Theater St.Gallen Die Kontrakte des Kaufmanns Wirtschaftskomödie von Elfriede Jelinek Material zur Vorbereitung Vorbereitung des Theaterbesuchs mit der Schulklasse Spielzeit 2010/11 Theater St.Gallen, 21. Dezember 2010 Liebe Lehrerinnen und Lehrer Mit den vorliegenden Materiali Materialien zu „Die Kontrakte des Kaufmanns“ möchten wir Ihnen einen kurzen Überblick über Stückvorlage und Leitgedanken der Inszenierung geben. Sie bieten sich an für eine Vorund Nachbereitung des Schulklassenbesuchs. Selbstverständlich verstehen wir die Materialien als Vorschlagssammelsurium: Dem Einen mögen einzelne Texte als Vorlage für eine Unterrichtseinheit nützlich sein, dem Anderen Ideen für eine ganz andere Form der Vorbereitung geben. Verschaffen Sie sich auf den folgenden Seiten einen Eindruck und picken Sie einfach das heraus, was Sie für die spezielle Vorund/oder Nachbereitung mit Ihrer Klasse für sinnvoll halten. Ausserdem: • Am Sonntag, 02. Januar 2011 um 11 Uhr heissen wir Sie in der Lokremise willkommen zur EinfühEinführungsmatinee rungsmatinee. Gemeinsam mit dem Leitungsteam und den Darstellerinnen und Darstellern erläutert Karoline Exner (Schauspieldramaturgin) das Konzept und die Idee der Inszenierung und bietet interessante Einblicke in die Besonderheiten der Produktion. • • 30 Minuten vor Beginn jeder Vorstellung gibt’s im Studio eine Stückeinführung. Stückeinführung Empfehlenswert. Am Freitag, 28. Januar 2011 laden wir nach der Vorstellung zum Publikumsgespräch im Theaterfoyer ein. Das Produktionsteam freut sich auf Reaktionen des Theaterpublikums. Wir wünschen Ihnen und Ihrer Klasse viel Freude beim Vorbereiten und einen spannenden Theaterabend! Freundliche Grüsse Nina Stazol & Mario Franchi Für Fragen und Anregungen sind wir für Sie da! Nina Stazol Mario Franchi Dramaturgin Kinder- und Jugendtheater Theaterpädagoge [email protected] [email protected] 071 242 05 18 071 242 05 71 weitere Infos: www.theatersg.ch > Mitmachen Kartenreservationen bitte direkt bei der Theaterkasse: [email protected] oder 071 242 06 06 Spezialpreise für Schulklassen: www.theatersg.ch > Mitmachen > Schulangebote > Ermässigungen Materialsammlung „Die Dreigroschenoper“ Theater St.Gallen HINTERGRUND GRUNDL GRUNDLA AGEN ÜBERSICHT Eckdaten Zum Stück Geld oder Leben! Das Schreckliche ist immer des Komischen Anfang. – Elfriede Jelinek im emailVerkehr mit Joachim Lux, Intendant des Thalia Theaters Hamburg Ich glaube, Elfriede Jelinek ist eine Närrin! –Gespräch mit dem Regisseur Thorleifur Örn Arnarsson ANHANG Das Theater St.Gallen sucht Kleinanleger! – Der Regisseur über die Idee der Statisterie Elfriede Jelinek Die Kontrakte des Kaufmanns Wirt Wirtschaftskomödie von Elfriede Jelinek Uraufführung: 2009, Schauspiel Köln Premiere im Theater St.Gallen: 08. Januar 2011 (Schweizer Erstaufführung) Inszenierung Thorleifur Örn Arnarsson Bühne Simon Birgisson Kostüme Anna Rún Tryggvadóttir Musik Björn Deigner Dramaturgie Karoline Exner Regieassistenz Stefan Kraft Soufflage Birgit Limmer Inspizienz Veronika Geyer Mit: Mit Diana Dengler, Hanna Binder, Ines Schiller, Matthias Albold, Christian Hettkamp, Dominik Kaschke, Romeo Meyer, Marcus Schäfer und diversen St.Galler Statistinnen und Statisten 3 Materialsammlung „Die Dreigroschenoper“ Theater