UNIVERSITÄTSKLINIKUM HAMBURG

Werbung
UNIVERSITÄTSKLINIKUM HAMBURG-EPPENDORF
Institut für Pathologie
Prof. Dr. med. G. Sauter
Bedeutung der Somatostatin-Rezeptoren Typ 2 (SSTR2) für die
Prognose des Prostatakarzinoms
Dissertation
zur Erlangung des Grades eines Doktors der Medizin
an der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg.
vorgelegt von:
Emilia Riedel, geb. Butylow
aus Ilawa/Polen
Hamburg 2013
Angenommen von der
Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg am: 18.10.2013
Veröffentlicht mit Genehmigung der
Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg.
Prüfungsausschuss, der Vorsitzende: Prof. Dr. G. Sauter
Prüfungsausschuss, zweiter Gutachter: Prof. Dr. F. Sommer
Prüfungsausschuss, dritter Gutachter: Prof. Dr. M. Graefen
1.
EINFÜHRUNG
3
1.1
Das Prostatakarzinom
1.1.1 Epidemiologie und Ätiologie
1.1.2 Klassifikation und Histologie
1.1.2.1
Staging des Prostatakarzinoms
1.1.2.2
Grading des Prostatakarzinoms
1.1.3 Häufigkeitszunahme
1.1.4 Symptome
1.1.5 Diagnostik
1.1.5.1
Digitale rektale Untersuchung
1.1.5.2
Prostataspezifisches Antigen
1.1.5.3
Transrektaler Ultraschall
1.1.5.4
Prostatabiopsie
1.1.6 Therapie
1.1.6.1
Radikale Prostatektomie
1.1.6.2
Strahlentherapie
1.1.6.3
Hormontherapie
1.1.6.4
Abwartendes Verhalten
1.1.7 Komplikationen
1.1.8 Prognose
4
4
5
6
8
9
10
10
11
11
12
13
14
14
15
16
17
17
18
1.2
Molekulare Biomarker in der Prognose des Prostatakarzinoms
20
1.3
Tissue Microarray Technik (TMA)
24
1.4
SSTR2-Rezeptor
1.4.1 SSTR2-Rezeptor im Prostatakarzinom
1.4.2 Tumorstadium und SSTR2-Rezeptor-Dichte
26
30
32
1.5
33
2
Zielsetzung der Arbeit
MATERIAL UND METHODEN
34
2.1
Patientenmaterial
2.1.1 Klinische Parameter des Patientenkollektivs
34
34
2.2
35
TMA-Herstellung
2.3
Immunhistochemie
2.3.1 Immunhistochemische Behandlung der Prostatakarzinomgewebe- Proben
2.3.2 Auswertung der gefärbten TMA-Schnitte
37
37
38
2.4
42
3
Statistik
ERGEBNISSE
43
3.1
Klinisch-pathologische Parameter des Patientenkollektivs
43
3.2
Auswertung der TMA´s
49
3.3
SSTR2-Immunhistochemie
3.3.1 SSTR2-Expression und klinisch-pathologische Parametern
3.3.1.1
Präoperativer PSA-Wert und SSTR2-Expression
3.3.1.2
Gleason-Grad des Tumors und die SSTR2-Expression
3.3.1.3
Tumorausdehnung und SSTR2-Expression
3.3.1.4
Absetzungsränder und die SSTR2-Expression
3.3.2 SSTR2-Expression und PSA Rezidiv
49
50
50
51
52
53
53
1
4
4.1
DISKUSSION
Diskussion der Methodik
4.2
Wie häufig ist SSTR2 in Prostatakarzinomen exprimiert und welche Bedeutung hat die
Expression der SSTR2-Rezeptoren für die Prognose des Prostatakarzinoms?
55
56
57
4.3
Ist die Abwesenheit der SSTR2-Rezeptoren im Prostatakarzinomgewebe mit einem biologisch
aggressivem Tumortyp und somit einer schlechteren Prognose assoziiert?
59
4.4
Stellt der SSTR2-Rezeptor eine Basis für neue Therapieoptionen dar?
61
5
ZUSAMMENFASSUNG
64
6
LITERATURVERZEICHNIS
65
7
TABELLEN- UND ABBILDUNGSVERZEICHNIS
75
8
DANKSAGUNG
77
9
LEBENSLAUF
78
10
EIDESSTATTLICHE VERSICHERUNG:
79
2
Einführung
1. Einführung
Das Prostatakarzinom ist in den westlichen Staaten nicht nur die am häufigsten
gestellte Diagnose unter allen malignen Tumorerkrankungen, sondern auch die
zweithäufigste zum Tode führende Krebserkrankung des Mannes. Aufgrund der
hohen Mortalitätsraten und einer exponentiell steigenden Inzidenz der klinisch
manifestierten
Krebserkrankungen
Prostatakarzinom
Bedeutung.
eine
Bedingt
enorme
durch
die
der
Vorsteherdrüse
medizinische
und
demographische
erlangte
das
sozial-ökonomische
Entwicklung
in
den
Industrieländern und daraus resultierend zunehmender Anteile älterer Männer
in der Gesellschaft wird eine weitere Zunahme der Häufigkeit dieser Erkrankung
erwartet (Adamietz 2007). Trotz intensiver Forschung sind die Ergebnisse
ätiopathogenetischer Untersuchungen und die Kenntnisse über das biologische
Verhalten des Prostatakarzinoms immer noch sehr lückenhaft. Diese
Entwicklung
erfordert
eine
intensivere
Forschungssuche
nach
neuen
Angriffspunkten und nach Substanzen, die zielgerichtet und selektiv in den
Entwicklungsprozess des Prostatakarzinoms eingreifen. Die Suche nach
Faktoren und Mechanismen, die einen Einfluss auf die Genese bzw. den
Verlauf der Tumorerkrankung haben, und nach neuen Zielmolekülen gehört zu
den wichtigsten Aufgaben der Biomarkerforschung. Dabei gehören MikroarrayMethoden
zu
den
Forschungsgebiet
molekularbiologischen
der
Technologien,
Prostatakarzinomgenese
und
die
auf
dem
Entwicklung
eine
bedeutende Rolle spielen.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Rolle des SomatostatinRezeptors-Typ 2 beim Prostatakarzinom.
In der Einleitung werden kurz die Ätiologie, Epidemiologie und Klassifikation
des Prostatakarzinoms erläutert sowie neben den diagnostischen und
therapeutischen Möglichkeiten die derzeit bekannten prognostischen Kriterien
des Tumors vorgestellt. Desweiteren wird auf die Gewebe-MikroarrayTechnologie eingegenagen und im Anschluss die Häufigkeit und Bedeutung der
SSTR2-Rezeptoren für die Prognose des Prostatakarzinoms diskutiert.
3
Einführung
1.1 Das Prostatakarzinom
1.1.1 Epidemiologie und Ätiologie
Das Prostatakarzinom (PCa) ist die häufigste bösartige Tumorerkrankung und
macht etwa 20% aller Krebserkrankungen des Mannes aus. Sie ist nach
Schätzungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) mit 10,1% der Todesfälle die
dritthäufigste, gleich nach Lungen- und Darmkrebs, der zum Tode führenden
Tumorleiden.
Unter
den
urologischen
Krebserkrankungen
stellt
das
Prostatakarzinom die häufigste Todesursache in der männlichen Bevölkerung
dar. Weltweit variiert die Inzidenz dieser Erkrankung sehr stark.
Die Inzidenz dieses Karzinoms steigt seit mehreren Jahren kontinuierlich an
und lag in Deutschland im Jahre 2004 im internationalen Vergleich der
Erkrankungsraten im oberen Bereich, gleich hinter der Schweiz, Kanada,
Schweden und den USA. Die niedrigste Inzidenz verzeichneten Japan und
Polen (RKI 2006).
Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt laut Robert-Koch-Institut bei derzeit
69 Jahren mit der höchsten Inzidenz zwischen dem 75. und 80. Lebensjahr.
Unter allen Erkrankten sind etwa 90% älter als 60 Jahre. Vor dem 40.
Lebensjahr werden Prostatakarzinome klinisch nicht diagnostiziert, zwischen
dem 45. und 50. Lebensjahr schätzte das Robert-Koch-Institut im Jahre 2004
eine Inzidenz von 13,6/100.000. Jährlich sterben in Deutschland ca. 11.000
Männer an diesem Tumor und die Mortalitätsrate liegt bei 24/100.000, wobei ca.
96% der Verstorbenen älter als 60 Jahre alt sind (RKI 2006).
Über die Ätiologie des Prostatakarzinoms ist trotz langjähriger Forschung
derzeit noch wenig bekannt und nur wenige Risikofaktoren, die Entstehung von
PCa begünstigen bzw. den Verlauf beeinflussen können, gelten als gesichert.
Ein hohes Lebensalter, ethnische Merkmale und genetische Disposition gelten
als sichere Risikofaktoren. Einer Studie zufolge liegt die Erkrankungsinzidenz
von schwarzen Amerikanern bei 90/100.000 pro Jahr im Vergleich zu Asiaten,
die eine Inzidenz von 2-10/100.000 pro Jahr aufweisen (Keeley, Gomella 1996).
Eine
gehäufte
familiäre
Erkrankungsrate
spricht
für
eine
genetische
Komponente in der Genese des Prostatakarzinoms. Das Risiko an PCa zu
4
Einführung
erkranken steigt vor allem dann, wenn Verwandte 1. und 2. Grades betroffen
sind (Carter et al. 1993). Auch exogene Faktoren wie Umwelteinflüsse und
Ernährungsgewohnheiten werden diskutiert. So wird der Einfluss von kalorienund fettreicher Ernährung (insbesondere mit einem hohem Gehalt an
gesättigten Fettsäuren) diskutiert (Morton 1996). Diese soll zu einem erhöhten
Spiegel von freiem, biologisch wirksamem Testosteron führen, welches nach
Umwandlung in Dihydrotestosteron (DHT) in den Prostatazellen, proliferativ
wirkt (Golz, Störkel 1999). Auf einen Zusammenhang zwischen den
Ernährungsgewohnheiten und der Inzidenz des Prostatakarzinoms weisen
Immigrationsstudien hin, bei denen Migranten aus Ländern mit einem niedrigen
Erkrankungsrisiko nach erfolgter Immigration in Länder mit einem höheren
Risiko bezüglich der Inzidenz von PCa untersucht wurden. So kam es nach
einer längeren Latenzzeit unter den Migranten zu einer Annäherung der
Inzidenzraten an das Niveau des Immigrationslandes (Meikle, Smith 1990).
1.1.2 Klassifikation und Histologie
Die Prädilektionslokalisation des Prostatakarzinoms ist die dorsolaterale
periphere Region des Organs. Hier treten bis zu 90% aller bösartigen
Neubildungen
der
Prostata
auf
(Bostwick
1992).
Seltener
sind
die
Transitionszone und die zentrale Zone Ursprungsorte des PCa.
Es werden vier Manifestationformen des Prostatakarzinoms unterschieden:
latentes, inzidentes, okkultes und manifestes Prostatakarzinom. Das latente
Karzinom bleibt zu Lebzeiten klinisch inapparent und wird erst im Rahmen einer
histologischen Untersuchung des Organs bei der Autopsie entdeckt. Es sind
zumeist kleine Tumore mit einem hohen Differenzierungsgrad und einer nichtinvasiven Wachstumstendenz.
Dementsprechend
werden
sie
nicht
als
Todesursache des obduzierten Patienten angesehen (Adamietz 2007). Das
inzidente PCa stellt dagegen einen histologischen Zufallsbefund dar, häufig im
Rahmen
einer
transurethralen
Resektion
(TURP)
von
benignem
hyperplastischem Gewebe (Eble, Epstein 1990). Wird aufgrund von erfolgter
Metastasierung
und
nach
einer
Primätumorsuche
die
Diagnose
des
Prostatakarzinoms gestellt, spricht man vom okkulten PCa, welches sich
5
Einführung
histolopathologisch nicht vom manifesten PCa unterscheidet. Das manifeste
Karzinom verursacht ein klinisches Erkrankungsbild und wird histologisch
gesichert. Einer Studie zufolge entwickeln etwa 23% der Männer ein klinisch
manifestes Prostatakarzinom und bei 7% führt der Tumor zum Tode (Hanks,
Myers, Scardino 1993). Die Malignität und Wachstumsmuster des Tumors der
Prostata
werden
hauptsächlich
durch
den
Tumortyp
und
seinen
Differenzierungsgrad bestimmt. Es lassen sich verschiedene Formen des
Prostatakarzinoms voneinander abgrenzen.
Histologisch dominiert mit etwa 90% das Adenokarzinom, das von den azinären
Zellen des Drüsenepithels ausgeht. Zu den Subtypen des Adenokarzinoms
gehört das duktale Adenokarzinom, das muzinöse Karzinom und das
kleinzellige Karzinom. Diese treten mit einer Häufigkeit von ≤ 0,5% relativ selten
auf und zeigen häufig ein aggressives Wachstumsverhalten (Adamietz 2007).
Als Vertreter der Gruppe der histologisch ungewöhnlichen Karzinome der
Prostata
sind
das
Transitionalzellkarzinom,
das
ca.
1-4%
aller
Prostatakarzinome ausmacht, und das seltene Plattenepithelkarzinom zu
erwähnen (Golz, Störkel 1999).
1.1.2.1 Staging des Prostatakarzinoms
Das Staging beschreibt die Ausbreitung des Prostatakarzinoms in das
umliegende Gewebe. In der Stadieneinteilung wird außer der Ausdehnung des
Tumors, der Befall von Lymphknoten sowie die Metastasierung in andere
Organe
berücksichtigt.
International
durchgesetzt
hat
sich
die
TNM-
Klassifikation der Internationalen Union gegen den Krebs (UICC) und der
Weltgesundheitsbehörde
(WHO)
(Mostofi
et
al.
2002).
Die
malignen
Prostatatumoren werden wie folgt bewertet:
6
Einführung
Tabelle 1: TNM-Klassifikation des Prostatakarzinoms (UICC 2010)
———————————————————————————————————
T – Primärtumor
———————————————————————————————————
TX:
Primärtumor kann nicht beurteilt werden
T0:
Kein Anhalt für Primärtumor
T1:
Klinisch inapparenter Tumor, nicht palpabel oder durch bildgebende
Verfahren nachweisbar
-
T1a: Inzidenteller Tumor: histologisch in ≤ 5% des Resektionsgewebes
nachweisbar
-
T1b: Inzidenteller Tumor: histologisch in ≥5% des Resektionsgewebes
nachweisbar
-
T1c: Tumor in Nadelbiopsien identifiziert (z.B. aufgrund von erhöhten PSAWert)
T2:
Tumor auf die Prostata beschränkt
-
T2a: Tumorbefall auf einen Seitenlappen beschränkt (< 50%)
-
T2b: Tumorbefall auf einen Seitenlappen beschränkt (> 50%)
-
T2c: Tumorbefall in beiden Lappen
T3:
Tumor überschreitet die Prostatakapsel
-
T3a: Uni- oder bilateraler Kapseldurchbruch (eingeschlossen mikroskopisch nachweisbare Infiltration des Blasenhalses)
-
T3b: Tumor infiltriert Samenblase(n)
T4:
Tumor ist fixiert oder infiltriert benachbarte Strukturen außer
Samenblasen:
Harnblasenhals,
Sphinkter externus,
Rektum,
Beckenbodenmuskulatur oder laterale Beckenwand
———————————————————————————————————
N – Regionäre Lymphknoten
———————————————————————————————————
NX:
Regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt werden
N0:
Keine regionären Lymphknotenmetastasen
N1:
Regionäre Lymphknotenmetastasen
———————————————————————————————————
M- Fernmetastasen
———————————————————————————————————
M0:
Keine Fernmetastasen
M1:
Fernmetastasen
-
M1a:Extraregionärer Befall von Lymphknoten
-
M1b:Knochenmetastasen
-
M1c: Andere Fernmetastasen
7
Einführung
1.1.2.2 Grading des Prostatakarzinoms
Das Ziel des Grading ist die systematische Erfassung der morphologischen
Veränderungen der Tumors und der Unterschiede zum normalen Gewebe. Für
die Differenzierung des Prostatakarzinoms gibt es viele Klassifikationssysteme
(Humphrey 2004).
Das
international
heute
eher
übliche
Standardverfahren
ist
die
Tumordifferenzierung nach Gleason (Gleason und Mellinger 1974, 2002). Sie
ist international am weitesten verbreitet und wird hierzulande weitgehend
angewendet. Beim Gleason-Grading werden der strukturelle Aufbau des
Karzinoms
und
seine Wachstumsmuster bewertet.
Dabei werden
die
unterschiedlich differenzierte Drüsenstruktur und die Karzinomarchitektur
berücksichtigt, und die zytologischen Malignitätskriterien vernachlässigt. Es
werden fünf Wachstumsmuster beschrieben, und nach steigender Abweichung
von der normalen Drüsenstruktur von Gleason-Grad 1 (sehr gut differenziert)
bis Gleason-Grad 5 (sehr niedrig differenziert) bewertet (s. Abbildung 1).
Üblicherweise
liegen
im
Prostatakarzinom
mehrere
Wachstumsmuster
nebeneinander vor, deshalb wird zuerst die primär vorherrschende Form und
danach die sekundäre (mit dem zweitgrößten Anteil am entdifferenzierten
Gewebe) mit einer Punktzahl bewertet. Der Gleason-Score gibt dann die
Einzelbewertungen und deren Summe an (z.B. 2+3=5). Die Malignitätsgrade
des
Prostatakarzinoms
richten
sich
nach
dem
Ausmaß
seiner
Entdifferenzierung durch den Verlust der histologischen Architektur und sind mit
einer Summe von 2(1+1) am niedrigsten und mit 10(5+5) am höchsten definiert.
