1 DAS SCHICKSAL DER MENSCHEN IST SO VERSCHIEDEN. ES IST EBEN ALLES SO UNBEGREIFLICH AUF DIESER WELT. DREI SCHWESTERN Komödie von Anton Tschechow Deutsch von August Scholz (4. Akt), Peter Urban (3. Akt), Gudrun Düwel (2. Akt) und Barbara Lehmann (1. Akt) Andrej Sergejewitsch Prosorow THOMAS HALLE Olga, Lehrerin UTE BAGGERÖHR Mascha JOANNA KITZL Irina CORNELIA GRÖSCHEL*/ FLORENTINE KRAFFT Natascha, Andrejs Ehefrau SOPHIA LÖFFLER Fedor Iljitsch Kulygin, Maschas Ehemann FRANK WIEGARD Alexander Ignatjewitsch Werschinin, Oberstleutnant JANNEK PETRI Iwan Romanowitsch Tschebutykin, Arzt KLAUS COFALKA-ADAMI Baron Tusenbach, Leutnant JAN ANDREESEN Soljony, Stabshauptmann MAXIMILIAN GRÜNEWALD Fedodik, Unterleutnant JONATHAN BRUCKMEIER Anfissa, Bedienstete STS. EVA DERLEDER Ferapont, Bediensteter RONALD FUNKE PioniereKINDERKANTOREI DER LUTHERANA KARLSRUHE * als Gast Regie Bühne Kostüme Musik Video Dramaturgie Licht Musikalische Einstudierung ANNA BERGMANN JANINA AUDICK LANE SCHÄFER HEIKO SCHNURPEL SACHA BENEDETTI BRIGITTE A. OSTERMANN JOACHIM GRÜSSINGER GABRIEL URRUTIA BENET PREMIERE 20.3.15 KLEINES HAUS Aufführungsdauer 3 Stunden, eine Pause Aufführungsrechte: Verlag der Autoren, Frankfurt am Main (Übersetzung Peter Urban) HARTMANN & STAUFFACHER GmbH, Verlag für Bühne, Film und Fernsehen, Köln (Übersetzungen Gudrun Düwel & Barbara Lehmann) Regieassistenz MICHAEL LETMATHE Bühnenbildassistenz JOHANNES FRIED Kostümassistenz KIM LOTZ Soufflage ANGELA PFÜTZENREUTER Inspizienz JOCHEN BAAB Regiehospitanz HANNES GÜRGEN Dramaturgiehospitanz ANDREAS HIRSCH Kostümhospitanz ALEXANDER HÄBERLEN Technische Direktion HARALD FASSLRINNER, RALF HASLINGER Bühne HENDRIK BRÜGGEMANN, EDGAR LUGMAIER Leiter der Beleuchtung STEFAN WOINKE Leiter der Tonabteilung STEFAN RAEBEL Ton JAN FUCHS, DIETER SCHMIDT Leiter der Requisite WOLFGANG FEGER Requisite CLEMENS WIDMANN Werkstättenleiter GUIDO SCHNEITZ Konstrukteur EDUARD MOSER Malsaalvorstand DIETER MOSER Leiter der Theaterplastiker LADISLAUS ZABAN Schreinerei ROUVEN BITSCH Schlosserei MARIO WEIMAR Polster- und Dekoabteilung UTE WIENBERG Kostümdirektorin CHRISTINE HALLER Gewandmeister/in Herren PETRA ANNETTE SCHREIBER, ROBERT HARTER Gewandmeisterinnen Damen TATJANA GRAF, KARIN WÖRNER, ANNETTE GROPP Waffenmeister MICHAEL PAOLONE, HARALD HEUSINGER Schuhmacherei THOMAS MAHLER, BARBARA KISTNER Modisterei DIANA FERRARA, JEANETTE HARDY Chefmaskenbildner RAIMUND OSTERTAG Maske KATHLEEN HEHNE KINDERKANTOREI DER LUTHERANA KARLSRUHE – Kantorei und Chorschule an der Lutherkirche, www.lutherana.de Es wirken mit Ronja Becker, Louisa Fäßler, Magdalena Fäßler, Anne Flender, Luise Flender, Lars Gebhardt, Hannelie Grabe, Marlene Kiefhaber, Julius Kiefhaber, Selina Kirchberg, Chiara Matejcek, Emmi Miksch, Leni Miksch, Jasmin Muth, Marlene Riemann, Ida Rist, Lea Thorenz, Jan Vágner, Elisabeth Zimmermann, Elisa Zöllner Wir danken Kirchenmusikdirektorin Dorothea Lehmann-Horsch Wir machen darauf aufmerksam, dass Ton- und/oder Bildaufnahmen unserer Aufführungen durch jede Art elektronischer Geräte strikt untersagt sind. ES IST DOCH SCHADE, DASS DIE JUGEND VORBEI IST. 2 Joanna Kitzl, Cornelia Gröschel 3 DER MENSCH MUSS ARBEITEN! ZUM INHALT Die drei Schwestern Olga, Mascha und Irina leben mit ihrem Bruder Andrej in einer Stadt in der russischen Provinz, die allein durch die dort stationierte Garnison belebt wird. Vor über zehn Jahren wurde ihr Vater, der General, hierher versetzt, um das Kommando zu übernehmen, und die Kinder mussten mitziehen. Mittlerweile ist der Vater verstorben, doch Andrej, Olga, Mascha und Irina leben immer noch an diesem Ort, obwohl sie sich hier eingeengt und gefangen fühlen und täglich, ja, stündlich, von der Rückkehr in ihr geliebtes Moskau träumen. Die älteste Schwester Olga arbeitet an der örtlichen Schule als Lehrerin. Obwohl sie sehr erfolgreich ist und es sogar bis zur Position der Direktorin schafft, sind Kopfschmerzen alles, was sie aus der Schule mit nach Hause bringt. Im Gegensatz zur jüngsten Schwester Irina, die von den Freuden und der Erfüllung durch Arbeit ebenso heftig wie von der wahren, romantischen Liebe träumt, wünscht sich Olga ein Leben in Ruhe, mit trautem Heim und Ehemann. 4 Die mittlere Schwester Mascha dagegen ist verheiratet – und unglücklich. Das Leben mit ihrem Mann Kulygin, ebenfalls Lehrer, erscheint ihr öde und leer und sie durch die Ehe doppelt an einen Ort gekettet, der keine Perspektiven bietet. Sie verliebt sich Hals über Kopf in den neuen Kommandanten Oberstleutnant Werschinin, der aus Moskau hierher versetzt wird. Auch Werschinin ist unglücklich in seiner Ehe mit einer Frau, die ihn mit Selbstmorddrohungen quält, und in der ihn nur seine zwei kleinen Töchter halten. Mit Mascha flieht er in eine leidenschaftliche Affäre und beide kosten das Leben, wie es sein könnte. Doch als die Garnison die Stadt verlässt bleibt Mascha bei ihrem Ehemann zurück, ohne Hoffnung auf ein Wiedersehen, ohne Aussicht auf eine Veränderung. Olga, schon immer heimlich in Maschas Ehemann verliebt, ist im verhassten und nie angestrebten Direktorinnenposten gefangen. Die jüngste Schwester Irina schwärmt ständig von einem Leben, das erst durch Arbeit sinnvoll wird und langweilt sich in verschiedenen Arbeitsstellen im Telegrafenamt und in der Stadtverwaltung fast zu Tode. Sie wählt schlussendlich auch den Beruf der Lehrerin, so ist die der gesamten Familie vom Vater eingeprügelte umfassende Bildung wenigstens zu etwas nütze. Auch die große Liebe, von der Irina immer geträumt hat, will ihr nicht begegnen. Darum schlägt sie ein, als ihr Baron Tusenbach, der sie immer umschwärmte, einen Antrag macht. Doch ihrer Ehe ist kein Glück beschieden. Nach einem dummen Streit mit seinem Freund Leutnant Soljony wird Baron Tusenbach im Duell erschossen und Irina bleibt allein zurück. Der Bruder Andrej möchte Professor in Moskau werden und landet in der lokalen Stadtverwaltung. Er verliebt sich in Natascha, ein Mädchen aus dem Ort. Auch ihre Ehe ist zum Scheitern verurteilt. Schon bald entpuppt sich Natascha als herrschsüchtig und gemein. Nach und nach verdrängt sie die Schwestern aus dem Haus, tyrannisiert die Dienstboten und ihre Affäre mit Andrejs Vorgesetzten Protopopow, dem Vorsitzenden der Stadtverwaltung, wird immer offensichtlicher. Ob ihr zweites Kind Sofotschka das ihres Ehemannes ist, bleibt fraglich. Bei den Geschwistern wohnt ein alter Freund der Familie, der Militärarzt Tschebutykin. Sein Leben lang unglücklich in die längst verstorbene Mutter der Geschwister verliebt, kann er sich weder von der Familie noch von seinem gescheiterten Lebensentwurf lösen und lebt nunmehr so vor sich hin, „ohne Sinn und Verstand“. Der immer wiederkehrende Ruf „Nach Moskau! Nach Moskau!