marchegg 2005 redaktion: erich eder skriptum im rahmen der lehrveranstaltung freilanddidaktik in lehramt biologie und umweltkunde zoologische station marchegg 30. april - 4. mai 2005 die teilnehmerInnen http:// univie.ac.at / freilanddidaktik 2 inhaltsverzeichnis Schwerpunktthema 2005: Evolutionäre Trends Peter Pany Patrick Hacker & Hannes Penninger Krista Lang & Claudia Loos Doris Pargfrieder Barbara Hudelist & Katharina Turic Philip Holzweber & Christiane Maurer Erich Eder Barbara Rauer Wahlpflichtfach BRG Wiener Neustadt Erich Eder Die TeilnehmerInnen Vorwort Kryptogamen: Vom Wasser aufs Land Blütenökologie Tierspuren Wasserarthropoden und Mollusken Reptilien der March-Auen Evaluation Lehr- und Lernziele Planung der Schulexkursion Schülerinnen-Feedback and now for something completely different Nachtpfauenauge (Saturnia pyri) 2 4 5 12 19 29 48 60 62 63 65 vorwort von Peter Pany Heuer war es soweit! Nachdem ich selbst während des Studiums des öfteren Lehrveranstaltungen aus den Bereichen „Pädagogik“ und „Didaktik“ absolviert, und dabei nicht nur gute Erfahrungen gemacht hatte, war ich nun frischgebackener Lehrender in einer ebensolchen Lehrveranstaltung. Nun hatte ich also die Gelegenheit, Studierende in Kontakt mit SchülerInnen zu bringen und ihnen dabei zu helfen, ihr mehr oder weniger frisch erworbenes/aufgewärmtes Wissen in der Sondersituation Freilandexkursion an den Mann/die Frau zu bringen. Tausend verschiedene Fragen schwirrten mir durch den Kopf, u.a.: Welche Themen sollte man vergeben? Welche davon lassen sich im Freiland überhaupt verwirklichen? Wieviel und welche Betreuung werden die StudentInnen benötigen? Biete ich genügend Hilfe an ohne zu bevormunden? Und nicht zuletzt: Werden wir genügend Bier gekauft haben? Unabhängig von all diesen Eventualitäten nahm ich mir eine Sache jedoch fest vor: ich wollte gemeinsam mit Erich Eder und Walter Hödl ein Praktikum anbieten, von dem die StudentInnen mit dem Gefühl nach Hause fahren konnten, dass sie zumindest in fachlicher und didaktischer Hinsicht davon profitiert haben (ein Gefühl, das mir wäh- rend meines Studiums in diversen Pädagogik- und Didaktikveranstaltungen leider allzu oft verwehrt blieb). Ich hoffe sehr, dass uns dies nun auch gelungen ist, doch wenn ich mich rückblickend an Anfang Mai 2005 erinnere, so bin ich mir dessen fast schon sicher. Wenn Ihr, die Studierenden, auch nur einen Teil dessen mitgenommen habt, was ich in diesen fünf Tagen mit und durch Euch gelernt habe, so hätten wir unser Ziel schon erreicht. Es war für mich heuer eine ganz besondere Erfahrung, das Flair dieser Exkursion nicht als Student, sondern ab nun von der anderen Seite kennenzulernen und ich wünsche Euch mit Euren zukünftigen Schülern die selbe Freude, wie ich sie mit Euch gehabt habe! Peter 4 vom wasser aufs land von Hannes Penninger und Patrick Hacker Fachlicher Teil Unsere Aufgabe war es, den Kindern das Thema „Kryptogamen - vom Wasser aufs Land“ näherzubringen. Das in diesem Jahr ausdrückliche Betrachten des Themas im Schlaglicht der Evolution ergibt sich hier praktisch von selbst. Wir betrachteten dabei folgendes: Ausgehend von der Annahme, dass sich die Pflanzen, wie auch alle übrigen Lebensformen (Tiere, Pilze, eukaryontische Einzeller, Bakterien) primär im Wasser entwickelt haben, gibt es vor allem drei Punkte zu klären: Welche Anpassungen benötigt eine Pflanze im Einzelnen um den Schritt zum Landleben unternehmen zu können? Die wichtigsten Anforderungen lassen sich tabellarisch auflisten: Stützgewebe bzw. -elemente – hat sie diese nicht, so ist kein (oder nur in sehr eingeschränktem Maß durch den Turgordruck) Höhenwachstum möglich, was durch den auch an Land bestehenden Konkurrenzdruck durch gegenseitige Abschattung jedoch wiederum erforderlich ist. Abschlussgewebe nach außen ist als Schutz vor Austrocknung nötig. Es wird eine Epidermis aus zwischenraumlos aneinandergefügten Zellen ausgebildet und diese zusätzlich noch durch eine Wachsschicht (Cuticula) nach außen isoliert. Damit einhergehend ist Leitungsgewebe nötig, da Nährstoffe nur mehr aus dem Boden, nicht aber dem umgebenden Medium bezogen werden können. Diese müssen nun mittels eines Wasserstromes aus dem Boden in die entsprechenden Pflanzenorgane gelangen. Ansätze hierzu gibt es bereits bei den Moosen. Dazu werden in weiterer Folge Spaltöffnungen ausgebildet, die eine kontrollierte Transpiration an der Blattoberfläche ermöglichen. Durch oben erwähnte Spaltöffnungen lassen sich so auch Schwankungen in der Wasserverfügbarkeit durch Tag-Nacht-Rhythmen oder dergleichen überbrücken. Gleiches gilt auch für Anpassungen bezüglich des Metabolismus: C3-, C4- und CAMPflanzen (Crassulacean Acid Metabolism). Üblicherweise wird bei Pflanzen im sogenannten Calvin-Zyklus das aus der Luft aufgenommene Kohlendioxid auf Ribulose1,5-bisphosphat übertragen Das dafür verantwortliche Enzym heißt RubisCO (Ribulose-1,5-bisphosphat-carboxylase / Oxyge5 nase). Da das für den CO2-Einbau in die Phosphoenol-Brenztraubensäure verantwortlich Enzym PEP-Carboxylase eine ungleich höhere Affinität zum CO2 besitzt als RubisCO (Nultsch 2001), kann der CO2einbau auch bei geringeren Konzentrationen von CO2 stattfinden, wenn die Spaltöffnungen wegen großer Trockenheit und damit verbundener Gefahr des Austrocknens nicht geöffnet werden können. Dies passiert in ganz ähnlicher Form bei CAM-Pflanzen in einem Tag-Nacht Rhythmus. Last but not least: Das ungeheure Problem der Verbreitung der Gameten. Während bei primären Wasserpflanzen die männlichen Gameten zu den weiblichen hinschwimmen können, besteht diese Möglichkeit an Land nicht, überdies sind die empfindlichen Geschlechtszellen ebenfalls von Austrocknung bedroht. Abhilfe schafft auch hier wieder das Verpacken in eine schützende Hülle. Ein frühes Beispiel hierzu sind die sogenannten Armleuchteralgen [Charophyceae, Klasse der Abteilung Chlorophyta (Grünalgen im weiteren Sinn)]: hierbei wird die Eizelle von sogenannten Berindungszellen umgeben. Erfolgt eine Befruchtung, umgibt sich die Zygote mit einer Zellulosewand, in die Kalk oder Kieselsäure eingelagert werden (Till et al. 2003). Dies könnte man als Überrest einer frühen Anpassung an z.B. Trockenperioden deuten. Der entscheidende Schritt jedoch passiert bei der Entwicklung hin zu den Samenpflanzen. Der bei grundsätzlichen allen Pflanzen vorhandene Generationswechsel ist hier, mit Hinblick auf die zu ihrem Zusammenfinden auf tropfbares Wasser angewiesenen Gameten reduziert. Die Makrospore, und mit ihr der weibliche Gametophyt, welcher aus ihr entsteht wird nicht mehr ausgebreitet, sondern verbleibt als „Anhängsel“ auf dem Sporophyten. Die gesamte Geschlechtsgeneration wird nun von Gewebe des Sporophyten umhüllt. Erfolgt eine Befruchtung, so entwickelt sich die Zygote innerhalb dieser sporophytischen Umhüllung zum Embryo. Gleichzeitig wächst aus Gewebe des eingeschlossenen ? Gametophyten Nährgewebe für den Embryo heran (Die Nährstoffe werden ebenfalls vom Sporophyten bereitgestellt). Dieses ganze Gebilde bezeichnet man nun als Samen. Diese werden bei den Nacktsamern (Gymnospermae) frei auf Sproßachsen gebildet, während bei Bedecktsamern (Angiospermae) diese auf eigenen Fruchtblättern gebildet und von diesen überdies eingehüllt (=“bedeckt“) werden. Denjenigen Abschnitt der Fruchtblätter, der die Samen beherbergt, wollen wir hier „Fruchtknoten“ nennen. Der Samen selbst ist, bedingt durch die feste Umhüllung, wiederum austrocknungsresistent und kann unter ungünstigen Bedingungen überdauern und weit ausgebreitet werden. Der unschätzbare Vorteil jedoch ist, dass der Befruchtungsvorgang innerhalb einer schützenden Hülle stattfinden kann. Das örtliche Zusammentreffen von Eizelle und Spermium wird quasi im Vorhinein von den Sporen erledigt. Das, was als Pollen bezeichnet wird, ist eigentlich homolog den Mikrosporen (denjenigen Sporen, aus denen ausschließlich männliche Gametophyten erwachsen). Da Sporen mit keinen anderen Zellen verschmelzen müssen, können sie praktisch ab ihrer Bildung weitgehend austrocknungsresistent sein. Den weiten Weg zur Eizelle kann der Pollen unter nicht feuchten Bedingungen deshalb wesentlich besser bewältigen als das eigentliche Spermium. Ist der Pollen erst einmal am Zielort angekommen (dieser Ort ist derjenige an der 6 Oberfläche des Sporophyten, an dem ein Weg ins innere des Fruchtblattes Richtung Eizelle führt, er heißt „Narbe“), wächst der sogenannte Pollenschlauch aus. Dieser ist eine lange Zelle, die drei Zellkerne beinhaltet, welche homolog dem männlichen Gametophyten sind. Der Weg führt dabei durch den Griffel in Richtung der Samenanlage, anschließend durch die vom umhüllenden sporophytischen Gewebe freigelassene Öffnung, der sogenannten Micropyle zum Embryosack, wo die Befruchtung erfolgt. aus bis in Süssgewässer vorgedrungen sind. Wenn man hierzu noch den Faktor von allfälligen Trockenperioden, Wa s s e r s p i e g e lschwankungen, etc… in Erwägung zieht, dürften sich vor allem jene Individuen hervorgetan haben, welche in der Lage waren auch kurze Zeiten außerhalb des Wassers zu überdauern. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass Pflanzen zuerst Abschlussgewebe zum Austrocknungsschutz als allererste Anpassung entwickelt haben. Auch werden Stützgewebe am vegetativen Teil reduziert, sofern die Pflanze zeitlebens untergetaucht bleibt, Sumpfpflanzen benötigen dieses weiterhin. Da der sexuelle Fortpflanzungzyklus, wie unter Punkt 1 geschildert, derart aufwändig an die Verhältnisse an Land angepasst ist, muss dieser auch weiterhin außerhalb des Wassers ablaufen, wobei Blüten über die Wasseroberfläche getrieben werden. Warum haben einige Tracheophyta II. Fachdidaktik Und das oft erfolgreich, auch wenn es (Gefäßpflanzen) wieder den Weg zurück ins außerhalb der Pflanze völlig trocken ist! Wasser eingeschlagen und was sind nun Didaktische Reduktion deren Anpassungen? Was könnte sie dazu bewogen haben? Die verwendeten Anschauungsmaterialien Das Szenario ist meiner Meinung nach völ- waren für die 2. Klasse wie auch für die 7. Man kann davon ausgehen, dass die frühen lig analog zu Punkt 2 zu veranschlagen, Klasse im Wesentlichen die gleichen, wir Wasserpflanzen (so sie nicht schwimmend, wobei viele terrestrische Anpassungen wie- beschränkten uns lediglich darauf, die Erkläsondern auf Substrat zur Verankerung und der zurückgenommen werden und sekundär rungen und die Thematik des gesprochenen damit Standortsicherung) in Küstennähe aquatischen Adaptionen weichen müssen. Vortrags der Altergruppe entsprechend anzuwuchsen, da nur dort das Wasser seicht Dazu zählt beispielsweise eine Reduktion passen. genug ist, um genug Licht für die Photosyn- der Cuticula und das Aufnehmen von Nähr- Bei den teilweise in Aquarien vorbereiteten these durchzulassen. Entsprechend hoch stoffen direkt über die Blätter, welche zur und mit Namenskärtchen versehenen dürfte mit der Zeit der Konkurrenzdruck Ve rgrößerung der Oberfläche zerteilt, Anschauungsobjekten handelte es sich um: geworden sein. Es ist in diesem Lichte gelappt bis hin zu gefiedert ausgeprägt sind. betrachtet durchaus vorstellbar, dass viele (Nebenbei bemerkt dient dies auch der Grünalgen; darunter eine im Binokular deutPflanzen über die Brackwasserbereiche hin- Anpassung an Strömungsverhältnisse). lich am schraubig gewunden Chromatophor 7 erkennbare Spirogyra sp. (Schraubenjochalge). Die Kinder sollten die Algen dabei berühren, um zu „begreifen“, dass sie außerhalb des Wassers aufgrund ihres Körperbaues nicht lebensfähig sind. Bei der zweiten Klasse beschränkten wir uns auf die Merkmale „Kein Schutz vor Austrocknung“ und „Kein aufrechter Wuchs möglich“, wobei wir die 7. Klasse mit Begriffen wie Leitungsgewebe und Epidermis konfrontierten. Allen gemein wiederum war der Blick durchs Binokular um das typische Merkmal von Spiro gyra zu erkennen Bei dem als Handstück zur Verfügung stehenden Laubmoos (Ordnung Bryidea, Birnmoosähnliche) sollte primär der aufrechte Wuchs der Moosstämmchen erkannt werden. Hauptsächlich erklärten wir die Funktion der Sporenbehälter und die Tatsache, dass es sich hierbei um eine von zwei abwechselnd auftretenden handelt, von der eine der anderen aufsitzt. Die 7. Klasse erfuhr zudem noch vom einfachen bzw. doppelten Genom der beiden http:// univie.ac.at / freilanddidaktik Generationen. Unsere vor der 2. Klasse aufgestellte Behauptung, dass Moose nur an prinzipiell feuchten Stellen wachsen können, ist eine Reduktion, um jenen recht abstrakten Sachverhalt der Angewiesenheit der Gameten auf tropfbares Wasser zu umgehen. Tatsächlich sind sie eben nur in ihrem Fortpflanzungszyklus auf Wasser angewiesen Laubblätter eines Farnes (Asplenium rutamuraria, Aspleniaceae) mit deutlich sichtbaren Sporenlager an der Blattunterseite wurden demonstriert, durchgereicht und erklärt, wobei die deutlich rigiden Blätter die Trok- 8 kenheitsresistenz „erfühlen“ lassen sollten. Die umstehende Vegetation an Gräsern, Phanerophyten, etc… wurde von uns als Musterbeispiel der Anpassung an terrestrisches Leben hingestellt Die Wasser-Sumpfkresse (Rorippa amphi bia, Fam.: Brassicaceae) wurde von uns als erstes von fünf Beispielen für sekundär aquatische Lebensweise gewählt. Als Sumpfpflanze besitzt sie einen deutlichen Blattdimorphismus (ganzrandige Laubblätter über der Wasseroberfläche, untergetauchte Blätter sind deutlich gefiedert) welcher von den Kindern durchwegs von selbst erkannt wurde. Erwurde von uns als zur Vergrößerung der Blattoberfläche nötig erklärt, da die Aufnahme von Nährstoffen über die Blätter, zu welcher die Pflanze wieder übergeht, leichter ist als über die Wurzel. Ein Sprossstück des Hornkrauts (Cerato phyllum sp.) demonstriert die Tendenz zu gefiederten, feingliedrigen Blätter bei Wasserpflanzen natürlich sehr eindrucksvoll. Der Grund für die Einlagerung von Hornsubstanz wurde von uns nicht näher erläutert. Die kleine Wasserlinse (Lemna minor) zeigt als Schwimmpflanze eine spezielle Anpassung an den Lebensraum „Wasseroberflä- che“. Da die Wurzel nicht mehr als Verankerungsorgan dient, könnte sie eigentlich wegfallen, da es aber keine anderen völlig im Wasser befindlichen Pflanzenteile gibt, bleibt sie in ihrer Funktion als Nährstoffbeschaffungsorgan erhalten. Unser Standtitel „Der Weg der Pflanzen – vom Wasser aufs Land und manchmal wieder zurück“ sollte den Kindern bereits von Beginn an verdeutlichen, worum es bei dieser Station geht. Wichtig schien es uns vor allem die Kleineren durch gezieltes Begreifen im ursprünglichen Sinn, also antasten, berühren von Dingen einen ersten Bezug dazu herzustellen, wichtig vor allem bei den „schlazigen“ Grünalgen. Alle Exponate, die wir in den Aquarien hatten, haben die Kinder auch in die Hand bekommen (mit Ausnahme der Wasserlinsen), während wir die Sumpfkresse als auch die Wasserlinsen direkt am Standort, wenige Schritte abseits der Station, aufsuchten. Dies auch deswegen, da wir uns im Vorhinein darüber klar waren, dass Pflanzen ein bei jungen Menschen im Allgemeinen auf wenig Interesse stoßendes Thema sind. Aus diesem Grund entschlossen wir uns auch für einen frontalen Vortrag, da angesichts der doch relativen Abstraktizität des Themas „Evolution bei Pflanzen“ keine Eigeninitiative für selbständiges Anschauen, etc… zu erwarten war. Um das Auditorium auch geistig bei der Stange zu halten, beschlossen wir, wichtige Dinge durch Fragen an die Schüler von diesen selbst entwickelnzulassen, z.B.: Was unterscheidet die Alge vom Moos? Dazu sollen sie sie aus dem Aquarium herausnehmen und feststellen, dass die Alge keinen aufrechten Halt hat. Ebenso sollte beim Blick auf eine unscheinbare, ausgetrocknete Lacke (zu der wir sie hinführen) einen ebenso vertrockneten Algenrest sehen, und erkennen, dass das Moos, obwohl es in der Sonne liegt, noch vital scheint. Damit sind die beiden augenscheinlichsten Anpassungen bereits von den Kindern selbst „entdeckt“ worden! Weiters erfragten wir noch die Gründe, warum die Pflanzen das Wasser verlassen haben könnten und weshalb manche wieder in dieses Medium zurückgegangen sein könnten. 9 Bei der 7. Klasse gingen wir aufs Ganze und versuchten ihnen so einfach, knapp und prägnant das Problem des Austrocknungsschutzes der Gameten und der damit einhergehenden Reduktion des Gametophyten bei den Samenpflanzen nahezubringen. Dazu erklärten wir zunächst anhand einer Grafik den Ablauf des Generationswechsels und versuchten anschließend die einhergehende Reduktion begreiflich zu machen. Die obere Grafik ist eher zum Nachlesen für Interessierte gedacht. Reflexion Das Vermitteln der Take – Home - Message „Pflanzen sind ausgesprochen hoch entwikkelte und an ihre Umwelt bestangepasste Lebewesen“ betrachten wir als im Großen und Ganzen als gelungen. Abgesehen von der Tatsache, dass viele der jüngeren Kinder sich durch unvorhergesehenes Auftreten von Tieren (Fröschen, tote Fische, etc…) sehr leicht vom Thema Pflanzen ablenken lassen, konnten wir sie ganz gut zum Mitmachen animieren. Dabei fällt auf, dass diese sich auch leichter begeistert zeigen, als die Großen, wobei diese sich wiederum nicht so leicht ablenken lassen. Hierbei wichtig zu betonen ist die primär auffallende Absurdität der Tatsache, dass die schwieriger zu kontrollierenden 11 – 12 jährigen in wesentlich größerer Klassenstärke zu kontrollieren waren als die eigentlich interessierteren älteren SchülerInnen. Straffe Organisation war bei den jüngeren schon aufgrund der Tatsache notwendig, dass jede der StudentInnen – Gruppen im Laufe des Tages viermal die eigene Station vorstellen musste und Verzögerungen vermieden werden mussten. Die Gametophytenreduktion wurde von den Schülern der 7. Klasse gefühlsmäßig kaum verstanden, es bräuchte dazu mehr Vorwissen, was im Gelände in kurzer Zeit nicht rüberzubringen ist. Ich hatte, obwohl zustimmendes Nicken erfolgte, eher das Gefühl, dass die Komplexität dieses Sachverhalts ein allzu schwer verdaulicher Brokken ist, dessen Verständnis schon kippt, wenn man gerade als Vortragender sich nicht perfekt an einen roten Faden hält. Dann wird es sehr schnell undurchschaubar und führt eher zu Verwirrung. Für uns im Nachhinein sehr schade ist die Tatsache, dass sich die SchülerInnen trotz mehrmaliger Aufforderung kaum trauten bestehende Unklarheiten durch Fragen zu klären. Wir hatten ja, da uns das Vorwissen der Klasse gänzlich unbekannt war – in unserer Vorbereitung nicht wirklich darauf eingehen können, und waren in der Hoffnung verblieben, die SchülerInnen würden uns durch ihre Fragen über den Stand ihres Vorwissens aufklären, eine Hoffnung die sich leider nicht erfüllte. Geradezu mehr an unserem Vortrag interessiert – wenn nicht gerade ein Frosch vorbei sprang – als die Älteren die eher den Eindruck vermittelten den Vortrag über sich ergehen lasen zu müssen. Erstaunlich gut geklappt dagegen hat das „Selber auf Merkmale draufkommen lassen“, also das Erfragen von sichtbaren Sachverhalten, wenn die Schüler das Objekt erst einmal vor sich haben. Hier greift ein gewisser Faszinationseffekt, ausgelöst von vorher nie bewusst Wahrgenommenem. Auffallend war in diesem Zusammenhang, das die jüngere Gruppe viel eher und schneller bereit war in die Becken zu fassen und sich mit den augenoder besser finger- scheinlichen Unterschieden der ausgestellten Objekte zu befassen. Die 16 – 17 jährigen ließen sich vielmehr bitten und mussten offensichtlich erst eine bestimmte Wartezeit verstreichen lassen um ihren Coolnessfaktor nicht zu reduzieren. 