8
Einführung
Abbildung 1: Tumordifferenzierungsstadien nach Gleason
Darstellung der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms nach Gleason.
Der Grad der Differenzierung nimmt von oben (Gleason 1) nach unten (Gleason
5) ab (Gleason 1974).
1.1.3 Häufigkeitszunahme
Analysiert man die in der Literatur angegebenen Inzidenzzahlen, wird deren
kontinuierlicher Anstieg deutlich. Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts
hat sich die Inzidenz der Erkrankung in Deutschland innerhalb von acht Jahren
bis 2004 mehr als verdoppelt. Diese Entwicklung wird anhand unterschiedlicher
Gesichtspunkten erklärt.
Einerseits
spielt
die
demographische
Entwicklung
in
den
westlichen
Industrieländern eine bedeutende Rolle. Der steigende Anteil an älteren
Männern
führt
zu
einer
Erhöhung
der
klinisch
diagnostizierten
Prostatakarzinome. Andererseits wird die immer bessere Diagnostik als
Erklärung für den Inzidenzanstieg diskutiert. Im Vergleich zu den stetig
9
Einführung
steigenden Inzidenzraten ist die Veränderung der Mortalitätsraten der
Tumorerkrankung sehr gering.
1.1.4 Symptome
Das Prostatakarzinom verursacht im Frühstadium keine Symptomatik. Der
Zeitpunkt der Diagnosestellung des Prostatakarzinoms wird nur selten durch
rektale Obstruktion, abdominelle Schmerzen oder Hämatochezie bestimmt. Erst
in fortgeschrittenen Stadien treten Symptome wie Dysurie ggf. mit Hämaturie
oder Knochenschmerzen auf. Die beim fortgeschrittenen Prostatakarzinom
auftretenden Miktionsbeschwerden unterscheiden sich nicht von denen, die von
der benignen Prostata Hyperplasie verursacht werden (BPH), daher sind sie
nicht als pathognomonisch für das PCa anzusehen. Andererseits kann das
Prostatakarzinom
als
Zufallbefund
bei
vorhandener
BPH,
die
Miktionsbeschwerden verursacht, diagnostiziert werden. Ossäre Schmerzen,
Lyphadenopathie oder pathologische Frakturen können Hinweise für bereits
erfolgte hämatogene Metastasierung liefern. Dies gilt auch für einen stark
erhöhten Prostataspezifischen Antigen (PSA)-Wert, z.B. ˃20 ng/ml.
1.1.5 Diagnostik
In der Diagnostik des Prostatakarzinoms wird zwischen einer Untersuchung im
Sinne der Früherkennung und dem Screening unterschieden. Im ersten Fall
werden
diejenigen
Patienten
untersucht,
die
Symptome
(z.B.
Miktionsirritationen) zeigen, im zweiten Fall beschwerdefreie Personen. Dabei
unterscheiden sich die diagnostischen Methoden kaum voneinander. Der
Goldstandard in der Detektion des Prostatakarzinoms sind die digitale rektale
Untersuchung (DRU), Bestimmung des Prostataspezifischen Antigens und der
transrektale Ultraschall (TRUS). Bei einem suspekten Befund oder einem
Verdacht
auf
das
Vorhandensein
eines
Prostatakarzinoms
wird
eine
Sextantenbiopsie oder eine transrektale Feinnadelbiopsie des Prostatagewebes
indiziert. Weitere diagnostische Maßnahmen wie konventionelles Röntgen,
10
Einführung
Ultraschall, Knochenszintigraphie, Computertomographie (CT), PositronenEmissions-Tomographie (PET) und Magnetresonanztomographie (MRT) dienen
in erster Linie der Suche nach Fernmetastasen, der Stadieneinteilung sowie
Einschätzung der Ausdehnung des bei der Prostatabiopsie diagnostizierten
Karzinoms.
1.1.5.1 Digitale rektale Untersuchung
Die digitale rektale Untersuchung ist eine schnell durchführbare und
kostengünstige Untersuchungsmethode. Die Aussagekraft dieser Untersuchung
ist relativ eingeschränkt, da ausschließlich Tumore in der peripheren Zone
erfasst werden können. Allerdings entwickelt sich die überwiegende Zahl der
Prostatakarzinome im dorsolateralen Bereich der peripheren Zone und sind für
den untersuchenden Finger gut zugänglich (Bartels 1996). Zudem können
tumuröse Veränderungen an der Vorsteherdrüse nur dann palpiert werden,
wenn sie eine gewisse Größe erreicht haben, wobei auch in diesem Fall die
Erfahrung des Untersuchers eine wichtige Rolle spielt. Beim Screening einer
Population werden nur 0,1-4% der Karzinome gefunden (Chodak 1989). Die
DRU wird trotz ihrer sehr niedrigen Sensitivität und Spezifität empfohlen, vor
allem in Kombination mit der PSA-Bestimmung.
1.1.5.2 Prostataspezifisches Antigen
Das prostataspezifische Antigen ist eine Glykoprotein-Serin-Protease, die in
den Epithelzellen der Vorsteherdrüse synthetisiert wird. Es wird vorzugsweise
im normalen, hyperplastischen und malignen Prostatagewebe exprimiert. Seine
Produktion
wird
androgenabhängig
durch
Testosteron/Dihydrotestosteron
stimuliert. Die Funktion des PSA liegt in der Verflüssigung des Ejakulats durch
Spaltung von Seminogelin 1 und 2. Das PSA ist ein Organ-spezifischer und
kein Tumormarker, wobei es in geringen Konzentrationen auch in den
paraurethralen
und
perianalen
Drüsen,
apokrinen
Schweißdrüsen,
Schilddrüsen-, Mamma und Plazentagewebe nachweisbar ist (Schmeller 2006).
Im Serum kommt PSA in freier (fPSA) und in gebundener Form (cPSA) vor. Der
11
Einführung
PSA-Spiegel-Erhöhung im Serum können verschiedene Ursachen zugrunde
liegen. So findet man beispielsweise bei benigner Prostatahyperplasie,
Prostatitis, Prostatainfarkt oder nach einer mechanischen Reizung des Organs
eine Erhöhung des PSA-Spiegel im Serum. Diskutiert wird das Problem der
Grenzwertsetzung bei der Unterscheidung zwischen benignen und malignen
Prozessen in der Prostata (Seitz 2008). International hat sich ein Grenzwert des
Gesamt-PSA von 4ng/ml etabliert. Dieser Schwellenwert gilt als geeignet für die
Indikation einer Prostatabiopsie (Catalona 1994). Darunter liegende Werte
können ein malignes Geschehen in der Vorsteherdrüse jedoch nicht
ausschließen. Dieser Cut-off-Wert erschwert oftmals die Detektion von pT2Karzinomen (Seitz 2008). Da eine Korrelation zwischen dem Volumen des
Prostataepithels
und
dem
PSA-Wert
besteht,
kann
eine
kombinierte
Betrachtung des Grenzwerts mit der Anstiegsgeschwindigkeit pro Jahr (PSAVelocity) bei der Beurteilung der Dignität der Veränderung im Prostatagewebe
hilfreich sein. Sie wird aus zwei PSA-Bestimmungen im 12monatigen Abstand
verrechnet. So gilt ein kontinuierlicher PSA-Anstieg von mehr als 0,75ng/ml pro
Jahr, auch bei negativer vorausgegangener Biopsie, als karzinomverdächtig
und eine Rebiopsie als empfehlenswert (Carter et al. 1992). Bei PSA-Werten
über 10ng/ml liegt der positiv-prädiktive Wert fürs Prostatakarzinom bei etwa
50-80% (Seitz 2008). Als prädiktiv bedeutsame Faktoren werden die Messung
der PSA-Dichte, PSA-Verdopplungszeit oder der unterschiedlichen PSAFraktionen im Serum, die durch Assays nachgewiesen werden können,
diskutiert. Letztendlich ist die Bedeutung dieser Messmethoden in Bezug auf
die Erhöhung der Spezifität von PSA noch nicht endgültig geklärt.
1.1.5.3 Transrektaler Ultraschall
Die transrektale sonographische Darstellung der Vorsteherdrüse gehört zu
etablierten diagnostischen Verfahren in der urologischen Praxis (Zacharias et
al. 2002). Bei dieser Untersuchung wird eine hochauflösende Ultraschallsonde
in den Mastdarm eingeführt. Prostata-Karzinome zeigen im transrektalen
Ultraschall meist ein echoarmes Muster (Delorme und Debus 1998), wobei die
Echostruktur innerhalb des Organs variieren kann. Zu den sonographischen
Malignitätskriterien
der
Prostata
gehören
neben
der
herabgesetzten
12
Einführung
Echogenität, die einzeln, mehrfach oder durchgehend sein kann, vor allem
Unregelmäßigkeiten- und Kapselunterbrechungen sowie Veränderungen der
Organdiameter (Bartels 1996). Bei der Darstellung des Organs sind unter
anderem Faktoren wie Alter des Patienten, Einstellung der Geräte und der
Ebene sowie der Flüssigkeitsgehalt zu berücksichtigen (Bartels 1996). Die
Abgrenzung vom gesunden Gewebe ist häufig schwierig. Wie bei der digitalen
rektalen Untersuchung, sind die Befunde stark von der Erfahrung des
Untersuchers abhängig. In der Literatur wird von einer Sensivität von etwa 1757% ausgegangen (Seitz 2008), und auch die Spezifität wird mit 40-63% als
niedrig eingeschätzt (Cornud et al. 1997). Aufgrund der niedrigen Sensivität und
Spezifität der transrektalen Sonographie wird sie vor allem zur Steuerung von
Prostatabiopsien zur Diagnosesicherung eingesetzt. Die ultraschallgesteuerte
transrektale Biopsie der Prostata besitzt jedoch eine höhere Aussagekraft als
eine digital gesteuerte Biopsie (Beerlage et al. 1998). Dabei sollte im Falle
eines negativen Biopsiebefundes bei anhaltend erhöhten PSA-Werten eine
erneute transrektale Biopsie angestrebt werden (Keetch et al. 1994). Ebenfalls
stellt ein Fehlen des sonographischen Nachweises der Prostata-Neoplasie,
etwa bei einem Anstieg des PSA-Werts, eine häufige Indikation zur
Durchführung einer Sextantenbiopsie (Bartels 1996). Überdies kann bei einem
bekannten
Prostata-Karzinom
diese
Untersuchungsmethode
eine
Stadieneinteilung wesentlich erleichtern. Da bei der DRU posterolaterale
Oberflächenstrukturen der Prostata palpatorisch begutachtet werden können,
kann der TRUS, weil man mithilfe dessen die Binnenstrukturen beurteilt, als
eine erweiternde Untersuchungsmethode betrachtet werden.
1.1.5.4 Prostatabiopsie
Ein weit verbreitetes Verfahren stellt neben der perinealen Biopsie die
ultraschallgesteuerte, transrektale, erweiterte Sextantenbiopsie der Prostata
dar. Hier werden aus der Vorsteherdrüse jeweils von dem rechten und dem
linken Lappen 6 Proben aus dem Apex, der zentralen und der basalen Zone
entnommen. Erweitert werden kann dieses Schema durch eine zusätzliche
beidseits lateral gesetzte Probeentnahme. Die Möglichkeit der Abschätzung des
Tumorstadiums mithilfe der Sextantenbiopsie spielt als Prognosekriterium eine
13
Einführung
besondere Rolle. Einer Studie zufolge kann über die Anzahl der vom Tumor
befallenen Stanzzylinder auf die Ausdehnung des Tumors geschlossen werden
(Breul und Paul 1999).
Eine Indikationsstellung für eine Biopsie der Prostata ist bei jedem
Karzinomverdacht gegeben, und eine histologische Sicherung der Diagnose nur
über eine Probeentnahme aus dem Organ möglich (Bartels H 1999).
1.1.6 Therapie
Die Auswahl der Therapieverfahren ist von mehreren Faktoren abhängig und
wird individuell angepasst. Das Stadium der Erkrankung zum Zeitpunkt der
Diagnosestellung
entscheidende
ist
entscheidend
Rolle
spielen
für
die
dabei
Primärbehandlung.
sowohl
der
Eine
histologische
Differenzierungsgrad und das Stadium der Ausbreitung als auch das Alter und
der Gesundheitszustand des betroffenen Patienten. Eine kurative Therapie des
Prostatakarzinoms im fortgeschrittenen Stadium ist nach wie vor nicht möglich.
Beim klinisch organbegrenztem PCa steht der kurative Ansatz jedoch im
Vordergrund.
Die
wichtigsten
Therapieansätze
des
Prostatakarzinoms
sind:
radikale
Prostatektomie, Strahlentherapie, Hormonsubstitution und das abwartende
Verhalten.
1.1.6.1 Radikale Prostatektomie
Die im Jahre 1889 von Czerny zum ersten Mal durchgeführte totale perineale
Entfernung der Vorsteherdrüse gehört heute zu den wichtigsten und etablierten
Therapieoptionen
Samenbläschen
des
PCa.
chirurgisch
Lymphadenektomie.
Dieser
Dabei
entfernt.
Eingriff
wird
die
gesamte
Zusätzlich
kann
erfolgt
nerverhaltend
Prostata
eine
oder
samt
pelvine
nicht-
nervschonend durchgeführt werden. Die Indikation zur radikalen Prostatektomie
wird beim klinisch organbegrenzten Karzinom gestellt. Die Lebenserwartung
des Patienten (sollte > 10 Jahren betragen) wird bei der Indikationsstellung mit
berücksichtigt. Einer Studie zufolge, die Patienten nach einer radikalen
14
Einführung
Prostatektomie von T2-Karzinomen begleitet hat, wurde eine deutlich höhere
Wahrscheinlichkeit der Progressionsfreiheit (nach 10 Jahren: 86%) bei gut
differenzierten Tumoren im Vergleich zu schlecht differenzierten Karzinomen
(nach 10 Jahren: 38%) beobachtet (Catalona 1994). Auch andere Studien
zeigen ähnliche Ergebnisse mit progressionsfreien Überlebensraten nach 10
Jahren von etwa 85 % (Walsh 1994).
Die Beeinträchtigung der Potenz und der Kontinenz gehören zu den möglichen
Komplikationen der radikalen Prostatektomie, besonders wenn sie als nichtnervschonend durchgeführt wird (Hammerer und Huland 2002). In der
urologischen Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf wurden seit 1992 mehr als
2000 radikale Prostatektomien durchgeführt. Dabei wurde bei der Mehrzahl der
Fälle ein einseitig oder beidseitig nervschonendes Verfahren durchgeführt
(Hammerer und Huland 2002).
1.1.6.2 Strahlentherapie
Strahlentherapie stellt bei organbegrenztem oder lokal fortgeschrittenem
Prostatakarzinom
ohne
Fernmetastasen
einen
alternativen
kurativen
Therapieansatz zur radikalen Prostatektomie dar. Neben der Möglichkeit der
perkutanen Bestrahlung der Prostata mittels Linearbeschleuniger kommt die
interstitielle Brachytherapie zum Einsatz. Dabei werden radioaktive Seeds direkt
ins Tumorgewebe appliziert. Die Regressionsfreiheit nach 5 Jahren beträgt
nach der perkutanen Bestrahlung über 80% (Paul et al. 2008). Ein Nutzen einer
kombinierten
neoadjuvanten
oder
adjuvanten
Hormontherapie
mit
der
perkutanen Strahlentherapie wird diskutiert. Bisherige Untersuchungen geben
jedoch wenig Hinweise darauf (Chodak et al. 2002). Bei der interstitiellen
Strahlentherapie und einer selektionierten Patientengruppe (organbegrenztes
Karzinom, gut bis mäßig differenziert, PSA < 10) lassen sich vergleichbar gute
Ergebnisse erzielen (Kupelian et al. 2004).
15
Einführung
1.1.6.3 Hormontherapie
Die Testosteronproduktion in den Leydig-Zellen des Hodens wird durch eine
Hormonkaskade
stimuliert.
Die
durch
den
Hypothalamus
gesteuerte
Freisetzung des Gonadotropin-Releasing-Hormons (GnRH), das seinerseits
eine hypophysäre Ausschüttung des luteinisierten Hormons (LH) bewirkt, führt
zur Androgenproduktion. Das freigesetzte Testosteron wird enzymatisch, von
der 5-alpha-Reduktase in seine aktive Form, Dihydrotestosteron umgewandelt.
Erst dieser aktive Metabolit kann über seine Bindung an den Androgenrezeptor
seine proliferationssteigernde Wirkung erzielen.
Das
Wachstum
des
Prostatakarzinoms
ist
androgenabhängig.
Eine
Androgendeprivation kann somit zu einer Hemmung der Tumorzell-Proliferation
und zu einem temporären Wachstumsstopp des Karzinoms führen. Es stehen
grundsätzlich 3 Therapieformen zur Verfügung:
-
Androgenentzug
(Hemmung
der
Androgenproduktion
durch
eine
medikamentöse oder chirurgische Kastration)
-
Inhibition der Umwandlung von Testosteron in DHT
-
Androgenrezeptor-Blockade
Da sich Prostatakarzinome sowohl aus androgensensitiven als auch aus
androgeninsensitiven Zellen zusammensetzen, fungiert diese Therapieform in
den meisten Fällen nicht als kurativer Ansatz. Bei metastasierten Tumoren stellt
der Hormonentzug dagegen eine Standardtherapie dar. Androgendeprivation
des lokal begrenzten Prostatakarzinoms ist bei Patienten mit langsam
wachsenden Tumoren, einer niedrigen Lebenserwartung und bei denen eine
lokale Therapie nicht möglich ist, indiziert (Graefen et al. 2005).
In den meisten Fällen entwickelt ein primär androgenabhängiges Karzinom ein
hormonrefräkteres Stadium, in welchen es zu einem Tumorprogress unter der
Therapie kommt. In metastasierten Tumorstadien ist unter Androgenblockade
nach kurzer Zeit mit einer Karzinomprogression zu rechnen (Graefen et al.
