Tierärztliche Hochschule Hannover Niedersächsischer Wesenstest seit Abschaffung der Rasseliste von Oktober 2003 bis März 2013Eine Analyse der „auffälligen“ Rassen INAUGURAL-DISSERTATION zur Erlangung des Grades einer Doktorin der Veterinärmedizin -Doctor medicinae veterinariae(Dr. med. vet.) vorgelegt von Katja Riedel Leipzig Hannover 2014 Wissenschaftliche Betreuung: Univ.-Prof. Dr. H. Hackbarth Institut für Tierschutz und Verhalten (Heim-, Labortiere und Pferde) 1. Gutachter: Univ.-Prof. Dr. H. Hackbarth 2. Gutachter: PD. Dr. S.Schmidt Tag der mündlichen Prüfung: 11.04.2014 ii INHALTSVERZEICHNIS INHALTSVERZEICHNIS Seite 1 Einleitung 1 2 Literaturübersicht 3 2.1 Definition „gefährliche Hunde“ aus juristischer vs. ethologischer Sicht 3 2.2 Der Hund als soziales Lebewesen 6 2.2.1 Kommunikation 8 2.2.2 Emotionen 12 Aggressionsverhalten 15 2.3.1 Einteilungen von Aggressionsverhalten 19 2.3.2 Angstbedingtes Aggressionsverhalten 23 2.3.3 Körperliche/organische Ursachen für Aggression 25 2.3 (Schmerzen, Schock, Erkrankungen) 2.3.4 Aggression in Verbindung mit Erwerb und Verteidigung von Ressourcen (auch „Rang/Statusbezogene Aggression“) 26 2.3.5 Hormonell bedingte Aggression 27 2.3.6 Frustrationsbedingte Aggression und umgerichtete Aggression 28 2.3.7 Pathologisch bedingte Aggression/“Idiopathische“ Aggression 28 2.3.8 Neurophysiologische Betrachtung 29 2.3.9 Eskalationsstufen 31 2.4 Lernkomponenten der Aggression 31 2.5 Jagdverhalten 32 2.6 Spielverhalten 33 2.7 Soziale Annäherung 34 2.8 Abgrenzung inadäquat aggressiven Verhaltens gegenüber „echten“, 2.9 Verhaltensstörungen - Ethopathien 34 2.8.1 Inadäquat aggressives Verhalten 34 2.8.2 Zur Gefährlichkeit von Hunden 35 2.8.3 „Echte“ Verhaltensstörungen 36 Leiden 39 iii INHALTSVERZEICHNIS 2.10 Rasseabhängige Gefährlichkeit 40 2.10.1 Rassedefinition - Rasseunterschiede 40 2.10.2 „Gefährliche“ Rassen(?) 44 2.11 Verhaltenstest und das Wesen des Hundes 47 3 Material und Methoden 51 3.1 Erläuterungen zur Durchführung des Wesenstests 51 3.2 Einzelne Situationen 52 3.2.1 Hund-Mensch- und Hund-Umwelt-Kontakt 52 3.2.2 Hund-Hund-Kontakt 63 3.2.3 Gehorsam 64 Bewertungssystematik 65 3.3.1 Skalierung 65 3.3.2 inadäquat/gestört aggressives Verhalten 66 3.4 Datenaufnahme 66 3.5 Beurteilung der Hunde 66 3.6 Auswertung der Daten 67 4 Ergebnisse 68 4.1 Die Hunde 68 4.1.1 getestete Hunderassen 68 4.1.2 Einteilung in Kategorien modifiziert nach RÄBER (1995) 69 Hunde mit inadäquat/gestört aggressivem Verhalten („B-Hunde“) 72 4.2.1 Kategorie „bullartige Terrier“ inklusive Mischlinge 80 4.2.2 Art des Vorfalls 81 4.2.3 Geschlechtervergleich 83 4.2.4 Altersvergleich 85 Höchste erreichte Skalierungen 85 4.3.1 Höchste erreichte Skalierung 1 86 4.3.2 Höchste erreichte Skalierung 2 88 4.3.3 Höchste erreichte Skalierung 3 90 4.3.4 Höchste erreichte Skalierung 4 91 4.3.5 Höchste erreichte Skalierung 5 92 3.3 4.2 4.3 iv INHALTSVERZEICHNIS 4.4 4.5 4.3.6 Höchste erreichte Skalierung 6 94 Rassekategorien und die Verteilung 96 4.4.1 Bullartige Terrier - Skalierungen 96 4.4.2 Bauern-, Hirten- und Treibhunde 97 4.4.3 Mischlinge 98 4.4.4 Jagdhunde 99 4.4.5 Terrier 100 4.4.6 Hütehunde 100 4.4.7 Doggenartige 100 Verhalten der Hunde in den einzelnen Situationen 101 4.5.1 Verhalten der Hunde in den „Bedrohungssituationen“ 101 4.5.2 Verhalten der Hunde in den „ungewöhnlichen Situationen“ 104 4.5.3 Verhalten der Hunde in den „Alltagssituationen“ 105 4.5.4 Vergleich der Skalierungen in den untersch. Situationskategorien 111 4.5.5 Aggressives Verhalten der Skalierungen 5 und 6 in Nichtbedrohungssituationen - inadäquat/gestört aggressives Verhalten 114 5 Diskussion 116 5.1 Methoden 116 5.1.1 Rassezugehörigkeit der Hunde 116 5.1.2 Wesenstestdurchführung 116 5.1.3 Begutachtung 117 5.1.4 Auswertung der Daten 120 Diskussion der Ergebnisse 121 5.2.1 Anteil der einzelnen Rassen 121 5.2.2 Mischlinge 124 5.2.3 Inadäquat/gestört aggressives Verhalten 124 5.2.4 Skalierungsverteilung innerhalb der einzelnen Kategorien 129 5.2.5 Verhalten der Hunde in den einzelnen Situationen 131 5.2.6 Einfluss von Alter und Geschlecht 133 5.2.7 Schlussfolgerung 134 5.2 v INHALTSVERZEICHNIS 6 Zusammenfassung 136 7 Summary 138 8 Literaturverzeichnis 140 9 Anhang 161 9.1 Datenmaterial 161 9.2 Gesetzestexte des Niedersächsischen Gesetzes über das Halten von Hunden von 2002 und der Änderung aus Oktober 2003 171 9.3 Abbildungsverzeichnis 187 9.4 Tabellenverzeichnis 189 9.5 Abkürzungsverzeichnis 191 vi EINLEITUNG 1 EINLEITUNG In dem Zeitraum Juli 2000 bis Oktober 2003 mussten Hunde bestimmter Rassen sowie deren Mischlinge nach der Niedersächsischen Gefahrtierverordnung (GefTVO) einen Wesenstest absolvieren. Von diesen Rassen ging nach dieser Verordnung eine besondere Gefährdung für Mensch und Tier aus. Trotz der Nichtigkeitserklärung der Niedersächsischen GefTVO durch das Bundesverwaltungsgericht im Juli 2003 unterliegen noch heute einige Rassen den unterschiedlichsten Rasselisten in den übrigen Bundesländern. Die genetische Grundausstattung des einzelnen Hundes spielt dabei zwar eine Rolle, jedoch keine übergeordnete, wie mehrere Untersuchungen bestätigten (MITTMANN 2002, HIRSCHFELD 2005, STEINFELD 2002, BOETTJER 2003, JOHANN 2004, STUR 2001). MITTMANN (2002) konnte zeigen, dass es keine Disposition der untersuchten fünf Hunderassen aus den Rasselisten gab, vermehrt aggressives Verhalten zu zeigen. Bei der Untersuchung einer Bullterrier-Zuchtlinie von HIRSCHFELD (2005) zeigten 99,75% der Bullterrier den Situationen angemessenes Verhalten. STUR (2001) kommt zu dem Schluss, dass „eine besondere Gefährlichkeit bestimmter Rassen aufgrund rassetypischer Wesensmerkmale somit weder von der Definition des Wesens her, noch auf der Basis bisheriger Untersuchungen über die Beteiligung bestimmter Rassen an Beißvorfällen zulässigerweise abzuleiten (ist)“. Zusätzlich geht eine Gefährdung des Menschen auch von unangemessenem Beutefangverhalten („Jagdverhalten“) von Hunden aus. Dabei handelt es sich sowohl neurophysiologisch als auch ethologisch nicht um aggressives Verhalten, sondern um Jagdverhalten. Viele der in den Medien aufgezeigten Beißvorfälle, so auch der Tod des kleinen Volkan in Hamburg 2000, stellten Beutefangverhalten dar (FEDDERSENPETERSEN 2008). Zugrunde liegen in der Regel unzureichende Sozialisation und oft auch fehlende Bindung an den Menschen, was bei unseren domestizierten Hunden aber die Voraussetzung für normales Verhalten ist. Da es sich nicht um Aggressionsverhalten handelt, liegt in diesen Fällen auch kein „übersteigertes, inadäquates Aggressionsverhalten“ vor (FEDDERSEN-PETERSEN 2008). Die Gefahren, die somit von Hunden ausgehen können, sind sehr vielschichtig zu betrachten und lassen sich nicht durch Festlegung „gefährlicher“ Rassen definieren. Niedersachsen ist seit 2003 das einzige Bundesland, in dem bis heute keine Rasseliste mehr existiert. Aus diesem Grund war es das Ziel dieser Arbeit, zu untersuchen, 1 EINLEITUNG Hunde welcher Rassezugehörigkeit in diesen Jahren überhaupt für einen Wesenstest (aufgrund amtlich festgestellter Gefährlichkeit) am Institut für Tierschutz und Verhalten der Tierärztlichen Hochschule Hannover vorgestellt wurden und ob bestimmte Rassen dabei häufiger vertreten waren. Aufgrund der geringen Anzahl von nur 127 Hunden können die Daten keine statistische Relevanz aufweisen, ein Trend sollte trotz alledem festgestellt werden können. Hypothese: Es wird erwartet, dass sich keine Hinweise auf Häufung bestimmter Rassen ergeben. Mit der Methodik der vorliegenden Arbeit wäre es denkbar, alle in Niedersachsen einem Wesenstest unterzogenen Hunde seit Oktober 2003 auf ihre Rassezugehörigkeit hin zu analysieren, um den hier gefundenen Trend auf statistische Relevanz zu untersuchen. Sollte der Trend statistisch signifikant sein, könnte die ethologische Unhaltbarkeit der Definition gefährlicher Hunde anhand ihrer Rassezugehörigkeit somit auch durch statistisch relevante Daten „auffällig gewordener“ Hunde untermauert werden. Zielsetzung: Ziel der vorliegenden Arbeit war es zu untersuchen: a) Welche Rassen sind seit Oktober 2003 einem Wesenstest unterzogen worden? b) Gibt es Häufungen von bestimmten Hunderassen? Inwieweit treten „Listenhunde“ darunter auf? c) Existieren gemeinsame Faktoren unter allen Hunden, die mit inadäquat oder gestört aggressivem Verhalten reagiert haben und somit Risikofaktoren darstellen können? 2 LITERATUR 2 LITERATUR 2.1 Definitionen- „gefährliche“ Hunde aus juristischer versus ethologischer Sicht -juristische Betrachtung Die niedersächsische Gefahrtier-Verordnung vom 5.Juli 2000 besagte: Abb.2.1- Auszug aus §1 und Anlage 1 der Niedersächsischen Gefahrtier-Verordnung vom 5.Juli 2000 Als gefährliche Hunde galten somit Hunde bestimmter Rassezugehörigkeit. Hunde der Rassen Bullterrier, American Staffordshire-Terrier sowie Pitbull-Terrier durften nicht mehr erworben werden. Die weitere Haltung war nur mit einem bestandenen Wesenstest möglich und das Führen außerhalb ausbruchssicherem Gelände nur mit einem Maulkorb und einer Leine. Zudem bestand eine Pflicht zur Unfruchtbarmachung. Bei nicht bestandenem Wesenstest, mussten die Hunde getötet werden. Rassen der Anlage 1 der Niedersächsischen Gefahrtierverordnung (NMELF 2000a) mussten außerhalb ausbruchssicheren Geländes 3 LITERATUR ebenfalls mit einer Leine und einem Maulkorb geführt werden. Nach der Nichtigkeitserklärung durch das Bundesverfassungsgericht wurde am 12. Dezember 2002 ein neues Gesetz erlassen (Niedersächsisches Gesetz über das Halten von Hunden vom 12.12.2002, NHundG), in dem sich die Definition gefährlicher Hunde auf das neue Hundeverbringungs- und -einfuhrbeschränkungsgesetz vom 12. April 2001 (HundVerbrEinfG) beruft: (2) Als gefährlich gelten die in §2 Abs.1 Satz1 des Hundeverbringungs- und einfuhrbeschränkungsgesetzes vom 12.April 2001 (BGBl.I S.530) genannten Hunde. In dem §2 Abs.1 Satz1 sind folgende Hunde aufgeführt: (1) Hunde der Rassen Pitbull- Terrier, American Staffordshire-Terrier, Staffordshire Bullterrier, Bullterrier sowie deren Kreuzungen untereinander oder mit anderen Hunden. Nach der Änderung des Gesetzes vom 30. Oktober 2003 (NHundG vom 30.10.2003), ist die Gefährlichkeit eines Hundes jedoch nicht mehr an die Zugehörigkeit des Hundes zu einer bestimmten Rasse geknüpft. Gefährlich ist demnach ein Hund, wenn er: „insbesondere Menschen oder Tiere gebissen oder sonst eine über das natürliche Maß hinausgehende Kampfbereitschaft, Angriffslust oder Schärfe gezeigt hat…“ Im restlichen Teil der Bundesrepublik wird die Gefährlichkeit eines Hundes jedoch weiterhin an dessen Rassezugehörigkeit geknüpft (sogenannte „Rasselisten“ existieren derzeit in BadenWürttemberg, Bayern, Bremen, Brandenburg, Berlin, Hamburg, Hessen, MecklenburgVorpommern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen). Die aufgeführten Rassen auf diesen Listen unterscheiden sich zum Teil erheblich in Anzahl und Art der Rassen. Derzeit werden insgesamt 22 verschiedene Rassen gelistet, wobei nicht alle eindeutig einer FCI-Klassifizierung zuzuordnen sind. Niedersachsen ist das einzige Bundesland, welches seit 2003 durchgehend bis heute die Gefährlichkeit von Hunden nicht mehr an dessen Rassezugehörigkeit festmacht. 4 LITERATUR -ethologische Betrachtung Für die objektive Beurteilung der Gefährlichkeit eines Hundes bedarf es ethologisch klarer und eindeutig definierter Begriffe (SCHÖNING 2012a, 2012b). Diese fehlen im betreffenden Gesetzestext, was die zweifelsfreie und objektive Einordnung eines Hundes als gefährlich aus ethologischer Sicht formal schon unmöglich macht. Unglücklicherweise kam es im Zuge der Gesetzgebung zu einer Vermischung bzw. Gleichsetzung der Begriffe „Aggression“ und „Gefährlichkeit“ (FEDDERSEN-PETERSEN 2008). In der Gesetzesdefinition bleiben die Rollen sowohl der speziellen Situation als auch des Hundehalters bzw.-führers unberücksichtigt. Nach SCHÖNING (2012a, 2012b) bedarf eine Gefahreneinschätzung der Betrachtung von Einflussfaktoren auf der Hundeseite, der Menschenseite (Besitzer und geschädigtes Individuum) sowie der speziellen Situation. Die folgende Tabelle listet die einzelnen Einflussfaktoren auf: Tab.2.1 Einflussfaktoren auf die Eintrittswahrscheinlichkeit einer individuellen Gefahrensituation mit einem Hund (modifiziert nach SCHÖNING 2012a,b) Hundeseite Menschenseite Menschenseite (alle beteiligten Hunde) (Besitzer) (geschädigtes Individuum) Alter, Geschlecht, Größe, Alter, Geschlecht, Größe, Alter, Geschlecht, Größe, Örtlichkeit, Gewicht Gewicht Gewicht Wochentag, Situation Tageszeit, Wetterverhältnisse Phänotyp im Hinblick auf Erfahrungen in der Erfahrungen mit Hunden, Anwesenheit mögliche Einschränkungen der Hundehaltung (Sachkunde) Sachkunde anderer Hunde. Kommunikationsmöglichkeiten Tiere, Menschen und ihr jeweiliges Verhalten Grad der Sozialisation Gesundheitszustand/Fitness Gesundheitszustand/Fitness Trainingsstand/Gehorsam Individuelle Tagesform Individuelle Tagesform Vorerfahrung mit dieser o. Erfahrungen mit dem Erfahrungen mit dem ähnlichen individuellen Hund individuellen Hund, Situationen/Individuen Vorerfahrungen mit Situation Individuelle Tagesform Vorerfahrungen mit dieser Aktuelle Tätigkeit z.Zt. des o. ähnlichen Situationen Schadeneintritts 5 LITERATUR Ein Hund kann sowohl für Tiere, als auch für Menschen allein aufgrund von Bestandteilen seines normalen Verhaltensrepertoires zur Gefahr werden. Neben dem Aggressionsverhalten gehört hierzu allen voran das Jagdverhalten. Abgesehen davon kann ein Hund auch bedingt durch ein ungünstiges Größenverhältnis durch Verhaltensweisen der sozialen Annäherung (siehe unter 2.7) und durch Spielverhalten (siehe unter 2.6) eine Gefahr für Kinder oder körperlich beeinträchtigte Menschen werden. Dies wäre beispielsweise der Fall, wenn ein sehr großer Hund ein Kind auf hundetypische Art begrüßen möchte und nicht gelernt hat, dieses Verhalten gegenüber Menschen zu unterlassen. Als die im Gesetz „über das natürliche Maß hinaus [gehendes Verhalten]“ bezeichnete Gefährlichkeit eines Hundes, ist nach FEDDERSEN-PETERSEN (2008) allein derartig aggressives Verhalten anzusehen, welches nicht mehr situationsadäquat auftritt und seiner natürlichen Steigerung entbehrt, vielfach als „plötzlich“ auftretendes Aggressionsverhalten bezeichnet. Vor der Analyse „gestört“ aggressiven Verhaltens bedarf es aber einer ethologisch fundierten Betrachtung des Aggressionsverhaltens im Rahmen des Normalverhaltens. Denn das Aggressionsverhalten ist Bestandteil des normalen Verhaltensrepertoires des Hundes (FEDDERSEN-PETERSEN 1990, FEDDERSEN-PETERSEN 2004, FEDDERSEN-PETERSEN 2008, JONES 2009, SCHÖNING 2000, 2001, OVERALL 1993, 1997, IMMELMANN 1982). Der Hund ist wie der Wolf ein hochsoziales Lebewesen, wenngleich gerade im Sozialverhalten große Unterschiede zwischen beiden bestehen vor allem bedingt durch die Domestikation des Hundes. 2.2 Der Hund als soziales Lebewesen So kann das Verhalten des Haushundes ohne seinen Sozialpartner Mensch nicht ausreichend analysiert werden (FEDDERSEN-PETERSEN 1991b, FEDDERSEN-PETERSEN 2001b, MIKLOSI 2011, SCHÖNING 2001). Als sozial werden zunächst alle Lebewesen bezeichnet, deren Individuen sich zu Gruppen zusammenschließen und deren wichtigstes Merkmal ein Mindestmaß an Kooperation unter den Gruppenmitgliedern darstellt (WUKETITS 1997). Auch hier unterscheidet sich der Haushund elementar vom Wolf, dessen Gruppe vor allem gemeinsam jagt und die Jungen gemeinsam aufzieht. Der Haushund bevorzugt nach jahrhundertelanger Domestikation den Menschen als wichtigsten Sozialpartner, was sich 6 LITERATUR sogar auf die Motivation, bestimmte Verhaltensweisen zu zeigen, auswirkt (FEDDERSENPETERSEN 2008). Diese werden allein gezeigt, um am sozialen Leben mit seinem Bindungspartner Mensch teilhaben zu dürfen (COPPINGER und COPPINGER 2001, FEDDERSEN-PETERSEN 2004). FEDDERSEN-PETERSEN (2004) spricht hier auch von der ausgeprägten Sozialappetenz des Hundes, die der Lernmotivation des Hundes zugrunde liegt und sehr viele Übereinstimmungen zum Spielverhalten aufweist. COPPINGER und COPPINGER (2001) bezeichnet das Ziehen der Schlitten durch den Schlittenhund, das Hüten der Schafe durch den Border-Collie daher auch als „Spiel“ mit dem Menschen. Gerade beim jungen Hund kommt es unweigerlich zu Assoziationen mit menschlichem Verhalten als Konsequenz eigenen Handels. Fehler oder Inkonsequenz der Hundehalter führen so zu unerwünschtem Verhalten bzw. Problemverhalten. Gerade Hunde sind „anfällig“ für derartige Assoziationen ihres eigenen Handelns mit menschlichem Verhalten aufgrund ihrer ausgeprägten sozialen Appetenz (FEDDERSEN-PETERSEN 2004). Das Leben in einer sozialen Gruppe funktioniert weder ohne Kooperation, noch ohne Wettbewerb. Kooperation bedeutet dabei, dass die Individuen ihr Verhalten aufeinander abstimmen und auf diese Weise ein bestimmtes (gemeinsames) Ziel erreichen (WUKETITS 1997). Die Ressourcen, die jedes Individuum für sich zum Überleben beansprucht (Nahrung, Territorium, Fortpflanzungspartner), sind begrenzt und der Zugang zu diesen muss klar geregelt sein. Jedes Individuum einer sozialen Gruppe strebt nach der Weitergabe der eigenen Gene und nicht wie irrtümlich angenommen der Erhaltung der Art. Die „individuelle Fitness“ wird bestimmt durch die Anzahl der Nachkommen, die ein Tier in der nächsten Generation hervorgebracht hat (WUKETITS 1997, JONES 2009, FEDDERSEN-PETERSEN 2004). Dafür sind die Erhaltung der Unversehrtheit des eigenen Körpers, sowie die Sicherung der notwendigen Ressourcen oberstes Prinzip und das jeweilige Bestreben des einzelnen nach Erlangen und Erhalt der Ressourcen wird als Ressource-Holding-Potential (RHP) bezeichnet (JONES 2009). Es entstehen innerhalb der sozialen Gruppe unweigerlich Konflikte um den Zugang zu Ressourcen. Es bedarf daher eines sozialen Regulativs, um die Hierarchie innerhalb der Gruppe aufrecht zu erhalten und eine Ressourcenverteilung zu ermöglichen. Als solches dient Aggressionsverhalten, in dem es im innerartlichen Kontext als aggressive Kommunikation funktioniert und dafür über eine Vielzahl feinabgestufter Signale verfügt 7 LITERATUR (FEDDERSEN-PETERSEN 2008). Die soziale Hierarchie in einer Gruppe basiert auf frühen Erfahrungen und Lernvorgängen, es kommt zur Ausbildung einer Hierarchie mit dominanten (ranghohen) und subdominanten (rangniederen) Mitgliedern, innerhalb derer der Zugang zu Ressourcen klar geregelt ist. Lebewesen mit einem hohen Ressource-Holding-Potential (RHP) haben einen hohen Rang und damit einen ungehinderten Zugang zu Ressourcen (JONES 2009). Nicht jedes Mitglied innerhalb einer sozialen Gruppe hat ein gleiches Bestreben, bestimmte Ressourcen zu erlangen bzw. zu erhalten. Je nach individueller Gewichtung der jeweiligen Ressource wird Energie für den Erhalt bzw. das Erlangen der Ressource im Sinne einer ökonomischen Kosten-Nutzen-Rechnung eingesetzt (WUKETITS 1997, JONES 2009). Erkennbar wird dabei die individuelle Bereitschaft (Motivation), Energie einzusetzen im Ausdrucksverhalten des Hundes (JONES 2009). TSCHANZ (1993) hat im Zusammenhang mit der Kosten-Nutzen-Rechnung das Prinzip der Bedarfsdeckung und Schadensvermeidung geprägt. Beide dienen der Erhöhung der individuellen Fitness und stellen die Grundmotive jeden Handelns dar (TSCHANZ 1993, SCHÖNING 2001). Jeder Hund hat daher ein natürliches Rangbestreben in seinem sozialen Verband, er braucht eine stabile Rangordnung mit übersichtlichen Regeln, um Sicherheit und Klarheit im Umgang miteinander zu erlangen. Dieses Bedürfnis ist genetisch verankert und jeder Hund zeigt aus diesem Grund mehr oder weniger sozial expansives Verhalten innerhalb der sozialen Gruppe (SCHÖNING 2001). Über das Ausdrucksverhalten werden Emotionen und Handlungsbereitschaften mitgeteilt, Kommunikation hat damit sowohl für den Wettbewerb, als auch die Kooperation eine essentielle Funktion, ohne die ein Leben in sozialen Gruppen nicht möglich ist (FEDDERSEN-PETERSEN 2008, SCHÖNING 2001, APPLEBY 2010). 2.2.1 Kommunikation Kommunikation kann als Gesamtheit aller Verhaltensweisen aufgefasst werden, die der Verständigung sowohl innerhalb, als auch zwischen den Arten (bezogen beispielsweise auf die Hund-Mensch Kommunikation) dienen und dafür besonders differenziert wurden (FEDDERSEN-PETERSEN, 2004). Es kommt zu einer wechselseitigen Form der Informationsübertragung, bei der die Signale des Absenders eine Verhaltensänderung beim 8 LITERATUR Empfänger bewirken (IMMELMANN 1982, MC FARLAND 1999, ABRANTES 2001, 2005, FEDDERSEN-PETERSEN 2004). Kommuniziert wird dabei über alle Sinnesorgane - visuell, olfaktorisch, auditiv sowie taktil. Die einzelnen Signale werden zu Bedeutungseinheiten zusammengefasst und als Display bezeichnet (FEDDERSEN-PETERSEN und OHL 1995). Über ihr Ausdrucksverhalten übermitteln Hunde Emotionen, Stimmungen und Absichten. Das Ausdrucksverhalten stellt somit einen sehr wichtigen Indikator zur Beurteilung der Befindlichkeit dar. Vor allem können mögliche Abweichungen bzw. Störungen in der Verhaltenssteuerung ermittelt werden (FEDDEREN-PETERSEN 1990, 1996, 1998, 2004, 2008). Hunde verstehen aber auch über ihre Artgrenzen hinweg menschliches Ausdrucksverhalten und haben sich im Laufe der Domestikation so angepasst, dass ihre Kommunikation immer spezieller an den Menschen ausgerichtet wurde (FEDDERSENPETERSEN 2004, 2008). Die Kommunikation der Hunde ist die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Auseinandersetzung mit der individuellen Umwelt des Hundes (FEDDERSEN-PETERSEN 2004). Optisches Ausdrucksverhalten Die Übertragung des optischen Ausdrucks bei Hunden erfolgt durch Mimik und Gestik, somit durch Ausdrucksbewegungen des Gesichts und denen des übrigen Körpers (IMMELMANN 1982, ABRANTES 2005). FEDDERSEN-PETERSEN (2004) beschreibt unter anderem folgende Signaleinheiten aus Mimik und Gestik: Ausdruck eines umweltsicheren und sozial neutralen Hundes: - gehobener Kopf - leichte Winkelung der Gliedmaßen im Stand (je nach Rasse unterschiedlich) - rassetypische entspannte Rutenhaltung - rassetypische entspannte Ohrenhaltung 9 LITERATUR Umwelt- bzw. soziale Unsicherheit - straff gespannte Gesichts- und Kopfhaut, wodurch die Augen weiter auseinander liegend erscheinen - unruhiger, leicht ungerichteter Blick - verlängerter Lippenspalt (Mundwinkel nach hinten gezogen), als „submissive grin“ bezeichnet - Ohren/Ohrwurzeln nach hinten mit seitlich gerichteter Öffnung - gesenkter Kopf - eingeknickte Gliedmaßen - Schwanz eingeklemmt Imponieren Imponierverhalten wird in der Literatur sehr unterschiedlich definiert und nicht einheitlich verwendet. Nach FEDDERSEN und OHL (1995) sowie FEDDERSEN PETERSEN (2004; 2008) wird Imponieren häufig gezeigt, wenn sich zwei Rüden begegnen. Imponierverhalten ist zunächst ungerichtet, beinhaltet aber eine latente Drohung und dient der Demonstration der eigenen Stärke. Auf Imponieren folgt häufig Drohverhalten (FEDDERSEN und OHL 1995, FEDDERSEN-PETERSEN 2004; 2008), es kann aber auch zum Abwenden beider Interaktionspartner voneinander kommen. SCHÖNING (2001) bezeichnet Imponierbewegungen auch als „Ranganzeigende Verhaltensweisen“. Nach FEDDERSEN-PETERSEN (2004, 2008) wird Imponieren durch folgende mimische bzw. gestische Komponenten ausgedrückt: - kein Blickkontakt zum Gegenüber - Ohrwurzeln nach vorne - Durchdrücken aller Gelenke, daher steifer Gang - Rute hoch getragen (je nach Rasse) - Hals steil nach oben, Kopf und Schnauze waagerecht 10 LITERATUR Drohverhalten Hier gilt es offensives (sicheres) und defensives (unsicheres) Drohen zu unterscheiden: Angriffsdrohen (offensives Drohen) Körpersignale: - Haaresträuben, meist vor allem Hals-Nackenregion - maximal gestreckte Gliedmaßen - Rute weit über Rückenlinie angehoben Mimik: - Zähneblecken im vorderen Bereich- kurze, runde Mundwinkel, die bei Zeichen leichter Unsicherheit durch die Verlängerung des Lippenspaltes kürzer werden - Starres Fixieren des Gegners - Ohren nach vorne gerichtet - Oft akustische Untermalung mit Knurren/Bellen Defensivdrohen Körpersignale - Variabel, generell eher auf Rückzug: leichtes bis starkes Einknicken der Beine - Rute häufig eingeklemmt Mimik - langer Lippenspalt, lange, spitzwinklige Mundwinkel mit „Voll- Zähneblecken“ , wobei häufig das Zahnfleisch sichtbar ist - Ohren eng angelegt Von einem defensiv drohenden Hund geht eine deutlich größere Gefahr für den Menschen aus, da dieser aus Angst eher zubeißt, als von einem offensiv drohendem Hund. Aus diesem Grund geht von unsicheren, wenig sozialisierten Hunden eine erhöhte Gefährlichkeit aus (FEDDERSEN-PETERSEN 2004, 2008; SCHÖNING 2000, 2012a). 