31.03.2015 1 Umgang mit Kindern und Jugendlichen mit komplexen

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31.03.2015
Umgang mit Kindern und Jugendlichen mit
komplexen Traumafolgestörungen und
Beratung von Bezugspersonen
KJPD Solothurn, 31.03.2015
Sophia Fischer
[email protected]
Kinder- und Jugendpsychiatrische Klinik Basel
Inhalte
› Definition Trauma
› Klassifikation traumatischer Erlebnisse
› Traumafolgen: PTBS und komplexe PTBS
› Behandlung der komplexen PTBS:
› Beratung von Bezugspersonen / Traumapädagogik
| 2
1
31.03.2015
Grundlagen der Psychotraumatologie
http://lifescapesolutions.com/tips-overcomechildhood-trauma/
http://www.badische-zeitung.de/bildung-wissen-1/in-jedem-wohnt-ein-killer--70245073.html
| 3
Psychotraumatologie
Was ist ein Trauma?
Ereignis
Reaktion
Folgen
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 31.03.2015
| 4
2
31.03.2015
Was ist ein Trauma?
Konzept Trauma ist schon alt (griech. Wunde) - zahlreiche Definitionen
›
Das medizinische Klassifikationssystem (WHO, ICD-10, 1991)
„[…] ein belastendes Ereignis oder eine Situation kürzerer oder längerer
Dauer, mit aussergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem
Ausmass, die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde.“
(objektiv)
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 31. März 2015
| 5
Traumadefinition
›
Probleme:
›
Bei zu weiter Traumadefinition: inflationäre Verwendung und Trivialisierung
des Traumabegriffs
›
›
Klinische Definition umfasst nicht alle potentiell traumatisierenden
Erfahrungen, insbesondere im Kindes-/Jugendalter (z.B. Vernachlässigung,
Zeuge von häuslicher Gewalt)
Wichtig:
›
Nicht Erlebnis an sich zentral , sondern persönliche Reaktion und
Verarbeitung des potentiell traumatisierenden Erlebnisses
›
…Belastung, die individuelle Ressourcen zur Bewältigung
übersteigt
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 31. März 2015
| 6
3
31.03.2015
Inhalte
› Definition Trauma
› Klassifikation traumatischer Erlebnisse
› Traumafolgen: PTBS und komplexe PTBS
› Behandlung der komplexen PTBS:
› Beratung von Bezugspersonen / Traumapädagogik
| 7
Klassifikation traumatischer Ereignisse
Zwischenmenschliche Traumata
Typ I
Typ II
einmalig
wiederholt
Apersonale,
akzidentelle Traumata
vgl. Landolt, 2004
4
31.03.2015
Klassifikation traumatischer Ereignisse
Zwischenmenschliche Traumata
Typ I
Typ II
einmalig
wiederholt
Unfall
Dürre, Hungersnot
Erdbeben
AKW-Unglück
Brand / Sturm
Apersonal,
akzidentelle Traumata
vgl. Landolt, 2004
Klassifikation traumatischer Ereignisse
Zwischenmenschliche Traumata
Vernachlässigung
Vergewaltigung
chronische familiäre Gewalt
Tod / Verlust
Überfall / Raub
sexuelle Ausbeutung
Krieg / Folter
Typ I
einmalig
Typ II
wiederholt
Unfall
Erdbeben
Brand / Sturm
Dürre, Hungersnot
AKW-Unglück
Apersonal,
akzidentelle Traumata
vgl. Landolt 2004
5
31.03.2015
Traumatypen nach L. Terr (1991)
Typ I – Trauma
Typ II – Trauma
› Einzelnes unerwartetes,
traumatisches Erlebnis von kurzer
Dauer (wie Naturkatasprophe)
› Serie lang andauernder oder sich
wiederholender Ereignisse, (wie
Vernachlässigung).