“ steht für all die Hoffnungen, Sehnsüchte und Pläne der Menschen, für den Aufbruch in die Freiheit, in die große, weite Welt mit ihren scheinbar unendlichen Möglichkeiten. Doch es wird niemals jemand aufbrechen – außer in Krieg und Tod. 5 6 7 LANGE KEINEN CHAMPAGNER MEHR GETRUNKEN ZUM AUTOR Anton Pawlowitsch Tschechow wird 1860 in der russischen Hafenstadt Taganrog als Sohn eines Kaufmannes geboren. Als Teil einer kleinbürgerlichen Großfamilie muss er schon früh mit seinen insgesamt fünf Geschwistern im Kolonialwarenladen des Vaters aushelfen. Seinen Vater beschreibt Tschechow als autoritären Bildungsfanatiker, der großen Wert auf die umfassende Ausbildung seiner Kinder legt, damit diese in der Lage sind, die Großfamilie eines Tages aus der Armut zu befreien. Der Laden wirft wenig ab und geht schließlich bankrott. Da dies zur damaligen Zeit strafbar ist und dem Vater eine Gefängnisstrafe droht, ist die Familie gezwungen, nach Moskau zu fliehen. Anton bleibt mit gerade mal 16 Jahren alleine mit seinem jüngeren Bruder zurück, um die Schule abzuschließen, worauf der Vater trotz allem bestand. Er ist seine komplette Jugend auf sich alleine gestellt. In der Schule gilt Tschechow als eher ruhiger, zurückhaltender Schüler, doch 8 verleihen ihm ironische spitze Kommentare gegenüber den Lehrern früh den Ruf eines Schelms. Neben seiner großen Begeisterung für Literatur verbringt er seine Freizeit hauptsächlich im lokalen Stadttheater. Nach dem Abitur 1879 beginnt er mit dem Schreiben. Es entsteht sein erst posthum veröffentlichtes Debut Platonow, auch bekannt unter dem bezeichnenden Titel Die Vaterlosen. Immer wieder schreibt Tschechow in seinen Erzählungen über Familien, in denen der Vater fehlt. Direkt nach dem Abitur beginnt Tschechow ein Medizinstudium in Moskau. Er schreibt mehr und mehr, und seine humoristischen Kurzgeschichten und satirische Kommentare erscheinen in lokalen Tageszeitungen, was schon bald zur seiner Haupteinnahmequelle wird. Auch muss er der Familie in Moskau finanziell aushelfen, die dort in ärmlichen Verhältnissen lebt. Nicht etwa der Vater, sondern er ist nun der Haupternährer der Familie. 1884 erhält Tschechow seine Zulassung als Arzt. Die medizinische Arbeit liefert ihm viele Ideen für seine Geschichten. Tschechow schreibt und veröffentlicht seine Text nun wie am Fließband. In diesem Zeitraum lernt er bei einem Besuch in Sankt Petersburg seinen zukünftigen Verleger Alexei Suworin kennen, mit dem ihn ab diesem Zeitpunkt nicht nur eine erfolgreiche geschäftliche Partnerschaft, sondern auch eine enge Freundschaft verbindet. Die Zusammenarbeit verbessert Tschechows finanzielle Möglichkeiten, so dass er mit seiner Familie die Sommermonate auf einem Landgut in Babkino verbringen kann. Die pittoreske Landschaft dient maßgeblich als Inspiration für seine Erzählungen, ähnlich wie der Besuch in seinem Heimatdorf. Dort beklagt Tschechow allerdings die allgegenwärtige Tristesse und das langweilige, kulturlose Leben in der Provinz. Er schreibt nun auch vermehrt für das Theater, 1887 wird sein erstes Drama Iwanow an einem Moskauer Privattheater uraufgeführt. Nach dem überraschenden Tod des jüngeren Bruders Michail 1889 beginnt Tschechow sich intensiv mit dessen Vorlesungsunterlagen aus dem Jurastudium auseinanderzusetzen. Darin findet er Materialien zu den Themen Gefängniswesen und Strafrecht des Russischen Reichs. Als Form der Trauerbewältigung und um die Recherche seines Bruders fortzusetzen, bricht er zu einer Reise auf die ferne Gefängnisinsel Sachalin auf. Über die Missstände der Strafvollzugsinstitution, die er dort vorfindet, berichtet er in seinem Buch Die Insel Sachalin. 1891 folgen, in Begleitung seines Verlegers Suworin, weitere Reisen nach Europa, die ihn nach Italien, Österreich und Frankreich führen, bis er schlussendlich 1892 ein Anwesen in Melichowo erwirbt und sesshaft wird. Solche Landgüter sind auch häufig als Schauplätze in Tschechows Dramen wiederzufinden. In Melichowo entsteht auch 1895 eines seiner bekanntesten Dramen, Die Möwe, welches bei der Erstaufführung 1896 am Alexandrinski-Theater in Sankt Petersburg floppt. Erst durch die psychologisch-realistische Neubearbeitung von Konstantin Stanislawski am Moskauer Künstlertheater wird das Stück zu einem Erfolg. Bei den Proben zu dieser Inszenierung lernt Tschechow die Schauspielerin Olga Knipper kennen, die er 1901 heiratet. Zudem engagiert sich Tschechow in seiner neuen Heimat als Wohltäter und initiiert den Bau mehrerer Schulen, um dem allgemeinen geringen Bildungsstand der Landbevölkerung entgegen zu wirken. Tschechows gesundheitlicher Zustand verschlechtert sich in den folgenden Jahren immens. Eine fortschreitende Tuberkuloseerkrankung kostet ihn viel Kraft und schränkt seine Arbeit stark ein. Um sich zu kurieren, lässt er sich mit seiner Frau im bekannten Kurort Jalta auf der Halbinsel Krim nieder, wo er immer wieder die unerträgliche Langeweile des provinziellen Lebens beklagt. Hier verfasst er 1900 Drei Schwestern und 1903 Der Kirschgarten, das letzte große Werk seiner Karriere. Kurz vor seinem Tod, in letzter Hoffnung auf eine Genesung, reist Tschechow in den Schwarzwald-Kurort Badenweiler. In Briefen kritisiert er das „ordnungserfüllte, langweilige Leben“ der Deutschen. Hier stirbt er 1904 nach langer Krankheit, mit den letzten Worten: „Lange keinen Champagner mehr getrunken“. Folgeseiten Joanna Kitzl, Cornelia Gröschel, Ute Baggeröhr 9 10 11 NACH MOSKAU! NACH MOSKAU! ZUM STÜCK Der Traum der drei Schwestern, ihrem tristen Leben in der Provinz den Rücken zu kehren und endlich in die alte Heimat Moskau zurück zu ziehen, bleibt in Tschechows um 1900 verfassten Drama unerfüllt. Antriebslos ergeben sie sich ihrem Schicksal. Trotz ihrem hohen Maß an Bildung und zahlreichen Talenten