11 LITERATUR Aufgrund der domestikationsbedingten Veränderungen im Ausdrucksverhalten vermögen viele Rassen keine dauerhafte hierarchische Rudelbildung mehr wie der Wolf zu gestalten. Die Ursachen liegen in einer Reduktion des visuellen Ausdrucksverhaltens (Wollhaare, Faltenbildung, Ohrenformen, Brachycephalie, etc.) (FEDDERSEN-PETERSEN und OHL 1995, FEDDERSEN-PETERSEN 2008). Für einen angemessenen Umgang mit Artgenossen müssen Hunde daher möglichst frühzeitig Erfahrungen mit der Mimik und der Körpersprache anderer Rassen machen (JONES 2009, FEDDERSEN-PETERSEN 2004). Im Laufe der Domestikation kam es zu einer verstärkten Ausrichtung des hundlichen Ausdrucksverhaltens auf die Kommunikation mit dem Menschen (OHL 1999, FEDDERSEN-PETERSEN und OHL 1995, FEDDERSEN-PETERSEN 2004, 2008, COPPINGER und COPPINGER 2001, COPPINGER und SCHNEIDER 1995, MIKLOSI 2011, TOPAL et al. 1997). Fundiertes Wissen über das spezifische Ausdrucksverhalten ist von immenser Bedeutung für die Beurteilung tierischer Befindlichkeit und das Ausdrucksverhalten kann als Indikator für Leiden herangezogen werden; es gibt Auskunft darüber, inwieweit ein Tier sich an seine Umwelt noch anpassen kann oder ob eine Überforderung der (sozialen) Anpassungsfähigkeit an seine Umwelt vorliegt (FEDDERSEN-PETERSEN 2004, TSCHANZ 1993). Dazu ist es jedoch essentiell, immer die gesamte Umwelt des Hundes in die Beurteilung einzubeziehen, auch den jeweiligen Hundehalter als wichtigsten Sozialpartner des Hundes (FEDDERSENPETERSEN 2004). Selbst bei guter Kenntnis des Ausdrucksverhaltens kann es innerhalb von Sekundenbruchteilen zu Gefühlsänderungen und damit auch einer Änderung der Körpersignale kommen. Hinzu kommt, dass eine zuverlässige Beurteilung und Einordnung des Verhaltens allein anhand der Gesamtheit aller Signalanteile erfolgen kann (JONES 2009). Voraussagen bezüglich der möglichen Gefahr, die von einem auffällig gewordenen Hund ausgeht, erscheinen dadurch nicht nur aufgrund des multifaktoriellen und stark situationsabhängigen Geschehens kaum möglich (FEDDERSEN-PETERSEN 2004). 2.2.2 Emotionen Dass Tiere über Emotionen verfügen, ist mittlerweile wissenschaftlich anerkannt (APPLEBY 2010). Emotionen entstehen durch die Übereinstimmung oder ein Ungleichgewicht zwischen den aktuellen Gegebenheiten, der Umwelt und den individuellen Interessen des Tieres und 12 LITERATUR können daher als positiv im Falle der Übereinstimmung oder negativ im Falle der Abweichung empfunden werden (APPLEBY 2010). Die Empfindung positiver bzw. negativer Emotionen beruht auf der Aktivierung des parasympathischen bzw. sympathischen vegetativen Nervensystems. Über Emotionen sollen die Motivationen und Bedürfnisse eines Organismus mit der Realität in Eintracht gebracht werden. Im Zuge dessen, dienen Emotionen als Vermittler zwischen den aktuellen Ereignissen und dem Ziel sowie den dadurch aktivierten Bedürfnissen des Tieres. Durch Emotionen erfolgt eine Anpassung des Verhaltens, des hormonalen und physiologischen Zustandes an sich ändernde Gegebenheiten. Schließlich kommt es mithilfe der Emotionen zur Herstellung der Handlungsbereitschaft; Handlungsabsicht und Verhaltensweisen werden dadurch abgestimmt. Der emotionale Status eines Tieres wird über das Verhalten, die Körpersprache und Laute ausgedrückt. Die Mitglieder der sozialen Gemeinschaft können durch den Ausdruck des emotionalen Zustandes die beabsichtigten Handlungen des anderen ablesen. (FEDDERSEN-PETERESEN 2004, APPLEBY 2010). Über Emotionen werden alle äußeren Reize individuell bewertet, diese Bewertung erfolgt im Limbischen System (FEDDERSEN-PETERSEN 2004). Hier entscheidet sich, ob ein Reiz als angenehm oder unangenehm empfunden wird und wie das Tier reagieren muss, um seinen Zustand des Wohlbefindens wieder herzustellen. Jeder Reiz, der das innere Gleichgewicht kippt und zur Beeinträchtigung des aktuellen Wohlbefindens führt, stellt für das Tier einen Konflikt dar, der subjektiv unabhängig von der tatsächlichen Existenz einer Bedrohung empfunden wird (JONES 2009) und den es zu beseitigen gilt, um die emotionale Homöostase wieder herzustellen. Ein solcher Konflikt kann auf vier Wegen gelöst werden, den sogenannten vier „F’s“ (Flight - Fliehen, Freeze - Erstarren/Einfrieren, Fight - Kämpfen und Flirt - Übersprungshandlungen) (ARCHER 1979, BERNAUER-MÜNZ und QUANDT 1995), subsummiert unter dem Begriff der Agonistik (siehe unter 2.3). Für welche der vier Lösungsmöglichkeiten sich ein Hund entscheidet, hängt nicht nur von der speziellen Situation und dem körperlichen Zustand des Hundes, sondern vor allem von den individuellen Lernerfahrungen (siehe unter 2.4) des Hundes ab (LINDSAY 2000, FEDDERSEN-PETERSEN 1997b, 2004, 2008, SCHÖNING 2000, 2001, JONES 2009, OVERALL 1997). Trotz gleich ablaufender Mechanismen sind Emotionen subjektiv. Sie hängen neben der Gehirnentwicklung, genetischen der Ausstattung vergangenen und der Lernerfahrung 13 Umweltsituation und der von der komplexen LITERATUR Informationsverarbeitung im Gehirn ab. Die Verarbeitung im Gehirn hängt davon ab, wie die verschiedenen jeweils zuständigen Gehirnbereiche auf bestimmte Stimuli und Kontexte reagieren. Der genetische Einfluss auf die Entstehung von Emotionen liegt vor allem im Erregungspotential und dem generellen emotionalen Status eines Tieres. Diese Unterschiede bestehen sowohl auf Rassenebene, als auch auf individueller Ebene. Außerdem werden sie beeinflusst durch den emotionalen Status der Mutter während der Trächtigkeit oder der Lage der Frucht im Mutterleib (APPLEBY 2010). Bestimmte Stimuli rufen eher als andere eine emotionale Reaktion im Organismus hervor. Es handelt sich dabei in der Regel um Reize, die lebensbedrohlich sein könnten und daher den Organismus automatisch in einen emotionalen Zustand versetzen, der hilft, schneller auf den Stimulus zu reagieren (APPLEBY 2010). Man spricht in der Ethologie auch von der „Preparedness-Hypothese“ (SELIGMANN 1971). Für andere Stimuli erfolgt dagegen durch klassische Konditionierung eine Verknüpfung mit bestimmten emotionalen Zuständen des Individuums. So kann eine gelernte Verknüpfung eines Reizes mit einer emotionalen Reaktion (beispielsweise Furcht) in einem ähnlichen Kontext ebenfalls Furcht hervorrufen. Das Tier versucht dann durch bestimmte Verhaltensweisen seine emotionale Homöostase wiederherzustellen. Hat das Tier Bewältigungsstrategien entwickelt, die einen aversiven Reiz minimieren oder ihn verhindern können, wird die emotionale Reaktion nicht mehr hervorgerufen (APPLEBY 2010). Jeder Verhaltensreaktion liegt in der Regel ein Verarbeitungsprozess im Gehirn zugrunde. Dieser setzt sich folgendermaßen zusammen: (1) Einschätzung des Stimulus (vertraut/neu; Vergleich der Eigenschaften des Stimulus mit denen anderer). (2) Einschätzung des Kontexts zur Abschätzung der Möglichkeit in Anwesenheit des Stimulus in emotionaler Homöostase bleiben zu können. (3) Bewertung: Auf Grundlage der Informationen aus (1) und (2) wird die Bedeutung des Stimulus ausgewertet und bestimmt die Priorität, die dem Stimulus zugeordnet wird. Bei einer hohen Priorität wird das aktuelle Verhalten abgebrochen. (4) Verhaltensplan: Ein Aktionsplan wird aus den vorangegangenen Informationen erstellt. 14 LITERATUR (5) Physiologische Veränderungen und Auswahl des Verhaltens. (6) Das Verhalten wird ausgeführt. Dieser Ablauf ist keineswegs linear und isoliert ablaufend zu sehen. Das Sammeln von Informationen und die Bewertung von deren Relevanz laufen kontinuierlich ab und jedes Tier scannt seine Umwelt im wachen Zustand ab und gleicht auftauchende Stimuli mit den eigenen Interessen ab, die ebenfalls nicht statisch sind (APPLEBY 2010). Auch der Ablauf ist nicht immer vollständig. Erscheint der Reiz plötzlich, sehr intensiv oder unerwartet, wird die Einschätzung des Kontexts möglicherweise übersprungen, da eine sofortige Reaktion nötig ist. Handelt es sich um eine angeborene Reaktion (Reflexe) oder eine sehr fest verankerte gelernte Reaktion des einzelnen Hundes, können alle Schritte zwischen der Einschätzung des Kontextes und dem gezeigten Verhalten ausgelassen werden (APPLEBY 2010). Damit wird deutlich, dass dem gezeigten sichtbaren Verhalten komplexe und situationsabhängige Verarbeitungsprozesse auf neuronaler Ebene zugrunde liegen, die zudem jederzeit von Umweltgegebenheiten beeinflussbar sind. Das sichtbare Verhalten unterliegt stark situationsabhängigen Umweltgegebenheiten. Die neuronalen Verarbeitungsprozesse und das resultierende sichtbare Verhalten basieren aber auf genetischen und vor allem durch Lernerfahrung geprägten Faktoren. Diese unmittelbar nicht zugänglichen Informationen werden häufig missachtet, wenn sichtbares Verhalten eines Hundes beurteilt wird. 2.3 Aggressionsverhalten FEDDERSEN-PETERSEN (2004) unterschiedet zwischen Aggression und Aggressivität. Aggressivität meint das Ausmaß der Angriffsbereitschaft eines Individuums, eine spezifische Motivationslage, die von etlichen Faktoren beeinflusst wird: - Genetische Disposition/Rasse, - Umwelteinflüsse (frühe Ontogenese), - Sozialisation, - Bindung an Artgenossen/Menschen, - Endogene Faktoren (Läufigkeit, Trächtigkeit, Jungtiere, circadiane Rhythmik), - Geschlecht, 15 LITERATUR - Alter, - Rang/Erziehung, - Störung (z.B. Krankheit), - Territorium. Das Aggressionsverhalten ist ein Teilbereich der Agonistik, die Verhaltensweisen der Flucht, Submission und Aggression zusammenfasst. Agonistik bezeichnet dabei alle Verhaltensweisen gegenüber Artgenossen, die das eigene Verhalten störend beeinflussen (GATTERMANN 1993, FEDDERSEN-PETERSEN 1993; 2004; 2008, BERNAUER-MÜNZ und QUANDT 1995). Die Agonistik stellt eine der von FEDDERSEN und OHL (1995) unterteilten Verhaltenskategorien der Caniden dar, zu denen neben der Agonistik die der sozialen Annäherung, des submissiven Verhaltens, des Imponierverhaltens, des Spielverhaltens sowie des Sexualverhaltens gehören. Anhand der zugrundeliegenden Motivation unterscheidet die Agonistik, das Angriffs- (oder offensive) Verhalten und das Abwehr- (oder defensive) Verhalten sowie das Fluchtverhalten (IMMELMANN 1982, GATTERMANN 1993, FEDDERSEN-PETERSEN 2004; 2008). Das Aggressionsverhalten selber hat eine Distanzvergrößerung zum Ziel und kann als eine Reaktion auf eine subjektiv empfundene Bedrohung angesehen werden. Zur Beseitigung der störenden Reize werden bestimmte Verhaltensweisen eingesetzt. Gelingt die Wiederherstellung des subjektiven Wohlbefindens nicht mehr und sind die Grenzen des Reaktionsvermögens auf störende Reize überschritten, resultiert Stress (ARCHER 1979). Die Grenzen dieser Anpassungsreaktionen („Coping-Mechanismen“) sind individuell verschieden und abhängig von der psychologischen Konstitution des Individuums. Reize, die bei einem Individuum Stress erzeugen, rufen bei einem anderen möglicherweise Befriedigung hervor (ARCHER 1979). In der wissenschaftlichen Literatur findet sich eine Vielzahl an Definitionen und Einteilungen von Aggressionsverhalten beim Hund. Nicht alle diese Einteilungen sind hinsichtlich der Beurteilung der eventuellen Gefahr, die von einem Hund ausgehen kann, sinnvoll. Vor allem die Einteilungen beruhend auf Ursache, dienen hauptsächlich der Verhaltenstherapie, zur Einschätzung eines Hundes innerhalb der Gefahrenbeurteilung sind sie nur bedingt geeignet, 16 LITERATUR da sich die zugrundeliegenden Motivationen innerhalb von Sekundenbruchteilen ändern können. Der Terminus „Aggressionsverhalten“ leitet sich ab vom lateinischen „aggredior“ (an etwas herangehen, sich nähern) (FEDDERSEN-PETERSEN 2004). Aggressionsverhalten muss immer im Zusammenhang mit dem Interaktionspartner, auf den es gerichtet ist, betrachtet werden. Dabei bilden beide komplexe Funktionseinheiten, deren Rollen (Angreifer und Verteidiger) jederzeit wechseln können. Dem offensiven Aggressionsverhalten liegt ein affiner innerer Zustand zugrunde, der eine Abstandsverminderung zum Ziel hat, während die defensive Aggression eine Abstandsvergrößerung, beruhend auf einem diffugen inneren Zustand, bezweckt. Der jeweilige innere Zustand (affin oder diffug) wird mittels des Ausdrucksverhaltens kommuniziert. Dem eigentlichen Angriffsverhalten liegt immer ein affiner innerer Zustand zugrunde. Die folgende Tabelle zeigt die einzelnen Verhaltensweisen des offensiven und defensiven Aggressionsverhaltens bei zunehmend affinem Status (nach FEDDERSEN-PETERSEN 1998): 17 LITERATUR Tab. 2.2 offensives und defensives Aggressionsverhalten nach FEDDERSEN-PETERSEN (1998) Aggressionsverhalten OFFENSIV Drohen Gehemmt DEFENSIV Anschleichen Drohen Gebißklappen Blickkontakt Wegsehen Überfalldrohung Abwehrschnappen Haarsträuben Haaresträuben Knurren Knurren Vorn-Zähneblecken Voll-Zähneblecken Beißdrohstellung Abwehrdrohen Über die Schnauze Beißen Gehemmt Abwehr mit Gegenstand abnehmen gekrümmten Hals Schieben Anrempeln Abwehrkreisel Aufreiten Runterdrücken Abwehr auf dem Umstellen Überfall Rücken Vorderbeinstoßen Abwehrstoßen Anspringen Hochkampf Rückenbiss Verfolgen Frei Angriff Frei Abwehrbeißen Beißen Ernstkampf Evolutionsbedingt haben sich arttypische ritualisierte Gesten entwickelt, die es beispielsweise durch Intentionsbewegungen oder Andeutungsbewegungen (Zähneblecken, Maulaufreißen) ermöglichen, Rangstreitigkeiten unblutig zu regeln und sich so zu Drohsignalen ritualisiert haben. Bei Hunden sind diese Gesten im Vergleich zum Wolf zum Teil vergröbert oder weniger abgestuft. Je nach Hunderasse ergeben sich dabei aber zum Teil erhebliche Defizite im mimischen Ausdrucksbereich, so dass daraus Verständigungsprobleme und eventuell auch 18 LITERATUR schneller aggressives Verhalten resultieren können (FEDDERSEN-PETERSEN 1998, FEDDERSEN-PETERSEN 2004, 2008). 2.3.1 Einteilungen aggressiven Verhaltens Aggressives Verhalten definiert FEDDERSEN-PETERSEN (1998) als „Sammelbezeichnung für alle Elemente des Angriffs-, Verteidigungs- und Drohverhaltens, die auch das Beschädigungsbeißen einschließt (intraspezifische/innerartliche Aggression)“. Den Menschen ordnet FEDDERSEN-PETERSEN (1998) dabei in den Bereich der innerartlichen Aggression ein, da er Sozialpartner des Hundes ist und Aggressionen von Hunden gegenüber Menschen nur unter diesem Gesichtspunkt sinnvoll zu analysieren sind. Ein aggressiver Hund befindet sich dabei in einer spezifischen Motivationslage, welche einer Vielzahl von exo- und endogenen Einflussfaktoren unterliegt (FEDDERSEN-PETERSEN 1998). Wie unter „Emotionen“ bereits beschrieben, ist auch aggressives Verhalten als ein beobachtbares Verhalten in einer ganz bestimmten Situation von zahlreichen Einflüssen und Reizen abhängig und drückt den inneren Zustand in diesem Moment aus. Jede Verhaltenskategorie unterliegt einer bestimmten inneren Motivationslage. Die verschiedenen Motivationslagen sind dabei nicht nur von verschiedenen (äußeren und inneren) Faktoren, sondern auch voneinander abhängig. Zu den äußeren und inneren Faktoren zählen vor allem die circadiane Rhythmik, die Jungenaufzucht, die Sexualität, der Rang, die Erfahrung eines Tieres und dessen Territorialität (FEDDERSEN-PETERSEN 1998, BEAVER 1983). Hinzu kommt nun, dass auch die einzelnen Formen des aggressiven Verhaltens aus verschiedenen Motivationen und Emotionen gespeist werden. Die früheren monokausalen Theorien, nach denen von einem Aggressionstrieb die Rede ist, gelten heute als überholt (HASSENSTEIN 1987, GATTERMANN 1993). Betrachtet man das Individuum, so kann auch dessen aggressives Verhalten nicht auf jede Situation extrapoliert werden und ist somit nicht unbedingt typisch bzw. kennzeichnend für das jeweilige Tier, es handelt sich immer um situatives Verhalten. Daher erscheint die Einteilung aggressiven Verhaltens in Aggressionsformen nicht hilfreich und häufig auch verwirrend, in einigen Fällen auch subjektiv. Die Einteilung in Formen widerspricht der Lehre von der doppelten Quantifizierung in der Verhaltensbiologie. Danach liegen den meisten Verhaltensweisen äußere und innere Bedingungen zugrunde, so dass 19 LITERATUR gleiche oder ähnliche Verhaltensformen auf verschiedenen inneren Bedingungen beruhen können. Das gilt besonders für das Gebiet der Aggressivität (FEDDERSEN-PETERSEN 1998). Die meisten Einteilungen von Aggressionsverhalten basieren auf den verschiedenen Ursachen, die sich jedoch von Autor zu Autor unterscheiden (SCHALKE und HACKBARTH, 2006). APPLEBY (2010) weist darauf hin, dass die vielen Einteilungen nicht zweckdienlich sind und reduziert Aggression, betrachtet vom biologischen Standpunkt aus, auf Ressourcen-bedingte-Aggression, Angstaggression und auf körperlichen Ursachen beruhende Aggression. JONES (2009) teilt Aggression aufgrund von fünf Ursachen folgendermaßen ein: (1) In Verbindung mit Erwerb und Verteidigung von Ressourcen (einzelne Objekte, Territorium, Fortpflanzungspartner, Schutz der Welpen, körperliche Unversehrtheit) (2) Frustration (bei Unterbrechung bzw. Verhinderung beabsichtigter Handlung) (3) Umgerichtete Aggression (der Zugang zu dem wirklichen Adressaten ist verhindert.) (4) Angstbedingt (schlechte oder mangelnde Erfahrung) (5) Organische Ursachen (verminderte Sinnesleistungen, Erkrankungen einhergehend mit neuronalen Veränderungen, chronische Schmerzen, Schmerz oder Schock, Stoffwechselveränderungen). Diese entspricht bis auf die neuen Punkte (2) und (3) der Einteilung von APPLEBY (2010), wobei es sich bei (3) hinsichtlich der Motivation, auch um eine Form von Frustration handelt. Andere Einteilungen für aggressives Verhalten richten sich nach dem jeweiligen Auslöser, speziellen Faktoren, die direkt für das gezeigte Verhalten verantwortlich sind. Diese Faktoren gehen dem aggressiven Verhalten unmittelbar voraus bzw. sind immer vorhanden, wenn selbiges auftritt. Zum Auslöser kann prinzipiell jeder Stimulus werden, der über die Sinnesorgane des Hundes aufgenommen werden kann (JONES 2009). Aufgrund der unterschiedlichen Sinnesleistungen von Mensch und Hund muss ersterer diese Reize somit nicht zwangsläufig wahrnehmen können, was eine Identifizierung der Auslöser sehr schwierig macht. Das Auslösen des Verhaltens hängt von der Stärke und Nähe des Auslösers ab, mit 20 LITERATUR zunehmender Stärke und abnehmender Entfernung steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das Verhalten gezeigt wird. Diese Distanzen sind individuell verschieden und bestehen aus drei Kreisen, der äußeren Fluchtdistanz, der mittleren kritischen Distanz und der innersten Intimsphäre. Die Unterschreitung des mittleren Kreises durch einen beunruhigenden Stimulus führt zu Drohverhalten oder sogar zu einem Angriff. Der innere Kreis, die Intimsphäre, kann nur von sehr vertrauten Personen bzw. Tieren unterschritten werden. Die Kreise grenzen bei einem selbstsicheren Hund deutlich enger und dichter an dessen Körper, umgekehrt vergrößern sich die Kreise mit zunehmender Unsicherheit des Hundes. Verkompliziert wird das Ganze dadurch, dass mehrere Auslöser dem aggressiven Verhalten zugrunde liegen können. Treten mehrere dieser Auslöser gleichzeitig oder kurz nacheinander auf, kommt es zu einer gesteigerten Aggressionsbereitschaft des Hundes, JONES (2009) bezeichnet das als Reaktivität. Oft erklärt sich von Besitzern oder Opfern geschildertes scheinbar unprovoziertes aggressives Verhalten aus dieser Summation der Stimuli, vor allem wenn zusätzliche Stressoren anwesend sind, wie belastende Geräusche oder unangenehme Umgebungstemperaturen. Natürlich spielt hier auch die fehlende Wahrnehmung der Auslöser durch den Menschen eine Rolle, entweder weil sinnesphysiologisch nicht möglich (Gerüche) oder aber durch fehlende Aufmerksamkeit für diese (JONES 2009). Aus diesem Grund scheint auch die Einteilung von Aggressionsformen nach Auslösern für die Beurteilung der möglichen Gefährlichkeit eines Hundes nicht praxistauglich. Tabelle 2.3 Klassifikation des Aggressionsverhaltens am Beispiel einiger Autoren nach BRUNS (2003): VOITH u. BORCHELT (1996) OVERALL (1997) Angst bedingte Angst bedingte Aggression BEAVER (1999) SCHÖNING JONES-BAADE (2001) (2001) Angst bedingte Angst bedingte Angst bedingte Aggression Aggression Aggression Aggression Dominanz- Dominanz- Dominanz- Dominanz- Dominanz- Aggression Aggression Aggression Aggression Aggression Schutz-Aggression Territorial- Territorial- /.- territorial Territorial- Aggression Schutz-Aggression bedingte Aggression Aggression 21 LITERATUR VOITH u. BORCHELT (1996) OVERALL (1997) Spiel-Aggression Schutz-Aggression Schutz-Aggression BEAVER (1999) Spiel-Aggression SCHÖENING JONES-BAADE (2001) (2001) spielerische Aggression im Aggression Spiel Besitzer beschützende Aggresion Besitz-Aggression Besitz-Aggression Objekt beschützende Aggression zur Aggression Verteidigung / Erwerb einzelner Objekte umgerichtete umgerichtete umgerichtete umgerichtete Aggression Aggression Aggression Aggression Futter bezogene Futter bezogene Aggression Aggression mütterliche mütterliche mütterliche hormonell mütterliche Aggression Aggression Aggression bedingte Aggression Aggression der Hündin post partum bzw. in Lactatio falsa idiopathische idiopathische idiopathische Aggression Aggression Aggression Intermale Hund-Hund- Intrasexuelle hormonell hormonell bedingte /interfemale Aggression Aggression; Intermale bedingte Aggression /interfemale Aggression - zwischen Aggression - der Hündin Hündinnen Dominanz-Aggression - des Rüden - zwischen Rüden durch Krankheit pathologisch Aggression bedingte Aggression bedingte aufgrund Aggression org. Erkrankungen Aggression gegen andere Hunde durch Bestrafung ausgelöste Aggression Erlernte Aggression 22 LITERATUR VOITH u. BORCHELT (1996) OVERALL (1997) Jagd-Aggression Jagd-Aggression BEAVER (1999) Jagd-Aggression SCHÖNING JONES-BAADE (2001) (2001) KEINE unangemessenes Aggression Jagdverhalten 2.3.2 Angstbedingtes Aggressionsverhalten Die bei weitem häufigste Ursache für aggressives Verhalten beim Hund stellt Angst dar. Aus diesem Grund soll auf Angst als Ursache sowie Auslöser aggressiven Verhaltens näher eingegangen werden. Den Zustand der Angst kennzeichnet das Fehlen verfügbarer Verhaltensprogramme zur Beseitigung derselben. Ursächlich für das subjektive Fehlen der Verhaltensprogramme in der speziellen Situation sind entweder eine mangelnde Reizidentifikation oder aber tatsächlich fehlende Verhaltensprogramme (TEMBROCK 1992). Aus diesem Grund weisen reizarm aufgezogene Hunde auch eine erhöhte Angstbereitschaft gegenüber ihnen unbekannten Reizen auf. Eine erhöhte Angstbereitschaft kann Ausdruck finden in einer allgemein gesteigerten Angriffsbereitschaft (FEDDERSEN-PETERSEN 2004). Nach REISNER et al. (1996) kann Angst bei jeder Aggressionsform die Hemmschwelle, aggressives Verhalten zu zeigen, senken. Wie bei jedem Verhalten liegen der Entwicklung von Angst sowohl genetische, als auch erfahrungsbedingte Ursachen zugrunde. Es gibt sowohl Rassen, als auch Individuen mit einer gewissen Veranlagung, schneller Angst zu empfinden. Bezüglich der Rassen seien beispielsweise die Hütehund-Rassen genannt, deren Selektion zur Zusammenarbeit über Pfeifsignale mit dem Schäfer eine höhere Geräuschempfindlichkeit zur Folge hat. REISNER et al. (1996) gehen von einer genetischen Disposition zur angstbedingten Aggression bei Hunden der Rasse Deutscher Schäferhund, Australian Shepherd und Border-Collie aus. Eine besondere Bedeutung kommt jedoch der Lernerfahrung und hier im speziellen der Verhaltensontogenese des Hundes zu: Die Entwicklung eines Lebewesens von der befruchteten Eizelle bis zu dessen Tod wird als Ontogenese bezeichnet (IMMELMANN 1982). SCOTT und FULLER (1965) unterscheiden typische Entwicklungsphasen der Ontogenese, die einem genetisch terminierten Zeitplan folgen. Die wichtigste Phase für die Ausbildung des späteren Verhaltens stellt die Sozialisierungsphase 23 LITERATUR (etwa 3.