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VO Elfriede Jelinek
Person:
Geb. 20. Okt. 1946, in Mürzzuschlag (Steiermark)
lebt (u. lebte mehr o. weniger immer) in Wien; München; reist nicht gerne;
Kindheit  ‚Gruselgeschichte’ (kath. Klosterschule, Erziehung zum musik. Wunderschkind:
Orgel, Klavier, Blockflöte, Komposition..)
Zitat: ‚D. frommen Schwestern haben nur jene mit reichen Eltern geliebt, die viel
spenden konnten’, ‚Ich hasse die Katholische Kirche mehr als alles andere’
Jugend  nach Matura erster psych. Zusammenbruch; belegt für einige Semester
Kunstgeschichte u. Theaterwi. an d. Uni Wien; 1967 Abbruch Studium
(Angstzustände! – ‚Sozialphobie’); 1 Jahr zu Hause in Isolation; beginnt zu schreiben;
Mutter: ‚Olga’; sehr dominant; war berufstätig; wurde sehr alt (98); ambivalentes Verhältnis;
Vater: ‚Friedrich’; Jude; Chemiker (Rüstungsindustrie!); Schweigen; in Psychiatrie gestorben;
Politische Einstellung: links (‚Litaratur als Kunst soll sich aus Politik heraushalten, der Literat
selbst aber durchaus Engagement zeigen’)
Verheiratet mit ‚Gottfried Hüngsberg’ (Informatiker)
Nobelpreis 2004 (danach Übersetzungsboom ihrer Werke zB China, Indien… schwierig
ihre Werke zu übersetzen! ‚Provinzautorin’-Eigenbezeichnung; bei
Verleihung abwesend ‚Leinwand’)
 für: „den musikalischen Fluss von Stimmen und Gegenstimmen in
Romanen und Dramen, die mit einzigartiger sprachlicher Leidenschaft die
Absurdität und zwingende Macht der sozialen Klischees enthüllen“.
Starke Polarisierung ihrer Persönlichkeit!
= trägt selbst dazu bei (sehr persönl. Interviews, viele Fotos…)
‚Alle reden mit, jeder hat was zu sagen, kaum einer kennt ihre Werke!’
 viele Stereotypen: ‚Kommunistin, Lesbe, Feministin, Pornographin…’
- Angriffe FPÖ u. Kronenzeitung
- Immer wieder Versuch ‚Jelinek’ als Person auf Bühne zu holen zB.: Perücken,
Sexpuppe (Castorf)
Werke:
= monumentales Werk (versch. Medien zB.: Theaterstücke, Essays, Hörspiele, Romane,
Lyrik, Kurzprosa…)
= Literatur, die keinen schönen Schein vermittelt; Kritik: Pessimistin  aber auch:
Aufforderung etw. dagegen zu tun – Provokation!
= schwierig Gattungen d. Werke strikt zu unterscheiden zB Kurzprosa (mehr fiktional) :
Essays (mehr reale Erlebnisse)
Oft: Gattungsüberschreitungen/ -überlagerungen (versch. Medien)
Werk bzw. Text ist gar nicht so sehr an Gattung gebunden!
zB Wolken.Heim.: ≠ nur Theatertext; mehrfach verwendet worden (Film, Essay…)
 Komponist ‚B. Stangl’ hat Teile v. Wolken.Heim. verwendet: 1 Fassung mit Jel. eingelesen
u. 1 Fassung nur musikalisch;
Computerinstallation: ‚Trigger your text’ (1993)
Zusammenarbeit mit Hüngsberg u. Franz zur Veranstaltung ‚Literatur. Medien.’
~ Silhouetten/Skulpturen + Bildschirm mit Joystick: Fliegen + Ratten töten (je mehr desto
besser); Gewinn: Textpassagen aus Wolken. Heim. Vorgelesen  je
aggressiver/erfolgreicher man spielt, desto aggressiver die Texte (zB Goebbel,
Heidegger…), sonst eher milde (zB Hölderlin, Rilke…)
damals: sehr modern (computertechn.)
…mit Lyrik begonnen (Jugend; 1965-72)
 Bezüge zur Musik (Ausbildung): wichtig für weitere Entwicklung  Verwendung v.
Sprache – Klang!
1. Veröffentlichung: ‚Lisas Schatten’ (1967; Lyrik, Gedichtband) – vergriffen, heute
erhältlich: in ‚Ende’ (1966-1968; Sammelband)
Form: hermetisch
Einflüsse: Impressionismus, Symbolismus
Chiffren: Herbstbilder, Abend/Nachtstimmung, Tod, Musik, Natur (immer wiederkehrende
Motive)
Vorkommen: Maler Klee, Verlaine, Rimbeau…
Bsp.: Die Nacht, das Motorrad, d. süße Sprache, das Nashorn…
Meinung Jelineks über Lyrik heute:
‚Meine Gedichte – nichts mehr davon!’
Gedichte: Selbstvergeudung, Vergeudung von Kunst; kein Raum in Gedichten, nur
‚Plätzchen’ (knappe Form!) – es wird etw. fixiert, sie will etw. aber immer weiterschreiben,
fortsetzen…(= Theater)
…Musik:
- musikalische Ausbildung (Instrumente, Komposition)
- ihre Schreibweise ist musikalisch (‚ich schreibe wie eine Komponistin’)
1. Kompositionen: Vertonung erster Dichtungen  Linie aufgegeben/musik. Karriere 
Warum? – 60er J. Musikszene nicht offen für Frauen; für abstraktes Notieren von Noten zu
ungeduldig; Vgl: Tippen am PC –geht schnell-, Jel. war eine der ersten die Texte nur am
Computer schrieb; Arbeitsschritte nicht nachvollziehbar)
Zusammenarbeit mit Komponistinnen:
- Jünger Patrizia (Hörspiel/Oper: Klavierspielerin)
- Neuwirth Olga (geb. 1968; nächste Generation)
…früh kennengelernt; Schulprojekt Neuwirth; Jel. förderte sie (extra Texte f. sie geschrieben)
…Versuch Jel. Texte aufzureißen; ≠ 1:1 Vertonung
…neue intermediale Formen entstanden (Video, elektron. Musik…) – wurde aber kaum so
realisiert wie es erforderl. wäre;
…Olga & Jel. ähnliche Verfahren: Olga bedient s. an Texten (Ironie! Gesellschaftspolit.
Anspruch!); gemeinsame Vorliebe f. Horrorelemente, schwarze Romantik, Halbträume…
…2 Hauptwerke v. Olga:
…* ‚Bählamms Fest’ (Grusel): Stk. Zu Salzb. Festwochen  Realisierung schwer:
Familie verwandelt s. in Tiere;
Atmosphäre: Gewalt, Obszession (junge Fr. will ausbrechen u. verliebt s. in Werwolf)
…* ‚Lost Highway’ (halb traumartige Situation; Vorlage: Film v. Lynch)
Szene: Kinderzimmer; getötete Tiere sprich Spielzeug
wollten zu 3. arbeiten – Aussage: 3 Frauen sind zu viel!
neue Oper: ‚er nicht als er’ (3.12, Wr. Kammeroper)
≠ tradit. Opern/Lieder = intermedial  neue Formen!
Thematische Bezüge zu ihren Werken:
- Klavierspielerin (Hauptpers.: Klavierlehrerin)
- Neid (Hauptpers.: Geigenlehrerin)
- Drama ‚Clara S.’ (Schuhmann, Frau v. berühmtem Komponisten)  in wie weit kann
Frau eigenständige schöpferisch/künstlerisch sein?
Auch auf d. Nobelpreis Urkunde (S. 21) steht ‚…für den musikal. Fluss’ in ihrem Werk;  es
werden teilweise musikalische Begriffe auf Texte angewandt (Vgl. Th. Bernhard) zB:
- WH Struktur (frühe Romane)
- Klang
- Brechungen; Fortführungen
Text/Essay (S.22) für Orgellehrer (1971 Orgelabschlussprüfung: sehr gut)
= Rückerinnerung an musikal. Schulzeit  Isolierung  Überforderung…
= Definition v. Musik (was ist sie?)  Medium d. Selbstentfremdung, Flucht an anderen Ort;
es wurden auch oft Hörstücke aus Texten v. Jel. gemacht (Reg. Ernst Bluder)
- was wird aus Text gemacht/musikal. Verarbeitung?
- Jel.-Stimme: Mythos
…aus Texten über Musik wird eigenständiges musikal. Werk;
Motiv: Musik= Hörbarkeit des Zeitablaufs! (männlichste Kunstform – Männerdominanz)
Lieblingskomponist: Schubert (verweist darauf in Theaterstücken zB ‚D. Wanderer’, ‚Der Tod
u. das Mädchen’..)
