1 Aufgabe 1 (10 Punkte) Auf einem funktionsfähigen Wettbewerbsmarkt für ein inferiores Gut treten jeweils ceteris paribus und nacheinander folgende Ereignisse ein: a) Einige Anbieter verlassen den Markt. b) Das Einkommen der Konsumenten wächst. c) Die Anbieter führen kostensparende Verfahrensinnovationen durch. d) Bisher bestehende Importbeschränkungen werden aufgehoben. e) Der Preis eines Substitutionsgutes fällt. Zeigen Sie in den unteren Zeichnungen die resultierenden Änderungen auf die Nachfrage- und Angebotskurven und charakterisieren Sie anschließend die sich daraus ergebenden Gleichgewichte. (Bewertungshinweise: Verschiebung der richtigen Kurve: 0,5 Punkte Verschiebung in die richtige Richtung: 0,5 Punkte Richtige Angaben zum neuen Gleichgewicht: je 0,5 Punkte für Preis und Menge zusätzliche Fehler (z.B. es werden beide Kurven verschoben) bedeuten 0,5 Punkte Abzug in Aufgabe a, c und d ist sowohl Verschiebung als auch Drehung der Angebotskurve richtig) a) Einige Anbieter verlassen den Markt. (2 Punkte) P A2 N1 A1 P2 P1 X2 X1 X Im neuen Gleichgewicht ist der Preis _____höher_______________ als im alten Gleichgewicht; ist die Menge ______kleiner ___________als im alten Gleichgewicht. 2 b) Das Einkommen der Konsumenten wächst. (2 Punkte) P N1 N2 A1 P1 P2 X2 X X1 Im neuen Gleichgewicht ist der Preis ____tiefer__________ als im alten Gleichgewicht; ist die Menge ______kleiner____________ als im alten Gleichgewicht. c) Die Anbieter führen kostensparende Verfahrensinnovationen durch. (2 Punkte) P N1 A1 P1 A2 P2 X1 X2 X Im neuen Gleichgewicht ist der Preis _______tiefer____________ als im alten Gleichgewicht; ist die Menge ______größer_____________ als im alten Gleichgewicht. 3 d) Bisher bestehende Importbeschränkungen werde n aufgehoben. (2 Punkte) P N1 A1 P1 A2 P2 X1 X X2 Im neuen Gleichgewicht ist der Preis _______tiefer____________ als im alten Gleichgewicht; ist die Menge ______größer_____________ als im alten Gleichgewicht. e) Der Preis eines Substitutions gutes fällt. (2 Punkte) P N1 N2 A1 P1 P2 X2 X1 X Im neuen Gleichgewicht ist der Preis ____tiefer__________ als im alten Gleichgewicht; ist die Menge ______kleiner____________ als im alten Gleichgewicht. 4 Aufgabe 2 (8 Punkte) a) Für eine Volkswirtschaft sind folgende Gleichgewichtswerte gegeben: Ersparnis S 300 Transformationsausgaben des Staates A 600 Exporte X 200 Importe M 200 Nettonationaleinkommen Y 2300 im Inland verfügbares Einkommen YVI 2250 verfügbares Einkommen YV 1750 Konsum C 1450 Nettoendnachfrage N 2500 Private Nettoinvestitionen I 250 unentgeltliche Übertragungen U 50 Nettosteuern T 500 Summe der Expansionsgrößen E 1050 Berechnen Sie die fehlenden Werte (C, N, I, U, T, E) und tragen Sie die Ergebnisse in die Tabelle ein. (6 Punkte) Lösung: (Bewertungshinweis: für jede richtige Größe einen Punkt) YV = C + S C = YV – S = 1750 – 300 = 1450 N = Y + M = 2300 + 200 = 2500 I = N – A – X – C = 2500 – 600 – 200 – 1450 = 250 U = Y - YVI = 2300 – 2250 = 50 T = YVI - YV = 2250 – 1750 = 500 E = A + I + X = 600 + 250 + 200 = 1050 5 b) Wie lautet die Quantitätsgleichung zur Beschreibung des Geldkreislaufs. Definieren Sie die dabei verwendeten Symbole. (2 Punkte) Lösung: (Bewertungshinweis: für die Gleichung sowie für die richtigen Größen je 0,5 Punkte. Andere Buchstaben sind ebenfalls richtig) YBr = U * G mit YBr : Bruttonationaleinkommen U: Umlaufgeschwindigkeit des Geldes G: umlaufende Geldmenge 6 Aufgabe 3 (9 Punkte) Auf einem Wettbewerbsmarkt