- 12./14. Lebenswoche) dar. In dieser Phase verfügt der Organismus über eine hohe Neuroplastizität (FEDERSEN-PETERSEN 2004), mithilfe derer soziale und physische Elemente der Umwelt verarbeitet werden (SCOTT u. FULLER 1965, SCHÖNING 2001, FEDDERSEN-PETERSEN 2008). Mithilfe der Qualität und Quantität, der in dieser Phase erfahrenen Umwelteindrücke, bildet der Hund ein Referenzsystem aus, welches bei allen späteren Entscheidungen als Vergleich herangezogen wird (FEDDERSEN-PETERSEN 2008, SCHÖNING 2001, APPLEBY et al. 2002, APPLEBY 2010). Besonders gravierend wirken sich Versäumnisse in der Sozialisationsphase mit dem Höhepunkt in der 6.-8. Woche aus (BORCHELT und VOITH 1996). Durch Reizarmut, Isolation oder grobe Behandlung kommt es zur Abnahme der Sozialisationsfähigkeit einhergehend mit später gesteigerter Angriffs- und schnellerer Verteidigungsbereitschaft. Nur in dieser frühen Phase der Sozialisation ist das Gehirn und hier vor allem das Limbische System (emotional) sensibel genug zur Ausbildung emotionaler Bindungen, damit im Gegenzug aber auch anfälliger für psychische Fehlbildungen durch mangelnde oder inadäquate Reizstimulation (FEDDERSEN-PETERSEN 2004). Der Hund muss in dieser Zeit lernen, wie er später in seiner belebten und unbelebten Umwelt ohne Ängste leben kann. Die erwähnte Reizarmut führt zu einer erhöhten Ängstlichkeit gegenüber der Umwelt. Erfährt ein Hund mittels von ihm gezeigter Drohgebärden Hilfe in angstauslösenden Situationen, wird dieser aggressiv reagieren, wenn er sich unsicher fühlt, was in der Zukunft zu hochgefährlichen Situationen führen kann (FEDDERSEN-PETERSEN 2004). Hunde aus großen kommerziellen Zwingeraufzuchten weisen sehr häufig eine soziale Deprivation auf und bilden dadurch den Grundstock der später potentiell gefährlichen Hunde (FEDDERSEN-PETERSEN 1991b). Somit stellen entweder mangelnde oder schlechte Erfahrungen die Hauptursachen für Angst dar. LANDSBERG et al. (2003) gehen von einem genetischen Einfluss auf das angstbedingte Aggressionsverhalten über die Erniedrigung der Schwelle für Angst aus. Auch OVERALL et al (2006) postulieren die Vererbarkeit von erhöhter Ängstlichkeit, die in bestimmten Linien einiger Rassen vertreten ist. Nicht zu unterschätzen ist der Einfluss der Mutterhündin. Ist 24 LITERATUR diese eher ängstlich, kommt es mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer erhöhten Ängstlichkeit der Welpen (DEL AMO u. BEHR 2013). 2.3.3 körperliche/organische Ursachen für Aggression (Schmerzen, Schock, Erkrankungen) Für den Erhalt der Unversehrtheit des eigenen Körpers, stellt Aggressionsverhalten eine genetisch eng fixierte Verhaltensweis dar (SCHÖNING 2001). Es gilt das Prinzip der Schadensvermeidung nach TSCHANZ (1993). Kommt es durch äußere Reize zu Schmerzen oder einer Beeinträchtigung des Wohlbefindens, hat der Hund grundsätzlich vier Möglichkeiten der Reaktion (4 „F“s). Ist die Fluchtdistanz unterschritten und eine der anderen beiden Möglichkeiten nicht gegeben bzw. nicht zielführend, wird der Hund mit großer Wahrscheinlichkeit aggressives Verhalten zeigen (FEDDERSEN-PETERSEN 2004). Aus diesem Grund können alle äußeren Einflüsse, die mit Schmerzen oder einer Beeinträchtigung des Wohlbefindens verbunden sind, aggressives Verhalten hervorrufen (LANDSBERG et al. 2000). Hinzu kommt, dass Schmerzen die Schwelle, jegliche Formen aggressives Verhalten zu zeigen, absenken (LANDSBERG et al. 2000). Hat ein Hund einmal in einer Situation aufgrund von Schmerzen mit aggressivem Verhalten reagiert, beinhaltet dies unter Umständen bereits eine beträchtliche Lernerfahrung (siehe unter 2.4), die bedingt, dass der Hund in einer ähnlichen Situation beim nächsten Mal schon früher oder mit größerer Intensität aggressives Verhalten zeigt (SCHÖNING 2000, 2001, FEDDERSEN-PETERSEN 2004, JONES 2009). Beschriebenes gilt auch, wenn der Hund in der Ausbildung Schmerzen oder Unwohlsein erfährt und aggressives Verhalten zur Schadensvermeidung gezeigt wird. Jegliche Form von Strafe sollte aus diesem Grund in der Therapie von aggressivem Verhalten Tabu sein (FEDERSEN-PETERSEN 2004). 25 LITERATUR 2.3.4 Aggression in Verbindung mit Erwerb und Verteidigung von Ressourcen ( auch „Rang/Statusbezogene Aggression“) Wie unter 2.2 beschrieben, dient Aggression als Regulativ innerhalb einer sozialen Gruppe, innerhalb derer jeder nach der Optimierung seines Zustands und nach dem Erwerb bzw. der Erhaltung für ihn lebenswichtiger Ressourcen strebt (FEDDERSEN-PETERSEN 2004, SCHÖNING 2000, 2001, JONES 2009, LINDSAY 2000, LANDSBERG et al. 2003). Der Rang eines Individuums in einer sozialen Gemeinschaft ist gekennzeichnet durch vier Kriterien: Erstens der prioritären Nutzung begrenzter Ressourcen; zweitens der Bereitschaft, anderen Individuen auszuweichen; drittens der Fähigkeit, andere Individuen einzuschränken und viertens dem Erfolg bei agonistischen Auseinandersetzungen (TEMBROCK 1992). Jedoch lassen sich weder aus der Qualität, noch aus der Quantität aggressiver Auseinandersetzungen eines Individuums Schlüsse auf dessen Ranghöhe ziehen. Es ist sogar vielmehr so, dass ranghöhere Tiere weniger in aggressive Interaktionen verwickelt sind und rangniedere Tiere schneller und mit größerer Intensität aggressiv auf die Bedrohung einer für sie wichtigen Ressource reagieren. Für das rangniedere Tier wiegt der Verlust von Ressourcen schwerer (SCHÖNING 2001, JONES 2009, FEDDERSEN-PETERSEN 2004, HURD 2006). Die individuelle Motivation eines jeden Tieres bezüglich einer Ressource unterscheidet sich ebenso wie das Bestreben, diese Ressource gegenüber anderen Individuen zu verteidigen (Ressource-Holding-Potential, RHP, PARKER 1974). Aus diesem Grund sind Konflikte um Ressourcen immer situationsbezogen, auf diese Ressource und gegenüber diesem Sozialpartner (FEDDERSEN-PETERSEN 2004, SCHÖNING 2000, 2001, JONES 2009, LINDSAY 2000). Das starre Konzept des „dominanten“ Hundes bedarf einer Änderung, da jeder Hund je nach Ressource und Gegenüber aus der individuellen Kosten-Nutzen-Rechnung die Entscheidung für eine aggressive Auseinandersetzung fällt. Hinzu kommt außerdem, dass diese Entscheidung auch noch von internen Faktoren in diesem Moment abhängt, wie dem gesundheitlichen Zustand und der Hormonlage des Organismus (FEDDERSEN-PETERSEN 2004, SCHÖNING 2001, JONES 2009, LINDSAY 2001, APPLEBY 2010). 26 LITERATUR Betrachtet man Territorium ebenfalls als Ressource, lässt sich die territoriale Aggression ebenfalls unter der Ressourcen-bedingten Aggression einordnen. Auch für das Territorium gilt wieder die individuelle Wichtigkeit der Ressource und die Situationsabhängigkeit. Laut SCHÖNING (2001) besteht eine genetische Prädisposition für bestimmte Herdenschutzsowie Hütehundrassen bezüglich des territorialen Aggressionsverhaltens. VAN DOORN et al (2003) sehen sogar das Konzept des RHP (Ressource-Holding-Potentials) als zu starke Vereinfachung bezüglich der Aufweichung des starren „Dominanz“ Konzeptes. Das Zeigen aggressiven Verhaltens in einem Konflikt liegt nach VAN DOORN et al (2003) in den bisherigen Lernerfahrungen und der speziellen Situation. Eine Ressource kann für einen Hund in einem anderen Kontext durchaus eine andere Wichtigkeit haben (VAN DOORN et al 2003). 2.3.5 Hormonell bedingte Aggression Bei beiden Geschlechtern steigern Hormone die Bereitschaft zu aggressivem Verhalten. Bei der Hündin zeigt sich dies um den Östrus herum, sowie während einer Scheinträchtigkeit, bei Rüden mit Eintritt der Geschlechtsreife (JONES 2009, SCHÖNING 2001). Allerdings wird der Hormoneinfluss in der innergeschlechtlichen Aggression erst mit Erreichen der sozialen Reife deutlich, die rassebedingt mit eineinhalb bis drei Jahren erreicht wird (SCHÖNING 2001, OVERALL 1997, LANDSBERG et al. 2003). Unter dem Einfluss von Testosteron erhöht sich die Bereitschaft, aggressives Verhalten zu zeigen. Das gezeigte aggressive Verhalten wird unter Testosteron moduliert und ist in der Ausprägung intensiver und länger andauernd (OVERALL 1997, SCHÖNING 2001). Das sogenannte „Androgenisierungsphänomen“ von Hündinnen wird von OVERALL (1997) beschrieben. Diese Hündinnen weisen in Bezug auf ihr Aggressionsverhalten deutlich rüdentypisches Verhalten auf. Eine sorgfältige Sozialisation mit Hunden und Menschen mindert hormonell moduliertes Aggressionsverhalten im Allgemeinen (SCHÖNING 2001). 27 LITERATUR 2.3.6 Frustrationsbedingte Aggression und umgerichtete Aggression Wird eine beabsichtigte Handlung unterbrochen oder verhindert, resultiert Frust. Aus dieser Emotion heraus kann aggressives Verhalten gezeigt werden. Umgerichtete Aggression tritt auf, wenn der Adressat des aggressiven Verhaltens nicht zugänglich ist. Das Verhalten kann sich dann gegen einen in unmittelbarer Nähe befindlichen Unbeteiligten oder sogar Gegenstände richten (JONES 2009, SCHÖNING 2001, FEDDERSEN-PETERSEN 2004, 2008). 2.3.7 Pathologisch bedingte Aggression/“Idiopathische“ Aggression Sehr selten und nach SCHÖNING (2001) nur in weniger als einem Prozent der Fälle liegt gesteigerter Aggression eine pathologische Ursache zugrunde (SCHÖNING 2001, OVERALL 1997, LANDSBERG et al. 2003). SCHÖNING (2001) und OVERALL (1997) kritisieren die zu schnelle Diagnose der „Idiopathischen Aggression“, vor allem wenn der Hund vorberichtlich „plötzlich“ und „unvorhergesehen“ aggressiv war und kein Auslöser zu erkennen war. Fehlendem Drohverhalten und damit „plötzlich“ erscheinendem aggressivem Verhalten liegen viel häufiger vorangegangene Lernerfahrungen des Hundes zugrunde, der gelernt hat, dass Drohen nicht zum Erfolg führt oder sogar mit Bestrafung einhergeht und aus diesem Grund kein Drohverhalten mehr zeigt. Ebenso wird Drohverhalten, obwohl vorhanden, häufig nicht als dieses erkannt. Ursächlich sind mangelnde Kenntnisse des hundlichen Ausdrucksverhaltens und möglicher Auslöser für aggressives Verhalten. Bei bestimmten Rassen lässt sich Drohverhalten nur noch schwer erkennen, beispielsweise aufgrund von durch Haare verdeckten Augen (FEDDERSEN-PETERSEN 2008, JONES 2009). Beispiele für Erkrankungen, die mit aggressivem Verhalten einhergehen sind limbische Epilepsie, Serotoninmangel oder Stoffwechselstörungen, ebenso Infektionskrankheiten wie Staupe, Aujetzkysche Krankheit, Tollwut oder Borreliose (LINDSAY 2000, LANDSBERG et al. 2003). Schilddrüsenerkrankungen, wie eine Über- oder (häufiger) eine Unterfunktion, können ebenso zu vermehrt aggressivem Verhalten führen, hier empfiehlt sich jedoch die Diagnose durch einen Fachtierarzt, da nur die Kombination bestimmter Blutparameter 28 LITERATUR sinnvoll und aussagekräftig ist. In der Vergangenheit wurde häufig das Krankheitsbild der „subklinischen Schilddrüsenunterfunktion“ für vermehrt ängstliches sowie aggressives Verhalten verantwortlich gemacht. Hier ist ebenso Vorsicht geboten und eine genaue verhaltenstherapeutische Diagnostik heranzuziehen. 2.3.8 Neurophysiologische Betrachtung Basierend auf einem funktionellen Ansatz unterteilen JUHR und BRAND (2003) aggressives Verhalten in instrumentelle und nicht instrumentelle Aggression. Unter instrumenteller Aggression ist hierbei eine effektorientierte Aggression zu verstehen, die der Schadensabwendung und Zielerreichung dient und nicht affektorientiert ist. Nicht instrumentelle Aggression lässt sich in affektive und nicht affektive Aggression unterteilen. Nach O’HEARE (2003) verläuft nicht affektives Aggressionsverhalten ohne emotionale Erregung und ohne Aktivierung des sympathischen Nervensystems ab. In diese Kategorie fällt daher das Jagdverhalten, die sogenannte Beuteaggression (O’HEARE 2003). Jagdverhalten weist neuronal erhebliche Unterschiede zum affektiven Aggressionsverhalten auf und operiert unabhängig von diesem (PANKSEPP 1998). Als affektive Aggression bezeichnen JUHR und BRAND (2003) hormonell bedingte sowie territoriale Aggression, denen gemeinsam ist, dass sie im Rahmen des Sozialverhaltens ablaufen und Elemente der innerartlichen Kommunikation enthalten. Als entscheidenden Faktor für das Auftreten und den Grad der Aggression nennen JUHR und BRAND (2003) Erfahrung in Form von Erfolg oder Misserfolg. Für die Ausprägung sozialkompetenter Fähigkeiten ist die Sozialisationsphase entscheidend. Hier kommt es zur wiederholten Prüfung der Neuronenverknüpfungen auf deren Nützlichkeit; nicht notwendige Verbindungen veröden; individuell nützliche setzen sich durch und hypertrophieren unter Umständen (JUHR und BRAND 2003). Ohne soziale Einweisung oder das Erlernen von Regeln wird aus situationsadäquater Aggression unter Umständen eskalierende Aggression (MICZEK et al. 2002), die das arttypische Maß übersteigt oder Aggression mit fehlender Impulskontrolle (OVERALL 1997). Impulskontrolle muss ebenso wie Beißhemmung erlernt werden. Auf neurophysiologischer Ebene ist das Verhältnis der einzelnen Neurotransmitter zueinander entscheidend, hier vor allem der von Dopamin und Serotonin (JUHR und BRAND 2003, ROSADO et al. 2010). Niedrige Serum- 29 LITERATUR Serotonin Konzentrationen stehen im Zusammenhang mit abgesenkten Reizschwellen für aggressives und impulsives Verhalten (REISNER et al. 1996). Dopamin fungiert im zentralen Nervensystem vor allem als Neurotransmitter für emotionales Verhalten, kognitive Funktion und Gedächtnis sowie die Ausprägung der Verhaltensantwort durch die Verstärkung der Glutamatwirkung und der Anregung neuer Verknüpfungen (JUHR und BRAND 2003) Durch Dopamin kommt es zu einer Senkung der Reizschwelle gegenüber eingehenden Reizen (O’HEARE 2003), diese werden im Cortex (kognitive Beurteilung), Hippocampus (Gedächtnis) und der Amygdala (emotionale Bedeutung) anhand vorliegender Erfahrungen geprüft (O’HEARE 2003) und bei Projektion zum Nucleus accumbens im ventralen Tegmentum wird Dopamin freigesetzt (O’HEARE 2003). Die Dopaminfreisetzung im Nucleus accumbens ist vermutlich auch hauptsächlich verantwortlich für die positive Belohnung zielgerichteten Verhaltens und damit der Erfahrung von Erfolg, der Voraussetzung für Lernvorgänge (JUHR und BRAND 2003). Die Dopamin-Dysfunktionshypothese der Aggression geht daher von einer erhöhten Dopaminaktivität infolge fehlender frontaler Hemmung aus (JUHR und BRAND 2003). Zusätzlich fördert die Ausschüttung von Endorphinen die Freisetzung von Dopamin und führt zu einem Belohnungseffekt. Gleichzeitig mit der Aktivierung von Dopamin erfolgt eine Hemmung von Serotonin (5Hydroxytryptamin) (JUHR und BRAND 2003). Während das Belohungssystem auch an Teile außerhalb der Amygdala gekoppelt ist (Cortex, Teile des limbischen Systems, Substantia nigra) entsteht „erlernte“ Angst vor allem in der Amygdala und hier im speziellen dem lateralen Teil. Ein traumatisches Ereignis reicht hier aus, damit dieser Reiz in das Langzeitgedächtnis gelangt, während im Belohnungssystem die intermittierende Belohnung eines Verhaltens nötig ist, um eine Speicherung im Langzeitgedächtnis zu erreichen, genannt Aktivitäts-abhängige Plastizität der Synapsen. Es kommt durch wiederholte Stimulation von cyklischem Adenosinmonophosphat, einem second-Messenger, zur Bildung des Wachstumsfaktors BDNF (Brain derived neurotrophic factor) vor allem in der Region des Hippocampus. Die Bildung dieses Wachstumsfaktors auch in der lateralen Amygdala ist eine mögliche Erklärung für die Ausbildung der „erlernten Angst“ (OVERALL 2011). 30 LITERATUR 2.3.9 Eskalationsstufen Normalerweise erfolgt vor einem Ernstkampf in aggressiven Auseinandersetzungen eine abgestufte Steigerung derselben. Dabei werden zunächst die Drohsignale stärker. Der anschließende Verlauf ist fließend und kann auf jeder Stufe enden. Die Eskalationsstufen nach FEDDERSEN-PETERSEN (2004) umfassen drei Stufen mit jeweils zwei Schritten. Auf Stufe I erfolgt zunächst nur Drohen, im ersten Schritt aus der Distanz und im zweiten Schritt nach Distanzunterschreitung mit gelegentlichem Körperkontakt. Auf Stufe II erfolgen dann zunächst noch Drohungen mit Körperkontakt und und anschließend zusätzlich eine Einschränkung der Bewegungsfreiheit des Interaktionspartners. Auf dieser Stufe erfolgen maximal Verhaltensweisen des gehemmten Aggressionsverhalten (vergleiche Tabelle 2.2). Zu einer Beschädigung kommt es auf Stufe III, in Schritt fünf zunächst noch gehemmt (vergleiche ebenfalls Tab. 2.2) und schließlich im sechsten Schritt ungehemmt beispielsweise durch Beißen oder Beißschütteln. Die Eskalationswahrscheinlichkeit sinkt mit zunehmender Drohintensität bei sicheren Tieren, umgekehrt wächst das Risiko einer Eskalation bei einem submissiven Hund, der zunehmend droht. Dabei erfolgt die Eskalation bei letzteren vor allem auf der Stufe des Drohens mit Distanzunterschreitung, während ein sicherer Hund meist im fünften Schritt zum Angriff übergeht (FEDDERSEN-PETERSEN 2004). 2.4 Lernkomponenten der Aggression Wie jedes Verhalten unterliegt auch aggressives Verhalten einer erheblichen und immer zu berücksichtigenden Lernkomponente (FEDDERSEN-PETERSEN 2004, SCHÖNING 2000, 2001, JONES 2009, LINDSAY 2000). Bezüglich der Darstellung der Lerntheorien wird auf MITTMANN (2002) verwiesen. Entsprechend der instrumentellen Konditionierung wird Verhalten, welches für den Hund in einer bestimmten Situation positive Auswirkungen hatte, häufiger in einem ähnlichen Kontext gezeigt. Im Falle aggressiven Verhaltens spielt das Verhalten des Besitzers oft eine entscheidende Rolle. Strafen oder Schimpfen des Besitzers bedeuten Aufmerksamkeit und diese ist in der Regel positiv für den Hund, so dass er 31 LITERATUR daraufhin möglicherweise häufiger aggressives Verhalten zeigt. Problematisch ist jedoch das Bestrafen des Drohverhaltens eines Hundes. Um den Schmerzreiz oder die Angst in diesem Moment zu verhindern, aber trotzdem den eigentlichen Konflikt zu beseitigen, reagiert der Hund möglicherweise mit einem Angriff, ohne vorheriges Drohverhalten zu zeigen, denn der ursprüngliche Konflikt, auf den der Hund das Drohverhalten hin zeigte, ist für den Hund noch vorhanden (JONES 2009, SCHÖNING 2001). 2.5 Jagdverhalten Bei Jagdverhalten handelte es sich um eine natürliche Verhaltensweise aller Caniden mit dem ursprünglichen Zweck der Nahrungsgewinnung (BORCHELT 1983, BORCHELT und VOITH 1985). Jagdverhalten unterliegt anderen neuronalen Grundlagen als Aggressionsverhalten und gehört aus diesem Grund auch eigentlich nicht zum Aggressionsverhalten, so dass es getrennt von diesem betrachtet werden sollte (JONES 2009, FEDDERSEN-PETERSEN 2008, LINDSAY 2000, PANKSEPP 1998). Im Gegensatz zum Jagdverhalten erfolgt beim Aggressionsverhalten eine Aktivierung des sympathischen Nervensystems. Die Strukturen, die im Hypothalamus erregt werden, unterscheiden sich ebenfalls. Während allen aggressiven Verhaltensweisen eine Erregung des medialen Hypothalamus zugrunde liegt, werden beim Jagdverhalten laterale Bereiche stimuliert. (LINDSAY 2000, 2001). Jagdverhalten beinhaltet die folgenden Elemente: - Witterung aufnehmen - Suchen/Nachfolgen/ Stöbern - Erstarren - Fixieren - Lauern - Anschleichen - Verfolgen/Hetzen - Angreifen der Beute - Töten der Beute 32 LITERATUR - Fressen der Beute (LINDSAY 2000, FEDDERSEN-PETERSEN 2004, JONES 2009). Im Unterschied zum Aggressionsverhalten findet beim Jagdverhalten keine Kommunikation mit der Beute statt. Aus diesem Grund findet sich auch kein aggressives Display im Ausdrucksverhalten. (FEDDERSEN-PETERSEN 2004). Jagdverhalten zielt auf Distanzverringerung zur Beute ab, während Aggression mithilfe von kommunikativen Signalen in der Regel eine Abstandsvergrößerung zum Ziel hat (FEDDERSEN-PETERSEN 2008, JONES 2009). Als Auslöser für Jagdverhalten fungieren in erster Linie schnelle Bewegungen. Natürliche Auslöser werden in der Regel bevorzugt, trotzdem sollte der Hund in der Sozialisationsphase zwischen der 3. und 16. Lebenswoche lernen, dass beispielsweise rennende Kinder, Fahrradfahrer, Skater, Jogger, kleinere Hunde oder Autos nicht als jagdbare Objekte anzusehen sind. Lernt ein Hund dies nicht, geht nach FEDDERSEN-PETERSEN (2004, 2008) ein erhebliches Gefahrenpotential von diesem aus, wenn dieser im Sinne von „inadäquatem Beutefangverhalten“ Menschen oder andere Hunde als jagdbare Objekte ansieht. Das Gefahrenpotential ist umso größer, als dass hier keine Vorwarnung im Sinne von Drohgebärden oder ähnlichem erfolgt und dieses dann aus Sicht des Menschen plötzlich und unerwartet erfolgt (FEDDERSEN-PETERSEN 2004, 2008, JONES 2009, LANDSBERG et al. 2003). Mangelhaft sozialisierte Hunde reagieren häufiger auf sich schnell bewegende Objekte (JONES 2009). Die Entwicklung von komplexem Jagdverhalten ist rassebedingt unterschiedlich, bei den meisten geschieht dies etwa um den 6. Lebensmonat herum (SCHÖNING 2001, JONES 2009). 2.6 Spielverhalten Spiel findet grundsätzlich nur im entspannten Kontext statt und zeichnet sich durch Wiederholungen, Bewegungsluxus sowie Signalübertreibungen aus (IMMELMANN 1982, FEDDERSEN-PETERSEN und OHL 1995, FEDDERSEN-PETERSEN 2004, FEDDERSENPETERSEN 2008). Es werden Verhaltensweisen aus allen möglichen Funktionskreisen kombiniert (HASSENSTEIN 1987, FEDDERSEN-PETERSEN FEDDERSEN-PETERSEN 2004). 33 und OHL 1995, LITERATUR 2.7 Soziale Annäherung Mithilfe der Verhaltensweisen der sozialen Annäherung soll die eigene friedliche Absicht gegenüber einem Sozialpartner (in der Regel Mensch oder Hund) vermittelt werden und agonistisches Konfliktpotential verhindert, verringert oder beendet werden (GATTERMANN 1993). Zur sozialen Annäherung zählt FEDDERSEN-PETERSEN (2004, 2008) alle Verhaltensweisen, die den Abstand zu einem Sozialpartner verringern, außer denen des Spielverhaltens, des Sexualverhaltens und der Submission, wie beispielsweise Fellwittern oder Verhaltensweisen der sozialen Fellpflege (Fellecken, Beknabbern, Fellbeißen). Sie dienen der Begrüßung von Mitgliedern einer sozialen Gruppe und fördern dadurch den Zusammenhalt (FEDDERSEN-PETERSEN 2004, 2008). 2.8 Abgrenzung inadäquat aggressiven Verhaltens gegenüber „echten“, Verhaltensstörungen - Ethopathien 2.8.1 inadäquat aggressives Verhalten Von inadäquat aggressivem Verhalten wird gesprochen, wenn das Verhalten der jeweiligen Situation nicht mehr angemessen auftritt. Angemessen heißt nach SCHÖNING (2012a, 2012b) nur, dass das Verhalten für den Hund bzw. aus seiner Sicht einen Nutzen hat, nicht unbedingt aber eine Akzeptanz beim Menschen. Einen Nutzen hat das Verhalten für den Hund, wenn es sich in der jeweiligen Situation bezüglich Ressourcenerhalt bzw. –sicherung erfolgreich erwiesen hat (SCHÖNING 2012a, 2012b). Der Situation angemessen heißt ferner, wenn die Mehrzahl der Hunde mit ähnlicher Erfahrung und Erziehung in der gleichen Situation ähnlich reagieren würde. So liegen beispielsweise die Bereitschaft zu aggressivem Verhalten und das Reaktionsniveau beim Foxterrier höher als beim Golden Retriever und ist damit für ersteren in der „Norm“, für den Retriever hingegen nicht (ALOFF 2011). Ebenfalls hierunter zu zählen ist „unangemessenes Jagdverhalten“ (siehe unter 2.5). 