Projekt: 2 Schubert Singspiele miteinander kombiniert  Mitarbeit (u.a. Dische): ‚D.
tausendjährige Posten’
Jelinek als Komponistin:
Lied ‚meine liebe’ f. Sopran/Klavier (2 Lieder im Umlauf gewesen, 3. unbekannt)
Kurzprosa (20-30 Texte)
= beziehen sich oft auf Romane  fortschreiben von Texten (Romane)
zB.: ‚Begierde und Fahrerlaubnis’ (hp) = wurde in Gebärdensprache interpretiert
(Theaterproduktion); ‚Die Frau und K.’ (? Kafka, Herr Körper /S.26)
Bekannteste Werke v. Jel.: Romane
Top: Klavierspielerin, Lust, d. Liebhaberinnen;
Allg.:
Zeitspannen zwischen Romanerscheinungen werden immer größer;
Romane sind für Jel. zentrale Werke;
≠ narrativ (geht nicht nur um Erzählung) & etw. collageartig – v.a. erste Romane (lockvögel,
michael)  Jelineks Figuren sprechen keine eigene Sprache! (Fragmente von Texten: wurde
alles schon einmal gesagt)
≠ Auktorialerzähler im klass. Sinn (Vgl. Th. Mann u. allg. im 19.Jhd.) – d. über den Dingen
steht;  Einmischung eines Ich’s (E.J. zB in ‚Neid’) gibt es bei Jel. auch, aber mehr als Mittel
der Ironie, Spiel mit Leser (Erzähler: auktoriale Position)
- fast alle Romane spielen in ländlichen Gegenden (Steiermark!; nur Klaviersp.+d.
Ausgesperrten in Wien)
! Kleinbürgertum spielt gr. Rolle: möchte immer aufsteigen; klappt nicht; dumpfes
Bewusstsein anfällig für ‚Ideologien’/’Verführungen’;
~ oft: Kriminalfälle/-romane; es geht um Mordfälle/Gewalttaten, aber nicht um
Täterfindung/Spannung zB in ‚Nein’ konkrete Vorlage (Mordfall v. jungem Mädchen, wurde
wieder aufgerolle u. von Jel. aufgegriffen)
~ oft: mythischen, unheimliches zB Zombies, Untote als Protagonisten…
! Handlungen führen zu nichts
1. Roman: ‚bukolit’ (1968, aber erst 1979 veröffentlicht)
Vgl. ‚bukolik’ = Hirtendichtung
= bukolit u. bukolita sind ‚Kopulationsmaschinen’; es geht um sexuelle Gewalt
Ziel: mehr d. ‚Schockeffekt’ als die Gesellschaftskritik;
1. Roman, d. publiziert wurde ‚wir sind lockvögel baby!, 1970 (S.27)
= Pop-Literatur mäßig;
2. Roman: ‚Michael – ein Jugendbuch für die Infantilgesellschaft (Mediengesellsch. 
Massen!)’, 1972
zB Familiensendungen (Flipper, Onkel Bill) + Figuren wie Superman, Udo Jürgens, James
Bond etc.  TV als Vaterinstanz (gesellschaftl. Über-Ich)
…entlarvt Freud-Konzepte als Mythos;
…Material aus Wirklichkeit  Neukombi./Verfremdung (Vgl. Wr. Gruppe)
! Bezug v. Roman v. Göbbels  Trivialmythen in Zusammenhang mit Faschismus gestellt;
(Michael kämpft gegen Russen)
literar. Durchbruch: ‚die liebhaberinnen’, 1975; marx.-fem. Karikatur Heimatroman (S.28/29)
= Geschichte mehr im Vordergrund; liest s. leicht (viele Übersetzungen! zB indisch)
Sprache: einfach, naiv, viel WHs – Klischeesprache; wenig intertextuelle Verweise;
Form: Orientierung am Trivialroman zB Kapitelüberschriften
2 Frauenfiguren: Brigitte (will ‚Heinz’ nur ‚haben) u. Paula (will ‚Erich’ ‚lieb haben’)  machen
sich bewusst zu Mythenträgern von Weiblichkeitsidealen;
Hdlg.: die 2 wollen gesellschaftl. Aufstieg durch Körper erreichen (in d. Steiermark auf d.
Land: einzige Karrieremöglichkeit – Heirat);
Brigitte arbeitet gezielt darauf hin – wird schwanger – ‚schafft’ es; (Mythos ‚Wunschkind’ als
Ergebnis von Liebe wird entlarvt; Kinder werden aus ökonomischen Gründen produziert,
versklavt u. misshandelt)
Paula wird auch schwanger v. Holzfäller – Missbrauch – landet in Fabrik – schafft es nicht,
kommt nicht aus Milieu heraus; Grund: Erich ist nicht anfällig für Trivialmedien, kennt Mythos
nicht;
Aussage: Roman soll bewusst machen auf Schicksal d. Frauen  Agitation; ‚natürlicher
Kreislauf’ ist etwas Gemachtes!
Tätigkeitsverben ‚machen’, ‚nehmen’, ‚brauchen’  Materialcharakter der Beziehung zw.
Männern u. Frauen wird hervorgehoben;
Romane der 80er/90er:
= es gab zu dieser Zeit (bes. 80er) viele Interviews; auch biographische; hat ihr viel
geschadet  mehr Interesse an Person als an Werken!
= Jel. wird oft auf Texte d. 80er reduziert ( Feminismus!)
‚Die Ausgesperrten’, 1980
Vorlage: realer Mord aus 50er (Schüler hatte seine Familie ausgerottet)
- Jel. macht soziolog. Studie daraus (Zeit in Ö. nach Krieg, 50er ‚Analyse
Kleinbürgertum’)
- 4 Protagonisten: Arbeitersohn ‚Hans-Sepp’ (Mythos vom potenten Arbeiter), Zwillinge
Rainer + Anna’ (intellektuell; begehen Vatermord) aus Kleinbürgertum mit Nazivater
‚Otto Witkowski’‚ Tochter Oberschicht ‚Sophie’  schließen s. zu einer Bande
zusammen (rauben etc.)  brutale Gewalt, d. zu nichts führt (jeder bleibt in seiner
Gesellschaftsposition gefangen)
- gibt Roman, Drehbuch u. Hörspiel (Verfilmung: Novotny; Jel. hat auch mitgespielt)
‚Die Klavierspielerin’, 1983
= Verfilmung durch Michael Haneke (hat internat. Bekanntheit gesteigert)
~ Klischees, Machtverhältnisse (soziolog. Analyse) aufzeigen
Wo? – Wien, Kleinbürgertum
Wer? Klavierlehrerin ‚Erika Kohut’ (Ende 30, männl. orientierte Position ‚Stab’,
Voyeurismus, Selbstverletzung mit Rasierklinge, Sadomaso zur Kompensation
unterdrückter Gefühle), d. bei Mutter lebt;
Schüler ‚Walter Klemmer’
= Kunstfiguren!
Psychoanalytische Deutung (Bezug Freud): Mutter/Tochter u. Lehrer/Schüler Beziehungen
 Macht! (Herr/Knecht-Beziehungen), Tochter als Eigentum d. Mutter kann s. nicht befreien
u. gibt diese Unterdrückung an Schüler weiter;
TV = Ersatzvater (Vgl. Tv u. Kz)  TV produziert Verhaltensweisen, die Gesellschaft
reproduziert;
Hdlg: sie will Walter mittels Brief Anleitungen geben, er vergewaltigt sie dann  findet kein
Verständnis für ihre sexuellen Phantasien, was sie nicht versteht, da sie sie ja nicht erfindet,
sondern nur imitiert (Pornoindustrie)  er realisiert, dass er nicht der ‚Herr’ wäre, wenn er
nur ihren Anleitungen gehorcht u. vergewaltigt sie, weil er davor ‚musste’ u. daher nicht
‚konnte’;
Schluss: Erika geht wieder zurück nach Hause, zur Mutter;
Intertext. Verweis: auf Kafka - ‚Messer’
Unterschiede Buch-Film:
= gab auch Drehbuchentwürfe v. Jel. – wurden aber nicht verwirklicht;
-
Buch arbeitet mit Sprache, Film mit Bildern (man erfährt im Film mehr über
Gesten/Gesichter als über Text/Dialog)
- Milieu: Kleinbürgertum (Buch), Großbürgertum (Film)
…Film wird dominiert v. Hauptdarstellerin (Isabelle Huppert: spielt auch in ‚Malina’, wo Jel.
Drehbuch schrieb); /(Mutter: A. Girardot)
Höhepkt. Skandalisierung: ‚Lust’ 1989 (‚weibl. Porno’?/Antiporno? – weibl. Sprache für
Pornographie)
- verweigert Voyeurismus; Sexualität als Gewaltakt/Herrschaftsinstrument dargestellt;
- privates (Sexualität) = etw. politisches
viele Intertexte/Lyrikzitate verwendet: Hölderlin, Goethe, Schiller, Rilke…
weiters: Kommunistisches Manifest + Bibelzitate/Liturgien/Kirchenlieder  Kommunismus u.
Kapitalismus sind beides keine akzeptablen Realitäten für Jel.