10 Die Jüngeren waren da viel eher bereit auch in das Becken mit den Algen zu fassen, wobei mir bei einigen schien das sie das mehr als Mutprobe taten als aus wahrem Interesse an der Struktur der Wasserpflanze. Generell lässt sich sagen, dass gerade die 11bis 12-Jährigen noch eine stringente Führung durch das Thema, oder sagen wir besser: straffe Organisation verlangen. Die 7. Klässler erfordern deutlich weniger Ordnungsrufe. Dafür waren die jüngeren auch augenscheinlich interessierter (?) Zusammenfassung Lehrziel: Erkennen und Verstehen von Anpassungen der Pflanzen an das Leben außerhalb des Wassers und die Tatsache, dass viele Wasserpflanzen „Rückkehrer“ ins Wasser sind, und deshalb wieder einige Merkmale reiner Wasserpflanzen ausbilden. Konfrontation mit Zusammenhängen und Ursachen für die evolutionär entstandene Diversität sowie die Möglichkeit einige der besprochenen Objekte nicht nur in Becken sondern auch in situ zu beobachten sollen nicht nur zu einer tieferen Auseinandersetzung mit den besprochenen Grundlagen führen, sondern auch ein intuitives Verständnis der Evolution als Grundpfeiler alles Leben- Literatur den ermöglichen. Nultsch, W. (2001): Allgemeine Botanik, Methode: Frontaler Vortrag mit viel Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York. Anschauungs- und Angreifsmaterial und Till et al. (2003): Informationsblatt zu einem Schuss erfragendem Entwickeln. Die ‚Diversität der Pflanzen und Pilze', Institut Begründung für die Wahl der Methode liegt für Botanik der Univerisität Wien, 38 in den teilweise schwierig zu fassenden Kernpunkten des Inhalts unseres doch relativ weit gefassten Themas. Uns war es wichtig sicherzustellen dass jede Gruppe die unsere Station durchgemacht hat, unsere doch sehr exakt formulierte Take – Home – Message auch wirklich mit nach hause nimmt. Vor allem wollten wir verhindern dass durch leichte Berieslung der Eindruck bei den Zuhörern entsteht nicht aufpassen zu müssen den wenig ist schlimmer als wenn man aus einem Vortrag nur unzusammenhängende Satzfetzen mitnimmt die im schlimmsten Fall eine falsche Gesamtsicht bedingen. Auf Grund des auch bei den älteren vollkommen fehlenden Grundstockes auf dem aufzubauen gewesen wäre, konnte auch wenig mit Partner, Gruppen oder anderer Teamarbeit erarbeitet werden, nicht nur war der zeitliche Rahmen zu begrenzt dafür, es hätte unserer Meinung auch den SchülerInnen nichts gebracht. 11 blütenökologie & bestäubungsstrategien von Claudia Loos und Krista Lang Fachlicher Teil: Wir haben dieses Thema deshalb gewählt, weil es uns selbst sehr interessiert. Was wir aber zuerst nicht bedacht haben, ist, dass es etwas schwierig ist, Schülern ein botanisches Thema näher zubringen. Jugendliche finden Pflanzen meist langweilig, Pflanzen bewegen sich nicht, geben keine Geräusche von sich, sie sind sozusagen „leblos“. Aber gerade deshalb wollten wir den Schülern zeigen, dass es nicht so ist. Daher überlegten wir von Anfang an, wie wir dieses botanische Thema, neben den vielen zoologischen Highlights, für die Schüler auch möglichst spannend gestalten könnten. Wir wählten diesmal einen etwas anderen Zugang zur Flora, als unsere Kollegen in den Jahren zuvor, wo eigentlich immer mit essbaren Pflanzen gearbeitet wurde. Und zwar setzten wir heuer den Schwerpunkt bei den Bestäubungsstrategien von Pflanzen und dem daraus resultierenden Aufbau der Blüten. Wir zeigten die gegenseitige Abhängigkeit von Pflanzen und Insekten auf. Ohne Insekten gäbe es keine Pflanzen und umgekehrt. Bestäubung Bestäubung ist die Übertragung des Pollens von den männlichen Blütenorganen (Staubblätter) auf die weiblichen Blütenorgane (Fruchtblätter – bestehend aus Fruchtknoten, Griffel und Narbe). Da die Blütenpflanzen an ihren Standort gebunden sind, sind sie bei der Übertragung des Pollens auf äußere mechanische Hilfe angewiesen. Die beiden wichtigsten Arten des Pollentransportes zwischen verschiedenen Individuen einer Art (Fremdbestäubung) sind der Wind (Anemophilie) und Tiere (Zoophilie). Was letztere betrifft so spielen bei uns vor allem Insekten eine überaus wichtige Rolle. Außerdem greifen aber auch einige Pflanzen auf die Selbstbestäubung (Autogamie) zurück. Windbestäubung Windbestäubung ist besonders bei Pflanzen, die sehr individuenreiche Populationen aufbauen zu finden. Beispiele dafür sind Bäume und Gräser. Merkmale von windbestäubten Blüten: Sie besitzen keinen Schauapparat und sind daher meist sehr unscheinbar. Außerdem bilden sie auch keinen Nektar. Blüten sind hier oft in großer Zahl vorhanden und es wird eine große Menge an Pollen produziert. Die einzelnen Pollenkörner sind sehr klein, haben ein geringes spezifisches Gewicht und eine glatte Oberfläche ohne 12 Pollenkitt und Klumpenbildung. Die Narbe hat meist eine große (z.B.: aufgefiederte) Oberfläche, damit genügend Pollen darauf landen kann. an die Insekten dient. In manchen Fällen werden die Pollenkörner auch in ganzen Paketen verfrachtet (z.B. Orchideen). Evolution entstanden immer komplizierter gebaute Blüten, z.B. Lippenblüten = bilaterale Blütensymmetrie. Weiters bildeten sich komplexe Blütenstände (Infloresenzen). Selbstbestäubung Häufig ist dabei ein Zusammenhang zwiTierbestäubung Viele Pflanzen mit Zwitterblüten fördern schen zunehmender Verkleinerung, dafür Im Laufe der Evolution der Bedecktsamer zwar die Fremdbestäubung lassen sich aber aber zahlenmäßiger Vermehrung der Blüten erfolgte eine starke Differenzierung der den Ausweg der Selbstbestäubung für den erkennbar. Schließlich traten Blütenstände Lock- und Reizmittel sowie des Blütenbau- Notfall (d.h. bei Ausbleiben von Fremdbe- bestehend aus vielen reduzierten Einzelblües. Dadurch wurden immer mehr Tiergrup- stäubung) offen. Andere, vor allem einjähri- ten und sterilen auffälligen Randblüten auf, pen, besonders die verschiedensten Insekge Pflanzen, die instabile Standorte besiedie wie strahlige Einzelblüten wirken. Solten und in den Tropen auch verschiedene deln, „verzichten“ auf die Durchmischung che Gebilde wirken blütenökologisch als Vögel, für die Bestäubung gewonnen. des Erbgutes und sind zur „sicheren“ eine Blume (=bestäubungsbiologische EinMerkmale von Tierblüten: Selbstbestäubung (Autogamie) übergegan- heit), z.B. bei den Korbblütlern. Von Tieren (bei uns Insekten) besuchte Blü- gen, da die Samenbildung zur Sicherung Scharbockskraut (Ranun ten sind der Körpergröße und dem Körper- des Überlebens der Population sichergeculus ficaria), Hahnenbau der spezifischen Bestäuber entsprestellt werden muss. fußgewächse chend dimensioniert. Die Blüten sind meist Merkmale der Blüten: lebhaft gefärbt. Bei Insekten sind sie oft Ihre Blüten sind sehr klein und unscheinBlüte: auffällige gelbe purpurn oder gelb, rote Färbung findet man bar, ihr Schauapparat ist mehr oder weniger Farbe, radiärsymmetrische nur sehr selten (z.B.Klatschmohn). Geleverkümmert. Die Staub- und Fruchtblätter Einzelblüte gentlich haben sie auch auffällige, manchdieser Pflanzen reifen gleichzeitig. In Bestäuber: Biene mal „unsichtbare“ UV – Muster(„Saftmamachen Fällen öffnen sich die Blüten gar le“). Sie besitzen Pollen oder Nektar (selten nicht mehr und die Selbstbestäubung findet Kleine Taubnessel (Lamium Öl) als Lockmittel für die Insekten. Der innerhalb der geschlossenen Blüte statt (= purpureum), Lippenblütler Pollen wird in kleinen, „ökonomischen“ Kleistogamie). Mengen produziert. Ihre Pollenkörner sind Blüte: rosa bis purpurfarben, groß mit vielfältigen Strukturierungen der bilaterale Einzelblüten Oberfläche (Stacheln, Warzen, ...) Entwicklung der Blütenpflanzen Bestäuber: Hummel Außerdem sind die Pollenkörner klebrig Einzelblüten mit Radiärsymetrie sind die Besonderer Bestäubungsmedurch Pollenkitt, was auch zur Anhaftung ursprüngliche Blütenform. Im Laufe der chanismus: Die Taubnessel 13 bietet durch ihre Blütenform einen guten Landeplatz für Hummeln. Während das Insekt mit seinem langen Saugrüssel in der Tiefe der Blütenröhre nach Nektar sucht, streift es mit seinem pelzigen Rücken an den Staubbeuteln entlang und wird mit Pollen eingepudert. Die nächste Blüte kann nun damit bestäubt werden. Osterluzei (Aristolochia Didaktischer Teil clematitis), Osterluzeigewächse Orientierungsphase Wir haben das Thema Blütenökologie für die Freilanddidaktik Marchegg ausgewählt, da Blüte: gelb, Einzelblüte = uns spontan allerhand dazu eingefallen ist. Fliegen – Kesselfalle Blütenökologie, Bestäuber und Blüte, sollten Bestäuber: Fliegen im Mittelpunkt stehen. Die drei Begriffe, die wir mit den Schülern Wiesenkerbel Besonderer Bestäubungsmechanismus: Die genauer unter die Lupe nehmen wollten, (Anthriscus sylvestris), Dol- Osterluzeiblüte ist eine Fliegenkesselfalle. waren: denblütler Die Innenseiten der trichterartigen Blütenöff- -Bestäubung (Windbestäubung, Tierbestäunung ist durch einen Wachsüberzug so glatt, bung und Bestäubung durch das Wasser) dass landende Fliegen abrutschen und -Lockmittel (Duft, Farben und Form der dadurch in den Kessel am Blütengrund fal- Pflanze) Blüte: weiß, mehrer kleine len. Abwärts gerichtete Haare (Sperrhaare) -Anpassungen an Bestäuber, Blüten zu einer Dolde verei- verhindern ein Hinauskriechen. Wenn die Schauapparate(z.B. Schleudermechanismus) nigt Insekten artgleichen Blütenstaub mitbringen, Bestäuber: Käfer bestäuben sie die Narben am Grund des Kes- Während der Vorbereitungsphase zu Hause, sels. Welkt die Blüte nun, öffnen sich die schaute unsere Schulstunde noch ziemlich Staubgefäße und pudern die Insekten im anders aus, als wir sie dann tatsächlich in Kessel mit Blütenstaub ein. Jetzt welken Marchegg durchführten. Motiviert und auch die Sperrhaare und geben die Gefange- begeistert wollten wir Modelle bauen, um nen frei. den Schülern den Bestäubungsvorgang eines Vogelmiere (Stella - Tieres zu verdeutlichen, wir wollten Mundria media), Nelken- werkzeuge toter Tiere zeigen, wie z.B. den Löwenzahn (Taraxacum officinale), gewächse Rüssel eines Schmetterlings oder die sauKorbblütler Blüte: weiß, gend- leckenden Mundwerkzeuge der Biene. Blüte: gelb, viele Einzelblüten zu einem unscheinbare, kleine Wir waren von der Idee begeistert Bienen Korb vereinigt Einzelblüten auf verschiedene Düfte zu dressieren. Aber Bestäuber: Biene Bestäuber: Selbstbestäubung leider fehlte uns für die Modellbauten die http:// univie.ac.at / freilanddidaktik 14 nötige Zeit, wir entschieden uns, dass der Bestäubungsvorgang an lebenden Tieren besser gezeigt werden kann als an toten Tieren und für die Bienendressur fehlte der Strom und die benötigte Kühlvorrichtung. Nun hieß es umdisponieren und sich nach anderen Gestaltungsmöglichkeiten umschauen. Wir stöberten im Strasburger (um uns vorerst einmal das nötige Wissen anzueignen) und in weiterer botanischer Literatur. (siehe Literaturverzeichnis) des Windes). Blumen, die die Kinder fanden waren z.B.: Veilchen (Viola sp.), Kreuzlabkraut (Cruciata laevipes), Echter Beinwell (Symphytum officinale), Vogelmiere (Stellaria media), Echter Kerbel (Anthriscus cerefolium), Purpurrote Taubnessel (Lamium purpureum), Löwenzahn (Taraxacum officinale agg.), Großes Schöll- kraut (Chelidonium majus), Acker-Stiefmütterchen (Viola tricolor), Warzen-Wolfsmilch (Euphorbia verrucosa),Traubenkirsche (Prunus padus), Hirtentäschel (Cap sella bursa-pastoris) Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata), Acker-Hellerkraut (Thlaspi arvense). Jedes der Kinder sollte kurz seine Überlegungen zur Bestäubung Didaktische Reduktion Für die erste Klasse AHS: Unsere kleine Schule im Freien befand sich inmitten einer Wiese voll mit Blütenpflanzen. Wir wollten uns direkt „in unserem Thema“ niederlassen. Zu Beginn unserer Blütenökologieeinheit schickten wir die Schüler los, sie sollten verschiedene Blütenpflanzen sammeln und dabei überlegen, welches Tier diese Blume wohl bestäuben wird, oder ob der Wind die Pollenkörner verbreitet (bei den Erstklässlern beschränkte sich das Thema Bestäubung lediglich auf die mit Hilfe von Tieren und 15 verkünden. Anhand eines Plakates erklärten wir den Unterschied zwischen Tier- und Windbestäubung und gemeinsam erarbeiteten wir mit den Schülern die Voraussetzungen bzw. Bedingungen für eine Windbestäubung oder Tierbestäubung. Wir gingen vor allem auch auf die Bedeutung von Farbe oder Duft der Blüte ein. Zur Vertiefung des Gelernten klebten die Schüler die gesammelten Blumen auf ein Plakat und schrieben die wichtigsten Merkmale, jeweils zur Wind- und Tierbestäubung, in die richtige Spalte. Zum Abschluss stellten wir den Schülern noch zwei besonders interessante Blütenpflanzen vor, die in den Marchauen wachsen, die Osterluzei (Aristolochia clematitis) und die Taubnessel (Lamium purpureum),wobei die Schüler den süßlichen Nektar der Taubnessel selber heraus saugen durften. Wahlfachklasse: Mit der Wahlfachklasse wollten wir unser Augenmerk vor allem auf die unterschiedlichen Arten der Bestäubung (Tier- Wind und auch Selbstbestäubung) legen und dabei auf den davon abhängigen Bau der Pflanze eingehen. Das Thema Evolution durfte nicht zu kurz kommen. Wir erklärten den Übergang von der Einzel- blüte am Beispiel des Scharbockkrautes (Ranunculus ficaria) zu der Sammelblüte am Beispiel des Löwenzahnes (Taraxacum officinale).Die Schüler sollten lernen, dass der Schauapparat einmal aus einer Blüte bestehen kann und bei einer anderen Pflanze können mehrere Blüten den Schauapparat bilden wie z.B. beim Echten Kerbel (Anthriscus cerefolium). Auch besprachen wir die Bestäubung der Osterluzei und der Taubnessel genauer. Die Schüler konnten sich die einzelnen Blüten unter dem Binokular anschauen. Was hat geklappt, was nicht Die ersten Schüler, die von der Blütenökologie hören sollten, waren die Schüler der ersten Klasse. Wir freuten uns sehr, endlich einmal wirklich etwas mit Schülern durchzuführen und auszuprobieren. Wir waren gespannt, aber auch ziemlich nervös und ängstlich, da wir nicht wussten, wie die Schüler auf unser eher „langweiliges“ Thema reagieren würden. Wir waren besorgt, ob wir sie tatsächlich etwas Neues lehren könnten. Unsere „take home message“ wollten wir uns stets vor Augen halten. Diese war: die Schüler sollen verstehen, dass Tiere und Pflanzen aneinander angepasst sind, es braucht sowohl das Tier als auch die Pflanze, damit die Natur, so schön wie sie ist, entstehen kann und auch so bestehen bleibt. Als dann die ersten Schüler zu uns kamen, stöhnten sie bereits schon vor Hitze und auch wir hatten blöderweise unsere Station in ein sonniges Plätzchen gestellt. Bei der letzten Gruppe dann hatten wir Zeit, unsere Station in den Schatten zu stellen. Wir hatten uns bewusst kein Zelt besorgt, da wir mit den Schüler direkt in der Wiese unter freiem Himmel am Boden zwischen den Pflanzen sein wollten. Das hat sich aber gleich schon als eine schlechte Idee herausgestellt. Bei unserer Station sollten die Schüler die Unterschiede zwischen Windund Tierbestäubung auf ein Plakat schreiben und dazu die dazugehörigen Pflanzen kleben. Leider waren die Schüler nicht interessiert auf das Plakat zu schreiben und auch nicht die Blumen hinaufzukleben, die eh schon ziemlich verwelkt waren. Wir haben dann gemerkt, dass auch wir keine Freude mit einem solchen Plakat hätten, wo man nicht einmal erkennt, welche Blumen überhaupt darauf geklebt wurden. Die letzte Gruppe, die an unsrer Station vorbei kam, brauchte dann auch kein Plakat mehr anfertigen. Wir dachten, es würde ihnen Spaß machen, aber dem war nicht so. Leider waren die Schüler auch enttäuscht, als wir sie beauftragten ein paar schöne Blumen zu 16 sammeln, da die Blumen alles andere als schön waren, in ihren Augen. Ein Schüler meinte dann “hier gibt es aber keine schönen Blumen. Die kleinen Blumen hier sieht man nicht einmal. Er bräuchte eine Lupe!“ Aber generell hat das Blumensammeln den Schülern, glauben wir, schon Spaß gemacht und sie waren auch interessiert, wie die Bestäubung der Osterluzei und der Taubnessel funktioniert und alle wollten den Nektar der Taubnessel kosten. Gut hat auch funktioniert, dass die Schüler alle sehr viel zum Thema Blütenökologie wussten und so konnten mit den älteren Schülern schon kleine Diskussionen entstehen. Gefreut hat es uns auch, als wir tatsächlich eine Biene dabei erwischten, wie sie versuchte einen Löwenzahn zu bestäuben. Wir bildeten einen Kreis um das Tier und schauten ihm dabei zu. Das hat den Schülern sehr gefallen. (Leider ist das nur einmal passiert!) Wir hatten einen wunderschönen lebenden Osterluzeifalter vom Professor bekommener. Er gefiel den Schülern sehr. Eine Schülerin meinte dann sie wisse nun, wer die Osterluzei bestäubt, dieser Schmetterling. Wir glauben, dass dieses Tier die Schüler verwirrt haben könnte, da ja Fliegen diese Blume bestäuben und der Falter nur den Namen vom Ort der Eiablage trägt. Nachdem wir gesehen hatten, dass bereits die Schüler der 1. Klasse sehr viel von dem, was wir ihnen lehren wollten, wuss- 17 ten, haben wir uns den ganzen Tag, bevor die Wahlfachklasse kam, auf diese vorbereitet. Mit Hilfe von Peter konnten wir dann auch noch einiges Interessantes erzählen, vor allem erarbeiteten wir zusammen die evolutionären Vorgänge von der Einzelblüte zur Sammelblüte. zungen von uns (passiv) und zum Schluss noch mal zusammenfassen bei der 1. Klasse durch das Anfertigen eines Plakates (aktiv) und bei den älteren Schülern, wollten wir die Evolution noch einbringen und das genauer Betrachten der Blüte unter dem Binokular (aktiv). Was war das Lehrziel? Was war die Methode? Unser Lehrziel: - Schüler sollen verstehen, dass Tiere und Pflanzen aneinander angepasst sind/haben, es braucht sowohl das Tier als auch die Pflanze, damit die Natur, so schön wie sie ist, entstehen kann und auch bestehen bleibt. - Schüler sollen lernen, dass bestimmte Tiere nur ganz bestimmte Pflanzen bestäuben können - Schüler sollten begreifen, dass das Leben ein Zusammenspiel zwischen Tier, Pflanze und Mensch ist, und dass dieser sich nicht über alles andere stellen darf. - verschieden Pflanzennamen lernen - Bau der Blüte wiederholen - verschieden Bestäubungsstrategien kennen lernen Uns hat das Arbeiten mit den Schülern sehr viel Spaß gemacht und wir freuen uns darauf, wenn wir bald wieder etwas mit Schülern machen können. Wir hoffen, dass das nächste Mal vieles besser gehen wird. Wir müssen noch so viel lernen z.B. ein Problem war, dass wir die Schüler immer auf eine ganz bestimmte Antwort hingedrängt haben. Wir wollten genau das hören, was wir uns wünschten und nicht das, was sich die Schüler denken. Wir müssen uns ein andermal viel genauer zu einem bestimmten Thema einlesen, vorbereiten und uns wirklich gut auskennen. Uns ist manchmal vorgekommen, dass wir auch nicht mehr wissen als die Schüler und das sollte bei Lehrern doch nicht sein. Marchegg war ein sehr schönes Erlebnis und vor allem die Arbeit mit den Schülern hat Spaß gemacht und unsere Wahl Lehrerinnen zu werden, bekräftigt. Die Methode war: zuerst sammeln (aktiv), dann gemeinsames Gespräch und Ergän- Literatur: Adler, W., K. Oswald & R. Fischer (1994): Exkursionsflora von Österreich. Ulmer, Stuttgart, 1180 pp. Aichele, D. & M. Golte-Bechtle (1986): Was blüht denn da? Wildwachsende Blütenpflanzen Mitteleuropas. Kosmos, Stuttgart, 427 pp. Aichele, D. & H. Schwegler (....): Die Blütenpflanzen Mitteleuropas.2. Auflage. Stuttgart 2000. Biegl, C.