34 LITERATUR 2.8.2 zur Gefährlichkeit von Hunden Die Gefährlichkeit von auffällig gewordenen Hunden ist vielfach nicht oder kaum vorhersagbar, da das Aggressionsverhalten so multifaktoriell beeinflusst und zudem situativ stark geprägt wird (FEDDERSEN-PETERSEN 2004). Laut FEDDERSEN PETERSEN (1992) liegen hundlichen Angriffen auf Menschen hauptsächlich folgende Genesen zugrunde: (1) Angst und soziale Unsicherheit und unzureichende Umweltangepasstheit Aufgrund unzureichender oder infolge verpasster Sozialisierungsphasen oder fehlender Bindung an einen Sozialpartner fehlt dem Hund Sicherheit im Umgang mit Hunden und Menschen. Die kritischen Phase hierfür stellt, wie erwähnt, die Sozialisierungsphase dar, die zum Teil stark in die Zeit beim Züchter fällt. Bei einer Aufzucht, die weitgehend isoliert vom Menschen abläuft, wie dies der Fall in Massenzuchten oder überwiegender Zwingeraufzucht bei wenig Menschenkontakt darstellt, sind laut FEDDERSEN PETERSEN (1992) „zwangsläufig die Weichen für schwierige Hund-Mensch-Beziehungen gestellt.“ (2) Nicht rassegerechte Haltung von Hunderassen mit besonderen Umweltansprüchen Jagdhunde, Schlittenhunde, Schutzhunderassen sowie Wachhunde benötigen laut FEDDERSEN-PETERSEN (1992) besonderen Freiraum und körperliche Auslastung. Für die Ausübung angeborener zielorientierter Verhaltensweisen, wie beispielsweise das Laufen und Stöbern eines Jagdhundes, bedarf es Möglichkeiten das Appetenzverhalten (Änderung des momentanen Aufenthaltsortes für eine neue Reizsituation) und Erkundungsverhalten auszuleben. Fehlen diese infolge Einengung, kommt es zu Ersatzhandlungen, um die Bedürfnisse zu befriedigen, die sich beispielsweise in Stereotypien äußern können. Hierbei ist die Anpassungsfähigkeit des Tieres überfordert und es kommt zu einer Entkopplung von Ziel und Funktion des Verhaltens (FEDDERSEN-PETERSEN 1992). Sowohl von restriktiv aufgezogenen, als auch von reizarm gehaltenen Hunden geht nach FEDDERSEN-PETERSEN (1991a) immer eine potentielle Gefährlichkeit aus. 35 LITERATUR (3) Sozial expansive Hunde mit unklarem Rangverhältnis zu ihrem Besitzer Hunde, die in einer labilen Rangordnung leben und eigentlich einer klaren Rangeinweisung bedürften, beißen nicht selten Kinder oder vermeintlich Subdominante der eigenen Familie oder Bekannte der Familie, sobald die Grenzen aus Sicht des Hundes überschritten sind. In der Regel ereignen sich derartige Übergriffe auf dem eigenen Territorium (FEDDERSENPETERSEN 1991a, 1991b, 1992) (4) fehlgelenkte Zuchtauslese mit Fehlentwicklungen im Sozialverhalten und “Kampfhunde“ Gemeint sind Hunde, die bewusst auf Kampfverhalten und Angriffsbereitschaft selektiert worden sind und keiner Rasse zuzuordnen sind, da sie äußerlich sehr variabel sind. Häufig zeigen diese Tiere schwere Ausfallserscheinungen im Sozialverhalten (FEDDERSENPETERSEN 1990, 1991b, 1996, 1998), bedingt durch Negativauslese mit gestörter Jugendentwicklung. Es ist in diesen Fällen auch nicht mehr möglich, genetische Dispositionen von erworbenen zu trennen. (5) „Schutzhunde“ Das Gefahrenpotential geht hier vor allem von Hunden aus, die im Rahmen des Hundesports infolge fehlerhafter Ausbildung „auf den Menschen“ abgerichtet werden. Vor allem, wenn diese Hunde die „Ausbildung“ nicht abgeschlossen haben, liegt hierin ein erhöhtes Gefahrenpotential (FEDDERSEN-PETERSEN 1991b, 1996, 1998, 2008). 2.8.3 „echte“ Verhaltensstörungen Jegliches Verhalten im Rahmen des Normalverhaltens ist zweckgebunden nach dem Bedarfsdeckungs- und Schadensvermeidungsprinzip nach TSCHANZ (1993). Diese Grundmotive tierischen Verhaltens verhindern Energieverschwendung im Sinne der KostenNutzen-Rechnung, wenn sich ein Verhalten nicht lohnt. Folgt ein Verhalten in seiner Ausprägung oder Art und Weise diesem Prinzip nicht mehr, wird es als Verhaltensstörung 36 LITERATUR bezeichnet. Die andere Form der Verhaltensstörung läge vor, wenn ein Verhalten gezeigt würde, welches gar nicht Bestandteil des normalen Verhaltensrepertoires der jeweiligen Tierart ist (SCHÖNING 2001). Für eine Beurteilung eines Verhaltens als Verhaltensstörung bedarf es also zunächst der Definition einer Vergleichsnorm, dem Normalverhalten. FEDDERSEN-PETERSEN (2004, 2008) weist auf die Schwierigkeit der Beurteilung von Normalverhalten hin. Nicht nur rassebedingt sollte ein anderes Beurteilungsschema gelten, sondern abhängig von der Umwelt, in welcher der Hund lebt. Demzufolge verhält sich ein Hund dann ungestört, wenn sein Verhalten den entsprechenden Umweltverhältnissen angemessen erscheint (IMMELMANN 1982, FEDDERSEN-PETERSEN 2004, 2008). Der Mensch muss in der Betrachtung der Umwelt eines Hundes unbedingt berücksichtigt werden, da er für den Hund den wichtigsten Sozialpartner darstellt. Jeder Mensch stellt aber unterschiedliche Ansprüche an seinen Hund und schafft damit ein sehr unterschiedliches Umfeld für jeden einzelnen Hund. Zudem stellt jede Hund-Mensch-Beziehung eine sehr individualisierte Beziehung dar, in welcher die Hunde lernen, ihr Verhalten reaktiv anzupassen, welches wiederum großen Variationen unterliegt. Daher können sich im Vergleich zwischen einzelnen Hunden erhebliche Abweichungen ergeben (FEDDERSENPETERSEN 1990, 1994, 1997b). Angesichts dieser extremen Variabilität zwischen den Hundeindividuen resultieren bei Haushunden daher ständig „Verhaltensabweichungen“, die nicht durch eine mangelnde Bewältigung der Umwelt bedingt sind, sondern Ausdruck neuer Strategien zur Anpassung an sich ändernde Umweltbedingungen und den Sozialpartner Mensch darstellen (FEDDERSEN-PETERSEN 1990, 1991b, 1996, 2008). Die Grenze zwischen dem normalen arttypischen und dem gestörten Verhalten ist somit nicht scharf zu ziehen, da sowohl die genetischen Anlagen, als auch die Umweltbedingungen während der Jugendentwicklung besonders bei Haustieren einer extremen Variabilität unterworfen sind, was die „Verhaltensindividualität“ des einzelnen Hundes bestimmt (BRUNNER 1988). Laut FEDDERSEN-PETERSEN (1990, 1991b, 1996, 1998, 2008) liegen Verhaltensstörungen bei Hunden stets menschliche Unzulänglichkeiten zugrunde, sei es in Form unsachgemäßer Zucht bzw. Aufzucht oder infolge nicht hundegerechter Haltung und Erziehung. Somit lässt sich auch gestörtes Hundeverhalten nicht ohne Einbeziehung des Menschen analysieren. Die meisten Verhaltensstörungen äußern sich in Form gestörten Sozialverhaltens, mit der 37 LITERATUR häufigen Folge gesteigerten, unberechenbaren Aggressionsverhaltens. In sehr vielen Fällen liegen Deprivationsschäden in der frühen Ontogenese zugrunde (FEDDERSEN-PETERSEN 1991b, 1998, 2008). Erworbene Verhaltensstörungen entstehen durch Belastungen hochgradig unbiologischer Umweltumstände (vor allem sozialer Bereich sowie die Ontogenese) oder aber durch organpathologische Veränderungen (BUCHHOLTZ 1982). Um eine Verhaltensstörung nach TSCHANZ (1993) handelt es sich, wenn die Verhaltensänderung des Individuums nicht mehr auf Schadensvermeidung und Bedarfsdeckung abzielt. Den Großteil der Verhaltensstörungen bei Hunden verschiedener Rassezugehörigkeit stellen erworbene Verhaltensstörungen dar, auch als Neurosen bezeichnet (FEDDERSEN-PETERSEN 1990, 2001a). Für deren Entstehung macht FEDDERSENPETERSEN (1990, 2001a) eine reizarme Umwelt oder Umweltbelastungen verantwortlich. Dadurch kommt es zu nachteiligen Auswirkungen von Lernprozessen vor allem in der Sozialisationsphase. FEDDERSEN-PETERSEN (1990, 1996, 1998, 2001a) teilt Verhaltensstörungen folgendermaßen ein: 1. Frühontogenetisch erworbene Verhaltensstörungen: Diese treten rasseunabhängig auf und sind meist gekennzeichnet durch hochstabile Entwicklungsschäden. Darunter fallen vor allem Deprivationsschäden, das heißt Schäden durch Erfahrungsentzug infolge fehlender sozialer Reize sowie Umweltreize. Diese Hunde neigen zu defensiver Aggression und unzureichender Bindungsfähigkeit an Familienmitglieder. Zudem sind die Reaktionen dieser Hunde vielfach wenig vorhersehbar. Die Folgen einer Isolation in der Jugendphase sind in der Regel nicht kompensierbar, so dass von solchen Hunden immer ein Restrisiko und eine latente Gefahr ausgehen (FEDDERSENPETERSEN 1990, 1991b, 1996, 1998). 38 LITERATUR 2. Aktualgenetisch erworbene Verhaltensstörungen a) Verhaltensstörungen infolge beengter und reizarmer Haltung Diese Störungen umfassen innerhalb eines kürzeren Zeitraumes erworbene Verhaltensanomalien, die sich partiell mit Deprivationsschäden überschneiden. Ursachen liegen in der reizarmen Umwelt, dem fehlenden Umgang mit einer Bezugsperson sowie dem fehlenden Kontakt zu Artgenossen. Es resultieren Unfähigkeit zur sozialen Kontaktaufnahme und Aggressivität gegenüber Menschen und Artgenossen oder aber Apathie (FEDDERSENPETERSEN 1990, 1991b, 1996, 1998). b) Stereotypien von Bewegungsmustern Diese sind in der Regel die Folge extrem reizarmer Haltung, es kommt beispielsweise zu Kreislaufen oder bestimmten zwanghaften Kopfbewegungen und Bellfolgen in räumlicher sowie zeitlicher Fixierung (FEDDERSEN-PETERSEN 1990, 1991b, 1996, 1998). c) Traumatische Verhaltensstörungen nach Lernprozessen Diese Störungen finden sich bei Hunden sehr häufig und resultieren aus einem oder mehreren traumatischen Erlebnissen (Beißerei, Gewalt, Autounfall). In der Folge kommt es assoziativ beispielsweise zu Nervosität, sozialer Unsicherheit oder hysterischen Reaktionen (FEDDERSEN-PETERSEN 1990, 1991b, 1996, 1998). 2.9 Leiden Ist das Anpassungsvermögen sozial deprivierter Hunde überschritten, zeigen diese Hunde selbst in normalen Situationen starke Umweltunsicherheit und ständige Fluchtbereitschaft, vermögen sich kaum zu entspannen, da sie sich permanent durch ihre Umwelt bedroht fühlen und leben stets in der Erwartungshaltung „drohenden Unheils“. Neben der potentiellen Gefahr für den Menschen und Artgenossen, die von solchen Hunden ausgeht, ist hier der Tatbestand des Leidens erfüllt (FEDDERSEN-PETERSEN 1990, 1991b, 1997a, BUCHHOLTZ 1982). 39 LITERATUR 2.10 Rasseabhängige Gefährlichkeit 2.10.1 Rassedefinition- Rasseunterschiede Nach HERRE (1958) handelt es sich bei Rassen um „von Menschen in sexueller Isolation gehaltene, verbreitete Unterarten einer Art, welche sich in mehreren Merkmalen und Erbeinheiten voneinander stärker unterscheiden. Es sind Kollektiveinheiten, deren Besonderheiten nur durch statistische Methoden wiedergegeben werden können (HERRE u. RÖHRS 1990). Dem subjektiven Ermessen bei der Umgrenzung und Merkmalauswahl ist ein weites Feld gelassen“. Die Zuordnung eines Hundes zu einer Rasse geschieht ausschließlich anhand des Phänotyps, im Rahmen einer Phänotypisierung, nicht anhand genetischer Analysen (MITTMANN 2002). Nach EICHELBERG (2000) handelt es sich bei Rassen um Teilpopulationen einer Art, die in der Haustierzucht durch künstliche Selektion mit unterschiedlichen zugrundeliegenden Zuchtzielen entstanden. Dabei beziehen sich die Rasseunterschiede heute zumeist auf morphologische Merkmale, da diese leichter zu selektieren sind als Verhaltensmerkmale. SPADY und OSTRANDER (2008) sowie KING et al. (2012) betonen, dass die früheren Hunde auf bestimmte Verhaltensmerkmale und Temperament im gleichem Maße wie auf physische Merkmale, wie Fellfarbe, Felllänge, Größe und mimischen Ausdruck, hin selektiert wurden. Die morphologische Vielfalt der früheren Hunderassen beruhte auf der Zucht auf verschiedene Verwendungszwecke (SERPELL u. JAGOE 1995, SPADY u. OSTRANDER 2008, OVERALL 2011). Obwohl der Hund heute hauptsächlich Begleiter des Menschen ist, bestehen aufgrund der Selektion für deren ursprünglichen Verwendungszweck aus wissenschaftlicher Sicht innerhalb der einzelnen Rassen relativ stabile Veranlagungen für bestimmte Verhaltensmerkmale, die mit einer hohen Heritabilität einhergehen (PEREZ-GUISADO et al. 2006; SPADY u. OSTRANDER 2008; VAN DER WAAIJ et al. 2008, JENSEN 2007, KING et al. 2012). KING et al. (2012) schlagen daher vor, in unserer modernen Gesellschaft erwünschte Verhaltenszüge bei unseren Hunden in objektiver Form zu identifizieren, um diese dann für die Zuchtauswahl zu nutzen. Hinsichtlich der Vererbung bestimmter rassetypischer Verhaltensmerkmale bestehen kontroverse Ansichten unter den Wissenschaftlern. 40 LITERATUR Nach MACKENZIE et al. (1986) sowie SCOTT u. FULLER (1965) lassen sich wenig bis gar keine positiven Korrelationen zwischen dem Aussehen und bestimmten Verhaltensmustern feststellen. SCOTT und FULLER (1965) fanden in ihren Studien enorme Unterschiede innerhalb einer Rasse, so dass von typischen vererbbaren Verhaltensmustern aufgrund der Rassezugehörigkeit eines Hundes nicht ausgegangen werden kann. Die reine Verwendung vieler heutiger Hunde als „Begleithund“ führte zu einem Fokus auf das äußere Erscheinungsbild statt auf Verhaltensmerkmale (KING et al. 2012). Nach LINDSAY (2000) fiel die Zucht auf äußere Merkmale zusammen mit dem Verbot der Hundekämpfe in England um 1850. Rassestandards wurden niedergeschrieben, in denen Richtwerte für die äußere Erscheinung sowie das Verhalten der Hunde festgelegt waren. Die Züchter waren und sind angehalten, sich bei ihrer Zucht eng an diese oftmals eher schwammigen Richtlinien zu halten. Es entstanden die ersten Hundeshows, bei denen das Richten meist auf Grundlage des Exterieurs erfolgte und erfolgt (KING et al. 2012). Nach SVARTBERG (2006) hingegen weisen die existierenden Rassen trotz der häufig reinen Verwendung als Begleiter des Menschen immer noch typische Charakterzüge entsprechend dem damaligen Verwendungszweck auf. Aber nicht nur zwischen den Rassen bestehen große Verhaltensunterschiede, sondern ebenso zwischen Individuen der gleichen Rasse (SVARTBERG 2006, SPADY u. OSTRANDER 2008). Der genetische Einfluss auf das Verhalten des Hundes zeigt sich im „Temperament“ und der „Persönlichkeit“ eines Hundes, in der Literatur oft synonym verwendet. Mit „Temperament“ sollen relativ konstante Grundveranlagungen ausgedrückt werden, die in einem Individuum bereits in jungen Jahren vorhanden sind, und die Ausprägung der Aktivität, der Reaktivität, der Emotionalität sowie der Sozialverträglichkeit bestimmen (GOLDSMITH et al. 1987). Die Bestimmung des Temperaments eines Hundes erfolgt experimentell durch Unterschiede auf Verhaltensebene zwischen Individuen, die gleichen Umweltbedingungen ausgesetzt sind (KING et al. 2012). Nach WILSSON und SUNDGREN (1997) weist die Kooperativität der Labradore eine moderat bis hohe Heritabilität auf, während die Umgänglichkeit und der Beutetrieb des Deutschen Schäferhundes eine hohe Heritabilität aufweisen. Auch SPADY und OSTRANDER (2008) gehen zumindest zum Teil von einer genetischen Komponente für die Ausprägung von Verhalten aus. Aufgrund individueller Temperamente zeigt jeder Hund auf 41 LITERATUR Konfrontation mit verschiedenen Stimuli unterschiedliche Verhaltensantworten (KING et al. 2012). Der Ausdruck „Persönlichkeit“ wird in der Humanpsychologie verwendet, um charakteristische Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen einer Person zu charakterisieren, die diese von anderen unterscheidet (KING et al. 2012). Für die Entwicklung der Persönlichkeit spielen das Temperament und die Erfahrung eine Rolle, über die das individuelle Verhalten als Reaktion auf die umgebende Umwelt, beeinflusst wird (LEY u. BENNETT 2007, KING et al. 2012). Mittlerweile ist wissenschaftlich anerkannt, dass auch Hunde verschiedene Persönlichkeitsmerkmale haben (SVARTBERG u. FORKMANN 2002, LEY et al. 2008), wie beispielsweise „Verspieltheit“, „Neugier/Furcht“ oder „Umgänglichkeit“ (SVARTBERG 2006). KING et al. (2012) kommen daher ebenfalls zu dem Schluss, dass das von unseren Hunden gezeigte Verhalten eine Kombination des angeborenen Temperamentes, der Umwelt, in der das Individuum lebt und den bisherigen Erfahrungen darstellt. Hunde einer Rasse weisen aus diesem Grund ähnliche Temperamentmerkmale auf, auch wenn deren Ausprägung zwischen den einzelnen Individuen unterschiedlich sein mag und jeder Hund einen individuellen Charakter besitzt. Kombiniert mit Erfahrungen resultieren verschiedene Persönlichkeitsmerkmale, welche die Tendenz eines jeden Hundes beeinflussen, in einer bestimmten Situation in einer spezifischen, aber dennoch einheitlichen Art und Weise auf zukünftige Stimuli zu reagieren (KING et al. 2012). Nach EICHELBERG (2000) bestehen weniger Unterschiede im Verhalten zwischen den Rassen, als es von ihrem Exterieur her zu erwarten wäre. Das Verhaltensspektrum einer bestimmten Rasse ist nicht nur auf ihren ursprünglichen Verwendungszweck beschränkt, es ist erheblich mehr Verwendungspotenz vorhanden. So kam es bei vielen Rassen zu einem Wechsel im Verwendungszweck, wie beispielsweise beim Deutschen Schäferhund, der vom reinen Hütehund etwa ab dem Jahre 1901 zum Polizeihund avancierte (EICHELBERG 2000). Bezüglich der Verhaltensvariabilität bei den Haushunden spricht MIKLOSI (2011) von der enormen verhaltensbezogenen (phänotypischen) Plastizität auf Populationsebene. Hunde weisen über verschiedene Lebensräume hinweg ein variableres Verhaltensmuster als Wölfe auf, sind somit „formbarer“. Erreicht wurde diese erhöhte Plastizität durch einen größeren Einfluss der Umwelt auf das genetisch bestimmte Verhaltensprogramm. Das Merkmal ist in 42 LITERATUR der Folge stärker umweltabhängig und der Einfluss der Erfahrung und des Lernens im Falle von Verhalten ist verstärkt. Der Nachteil dieser Umweltabhängigkeit ist allerdings deren Fehleranfälligkeit bei fehlender bzw. falscher Stimulation durch Umweltreize, so dass zu wenig angemessene Stimulation in der menschlichen Umwelt zu großen Verhaltensunterschieden führen. Die Verhaltensentwicklung von Hunden ist somit in erheblich größerem Maße als bei Wölfen von dem sozialen Umfeld abhängig (MIKLOSI 2011). Nach COPPINGER und COPPINGER (2001) ist eine morphologische Einheit, wie in der Hundezucht angestrebt, nicht vereinbar mit der Erhaltung der rassespezifischen Verhaltensmerkmale. Es existieren keine „alten“ Hunderassen in der Form, dass die vorhandene Population einer Rasse die Genfrequenz der ursprünglichen Rasse repräsentiert. Eine Konstanz der Genfrequenz über einen längeren Zeitraum gibt es nicht. Aus diesem Grund ist es laut COPPINGER und COPPINGER (2001) unmöglich, spezielle Pitbull-, Golden Retriever- oder andere Rassen-Gene zu ermitteln. COPPINGER und COPPINGER (2001) verweisen in diesem Zusammenhang ebenfalls auf die entscheidende Rolle der Umwelt, in der sich das Individuum entwickelt und mithilfe derer die Gehirnzellen für ein adäquates Wachstum und Entwicklung stimuliert werden. Aufgrund der Abhängigkeit der Verhaltensentwicklung von der Umweltstimulation können sich laut COPPINGER und COPPINGER (2001) keine zwei Individuen mit identischer genetischer Ausstattung gleich verhalten. Die Frage „Umwelt oder Gene“ stellt sich somit nicht, da die Ausprägung der genetischen Anlagen nur aufgrund der Umweltstimulation erfolgen kann (COPPINGER u. COPPINGER 2001). Rasseunterschiede bestehen allerdings darin, dass sich die Fähigkeiten, bestimmte Verhaltensweisen auszuführen, unterscheiden. Daher können schon aufgrund des Körperbaus nicht alle Rassen gleichermaßen dieselben Aufgaben bewältigen. Theoretisch ist es aber möglich, jeden Hund einer jeden Rasse für bestimmte Aufgaben bzw. Zwecke auszubilden (COPPINGER u. COPPINGER 2001, EICHELBERG 2000). Bedacht werden muss hierbei allerdings, dass erhebliche Rasseunterschiede in der Verhaltensontogenese bestehen. So unterscheidet sich der Zeitpunkt des ersten Auftretens von Verhaltensweisen verschiedener Funktionskreise (FEDDERSEN-PETERSEN 1990, COPPINGER u. COPPINGER 2001). Der Border-Collie zeigt bereits mit 10 Wochen Verhaltensweisen des „eye“, dem Fixieren von Jagdobjekten mit den Augen, eine Verhaltensweise des Jagens, 43 LITERATUR während Vertreter der Herdenschutzhunde Elemente aus dem Jagdverhalten erst mit ungefähr fünf Monaten zeigen, wenn das Fenster der Sozialisation bereits geschlossen ist. Aus diesem Grund werden Sequenzen aus dem Jagdverhalten bei Border-Collies im Gegensatz zu Herdenschutzhunden in das Spiel mit Artgenossen integriert. Nicht nur der Beginn der Verhaltensweisen, auch deren weitere Entwicklungsgeschwindigkeit, unterscheidet sich innerhalb der Rassen (COPPINGER und COPPINGER 2001). Beim Siberian Husky, einem Hund mit ausgeprägten Laufeigenschaften, bezieht sich die relative Entwicklungsbeschleunigung vor allem auf den Funktionskreis der Positionen und Lokomotion, so dass diese Rasse früher als andere eine vergleichbare körperliche Beweglichkeit und eine entsprechende Bewegungskoordination entwickelt (FEDDERSENPETERSEN 1990). Ebenso treten bei den meisten Jagdhunderassen am frühesten in der Ontogenese Verhaltensweisen der olfaktorischen Orientierung auf. Die beschriebenen Unterschiede beruhen auf der Neurotransmitterzusammensetzung, Dopamin beeinflusst beispielsweise die Erregungslage eines Hundes, so dass sich Rassen vor allem in ihrer Erregungslage unterscheiden (COPPINGER u. COPPINGER 2001). Das Dilemma der modernen Hundezucht liegt laut COPPINGER und COPPINGER (2001) darin, dass Veränderungen im Aussehen auch immer Verhaltensänderungen nach sich ziehen, so dass eine reine Zucht auf äußerliche Merkmale nicht isoliert möglich ist, ohne dass sich das Wesen der Hunde verändert. Der Wunsch der Käufer von Hunden liegt aber darin, einen Begleithund („Familienhund“) mit einem bestimmten Aussehen zu erwerben. Die Zucht der Rassehunde mit dem Ziel bestimmte äußere Merkmale zu erhalten, die möglichst unveränderlich sind, führt so in eine Sackgasse der Inzucht mit der Folge der Produktion von „freaks of nature“ (COPPINGER u. COPPINGER 2001). MIKLOSI (2011) beschreibt die heutige Hundezucht als ein „gefährliches Spiel“, ein „unverantwortliches Experimentieren“ mit nur einem sehr kleinen Aspekt des Phänotyps, dem Körperbau. Dieses führt gezwungenermaßen zu Inzucht und zum Verschwinden der rassetypischen Merkmale, sowie zu einer Verringerung der genetischen Vielfalt (MIKLOSI 2011). 