Personen:
Mann ‚Herrmann’ (Kapitalist; Besitzer Papierfabrik) a.G.v. Aids geht er nicht mehr ins Puff,
sondern missbraucht Frau ‚Gerti’  es geht um d. Lust d. Mannes (männl. Geprägte
Sprache; männl. Sexualität)
Sohn ‚Edgar’: Kopie der Fernsehrealität (Konsumgier)
Frau (Opfer) versucht rauszukommen, schafft es aber nicht, d. Versuch zu Entkommen:
junger Liebhaber; am Ende bringt sie Sohn um; Komplizin Patriarchat (ändert nichts an
gesellschaftl. Situation/Kampf gegen Mythen nicht gegen Männer)
Verhältnis ‚Ausbeutung d. Arbeiter’ u. ‚Ausbeutung d. Frau’ wird parallelgesetzt;
Grammatik verdeutlicht Herr-Knecht Verhältnis  aktiv (der Mann tut dies u. das)/ passiv
(mit der Frau wird etw. getan)
Wurde im literar. Quartett besprochen:
- M. Reich-Ranicki, S. Löffler (Förderin Jel.; auch für viele Klischees verantwortl.), H.
Karasek, J. Busche;
‚Die Kinder der Toten’, 1995
= schwierigstes Werk, am Komplexesten
Hdlg.:
Untote treffen s. in Pension, verschmelzen mit vernichteten Juden (‚was im österr. Boden
verscharrt ist’)
~ Mystik, Katholizismus (Motive)
Anmerkung: Dank an einen Satanismusforscher
‚Gier’, 2000 (zur Zeit d. Wende: neue Regierung ÖVP/FPÖ)
Hdlg.:
Ältere Frau hingegeben an Mann, d. sie finanziell ausbeutet; Schluss: Frau begeht
Selbstmord u. überschreibt Mann alles = sexuelle Abhängigkeit!
Liebhaber (Landgendarm) begeht Mord an jungem Mädchen (erwürgt u. im See versenkt)
Letzter Satz: ‚Es war ein Unfall’’ (Bezug Ingeb. Bachmann: ‚ Es war Mord’ aus Malina)
Interview zu ‚Gier’:
- als Unterhaltungsroman ironisiert (leichter Ton als sprachl. Herausforderung – Spiel
mit Trivialem)
- neu: aggressiver Ton ( Regierungswechsel)
- Text für sich geschrieben (≠ wie Kinder d. Toten; wollte anderen etw. sagen –
Botschaft!)
neuester Roman ‚Neid’, 2007/08 nur auf Homepage!
= ‚Privatroman’: ≠ Vermittlungsinstrument wie Verlag (Jel. verdient nix/Nobelpreis, Status) –
privat, obwohl sie so entfernt noch nie war, virtuell (kann Text jederzeit rausnehmen o.
fortsetzen = Spiel mit Leser);
rechtlich: wäre Übersetzung möglich? – schwierig (wenn: nur im Net)
Form: Blockform (künstl. Glied/eigentl. Fließtext), ≠ Links im Text, Art v. Fortsetzungsroman
(Kapitel nach Kapitel reingestellt) ~ unabgeschlossener, provisorischer Text
≠ wirkliche Handlung/GS: Hauptperson = Geigenlehrerin (geht aber immer wieder verloren);
Mordfall;
Spiel mit Präsenz (Autorin): virtuelles Medium
Ambiente: Steiermark um Erzberg (früher Industrie, jetzt zieht man weg, es wird leer)
Verbindung mit Holocaust (Todesmärsche haben in dieser Gegend stattgefunden)
Motiv: ‚Der Neid derer, die nicht leben können auf die, die leben können’
Die Hörspiele sind eher unbekannt…(ca. 20-30; nur 2-3 publiziert)
- sie begann parallel zur Prosa mit Hörspielen (70er – Radio als Medium dieser Zeit)
- Kontext RadioGS: Hörspiel ab 20er; ab 40er (nach 2. WK) Boom; ‚neues Hörspiel’ i.d.
60ern (neue Formen/Möglichkeiten) zB Schall, Geräusche, Klang…
Definition Hörspiel:
= das im Radio gelesene (Realisierung! ≠ Manuskript)
…schwierig an ursprüngl. Material heranzukommen (70er – alte Bände, kaum noch
abspielbar, teilweise kaputt)
Vgl.: ‚Hören sie zu!’ (S.32)
= Dankesrede für Preis, den sie für ‚Jackie’ bekam  Text über das Hören im Gegensatz
zum Sehen!  Hören u. Denken gehen Hand in Hand!
Jel. frühe Hörspiele wurden in Deutschl. Produziert;
Jel. schrieb Einleitungen/Einführungen zu Hörspielen, d. vor d. Sendung gebracht wurden;
Bsp.:
- ‚Wenn die Sonne singt’ (in schweizerdt. übersetzt)
- ‚Wortchor’ (neu; Vgl.: ‚Sportstück’; zur EM herausgekommen)
Es gibt versch. Fassungen von Hörspielen;
zB Theaterstücke/Romane auch als Hörspielfassung (zB ‚die Ausgesperrten’)
…gibt eine Fassung von ihr selbst u. eine Bearbeitung von anderen zB Bayrischer Rundfunk
(inflationär: alle Theaterstücke werden sofort zu Hörspielen gemacht)
Problem: Hörspiel zu bestimmen  Wann entstanden? Wie? Durch wen?
1. Hörspiel: ‚Wien West’, 1971
= starker Sprachbezug – ‚Ich spreche, also bin ich’  sobald Figuren zu sprechen aufhören,
verschwinden sie;
…distanziert s. etw. von ‚neuem Hörspiel’:
- Geräusche dramaturgisch mit Handlung verwoben, aber nicht künstlerisch;
-
auch Musik zB Schlager best. Schicht dh ‚Kitsch’ + Zusammenarbeit mit Komponisten
zB Peter Zwetkoff, ihr Mann Hüngsberg, Olga Neuwirth…
Fortbewegungsmittel spielen gr. Rolle: Auto, Motorrad, Moped, Fahrrad (nicht hörbar
– Gack)  geht um Unterschied d. Geräusche
Hörspiel = Handlungshörspiel (GS wird erzählt im Gegensatz zu ihrer damaligen
experimentellen Prosa)
Hdlg.: erst werden Geräusche erklärt/vorgestellt bzw. Fortbewegungsmittel; Personen stellen
s. selber vor (Vgl. Stücke v. Brecht): Lehrling – Moped, Automechaniker – Motorrad,
Deutscher – BMW, junger Polizist – Fahrrad;
Thema: Wirtschaftsinteressen (Geld, Einfluss, wer siegt?...) + Illusionen d. Kleinbürgertums;
wieder Trivialmythen/Klischees werden zerstört;
2. ‚Wenn die Sonne sinkt ist für manche schon Büroschluss’, 1972 (~1h; S.33)
Hdlg.:
Junge Frau ‚Gabi’ (Vkerin)  gr. Erlebnis: lernt reichen älteren Mann kennen  leben
zusammen  er ist unheilbar krank u. stirbt  sie erbt alles = soz. Aufstieg & Freude!
-
viele WHen (Klischeesprache)
Beschreibungen (Aussehen)
Unterbrechungen, Szenenwechsel zB Schlager + Fragebogen über Traummann
(Anlehnung an Illustrierte)
Ton: ironisch
3. ‚Untergang eines Tauchers’, 1973
= Taucher als Metapher f. den nach Aufstieg hungernden u. vor Abstieg zitternden
Kleinbürger…die Taucher sind wir. Wir sind alle Taucher, d. endlich hinauf wollen, aber man
lässt uns nicht, man schneidet uns die Luft ab;
Fetzen aus Serien/Sendungen überlagern sich (Collage!)  nah an frühen Romanen was
Stil betrifft:
zB Flipper u. Lassy verwandeln s. in Bestien, die Menschen anfallen  es wird d. Gewalt in
Familien angedeutet;
‚Für den Funk dramatisierte Ballade von 3 wichtigen Männern sowie den
Personenkreis um sie herum’, 1974 (S.34)
Klischeefiguren: Charles Lindbergh, Tarzan, berühmter Dirigent & Personenkreis (Frauen:
sinnl./häusl./sonst auch nicht viel)
Stimmentausch! – typisch männl.+weibl. Werden getauscht;
Message: Rollen werden verewigt (Film/Medienindustrie)  es gibt keine
Gleichberechtigung!
‚Kasperl und die dicke Prinzessin oder Kasperl und die dünnen Bauern’, 1974 (S.35)
= Hörspiel für Kinder (Reihe dt. Rundfunk)
= ‚emanzipatorische Kindergeschichte’; Moral: Kinder sollen nicht immer nur brav +
angepasst sein;
Personen: braver Franz, Kasperl (Stimme: H. Clarin = ‚Pumuckl) + Pezi =total angepasste
Kinder; reden alles gesagte nach; festigen System; Gretl = unangepasst, kämpft geg.