2000). Die Entwicklungsmechanismen des androgenunabhängigen Stadiums
des
Prostatakarzinoms
Behandlungsoptionen
sind
bis
dato
nicht
beschränken
sich
hierbei
vollständig
auf
geklärt.
Die
Chemotherapeutika
16
Einführung
(Taxane), Bisphosphonate
(ergänzend bei ossären
Metastasen) sowie
Stimulatoren der Erythropoese (Ohlmann C-H, Heidenreich A, 2007).
1.1.6.4 Abwartendes Verhalten
Als zusätzliche Behandlungsoption steht das so genannte wachtful waiting
(abwartendes Verhalten) zur Verfügung. Dabei erhalten Patienten bis zum
Auftreten von klinischen Symptomen keine Therapie. Eine Studie zeigte eine
Korrelation zwischen dem Differenzierungsgrad des Tumors und der Prognose.
Die
metastasenfreie
10-Jahres-Überlerlebensrate
bei
gut
differenzierten
Karzinomen war mit über 80% signifikant höher als die bei Patienten mit
schlecht differenzierten Tumoren (26%) (Chodak 1994).
Im Angesicht der hohen Zahl der zu Lebzeiten stumm gebliebenen
Prostatakarzinome und einer hohen Komplikationsrate nach konventionellen
Therapieversuchen erscheint dieser Therapieansatz, vor allem bei älteren
Patienten mit lokal begrenzten Tumoren oder bei denen mit infauster Prognose,
sinnvoll.
1.1.7 Komplikationen
Unabhängig
von
der
Art
der
therapeutischen
Behandlung
des
Prostatakarzinoms lassen sich unerwünschte Wirkungen oder Komplikationen,
die
zum
Teil
schwerwiegend
sind,
nicht
immer
vermeiden.
Die
therapiebedingten Komplikationen reichen von intraoperativen Vorfällen wie
Narkosezwischenfälle, Infektionen, Verletzungen von Darm, Nerven, großen
Gefäßen
und
daraus
resultierenden
Blutungen,
über
osteoporotische
Beschwerden nach Hormontherapie bis zu Akut- und Spätreaktionen nach
Strahlenbehandlung. Zu den möglichen und von Patienten meist gefürchteten
Komplikationen nach operativen Eingriffen gehören die Beeinträchtigung der
Kontinenz und der erektilen Funktion (Walsh 2000). Das Auftreten von
Inkontinenz und Potenzstörungen ist sowohl von der Art der Therapie als auch
von Faktoren wie Alter, Prostata- oder Tumorgröße abhängig (Rabbani et al.
2000, Catalona et al. 1999). Die Angaben zur postoperativen Inkontinenz
17
Einführung
schwanken in der Literatur erheblich. Bei der Evaluation der Potenzstörungen
ist es vor allem wichtig, das Alter des Patienten zu berücksichtigen, denn bei
einer großen Anzahl der Patienten über 60 Jahre die erektile Funktion bereits
präoperativ
bzw.
prätherapeutisch
aus
unterschiedlichen
Gründen
beeinträchtigt sein kann. Die Potenzverlustrate ist einerseits von der Therapie
bzw. Operationstechnik andererseits von dem Tumorstadium abhängig. Eine
radikale, nicht-nervschonende Prostatektomie führt in 90-100% der Fälle zur
Beeinträchtigung bzw. Verlust der erektilen Funktion (Steiner und Miller 1999).
Die
Angaben
zur
Erhaltung
der
Kontinenz
nach
einem
nicht-
gefäßnervenbündelschonenden Eingriff schwanken erheblich. Im Gegensatz
dazu können nach radikaler nerverhaltender Entfernung des Organs bis zu 90%
der Patienten eine Wiedergewinnung der erektilen Funktion und über 95% der
Patienten eine vollständige Kontinenz aufweisen (Hammerer und Huland 2002).
1.1.8 Prognose
Der diagnostische und therapeutische Fortschritt hat die Prognose des
Prostata-Ca erheblich verändert.
Die Ausdehnung des Prostatakarzinoms zum Zeitpunkt der Diagnosestellung
scheint von grundlegender Bedeutung zu sein. Bei einem organbegrenzten PCa
beträgt
die
10-Jahres-Überlebensrate
75%
und
sinkt
bei
bereits
Fernmetastasen gesetzten Tumoren auf nur noch 15% (Kramer et al. 1993).
Der Verlauf des Karzinoms der Vorsteherdrüse ist schwierig voraus zu sehen,
denn seine Aggressivität variiert sehr stark. In den meisten Fällen ist ein
langsames
Wachstum
bekannt,
allerdings
werden
auch
Verläufe
mit
aggressiver, rascher und invasiver Proliferation der Tumorzellen beobachtet.
Beim invasiven Wachstum werden die benachbarten Strukturen (Samenblasen,
Rektum, Harnblase) infiltriert. Die Metastasierung des Prostatakarzinoms erfolgt
zunächst lymphogen, am häufigsten in die retroperitonealen, paraaortalen,
gefolgt von cervikalen, pelvinen und inguinalen Lymphknoten. Im Rahmen der
hämatogenen Metastasierung werden vor allem osteoblastische Metastasen
gebildet mit der Prädilektionsstelle im lumbosakralen Bereich der Wirbelsäule
(Tofe 1975). In nahezu 50% der Fälle von erfolgter Fernmetastasierung findet
18
Einführung
man pulmonale Metastasen, gefolgt von Lebermetastasen (Golz und Störkel
1999).
Ein bedeutender Anteil der langsam wachsenden Tumore bleibt lebenslang
latent. Etwa 25% der betroffenen Patienten sterben an den Folgen der im
fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung entstehenden Metastasierung des
Karzinoms. Eine Prognoseeinschätzung über den Verlauf beim diagnostizierten
Prostatakarzinom ist schwierig und von einem breiten Spektrum an Faktoren
abhängig. Für die individuelle Prognose und eine optimale Therapieplanung
steht eine Analyse von morphologischen und klinischen Komponenten im
Vordergrund. Eine prognostische Relevanz haben in erster Linie der vor
Einleitung der Therapie bestimmte PSA-Wert, Beurteilung des Staging, Grading
sowie die Absetzungsränder des Prostatakarzinoms. Positive Resektionsränder
bei einem radikal chirurgisch entfernten Präparat gelten als prognostisch
ungünstiges Zeichen (Epstein et al. 1993). Zu weiteren pathomorphologischen
Prognosefaktoren
gehören:
Kapselperforation,
Tumorvolumen,
Lymphknotenbefall, hämatogene Metastasen, Gefäßdichte des Tumors, Anteil
der Androgenrezeptoren am Gesamttumor. Für die Entscheidung, eine
zielgerichtete Therapie für die Behandlung des Prostatakarzinoms zu wählen,
ist eine bessere molekulare Charakterisierung des Tumors notwendig.
19
Einführung
1.2 Molekulare Biomarker in der Prognose des
Prostatakarzinoms
In jüngster Zeit gewinnen neben den klassischen diagnostischen Methoden, die
auf der Grundlage von morphologischen Kriterien der Tumordiagnostik
basieren, molekulare Marker immer mehr an Bedeutung. Die Grundlage der
Forschung und Entwicklung der molekularen Biomarker ist die Aufklärung von
biologischen Prozessen, welche eine wichtige Rolle in der Entwicklung von
Neoplasien
oder
deren
Supression
spielen
können.
Die
schwierige
Einschätzung des Krankheitsverlaufs und ungenaue Vorhersagekraft der in der
Praxis
angewendeten
Prognosefaktoren erschweren
eine
gezielte
und
höchsteffektive Therapie des Prostatakarzinoms. Mehrere Studien weisen auf
eine Korrelation zwischen den Gen-Expressionsmustern und Tumor-Subtypen
sowie daraus resultierende mögliche prognostische und therapeutische
Relevanz.
Die Bestimmung von molekularen Tumormarkern könnte zusätzlich zu den
konventionell
angewandten
Prognosekriterien
eine
verbesserte
und
individualisiertere Therapieplanung sowie eine genauere Einschätzung des
Verlaufs ermöglichen. Molekularbiologische Prognosefaktoren und deren
Wertigkeit sind Gegenstand intensiver Forschung.
Zwischen 1996 und 2006 sind mehrere Tausend Publikationen erschienen, die
molekulare Prädiktor-Faktoren untersucht haben. 267 dieser Studien behaupten
prognostisch relevante Ergebnisse erzielt zu haben (s. Abbildung 2) (Schlomm
et al. 2007).
Keinem dieser Zielmoleküle wurde jedoch bis dato ein Zutritt in die
diagnostische Routine gewährt (Schlomm et al.) (s. Abbildung 3). Grund hierfür
ist der noch fehlende Nachweis der bestätigten Relevanz als prognostisch
wichtiger Parameter.
20
Einführung
Abbildung
2
Medline-Analyse
(„prostate“
+
„cancer“
+
„immunohistochemistry“ + „prognosis“ + „year1996-2006“)
Aus: Schlomm et al. 2007. Rote Säulen: Studien mit Prognosereleveanz. Blaue
Säulen: Studien ohne Prognoserelevanz.
Die meisten Studien untersuchten weniger als 100 Patienten. Als Erklärung für
die wenig aussagekräftigen Ergebnisse dieser Studien werden vor allem zu
kleine
Patientenkollektive
und
dadurch
resultierende
unzureichende
Stichprobengröße, subjektive Auswertungskriterien und häufig auch ein
fehlendes follow-up (Schlomm et al.) vermutet. Zudem liefern die Resultate der
Studien häufig widersprüchliche Ergebnisse. Diese Tatsache könnte in der
fehlenden
Standardisierung
unterschiedlichen
der
statistischen
laboratorischen
Analysetechniken
Auswertungsmethoden
begründet
und
sein
(Schlomm 2007). Für den Nachweis der Relevanz der untersuchten
Prognosemarker sowie Validierung der gewonnen und dokumentierten Daten
ist ein ausreichend großes Patientenkollektiv unabdingbar. Ebenso ist es
notwendig eine Nachbeobachtungszeit der Studien über längere Zeit und
kontinuierlich durchzuführen.
21
Einführung
Abbildung 3 Potentiell prognostisch relevante Marker aus 267 zwischen
1996-2006 publizierten Studien. Aus: Schlomm et al. 2007.
22
Einführung
Zu den meist untersuchten potentiellen Prognosemarkern gehören:
p53
P53
gehört
zur
Gruppe
der
Tumorsuppressorgene.
Im
Falle
einer
Zellschädigung induziert das p53 eine Unterbrechung des Zellzyklus bzw. eine
Apoptose. Mutationen der p53-DNA (Desoxyribonukleinsäure) finden sich in
etwa
50%
aller
malignen
Tumoren.
Eine
Expression
von
p53
im
Prostatagewebe und eine erhöhte Gefäßdichte zum Zeitpunkt der Diagnose
korrelieren mit einem schlechten Verlauf und erhöhten Sterberisiko (Concato et
al. 2009).
Bcl-2
Dieses Protein verhindert den Tod der Tumorzellen durch Hemmung der
Apoptose. Sein Nachweis im Prostatakarzinom-Gewebe (1-69%) könnte mit
einer schlechten Prognose assoziiert sein.
Ki-67
Ki-67 spielt eine Rolle im Zellzyklus. Ein hoher Ki-67-Index korreliert mit einer
erhöhten Wahrscheinlichkeit eines Rezidivs
von Prostatakarzinom und
Metastasenbildung (Mc Loughlin et al. 1993).
E-Cadherin
Das Zelladhäsionsmolekül ist für die Aufrechterhaltung des epithelialen
Phänotyps zuständig. Eine Verminderung der Expression von E-Cadherin wird
bei fortgeschrittenen Prostatatumoren mit einem höheren Gleason-Grad
beobachtet (Augustin et al. 2003).
p27
Dieses Tumorsuppressor-Gen reguliert die Zellproliferation. Eine reduzierte
Expression von p27 wurde in 19,5-84% der Prostatakarzinome gefunden und
war assoziiert mit einer schlechten Differenzierung der Tumorzellen und
schlechteren Prognose (Schlomm et al. 2007; Cordon-Cardo et al. 1998).
23
Einführung
Neuroendokrine Differenzierung
Das Ausmaß der neuroendokrinen Differenzierung im Prostatakarzinom in
Hinsicht auf die Prognose wird kontrovers diskutiert. Als endokrine Marker
fungieren
typischerweise
die
neuronenspezifische
Enolase
(NSE)
und
Chromogranin A.
1.3 Tissue Microarray Technik (TMA)
Kleine
Patientenkollektive
und
Anwendung
von
unterschiedlichen
Untersuchungsmethoden der gewonnenen Proben haben widersprüchliche
Ergebnisse zahlreicher veröffentlichter Studien zufolge. Mithilfe der MicroarrayTechnik sind eine Identifikation genetischer Veränderungen im Tumorgewebe,
und deren Rolle in der Entwicklung von Karzinomen, in einem großen Kollektiv
und unter konstanten Reaktionsbedingungen möglich. Dies kann durch
Validierung großer Probenmengen die Aussagekraft der erzielten Ergebnisse
erhöhen.
Gewebe-Microarrays werden verwendet, um eine hohe Zahl an PatientenProben zu untersuchen. Es ist möglich mehr als 600 Proben auf einem einzigen
Objektträger zu analysieren (Schlomm et al. 2007). Sowohl die große Menge
der Gewebeproben als auch ihre vergleichbare Größe machen verleihen
diesem Verfahren eine hohe Aussagekraft.
Für
die
Herstellung
der
Gewebe-Microarrays
werden
ausgestanzte
Gewebezylinder auf einem Paraffinblock zusammengesetzt. Von der Region, in
der der Tumor am größten ist und den höchsten Gleason Grad aufweist,
werden 0,6 mm große Proben ausgestanzt und auf ein TMA Format, mit einem
Abstand von 650 µm zwischen den einzelnen Stanzen, übertragen (s.
Abbildung 4). Dieser Vorgang wird bis zur Fertigstellung des Gewebearrays n
Mal wiederholt. Für unsere Studie wurden 3261 Tumorproben auf 7 TMABlöcke übertragen. Nachdem der Gewebearray fertig gestellt ist, wird er mithilfe
eines Mikrotoms in 4 µm dünne Schnitte geschnitten. Diese sind nach Fixierung
auf Objektträgern bereit für Verarbeitung mit einer visualisierenden Technik. Die
am weitesten verbreitete Methode für den Nachweis von im Gewebe
24
Einführung
exprimierten
Proteinen
ist
die
Immunhistochemie
(IHC).
Die
immunhistochemische Färbung erlaubt mithilfe von Antikörpern eine genaue
Darstellung von Zielproteinen im Gewebeverband.
Abbildung 4: TMA-Herstellung
Dargestellt ist eine im Durchmesser 0,6 mm betragende Gewebeprobe (links im
Bild). Diese wurde aus einem Gewebeblock ausgestanzt.
Rechts
im
Bild:
Gewebeblöcken
Darstellung
entnommene
eines
Stanzgeräts,
das
Prostatakarzinomproben
die
in
zuvor
einen
aus
leeren
Paraffinblock im TMA-Format überträgt. Alle Gewebeproben haben eine
vergleichbare Größe und der Abstand zwischen den einzelnen Proben
im
TMA-Block beträgt 650 µm.
25
Einführung
In der Hamburger Martiniklinik werden jährlich mehr als 1.800 radikale
Prostatektomien und über 4.000 Prostatabiopsien durchgeführt. Die dort
hergestellten TMA´s beinhalten Proben von über 3.000 Patienten, welche sich
zwischen 1992 und 2005 einer chirurgischen Entfernung der Prostata an der
Universitätsklinik Hamburg Eppendorf unterzogen haben. Eine seit 10 Jahren
geführte klinische Datenbank ermöglicht zudem eine standardisierte, maximale
Verlaufsbeobachtung der Patienten.
Die Vorteile der Tissue-Microarray-Methode zur Identifizierung von genetischen
Veränderungen in einem großen Patientenkollektiv liegen nicht nur in der
raschen Darstellung der gesuchten Moleküle in einem Experiment, sondern
auch in deren schneller Auswertbarkeit. Die Tissue-Microarray-Technik stellt
eine hocheffiziente Methode für parallele Analyse von Antigenen sowohl in
normalem als auch im pathologischen Gewebe dar. Sie ermöglicht eine genaue
und schnelle Lokalisierung von Zielmolekülen und eignet sich somit
hervorragend
zur
Untersuchung
von
SSTR2-Protein
im
Prostatakarzinomgewebe.
1.4 SSTR2-Rezeptor
Der SSTR2 gehört zur Familie von bisher 5 bekannten SomatostatinRezeptoren (SSTR1-SSTR5).
Somatostatin, ein zyklisches Peptid und natürlicher Ligand der SSTRRezeptoren,
wurde
ursprünglich
als
ein
neuroendokrines,
aus
dem
Hypothalamus stammendes und das Wachstumshormon Somatotropin (STH)inhibierendes Hormon beschrieben (Brazeau et al. 1973). An der Hypophyse
übt es eine hemmende Wirkung sowohl auf die Somatotropin- als auch
Prolaktin-
und
TSH
(Thyroidea-stimulierendes-Hormon)
-Sekretion
aus.
Mittlerweile ist eine Somatostatin-Produktion durch neuroendokrine Zellen in
vielen anderen Organen, beispielsweise des zentralen und peripheren
Nervensystems, des endokrinen Pankreas, Schilddrüse, Nieren, Nebennieren,
Gastrointestinaltrakts
und
Prostata
lokalisiert
worden
(Patel
1999).
