisseur am Alten Schauspielhaus / Komödie im Marquardt Stuttgart
unter Vertrag. Durch die Zusammenarbeit
mit Peter Breuer schreibt er seit drei
Jahren auch Libretti für Ballette. Seit
Dezember 2008 ist Andreas Geier Opernund Ballettreferent des Festspielhauses
Baden-Baden.
Eduard Stipsits Lichtdesign
Eduard Stipsits stammt aus der österreichischen Steiermark, wurde Elektrotechniker und begann als Beleuchter
im Landestheater Salzburg / Salzburger
Festspiele. Er bestand in Wien die Prüfung
zum Beleuchtungsmeister und wurde
Inspektor der Beleuchtungsabteilung am
Landestheater Salzburg. Seitdem ist er für
die Lichtgestaltung von etwa 14 Premieren
im Jahr verantwortlich. Im Festspielhaus
Salzburg arbeitete er u. a. mit Regisseuren
wie z. B. Prof. Herz (Madama Butterfly, Der
Rosenkavalier), Jon Cox (Der Freischütz),
Pet Halmen (Turandot, Idomeneo), Christian Pöppelreiter (Der fliegende Holländer),
Lutz Hochstraate (Tosca, La Traviata) und
Christine Mielitz (Daphne, Così van tutte).
Er gastierte u. a. in Madrid, Lausanne,
Nizza, Toulouse, Sevilla, Karlsruhe und
begleitete Peter Breuer und das Salzburger Ballett auf Tourneen. 2001 erhielt er
den Silbernen Hanswurst für besondere
Verdienste vom Verein der Freunde und
Förderer des Salzburger Landestheaters.
Folgeseite Barbara Blanche, Bruna Andrade, Flavio Salamanka, Admill Kuyler
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Admill Kuyler Solist, Siegfried
Aus Süd-Afrika stammend, erhielt er ein Engagement in Johannesburg,
wo er Hauptrollen in klassischen Balletten verkörperte. In Karlsruhe
tanzte er u.a. als Witwe Simone in La Fille mal gardée, Oberon in Ein
Sommernachtstraum, Wronskij in Anna Karenina, Tybalt und Graf Paris
in Romeo und Julia, Sonate, Klavierkonzert in Es-Dur und Nocturnes.
Bruna Andrade Solistin, Kriemhild
Die Brasilianerin studierte a. d. Akademie d. Tanzes Mannheim und ist
seit 2006 im Karlsruher Ensemble. Sie verkörperte u.a. Gamzatti in Die
Tempeltänzerin, Carmen, Titania in Ein Sommernachtstraum, Odette /
Odile in Schwanensee, Weihnachtsgeist in Der Nussknacker – Eine
Weihnachtsgeschichte, Adagio Hammerklavier und Symphony in C.
Barbara Blanche Solistin, Brünhild
Die Slowenin studierte a. d. Akademie des Tanzes Mannheim. Ihre erste große Partie in Karlsruhe war die Titelpartie in Anna Karenina sowie
Solorollen in Gefährliche Liebschaften, Coppélia, Ballet Pathétique,
Schéhérazade, Carmen, Sonate, Adagio Hammerklavier, Schwanensee, Nocturnes und Variations Sérieuses.
Flavio Salamanka 1. Solist, Gunther
Der Brasilianer tanzte u. a. Hauptrollen in Don Quijote, Giselle, Coppélia, Romeo und Julia, Carmen, Schwanensee, Der Nussknacker – Eine
Weihnachtsgeschichte. Gastspiele führten ihn durch Deutschland, nach
China, Korea, Spanien, Brasilien und Japan.
Andrey Shatalin Hagen
Geboren in Russland, studierte er Tanz an der Waganova Akademie in St.
Petersburg. Bis 2003 war er Mitglied des Eifman Balletts, anschließend
Solist des Magdeburger Balletts. Seit 2006 ist er Mitglied im Karlsruher
Ensemble. Er verkörperte u. a. die Partie des Alexej Karenin in Anna Karenina, Rubinstein in Tschaikowsky und Rotbart in Schwanensee.
Markéta elblová Ute
Geboren in Tschechien, absolvierte sie ihr Tanzstudium am Konservatorium in Prag als auch a. d. Akademie des Tanzes Mannheim. Zu ihrem
Repertoire in Karlsruhe gehören u. a. Ein fremder Klang, Le Sacre du
Printemps, der Ungarische Tanz in Schwanensee, Symphony in C und
den Weihnachtsgeist in Der Nussknacker – Eine Weihnachtgeschichte.
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Bledi Bejleri Siegfried
Geboren in Albanien, absolvierte er in Tirana das Tanzstudium. Mit dem
ersten Engagement an der Albanischen Nationaloper wurde er bereits
Solist. 2007 wechselte er als Solist an das Balletto di Roma, wo er u.a.
