Programmheft - Badisches Staatstheater

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DAS SCHICKSAL DER
MENSCHEN IST SO
VERSCHIEDEN. ES
IST EBEN ALLES SO
UNBEGREIFLICH AUF
DIESER WELT.
DREI SCHWESTERN
Komödie von Anton Tschechow
Deutsch von August Scholz (4. Akt), Peter Urban (3. Akt),
Gudrun Düwel (2. Akt) und Barbara Lehmann (1. Akt)
Andrej Sergejewitsch Prosorow
THOMAS HALLE
Olga, Lehrerin
UTE BAGGERÖHR
Mascha
JOANNA KITZL
Irina
CORNELIA GRÖSCHEL*/
FLORENTINE KRAFFT
Natascha, Andrejs Ehefrau
SOPHIA LÖFFLER
Fedor Iljitsch Kulygin, Maschas Ehemann
FRANK WIEGARD
Alexander Ignatjewitsch Werschinin,
Oberstleutnant
JANNEK PETRI
Iwan Romanowitsch Tschebutykin, Arzt
KLAUS COFALKA-ADAMI
Baron Tusenbach, Leutnant
JAN ANDREESEN
Soljony, Stabshauptmann
MAXIMILIAN GRÜNEWALD
Fedodik, Unterleutnant
JONATHAN BRUCKMEIER
Anfissa, Bedienstete
STS. EVA DERLEDER
Ferapont, Bediensteter
RONALD FUNKE
PioniereKINDERKANTOREI
DER LUTHERANA KARLSRUHE
* als Gast
Regie
Bühne Kostüme
Musik
Video
Dramaturgie
Licht
Musikalische Einstudierung
ANNA BERGMANN
JANINA AUDICK
LANE SCHÄFER
HEIKO SCHNURPEL
SACHA BENEDETTI
BRIGITTE A. OSTERMANN
JOACHIM GRÜSSINGER
GABRIEL URRUTIA BENET
PREMIERE 20.3.15 KLEINES HAUS
Aufführungsdauer 3 Stunden, eine Pause
Aufführungsrechte: Verlag der Autoren, Frankfurt am Main (Übersetzung Peter Urban)
HARTMANN & STAUFFACHER GmbH, Verlag für Bühne, Film und Fernsehen, Köln
(Übersetzungen Gudrun Düwel & Barbara Lehmann)
Regieassistenz MICHAEL LETMATHE Bühnenbildassistenz JOHANNES FRIED
Kostümassistenz KIM LOTZ Soufflage ANGELA PFÜTZENREUTER Inspizienz JOCHEN
BAAB Regiehospitanz HANNES GÜRGEN Dramaturgiehospitanz ANDREAS HIRSCH
Kostümhospitanz ALEXANDER HÄBERLEN
Technische Direktion HARALD FASSLRINNER, RALF HASLINGER Bühne HENDRIK
BRÜGGEMANN, EDGAR LUGMAIER Leiter der Beleuchtung STEFAN WOINKE Leiter
der Tonabteilung STEFAN RAEBEL Ton JAN FUCHS, DIETER SCHMIDT Leiter der Requisite
WOLFGANG FEGER Requisite CLEMENS WIDMANN Werkstättenleiter GUIDO SCHNEITZ
Konstrukteur EDUARD MOSER Malsaalvorstand DIETER MOSER Leiter der Theaterplastiker LADISLAUS ZABAN Schreinerei ROUVEN BITSCH Schlosserei MARIO WEIMAR
Polster- und Dekoabteilung UTE WIENBERG Kostümdirektorin CHRISTINE HALLER
Gewandmeister/in Herren PETRA ANNETTE SCHREIBER, ROBERT HARTER Gewandmeisterinnen Damen TATJANA GRAF, KARIN WÖRNER, ANNETTE GROPP Waffenmeister MICHAEL PAOLONE, HARALD HEUSINGER Schuhmacherei THOMAS MAHLER,
BARBARA KISTNER Modisterei DIANA FERRARA, JEANETTE HARDY Chefmaskenbildner
RAIMUND OSTERTAG Maske KATHLEEN HEHNE
KINDERKANTOREI DER LUTHERANA KARLSRUHE –
Kantorei und Chorschule an der Lutherkirche, www.lutherana.de
Es wirken mit Ronja Becker, Louisa Fäßler, Magdalena Fäßler, Anne Flender, Luise
Flender, Lars Gebhardt, Hannelie Grabe, Marlene Kiefhaber, Julius Kiefhaber, Selina
Kirchberg, Chiara Matejcek, Emmi Miksch, Leni Miksch, Jasmin Muth, Marlene Riemann,
Ida Rist, Lea Thorenz, Jan Vágner, Elisabeth Zimmermann, Elisa Zöllner
Wir danken Kirchenmusikdirektorin Dorothea Lehmann-Horsch
Wir machen darauf aufmerksam, dass Ton- und/oder Bildaufnahmen unserer
Aufführungen durch jede Art elektronischer Geräte strikt untersagt sind.
ES IST DOCH SCHADE,
DASS DIE JUGEND
VORBEI IST.
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Joanna Kitzl, Cornelia Gröschel
3
DER MENSCH MUSS
ARBEITEN!
ZUM INHALT
Die drei Schwestern Olga, Mascha und
Irina leben mit ihrem Bruder Andrej in
einer Stadt in der russischen Provinz, die
allein durch die dort stationierte Garnison
belebt wird. Vor über zehn Jahren wurde ihr
Vater, der General, hierher versetzt, um das
Kommando zu übernehmen, und die Kinder
mussten mitziehen. Mittlerweile ist der Vater verstorben, doch Andrej, Olga, Mascha
und Irina leben immer noch an diesem Ort,
obwohl sie sich hier eingeengt und gefangen fühlen und täglich, ja, stündlich, von der
Rückkehr in ihr geliebtes Moskau träumen.
Die älteste Schwester Olga arbeitet an der
örtlichen Schule als Lehrerin. Obwohl sie
sehr erfolgreich ist und es sogar bis zur
Position der Direktorin schafft, sind Kopfschmerzen alles, was sie aus der Schule
mit nach Hause bringt. Im Gegensatz zur
jüngsten Schwester Irina, die von den Freuden und der Erfüllung durch Arbeit ebenso
heftig wie von der wahren, romantischen
Liebe träumt, wünscht sich Olga ein Leben
in Ruhe, mit trautem Heim und Ehemann.
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Die mittlere Schwester Mascha dagegen
ist verheiratet – und unglücklich. Das
Leben mit ihrem Mann Kulygin, ebenfalls
Lehrer, erscheint ihr öde und leer und sie
durch die Ehe doppelt an einen Ort gekettet, der keine Perspektiven bietet. Sie
verliebt sich Hals über Kopf in den neuen
Kommandanten Oberstleutnant Werschinin, der aus Moskau hierher versetzt wird.
Auch Werschinin ist unglücklich in seiner
Ehe mit einer Frau, die ihn mit Selbstmorddrohungen quält, und in der ihn nur
seine zwei kleinen Töchter halten. Mit
Mascha flieht er in eine leidenschaftliche
Affäre und beide kosten das Leben, wie
es sein könnte. Doch als die Garnison die
Stadt verlässt bleibt Mascha bei ihrem
Ehemann zurück, ohne Hoffnung auf ein
Wiedersehen, ohne Aussicht auf eine
Veränderung.
Olga, schon immer heimlich in Maschas
Ehemann verliebt, ist im verhassten und
nie angestrebten Direktorinnenposten
gefangen.
Die jüngste Schwester Irina schwärmt
ständig von einem Leben, das erst durch
Arbeit sinnvoll wird und langweilt sich in
verschiedenen Arbeitsstellen im Telegrafenamt und in der Stadtverwaltung fast zu
Tode. Sie wählt schlussendlich auch den
Beruf der Lehrerin, so ist die der gesamten
Familie vom Vater eingeprügelte umfassende Bildung wenigstens zu etwas nütze.