Somatostatin spielt nicht nur als Neuromodulator, sondern auch Regulator von
zahlreichen Sekretionsprozessen vor allem im Gastrointestinaltrakt und in
Pankreas eine bedeutende Rolle. Die Wirksamkeit von Somatostatin als
26
Einführung
Regulator von Wachstumsprozessen
in neuroendokrinen
und
anderen
Geweben ist durch die Anwesenheit von SST-Rezeptoren bekannt (Hansson et
al. 2002).
Die biologische Wirkung des Somatostatin in den Zielzellen wird über die
membranständigen G-Protein-gekoppelten Rezeptoren (GPCR) vermittelt (s.
Abbildung
5).
Diese
bestehen
aus
einer
Polypeptidkette,
die
die
Plasmamembran siebenmal durchzieht und so genannte Transmembranhelices
bildet (Müller-Esterl 2004). Eine Ligand-Rezeptor-Interaktion führt über
Konformationsänderung des sich auf der zytosolischen Seite befindenden
heterotrimeren G-Poteins zu einer Signalkaskade und damit zur Freisetzung
von intrazellulären Botenstoffen. Diese vermitteln den intrazellulären Effekt des
von außen an die Zelle durch Hormone übertragenes Signals. Die durch GProtein-gekoppelte Rezeptoren angestoßene Signaltransduktion moduliert über
entsprechende intrazelluläre Enzyme zahlreiche Vorgänge im Organismus, u. a.
auch Differenzierung und Proliferation von Zellen (Müller-Esterl 2004).
Abbildung 5: Struktur von G-Protein-gekoppelten Rezeptoren
Dargestellt ist ein 7-Transmembranhelix-Rezeptor. Der Rezeptor enthält drei
intra- (I1, I2, I3) und drei extrazelluläre (E1, E2, E3) Domänen. Die vierte
intrazelluläre Domäne (I4) wird durch die Verankerung der carboxyterminalen
Schleife (C-Terminus) über einen Palmitoylthioester mit der Plasmamembran
gebildet.
Der
N-Terminus
ragt
nach
extrazellulär
und
enthält
häufig
Kohlenhydratseitenketten. Aus: Schenker 1995.
27
Einführung
Die antiproliferativen Aspekte der Somatostatinwirkung machen den Nachweis
von SSTR-Rezeptoren in Geweben zu einem bedeutenden Gegenstand der
Tumorforschung. Somatostatin-Bindungsstellen sind in vielen menschlichen
Tumoren bereits nachgewiesen worden.
SSTR2 ist ein besonders interessanter und gleichzeitig relativ unbekannter
Rezeptor. Die Literaturrecherche ergibt nicht nur wenige, sondern auch
widersprüchliche Ergebnisse in Bezug auf SSTR2. Sein Vorkommen im
gesunden- und Tumorgewebe unterschiedlicher Herkunft ist bekannt. Im
gesunden Gewebe ist SSTR2, lokalisiert am Chromosom 17q24, eines der
meist exprimierten Proteine unter den Somatostatin-Rezeptoren (Patel YC,
1999).
SSTR2
scheint
nicht
nur
eine
wachstumshemmende
Rolle
beim
Pankreaskarzinom, sondern auch beim medullären Schilddrüsenkarzinom zu
spielen (Benali et al. 2000, Tagliati et al. 2006). Zou et al. beschreibt einen
Einfluss von SSTR2 auf den Zellzyklus in Tumorzellen des Pankreas (Zou et al.
2009). Dabei konnte an einem Tiermodell gezeigt werden, dass eine vermehrte
Expression von SSTR2 zu einer Erhöhung von p16-Protein führt. P16 ist ein
Cyklin-abhängiger Kinase-Inhibitor, welcher an der Zellzyklus-Regulation
beteiligt ist (Zou et al. 2009). Diese Gruppe der Proteine kann eine Progression
des Zellzyklus von der G1- in die S-Phase verhindern. Sie sind bei malignen
Tumoren häufig inaktiviert.
Nicht nur die Funktion von SSTR2, sondern auch die Regulierung der SSTR2Expression in Tumorzellen ist ein Gegenstand der Forschung. Es gibt Hinweise
auf eine bedeutende Rolle der Methylierung in der Steuerung der SSTR2Expression in Tumoren. In der Studie von Torrisani et al. konnte gezeigt
werden, dass über die DNA-Methylierung und Histonacetylierung die Aktivität
des SSTR2-Promotors reguliert werden kann (Torrisani et al. 2008). Es wurde
veranschaulicht,
dass
die
Aktivität
des
SSTR2-Pomotors
umgekehrt
proportional mit der Expression von SSTR2 bei Melanom, Mamma-, Pankreas-,
Leberkarzinom und Retinoblastom korreliert. Darüber hinaus zeigte sich unter
einer Therapie dieser Tumore mit demethylierenden Agens und AcetylaseInhibitoren eine Zunahme der SSTR2-Expression (Torrisani et al. 2008).
28
Einführung
Der Somatostatin-Rezeptor 2 ist ein membranöses Protein, dessen Funktion zu
therapeutischen
Zwecken
genutzt
werden
kann.
Zahlreiche
Studien
beschäftigen sich mit SSTR2 als Ziel einer medikamentösen Therapie.
Aufgrund der kurzen Halbwertszeit von Somatostatin wurden synthetisch
hergestellte Somatostatin-Analoga entwickelt, welche nicht nur eine längere
Halbwertszeit, sondern auch eine höhere Potenz aufweisen (Appetecchia und
Baldelli 2010). Ein Bespiel für ein Somatostatin-Analogon stellt Octreotid dar.
Octreotid gehört zu den besterforschten Somatostatin-Analoga und bindet an
Somatostatin-Rezeptoren 2 mit einer höheren Affinität als Somatostatin selbst
(Appetecchia und Baldelli 2010). Dieses Therapeutikum findet bereits seit
Jahren eine Anwendung bei der Suche und Therapie endokriner Tumoren
(Kwekkeboom et al. 2010).
Auch in der Therapie des Prostatakarzinoms wird die Möglichkeit des Einsatzes
von Somatostatin-Analoga diskutiert (Halmos et al. 2000). Die meisten davon
binden selektiv an SSTR2 (Patel 1999). Eine Verbesserung der Prognose und
Lebensqualität
bei
Patienten
mit
metastasiertem
hormonrefraktärem
Prostatakarzinom konnte nach einer Therapie mit Somatostatin-Analoga in
klinischen Studien demonstriert werden (Gonzales-Barcena D et al. 1998;
Maulard C et al. 1995).
In der Studie von Koppman et al. wurde die Wirksamkeit von SomatostatinAnaloga an Ratten, die an einem SSTR2-positiven, hormonrefraktären
Prostatakarzinom Dunning R-3327-AT-1 erkrankt waren, getestet (Koppman et
al. 1998). Unter der Therapie mit AN-238 zeigte sich ein Stopp der
Wachstumsprogredienz des Tumors in vivo schon nach einer i.v. Injektion. Die
Untersuchungen ergaben zudem eine geringe Toxizität des Wirkstoffs.
Plonowski et al. liefern ähnliche Untersuchungsergebnisse. In dieser Studie
konnte eine hohe Wirksamkeit einer Chemotherapie mit SSTR2-Analoga in
einer humanen Prostatakarzinom-Zellinie nachgewiesen werden (Plonowski et
al. 1999). Vermutet wird eine Wirkung der SSTR2-Analoga über eine
Aktivierung der Apoptose der Tumorzellen, welche bei hormonrefraktären
Prostatakarzinomen vermindert ist (Plonowski et al. 1999).
Diese Ergebnisse legen nahe, dass Somatostatin-Analoga als wirksame und
wenig
toxische
Medikamente
in
der
Therapie
des
hormonrefraktären
Prostatakarzinoms künftig eine wichtige Rolle spielen könnten.
29
Einführung
1.4.1 SSTR2-Rezeptor im Prostatakarzinom
Das Wachstum des Prostatagewebes ist von zahlreichen Faktoren abhängig.
Hormonelle Einflüsse, wie Regulation durch Androgene und unterschiedliche
Peptidhormone, spielen eine wichtige Rolle bei der Regulation der Proliferation
der Drüsenzellen. Dabei scheint SSTR2 eine Schlüsselrolle zu spielen
(Cariaga-Martinez et al. 2009).
Das Vorkommen der SSTR2-Rezeptoren im benignen Prostatagewebe und
beim Prostatakarzinom ist in nur wenigen Studien untersucht und bestätigt
worden (Cariaga-Martinez et al. 2009, Hansson et al. 2002, Halmos et al.
2000). In der Studie von Sinisi et al. konnten SSTR2-Rezeptoren mittels RTPCR (Reverse Transkriptase Polymerase Kettenreaktion) ausschließlich im
benignen Prostatagewebe nachgewiesen werden (Sinisi et al. 1997). Diese
Studie umfasste insgesamt 11 Gewebeproben, darunter 5 normale und 6 von
Prostatakarzinomen. Die Karzinomproben wurden nach Gleason eingeteilt. In
keiner der Karzinomproben konnte SSTR2 nachgewiesen werden. Dagegen
zeigten sowohl eine Studie von Hansson et al als auch die Untersuchungen von
Cariaga-Martinez et al. andere Resultate. In beiden Fällen wurde die
Expression von SSTR2-Rezeptoren sowohl im benignen als auch im malignen
Prostatagewebe gefunden. Cariaga-Martinez et al. beschreibt, dass das
Vorkommen von SSTR2-Rezeptoren im Epithel des benignen Prostatagewebes
auf der Lumenseite der Drüsengänge und in den azinären Zellen lokalisiert ist
(Cariaga-Martinez et al. 2009). Das von Cariaga-Martinez et al. untersuchte
maligne Prostatagewebe zeigte in 38 eine schwache und bei zwei Fällen gar
keine Färbung. In dieser Studie wurden insgesamt 45 ProstatakarzinomGewebeproben mittels Immunhistochemie untersucht. Hierbei verhielt sich die
Intensität der Färbung umgekehrt proportional zum Gleasongrad des Tumors,
d.h. die Färbung zeigte sich desto schwächer, je höher der Gleasongrad der
Prostatakarzinomproben war. In dieser Studie konnte also eine negative
Korrelation der SSTR2-Expression mit dem Gleasongrad nachgewiesen werden
(Cariaga-Martinez et al. 2009). Hansson et al. stellte dagegen eine stärkere
Expression von SSTR2 in malignen Zellen als bei BPH fest (Hansson et al.
2002). Hier wurden 14 Prostatakarzinomproben und 11 BPH-Proben mittels
30
Einführung
RNA (Ribonucleinsäure) in situ-Hybridisierung untersucht. Dabei zeigten 12 von
14 Karzinomproben eine SSTR2-Expression. Eine Beziehung zwischen der
Stärke der SSTR2-Expression und dem Gleasongrad des Tumors wurde in
dieser Studie nicht nachgewiesen. Andere Ergebnisse zeigte Reubi et al.
Sowohl benignes als auch neoplastisches Prostatagewebe wurde mittels in vitro
Autoradiographie untersucht. Eine Expression von SSTR2 konnte hier vor allem
im benignen Prostatagewebe nachgewiesen werden. Die in dieser Studie
untersuchten Prostatakarzinomgeweben zeigten lediglich eine geringe Dichte
von SSTR2 (Reubi et al. 1995). Ebenfalls konnte Halmos et al. nur eine geringe
Menge an SSTR2-Rezeptoren im Prostatakarzinomgewebe aufzeigen (Halmos
et al. 2000). Untersucht wurden hier 22 Prostatakarzinomproben mithilfe von
RT-PCR auf das Vorhandensein von SSTR2-Rezeptoren. Eine SSTR2Expression zeigte sich lediglich in drei von 22 untersuchten Karzinomproben.
Morichetti et al. konnten in ca. 80% der nach Prostatektomien entnommenen
Prostatakarzinomproben eine schwache bis mittelstarke SSTR2-Expression
nachweisen (Morichetti et al. 2010). Das Vorkommen der SSTR2-Rezeptoren
wurde nicht nur in primären Prostatakarzinomen, sondern auch in deren
Metastasen (Plonowski et al. 1999) festgestellt. Diese Tatsache sowie Hinweise
auf
eine
hohe
möglicherweise
Affinität
neue
der
Somatostatinanaloga
Behandlungsmöglichkeiten
in
für
der
SSTR2
stellen
Therapie
von
fortgeschrittenen Prostatakarzinomen sowie bei Patienten nach radikaler
Prostatektomie mit einem hohen Risiko eines Rezidiv (Koppan et al. 1998,
Halmos et al. 2000) dar. In den Untersuchungen von Koppan et al. (1998)
konnte eine SSTR2-Expression im malignen Tumorgewebe der Prostata bei
Ratten nachgewiesen werden.
31
Einführung
1.4.2 Tumorstadium und SSTR2-Rezeptor-Dichte
Bisher gibt es nur unzureichende Untersuchungen bezüglich des Stadiums des
Prostatakarzinoms und der Dichte der SSTR2-Rezeptoren.
Die Studie von Cariaga-Martinez et al (2009) zeigte eine Korrelation zwischen
der
Expression
von
SSTR2-Rezeptoren
und
dem
Gleason-Grad
des
Prostatakarzinoms. Hier wurde festgestellt, dass die Dichte der SSTR2Rezeptoren sinkt, je höher der Gleason-Grad des Tumors ist. Dagegen konnte
Hansson et al (2002) keine Korrrelation zwischen dem Differenzierungsgrad
des
Tumors
und
der
SSTR2-Expression
feststellen.
Die
Untersuchungsergebnisse von Halmos et al. (2000) zeigen ebenfalls eine
Unabhängigkeit der Inzidenz von Somatostatinrezeptoren vom Tumorstadium
der Prostata.
Die wenigen veröffentlichten Studienergebnisse zu SSTR2-Rezeptoren im
Prostatakarzinomgewebe
zeigen
bezüglich
ihrer
Ergebnisse
erhebliche
Widersprüche. Gemeinsam ist dieser Studien jedoch eine sehr kleine Anzahl an
untersuchten Gewebeproben (zwischen 11 und 45 Proben).
32
Einführung
1.5 Zielsetzung der Arbeit
In westlichen Gesellschaften stellt das Prostatakarzinom den häufigsten Tumor
und die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache dar. Die Betreuung von
Prostatakarzinom-Patienten ist aus mehreren Gründen schwierig. Einerseits ist
unklar welche Patienten tatsächlich eine radikale Therapie benötigen, da mehr
als die Hälfte der Prostatakarzinom-Patienten letztlich nicht an ihrem Tumor
versterben. Darüber hinaus fehlen beim Prostatakarzinom, falls es zu einer
metastatischen Diskriminierung kommt, therapeutische Optionen, spätestens
dann wenn es zu einem hormonrefraktären Rezidiv nach initial erfolgreicher
hormoneller Therapie kommt. Somit besteht ein Bedarf nach 1) besseren
Prognosefaktoren und 2) nach neuen Therapien. Der Somatostatin-Rezeptor
Typ 2 (SSTR2) kommt für beide Optionen in Frage. Bisher ist bekannt, dass
SSTR2 bei einem Teil der Prostatakarzinome exprimiert wird. Als membranöses
Protein und aufgrund seiner Funktion könnte SSTR2 als Therapieziel dienen.
Darüber hinaus gibt es bisher keine Untersuchungen über die prognostische
Relevanz dieses Parameters. Ziel dieser Doktorarbeit ist es deswegen,
herauszufinden wie häufig Somatostatin-Rezeptor Typ 2 in Prostatakarzinomen
exprimiert ist und ob die Expression dieses Markers auch mit dem klinischen
Verlauf bzw. dem Tumorphänotyp korreliert. Zur Klärung dieser Frage sollen
weitere Patientendaten aus den Archiven des Institutes für Pathologie und der
Martiniklinik zusammengetragen werden mit dem Ziel die existierende GewebeDatenbank zu optimieren. An diesem Tissue-Microarray soll die SSTR2Expression dann immunhistochemisch evaluiert und mit klinisch-pathologischen
Parametern korreliert werden.
33
Material und Methoden
2 Material und Methoden
2.1 Patientenmaterial
Das
für
die
vorliegende
Patientenprobenkollektiv
Dissertation
umfasst
3261
zur
Verfügung
stehende
Prostatakarzinom-Proben
von
Patienten, die zwischen 1992 und 2005 in der urologischen Klinik des
Uniklinikums Hamburg Eppendorf prostatektomiert worden waren. Von
insgesamt 2385 (73.1%) Patienten standen klinische follow-up Daten zur
Verfügung. Der Nachbeobachtungszeitraum betrug zwischen 1 und 143
Monaten (im Mittel 34.7 Monate).
2.1.1 Klinische Parameter des Patientenkollektivs
Zum Patientenmaterial standen folgende klinisch-pathologischen Daten zur
Verfügung:
•
Das Alter des Patienten zum Zeitpunkt der Diagnosestellung
•
Das präoperative PSA in ng/ml
•
Eine Klassifikation des Tumors nach Gleason
•
Die Ausdehnung des Primärtumors im Gewebe (pT)
•
Vorhandensein von Lymphknotenmetastasen (pN)
•
Der Zustand der Absetzungsränder
•
Der Zeitpunkt eines PSA-Rezidives
34
Material und Methoden
2.2 TMA-Herstellung
Für die vorliegende Arbeit stand ein Prostatakarzinom-Gewebe-Array von 3261
Patienten zur Verfügung.