System an;
Hdlg.:
Jener darf dicke Prinzession heiraten, der es schafft sie vom Essen abzuhalten (isst
permanent)  aber: Gretl dagegen, sie will d. König nicht unterstützten;
Schluss: Bauern bekommen Land + König wird entmachtet;
!Sozialkritik: Arm (Kasperl, Pezi, Gretl) / Reich (König, Prinzessin) – Gefälle
Jel. hat auch Kasperltheater für Bühne geschrieben;
Drama/Theaterstücke, ab Ende 70er
Gattung: ~ Stücke fürs Theater (ca. 30 geschrieben)
= immer polit. Anspruch bzw. Aktualität
= neue Theaterformen entstanden: Textfläche + postdramat. Theater: Text ist nur 1 Ebene
v. mehreren; nicht tradit. Form d. Theaters (GS, Handlung, Dialoge…), nix ist mehr fix;
…in gewissem Sinn Begriff ‚postdramat. Theater’ zutreffend für Jel. Texte, aber:
- es gibt eine Art von Dialogen (versch. Sprechhaltungen, ‚kollektiv’ wird gesagt, was
man gar nicht sagen wollte  es kommt etw. zum Vorschein, das mehr sagt, als
wenn man s. ‚normal/dialogisch’ äußert;
- auch durch Kombi v. Texten u. Pretexten wird Dialog erzeugt;
- es versuchen viele d. Vielstimmigkeit mit einem Chor zu vergleichen (Forscherin
Ulrike Hass: Jel. schreibt chorisch, Sprechweisen funktionnieren chorisch; Jel bezieht
s. in letzter Zeit selbst auf ‚Chor’ in ihren Theatertexten (Chor als Sprachträger)
-
Jel. bezieht s. schon aufs klass. Theater; zitiert u. entwickelt sie weiter, formt sie neu..
= wurde auch oft v. Personen umgesetzt, d. eig. nichts mit klass. Theater zu tun haben;
= …bis in die 90er war Jel. beim Volkstheater
 Jel. wurde i.d. Öffentlichkeit bes. durch Theater bekannt (Aufführungen = Skandale:
mediale Versuche v. Zeitungen Theaterstücke zu skandalisieren zB ‚Porno am Burgtheater’)
– bekamt auch viele Preise;
 ‚Eventisierung’ v. Uraufführungs-Theaterstücken zB ‚ein Sportstück’-Premiere; aber
Stücke werden selten über langen Zeitraum gespielt, ≠ Interesse d. Massen vorhanden;
 Jel. schreibt sehr viele Theaterstücke (laufend), Problem: sie reagiert sehr schnell auf
aktuelle, polit. Ereignisse, aber: Stücke können nicht so schnell aufgeführt werden, wie Jel.
sie hervorbringt (dauert mind. 1-2 Jahre)
Publikationsformen: 3-4 Stücke in einem Band (Tachenbuch), oft Vorwort u./o. Nachwort v.
ihr vorhanden; oft erst in Theaterzeitschriften publiziert; manchmal ‚Zyklus’ im Nachhinein v.
ihr zusammengestellt zB ‚Prinzessinnendramen’ oder sie entwickelt Gegenstücke u. fügt sie
zu einem Buch zusammen zB In den Alpen + Das Werk
Wie sind Jel. Theaterstücke v. Hörspielen beeinflusst? – Personen nie psychologisch (GS,
Persönlichkeit…)
Immer schwierig ist d. Frage d. Umsetzung:
- Regisseure machen Figuren = Texte werden ins psychologische zurückgeführt (klass.
Theater)
-
-
Jel. selbst an Inszenierung nicht beteiligt; arbeitet nicht mit an Theaterfassung  gibt
auch wenig vor in Regieanweisungen  gr. Freiheit für Regisseur (klagt auch nicht
im Nachhinein) = Regisseur als Co-Autor (muss kürzen, Text aufteilen  neue
Textfassung schaffen)
aber: Jelinek u. Verlag suchen gut aus wer inszeniert; ~ Art der Verlagespolitik (zB
keine freien Gruppen dürfen Jel. aufführen – sehr genau ausgewählt welche Theater
Jel. spielen dürfen)
Frage: was für eine Funktion hat Sprache? Werden Körper/Schauspieler gebraucht?
(Verhältnis Körper + Sprache)
Schwierig: hörbar u. sichtbar machen v. Texten
Oft gelingen Regisseuren, die nicht eigentlich Theterreg. sind (Film, Tanz) d.
interessantesten Inszenierungen!
Zitat: ‚„Es hat nur zwei Genies in Deutschland nach dem Krieg gegeben, im Westen
Fassbinder, im Osten Schleef.“; (mit Schleef zB ‚Ein Sportstück’ 98, im Burgtheater)
Bezüge von Jelinek:
- Oper
- Wr. Volkslieder (allg. volkstümliches zB Bundeshymne)
- Antike Tragödie
zB ‚Aischylos’ (Beginn europ. Drama): ~ monolitisches (kaum Dialoge), chorisches;
Gegenpol zur heutigen Banalität Vgl. pers. Krieg (Aischylos) u. Irakkrieg (heute)
oder ‚Bakchen’ (Orgie: Höhepkt), Vgl.: Rechnitz (Orgie mit Höhepkt. D.
Judenermord.)
- Episches Theater (Brecht, 80er):
- immer polit. Anspruch
- natürliches als künstliches entlarven (Veränderung)
- Arbeit mit Verfremdung (zB Schausp. treten aus Rolle heraus)
- geht nicht um Integration d. Publikums, sondern um Distanz
- Heiner Müller (Theater Dramatiker, DDR; verstorben)
= Auseinandersetzung mit dt. GS (Nationalsoz.)
- auch Brecht-Bezug; Unterschied: Konflikte ≠ auflösbar
- Form seiner Stücke: Collageartig (Fremd u. Selbstzitate), ≠ Figuren u. Hdlg.  Jel.
selbst gesagt, dass sie s. an Form seiner Stücke orientiert hat;
- Bsp.: ‚Bildbeschreibung’, ‚Hamlet-maschine’ (1977)
- er hat s. positiv zu Jel. geäußert: Widerstand geg. herkömml. Theater sei
produktives an Jel.
Tip: ‚Steht’s das ihre. Elfriede Jelinek’ (Heft), Hrsg. v. Brigitte Landes, 2006
= es äußern s. viele Theaterleute zu Jel. (Dramaturgen, Regisseure, Schauspieler…)
Frage: Gibt es Jelinek Schauspieler? (Vgl.Thomas Bernhard)
= Schausp. die sehr gut sprechen  ‚Spachbezogenheit’ (≠ Komödianten, Körpersprache…)
zB Hoppe Marianne (gest.)
Jelinek-Regisseure:
Nicolas Stemann (Das Werk; Babel; Rechnitz)
Ulrike Ottinger, Jossi Wieler, Einar Schleef, Christoph Schlingensief
1. Skandal: Stück ‚Burgtheater’ (1985 Erstauffuhr. In Bonn)  Kritik an Schauspielerin
‚Paula
Wessely’ (mangelhafter NS Vergangenheitsbewältigung)
= es wird allg. mit der Rolle der Künstler zur Zeit des NS u. d Nachkriegszeit abgerechnet
(mit dem Mythos vom unpolitischen Künstler ~ Mitläufer)
Zentrale Aufführung/Event: ‚Ein Sportstück’ (1998, Burgtheater)
Hdlg.: Gewalt & Massenhysterie: Sport als eine andere Form von Krieg = Massenphänomen
(Vgl. Massentheorie von Elias Canetti: Chor) zB Hooligangs in Arenen, Bürgerkriege in Afrika
u. Ex-Jugoslawien…
Personen: Mutter (die Sohn an Sport verliert), toter Leistungssportler, Autorin ‚Elfi Elektra’
Regisseur: Einar Schleef (selbst Künstler, DDR)
Typisch: ‚Chor’ (~Körperkollektiv)  arbeitet mit Körper u. Rhythmus & Wechselreden
(abwechselnd chorisch u. einzeln) zB 7,8 – Maßlosigkeit: Schauspieler gingen bis zur totalen
Erschöpfung  er hat im Stk. Selbst den Chor dirigiert u. ist auch aufgetreten um Publikum
darum zu bitten, dass d. Aufführung länger dauernd darf; er hat auch mit anderen Texten
gearbeitet  neue Fassung entstanden (Installationen)!
Vorwurf: weil autoritäre Persönlichkeit – er stände dem Faschismus nahe (Missverständnis)
Problem: Länge d. Aufführung (lange: 7h; kurze: 3-4h)  Aktion von Burgtheater: bestes
Sportkostüm – Wettbewerb (Versuch Stück wieder beim Publikum beliebt zu machen)
Regieanweisungen: machen sie was sie wollen ABER unbedingt griech. Chöre u.
Sportkostüme (Vermarktung zB nike, adidas, Reebok..)
Einteilung d. Stücke:
1. Feminismus-Bezug, 70/80er, erste Stücke noch eher traditionell  werden auch
internat. viel gespielt zB ‚Nora, Clara S., Krankheit oder moderne Frau’ = oft als
‚feministische Trilogie’ bezeichnet;
= Theatertexte, d. sich mit der Frau beschäftigen:
‚Ist weibliche Autonomie möglich?’ (Frauenbild)
Abrechnung Jelineks mit d. Frauenbewegung d. damaligen Zeit;
Neu: verschiedene Zeiten werden kombiniert wie zB in Clara S.