-E. (2002): Begegnungen mit der Natur 6. öbv & hpt VerlagsgmbH & Co. KG, Wien, 188 pp. Fischer, M. A. & J. Fally (2000): Pflanzenführer Burgenland. Mag. Dr. Josef Fally Eigenverlag, Deutschkreuz, 312 pp. Kattmann, U. (2001): Elfen, Gaukler & Ritter – Insekten zum Kennenlernen. Kallmeyersche Verlagsbuchhandlung, Seelze-Velber, 144 pp. Sitte, P., H. Ziegler, F. Ehrendorfer & A. Bresinsky (1998): Strasburger – Lehrbuch der Botanik. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, 1007 pp. 18 tierspuren von Doris Pargfrieder Wenn man als Biologielehrer einen Ausflug mit Schülern in die Natur plant – egal was dabei das genaue Unterrichtsziel ist – ist eine gewisse Kenntnis von Tierspuren immer von großem Vorteil, denn dann kann man die Kinder schon auf dem Weg durch die Natur auf unheimlich viele Dinge aufmerksam machen. Es lohnt sich aber mit Sicherheit auch einen Ausflug „zum Spurenlesen“ zu machen. Es kann dabei nicht nur eine Menge über die Lebensweise der Tiere gelernt werden, sondern auch ein genaues Hinschauen und Aufmerksam-Werden auf was sich in Wald und Wiese so alles „versteckt“ kann geschult werden. Es gibt so viele Tiere von denen man bei Spaziergängen in der Natur gar nichts bemerkt, obwohl sie in diesem Gebiet sehr häufig sind. Das kann ganz einfach daran liegen, dass sie nachtaktiv oder scheu sind. In anderen Fällen sind diese Tiere wiederum so klein, dass man sie einfach nicht bemerkt. Daher kennt man viel weniger von seiner Umgebung als und die bedeutung der pflanzen für die tierwelt die Natur tatsächlich bietet. Wenn man sich aber ein wenig mit Tierspuren beschäftigt, wird man bald merken, dass in allen Ecken und Enden Hinweise auf tierisches Leben zu finden sind. Und wenn man sich ein bisschen näher damit auseinandersetzt, wird man staunen wie viel man von einem scheinbar unbedeutenden Fund über das Tier, seine Lebensweise, seinen körperlichen Zustand, etc sagen kann. Wenn man die Schüler auf diese „Kleinigkeiten“ aufmerksam macht, werden sie in den natürlichen Lebensräumen viel mehr tierisches Leben sehen, und bald werden sie merken wie wichtig die Rolle der Pflanzen in der Tierwelt ist. Bevor man so einen Freilandunterricht angeht, sollte man sich allgemeine Informationen zu Tierspuren einholen (siehe Punkt 1.). Was man aber den Schülern tatsächlich zeigen kann, findet man nur heraus, wenn man das Ausflugsziel vorher alleine besucht. Das Thema Tierspuren ist so komplex – da kann man sich nie auf alles vorbereiten. Daher ist es besonders wichtig das Ausflugsziel vorher zu durchforschen, und sich dann über die speziellen Tiere und Tiergruppen näher informiert und Material vorbereitet. Was zu diesem Thema beispielsweise alles in einem Augebiet gefunden werden kann, und wie ich dieses Thema dort aufbereitet habe, wird in Punkt 2(a) beschrieben. Verbesserungsvorschläge, weitere Ideen und Tipps für einen derartigen Unterricht im Freiland sind in Punkt 2(b) zusammengefasst. Allgemeine Informationen zu Tierspuren Wie bereits erwähnt ist das Thema Tierspuren unheimlich komplex. Man stellt sich anfangs die Frage: Was sind Tierspuren überhaupt? Im Grunde kann man alles als „Tierspur“ bezeichnen, das einen Hinweis auf tierisches Leben gibt. In den gängigen Lehr- beziehungsweise Bestimmungsbüchern werden Tierspuren in folgende Gruppen zusammengefasst: Fährten, Wohnungen (Baue und Verstecke), Fraßspuren, Losun19 gen, Gewölle, Federn. Daneben gibt es natürlich auch noch eine Menge anderer Spuren wie zum Beispiel Skelettreste, akustische sowie Duft- und Sichtmarkierungen des Territoriums, Fegespuren, etc. Fährten: Fährten sind ganz einfach die Fußabdrücke und Spuren von Tieren, wobei der Begriff „Fährten“ vor allem für Abdrücke von Huftieren verwendet wird. „Spuren“ werden die Abdrücke der Pfoten von Säugetieren genannt, und bei den Vögel wird die Ausdrücke „Geläufe“ oder „Tritt“ gebraucht. Am besten zum Beobachten und Verfolgen sind Fährten natürlich im Schnee, aber man kann sie auch in lehmigen und erdigen Böden finden. Ein guter Tipp ist auch neben Gewässern zu suchen, denn in der feuchten Erde drücken sich die Füße der Tiere gut sichtbar ab. Anhand einer Fußspur kann man schon allerhand erkennen. Man kann bestimmen von welchem Tier diese Spur kommt. Weiters kann aber erkannt werden, in welcher Situation das entsprechende Tier war: ob es gemütlich umhergegangen ist um Futter zu suchen, ob es etwas unruhig Ausschau nach Feinden hielt, oder ob es auf der Flucht war. http:// univie.ac.at / freilanddidaktik In den verschiedensten Bestimmungsbü- Anatomie der landlebenden Säuger und chern (siehe Literatur) gibt es dazu jede Vögel. Anhand verschiedener Fußspuren Menge Abbildungen. Als Beispiel sind in kann man den Unterschied zwischen Sohfolgender lengängern, Zehengängern und ZehenspitAbbildung zengängern erklären. Gerade bei großen die verSchreitvögeln sieht es für den ungeschulten schiedenen Beobachter so aus als ob das Knie „nach Formen von hinten“ gebogen wäre. In Wirklichkeit ist H a s e n s p udieses vermeintliche Knie aber die Ferse ren zu des Vogels, der auf seinen Zehen geht sehen, an denen man erkennen kann in welcher Situation sich das Tier befunden hat. Abb. 1: Verschiedene Hasenspuren: a Spur des rückenden Hasen, b hoppelnden und c flüchtigen Hasen, d seltenere Spur. Was in diesem Zusammenhang vor allem für . die Schule interessant ist, ist das Erkennen Abb. 2: Gliedmaßenschema, Fußsohlen und Verstehen der unterschiedlichen Fuß- schwarz 20 Abb. 3: Skelett des Fußes bei Hund, Hirsch, Pferd, gezeichnet: a Sohlengänger, b Zehengänger, c Zehenspitzengänger. Vergleichbare Zehen sind nummeriert. Sohlengänger treten mit der ganzen Fußsohle auf, und jede Extremität hat 5 Zehen. Diesen Fußtyp findet man heute bei Insektenfressern (Igel, Maulwurf, Spitzmaus), einigen Raubtieren (Bär, Dachs) und den Primaten (Affen, Menschen). Zehen- gänger haben eine kleinere Fußsohlenfläche und treten nur mit den Zehen auf. Auch die Zehenzahl ist bei den meisten Zehengängern bereits verringert. Die meisten Raubtiere, pflanzenfressende Steppentiere und auch Hunde, Katzen und Hasen sind Zehengänger. Auch Vögel treten mit den Zehen auf. Bei den Zehenspitzengängern sind nun auch die Zehenknochen aufgerichtet, und sie treten nur mehr mit der Zehenspitze auf. Auch wurde die Zehenzahl weiter verringert. Paarhufer (Hirsch, Reh, Schwein, Gemse, Mufflon) treten nur mehr mit den Spitzen der Zehen 3 und 4 auf. Am weitesten ist die Entwicklung bei den Pferden gegangen. Erhalten blieb nur Zehe Nummer 3, deren Endglied mächtig ausgebildet ist. Abb. 4: Schema eines linken Vogellaufes: a Sohlenteile schwarz gezeichnet. Bezeichnung der Zehen am Lauf (a) und in der Vogelspur (b): 1 Hinterzehe (Daumen), 2 Innenzehe, 3 Mittelzehe, 4 Außenzehe. Der Fuß wurde im Verlauf der Evolution allmählich aufgerichtet. Durch die Verlängerung bestimmter Fußknochen wurden die Beine verlängert und die Fußsohle verkürzt. Beides ist für eine schnelle Fortbewegung von Vorteil, daher sind Tiere, die sich vor allem im Lauf bewegen (zur Jagd oder zur Flucht) Zehengänger oder Zehenspitzengänger. Wohnungen (Baue und Verstecke): Die wenigsten Tiere haben einen festen Bau, in dem sie das ganze Jahr über leben. Meistens werden „Wohnungen“ nur dann errichtet, wenn die Jungen aufgezogen werden, oder wenn eine sichere Unterkunft über den Winter gebraucht wird. Vogelnester sind hier wohl die am häufigsten anzutreff e n d e Wohnstätte. Auch wenn das Vogelnest schon verlassen ist, kann man meist feststellen von welchem Vogel es stammt. Auch dafür gibt es Bestimmungsbücher. Es gibt (wie übrigens auch bei den Fußspuren) bei Vogelnestern genaue Messverfahren, mit denen man bestimmen kann von welchem Vogel das Nest stammt. Beim Bau halten die Vögel Nestform und –größe mit fast mathematischer Genauigkeit ein, sodass die Unterschiede zwischen den einzelnen Nestern der 21 jeweiligen Art ganz geringfügig sind. Diese Bauweise ist ihnen angeboren. Oft kann man aber auch am verwendeten Material erkennen, um welchen Vogel es sich handeln könnte. Gerade hier kann man Schülern klar machen wie wichtig Pflanzen für die Tiere sind, und wie vielfältig pflanzliches Material zum Nestbau verwendet wird. Fraßspuren: Fraßspuren sind Spuren, die Tiere an Pflanzen oder Tieren hinterlassen von denen sie sich ernährt haben. Tiere fressen fast alles, was irgendeinen Nährwert hat. Geht es um Pflanzenfresser, so kann man sagen, dass im Prinzip alle Teile der Pflanze von irgendeinem Tier als Nahrung verwertet werden. Sogar Holz wird gefressen. Je nach Fraßbild lässt sich oft der „Täter“ identifizieren. Durch Unterschiede im Gebiss, der Technik, der bevorzugten Nahrung, etc kann man an einer Fraßspur erkennen, um welches Tier es sich handeln könnte. So kann man beispielsweise an der Art in der eine Nuss geknackt wurde feststellen welches Tier sich davon ernährt hat. Abb. 5: Beispiele für von Tieren bearbeitete Nüsse. In diesem Zusammenhang kann man auch darauf eingehen wie viele verschiedene Ernährungstypen es gibt und – je nachdem welche Spuren man findet – besprechen wie die einzelnen Tiere auf ihre spezielle Nahrung angepasst sind. Ganz allgemein kann man die Tiere in 3 Hauptgruppen einteilen: in Pflanzen-, Fleisch-, und Allesfresser. Diese drei Gruppen unterscheiden sich nicht nur im Körperbau (Gebiss, Verdauungstrakt,...) voneinander, sondern auch in ihrer Verhaltensweise. Auch diese Unterschiede können im Freiland erarbeitet werden – vor allem jene des Gebisses, wenn man unterschiedliche Schädel zur Verfügung hat. Ein weiteres wichtiges und spannendes Thema sind in diesem Zusammenhang die Parasiten. 22 Losungen: Als Losung bezeichnet man Tierkot. Eine Losung verrät häufig die Anwesenheit von Tieren, von denen man sonst keine Ahnung hätte. Auch wenn eine Losung eine nicht gerade „verlockende“ Spur ist, ist sie sehr aussagekräftig. Man kann daran Ernährungsgewohnheiten der Tiere, aber auch ihre sonstige Lebensweise und ihr Verhalten erkennen. Die Losung besteht aus unverdaulichen Resten ihrer Ernährung. Darunter kann zum Beispiel Haare, Federn, Chitinstücke von Insekten oder Knochensplitter finden und daran Rückschlüsse auf die Ernährung ziehen. Auch hier kann man wieder auf den Unterschied zwischen Pflanzen-, Fleisch-, und Allesfresser eingehen, da sich die Kotformen gut unterscheiden lassen. Bei Pflanzenfressern ist der Kot in der Regel völlig entwässert und hat eine charakteristische Kugel-, Walzen-, oder Bohnenform. Außerdem lässt der Kot Pflanzenreste erkennen. Fleischfresser haben längliche walzen-, spindelförmige, schnurartig gekrümmte Losungen. Ihre Konsistenz ist breiiger, und sie enthält Reste von Knochen, Federn oder Haaren. Normalerweise riecht sie sehr kräftig. Abb. 6: Schematische Darstellung der Eulen und viele Greifvögel ihre Nahrung Losungsformen: a pflanzenfressende Säu- nicht rupfen, sondern als ganzes samt Knoger, b fleischfressende Säuger, c pflanzenfressende Vögel. chen, Federn oder Haaren verschlingen, gelangen diese unverdaulichen Reste in den Magen. Dort werden sie zu walzenartigen Gebilden geformt und dann ausgeworfen. Gewölle bringen auch andere Vögel hervor: Möwen, Ziegenmelker, Störche, Krähen, Reiher, Eisvögel, Bienenfresser und andere. Doch diese speien ihre Gewölle nur zufällig Vögel verarbeiten ihre Nahrung anders. aus und nicht so häufig und nicht an fixen Vögel haben eine Kloake. Ihr Urin ist breiig Ruhewarten wie Eulen und Greifvögel. Die und weiß gefärbt. Er wird gemeinsam mit größten Gewölle hinterlässt der Uhu. Ihre dem Kot ausgeschieden und haftet als Länge kann sogar über 10 cm ausmachen, weißliche „Haube“ an dessen Oberfläche. und sie sind rund 4 cm dick! Daran ist eine Vogellosung besonders leicht Federn sind nicht sehr leicht zu bestimmen, erkennbar. aber man kann aus einer gefundenen Vogelfeder trotzdem so einiges herauslesen. Wenn Gewölle und Federn: man eine dichte Ansammlung von Federn Eulenvögel aber auch andere Greifvögel findet, kann man zum Beispiel sagen, ob ein w ü rgen unverdauliche Reste über den Greifvogel oder ein Raubtier einen Vogel Schnabel wieder aus. Diese Auswürfe nennt gefressen hat. Greifvögel ziehen beim Bearman Gewölle. Sie enthalten Haare, Kochen, beiten ihrer Beute die Federn am Ansatz (der Krallen, Schnäbel oder Federn ihrer Beute. „Spule“)heraus. An der aufgeschlitzten Da Vögel ja keine Zähne haben ist die Funk- Spule kann man oft sogar die Eindrücke des tion der Säugerzähne auf den Vogelmagen Greifvogelschnabels sehen. Raubtiere hinübergegangen, der besonders drüsenhaltig gegen rupfen die Federn nicht sondern und muskulös ist um die Nahrung zerklei- beißen sie ab, sodass die Spule in der Haut nern und verdauen zu können. Da aber des Beutevogels stecken bleibt. 23 Abb. 7: Benagte Federn: Links vom Hermelin (Federspule durchgebissen), rechts war es ein Greifvogel (Federspule intakt, Feder wurde herausgerissen). Fachdidaktik Didaktische Reduktion: Aufbereitung des Themas in der Au Ein für mich besonders wichtiger Punkt in der Aufbereitung des Themas für Kinder war, dass die Kinder selber nach Spuren suchen sollen, und versuchen sollen diese zu deuten, denn wenn man selber etwas entdeckt bleibt es einem im Normalfall einfach besser in Erinnerung. Ich ging also das Gelände zuerst alleine auf der Suche nach Spuren ab. Ich beschloss, dass es am anschaulichsten ist, mit den Kindern durch die Natur zu gehen und ihnen vor Ort die interessantesten Spuren zu erklären. Ich erstellte dann einen Rundgang, bei dem die Schüler an verschiedensten Spuren vorbeikommen sollten. Dabei war es mir aber wichtig, die Spuren an ihrem natürlichen Standort zu lassen. Im Prinzip gingen wir also in diesem Rundgang von einer Spur zur anderen. Damit die Schüler ungefähr wussten, wo sie suchen sollen, hängte ich bunte Zettel mit kleinen Hinweisen an Äste in der Nähe der entsprechenden Spur. Ich ließ die Schüler vor laufen und die Spuren suchen. Bei der richtigen Spur angelangt, ließ ich sie zuerst immer raten, was das wohl sein könnte. Im Lehrer-Schüler-Gespräch erarbeiteten wir dann, was sie nicht schon im vorhinein wussten. Als Ausrüstung für unsere kleine Wanderung nahm ich eine Lupe, Bestimmungsliteratur, eine aufgeschnittene Rosengalle als Anschauungsmaterial und Getränke mit. Gallen, Losungen, etc).Es ging darum den Kindern zu veranschaulichen was Tierspuren alles sein können, und dass man durch Tierspuren viel über Tiere erfahren kann, die man normalerweise gar nicht zu Gesicht bekommt. Außerdem sollten sie einen ersten Hinweis kriegen, dass ohne Pflanzen tierisches Leben gar nicht möglich wäre. Ich stellte den Schüler die Frage: Wozu brauchen und nutzen Tiere Pflanzen? Die Antworten konnten dann gleich mit dem aufgelegten Material veranschaulicht werden (Pflanzen als Baumaterial bei Nestern, Pflanzen als Nahrung in der Losung, etc). Dann ging es los auf Spurensuche. 1. Hinweis: WIR BITTEN UM RUHE! Amselnest: Ein Amselnest mit jungen Küken. Das Amselnest war relativ tief am Baum gebaut, daher konnten die Kinder sogar hineinschauen. Nutzung der Pflanzen: als Baumaterial. 2. Hinweis: HIER STEHENBLEIBEN! Weidenschaumzikaden: Die Kinder Der Parcours: mussten dort stehen bleiben wo es Einleitung: Auf einer Bank legte ich verdurch den von den Weidenschaumzischiedenste Tierspuren auf (Nester, Gehäukaden produzierten Schaum herunterse, Schlangenhaut, Knochen und Schädel, tropfte. Nutzung der Pflanzen: als 24 Wohnstätte, Pflanzensaft zur Produktion von schützendem Schaum. 3. Hinweis: Wicklerraupen und Gallmilben: Wickler (Familie der Schmetterlinge) bringen ihre Eier einzeln an der Futterpflanze ab. Die Raupen befinden sich in eingerollten zusammengesponnenen Blättern und ernähren sich von diesen. Die Kinder fanden diese Spur relativ schnell. Nach einiger Zeit tauchte dann die Frage auf: Und was soll das sein? Gemeint waren die Gallen auf den anderen Blättern. Gallen sind Verwachsungen von Pflanzen, die durch bestimmte Inhaltsstoffe im Speichel des Tieres beim Saugstich und der Eieinbohrung bebildet werden. (Aus-)Nutzung der Pflanzen: Wohnstätte zum Schutz, Nahrung. 4. Hinweis: Mmm, DAS IST IST ABER LECKER! AUSSERDEM KANN MAN IM HOLZ AUCH SUPER WOHNEN! Fraßspuren im Holz: Die Fraßspuren eines Borkenkäfers am Stamm eines umgefallenen Baumes. Nutzung der Pflanzen: Wohnstätte und Nahrung. 5. Hinweis: DURCH WELCHE SPUREN „VERRATEN“ SICH VÖGEL? Spechtlöcher und Vogellosung: Entlang eines Weges konnten die Kinder einige Spechtlöcher finden. Auch charakteristisch weiße Vogelausscheidungen auf den Pflanzen darunter konnten gefunden werden. Nutzung der Pflanzen: Wohnstätte. 6. Hinweis: HIER WERDEN SCHLAFÄPFEL GESUCHT! Rosengallen: Die Rosengallwespe legt ihre Eier in die Pflanze ab, wor- auf die Pflanze mit Gallbildung reagiert. Die Larve entwickeln und ernähren sich darin. Diese Gallen wurden früher „Schlafäpfel“ genannt, da man der Meinung war, dass sie Schlaf fördernd sind, wenn man sie nachts unter den Polster legt. Ich hatte für diese Station außerdem auch eine alte, aufgeschnittene Rosengalle mit, bei der sich die Schüler mit der Lupe die Kammern anschauen konnten. Nutzung der Pflanzen: Wohnstätte und Nahrung. 