Zur Herstellung des Gewebe Microarrays war es notwendig histologische
Schnitte aus in Paraffin eingebeteten Tumorgewebeproben anzufertigen sowie
diese mit Hämatoxylin/Eosin (HE) anzufärben. Diese wurden aus den im Archiv
des Instituts für Pathologie des Uniklinikum Hamburg Eppendorf vorhandenen
Gewebeproben des oben genannten Patientenkollektivs entnommen. Die
jeweils zu einem Gewebeblock passenden HE-Schnitte wurden von einem
Pathologen begutachtet und nach dem Vorhandensein eines repräsentativen
Tumorareals inspiziert. Hierbei wurde das repräsentative Tumorareal auf dem
Objektträger markiert. Das auf dem HE-Schnitt markierte Feld entsprach dem
Areal im Gewebeblock, aus dem Gewebeproben gestanzt wurden. So wurden
aus jedem Gewebeblock Gewebeproben ausgestanzt und in einen leeren
Paraffinblock im TMA-Format überführt. Der Stanzdurchmesser betrug 0,6 mm
und die Abstände zwischen den einzelnen Stanzen 650 µm. Bis zur
Fertigstellung des Gewebearrays wurde dieser Vorgang n Mal wiederholt.
Insgesamt wurden 3261 Tumorproben auf 7 TMA-Blöcke übertragen. Jeder
TMA-Block
enthielt
zwischen
129-522
Gewebestanzen.
Neben
den
Tumorproben wurden Kontrollstanzen aus gesunden Prostaten und anderen
Geweben, beispielsweise aus Darmschleimhaut, Lungenparenchym oder Milz
in die TMA-Blöcke eingesetzt, um eine optimale Antikörperaustestung erreichen
zu können. Aus den fertig gestanzten TMA-Blöcken wurden mithilfe eines
Microtoms 4 µm dicke Schnitte angefertigt und auf Objektträger übertragen.
Diese wurden für eine Zeit von 1 Minute unter einer Ultraviolettlampe einem
Polymerisation-Verfahren
eingebrachten
unterzogen,
Paraffinschnitte
zu
um
eine
erzielen.
Aushärtung
Nachdem
die
der
darauf
Objektträger
getrocknet waren, war deren Vorbereitung für die immunhistochemische
Färbung abgeschlossen.
35
Material und Methoden
Abbildung 6: Beispiel eines Prostatakarzinom-Arrays; Hämatoxylin /EosinFärbung. Aus: Hermann (Dissertation, ausgehändigt von Prof. G. Sauter).
Die Abbildung 6 zeigt ein Beispiel eines fertigen mit Hämatoxylin/Eosin
gefärbten TMA-Schnittes.
Abbildung 7: Beispiele der Gewebespots mit einem Durchmesser von
0,6mm. Aus: Hermann (Dissertation, ausgehändigt von Prof. G. Sauter).
36
Material und Methoden
2.3 Immunhistochemie
Die immunhistochemische Färbung (IHC) dient der Visualisierung von
Proteinen auf histologischen Schnitten. Dabei erfolgt eine Bindung eines
Primärantikörpers an ein Epitop der Proteinoberfläche und eine darauf folgende
Bindung eines sekundären Antikörpers an den Primärantikörper. Dieser
Antigen-Antikörper-Komplex kann mithilfe von Detektion-Methoden dargestellt
und somit das Vorhandensein von im Gewebe exprimierten Proteinen lokalisiert
werden.
Die Anwendung von IHC bei der Auswertung von Gewebe-Microarrays
ermöglicht neben der optimalen Erkennung der Gewebemorphologie eine durch
konstante
Reaktionsbedingungen
bedingte
Standardisierung
der
Auswertungsmethode.
2.3.1 Immunhistochemische Behandlung der
Prostatakarzinomgewebe- Proben
Vor der Durchführung der Immunhistochemie wurden die Tumor Multi Arrays
zunächst einer Gewebevorbehandlung unterzogen. Im ersten Schritt wurden sie
mindestens 1 Stunde in Xylol entparaffinisiert. Danach wurde das Xylol aus den
Geweben entfernt, indem die TMA-Schnitte in einer absteigenden Ethanolreihe
und anschließend mit Aqua dest. behandelt wurden. Die Vorbehandlung wurde
nach Vorschrift gemäß der SSTR2-Antikörperdatenbank durchgeführt. Nach der
erfolgten Vorbehandlung der TMA-Schnitte wurden diese einmalig über 5
Minuten mit dem TBST-Puffer gespült. Im nächsten Schritt wurden die TMASchnitte über 10 Minuten mit H2O2 (DAKO S2023 ready to use) behandelt und
anschließend 2mal über 5 Minuten mit TBST-Puffer gespült. Für die
Antikörperinkubation wurden diese über 1 Stunde bei 37°C entsprechend
verdünnt. Anschließend erfolgte eine Applikation der verdünnten Antikörper
(Atlas Antibodies; SSTR2, Kaninchen, polyklonal, HPA007264, Lot. Nr: A08840,
Stockholm, Schweden, in der Verdünnung 1:150 appliziert), welche die SSTR2Rezeptoren in Prostatakarzinomgewebe detektieren, auf die TMA-Objektträger.
Die nicht-gebundenen Antikörper wurden im Anschluss 2x mit einer TBSTPuffer Spülung (jeweils über 5 Minuten) abgewaschen. Für Detektion der
37
Material und Methoden
gebundenen Antikörper wurde eine indirekte Methode der Antikörperbindung En
Vision rabbit/mouse (DAKO 5007, Glostrup, Dänemark) verwendet. Dabei
erfolgte in der Inkubationszeit von 30 Minuten bei 37°C eine Bindung eines
unkonjugierten Antikörpers (von Kaninchen oder Maus stammend) an das
Antigen. Anschließend fand die Bindung eines Sekundärantikörpers, welcher
gegen Kaninchen- oder Mausimmunglobuline gerichtet war, statt. Danach
erfolgte eine erneute doppelte Spülung mit TBST-Puffer (5 Minuten). Um eine
entsprechende Visualisierung der gebundenen Antigen-Antikörperbindungen zu
erreichen, wurde im nächsten Schritt eine DAB-Chromogen-Lösung (K5007)
angesetzt und bei Raumtemperatur 10 Minuten lang inkubiert. Danach erfolgte
eine einmalige Spülung mit destilliertem Wasser. Weiterhin wurden die TMASchnitte 1 Minute lang mit Heamalaun behandelt und anschließend mit
Leitungswasser gespült. Der letzte Schritt bestand in einer Behandlung der
Schnitte mit aufsteigender Ethanolreihe bis Xylol sowie einem im Anschluss
erfolgten Eindecken der TMA-Schnitte. Im Anschluss wurden die Präparate
trocken gelegt und für eine Auswertung im Lichtmikroskop bereitgestellt.
2.3.2 Auswertung der gefärbten TMA-Schnitte
Bei der Auswertung der immunhistochemisch gefärbten ProstatakarzinomArrays mithilfe eines Lichtmikroskops wurde der prozentuale Anteil der SSTR2
positiven Tumorzellen ermittelt. Die Intensität der Färbung wurde semiquantitativ wie folgt kategorisiert:
-
0: keine Färbung
-
1: schwache Färbung
-
2: mittlere Färbung
-
3: starke Färbung
Für die Beurteilung der Expression von SSTR2 im Prostatakarzinomgewebe
wurden
Färbergebnisse
anhand
deren
prozentualen
Verteilung
sowie
Färbintensität in 4 Kategorien eingeteilt. Die Tabelle 2 veranschaulicht die
Kategorisierung der Färbergebnisse.
38
Material und Methoden
Tabelle 2: Kriterien für die Bewertung der Expression von SSTR2
entsprechend des prozentualen Anteils und der Färbeintensität des
Prostatakarzinomgewebes
Färbungsbeurteilung
Expression von SSTR2
Keine Färbung (0)
negativ
Färbeintensität 1 in bis zu 80% oder 2 in bis zu
schwach positiv
20% der Tumorzellen
Färbeintensität
1
in
mehr
als
80%
der
Tumorzellen
mittelstark positiv
oder 2 in mehr als 20% aber nicht mehr als 80%
der Tumorzellen
oder 3 in bis zu 30% der Tumorzellen
Färbeintensität 2 in mehr als 80% oder 3 in stark positiv
mehr als 20% der Tumorzellen
39
Material und Methoden
Abbildung 8: Ein Gewebespot aus gesundem Prostataepithel, SSTR2
positiv.
Abbildung 9: Beispiel eines Gewebespots aus gesundem Prostataepithel
mit negativer SSTR2-Expression
40
Material und Methoden
Abbildung 10: Beispiel eines Gewebespots vom Prostatakarzinom mit
positiver SSTR2-Expression
Abbildung 11: Beispiel eines Gewebespots vom Prostatakarzinom mit
negativer SSTR2-Expression neben gesundem Prostataepithel mit starker
SSTR2-Expression
Abbildungen
8-11
zeigen
Beispiele
von
Gewebespots
aus
gesunden
Prostataepithel- und Prostatakarzinomgewebe-Arrays mit unterschiedlichen
Färbeintensitäten entsprechend ihrer SSTR2-Expression.
41
Material und Methoden
Die Ergebnisse der Ki67-Immunhistochemie, die an denselben TMA-Schnitten
durchgeführt wurde, konnten aus einer vorausgegangenen Studie entnommen
werden (Minner et al. 2010).
2.4 Statistik
Die statistische Auswertung wurde mit der Statistik Software JUMP 5.0.1 (SAS
Institute Inc., Cary, NC, USA) durchgeführt. Die Berechnung erfolgte mittels
chi2-Tests.
Die Beziehung zwischen dem Ki67-Index und der SSTR2-Expression wurde
mithilfe von Varianzanalyse (ANOVA) ermittelt.
Die Darstellung der
Überlebenskurven erfolgte mittels Kaplan-Meier-Analyse. Diese wurden mit
dem log rank Test verglichen. Die Multivariate Analyse bediente sich des Coxregression-Modells, um die Abhängigkeit der klinischen Parameter und der
SSTR2-Expression für die Prognose des PSA-Rezidiv nach der radikalen
Prostatektomie zu ermitteln.
42
Ergebnisse
3 Ergebnisse
3.1 Klinisch-pathologische Parameter des Patientenkollektivs
Folgende Tabellen veranschaulichen die klinisch-pathologischen Parameter der
an Prostatakarzinom erkrankten Patienten, die in diese Studie einbezogen
wurden.
1) Alter der Patienten
Bei einem Kollektiv von 2206 Patienten wurde das Alter zum Zeitpunkt der
Diagnosestellung dokumentiert.
Tabelle 3: Aufschlüsselung des Patientenkollektivs nach Alter bei
Diagnosestellung
Patientenalter
N
%
< 50
57
2.6
50-60
701
31.8
60-70
1317
59.7
>70
131
5.9
bei Diagnosestellung
43
Ergebnisse
Abbildung 12: Darstellung der Altersverteilung des Patientenkollektivs.
1400
1200
1000
Anzahl der
Proben
800
600
400
200
0
˂50
50-60
60-70
˃70
Patientenalter
2) Präoperativer PSA-Wert
Zur Verfügung standen laborchemische Parameter von 2201 Patienten. Die vor
der radikalen Prostatektomie bei dem Patientenkollektiv bestimmten PSA-Werte
stellten sich wie folgt dar:
Tabelle 4: Aufschlüsselung des Patientenkollektivs nach dem präoperativ
gemessenen PSA-Wert
PSA präoperativ
N
%
<4
339
15.4
4-10
1178
53.5
10-20
493
22.4
>20
191
8.7
(ng/ml)
44
Ergebnisse
Abbildung 13: Darstellung der präoperativ erhobenen PSA-Werte in
(ng/ml)
1200
1000
800
Anzahl der
600
Patienten
400
200
0
˂4
4−10
10−20
˃20
PSA präoperativ (ng/ml)
3) Gleason-score
Der Gleason-Grad des Tumors wurde bei 2240 Patienten bestimmt.
Tabelle 5: Aufschlüsselung der Prostatakarzinomproben nach GleasonGrad
Gleason-score
N
%
≤ 3+3
932
41.6
3+4
1002
44.7
4+3
257
11.5
≥ 4+4
49
2.2
45
Ergebnisse
4) Pathologisches Staging (pT-Stadium)
Insgesamt 2236 der Prostatakarzinomproben konnten nach dem klinischpathologischen Klassifikationssystem (s. S. 9) eingeteilt werden. Hierbei wird
die Ausdehnung des Tumorwachstums im Gewebe beurteilt. Die Verteilung
sieht wie folgt aus:
Tabelle 6: Aufschlüsselung der Prostatakarzinom-Proben nach deren
Ausdehnung im Gewebe
Tumorstadium
N
%
pT2
1405
62.8
pT3a
495
22.1
pT3b
305
13.6
pT4
31
1.5
Abbildung 14: Darstellung der Verteilung der Prostatakarzinome nach
dem pT-Stadium
1600
1400
1200
1000
Anzahl der
800
Patienten
600
400
200
0
pT2
pT3a
pT3b
pT4
Tumorstadium
46
Ergebnisse
5) Befall der Lymphknoten
Der histologische Nachweis von Lymphknotenmetastasen als wichtiger
prognostischer Faktor wurde bei 2234 Patienten durchgeführt. Hierbei zeigte
sich folgende Verteilung:
Tabelle
7:
Aufschlüsselung
der
Prostatakarzinom-Proben
nach
Lymphknotenbefall
Lymphknoten-
N
%
pN0
1150
51.5
pN1-3
79
3.55
pNx
1005
45.0
Metastasen
des Prostatakarzinoms
Abbildung 15: Darstellung der Verteilung nach dem Lymphknotenbefall
1200
1000
800
Anzahl der
600
Patienten
400
200
0
pN0
pN1-3
pNx
Lymphknotenstatus
47
Ergebnisse
6) Absetzungsränder
Die Absetzungsränder nach Prostatektomie geben eine Auskunft über das
Verbleiben von Tumorresten nach einer Tumor entfernenden Operation. Sind
diese positiv, kann ein Verbleiben von Tumorzellen im Gewebe nicht
ausgeschlossen werden.
Es standen Angaben über den Zustand der Absetzungsränder zu 2237
Patienten zur Verfügung.
Tabelle 8: Aufschlüsselung der Prostatakarzinom-Proben nach dem
Vorhandensein
von
Tumorzellen
in
Schnitträdern
nach
radikaler
Prostatektomie
Schnittränder
N
%
Positiv
488
21.8
Negativ
1749
78.2
Abbildung 16: Darstellung der Verteilung der Tumorproben nach der
Positivität der Absetzungsränder
Zustand der Absetzungsräder
488
positiv
negativ
1749
48
Ergebnisse
3.2 Auswertung der TMA´s
Eine Anzahl von 2195 aus 3261 aller zur Verfügung stehenden Proben des
Gewebe-Array konnte erfolgreich für SSTR2 ausgewertet werden. Die Gründe
für die unvollständige Auswertbarkeit der TMA´s waren neben der Abwesenheit
von eindeutigen Tumorzellen ein mögliches Abschwemmen der Gewebeprobe.
3.3 SSTR2-Immunhistochemie
Insgesamt waren 2195 Tumorproben für SSTR2 auswertbar. Davon zeigten
1231 (56.1%) der Proben keine Färbung (negativ), 680 (31%) eine schwache,
187 (8.5%) eine mittelstarke und 92 (4.4%) ein starkes immunhistochemisches
Färbeergebnis.
Abbildung 17: Färbungsergebnisse der 2195 Prostatakarzinomproben
Färbungsintensität
187
92
negativ
schwach
mittelstark
680
1231
stark
49
Ergebnisse
3.3.1 SSTR2-Expression und klinisch-pathologische Parametern
Anhand der bekannten Parameter wie der präoperative PSA-Wert, Gleasonscore, T-Stadium sowie der Zustand der Absetzungsräder des Tumors wurde
ermittelt, ob und in welchem Ausmaß diese mit der Expression von SSTR2 im
Prostatakarzinomgewebe im Zusammenhang stehen.
3.3.1.1 Präoperativer PSA-Wert und SSTR2-Expression
Die Untersuchung der Beziehung zwischen der SSTR2-Expression und dem
vor der radikalen Prostatektomie ermittelten PSA-Wert wurde anhand von 2040
Tumorproben durchgeführt. Es zeigte sich eine signifikante Korrelation
zwischen der Höhe des PSA-Wertes und der Färbeintensität der Gewebespots
(p<0.0011). Ein hoher präoperativer PSA-Wert (>20) korreliert mit der Intensität
der Färbung. In diesem Fall zeigten die Tumoren 71.6% keine Färbung, 4.9%
eine mittelstarkes und nur 2.2% der Tumorproben (n=183) ein starkes
Färbeergebnis. Bei Patienten mit einem PSA-Wert von <4 (n=304) haben sich
53.0% der Proben gar nicht gefärbt, 33.2% schwach, 9.2% zeigten eine
mittelstarke und 4.6% der Proben eine starke Färbung.
Tabelle
9:
Darstellung
der
Beziehung
zwischen
dem
präoperativ
ermittelten PSA-Wert und der Färbeintensität
Parameter
Präoperativer
PSA-Wert
[ng/ml]
Variable
N
<4
304
negativ
(%)
53.0
schwach
(%)
33.2
mittelstark
(%)
9.2
stark
(%)
4.6
4 – 10
1091
53.5
31.5
9.8
5.1
10 – 20
462
58.4
31.0
6.9
3.7
> 20
183
71.6
21.2
4.9
2.2
p-Wert
<0.001
1
50
Ergebnisse
3.3.1.2 Gleason-Grad des Tumors und die SSTR2-Expression
Für 2077 Patientenproben konnte der Gleason-Grad der Tumorgewebeproben
ermittelt
werden.
Bei
diesen
Patienten
korrelierte
der
Grad
der
Tumordifferenzierung signifikant mit der Expression der SSTR2-Proteine. Dabei
zeigte eine große Anzahl der Tumoren mit hohem Gleason-Grad (≥ 4+4) (n=46)
keine Färbung (78.3%) und 17.4% der Tumoren eine schwache Färbereaktion.