‚Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte oder Stützen der
Gesellschaften’, 1979
= Bezug auf ‚Ibsen’ (bürgerl. Theater 19.Jhd.: ‚Nora oder ein Puppenheim’)  führt sein
Stück weiter; Thema ‚Emanzipation d. Frau’ wird in 20er J. des 20. Jhd. gesetzt; Nora will
vom Objekt zum Subjekt werden (Kollaborateurin d. Kapitals u. der Männer)
Frage: Kann sich Nora wirklich emanzipieren? – Jel.: Nein, falsche
Emanzipationsvorstellungen, es kommt zu keiner wirklichen Selbstbefreiung (negatives Bild)
Nora landet in Fabrik  wird Geliebte von Großunternehmer  benutzt sie um Geschäftl.
Über ihren Mann zu erfahren u. sexuell  Nora bekommt zur Abfindung ‚Textilgeschäft’ u.
landet wieder bei Mann (beide arbeiten dort)
‚Clara S.’
= Komponistin (schöpferische Künstlerin), d. zu Gunsten ihres Mannes auf Kunst verzichtet
hatte;
Frage: Kann die Frau selbstschöpferisch tätig sein oder bleibt sie auf den Mann bezogen?
Familie Schuhmann in Villa von d’Annunzio Gabriel (Faschist. Dichter, Frauenheld) – Clara
wird Objekt von d’Annunzio  bittet ihn um finanz. Unterstützung/er verlangt im Gegenzug
sexuelle Hingabe;
Clara zwingt ihren Mann zur Genialität  Robert S. wird verrückt  Schluss: Gattenmord um
‚Geniemythos’, den R.S. durchschaut hat, zu erhalten;
= patriarchalische Welt wird gezeigt, die v.a. Kunst u. Kultur dominiert;
‚Krankheit oder moderne Frau’
~ schwarze Romantik; Motiv: Vampirinnen
Hdlg.: 2 lesbische Vampirinnen, d. klass. Frauenbild verweigern (zB das
Gebären/Mutterschaft) saugen stattdessen Kinder aus;
Ende: Vamp. Scheitern
Allg. Motiv: Frau, d. versucht Macht zu beanspruchen; weg vom Opferstatus  zieht s. durch
viele ihrer Werke; Frauen wollen zwar, können aber keine Täter werden (zB U.M. Stuart;
RAF)
Weiters:
‚ Begierde und Fahrerlaubnis’, 1986 (ursprüngl. Prosatext)
= umgesetzt von Ulrike Ottinger (Filmemacherin, Künstlerin) ~ Collagencharakter (ähnl.
künstler. Ansatz wie Jel.)
Thema: Mann-Frau.Beziehung
Aufführung: Text- u. Bildebene streng voneinander getrennt; Leinwand mit Text & davor
taubstumme Schauspielerin, die Text in Gebärdensprache mitteilt  Text präsentiert
in Form von Gestik, Körper (=Medium für Text), Schrift  stille Aufführung (1h: sehr
anstrengen für Publikum: ab u. an Ausrufe, aber Schausp. hörte nichts u. machte
einfach weiter)
Kritik: schwierig Text zu lesen u. auf Schauspielerin zu achten;
Aber: Ebenen haben sich verbunden (Aussage des Textes wurde durch dies Art des
Vortragens erweitert, anders…)
2. Stücke, d. zentral mit österr./dt. GS/GeistesGS zu tun haben:
= Auseinandersetzen mit dt. Denken/Geist
‚Wolken. Heim.’, 1989
~ Titel erinnert an ‚Vögel’ von Aristoteles
= ganz neue Theaterform: ≠ Handlung, ≠ Figuren/Sprecher, ≠ Regieanweisungen…
 Textfläche! (Vlg. Prosatext; Jel. hat s. später v. diesem Begriff distanziert)
 postdramatisches Theater ! (basiert auf Buch v. H. This Lehmann)
Jel. gibt Quellen an:
(Kleist, Hegel, Heidegger u. v.a. Hölderlin)
- Hölderlin (zentraler Autor: zieht s. durch ganzes Stk. Ca. 50 Gedichte eingeflossen ~
Ebene  Untersuchungen, woher Jel. Text hat: zB 4 Verszeilen ganz v. Hölderlin
übernommen; auch sonst viele Hölderlin-Fragmente eingearbeitet),
- RAF-Briefe (Schreibweise: Fortsetzen des dt. Sprechens  Idealismus)
Grund: Hölderlin-Texte waren zentral in d. NS Kulturpolitik  sie zeigt auf was man mit
‚Verstümmelung’ v. Gedichten, also ‚verzerrtem, falschem’ zitieren anrichten kann;
Vorwurf: man erkennt Unterschiede zw. Ihrem eig. Geschriebenen u. intertextuellen
Einschüben nicht mehr;
Jel. zeigt die GeistesGS im ‚WIR’ (=’Deutsche’; faschistoid/alles andere vernichtend,
gemeinsam dagegen, gegen Juden, Ausländer etc.  Ausgrenzung gekennzeichnet) 
Entmythisierung dieses Sprechens!
Regisseur: Jossi Wieler
= eher stiller, nicht skandalös, bleibt nahe am Text dran, kreiert nichts neues, zerreißt Texte
nicht..
= er arbeitet psychologisch (schwer zw. Realismus u. Nicht-Realismus zu unterscheiden zB
Figuren: wer sind sie, Sprecher?)
Typisch: Melancholie, Ironie, Musikalität, Stille..
Inszenierung 1993  Durchbruch für Jel. im Theater (Aufführung d. Jahres, TV-Übertragung,
sehr lange gespielt…) seither ist Jel. am Theater etabliert;
Text aufgeteilt auf 6 Frauen (konkrete Personen: Mütter, Töchter, Witwen v. WK-Generälen)
– Versuch s. männl. Sprache zu bemächtigen; Frage: Wie gehen Frauen mit dieser Sprache
um?
Bühne: Bunkerraum ~ Grabraum unter Erde (was ist unten verborgen?)  berühmte
Bühnenbildnerin (Anna Viebrock)
‚Totenauberg’
Vgl.: Martin Heidegger (dt. Philosoph; völkisch) wohnte in ‚Todtnauberg’;
Zwei Figuren, d. Gegensatz d. Denkens verkörpern:
- Martin Heidegger  ‚vermeintlich reines Denken’
- Anna Arendt (Philos.; Jüdin, d. s. mit Nationalsoz. befasst hat)  ‚moralisches
Denken)
 zeigt Frau als Philosophin, die immer außerhalb steht;
gr. Thema: Antisemitismus, Holocaust
Vgl. Essay: ‚Die Österreicher als Herren der Toten’ (S. 42-44)
= GS, die immer wieder kehrt, weil sie nicht aufgearbeitet wurde;
90er als Zeit d. FPÖ ~ Kulturkampf gegen kritische Künstler;
Behauptung d. ‚WIR’, aber ‚wir’ beruht auf Aufhebung fremder Identität; wenn es fremdes
nicht mehr gibt, gibt es auch eigens nicht mehr.
Natürlichkeit ist nie natürlich, sondern etw. Gemachtes.
Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus tief in Ö. verwurzelt  Erbschuld!
‚Stecken, Stab und Stangl’,1995 entstanden (Zeit EU-Beitritt Österr.)
(≠ übersetzbar)
Titel: Alliteration; Bezug auf Bibel (‚…dein Stecken und Stab trösten mich’) ~ Symbol für
Patriachat;
Stab: alle Männer im Stk. Heißen so (Phallus, Männlichk.) & Staberl: Kollumnist KronenZeitung;
Stangl: Österreicher, KZ-Vorsteher
Anlass: Mord an 4 Roma1 in Oberwarth  Rohrbombe explodierte, als Roma Schild mit
Aufschrift ‚Roma zurück nach Indien’ entefernen wollten; heute: Mahnmal;
Zusammenhang mit Briefbombenattentaten 1995 – ‚Bajuwarische Befreiungsarmee’  Jel.Behauptung: Gedankengut typ. Für Österreicher (Ausgrenzung!); Franz Fuchs wurde dann
als Einzeltäter verurteilt 1999;
1
Minderheit in Österr. V.a. im Burgenland
J. Haider hat Roma kriminalisiert ~ vielleicht seien sie ja selbst schuld gewesen (Drogen etc)
Jel.: schlimmstes Ereignis in der 2. Republik; 4 unschuldige Meuchelmord zum Opfer
gefallen; Roma sowieso schon stark benachteiligt zB Kinder in Sonderschulden
abgeschoben;  Jel. als Sprecherin für jene, d. keine eigene Sprache haben!
Vgl.: Tötung Roma – Tötung Juden
~ viel von Celan eingeflossen (Zitate, Textstücke)
Fazit: alle in Österreich für Ausgrenzungsatmosphäre verantwortlich!