2.10.2 „gefährliche“ Rassen(?) KING et al. (2012) weisen auf die Rolle der Medien hin, die zu einer Brandmarkung bestimmter Rassen als gefährlicher als andere verleiten und in einigen Ländern zu einer 44 LITERATUR rassespezifischen Reglementierung führten, auch wenn wissenschaftliche Beweise dafür nicht vorhanden sind (SCHALKE et al. 2008). Vielfach ist bei bestimmten Rassen die Rede von einer Hypertrophie im Bereich des Aggressionsverhaltens. Darunter versteht FEDDERSEN-PETERSEN (2000) ein allgemein übersteigertes Angriffs- und Kampfverhalten, bei dem eine aggressive Kommunikation (beispielsweise Drohverhalten) überwiegend ausgeschlossen ist und welches schnell eskaliert und ungehemmt gegenüber Artgenossen und Menschen auftritt. „Allgemein übersteigert“ definiert FEDDERSEN-PETERSEN (2000) anhand folgender Kriterien: der Situation nicht angemessenes, qualitativ wie quantitativ ausgeprägtes und verändertes Aggressionsverhalten, welches gepaart ist mit anderen Verhaltensausfällen und –einschränkungen in anderen Funktionskreisen. Ein übersteigertes Aggressionsverhalten ist zudem weder vom Ziel, noch von seiner Funktion her biologisch einzuordnen, leicht auszulösen und außerdem durch Besonderheiten gekennzeichnet, denen angeborene, organische Defekte zugrunde liegen. (FEDDERSEN-PETERSEN 2000). Solche Hunde entstehen durch Negativauslese bei der Zucht kombiniert mit einer gestörten Jugendentwicklung und einer „speziellen Ausbildung“. Hierbei handelt es sich rein um von bestimmten „Züchtern“ missbrauchte Hunde, deren „Zucht“ eine erhebliche Tierschutzrelevanz aufweist (FEDDERSEN-PETERSEN 2000). Nicht von bestimmten Rassen geht eine Gefahr aus, sondern von einzelnen Hundeindividuen. Eine Beurteilung bestimmter Rassen als übersteigert aggressiv ist wissenschaftlich unhaltbar. Wie unter 2.10.1 bereits ausgeführt, resultiert Hundeverhalten immer aus dem Wechselspiel zwischen Umwelt und Erbgut. Beide unterliegen erheblichen Variationen, so unterscheiden sich selbst innerhalb einer Rasse die genetisch fixierten Verhaltensbereitschaften und ebenso unterliegt jeder Hund einer individuellen Haltungsumwelt (FEDDERSEN-PETERSEN 2000). Für die Tendenz, Konfliktsituationen durch aggressives Verhalten („Kampf“) auszutragen, ist die Individualgeschichte eines Hundes stets bedeutsam; es kommt hier zu einer Überlagerung genetischer Dispositionen, so dass Eigenschaften, wie das Temperament, die Sicherheit und Eigenarten im Umgang mit Sozialpartnern stark sozialisationsbedingt sind (FEDDERSENPETERSEN 2001a, 2001b). Reizarm aufgezogene Hunde zeigen häufig ein der Situation unangemessenes, übersteigertes Angriffs- und Abwehrverhalten, wodurch es zu erheblichen Gefahrenmomenten kommt (FEDDERSEN-PETERSEN 2001a, 2001b). Die Gefährlichkeit 45 LITERATUR eines Hundes ist somit an individuellen Merkmalen, wie situativ unangemessenem Aggressionsverhalten und (FEDDERSEN-PETERSEN ungehemmtem 2000, Beißen von Sozialpartnern FEDDERSEN-PETERSEN 2001a, festzumachen 2001b). Eine erhebliche Gefahr sieht FEDDERSEN-PETERSEN (1990) in der Problematik des ahnungslosen Hundehalters, das „Fehlverhalten [von Menschen] erzeugt Gefahrenmomente“ und individuelle Störungen der Mensch-Hund-Beziehung, die einen jeden Hund formen, stellen die „Hauptursache möglicher Gefährdung“ dar. Einziges rassespezifisches Problem, welches sich möglicherweise ergibt, stellen die rassespezifischen Haltungsansprüche bzw. Umweltansprüche dar (FEDDERSEN-PETERSEN 1990). UNSHELM (2000) spricht außerdem von einer indirekten Beeinflussung der Rasse bezüglich der Gefährlichkeit eines Hundes in der Form, dass große und kräftige Hunde bei einem Biss in der Regel schwerwiegendere Verletzungen setzen. Ein weiterer indirekter Einfluss besteht in der selektiven Auswahl bestimmter Rassen durch bestimmte, besonders aggressive und überdurchschnittlich ängstliche Hundehalter. Hier ist die Möglichkeit der Stimmungsübertragung zwischen Halter und Hund zusätzlich zu berücksichtigen (UNSHELM 2000, UNSHELM et al. 1993). Als rassespezifisch ist ebenfalls eine bestimmte Reizschwelle („Erregungslage“) anzusehen. Durch gelenkte Züchtung kam es zu einer Senkung oder auch Erhöhung der Reizschwelle zur Auslösung bestimmter Verhaltensweisen (FEDDERSENPETERSEN 1990). Laut FEDDERSEN-PETERSEN (1990) existieren zunehmend Rassen mit einer ständigen Bereitschaft zur sofortigen Reaktion mit einem andauernd höheren Aktionsniveau und ständiger Unruhe sowie stets hoher Fluchtbereitschaft. Diese Hunde passen sich schwer an ihre Umwelt an und normale Reize wirken bereits in normaler Intensität als psychogene Stressoren. Beobachtet wurde dies bei verschiedenen Jagdhunderassen sowie Windhunden, vor allem wenn diese nicht rassegerechten gehalten wurden und nur begrenzte Möglichkeiten zur Auseinandersetzung mit einer adäquaten Umwelt hatten, wie das der Fall bei ausschließlich in der Stadt gehaltenen Jagdleistungsrassen oder Laufhunderassen sein kann (FEDDERSEN-PETERSEN 1990). COPPINGER und COPPINGER (2001) regen außerdem den Gedanken an, dass der Anblick bestimmter vorverurteilter Rassen bei vielen Menschen Unbehagen oder sogar Angst auslöst. Das Verhalten der Menschen gegenüber diesen Hunden ist dadurch im Vergleich zu anderen 46 LITERATUR Rassen verändert. Die Hunde wiederum realisieren ein solch verändertes Verhalten und reagieren ihrerseits darauf, eventuell auch mit vermehrt aggressivem Verhalten. So lehren die angstbesetzten Verhaltensänderungen von Menschen Hunde bestimmter Rassen, sich aggressiver zu verhalten (COPPINGER u. COPPINGER 2001). Die Zusammenstellung der gelisteten Rassen in den meisten Bundesländern erweist sich als willkürlich, es gibt keine durchgängige Gemeinsamkeit bezüglich des ursprünglichen Zuchtziels. Einige Rassen, Nachbildungen der antiken Kriegshunde (Vorfahren der großen molossoiden Typen wie Bullmastiff, Bordeuxdogge, Mastino Napolitano) weisen sogar charakteristisch eine sehr hohe Reizschwelle auf, so dass ein eher träges Temperament resultiert (EICHELBERG 2000). Um rassegebundene Ethopathien oder beginnende Fehlentwicklungen mit genetischer Disposition zu erkennen und zu belegen, bedürfte es nach FEDDERSEN-PETERSEN (1990) ethologischer Erkenntnisse über die verschiedenen Hunderassen, die bisher nur spärlich vorliegen. Rassespezifische, domestikationsbedingte oder durch Zucht variierte Änderungen im Sozialverhalten sind nach wie vor nicht genügend erforscht und untersucht. Vor allem im Bereich der Funktion hundlichen Ausdrucksverhaltens für die Kommunikation mit dem Menschen liegen bisher kaum wissenschaftliche Untersuchen vor (MIKLOSI 2011, FEDDERSEN-PETERSEN 2004, FEDDERSEN-PETERSEN 2008). Kritisch zu sehen ist diese Tatsache vor allem vor dem Hintergrund, dass die Ursachen für eine Vielzahl von Verhaltensabweichungen in einer nicht adäquaten Mensch-Hund-Kommunikation liegen (FEDDERSEN-PETERSEN 1991b). Als Kampfhunde bezeichnet FEDDERSEN-PETERSEN (2001a, 2004, 2008) durch starke Negativauslese einiger Rassen „gezüchtete“ Hunde, die von bestimmten Bevölkerungskreisen als besonders „kampftriebstark“ und „schmerzunempfindlich“ selektiert worden sind. Diese Pitbull-Terrier oder Ban-Dogs zeigen schwere Ausfallerscheinungen im Sozialverhalten, deren genetische Grundlage aufgrund der ebenfalls gestört verlaufenden Jugendentwicklung dieser Hunde nicht zu ermitteln ist. Hunde dieser „Zuchten“ stellen Qualzuchten im Sinne des Tierschutzgesetzes dar (FEDDERSENPETERSEN 1991b, 1997a). 2.11 Verhaltenstest und das Wesen des Hundes SEIFERLE und LEONHARDT (1984) bezeichnen als Wesen des Hundes die Gesamtheit seiner Verhaltensweisen, die in der Symbiose Hund-Mensch oder für einen bestimmten 47 LITERATUR Gebrauchszweck von Interesse sind. Nach SCHÖNING (2012a) werden unter dem Begriff „Wesen“ alle angeborenen sowie erworbenen Verhaltensweisen eines Hundes, sein Charakter bzw. seine Verhaltensindividualität summiert. Es sind stabil gezeigte Verhaltensmuster, die der jeweilige Hund in bestimmten Situationen über einen längeren Zeitraum konstant zeigt (SCHÖNING 2012a). Ziel der sogenannten Wesenstests oder Verhaltenstests ist es, anhand der Beobachtung des Hundes in konkreten Testsituationen eine Aussage über ein mögliches zukünftiges Verhalten auch in ähnlichen Situationen des täglichen Lebens zu machen. In der Regel wird der Hund in den Testsituationen gezielt mit bestimmten Stressoren konfrontiert, anschließend folgt die Messung bzw. Beobachtung, welche Toleranzgrenzen und welche Verhaltensmuster als Reaktion auf die Stressoren der zu testende Hund aufweist (SCHÖNING 2012a). In einem Aggressionstest werden die Toleranzgrenzen für Angst, Stress und Frustration anhand des Auftretens von aggressivem Verhaltens gemessen bzw. beobachtet. Ein Hund mit niedriger Toleranzgrenze und zügigem Zeigen von aggressivem Verhalten weist ein höheres Gefahrenpotential auf (SCHÖNING 2012a). Nach FEDDERSEN-PETERSEN (2008) meint der Begriff „Wesen“ die Persönlichkeit und im Verhaltenstest eher das situativ zu beobachtende Verhalten. Bei Tests, die vergleichbar durchgeführt werden, können durchaus bestimmte Tendenzen im Verhalten eines Hundes erkennbar sein (FEDDERSEN-PETERSEN, 2008). Laut FEDDERSEN-PETERSEN (2004, 2008) besteht die größte Schwäche der Verhaltenstests, vor allem derjenigen auf „Beißbereitschaft“, in der isolierten Wertung der einzelnen Situationen in geschlossenen Einheiten. Dabei bleibt unberücksichtigt, welche Auswirkungen vorangegangene Einheiten auf das Verhalten des Hundes haben. Zusätzlich werden die individuelle Gestimmtheit und Verfassung des Hundes sowie der Einfluss des Besitzers nicht berücksichtigt. Für den zu beurteilenden Ausschnitt des Verhaltens gibt es zu viele Ursachen, die niemals alle erschlossen werden können (FEDDERSEN-PETERSEN 2008). Es existieren keine „validierbaren, objektivierbaren Verhaltensweisen“, die für alle Haushunde Gültigkeit haben (FEDDERSEN-PETERSEN 2008). Gelangt ein Beißvorfall zur Anzeige und der Hund wird als gefährlich eingestuft, wird der gesamte Test abverlangt, dabei wird meistens die Problematik, unter welcher der Hund 48 LITERATUR auffällig geworden ist, kaum oder gar nicht berührt. Zudem werden Rassebesonderheiten nicht oder zu wenig beachtet, da alle Hunde nach gleicher Vorgehensweise bewertet werden. Bereits erfolgtes Training bzw. Ausbildung verhindern eine Unterscheidung in erbliche Disposition oder nicht. Aufgrund der Verzahnung angeborener Dispositionen und des obligatorisch stattfindenden Lernens ist diese Unterscheidung sowieso unmöglich (FEDDERSEN-PETERSEN 2008). Alle Wesenskomponenten in einer Prüfung zu erfassen, ist nicht möglich, da das gezeigte Verhalten eins Hundes im Wesenstest von zu vielen Variablen abhängt und das Wesen des Hundes nur eine dieser Variablen darstellt (FEDDERSEN-PETERSEN 2008). Das in einer bestimmten Situation beobachtbare Verhalten ist nicht beliebig extrapolierbar und muss ebenfalls nicht individualtypisch sein (FEDDERSEN-PETERSEN 2001a, 2001b). Ziel des Wesenstests von NETTO und PLANTA (1997), der dem Niedersächsischen Wesenstest zugrunde gelegt wurde, war es, höchst aggressive Individuen zu selektieren, um die Zucht bestimmter Rassen zu kontrollieren. Der Test sollte wissenschaftlich validierbar sein und auf alle Rassen anzuwenden sein, um gefährdende Aggressionsstufen bei Hunden feststellen zu können (NETTO u. PLANTA 1997). SCHALKE (2012) bewertet den Niedersächsischen Wesenstest aufgrund eigener langjähriger Erfahrungen hinsichtlich seiner Validität nur als bedingt geeignet. Wie bei jedem Verhaltenstest wird das Tier nur zu einem bestimmten Zeitpunkt, an einem bestimmten Ort mit speziellen Reizen und nur innerhalb einer sehr kurzen Zeit beurteilt, so dass keine zuverlässige Aussage über das zukünftige Verhalten des Hundes getroffen werden kann. Ebenfalls problematisch ist die gleiche Bewertung durch unterschiedliche Gutachter, so dass die Reliabilität des Testes nur bei umfangreicher Schulung der Gutachter gegeben ist (SCHALKE 2012). SCHÖNING (2012b) kritisiert die Diskrepanz zwischen juristischer und ethologischer Fragestellung sowie die fehlende Eindeutigkeit der Begrifflichkeiten, wie „inadäquat aggressiv“ oder „übersteigert aggressiv“. HIRSCHFELD (2005) folgt der Definition von FEDDERSEN-PETERSEN (2004) und LINDSAY (2001) und definiert „gestört aggressiv“ 49 LITERATUR als den Wegfall der Eskalationsstufen aggressiven Verhaltens. Nach SCHÖNING (2012b) bedarf es dafür aber einer umfassenden und genauen Verhaltensanamnese, da Hunde in bestimmten Kontexten verlernen können, die Eskalationsstufen zu durchlaufen, diese Hunde aber in ihrem Aggressionsverhalten nicht generell als gestört zu bezeichnen wären. Die Begriffe „gestört“ oder „inadäquat aggressives Verhalten“ spiegeln vor allem menschliche Vorstellungen und Werte wider, ohne dass biologisch-ethologische Attribute bestimmter Verhaltenselemente von Hunden widergegeben werden. Die Diskrepanz zwischen der juristischen und ethologischen Fragestellung besteht vor allem darin, dass juristisch eine „JaNein-Aussage“ gewünscht ist, das Testergebnis aber immer unter ethologischen Gesichtspunkten für den individuellen Hund in einem bestimmten Gesamtkontext betrachtet werden muss, so dass ethologisch eine „Ja-Nein- Aussage“ nicht möglich ist (SCHÖNING 2012b). 50 MATERIAL UND METHODEN 3 MATERIAL UND METHODEN Wesenstest nach dem Niedersächsischen Gesetz über das Halten von Hunden (NHundG) vom 12.Dezember 2002 bzw. vom 26.05.2011 Es wurden sämtliche Wesenstests seit Abschaffung der Rasseliste im Oktober 2003 bis März 2013 ausgewertet. Alle 127 Hunde sind nach dem vom Niedersächsischen Ministerium für den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz herausgegebenen „Wesenstest nach dem Niedersächsischen Gesetz über das Halten von Hunden vom 12. Dezember 2002 bzw. vom 26.05.2011“ (NMELF 2002b, NHundG) getestet worden. 3.1 Erläuterungen zur Durchführung des Wesenstests Bei der üblichen Durchführung wurden maximal vier Hund-Halter-Gespanne an einem Tag getestet. Nach einer Allgemeinuntersuchung sowie einem Lerntest erfolgten der HundMensch-, der Hund-Umwelt- sowie der Hund-Hund-Kontakt. Im Anschluss daran wurde noch der Gehorsam des Hundes überprüft. Ein Test dauerte ungefähr 60 bis maximal 90 Minuten und enthielt keine längeren Pausen für den Hund. Standen geeignete Testhunde erst zu einem späteren Zeitpunkt zur Verfügung, wurde der Hund-Hund-Kontakt zeitlich etwas nach hinten verschoben. Allgemeinuntersuchung und Lerntest Der körperliche Zustand eines Hundes beispielsweise aufgrund von organischen Schäden bzw. Erkrankungen hat immer einen Einfluss auf das gezeigte Verhalten. Schmerzen sind ein häufiger Auslöser für aggressives Verhalten. Aus diesem Grund ging jedem Wesenstest eine kurze Allgemeinuntersuchung der Hunde voraus, in der neben physiologischen Parametern (Herzfrequenz, Atemfrequenz, kapillärer Füllungszeit, Farbe der Schleimhäute, Größe bzw. Tastbarkeit der Lymphknoten) auch eine eventuelle Schmerzhaftigkeit in der Wirbelsäule untersucht wurde. Ein Lerntest diente der Überprüfung auf eventuell verabreichte Beruhigungsmittel, die das Lernverhalten eines Hundes 51 MATERIAL UND METHODEN herabsetzen können. Bei diesem Lerntest (NMELF 2002b) wurde entweder ein Klicker aufgebaut, ein Targetsticktraining durchgeführt oder aber Hörzeichen auftrainiert. Stellte sich heraus, dass ein Hund außerdem eine herabgesetzte Frustrationstoleranz aufwies, wurde zusätzlich ein Frustrationstest durchgeführt (NMELF 2002b). 3.2 Einzelne Situationen 3.2.1 Hund-Mensch- und Hund-Umwelt-Kontakt Es wurde immer ein bestimmtes Hund-Halter-Gespann geprüft. Wurde ein Hund im Alltag durch weitere Personen geführt, so wurden diese ebenfalls abwechselnd an der Durchführung der Testsituationen beteiligt. Für jede Testsituation galt (sofern nicht jeweils anders angegeben): - Der Hund wurde an einer maximal 2 m langen Leine und einen Stoff- oder Lederhalsband geführt. Die Länge der Leine sollte während des gesamten Tests gleich bleiben, damit die Testpersonen sich auf einen entsprechenden Sicherheitsabstand einstellen konnten. - Die Durchführung erfolgte an einem Ort, welcher dem Hund nicht bekannt sein durfte. - In den Situationen 6 bis 13 sowie 22-27 sollte der Halter seinen Hund auf der der Testperson zugewandten Seite führen. Der direkte Blickkontakt mit dem Hund sollte vermieden werden. Der Abstand zum Hund musste dabei von der Testperson in der Größe einer Leinenlänge, inklusive eines eventuellen Ausfallschrittes des Halters abgeschätzt und eingehalten werden. - Es waren keine aversiven Reize weder durch das Halsband (Würger, Stachel), noch durch Leinenrucken erlaubt. - Erfolgte in einer Situation eine vollständige Annäherung des Hundes bis zum Leinenende, wurde diese Situation erneut mit einer 5 m langen Schleppleine sowie einen Plastik- oder Drahtmaulkorb wiederholt, um zu beurteilen, welches Verhalten der Hund bei Annäherung zeigte. - Grundsätzlich wurde versucht, den Hund ohne Maulkorb zu beurteilen, um die optimale Beurteilung des optischen Ausdrucksverhaltens zu ermöglichen. 52 MATERIAL UND METHODEN - Der Prüfer muss situationsbezogen abwägen, eine Situation abzubrechen, wenn der Hund Anzeichen extremer Angst oder extremen Stresses zeigt. Hund-Mensch-Kontakt Skalierung (A) Bemerkungen (Beschreibung des Ausdrucksverhaltens) 1. Der Hundehalter versucht, mit dem Hund zu spielen, macht optische Spielaufforderungen. („Spiel mit dem Halter“) Der Halter wird angewiesen, seinen Hund mithilfe seiner Stimme und Körpersprache zum Spielen zu animieren. Es sollen schnelle Bewegungen und schnelles Anheben der Arme gezeigt werden. Hilfsmittel dürfen nicht verwendet werden. Skalierung (A) Bemerkungen (Beschreibung des Ausdrucksverhaltens) 2. Eine Person macht Spielbewegungen vor dem Hund. („Spiel mit fremder Person“) Hier sollen die gleichen Bewegungsabläufe wie unter 1. durch eine Testperson durchgeführt werden. Skalierung (A) Bemerkungen (Beschreibung des Ausdrucksverhaltens) 3. Der Hund wird an einem Pfosten (wie z.B. vor einem Geschäft) angebunden und eine Person läuft in ca. 50 cm Abstand vorbei. („Geschäft“) Für diese Situation sollen alle dem Hund bekannten Personen außer Sicht- und Hörweite des Hundes verschwinden. Anschließend geht eine Testperson ohne Blickkontakt zum Hund an diesem vorbei. 53 MATERIAL UND METHODEN Skalierung (A) Bemerkungen (Beschreibung des Ausdrucksverhaltens) 4. Der Hundehalter legt die Hand auf den Hals/Rücken des Hundes, umfasst den Fang (zusammen mit freundlichem Ansprechen des Hundes). („ranganmaßende Gesten“) Diese sogenannten Rang-anmaßenden Gesten sollen durch den Hund akzeptiert werden. Zunächst werden beide Hände um den Fang gelegt und dieser geschlossen, danach werden beide Hände im Schulterbereich des Hundes aufgelegt und leichter Druck ausgeübt. Sollte der Hund dabei aggressives Verhalten zeigen, muss die Situation abgebrochen werden. Alle Personen, die den Hund führen, müssen diese Gesten bei dem Hund durchführen. Skalierung (A) Bemerkungen (Beschreibung des Ausdrucksverhaltens) 5. Eine Person nähert sich dem Hund von vorn und starrt ihn an. („Anstarren“) Diese Situation stellt eine der direkten Bedrohungssituationen dar, in welcher der Hund durchaus mit aggressivem Verhalten reagieren darf. Aus diesem Grund wurde bei den meisten Hunden in dieser Situation ein Maulkorb aufgesetzt. Skalierung (A) Bemerkungen (Beschreibung des Ausdrucksverhaltens) 6. Eine Person in schwarzem Mantel (lang) und Hut geht vorbei; der Mantel berührt den Hund. („langer Mantel“) Hund und Halter kommen der Testperson auf einem asphaltierten Weg entgegen. Die Testperson soll hierbei den Hund nicht anblicken und den Mantel schwingen, der den Hund möglichst berühren soll. 54 MATERIAL UND METHODEN Skalierung (A) Bemerkungen (Beschreibung des Ausdrucksverhaltens) 7. Eine Person mit Stock tastet sich über den Weg (Abstand 2 m). („Blinder“) Testperson und Hund-Halter-Gespann gehen aneinander auf dem asphaltierten Weg vorbei. Dabei soll der Stock von der Testperson von links nach rechts schwenkend über den Boden geführt werden (wie ein Blindenstock). Skalierung (A) Bemerkungen (Beschreibung des Ausdrucksverhaltens) 8. Eine Person kniet vor dem Hund und streckt die Hand aus, mit Ansprache (Individualabstand 0,50 m und Leine). („Ansprache“) Die Testperson nähert sich Hund und Halter aus der entgegengesetzten Richtung bis auf einige Meter vor dem Hund. Dann hockt diese sich seitlich zum Hund hin, spricht den Hund freundlich an und streckt die Hand aus. Skalierung (A) 9. Eine andere Person (mit Krückstock oder Gehhilfe) humpelt an Hund und Hundehalter vorbei. („Humpeln“) Die Testperson soll deutlich sichtbar für den Hund humpeln. 55 Bemerkungen (Beschreibung des Ausdrucksverhaltens) MATERIAL UND METHODEN Skalierung (A) Bemerkungen (Beschreibung des Ausdrucksverhaltens) 10. Eine Person stolpert beim Passieren des Hundes in ca. 1 m Entfernung. („Stolpern“) Hier soll eine für den Hund plötzliche Bewegung erfolgen. Dafür muss die Testperson beim Stolpern tief in die Knie gehen. Skalierung (A) Bemerkungen (Beschreibung des Ausdrucksverhaltens) 11. Eine Person streift den Hundekörper beim Passieren. („Streifen“) Die Testperson streift im Vorbeigehen den Hund entweder an Kopf oder Körper mit dem Handrücken oder dem Bein. Skalierung (A) Bemerkungen (Beschreibung des Ausdrucksverhaltens) 12. Ein Jogger läuft in beiden Richtungen vorbei, läuft dabei einmal plötzlich (ohne Ankündigung) vor dem Hund weg. („Jogger“) Die Testperson startet hinter dem Hund-Halter-Gespann und läuft von hinten an beiden vorbei, auf Höhe des Hundes beschleunigt diese. Am Ende des asphaltierten Weges kehrt die Testperson um und läuft jetzt von vorne erneut an Hund und Halter vorbei 56 MATERIAL UND METHODEN Skalierung (A) Bemerkungen (Beschreibung des Ausdrucksverhaltens) 13. Ein „Betrunkener“ torkelt vorbei (Abstand 2 m). („Betrunkener“) Die Testperson trägt eine zuvor mit Alkohol getränkte Jacke. Damit geht sie Hund und Halter lallend und torkelnd entgegen. Skalierung (A) Bemerkungen (Beschreibung des Ausdrucksverhaltens) 14. Eine Gruppe bleibt neben dem Hund stehen und unterhält sich, der Hund wird dabei ab und zu leicht berührt (wenn möglich). („Gruppe“) Das Hund-Halter-Gespann geht auf eine Gruppe von mindestens vier Testpersonen zu. Beide bleiben stehen und die Gruppe unterhält sich mit dem Halter. Dabei sollen sich die Testpersonen um Hund und Halter gruppieren und versuchen den Hund zwischendurch zu berühren. Skalierung (A) Bemerkungen (Beschreibung des Ausdrucksverhaltens) 15. Einige (4) Personen kommen auf den Hund zu (nicht Ziel gerichtet) und bleiben mit Körperberührung neben ihm stehen (Fahrstuhlsituation) („Fahrstuhl“) Der Halter wird angewiesen, sich mit seinem Hund in eine Ecke des Testgeländes zu stellen. Anschließend nähern sich vier Personen von vorne (nur von einer Seite) und gruppieren sich um Hund und Halter. 57 MATERIAL UND METHODEN Skalierung (A) Bemerkungen (Beschreibung des Ausdrucksverhaltens) 16. Eine fremde Person versucht dem Hund über den Rücken (mit Ansprache) zu streichen. („Berührung im Fahrstuhl“) Eine der Personen im „Fahrstuhl“ spricht den Hund an und versucht anschließend den Hund zwischendurch am Rücken zu berühren. Skalierung (A) Bemerkungen (Beschreibung des Ausdrucksverhaltens) 17. Eine Person weint (Kind). („weinende Person“) Die Testperson hockt sich etwa in der Mitte des Testgeländes hin und weint sehr lautstark mit kreischender, hoher Stimme. Hund und Halter sollen währenddessen vorbeigehen, der Hund dabei an der der Testperson zugewandten Seite. Skalierung (A) Bemerkungen (Beschreibung des Ausdrucksverhaltens) 18. Eine Person liegt am Boden (oder hockt sich hin) und steht abrupt auf, als Halter und Hund den Testgang machen (Abstand 2 m). („abruptes Aufstehen“) Eine Testperson hockt etwa in der Mitte des Testgeländes. Das Hund-Halter-Gespann geht auf die Testperson zu. Etwa auf Höhe des Hundes springt die Testperson sehr schnell (plötzliche Bewegung) auf und rennt vor dem Hund weg. 58 MATERIAL UND METHODEN Skalierung (A) Bemerkungen (Beschreibung des Ausdrucksverhaltens) 19. Der Hundehalter spricht freundlich mit dem Hund und streichelt ihn, während eine Person diesen beim Passieren anschreit. Dazu klatscht die Person laut in die Hände. („Klatschen und Schreien“) Das Hund-Halter-Gespann steht an einer langen Seite des Testgeländes am Zaun. Der Halter darf seinen Hund streicheln und mit ihm reden. Eine Testperson geht zunächst laut klatschend an beiden vorbei, am Ende des Weges kehrt diese um und rennt mit hoher, kreischender Stimme schreiend zurück. Skalierung (A) Bemerkungen (Beschreibung des Ausdrucksverhaltens) 20. Eine Person schreit den Hund wütend an. („Anschreien“) Der Hund steht mit seinem Halter etwa in der Mitte des Testgeländes. Eine Testperson nähert sich aus ungefähr 20 Meter Entfernung rasch mit angespannter Muskulatur und nach vorn gebeugtem Oberkörper an. Dabei wird der Hund wütend angeschrien und direkt angeschaut. Die Testperson soll in die Leinenlänge des Hundes hineingehen. Skalierung (A) 21. Eine Person spricht Hund an. („Ansprechen“) 59 Bemerkungen (Beschreibung des Ausdrucksverhaltens) MATERIAL UND METHODEN Diese Situation schließt sich unmittelbar an Nummer 20 an. Nach dem Anschreien soll der Hund durch eine freundliche Ansprache (derselben Testperson wie in 20) sowie seitliches Hinhocken angesprochen werden und zu einer Kontaktaufnahme angeregt werden. Hund-Umwelt-Kontakt Skalierung (A) Bemerkungen (Beschreibung des Ausdrucksverhaltens) 22. Mehrere Personen bleiben dicht neben Hund stehen, während ein lärmendes Gerät vorüber geschoben wird. („lärmendes Gerät“) Die Testperson zieht ein Kinderdreirad oder einen Kindertraktor hinter sich her. Skalierung (A) Bemerkungen (Beschreibung des Ausdrucksverhaltens) 23. Halter und Hund passieren (sehr eng) einige bunte Luftballons. („Luftballons“) Die Testperson schwenkt einige aufgeblasene Luftballons und geht damit an dem HundHalter-Gespann vorbei. Skalierung (A) Bemerkungen (Beschreibung des Ausdrucksverhaltens) 24. Ein Regenschirm wird unmittelbar vor dem Hund aufgespannt. (Aber nicht als bedrohende Intentionsbewegung, vielmehr so, wie es auf der Straße geschehen kann.) („Regenschirm“) Auf Höhe des Hundes wird ein Regenschirm nach oben aufgespannt. Die Testperson soll darauf achten, den Schirm nicht auf den Hund zu aufzuspannen. 