› Nicht öffentlich
› Öffentlich besprechbar
› Symptome: Meist klare sehr
lebendige Wiedererinnerungen
Vollbild der PTSD
› Eher gut behandelbar
› Hauptemotion: Angst
› Symptome: diffuse Wiedererinnerungen, starke Dissoziationstendenz,
Bindungsstörungen
Hohe Komorbidität, komplexe PTSD
› Schwer zu behandeln
› Sekundäremotion: Wut, Scham,
Misstrauen
| 11
Psychotraumatologie
Was sind Traumareaktionen?
Ereignis
Reaktion
Folgen
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 31.03.2015
| 12
6
31.03.2015
Ereignis
Bedrohung
Reaktion
Flucht
Kampf
Beides
nicht möglich
Überflutung mit
negativen Reizen
Trauma
Erstarren
Folge
Ereignis
Bedrohung
Zu einer psychischen Traumatisierung kommt es,
wenn das Ereignis die psychischen Belastungsgrenzen
des Individuums übersteigt und nicht adäquat
verarbeitet werden kann.
Folge
7
31.03.2015
Welche traumatischen Situationen führen zu
besonders intensiven Symptomen (vgl. Huber 2004)
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
Dauern sehr lange
Wiederholen sich häufig (ritueller Charakter)
Persönlichkeit ist noch nicht gefestigt (je früher umso tiefgreifender in P.)
Schwere körperliche Verletzungen
Zwischenmenschliche Gewalt
Täter ist eine Bezugsperson
Täter wird vom Opfer gemocht
Opfer fühlt sich mitschuldig
Beinhalten sadistische Folter
Beinhalten sexuelle Gewalt
Mehrere Täter
Sind schwer nachzuvollziehen
Starke Dissoziationen
Kein unmittelbarer Beistand nach der Tat – Bindung!
Niemand hat darüber mit dem Opfer gesprochen
Niemand hat dem Opfer geglaubt
| 15
Inhalte
› Definition Trauma
› Klassifikation traumatischer Erlebnisse
› Traumafolgen: PTBS und komplexe PTBS
› Behandlung der komplexen PTBS:
› Beratung von Bezugspersonen / Traumapädagogik
| 16
8
31.03.2015
Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
Symptomatik
1
Intrusionen: Wiedererinnerungen und Flashbacks, die durch
Schlüsselreize (Trigger) ausgelöst werden
2
Höheres Erregungsniveau: Nervosität, Wachsamkeit, Unruhe
3
Vermeidungsverhalten: Orte, Personen, Gespräche, Kleidungsstücke, Fernsehsendungen oder Betäubungsversuche
› Alpträume
› Schlafstörungen
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| 17
Komplexe PTBS: Symptomatik
I. Störungen der Regulation von III.Störungen der
Affekten und Impulsen
Selbstwahrnehmung
Starke Stimmungsschwankungen mit
Unfähigkeit sich selbst zu beruhigen
Verminderte Steuerungsfähigkeit von
aggressiven Impulsen
Autodestruktive Handlungen und
Selbstverletzen
Suizidalität
Störungen der Sexualität
Exzessives Risikoverhalten
Unzureichende Selbstfürsorge
Gefühl dauerhaft zerstört zu sein
Schuldgefühle
Scham
Gefühl isoliert und abgeschnitten von der
Umwelt zu sein
Bagatellisieren von gefährlichen Situationen
IV. Störungen in der Beziehung zu
anderen
II. Störungen der Wahrnehmung
Unfähigkeit zu vertrauen
oder des Bewusstseins
Wiederholte Viktimisierungen
Amnesien
Dissoziation und Depersonalisation
V. Somatisierung
VI. Veränderungen von
Lebenseinstellungen
Folie 18
9
31.03.2015
Trauma-Entwicklungsheterotopie
Dissoziative und Somatoforme
Störungen
Schmid, Fegert, Petermann 2010
Kindheit & Entwicklung 19 (1) 47-63
Substanzmissbrauch
Bipolare
Störungen im
Kindesalter
Emotionale
Störungen
Angststörungen
Affektive Störungen
Störung des
Sozialverhaltens
Störungen der
Persönlichkeitsentwicklung
Selbstverletzung
Suizidalität
ADHS
Oppositionelles
Verhalten
Bindungsstörungen
Regulationsstörungen
Geburt
Vorschulalter
 Traumafolgestörungen + biologische Faktoren
Schulalter
Pubertät
Adoleszenz
| 19
Komplexe PTBS
Klassifikation
› „Andauernde Persönlichkeitsstörung nach Extrembelastung“ (ICD-10, F62.0)
› Feindselige oder misstrauische Haltung der Welt gg.