Szenenanweisung S. 45
Zur Aufführung: Schauspielerinnen häkeln permanent (~ etwas/’Verbrechen’ verschwinden
lassen = kleinbürgerl. Art alles unter den Teppich zu kehren; Vgl: ‚Handarbeit’ auch
Bombenbasteln);
Boden auf Bühne ganz weich im Theater (~ Boden der nicht sicher ist; was ist darunter
verborgen?); es wackelt;
‚Das Werk’ (S.46 ff)
= schwierig auf die Bühne zu bringen (160 Seiten!)
Regie: N. Stemann; eigentlich Stück für Schleef geschrieben (Widmung!; typische Elemente:
Chor), starb aber vorher;
Gegenstück zu den ‚Alpen’ (Standseilbahn brannte, viele Tote, Skifahrer, langer Prozess
gegen Betreiber, wurden aber freigesprochen; Kitzbühl)
Hdlg.: Tourismuswirtschaft, Alpinismus (steckt Antisemitismus drin; 20er)
Hdlg. ‚D. Werk’:
Bau hat lange GS (1955/56 Erföffnung)
Speicherkraftwerk in Kaprun (Stausee): Symbol für Wiederaufbau in Ö. ~ Kraft, die auf Natur
basiert; Bau begann aber schon in 20ern - Spatenstich ‚Göring’! Basis: Nazizeit  Bau von
Zwangsarbeitern  nach Krieg u.a. alte Nazis zum Bau geholt Vgl: ‚Alte Täter – neue Opfer’;
gab viele tote Arbeiter  Jel. wieder: Stimme der Vergessenen! (Mythos 1955/56 aufdecken)
Grundthema: auch Natur + Technik (recherch. Philosoph Texte)  Natur schlägt zurück:
zerstört, was aufgebaut wird;
Fragen: Was ist der Arbeiter? (gesichtslose Arbeitermasse vs. Einzelner)
Regieanweisung: einige Quellenangaben (u.a. Ernst Jünger = elitärer Philosoph; Maria
Reiter = Buch über Kraftwerk) + ‚Wie sie das machen, ist mir inzwischen bekanntlich so was
von egal’ (Kommentar in vielen Texten ~ Sarkasmus/Ironie)
Personen: Heidis, Geißenpeter + ‚Geiseln’ (≠ Geißen)
Darstellung: 1 Sprecher mit Zopfperücke (Vgl. Heide o. Jelinek) liest Text runter, wird
schneller u. schneller  zeigt Überforderung mit Text;
Stemann ist ein Regisseur, der eigene Haltung zum Text darstellt (zB Überforderung); auch
typisch: Videoeinspielungen (zB Filmausschnitt von Spielfilm 1955 ‚D. Lied von Kapraun’ –
Verweis 2 Türme – WTC Twin Towers); weiters: stellt um, lässt Sachen weg o. betont Stellen
besonders, wh  eigene Textfassung;
Auch: Uraufführung U.M. Stuart u. evtl. zukünftig Rechnitz
Weiters:
Kasperltheater ‚Ich liebe Österreich’ (S.36)
= antipsycholog. Stück, f. Container geschrieben
= Text sehr Jel.typisch – schnelle Reaktion auf polit. Ereignisse
= gr. Skandal in Ö.
Anlass: ‚Bitte liebt Ö.’, Schlingensief Aktion zur Zeit ÖVP/FPÖ neue Regierung; es wurde ein
Container aufgestellt u. mit ‚Ausländer raus’ beschriftet; Ö-Fahnen, Kronenzeitungen
behangen; Leute lebten im Container u. wurden gefilmt/übertragen  es konnte jeder
rausgewählt werden (Vgl. Ausländer Abschiebung, BigBrother..)
Große Frage wie damit umgehen: es als ‚Kunstaktion’ oder ‚Realität’ (bzw. Spiel mit d.
Realität) auffassen? Wie sich verhalten?
Schlingensief (Theatermacher, der von Film kommt) + Jelinek  spannende
Kombination/Zusammenarbeit zB auch ‚Bambiland’ u. ‚Aerea 7’
‚Raststätte oder sie machens alle’, 1994 (Komödie)
= Bezug auf Sommernachtstraum, Shakespeare
= Uraufführung Akademietheater Wien
Neu: ‚Rechnitz – der Würgeengel’, 2008
Uraufführung in München, weil Jel. damit rechnet, dass in Wien alles skandalisiert wird
(fraglich ob Stk. Überhaupt in Ö. aufgeführt wird  Jel. allg. kritisch was Theateraufführ. in
Ö. betrifft & Burgtheater hätte sicher nur Interesse an Uraufführung gehabt)
…diesmal nicht mehr so ein Mediengetöse, evtl. weil Stück selbst noch nicht veröffentlicht ist
(erst im Juni nJ in Buchform)
Neu: Frage wie heute mit NS-Vergangenheit umgegangen wird; die, d. nicht dabei waren,
nur davon gehört haben  aufklären!
= spielt auf Burg im Burgenland; NS Morde ~ Party;
Regisseur: Jossi Wieler
3. Stücke mit internat. Kontext - Irak-Bezug
 Loslösung vom Österreich-Thema!
 mit Frauenbild im Irak beschäftigt; Folter (Sexualität als Gewalt)
Bambiland, 2003 (Burgtheater)
Thema: (Irak-)Krieg – Imperialismus – Medien (Fernsehkommentare verwendet) –
Patriarchat (Bomben: Ausleben männl. Sexualität) – Religion (Bush)
Antike Vorlage: Aischylos (Opfer!)
Reg: Christoph Schlingensief
= auch viele öffentl. Aktionen zB ‚Liebt Österr.’ (2000), Gesamtinstallationen ~ mit vielen
Mitteln arbeiten; zB ‚church of fear’
Typisch: Kunst als Erlösungskraft? (Grundfragestellung d. Religion); arbeitet oft mit Laien u.
Behinderten (stellt s. gegen tradit. Theater)
Heute: Schlingensief sehr krank (Lungenkrebs); geplantes Projekt für März 09 zw. Ihm u.
Jelinek wird evtl. nicht stattfinden;
Inszenierung: Videoüberflutung (Videoeinspielungen auf mehreren Leinwänden; akustisches;
Text durch Computerstimmen eingespielt; nur manchmal Schauspieler gesprochen 
versch. Ebenen; Art d. Übersetzung v. Mehrschichtigkeit)
Verweis auf Parzifal (Musik)
Kunstdiskurs auf Hermann Nitsch u. Beuys;
Location: 2 Seitenbildschirme (Irak-Kriegsbilder), Hauptbildschirm (Film Staatsoper), Bühne:
Theater+Schauspieler
Gerüchte: Pornofilm im Burgtheater? (Jelinek+Schlingensief: extreme Kombi); Öffentlichkeit
fast enttäuscht als kein Skandal eintrat…(Film in Wien gedreht ~ Art Porno: ‚look at this
picture’ Spruch von Vater über Bild seines Sohnes der im Irakkrieg gefallen ist)
Auf die Frage, was Jelinek davon halte, wenn zu viel gekürzt wäre bzw. ob sie Angst davor
hat: ‚…egal, soll der Text doch verschwinden’…(Jel. Text war kaum da; reduziert auf
Minimum)
Babel, 2005
= Variationen über den Irakkrieg;
Regisseur: Nicolas Stemann
Jelinek & der Film
= vielfältige Bezüge zum Film (Essays darüber geschrieben, in Texten Bezüge, es wurden
teils ihre Romane verfilmt…)
zB im Stück ‚Burgtheater’ nimmt sie Bezug auf Filme d. 40er (NS Propaganda) u.
Heimatfilme d. 50er…
Zitat: Film sehen ~ Gespenster sehen (Vgl. Vorliebe für Gruselfilme)
Ramsau am Dachstein, 1976 (eher unbekannt; Umfeld: Liebhaberinnen)
Jelinek selbst Drehbuch geschrieben;
= Teil einer Reihe (‚vielgeliebtes Österr.’: Autoren sprechen über Regionen in Ö.)
Ziel d. TV: Wintertourismus in Ö. ankurbeln  Jel. hat dem gar nicht entsprochen (vieles
wurde gestrichen)
Grundthema: kritische Auseinandersetzung mit Tourismus (Wer sind die Opfer?
Wirtschaftsinteressen)
1 Person im Zentrum: alte Magd von Bauernhof (86jährig, Tellerwäscherin im Hotel um
Rente aufzubessern)
Tochter v. Paula Wessely (Elisabeht Hort) spricht Text;
Jel. spielt auch mit: zentraler Satz ‚Das ist eine schöne Landschaft’ (..solche können eher
Profit machen als weniger schöne Landschaften)
Proteste von ÖVP/Zeitungen… Vorführung Film in Gasthaus in Ramsau rief ebenso
Protest hervor;
Malena – Verfilmung ( Ingeborg Bachmann)
Hdlg.: Frau geht zu Grunde an patriarchal. Strukturen;
Drehbuch von Jelinek; auch in publizierter Form (Ausnahme!); ≠ typisches Drehbuch, mehr
Gerüst für Regisseur;
Reg.: Schroeter  sehr freie Umsetzung, hat ≠ alles benutzt, gekürzt, umgestellt
(chronologisch)…
Hauptdarst.: Isabelle Huppert
 viel Kritik an Umsetzung/Realisierung (überladen, pathetisch, Opernhaft…)
Literaturverfilmung im Sinne Jel.: es kommt etw. dazu zum Text, das untergründig im Buch
vorhanden war (zw. den Zeilen; Stimmung) zB Selbstzensur Bachmanns wieder rückgängig
gemacht…
Bachmann hat ähnliche Intention wie Jelinek, nur ist die Umsetzung anders;
Jelinek hat sich nie vom Text distanziert, sie habe eben eine andere Richtung;
Darstellung: Fokus auf den letzten Tagen d. Malena; Element ‚Feuer’ (Motiv am Ende) Vgl.:
Mythisierter Tod Ing. Bachmanns durch brennende Zigarette; Malina verschwindet in der
Wand – Mann bleibt übrig – Frau nie da gewesen;  man weiß nicht ganz ob real oder
Imagination! ~ ästhet. Mittel des Films: was ist real, was surreal?