60 MATERIAL UND METHODEN Skalierung (A) Bemerkungen (Beschreibung des Ausdrucksverhaltens) 25. Ein Ball rollt auf den Hund zu. („Ball“) Die Testperson kommt Hund und Halter entgegen, dabei spielt sie einen Ball vor sich her. Etwa drei Meter vor dem Hund spielt diese den Ball quer vor dem Hund weg und rennt selber geradeaus weiter. Skalierung (A) Bemerkungen (Beschreibung des Ausdrucksverhaltens) 26. Ein Kinderwagen mit Babygeräuschen wird vorbei geschoben. („Kinderwagen“) Die Testperson schiebt einen Kinderwagen vor sich her, in dem sich eine Puppe und ein Tonband mit Babygeräuschen befinden. Skalierung (A) Bemerkungen (Beschreibung des Ausdrucksverhaltens) 27. Ein Fahrrad fährt am Hund vorbei, dabei ertönt die Fahrradklingel (Abstand 2 m). („Fahrrad“) Die Testperson fährt dem Hund-Halter-Gespann mit einem Fahrrad entgegen. Dabei klingelt die Testperson immer wieder mit der Fahrradklingel. 61 MATERIAL UND METHODEN Skalierung (A) Bemerkungen (Beschreibung des Ausdrucksverhaltens) 28. Eine Testperson geht auf den Hund zu, schreit ihn an (ohne Hilfsmittel). („Anschreien“) Eine Testperson kommt Hund und Halter entgegen und schreit dabei den Hund an. Die Muskulatur der Testperson ist angespannt und es erfolgt ein direkter Blickkontakt. Skalierung (A) Bemerkungen (Beschreibung des Ausdrucksverhaltens) 29. Eine Person bedroht den Hund mit einem Stock. („Bedrohung mit Stock“) Eine Testperson kommt dem Hund-Halter-Gespann entgegen, hält einen Besenstiel in den Händen und bedroht mit erhobenem Stock im Vorbeigehen den Hund. Dabei erfolgt ein direkter Blickkontakt. Skalierung (A) Bemerkungen (Beschreibung des Ausdrucksverhaltens) 30. Eine Person geht mit einem brennenden Feuerzeug auf den Hund zu. („Feuerzeug“) Im Abstand von circa 30 Zentimetern zum Hund wird einige Male ein Feuerzeug gezündet. 62 MATERIAL UND METHODEN Skalierung (A) Bemerkungen (Beschreibung des Ausdrucksverhaltens) 31. Ein Schrubber macht Geräusche auf dem Boden. („Schrubber“) Die Testperson schrubbt mit einem Schrubber den asphaltierten Weg, während Hund und Halter daran vorbeigehen. Der Hund soll dabei auf der Seite des Schrubbers gehen. 3.2.2 Hund-Hund-Kontakt Skalierung (A) Bemerkungen (Beschreibung des Ausdrucksverhaltens) 32. Ein bellender Hund steht vor dem Hundehalter und dem Hund (Abstand 2m). Diese Situation wurde in der Regel nicht durchgeführt, da eine solche Situation für die meisten Testhunde zu belastend gewesen wäre. Skalierung (A) Bemerkungen (Beschreibung des Ausdrucksverhaltens) 33. Zwei Hunde passieren den Prüfling (gut sozialisierte Hündin, gut sozialisierter Rüde Abstand etwa 2 m). Hierbei sollten sowohl der zu begutachtende Hund als auch der Testhund mit ihrem Halter bzw. Hundeführer aufeinander zugehen. Beide Hunde sollen der dem anderen Hund zugewandten Seite gehen. Die Hunde dürfen keinen Kontakt haben, sondern lediglich aneinander vorbeigehen. 63 MATERIAL UND METHODEN Skalierung (A) Bemerkungen (Beschreibung des Ausdrucksverhaltens) 34. Unmittelbar danach: der Halter stolpert und berührt dabei den Hund. Diese Situation wurde nur durchgeführt, wenn der Hund in Situation Nr. 33 aggressives Verhalten gezeigt hat. Skalierung (A) Bemerkungen (Beschreibung des Ausdrucksverhaltens) 35. Konfrontation mit einem gleichgeschlechtlichen Hund hinter einem Zaun. Hund und Halter sollen am Zaun auf und ab gehen, während ein gleichgeschlechtlicher Testhund mit seinem Halter in der jeweils entgegengesetzten Richtung am Zaun geht. Der Abstand muss vom Prüfer der Situation entsprechend im Hinblick auf den Stresslevel des Testhundes angepasst werden. 3.2.3 Gehorsam Im Freilauf neben dem Testgelände wurden die Befehle „Sitz“, „Platz“ und „Komm“ abgefragt. Es wurde notiert, wie viele Wiederholungen nötig waren, bis der Hund den Befehl befolgt hatte. Anschließend warf eine Testperson einen Ball und es wurde getestet, ob der Halter gegebenenfalls in der Lage war, seinem Hund den Ball wieder abzunehmen. 3.3 Bewertungssystematik Zur Bewertung wurde das Skalierungssystem des „Niedersächsischen Wesenstests für Hunde“ (ML 2003) verwendet. 64 MATERIAL UND METHODEN 3.3.1 Skalierung Das Skalierungssystem erfasst das Verhalten des Hundes in einer von sieben Verhaltenskategorien. Diese beziehen sich nur auf aggressives Verhalten in seinen Eskalationsstufen. Die sieben Skalierungen zeigt Tabelle 3.1 Tabelle 3.1: Erläuterung der Skalierung nach dem NHundG vom 26.05.2011 Bewertung: (modifiziert nach Netto, W. J. und Planta, D. J. U. (1997) Skalierungssystem für die Reaktionen: 1. Keine aggressiven Signale beobachtet (z. B. Hund zeigt Meide- oder Angstverhalten) (s. Anhang „Ausdrucksverhalten“). 2. a) Akustische Signale (Knurren und/oder tiefes Bellen/Fauchen/Schreifauchen) b) Optische Signale (Zähneblecken, Drohfixieren u. a. mit oder ohne Knurren und/oderBellen u. a.), dabei bleibt der Hund stationär oder befindet sich im Rückzug. 3. Schnappen (Beißbewegungen aus einiger Entfernung), mit oder ohne Knurren und/oder Bellen und/oder Zähneblecken, Drohfixieren u. a. Drohsignale mimisch bzw. im Körperbereich dabei bleibt der Hund stationär oder befindet sich im Rückzug. 4. Wie 3. aber mit unvollständiger Annäherung (Stehenbleiben in einer gewissen Distanz). Dabei ist darauf zu achten, ob der Hund selbst stoppt oder durch die Leine gestoppt wird. 5. Beißen (Beißversuche) oder Angreifen (Angriffsversuche: Annäherung bei hoher Geschwindigkeit und Zustoßen; mit Knurren und/oder Bellen und/oder Zähneblecken). 6. Wie 5., aber ohne mimische oder lautliche Signale. 7. Wie 6., aber: Beruhigung des Tieres nach Eskalation ist erst nach über 10 Minuten zu beobachten. 3.3.2 Inadäquates/übersteigert aggressives Verhalten Im Gutachten wurde abschließend bewertet, ob ein Hund in den Situationen des Wesenstests „inadäquat bzw. gestört aggressives Verhalten“ gezeigt hat. Grundlage für eine solche Bewertung war das Verhalten des Hundes in den jeweiligen Situationen. Das Verhalten gilt als inadäquat, wenn der Hund in einer „Alltagssituation“ mit der Skalierung „5“ reagiert. Als gestört aggressives Verhalten wird Verhalten der Skalierung „6“ oder „7“ bezeichnet. Das 65 MATERIAL UND METHODEN Gutachten enthielt dann außerdem eine Empfehlung bezüglich des weiteren Vorgehens (eventuelle Therapieempfehlung oder Leinen- bzw. Maulkorbzwang). 3.4 Datenaufnahme Alter, Rasse sowie der zugrundeliegende Beißvorfall des jeweiligen Hundes wurden den Fragebögen entnommen, welche die Halter vor dem Wesenstest ausfüllen mussten. Während des Tests notierten die Prüfer bereits schriftlich das beobachtete Ausdrucksverhalten mittels des Skalierungssystems (siehe Kapitel III 1.2 Bewertungssystematik). Alle Situationen des Wesenstests wurden mit einer Videokamera gefilmt. Auf allen Aufnahmen sollte die Gesamtsituation inklusive des Ausdrucksverhaltens des Hundes, Halter und den beteiligten Testpersonen/Testhunden erkennbar sein. 3.5 Beurteilung der Hunde Als Prüfer sowie Begutachter fungierte in der Regel jeweils ein Tierarzt des Instituts für Tierschutz und Verhalten (Heim-, Labortiere und Pferde) der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Seit Oktober 2003 waren insgesamt vier Tierärztinnen beteiligt. Nach dem Test erfolgte eine zweite Beurteilung des Hundes anhand der Videoaufnahmen und darauf beruhend die Formulierung des schriftlichen Gutachtens. 3.6 Auswertung der Daten Die Wesenstests, die für diese Arbeit relevant waren, wurden mit FileMaker Pro 5.0Dv1 in eine Datenbank übertragen (Filter: Jahr sowie vorhandenes Gutachten). Die relevanten Gutachten wurden aus dem Archiv des Instituts für Tierschutz und Verhalten der Tierärztlichen Hochschule Hannover aussortiert und die Daten mithilfe von Microsoft Excel (Version 2010) visualisiert. Die Prüfung auf statistische Signifikanz wurde mithilfe des Fisher’s Exakt Test durchgeführt. Es galt: 66 MATERIAL UND METHODEN p < 0,1 * signifikant p < 0,05 ** hochsignifikant p < 0,001*** höchstsignifikant 67 ERGEBNISSE 4 ERGEBNISSE 4.1 Die Hunde 4.1.1 getestete Hunderassen Dargestellt ist der Anteil der einzelnen Rassen der insgesamt 127 getesteten Hunde: Abb. 4.1 Rasseanteile gesamt xx: Australian Shepherd, Labrador Retriever, Staffordshire Bullterrier, Hovawart, Rauhaardackel, Dobermann, Altdeutscher Schäferhund, Bordeauxdogge, x: kl. Münsterländer, Irish Setter, Deutsch Drahthaar, Deutsch Kurzhaar, Neufundländer, Shar-Pei, Akita Inu, Mops, Perro De Presa Canario, Deutscher Jagdterrier, Malinois, KerryBlue Terrier, Kuvasz, Boxer, Jack-Russel Terrier, Englische Bulldogge, Französische Bulldogge, Weimaraner, Kangal, Husky, Dogo Canario, Rhodesian-Ridgeback 68 ERGEBNISSE Der weitaus überwiegende Anteil (41,8 %) der Hunde waren Mischlinge, die höchstsignifikant (Fisher’s exakt Test: p = 0,0001) häufiger vertreten waren, als sämtliche andere Hunderassen. Insgesamt waren Hunde aus 35 verschiedenen Rassen vertreten. Den mittleren Teil (6-7 %) bildeten Hunde der Rassen Rottweiler, Deutscher Schäferhund sowie American-Staffordshire Terrier. Mit etwa 2 % folgten Hunde der Rassen PitbullTerrier, Staffordshire-Bullterrier, Australian Shepherd, Hovawart, Dobermann, Altdeutscher Schäferhund, Bordeauxdogge sowie Rauhaardackel. Mit fast 1 % waren die unter xx (siehe Abb. 4.1) gelisteten Rassen vertreten. Zwischen der Häufigkeit des Vorkommens der einzelnen Rassen bestand kein signifikanter Unterschied (Fisher’s exakt Test: p > 0,01). 4.1.2 Einteilung in Kategorien modifiziert nach RÄBER (1995) a) Einteilung in Rassekategorien RÄBER (1995) folgend wurden die vetretenen Rassen in Kategorien eingeteilt. Abweichend von RÄBER (1995) wurde die Kategorie „Bauern-, Hirten- und Treibhunde gebildet, in die verschiedene Rassen eingeordnet wurden, die ursprünglichen Verwendungszweckes aufwiesen. Aus den folgenden Kategorien waren Rassen verteten: Tabelle 4.1: Rassekategorien Rassekategorie Kennzeichnung Bauern-, Hirten- und Treibhunde I II III IV V VI VII VIII IX Hütehunde Jagdhunde bullartige Terrier Doggenartige Mischlinge Terrier Spitze/Nordische Hunde Gesellschafts- u. Begleithunde 69 Gemeinsamkeiten hinsichtlich des ERGEBNISSE b) Zuordnung zu Rassekategorien Die vertretenen Hunderassen der insgesamt 35 Rassen wurden einer der 9 Kategorien zugeordnet. I Bauern-, Hirten- und Treibhunde - Rottweiler, Deutscher Schäferhund, Altdeutscher Schäferhund, Hovawart, Malinois, Neufundländer, Bernhardiner, Dobermann, Shar Pei, Kuvasz, Kangal II Hütehunde - Australian Shepherd III Jagdhunde - Kleiner Münsterländer, Irish Setter, Deutsch Drahthaar, Deutsch Kurzhaar, Weimaraner, Rauhaardackel, Golden Retriever, Labrador Retriever, Rhodesian Ridgeback IV bullartige Terrier - Staffordshire Bullterrier, American Staffordshire Terrier, Pitbull Terrier V Doggenartige - Boxer, Bordeaux Dogge, Perro de Preso Canario, Dogo Canario, Englische Bulldogge VII Terrier - Kerry-Blue Terrier, Jack-Russel Terrier, Deutscher Jagdterrier VIII Spitze und Nordische Hunde - Akita Inu, Husky IX Gesellschafts- und Begleithunde - Mops, Französische Bulldogge Folgende Mischlinge (VI) waren vertreten: - Labrador-Mischling (8), Labrador-Boxer-Mischling Labrador-Deutscher-Schäferhund-Mischling (2), Labrador-Dogge-Mischling, (2), Labrador- Münsterländer-Mischling , Labrador-Setter-Mischling, Labrador-RiesenschnauzerMischling 70 ERGEBNISSE - Golden-Retriever-Mischling, Golden-Retriever-Labrador-Mischling (2), GoldenRetriever-Deutsch-Kurzhaar-Mischling - Deutscher Schäferhund-Mischling Mischling (2), (3), Schäferhund-Berner-Sennenhund- Schäferhund-Bordercollie-Mischling, Schäferhund-Boxer- Mischling, Schäferhund-Husky-Mischling - Rottweiler-Mischling, Rottweiler-American-Staffordshire-Terrier-Mischling, Pitbull-Rottweiler-Mischling, Rottweiler-Dobermann-Mischling - Boxer-Mischling (2), Alano-Mischling, Bardino-Mischling - American-Staffordshire-Terrier-Mischling (3), Staffordshire-Bullterrier-LabradorMischling, Staffordshire-Bullterrier Mischling, Pitbull Terrier Mischling - Pudel-Mischling, Dalmatiner-Mischling - Australian-Shepherd-Mischling (2), Bordercollie-Mischling (3), RhodesianRidgeback Mischling (2), Münsterländer-Drahthaar-Mischling - Mischling (> 30kg) Abb. 4.2 Verteilung der Rassen auf die Rassekategorien nach Tab. 4.1 71 ERGEBNISSE Die Kategorie der Mischlinge stellte den überwiegenden Teil der getesteten Hunde dar (41,7 %) Fast ein Viertel der getesteten Hunde enstammte der Kategorie „Bauernhunde, Hirtenhunde, Treibhunde“. Zwischen 10 % und 12 % bildeten die Kategorien der „Jagdhunde“ sowie der „bullartigen Terrier“. Hunde der Kategorie der „Doggenartigen“ waren zu etwa 5 % vertreten, wohingegen Hunde der Kategorien „Terrier“; „Hütehunde“; „Spitze und Nordische Hunde“ sowie „Gesellschafts- und Begleithunde“ zu etwa 2 % vertreten waren. Der Rassekategorie-Vergleich untereinander zeigt folgendes: Hunde der Kategorie „Bauern-, Hirten- und Treibhunde“ waren höchstsignifikant häufiger (p = 0,0001) als „Doggenartige“, hochsignifikant häufiger als „bullartige Terrier“ (p = 0,0023) sowie hochsignifikant häufiger als „Jagdhunde“ (p = 0,01) vertreten. Gleichwohl waren auch die Mischlinge hochsignifikant (p = 0,005) häufiger vertreten als „Bauern-, Hirten- und Treibhunde“. 4.2 Hunde mit inadaquat aggressiven Verhalten/gestört aggressivem Verhalten („BHunde“) Hunde, die ein inadäquat aggressives Verhalten (Skalierung „5“ in „Nichtbedrohungssituationen“) oder ein gestört aggressives Verhalten (Skalierung „6“ oder „7“) zeigten, werden im folgenden nur noch als „B-Hunde“ bezeichnet. Der Anteil dieser Hunde an der Gesamtanzahl betrug 21,3 % (27 von 127 Hunden). Keiner der Hunde wurde mit „7“ bewertet, im folgenden wird daher als gestört aggressives Verhalten ausschließlich Verhalten der Skalierung „6“ bezeichnet. Die folgende Abbildung stellt den Anteil der „B-Hunde“ an der jeweiligen Gesamtzahl der Hunde in den einzelnen Kategorien (nach 4.1.2) dar: 72 ERGEBNISSE Abb. 4.3 Anteil der B-Hunde an der Gesamtzahl (127) Es fällt auf, dass sowohl aus der Kategorie der Mischlinge, als auch aus der der „Bauern-, Hirten- und Treibhunde“ jeweils etwa 8 % B-Hunde vertreten waren, der relative Anteil derjenigen aus der Kategorie der„Bauern-, Hirten und Treibhunde“ aber aufgrund der geringeren Gesamtanzahl höher war. Der Anteil der „bullartigen Terrier“ an der Anzahl der B-Hunde betrug ca. 3 %, wobei die Gesamtanzahl dieser Kategorie nur etwa 9 % betrug. Die Gesamtzahl der „Jagdhunde“ war mit ca. 13 % etwas höher als der der „bullartigen Terrier“, der Anteil der B-Hunde war jedoch nur etwa halb so groß (1 %). Die „Terrier“ sowie die „Hütehunde“ trugen ebenso ca. 1 % zu den B-Hunden bei, wobei deren Gesamtanzahl mit ca. 2 % deutlich geringer war. 73 ERGEBNISSE Betrachtet man die einzelnen Rassen der B-Hunde, ergibt sich folgende Aufteilung: Abb.4.4 Anteil der einzelnen Rassen an B-Hunden Legende xx: Altdeutscher Schäferhund, Dobermann, Australian Shephard, Hovawart, Weimaraner x: Shar Pei, Deutscher Jagdterrier, Malinois, Mischling Den größten Anteil bildeten die Mischlinge (knapp 8 %), während nur ungefähr ein Viertel davon, mit jeweils ca. 2 %, Hunde der Rassen „Rottweiler“, „American-Staffordshire-Terrier“ sowie „Deutscher Schäferhund“ waren. Bei knapp 1 % der B-Hunde handelte es sich um Pitbull-Terrier sowie Hunde bezeichnet mit xx bzw. x. in Abbildung 4.4. Dieser Anteil der B-Hunde muss jedoch auch relativ zur Gesamtzahl der Hunde in der jeweiligen Kategorie betrachtet werden. Aus diesem Grund zeigt Abbildung 4.5 den Anteil der „B-Hunde“ an der jeweiligen Kategorie: 74 ERGEBNISSE Abb. 4.5: Anteil der B-Hunde an der jeweiligen Kategorie Hierbei wird deutlich, dass die B-Hunde der Kategorie Mischlinge anteilig nur an dritter Stelle stehen, da sie etwa 19 % aller Mischlinge ausmachten. Im Vergleich dazu betrug der relative Anteil der B-Hunde an den Kategorien „Bauern-, Hirten- und Treibhunde“ sowie „bullartige Terrier“ jeweils ungefähr ein Drittel, während es bei den „Jagdhunden“ nur etwa 7 % waren. Im folgenden (Abbildung 4.6) ist der Anteil der jeweiligen Rassekategorie an der Gesamtzahl der B-Hunde (27) dargestellt: 75 ERGEBNISSE Abb. 4.6 Anteil der B-Hunde der einzelnen Kategorien an der Gesamtzahl der B-Hunde Hieraus wir sichtbar, dass die Mischlinge und die Kategorie der „Bauern-, Hirten- und Treibhunde“ zusammen fast drei Viertel aller Hunde (74 %) mit inadäquat aggressivem bzw. gestört aggressivem Verhalten ausmachten. Die bullartigen Terrier stellen die dritthäufigste Kategorie dar, während von den „Jagdhunden“, den „Terriern“ sowie den „Hütehunden“ jeweils nur ein Hund inadäquat/gesteigert aggressives Verhalten zeigte. Die folgende Tabelle listet die einzelnen Rassevertreter mit der absoluten Zahl in den jeweiligen Kategorien auf, die inadäquat-aggressives Verhalten zeigten. (A-Hunde: Hunde ohne inadäquat/gesteigert aggressives Verhalten) 76 ERGEBNISSE Tab. 4.2 Übersicht B-Hunde B-Hunde Kategorie nach Räber (mod.) Mischlinge Bauernhunde, Hirtenhunde, Treibhunde Jagdhunde bullartige Terrier Terrier Hütehunde Fasst man den Rassen Absolute Gesamtzahl Zahl (A+B Hunde) 1 2 1 1 Labrador-DSH1-Mischling Rottweiler-American-Staffordshire-TerrierMischling Boxer-Mischling Labrador-Mischling DSH-Mischling American Staffordshire-Terrier-Mischling Berner-Sennenhund-Schäferhund-Mischling Australian Shepherd-Mischling Schäferhund-Husky-Mischling Pitbull-Terrier-Mischling 1 1 1 1 1 1 1 1 3 15 3 2 2 1 1 1 Hovawart 1 2 Deutscher Schäferhund+Altdeutscher Schäferhund Rottweiler Dobermann Shar-Pei Malinois Weimaraner American-Staffordshire-Terrier Pitbull-Terrier Deutscher Jagdterrier Australian Shepherd 3 10 3 1 1 1 1 3 1 1 1 9 2 1 1 2 7 3 1 2 „Deutschen Schäferhund“, den „Altdeutschen Schäferhund“ sowie den Malinois (Belgischer Schäferhund) unter „Schäferhunde“ zusammen, ergibt sich folgende anteilige Darstellung der Kategorie der „Bauern-, Hirten-und Treibhunde“: 1 DSH: Deutscher Schäferhund 77 ERGEBNISSE Abb. 4.7: anteilige Darstellung der Rassen aus der Kategorie „Bauern-, Hirten- Treibhunde“ (nur B-Hunde) Betrachtet man den Anteil der jeweiligen Rasse aus dieser Kategorie an der Gesamtzahl der Hunde der jeweiligen Rasse, ergibt sich folgendes: Von den Rottweilern zeigten 33,4 % aller Rottweiler ein inadäquat aggressives Verhalten bzw. gestört aggressives Verhalten, während von den Schäferhunden fast 40 % (36,4 %) unter die „B-Hunde“ fielen. Unter den Hunden der Rassen „Dobermann“ sowie „Hovawart“ waren jeweils nur zwei Vertreter bei einem Wesenstest an der Tierärztlichen Hochschule seit 2003; von denen jeweils ein Hund inadäquates/gestört aggressives Verhalten zeigte. Aus der Rasse „Shar Pei“ war ein Hund seit 2003 bei einem Wesenstest an der Tierärztlichen Hochschule, der zugleich auch mit der Skalierung „6“ bewertet worden war. 78 ERGEBNISSE Für die Mischlinge aus dieser Kategorie ergibt sich folgende Übersicht (Tab. 4.4): Tab. 4.3 B-Hunde der Kategorie „Bauern-, Hirten- und Treibhunde Rottweiler- Gesamtzahl (abs.) „B-Hunde“ (abs.) 4 1 9 4 0 0 Mischlinge SchäferhundMischlinge DobermannMischling Tab. 4.4 Rassen und Mischlinge aus der Kategorie „Bauern-. Hirten- und Treibhunde gesamt „B-Hunde“ Rottweiler und Mischlinge 13 4 20 8 5 3 38 15 30 % 40 % (der Kategorie) (abs.) Schäferhunde und Mischlinge (abs.) Hovawart, Dobermann und Shar Pei (abs.) Gesamtzahl („Bauernhunde“, inkl. Mischlinge) Anteil an Gesamtzahl aller Hunde 56 % (der B-Hunde) 12 % (der Gesamtzahl) Inklusive der Mischlinge entstammten fast ein Drittel (30 %) aller Hunde und über die Hälfte (56 %) aller B-Hunde der Kategorie „Bauern-, Hirten- Treibhunde“. Der Anteil der Hunde mit inadäquat aggressivem bzw. gestört aggressivem Verhalten an der Gesamtzahl in dieser Kategorie betrug knapp 40 % und entsprach anteilig an der Gesamtzahl der Hunde etwa 12 %. 79 ERGEBNISSE 4.2.1 Kategorie „bullartige Terrier“ inklusive Mischlinge Sieben American-Staffordshire-Terrier, drei Pitbull-Terrier sowie zwei StaffordshireBullterrier waren insgesamt vertreten, davon zeigten drei American-Staffordshire-Terrier, ein Pitbull-Terrier und kein Staffordshire-Bullterrier inadäqat aggressives bzw. gestört aggressives Verhalten. Unter den insgesamt 53 Mischlingen waren drei Amercian-Staffordshire-Terrier-Mischlinge, ein Pitbull-Terrier-Mischling sowie drei Staffordshire-Terrier-Mischlinge, davon zeigten jeweils ein American-Staffordshire-Terrier-Mischling sowie ein Pitbull-Terrier-Mischling inadäquat aggressives/gestört aggressives Verhalten. Tab. 4.5 B-Hunde der Kategorie „bullartige Terrier“ Gesamtzahl Zahl „BHunde“ 7 3 Staffordshire-Bullterrier 2 0 Pitbull-Terrier 3 1 American-Staffordshire- 3 1 3 0 1 1 American-StafforshireTerrier Terrier-Mischling Staffordshire-BullterrierMischling Pitbull-Terrier-Mischling Die folgende Tabelle zeigt die Anzahl der „bullartigen Terrier“ inklusive deren Mischlingen in der Summe: 80 ERGEBNISSE Tab. 4.6 einzelne Rasseverteter der „bullartigen Terrier“ inkl. Mischlingen American-Staffordshire- gesamt „B-Hunde“ 10 4 5 0 4 2 19 6 15% 32% (der „bullartigen Terrier) Terrier und Mischlinge (abs.) Staffordshire-Terrier und Mischlinge (abs.) Pitbull-Terrier und Mischlinge (abs.) Gesamtzahl (bullartige Terrier, inkl. Mischlinge) Anteil an Gesamtzahl aller Hunde 22% (der B-Hunde) 5% (der Gesamtzahl) Vertreter der „bullartigen Terrier“ und deren Mischungen waren somit zu insgesamt 15 % vertreten und fast ein Viertel aller Hunde mit inadäquat/gestört aggressivem Verhalten waren Hunde aus dieser Kategorie. An der Gesamtzahl der Hunde in den Wesenstests seit Oktober 2003, entsprach der Anteil der „bullartigen Terrier“ daher etwa 5 %. Verglichen damit betrug der Anteil der B-Hunde aus der Kategorie der „Bauern-, Hirten- und Treibhunde“ an allen B-Hunden (56 %) sowie an der Gesamtzahl aller Hunde (12 %) jeweils mehr als das doppelte des Anteils der B-Hunde der „bullartigen Terrier“ (22 % bzw. 5 %). Hunde der Kategorie „Bauern-, Hirten- und Treibhunde“ waren signifikant häufiger unter allen 27 B-Hunden und höchstsignifikant häufiger unter allen 127 getesteten Hunden vertreten, als „bullartige Terrier“. 