› Sozialer Rückzug
› Gefühle der Leere und Hoffnungslosigkeit
› Chronisches Gefühl von Nervosität wie bei ständigem Bedrohtsein
› Entfremdung
› Kategorie findet wenig Anklang, keine publizierten Studien zur empirischen
Validierung, weil
› Ausschliesslich auf Folgen von Traumatisierungen im Erwachsenenalter
anwendbar
› In klinischer Praxis weit häufiger Patienten mit kindlichen
Traumatisierungen als mit Extrembelastungen im Erw.alter
Folie 20
10
31.03.2015
Subtypen mit traumatischen Ereignissen in der
Vorgeschichte
“Maltreated individuals with depressive, anxiety
and substance use disorders show an earlier age of
onset, greater symptom severity, more
comorbidity, increased risk for suicide and
poorer treatment response than nonmaltreated individuals with the same diagnoses.
Imaging findings associated with these disorders,
such as reduced hippocampal volume and amygdala
hyperreactivity are more consistently observed in
maltreated individuals (…). Maltreated individuals
also differ from others due to epigenetic
modifications and genetic polymorphisms that
interact with experience to increase risk for
psychopathology. ”
Martin H. Teicher,
Harvard Medical
School, McLean
Hospital
Folie 21
Traumafolgen
Emotionsregulation
Achtsamkeit,
gute Körper-/
Sinneswahrnehmung
Vertrauen
Selbstfürsorge
(positives
Selbstbild)
Eingeschr. kogn.
Funktionen
Selbstwirksamkeit
Starke Anspannung
Fähigkeit zur
Entspannung
/ Zuversicht
Selbstunwirksamkeit
Selbstvernachlässigung (neg.
(Selbstbild)
Misstrauen
Dissoziation
gute
kogn. Funktionen
Probleme in
der Emotionsregulation
| 22
11
31.03.2015
Traumafolgen
Emotionsregulation
Achtsamkeit,
gute Körper-/
Sinneswahrnehmung
Vertrauen
Selbstfürsorge
(positives
Selbstbild)
Eingeschr. kogn.
Funktionen
Selbstwirksamkeit
Starke Anspannung
Fähigkeit zur
Entspannung
/ Zuversicht
Selbstunwirksamkeit
Selbstvernachlässigung (neg.
(Selbstbild)
Misstrauen
Dissoziation
gute
kogn. Funktionen
Probleme in
der Emotionsregulation
| 23
Probleme bei der Emotionsregulation
› Gefühle werden leichter ausgelöst,
fluten schneller an und werden rasch
als aversive Anspannung erlebt
› Inadäquate Strategien zur
Spannungsreduktion
› Durcheinander negativer Gefühle –
emotionale Taubheit- innere Leere
Emotionsphobie.
› Vermeidung emotionaler Inhalte
(Filme, Bücher)
› Handlungsimpulse können nicht
adäquat identifiziert und somit
schwerer gegenreguliert werden
Von: http://www.123mycodes.com/myspacefunnystuff/img/2344.jpg
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 31. März 2015
| 24
12
31.03.2015
Das Marshmallow-Experiment
http://www.youtube.com/watch?v=QX_oy9614HQ
| 25
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 31. März 2015
Traumafolgen
Emotionsregulation
Achtsamkeit,
gute Körper-/
Sinneswahrnehmung
Vertrauen
Selbstfürsorge
(positives
Selbstbild)
Eingeschr. kogn.