7. Hinweis: HIER GIBT ES BIBER! Abgenagte und gefällte Stämme des Bibers: Besonders beeindruckende gefällte Stämme konnten beim Fluss gefunden werden. Nutzung der Pflanzen: Baumaterial und Nahrung. Nachdem ich den Kindern bei der Biberstation noch etwas Zeit (falls vorhanden) ließ sich die Spuren genau anzusehen und über den Biber zu sprechen, beantwortete ich Fragen und verabschiedete mich. Es hätte noch einige andere Tierspuren gegeben, die ich in den Parcours eingebaut hätte. Aus Zeit- und Weggründen ließ ich diese Stationen aber aus: Fußabdrücke, 25 Muscheln, toter Fisch und Igel (mit einge- sen, wird es auch für sie so richtig interesfangenem Aaskäfer als Anschauungsmateri- sant. Man könnte sich zum Beispiel zum al), vermeintliche Fegespur. Besprechen einfach einmal im Kreis niedersetzen. Und da wäre es natürlich auch von Reflexion: großem Vorteil etwas für die Kinder vorbereitet zu haben. Das ist auch mein nächster Die Idee mit dem Spurensuchen in Form Verbesserungsvorschlag: Mehr Material! eines Parcours gefällt mir nach wie vor sehr Mit Material meine ich zum Beispiel kleine gut, was die Umsetzung betrifft kann ich Tafeln mit großen Abbildungen der Tiere. jedoch nur eines strengstens betonen: Weni- Bei der Weidenschaumzikade ger ist mehr! wäre es sicher interessant geweBesonders am ersten Tag hatte ich das sen zu erfahren wie das adulte Gefühl, dass die Kinder nur wenig gelernt Tier aussieht, oder man hätte bei haben, und dass es eigentlich nur eine „Het- den Gallen eine schematische zerei“ durch den Wald war. Daher strich ich Zeichnung herzeigen können für den zweiten Tag einige Punkte aus der wie so eine Galle gebildet wird, Einführung mit den Materialien auf der und so weiter. Viele Parasiten Bank, damit mehr Zeit für den Parcours sind außerdem so klein, dass selbst bleibt. Am zweiten Tag hat es daher man sie nicht so einfach sehen auch viel besser funktioniert. Wenn man kann. Für die Kinder wäre das alles sehr interessant findet, möchte man aber sicher interessant. Gerade natürlich so viel herzeigen wie möglich, bei Tierspuren (wo man nach aber Schüler, die noch nicht so genau wissen einem „Täter“ sucht) wäre es was zum Beispiel Parasiten sind, benötigen besser, wenn man nicht nur hören würde wie einfach mehr Erklärung und Zeit zum Nach- der Täter heißt, sondern ihn auch sehen denken. Nächstes Mal würde ich daher noch könnte. Außerdem merkt man sich dann mehr streichen und dafür eine Spur viel aus- auch den Namen viel leichter. Man könnte führlicher besprechen. Erst wenn sich die diese Tafeln (vielleicht einfach laminierte Schüler auskennen und viel über etwas wis- Zettel) dann durchgeben, und die verschie- denen Beziehungen zwischen Tier und Pflanze in Ruhe besprechen. Folgende Abbildung könnte zum Beispiel so eine Tafel sein. Sie zeigt den Entwicklungszyklus des Buchdruckers. Wenn man diese Abbildung vergrößert und bei der Spurensuche mitnimmt, kann man bei einer Fraßspur des Buchdruckers den Lebenszyklus des Tieres viel anschaulicher erklären. Abb. 8: Beispiel für Veranschauungsmaterial bei einer Buchdruckerspur. Ein dritter Verbesserungsvorschlag der Methode wäre: Eine Nachbesprechung/ Zusammenfassung am Schluss! Es wäre sehr sinnvoll gewesen die erworbene Kennt26 len draufzukommen was es sein könnte. Erstens lernen sie so besser hinzuschauen und zweitens sind sie „gezwungen“ mitzudenken. Nur wer mitdenkt, kann auch verstehen. Und schließlich versteht man es am allerbesten, wenn man selber etwas herausfindet. Gut funktioniert haben auch die kleinen Hinweisschilder. Es kam mir so vor, als ob es für die Kinder motivierend war zu wissen, dass in nächster Nähe wieder i rgendeine Spur ist, und sie begannen meist eifrig zu suchen. Außerdem spart man durch diese Hinweise Zeit, da die Schüler nicht planlos nach Spuren suchen, sondern schon mal in die richtige Richtung geleitet wurden. nis über die vielfältige Nutzung der Pflanzen im Tierreich am Ende noch einmal zu festigen. Man könnte auf einem Plakat die verschiedenen Teile einer Pflanze aufschreiben (Blatt, Rinde, Wurzel, Stamm, etc) und zu den jeweiligen Teilen dazuschreiben welche Tiere sie nutzen. So wird noch einmal klar, http:// univie.ac.at / freilanddidaktik dass Pflanzen für Tiere lebensnotwendig Zusammenfassung sind, und die Namen der einzelnen Tiere werden wiederholt. Was war das Lehrziel? Erkennen der Bedeutung der Pflanzen für Was ich auf jeden Fall an der Methode bei- die Tierwelt: Ohne Pflanzen könnten die behalten würde war, dass die Schüler selber Tiere nicht überleben. Pflanzen werden auf die Spuren finden sollen und versuchen sol- alle verschiedenst möglichen Weisen 27 genutzt; immer und überall. Erkennen, dass man durch genaues Hinschauen viel entdecken kann: Aufmerksamer durch die Natur gehen; Freude am Entdecken wecken, das Hinschauen lernen. Erkennen der unglaublichen Vielfalt an Lebewesen, die man sonst nicht wahrnimmt. Erkenntnisse über die Lebensweisen der besprochenen Tiere. Was war die Methode? Einführung: Dialog mit den Schülern, Naturmaterialien zur Veranschaulichung. Parcours: eigenständiges Erkunden der Natur; im Lehrer- S c h ü l e r-Gespräch die Lebensweise der einzelnen Lebewesen erarbeiten. Beantwortung etwaiger Fragen am Schluss. Wie wurde evaluiert? Leider gar nicht. Als Evaluierung würde ich die oben besprochene Übung der Nachbesprechung machen: Pflanzenteile auf ein Plakat schreiben; Schüler müssen zu den jeweiligen Teilen dazuschreiben welche Teile von welchen (der besprochenen) Tieren genutzt werden. Literatur Abbildung 3: Bang, P & P. Dahlström (2000): Tierspuren: Fährten, Fraßspuren, Losungen, Gewölle und andere. BLV VerBang, P & P. Dahlström (2000): Tierspuren: lagsges., München. p. 29. Fährten, Fraßspuren, Losungen, Gewölle Abbildung 4: Bouchner, M. (1982): Der und andere. BLV Verlagsges., München. Kosmos-Spurenführer. Franckh’sche VerBouchner, M. (1982): Der Kosmos-Spuren- lagshandlung, Stuttgart. p. 26. führer. Franckh’sche Verlagshandlung, Abbildung 5: Bang, P & P. Dahlström (2000): Tierspuren: Fährten, Fraßspuren, Stuttgart. Losungen, Gewölle und andere. BLV VerBrandt, K. & H. Behnke (1995): Fährten lagsges., München. p. 100. und Spurenkunde. Verlag Paul Parey, Ham- Abbildung 6: Bouchner, M. (1982): Der burg. Kosmos-Spurenführer. Franckh’sche Verlagshandlung, Stuttgart. p. 29. Jacobs, W. & M. Renner (1988): Biologie und Ökologie der Insekten. Gustav Fischer Abbildung 7: Bang, P & P. Dahlström (2000): Tierspuren: Fährten, Fraßspuren, Verlag, Stuttgart. Losungen, Gewölle und andere. BLV VerBFW: Bundesforschungs- und Ausbillagsges., München. p. 159. dungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft: Schadensanalysesystem - Assi- Abbildung 8: stent zur Schadensidentifikation: http://www.forst.bayern.de/waldschutz/borhttp://bfw.ac.at/ws/sdis.schadenstypen kenkaefer/image_0_5.jpg http://www.forst.bayern.de/waldschutz/borkenkaefer/image_0_5.jpg Abbildungsnachweis: Abbildung 1: Brandt, K. & H. Behnke (1995): Fährten und Spurenkunde. Verlag Paul Parey, Hamburg. p. 66. Abbildung 2: Bouchner, M. (1982): Der Kosmos-Spurenführer. Franckh’sche Verlagshandlung, Stuttgart. p. 16. 28 arthropoda & mollusca Bericht aus der Wasserforschungsstation von Barbara Hudelist und Katharina Turic Vorbereitung VOR DER LEHR-VERANSTALTUNG In Wien begannen wir mit Hilfe umfangreicher Literaturrecherchen (siehe Literaturverzeichnis), unseren Themenkreis so konkret wie möglich abzustecken. Während einiger Treffen beschlossen wir, unsere Schwerpunkte auf Atmung, Ernährung und Fortbewegung wasserlebender Arthropoda und Mollusca zu legen und arbeiteten an Konzepten für die spätere Umsetzung unseres Themas mit den Schülern in den Marchauen. Wir formulierten Lehrziele, passten sehr darauf auf, nicht zu viel Theorie in unser Projekt zu packen und versuchten, Methoden zu erarbeiten, wodurch es den Schülern möglich sein sollte, theoretisches Wissen selbst anzuwenden. Hauptaugenmerk legten wir darauf, zu vermitteln, wie Evolution im Sinne einer passiven Anpassung an die Umwelt funktioniert... der March-Auen VORBEREITUNGEN IN MARCHEGG In Marchegg angekommen, erkundeten wir die Gegend, suchten uns einen guten Platz direkt an der March und fingen gleich am ersten Tag mit Keschern, Gummistiefel, Plastikwannen und Bestimmungsbüchern ausgerüstet damit an, zu sehen, welche Tiere wir dort im Wasser finden würden. Kathi zögerte nicht lange und warf sich mit vollem Einsatz und Kescher in der Hand in die Fluten. Anmerkung v. Kathi: Barbara ging in Anbetracht der Schlammmassen und der folglich hohen Rutschgefahr ein größeres Risiko damit ein, am Ufer meine Fänge in Empfang zu nehmen. Schon an diesem ersten Tag konnten wir recht viele Tiere, wie z.B. Käferlarven, Libellenlarven, Wasserwanzen, Spitzschlammschnecken und sogar einen kleinen „Ich versuch’ doch, dir die Kartoffeln rüber- ca. 2,5cm großen Hecht fangen. zugeben!... Du weißt genau, dass meine Vor- Weiters halfen uns die Gaststudenten weitederarme genauso nutzlos sind wie deine!” re Tiere aus der March zu Keschern, wobei der „kapitalste Fang” ein Wasserskorpion (Nepa cinerea) war. Außerdem fuhren wir ...und wie sie sich vor allem im konkreten mit Erich zu zwei nahe der March gelegenen Fall von temporären Gewässern äußert. 29 Tümpeln, die von den Überschwemmungen noch übrig geblieben waren, um Urzeitkrebse zu fangen und kehrten erfolgreich zu unserer Station zurück. Wir fanden neben Rückenschalern und Feenkrebsen auch einen Muschelschaler sowie einen Strudelwurm, sowie ca. sechs Karauschen, die wir am Abend auf den Grill schmissen. (Das allerdings war ein weniger erfolgreiches Unterfangen...) Am Nachmittag und am folgenden Morgen, bereiteten wir alles für die Schüler vor: Wir trugen unserer Aquarien mit: * Großlibellen- Kleinlibellen- und Käferlarven, * Wasserwanzen und Wasserkäfern * Steinfliegen-, Köcherfliegen- und Eintagsfliegenlarven * Zuckmückenlarven und -puppen, sowie Stechmückenlarven und -puppen, * Urzeitkrebsen zusammen mit Posthornund Spitzschlammschnecken * Sowie einen kleinen Plastikbecher mit unserem Hecht zum Ufer. Außerdem transportierten wir Plakate, Dekken zum Draufsetzen, Lupengläser, Lupen, Bestimmungsbücher, Papier, Buntstifte, Zei- lernen, wie genaues und ruhiges Beobachchenunterlagen und eine Bank zum Drauf- ten, sorgfältige Zeichnungen anfertigen und stellen für die Aquarien zu unserer For- daraus Schlüsse ziehen zu können. schungs-station an der March. METHODEN Didaktisches Konzept * Fangen und Beobachten der Tiere mittels Es ging uns wie gesagt darum, Kindern und Lupengläser Jugendlichen Evolution in temporären * Wissenschaftliches Zeichnen, damit sich Gewässern der Aulandschaft im Freiland zu die Schüler mit einem Tier genau befassen u. erläutern. Zu diesem Zweck sollten die selbst auf Ernährungs-, Fortbewegungs- u. Schüler ein aquatisches Tier ihrer Wahl wis- Atmungsweise draufkommen. senschaftlich zeichnen und anhand ihrer * Durch Kurzreferate bzw. Vorstellen des Beobachtungen versuchen, Aussagen über Tieres, mit dem sich der jeweilige Schüler dessen Lebens-, Fortbewegungs-, Atmungs- beschäftigt hat, soll Erkanntes wiederholt und Ernährungsweisen zu machen. werden und einiges davon besser in Erinnerung bleiben. Außerdem kann so jeder SchüLEHRZIELE ler die Tiere der Klassenkameraden sehen und ein wenig über sie erfahren. * Kennenlernen der am häufigsten im * Zuordnen der Tiere mittels angefertigter Süßwasser vorkommenden Arthropoden und Zeichnungen und vorbereitetem Plakat zu Mollusken. Sauerstoff aus der Luft bzw. Sauerstoff aus * Zusammenhänge erkennen lernen - in dem Wasser atmendem Tier (zur Veranunserem Projekt zwischen Atmungsweise, schaulichung und zur nochmaligen WiederFort-bewegung/Körperform und Ernäh- holung). rungsweise unserer Tiere und dies so weit wie möglich selbständig erforschen zu las- Die Kinder sollten ihre Zeichnungen auf die sen. entsprechende Hälfte unseres Plakates kle* Wissenschaftliche Arbeitsweisen kennen ben. 30 PROJEKTTAG MIT DEN SCHÜLERN DER FÜNFTEN SCHULSTUFE Die Schüler der ersten Klasse waren sehr aktiv, leicht zu motivieren, zu begeistern und zu interessieren, und so bedeutete es auch für uns viel Spaß, mit ihnen zu arbeiten. Bei unserer ersten Gruppe hatten wir sogar noch genug Zeit, um den Schülern den Reiz des Kescherns nahe zubringen... Als sie unsere Station besuchten, stürmten die meisten von ihnen gleich zu den vorbereiteten Aquarien. Und spätestens als eine Gelbrandkäferlarve versuchte, eine Libellenlarve zu verspeisen, hatten wir ihr Interesse für unsere Station gewonnen - zumin- dest das der Burschen. Diese zögerten auch nicht, mit ihren Lupengläsern, die wir ihnen ausgeteilt hatten, in die Aquarien zu tauchen um eines der Tiere zu fangen. Die meisten Mädchen waren etwas ruhiger, jedoch nicht weniger interessiert. Das Fangen der Tiere gingen sie einwenig ruhiger an, manche hatten ein bisschen Angst und baten uns, ihnen zu helfen. Alle Schüler setzten sich dann mit ihrem Tier im Lupenglas auf eine große Decke, auf der wir Zeichenpapier und Buntstifte vorbereitet hatten und hatten ca. 10-15 Minuten Zeit, ihr Tier zu erforschen. Wir setzten uns zu den Schülern und versuchten sie über gezielte Fragestellungen zu Ernährungs-, Atmungs-, und Fortbewegungsweise und deren Zusammenhänge erkennen zu lassen. Wir waren sehr erstaunt über das schon vorhandene Wissen der Schüler und auch darüber, wie gut sie Kombinieren, Erkennen und Zeichnen konnten. Als sie dann ihre Tiere vor den Klassenkameraden vorstellen sollten, konnten es die meisten kaum erwarten, an die Reihe zu kommen und taten dies dann mit so großer Freude und Stolz, wie man es sich manch- mal von einem Universitätsprofessor wünschen würde. Auch das Zuordnen der angefertigten Zeichnungen auf dem Plakat funktionierte gut und so hatten wir den Eindruck, dass sich die jungen Forscher ein wenig Wissen und Gespür für Natur von unserer Station mit nach Hause nehmen konnten. Bei der Schwimmwanze erkannte der Schüler gut, dass behaarte Beine fürs Schwimmen von großem Vorteil sind, und Wanzen auf Grund ihrer Ernährungsweise als Jäger schnell vorwärts kommen müssen. Die Gelbrandkäferlarve war ein etwas ruhigerer Zeitgenosse als ihr Kamerad und zog das Interesse der Schüler an sich, bevor eine der anderen Larven begann, eine Libellenlarve zu attackieren. Diese Gelbrandkäferlarve war eines der Highlights unserer Tiersammlung, vor allem als sie anfing mit einer der Libellenlarven zu kämpfen und diese dann zu verspeisen. Anhand des Kiemenfußkrebses gelang es den Erstklassern sehr gut, den Zusammenhang zwischen Ernährung, Atmung und Fortbewegung zu erkennen. 31 Zu unserer großen Freude, hatten unsere PROJEKTTAG MIT DER WAHLSchützlinge auch erheblichen Spaß daran, PFLICHTFACH-GRUPPE: Ein Vergleich ihre Erfolge in Form ihrer Zeichnungen und zwischen Kindern und Jugendlichen Erkenntnisse vor allen zu präsentieren. Barbara und ich stellten für beide Altersstufen ganz bewusst dieselbe Aufgabe, und zwar nicht, wie anfangs fälschlicherweise geglaubt, auf unterschiedlichen Niveaus, sondern einen gleichen naturwissenschaftlichen Bildungsstatus voraussetzend. gruppe mit denen für die Jüngeren überein. In der Häufigkeit unserer Denkanstöße für eigene Rückschlüsse auf die oben angeführten Fragen unterschieden sich die beiden Gruppen allerdings gewaltig. Kinder von zehn bis zwölf Jahren denken fast gänzlich anders als Achtzehnjährige, also im Grunde schon Erwachsene. Wo wir für die blitzschnelle Erkenntnis, dass sich ein Tier mit großen Schwimmbeinen mit besonders hoher Geschwindigkeit fortbewegen kann und somit mit großer Wahrscheinlichkeit ein Räuber ist, einen Hinweis geben mussten, Das Ergebnis war zu unserer Überraschung ein verblüffend Ähnliches: In den Formulierungen der zu treffenden evolutiven Kernaussagen stimmten beide Gruppen nahezu gänzlich überein, genauso wie in der a rgumentativen Vorgangsweise; auch Erklärungen und Hilfestellungen unsererseits stimmten inhaltlich bei der Wahlpflichtfach32 In Bezug auf die Kunstfertigkeit hatten die Größeren offensichtlich einen altersbedingten Vorteil. Interessanterweise erfreuten sich dieselben Tiere wie am Vortag großer Beliebtheit: Rückenschaler Spitzschlammschnecke Wasserskorpion Schwimmwanze waren es bei den „Großen” mehrere in längerer Zeit. Die Quintessenz, die sich für uns daraus ergab, war, dass wir beobachten konnten, wie unkompliziert Kinder denken und dass man sich diesen Umstand auf unglaublich dankbare, ergiebige und äußerst schöne Weise für Unterricht in jeglicher Form und in jedem Fach zu Nutze machen kann. Danke, Babsi, für diese Idee! http:// univie.ac.at / freilanddidaktik beschränkt sich im Vergleich zu solchen Zahlen auf wenige 30000 Spezies. Bereits in Anbetracht der hohen Artenzahl innerhalb einiger Stunden Keschern, wird ersichtlich, wie umfangreich auch der aquatische Bestand an heimischen Insekten ist - vor allem, wenn man bedenkt, dass wir unsere Bestimmung der Insekten nicht konsequent auf Artniveau betrieben. Gemäß unserer Schwerpunktsetzung auf die Evolution der Organismen im Lebensraum Au, legten wir unser Augenmerk insbesondere bei den Insekten auf die Atmung. Anhand der Beschaffenheit der Atmungsorgane vieler Beispiele, wird eine sekundäre Besiedelung des Wassers erkennbar. Die Erläuterung der einzelnen Modifikationen folgt bei den entsprechenden Beispielen. Artenliste Ephemeroptera (Eintagsfliegen) ARTHROPODA INSECTA Die Insekten stellen mit rund einer Million beschriebener Arten die artenreichste Gruppe im Tierreich dar. In Anbetracht dessen, dass laufend neue Arten beschrieben werden, belaufen sich Schätzungen über tatsächliche Bestände bis zu 20 Millionen Arten weltweit. Unser heimisches Spektrum Entgegen ihrem Namen leben Eintagsfliegen nicht nur einen Tag lang. Auch bezieht sich diese Bezeichnung lediglich auf die Imago und nicht auf die Larvalstadien. Die Larven leben 1-3 Jahre lang im Wasser als Detritusfresser oder Räuber. Eintagsfliegenlarven leben demnach permanent unter Wasser und benötigen deshalb ein 33 Leptophlebia marginata nicht abwegig. Plecoptera (Steinfliegen) spezielles Atmungssystem. Die CuticulaOberflächen, über die der im Wasser gelöste Sauerstoff aufgenommen wird, sind zu Tracheenkiemen in Form von abdominalen Fortsätzen vergrößert. Die aquatischen Ephemeropterastadien haben ein Tracheensystem wie alle anderen Insekten, das aber im Gegensatz dazu nicht nach außen mündet, da die Stigmen fehlen. Dass wir ausnahmslos äußerst junge Ephem e r-opteralarven fanden, machte eine Bestimmung auf Artniveau unmöglich. Lediglich aufgrund des Lebensraumes ließen sich Rückschlüsse auf Gattungen bzw. Arten ziehen. So wäre nach ihrem Vorkommen an stehenden und langsam fließenden, pflanzenreichen Gewässerni dung am einfachsten. Anisoptera (Großlibellen) Bei dieser Familie ist es unabhängig vom Larvalstadium nahezu unmöglich, die Art zu bestimmen. Auch die Plecoptera atmen mithilfe von Tracheenkiemen, deren Position und Beschaffenheit hier sogar zum Bestimmungsmerkmal werden. Im Gegensatz zu den meisten Ephemeropteralarven besitzen Plecopteralarven immer zwei abdominale Fortsätze. (Cerci). Steinfliegenlarven sind wegen ihres hohen Sauerstoffbedürfnisses besonders in schnellfließenden Gewässern aufzufinden und gelten somit auch als Bioindikatoren für die Gewässergüte. Was an der Atmung dieser Gruppe besonders interessant ist, ist eine skurrile Form der Kopplung von Fortbewegung und Sauers t o ff v e r s o rgung: Die Stoßatmung. Dabei wird Atemwasser aus dem Enddarm ausgestoßen, was eine rasche Vorwärtsbewegung verursacht. Das ermöglicht ihnen zum einen blitzartigen Zugriff auf Beutetiere und zum anderen dient die Anwendung dieses Mechanismus dem Irreführen der eigenen Feinde. Zusätzlich besitzen Großlibellenlarven ebenfalls Tracheenkiemen, die aber im Enddarm verborgen sind. Dort stehen bis zu Odonata (Libellen) 24 000 (!) solcher Kiemenblättchen in Doppelreihen nebeneinander. In Mitteleuropa gibt es rund 80 Libellenar- Was ebenfalls äußerst gut zu erkennen ist, ist ten, die auf zwei Untergruppen aufgeteilt die Fangmaske. werden: Anisoptera und Zygoptera. Diese Gruppen unterscheiden sich als Larve und Zygoptera (Kleinlibellen) als Imago sowohl im Habitus als auch in ihrer Atemtechnik deutlich voneinander. Bei den Kleinlibellenlarven sind die TraAbgesehen von der Größe, sind der Augen- cheenkiemen in Form von drei Lappen am abstand und das Fehlen (Anisoptera) bzw. Abdomen deutlich sichtbar. Auch die Augen das Vorhandensein (Zygoptera) von abdomi- sind im Gegensatz zu den Anisoptera, wo sie nalen Fortsätzen zur raschen Unterschei- direkt aneinander stoßen, mindestens eine 34 Augenbreite voneinander entfernt. Außerdem ist die Zygopteralarve wie auch das adulte Tier im Habitus wesentlich filigraner als die Großlibellen. Heteroptera (Wanzen) Wanzen zeichnen sich insbesondere durch ihre hemimetabole Verwandlung und ihre stechend-saugenden Mundwerkzeuge aus. Weiters ist auch der besondere Bau der Flügel erwähnenswert: An der Basis sind die Flügel durch Chitin verstärkt, der Endteil ist häutig. In Bezug auf den aquatischen Lebensraum lassen sich je nach Besiedelung des Wassers zwei große Gruppen unterscheiden: Wasserläufer leben auf der Wasseroberfläche und Wasserwanzen im Wasser. Gerromorpha, Amphicorisae (Wasserläufer) Da Wasserläufer ausschließlich die Gewässeroberfläche besiedeln, besitzen sie auch keine Anpassungen an das Leben unter Wasser. Sie zählen zu den terrestrischen Insekten und atmen somit durch ein entsprechendes Tracheensystem. Durch ihre geringe Masse und ihren ausge- streckten Körper verringern sie ihr Gewicht so weit, dass ihnen die Oberflächenspannung als Träger ausreicht. Vor Benetzung schützt sie ein dichter Haarfilz auf der Körperunterseite. Wasser- und Teichläufer können sich äußerst schnell fortbewegen, oft sogar bis zu 1m weit springen. Nepomorpha Hier handelt es sich um Bewohner des freien Wasserkörpers. Wasserwanzen besitzen kurze Fühler und drei Paar Gehörorgane. In Bezug auf die Atmung sind zwei Besonderheiten zu nennen. Zwar atmen auch Wasserwanzen durch Tracheen, allerdings bedienen sie sich zusätzlich besonderer Techniken. Als Beispiele seien hier Nepa cinerea (Wasserskorpion) und die Notonectidae (Rückenschwimmer) zu nennen. Beide atmen im Gegensatz zu den bisher genannten Larven keinen gelösten Sauerstoff aus dem Wasser, sondern atmosphärisches O2. Der Wasserskorpion benutzt dazu ein zweiteiliges Atemrohr, das eine Verlängerung der hinteren Stigmen darstellt. 