Auch die große Liebe, von der Irina immer
geträumt hat, will ihr nicht begegnen.
Darum schlägt sie ein, als ihr Baron Tusenbach, der sie immer umschwärmte, einen
Antrag macht. Doch ihrer Ehe ist kein
Glück beschieden. Nach einem dummen
Streit mit seinem Freund Leutnant Soljony
wird Baron Tusenbach im Duell erschossen und Irina bleibt allein zurück.
Der Bruder Andrej möchte Professor in
Moskau werden und landet in der lokalen Stadtverwaltung. Er verliebt sich in
Natascha, ein Mädchen aus dem Ort.
Auch ihre Ehe ist zum Scheitern verurteilt.
Schon bald entpuppt sich Natascha als
herrschsüchtig und gemein. Nach und
nach verdrängt sie die Schwestern aus
dem Haus, tyrannisiert die Dienstboten
und ihre Affäre mit Andrejs Vorgesetzten
Protopopow, dem Vorsitzenden der Stadtverwaltung, wird immer offensichtlicher.
Ob ihr zweites Kind Sofotschka das ihres
Ehemannes ist, bleibt fraglich.
Bei den Geschwistern wohnt ein alter
Freund der Familie, der Militärarzt Tschebutykin. Sein Leben lang unglücklich in die
längst verstorbene Mutter der Geschwister verliebt, kann er sich weder von der
Familie noch von seinem gescheiterten
Lebensentwurf lösen und lebt nunmehr so
vor sich hin, „ohne Sinn und Verstand“.
Der immer wiederkehrende Ruf „Nach
Moskau! Nach Moskau!“ steht für all
die Hoffnungen, Sehnsüchte und Pläne
der Menschen, für den Aufbruch in die
Freiheit, in die große, weite Welt mit ihren
scheinbar unendlichen Möglichkeiten.
Doch es wird niemals jemand aufbrechen –
außer in Krieg und Tod.
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LANGE KEINEN
CHAMPAGNER
MEHR GETRUNKEN
ZUM AUTOR
Anton Pawlowitsch Tschechow wird 1860
in der russischen Hafenstadt Taganrog als
Sohn eines Kaufmannes geboren. Als Teil
einer kleinbürgerlichen Großfamilie muss
er schon früh mit seinen insgesamt fünf
Geschwistern im Kolonialwarenladen des
Vaters aushelfen. Seinen Vater beschreibt
Tschechow als autoritären Bildungsfanatiker, der großen Wert auf die umfassende
Ausbildung seiner Kinder legt, damit diese
in der Lage sind, die Großfamilie eines
Tages aus der Armut zu befreien.
Der Laden wirft wenig ab und geht
schließlich bankrott. Da dies zur damaligen Zeit strafbar ist und dem Vater eine
Gefängnisstrafe droht, ist die Familie gezwungen, nach Moskau zu fliehen. Anton
bleibt mit gerade mal 16 Jahren alleine mit
seinem jüngeren Bruder zurück, um die
Schule abzuschließen, worauf der Vater
trotz allem bestand. Er ist seine komplette Jugend auf sich alleine gestellt.
In der Schule gilt Tschechow als eher
ruhiger, zurückhaltender Schüler, doch
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verleihen ihm ironische spitze Kommentare gegenüber den Lehrern früh den
Ruf eines Schelms. Neben seiner großen
Begeisterung für Literatur verbringt er
seine Freizeit hauptsächlich im lokalen
Stadttheater.
Nach dem Abitur 1879 beginnt er mit dem
Schreiben. Es entsteht sein erst posthum
veröffentlichtes Debut Platonow, auch
bekannt unter dem bezeichnenden Titel
Die Vaterlosen. Immer wieder schreibt
Tschechow in seinen Erzählungen über
Familien, in denen der Vater fehlt. Direkt
nach dem Abitur beginnt Tschechow ein
Medizinstudium in Moskau. Er schreibt
mehr und mehr, und seine humoristischen
Kurzgeschichten und satirische Kommentare erscheinen in lokalen Tageszeitungen,
was schon bald zur seiner Haupteinnahmequelle wird. Auch muss er der Familie in
Moskau finanziell aushelfen, die dort in
ärmlichen Verhältnissen lebt. Nicht etwa
der Vater, sondern er ist nun der Haupternährer der Familie.
1884 erhält Tschechow seine Zulassung
als Arzt. Die medizinische Arbeit liefert
ihm viele Ideen für seine Geschichten.
Tschechow schreibt und veröffentlicht
seine Text nun wie am Fließband. In diesem Zeitraum lernt er bei einem Besuch
in Sankt Petersburg seinen zukünftigen
Verleger Alexei Suworin kennen, mit dem
ihn ab diesem Zeitpunkt nicht nur eine
erfolgreiche geschäftliche Partnerschaft,
sondern auch eine enge Freundschaft
verbindet. Die Zusammenarbeit verbessert Tschechows finanzielle Möglichkeiten, so dass er mit seiner Familie die
Sommermonate auf einem Landgut in
Babkino verbringen kann. Die pittoreske
Landschaft dient maßgeblich als Inspiration für seine Erzählungen, ähnlich
wie der Besuch in seinem Heimatdorf.
Dort beklagt Tschechow allerdings die
allgegenwärtige Tristesse und das langweilige, kulturlose Leben in der Provinz.
Er schreibt nun auch vermehrt für das
Theater, 1887 wird sein erstes Drama
Iwanow an einem Moskauer Privattheater
uraufgeführt.
Nach dem überraschenden Tod des
jüngeren Bruders Michail 1889 beginnt
Tschechow sich intensiv mit dessen Vorlesungsunterlagen aus dem Jurastudium
auseinanderzusetzen. Darin findet er Materialien zu den Themen Gefängniswesen
und Strafrecht des Russischen Reichs.
Als Form der Trauerbewältigung und um
die Recherche seines Bruders fortzusetzen, bricht er zu einer Reise auf die ferne
Gefängnisinsel Sachalin auf. Über die
Missstände der Strafvollzugsinstitution,
die er dort vorfindet, berichtet er in seinem Buch Die Insel Sachalin. 1891 folgen,
in Begleitung seines Verlegers Suworin,
weitere Reisen nach Europa, die ihn nach
Italien, Österreich und Frankreich führen,
bis er schlussendlich 1892 ein Anwesen
in Melichowo erwirbt und sesshaft wird.
Solche Landgüter sind auch häufig als
Schauplätze in Tschechows Dramen wiederzufinden. In Melichowo entsteht auch
1895 eines seiner bekanntesten Dramen,
Die Möwe, welches bei der Erstaufführung 1896 am Alexandrinski-Theater in
Sankt Petersburg floppt. Erst durch die
psychologisch-realistische Neubearbeitung von Konstantin Stanislawski
am Moskauer Künstlertheater wird das
Stück zu einem Erfolg. Bei den Proben zu
dieser Inszenierung lernt Tschechow die
Schauspielerin Olga Knipper kennen, die
er 1901 heiratet. Zudem engagiert sich
Tschechow in seiner neuen Heimat als
Wohltäter und initiiert den Bau mehrerer
Schulen, um dem allgemeinen geringen
Bildungsstand der Landbevölkerung entgegen zu wirken.
Tschechows gesundheitlicher Zustand
verschlechtert sich in den folgenden
Jahren immens. Eine fortschreitende
Tuberkuloseerkrankung kostet ihn viel
Kraft und schränkt seine Arbeit stark
ein. Um sich zu kurieren, lässt er sich mit
seiner Frau im bekannten Kurort Jalta auf
der Halbinsel Krim nieder, wo er immer
wieder die unerträgliche Langeweile des
provinziellen Lebens beklagt. Hier verfasst er 1900 Drei Schwestern und 1903
Der Kirschgarten, das letzte große Werk
seiner Karriere.
Kurz vor seinem Tod, in letzter Hoffnung
auf eine Genesung, reist Tschechow in
den Schwarzwald-Kurort Badenweiler. In
Briefen kritisiert er das „ordnungserfüllte,
langweilige Leben“ der Deutschen. Hier
stirbt er 1904 nach langer Krankheit, mit
den letzten Worten: „Lange keinen Champagner mehr getrunken“.