Funktionen
Selbstwirksamkeit
Starke Anspannung
Fähigkeit zur
Entspannung
/ Zuversicht
Selbstunwirksamkeit
Selbstvernachlässigung (neg.
(Selbstbild)
Misstrauen
Dissoziation
gute
kogn. Funktionen
Probleme in
der Emotionsregulation
| 26
13
31.03.2015
Wie zeigt sich Dissoziation?
Von aussen
beobachtbar:
Im Erleben:
Orientierungsverlust
(Raum und Zeit)
Kein Blickkontakt oder
leerer Blick
Keine oder starre Mimik
Intrusionen Flashbacks
Keine Energie spürbar
Schmerzwahrnehmung
ist deutlich reduziert
„Null-Reaktion“ auf
Umwelt,
Reize dringen nicht
durch
Verlust des
Körpergefühls
Bewegungslosigkeit
Lernen ist in
dissoziiertem
Zustand nicht möglich
Innere Leere,
Emotionale Taubheit
Lediglich automatisierte
Handlungsmuster,
kein geplantes Verhalten
Dissoziation
Schutzreaktion und
Bewältigungsmechanismus
•
Dissoziative Reaktionen ermöglichen es dem Individuum in
einer traumatischen Situation, das Trauma nicht in voller
Wucht wahrnehmen zu müssen,
•
allerdings zu dem Preis, hilflos und handlungsunfähig zu
werden.
•
Bei 50% mit sequentieller Traumatisierung (Murie et al., 2001)
•
Der dissoziative Abwehrstil hilft
•
das Trauma akut zu ertragen,
•
erschwert aber die Verarbeitung und
•
bedingt damit möglicherweise eine Chronifizierung.
14
31.03.2015
Dissoziation im (pädagogischen) Alltag
› Eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit, „Tagträumen“
› Räumliche, zeitliche Desorientierung - Konfabulieren oder Lügen
› Erinnern sich nicht an Regeln oder Absprachen (Gedächtnis verlust, Vergesslichkeit)
› Dissoziation führt fast zwangsläufig zur Nichtpartizipation bei
wichtigen Gesprächen (Stao)
› Teufelskreis von stärkerer Intervention und Dissoziation
| 29
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 31. März 2015
Eskalation
oder
Aufgabe
Pädagogische
Fachkraft
interveniert
Pädagogische
Fachkraft
fühlt sich
selbstunwirksam
Kind
dissoziert
zeigt keine
Reaktion
Teufelskreis der dissoziativen
„Nichtreaktion“
Pädagogische
Fachkraft
„ärgert“ sich
interveniert
erneut
Kind dissoziert noch
mehr und zeigt
„null“ Reaktion
Pädagoge
ärgert
sich richtig
interveniert
intensiver
Kind dissoziert
stärker, zeigt
weiterhin
keine Reaktion
15
31.03.2015
Traumafolgen
Emotionsregulation
Achtsamkeit,
gute Körper-/
Sinneswahrnehmung
Vertrauen
Selbstfürsorge
(positives
Selbstbild)
Eingeschr. kogn.
Funktionen
Selbstwirksamkeit
Starke Anspannung
Fähigkeit zur
Entspannung
/ Zuversicht
Selbstunwirksamkeit
Selbstvernachlässigung (neg.