35 Rückenschwimmer kommen ebenfalls zum Atmen an die Wasseroberfläche. Dort strekken sie ihren Hinterleib aus dem Wasser durch unbenetzbare Haare ist das leicht möglich. Luft gelangt direkt in zwei auf der Bauchseite liegende Längskanäle, die von zwei Reihen dunkler Haare gesäumt sind. Die Stigmen ihrer Tracheen münden direkt in dieses Luftreservoir. Dieses Prinzip wird physikalische Kieme genannt. Beim Auftauchen gelangt auch Luft unter die Flügeldecken, was den silbrigen Glanz erklärt. Darüber hinaus verleihen die anhaftenden Luft-bläschen Auftrieb. Coleoptera (Käfer) Die Käfer stellen die artenreichste Gruppe der Insekten dar. Auch in Bezug auf die unterschiedlichen Atemtechniken erschließt sich hier eine ungeheure Vielfalt. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass Käfer mehrmals parallel ins Wasser zurückgekehrt sind. Die heimischen aquatischen Käfer werden zum Teil nach ihrer Bewegungsweise und damit in Wechselwirkung stehenden K ö r p e r b e s c h a ffenheit in fünf wichtige Familien unterteilt: Dytiscidae (Schwimm36 käfer), Hydrophilidae (Wasserkäfer), Dryopidae (Hakenkäfer), Gyrinidae (Taumelkäfer) und Haliplidae (Wassertreter). Hier soll aber nur auf die tatsächlich gefundenen Exemplare eingegangen werden. Dytiscidae (Schwimmkäfer) Dytiscus marginalis (Gelbrandkäfer) Sowohl der Adultus als auch die Larve des Gelbrandkäfers sind in jeder Hinsicht didaktisch und naturwissenschaftlich herrlich anschauliche Objekte. Die Larve ist einer der effizientesten Räuber unter Wasser. Ihre Mandibel sind zu zwei auffällig großen hohlen Dolchen umgewandelt, durch die sie Verdauungssekret in ihr Beutetier injizieren um dieses dann aussaugen zu können (externe Verdauung!). Die Beutetiere übertreffen ihre Jäger oft an Größe; auch das adulte Tier ernährt sich räuberisch. Weder der Käfer noch die Larve atmen im Wasser gelösten Sauerstoff. Die Larve hängt sich an ihrem Hinterleib an die Unterseite der Wasseroberfläche und durchbricht diese um über die Stigmen ihres letzten Abdominalsegments Luft aufzunehmen. Auch der ausgewachsene Käfer nimmt Luft auf diese Weise auf, allerdings sammelt er gleichzeitig einen Luftvorrat unter seinen Flügeldecken an, von wo aus atmosphärischer Sauerstoff auch in die übrigen dorsalen Stigmen gelangt. Nebenbei dient sein Luftreservoir auch der Hydrostatik. Im Winter bedient sich der Käfer allerdings einer noch raffinierteren Technik einer physikalischen Kieme: Obwohl der Sauerstoffbedarf der Tiere unter der Eisdecke bei niederen Temperaturen ohnehin nicht groß ist - sie befinden sich in einer Art Ruhestadium wird naturgemäß dennoch Sauerstoff für den Metabolismus benötigt. Da der Käfer über längere Zeit von der Atmosphäre abgeschlossen sein kann, muss er mit seinem Vorrat länger als gewöhnlich auskommen. Er reichert zu diesem Zweck seine Luftreserve selbst mit Sauerstoff an, indem er die Luft in Form einer Blase unter seinen Flügeldecken hervorlässt, und diese mithilfe kleiner Härchen an seinem Hinterleibsende festhält. Dabei diffundiert gelöster Sauerstoff aus dem Wasser in die nun sauerstoffärmere Luftblase und dafür Kohlendioxid in das Wasser, wo es sich sofort löst. 3.1.1.5.2. Hydrophilidae (Wasserkäfer) In Mitteleuropa gibt es rund 150 Arten, von denen allerdings nur zwei Drittel aquatisch sind. In ihrer Atemtechnik ähneln sie den Schwimmkäfern, hingegen nehmen sie Luft mit ihrem Kopf, der mit Haarleisten gesäumt ist, auf. Dabei gelangt Luft über die Stigmen des vorderen Thorax ins Tracheensystem. Die Kopfhaare bilden eine Art Rohr, über das die Luft einströmen kann. Ein silbrig erscheinender Film aus Luftbläschen auf der Ventralseite dient ebenfalls dem Auftrieb bzw. der Verringerung ihres spezifischen Gewichts unter Wasser. Sowohl Larven als auch die Käfer leben räuberisch, allerdings hat die Wasserkäferlarve - im Gegensatz zu Dytiscus - keine hohlen Mandibeln. Weil deshalb keine wasserdichte Verbindung zwischen Schlund und Beute 37 hergestellt werden kann, muss sie ihre Nahrung außerhalb des Wassers aufnehmen. Zu diesem Zweck streckt die Larve die Beute aus dem Wasser. einen eigenen Malariastamm im Gebiet der March. In Folge der großen Individuenzahl, konnten wir alle Stadien dieser Stechmükken beobachten. Die Larven atmen atmosphärischen Sauerstoff von der Oberfläche. Dazu hängen sie sich waagrecht auf die Wasseroberfläche, wo sie ihr ganzes Stadium über verbringen. Sie ernähren sich von Algen, die sie von der Unterseite der Wasseroberfläche abweiden sie können ihren Kopf um 180° drehen. Luft nehmen sie mit den dorsalen Stigmen ihres achten Abdominalsegments auf. Die Larven von Culex hängen im Vergleich dazu mit ihrem Atemrohr an der Wasseroberfläche. Auch wenn sie im Habitus ähnlich sind, kann man Hydrophilidae und Dytiscidae aufgrund ihrer unterschiedlichen Bewegungsweise kaum verwechseln: Während die Dytiscidae ein Beinpaar synchron bewegen, verläuft die Schwimmbewegung der Wasserkäfer asynchron. 3.1.1.6. Diptera (Zweiflügler) Dipteren sind holometabole Insekten - sie durchlaufen also eine vollständige Verwandlung. Generell werden zwei Großgruppen unterschieden, nämlich Nematocera (Mücken) und Brachycera (Fliegen). Mit wasserbewohnenden Fliegen hatten wir in Marchegg keinen Kontakt, dafür mit Nematoceren umso mehr... Die hier beschriebenen Familien gehören also alle zu den Mücken. 3.1.1.6.2. 3.1.1.6.1. Culicidae (Stechmücken) Dass nur Weibchen Blut saugen - sie brauchen die Proteine zur Eiproduktion - fällt bei der in der Au vorkommenden Menge an Stechmücken kaum ins Gewicht. In den Marchauen herrscht im Gegensatz zum Donaugebiet nicht die Nominatgattung Culex, sondern Anopheles vor. Anopheles überträgt bekanntlich Malaria; es gab auch noch bis ins vorige Jahrhundert hineine Simulidae (Kriebelmücken) Eine für den Menschen unter Umständen noch unangenehmere Familie sind die Simulidae. Wegen ihres giftigen Speichels neben Histamin wird auch starkes blutgerinnungshemmendes Protein, das Simulidin, in die Wunde gespritzt - und ihrer Attacken im Schwarm, können sie Warmblütern sehr gefährlich werden. Zu Zeiten, an denen Flüsse noch nicht reguliert waren und auch das Gebiet zwischen March und Donau 38 Schwemmland war, kam es im Gebiet des heutigen Österreichs zu zahlreichen Todesfällen unter Weidevieh - bis zu 35000 Rinder/a. Diese Zahl ist bis heute natürlich stark zurück gegangen, allerdings verzeichnet man jüngst wieder einige Fälle in Westösterreich. Die Kombination aus giftiger und blutgerinnungshemmender Wirkung mit 20000 Stichen pro Stunde führt bei beispielsweise einem Rind zum Herztod oder zu Verbluten. Der meines Wissens letzte Todesfall in Österreich (um 2002) bezieht sich auf einen alten Mann mit Herzschwäche. In anderen Ländern wie Afrika sind Kriebelmücken auch wegen der Übertragung von Onchocerca volvolus, einem Nematoden, der seinerseits Onchozerkose überträgt, als Krankheitsüberträger Ernst zu nehmen. Onchozerkose führt in 10% der Fälle zu Flussblindheit. Meistens sind unsere mitteleuropäischen Ängste lediglich bei allergischen Reaktionen auf die hohe Histaminkonzentration nach einzelnen Stichen gerechtfertigt. Dass in der March Puppen von Simuliden vorkommen, spricht für deren Wasser-qualität. Kriebelmücken-larven haben einen äußerst hohen Sauerstoffbedarf und sind nur http:// univie.ac.at / freilanddidaktik in Fließ-gewässern mit hoher Fließ-geschwindigkeit (d.h. mehr Sauerstoff) mit Wassergüte 1-2 zu finden. Durch diesen hohen Anspruch gelten sie häufig als Bio-indikatoren für Gewässer-gütebestimmung. Abb.47. Im Unterschied zu den Stechmücken atmen Larven und Puppen gelösten Sauerstoff aus dem Wasser. Die Larven heften sich mit einer Haftscheibe an den Untergrund, die Atmung erfolgt über die Haut. Sie filtern Detritus mithilfe zweier Haarkämme aus der Strömung. Die Puppen wenden zur Atmung ihre fadenförmigen Tracheen-kiemen der Strömung zu. Durch deren oberflächige Lamellenstruktur wird durch Sauerstoff-diffusion ein permanenter Gas-film festgehalten, von dem aus der Sauerstoff in das Tracheensystem gelangt. Die Nutzung von permanenter Sauerstoffbzw. Luftbindung an den Körper wird Plastron-Atmung genannt. (Plastron gr. = Gashülle). Im Gegensatz zur physikalischen Kieme, wo regelmäßig (!) ein Luftvorrat von der Oberfläche geholt wird, ist bei dieser Form kaum bzw. im Fall der Diffusion aus dem Wasser kein Nachtanken notwendig. 3.1.1.6.3. Chironomidae (Zuckmücken) Die Chironomiden sind die artenreichste Gruppe limnischer Insekten in Mitteleuropa. Es gibt etwa 1000 Arten. Weil sie auch in Massen vorkommen (die Larven machen oft 70% der Tiefenfauna von Seen aus) spielen sie als Futterquelle für Fische eine große Rolle. Sauerstoff nehmen sie zum einen über die Haut oder über Blutkiemen am Abdomen auf. 39 bauen oder frei leben. Köcher dienen nur begrenzt der Gattungs- geschweige denn der Artbestimmung, weil sie je nach Umgebungsmaterial gestaltet sind. Zwar bevorzugen verschiedene Gattungen unterschiedliche Habitate, dennoch kann allein dadurch wie gesagt noch kein eindeutiger Rückschluss auf die Spezies gezogen werden. Der Vielfalt der Köcher sind jedoch keine Grenzen gesetzt.. 3.1.1.7. Trichoptera (Köcherfliegen) Schon allein wegen ihrer ästhetischen Gehäuse sind Köcherfliegen äußerst interessante Geschöpfe. Nach der Stellung ihres Kopfes werden sie in zwei Gruppen eingeteilt. Nach ihrer Lebensweise kann man sie ebenso unterteilen - je nach dem, ob sie Köcher In Marchegg erfreute uns ein Exemplar, dessen Köcher aus kleinen Schneckenhäusern, die zum Teil noch bewohnt waren, ganz besonders. Die freilebenden Gattungen ernähren sich räuberisch, die die sich Köcher bauen filtrieren Detritus aus der Strömung. Zu diesem Zweck spinnen sie Netze, deren Gestaltung ungleich der Abbildung manchmal nicht ganz optimal gelingt: Studien haben gezeigt, dass Köcherfliegenlarven in verschmutzten Gewässern keine ebenmäßigen Netze fabrizieren können. Man glaubt, dass sich ein Überschuss an Nähr-stoffen auf die Ko-ordination auswirkt und spricht deshalb von so genannten Dro- gennetzen. Zur Atmung (gelöster Sauerstoff) haben sie fadenförmige Tracheenkiemen, die unterschiedlich positioniert sein können. Je nach Art stehen sie vereinzelt, in Grüppchen oder Reihen an Rücken, Bauch und Seite. Abb.57. Viele Köcherfliegenlarven sind Anzeiger für Güteklasse 2, also mäßig verschmutzte Gewässer. Die adulten Tiere sind an ihren dachförmig übereinander ge-stellten Flügeln zu erkennen. 3.1.2. CRUSTACEA Zur Zeit bevölkern rund 40000 Krebsarten unseren Planeten. Die Gruppe der Urzeitkrebse zählt zu den phylogenetisch ältesten. Zu ihnen gehören: * Anostraca (Feenkrebse) * Notostraca (Rückenschaler) * Conchostraca (Muschelschaler) Urzeitkrebse besiedeln Extrembiotope, in denen wenig Konkurrenzdruck herrscht. So blieb ihr Erscheinungsbild über hunderte Millionen Jahre nahezu unverändert. 40 Solch Extrembiotope stellen temporäre Gewässer - wie sie typisch in Aulandschaften zu finden sind - dar. Unter temporären Gewässern versteht man austrocknende Tümpel, Überschwemmflächen, Pfützen, ja sogar Fahrspuren in denen sich Wasser ansammelt. Der oftmals geringe Wasserstand solcher Habitate ermöglicht eine schnelle Erwärmung des Wasserkörpers. Diese wiederum lässt Algen, sowie Einzeller als Nahrung für die Larven (Nauplien) nach dem Schlupf üppig gedeihen. Die Entwicklung der Larven vollzieht sich bei warmen Wassertemperaturen innerhalb von 5-8 Tagen. Ein breites Nahrungsspektrum lässt die Tiere schnell heranwachsen. Innerhalb weniger Tage oder Wochen, bevor der Tümpel austrocknet, sind sie herangewachsen und können ihre Eier ablegen. Die Lebensdauer eines Urzeitkrebses beträgt ca. 3 Monate; innerhalb derer häuten sie sich mehrmals (bis zu 40 mal). Die Eier (Dauereier) wiederum können Jahre - sogar Jahrzehnte scheinbar unbeschadet überstehen. Ihnen kann weder eisige Kälte noch kochende Hitze, Trockenheit oder gar ein extrem saures Medium etwas anhaben. Sowie die Bedingungen wieder günstig sind, schlüpfen daraus die Nauplien. 3.1.2.1. Anostraca (Feenkrebse) Feenkrebse in ihrem jetzigen Erscheinungsbild sind seit dem Jura bekannt. Sie zeichnen sich durch einen schilderfreien Körper, sowie durch gestielte Facettenaugen aus. Kennzeichnend ist auch ihr Schwimmstil. Sie wenden ihren Bauch immer dem einfallenden Licht zu und sind so vorwiegend Rückenschwimmer. Würde man sie in ein Aquarium geben, das von unten beleuchtet wird, so würden sie zu Brustschwimmern werden und ihren Bauch nach unten drehen. Ihre 11 Paar blattförmigen Beine dienen dabei nicht nur der Fortbewegung, sondern auch der Atmung und dem Herbeistrudeln von Nahrungspartikeln wie Detritus und Algen (Filtration), die von der Bauchrinne aufgenommen und zur Mundöffnung weiter transportiert werden. Geschlechtsreife Weibchen kann man anhand ihres Brutsackes leicht von den Männchen unterscheiden. Bei den Männchen ist das zweite Antennenpaar oft stark vergrößert und auffällig geformt. Es dient zur Umklammerung der Weibchen während der Paarung. Das Geschlechterverhälnis bei dieser Krebsart ist 1:1. In Österreich sind acht anostrace Urzeitkrebsarten bekannt. Gefundenen Arten bei der Exkursion: * Schäffers Kiemenfuß (Branchipus schaef feri) * Grüner Feenkrebs (Chirocephalus shadini) * Handköpfchen (Eubranchipus grubii) 3.1.2.2. Notostraca (Rückenschaler) Die Rückenschaler sind seit der Trias bekannt. Sie kennzeichnen sich durch Facettenaugen, die in einen flachen Rückenschild ein-gelassen sind. Der Rückenschild (Carapax) schützt und stabilisiert den Kopfbereich 41 und den beinetragenden Rumpf, welchem der schlauchförmige Hinterleib und der gabelförmige Schwanz folgen. Der Schwanz dient vermutlich der Steuerung und/oder dem Umdrehen, sollte sich das Tier in Rükkenlage befinden. Auf der Unterseite des Körpers befinden sich das Maul mit seinen Kauwerk-zeugen und zahl-reiche Beinpaare, die gleich mehrere Funktionen erfüllen. Neben der Atmung dienen die Kiemenfüße zur Fort-bewegung und zum Greifen von Nahrung. Die Rückenschaler bewegen sich grabend am Boden fort und suchen im Untergrund nach Nahrung, wie Plankton, Mückenlarven aber auch toten Regenwürmern. Mit der Vorderkante des Rückenschildes wühlen sie den Boden auf um an ihre Nahrung heranzukommen. Das erste Beinpaar ist zu Tastorganen ausgebildet, mit dem sie die durch die schaufelnde Bewegung des Panzers zur Seite geworfene Nahrung ertasten können. Durch die rhythmische Bewegung der folgenden Beinpaare werden Nahrungsbrocke in einer Rinne mittig an der Unterseite des Tieres zur Mundöffnung transportiert. Die Rückenschaler verbringen den Großteil ihres kurzen Lebens wühlend am Untergrund - nur bei Sauerstoffmangel schwim- men sie an die Oberfläche und drehen ihren Bauch nach oben. In Österreich vorkommende Rückenschaler sind durchwegs Weibchen und betreiben Jungfernzeugung (Parthenogenese). Sie besitzen zwar eine Zwitterdrüse - diese dürfte jedoch nur ein Überbleibsel sein. Bereits ab einem Alter von zwei bis drei Wochen beginnen sie die an einem hinteren Beinpaar befindlichen Säckchen mit kleinen rotbraunen Dauereiern zu füllen, welche sie nach und nach im Boden vergraben. Auch hier trocknet das temporäre Gewässer, in dem das Muttertier lebt und seine Eier legt, aus, und alle Bewohner sterben. Nur die Eier überstehen diese Trockenzeit und Frost. Beim nächsten großen Regen und bei entsprechender Temperatur schlüpfen aus den scheinbar toten Eiern (in den Dauereiern ist während der Trockenperiode kein Stoffwechsel nachweisbar) innerhalb kürzester Zeit kleine Nauplien, und eine neue Generation entsteht. In Österreich lebende und bei der Exkursion gefundene notostrace Urzeitkrebsarten: * Frühjahrs-Rückenschaler (Lepidurus apus) * Sommer-Rückenschaler (Triops cancrifor mis) Der Unterschied zwischen diesen beiden liegt nicht nur darin, dass der Lepidurus apus sich während des Frühjahrshochwassers im Zeitraum von Ende Januar bis Mitte Mai entwickelt, sondern auch einen charakteristischen Schwanzschild zwischen den beiden Schwanzanhängen trägt, der dem zusätzlichen Antrieb dient. Der Triops can criformis ist größer und tritt von Ende April bis in den Herbst auf. 3.1.2.3. Conchostraca (Muschelschaler) Muschelschaler sind die älteste rezent in unveränderter Form auftretende Gruppe der Urzeitkrebse; sie sind seit dem Silur bekannt (also seit ca. 430 Mio. Jahren). Muschelschaler sind ca. 1cm große Krebse, deren 42 Körper - wie bei den Muscheln - von einer zweiklappigen Schale umgeben ist, welche während des Wachstums nicht abgeworfen wird, sondern durch Material-zuwachs (Zuwachs-streifen) fortlaufend vergrößert wird. Die zwei Klappen der Schale werden durch einen Schließmuskel zusammen gehalten. Abb.63. Die meiste Zeit verbringen sie seitlich liegend am Untergrund und filtrieren mit Hilfe der Beine, die zusätzlich auch der Atmung dienen, Nahrung aus dem Wasser. In schlammigen Boden können sie sich auch eingraben und zur freien Fortbewegung im o ffenen Wasser dient ihnen ihr zweites Antennenpaar, welches sie als Ruder verwenden. Dadurch wird ihnen ein gaukelnder, torkelnder Schwimmstil verliehen. Die Fortpflanzung bei dieser Gruppe der Urzeitkrebse erfolgt sowohl parthenogenetisch, getrennt geschlechtlich als auch durch Selbstbefruchtung. Ihre Entwicklung vollzieht sich äußerst schnell - somit sind sie hervorragend an kurzfristig bestehende Gewässer angepasst. reichste Gruppe der Crustaceen (14.000 Arten) und stellen den größten Anteil des marinen Zooplanktons dar. Typisch sind ihr torpedoförmiger Körper, die beiden langen Antennen vorne und die gegabelten Schwanzfächer hinten. Am Bauch der bis zu 3,5mm großen Tierchen sind freie Füßchen zu erkennen. Die großen Antennen beim ausgewachsenen Hüpferling dienen zum Ausbalancieren und zum Schweben und sind somit keine Ruderorgane. Die hüpfende Bewegung wird durch schnelle Schläge der 5 Brustbeinpaare an der Körperunterseite erzeugt. Durch ihren ruckartig zuckelnden Schwimmstil sind sie leicht zu erkennen. Die Weibchen tragen - je nach Ordnung - ein oder zwei Eisäcke unter dem Hinterleib. Die daraus schlüpfenden Nauplius-Larven erreichen erst durch mehrere Häutungen die endgültige Gestalt. Brust- und Hinterleib tragen die Beinpaare, wobei die vordersten zwei zum Greifen, die folgenden fünf der Fortbewegung und der Atmung dienen (an ihrer Basis tragen auch sie Kiemenanhänge). Ihre ständige Bewegung erzeugt auch einen Frischwasserstrom an der Bauchseite für die Kiemen. Die letzten drei Beinpaare sind kurz und dienen in Verbindung mit Streckbewegungen des Körpers dem Springen (daher Flohkrebs). Sie ernähren sich vorwiegend von abgestorbenen Pflanzenresten. Bei der Paarung legt das Weibchen die Eier in einer taschenartigen Furche zwischen den Grundgliedern der Brustbeine ab, wo sie vom Männchen besamt werden. Wie bei den meisten Krebsen, trägt es dann die Eier mit sich herum, bis die Larven schlüpfen. Die Eier sind so gut geschützt und mit Sauerstoff versorgt. 