gelingt es den Geschwistern am Ende nicht, ein erfülltes Leben zu führen. Nostalgisch blicken sie auf die vermeintlich glückliche Vergangenheit in Moskau. Nicht die Figuren in Tschechows Stück verändern die Welt verändern, sondern die Welt verändert die Figuren, beispielsweise mit dem Ausbruch des Feuers im dritten oder dem Abzug der Division im vierten Akt. Tschechow kritisiert mit dieser Darstellung bewusst die Schicht, der er selbst angehört: Das Bürgertum. Drei Schwestern ist ein für seine Entstehungszeit ungewöhnliches, geradezu 12 revolutionäres Drama. Tschechow erzählt keine Geschichte im klassischen Sinne, sondern ein komplexes Geflecht aus sich überschneidenden Nebenhandlungen. Es gibt keine typische Heldenfigur, stattdessen eine Vielzahl an Nebenfiguren. Außerdem zeichnet sich Drei Schwestern durch seine unkonventionelle, teils fast groteske Dialogführung aus. So reden die Figuren nicht etwa, um die Handlung voranzutreiben, sondern ausschließlich um des Redens willen. Sie schwadronieren über die Zukunft, die Entwicklung der Menschheit und vor allem über ihre Ziele und Träume im Leben, doch schaffen sie es letzten Endes nicht, irgendetwas davon umzusetzen. Niemals werden sie nach Moskau zurückkehren. Meist reden sie aneinander vorbei, ohne auf das Gegenüber einzugehen. Das Geschehen spielt sich dabei nie zentral an einem Ort ab, sondern verteilt sich auf mehrere „Aktionsinseln“. Sophia Löffler, Thomas Halle 13 Die Regisseurin Anna Bergmann bezeichnete die Drei Schwestern daher auch einmal als „Inseldrama“. Die verschiedenen Handlungsstränge laufen meist parallel nebeneinander her, ohne zwischen Hauptund Nebenhandlungen zu unterscheiden. Tschechow schreibt das Stück auf der Halbinsel Krim, wo er sich 1899 aufgrund seiner fortschreitenden Tuberkuloseerkrankung niederlässt. Auch wenn die Abgeschiedenheit seiner Gesundheit förderlich ist, fühlt er sich abgeschottet vom kulturellen Leben der Metropolen. In einem Brief an seine Frau schreibt er „Das Wetter hier ist … grau, schmutzig, langweilig. Die Leute sind grau und schlaff … Bislang ist alles uninteressant.“ Spürbar vermisst er seine Moskauer Heimat. Als er mit dem Schreiben beginnt, befürchtet er von Anfang an, der Text könne zu langweilig werden. Scherzhaft schreibt er in einem Brief an seine Frau Olga Knipper, die bei der Uraufführung die Rolle der Mascha übernimmt: „Wenn das Stück durchfällt, fahre ich nach Monte Carlo und verspiele dort Kopf und Kragen.“ Am 13. November 1900 verkündet er die Fertigstellung des Dramas. Für die Uraufführung 1901 am Moskauer Künstlertheater kann der gefeierte Regisseur Konstantin Stanislawski gewonnen werden, der die realistisch-psychologischen Aspekte des Stücks in den Mittelpunkt stellte. Durch zahlreiche Gastspielreisen machte Stanislawski viele von Tschechows Werken international bekannt. Trotz der größtenteils positiven Kritiken zu Uraufführung beklagt Tschechow die oftmals falsche Interpretation. So geht es ihm in Drei Schwestern nicht darum, 14 eine rührselige, sentimentale Geschichte zu erzählen. Vielmehr will er einen ungeschönten, unzensierten Blick auf seine eigene Klasse werfen. Dabei bleibt er in für ihn typischer Art und Weise ein distanzierter Beobachter, ohne die von ihm dargelegten Missstände zu bewerten oder zu verurteilen. Er stellt nur Fragen, ohne Antworten vorzugeben. Gerade deshalb sind Tschechows Stücke heute noch so besonders aktuell und überall auf den Spielplänen zu finden. Eine besondere Qualität des Stückes liegt darin, den Inszenierungsteams ganz unterschiedliche Lesarten zu ermöglichen.Entgegen der häufigen Betonung der schwermütigen Aspekte verzichtete beispielsweise Peter Stein in seiner berühmten Inszenierung 1984 an der Berliner Schaubühne am Lehniner Platz bewusst auf jegliche Sentimentalisierung und stellte eher die tragikomischen Elemente heraus. Im KLEINEN HAUS des BADISCHEN STAATSTHEATER KARLSRUHE herrschen keine leichten Bühnnverhältnisse für dialogreiche, psychologisch dichte Stücke. Daher wird Tscheschow hier nicht häufig gespielt. Erstmals nach 1945 wurden die Drei Schwestern in Spielzeit 1986/87 unter der Regie von István Bödy aufgeführt. Die psychologisch-präzise Inszenierung stellte den Text in den Vordergrund und kam insgesamt ohne große Kürzungen aus. Zuletzt eröffnete das Stück die Spielzeit 2000/01 unter der Leitung von Peter Hatházy. Er verlegte die Handlung in die 60er Jahre und betonte die Langeweile und den Stillstand in der Provinz. Cornelia Gröschel, Ute Baggeröhr, Joanna Kitzl, Jannek Petri 15 RÜCKSCHAU NACH VORN ZUR INSZENIERUNG „Das Leben kann nur in der Schau nach rückwärts verstanden, aber nur in der Schau nach vorwärts gelebt werden.“ Dieser Satz des dänischen Philosophen Søren Kierkegaard steht wie eine Überschrift über der Inszenierung von Anna Bergmann. In zeitlicher Gegenläufigkeit wird die Geschichte der drei Schwestern von ihrem Ende hin zum Anfang erzählt. Gleichzeitig wandern wir im Laufe des Abends vom Gestern ins Heute, von der Jahrhundertwende ins Jahr 2015. Von Tschechow dezidiert als „Komödie“ bezeichnet, hat das Stück dennoch eine tragische Dimension. Die Figuren richten ihr Leben allein auf die Zukunft hin aus und vergessen dabei die Gegenwart. Ihre Lebensträume zerplatzen, alles kommt anders und bleibt trotzdem gleich. Die Inszenierung beginnt in der Tragik und führt die Geschichte hin zu einem – scheinbaren – 16 Happy End. Eine vom Filmischen inspirierte Erzählform der Rückblenden, die sich, beim tragischen Ende beginnend, fragt, wie es dazu kam. Diese Erzähllinie äußert sich sowohl in den verschiedenen Spielweisen der Akte, als auch wesentlich in den Kostümen von Lane Schäfer und der Bühne von Janina Audick. Dabei folgen die Akte nicht nur den Zeitläufen „Jahrhundertwende – Vierziger Jahre – Sechziger Jahre – Heute“ sondern sind auch durch die Elemente „Eis – Feuer – Wasser – Luft“ definiert. Am Beginn des Abends steht die völlige Erstarrung der Figuren, deren Tragik vor allem darin liegt, dass keiner der Ausbruch gelingt und alle Träume eines von Sinn und Liebe erfüllten Daseins sich zerschlagen haben. Das spiegelt sich in der Eislandschaft der Bühne und in einer formalen Spielweise, bei der die Bewegungen puppenhaft mechanisiert sind und an auf