Folgeseiten Joanna Kitzl, Cornelia Gröschel, Ute Baggeröhr
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NACH MOSKAU!
NACH
MOSKAU!
ZUM STÜCK
Der Traum der drei Schwestern, ihrem
tristen Leben in der Provinz den Rücken zu
kehren und endlich in die alte Heimat Moskau zurück zu ziehen, bleibt in Tschechows
um 1900 verfassten Drama unerfüllt.
Antriebslos ergeben sie sich ihrem Schicksal. Trotz ihrem hohen Maß an Bildung
und zahlreichen Talenten gelingt es den
Geschwistern am Ende nicht, ein erfülltes
Leben zu führen. Nostalgisch blicken sie
auf die vermeintlich glückliche Vergangenheit in Moskau. Nicht die Figuren in
Tschechows Stück verändern die Welt
verändern, sondern die Welt verändert die
Figuren, beispielsweise mit dem Ausbruch
des Feuers im dritten oder dem Abzug
der Division im vierten Akt. Tschechow
kritisiert mit dieser Darstellung bewusst
die Schicht, der er selbst angehört: Das
Bürgertum.
Drei Schwestern ist ein für seine Entstehungszeit ungewöhnliches, geradezu
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revolutionäres Drama. Tschechow erzählt
keine Geschichte im klassischen Sinne,
sondern ein komplexes Geflecht aus sich
überschneidenden Nebenhandlungen. Es
gibt keine typische Heldenfigur, stattdessen
eine Vielzahl an Nebenfiguren. Außerdem
zeichnet sich Drei Schwestern durch seine
unkonventionelle, teils fast groteske Dialogführung aus. So reden die Figuren nicht
etwa, um die Handlung voranzutreiben,
sondern ausschließlich um des Redens
willen. Sie schwadronieren über die Zukunft, die Entwicklung der Menschheit und
vor allem über ihre Ziele und Träume im
Leben, doch schaffen sie es letzten Endes
nicht, irgendetwas davon umzusetzen.
Niemals werden sie nach Moskau zurückkehren. Meist reden sie aneinander vorbei,
ohne auf das Gegenüber einzugehen.
Das Geschehen spielt sich dabei nie zentral an einem Ort ab, sondern verteilt sich
auf mehrere „Aktionsinseln“.
Sophia Löffler, Thomas Halle
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Die Regisseurin Anna Bergmann bezeichnete die Drei Schwestern daher auch einmal als „Inseldrama“. Die verschiedenen
Handlungsstränge laufen meist parallel
nebeneinander her, ohne zwischen Hauptund Nebenhandlungen zu unterscheiden.
Tschechow schreibt das Stück auf der
Halbinsel Krim, wo er sich 1899 aufgrund
seiner fortschreitenden Tuberkuloseerkrankung niederlässt. Auch wenn die
Abgeschiedenheit seiner Gesundheit
förderlich ist, fühlt er sich abgeschottet
vom kulturellen Leben der Metropolen. In
einem Brief an seine Frau schreibt er „Das
Wetter hier ist … grau, schmutzig, langweilig. Die Leute sind grau und schlaff …
Bislang ist alles uninteressant.“ Spürbar
vermisst er seine Moskauer Heimat.
Als er mit dem Schreiben beginnt, befürchtet er von Anfang an, der Text könne zu
langweilig werden. Scherzhaft schreibt er
in einem Brief an seine Frau Olga Knipper,
die bei der Uraufführung die Rolle der
Mascha übernimmt: „Wenn das Stück
durchfällt, fahre ich nach Monte Carlo und
verspiele dort Kopf und Kragen.“
Am 13. November 1900 verkündet er die
Fertigstellung des Dramas. Für die Uraufführung 1901 am Moskauer Künstlertheater
kann der gefeierte Regisseur Konstantin
Stanislawski gewonnen werden, der die
realistisch-psychologischen Aspekte des
Stücks in den Mittelpunkt stellte. Durch
zahlreiche Gastspielreisen machte Stanislawski viele von Tschechows Werken
international bekannt.
Trotz der größtenteils positiven Kritiken
zu Uraufführung beklagt Tschechow die
oftmals falsche Interpretation. So geht
es ihm in Drei Schwestern nicht darum,
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eine rührselige, sentimentale Geschichte zu erzählen. Vielmehr will er einen
ungeschönten, unzensierten Blick auf
seine eigene Klasse werfen. Dabei bleibt
er in für ihn typischer Art und Weise ein
distanzierter Beobachter, ohne die von
ihm dargelegten Missstände zu bewerten
oder zu verurteilen. Er stellt nur Fragen,
ohne Antworten vorzugeben. Gerade
deshalb sind Tschechows Stücke heute
noch so besonders aktuell und überall auf
den Spielplänen zu finden.
Eine besondere Qualität des Stückes
liegt darin, den Inszenierungsteams ganz
unterschiedliche Lesarten zu ermöglichen.Entgegen der häufigen Betonung
der schwermütigen Aspekte verzichtete
beispielsweise Peter Stein in seiner
berühmten Inszenierung 1984 an der
Berliner Schaubühne am Lehniner Platz
bewusst auf jegliche Sentimentalisierung und stellte eher die tragikomischen
Elemente heraus.
Im KLEINEN HAUS des BADISCHEN
STAATSTHEATER KARLSRUHE herrschen
keine leichten Bühnnverhältnisse für
dialogreiche, psychologisch dichte Stücke.
Daher wird Tscheschow hier nicht häufig
gespielt. Erstmals nach 1945 wurden die
Drei Schwestern in Spielzeit 1986/87 unter
der Regie von István Bödy aufgeführt. Die
psychologisch-präzise Inszenierung stellte
den Text in den Vordergrund und kam insgesamt ohne große Kürzungen aus. Zuletzt
eröffnete das Stück die Spielzeit 2000/01
unter der Leitung von Peter Hatházy.
Er verlegte die Handlung in die 60er Jahre
und betonte die Langeweile und den Stillstand in der Provinz.
Cornelia Gröschel, Ute Baggeröhr, Joanna Kitzl, Jannek Petri
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RÜCKSCHAU
NACH
VORN
ZUR INSZENIERUNG
„Das Leben kann nur in der Schau nach
rückwärts verstanden, aber nur in der
Schau nach vorwärts gelebt werden.“
Dieser Satz des dänischen Philosophen
Søren Kierkegaard steht wie eine Überschrift über der Inszenierung von Anna
Bergmann. In zeitlicher Gegenläufigkeit
wird die Geschichte der drei Schwestern
von ihrem Ende hin zum Anfang erzählt.
Gleichzeitig wandern wir im Laufe des
Abends vom Gestern ins Heute, von der
Jahrhundertwende ins Jahr 2015.
Von Tschechow dezidiert als „Komödie“
bezeichnet, hat das Stück dennoch eine
tragische Dimension. Die Figuren richten
ihr Leben allein auf die Zukunft hin aus und
vergessen dabei die Gegenwart. Ihre Lebensträume zerplatzen, alles kommt anders
und bleibt trotzdem gleich. Die Inszenierung beginnt in der Tragik und führt die
Geschichte hin zu einem – scheinbaren –
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Happy End. Eine vom Filmischen inspirierte
Erzählform der Rückblenden, die sich, beim
tragischen Ende beginnend, fragt, wie es
dazu kam. Diese Erzähllinie äußert sich
sowohl in den verschiedenen Spielweisen
der Akte, als auch wesentlich in den Kostümen von Lane Schäfer und der Bühne von
Janina Audick. Dabei folgen die Akte nicht
nur den Zeitläufen „Jahrhundertwende –
Vierziger Jahre – Sechziger Jahre – Heute“
sondern sind auch durch die Elemente „Eis
– Feuer – Wasser – Luft“ definiert.