3.1.2.5. Amphipoda (Bachflohkrebs) Der Körper der Bachflohkrebse ist bogenförmig gekrümmt, seitlich zusammengedrückt und weißlich oder gelbbraun. Weib3.1.2.4. Copepoda (Ruderfußkrebse, chen werden etwa 1,5 cm, Männchen bis zu Hüpferlinge) 2 cm lang. Ruderfußkrebse (Abb. 64) sind die arten- Der Kopf trägt zwei Paar längere Fühler, 43 3.2. M O L L U S C A 3.2.1. GASTROPODA (SCHNECKEN) Schnecken gehören zu den Mollusken und vertreten mit 43000 bekannten Arten 78% der Weichtiere. Sie leben sowohl am Land als auch im Meer und im Süßwasser. Meeres-Schnecken sind Überlebende der Urzeit: sie lebten schon lange vor den Dinosauriern. Fossilien beweisen, dass erste Schnecken schon vor 500 Millionen Jahren gelebt haben - Dinosaurier lebten etwa vor 150 Millionen Jahren. Der Körperbau der Schnecken ist grob durch eine Einteilung in Schale und Weichkörper gekennzeichnet (Ausnahme sind alle Nacktschnecken, denen das Gehäuse fehlt). Dieser typische Bauplan findet sich auch bei den anderen Weichtieren zumindest in Ansätzen wieder. Bei wasserlebenden Gehäuseschnecken dient das Schneckenhaus vornehmlich als Schutz vor Fraßfeinden. Bei landlebenden Schnecken ist es aber wichtiger, dass sie sich in Trockenzeiten ins Gehäuse zurückziehen können und so auch an trockenen Standorten überleben. Der Weichkörper gliedert sich in: * Kopf * Fuß * Eingeweidesack Der Eingeweidesack enthält die meisten inneren Organe. Der Mantel stellt eine Hautfalte dar, die den Eingeweidesack nach außen abschließt. Darüber hinaus bildet er eine Höhle, die Mantelhöhle, in der sich die Atemorgane der Schnecke befinden. Der muskulöse Fuß ist das Hauptfortbewegungsorgan der Schnecken, das meist den größten Teil der außerhalb der Schale liegenden Körperteile der Schnecke ausmacht. An der Fußsohle befinden sich Schleimdrüsen, die eine Schleimspur absondern, auf der die Schnecke kriecht. Die Fortbewegung findet durch wellenförmige Bewegungen der Fußsohle statt, die von hinten nach vorne verlaufen. Am vorderen Ende der Schnecke geht der Fuß stufenlos in den Kopf über. Erwähnenswert ist die Reibzunge (Radula), die für Schnecken charakteristisch ist. Diese ist mit mehreren Zahnreihen ausgestattet, wobei die Zähnchen nach hinten gerichtet sind. Durch wiederholtes Vor- und Zurückschieben der Radula können Pflanzenteile abgeraspelt, oder von Moos und Algen bewachsene Steine, sehr gut abgeweidet werden. Die Zähnchen werden nach Abnutzung regelmäßig nachgebildet. Die Ernährungsweise der Schnecken kann zwischen pflanzlicher bis hin zu räuberischer Ernährung alle Bereiche umfassen. Weiters besitzen Schnecken am Kopf Fühler (Tentakel). Die meisten Landschnecken haben zwei Fühlerpaare, wobei eines als Augenträger und das zweite als Tastorgan dient. Süßwasserschnecken hingegen besitzen nur ein Fühlerpaar, das dem Tasten dient. Die Augen liegen bei diesen Schnekken basal an den Fühlern. Während die meisten Vorderkiemerschnekken getrennt geschlechtlich sind, sind sowohl die Hinterkiemer, als auch die landund süßwasserbewohnenden Lungenschnekken Zwitter (Hermaphroditen). Das heißt, sie besitzen sowohl männliche, als auch weibliche Organe in einem gemeinsamen Genitalapparat. 3.2.1.1. Planorbarius corneus (Posthornschnecke) Die Posthornschnecke gehört zur Familie der Planorbidae (Tellerschnecken). Sie ist gut an dem in einer Ebene aufgewundenen, tellerförmigen, oliv bis dunkelbraunen Gehäuse mit feinen Querrillen zu erkennen. 44 Der Weichkörper ist meist matt dunkelgraubraun bis schwarz gefärbt. Abb.66. Auf Grund ihrer Größe ist sie leicht von anderen Tellerschnecken zu unterscheiden. Außerdem besitzen viele andere Tellerschnecken nahe der Unterseite ihres Gehäuses einen fadenförmigen Kiel. Ähnlich wie Landschnecken atmen sie durch das gut durchblutete Dach der Mantelhöhle. Man bezeichnet dieses Organ als Schneckenlunge und die damit atmenden Schnecken als Lungenschnecken (Pulmonata). Die Lungenschnecken machen den bei weitem größten Teil der bekannten Schnekkenarten aus. Die meisten Posthornschnecken sind Bewohner stiller, pflanzenreicher Gewässer. Man findet sie daher vorwiegend in Altarmen und Weihern. Am Boden lebend ernähren sie sich von verrottenden Pflanzenteilen und Aas. Sie können ein zeitweiliges Trokkenfallen ihres Gewässers ertragen und überwintern im Schlamm ihres Heimatgewässers. Abb.67. Sie legen nachts flache 15-30mm lange Laich-ballen, die jeweils ca. 60 Eier enthalten. Wenn die Schnecken schlüpfen, erwartet sie ein 3-5 Jahre langes Leben. http:// univie.ac.at / freilanddidaktik 3.2.1.2. Lymnaea schlammschnecke) stagnalis (Spitz- Blättern von Wasserpflanzen finden kann. 4. FEEDBACK Barbara Sie gehört zur Familie der Schlammschnekken (Lymnaeidae) und ist wie die zuvor beschriebene Posthornschnecke eine Süßwasserlungenschnecke. Sie ist mit bis 60 mm Schalenhöhe die größte Gehäuseschnecke Europas. Spitzschlammschnecken sind an ihrem lang gezogenen, im Mündungsbereich oft charakteristisch aufgeblasenen Gehäuse, welches nach hinten spitz zusammenläuft, gut zu erkennen. Sie leben vor allem in ruhig fließenden und stehenden Gewässern, wie Teichen und Flussauen, wo sie Pflanzen und verrottendes organisches Material fressen. Schlammschnecken sind Zwit-ter, deren charakteristischen Eipakete man an den Ganz am Anfang muss ich wohl mit Schmeicheleien beginnen, da Marchegg erstens eine der lustigsten, und obwohl es eigentlich fast immer was zu tun gab, eine der gemütlichsten Lehrveranstaltungen war, an der ich bis jetzt in meiner Studienkarriere teilgenommen hab (mittlerweile bin ich mit sechs Studienjahren wohl doch schon eine „erfahrene” Studentin). Das liegt wahrscheinlich daran, dass wir allesamt eine super Gruppe waren, keinen Strom gehabt haben (also auch keine Laptops...., sondern Lagerfeuer hatten), und uns das geteilte Leid mit den Gelsen und dem Plumpsklo gut zusammengeschweißt hat. Zweitens hab ich mir von diesen Tagen wirklich viel für mich mitnehmen können und auch viel gelernt. Nicht nur theoretisches Wissen, sondern auch Erfahrungen im Umgang mit Schülern und im Team zu Arbeiten! Wo ich nun auch schon beim 45 nächsten wäre: Mit Kathi hab ich wirklich Glück gehabt zusammenzuarbeiten und ich glaub wir waren ein super Team und haben uns gegenseitig ganz super ergänzt - das ist dann ja auch eigentlich der Idealfall bei einer Teamarbeit. Kurz hatten wir`s mal in der Vorbereitungszeit ein bisschen schwierig, aber konnten uns gut zusammenreden und es hat dann auch alles gut geklappt. Bei Dingen, die ich anders machen würde, muss ich mich Kathi anschließen, nämlich sorgsamer mit den Tieren umzugehen. Denn am Ende der drei Tage für die Tiere in den Aquarien haben nur die Härtesten überlebt - und obwohl es unsere Aufgabe war, den Schülern Natur, Leben und wissenschaftlich-biologische Arbeitsweisen nahe zu bringen, haben wir uns selbst sehr unbio”logisch” verhalten. Zum Schluss - danke Erich und Walter für die gute Betreuung und hoffentlich könnt ihr diese Lehrveranstaltung in dieser Form fortführen! Kathi Zuerst möchte ich die gute Zusammenarbeit von Barbara und mir erwähnen. Obwohl ich aus privaten Gründen gerade zu dieser Zeit nicht unbedingt einfach war, hat sie oft Geduld bewiesen. Was mich sehr gefreut hat, war, dass sie mich persönlich darauf angesprochen hat und wir so unsere Probleme, Missverständnisse (wie auch immer) geklärt haben. Also in Sachen Konfliktmanagement geb’ ich uns - besonders Babsi volle Punktezahl. Auch was die Umsetzung unseres Arbeitsauftrages betrifft, bin ich im Großen und Ganzen recht zufrieden. Was ich beim nächsten Mal anders machen würde? Nun ja, dass man als Biologe aus purer Ungeschicktheit nicht unbedingt die Tiere vor den Kindern im Algenwasser ersticken sollte - vor allem, wenn man sich im Vorfeld vorgenommen hat, Respekt vor dem Leben zu vermitteln - ist wohl klar. Obwohl ich es an und für sich lustig fände, wenn sich Franz von Assisi im Grab umdrehen würde, würd’ ich diesen Umstand in Zukunft tunlichst vermeiden. Ferner (!) fürcht’ ich, vor den Schülern etwas angefuckt gewirkt zu haben, was wohl keinen guten Eindruck hinterlassen haben könnte. Asche auf mein Haupt! Ich weise an dieser Stelle allerdings guten Gewissens einen beträchtlichen Teil der Schuld den Anophelesschwärmen zu. (Walter hat auf meinem Rücken die Einstiche in 30er-Schritten gezählt...) Dass mir diese LV trotz aller Gelsen sehr, sehr viel Spaß gemacht hat, hab’ ich bereits in Marchegg mehrmals betont. Und ja - der Kurs hat mir hinsichtlich Didaktik und Fachwissen auf einer Skala von 1-10 mindestens 11 Punkte gebracht. Bin sicher wieder mal dabei! Verwendete Literatur Bellmann, Heiko: Der neue Kosmos-Insektenführer. Kosmos: Stuttgart 1999. 46 Hans-Eckhard Gruner. 3.Tl.: Mollusca, Storch, Volker; Welsch, Ulrich: Kurzes Engelhardt, Wolfgang: Was lebt in Tümpel, Sipunculida, Echiurida, Annelida, Onycho- Lehrbuch der Zoologie. 7.Aufl. Spektrum: Bach und Weiher? Pflanzen und Tiere unse- phora, Tardigrada, Pentostomida. 5. Aufl. Heidelberg 2003. rer Gewässer. Kosmos: Frankfurt am Main Gustav Fischer: Stuttgart 1993. 2003. Systematische Zoologie. Hg. V. Storch, U. Welsch. 4. Aufl. Gustav Fischer: Frömming, Ewald: Biologie Stuttgart 1991. der mitteleuropäischen Süßwasserschnecken. HumUnterbrunner, Ulrike: Lebendiges boldt: Berlin. Lernen in der Umwelterziehung. Heft 9. ARGE 1986. Hödl, Walter; Eder, Erich: Die Groß-Branchiopoden Wehner, Rüdiger; Gehring, Wal(„Urzeitkrebse”) der österter: Zoologie. 23.Aufl. Thieme: reichischen March-ThayaStuttgart 1995. Auen. In: Fließende Grenzen. Lebensraum MarchThaya-Auen. Wien, 1998. S.247-258. Jacobs, Werner: Biologie und Ökologie der Insekten. 3. Aufl. Gustav Naumann, Hans: Wasserjungfern oder Fischer: Lübeck 1998. Libellen. Die neue Brehm-Bücherei. Bd. 55. Geest & Portig: Leipzig 1952. Lehrbuch der Entomologie. Hg. Konrad Dettner u. Werner Peters. 2.Aufl. Spektrum: Spezielle Zoologie. Hg.: Wilfried Westheide München 2003. u. Reinhard Rieger. Tl.1.: Einzeller und wirbellose Tiere. Spektrum: München 1996. Lehrbuch der speziellen Zoologie. Hg.: http:// univie.ac.at / freilanddidaktik 47 reptilien der marchauen von Christiane Maurer & Philip Holzweber Allgemeines über Reptilien: Reptilien sind eine stammesgeschichtlich sehr alte Wirbeltierklasse. Die ältesten fossilen Funde stammen aus der Steinkohlezeit vor ca. 260 Mio. Jahren. Diese Funde zeigen auch, dass Reptilien einst eine wesentlich größere Vielfalt an Körpergröße und Körperbau aufwiesen als es heute der Fall ist. Bis auf wenige Ausnahmen sind Reptilien reine Landbewohner. Die Haut ist von hornigen Schuppen oder Schildern bedeckt, was einerseits eine zu starke Verdunstung verhindert, und andererseits einen wirksamen Schutz gegen Feinde bildet. Regelmäßige Häutungen ermöglichen ein ungehindertes stetiges Wachstum. Bei den Lacteridae (Eidechsen) löst sich die Haut in Schuppen vom Körper, bei Serpentes (Schlangen) hingegen reißt sie am Kopf auf und die Tiere schlüpfen aus der dabei unverletzt bleibenden hornigen Haut (Schlangenhemd) heraus, wobei die Innenseite nach außen gestülpt wird. Die Ausbildung der Körperbeschuppung ist ein wichtiges Bestimmungsmerkmal. Die Haut der Reptilien ist drüsenarm. Schleimdrüsen, die wie bei Amphibien die Haut feucht halten, fehlen ihnen völlig. Daher fühlt sich die Körperoberfläche stets trocken an. Reptilien sind poikilotherm – ihre Körpertemperatur steht in Abhängigkeit von der Außentemperatur. Dadurch sind der weltweiten Verbreitung klimatische Grenzen gesetzt. Alle in Mitteleuropa verbreiteten Reptilien legen im Winter eine Aktivitätspause ein und ziehen sich in frostgeschützte Winterquartiere zurück, wobei der Stoffwechsel stark reduziert wird. Fortbewegung: Eine Reduktion oder der Verlust der Gliedmaßen sind Entwicklungstendenzen, die in der Entwicklungsgeschichte der Eidechsen und Schlangen häufig und wiederholt auftraten. Dieser Verlust scheint mit der Benützung unterirdischer Lebensräume einherzugehen wie auch mit der Besiedlung von dichtem Grasland. Dieselben umweltbezogenen Anpassungen begünstigten auch die 48 Ausbildung eines verlängerten schlangenförmigen Körpers. In der Regel ist die Zahl der vorhandenen Wirbel umso höher (bei Schlangen oft mehr als 400), je stärker die Gliedmaßen reduziert sind. Die auf den ersten Blick ungewöhnliche Körperform der Schlangen ist keineswegs so ein Ausnahmefall. In der Entwicklungsgeschichte der Wirbeltiere kam es oft zu einer Verlängerung des Körpers und dem Verlust von Gliedmaßen – so etwa auch bei Aalen und Salamandern. Selbst ohne Beine sind verschiedene Formen der Fortbewegung möglich. Sowohl die weit verbreitete schlängelnde als auch die raupenförmige, geradlinige Fortbewegung konnte den Schülern eindrucksvoll präsentiert werden. Bei beiden Bewegungsformen nutzt die Schlange einen Kontrapunkt am Boden als Halt und hebt dann den Körper deutlich vom Boden ab um einen anderen Kontrapunkt zu finden. Bauplan, Lebensweise, Vor- und Nachteile Auf den ersten Blick erscheint uns eine Schlange als eine lange Röhre – dies bringt mit sich, dass das Maul im Vergleich zur Körpergröße, und damit zur benötigten Nahrungsmenge sehr klein ist. Nun haben lang- gestreckte beinlose Wirbeltiere verschiedene Wege eingeschlagen, um dieses Problem zu lösen. So fressen einige große Mengen sehr kleiner Beutetiere, andere fangen wiederum größere Beute und reißen davon Stücke hinunter. Die meisten Schlangen entwickelten jedoch eine dritte Möglichkeit: Der Schädelbau wurde so grundlegend verändert, dass die Schlange Beuteobjekte verschlingen kann, die im Verhältnis zum eigenen Körperdurchmesser riesig sind. Im Schädel einer Schlange sind die festen Verbindungsstellen gelockert um die Beweglichkeit zu erhöhen. Die Öffnung der Luftröhre kann zur Seite geschoben werden, sodass die Schlange weiterhin atmen kann während sie ein Beutetier verschlingt – was oft Stunden dauern kann. All dies ermöglicht es den Schlangen lange Zeit ohne Nahrung auszukommen. Hinzu kommt die niedrige Rate mit der Schlangen Energie für eigene Körperprozesse aufwenden. All dies ermöglicht es der Schlange und auch anderen wechselwarmen Wirbeltieren Gebiete mit geringem und nur zufälligem Nahrungsangebot zu besiedeln. Die Ektothermie bringt noch andere Vorteile mit sich. Da Säugetiere und Vögel konstant hohe Körpertemperatur aufrechterhalten müssen, haben sie erhebliche Probleme damit, dass sie Wärme an die Umgebung abgeben – d.h. sie benötigen eine isolierende Körperdecke und müssen einen relativ rundlichen Körper mit möglichst wenig Oberfläche aufweisen. Da Ektotherme diese Sorgen nicht kennen, können sie sich nahezu jeden Körperbau leisten. Häufig ist ein langgestreckter Körper von Vorteil – etwa dann, wenn ein Tier in eine enge Spalte schlüpfen möchte. Der speziell langgestreckte Körper von Schlangen bietet auch durch die große Oberfläche die Möglichkeit, schnell Wärme aufzunehmen (Sonne). Auch Regulation durch Veränderung des Körperumrisses ist möglich – eine zusammengerollte Schlange bietet viel weniger Oberfläche zur Wärmeabnahme oder Wärmeaufnahme als eine gestreckte. Natürlich kann Ektothermie nicht nur Vorteile beinhalten, denn sonst gäbe es schon lang keine entothermen Lebewesen mehr oder es hätte sie niemals gegeben. Es erscheint zu weit hergeholt, hier auf all die Vorteile einzugehen, die die jeweiligen Lebensweisen aufweisen. Vielleicht nur einige passende: Bei niedrigen Temperaturen wie sie in unserem Klimabereich öfters auftreten, stehen Reptilien vor einer Zwick49 mühle. Einerseits müssen sie ihren Körper unbedingt der Sonne aussetzen, um warm zu werden, andererseits können sie sich, solange sie kalt sind, nur langsam bewegen und fallen so sehr leicht Räubern zum Opfer, die diese physiologische Einschränkung nicht kennen (Säuger, Vögel). Reptilien zeigen deshalb ein bestimmtes Kompensationsverhalten. So sind die meisten Tiere bei ganz niedrigen Temperaturen unfähig, auf die meisten Reize zu reagieren. Sobald sie etwas wärmer geworden sind, zeigen sie oft sehr aggressives Verhalten – sie bluffen oder beißen, was weniger Energie kostet als davonzulaufen. Ein