Letzte Zeile: ‚es war Mord’ (Vgl.: Gier: ‚es war ein Unfall’)
Rezension: entweder fasziniert Film oder stößt auf Ablehnung;
Grundthema für Jel.: Unfähigkeit d. Frau gleichzeitig ihre Sexualität u. Kreativität
auszudrücken; (Fr. muss s. männl. Position aneignen o. verstummen)
Die Ausgesperrten: Roman + Drehbuch von Jelinek!
Was die Nacht spricht: Teile d. Drehbuchs von Jelinek/ Auseinandersetzung mit Regisseur
(~ schlechter Zustand, Film kapputt)
Essays
zB Vorworte, auch Auftragsarbeiten, über Theatermacher zB J. Wieler, Schleef…
Bsp.:
‚ Ich möchte seicht sein’, 1983 (S.37)
= ‚Ich will kein Theater’ (herkömml., Illusionen, Schauspieler..  Verweis auf neue, andere
Formen zB Zivilisten als Schauspieler, Modenschau…)
‚Ich schlage sozusagen mit der Axt drein’, 1984 (S.38/39)
= Figuren: Übersteigerung d. Personen (ins Übermenschliche)
= Ziel: ‚Sprache zum Sprechen bringen’ (Personen als Werkzeuge)
Leitmotive:
-
MACHT
* unmittelbare Macht basiert auf körperlicher Gewalt
* Macht auf globaler Ebene/über viele Menschen  nur durch Sprache möglich
(=Massenmedien)
-
Personen/Figuren:
…d. gesellschaftl. fabrizierten Genderdefinitionen bilden d. Schablone für Jelineks
Figuren = auf geschlechtl. u. gesellschaftl. Status reduzierte Typenträger, die soziale,
ökonomische u. kulturhistorische Zusammenhänge personifizieren;  Stereotype
‚sollen’ hierarchische Machstruktur (patriarchal. Kapitalist. Gesellschaftsordnung)
festigen;
-
Verhältnis Mann/Frau  Macht- bzw. Nutzverhältnis (Frau als Gefangene im
patriarch. System) * * oft ältere Frau mit jüngerem Liebhaber
* verheiratete Frau, d. versucht auszubrechen
* Frauen, d. mitmachen, s. nicht befreien können
* Sexualität: bewusst verstörende Beschreibung, geht ≠ um Lustempfindung d.
Lesers, sondern um Zurückstoßung, Gewalt, Unterdrückung! D. Sexualität wird d.
Metasprache verweigert = Objektsprache (Arbeitsverhältnis: Herrscher/Knecht)
-
Kritik an kapital. System (‚Marxistin’)  Unterdrückte: Frauen, Ausländer, Juden…
Zitat: ‚Vom Katholizismus zum Kommunismus’)
-
‚Lust’, ‚Gier’, ‚Neid’ = 4 letter words & kathol. Todsünden
-
Vorliebe für Horrorelemente (Gespenster, Untote, Kannibalismus…)
-
Vorliebe Kriminalliteratur/-elemente
-
‚Moral’  Moralistin : mit Lit. Etw. verändern, aufdecken, bewusst machen i.d. Ges.
 Anklage gegen Täter (Schuldzuweisung)
-
oft gleiche Personen/Namen zB ‚Gerti’ (Lust, Gier..), ‚Erich’ (Liebhab., oh wildnis oh
schutz vor ihr…) sowie Berufe = Figuren sind Typen, keine individuellen
Persönlichkeiten!
Anti – Heimatliteratur (Nestbeschmutzerin!)
Heimatliteratur = Jahrhundertwende, 20er/30er, antimodern, tradit. Formen in Lit., nicht
städtisch, bäuerlich…
-
neue Auseinandersetzung mit ‚Heimat’  Ort von Machtmechanismen, Gefängnis,
Engstirnigkeit, patriarchalische Strutkuren…Kritik: übertrieben!
Innerhofer, Wolfgruber, Winkler, Roth, Turrini, Th. Bernhard
Jel. Geprägt von Anti Heimatlit. (marx. Geprägt)
Zentrum: Graz (70er)
Film ‚Ramsau am Dachstein’ (Jel. Als Moderatorin) ‚Wer muss draufzahlen, dass
Tourismus in Ö. angekurbelt wird’)
Sprachverfahren
= Texte leichter zu verstehen, wenn man sie laut liest ( Hörtexte)
Ursprung: klang-musikal. (Texte)
- Mythendestruktion (R. Barthes)/-zetrümmerung; Textflächen;
= Spezialvokabular entstanden, um ihre Texte zu deuten;
Mythen = scheinbar unschuldige Bilder (Trivialkultur)  zementieren bestehende
Gesellschaft (keine Veränderung mögl.)
- Mittel d. Rhetorik verwendet
- Verfremdung, Deformation, Sinnverschiebung
Deutung: Angelika Janz (Jel. Forscherin)
‚Verlagerungstechnik’ = 1. primäre Ebene (Alltagsprache) + 2. Metaebene (Spr. über Spr.)
Ziel Jel.: Beendung von Mythen (Destruktion) zB.: Liebe = Arbeitsverhältnis; Macht- u.
Abhängigkeitsverhältnis; reine Natur = gibt es so nicht mehr;
 Was steckt wirklich hinter Mythen?
Verfahren/Technik:
~ Pessimismus, Sarkasmus
Jel. schreibt nicht einfach so, sie recherchiert unglaublich viel u. holt viele Informationen ein,
bevor ein Text eintsteht;
Sie will durch Übertreibungen/Übersteigerungen aufmerksam machen!
Bezug auf konkrete Texte; anfangs: Trivialliteratur (Zitate, Werbeslogans..), heute: alle Arten
von Texten (philosoph., Lieder, Bibel…)  vermischen = Kombi von Texten  dadurch
entsteht etwas Neues mit neuen Bedeutungen!
Ihre Verfahren gehen über Montage/Collage hinaus, da ursprüngliche Texte kaum noch
vorkommen; totale Verfremdung; (Texte werden ab u. zu angeführt ~ Quellen)
Jel. Wird auch mit der Postmoderne in Zusammenhang gebracht; Aber: sie treibt kein Spiel
des Spiels Willen, sondern verfolgt einen Zweck – Intention!
Man muss unglaublich gebildet sein, um all ihre Texte verstehen/deuten zu können  man
muss Kontexte kennen!
Aufbau:
‚Rhizom’ (Wurzelgeflecht v. Pflanzen  Verflechtung; keine best. Hierarchie/Aufbau)
Vgl. mit Jacques Derrida: Dekonstruktion, keine eindeutige Botschaft im Text, Dualismen
(Gut/Böse), Auflösung von Oppositionen, destabilisieren, Zersetzung v. Sinn, Bedeutungsverschiebung…
Verlag:
-
Rowohlt (dt. Verlag  typ. Für österr. Autoren), 1. Veröffentlichung: ‚Wir sind
Lockvögel, Baby’
Sie hat einen Lekotr (macht Notizen an d. Rand, sie geht darauf ein)  wechselte
Verlag weil Lektor wechselte;
Theaterarbeit Verlag ‚Nyssen und Bansemer’  nach Pension dieser Wechsel zu
Rowohlt
Bewegungen:
68er Bewegung (Studentenbewegung, antiautoritär)
- lebte für einige Monate in linker WG mit ‚Robert Schindel’ u. ‚Leander Kaiser’
- ‚Kunst muss etw. verändern!’
- Massenkultur, Popkultur beliebt
- Im Theater wollte man raus aus Institutionen  Straßentheater; Barriere Publikum u.
Bühne aufheben
KPÖ (Mitglied von 1974-1991)
- W. Zobel führte sie ein
- ‚Vorzeigeintellektuelle’  Wahlwerbung (auch schon für SPÖ)
- tut s. heute schwer mit ehem. Mitgliedschaft in KPÖ (‚Wir waren nützl. Idioten’)
Wiener Gruppe
= Achtleitner, Artmann, Bayer, Rühm, Wiener (50er Jahre)  Jel. Schließt an deren Sprache
an! (Sprachbewusstsein, Sprachkritik)
- Materialcharakter d. Sprache
- Wie wird durch Sprache Wirklichkeit geschaffen?