der Stelle kreisende Figürchen Jan Andreesen, Jonathan Bruckmeier, Klaus Cofalka-Adami 17 einer Spieluhr erinnern. Ein maskenhaftes Make-up und die in Blau, Grau und Weiß – Nuancen gehaltenen, in Stil und Schnitten historisch korrekten Kostüme betonen in ihrer ästhetischen Überhöhung die erstarrte, eisige Situation. Die schweren, steifen Materialien machen leichte, schnelle Bewegungen so gut wie unmöglich und unterstützen so die Spielform und Körperlichkeit der Schauspieler. Im zweiten Bild löst sich die Erstarrung, es brennt – wortwörtlich. Durch ein Feuer im Ort bricht Chaos aus, eine chaotische Nacht sorgt für Auflösungen jeglicher Art. Die Figuren versuchen, dem Chaos irgendwie Herr zu werden. Gleichzeitig kämpfen alle gegen eine große Erschöpfung. Alle eint ein letztes Aufbäumen, ein verzweifelter Versuch, sich gegen die Fremdbestimmung durch die Umstände zu wehren. Auf der Bühne löst sich die Eislandschaft auf, der vielfältige Wohnraum wird sichtbar. Ein provisorisches Teppichlager und echtes Feuer erzeugen eine Atmosphäre der Gefahr. Wir befinden uns in den Vierziger Jahren, in einer Kriegszeit, die Chaos und Umsturz gesellschaftlicher Ordnung und alltäglichen Lebens mit sich bringt. Die Spielweise ist naturalistischer, in Momenten blitzen immer wieder die festen Zusammenhänge des Gesellschaftstableaus auf. Die Außenwelt mit ihrer Bedrohungssituation bringen die Soldaten in originalen Uniformen der Roten Armee in den sehr privaten Rahmen der Familie, deren Verletzlichkeit durch zarte Nachtwäsche und Haut betont wird. Als symbolische lebende Fackel rauscht Andrejs Frau Natascha durch das Bild, die von den Schwestern verdächtigt wird, das Feuer gelegt zu haben. Feuer schmilzt das Eis, und somit steht das dritte Bild im Zeichen des Wassers. Der 18 Frühling ist da, man rutscht auf den Resten des Eises herum, das die Sonne noch nicht weggeschmolzen hat, der Brunnen ist voller Wasser und die Stimmung fröhlich. Es wird philosophiert, über eine neue Zeit und die Zukunft der Menschheit. Dieses Bild ist angesiedelt in den Sechziger Jahren in der Sowjetunion. Eine Zeit des Aufbruchs und gleichzeitig des Kalten Krieges mit Restriktion und Bespitzelung: Lebenslust auf dünnem Eis. Bühne und Kostüme spiegeln die Zeit in Farb- und Mustermixen und ein Pionierchor singt die sowjetische Hymne. Auch die freiere Spielweise drückt die Sehnsucht nach Freiheit aus. Vom Gestern ins Heute und vom Ende zum Anfang – diese Erzählweise möchte die Aktualität des Stoffes verstärken. Ob Emanzipationsdebatte, Einwanderungsdebatte oder neuer Konservativismus – vieles was nicht vorwärts kommt, entwickelt sich zurück. Und unter der Oberfläche unserer heutigen Alles-ist-möglich-Gesellschaft mit ihrer scheinbaren Freiheit lauern die Ängste. Tschechow hält keine Antworten parat. Aber er zeigt uns, wohin es führen kann, wenn ein Leben von Ängsten bestimmt wird. Das letzte Bild landet im Heute. Zwischen Protz und posh; geschmackvoll und übertrieben zeigen sich die Widersprüche des heutigen Russland. Alle Figuren sind gut durchgebräunt, sportlich, bunt und optimal zurechtgemacht – als Spiegel dessen, was heute als Normalzustand gilt. Es herrscht die Stimmung einer permanenten Party, in der alle ernsthaften Überlegungen, Sehnsüchte und Pläne sofort wieder untergehen. Gespiegelt wird unsere heutige Bilderwelt, die trotz aller Kriege und Armut in der Welt die Sexyness und das in allen Bereichen perfekte Leben als unumstößliches Erfolgsmodell hoch hält. Das bestimmende Element ist die Luft, die für Sommer, Leichtigkeit und Hoffnung steht. Aber auch für die Luftschlösser, die in diesem Bild gebaut werden, und die sich durch die Erzählrichtung der Inszenierung bereits als solche erwiesen haben. Live gesungene russische Lieder und Schlager, sowie dichte, atmosphärische Klänge des Komponisten Heiko Schnurpel strukturieren und unterstützen die Erzählweise des Abends. Folgeseiten Thomas Halle, Ronald Funke 19 20 21 EIN GANG DURCH DIE ZEIT 100 JAHRE MIT DREI SCHWESTERN Über gut hundert Jahre spannt die Inszenierung von Anna Bergmann die Geschichte der drei Schwestern. Jahrhundertwende (1. Bild) Zur Entstehungszeit um 1900 prägte die rasante industrielle Entwicklung auch das russische Zarenreich. Die Transsibirische Eisenbahn verband erstmals Teile des riesigen Vielvölkerstaats, der zur Zeit des Zaren Nikolaj II. von der Ostsee bis zum Pazifik und vom Nordmeer bis nach Afghanistan reichte und mehr als hundert Ethnien in sich versammelte. Die Industrialisierung und die erhöhte Mobilität veränderten Arbeits- und Lebenszusammenhänge der Menschen. Der Zar kämpfte mit oft gewaltsam ausgetragenen Konflikten zwischen einzelnen Ethnien und einer große Unzufriedenheit der breiten Bevölkerungsmasse. Bereits in den 1860er Jahren hatten sich anfangs hauptsächlich russische Adelige zur sogenannten 22 Intelligenzija zusammengeschlossen, die immer aktiver die Zarenherrschaft bekämpften. Mit Terror und Mordanschlägen versuchten sie, ihre politischen Ziele durchzusetzen. Um 1905 bildeten sich erste Arbeiterräte (Sowjets), die auch politische Forderungen stellten. Doch erst der Erste Weltkrieg wurde zum Totengräber des Zarentums. Mit den Revolutionen im Februar und Oktober 1917 begann die neue Ordnung. Stalinzeit und zweiter Weltkrieg (2. Bild) Auch die Bolschewiki hatten mit der Uneinheitlichkeit des Vielvölkerstaates zu kämpfen und griffen immer häufiger zu Zwangsmaßnahmen, um ihre Ideologie zu verankern. Seit Ende des Bürgerkrieges 1921 herrschte eine Atmosphäre des Misstrauens und der allgegenwärtigen Verschwörung. Mit dem 1939 geschlossenen Nichtangriffspakt mit Hitler verband Stalin die Hoffnung, die Sowjetunion aus dem Krieg heraus halten zu können. Noch unmittelbar vor dem deutschen Überfall 1941 verbot er, die Rote Armee in Alarmbereitschaft zu versetzen. Der Krieg, den die Wehrmacht im Osten führte, unterschied sich grundlegend von den vorangegangenen Feldzügen. Es handelte sich um einen Vernichtungskrieg mit dezidierten Befehlen, die bolschewistische Führungsschicht zu ermorden. Den einfachen Rotarmisten und der Zivilbevölkerung war der Hungertod vorherbestimmt; die sowjetischen Nahrungsmittelreserven sollten der Wehrmacht und der Bevölkerung des deutschen Reiches zugutekommen. Gleichzeitig wütete der stalinistische Terror, der die Arbeitslager, die Gulags, mit Menschenmaterial anfüllte. Die Bolschewiki begriffen aber auch, dass sich der Krieg allein mit Repressionen nicht gewinnen ließ. Das Regime setzte verstärkt auf den Sowjetpatriotismus und griff dazu auf die russische Geschichte zurück. 