(Selbstbild)
gute
kogn. Funktionen
Probleme in
der Emotionsregulation
Misstrauen
Dissoziation
| 31
Misstrauen / Bindungsprobleme
Schwierigkeiten bei der Kontaktaufnahme
„Der Kontakt selbst ist das gefürchtete Element, weil er das Versprechen
von Liebe, Sicherheit und Trost beinhaltet, das nicht erfüllt werden kann
und das (den Patienten) an die abrupten Verletzungen erinnert, die er in
seiner Kindheit erlebt hat.“
Lawrence E. Hedges (1997, S.114)
› Gefühl des Missverstandenwerdens
von anderen Menschen
› Schwarz-Weiss-Denken in Bezug
auf andere Menschen
http://www.kwick.de/4048033/blog/36/
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 31. März 2015
| 32
16
31.03.2015
Selbstunwirksamkeit / Selbstvernachlässigung /
negatives Selbstbild
› Selbstzweifel bis absolute Selbstunwirksamkeitserwartung; „Ich kann
sowieso nichts!“
› Negatives Selbstbild (Selbsthass, Selbstablehnung)
› Mangelnde Selbstfürsorge (Missachtung der eigenen Sicherheit, des
äusseren Erscheinungsbildes, der eigenen Gesundheit)
› Unterdrückung eigener Bedürfnisse (Nicht-Wahrnehmen oder NichtMitteilen)
› Oft verbunden mit Schuld- und Schamgefühle
| 33
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 31. März 2015
Traumafolgen
Emotionsregulation
Achtsamkeit,
gute Körper-/
Sinneswahrnehmung
Vertrauen
Selbstfürsorge
(positives
Selbstbild)
Eingeschr. kogn.
Funktionen
Selbstwirksamkeit
Starke Anspannung
Fähigkeit zur
Entspannung
/ Zuversicht
Selbstunwirksamkeit
Selbstvernachlässigung (neg.
(Selbstbild)
Misstrauen
Dissoziation
gute
kogn. Funktionen
Probleme in
der Emotionsregulation
| 34
17
31.03.2015
Haifischmusik
http://www.cinefacts.de/News-Features/Features/25-besten-Horrorfilme-aller-Zeiten,1348012-14
http://www.youtube.com/watch?v=R3WwcsjWPIQ
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| 35
Anspannungskurve
Anspannung
Aktivierung
Entspannung
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 31. März 2015
| 36
18
31.03.2015
Traumafolgen
Emotionsregulation
Achtsamkeit,
gute Körper-/
Sinneswahrnehmung
Vertrauen
Selbstfürsorge
(positives
Selbstbild)
Eingeschr. kogn.
Funktionen
Selbstwirksamkeit
Starke Anspannung
Fähigkeit zur
Entspannung
/ Zuversicht
Selbstunwirksamkeit
Selbstvernachlässigung (neg.
(Selbstbild)
Misstrauen
Dissoziation
gute
kogn. Funktionen
Probleme in
der Emotionsregulation
| 37
Kognitive Funktionen und Arbeitsverhalten
› Schwäche in den Exekutiven Funktionen sehr ähnlich zum ADHS
(Differentialdiagnose ist nicht einfach).
› Konzentrationsprobleme
› Schwierigkeiten komplexe Dinge zu gliedern
› Probleme planvoll an Aufgaben heranzugehen
› Schwächen im Arbeitsgedächtnis
› Impulsivität
› Die Folgen von schwerer überdauernder Vernachlässigung sind teilweise
irreversibel - da weniger Synapsen gebildet werden – geringerer IQ (Gute
Untersuchungen an rumänischen Waisenkindern).
› Zum Lernen braucht man einen sicheren Ort!
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 31. März 2015
| 38
19
31.03.2015
Abgrenzung:
Komplexe PTBS vs. Boderlinestörungen
› Bei der komplexen PTBS
dissoziative Symptome in
chronifizierter Form (viele
Trigger)
› Bei Borderline-Störungen stärkere
Auslenkung auch in den
euphorischen Bereich
(Idealisierung)
› Abgrenzung schwierig!