Der Anteil der mittelstark gefärbten Proben betrug 4.4% und der stark gefärbten
0%. Prostatakarzinomgeweben mit einem hohen Gleason-Grad exprimieren
demnach nur wenige oder keine SSTR2-Rezeptoren (p<0.0001). Dagegen
zeigten die Tumore mit einem niedrigen Gleason-Grad (≤ 3+3) (n=858) eine
erhöhte Färbungstendenz: 51.5% zeigten ein negatives Färbeergebnis, 31.9%
ein schwaches, wogegen 10.4% sich mittelstark und 6.2% stark färbten. Im
mittleren Bewertungsbereich des Gleason-score (3+4 und 4+3) zeigte sich eine
ähnliche
Reaktion:
die
Intensität
der
Färbung
steigt
mit
dem
Differenzierungsgrad des Tumors.
Tabelle 10: Darstellung der Beziehung zwischen dem ermittelten Gleasonscore der Tumorproben und dem Färbeergebnis.
Parameter
Gleasonscore
Variable
N
858
negativ
(%)
51.5
schwach
(%)
31.9
mittelstark
(%)
10.4
stark
(%)
6.2
≤3+3
3+4
930
55.4
32.4
8.3
4.0
4+3
243
71.6
23.5
4.1
0.8
≥ 4+4
46
78.3
17.4
4.4
0.0
p-Wert
<0.000
1
51
Ergebnisse
3.3.1.3 Tumorausdehnung und SSTR2-Expression
Das pathologische Stadium der Tumorausdehnung (pT) wurde ebenfalls mit der
Färbungsintensität des Tumorgewebes in Beziehung gesetzt. Es konnten 2076
Tumorproben untersucht werden. Hierbei zeigte sich eine signifikante
Beziehung zwischen der Intensität der Färbung und dem pT-Stadium des
Prostatakarzinoms. Eine starke Färbung des Gewebes trat nur in niedrigeren
Tumorstadien
auf:
Im
pT2-Stadium
(n=1277)
haben
sich
5.6%
der
Gewebeproben stark gefärbt. Hierbei war der Anteil der gefärbten Zellen desto
höher, je niedriger das Tumorstadium war. Im pT4-Stadium zeigten die Tumore
keine bis geringe SSTR2-Expression und somit weder ein starkes (0.0%) noch
ein mittelstarkes (0.0%) Färbeergebnis. Lediglich 21.9% der Tumorproben in
diesem Stadium färbten sich schwach. Die hohe Expressionsrate von SSTR2Rezeptoren im Prostatakarzinomgewebe korreliert demnach mit niedrigeren
Tumorstadien und somit mit einer besseren Prognose (p<0.0001).
Tabelle 11: Darstellung der Beziehung zwischen dem pT-Stadium des PCa
und der SSTR2-Expressionsrate.
Parameter
pT-Stadium
Variable
N
pT2
1277
negativ
(%)
51.5
schwach
(%)
32.0
mittelstark
(%)
11.0
stark
(%)
5.6
pT3a
470
63.0
28.3
5.5
3.2
pT3b
297
63.3
31.0
4.0
1.7
pT4
32
78.1
21.9
0.0
0.0
p-Wert
<0.000
1
52
Ergebnisse
3.3.1.4 Absetzungsränder und die SSTR2-Expression
Angaben
zu
Absetzungsrändern
der
Tumorproben
nach
radikalen
Prostatektomien waren für 2237 der Patienten vorhanden.
Tabelle 12: Darstellung der Beziehung zwischen der Färbungsintensität
und der Absetzungsränder nach radikaler Prostatektomie.
Parameter
AbsätzungsRänder
Variab
le
Negati
v
Positiv
e
N
1613
negativ
(%)
54.3
schwach
(%)
32.0
mittelstark
(%)
9.2
stark
(%)
4.5
461
62.9
26.9
6.1
4.1
p-Wert
0.0060
Bei der Analyse der Absetzungsränder und der Färbungsintensität zeigte sich
eine signifikante Korrelation dieser Parameter.
3.3.2 SSTR2-Expression und PSA Rezidiv
Für 2385 Patienten (73.1%) waren Daten zur Nachbeobachtungszeit nach
Prostatektomie verfügbar. Hierbei wurde der Verlauf des PSA-Werts im Serum
beurteilt. Bei diesen Patienten zeigte sich eine Korrelation zwischen der
Intensität der Färbung und dem Zeitpunkt des Prostatakarzinom-Rezidives,
gemessen am PSA-Wert (p<0.0009). Die Abwesenheit bzw. geringe Dichte an
SSTR2-Rezeptoren
(keine
bzw.
schwache
Färbung)
im
Prostatakarzinomgewebe war assoziiert mit einem frühen PSA Rezidiv (s.
Abbildung 18). Patienten, bei denen keine SSTR2-Rezeptoren gefunden
wurden (keine Färbung) zeigten dabei die schlechteste Prognose. Eine
mittelstarke Expression von SSTR2 ging mit einer mittelmäßigen Prognose
einher. Die beste Prognose zeigten somit Patienten mit einer starken SSTR2Dichte in Prostatakarzinomgewebe.
53
Ergebnisse
Abbildung 18: SSTR2-Expression und PSA Rezidiv.
Die rezidivfreie Überlebenszeit sinkt entsprechend der SSTR2-Expressionsrate
des Prostatakarzinoms, von starker über die mittelstarke, schwache bis zur
fehlenden SSTR2-Expression (p=0.0009).
54
Diskussion
4 Diskussion
Seit 1980 wird eine deutliche Zunahme der Inzidenz des Prostatakarzinoms
beobachtet (RKI 2006). Sowohl der demographische Entwicklungsprozess als
auch neue Verfahren in der Diagnostik des Prostatakarzinoms haben zu dieser
Entwicklung beigetragen. Anders als noch vor etwas mehr als 20 Jahren
werden heute Prostatakarzinome zunehmend in früheren, klinisch lokalisierten
Stadien diagnostiziert (Leman und Getzenberg 2009). Kritiker des PSAScreenings
betonen
die
Gefahr
einer
„Überdiagnostizierung“
der
Prostatakarzinome, denn das Risiko im Laufe des Lebens an einem klinisch
manifesten Prostatakarzinom zu erkranken beträgt 18%, an diesem zu
versterben jedoch nur 3% (Thompson und Ankerst 2007). Für die Prognose des
Prostatakarzinoms ist nicht nur dessen Früherkennung von Bedeutung, sondern
vielmehr die Differenzierung der Dignität des Tumors. Hier werden zwei Formen
des Prostatakarzinoms unterschieden: langsam wachsende und somit klinisch
nicht signifikante Karzinome, die keiner Therapie bedürfen und die klinisch
signifikanten, aggressiv wachsenden Karzinome, die unbehandelt rasch zum
Tode führen, jedoch bei adäquater Behandlung kurabel sind (Hammerer 1997).
Da diese Differenzierung der Tumore bei Diagnosestellung oft nicht möglich ist,
hat eine frühere Diagnose des Prostatakarzinoms häufig eine Therapie von
klinisch nicht signifikanten Tumoren zur Folge. Dies führt nicht nur zu einer
vermeidbaren psychischen und körperlichen Belastung des Patienten, die mit
der Diagnose und Therapie verbunden ist, sondern auch zur Steigerung der
Kosten für das Gesundheitssystem. Diese Tatsache zeigt die Notwendigkeit der
Untersuchung neuer Prognosefaktoren, die eine präzisere Voraussage des
Krankheitsverlaufs ermöglichen.
Seitdem werden immer neue potentielle prognostische Biomarker untersucht.
Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Studien über molekularbiologische
Veränderungen in Hinsicht auf die Entwicklung des Prostatakarzinoms
(Schlomm 2007). Die Prognose des Prostatakarzinoms ist jedoch nach wie vor
schwierig abzuschätzen. Die bisher relevanten Prognosefaktoren sind nicht in
der Lage, die Aggressivität des Tumors und somit den individuellen
Krankheitsverlauf hinreichend vorherzusagen. Zudem charakterisiert die
55
Diskussion
meisten Studien eine zu kleine Anzahl an Patientenkollektiven, fehlendes
follow-up sowie unterschiedliche laborchemische Analysetechniken (Schlomm
2007). Diese Faktoren sind jedoch zum Erzielen prognostisch relevanter und
validierter Daten unabdingbar.
In
dieser
Arbeit
wird
die
Expression
des
SSTR2-Rezeptors
beim
Prostatakarzinom anhand von 3261 Gewebeproben aus Prostatektomien, die in
der Martiniklinik des Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf zwischen 1992
und
2005
durchgeführt
Gewebeprobenkollektiv
wurde
wurden,
anhand
untersucht.
der
Das
gesamte
Tissue-Microarray-Technik
analysiert. In unserer Studie wurden folgende Fragestellungen formuliert:
Wie häufig ist SSTR2 in Prostatakarzinomen exprimiert und
welche Bedeutung hat die Expression der SSTR2-Rezeptoren für
die Prognose des Prostatakarzinoms?
Ist
die
Abwesenheit
der
SSTR2-Rezeptoren
im
Prostatakarzinomgewebe mit einem biologisch aggressivem
Tumortyp und somit einer schlechteren Prognose assoziiert?
Stellt der SSTR2-Rezeptor eine Basis für neue Therapieoptionen
dar?
4.1 Diskussion der Methodik
Für die vorliegende Arbeit wurde ein Gewebe-Array von 3261 Patientenproben
verwendet.
Mithilfe der Tissue-Microarray-Technik war es möglich die hohe Zahl an
Gewebeproben unter konstanten Reaktionsbedingungen zu untersuchen.
Hierbei wird durch Validierung des Untersuchungsprozesses eine höhere
Aussagekraft erzielt. Die Tissue-Microarray-Technik ermöglicht als eine
hocheffiziente Methode nicht nur eine genaue, sondern auch schnelle
Lokalisation der gesuchten Zielproteine im Gewebe (Schlomm 2007).
56
Diskussion
Für die Mehrzahl der Patienten (2385) stehen klinische follow-up Daten zur
Verfügung. Der Beobachtungszeitraum betrug zwischen 1 und 143 Monate bei
einer durchschnittlichen Beobachtungszeit von 34.7 Monaten. Als klinischer
Endpunkt wurde ein PSA-Rezidiv definiert. Mithilfe eines Tissue-Microarray
kann die Expression von SSTR2 nicht nur immunhistochemisch evaluiert,
sondern auch mit klinischen Parametern korreliert werden.
4.2 Wie häufig ist SSTR2 in Prostatakarzinomen exprimiert und
welche Bedeutung hat die Expression der SSTR2Rezeptoren für die Prognose des Prostatakarzinoms?
Das Vorkommen der SSTR2-Rezeptoren sowohl in benignen Geweben als
auch in Tumoren unterschiedlicher Herkunft wie Mamma-, Nieren- oder
Magentumore ist bereits bekannt (Koppman et al. 1998; Patel YC 1999). In
normalen Geweben ist SSTR2, lokalisiert am Chromosom 17q24, eines der
meist exprimierten Proteine unter den Somatostatin-Rezeptoren (Patel YC,
1999). Bei zahlreichen Tumortypen scheint SSTR2 eine Rolle bei der
Hemmung der Zellproliferation zu spielen (Benali et al. 2000, Patel YC, 1999;
Tagliati et al. 2006). Die Rolle der SSTR2-Rezeptoren im malignen
Prostatakarzinomgewebe ist jedoch nach wie vor umstritten.
Die
bisher
veröffentlichen
Studien
zur
SSTR2-Expression
beim
Prostatakarzinom liefern Ergebnisse, die lediglich eine begrenzte Anzahl an
untersuchten Tumorproben betreffen. Die Untersuchungsresultate dieser
Studien zeigen dem zufolge eine enorme Variabilität bezüglich ihrer
Ergebnisse. Um herauszufinden, welche Rolle SSTR2-Protein-Expression bei
der Karzinogenese des Prostatakarzinoms spielt, ist es erforderlich, diese in
einem großen Tumorkollektiv und unter gleichen Bedingungen zu untersuchen.
In unserer Studie konnte eine Expression von SSTR2-Rezeptoren im
Prostatakarzinomgewebe in 44% der dafür verwertbaren Gewebeproben
immunhistochemisch nachgewiesen werden. Davon färbten sich nur etwa 13%
mittelstark bis stark.
57
Diskussion
Im Vergleich zu unseren Daten wurde sowohl auf eine niedrigere (Halmos et al.
2000; Cariaga-Martinez et al. 2009) als auch auf eine höhere Inzidenz der
SSTR2-Expression beim Prostatakarzinom (Hansson et al. 2002; Morichetti et
al. 2010) hingewiesen. Halmos et al. fanden mithilfe der PCR lediglich in drei
von 22 Tumorproben einen Nachweis von SSTR2-Expression. Ebenfalls
beschreiben Cariaga-Martinez et al. eine verminderte oder fehlende SSTR2Expression
in
40
von
45
mittels
Immunhistochemie
untersuchten
Prostatakarzinom-Proben. Dagegen konnte Hansson et al. in 12 von 14
untersuchten Proben eine SSTR2-Expression mittels In-situ-Hybridisierung
nachweisen. Ähnliche Ergebnisse erzielten Morichetti et al., indem sie die
Anwesenheit der SSTR2-Proteine in mehr als 80% der ProstatakarzinomProben nachweisen konnten.
Eine Studie von Reubi et al. zeigt einen Vergleich zwischen der SSTR2Expression im normalen und malignen Prostatagewebe (Reubi et al. 1995). Hier
wird deutlich, dass das Vorkommen der SSTR2-Rezeptoren im neoplastischen
Gewebe vermindert ist im Gegensatz zum gesunden Gewebe. Diese
Untersuchungsergebnisse unterstützen die Annahme, dass Somatostatin eine
antiproliferative Wirkung in Geweben ausübt. Zahlreiche Studien weisen auf
eine regulative Rolle von SSTR2 bei verschiedenen Tumoren hin (Plonowski et
al. 1999; Tagliati et al. 2006; Zhou et al. 2009). Zudem ist bekannt, dass SSTR2
nicht nur in der Zellproliferation, sondern auch in der Apoptose eine Rolle spielt.
Zum Beispiel zeigt eine vermehrte Expression von SSTR2 in MCF-7 MammaKarzinomzellen eine erhöhte Apoptoserate und Induktion des Zellzyklusarrests
(He et al. 2009). In der Studie von Plonowski et al. konnte eine hohe
Wirksamkeit von Chemotherapie mit SSTR2-Analoga in einer humanen
Prostatakarzinom-Zellinie nachgewiesen werden (Plonowski et al. 1999).
Vermutet wird eine Wirkung über die SSTR2-Rezeptoren, die eine Aktivierung
der Apoptose der Tumorzellen hervorrufen, welche bei hormonrefraktären
Prostatakarzinomen vermindert ist (Plonowski et al. 1999).
Darüber hinaus suggerieren unsere Daten, dass das Nachlassen bzw. Verlust
dieser wachstumshemmenden Wirkung durch eine verminderte Expression der
SSTR2-Rezeptoren, einen ungünstigen Einfluss auf das Entstehen von
Neoplasien im Prostatagewebe haben könnte.
58
Diskussion
4.3 Ist die Abwesenheit der SSTR2-Rezeptoren im
Prostatakarzinomgewebe mit einem biologisch
aggressivem Tumortyp und somit einer schlechteren
Prognose assoziiert?
In unserer Studie zeigte sich in mehr als der Hälfte (56.1%) der verwertbaren
Karzinomproben keine SSTR2-Expression. Eine schwache Färbung konnte in
680 Proben (31.0%), eine mittelstarke in nur 187 (8.5%) und eine starke
SSTR2-Expression in 97 (4.4%) der Tumorproben nachgewiesen werden. Wir
untersuchten die Abwesenheit und Intensität der immunhistochemischen
Färbung in Bezug auf das Tumorstadium (pT, pN), den Gleason score, den
präoperativen
PSA-Wert
und
die
Absetzungsränder.
Diese
klinisch-
pathologischen Parameter wurden in Korrelation mit dem klinischen Endpunkt
gesetzt.
Klinischer Endpunkt wurde als ein PSA-Rezidiv definiert. Unter Rezidiv versteht
man den Zeitpunkt, an dem postoperativ erstmals ein PSA von größer gleich
0.1 ng/ml gemessen wurde. Keiner der Patienten aus dem untersuchten
Kollektiv erhielt eine neoadjuvante oder adjuvante Chemotherapie.
Die Intensität der immunhistochemischen Färbung und somit der SSTR2Expression korreliert laut unserer Ergebnisse signifikant mit dem Gleasongrad
und dem pT-Tumorstadium (beide: p<0.0001), dem präoperativen PSA-Wert
(p=0.0011) und dem Zustand der Absetzungsränder (p=0.006). Die SSTR2Expression zeigt eine negative Korrelation zum Gleasongrad und zum PSARezidiv. In unserer Untersuchung konnte gezeigt werden, dass das rezidivfreie
Überleben der Patienten signifikant mit der SSTR2-Expression korreliert und
desto länger war, je stärker die immunohistochemische Färbung war
(p<0.0009). Ebenso zeigte sich eine negative Korrelation zum Ki67-Index (s.
Abbildung
19).
Je
höher
dieser
ausfiel,
desto
schwächer
war
der
immunhistochemische SSTR2-Nachweis (Ki67 labeling index, p<0.0001).
Ein hoher Ki-67-Index korreliert mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit eines
Rezidivs von Prostatakarzinom und Metastasenbildung (Mc Loughlin et al.
1993). Bei kolorektalem Karzinom fanden Qui et al. einen signifikant höheren
Ki67-Index in Zellen, in welchen kein SSTR2-Rezeptor exprimiert wurde (Qiu et
al. 2006). Die Beziehung zwischen dem hohen Ki67-Index und der
verminderten SSTR2-Expression legt eine Vermutung nahe, dass eine
59
Diskussion
Abwesenheit bzw. Verminderung der SSTR2-Rezeptoren durch den Verlust der
Kontrolle über die Proliferation prognostisch ungünstige Effekte auf das Epithel
der Prostata ausüben könnte.