Am Beginn des Abends steht die völlige
Erstarrung der Figuren, deren Tragik vor
allem darin liegt, dass keiner der Ausbruch gelingt und alle Träume eines von
Sinn und Liebe erfüllten Daseins sich
zerschlagen haben. Das spiegelt sich in
der Eislandschaft der Bühne und in einer
formalen Spielweise, bei der die Bewegungen puppenhaft mechanisiert sind
und an auf der Stelle kreisende Figürchen
Jan Andreesen, Jonathan Bruckmeier, Klaus Cofalka-Adami
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einer Spieluhr erinnern. Ein maskenhaftes Make-up und die in Blau, Grau und
Weiß – Nuancen gehaltenen, in Stil und
Schnitten historisch korrekten Kostüme
betonen in ihrer ästhetischen Überhöhung
die erstarrte, eisige Situation. Die schweren, steifen Materialien machen leichte,
schnelle Bewegungen so gut wie unmöglich und unterstützen so die Spielform und
Körperlichkeit der Schauspieler.
Im zweiten Bild löst sich die Erstarrung,
es brennt – wortwörtlich. Durch ein Feuer
im Ort bricht Chaos aus, eine chaotische
Nacht sorgt für Auflösungen jeglicher Art.
Die Figuren versuchen, dem Chaos irgendwie Herr zu werden. Gleichzeitig kämpfen
alle gegen eine große Erschöpfung. Alle
eint ein letztes Aufbäumen, ein verzweifelter Versuch, sich gegen die Fremdbestimmung durch die Umstände zu wehren. Auf
der Bühne löst sich die Eislandschaft auf,
der vielfältige Wohnraum wird sichtbar. Ein
provisorisches Teppichlager und echtes
Feuer erzeugen eine Atmosphäre der
Gefahr. Wir befinden uns in den Vierziger
Jahren, in einer Kriegszeit, die Chaos und
Umsturz gesellschaftlicher Ordnung und
alltäglichen Lebens mit sich bringt. Die
Spielweise ist naturalistischer, in Momenten blitzen immer wieder die festen Zusammenhänge des Gesellschaftstableaus
auf. Die Außenwelt mit ihrer Bedrohungssituation bringen die Soldaten in originalen
Uniformen der Roten Armee in den sehr
privaten Rahmen der Familie, deren Verletzlichkeit durch zarte Nachtwäsche und Haut
betont wird. Als symbolische lebende Fackel rauscht Andrejs Frau Natascha durch
das Bild, die von den Schwestern verdächtigt wird, das Feuer gelegt zu haben.
Feuer schmilzt das Eis, und somit steht das
dritte Bild im Zeichen des Wassers. Der
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Frühling ist da, man rutscht auf den Resten
des Eises herum, das die Sonne noch nicht
weggeschmolzen hat, der Brunnen ist voller Wasser und die Stimmung fröhlich. Es
wird philosophiert, über eine neue Zeit und
die Zukunft der Menschheit. Dieses Bild
ist angesiedelt in den Sechziger Jahren in
der Sowjetunion. Eine Zeit des Aufbruchs
und gleichzeitig des Kalten Krieges mit Restriktion und Bespitzelung: Lebenslust auf
dünnem Eis. Bühne und Kostüme spiegeln
die Zeit in Farb- und Mustermixen und ein
Pionierchor singt die sowjetische Hymne.
Auch die freiere Spielweise drückt die
Sehnsucht nach Freiheit aus.
Vom Gestern ins Heute und vom Ende
zum Anfang – diese Erzählweise möchte
die Aktualität des Stoffes verstärken. Ob
Emanzipationsdebatte, Einwanderungsdebatte oder neuer Konservativismus – vieles
was nicht vorwärts kommt, entwickelt sich
zurück. Und unter der Oberfläche unserer
heutigen Alles-ist-möglich-Gesellschaft mit
ihrer scheinbaren Freiheit lauern die Ängste. Tschechow hält keine Antworten parat.
Aber er zeigt uns, wohin es führen kann,
wenn ein Leben von Ängsten bestimmt wird.
Das letzte Bild landet im Heute. Zwischen
Protz und posh; geschmackvoll und
übertrieben zeigen sich die Widersprüche
des heutigen Russland. Alle Figuren sind
gut durchgebräunt, sportlich, bunt und
optimal zurechtgemacht – als Spiegel
dessen, was heute als Normalzustand
gilt. Es herrscht die Stimmung einer permanenten Party, in der alle ernsthaften
Überlegungen, Sehnsüchte und Pläne sofort wieder untergehen. Gespiegelt wird
unsere heutige Bilderwelt, die trotz aller
Kriege und Armut in der Welt die Sexyness und das in allen Bereichen perfekte
Leben als unumstößliches Erfolgsmodell
hoch hält. Das bestimmende Element
ist die Luft, die für Sommer, Leichtigkeit
und Hoffnung steht. Aber auch für die
Luftschlösser, die in diesem Bild gebaut
werden, und die sich durch die Erzählrichtung der Inszenierung bereits als solche
erwiesen haben.
Live gesungene russische Lieder und
Schlager, sowie dichte, atmosphärische
Klänge des Komponisten Heiko Schnurpel
strukturieren und unterstützen die Erzählweise des Abends.
Folgeseiten Thomas Halle, Ronald Funke
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EIN GANG
DURCH DIE ZEIT
100 JAHRE MIT DREI SCHWESTERN
Über gut hundert Jahre spannt die Inszenierung von Anna Bergmann die Geschichte
der drei Schwestern.
Jahrhundertwende (1. Bild)
Zur Entstehungszeit um 1900 prägte die
rasante industrielle Entwicklung auch
das russische Zarenreich. Die Transsibirische Eisenbahn verband erstmals Teile
des riesigen Vielvölkerstaats, der zur
Zeit des Zaren Nikolaj II. von der Ostsee
bis zum Pazifik und vom Nordmeer bis
nach Afghanistan reichte und mehr als
hundert Ethnien in sich versammelte. Die
Industrialisierung und die erhöhte Mobilität veränderten Arbeits- und Lebenszusammenhänge der Menschen. Der Zar
kämpfte mit oft gewaltsam ausgetragenen
Konflikten zwischen einzelnen Ethnien und
einer große Unzufriedenheit der breiten
Bevölkerungsmasse. Bereits in den 1860er
Jahren hatten sich anfangs hauptsächlich russische Adelige zur sogenannten
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Intelligenzija zusammengeschlossen,
die immer aktiver die Zarenherrschaft
bekämpften. Mit Terror und Mordanschlägen versuchten sie, ihre politischen Ziele
durchzusetzen. Um 1905 bildeten sich
erste Arbeiterräte (Sowjets), die auch politische Forderungen stellten. Doch erst der
Erste Weltkrieg wurde zum Totengräber
des Zarentums. Mit den Revolutionen im
Februar und Oktober 1917 begann die neue
Ordnung.
Stalinzeit und zweiter Weltkrieg (2. Bild)
Auch die Bolschewiki hatten mit der
Uneinheitlichkeit des Vielvölkerstaates
zu kämpfen und griffen immer häufiger zu
Zwangsmaßnahmen, um ihre Ideologie zu
verankern. Seit Ende des Bürgerkrieges
1921 herrschte eine Atmosphäre des
Misstrauens und der allgegenwärtigen
Verschwörung. Mit dem 1939 geschlossenen Nichtangriffspakt mit Hitler verband
Stalin die Hoffnung, die Sowjetunion aus
dem Krieg heraus halten zu können. Noch
unmittelbar vor dem deutschen Überfall
1941 verbot er, die Rote Armee in Alarmbereitschaft zu versetzen. Der Krieg, den die
Wehrmacht im Osten führte, unterschied
sich grundlegend von den vorangegangenen Feldzügen. Es handelte sich um einen
Vernichtungskrieg mit dezidierten Befehlen, die bolschewistische Führungsschicht
zu ermorden. Den einfachen Rotarmisten
und der Zivilbevölkerung war der Hungertod vorherbestimmt; die sowjetischen
Nahrungsmittelreserven sollten der Wehrmacht und der Bevölkerung des deutschen
Reiches zugutekommen. Gleichzeitig
wütete der stalinistische Terror, der die
Arbeitslager, die Gulags, mit Menschenmaterial anfüllte. Die Bolschewiki begriffen aber auch, dass sich der Krieg allein
mit Repressionen nicht gewinnen ließ. Das
Regime setzte verstärkt auf den Sowjetpatriotismus und griff dazu auf die russische Geschichte zurück. 1941 stellte es die
antireligiöse Verfolgung ein und schloss
ein Bündnis mit der orthodoxen Kirche.