Folie 39
Inhalte
› Definition Trauma
› Klassifikation traumatischer Erlebnisse
› Traumafolgen: PTBS und komplexe PTBS
› Behandlung der komplexen PTBS:
› Beratung von Bezugspersonen / Traumapädagogik
| 40
20
31.03.2015
Behandlung von komplexen Traumafolgestörungen
• Rekonstruktion (Narrativ)
• Ermächtigung
(Aufbau Kompetenzen)
• Bewältigung
Entwicklungsorientierter Ansatz
ARC: Attachment, Self-Regulation
and Competency
| 41
Beratung von Bezugspersonen
Eltern, Pflegeeltern, pädagogische Fachkräfte…
• Zentral, weil…
•
Vermeidung von Retraumatisierung
•
Belastung der Bezugspersonen sollte auch versorgt werden
•
ein sicherer Ort im Alltag geschaffen werden muss
•
Transfer von Inhalten der Psychotherapie in den Alltag
•
Wichtig: Transparenz, ggf. Aufteilung auf 2 Therapeuten/-innen
| 42
21
31.03.2015
Gegenüberstellung von traumatisierndem und
traumapädagogischem Milieu
Traumatisierendes Umfeld
Traumapädagogisches Milieu
• Unberechenbarkeit
• Transparenz/Berechenbarkeit
• Einsamkeit / Isolation
• Beziehungsangebote
• Nicht gesehen /beachtet/gehört
werden
• Beachtet werden/wichtig sein
• Geringschätzung
• Bedürfnisse missachtet
• Ausgeliefert sein – andere
bestimmen über mich
• Wertschätzung (Besonderheit)
• Bedürfnisorientierung
• Mitbestimmen können –
Partizipation an Entscheidungen
• Keine adäquate Förderung
• Individuelle, entwicklungsadäquate
Förderung
-> Leid
-> Freude
| 43
Traumafolgen
Emotionsregulation
Achtsamkeit,
gute Körper-/
Sinneswahrnehmung
Vertrauen
Selbstfürsorge
(positives
Selbstbild)
Eingeschr. kogn.
Funktionen
Selbstwirksamkeit
Starke Anpannung
Fähigkeit zur
Entspannung
/ Zuversicht
Selbstunwirksamkeit
Selbstvernach
lässigung (neg.
(Selbstbild)
Misstrauen
Dissoziation
gute
kogn. Funktionen
Probleme in
der Emotionsregulation
22
31.03.2015
Bausteine der Traumapädagogik
Emotionale
Kompetenzen
Soziale
Kompetenzen/
Bindung
Individualisierung
Ressourcen
Körper-/
Sinneswahrnehmung
Schaffung eines sicheren Ortes
Guter Grund
Weil-Methode
Transparenz
Einschätzbarkeit
Beistandschaft/
Versorgung
Partizipation
Wertschätzung
Interaktionsanalyse
Freude
Sicherheit durch Transparenz
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 31. März 2015
| 46
23
31.03.2015
Freude
als traumapädagogische Grundhaltung
Viel Freude trägt viel Belastung
Freude
Leichtigkeit
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 31. März 2015
Belastung
Schwere
| 47
Bedeutung von Freude
› Freude aktiviert Belohnungssystem
im Gehirn
› Dopaminausschüttung erhöht
positive Erwartungen
› Steigerung
› der Selbstwirksamkeitserwartung
› der Erfolgsaussichten
› des Selbstwertgefühls
› der Motivation
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 31. März 2015
| 48
24
31.03.2015
Freude
Praktische Umsetzungsmöglichkeiten
• Feste feiern
• Malen (nur angenehme Bilder/Farben!)
• Bildhauern/Töpfern/Kneten
• Erfolgs-Geschichten hören/erfinden
• Entspannungsübungen hören/machen
• sanfte Körperarbeit (z.B. Tai Chi, Chi Gong, etc.)