Abbildung 19: SSTR2-Expression und Ki-67-Index
Ki-67-Index zeigt eine starke negative Korrelation zur SSTR2-Expression
(p<0,0001).
Unsere Daten deuten darauf hin, dass die Abwesenheit bzw. verminderte
Expression von SSTR2 mit einem früheren Tumorrezidiv und somit mit einem
aggressiv wachsenden, klinisch signifikanten Prostatakarzinom assoziiert ist.
Diese Beobachtungen stimmen mit den Studienergebnissen von CariagaMartinez et
al. überein.
In
dieser Studie
zeigte
sich
eine
positive
immunhistochemische Reaktion bei 100% aller 12 Prostatakarzinom-Proben mit
Gleason-Grad 1 bis 2 und nur bei 20% der 20 Gewebeproben mit GleasonGrad 4 bis 5 (Cariaga-Martinez et al. 2009). Hier wurde deutlich, dass die
SSTR2-Expression desto niedriger ist, je höher der Gleason-Grad des Tumors
ist.
In der vorliegenden Studie konnte durch den Vergleich zwischen dem normalen
und malignen Prostataepithel veranschaulicht werden, dass SSTR2 beim
60
Diskussion
Prostatakarzinom vermindert exprimiert wird. Unsere Ergebnisse stimmen mit
den schon zuvor erzielten Studienergebnissen überein (Reubi et al. 1995;
Cariaga-Martinez et al. 2009). Zusammen fassend untermauert unsere Studie
die Annahme, dass das Sisitieren der SSTR2-Expression eine verminderte
Kontrolle der Zellproliferation bei Prostatakarzinom nach sich zieht und dadurch
einen eher ungünstigen Verlauf der Erkrankung begünstigt. In Anbetracht
dessen stellt sich der SSTR2-Rezeptor als ein Prognosefaktor dar, der für die
Verlaufseinschätzung des Prostatakarzinoms von biologischer und klinischer
Relevanz sein könnte.
4.4 Stellt der SSTR2-Rezeptor eine Basis für neue
Therapieoptionen dar?
Die Mechanismen der antiproliferativen Wirkung auf Zellen durch das
membranöse Protein SSTR2 wurden in jüngster Zeit mehrfach untersucht
(Patel 1999; Torrisani et al. 2008). In der Studie von Zou et al. wurde anhand
eines Modells für das Pankreaskarzinom gezeigt, dass SSTR2-Proteine eine
positive regulatorische Wirkung auf das p16-Protein haben (Zou et al. 2009).
P16 gehört zur Gruppe der Proteine, welche eine Progression des Zellzyklus
von der G1- in die S-Phase verhindern können und häufig bei malignen
Tumoren inaktiviert sind. He et al. untersuchten die antiproliferativen Effekte
von SSTR2 bei MCF-7-Mammakarzinomzellen. Hier konnte gezeigt werden,
dass eine vermehrte SSTR2-Expression eine Zunahme der Apoptoserate und
des Zellarrest hervorgerufen hat (He et al. 2009). Die Untersuchung der
Regulation der SSTR2-Expression brachte Hinweise auf eine bedeutende Rolle
der Methylierungsvorgänge von DNA sowie der Acetylierung von Histonen
(Torrisani et al. 2008). Torrisani et al. stellten den Einfluss von genetischen
Modifikationsvorgängen auf die SSTR2-Expression bei zahlreichen malignen
Tumoren sowie die sich daraus ergebende Möglichkeit des therapeutischen
Nutzens dar. Durch die, zur Tumortherapie, in der Studie angewendeten
demethylierenden Agens und Acetylase-Inhibitoren konnte eine Zunahme der
SSTR2-Expression erreicht werden (Torrisani et al. 2008).
Die Wirkmechanismen von Somatostatin, die über Somatostatin-Rezeptoren 2
vermittelt werden, zeigen, dass diese potentielle Kandidaten für neue Ansätze
61
Diskussion
in der Prostatakarzinomtherapie sind. Aufgrund der kurzen Halbwertszeit von
Somatostatin werden Somatostatin-Analoga bereits seit Jahren in der
Tumortherapie eingesetzt (Appetecchia und Baldelli 2010). Hierzu gehört
Octreotid, welches außer einer längeren Halbwertszeit auch eine höhere
Potenz und Selektivität in Bezug auf SSTR2-Rezeptoren aufweist (Appetecchia
und Baldelli 2010). Zahlreiche weitere Somatostatin-Analoga finden bereits
Anwendung oder befinden sich in der klinischen Testphase. In der
randomisierten
prospektiven
PROMID-Studie
konnte
eine
signifikante
Verringerung des Tumorwachstums unter der Octreotid-Therapie im Vergleich
zu Placebo bei metastasierten endokrinen Tumoren nachgewiesen werden
(Rinke et al. 2009). Koppman et al. untersuchten die Wirksamkeit von
Somatostatin-Analoga
an
Ratten,
die
an
einem
SSTR2-positiven,
hormonrefraktären Prostatakarzinom erkrankt waren (Koppman et al. 1998).
Unter der Therapie mit AN-238 kam es zur Wachstumsregredienz des Tumors
in vivo schon nach einer einzelnen i.v. Injektion. Die Untersuchungen ergaben
zudem eine geringe Toxizität des Wirkstoffs (Koppman et al. 1998). Plonowski
et al. liefern ähnliche Untersuchungsergebnisse. In seiner Studie konnte eine
hohe Wirksamkeit von Chemotherapie mit SSTR2-Analoga in einer humanen
Prostatakarzinom-Zellinie belegt werden (Plonowski et al. 1999). Vermutet wird
eine Wirkung der SSTR2-Analoga über eine Aktivierung der Apoptose der
Tumorzellen, welche bei hormonrefraktären Prostatakarzinomen vermindert ist
(Plonowski et al. 1999). Barbieri et al. untersuchten die Rolle von SomatostatinRezeptoren in der Therapie des Glioblastoms. Seine Studienergebnisse
zeigten, dass die Aktivierung von SSTR2-Rezeptoren durch SomatostatinAnaloga einerseits die Proliferation der Glioblastom-Zellen, andererseits auch
die Neoangiogenese des Tumors und die Ki67-Expression inhibieren kann
(Barbieri et al. 2008; 2009). In weiteren klinischen Studien konnte eine
Verbesserung
der
Prognose
und
Lebensqualität
bei
Patienten
mit
metastasiertem hormonrefraktären Prostatakarzinom nach einer Therapie mit
Somatostatin-Analoga demonstriert werden (Gonzales-Barcena D et al. 1998;
Maulard C et al. 1995).
Die Ergebnisse unserer Studie untermauern die Annahme, dass Somatostatin
eine antiproliferative Wirkung über die SSTR2-Rezeptoren erzielt und ein
62
Diskussion
Verlust bzw. Verminderung der Expression dieser beim Prostatakarzinom mit
einem aggressiv wachsenden, prognostisch ungünstigen Verlauf assoziiert ist.
Unsere Untersuchungen verdeutlichen letztendlich nicht nur die Relevanz von
SSTR2-Rezeptor als Prognosefaktor, sondern auch aufgrund seiner Funktion
als Therapieziel in der Behandlung des Prostatakarzinoms.
63
Zusammenfassung
5 Zusammenfassung
Das Prostatakarzinom als zweithäufigste krebsbedingte Todesursache beim
Mann in westlichen Gesellschaften stellt eine große Herausforderung sowohl für
die Gesellschaft als auch für die medizinische Betreuung und Forschung dar.
Die schwierige Einschätzung des Krankheitsverlaufs macht die Betreuung der
Prostatakarzinom-Patienten besonders schwierig. Die in der heutigen Praxis
angewendeten Prognosefaktoren erleichtern diese nur unzureichend. Diese
Tatsache macht deutlich, wie wichtig die Suche nach neuen prognostischen
Parametern ist. So könnten nicht nur der individuelle Verlauf, sondern auch eine
gezielte und höchsteffektive Therapie optimiert werden.
Der Somatostatin-Rezeptor 2 kommt aufgrund seiner Eigenschaften für diese
beiden Optionen in Frage. Dieser Rezeptortyp wird von allen SomatostatinRezeptoren am häufigsten im gesunden menschlichen Gewebe exprimiert.
Auch im Tumorgewebe, hier auch beim Prostatakarzinom, sind SSTR2Rezeptoren nachweisbar. Wir fanden heraus, dass die Dichte der SSTR2Rezeptoren im Prostatakarzinomgewebe mit dem Tumorphänotyp und –
Stadium, und somit mit dem klinischen Verlauf korreliert. Ein Verlust von
SSTR2-Rezeptoren im Karzinomgewebe der Prostata deutet auf einen
prognostisch ungünstigen Verlauf der Erkrankung. Unsere Daten zeigen somit
eine große prognostische Relevanz dieses Parameters.
Diese Erkenntnisse stützen die Annahme, dass SSTR2 ein geeignetes Ziel in
der Therapie des Prostatakarzinoms sein kann. Besonders interessant scheint
diese Option für die Therapie von Patienten, bei denen es bereits zu einer
metastatischen Diskriminierung des Prostatakarzinoms gekommen ist und
solchen, die einen hormonrefraktären Rezidiv erlitten haben. Das Wissen um
die Eigenschaften des SSTR2-Rezeptors ermöglicht in der Zukunft neue Wege
für die Therapieplanung und Betreuung von Patienten mit Prostatakarzinom.
64
Literaturverzeichnis
6 Literaturverzeichnis
Adamietz IA (2007) Natürliche Entwicklung und Klinik des Prostatakarzinoms.
In: Prostatakarzinomrezidiv. Alles, was Sie wissen müssen. Adamietz IA,
Noldus J, Feyer P, Böttcher HD (Hrg.) W. Zuckerschwedt Verlag, München, 1-8.
Appetecchia M, Baldelli R (2010) Somatostatin analogues in the treatment of
gastroenteropancreatic neuroendocrine tumours, current aspects and new
perspectives. J Exp Clin Cancer Res 29: 19.
Augustin H, Hammerer PG, Graefen M, Palisaar J, Daghofer F, Huland J,
Ebersdobler A (2003) Characterisation of biomolecular profiles in primary highgrade prostate cancer treated by radical prostatectomy. J Cancer Res Clin
Oncol 129:662-668.
Barbieri F, Pattarozzi A, Gatti M, Porcile C, Bajetto A, Ferrari A, Culler MD,
Florio T (2008) Somatostatin receptors 1, 2 and 5 cooperate in the somatostatin
inhibition of C6 glioma cell proliferation in vitro via a phosphotyrosine
phosphatase-eta-dependent inhibition of extracellulary regulated kinase-1/2.
Endocrinology 149: 4736-4746.
Barbieri F, Pattarozzi A, Gatti M, Aiello C, Quintero A, Lunardi G, Bajetto A,
Ferrari A, Culler MD, Florio T (2009) DIFFERENTIAL EFFICACY OF SSTR1, 2
AND 5 AGONISTS IN THE INHIBITION OF C6 GLIOMA GROWTH IN NUDE
MICE. Am J Physiol Endocrinol Metab.
Bartels
H
(1996)
Transrektale
Prostatasonographie.
Springer,
Berlin,
Heidelberg, New York.
Beerlage H, de Reijke TM, de la Rosette J (1998) Considerations regarding
prostate biopsies. Eur Urol 34: 303-312.
Benali N, Cordelier P, Calise D, Pages P, Rochaix P, Nagy A, Esteve JP, Pour
PM, Schally AV, Vaysse N, Susini C, Buscail L (2000) Inhibition of growth and
65
Literaturverzeichnis
metastatic progression of pancreatic carcinoma in hamster after somatostatin
receptor subtype 2 (sst2) gene expression and administration of cytotoxic
somatostatin analog AN-238. Proc Natl Acad Sci U S A, 1;97: 9180-9185.
Bostwick DG, Cooner WH, Denis L, Jones GW, Scardino PT, Murphy GP
(1992) The association of benign prostatic hyperplasia and cancer of the
prostate. Cancer 70: 291-301.
Bostwick DG (1994) Grading prostate cancer. Am J Clin Pathol 102: 38-56.
Brazeau P, Vale W, Burgus R, Ling N, Butcher M, Rivier J, Guillemin R (1973)
Hypothalamic polypeptide that inhibits the secretion of immunoreactive pituitary
growth hormone. Science 179: 77-79.
Breul P in: Hinkelbein W, Miller K, Wiegel Th (1999) Prostatakarzinom.
Urologische und strahlentherapeutische Aspekte. Springer, Berlin, 85.
Cariaga-Martinez AE, Lorenzati MA, Riera MA, Cubilla MA, De La Rossa A,
Giorgio EM, Tiscornia MM, Gimenez EM, Rojas ME, Chaneton MJ, Rodriquez
DI, Zapata PD (2009) Tumoral Prostate Shows Different Expression Pattern of
Somatostatin Rezeptor 2 (SSTR2) and Phosphotyrosine Phosphatase SHP-1
(PTPN6) According to Tumor Progression. Advances in Urology: 723831.
Carter BS, Bova GS, Beaty TH, Steinberg GD, Childs B, Isaacs WB, Walsh PC
(1993) Hereditary prostate cancer: epidemiologic and clinical features. J Urol
150: 797-802.
Chodak GW (1989) Early detection and screening for prostatic cancer. Urology
34: 10-2.
Chodak GW, KeaneT, Klotz L, Hormone Therapy Study Group (2002) Critical
evaluation of hormonal therapy for carcinoma of the prostate. Urology 60: 201208.
66
Literaturverzeichnis
Carter HB, Pearson JD, Metter EJ, Brant LJ, Chan DW, Andres R, Fozard JL,
Walsh PC (1992) Longitudinal evaluation of prostate-specific antigen levels in
men with and without prostate disease. JAMA 267: 2215-20.
Catalona WJ, Richie JP, Ahmann FR, Hudson MA, Scardino PT, Flaningan RC,
DeKernion JB, Ratliff TL, Kavoussi LR, Dalkin BL, Waters WB, MacFarlane,
Southwick (1994) Comparison of digital rectal examination and serum prostate
specific antigen in the early detection of prostate cancer: Results of a
multicenter clinical trial of 6,630 men. J Urol 151: 1283-1290.
Catalona WJ, Smith DS (1994) 5-year tumor recurrence rates after anatomical
radical retropubic prostatectomy for prostate cancer. J Urol 152: 1837-1842.
Catalona WJ, Carvalhal GF, Mager DE, Smith DS (1999) Potency, continence
and complication rates in 1,870 consecutive radical retropubic prostatectomies.
J Urol 162: 433-438.
Chodak GW (1994) The role of watchful waiting in the management of localized
prostate cancer. J Urol 152: 1766-8.
Concato J, Jain D, Uchio E, Risch H, Li WW, Wells CK (2009) Molecular
Markers and death from prostate cancer. Ann Intern Med 150: 595-603.
Cordon-Cado C, Koff A, Drobnjak M, Capodieci O, Osman I, Millard SS, Gaudin
PB, Fazzari M, Zhang ZF, Massague J, Scher HI (1998) Distinct altered
patterns of p27KIP1 gene expression in benign prostatic hyperplasia and
prostatic carcinoma. J Natl Cancer Inst 90: 1284-1291.
Cornud F, Belin X, Piron D et al. (1997) Color Doppler-guided prostate biopsies
in 591 patiens with an elevated serum PSA level impact on Gleason score for
nonpalpable lesions. Urology 49: 709-715.
Death From Prostate Cancer. Annals of Internal Medicine; 150: 595-603.
67
Literaturverzeichnis
Deger S, Böhmer D, Roigas J, Türk I, Budach V, Loening SA (2001)
Brachytherapy of local prostatic carcinoma. Urologe 40(30):181-184.
Delorme S, Debus J (1998). Ultraschalldiagnostik. Verstehen, Lernen,
Anwenden. Bob A und K (Hrg.) Hippokrates, Stuttgart, 346-347.
Epstein JI, Carmichael M, Partin AW, Walsh PC (1993). Is tumor volume an
independent predictor of progression following radical prostatectomy? A
multivariate analysis of 185 clinical stage B adenocarcinomas of the prostate
with 5 years of followup. J Urol 149: 1478-1481.
Gleason DF, Mellinger GT (1974) Prediction of prognosis for prostatic
adenocarcinoma by combined histological grading and clinical staging. J Urol
111: 58-64.
Gleason DF, Mellinger GT, The Veterans Administration Cooperative Urological
Research Group (2002) Prediction of prognosis for prostatic adenocarcinoma
by combined histological grading and clinical staging (Reprinted from J Urol
111: 58-64, 1974). J Urol 167: 953-959.
Gonzales-Barcena D, Molina-Ayala MA, Cortez-Moralez A, Vadillo-Buenfil I,
Cardenas-Cornejo I, Comaru-Schally AV (1998). Response to administration of
somatostatin analog RC-160 (Vapreotide) in patients with advanced prostatic
cancer at relapse time. 80th Annual Meeting of the Endocrine Society. P: 421.
Graefen M, Hammerer P, Haese A, Huland H (2000). Therapeutic options in
hormone refractory prostate carcinoma. Urologe A 39: 267–73.
Graefen M, Eichelberg C, Huland H (2005) Therapieoptionen des lokal
begrenzten Prostatakarzinoms. Blickpunkt DER MANN. 3: 13-18.
Halmos G, Schally AV, Sun B, Davis R, Bostwick DG, Plonowski A (2000) High
Expression of Somatostatin Receptors and Messenger Ribonucleic Acid for Its
68
Literaturverzeichnis
Receptor Subtypes in Organ-Confined and Locally Advanced Human Prostate
Cancers. The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism 85: 2564-2571.