1941 stellte es die antireligiöse Verfolgung ein und schloss ein Bündnis mit der orthodoxen Kirche. Kalter Krieg (3. Bild) Seit 1953 lenkte Nikita Chruschtschow als Partei- und Regierungschef die Geschicke der Sowjetunion. Partielle innenpolitische Liberalisierung ging einher mit tastender außenpolitischer Entspannung. Trotz diametral entgegengesetzter Ideologie herrschte nach den Grauen des Zweiten Weltkrieges auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs die Sehnsucht nach Stabilität vor. Die Nachkriegszeit wurde die Zeit des großen Kräftemessens, bei dem sich beide Seiten zu übertrumpfen suchten, vor allem in der Rüstungs- und der Raumfahrtindustrie. Auch wenn Chruschtschow Ende der fünfziger Jahre schon aus wirtschaftlichen Gründen die Verschärfung des Kalten Krieges vermeiden wollte und 1960 die Demobilisierung von 1,2 Millionen Soldaten verkündete, waren der Liberalisierung und der Entspannung doch enge Grenzen gesetzt. Seit die Sowjetunion 1957 einen ersten Satelliten ins All geschossen hatte, rechnete Chruschtschow damit, die USA bald überholen zu können. Am 12. April 1961 flog Juri Gagarin als erster Mensch ins All und umrundete in 106 Minuten einmal die Erde. An diesem Datum feiert man in Russland seitdem den Tag der Kosmonauten. Doch die russische Wirtschaft blieb chronisch ineffizient und Weltraumprogramm und Rüstungsausgaben belasteten den Haushalt drastisch. Der Fortschritt in den Weltraum spiegelte sich nicht im Alltag der Bevölkerung. Russland heute (4. Bild) Das „System Putin“ ist eine Mischung aus Autokratie und Oligarchie. So gelang es dem Präsidenten Wladimir Putin, die eigenständige politische Macht einiger zuvor sehr einflussreicher Unternehmer zu brechen. Diese Aktionen, ein zeitweiser wirtschaftlicher Aufschwung, seine Außenpolitik und seine Linie in der Terrorismusbekämpfung sorgen für eine schwankende, aber im Durchschnitt große Popularität bei der Bevölkerung Russlands. Eine wichtige Rolle spielte dabei die positive Darstellung seiner Politik in staatlichen und staatsnahen Medien sowie die weitgehende Ausschaltung oppositioneller Medien. Der Kapitalismus hat in Russland ganz eigene Formen angenommen. Die soziale Schere klafft dramatisch auseinander, die Oberschicht lässt ihre Kinder im Westen ausbilden und verlegt auch gerne ihren Hauptwohnsitz in die westlichen Metropolen. Die Globalisierung hat auch hier Einzug gehalten, weltweit eint die Generation Party die Perfektion der Oberfläche. 23 LIEDER ÜBERSETZUNGEN DER RUSSISCHEN LIEDTEXTE Mnje nrawitsja Lied von Olga Text Marina Iwanowna Zwetajewa Musik Alla Pugacheva Es gefällt mir, dass Sie mich nicht begehr’n, Es gefällt mir, dass ich Sie nicht begehre, Dass niemals dieser Erdball, groß und schwer, Uns Halt entzieht und schwebt davon ins Leere. Wie schön, dass ich, ohne mit Worten zu spielen, Albern sein darf und ausgelassen, Und wenn mein Ärmel Ihren streift, Werde ich nicht verschämt erröten. Mit Herz und Hand bedanke ich mich sehr Dafür, dass Sie – ohne es wahr zu haben – Mich lieben: dass ich Nachts mich nicht verzehr, Und wir uns Abends nur sehr selten sehen. Dass nicht für uns die Sonne aufgeht jeden Morgen, Bei Mondschein wir die Straßen nicht durchqueren, Dafür, dass, leider, Sie mich nicht begehr’n, Dafür, dass, leider, ich Sie nicht begehre! 24 Lyritscheskaja Lied von Tschebutykin Musik & Text Vladimir Vysotsky Da zittern die hängenden Zweige der Fichten, Da zwitschern die Vögel unruhig und trist, Du lebst in einem verzauberten Wald, Einem wilden und dichten, Wo herauszukommen unmöglich ist. Die Kirschblüten knistern wie trocknende Wäsche im Wind, Wie Regen fallen die Blätter des Flieders, Ich bringe dich fort von hier geschwind, In einen Palast, in dem Flöten trillern. Zauberer haben für tausende Jahre deine Welt Versteckt vor der Sonne und vor mir, Und du glaubst dass sie nichts Schöneres enthält Als diesen verzauberten Wald hier. Selbst wenn es keinen Tau auf den Blättern am Morgen mehr gäbe, Selbst wenn der Mond mit dem finsteren Himmel im Streit läge, Ich nehme dich trotzdem mit mir fort von hier, um mit dir zu leben, In einem hellen Schloss mit Balkon zum Meer. Thomas Halle, Joanna Kitzl, Cornelia Gröschel 25 Hymne der Sowjetunion Lied der Pioniere Text Sergei Michalkow & Gabriel El-Registan Musik Alexander Alexandrow Geburstagslied Ensemble Text Alexander Timofejewski Musik Wladimir Schainski Eine unzerstörbare Union freier Republiken Hat das Große Russland für immer geeint. Es lebe, geschaffen vom Willen der Völker, Die einige, mächtige Sowjetunion! Wie die Fußgänger schimpfen In den klitschnassen Strümpfen, Denn der Regen rinnt über’n Asphalt. Was für Augen sie machen, Denn sie sehen mich lachen, an ’nem Tag, der so trübe und kalt. Rühme dich, unser freies Vaterland Sichere Festung der Völkerfreundschaft! Die Sowjetfahne, die Fahne des Volkes Führe von Sieg zu Sieg! Ich bin so glücklich! Ich spiel für alle Ziehharmonika, na klar. Denn Geburtstag hat man leider nur einmal im Jahr. Ya budu wsegda staboj Lied von Tusenbach Ich werde immer bei dir sein Wie die Wellen am blauen Meer Ich werde für immer bei dir sein In der dunklen Tiefe der Gewässer Wie die Schaumkrone der Welle, Wie das Ufer, das alle Meere umfasst Als ob ich das Leben selbst atmen würde. Ich werde immer bei dir sein wie das Wasser Das dich umarmt und dich in Liebe ertränkt, Ob am Rande des Meeres, am Strand der Welt, Dir gehört mein ganzes Herz. Plötzlich kommt – ungelogen – Ein blaues Flugzeug angeflogen, Und ein Zauberer steigt aus, ganz in Weiß, Er will mir gratulieren, ein paar Filme vorführen, und schenkt mir eine Tonne voll Eis. Ich bin so glücklich! Ich spiel für alle Ziehharmonika, na klar. Denn Geburtstag hat man leider nur einmal im Jahr. Mein Stern steht nicht am Himmel, Oder im tiefen Wasser, Er leuchtet tief unter einer Schicht von Rätseln. Ich werde immer bei dir sein, Ich bin dein Traum und deine Realität. Du wirst immer bei mir sein, Und ich weiß nicht, Ob ich das Recht habe, dir all dies zu sagen. 