• Sonnentagebuch
• Gute-Laune-Musik hören oder
• Gute-Laune-Texte lesen
• etc.
| 49
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 31. März 2015
Bausteine der Traumapädagogik
Emotionale
Kompetenzen
Soziale
Kompetenzen/
Bindung
Individualisierung
Ressourcen
Körper-/
Sinneswahrnehmung
Schaffung eines sicheren Ortes
Guter Grund
Weil-Methode
Transparenz
Einschätzbarkeit
Beistandschaft/
Versorgung
Partizipation
Wertschätzung
Interaktionsanalyse
Freude
25
31.03.2015
Psychoedukation der Emotionen / Selbstberuhigung
Das 3 gliedrige Gehirn
Kinder verstehen das.
Kinder entlastet das.
Kinder können dann mitreden.
© ZTP Mai 2013
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 31. März 2015
| 51
Neurobiologie: Das dreigliedrige Gehirn
Grosshirn(-rinde), Kortex, Frontalhirn
Limbisches System mit Amygdala
Reptiliengehirn / Stammhirn
52
26
31.03.2015
Neurobiologie
Das 3-gliedrige Gehirn (Levine/Kline)
Chef-Etage Vernunfthirn: Grosshirn(rinde), Kortex
Denken, planen, entscheiden, zielgerichtetes Handeln,
rationale Entscheidungen
1. Stock Emotionshirn: Lymbisches
System mit Amygdala
Warnzentrale, Steuerzentrale der Gefühle und
Speicherzentralen für zersplitterte
Sinneseindrücke
Erdgeschoss Instinkthirn: Reptiliengehirn/Stammhirn
Art- und Selbsterhaltung, Atmung, Blutdruck, Körperfunktionen
und -reaktionen
| 53
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 31. März 2015
Chef-Etage: Grosshirn(rinde), Kortex
3. Interpretation
Rationale Bewertung
Langzeitgedächtnis
1. Stock: Limbisches System
Hippocampus
Amygdala
Trauma
Reiz
Befehl
1. Interpretation
Schaltzentrale/Verbindung
Wichtig/unwichtig
Alarmzentrale für Gefahr
„hot memory“
Befehl
2. Interpretation
„cold memory“
Thalamus
Reiz
Erdgeschoss: Reptiliengehirn, Hirnstamm
Körperreaktionen
Für Gefahr
27
31.03.2015
Emotionale Kompetenzen
› Emotionen thematisieren im Alltag
› Emotionserkennung (wie geht es dem Gegenüber, wie geht es wohl
dieser Person), gemeinsam Filme anschauen
› Arbeit mit der Gruppe
› Modell sein
› Anhand von Metaphern (Marshmallow-Experiment), Materialien
(Gefühlskarten, Skalierungen)
› Zentral: Emotionen validieren!
› Deeskalation hat immer Vorfahrt (das Eisen schmieden wenn es kalt ist
z.B. Körperumrisszeichnungen, Nachbesprechungen)
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 31. März 2015
| 55
Eskalation vermeiden
Anspannung
Aktivierung
Entspannung
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 31. März 2015
| 56
28
31.03.2015
Der Teufelskreis
der Übertragung und Gegenübertragung
Kind
BetreuerIn
Gefühl Angst
Verhalten Aggression
Gefühl Angst
Gefühl Angst
Verstärkt sich
Verhalten Aggression/Strenge
Gelernte, integrierte
Verhaltensstrategie
Gefühl Angst
Verstärkt sich
Verhalten Flucht/Nachgeben
Gelernte, integrierte
Verhaltensstrategie
Beispiel
| 57
Birgit Lang |
Die Chance
der Übertragung und Gegenübertragung
Kind
Gefühl Angst
Gefühl Angst
Verringert sich
Birgit Lang |
BetreuerIn
Verhalten Aggression
Gefühl Angst
erkennen
benennen
zuordnen
versorgen
Verhalten Angebot/ Versorgung
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 31. März 2015
Gefühl Sicherheit
| 58
29
31.03.2015
Bausteine der Traumapädagogik
Emotionale
Kompetenzen
Soziale
Kompetenzen/
Bindung
Individualisierung
Ressourcen
Körper-/
Sinneswahrnehmung
Schaffung eines sicheren Ortes
Guter Grund
Weil-Methode
Transparenz
Einschätzbarkeit
Beistandschaft/
Versorgung
Partizipation
Wertschätzung
Interaktionsanalyse
Freude
Individualisierung:
Gleiche Ausgangslage für alle?
