Regen bringt Segen - Jüdische Allgemeine

Werbung
SCHMINI ATZERET
Regen bringt Segen
Seit Schmini Atzeret wird wieder für Niederschläge gebetet
11.10.2007 - von Detlef David Kauschke
Regen
bringt Segen
Seit Schmini Atzeret wird wieder für Niederschläge gebetet
„Viele Wolken, örtlich kräftiger Regen mit Überflutungsgefahr. Im Süden freundlicher. Höchstwerte im Dauerregen um 13, sonst 15 bis 20 Grad.“ So der
Deutschland-Wetterbericht vom 2. Tag des Sukkotfestes. Wer in der Laubütte saß, wurde
pitschnass. Auch zum Ende der Feiertage sah es nicht sehr viel besser aus. Dennoch: Wie in
jedem Jahr trugen die Vorbeter in den Synagogen an Schmini Atzeret ein Zusatzgebet vor: Tefillat
HaGeschem, das Gebet für den Regen. Bis zum Beginn des Pessachfestes wird nun täglich im
Schmona Esre, dem Achtzehngebet, der Satz „Meschiw HaRuach umorid HaGeschem“, dass
„Gott den Wind wehen und den Regen fallen lässt“, eingeschaltet.
Während es hierzulande in diesen Wochen immer wieder windet und regnet, wird die Bedeutung
dieses Gebetes im Heiligen Land deutlicher: Nach dem trockenen Sommer ist der Herbstregen der
kommenden Wochen für die Landwirtschaft und das Wohl der Menschen der wichtigste des
gesamten Jahres. Und da der Ewige über Leben und Tod, über Sonne und Regen herrscht, bittet
Israel jetzt im Gebet um das lebenswichtige Nass.
Wasser ist der Quell des Lebens. Im
23. Psalm wird der Ewige als Wasser und Leben spendender Gott gepriesen: „Er weidet mich auf
einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.“ Im ersten Abschnitt der Tora, der am
vergangenen Schabbat gelesen wurde, steht das Wasser am Anfang der Schöpfung. In der Schrift
wird die Leben spendende Kraft des Wassers erwähnt, aber auch die Erfahrung der
zerstörerischen Kraft des Wassers spiegelt sich dort wider. Im Regen äußert sich Gottes Allmacht.
Das erkennen das Judentum wie auch die anderen großen Religionen. Im Hinduismus wird
Wasser als einziges Element als unsterblich angesehen. Im Buddhismus ist es Sinnbild für den
© Jüdische Allgemeine - Wochenzeitung für Politik, Kultur und Jüdisches Leben
http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/4462
Seite (1/2)
Strom der buddhistischen Lehre. Dass Wasser der Quell des Lebens ist, macht das Christentum
mit dem Akt der Taufe deutlich. Im Islam ist Wasser das Urbild des Reinen, die Waschungen vor
dem Gebet dienen der äußeren und inneren Reinigung.
Ohne Wasser keine Existenz. „Geschem“ ist das hebräische Wort für Regen, „gaschmi“ bedeutet
„körperlich, physisch, materiell“. Wasser ist Leben. Regen ist Segen. Dem Talmud zufolge kann ein Tag des Regens bedeutender sein als der Tag, an dem die Tora
gegeben wurde. Regen ist Zeichen dafür, dass die menschlichen Sünden vergeben wurden.
Angesichts der ergiebigen Niederschläge im mitteleuropäischen Herbst vergessen wir allzu häufig,
dass Wasser ein Geschenk Gottes ist. Spätestens die Gebete dieser Tage bringen das wieder in
Erinnerung. Detlef David Kauschke
© Jüdische Allgemeine - Wochenzeitung für Politik, Kultur und Jüdisches Leben
http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/4462
Seite (2/2)
Herunterladen