26 Sophia Löffler, Jannek Petri, Joanna Kitzl Folgeseiten Jan Andreesen, Sts. Eva Derleder, Ute Baggeröhr 27 28 29 ICH ARBEITE, ALSO BIN ICH? FRÖHLICHE STREITSCHRIFT GEGEN DEN ARBEITSFETISCH Sag mir, was du arbeitest – und ich sage dir, wer du bist. So schaut’s aus in unserer Leistungsgesellschaft. In der schönen neuen Arbeitswelt speist sich auch unser individuelles Selbstwertgefühl unmittelbar aus unserem Job, wir definieren uns zu einem ziemlich großen Teil über die Art und Weise, wie wir unsere Brötchen verdienen … Lohnarbeit, Gartenarbeit, Beziehungsarbeit, Blowjob – alles ist zur Arbeit geworden. Wir arbeiten an unserem Körper, an unserer Lebensweise und an unserem Liebesglück. Die Arbeit ist das Lebenselixier des modernen Menschen, ein Fetisch, mit dem wir uns lustvoll selbst geißeln. Von Kindesbeinen an wachsen wir mit dem Imperativ auf, „etwas aus uns zu machen“ …Ja, sind wir denn nicht schon etwas? Menschen zum Beispiel? … In Zeiten, wo die Menschen immer weniger an Gott und erst recht an die Kirche glauben, ist die Arbeit zur neuen Religion emporgestiegen. Und sie weist alle Merk30 male einer Religion auf: unhinterfragte Vergötterung ihres Sinnstifters, Inkaufnahme schmerzhafter Entbehrungen, übersteigerte Symbole und Riten sowie eine rigorose Bestrafung all jener, die partout nicht „glauben“ wollen. Wer nicht arbeiten will, muss fühlen … Der Glaube an die Arbeit ist ein Irrglaube. Doch wer dieser Einsicht Taten folgen lassen will, spürt schnell die eiserne Hand des Staates. Die Bestrafung der Müßiggangster erlebte seit den Arbeitsfanatikern Luther und Calvin immer neue Höhenflüge – bis heute … Wer in der DDR keinen Job hatte, verging sich am sozialistischen Ideal … Faulenzer wurden kurzerhand eingesperrt und zwangserzogen … Auch in der „freiheitlichen“ Bundesrepublik wurde der Arbeitszwang festgeschrieben. Man hatte zwar einen Rechtsanspruch auf Sozialhilfe, doch war dieser Anspruch gekoppelt mit der Arbeitsverpflichtung. „Arbeitsscheue“ Menschen durften nach § 25 BSHG in geschlossene Anstalten eingeliefert werden; erst 1974 wurde der Paragraf abgeschafft … Was ist überhaupt Arbeit in einer Gesellschaft, in der alles zur Arbeit deklariert wird? Wenn wir mit unseren Kindern spielen, leisten wir Erziehungsarbeit. Sport wird zum knallharten Work-Out. Selbst die Wehklage um einen geliebten verstorbenen Menschen wird zur Trauerarbeit stilisiert. Und in Lifestyle-Magazinen lesen wir von der angeblich immensen Bedeutung der Traumarbeit – selbst im Schlaf terrorisiert uns dieser Dämon. Im Grunde ist jede geistige und körperliche Aktivität eine Form der Arbeit. Sobald wir den redensartlichen Finger krumm machen, arbeiten wir. Demnach gibt es einen Haufen Arbeit, der ebenso unbeachtet wie unbezahlt bleibt: Wir putzen und kochen. Wir waschen unsere Kleidung. Wir erziehen unsere Kinder und reparieren unseren Hausrat. Immer öfter sind das natürlich Dinge, die wir in fremde Hände legen – in die von Babysittern, Reinigungskräften, Bäckerinnen und Handwerkern –, weil wir bis zum Hals in unserer eigenen Erwerbsarbeit stecken. Apropos: Während die sogenannte Hausarbeit und auch die Care-Arbeit kaum gesellschaftliche Beachtung erfahren, gilt die Glorifizierung einzig der Erwerbsarbeit. Arbeit ist heutzutage nur dann verdienstvoll, wenn Kohle aufs Konto kommt. Wer aber glaubt, dass die Arbeit von Hausfrauen und -männern niedriger zu bewerten sei als die von Erwerbstätigen, folgt lediglich dem christlichen Ethos der Erwerbsarbeit. „Die herrschenden Gedanken sind die Gedanken der Herrschenden“, wusste Karl Marx und unterzog die Arbeit einer scharfen Kritik, genauer: die Lohnarbeit. Wenn ich hier die Arbeit verunglimpfe, dann meine ich damit weder die Kindererziehung noch Kochen. Fernab des Spaßes ist Arbeit eine überlebensnotwendige, anthropologische Konstante, die für alle Menschen zutrifft. Als „nützliche Arbeit … ist die Arbeit daher eine von allen Gesellschaftsformen unabhängige Existenzbedingung des Menschen, ewige Naturnotwendigkeit, um den Stoffwechsel zwischen Mensch und Natur, also das menschliche Leben zu vermitteln“, wie Marx und Engels festhielten. Wenn ich durch die Straßen Berlins laufe, sehe ich überall Arbeit: Nicht nur die arbeitenden Menschen …, sondern auch die Ergebnisse der Arbeit: Asphalt, Autos, Brücken, Häuser, Streetart, elektrisches Licht, Essen und Zeitungen. Würde man alle Dinge, an denen irgendwie Arbeit hängt, mit einem Schlag von der Bildfläche wischen, wären wir augenblicklich nackt, ohne Strom und fließendes Wasser. Arbeit ist also notwendig zum Überleben und deshalb unabdingbar – nicht aber die Art und Weise, wie wir arbeiten … Ja, wir schuften uns mit immer mehr Arbeit zugrunde. Doch vermutlich würden wir uns unendlich langweilen, wenn wir überhaupt nicht mehr arbeiten würden. Auch in diesem Sinne ist Arbeit eine anthropologische Konstante; der Mensch ist ein tätiges Wesen. Außerdem gibt es tatsächlich Arbeiten, die uns Freude bereiten können – aber die Jobs unserer Lebenswelt haben mit Spaß meist überhaupt nichts zu tun. Meine Kritik richtet sich, erstens, gegen die blinde Vergötterung der Arbeit und die kollektive Verschmähung der Muße, zweitens gegen den ausbeuterischen Verkauf der Arbeitskraft und, drittens, gegen die damit einhergehende Entfremdung. Patrick Spät 31 MUßE UND MÜSSIGGANG DIE FRÖHLICHE WISSENSCHAFT (1882) Man schämt sich jetzt schon der Ruhe; das lange Nachsinnen macht beinahe Gewissensbisse. Man denkt mit der Uhr in der Hand, wie man zu Mittag isst, das Auge auf das Börsenblatt gerichtet, – man lebt, wie Einer, der fortwährend Etwas „versäumen könnte“. „Lieber irgend Etwas tun, als Nichts“ – auch dieser Grundsatz ist eine Schnur, um aller Bildung und allem höheren Geschmack den Garaus zu machen. Und so wie sichtlich alle Formen an dieser Hast der Arbeitenden zu Grunde gehen: so geht auch das Gefühl für die Form selber, das Ohr und Auge für die Melodie der Bewegungen zu Grunde. Der Beweis dafür liegt in der jetzt überall geforderten plumpen Deutlichkeit, in allen den Lagen, wo der Mensch einmal redlich mit Menschen sein will, im Verkehre mit Freunden, Frauen, Verwandten, Kindern, Lehrern, Schülern, Führern