Kalter Krieg (3. Bild)
Seit 1953 lenkte Nikita Chruschtschow als
Partei- und Regierungschef die Geschicke
der Sowjetunion. Partielle innenpolitische
Liberalisierung ging einher mit tastender
außenpolitischer Entspannung. Trotz
diametral entgegengesetzter Ideologie
herrschte nach den Grauen des Zweiten
Weltkrieges auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs die Sehnsucht nach Stabilität vor. Die Nachkriegszeit wurde die Zeit
des großen Kräftemessens, bei dem sich
beide Seiten zu übertrumpfen suchten,
vor allem in der Rüstungs- und der Raumfahrtindustrie. Auch wenn Chruschtschow
Ende der fünfziger Jahre schon aus
wirtschaftlichen Gründen die Verschärfung des Kalten Krieges vermeiden wollte
und 1960 die Demobilisierung von 1,2
Millionen Soldaten verkündete, waren der
Liberalisierung und der Entspannung doch
enge Grenzen gesetzt. Seit die Sowjetunion 1957 einen ersten Satelliten ins All
geschossen hatte, rechnete Chruschtschow damit, die USA bald überholen zu
können. Am 12. April 1961 flog Juri Gagarin
als erster Mensch ins All und umrundete
in 106 Minuten einmal die Erde. An diesem
Datum feiert man in Russland seitdem den
Tag der Kosmonauten. Doch die russische
Wirtschaft blieb chronisch ineffizient und
Weltraumprogramm und Rüstungsausgaben belasteten den Haushalt drastisch.
Der Fortschritt in den Weltraum spiegelte
sich nicht im Alltag der Bevölkerung.
Russland heute (4. Bild)
Das „System Putin“ ist eine Mischung
aus Autokratie und Oligarchie. So gelang
es dem Präsidenten Wladimir Putin, die
eigenständige politische Macht einiger
zuvor sehr einflussreicher Unternehmer
zu brechen. Diese Aktionen, ein zeitweiser wirtschaftlicher Aufschwung,
seine Außenpolitik und seine Linie in
der Terrorismusbekämpfung sorgen für
eine schwankende, aber im Durchschnitt
große Popularität bei der Bevölkerung
Russlands. Eine wichtige Rolle spielte dabei die positive Darstellung seiner Politik
in staatlichen und staatsnahen Medien
sowie die weitgehende Ausschaltung
oppositioneller Medien.
Der Kapitalismus hat in Russland ganz
eigene Formen angenommen. Die soziale
Schere klafft dramatisch auseinander, die
Oberschicht lässt ihre Kinder im Westen
ausbilden und verlegt auch gerne ihren
Hauptwohnsitz in die westlichen Metropolen. Die Globalisierung hat auch hier Einzug
gehalten, weltweit eint die Generation
Party die Perfektion der Oberfläche.
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LIEDER
ÜBERSETZUNGEN
DER RUSSISCHEN LIEDTEXTE
Mnje nrawitsja
Lied von Olga
Text Marina Iwanowna Zwetajewa
Musik Alla Pugacheva
Es gefällt mir, dass Sie mich nicht begehr’n,
Es gefällt mir, dass ich Sie nicht begehre,
Dass niemals dieser Erdball, groß und schwer,
Uns Halt entzieht und schwebt davon ins Leere.
Wie schön, dass ich, ohne mit Worten zu spielen,
Albern sein darf und ausgelassen,
Und wenn mein Ärmel Ihren streift,
Werde ich nicht verschämt erröten.
Mit Herz und Hand bedanke ich mich sehr
Dafür, dass Sie – ohne es wahr zu haben –
Mich lieben: dass ich Nachts mich nicht verzehr,
Und wir uns Abends nur sehr selten sehen.
Dass nicht für uns die Sonne aufgeht jeden Morgen,
Bei Mondschein wir die Straßen nicht
durchqueren,
Dafür, dass, leider, Sie mich nicht begehr’n,
Dafür, dass, leider, ich Sie nicht begehre!
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Lyritscheskaja
Lied von Tschebutykin
Musik & Text Vladimir Vysotsky
Da zittern die hängenden Zweige der Fichten,
Da zwitschern die Vögel unruhig und trist,
Du lebst in einem verzauberten Wald,
Einem wilden und dichten,
Wo herauszukommen unmöglich ist.
Die Kirschblüten knistern wie trocknende Wäsche im Wind,
Wie Regen fallen die Blätter des Flieders,
Ich bringe dich fort von hier geschwind,
In einen Palast, in dem Flöten trillern.
Zauberer haben für tausende Jahre deine Welt
Versteckt vor der Sonne und vor mir,
Und du glaubst dass sie nichts Schöneres
enthält
Als diesen verzauberten Wald hier.
Selbst wenn es keinen Tau auf den Blättern
am Morgen mehr gäbe,
Selbst wenn der Mond mit dem finsteren
Himmel im Streit läge,
Ich nehme dich trotzdem mit mir fort von hier,
um mit dir zu leben,
In einem hellen Schloss mit Balkon zum Meer.
Thomas Halle, Joanna Kitzl, Cornelia Gröschel
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Hymne der Sowjetunion
Lied der Pioniere
Text Sergei Michalkow & Gabriel El-Registan
Musik Alexander Alexandrow
Geburstagslied
Ensemble
Text Alexander Timofejewski
Musik Wladimir Schainski
Eine unzerstörbare Union freier Republiken
Hat das Große Russland für immer geeint.
Es lebe, geschaffen vom Willen der Völker,
Die einige, mächtige Sowjetunion!
Wie die Fußgänger schimpfen
In den klitschnassen Strümpfen,
Denn der Regen rinnt über’n Asphalt.
Was für Augen sie machen,
Denn sie sehen mich lachen,
an ’nem Tag, der so trübe und kalt.
Rühme dich, unser freies Vaterland
Sichere Festung der Völkerfreundschaft!
Die Sowjetfahne, die Fahne des Volkes
Führe von Sieg zu Sieg!
Ich bin so glücklich!
Ich spiel für alle
Ziehharmonika, na klar.
Denn Geburtstag hat man leider
nur einmal im Jahr.
Ya budu wsegda staboj
Lied von Tusenbach
Ich werde immer bei dir sein
Wie die Wellen am blauen Meer
Ich werde für immer bei dir sein
In der dunklen Tiefe der Gewässer
Wie die Schaumkrone der Welle,
Wie das Ufer, das alle Meere umfasst
Als ob ich das Leben selbst atmen würde.
Ich werde immer bei dir sein wie das Wasser
Das dich umarmt und dich in Liebe ertränkt,
Ob am Rande des Meeres, am Strand der Welt,
Dir gehört mein ganzes Herz.
Plötzlich kommt – ungelogen –
Ein blaues Flugzeug angeflogen,
Und ein Zauberer steigt aus, ganz in Weiß,
Er will mir gratulieren,
ein paar Filme vorführen,
und schenkt mir eine Tonne voll Eis.
Ich bin so glücklich!
Ich spiel für alle
Ziehharmonika, na klar.
Denn Geburtstag hat man leider
nur einmal im Jahr.
Mein Stern steht nicht am Himmel,
Oder im tiefen Wasser,
Er leuchtet tief unter einer Schicht von Rätseln.
Ich werde immer bei dir sein,
Ich bin dein Traum und deine Realität.