Entwicklungsalter (und Temperament, soziale Kompetenzen, etc.) berücksichtigen,
um inneren Antrieb zu fördern
Im Sinne einer gerechten
Auslese lautet die
Prüfungsaufgabe für alle
gleich: „Klettern Sie auf
einen Baum!“
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 31. März 2015
30
31.03.2015
Körper- und Sinneswahrnehmung
Übererregung
Dissoziation
Erstarren
Beruhigung
Das Hier und
Jetzt erleben
In Bewegung
bringen
• benennen, wo
man ist
Körperübung
• ausatmen
• wiederholende
Bewegungen
• ruhige Musik
• zur Ruhe
kommen
lassen
• Fenster
aufmachen/
aufmachen
lassen
• Sinnesorgane
aktivieren
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 31. März 2015
| 61
Körper- und Sinneswahrnehmung: im Alltag
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 31. März 2015
| 62
31
31.03.2015
Entspannungsübungen
9-er Atmung:
•
1,2,3….4,5,6….7,8,9
•
Beruhigung durch
Atmung
•
Gedankenstopp
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 31. März 2015
| 63
Anspannungslevel heruntersetzen
Anspannung
Aktivierung
Entspannung
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 31. März 2015
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Bausteine der Traumapädagogik
Emotionale
Kompetenzen
Soziale
Kompetenzen/
Bindung
Individualisierung
Ressourcen
Körper-/
Sinneswahrnehmung
Schaffung eines sicheren Ortes
Guter Grund
Weil-Methode
Transparenz
Einschätzbarkeit
Beistandschaft/
Versorgung
Partizipation
Interaktionsanalyse
Wertschätzung
Freude
Guter Grund / Weil-Methode
basierend auf der traumapädagogischen Haltung
› Die Verhaltensweisen der Mädchen und Jungen sind normale
Reaktionen auf eine extreme Belastungssituation.
› Sie haben für ihre Vorannahmen, Reaktionen und Verhaltensweisen
einen guten Grund.
› Sie haben in ihrem Leben bislang viel überstanden und geleistet.
› Wir unterstützen sie bei der Entwicklung eines guten Lebens durch
Selbstbemächtigung.
› Wir unterstützen sie bei der Akzeptanz ihrer Wunden,
Beeinträchtigungen und Schwierigkeiten.
› Wir stellen unser Fachwissen zur Verfügung (Profi), sie sind die
Experten für ihr Leben.
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Guter Grund / Weil-Methode
basierend auf der traumapädagogischen Haltung
Alexa schlägt die Fensterscheibe ein,
WEIL…..
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Entstehung von Persönlichkeiten
Kindliche Bedürfnisse (Sulz, 2000)
Bindungsbedürfnisse
Autonomiebedürfnisse
› Willkommen sein, dazu gehören
› Selber machen, können
› Geborgenheit, Wärme, Zärtlichkeit
› Selbstbestimmung, Freiraum
› Schutz, Sicherheit, Zuverlässigkeit
› Grenzen gesetzt bekommen, Grenzen
erleben
› Liebe erhalten
› Konkurrieren
› Aufmerksamkeit, Beachtung
› Gefördert und gefordert werden
› Empathie, Verständnis, anerkannt werden
› Wertschätzung, Bewunderung, Lob
› Vorbilder und Modelle haben
› Intimität, Hingaben und Erotik
› Einen Gegenüber mit dem ich mich
auseinandersetzen kann
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
› Die Kinder- und Jugendpsychiatrische Klinik Basel ist am Aufbau der
Webseite www.traumapaedagogik.ch
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