und Fürsten, – man hat keine Zeit und keine Kraft mehr für die Zeremonien, für die Verbindlichkeit mit Um32 wegen, für allen Esprit der Unterhaltung und überhaupt für alles Otium. Denn das Leben auf der Jagd nach Gewinn zwingt fortwährend dazu, seinen Geist bis zur Erschöpfung auszugeben, im beständigen Sich-Verstellen oder Überlisten oder Zuvorkommen: die eigentliche Tugend ist jetzt, Etwas in weniger Zeit zu tun, als ein Anderer. Und so gibt es nur selten Stunden der erlaubten Redlichkeit: in diesen aber ist man müde und möchte sich nicht nur „gehen lassen“, sondern lang und breit und plump sich hinstrecken … Die Arbeit bekommt immer mehr alles gute Gewissen auf ihre Seite: … Ehedem war es umgekehrt: die Arbeit hatte das schlechte Gewissen auf sich. Ein Mensch von guter Abkunft verbarg seine Arbeit, wenn die Not ihn zum Arbeiten zwang. Der Sklave arbeitete unter dem Druck des Gefühls, dass er etwas Verächtliches tue: – das „Tun“ selber war etwas Verächtliches. Friedrich Nietzsche 33 DER MENSCH GRUSS NACH VORN Der Mensch ist ein Wirbeltier und hat eine unsterbliche Seele, sowie auch ein Vaterland, damit er nicht zu übermütig wird. Der Mensch wird auf natürlichem Wege hergestellt, doch empfindet er dies als unnatürlich und spricht nicht gern davon. Er wird gemacht, hingegen nicht gefragt, ob er auch gemacht werden wolle. Der Mensch ist ein nützliches Lebewesen, weil der dazu dient, durch den Soldatentod Petroleumaktien in die Höhe zu treiben, durch den Bergmannstod den Profit der Grubenherren zu erhöhen, sowie auch Kultur, Kunst und Wissenschaft. Der Mensch hat neben dem Trieb der Fortpflanzung und dem, zu essen und zu trinken, zwei Leidenschaften: Krach zu machen und nicht zuzuhören. Man könnte den Menschen gradezu als ein Wesen definieren, das nie zuhört. Wenn er weise ist, tut er damit recht: denn Gescheites bekommt er nur selten zu hören. Sehr gern hören Menschen: Versprechungen, Schmeiche34 leien, Anerkennungen und Komplimente. Bei Schmeicheleien empfiehlt es sich, immer drei Nummern gröber zu verfahren als man es grade noch für möglich hält. Um sich auf einen Menschen zu verlassen, tut man gut, sich auf ihn zu setzen; man ist dann wenigstens für diese Zeit sicher, dass er nicht davonläuft. Manche verlassen sich auch auf den Charakter. Der Mensch zerfällt in zwei Teile: In einen männlichen, der nicht denken will, und einen weiblichen, der nicht denken kann. Beide haben sogenannte Gefühle: man ruft diese am sichersten dadurch hervor, dass man gewisse Nervenpunkte des Organismus in Funktion setzt. In diesen Fällen sondern manche Menschen Lyrik ab. Im übrigen ist der Mensch ein Lebewesen, das klopft, schlechte Musik macht und seinen Hund bellen lässt. Manchmal gibt er auch Ruhe, aber dann ist er tot. Kurt Tucholsky Jannek Petri, Frank Wiegard 35 36 37 REGIE Anna Bergmann BÜHNE Janina Audick Anna Bergmann studierte Theaterwissenschaft, Philosophie und Anglistik an der Freien Universität Berlin und anschließend Regie an der Berliner Hochschule „Ernst Busch“. Seit 2003 arbeitet sie als freischaffende Regisseurin an den großen Bühnen im deutschsprachigen Raum, u. a. an den Staatstheatern in Oldenburg, Braunschweig und Hannover, am Schauspielhaus Bochum, am Thalia Theater Hamburg, am Maxim Gorki Theater Berlin und am Münchner Volkstheater. Mit Bunbury von Oscar Wilde wurde sie 2010 zu „Radikal Jung“ in München eingeladen. Am Burgtheater Wien inszenierte Anna Bergmann 2011 die Uraufführung von Oliver Klucks Die Froschfotzenlederfabrik. Im September 2013 folgte am renommierten Wiener Akademietheater die Premiere von Ibsens Die Frau vom Meer. Am STAATSTHEATER KARLSRUHE war ihre erste Inszenierung im Januar 2015 die Oper La Bohème. Janina Audick arbeitet seit ihrem Kunstund Designstudium in Kassel, Berlin und Hamburg als freie Kostüm- und Bühnenbildnerin. Mit den Regisseuren René Pollesch und Christoph Schlingensief verbindet sie seit 2003 eine kontinuierliche Zusammenarbeit. Sie arbeitet u. a. am Schauspielhaus Zürich, an den Münchner Kammerspielen, an der Volksbühne Berlin, am Staatstheater Stuttgart und am Burgtheater Wien. Neben dem grundsätzlichen Bühnenhandwerk verwendet sie Elemente zeitgenössischer Kunst und verschiedener Medien, um neue Räume zu erschaffen. Durch ihre Arbeit in der Performance-Szene entwickelt Janina Audick Raumkonzepte, die zunächst nicht für Inszenierungen vorgesehen sind. Diese Konzepte verlassen die Situation der klassische Guckkastenbühne und strukturieren das Verhältnis von Akteur und Zuschauer in einem intimen Raum neu. Solche Ansätze prägen ihre Arbeiten bis heute. 38 Jan Andreesen, Jannek Petri 39 KOSTÜME Lane Schäfer MUSIK Heiko Schnurpel SACHA BENEDETTI Video Lane Schäfer studierte Kostümbild an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg sowie an der Universität der Künste Berlin. Sie arbeitete als Assistentin am Gripstheater Berlin, Volksbühne Berlin, Oper Kassel und am Burgtheater Wien. Auf Assistenz und Mitarbeit bei Johannes Schütz folgten eigene Kostümbilder am Staatstheater Kassel und an der Oper Mainz. Die Inszenierungen Solaris und Die Tigerin führte sie zurück ans Burgtheater. Dort arbeitete sie auch mit Roland Schimmelpfennig.Für dessen Inszenierung SPAM entwarf sie die Kostüme am Schauspielhaus Hamburg. Unter der künstlerischen Leitung von Corinna Harfouch war sie Kostümbildnerin für das Stück 13313, das am Berliner Hebbel am Ufer und bei den Ruhrfestspielen 2014 aufgeführt wird. Mit Anna Bergmann arbeitete sie bereits bei Treulose und Homo Faber am Staatstheater Braunschweig zusammen. Heiko Schnurpel, 1967 in Dresden geboren, machte zuerst eine Ausbildung zum Tischler an der Semperoper Dresden und arbeitete dann nach seiner Ausreise 1988 als Bühnentechniker, Inspizient, Regieassistent und Regisseur in Hannover, Gera, Krefeld-Mönchengladbach und Karlsruhe. Seit 2000 lebt er als selbstständiger Sounddesigner in Berlin und arbeitet hauptsächlich mit der Regisseurin Anna Bergmann und dem Videokollektiv Impulskontrolle aus Köln zusammen, u. a. am Schauspielhaus Bochum, Thalia Theater Hamburg, Maxim Gorki Theater Berlin, Volkstheater München, Volksbühne Berlin, Burgtheater Wien und dem Stadsteater Malmö in Schweden. Weitere Arbeiten führten ihn u. a. mit Johannes Schütz, Thomas Bockelmann, Gustav Rueb und Nicole Oder nach Kassel, Osnabrück, Braunschweig, Lübeck, Heidelberg, Tübingen, Konstanz, Weimar und in die freie Szene Berlins. Sacha Benedetti, geboren 1972, arbeitete zunächst als freier Journalist und studierte anschließend Informatik an der FH Darmstadt. 