4.2.2 Art des Vorfalls Die folgende Tabelle zeigt den Grund der Vorstellung zum Wesenstest aller Hunde. Hierbei wurden Hunde, die mit inadäquat bzw. gestört aggressivem Verhalten reagiert hatten, gesondert betrachtet (siehe Spalte „B-Hunde“ der Tabelle 4.7) 81 ERGEBNISSE Tab. 4.7 Art des Vorfalls (alle Hunde) Mensch Hund gebissen nicht bekannt ohne Vorfall sonstiges 41 (41%) 34 (34%) 16 (16%) 6 (6%) 3 (3%) 17 (63%) 5 (18,5%) 5 (18,5%) 0 0 gebissen A-Hunde (n=100) B-Hunde (n=27) Bei den drei Vorfällen in der Spalte „sonstiges“ handelte es sich um das Töten eines Schafes bzw. einer Katze sowie das Hetzen eines Rehs. Es fällt auf, dass unter den B-Hunden deutlich mehr als die Hälfte (63 %) in der Vergangenheit einen Menschen gebissen hatten. Betrachtet man den relativen Anteil der Hunde, die einen Menschen gebissen haben und im Test vorgestellt worden sind, so zeigten circa 30 % (17 von 58 Hunden) dieser Hunde hierbei inadäquat oder gestört aggressives Verhalten. Unter den Hunden, die aufgrund einer Hundebeißerei vorgestellt worden sind, reagierten im Vergleich dazu nur etwa halb so viele Hunde (5 von 39 Hunden; 12,8 %) mit inadäquat oder gestört aggressivem Verhalten. Es zeigten somit signifikant mehr Hunde inadäquat oder gestört aggressives Verhalten, die zuvor aufgrund Beißverhaltens gegenüber Menschen aufgefallen waren (Fisher’s exakt Test: p = 0,08). Insgesamt gingen in fast der Hälfte der Fälle (46 %) Bisse von Menschen der Vorstellung der Hunde zum Wesenstest an der Tierärztlichen Hochschule seit Oktober 2003 voraus. In fast einem Viertel dieser Fälle (14 von 58 Fällen) handelte es sich bei dem Opfer um ein Kind. Ungefähr 30 % der Hunde hatten im Vorfeld einen Hund gebissen und bei fast 17 % war der zugrundeliegende Vorfall nicht bekannt. In 6 % der Fälle ging der Vorstellung zum Wesenstest kein Vorfall voraus, sondern es handelte sich um gelistete Hunde aus anderen Bundesländern, für die mithilfe des Wesenstests eine Steuerbefreiung erwirkt werden sollte. Von den 17 Hunden mit inadäquat oder gestört aggressivem Verhalten, bei denen im Vorfeld ein Mensch gebissen worden war, zeigten ungefähr die Hälfte (8 Hunde) auch oder ausschließlich gestört aggressives Verhalten, reagierten also mit Beißen ohne vorheriges Drohverhalten. 82 ERGEBNISSE 4.2.3 Geschlechtervergleich Die folgende Tabelle (Tab. 4.8) zeigt die Anzahl der untersuchten männlichen und weiblichen Hunde, zusätzlich gruppiert nach A (kein inadäquat/gestört aggressives Verhalten) und B (inadäquat aggressives Verhalten). Tab. 4.8 Geschlechtsunterschiede Geschlechts- A-Hunde % (A) B-Hunde % (B) % % (B) unterschiede (abs.) n= 126 (abs.) n= 126 (A+B) n= n = 126 n(A)+n(B) Rüden 60 47,6 22 17,5 65,1 26,8 Hündinnen 39 31 5 4 34,9 11,4 Im Test waren somit höchstsignifikant mehr Rüden als Hündinnen vertreten (Fisher’s exakt test: p = 0,0001) und der Anteil der Rüden (26,8 %) mit inadäquat/gestört aggressivem Verhalten an der Gesamtzahl aller Rüden (n = 82) war signifikant höher als der Anteil von Hündinnen (11,4 %) mit inadäquat/gestört aggressivem Verhalten (Fisher’s exakt Test: p = 0,07) an der Gesamtzahl aller Hündinnen (n = 44). 83 ERGEBNISSE Abb. 4.8: Geschlechtervergleich, m = männlich, w = weiblich Betrachtet man den zugrundeliegenden Vorfall (Grund der Vorstellung beim Wesenstest) zeigt sich folgendes Bild: Abb. 4.9 Vergleich der Geschlechter anhand des zugrundeliegenden Vorfalls Unter den untersuchten Hunden, die zuvor einen oder mehrere Menschen gebissen hatten, waren höchstsignifikant mehr Rüden (Fisher’s exakt Test, p = 0,005) als Hündinnen vertreten. 84 ERGEBNISSE Im Gegenzug waren hochsignifikant mehr Hündinnen als Rüden im Vorfeld in eine Hundebeißerei verwickelt (Fisher’s exakt Test, p = 0,015). 4.2.4 Altersvergleich Für einen Vergleich des Alters der untersuchten Hunde wurden alle Hunde in zwei Kategorien- Hunde mit einem Alter von über drei Jahren, sowie unter drei Jahren eingeteilt, wie die folgende Tabelle zeigt: Tab. 4.9 Altersvergleich, n= 126 (ein Hund mit fehlender Altersangabe) Altersunterschiede A-Hunde % (A) (abs.) B-Hunde % (B) n= 126 (abs.) % (A+B) % (B) n= 126 n = 126 n= n(A)+n(B) <3 Jahre 18 14,3 3 2,4 16,7 14,3 >3 Jahre 81 64,3 24 19,0 83,3 22,9 Zur besseren Visualisierung dient die Abbildung 4.10: Abb. 4.10: Altersvergleich, < 3 = unter drei Jahren, > 3 = größer oder gleich 3 Jahren 85 ERGEBNISSE Hunde im Alter von über drei Jahren (n = 105, 83,3 %), waren höchstsignifikant häufiger vertreten (Fisher’s exakt Test: p < 0,0001), als Hunde unter drei Jahren (n = 21, 16,7 %). Zwischen dem Anteil von Hunden unter drei Jahren mit inadäquat/gestört aggressivem Verhalten an der Gesamtzahl aller Hunde unter drei Jahren und dem Anteil „B-Hunden“ von über drei Jahren gab es keinen signifikanten Unterschied (Fisher’s exakt Test: p = 0,3). 4.3 Höchste erreichte Skalierungen In Anlehnung an MITTMANN (2002) wurden die untersuchten Hunderassen auf ihre maximal erhaltene Bewertungsskalierung analysiert. Die Abbildung 4.11 gibt eine Übersicht dieser Analyse in den Skalierungen 1-6: Abb. 4.11 maximal erhaltene Skalierung Fast 40 % der untersuchten Hunde wurden höchstens mit „2“ bewertet, zeigten also maximal Drohverhalten (optisch oder akustisch) ohne Annäherung. Fast ein Drittel der Hunde zeigte 86 ERGEBNISSE gar keine aggressiven Signale (Skalierung 1) und ungefähr ein Viertel aller Hunde wurden entweder höchstens mit „5“ (14 % der Hunde) oder „6“ (12 % der Hunde) bewertet. Hunde ohne aggressive Signale (nur Skalierung 1) waren hochsignifikant häufiger vertreten, als Hunde, die einen aggressiven Angriff mit vollständiger Annäherung (mindestens Skalierung 5) zeigten (Fisher’s exakt Test: p = 0,0016). Stellt man die Summe der Hunde mit der maximalen Skalierung „1“ und „2“ derjenigen aus „5“ und „6“ gegenüber, so ergibt sich ein höchstsignifikant häufigeres Zeigen von neutralem bzw. Meideverhalten sowie reinem Drohverhalten (89 Hunde, 70,1 %) gegenüber einer vollständigen aggressiven Annäherung (18 Hunde, 14,2 %) (Fisher’s exakt Test: p = 0,0001). 4.3.1 Höchste erreichte Skalierung 1 Insgesamt zeigten 40 der insgesamt 127 Hunde keine aggressiven Signale, erhielten also maximal die Skalierung „1“ als Bewertung im gesamten Wesenstest. Aufgeführt sind hier die einzelnen Rassekategorien, die mit maximal „1" bewertet wurden Tab. 4.10 Hunde mit Skalierung “1“ Rassekategorie Hütehunde Spitze und Nordische Hunde Gesellschafts-u. Begleithunde Terrier Doggenartige bullartige Terrier Jagdhunde Bauernhunde, Hirtenhunde, Treibhunde Mischlinge Gesamtzahl a max. Skalierung 1 (abs.) 2 2 2 1 0 3 7 12 17 31 49 87 % an Skalierung 1 n=40 % an Rassekategorie (n=a) 2,5 50 0 0 2 0 4 6 9 5 0 10 15 22,5 100 0 57,1 50 52,9 8 11 20 27,5 25,8 22,4 ERGEBNISSE Ungefähr ein Viertel der Hunde ohne aggressive Signale im Wesenstest waren Mischlinge (27,5 %), der Rest setzte sich zusammen aus 20 % „Bauern-, Hirten- und Treibhunden“ , ca. 20 % „Jagdhunden“ sowie 15 % „bullartigen Terriern“ und etwa 10 % „Doggenartigen“. Unter den 40 Hunden ohne aggressives Verhalten waren außerdem 5 % „Gesellschafts- und Begleithunde“ sowie halb so viele (2,5 %) „Hütehunde“. Aus der Kategorie „Terrier“ sowie „Spitze und Nordische Hunde“ waren keine Hunde vertreten, die maximal mit der Skalierung „1“ bewertet wurden, es zeigten somit alle Hunde aus diesen Kategorien aggressive Signale. Interessanter ist der Anteil der Hunde mit der maximalen Bewertung „1“ an der jeweiligen Rassekategorie, den Abbildung 4.12 zeigt: Abb. 4.12: Anteil der Hunde mit der maximalen Skalierung „1“ an der jeweiligen Rassekategorie. Hieraus wird ersichtlich, dass alle Vertreter der „Gesellschafts- und Begleithunde“ ausschließlich mit „1“ bewertet wurden, somit keinerlei aggressives Verhalten zeigten. Mehr als die Hälfte aller „Doggenartigen“ zeigte zu keinem Zeitpunkt aggressive Signale. Jeweils die Hälfte aller „Hütehunde“ sowie der „bullartigen Terrier“ und etwas mehr als die Hälfte aller „Jagdhunde“ wurde nur mit „1“ bewertet, während dies bei den Mischlingen sowie den „Bauern-, Hirten- und Treibhunden“ nur ungefähr ein Viertel aller Hunde waren. Alle 88 ERGEBNISSE Vertreter der „Doggenartigen“, der „bullartigen Terrier“ sowie der „Jagdhunde“ zeigten höchstsignifikant häufiger Verhalten der Skalierung „1“, also kein aggressives Verhalten (insgesamt 19 von 38 Hunden), als die vertretenen Mischlingshunde (11 von 49 Hunden) (Fisher’s exakt Test: p = 0,005). 4.3.2 Höchste erreichte Skalierung 2 Aufgeführt sind Rassen, die mit 1 oder maximal 2 bewertet wurden. Tab.4.11 Hunde mit Skalierung “1“ und “2“ Rassekategorie Hütehunde Spitze und Nordische Hunde Gesellschafts-u. Begleithunde Terrier Doggenartige bullartige Terrier Jagdhunde Bauernhunde, Hirtenhunde, Treibhunde Mischlinge Gesamtzahl a max. Skalierung 2 (abs.) 2 2 % % an an Rassekategorie Skalierung 2 n=a n=48 0 0 0 2 4,2 100 0 1 3 2 5 0 2,1 6,3 4,2 10,4 0 33,3 42,9 16,7 29,4 11 24 23 50 35,5 49 2 3 7 12 17 31 49 Insgesamt zeigten 48 der 127 Hunde maximal die Skalierung 2, also entweder optisches oder akustisches Drohverhalten ohne Annäherung. Die einzelnen darunter vertretenen Anteile der Rassen an den Kategorien, sind in Abbildung 4.13 dargestellt. 89 ERGEBNISSE Abb. 4.13 Anteile der Hunde mit Skalierung 1 + 2 an der jeweiligen Rassekategorie Alle untersuchten Hunde der Kategorie „Spitze und Nordische Hunde“ zeigten maximal optisches und/oder akustisches Drohverhalten. Unter den „Doggenartigen“ waren dies etwa 43 %. Die Kategorie der „Doggenartigen“ bestand somit nur aus Hunden, die maximal mit „1“ oder „2“ bewertet wurden. Unter den Mischlingen zeigte etwa die Hälfte aller Hunde maximal optisches und/oder akustisches Drohverhalten. Etwa ein Drittel aller untersuchten „Terrier“ und „Bauern-, Hirten- und Treibhunde“ reagierte maximal mit optischem und/oder akustischem Drohverhalten auf die Situationen des Wesenstests. Von den „bullartigen Terriern“ waren dies nur ungefähr 17 %. Zwischen den Rassekategorien „bullartige Terrier“, „Doggenartige“, „Jagdhunde“ sowie „Bauern-, Hirten- und Treibhunde“ und den Mischlingen existierte kein signifikanter Unterschied. 4.3.3 Höchste erreichte Skalierung 3 Aufgeführt sind Rassen, die mit 1, 2 oder maximal 3 bewertet wurden. 90 ERGEBNISSE Tab. 4.12 Rassekategorien mit der maximalen Skalierung „3“ Rassekategorie Gesamt max. a Skalierung 3 (abs.) Hütehunde Spitze und Nordische Hunde Gesellschafts-u. Begleithunde Terrier Doggenartige bullartige Terrier Jagdhunde Bauernhunde, Hirtenhunde, Treibhunde Mischlinge 2 2 2 3 7 12 17 31 49 0 0 0 0 0 0 1 % an Skalierung 3 n=2 0 0 0 0 0 0 50 % an Rassekategorie n=a 0 0 0 0 0 0 5,8 0 1 0 50 0 2 Jeweils ein Mischling und ein Jagdhund (Golden-Retriever) erreichten in mindestens einer Situation des Wesenstestes die Skalierung „3“, also Schnappbewegungen ohne Annäherung. 4.3.4 Höchste erreichte Skalierung 4 Mit maximal „4“ (Schnappbewegungen mit unvollständiger Annäherung) wurde von den untersuchten Hunden nur ein Rotweiler (3,2 % der „Bauer-, Treib- und Hirtenhunde“) bewertet. 91 ERGEBNISSE 4.3.5 Höchste erreichte Skalierung 5 Aufgeführt sind Rassen, die mit „1“ bis maximal „5“ bewertet wurden. Tab. 4.13 Rassekategorien mit höchster Skalierung „5“ Rassekategorie Hütehunde Spitze und Nordische Hunde Gesellschafts-u. Begleithunde Terrier Doggenartige bullartige Terrier Jagdhunde Bauernhunde, Hirtenhunde, Treibhunde Mischlinge Gesamt a max. Skalierung 5 (abs) 2 2 2 3 7 12 17 31 49 % an max. Skalierung 5 n=18 % an Rassekategorie n=a 0 0 0 0 0 0 0 1 0 1 1 0 5,6 0 5,6 5,6 0 33,3 0 8,3 5,9 5 10 27,8 55,6 16,1 20,4 Ungefähr die Hälfte der Hunde mit der Maximalbewertung „5“ waren Mischlinge (10 Hunde), während etwas mehr als ein Viertel „Bauern-, Hirten- und Treibhunde“ waren. Aus den Kategorien „Terrier“, „Jagdhunde“ sowie „bullartige Terrier“ war jeweils ein Hund vertreten. Aus den Kategorien- „Doggenartige“, „Spitze und Nordische Hunde“ sowie „Gesellschafts- und Begleithunde“ , erhielt kein Hund in einer der Situationen die Skalierung „5“. Hinsichtlich des Anteils, den Hunde mit der Maixmalbewertung „5“ an der jeweilgen Rassekategorie haben, handelte es sich bei den Terriern um etwa ein Drittel. Sowohl bei den Mischlingen als auch bei den „Bauern-, Hirten- und Treibhunden“ betrug dieser Anteil ungefähr 20 % im Vergleich zu weniger als 10 % bei den „bullartigen Terriern“ sowie den „Jagdhunden“. Signifikante Unterschiede waren nicht vorhanden (Abb. 4.14). 92 ERGEBNISSE Abb. 4.14 Anteil an den Rassekategorien bei Hunden mit maximaler Skalierung „5“ In Tabelle 4.14 sind die einzelnen Rassen aus der Kategorie I (Bauern-, Hirten- und Treibhunde) sowie Mischlinge aus Rassen dieser Kategorie sowie deren jeweilige Anzahl dargestellt, die als Maximalbewertung die Skalierung „5“ erhalten haben. Tab. 4.14 einzelne Hunderassen/Mischlinge mit der Maximalskalierung „5“ Bauernhunde, Hirtenhunde, Treibhunde: Rottweiler Deutscher Schäferhund Dobermann Bernhardiner Shar Pei Mischlinge Labrador-DSH2-Mischling DSH-Mischling Golden-Retriever-Labrador-Mischling DSH-Husky Mischling Berner-Sennen-DSH Mischling Boxer-DSH Mischling Labrador Mischling Pudel Mischling Bullartige Terrier Anzahl 1 1 1 1 1 Anzahl 2 1 1 1 2 1 1 1 Anzahl Pitbull Terrier 1 2 DSH: Deutscher Schäferhund 93 ERGEBNISSE Rassekategorie Anzahl Jagdhunde Golden Retriever 1 Terrier Deutscher Jagdterrier 1 4.3.6 Höchste erreichte Skalierung 6 Aufgeführt sind Rassen, die mit 1 bis 5 oder maximal 6 bewertet wurden. Tab. 4.15 Hunde, gelistet nach Rassekategorien, mit maximaler Skalierung 6 Rassekategorie Hütehunde Spitze und Nordische Hunde Gesellschafts-u. Begleithunde Terrier Doggenartige bullartige Terrier Jagdhunde Bauernhunde, Hirtenhunde, Treibhunde Mischlinge n max. Skalierung 6 (abs.) 2 2 % % an max. an Skalierung 6 Rassekategorie n=15 1 6,7 50 0 0 0 0 0 0 3 1 0 0 0 20 6,7 0 0 0 25 5,9 6 4 40 26,7 19,4 8,2 2 3 7 12 17 31 49 Von den 127 Hunden, erhielten insgesamt 15 Hunde als Maximalbewertung eine „6“ , zeigten also einen vollständigen Angriff ohne optische oder akustische Drohsignale. Eine Bewertung mit einer „6“ bedeutet unabhängig von der jeweiligen Situation immer gestört aggressives Verhalten. Mit circa 40 % der Hunde, handelte es sich dabei um „Bauern-, Hirten- und Treibunde“ (6 Hunde) und mit ungefähr 26 % um Mischlinge (4 Hunde). Jeweils ein Vertreter der „Hütehunde“ (Australian Shepherd), sowie der „Jagdhunde“ (Weimaraner) wurden in einer oder mehreren Situationen des Wesenstests mit der Skalierung „6“ bewertet. Von den „bullartigen Terriern“ waren dies drei American-Staffordshire-Terrier (siehe Tab. 4.16). 94 ERGEBNISSE Abb. 4.15 Anteil an den Rassekategorien bei Hunden mit maximaler Skalierung „6“ Im folgenden sind die einzelnen Rassen bzw. Mischlinge aufgeführt, die mit „6“ bewertet worden sind: Tab. 4. 16 Rassevertreter mit maximaler Skalierung 6 Bauernhunde, Hirtenhunde, Treibhunde: Rottweiler Deutscher Schäferhund Malinois Altdeutscher Schäferhund Hovawart Mischlinge Australian Shepherd-Mischling Pitbull-Terrier Mischling American-Staffordshire Terrier-Mischling Rottweiler/American-Staffordshire Terrier Mischling Bullartige Terrier Anzahl 2 1 1 1 1 American-Staffordshire Terrier 3 1 1 1 1 Hütehunde Australian Shepherd 1 Jagdhunde Anzahl Weimaraner 1 95 ERGEBNISSE Aus der Kategorie der „bullartigen Terrier“ waren ausschließlich American-StaffordshireTerrier vertreten und aus der Kategorie der „Bauern-, Hirten- und Treibhunde“ hauptsächlich Schäferhund-artige (Deutscher Schäferhund, Altdeutscher Schäferhund, Belgischer Schäferhund (Malinois) sowie Hunde der Rasse Rottweiler und Hovawart vertreten. Es wurde keiner der untersuchten Hunde in einer der Situationen mit der Skalierung „7“ (wie „6“, aber Beruhigung des Tieres erst nach über 10 Minuten) bewertet. 4.4 Rassekategorien und die Verteilung Für einen Vergleich der Hunde innerhalb einer Rassekategorie wurde der Anteil der einzelnen Skalierungen dargestellt. 4.4.1 Bullartige Terrier Abb. 4.16 Skalierungsverteilung der „bullartigen Terrier“ Etwa zwei Drittel aller „bullartigen Terrier“ zeigten im Wesenstest entweder keine aggressiven Signale oder maximal optisches und/oder akustisches Drohverhalten ohne weitere Annäherung. Das restliche Drittel reagierte mit einem vollständigen aggressiven Angriff mit 96 ERGEBNISSE Beißen, davon zu einem Großteil (25 %) ohne optische oder akustische Drohsignale. Es reagierten signifikant (Fisher’s exakt Test: p = 0,07) mehr „bullartige Terrier“ ohne aggressives Verhalten als mit einem vollständigen Angriff inklusive akustischem oder optischem Drohverhalten. Keiner der „bullartigen Terrier“ zeigte einen unvollständigen Angriff (unvollständige Annäherung), das heißt entweder reagierten alle Hunde dieser Kategorie ohne aggressiven Signale bzw. nur mit Drohverhalten oder es wurde eine vollständige Annäherung gezeigt. 4.4.2 Bauern-, Hirten- und Treibhunde Abb. 4.17 Skalierungen der „Bauern-, Hirten- und Treibhunde“ Mehr als ein Drittel aller „Bauern-, Hirten- und Treibhunde“ reagierte mit optischem und/ oder akustischem Drohverhalten ohne weitere Annäherung. Ungefähr ein Viertel der „Bauern-, Hirten- und Treibhunde zeigte gar kein aggressives Verhalten. Insgesamt reagierten signifikant mehr Hunde aus dieser Kategorie entweder ohne aggressive Signale oder maximal mit Drohverhalten („1“ und „2“) ohne Annäherung als mit einem Angriff (Beißen und vollständige Annäherung: „5“ und „6“) (Fisher’s exakt Test: p = 0,07). Mehr als ein Drittel aller „Bauern-, Hirten- und Treibhunde“ zeigte eine vollständige Annäherung mit Beißen, 97 ERGEBNISSE etwas mehr als die Hälfte davon ohne optische oder akustische Warnsignale. Nur etwa 3 % der Hunde dieser Kategorie zeigten einen unvollständigen Angriff (ohne vollständige Annäherung) und keiner reagierte in einer der Situationen mit der Skalierung „3“, einem Schnappen ohne Annäherung. Insgesamt reagierten ca. 61 % der „Bauern-, Hirten- und Treibhunde“ im Vergleich zu ca. 67 % bei den „bullartigen Terriern“ maximal mit Drohverhalten, also keinem eigentlichen Aggressionsverhalten (Annäherung oder Angriff), während 36 % der „Bauern-, Hirten- und Treibhunde“ im Vergleich zu ungefähr 33 % der „bullartigen Terrier“ mit einem vollständigen Angriff (Skalierungen „5“ und „6“) reagierten. 4.4.3 Mischlinge Abb. 4.18 Skalierungsverteilung der Mischlinge Ungefähr die Hälfte aller Mischlinge reagierte in den Situationen des Wesenstestes maximal mit optischem und/oder akustischem Drohverhalten ohne Annäherung und fast ein Viertel zeigte gar keine aggressiven Signale. Etwas mehr als ein Viertel der Mischlinge zeigte einen vollständigen Angriff (Beißen und vollständige Annäherung). Die Anzahl der Mischlinge mit der Skalierung „1“ oder „2“, also maximal dem Zeigen von Drohverhalten, war 98 ERGEBNISSE höchstsignifikant höher (Fisher’s exakt Test: p < 0,0001) als derjenigen mit einem Angriff (Beißen und vollständige Annäherung). Von den Hunden, die mit Beißen und vollständiger Annäherung reagierten, zeigte die Mehrheit der Hunde (70 %) zuvor optisches oder akustisches Droherhalten (Skalierung „5“). 4.4.4 Jagdhunde Die Abbildung 4.19 zeigt die Verteilung der Skalierungen „1“ bis „6“ für die Kategorie der „Jagdhunde“. Abb. 4.19 Skalierungsverteilung „Jagdhunde“ Ungefähr die Hälfte aller „Jagdhunde“ zeigte in den Situationen des Wesenstests keinerlei aggressive Signale. Verhalten der Skalierung „1“ wurde hochsignifikant häufiger gezeigt, als Verhalten der Skalierung „3“, „4“, „5“ oder „6“. Weitere 30 % zeigten maximal optisches oder akustisches Drohverhalten (Skalierung „2“). 99 ERGEBNISSE 4.4.5 Terrier Ein Vertreter der „Terrier“ zeigte während des gesamten Wesenstests ausschließlich Verhalten mit der Skalierung „1“ oder „2“, also entweder keine aggressiven Signale oder optisches und/oder akustisches Drohverhalten. Der zweite Vertreter der Kategorie „Terrier“ reagierte in einer oder mehreren Situationen des Hund-Mensch-Kontaktes im Wesenstest auch mit einem vollständigen Angriff und Beißen bzw. Beißversuch. 4.4.6 Hütehunde Ein Australian Shephard zeigte keine aggressiven Signale, während der zweite Vertreter der „Hütehunde“ in mindestens einer Situation des Wesenstests auch mit einem vollständigen Angriff und Beißen bzw. Beißversuch ohne vorheriges Drohverhalten, reagierte, somit inadäqaut aggressives Verhalten zeigte. 4.4.7 Doggenartige Die Abbildung 4.20 zeigt die Verteilung der Skalierungen „1“ bis „6“ für die Kategorie der „Doggenartigen“. Abb. 4.20 Skalierungsverteilung „Doggenartige“ 100 ERGEBNISSE Die sieben Vertreter der „Doggenartigen“ reagierten in den Situationen des Wesenstests nur mit Verhalten der Skalierung „1“ oder „2“, zeigten also maximal Drohverhalten, in akustischer und/oder optischer Form ohne jegliche Annäherung. 4.5 Verhalten der Hunde in den einzelnen Situationen Dargestellt werden sollen die Verhaltensweisen der Hunde in den unterschiedlichen Situationen. Dabei soll analysiert werden, in welchen Situationen die Hunde besonders häufig mit aggressivem Verhalten reagierten. Die Situationen sind dabei gruppiert nach Hund-Mensch- und Hund-Umwelt-Kontakt und innerhalb dieser noch in „Bedrohungssituationen“ und „ungewöhnliche Situationen“ sowie „Alltagssituationen“. Für die einzelnen Situationen werden Stichworte (siehe unter 3.2.1) verwendet. 4.5.1 Verhalten der Hunde in den „Bedrohungssituationen“ Es folgt ein Vergleich der Skalierungen aller Hunde in den „Bedrohungssituationen“„Anstarren“, „Anschreien“ in der Hund-Mensch- sowie Hund-Umwelt-Situation und der „Bedrohung mit einem Stock“. 101 ERGEBNISSE Abb. 4.21. Skalierungen aller Hunde in den „Bedrohungssituationen“, Zahlen 1-6 entsprechend der Skalierung aus Tab. 3.1: 1: ohne aggressive Signale 2: optisches oder akustisches Drohverhalten 3: Schnappbewegungen ohne Annäherung 4: Schnappbewegungen mit unvollständiger Annäherung 5: vollständige Annäherung mit Beißen oder Beißversuche mit optischem oder akustischem Drohverhalten 6: wie 5 ohne optisches oder akustisches Drohverhalten In den Situationen „Anschreien“ und „Bedrohung mit Stock“ reagierten zwei Drittel aller Hunde ohne aggressive Signale, während ungefähr 20 % optisches und/oder akustisches Drohverhalten zeigten. Vier bzw. fünf Prozent reagierten mit einer unvollständigen Annäherung („4“) und sieben bzw. acht Prozent mit einem vollständigen Angriff inklusive 102 ERGEBNISSE Beißen bzw. Beißversuch nach vorherigem Drohverhalten („5“). In der Situation „Anschreien“ im Hund-Umwelt Kontakt reagierten im Vergleich dazu etwas mehr, nämlich etwa drei Viertel aller Hunde, ohne jegliche aggressive Signale und im Vergleich zu den vorherigen beiden Situationen, etwas weniger, ungefähr 12 % mit optischem und/oder akustischem Drohverhalten. Der Anteil der Hunde, die in dieser Situation einen vollständigen Angriff mit Beißen (Beißversuch) zeigten, lag mit fast 10 % etwas höher als in den Situationen „Anschreien“ sowie „Bedrohung mit Stock“. Ein signifikanter Unterschied bestand nicht. In der ersten Bedrohungssituation „Anstarren“ reagierten höchstsignifkant mehr Hunde mit optischem und/oder akustischem Drohverhalten (Skalierung „2“) als in den übrigen drei Bedrohungssituationen (Fisher’s exakt Test p = 0,0001). Der Anteil der Hunde mit der Skalierung „1“ war demzufolge in der Situation „Anstarren“ höchstsignifkant geringer, als in den übrigen Bedrohungssituationen. Verglichen mit den übrigen Bedrohungssituationen reagierten in der Situation „Anstarren“ etwas weniger, nämlich sechs Prozent der Hunde, mit einem vollständigen Angriff nach vorherigem Drohverhalten (Skalierung „5“). Mit einem Angriff ohne vorheriges Drohverhalten, also gestört aggresivem Verhalten, reagierte in den Bedrohungssituationen kein Hund. 103 ERGEBNISSE 4.5.2 Verhalten der Hunde in den „ungewöhnlichen“ Situationen Abb. 4.22 Skalierungen aller Hunde in den „ungewöhnlichen Situationen“, Zahlen 1-6 entsprechend der Skalierung aus Tab. 3.1: 1: ohne aggressive Signale 2: optisches oder akustisches Drohverhalten 3: Schnappbewegungen ohne Annäherung 4 Schnappbewegungen mit unvollständiger Annäherung 5: vollständige Annäherung mit Beißen oder Beißversuche mit optischem oder akustischem Drohverhalten 6 wie 5 ohne optisches oder akustisches Drohverhalten Deutlich wird, dass die Situation „Blinder“ bei fast 97 % der getesteten Hunde keine aggressiven Signale hervorgerufen hat. Im Vergleich zu den Bedrohungssituationen (Abb. 4.21), reagierten weniger als 10 % der untersuchten Hunde mit reinem Drohverhalten („2“), 104 ERGEBNISSE und zeigten stattdessen vermehrt Aggressionsverhalten in Form aggressiver Annäherung (Skalierungen „4“, „5“ und „6“). Im Vergleich zu den Bedrohungssituationen zeigte ein Teil der Hunde (zwischen 3 und 4 %) in den Situationen „Abruptes Aufstehen“ sowie „Klatschen und Schreien“ und „Ball“ auch Verhalten der Skalierung „6“, also Beißen bzw. Beißversuche ohne vorheriges Drohverhalten, zu werten als gestört aggressives Verhalten. In den Situationen „Abruptes Aufstehen“, „Klatschen und Schreien“ und „Ball“ konnten zwischen 3 % und 5 % inadäquat aggressives Verhalten beobachtet werden, da der jeweilige Hund hier in einer Nicht-Bedrohungssituation mit Beißen (nach vorherigem Drohverhalten, Skalierung „5“) reagiert hat. In diesen drei Situationen aus Abb.4.22 wurde ebenfalls bei 3-4 % aller Hunde ein gestört aggressives Verhalten beobachtet. 