Hansson J, Bjartell A, Gadaleanu V, Dizeyi N, Abrahamsson P-A (2002)
Expression of Somatostatin Receptor Subtypes 2 and 4 in Human Benign
Prostatic Hyperplasia and Prostatic Cancer. The Prostate 53: 50-59.
Hammerer P (1997) Zur Diagnostik des klinisch lokalisierten Prostatakarzinoms.
Habilitationsschrift zur Erlangung der Venia legendi für das Fach Urologie im
Fachbereich Medizin der Universität Hamburg. S.111.
Hammerer P, Huland H (2002) Nervschonende radikale Prostatektomie erhält
die
Potenz.
Journal
Onkologie.
Zeitschrift
online
–
Ausgabe
02-02,
www.journalonko.de, 23.02.2010.
Hanks GE, Myers CE, Scardino PT (1993) Cancer of the prostate. In: DeVita
VT, Hellmann S, Rosenberg SA (eds): Cancer Priciples and Practice of
Oncology; 4. Auflage, J.B. Lippincott Company, Philadelphia, 1073-1113.
He Y, Yuan X-M, Lei P, Wu S, Xing W, Lan X-L, Zhu H-F, Huang T, Wang G-B,
An R, Zhang Y-X, Shen G-X (2009) The antiproliferative effects of somatostatin
receptor subtype 2 in breast cancer cells. Acta Pharmacol Sin 30: 1053-1059.
Helpap B, Böcking A, Dhom G, Faul P, Kastendieck H, Leitenschneider W,
Müller HA (1985) Klassifikation, histologisches und zytologisches Grading sowie
Regressionsgrading
des
Prostatakarzinoms.
Eine
Empfehlung
des
Pathologisch- Urologisches Arbeitskreises „Prostatakarzinom“. Pathologe, 6: 37.
Hermann L, Dissertation, ausgehändigt von Prof. Dr. med. G. Sauter.
Hinkelbein W, Miller K, Wiegel Th (1999) Prostatakarzinom. Urologische und
strahlentherapeutische Aspekte. Springer, Berlin, 85.
69
Literaturverzeichnis
Humphrey PA (2004) Gleason grading and prognostic factors in carcinoma of
the prostate. Modern Pathology 17: 292-306.
Keetch DW, Catalona WJ, Smith DS (1994) Serial prostatic biopsies in men
with persistently elevated serum prostate specific antigen values. J Urol. 151:
1571-1574.
Koppan M, Nagy A, Schally AV, Arencibia JM, Plonowski A, Halmos G (1998)
Targeted Cytotoxic Analogue of Somatostatin AN-238 Inhibits Growth of
Androgen-independent Dunning R-3327-AT-1 Prostate Cancer in Rats at
Nontoxic Doses. Cancer Research 58: 4132-4137.
Kupelian PA, Potters L, Khuntia D, Ciezki JP, Reddy CA, Reuther AM, Carlson
TP, Klein EA (2004) Radical prostatectomy, external beam radiotherapy <72
Gy, external beam radiotherapy > or =72 Gy, permanent seed implantation, or
combined seeds/external beam radiotherapy for stage T1-T2 prostate cancer.
Int J Radiat Oncol Biol Phys. 1;58: 25-33.
Kwekkeboom DJ, Kam BL, van Essen M, Teunissen JJM, van Eijck CHJ,
Valkema R, de Jong M, de Herder WW, Krenning EP (2010). Somatostatinreceptor-based imaging and therapy of gastroenteropancreatic neuroendocrine
tumors. Endocr Relat Cancer 17: R53-73.
Leman ES, Getzenberg RH (2009) Biomarkers for Prostate Cancer. Journal of
Cellular Biochemistry 108: 3-9.
Maulard C, Richaud P, Droz JP, Jessueld D, Dufour-Esquerre F, Housset M
(1995) Phase I-II study of the somatostatin analogue lanreotide in hormonrefractory prostate cancer. Cancer Chem. Pharmacol 36: 259-262.
McLoughlin J, Foster C, Price P, Wiliams G, Abel PD (1993) Evaluation of KI-67
monoclonal antibody as prognostic indicator for prostatic carcinoma. Br J Urol
72: 92-97.
70
Literaturverzeichnis
Meikle AW, Smith JA (1990) Epidemiology of prostate cancer. Urol Clin North
Am 17: 709-718.
Minner S, Jessen B, Stiedenroth L, Burandt E, Köllermann J, Mirlacher M,
Ebersdobler A, Eichelberg C, Fisch M, Brümmendorf TH, Bokemeyer C, Simon
R, Steuber T, Graefen M, Huland H, Sauter G, Schlomm T (2010) Low level
HER2 overexpression is associated with rapid tumor cell proliferation and poor
prognosis in prostate cancer. Clin Cancer Res 16: 1553-1560.
Morichetti D, Mazzuchelli R, Santinelli A, Stramazotti D, Lopez-Beltran A,
Scarpelli M, Bono AV, Chenq L, Montironi R (2010) Immunohistochemical
expression and localisation of somatostatin receptor subtypes in prostate
cancer with neuroendocrine differentiation. Int J Immunopathol Pharmacol. 23:
511-22.
Morton MS, Griffiths K, Blacklock N (1996) The preventive role of diet in
prostatic disease. Br J Urol 77: 481-493.
Mostofi FK (1975) Grading of prostatic carcinoma. Cancer Chemother Rep 59:
111-7.
Mostofi FK, Sesterhenn J, Sobin L H (1980). Histological typing of prostate
tumours.
International histological classification of tumours. No. 22. World Health
Organisation, Geneva.
Mostofi FK, Sesterhenn I A, Davis C J, Sobin L H (2002) Histological Typing of
Prostate Tumours. International histological classification of tumors. W.H.O.
(WHO). Berlin, Springer.
Müller-Esterl W (2004) Biochemie. Eine Einführung für Mediziner und
Naturwissenschaftler. 1. Auflage. Elsevier, Münschen, 403.
71
Literaturverzeichnis
Ohlmann CH, Heidenreich A (2007) Therapie des systemischen Rezidivs. In:
Prostatakarzinomrezidiv. Alles, was sie wissen müssen. Adamietz IA, Noldus J,
Feyer P, Böttcher H D (Hrg.). Zuckerschwedt, München, 57.
Patel YC (1999) Somatostatin and its receptor family. Front Neuroendocrinol,
20:157-198.
Pedersen KV, Carlsson P, Varenhorst E , Löfman O, Berglund K (1990)
Screening for carcinoma of the prostate
by digital rectal examination in a
randomly selected population. BMJ 300: 1041-1044.
Plonowski A, Schally AV, Nagy A, Baodong S, Szepeshazi K (1999) Inhibition of
PC-3 Human Androgen-independent Prostate Cancer and Its Metastases by
Cytotoxic Somatostatin Analogue AN-238. Cancer Research 59: 1947-1953.
Qiu C-Z, Wang C, Huang Z-X, Zhu S-Z, Wu Y-Y, Qiu J-L (2006) Relationship
between somatostatin receptor subtype expression and clinicopathology, Ki-67,
Bcl-2 and p53 in colorectal cancer. World J Gastroenterol 12: 2011-2015.
Rabbani F, Stapleton AMF, Kattan MW, Wheeler TM, Scardino PT (2000)
Factors predicting recovery of erections after radical prostatectomy. J Urol 164:
1929-1935.
Rinke A, Muller HH, Schade-Brittinger C, Klose KJ, Barth P, Wied M, Mayer C,
Aminossadati B, Pape UF, Blaker M, Harder J, Arnold C, Gress T, Arnold R
(2009) Placebo-controlled, double-blind, prospective, randomised study on the
effect of octreotide LAR in the control of tumor growth in patients with metastatic
neuroendocrine midgut tumors: a report from the PROMID Study Group. J Clin
Oncol 27: 4656-4663.
RKI (2006) Krebs in Deutschland. Häufigkeiten und Trends. 5. überarbeitete,
aktualisierte Ausgabe. Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in
Deutschland e.V. und das RKI, Saarbrücken.
72
Literaturverzeichnis
Shenker A (1995) G Protein-coupled receptor structure and function: the impact
of disease-causing mutations. In: Genetic and Molecular Biological Aspects of
Endocrine Disease. Baillieres Clin Endocrinol Metab. 9: 427-51.
Schlomm T, Erbersdobler A, Mirlacher M, Sauter G (2007) Molecular staging of
prostate cancer in the year 2007. World J Urol 25: 19–30.
Schlomm T (2007) Tissue Microarray: Molekulare Hochdurchsatzforschung
beim Prostatakarzinom. Blickpunkt der Mann. 5: 28-30.
Schmeller N (2006) PSA und Prostatakarzinom – Zusammenhänge und
therapeutische Konsequenzen. 1. Auflage, Bremen. UNI-MED Verlag, 14.
Schröder FH, Hermanek P, Denis L, Fair WR, Gospodarowicz MK, PavoneMacaluso M (1992) The TNM classification of prostate cancer. Prostate, 4: 129138.
Seitz M (2008). Diagnose. In: Prostatakarzinom. R. Paul, F. Zimmermann, P.
Dettmar, M. Adam, H. van Randenborgh, M. Alschibaja, K. Herkommer, M.
Seitz. In: Manual Urogenitale Tumoren. Empfehlungen zur Diagnostik, Therapie
und Nachsorge. U. Treiber, D. Zaak (Hrg.) 4. Auflage, München, 7-11.
Steiner U, Miller K (1999) Radikale Prostatektomie – Indikationen uns
Ergebnisse. In: Prostatakarzinom. Urologische und strahlentherapeutische
Aspekte. Hinkelbein W, Miller K, Wiegel Th. Springer, Berlin, 85.
Tagliati F, Zatelli MC, Bottoni A, Piccin D, Luchin A, Culler MD, Degli EEC
(2006) Role of complex cyclin D1/Cdk4 in somatostatin subtype 2 receptormediated inhibition of cell proliferation of a medullary thyroid carcinoma cell line
in vitro. Endocrinology 147: 3530-3538.
Thompson IM, Ankerst DP (2007) Prostate-specific antigen in the early
detection of prostate cancer. Cmaj 176: 1853-8.
73
Literaturverzeichnis
Tofe J (1975) Correlation of neoplasm with incidence and localisation of skeletal
metastases: An analysis of 1355 bisphosphonate scans. J Nucl Med 16: 986-9.
Torrisani J, Hanoun N, Laurell H, Lopez F, Maoret JJ, Souque A, Susini C,
Cordelier P, Buscail L (2008) Identification of an upstream promoter of the
human somatostatin receptor, hSSTR2, which is controlled by epigenetic
modifications. Endocrinology 149: 3137-3147.
International Union Against Cancer (UICC) (2010) TNM Klassifikation maligner
Tumoren.
Wittekind C, Meyer H-J (Hrg.). 7. Auflage, WILEY-VCH Verlag
GmbH & Co. KGaA, Weinheim.
Walsh PC, Partin AW, Epstein JI (1994) Cancer control and quality of life
following anatomical radical retropubic prostatectomy: Results at10 years. J
Urol 152: 1831-1836.
Walsh PC (2000) Patient-reported urinary continence and sexual function after
anatomic radical prostatectomy. J Urol 164: 242.
Zacharias M, Jenderka KV, Heynemann H, Fornara P (2002) Transrektale
Sonographie der Prostata. Aktueller Stand und Perspektiven. Urologe A 41:
559-568.
Zhou T, Xiao X, Xu B, Li H, Zou Y (2009) Overexpression of SSTR2 inhibited
the growth of SSTR2-positive tumors via multiple signaling pathways. Acta
Oncol 48: 401-410.
Zou Y, Xiao X, Li Y, Zhou T (2009) Somatostatin analogues inhibit cancer cell
proliferation in an SSTR2-dependent manner via both cytostatic and cytotoxic
pathways. Oncol Rep 21: 379-386.
74
Tabellen- und Abbildungsverzeichnis
7 Tabellen- und Abbildungsverzeichnis
Tabelle 1: TNM-Klassifikation des Prostatakarzinoms (UICC 2010)…………….7
Tabelle 2: Kriterien für die Bewertung der Expression von SSTR2 entsprechend
des
prozentualen
Anteils
und
der
Färbeintensität
des
Prostatakarzinomgewebes …………………………………………………………39
Tabelle 3: Aufschlüsselung des Patientenkollektivs nach Alter bei
Diagnosestellung …………………………………………………………………….43
Tabelle 4: Aufschlüsselung des Patientenkollektivs nach dem präoperativ
gemessenen PSA-Wert ……………………………………………………………44
Tabelle 5: Aufschlüsselung der Prostatakarzinomproben nach Gleason-Grad 45
Tabelle
6:
Aufschlüsselung
der
Prostatakarzinom-Proben
nach
deren
Ausdehnung im Gewebe ……………………………………………………………46
Tabelle
7:
Aufschlüsselung
der
Prostatakarzinom-Proben
nach
Lymphknotenbefall …………………………………………………………………47
Tabelle
8:
Aufschlüsselung
der
Prostatakarzinom-Proben
nach
dem
Vorhandensein von Tumorzellen in Schnitträdern nach radikaler Prostatektomie
………………………………………………………………………………………….48
Tabelle 9: Darstellung der Beziehung zwischen dem präoperativ ermittelten
PSA-Wert und der Färbeintensität …………………………………………………50
Tabelle 10: Darstellung der Beziehung zwischen dem ermittelten Gleason-score
der Tumorproben und dem Färbeergebnis ………………………………...……..51
Tabelle 11: Darstellung der Beziehung zwischen dem pT-Stadium des PCa und
der SSTR2-Expressionsrate………………………………………………………...52
Tabelle 12: Darstellung der Beziehung zwischen der Färbungsintensität und der
Absetzungsränder nach radikaler Prostatektomie………………………………..53
75
Tabellen- und Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Tumordifferenzierungsstadien nach Gleason (Gleason 1974)….9
Abbildung 2: Medline-Analyse („prostate“ + „cancer“ + „immunohistochemistry“
+ „prognosis“ + „year1996-2006“) (Schlomm et al. 2007)……………………… 21
Abbildung 3 Potentiell prognostisch relevante Marker aus 267 zwischen 19962006 publizierten Studien (Schlomm et al. 2007) ………………………………..22
Abbildung 4: TMA-Herstellung …………………………………………………….25
Abbildung 5: Struktur von G-Protein-gekoppelten Rezeptoren (Schenker 1995)
………………………………………………………………………………………….27
Abbildung 6: Beispiel eines Prostatakarzinom-Arrays; Hämatoxylin /EosinFärbung
(Hermann,
ausgehändigt
von
Prof.
G.
Sauter)…………………………………………………………………………………36
Abbildung 7: Beispiele der Gewebespots mit einem Durchmesser von 0,6mm
(Hermann, ausgehändigt von Prof. G. Sauter) …………………………………...36
Abbildung 8: Ein Gewebespot aus gesundem Prostataepithel, SSTR2 positiv.40
Abbildung 9: Beispiel eines Gewebespots aus gesundem Prostataepithel mit
negativer SSTR2-Expression……………………………………………………….40
Abbildung 10: Beispiel eines Gewebespots vom Prostatakarzinom mit positiver
SSTR2-Expression ………………………………………………………………….41
Abbildung 11: Beispiel eines Gewebespots vom Prostatakarzinom mit negativer
SSTR2-Expression neben gesundem Prostataepithel mit starker SSTR2Expression ……………………………………………………………………………41
Abbildung 12: Darstellung der Altersverteilung des Patientenkollektivs ………44
Abbildung 13: Darstellung der präoperativ erhobenen PSA-Werte in (ng/ml) ..45
Abbildung 14: Darstellung der Verteilung der Prostatakarzinome nach dem pTStadium ……………………………………………………………………………….46
Abbildung 15: Darstellung der Verteilung nach dem Lymphknotenbefall ……..47
Abbildung 16: Darstellung der Verteilung der Tumorproben nach der Positivität
der Absetzungsränder ………………………………………………………………48
Abbildung 17: Färbungsergebnisse der 2195 Prostatakarzinomproben ………49
Abbildung 18: SSTR2-Expression und PSA Rezidiv ……………………………54
Abbildung 19: SSTR2-Expression und Ki-67-Index ……………………………..60
76
Danksagung
8 Danksagung
Ein besonderer Dank an Prof. Dr. med. Guido Sauter für die Bereitstellung des
Themas, seine kompetente Betreuung sowie zahlreiche Anregungen und
Kritiken.
Desweiteren danke ich Julia Müller und Dr. Jan K. Hennigs für die fachliche
Unterstützung sowie dem Insitut für Pathologie und seinen Mitarbeitern.
Ein ganz besonderer Dank gilt meiner Familie, die mich in jedem
Lebensabschnitt unterstützt hat. Ohne sie wäre ich heute nicht dort, wo ich
angekommen bin.
Meinem Mann, Michael danke ich vom ganzen Herzen für die gemeinsame Zeit,
Motivation und Kraft, die er mir immer aufs Neue gegeben hat, um diese Arbeit
zu vollenden.
77
Lebenslauf
9 Lebenslauf
Entfällt aus datenschutzrechtlichen Gründen.
78
Eidesstattliche Versicherung
10 Eidesstattliche Versicherung
Ich versichere ausdrücklich, dass ich die Arbeit selbständig und ohne fremde
Hilfe verfasst, andere als die von mir angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht
benutzt und die aus den benutzten Werken wörtlich oder inhaltlich
entnommenen Stellen einzeln nach Ausgabe (Auflage und Jahr des
Erscheinens), Band und Seite des benutzten Werkes kenntlich gemacht habe.
Ferner versichere ich, dass ich die Dissertation bisher nicht einem Fachvertreter
an einer anderen Hochschule zur Überprüfung vorgelegt oder mich anderweitig
um Zulassung zur Promotion beworben habe.
Emilia Riedel
79
Herunterladen