2005/2006 organisierte er das Videofestival Rip it! Reappropriate Popular Culture in Berlin. Als Videokünstler arbeitete er u. a. für das Deutsche Theater Berlin, das Schauspielhaus Wien und das Schauspiel Frankfurt. Weitere Videoarbeiten waren auch bei Rockpalast, MTV und bei der Bienale Venezia zu sehen. Seit 2009 leitet Sacha das freie Radio TwenFM 88,4 Berlin für alternative Musik und Jugendkultur. Er ist Mitglied diverser Künstlerkollektive wie Neue Dokumente und Bootlab e.V., sowie Berater für diverse Hörfunkformate u. a. für Deutschlandradio Kultur. Mit Janina Audick verbindet Sacha Benedetti eine längere künstlerische Zusammenarbeit, beispielsweise am HAU Berlin. 40 41 UTE BAGGERÖHR Nach dem Schauspielstudium in Leipzig spielte Ute Baggeröhr u. a. am Schauspiel Frankfurt, Thalia Theater Hamburg und Maxim Gorki Theater Berlin. Seit 2011/12 ist sie in Karlsruhe engagiert und zu sehen in Der Vorname, Kabale und Liebe, Mia schläft woanders und Schatten (Eurydike sagt). JONATHAN BRUCKMEIER Geboren 1989 in Wien, wuchs er in Stuttgart auf. 2013 schloss er an der Zürcher Hochschule der Künste sein Schauspielstudium ab und ist seit der Spielzeit 2014/15 in Karlsruhe engagiert. Mit dem Glasperlenspiel stellte er sich dem Publikum vor. Zu sehen ist er aktuell in Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner und Die Räuber. STAATSSCHAUSPIELERIN EVA DERLEDER Eva Derleder hatte Engagements in zahlreichen Stadt- und Staatstheatern und war zwei Mal zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Seit 2002 ist sie fest im Ensemble und spielt zur Zeit u. a. in Dinner for One und der Uraufführung Du sollst den Wald nicht vor dem Hasen loben. KLAUS COFALKA-ADAMI Seit 1980 arbeitet Klaus Cofalka-Adami als Schauspieler und spielte u. a. an den Bühnen in Mannheim, Tübingen, Dortmund und Heidelberg. Seit 2011 ist er festes Ensemblemitglied am STAATSTHEATER KARLSRUHE. Aktuell spielt er in Fremdraumpflege, Rio Reiser und Richtfest. CORNELIA GRÖSCHEL Geboren 1987 in Dresden, steht Cornelia Gröschel seit ihrem neunten Lebensjahr für das Fernsehen vor der Kamera. Nach ihrem Schauspielstudium in Leipzig war sie von 2011 bis 2013 Ensemblemitglied am STAATSTHEATER und ist auch noch als Gast in Agnes zu sehen. RONALD FUNKE Ronald Funke wurde 1954 in Berlin geboren. Er arbeitete u. a. in Magdeburg, am Nationaltheater Mannheim, am Volkstheater Rostock und in Heidelberg. 2011 wurde er für seine Rolle in Der Mann der die Welt aß als Schauspieler des Jahres nominiert. Aktuell ist er u. a. in Kabale und Liebe und in Das Glasperlenspiel zu sehen. JOANNA KITZL Geboren in Bern, absolvierte sie ihr Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Danach spielte sie u. a. am Theater Heidelberg, am Staatsschauspiel Hannover und ist immer wieder auch in Fernsehfilmen zu sehen. In Karlsruhe spielt sie zur Zeit in Dantons Tod, Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner und Das Interview. MAXIMILIAN GRÜNEWALD Geboren in Coburg studierte Maximilian Grünewald bis 2013 Schauspiel in Leipzig. Zuletzt war er Mitglied des Schauspielstudios am Maxim Gorki Theater in Berlin. Seit dieser Spielzeit ist er fest am STAATSTHEATER KARLSRUHE, zu sehen u. a. in Das Glasperlenspiel, Kabale und Liebe und als Franz Moor in Die Räuber. FLORENTINE KRAFFT Aufgewachsen in Hamburg, studierte Florentine Krafft Schauspiel an der Zürcher Hochschule der Künste und erhielt hier 2012 für besondere Leistungen den Oprecht-Preis. Seit 2013 ist sie in Karlsruhe engagiert und zu sehen in Rio Reiser, Ein Sommernachtstraum, Richtfest, Schatten (Eurydike sagt) und Die Räuber. JANNEK PETRI Nach seinem Studium an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin war er von 2002 bis 2006 erstmals in Karlsruhe engagiert. Danach arbeitete u. a. in Zürich, am Landestheater Linz, Basel, am Staatstheater Braunschweig und am Deutschen Theater Berlin. Aktuell ist er in Der Vorname und Das Interview zu sehen. SOPHIA LÖFFLER 1985 in Potsdam geboren, studierte sie Schauspiel in Leipzig und spielte im Studio des Staatsschauspiels Dresden. Seit 2011/12 fest in Karlsruhe engagiert, steht sie aktuell als Louise in Kabale und Liebe auf der Bühne. Darüber hinaus spielt sie in Ein Sommernachtstraum, Der Vorname und Richtfest. FRANK WIEGARD Nach seinem Studium an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin debutierte er am Staatstheater Kassel, war am Schauspiel Frankfurt und dem Maxim Gorki Theater engagiert. Zur Zeit spielt er den Danton in Dantons Tod und ist in Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner, Kabale und Liebe, Das Glasperlenspiel und Gift zu sehen. JAN ANDREESEN Jan Andreesen studierte Schauspiel in Leipzig, bevor er fest an den Theatern Bielefeld und Heidelberg spielte. Seit 2011 in Karlsruhe, steht er zur Zeit in Dantons Tod, Richtfest, Ein Sommernachtstraum und als Rio in Rio Reiser – König von Deutschland auf der Bühne. 42 43 BILDNACHWEISE IMPRESSUM UMSCHLAG & SZENENFOTOS Felix Grünschloß HERAUSGEBER STAATSTHEATER KARLSRUHE QUELLENNACHWEISE Patrick Spät, Und, was machst du so? Fröhliche Streitschrift gegen den Arbeitsfetisch. Zürich: Rotpunktverlag, 2014. Friedrich Nietzsche, Muße und Müßiggang. In: Die fröhliche Wissenschaft, 1882. www.gutenberg.spiegel.de Kurt Tucholsky, Gruß nach vorn. Prosa und Gedichte. Stuttgart: Reclam, 1964. Die weiteren Texte sind Originalbeiträge für dieses Heft von Brigitte Ostermann und Andreas Hirsch (Zum Autor & Zum Stück) GENERALINTENDANT Peter Spuhler VERWALTUNGSDIREKTOR Michael Obermeier SCHAUSPIELDIREKTOR Jan Linders LEITENDE DRAMATURGIN SCHAUSPIEL Brigitte A. Ostermann REDAKTION Brigitte A. Ostermann KONZEPT DOUBLE STANDARDS BERLIN www.doublestandards.net GESTALTUNG Danica Schlosser DRUCK medialogik GmbH, Karlsruhe BADISCHES STAATSTHEATER KARLSRUHE 2014/15 Programmheft Nr. 240 www.staatstheater.karlsruhe.de O, WO IST SIE, WOHIN IST SIE ENTFLOHEN, MEINE VERGANGENHEIT? 44 Sts. Eva Derleder, Ronald Funke