bekanntes Problem ist auch, dass sich Reptilien gern auf warmen Asphaltstraßen sonnen und so oftmals dem Verkehr zum Opfer fallen. In Marchegg war es ebenfalls auffällig, dass zahlreiche Reptilien am aufgeheizten Schotter der Bahnlinie und auch auf den Steinplatten rund ums Haus zu finden waren. Ein beliebter Platz war auch die sandige Fläche unter der Bahnbrücke wo uns gleich bei der Ankunft eine Würfelnatter in die Hände lief. Interessanterweise ist der typische Lebensraum dieser Art beim und v.a. im Wasser. Im Frühjahr herrschen dort jedoch zu niedrige Temperaturen vor und so es zieht sie eher an wärme- re Standorte. Ebenso bleibt die Äskulapnatter um diese Jahreszeit ihrem eigentlichen Lebensraum, den Bäumen, fern. Auch sie nutzt die Gemütlichkeit der Erdoberfläche, die sich wesentlich schneller erwärmt als das Wasser und die Luft. Eidechsen können weiters ihren Schwanz abwerfen, um Räuber abzulenken – Autotomie, das Abwerfen von Körperteilen, kommt bei Wirbellosen durchaus häufiger vor, bei Wirbeltieren jedoch gibt es nur einige wenige Ausnahmen. Für eine Eidechse kann der Verlust des Schwanzes ernste Folgen haben, da hier Fett gespeichert wird und ohne diese Reserve die Überlebenschance im Winter sinkt. Ebenfalls bedeutet der Schwanzverlust eine Einschränkung bei der Fortbewegung und beim Fortpflanzungserfolg. Fortpflanzung und Entwicklung: Bei Eidechsen und Schlangen erfolgt eine innere Befruchtung. Sie besitzen eine schlitzförmige Kloakenspalte – in die Kloake münden Verdauungs- und Urogenitaltrakt gemeinsam. Männchen verfügen über paarige Einführungsorgane, die Hemipenes. Die Fortpflanzungshäufigkeit hängt von den klimatischen Bedingungen ab. Unter Umständen kann ein Weibchen nicht jedes Jahr genügend Energie speichern, um ein Gelege zu produzieren und lässt deshalb auch manchmal eine Gelegenheit zur Fortpflanzung aus. Unter den Lacertidae und Serpentes ist die Fortpflanzung über Ovoviviparie vorherrschend, doch es kam mehrfach zur Entwicklung von Viviparie – oft ist diese Entwicklung fließend verlaufen, schon deshalb weil durchschnittlich die Hälfte der Embryonalentwicklung in den Eiern abläuft, solange sich diese noch im Inneren des Körpers befinden. Ein Grund für die Entwicklung von Viviparie liegt in der geografischen Verbreitung lebendgebärender Arten. Diese bewohnen nämlich meist kühlere Gebiete als ihre eierlegenden Verwandten und sie sind zudem die einzigen Arten, die auch in wirklich kalte Gebiete vordringen. Offenbar ist der Boden dort zu kalt, um den Eiern eine erfolgreiche Entwicklung zu ermöglichen. Dagegen können Eier, die im Körper der Mutter zurückbleiben, wesentlich wärmer gehalten werden, denn diese kann sich in die Sonne legen und warme Unterstände aufsuchen. Nachteil: Die Weibchen sind in ihrer Bewegungs50 freiheit eingeschränkt. Ringelnattern beispielsweise umgehen die Tatsache der kühlen Witterung, indem sie ihre Eier in Misthaufen legen, die sich durch die rege Bakterientätigkeit erwärmen und so eine beschleunigte Entwicklung ermöglichen. Sinnesorgane: Für die meisten Reptilien sind drei Sinnesorgane überlebenswichtig: Gesicht, Gehör, und Geruch. Dabei hängt die relative Bedeutung eines jeden Sinnesorganes stark von der Lebensweise der jeweiligen Art ab. Besonders hervorzuheben ist die gespaltene Zunge der Schlangen, die hervorragend geeignet ist, um Chemikalien der Umgebung wahrzunehmen. Schlangen ziehen ihre Zunge immer wieder in den Mund zurück, um Partikel aus der Umgebung dem Jakobsonschen Organ am Munddach zuzuführen. Gut zu erkennen ist bei der Schlange auch, dass die Augen nicht von Lidern, sondern von einer transparenten Kappe bedeckt werden, wodurch diese ihren sprichwörtlichen starren Blick erhält. Bei Eidechsen ist die Öffnung des Gehörgangs gut zu erkennen. Schlangen hingegen besitzen weder eine äußere Ohröffnung, noch ein Trommelfell, eine Tympanumhöhle oder eine Eustachische Röhre. Deshalb galten sie auch lange Zeit als taub. Dies stimmt nicht ganz, da sie Erschütterungen und auch Vibrationen der Luft über die Körperoberfläche wahrnehmen können. der Paarungszeit in der Regel grüne Körper, Kopf- und Bauchseiten mit schwarzen Flecken, die Seitenzonen der Weibchen sind graubraun mit braunschwarzen, weißgekernten Fleckchen. Die Bauchseite ist bei den Männchen grünlich, bei den Weibchen gelblich oder weißlich und schwarz gepunktet. Die intensive GrünfärIn den Marchauen vorkommende Reptibung der Männchen in der Paarungszeit lienarten: (=Frühjahr) ist oft ein Verwechslungsgrund mit der Smaragdeidechse. An den Flanken 1. Zauneidechse – Lacerta agilis agilis sind die typischen großen weißen, dunkel umrahmten Augenflecken (=Ocellen) ausgeBeschreibung: bildet, die bei Jungtieren bis zu drei Reihen Die Zauneidechse kann bis zu 24 cm lang pro Flanke bilden können. Bei älteren werden. Ihr Kopf ist auffallend hoch und Männchen sind die Augenflecken oft nicht stumpf. Der gedrungene, kräftige Körper mehr erkennbar. besitzt einen relativ kurzen und langen Schwanz. Der unverletzte Schwanz ist ein Drittel länger als der Körper. Der freie Rand Männchen in der Paarungszeit des Halsbandes ist gezähnt. Die Zauneidechse besitzt gekielte Rückenschuppen. Bei der Zauneidechse unterscheiden sich die beiden Geschlechter als auch die Jungtiere in der Färbung. Die Grundfarbe vom Oberkopf, Rücken und Schwanz ist bräunlich. Bei heranwachsenden Tieren verdunkeln sich die Seitenzonen, und die Rückenzone bleibt heller mit einem beidseitigen, dunklen Längsband. Dieses Band ist ebenfalls mit Ocellen versehen. Die Männchen besitzen in 51 Weibchen Biologie: Die Zauneidechsen sind keineswegs so beweglich wie ihr wissenschaftlicher Name „agilis“ ausdrückt und daher eher leicht zu fangen. Sie bevorzugen Trockenmauern, Steinhaufen, Bahndämme und sonnige Waldränder als Aufenthaltsplätze. Kahles Gestein und nackte Felswände meiden sie. In klimatisch begünstigten Lagen kommt die Zauneidechse bereits im März aus ihrem Winterquartier. Die Männchen und die Jungtiere zeigen sich dabei zuerst. Die Paarung erfolgt von April bis Mai. In dieser Zeit finden auch die typischen Kämpfe zwischen den Männchen statt. Zwischen Mai und Juni werden vom Weibchen an feuchten Stellen 4 bis 15 weichschalige, walzenförmige, haselnussgroße, weiße Eier vergraben. Der Schlupf erfolgt etwa 8 – 10 Wochen danach. Die Jungtiere besitzen dann eine Gesamtlänhttp:// univie.ac.at / freilanddidaktik ge von 3 bis 4cm. Im September oder im Oktober ziehen sich die Zauneidechsen in ihre Winterquartiere, meist Erdhöhlen, zurück. Die Jungtiere verkriechen sich meist einen Monat nach den Erwachsenen. Die Nahrung der Zauneidechse setzt sich aus Spinnen, Schnecken und Krebstieren zusammen. Geschlecht unterschiedlich. Die Rückenfärbung ist bei beiden Geschlechtern hell- bis dunkelgrün (selten auch bräunlich). Das Männchen besitzt gleichmäßig verteilte, kleine schwarze Pünktchen auf dem Rücken die beim Weibchen oft zu dunklen Reihen entlang von weißlich - gelblichen bis blassgrünen Linien angeordnet sind. Die Unterseite ist blassgelb und das Kinn sowie die Kehle sind weißlich. Das Männchen besitzt Verbreitung: Die Zauneidechse ist in ganz Österreich ver- eine auffallend blaue Färbung der Kehlregibreitet und in allen Landschaften Nieder- on, die während der Paarungszeit leuchtend österreichs anzutreffen. Trotz ihrer nur blau ist. geringen Anforderungen an die Umwelt, konnte bereits vor Jahren eine rückläufige Populationsentwicklung festgestellt werden. 2. Smaragdeidechse – Lacerta viridis viri dis Beschreibung: Die Smaragdeidechse wird bis zu 40 cm Männchen in der Paarungszeit lang, wovon der Schwanz zwei Drittel der Weibchen Körperlänge ausmacht, und ist damit die größte heimische Eidechse. Sie besitzt einen hohen, zugespitzten Kopf und einen langen, schlanken Schwanz. Das Halsband ist wie bei der Zauneidechse gezähnt. Die Rückenschuppen sind klein und gekielt. Die Färbung und die Zeichnung sind nach Alter und 52 Biologie: Im März (Männchen) bzw. im April (Weibchen) verlassen die Smaragdeidechsen ihre Winterquartiere. Nach der 1. Häutung im Frühjahr zeigen die Männchen bereits die auffallende Färbung der Kehle. Im April finden die Kommetkämpfe statt. 4 Wochen nach der Paarung, bei der das Weibchen vom Männchen in die Flanken gebissen wird, vergräbt das Weibchen seine 8 – 10 bohnengroßen Eier in die Erde. Nach der Eiablage wird das Erdloch wieder eingeebnet. Nach weiteren 3 Monaten schlüpfen die Jungtiere und graben sich selbst an die Oberfläche. Die Jungtiere besitzen nach dem Schlupf eine Körpergröße von 6 – 9 cm. Es konnte auch eine Herbstpaarung beobachtet werden. Die Smaragdeidechse kommt vor allem auf trockenen, der Sonne ausgesetzten Hängen oder Felswänden vor, die zum Teil mit einzelnen Sträuchern oder Bäumen bewachsen sind. Die Smaragdeidechse ernährt sich von Heuschrecken, Grillen, Spinnen, Käfern und ähnlichem. liegt ihr Hauptverbreitungsgebiet zwischen Krems und Ybbs bzw. zwischen Langenlois und Wegscheid. In größerer Zahl kommt sie in der Nähe der tschechischen Grenze in der Umgebung um Retz vor. erwachsenen Tiere ist grau, kupferfarben, braun bis schwarz. Die Unterseite ist schwarz bis blaugrau gefärbt, gelegentlich mit blauen Flecken. Die Jungtiere sind am Rücken hellgrau, oft silbrig, auf der Bauchseite schwarz. Über den Rücken zieht ein dunkler Längsstrich bis zur Schwanzspitze, der bereits hinter den Augen beginnt. Der 3. Blindschleiche – Anguis fragilis fragilis Mittelstreifen ist bei erwachsenen Tieren meist reduziert. Beschreibung: Die Blindschleiche wird bis zu 50 cm lang. Sie hat einen lang gestreckten, fußlosen Körper. Die Augenlider sind im Gegensatz zu den Schlangen getrennt und frei beweglich. Die Schuppen bedecken den Körper einheitlich, wohingegen bei den Eidechsen Bauch – und Rückenschuppen getrennt vorliegen. Die Blindschleiche besitzt nur an Rücken – und Bauchseite größere Schuppen. Der Rumpf geht unmerklich in den Schwanz Blindschleichenweibchen über. Der unversehrte, also nicht regenerierte Schwanz, wird länger als der restliche Biologie: Körper. Der leicht abbrechbare Schwanz Die Blindschleiche ist ein Dämmerungstier. regeneriert nicht so gut, wie bei anderen Ihre Tagaktivitätsmaxima fallen in die Zeit Verbreitung: Eidechsen. Es bildet sich nur ein kurzer, von 5 bis 10 Uhr morgens und 18 bis 21 Uhr Die Verbreitung der Smaragdeidechse ist kegelförmiger meist dunkler Schwanz- abends. Diese Aktivitätszeiten können sich innerhalb Österreichs auf die östlichen stumpf aus. Ein Züngeln ist nur bei leicht an regnerischen Tagen verschieben, da die Bundesländer beschränkt. Sie kommt entgeöffnetem Mund möglich, da eine Ausspa- Tiere oft nach Regenfällen auf Nahrungssulang der Donau von Königstetten bis zu den rung in der Oberlippe, wie es bei Schlangen che gehen. Die Blindschleiche ist ein Hundsheimerbergen vor. Gegen Westen üblich ist, fehlt. Die Oberseitenfärbung der Bodentier, das schattige Plätze bevorzugt. 53 Sie ist vor allem in Wäldern und auf Hängen mit Büschen und Sträuchern zu finden, wobei sie sich vor allem gerne unter Baumrinden und unter Steinen aufhält. Die Bodenfeuchtigkeit spielt in diesen Fällen nur eine untergeordnete Rolle. Die Paarung, bei der das Männchen das Weibchen in den Nacken beißt, findet von April bis Mai statt. Nach dreimonatiger Paarungszeit werden 5 – 26 Jungtiere geboren, die ihre Eihüllen bei oder kurz nach der Geburt verlassen (Ovoviviparie). Die Fortbewegung erfolgt in weiten starren Windungen, wegen der Ausbildung von Knochenplättchen unter den Schuppen. Die Blindschleiche zieht sich Ende Oktober in ihr Winterquartier zurück und bleibt dort bis März. Bis zu 30 Artgenossen überwintern gemeinsam in einer Erdhöhle. Blindschleichen verzehren vor allem Nacktschnecken und Regenwürmer. Das älteste, bekannte Exemplar stammt aus einem Zoo in Kopenhagen mit einem unglaublichen Alter von 54 Jahren. Durchschnittlich werden diese Reptilien 20 bis 28 Jahre alt. Die natürlichen Feinde der Jungtiere sind Kröten, und große Laufkäfer. Die ausgewachsenen Tiere hingegen werden vor allem vom Fuchs, vom Marder, vom Igel, vom Dachs, von Vögeln, von Kreuzottern und von Schlingnattern bedroht. Verbreitung: Die Blindschleiche ist in ganz Österreich verbreitet. Ovoviviparie und eine geringe Vorzugstemperatur ermöglichen den Blindschleichen bis zu Höhen von 2400m passende Lebensräume zu finden. In Niederösterreich sind diese Reptilien in allen natürlichen Landschaften anzutreffen. Sie kommt vor allem in Niederösterreich sehr zahlreich vor. Der Grund, warum man sie so selten zu Auge bekommt, sind wohl ihre versteckte Lebensweise und ihre Hauptaktivitätszeiten. 4. Europäische Sumpfschildkröte - Emys orbicularis Beschreibung: Die europäische Sumpfschildkröte ist eine dunkle Schildkröte mit abgeflachtem Panzer. Sie kann bis ca. 20 cm lang werden. Ihr Kopf und ihr Hals weisen mehr oder weniger gelbe Sprenkelung auf dunklem bis schwarzem Untergrund auf. Ihr heller Bauchpanzer ist mit unregelmäßiger schwarzer Fleckung versehen. Der Schwanz bei den Männchen ist länger und kräftiger als bei den Weibchen. Biologie: Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus tierischer Kost (Kaulquappen, Wasserinsekten, Fische). Daneben werden aber auch, vor allem von erwachsenen Individuen, gelegentlich Wasserpflanzen und Algen gefressen. Europäische Sumpfschildkröten sind eine sehr scheue Reptilienart mit hoher Fluchtdistanz. Sie sonnen sich gerne auf Totholz und Schwemmgutansammlungen. Verbreitung: In Österreich waren sie wahrscheinlich nur im pannonischen Tiefland und am Bodensee (dort aber bereits ausgestorben) ursprünglich heimisch. Bestände mit erfolgreicher Fortpflanzung konnten in den Donau- und Marchauen festgestellt werden. Alle anderen Vorkommen sind mit großer Wahrscheinlichkeit auf ausgesetzte Tiere zurückzuführen. Europäische Sumpfschildkröten bevorzugen Fluss-Systeme in klimatisch begünstigten Gebieten, wie zum Beispiel in Auwäldern an vegetationsreichen Altarmen mit schlammigem Bodengrund. 54 5. Ringelnatter - Natrix natrix Beschreibung: Das Männchen wird nicht länger als 1 Meter. Das Weibchen wird selten länger als 1,5 Meter. Der Körper der Ringelnatter ist, wie es für alle Schlangen typisch ist, bei den Weibchen kräftiger ausgebildet als bei den Männchen. Der Kopf, der vom Hals deutlich abgesetzt ist, ist relativ groß und hoch. Das Auge der Ringelnatter ist mit einer runden Pupille versehen. Die Rückenschuppen sind stark gekielt. Dem unpaaren Schnauzenschild schließen beidseitig 7 oder 8 Oberlippenschilder an, von denen das 3. und das 4. (bzw. das 4. und das 5.) direkt an den unteren Augenrand stoßen. Die Kopfoberseite wird von 9 großen glänzenden Schildern bedeckt. Die Oberseite des Körpers ist meist grünlich – grau in den verschiedensten Schattierungen und trägt im Normalfall 4 – 6 Längsreihen kleiner, schwarzer Fleckchen. Ein deutliches Erkennungsmerkmal der erwachsenen Ringelnatter sind die beiden gelben Hinterhauptsflecken, die vorne und hinten schwarz eingegrenzt sind. Biologie: Die bodenlebenden, tagaktiven Ringelnattern sind nur selten in trockenen Waldgebieten anzutreffen. Sie bevorzugen Auen und die Umgebung von Bächen, Flüssen und Seen. Wenn man eine Ringelnatter einfängt, entleert sie ihre Stinkdrüsen, ähnlich wie die Würfelnatter, anstatt zu beißen (wie es zum Beispiel die Äskulapnatter macht). Die Paarung findet in den Monaten Mai und Juni statt. Das Männchen beißt sich am Weibchen fest. Ungefähr 8 – 10 Wochen nach der Frühjahrspaarung beginnt die Eiablage. Es werden 11 – 32 länglich – ovale Eier in alten Baumstümpfen, Mistbeeten, Laubhaufen oder in Mauerlöchern abgelegt. Für die Wahl des richtigen Eiablageplatzes kommen verschiedene Faktoren, wie zum Beispiel Wärme und Feuchtigkeit, ins Spiel. Die Länge der geschlüpften Jungtiere beträgt ca. 18 cm. Die Zeit der Winterruhe ist bei den Ringel- nattern von Oktober bis April, wobei sich mehrere Individuen in tieferen Spalten der Uferböschungen oder in alten Baumstämmen verkriechen. Die Ringelnatter ernährt sich von kleinen Fischen, Molchen, Fröschen, Kröten und Kleinsäugern. Verbreitung: Die Ringelnatter ist in ganz Österreich verbreitet. In Niederösterreich ist sie meist in der Nähe, bisweilen aber auch fernab von Wasserstellen in einer Höhenlage bis zu 1500 m zu finden. Sie ist die in Niederösterreich am häufigsten vorkommende Schlangenart. 6. Würfelnatter – Natrix tessellata Beschreibung: Das Weibchen erreicht eine Körperlänge von bis zu 1m, das Männchen wird 60 – 70 cm lang. Die Würfelnatter hat einen länglich, schmalen Kopf und leicht vorstehende, nach oben gerichtete Augen. Sie ist neben der Ringelnatter die einzige auch stark ans Wasser gebundene Schlangenart Österreichs. Sie besitzt runde Pupillen, wie alle 55 anderen heimischen Nattern auch. Die Rükkenschuppen sind wie die Schuppen der Schwanzoberseite deutlich gekielt. Der Kopf wird von neun großen Schildern bedeckt, die Schilder der Schwanzunterseite und das Afterschild sind geteilt. Die Körperoberseite ist hell – bis dunkelbraun mit dunklen Flecken. Die Unterseite ist weiß bis gelblich mit deutlicher schwarzer Würfelzeichnung (=> Name!) Biologie: Die Würfelnatter ist ein bodenlebendes Tagtier und nur gelegentlich dämmerungsaktiv. Sie ist ein großartiger Schwimmer und Taucher, wobei sie auch längere Zeit am Grund von Gewässern liegen kann. Wie schon bei der Ringelnatter erwähnt, beißt die Würfelnatter aüßerst selten zu, wenn sie eingefangen wird, sie entleert anstatt dessen ihre Stinkdrüsen. Die Paarung erfolgt in der Zeit von April bis Juni, in den Monaten Juni oder Juli legt die Würfelnatter 5 – 25 in lockerem Erdreich oder in Dunghaufen ab. Ungefähr 5 – 10 Wochen später schlüpfen die Jungtiere mit einer Länge von bis zu 20 cm. Die Aktivität der Würfelnatter setzt bei 10 bis 11°C ein. Von Oktober bis März halten diese Reptilien ihre Winterruhe. Die Würfelnatter ist immer in der Nähe von Gewässern anzutreffen. An sonnigen Tagen liegt sie auch gerne auf Steinen am Ufer und flüchtet vor Räubern blitzschnell ins Wasser. Die Würfelnatter ernährt sich hauptsächlich von Fischen, Fröschen und Molchen. Sie kann aber auch Kröten und Kleinsäuger fressen. Der größte Feind der Würfelnatter ist die Bisamratte. Verbreitung: Bis auf Tirol, Salzburg und Oberösterreich ist die Würfelnatter in ganz Österreich verbreitet. In Niederösterreich besitzt sie nur lokale Vorkommen. Im Osten Niederösterreichs stellt das Stadtgebiet Wien und die Umgebung Wiens ein geschlossenes Verbreitungsgebiet dar. 7. Schlingnatter – Coronella austriaca austriaca Beschreibung: Die Schlingnatter wird bis zu 75 cm lang. Sie hat einen schlanken Körper, ihr Körper ist flach und oval. Die Rückenschuppen sind ungekielt. Beiderseits an das unpaare Schnauzenschild schließen 7 (8) Oberlippenschilder an. In Richtung Nasenöffnung wird das Auge von einem, nach hinten von 2 übereinander liegenden Schildchen, begrenzt. Die Kopfoberseite wird von 9 größeren, matten Schildern bedeckt. Die Färbung der Schlingnatter ist sehr variabel. Beim Männchen ist die Oberseite braun, beim Weibchen ist sie gräulich. Am Kopf ist ein dunkler Fleck, der zweischenkelig über den Nacken reichen kann, und sich in einer mindestens zweireihigen Fleckung auf der Körperoberseite fortsetzt. Aufgrund dieses 56 scheinbaren “Zick-Zackbandes” kommt es immer wieder zur Verwechslung mit der Kreuzotter. Die Unterseite ist bei Jungtieren ziegelrot, bei erwachsenen Weibchen gräulich bzw. bei erwachsenen Männchen rötlich braun mit leichter Sprenkelung. Biologie: Die Schlingnatter ist ein Tagtier. Sie bevorzugt offenes, trockenes Gelände mit Waldrändern oder Mauern, ist aber auch in Mooren und Augebieten anzutreffen. Sie ist in Niederösterreich zwar an einigen Orten zu finden ist aber nirgends wirklich häufig anzutreffen. Die Paarungszeit erstreckt sich von April bis Mai. Bei der Paarung selbst beißt sich das Männchen am Hals des Weibchens fest. Die Schlingnatter ist ovovivipar. Ende August bzw. Anfang September werden 3 bis 15 Jungtiere abgesetzt, die sofort nach der Geburt so angriffslustig wie ihre Eltern sind. Die Schlingnatter ernährt sich vorwiegend von Eidechsen, Blindschleichen, jungen Schlangen und Mäusen, die sie alle durch Umschlingen mit dem Körper erdrosselt (=> Name!). In der Zeit von Oktober bis März suchen die Schlingnattern ihre Winterquartiere auf, welche meist Erdlöcher sind. Verbreitung: Ähnlich wie die Blindschleiche ist die Schlingnatter in ganz Österreich verbreitet. In Niederösterreich ist sie sowohl in den Tieflagen des Wiener Beckens als auch in Höhenlagen mit bis zu ca. 1500m zu finden. In den Alpen reicht ihre Verbreitungszone bis zu 2000 Metern Seehöhe. 