gilt die folgende Nachfragefunktion: p = 50 – 0,5x Die Angebotsseite besteht aus 10 identischen Unternehmen, deren Kosten mit der Funktion K = 5 + 10x2 beschrieben werden können. a) Bestimmen Sie die individuelle Angebotsfunktion für ein Unternehmen. (1 Punkt) Lösung: Die individuelle Angebotsfunktion entspricht der Grenzkostenfunktion eines Unternehmens. Die Grenzkostenfunktion ist die erste Ableitung der Kostenfunktion: GK = 20x Und damit ergibt sich über p = GK zu p = 20x b) Bestimmen Sie die Marktangebotsfunktion. (2,5 Punkte) Lösung: Die Marktangebotsfunktion ergibt sich aus der Horizontaladdition der individuellen Angebotsfunktionen. Hierzu müssen die x-Werte, die sich aus den 10 individuellen Angebotsfunktionen für zwei verschiedene p-Werte ergeben, addiert werden. Zusammen mit den dazugehörigen p-Werten ergeben sich so zwei Punkte der Marktangebotsfunktion, mit deren Hilfe ihre Gleichung bestimmt werden kann. (Ansatz: 0,5 Punkte) Für die Berechnung werden hier exemplarisch die p-Werte 0 und 10 genommen. Eine individuelle Angebotsfunktion hat die Form: p = 20x Nach x aufgelöst, ergibt das: x = 0,05p (0,5 Punkte) 7 Wird 0 bzw. 10 für p eingesetzt, ergibt das für ein einzelnes Unternehmen Angebotsmengen von x = 0,05 * 0 = 0 x = 0,05 * 10 = 0,5 für p = 0 und für p = 10 Eine Addition der x-Werte aller 10 Unternehmen ergibt: xMarkt = 0 * 10 = 0 xMarkt = 0,5 * 10 = 5 für p = 0 und für p = 10 (0,5 Punkte) Um die Marktangebotsfunktion zu bestimmen, müssen die ermittelten Punktkoordinaten [(0,0) und (5,10)] in die allgemeine Gradengleichung (p = a + bx) eingesetzt werden: 0 = a + b* 0 und 10 = a + b * 5 (0,5 Punkte) es ergibt sich: a = 0 und b=2 Damit lautet die Marktangebotsfunktion: p = 2x (0,5 Punkte) c) Bestimmen Sie ein Marktgleichgewicht. (Fall Sie die Teilaufgabe b nicht lösen konnten, verwenden Sie hierbei p = 25 + 0,75x als Marktangebotsfunktion. Diese Funktion ist nicht das Ergebnis der Aufgabe b!) (2 Punkte) Lösung: Gleichgewichtsbedingung: Angebot = Nachfrage 2x = 50 – 0,5x x = 20 (1 Punkt) Die Gleichgewichtsmenge beträgt 20. (0,5 Punkte) Berechnung des Preises durch Einsetzen von x = 20 in die Nachfrage- oder in die Angebotsfunktion: p = 50 – 0,5*20 8 p = 50 – 10 p = 40 oder p = 2x = 2*20 = 40 Der Gleichgewichtspreis beträgt 40. (1 Punkt) Berechnung mit der alternativen Marktangebotsfunktion: 25 + 0,75x = 50 – 0,5x 25 = 1,25x x = 20 p = 50 – 0,5*20 = 40 oder p = 25 + 0,75*20 = 25 + 15 = 40 d) Berechne n Sie den Gewinn eines typischen Anbieters im Marktgleichgewicht aus Teilaufgabe c). (3,5 Punkte) Lösung: Gewinnmaximumsregel: GK = GU Wird im Wettbewerb zu: GK = p (1 Punkt) GK = 20x P = 40 (0,5 Punkte) 20x = 40 x=2 Die gewinnmaximale Menge eines typischen Unternehmens ist 2. (0,5 Punkte) Der Gewinn ist die Differenz aus Umsatz und Kosten: U = p * x = 40 * 2 = 80 K = 5 + 10x2 = 5 + 10*22 = 45 G = U – K = 80 – 45 = 35 (0,5 Punkte) (0,5 Punkte) (0,5 Punkte) 9 Aufgabe 4 (8 Punkte) a) Man kann wissenschaftlich zwischen 3 Kategorien von Aussagen unterscheiden, die unterschiedlichen Wahrheitskriterien genügen und in unterschiedlichen Wissenschaftszweigen Verwendung finden. Benennen Sie diese Aussagenkategorien und füllen Sie die folgende Tabelle aus. (4,5 Punkte) Aussageart Analytische Aussagen Überprüfungsmethode Definitionen, Regeln Empirisch bewährte Aussagen Experimente, Anwendungsbereich Mathematik, Logik VWL, Natuwissenschaften Ersatzuntersuchungen normativ anerkannte Aussagen Abstimmungen, Umfragen