Du wirst immer bei mir sein,
Und ich weiß nicht,
Ob ich das Recht habe, dir all dies zu sagen.
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Sophia Löffler, Jannek Petri, Joanna Kitzl
Folgeseiten Jan Andreesen, Sts. Eva Derleder, Ute Baggeröhr
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ICH ARBEITE,
ALSO BIN ICH?
FRÖHLICHE STREITSCHRIFT
GEGEN DEN ARBEITSFETISCH
Sag mir, was du arbeitest – und ich sage
dir, wer du bist. So schaut’s aus in unserer
Leistungsgesellschaft. In der schönen
neuen Arbeitswelt speist sich auch unser
individuelles Selbstwertgefühl unmittelbar aus unserem Job, wir definieren uns
zu einem ziemlich großen Teil über die
Art und Weise, wie wir unsere Brötchen
verdienen … Lohnarbeit, Gartenarbeit,
Beziehungsarbeit, Blowjob – alles ist zur
Arbeit geworden. Wir arbeiten an unserem
Körper, an unserer Lebensweise und an
unserem Liebesglück. Die Arbeit ist das
Lebenselixier des modernen Menschen,
ein Fetisch, mit dem wir uns lustvoll selbst
geißeln. Von Kindesbeinen an wachsen wir
mit dem Imperativ auf, „etwas aus uns zu
machen“ …Ja, sind wir denn nicht schon
etwas? Menschen zum Beispiel? …
In Zeiten, wo die Menschen immer weniger an Gott und erst recht an die Kirche
glauben, ist die Arbeit zur neuen Religion
emporgestiegen. Und sie weist alle Merk30
male einer Religion auf: unhinterfragte
Vergötterung ihres Sinnstifters, Inkaufnahme schmerzhafter Entbehrungen, übersteigerte Symbole und Riten sowie eine
rigorose Bestrafung all jener, die partout
nicht „glauben“ wollen. Wer nicht arbeiten
will, muss fühlen …
Der Glaube an die Arbeit ist ein Irrglaube.
Doch wer dieser Einsicht Taten folgen
lassen will, spürt schnell die eiserne Hand
des Staates. Die Bestrafung der Müßiggangster erlebte seit den Arbeitsfanatikern Luther und Calvin immer neue Höhenflüge – bis heute … Wer in der DDR keinen
Job hatte, verging sich am sozialistischen
Ideal … Faulenzer wurden kurzerhand
eingesperrt und zwangserzogen …
Auch in der „freiheitlichen“ Bundesrepublik wurde der Arbeitszwang festgeschrieben. Man hatte zwar einen Rechtsanspruch auf Sozialhilfe, doch war dieser
Anspruch gekoppelt mit der Arbeitsverpflichtung. „Arbeitsscheue“ Menschen
durften nach § 25 BSHG in geschlossene
Anstalten eingeliefert werden; erst 1974
wurde der Paragraf abgeschafft …
Was ist überhaupt Arbeit in einer Gesellschaft, in der alles zur Arbeit deklariert
wird? Wenn wir mit unseren Kindern
spielen, leisten wir Erziehungsarbeit. Sport
wird zum knallharten Work-Out. Selbst die
Wehklage um einen geliebten verstorbenen Menschen wird zur Trauerarbeit stilisiert. Und in Lifestyle-Magazinen lesen wir
von der angeblich immensen Bedeutung
der Traumarbeit – selbst im Schlaf terrorisiert uns dieser Dämon. Im Grunde ist
jede geistige und körperliche Aktivität eine
Form der Arbeit. Sobald wir den redensartlichen Finger krumm machen, arbeiten wir.
Demnach gibt es einen Haufen Arbeit, der
ebenso unbeachtet wie unbezahlt bleibt:
Wir putzen und kochen. Wir waschen unsere Kleidung. Wir erziehen unsere Kinder
und reparieren unseren Hausrat. Immer
öfter sind das natürlich Dinge, die wir in
fremde Hände legen – in die von Babysittern, Reinigungskräften, Bäckerinnen
und Handwerkern –, weil wir bis zum Hals
in unserer eigenen Erwerbsarbeit stecken. Apropos: Während die sogenannte
Hausarbeit und auch die Care-Arbeit kaum
gesellschaftliche Beachtung erfahren, gilt
die Glorifizierung einzig der Erwerbsarbeit.
Arbeit ist heutzutage nur dann verdienstvoll, wenn Kohle aufs Konto kommt. Wer
aber glaubt, dass die Arbeit von Hausfrauen und -männern niedriger zu bewerten sei
als die von Erwerbstätigen, folgt lediglich
dem christlichen Ethos der Erwerbsarbeit.
„Die herrschenden Gedanken sind die
Gedanken der Herrschenden“, wusste Karl
Marx und unterzog die Arbeit einer scharfen Kritik, genauer: die Lohnarbeit. Wenn
ich hier die Arbeit verunglimpfe, dann meine
ich damit weder die Kindererziehung noch
Kochen. Fernab des Spaßes ist Arbeit eine
überlebensnotwendige, anthropologische
Konstante, die für alle Menschen zutrifft.
Als „nützliche Arbeit … ist die Arbeit
daher eine von allen Gesellschaftsformen
unabhängige Existenzbedingung des Menschen, ewige Naturnotwendigkeit, um den
Stoffwechsel zwischen Mensch und Natur,
also das menschliche Leben zu vermitteln“,
wie Marx und Engels festhielten.
Wenn ich durch die Straßen Berlins laufe,
sehe ich überall Arbeit: Nicht nur die
arbeitenden Menschen …, sondern auch
die Ergebnisse der Arbeit: Asphalt, Autos,
Brücken, Häuser, Streetart, elektrisches
Licht, Essen und Zeitungen. Würde man
alle Dinge, an denen irgendwie Arbeit
hängt, mit einem Schlag von der Bildfläche
wischen, wären wir augenblicklich nackt,
ohne Strom und fließendes Wasser. Arbeit
ist also notwendig zum Überleben und
deshalb unabdingbar – nicht aber die Art
und Weise, wie wir arbeiten …
Ja, wir schuften uns mit immer mehr Arbeit
zugrunde. Doch vermutlich würden wir uns
unendlich langweilen, wenn wir überhaupt
nicht mehr arbeiten würden. Auch in
diesem Sinne ist Arbeit eine anthropologische Konstante; der Mensch ist ein tätiges
Wesen. Außerdem gibt es tatsächlich
Arbeiten, die uns Freude bereiten können –
aber die Jobs unserer Lebenswelt haben
mit Spaß meist überhaupt nichts zu tun.
Meine Kritik richtet sich, erstens, gegen
die blinde Vergötterung der Arbeit und die
kollektive Verschmähung der Muße, zweitens gegen den ausbeuterischen Verkauf
der Arbeitskraft und, drittens, gegen die
damit einhergehende Entfremdung.