8. Äskulapnatter – Elaphe longissima longissima seite ist gelbbraun, olivefarben, braun bis schwarzbraun. Sie hat viele Rücken- und Flankenschuppen mit weißen Rändern, wodurch eine leichte längsgerichtete Strichelzeichnung entsteht. Die Unterseite ist blassgelb bis zitronengelb. Die Körperschuppen sind glatt und glänzend. Die breiten Bauchschilder reichen beiderseits bis auf die Flanke und haben einen schwach ausgeprägten Kiel (Kletterhilfe), sodass bei einer am Boden liegenden Schlange ein gelber Beschreibung: Die Äskulapnatter ist eine sehr große Schlange, sie kann bis zu 2 Meter lang werden. Sie ist eine kräftige und dennoch schlank wirkende Natter. Der schmale und kleine Kopf ist vom Körper abgesetzt. Die Äskulapnatter hat relativ große Augen mit runden Pupillen. Die Grundfarbe der OberLängsstreifen zu sehen ist. Jungtiere sind auffälliger gezeichnet mit großen, dunklen Flecken am Rücken, mit dunkler Querbinde über der Schnauze und mit beiderseits hellgelben Nackenflecken (Verwechslungsmöglichkeit mit der Ringelnatter). Biologie: Die Paarungszeit der Äskulapnatter dauert von Mai bis Juni. Bei der Paarung beißt sich 57 das Männchen am Hals des Weibchens fest (wie bei den anderen Arten). Je schneller sich dabei das weibliche Tier bewegt, desto heftiger wird es vom Geschlechtspartner verfolgt. Ende Juni werden 5 bis 8 Eier in Baumstümpfen, Mulm, Mist, … abgelegt. Die Reifung im Ei dauert im Allgemeinen 6 – 8 Wochen. Die Länge der geschlüpften Jungtiere beträgt 18 – 21 cm. Die Zeit von Oktober bis März verbringt die Äskulapnatter in ihrem Winterquartier. Die Nahrung dieser größten heimischen Schlange setzt sich vorwiegend aus Mäusen, Maulwürfen, Eidechsen und Vögeln zusammen. Die Äskulapnatter verschlingt ihre Beute nicht lebend, sondern erwürgt sie vorher durch Umschlingen. Die Äskulapnatter kann wegen ihrer großen Körperlänge und wegen den scharfen Längskanten, die durch die Bauchschuppen gebildet werden, besonders gut klettern. Die Äskulapnatter ist ein wärmeliebendes Tagtier, welches sich besonders in trockenen, warmen Gebieten bei Steinhaufen, altem Gemäuer oder auf Wiesen aufhält. se. Die Äskulapnatter hält sich vor allem in 3 Hauptverbreitungsgebieten auf, nämlich in der Übergangszone Wienerwald – Wiener Becken, im Kamptal und in der Wachau. Sie fehlt im Hochgebirge. Fachdidaktischer Teil Lehrziele: Kenntnis wichtiger/interessanter Vertreter der typischen Reptilienfauna der March. Ökologie: Erkennen und beschreiben lernen ten Kräften und unter professioneller Anleider unterschiedlichen Reptilien-Lebensräutung von Frl. Maurer wurde dieses errichtet me an der March, und damit verbunden, der (siehe Foto). Erkenntnisgewinn, anhand der Morphologie der Reptilien ihren spezifischen Lebensraum und evtl. etwas zu ihrer Lebensweise erfahren zu können. Kenntnis der Gefährdung der Reptilien Methoden: Als Unterrichtsstil wurde ein fragend-entwickelndes Gespräch mit der Schüler-KleinVerbreitung: gruppe (meist 5 Personen) gewählt. Die Äskulapnatter ist in allen Bundeslän- Schauplatz war direkt neben dem Quartier dern in Österreich, außer in Vorarlberg ver- unter einem kleinen Zelt als Sonnenschutz breitet. In Niederösterreich zeigt sie ein ähn- für uns und v.a. für die Reptilien. Mit vereinliches Vorkommen wie die Smaragdeidechhttp:// univie.ac.at / freilanddidaktik 58 Schlusswort und –bild Zur Illustration hatten wir ein Plakat, mit Fotos der an der March vorkommenden Reptilienarten montiert, welches aber auf Grund der persönlichen Anwesenheit fast aller Tiere überflüssig war. Am lebenden Objekt wurde auf die Besonderheiten und evolutionären Anpassungen der Reptilien eingegangen. Auch Rückschlüsse auf Verhalten, Lebensraum und –weise konnten auf Grund von äußeren Merkmalen geschlossen werden. Besonders schön funktionierte dies, als eine Ringelnatter, die sich von uns offenbar zu sehr belästigt fühlte, einen halbverdauten Frosch in der Schülerrunde herv o r w ü rgte. Aber auch durch „Begreifen“ der Tiere (z.B. der Bauchschuppen der Äskulapnatter) und durch genaue Beobachtung (z.B. des Zubeißens in die Hand des Vortragenden oder Hinterfragung des Tarnmusters am Bauch der Würfelnatter) war es den Schülern möglich Sinn und Zweck von verschiedensten Merkmalen zu verstehen. Alles in allem bleibt noch zu sagen, dass die Exkursion, sicher für alle Beteiligten, eine Bereicherung an Erfahrungen verschiedenster Art war. Sozialer, biologischer … und kulinarischer. LITERATUR: Grillitsch, Britta. Lurche und Kriechtiere Niederösterreichs. 1. Aufl. Facultas-Verl. Wien 1983 Cabela, Antonia; Tiedemann, Franz; Schultz, Ortwin. Atlas der Amphibien und Reptilien Österreichs. Berger Verlag. Wien 1985. Gruber, Ulrich. Amphibien und Reptilien. Franckh-Kosmos. Stuttgart 1994 Cogger, Gzweisel, Kirshner. Reptilien und Amphibien, Enzyklopädie der Tierwelt. Orbis - Verlag www.herpetofauna.at Es bedanken sich Christiane Maurer und Philip Holzweber und zig-tausende Gelsen. 59 evaluation lehr- & lernziele von Erich Eder Viel vorgenommen hatten sich die TeilnehmerInnen unserer Lehrveranstaltung sowohl was die Lehrziele ihres ersten Freiland-Unterrichts als auch die eigenen Lernziele im Rahmen der Lehrveranstaltung Freilanddidaktik betraf. Lehrziele Auf die Frage Was möchtest Du den SchülerInnen bei dieser LV vermitteln? wurden die vielfältigsten - oft reichlich hoch gesteckten - Ziele genannt. Die Lehrziele lassen sich im wesentlichen in vier Kategorien unterteilen (wobei die Übergänge natürlich fließend sind): Fachliches Wissen, Umweltbildung, Sinne Schärfen und Emotionales. Einige Beispiele: 1a) Allgemein Fachliches ...zentrale biologische Erkenntnisse gewinnen, Prinzipien, Zusammenhänge, Kreisläufe und Abhängigkeiten in lebenden Systemen sehen lernen und damit Grundzüge eines biologischen bzw. naturwissenschaftlichen Weltverständnisses erwerben... ...Schüler sollen sich für evolutive Zusammenhänge interessieren... ... zeigen,dass nichts in der Natur sinnlos ist... 1b) Themenbezogen Fachliches ...die Vielfalt an Leben im Süßwasser zu erkennen und die Schüler dazu zu bringen, teilweise selbst zu erkennem, wie sich die Tiere an ein Leben im Wasser angepasst haben... ...zeigen, dass Tier- und Pflanzenwelt eng miteinander verbunden sind... ...vermitteln, dass auch Pflanzen spannend sein können und nicht nur etwas “lebloses” sind... ... gilt es zu zeigen, dass der Schritt aufs Land ein sehr gewagter ist... 2) Umweltbildung ...Dass die Natur für uns Menschen wichtig ist, dass wir auf sie achten müssen... ...Wissen und Kompetenzen erwerben, die für einen umweltbewussten, nachhaltigen Umgang mit unseren Lebensgrundlagen motivieren und befähigen. Die Bedeutung des Artenund des Biotopschutzes soll erkannt werden... ...Bezug zur Natur erfahren... 3) Sinne schärfen ...Beobachten und genaues Anschauen zu trainieren... ... seine Umgebung genau zu beobachten und was man sieht zu beschreiben, Verborgenes zu entdecken... 60 4) Emotionales ...Schüler sollen positive Emotionen für Natur und Umwelt entwickeln... ...Scheu vor den Reptilien nehmen und auch den einen oder anderen dafür begeistern, sie aktiv zu schützen... ...allgemein: zeigen, wie interessant die Natur ist, und was sie sich so alles einfallen läßt. Dass sie Spaß in der Natur haben... ...Respekt vor der Natur/Leben, Kontakt mit Tieren und Pflanzen... ...Spaß miteinander haben und dass sich die Schüler gern an uns erinnern... Lernziele Die Erwartungen an die Lehrveranstaltung waren zwar durchaus auch hoch gesteckt, allerdings etwas vorsichtiger formuliert, vielleicht weil die meisten bereits pädagigische bzw. didaktische Lehrveranstaltungen hinter sich hatten. Eher nüchtern-vorsichtig hört sich etwa “Planung und Durchführung einer Exkursion. Erfahrungen mit dem Unterrichten im Freiland” an, ebenso wie “gute Möglichkeit unmittelbaren Kontakt mit Kindern zu haben - kommt im Studium ohnehin nicht oft vor”. Andere Erwartungen: “Erfahrung zu sammeln wie ich Kindern und Jugendkichen direkt in/anhand der Natur Wissen und Fertigkeiten mitgeben kann.”, “dass ich ver- schiedene Tipps erhalte, wie ich mit Schülern eine spannende Freilandexkursion o rganisieren kann,welche Unterschiede zwischen einer 1.Klasse AHS und einer Wahlpflichtklasse bestehen und ob sie/wie sie unterschiedlich auf unser Thema ansprechen. Für mich selbst erwarte ich mir ein paar schöne Tage in der Natur.” “Kinder begeistern -einfach hineinschnuppern was man in der Natur so alles den Kindern zeigen kann”. Am treffendsten (aus meiner Sicht) war die folgende Erwartungshaltung: “Die erste didaktische Erfahrung in freier Natur direkt mit Schülern, Zeitmanagement in der freien Natur, Möglichkeiten, Grenzen, Reaktionen der Schüler im freien Feld, Kinder für etwas zu begeistern und akzeptieren, dass man es nie bei allen schafft. Und natürlich: das Fachwissen zu erweitern.“ selbstkritisch: Anscheinend haben sie das Gefühl, von den Schülern mehr gelernt zu haben als die von ihnen ;-) Erreichte Lehrziele werden zwischen 70 und 90% angegeben, die erhofften Lernziele gar von 75 bis 95%! Wir nehmen das mit einer gewissen Befriedigung zur Kenntnis, allerdings ebenso als Auftrag, uns in Wie wurden die Erwartungen erfüllt? Immerhin zu rund 80%. Bei der Beurteilung, Zukunft noch weiter zu den 100% hinzubewie viel von den selbst gesteckten Zielen wegen... erreicht wurde, zeigen sich die Studierenden 61 planung der schulexkursion von Barbara Rauer Dieses Schuljahr kam ich nur mit einer Wahlpflichtgruppe nach Marchegg. Es sind insgesamt nur 9 Schüler (6. und 7. Klasse). Die Schwierigkeit besteht darin, dass von den 9 Schülern sieben aus dem naturwissenschaftlichen Zweig kommen (mit Übungen seit der 3. klasse) und nur zwei aus dem ‘normalen’ Realgymnasium. Das Niveau der beiden Gruppen unterscheidet sich daher gewaltig.Trotzdem plante ich eine Woche vor der Exkursion eine zweistündige Vorbereitung. Ich dachte dabei an einen Vergleich von Donau- und Marchauen. Zusätzlich wollte ich den Film über Urzeitkrebse zeigen. Aber wie der Schulalltag so spielt kam alles anders als geplant. Unser Direktor setzte für den Nachmittag kurzfristig eine Konferenz an - damit fielen die Stunden aus. Trotz dieser Schwierigkeiten war es mir möglich, zumindest allen den Film über Urzeitkrebse zu zeigen. Die Folie über den Unterschied der beiden Auen kopierte ich und gab sie den Schülern im Bus zu lesen. Aus der Vorbereitung wird eine Nachbereitung in der nächsten Doppelstunde werden. 62 schülerInnen-feedback der 6./7. Klasse BRG Wiener Neustadt Frage Station Wasserorganismen, Urzeitkrebse Was hat dir gut gefallen? (schwarz: Mädchen, blau: Burschen) Was hat dir nicht gefallen? Tiere genau anschauen und Zu wenig Zeit. auch zeichnen und vorstellen - Wenig Zeit zum Zeichnen. dadurch merkt man sie sich Behälter waren relativ dreckig, leichter. - Selber arbeiten, sel- da konnte man nicht so viel ber heraussuchen und herausar- erkennen, aber vielleicht gings beiten. - Interessant zu beob- nicht anders. achten. - Das Selber-Zeichnen der Tiere war super - prägt man sich besser ein. - Viel zum Anschauen. - Alles sehr anschaulich, viele Objekte. Was hat es Neues gebracht? Wie waren die Vortragenden? Man hat viele Tiere gesehen, Sehr gut vorgetragen und auch die man sonst nicht sieht. gut verständlich. Tiere angreifen. Sehr nett, freundlich, spontan. Kiel bei Wasserschnecken, Nett, waren bemüht und engaUrzeitkrebse, Köcherfliegen- giert. larven. Vortragende waren super. Viele neue Tiere kennen lernen Freundlich. Nahrungsaufnahme der Urzeit- Sehr sympathisch, humorvolle, krebse. leicht chaotische Art. Nix Neues. Weg der Pflanzen vom Was- Gut vorgetragen. Interessiert mich nicht, daher Dass Pflanzen vom Land wieser aufs Land Auffrischung des Wissens über hab ich auch die Erklärungen der ins Wasser gegangen sind. Gameten und Sporophyten. nicht wirklich verstanden. Für Ich wusste gar nicht, dass ich mich zu langweilig. - Zu viele durch selbstständiges Überle- lateinische Ausdrücke. - Zu gen so viel weiß. viele Fachausdrücke. - Interessiert mich nicht besonders. Zu viele Gelsen an der Stelle. Lustig, ich glaub da war wer auf Drogen?! - Gut erklärt. Betreuer konnte mich nicht wirklich für das Thema begeistern. - Wussten sehr viel! Patrick: cooles Leiberl!! Freundlich und ruhig, regen zum Überlegen an. Tierspuren Gut. Sehr fesch, nett & zerstochen. Bemüht und nett. Nett und hübsch!!! Alles verständlich beschrieben. Alles gesehen. - Selber suchen, Gelsen. herausfinden und entdecken. Gibt nix. Interessant. - Selber suchen. Sehr interessant. - Die Kärtchen haben mir gefallen. Spuren suchen. Eichengalle!!! Schaumzikaden. Die verschiedenen Gallen. Rosengallwespe. Das mit den Gallen hab ich vorher noch nie gehört.. 63 Frage Was hat dir gut gefallen? Was hat dir nicht gefallen? Was hat es Neues gebracht? Wie waren die Vortragenden? Station Amphibien Vorführung, um die Bewegung Gibt nix. der Tiere leichter zu verstehen. Alles war gut! Frösche anfassen, aussetzen in den Teich! Interessant, weil Thema nie ausreichend in der Schule besprochen. - Interessant. Sehr anschaulich, viel zu sehen Alles sehr logisch und anschaulich. Alles. Unkenruf, Tiere anfassen. Habe einiges gelernt. Nix neues. Sehr gut vorgetragen. Sehr nett und freundlich. Engagiert, lustig. - Lustig. Sehr humorvoll präsentiert ohne selbst wirklich zu lachen, sie hat also sehr authentisch gewirkt.. Reptilien Man konnte Tiere anfassen und Nix. die Unterschiede sehen. Gibt nix. Die kleine Schlange war super. Gut alles erklärt! Bin stolz auf euch! - Gefangene Tiere, Körperbau. - Dass man sie angreifen konnte. - Wie bei den Amphibien. - Viel zum Anschauen und Anfassen. Alles. Tiere zum Anfassen. 1.Mal Würfelnatter und Äskulapnatter in der Natur gesehen. Nix neues, was ich mir wirklich gemerkt hab. Auch sehr gut. Sehr nett, wollte sich immer beißen lassen, und super gemacht! Lustig, sehr schlangenbegeistert. Alles sehr gut präsentiert, gibt nix zu beanstanden. Blütenökologie Rauchpause. Materialien (Pflanzen, Mikroskop), gut veranschaulicht. Viel zum Anschauen, gemütliche Sitzmatten, viel Info. Es gab Matten zum Sitzen. http:// univie.ac.at / freilanddidaktik War für mich auch nicht wirk- Kaum Neues. lich interessant. Nichts Neues, Wenn ja hab ich es mir nicht ich wusste das schon alles. gemerkt. Für mich nicht interessant. Uninteressantes Thema. Habe die Grundsachen schon gewusst. Langweiliges Thema. Sie haben zu viel gewusst. Ein bisschen missmutig. trotzdem bemüht. Sehr nett. Nett, aber undankbares Thema. 64 ...and now for something completely different von Erich Eder Zum Mitspielen hier meine Fragen: Jedes Jahr betonen wir ausdrücklich, dass auch die Teilnahme am letzten Tag der Lehrveranstaltung - auch wenn keine Schulklasse mehr kommt - Pflicht ist. Die Wanderung durch das WWF-Schutzgebiet MarchauenMarchegg stellt nämlich durchaus einen Höhepunkt der ganzen Exkursion dar, sowohl in ästhetischer als auch fachlicher und gruppendynamischer Hinsicht. Schon die große Marchegger Kolonie von über 50 auf Bäumen nistenden Weißstorch-Paaren lohnt den Besuch. 100 EUR: Was schwimmt oft auf der Suppe? A: Proteinohr, B: Vitaminnase, C: Kohlenhydratmund, D: Fettauge. 200 EUR: Was soll man redensartlich tun, wenn man aufgefordert wird, sich etwas zum Vorbild zu nehmen)? A: Bissen aufheben, B: Schluck trinken, C: Scheibe abschneiden, D: Stück abbeißen. 300 EUR: Wobei handelt es sich um einen architektonischen Begriff? A: Raumschiff, B: Kreuzfahrtschiff, C: Flaggschiff, D: Kirchenschiff. 400 EUR: Wie wird ein Detektiv oft bezeichnet? A: Riecher, B: Schnüffler, C: Schnupperer, D: Witterer. 500 EUR: Welches ist ein Gerät der Notfallmedizin? A: Biokatalysator, B: Refrigerator, C: Defibrillator, D: Rezitator. 1.000 EUR: Welches KFZ-Kennzeichen steht nicht für ein europäisches Land? A, B, C, D. 2000 EUR: Ein Bestseller von Dan Brown heißt... A: Privileg B: Sakrileg, C: Kolleg, D: Beleg. 5.000 EUR: Welchen Nachnamen hatten zwei verschiedene US-Präsidenten? A: Washington, B: Lincoln, C. Wilson, D: Roosevelt. (Hier brauche ich blöderweise den ersten Joker, Publikum). 10.000 EUR: Das Ernennen eines Kardinals bezeichnet man als... A: kreieren, B: erschaffen, C: schöpfen, D: g e n e r i eren. (Und das mir!!! Ich Umso peinlicher war es mir, dass diesmal ich die Studierenden um Erlaubnis bitten musste, die Lehrveranstaltung einen Tag früher zu verlassen zu dürfen. Grund: Meine Teilnahme an der Millionenshow. Immerhin brachte ich es dort - den 500-Euro-Unkenrufen von Patrick Hacker zum Trotz!! - zum Cent-Millionär. Zugegeben, Euromillionär wäre mir lieber gewesen, aber es war dies doch der mit Abstand beste Stundenlohn meines Lebens... Dank also allen meinen StudentInnen für die generöse Erlaubnis! verbrauche 2 Joker: 50:50 und den Telefonjoker, meine gute Freundin und Euromillionärin El Awadalla). 15.000 EUR: Jean-Rémy von Matt und Holger Jung sind Stars der: A: Manege, B: Volksmusik, C: Architekturszene, D: Werbebranche. (Keine blasse Ahnung - ich nehme die 10.000). Nun ja. Abschließend danke ich Euch allen fürs Daumen Halten und freue mich auf ein Wiedersehen bei künftigen privaten Marchegg-Treffen! Erich 65