St.Gallen Zum Stück «Wir «Wir taumeln orientierungslos, ohne Anteilnahme und ohne Einkaufstasche her herum.» Die Wirtschaftsblase ist geplatzt, die Finanzkrise da. Für die vielen Kleinanleger stand mehr auf dem Spiel als nur das Geld: Jahrelang wurde auf alles verzichtet, kein Urlaub gemacht, jeder Cent geopfert für einen Traum vom entspannten und sorgenfreien Leben nach der Pension. Nun ist alles verloren. Und wer ist schuld? Die Banken? Die Manager? Die undurchschaubaren Finanzströme? Oder gar die Opfer selbst? Es sind nicht die harten Fakten eines weltweiten Finanzcrashs, um die Jelineks Text kreist, es sind die Stimmen von Opfern und Tätern, Tätern sich überlagern, irgendwo widerhallend zwischen Rechtfertigungssuaden und Selbstmitleid. Menschen, die nicht nur ihr schamloses Handeln im Sprechen entblössen, sondern ihre Geisteshaltung – jene Haltung, die in die Katastrophe geführt hat. Gier, Gier so schreibt die Autorin, habe sie schon immer sehr interessiert: „Die Erfahrung, schon etwas zu haben, scheint zu genügen, um immer mehr davon haben zu wollen. Man macht sich ununterbrochen auf den Weg, zu dem, was einem endlich genügen soll, aber das gibt es nicht, weil einem eben nie etwas genügt. Es ist eine unaufhörliche Bewegung zu dem, was man sein möchte, da man es schon war, nur eben kleiner und geringer. Man will also mehr vom selben. Es reicht einem nie, was schon da ist. Man geht sozusagen zu sich selbst zurück, nachdem man von sich selbst aufgebrochen ist, nur hat man sich nicht genügt. Man könnte besser sein, und das heisst eben immer: mehr.“ (Dazu mehr in: „Geld oder Leben! Das Schreckliche ist immer des Komischen Anfang.“) Die handelsüblichen Kategorien von Täter und Opfer verschwimmen im Laufe des Abends zusehends, wenn man sich fragen will: Wer ist schuld? Viele derjenigen, die in der Krise alles verloren haben, hatten von vornherein nur wenig und haben dementsprechend alles aufs Spiel gesetzt: gesetzt „Sie haben also etwas aufs Spiel gesetzt, was sie kaum erst waren oder hatten (was im Kapitalismus faktisch dasselbe ist), und manche haben Kredite aufgenommen, also etwas, das sie gar nicht besessen haben aufs Spiel gesetzt (ohne zu wissen, dass sie es aufs Spiel gesetzt haben, denn das Mehr, das sie erzielen wollten, wurde ihnen ja als „sicher“ verkauft, als Gewissheit), um noch mehr zu bekommen als sie ja schon eh nicht hatten.“ Am Ende ist alles vernichtet: das Geld, die Familie; die Welt ist in Schutt und Asche. Das wäre aus der Feder einer anderen Autorin wahrscheinlich eine grosse Tragödie. Elfriede Jelinek aber schafft es, die verschlungenen Pfade einer undurchschaubaren Finanzwelt in eine wirkliche Wirtschaftskomödie zu übersetzen. Elfriede Jelinek, Jelinek 1946 in Österreich geboren, erhielt 2004 den Nobelpreis für Literatur. Mit ihrem Stück zur Finanzkrise hat die Autorin das Stück der Stunde geschrieben, das derzeit im deutschsprachigen Raum zahlreiche Aufführungen erlebt. Inszeniert wird dieser Abend von dem Isländischen Regisseur Thorleifur Örn Arnarsson, von dem bereits Shakespears „Romeo und Julia“ am Theater St.Gallen zu sehen war. Wir freuen uns, dass an unserem Theater im Januar 2011 die Schweizer Erstaufführung dieses vielschichtigen Textes stattfinden wird! von Karoline Exner 4