Kulturwissenschaften (Bewertungshinweis: 0,5 Punkte pro richtig ausgefülltes Feld; in Feldern mit mehreren Möglichkeiten reicht ein Stichwort) b) Ordnen Sie die untenstehenden Aussagen den Aussagenkategorien aus Te il a) zu. (1,5 Punkte) Das Nettonationaleinkommen ergibt sich als Differenz des Bruttonationaleinkommens und der Abschreibungen. Kategorie: analytische Aussage. (0,5 Punkte) Eine Preissenkung bei einem Gut führt in der Regel zu einer steigenden Nachfrage nach diesem Gut. Kategorie: empirisch bewährte Aussage. (0,5 Punkte) Die Preiselastizität des Angebots ist im Normalfall positiv. Kategorie: empirisch bewährte Aussage. (0,5 Punkte) 10 c) Was bedeutet „ceteris paribus“? (1 Punkt) Lösungsalternativen: unter sonst gleichen Umständen; Alles andere bleibt gleich d) Ergänzen Sie die folgenden Sätze. (1 Punkt) Eine wissenschaftliche Aussage, die noch nicht bzw. noch nicht häufig überprüft wurde, heißt _______Hypothese_____________ . Wissenschaftliche Aussagen, die bereits wiederholt getestet und sich dabei als erfahrungskonform erwiesen haben, werden hingegen als ______Gesetze_________________ bezeichnet. Aufgabe 5 (15 Punkte) a) Was ist eine Transformationskurve? (1 Punkt) Lösungsalternativen: Die Transformationskurve gibt an, welche Gütermengen an X1 bzw. X2 bei Normalauslastung des Produktionspotentials maximal produziert werden können. Sie kann sich auf ganze Volkswirtschaften oder auch nur auf einzelne Unternehmen beziehen. Sie trennt das Gebiet der möglichen Produktionen vom Gebiet der unmöglichen Produktionen. 11 b) Ein Unternehmen stellt nur mittels des Faktors Arbeit zwei Güter her. Pro Stück werden für das Gut X1 2 und für das Gut X2 4 Arbeitsstunden benötigt. Es werden 10 Arbeiter beschäftigt, die pro Monat je 100 Stunden arbeiten. Ermitteln Sie die Transformationskurve dieses Unternehmens. (Hinweise: der relevante Zeitraum sei ein Monat; die Transformationskurve ist linear) (5 Punkte) Lösungswege: 1) Es stehen insgesamt 1.000 Arbeitstunden zu Verfügung. (1 Punkt) Die Achsenabschnitte lassen sich durch die Berechnung der maximalen X1 und X2 Werte bestimmen: Es können entweder X1 max = 1.000/2 = 500 Einheiten X1 oder X2 max = 1.000/4 = 250 Einheiten X2 hergestellt werden. (2 Punkte) Die Steigung ist das Austauschverhältnis der beiden Produktionsalternativen: (1 Punkt) Wird auf die Produktion von X2 max verzichtet, können dafür X1 max hergestellt werden. Das heißt: ?X2 = -250 ?X1 = 500 ?X2/?X1 = -250/500 = -0,5 Damit lautet die Formel: X2 = 250 –0,5X1 (Oder X1 = 500 – 2X2, wenn von X1 max ausgegangen wird) (0,5 Punkte) (0,5 Punkte) oder 2) (Analogie zur Berechnung der Budgetgerade) Es stehen insgesamt 1.000 Arbeitstunden zu Verfügung. (1 Punkt) Diese können auf die beiden Alternativen X1 und X2 aufgeteilt werden: 1.000 = 2X1 + 4X2 (3 Punkte) Auflösen nach X2 ergibt: 4X2 = 1.000 – 2X1 X2 = 250 – 0,5X1 (oder X1 = 500 – 2X2, wenn nach X1 aufgelöst wird) (1 Punkt) 12 c) Was wird in der Volkswirtschaftslehre als Kosten bezeichnet? (1 Punkt) Lösung: In der Volkswirtschaftslehre gilt jeder Nutzenverzicht als Kosten. d) Bestimmen Sie die volkswirtschaftliche Kostenfunktion für die Produktion des Gutes X1, wenn der Marktpreis des Gutes X2 10 Geldeinheiten pro Mengeneinheit beträgt. (5 Punkte) Lösung: Berechnung der Verzichtsmenge v (die Menge an X2, auf die verzichtet werden muß, um eine zusätzliche Einheit des Gutes X1 zu produzieren) (0,5 Punkte) v = X2max – X2 v = X2max – (250 – 0,5X1) v = 250 – 250 + 0,5X1 v = 0,5X1 (1 Punkt) (1 Punkt) (0,5 Punkte) Die Verzichtsmenge folgt der Funktion v = 0,5X1 Bewertung der Verzichtsmenge mit dem Marktpreis des Gutes, auf welches verzichtet wird (hier X2) (0,5 Punkte) KX1 = v * PX2 KX1 = 0,5X1 * 10 = 5X1 (1 Punkt) (0,5 Punkte) 13 e) Mit welchen Kosten ist in der unteren Zeichnung die Änderung des Produktionspunktes von A nach B verbunden. Begründen Sie Ihre Antwort. (2 Punkte) X2 .B .A X1 Antwort: keine Kosten (1 Punkt) Begründung: Es entsteht kein Verzicht, in B wird von beiden Gütern mehr produziert als in A (1 Punkt) f) Nehmen Sie an, das Unternehmen, dessen Transformationskurve unten abgebildet ist, stellt zusätzliche Arbeiter ein. Stellen Sie diese Veränderung graphisch dar. (1 Punkt) X2 X1 (Bewertungshinweis: es muß keine Parallelverschiebung sein) 14 Aufgabe 6 (10 Punkte) Ergänzen Sie die folgenden Sätze. a) Das Erste Gossensche Gesetz besagt, daß ______der Grenznutzen_______________ eines Gutes mit zunehmender Konsumierung dieses Gutes ceteris paribus abnimmt. b) Nach dem Zweiten Gossenschen Gesetz ist bei einer optimalen Budgetaufteilung _der Grenznutzen des Geldes_________ in allen Verwendungsrichtungen identisch. c) Nach Auffassung der Merkantilisten ist ein ___positiver______________ Außenhandelssaldo erstrebenswert. d) Der wichtigste Vertreter der Klassik hieß ___Adam Smith_______________________ . e) Güter, die einander im Konsum ergänzen, werden als ___komplementär_________ bezeichnet. f) Der Quotient aus Produktion und Arbeitseinsatz beschreibt als Kennzahl die durchschnittliche __Arbeitsproduktivität_____. g) Der Quotient aus Arbeits- und Kapitaleinsatz beschreibt als Kennzahl die durchschnittliche __Arbeitsintensität________. h) Die Wirtschaftsordnung einer jeden Volkswirtschaft erfüllt die folgenden drei Funktionen: Verteilen von Entscheidungskompetenzen_______________________, Bahnen von Informationskanälen_________________________________ und Setzen von Verhaltensanreizen____________________________________ . i) Die Vertragsform, die sich durch eine lange Bindungsfrist sowie einen hohen Zentralisationsgrad auszeichnet, heißt __Beherrschungs vertrag_______________ . j) Die Vertragsform, die sich durch eine lange Bindungsfrist sowie einen niedrigen Zentralisationsgrad auszeichnet, heißt ____Kooperationsvertrag______________ . 15 k) Die liberale Schule, die für die Anfangszeit der Bundesrepublik prägend war, nennt sich _______Ordoliberalismus_____________________________________ . l) Einer ihrer prominentesten Vertreter war _Eucken, _Müller-Armack, Erhardt (alternativ) ____ . m) Wirtschaftspolitik, die sich auf Marktprozesse richtet, wird _Wirtschaftspolitik im engeren Sinne______________________________________ genannt n) Sie liegt in Deutschland hauptsächlich in Verantwortung von _Bundeswirtschaftsministerium_____________________________ und _Bundeskartellamt_________________________________________ . o) Richtet sich Wirtschaftspolitik hingegen auf die Öffentliche Verwaltung selbst, handelt es sich um ___Finanzpolitik____________________ . p) Ein Markt, auf dem identische Güter zu unterschiedslosen Preisen gehandelt werden, wird als ein ____homogener__________________________ Markt bezeichnet. q) Ein ______heterogener_____________Markt hingegen zeichnet sich durch Präferenzen zugunsten bestimmter Güter/Anbieter/Nachfrager sowie durch unterschiedliche Preise aus. (Bewertungshinweis: 0,5 Punkte für jedes richtig ausgefüllte Feld)