Patrick Spät
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MUßE UND
MÜSSIGGANG
DIE FRÖHLICHE WISSENSCHAFT (1882)
Man schämt sich jetzt schon der Ruhe;
das lange Nachsinnen macht beinahe
Gewissensbisse. Man denkt mit der Uhr
in der Hand, wie man zu Mittag isst, das
Auge auf das Börsenblatt gerichtet, –
man lebt, wie Einer, der fortwährend
Etwas „versäumen könnte“. „Lieber
irgend Etwas tun, als Nichts“ – auch
dieser Grundsatz ist eine Schnur, um aller
Bildung und allem höheren Geschmack
den Garaus zu machen. Und so wie
sichtlich alle Formen an dieser Hast der
Arbeitenden zu Grunde gehen: so geht
auch das Gefühl für die Form selber, das
Ohr und Auge für die Melodie der Bewegungen zu Grunde. Der Beweis dafür liegt
in der jetzt überall geforderten plumpen
Deutlichkeit, in allen den Lagen, wo der
Mensch einmal redlich mit Menschen
sein will, im Verkehre mit Freunden,
Frauen, Verwandten, Kindern, Lehrern,
Schülern, Führern und Fürsten, – man hat
keine Zeit und keine Kraft mehr für die Zeremonien, für die Verbindlichkeit mit Um32
wegen, für allen Esprit der Unterhaltung
und überhaupt für alles Otium. Denn das
Leben auf der Jagd nach Gewinn zwingt
fortwährend dazu, seinen Geist bis zur
Erschöpfung auszugeben, im beständigen Sich-Verstellen oder Überlisten oder
Zuvorkommen: die eigentliche Tugend ist
jetzt, Etwas in weniger Zeit zu tun, als ein
Anderer. Und so gibt es nur selten Stunden der erlaubten Redlichkeit: in diesen
aber ist man müde und möchte sich nicht
nur „gehen lassen“, sondern lang und
breit und plump sich hinstrecken … Die
Arbeit bekommt immer mehr alles gute
Gewissen auf ihre Seite: … Ehedem war es
umgekehrt: die Arbeit hatte das schlechte
Gewissen auf sich. Ein Mensch von guter
Abkunft verbarg seine Arbeit, wenn die Not
ihn zum Arbeiten zwang. Der Sklave arbeitete unter dem Druck des Gefühls, dass
er etwas Verächtliches tue: – das „Tun“
selber war etwas Verächtliches.
Friedrich Nietzsche
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DER MENSCH
GRUSS NACH VORN
Der Mensch ist ein Wirbeltier und hat eine
unsterbliche Seele, sowie auch ein Vaterland, damit er nicht zu übermütig wird.
Der Mensch wird auf natürlichem Wege
hergestellt, doch empfindet er dies als
unnatürlich und spricht nicht gern davon.
Er wird gemacht, hingegen nicht gefragt,
ob er auch gemacht werden wolle.
Der Mensch ist ein nützliches Lebewesen,
weil der dazu dient, durch den Soldatentod
Petroleumaktien in die Höhe zu treiben,
durch den Bergmannstod den Profit der
Grubenherren zu erhöhen, sowie auch
Kultur, Kunst und Wissenschaft.
Der Mensch hat neben dem Trieb der
Fortpflanzung und dem, zu essen und zu
trinken, zwei Leidenschaften: Krach zu machen und nicht zuzuhören. Man könnte den
Menschen gradezu als ein Wesen definieren, das nie zuhört. Wenn er weise ist, tut
er damit recht: denn Gescheites bekommt
er nur selten zu hören. Sehr gern hören
Menschen: Versprechungen, Schmeiche34
leien, Anerkennungen und Komplimente.
Bei Schmeicheleien empfiehlt es sich,
immer drei Nummern gröber zu verfahren
als man es grade noch für möglich hält.
Um sich auf einen Menschen zu verlassen,
tut man gut, sich auf ihn zu setzen; man
ist dann wenigstens für diese Zeit sicher,
dass er nicht davonläuft. Manche verlassen sich auch auf den Charakter.
Der Mensch zerfällt in zwei Teile: In einen
männlichen, der nicht denken will, und
einen weiblichen, der nicht denken kann.
Beide haben sogenannte Gefühle: man ruft
diese am sichersten dadurch hervor, dass
man gewisse Nervenpunkte des Organismus in Funktion setzt. In diesen Fällen
sondern manche Menschen Lyrik ab.
Im übrigen ist der Mensch ein Lebewesen,
das klopft, schlechte Musik macht und
seinen Hund bellen lässt. Manchmal gibt er
auch Ruhe, aber dann ist er tot.
Kurt Tucholsky
Jannek Petri, Frank Wiegard
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REGIE Anna Bergmann
BÜHNE Janina Audick
Anna Bergmann studierte Theaterwissenschaft, Philosophie und Anglistik an
der Freien Universität Berlin und anschließend Regie an der Berliner Hochschule „Ernst Busch“. Seit 2003 arbeitet
sie als freischaffende Regisseurin an den
großen Bühnen im deutschsprachigen
Raum, u. a. an den Staatstheatern in
Oldenburg, Braunschweig und Hannover,
am Schauspielhaus Bochum, am Thalia
Theater Hamburg, am Maxim Gorki Theater Berlin und am Münchner Volkstheater.
Mit Bunbury von Oscar Wilde wurde sie
2010 zu „Radikal Jung“ in München eingeladen. Am Burgtheater Wien inszenierte
Anna Bergmann 2011 die Uraufführung
von Oliver Klucks Die Froschfotzenlederfabrik. Im September 2013 folgte am renommierten Wiener Akademietheater die
Premiere von Ibsens Die Frau vom Meer.
Am STAATSTHEATER KARLSRUHE war
ihre erste Inszenierung im Januar 2015
die Oper La Bohème.
Janina Audick arbeitet seit ihrem Kunstund Designstudium in Kassel, Berlin und
Hamburg als freie Kostüm- und Bühnenbildnerin. Mit den Regisseuren René Pollesch
und Christoph Schlingensief verbindet sie
seit 2003 eine kontinuierliche Zusammenarbeit. Sie arbeitet u. a. am Schauspielhaus
Zürich, an den Münchner Kammerspielen,
an der Volksbühne Berlin, am Staatstheater
Stuttgart und am Burgtheater Wien. Neben
dem grundsätzlichen Bühnenhandwerk
verwendet sie Elemente zeitgenössischer
Kunst und verschiedener Medien, um neue
Räume zu erschaffen. Durch ihre Arbeit in
der Performance-Szene entwickelt Janina
Audick Raumkonzepte, die zunächst nicht
für Inszenierungen vorgesehen sind. Diese
Konzepte verlassen die Situation der klassische Guckkastenbühne und strukturieren
das Verhältnis von Akteur und Zuschauer in
einem intimen Raum neu. Solche Ansätze
prägen ihre Arbeiten bis heute.
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Jan Andreesen, Jannek Petri
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KOSTÜME Lane Schäfer
MUSIK Heiko Schnurpel
SACHA BENEDETTI Video
Lane Schäfer studierte Kostümbild an
der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg sowie an der Universität der Künste Berlin. Sie arbeitete
als Assistentin am Gripstheater Berlin,
Volksbühne Berlin, Oper Kassel und am
Burgtheater Wien. Auf Assistenz und
Mitarbeit bei Johannes Schütz folgten
eigene Kostümbilder am Staatstheater
Kassel und an der Oper Mainz. Die
Inszenierungen Solaris und Die Tigerin
führte sie zurück ans Burgtheater. Dort
arbeitete sie auch mit Roland Schimmelpfennig.Für dessen Inszenierung SPAM
entwarf sie die Kostüme am Schauspielhaus Hamburg. Unter der künstlerischen
Leitung von Corinna Harfouch war sie
Kostümbildnerin für das Stück 13313, das
am Berliner Hebbel am Ufer und bei den
Ruhrfestspielen 2014 aufgeführt wird.
Mit Anna Bergmann arbeitete sie bereits
bei Treulose und Homo Faber am Staatstheater Braunschweig zusammen.
Heiko Schnurpel, 1967 in Dresden geboren, machte zuerst eine Ausbildung zum
Tischler an der Semperoper Dresden und
arbeitete dann nach seiner Ausreise 1988
als Bühnentechniker, Inspizient, Regieassistent und Regisseur in Hannover,
Gera, Krefeld-Mönchengladbach und
Karlsruhe. Seit 2000 lebt er als selbstständiger Sounddesigner in Berlin und
arbeitet hauptsächlich mit der Regisseurin
Anna Bergmann und dem Videokollektiv
Impulskontrolle aus Köln zusammen,
u. a. am Schauspielhaus Bochum, Thalia
Theater Hamburg, Maxim Gorki Theater
Berlin, Volkstheater München, Volksbühne Berlin, Burgtheater Wien und dem
Stadsteater Malmö in Schweden. Weitere
Arbeiten führten ihn u. a. mit Johannes
Schütz, Thomas Bockelmann, Gustav
Rueb und Nicole Oder nach Kassel, Osnabrück, Braunschweig, Lübeck, Heidelberg, Tübingen, Konstanz, Weimar und in
die freie Szene Berlins.