- Wie manipuliert Sprache d. Wirklichkeit, d. Bewusstsein?
- Dialekt! (lautlicher Reichtum + kann Elemente ausdrücken, d. Hochsprache nicht
kann)
Unterschied Jelinek u. Wiener Gruppe/ u. Handke:  politischer Anspruch!
Frauenbewegung
- Jel. Teils nicht als Feministin angesehen (zB. Interview ‚Ich bitte um Gnade’ A.
Schwarzer)
- Fem. Zeitschrift ‚D. schwarze Botin’ (mitbeteiligt)
- Auseinandersetzung mit philosoph. Feminismus (Vampiristische Existenz d. Frauen)
- Abgrenzung von Leitmotiven des Feminismus der 70er zB.: ‚Es gibt keinen Ort für
Frauen i.d. Gesellschaft’,  Ablehnung matriarch. Konzepte!
- Sozio-Feminismus = Eigenbezeichnung Jel.
* grundsätzl. Einstellung: alles vom sozialen bestimmt
* Basis: Machtstrukturen i.d. Gesellschaft
* Frauen = Mittäterinnen (Jel. Zeigt immer schwache Frauen in Romanen)
Auftreten – Abtreten – präsent – nicht präsent (Ambilv. Verhältnis)
2 große Rückzüge:
1. nach Plakataktion FPÖ ‚Lieben Sie Scholter, Jelinek, Häupl, Preymann, Paterk,…ODER
Kunst u. Kultur?’  Rückzug aus Öffentlichk. u. Aufführungsverbot
2. schwarz-blaue Regierungsbildung Österr.  Aufführungsverbot in Österr. (Nach 2-3J.
aufgehoben)
Nobelpreis:
 abwesend, Filmleinwand (Aufhebens, Trubel)
 schrieb danach d. Rede ‚Im Abseits’ (Position Schriftsteller), danach war Ruhe (sehr
komplexer Text, wurde nicht verstanden)
Bezüge zu anderen Kulturen u. Künsten:
-
war auch als Übersetzerin tätig (70er) ‚Pynchon T. – Die Enden d. Parabel’
(Parallelen zw. Jelinek u. Pynchon) & Oskar Wald Übersetzungen
-
Beschäftigung mit amerik. Medienkultur  ‚Trivialmythen’
* zB.: Flipper, Lassy (Modelle)
* Vorliebe Hitchcock Filme
* Lynch David: Lost Highway (Film 97)  von Jel. + Neuwirth als Oper aufgearbeitet
worden;
* Paul McCarthy (Installationskünstler zB mechanical pig, piccadilly circus = Puppen mit
verdrehtem Riesenkopf, Anspielung: Ulrike Maria Stuart – RAF)
* Jenny Holzer (amerik. Konzeptkünstlerin zB Projektionen, Licht…)
Ausstellung im Museum f. angewandte Kunst 2006
aus Text d. ‚Liebhaberinnen + Ausgesperrte’ Zitate herausgenommen u. sie in engl. u. dt.
über ganzen Raum projiziert, durchgelaufen (neues Raumgefühl, Text präsent)
Jelinek überließ Auswahl u. Umsetzung ganz J.H., aber es interessierte sie was darauf
gemacht wurde (Gemeinsamkeiten zw. ihr u. J.H.: Sprache ausstellen, angreifbar
machen)
-
Frankreich: ‚Roland Barthes’, wichtige Bezugsperson (Schreibstil!)
-
Modemacherin ‚Lisa D.’: ~ interessante Performances  Kombi Mode + Theater
Projekt zu Jelinek ‚Ladies only’ u. ‚Mode-Revue’ (1998)
Basistext: Krankheit oder moderne Frau + Modeschau
= Jelinek allgem. starken Bezug zu Mode (Interesse!)
-
Elke Krystufek (mediale Vermittlung, Körper, Ikone..)
Volkstheater 2005, aber Performance untergegangen…
nahm Gedichte aus ‚Lisas Schatten’, ins engl. Übersetzt + Theaterschüler
Thema: Existenz als Künstlerin heute
-
VALIE EXPORT (sich selbst zur Marke erklärt in 60ern  ≠ wie Vater o. Mann
heißen = Feminismus!)
 wie wird Frau wahrgenommen? Machthierarchie; medialer Blick auf Wirklichkeit;
Jel. hat in Kurzfilmen v. V.E. mitgespielt;
Vorhaben: Lost Highway zu 3. ralisieren (Jelinek+Neuwirth+Export)  Kommentar: 3
Frauen sind zu viel;
Film: ‚Elfriede Jelinek. News from Home. 18.08.1988. (~ 30min)
Motto: Das Ende des Politischen…etc. (Film lief als Endlosschleife)
= zeigt Jel. bei sich zu Hause in Wien, im Fernsehstuhl, wie sie ZIB Nachrichten
anschaut u. kommentiert;
Frage: wie wird Wirklichkeit manipuliert? (Art wie Nachrichten gebraucht werden:
Vokabular etc..Zusammenhang) auch: versch. Ebenen: Nachrichten  Medien
(Verzerrung)  Jelinek Zuschauer  Export Zuschauerin von Jel...
Wahrnehmung wird beim anschauen anders  Blick geschärft! (man denkt mit der
Zeit wie Jel.)
Bezugspersonen:
-
Marlene Streeruwitz (ähnl. in best. Haltungen; andere Umsetzung zB Stil, Struktur…)
 Klage ‚Ulrike Maria Stuart’ (sprechende Vagina)
Buch ‚Jelineks Wahl’ – literar. Verwandtschaften (Jel. U. Brigitte Landes)
Cover: Robert Walser tot im Schnee, Hut im Abseits  Autoren, die sich von sich
selbst entfernen interessieren Jel.
zB.: Hölderlin (Lyrik), Celan (Holocaust)…
Ritual. Macht. Blasphemie. – Kunst u. Kultur in Ö. nach 1945
 im Werk von Elfriede J. starke Bezüge!
Biographisch: alte Klosterschülerin (6.J.lang)  lernte dort Kapitalismus kennen (Schüler mit
reichen Eltern beliebter als andere); bis 14 jeden Tag mit Gott gesprochen; mit 18 aus Kirche
ausgetreten;
‚Ich hasse die Katholische Kirche mehr als alles andere auf der Welt’
‚Vom Katholizismus zum Kommunismus’
Kritik: Katholische Kirche = Machtinstanz; patriarchalische Machtstrukturen (~ Nähe
NS/Antisemitismus  Ursprung?)
Jel. verarbeitet in ihren Texten bibl./relig. Texte (liturgische Sprache)
‚Und das Wort ist Fleisch geworden’ (Joh. Evang.)
= Menschwerdung d. göttl. Offenbarung;
~ Ableitung Kannibalismus Motiv (Vgl.: Hostie = Leib Christi); Protestantismus hingegen fasst
das mehr symbolisch auf;
zB
Rechnitz: rohes Fleisch essen ~ Judenvernichtung
Krankh. O. moderne Frau: Vampirinnen trinken Blut
Ged. ‚Die süße Sprache’: ‚Das Wort das zur Tat wird’
Frau und Katholizismus
= Unterdrückung der Frau Gottgewollt;
zB ‚Lust’:
‚Der Vater darf die Mutter endlos verkosten’ (Sakrament d. Ehe  relig. Legitimation v.
Gewalt)
‚unschuldiges Blut von den Händen waschen’
Marienkult (Jungfrau Maria)
zB ‚Die Kinder der Toten’
Mann möchte Schöpfer der Frau sein, sich an Gottes Stelle setzten
~ sexuelle Konnotationen
~ Kanibalismus-Motiv (Essensmetaphern für Sex zB Frau einkochen u. zubereiten)
Apokalyptische Auferstehung d. Toten
~ Untote = nicht aufgearbeitete GS (NS;Juden) – Schuld, die immer wiederkehrt!
Bsp.: ‚Stechen, Stab u. Stangl’  Verweis Psalm Davids (‚Der Herr ist mein Hirte, mir wird
nichts mangeln’)
Bsp.: Krankheit oder moderne Frau: ‚Ich bin das A und O. Der Anfang u. das Ende.’ 
Vampirin: ‚Von dem ich esse, der wird ewig leben’ (Vgl.: wer von mir isst der wird ewig leben)
Bsp.: In den Alpen: ‚Es gibt die Lebenden und die Toten und nichts dazwischen. Keiner wird
sie richten…(Vgl.: Glaubensbekenntnis)
Titel Romane: 7 Todsünden (Lust, Gier, Neid)
Spannung: Kombi alte Texte mit aktuellen Ereignissen!
Anspruch Jelineks:
Über Katholizismus macht sie auf andere Machtinstanzen aufmerksam.
‚Indem die Macht vergötzt wird, wird sie auch wieder lächerlich.’ (Dekonstruktion u.
Übersteigerung zerstört hlg. Sinn)
Blasphemie (Gotteslästerung) ~ als lustvolle Überschreitung von Machtinstanzen (Grenzen
die von Katholischer Kirche aufgestellt wurden)
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