Hauptpartien in Cinderella, Otello und Romeo und Julia tanzte. Seit 2011
ist er Mitglied der Karlsruher Ballettcompagnie.
Elisiane Büchele Solistin, Kriemhild
Die Brasilianerin studierte u. a. an der Akademie des Tanzes Mannheim. In Karlsruhe zählen u. a. Lola in Carmen, Pas de Six in Giselle,
Les Sylphides, Symphony in C, Russin und Pas de Trois in Schwanensee, sowie Hauptrollen in Variations Sérieuses und in Nocturne.
Harriet Mills Brünhild
Die Britin studierte u. a. an der Royal Ballet School in London. 2010
wurde sie Mitglied der Karlsruher Compagnie, wo sie in der Oper La
Traviata, Pas de Trois in Schwanensee und das Solo-Walzerpaar in Der
Nussknacker – Eine Weihnachtsgeschichte tanzte.
Arman Aslizadyan Gunther
Geboren in Armenien, studierte er an der Waganova Akademie in St.
Petersburg, der John Cranko Schule und an der Akademie des Tanzes
Mannheim. In R. Barras Carmen kreierte er die Rolle des Francois, tanzte
solistische Partien u. a. in H. v. Manens Concertante, Tschaikowsky, Ein
Sommernachtstraum, Schwanensee, Symphony in C, Der Tod in Venedig.
Vlastimil Lejsek Hagen
Geboren in Tschechien, studierte er am Tanzkonservatorium Brno/Brünn
und tanzte zunächst am Nationaltheater Brno. 2004 wechselte er nach
Karlsruhe. Hier gehören u. a. zu seinem Repertoire Hans Christian Andersen in Der Spielmann, Graf Paris in Romeo und Julia, der Ungarische
Tanz in Schwanensee, Heinz Spoerlis Nocturnes und Capricen.
Xue Dong Ute
Geboren in der Volksrepublik China, beendete sie ihre Ausbildung a. d.
Akademie des Tanzes Mannheim. Zu solistischen Aufgaben am STAATSTHEATER KARLSRUHE gehören u. a. Gräfin Northstone in Anna Karenina, Titania in Ein Sommernachtstraum, Nikija in Die Tempeltänzerin,
Prinzessin in Schéhérazade und die Großen Schwäne in Schwanensee.
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bildnachweise
impressum
Umschlag & Szenenfotos
Jochen Klenk
Herausgeber
BADISCHES STAATSTHEATER
Karlsruhe
TEXTNACHWEISE
Umschlag innen Heinrich von Morungen
S. 16 Der von Kürenberg
S. 18–19
Bernd Feuchtner
S. 22 Walther von der
Vogelweide
Nicht gekennzeichnete Texte sind
Originalbeiträge für dieses Heft von
Esther Dreesen-Schaback.
WIR DANKEN
der Sparda-Bank Baden-Württemberg
für die Produktionsförderung
der Privatbrauerei Hoepfner für die
Unterstützung der Premierenfeier
Generalintendant
Peter Spuhler
VERWALTUNGSDIREKTOR
Michael Obermeier
ballettdirektorin
Prof. Birgit Keil
Chefdramaturg
Bernd Feuchtner
Redaktion
Esther Dreesen-Schaback
Konzept
Double Standards Berlin
www.doublestandards.net
GESTALTUNG
Danica Schlosser
Druck
medialogik GmbH, Karlsruhe
der Gesellschaft der Freunde des
STAATSTHEATERS KARLSRUHE für die
Bereitstellung der Blumen
Gesellschaft der Freunde
des Badischen Staatstheaters Karlsruhe e.V.
BADISCHES STAATSTHEATER
Karlsruhe 11/12,
Programmheft Nr. 19
www.staatstheater.karlsruhe.de
und der Tanzstiftung Birgit
Keil für die finanzielle Unterstützung des Ballettstudios.
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Blythe Newman
Eleganz in Perfektion
Kunst ist Inspiration – Inspiration ist die Quelle neuer Ideen.
Als Genossenschaftsbank ist es uns wichtig, uns um die Gesellschaft zu kümmern: als zuverlässiger Partner
an Ihrer Seite und an der Seite der Schönen Künste, von Tanz über die Musik bis hin zur Bildenden Kunst.
Wir freuen uns auf eine unvergessliche Vorstellung und wünschen Ihnen inspirierende Stunden mit Siegfried,
getanzt vom Ballett des Badischen Staatstheaters Karlsruhe.
www.sparda-bw.de
Lt. Kundenmonitor: Die Bank mit den zufriedensten Kunden
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