Sacha Benedetti, geboren 1972, arbeitete zunächst als freier Journalist und
studierte anschließend Informatik an der
FH Darmstadt. 2005/2006 organisierte er
das Videofestival Rip it! Reappropriate
Popular Culture in Berlin. Als Videokünstler arbeitete er u. a. für das Deutsche
Theater Berlin, das Schauspielhaus Wien
und das Schauspiel Frankfurt. Weitere
Videoarbeiten waren auch bei Rockpalast, MTV und bei der Bienale Venezia
zu sehen. Seit 2009 leitet Sacha das freie
Radio TwenFM 88,4 Berlin für alternative
Musik und Jugendkultur. Er ist Mitglied
diverser Künstlerkollektive wie Neue
Dokumente und Bootlab e.V., sowie
Berater für diverse Hörfunkformate u. a.
für Deutschlandradio Kultur. Mit Janina
Audick verbindet Sacha Benedetti eine
längere künstlerische Zusammenarbeit,
beispielsweise am HAU Berlin.
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UTE BAGGERÖHR
Nach dem Schauspielstudium in Leipzig spielte Ute Baggeröhr u. a. am
Schauspiel Frankfurt, Thalia Theater Hamburg und Maxim Gorki Theater
Berlin. Seit 2011/12 ist sie in Karlsruhe engagiert und zu sehen in Der
Vorname, Kabale und Liebe, Mia schläft woanders und Schatten
(Eurydike sagt).
JONATHAN BRUCKMEIER
Geboren 1989 in Wien, wuchs er in Stuttgart auf. 2013 schloss er an der
Zürcher Hochschule der Künste sein Schauspielstudium ab und ist seit
der Spielzeit 2014/15 in Karlsruhe engagiert. Mit dem Glasperlenspiel
stellte er sich dem Publikum vor. Zu sehen ist er aktuell in Benefiz – Jeder
rettet einen Afrikaner und Die Räuber.
STAATSSCHAUSPIELERIN EVA DERLEDER
Eva Derleder hatte Engagements in zahlreichen Stadt- und Staatstheatern und war zwei Mal zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Seit 2002
ist sie fest im Ensemble und spielt zur Zeit u. a. in Dinner for One und der
Uraufführung Du sollst den Wald nicht vor dem Hasen loben.
KLAUS COFALKA-ADAMI
Seit 1980 arbeitet Klaus Cofalka-Adami als Schauspieler und spielte u. a.
an den Bühnen in Mannheim, Tübingen, Dortmund und Heidelberg. Seit
2011 ist er festes Ensemblemitglied am STAATSTHEATER KARLSRUHE.
Aktuell spielt er in Fremdraumpflege, Rio Reiser und Richtfest.
CORNELIA GRÖSCHEL
Geboren 1987 in Dresden, steht Cornelia Gröschel seit ihrem neunten
Lebensjahr für das Fernsehen vor der Kamera. Nach ihrem Schauspielstudium in Leipzig war sie von 2011 bis 2013 Ensemblemitglied am
STAATSTHEATER und ist auch noch als Gast in Agnes zu sehen.
RONALD FUNKE
Ronald Funke wurde 1954 in Berlin geboren. Er arbeitete u. a. in Magdeburg, am Nationaltheater Mannheim, am Volkstheater Rostock und in
Heidelberg. 2011 wurde er für seine Rolle in Der Mann der die Welt aß
als Schauspieler des Jahres nominiert. Aktuell ist er u. a. in Kabale
und Liebe und in Das Glasperlenspiel zu sehen.
JOANNA KITZL
Geboren in Bern, absolvierte sie ihr Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Danach spielte sie u. a. am
Theater Heidelberg, am Staatsschauspiel Hannover und ist immer wieder
auch in Fernsehfilmen zu sehen. In Karlsruhe spielt sie zur Zeit in Dantons Tod, Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner und Das Interview.
MAXIMILIAN GRÜNEWALD
Geboren in Coburg studierte Maximilian Grünewald bis 2013 Schauspiel
in Leipzig. Zuletzt war er Mitglied des Schauspielstudios am Maxim Gorki
Theater in Berlin. Seit dieser Spielzeit ist er fest am STAATSTHEATER
KARLSRUHE, zu sehen u. a. in Das Glasperlenspiel, Kabale und Liebe
und als Franz Moor in Die Räuber.
FLORENTINE KRAFFT
Aufgewachsen in Hamburg, studierte Florentine Krafft Schauspiel an der
Zürcher Hochschule der Künste und erhielt hier 2012 für besondere Leistungen den Oprecht-Preis. Seit 2013 ist sie in Karlsruhe engagiert und zu
sehen in Rio Reiser, Ein Sommernachtstraum, Richtfest, Schatten
(Eurydike sagt) und Die Räuber.
JANNEK PETRI
Nach seinem Studium an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst
Busch“ Berlin war er von 2002 bis 2006 erstmals in Karlsruhe engagiert.
Danach arbeitete u. a. in Zürich, am Landestheater Linz, Basel, am
Staatstheater Braunschweig und am Deutschen Theater Berlin. Aktuell
ist er in Der Vorname und Das Interview zu sehen.
SOPHIA LÖFFLER
1985 in Potsdam geboren, studierte sie Schauspiel in Leipzig und spielte
im Studio des Staatsschauspiels Dresden. Seit 2011/12 fest in Karlsruhe
engagiert, steht sie aktuell als Louise in Kabale und Liebe auf der Bühne.
Darüber hinaus spielt sie in Ein Sommernachtstraum, Der Vorname und
Richtfest.
FRANK WIEGARD
Nach seinem Studium an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst
Busch“ Berlin debutierte er am Staatstheater Kassel, war am Schauspiel
Frankfurt und dem Maxim Gorki Theater engagiert. Zur Zeit spielt er den
Danton in Dantons Tod und ist in Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner,
Kabale und Liebe, Das Glasperlenspiel und Gift zu sehen.
JAN ANDREESEN
Jan Andreesen studierte Schauspiel in Leipzig, bevor er fest an den
Theatern Bielefeld und Heidelberg spielte. Seit 2011 in Karlsruhe, steht er
zur Zeit in Dantons Tod, Richtfest, Ein Sommernachtstraum und als Rio in
Rio Reiser – König von Deutschland auf der Bühne.
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BILDNACHWEISE
IMPRESSUM
UMSCHLAG & SZENENFOTOS
Felix Grünschloß
HERAUSGEBER
STAATSTHEATER KARLSRUHE
QUELLENNACHWEISE
Patrick Spät, Und, was machst du so?
Fröhliche Streitschrift gegen den Arbeitsfetisch. Zürich: Rotpunktverlag, 2014.
Friedrich Nietzsche, Muße und Müßiggang. In: Die fröhliche Wissenschaft,
1882. www.gutenberg.spiegel.de
Kurt Tucholsky, Gruß nach vorn. Prosa
und Gedichte. Stuttgart: Reclam, 1964.
Die weiteren Texte sind
Originalbeiträge für dieses Heft von
Brigitte Ostermann und Andreas Hirsch
(Zum Autor & Zum Stück)
GENERALINTENDANT
Peter Spuhler
VERWALTUNGSDIREKTOR
Michael Obermeier
SCHAUSPIELDIREKTOR
Jan Linders
LEITENDE DRAMATURGIN SCHAUSPIEL
Brigitte A. Ostermann
REDAKTION
Brigitte A. Ostermann
KONZEPT
DOUBLE STANDARDS BERLIN
www.doublestandards.net
GESTALTUNG
Danica Schlosser
DRUCK
medialogik GmbH, Karlsruhe
BADISCHES STAATSTHEATER
KARLSRUHE 2014/15
Programmheft Nr. 240
www.staatstheater.karlsruhe.de
O, WO IST SIE, WOHIN
IST SIE ENTFLOHEN,
MEINE VERGANGENHEIT?
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Sts. Eva Derleder, Ronald Funke
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