4.5.3 Verhalten der Hunde in den „Alltagssituationen“ Die folgenden Abbildungen zeigen das Verhalten der getesteten Hunde in den insgesamt 23 Alltagssituationen. Aus Übersichtsgründen sind diese aufgeteilt auf 5 Abbildungen. 105 ERGEBNISSE Abb. 4.23 Verhalten der Hunde in den Alltagssituationen (1-5), Zahlen 1-6 entsprechend der Skalierung aus Tab. 3.1: 1: ohne aggressive Signale 2: optisches oder akustisches Drohverhalten 3: Schnappbewegungen ohne Annäherung 4: Schnappbewegungen mit unvollständiger Annäherung 5: vollständige Annäherung mit Beißen oder Beißversuche mit optischem oder akustischem Drohverhalten 6: wie 5 ohne optisches oder akustisches Drohverhalten Bis auf das „Spiel mit der fremden Person“ reagierten in den Situationen aus Abb. 4.23 mehr als 90 % der getesteten Hunde ohne aggressive Signale. In der Situation „schwarzer Mantel“ reagierte ein größerer Teil, fast 5 % der Hunde, mit Drohverhalten (Skalierung „2“), während in der Situation „Spiel mit fremder Person“ der zweitgrößte Teil der Hunde, fast 8 %, mit 106 ERGEBNISSE „gestört aggressivem Verhalten“ (Beißen bzw. Beißversuchen ohne vorheriges Drohverhalten, Sklalierung „6“) reagierte. In der Situation „Spiel mit fremder Person“, zeigten ungefähr 6 % der Hunde optisches und/oder akustisches Drohverhalten (Skalierung „2“). Abb. 4.24 Verhalten der Hunde in den Alltagssituationen II (6-10), Zahlen 1-6 entsprechend der Skalierung aus Tab. 3.1: 1: ohne aggressive Signale 2: optisches oder akustisches Drohverhalten 3: Schnappbewegungen ohne Annäherung 4: Schnappbewegungen mit unvollständiger Annäherung 5: vollständige Annäherung mit Beißen oder Beißversuche mit optischem oder akustischem Drohverhalten 6: wie 5 ohne optisches oder akustisches Drohverhalten 107 ERGEBNISSE In den Alltagssituationen aus Abb. 4.24 reagierten in allen Situationen, bis auf den „Jogger“, mehr als 95 % der Hunde ohne jegliche aggressive Signale. Nur etwa 88 % der Hunde reagierten bei einer vorbeijoggenden Person ohne aggressive Signale, statt dessen reagierten hier 6 % der getesteten Hunde mit Beißen bzw. Beißversuchen ohne vorheriges Drohverhalten, also mit „gestört aggressivem Verhalten“ (Skalierung „6“). Die Anteile der Hunde, die Skalierungen „2“-„5“ zeigten, unterschied sich in dieser Situation nicht von den anderen Alltagssituationen aus Abb.4.23. Abb. 4.25 Verhalten der Hunde in den Alltagssituationen III (11-15), Zahlen 1-6 entsprechend der Skalierung aus Tab. 3.1: 1: ohne aggressive Signale 2: optisches oder akustisches Drohverhalten 3: Schnappbewegungen ohne Annäherung 4: Schnappbewegungen mit unvollständiger Annäherung 5: vollständige Annäherung mit Beißen oder Beißversuche mit optischem oder akustischem Drohverhalten 6: wie 5 ohne optisches oder akustisches Drohverhalten 108 ERGEBNISSE In den Situationen „Betrunkener“ sowie „Weinen“ reagierten etwas mehr als 10 % bzw. knapp 8 % der untersuchten Hunde mit Drohverhalten, ähnlich der Situation „Anschreien“ im Hund-Umwelt Kontext. Ebenso reagierten in der Situation mit dem „Betrunkenen“ fast 4 % der Hunde mit einem Beißen nach vorherigem Drohverhalten, während in den Situationen „Gruppe“ sowie „Berührung im Fahrstuhl“ fast 3 % der Hunde einen vollständigen Angriff mit Beißen bzw. Beißversuchen zeigten. Abb. 4.26 Verhalten der Hunde in den Alltagssituationen (16-20), Zahlen 1-6 entsprechend der Skalierung aus Tab. 3.1: 1: ohne aggressive Signale 2: optisches oder akustisches Drohverhalten 3: Schnappbewegungen ohne Annäherung 4: Schnappbewegungen mit unvollständiger Annäherung 5: vollständige Annäherung mit Beißen oder Beißversuche mit optischem oder akustischem Drohverhalten 6: wie 5 ohne optisches oder akustisches Drohverhalten 109 ERGEBNISSE In den Alltagssituationen aus Abb. 4.26 reagierten in jeder Situation 95 % oder mehr ohne aggressive Signale. In den Situationen „Luftballons“ sowie „Fahrradfahrer“ zeigten ungefähr 4 % der Hunde Drohverhalten ohne Annäherung. In der Situation „Regenschirm“ reagierte ein Teil der Hunde (knapp 3 %) mit Beißen bzw. mit Beißversuchen nach vorherigem Drohverhalten. Abb. 4.27 Verhalten der Hunde in den Alltagssituationen (21-23), Zahlen 1-6 entsprechend der Skalierung aus Tab. 3.1: 1: ohne aggressive Signale 2: optisches oder akustisches Drohverhalten 3: Schnappbewegungen ohne Annäherung 4: Schnappbewegungen mit unvollständiger Annäherung 5: vollständige Annäherung mit Beißen oder Beißversuche mit optischem oder akustischem Drohverhalten 6: wie 5 ohne optisches oder akustisches Drohverhalten 110 ERGEBNISSE In der Situation mit dem „Schrubber“ reagierten fast 98 % der getesteten Hunde ohne jegliche aggressive Signale und nur ein kleiner Teil zeigte Drohverhalten ohne Annäherung (ca. 1 %) und noch weniger (< 1 %) zeigten Beißen bzw. Beißversuche mit vorherigem Drohverhalten. In den Situationen „Ansprache nach Anschreien“ sowie „Feuerzeug“ reagierten deutlich mehr Hunde als in der Situation „Schrubber“, mit Drohverhalten ohne Annäherung (Skalierung „2“) und knapp 90 % zeigten keine aggressiven Signale. In den meisten Alltagssituationen reagierte die Mehrzahl der Hunde (mindestens 90 %) ohne aggressive Signale. Der Anteil dieser Hunde war höchstsignifikant höher als der Anteil der Hunde, die mit aggressivem Verhalten (Skalierungen „2“, „3“, „4“, „5“, „6“) reagierten. Die Ausnahme bildeten hier drei Situationen („Spiel mit fremder Person“, „Jogger“, „Betrunkener“), in denen weniger als 90 % der Hunde ohne aggressive Signale (Skalierung „1“) reagierten. Die Anteile der Hunde in diesen drei Situationen, welche die Skalierungen „5“ oder „6“ zeigten, ist höchstsignifikant höher als in den übrigen Alltagssituationen (Fisher’s exakt Test: p < 0,0006). 4.5.4 Vergleich der Skalierungen in den unterschiedlichen Situationskategorien Es folgen zwei Abbildungen, in denen die Kategorien der verschiedenen Situationen („Bedrohung“, „ungewöhnlich“, „Alltag“) miteinander verglichen werden. Abbildung 4.28 stellt die „Bedrohungssituationen“ den „Nichtbedrohungssituationen“ gegenüber, unter „Nichtbedrohungssituationen“ wurden für diese Darstellung „Alltagssituationen“ sowie die „ungewöhnlichen Situationen“ zusammengefasst. 111 die ERGEBNISSE Abb. 4.28 Vergleich Bedrohungssituation vs. Nichtbedrohungssituation (Alltagssituationen+ ungewöhnliche Situationen) Hierbei wird deutlich, dass nur etwa 64 % der Hunde in den „Bedrohungssituationen“ im Vergleich zu 93 % der Hunde in den „Nichtbedrohungssituationen“ Verhalten der Skalierung “1“, also keinerlei aggressive Signale zeigten. Dafür reagierten deutlich mehr, nämlich ungefähr ein Viertel aller Hunde in den „Bedrohungssituationen“, mit Drohverhalten ohne weitere Annäherung. Es wird aber auch deutlich, dass selbst in den „Bedrohungssituationen“ fast 90 % der Hunde nur mit Verhalten der Skalierung „1“ oder „2“ reagierten, also maximal Drohverhalten zeigten. Aggressionsverhalten im eigentlichen Sinne (Drohverhalten mit Annäherung oder Angriff) zeigten selbst in den „Bedrohungssituationen“ nur etwa 11 % der Hunde, während dies in den „Nichtbedrohungssitutaionen“ ungefähr 3 % waren. In diesen „Nichtbedrohungssituationen“ reagierten über 95 % der Hunde maximal mit Drohverhalten. Abbildung 4.29 stellt die „Bedrohungssituationen“ und deren Skalierungsverteilung denen der „Alltags“- und „ungewöhnlichen“ Situationen gegenüber: 112 ERGEBNISSE Abb. 4.29 Vergleich aller Situationen Beim Vergleich der Situationen fällt auf, dass in den „ungewöhnlichen Situationen“ und auch den „Alltagssituationen“ höchstsignifikant mehr Hunde (Skalierung „1“) als in den „Bedrohungssituationen“ ohne aggressive Signale reagierten (Fisher’s exakt Test: p < 0,0006). In diesen „Bedrohungssituationen“ zeigten außerdem höchstsignifikant mehr Hunde, insgesamt ein Viertel aller Hunde, optisches und/oder akustisches Drohverhalten (Skalierung „2“) (Fisher’s exakt Test: p < 0,0001). Ebenso zeigten signifikant mehr Hunde einen vollständigen Angriff mit Beißen bzw. Beißversuchen nach vorherigem Drohverhalten (fast 8 %), im Vergleich zu 3 % in den „ungewöhnlichen Situationen“ (Fisher’s exakt Test p = 0,1) bzw. knappen 2 % (Fisher’s exakt Test: p = 0,08) in den „Alltagssituationen“. Jedoch zeigte ein kleiner Teil der Hunde in den „ungewöhnlichen Situationen“ (2,3 %) und in den „Alltagssituationen“ (1,1 %) Beißen bzw. Beißversuche in Rahmen eines vollständigen Angriffs, ohne dieses vorher durch optische und/oder akustische Drohsignale anzuzeigen (Skalierung „6“, gestört aggressives Verhalten), während dieses Verhalten in den 113 ERGEBNISSE Bedrohungssituationen nie gezeigt wurde. Insgesamt handelte es sich bei diesen Hunden aber um einen kleinen Anteil an der Gesamtzahl an untersuchten Hunden und es existierte kein signifikanter Unterschied. 4.5.5 Aggressives Verhalten der Skalierungen 5 und 6 in Nichtbedrohungssituationen inadäquat /gestört aggressives Verhalten Aufgeführt sind alle „Alltagssituationen“, in denen einige der untersuchten Hunde mit der Skalierung „5, also einem vollständigen Angriff mit Beißen bzw. Beißversuchen reagierten. Abb. 4.30 Situationen mit der Skalierung „5“ 114 ERGEBNISSE Zwischen den einzelnen Situationen existieren keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Reaktion der Hunde mit der Skalierung „5“. Es hebt sich eine Situation („Betrunkener“) hervor, in der 3,6 % der Hunde mit „5“ reagierten. Ungefähr 2,5 % aller Hunde zeigten in den Situationen „Spiel mit fremder Person“, „Jogger“, „Gruppe“, „Berührung“ (in der Fahrstuhlsituation) sowie „Regenschirm“ und „Feuerzeug“ Verhalten der Sklalierung „5“. In den restlichen Situationen aus Abb. 4.30 reagierten zwischen 1 % und 2 % der Hunde mit der Skalierung „5“. In der Abbildung 4.31 sind nur „Alltagssituationen“ aufgeführt, in denen ein Teil der untersuchten Hunde mit einem Angriff inklusive Beißen bzw. Beißversuchen (Skalierung „6“) ohne vorherigem Drohverhalten reagierte. Abb. 4.31 Alltagssituationen mit der Skalierung „6“ Es heben sich deutlich zwei Situationen hervor, in denen 6 % bzw. knapp 8 % der Hunde- im Vergleich zu 1-2 % der Hunde in den übrigen Situationen, inadäquat aggressives Verhalten zeigten. Dies ist zum einen die Situation „Jogger“ und zum anderen das „Spiel mit der fremden Person“. Etwa 3 % der untersuchten Hunde zeigten in der Situation „Spiel mit dem Besitzer“ die Skalierung „6“. In den restlichen sieben Alltagssituationen aus Abbildung 4.31 zeigten nur etwa 1 % der Hunde die Skalierung „6“. 115 DISKUSSION 5.DISKUSSION 5.1 Methoden In der vorliegenden Arbeit wurden alle Wesenstests seit Oktober 2003 an der Tierärztlichen Hochschule Hannover ausgewertet. Es waren nicht alle Videoaufnahmen vorhanden, so dass die Bewertung der Hunde mithilfe der Skalierung bis Oktober 2011 nicht durch die Verfasserin erfolgten, sondern durch eine von vier Tierärztinnen, die in diesem Zeitraum an der Tierärztlichen Hochschule für die Abnahme der Wesenstests und das Verfassen der Gutachten verantwortlich waren. Ab Oktober 2011 wurden die Gutachten durch die Verfasserin selber gefertigt. 5.1.1 Rassezugehörigkeit der Hunde Die Zuordnung der Hunde zu einer bestimmten Rasse beruhte auf den Angaben im Besitzerfragebogen und konnten nur selten durch eine vorhandene Abstammungsurkunde verifiziert werden. Vor allem bei Hunden aus dem Tierheim oder solchen, von denen die Elterntiere nicht bekannt waren, wurde oft nur aufgrund äußerlicher Merkmale auf deren Rasse geschlossen. 5.1.2 Wesenstestdurchführung Trotz einheitlicher Vorgaben im „Wesenstest für Hunde“ „Niedersächsischer Wesenstest“ (ML 2003), zeigte sich nach Sichtung des Materials durch die Verfasserin, dass die Durchführung nicht immer einheitlich war. Nach SCHALKE (2012) hat das Testdesign einen erheblichen Einfluss auf das Ergebnis des Tests, so dass von einem solchen Einfluss auch in den der Arbeit zugrundeliegenden Wesenstests ausgegangen werden muss. Indirekt bestand außerdem ein weiterer Einfluss auf das Verhalten des Hundes durch den Hundeführer, der durch den jeweiligen Tester angewiesen wurde und ggf. auch verunsichert wurde. Weiterhin ist bekannt, dass die Aneinanderreihung vieler stressauslösender Situationen zur Auslösung aggressiven Verhaltens führen kann, indem die Schwelle für dessen Auslösung herabgesetzt 116 DISKUSSION wird. Die Art der Durchführung des Testes hat somit über die Höhe des Stresslevels ebenfalls einen entscheidenden Einfluss auf die Auslösung aggressiven Verhaltens. 5.1.3 Begutachtung Der Durchführung des Wesenstests folgt in jedem Fall die Erstellung eines Gutachtens, um zu beurteilen, ob bei dem getesteten Hund Hinweise auf inadäquat bzw. gestört aggressives Verhalten festgestellt werden konnten. Aus dem „Wesenstest für Hunde“ (ML 2003) geht keine eindeutige Definition des Begriffes „inadäquat“ aggressives Verhalten hervor. HIRSCHFELD (2005), BOETTJER (2003), BRUNS (2003) und MITTMANN (2002) stützen sich in der Definition für inadäquates aggressives Verhalten auf den „Wesenstest für Hunde“ nach der Gefahrtierverordnung (GefTVO) aus dem Jahre 2000 (NMELF 2000a, NMELF 2000b). In dieser existierten drei verschiedene Multiplikatoren, „1“ stand hierbei für Bedrohungssituationen“, „2“ für ungewöhnliche Situationen und „3“ für „Alltagssituationen“. Inadäquat war definiert als Verhalten der Skalierung „5“ oder höher in den Alltagssituationen (Multiplikator 3). Der Test galt dann als „nicht bestanden“. Nach dem Wegfall der Multiplikatoren im neuen „Wesenstest für Hunde“ aus dem Jahre 2003 (ML 2003) fehlt dort die Definition für „inadäquat“ aggressives Verhalten. Trotz dessen wurde und wird obige Definition weiterhin von allen Gutachtern am Institut für Tierschutz und Verhalten der Tierärztlichen Hochschule angewandt. Damit galt auch für alle Wesenstests seit Oktober 2003 an der Tierärztlichen Hochschule Hannover folgendes: Verhalten der Skalierung „5“ in den Alltagssituationen galt als nicht der Situation angemessen und somit als situationsinadäquates Verhalten. Verhalten der Skalierung „6“ wurde unabhängig von der Situation als „gestört aggressives Verhalten“ bezeichnet, da hier jegliches Drohverhalten fehlte. Fraglich ist, ob diese Definitionen von allen abnehmenden Stellen des Wesenstests so gehandhabt werden, da sie, wie oben erläutert, im aktuellen „Wesenstest für Hunde“ (ML 2003) fehlen. Die Folgen einer Beurteilung eines Hundes als „inadäquat oder gestört aggressiv“, welches häufig als „Nichtbestehen“ des Wesenstestes bezeichnet wird, bestehen darin, dass ein Hund nach Nichtbestehen des Wesenstests bei bestehender Gefährlichkeitsfeststellung nicht mehr von seinem Halter gehalten werden darf. Über das weitere „Schicksal“ eines solchen Hundes 117 DISKUSSION finden sich im Gesetz bzw. den Durchführungshinweisen auch im NHundG vom 26.05.2011 bisher keine Maßnahmen oder sonstige Vorgehensweisen. Auch SCHÖNING (2012 a,b) betont die enorme Diskrepanz zwischen der juristischen und ethologischen Fragestellung an dieser Stelle sowie die Schwierigkeiten, die sich aus den nicht hinreichend ethologisch, sondern ausschließlich nach menschlichen Moralvorstellungen definierten Begriffen „inadäquat“ oder „gestört aggressives Verhalten“ ergeben. Die Ursachen für ein gestört aggressives Verhalten können ganz unterschiedlicher Natur sein. So kann Jagdverhalten ebenfalls ein Verfolgen und Packen sowie Beißen (der „Beute“) nach sich ziehen und gleicht so einem aggressiven Angriff ohne jegliche Kommunikation mit der „Beute“. Ethologisch betrachtet handelt es sich demnach nicht um „gestörtes“, im Sinne eines von der Norm abweichenden Verhaltens. Das gezeigte Jagdverhalten ist inadäquat, da es sich bei Menschen oder anderen Hunden nicht um adäquate Beuteobjekte handelt und das unangemessene Jagdverhalten auf einer unzureichenden Sozialisation des Hundes gegenüber Menschen und/oder anderen Hunden beruht. Bei fehlendem Drohverhalten handelt es sich selten um eine echte Verhaltensstörung im Sinne eines von der Norm abweichenden Verhaltens, sondern vielmehr häufiger um erlerntes Verhalten. Ziehen aggressive Signale wie Knurren oder Bellen oder auch das Fixieren häufig positive Strafe nach sich, wird der Hund dieses in der Folge weniger häufig zeigen und ohne Drohverhalten zur nächsten Stufe übergehen. Häufig liegt dem aggressiven Verhalten hier Unsicherheit zugrunde. Bei einigen Rassen ist es schließlich schwierig, optisches Drohverhalten als solches zu erkennen, vor allem wenn es nur über einen kurzen Zeitraum gezeigt wird. Erschwert wird die Beurteilung des optischen Ausdrucks noch durch das eventuelle Tragen eines Maulkorbes und/oder einer ungünstigen Videoaufnahme. Somit ist nicht auszuschließen, dass Drohverhalten, vor allem wenn von kurzer Dauer, vom Gutachter übersehen wurde. Hinsichtlich der Aussagekraft des Wesenstests für das Vorliegen eines gestört oder inadäquat aggressiven Verhaltens müssen zum einen die Subjektivität des Testers bei der Durchführung und die des Gutachters bei der Bewertung und zum anderen die Darstellung einer reinen Momentaufnahme eines jeden Wesenstests als kritisch gesehen werden. Es werden zudem keine Situationen mit Kindern abgeprüft und der Test findet aus Sicherheitsgründen in der 118 DISKUSSION Regel in einem umzäunten Areal statt. Viele Hunde können diesen Kontext von ihrem „normalen“ Alltag unterscheiden und zeigen eventuell ein anderes Verhalten. Weiterhin darf der Faktor des Lernverhaltens während des Testes nicht vernachlässigt werden. So lernt der Hund anhand der Gleichförmigkeit vieler Situationen, dass keine reale Bedrohung existiert. Mussten Situationen wiederholt durchgeführt werden um nachzutesten, ob der Hund aufgrund des Leinenendes gestoppt wurde oder sich ohne Leine vollständig angenähert hätte, kam es aufgrund der Lernerfahrung häufig nicht erneut zur Auslösung aggressiven Verhaltens. Zeigt ein Hund in einer „Alltagssituation“ Beißen bzw. Beißversuche (Stoßen durch den Maulkorb), liegen bei diesem Hund Hinweise auf inadäquat aggressives Verhalten vor und der Test gilt als „nicht bestanden“. Problematisch ist diesbezüglich die Aneinanderreihung vieler „bedrohlicher“ und „ungewöhnlicher“ Situationen, bevor der Hund in eine „Alltagssituation“ kommt, so dass der Stresslevel zu diesem Zeitpunkt bereits sehr hoch ist. Im ungünstigen Falle hat der Hund bis dahin schon die Erfahrung gemacht, dass er immer wieder in bedrohliche Situationen kommt und ihm Meideverhalten, welches er vielleicht in den Situationen anfangs zeigte, nicht weiterhilft. Der Hund hat dann gelernt, dass Meideverhalten im Konflikt keinen Erfolg bringt, da die Situationen immer andauern. Der Hund reagiert aus diesem Grund mit „fight“. Es stellt sich somit die Frage, inwieweit von einem Wesenstest auf das tatsächliche Sozialverhalten eines Hundes geschlossen werden kann. Möglicherweise besteht auch eine Rasseabhängigkeit hinsichtlich der Stressanfälligkeit und demzufolge dem vermehrten Auftreten von inadäquat aggressivem Verhalten. SCHALKE (2012) beurteilt aufgrund eigener langjähriger Erfahrungen mit dem Niedersächsischen Wesenstest diesen hinsichtlich seiner Validität und Reliabilität als nur bedingt geeignet, da ein Schluss auf das zukünftige Verhalten anhand der Ergebnisse nicht bzw. nur eingeschränkt möglich ist und zum anderen die Reliabilität von einer ausreichende Schulung des Gutachters abhängt. Die Methodik der vorliegenden Arbeit bestand ebenfalls in einer Analyse der Rassen aller Hunde, die seit Oktober 2003 überhaupt für einen Wesenstest an der Tierärztlichen Hochschule aufgrund einer vorausgegangen Auffälligkeit, meistens auch nach bereits erfolgter Gefährlichkeitsfeststellung vorgestellt worden sind. Auch hier kann jedoch nicht von einem einheitlichen Vorgehen ausgegangen werden. Die Zuständigkeit für die Beurteilung eines Hundes auf dessen eventuelle Gefährlichkeit im Sinne des NHundG ist je nach Kreis 119 DISKUSSION bzw. kreisfreien Städten unterschiedlich geregelt, so dass in einigen Landkreisen bzw. kreisfreien Städten Ordnungsbeamte Hunde beurteilen, oftmals ohne ausreichende Qualifikation im Bereich Hundeverhalten. In anderen Landkreisen oder kreisfreien Städten ist ein Tierarzt für die Begutachtung der Hunde zuständig. Eine ausreichende Fachkompetenz ist jedoch nicht zwangsläufig gegeben, da innerhalb des Studiums der Veterinärmedizin Inhalte dieser Art nicht verpflichtend gelehrt werden und häufig die entsprechende Praxis fehlt. Die Durchführungshinweise zum Niedersächsischen Gesetz über das Halten von Hunden geben nur Anhaltspunkte und die grobe Vorgehensweise vor, so dass hier eine weitere Ursache für die höchst unterschiedlichen Beurteilungen von „auffälligen“ Hunden liegt. 5.1.4 Auswertung der Daten Die Anzahl der insgesamt untersuchten Hunde ist mit 127 Hunden und jeweils nur einem bis maximal drei Vertretern einzelner Rassen gering und für eine statistisch aussagekräftige Auswertung nicht ausreichend. Aus diesem Grund wurden die einzelnen Rassen in Anlehnung an RÄBER (1995) in Kategorien zusammengefasst. In die Kategorie „Bauern-, Hirten- und Treibhunde“ nach RÄBER (1995) wurden aufgrund vieler Gemeinsamkeiten in der ursprünglichen Verwendung die Schäferhunde (Deutscher und Belgischer) ebenfalls zugeordnet. Die Kategorie der „Terrier“ wurde aufgetrennt in „bullartige“ Terrier sowie die übrigen Terrier, um die sogenannten „Kampfhunderassen“ gesondert betrachten zu können. Weitere „Listenhunde“, die in einigen Bundesländern auf der Liste der „gefährlichen Hunderassen“ genannt sind, finden sich in der Kategorie „Doggenartige“. Diese Zusammenlegung verschiedener Rassen folgt keinem einheitlichen und standardisierten Verfahren und ist damit zwangsläufig fehleranfällig. Sie beruhte hauptsächlich auf der ursprünglichen Verwendung der Hunde und den sich daraus ergebenden ähnlichen typischen Verhaltensmustern inklusive der Reaktions- und Reizschwelle. 120 DISKUSSION 5.2 Diskussion der Ergebnisse 5.2.1 Anteil der einzelnen Rassen Unter den 127 getesteten Hunden, konnte keine signifikante Rassehäufung festgestellt werden. Einzelne Rassen traten somit nicht signifikant häufiger als andere auf. Bei 41 % der Hunde handelte es sich um Mischlinge, zumeist mittelgroßer Rassen. Diese waren höchstsignifkikant häufiger vertreten als die einzelnen Rassen. Die Verteilung in der Gesamtpopulation aller Hunde in Deutschland ist schwer zu ermitteln und kann nur geschätzt werden. Laut VDH Statistik kann davon ausgegangen werden, dass in Deutschland jährlich etwa 500.000 Welpen verkauft werden. Hiervon werden ungefähr 400.000 Hunde in Deutschland gezüchtet. Von diesen sind circa 265.000 Rassehunde- und circa 135.000 Mischlingswelpen. Unter den restlichen etwa 100.000 importierten Welpen sind etwa 80.000 Rassehunde und ca. 20.000 Mischlinge (VDH 2013b). Das entspräche einem Anteil von ungefähr einem Drittel an jährlich verkauften Mischlingswelpen und zwei Dritteln Rassehundewelpen. Eine Studie der Universität Göttingen aus dem Jahre 2006 geht nach Schätzungen von einer Gesamtpopulation von ungefähr 5 Millionen Hunden in Deutschland aus, die sich zu einem Drittel aus Mischlingen und zwei Dritteln aus Rassehunden zusammensetzen (OHR u. ZEDDIES 2006). Eine genaue Zahl ist nicht zu ermitteln, da nicht alle Hunde steuerlich gemeldet sind. Der Anteil der Mischlinge in der vorliegenden Arbeit ist somit um ungefähr 10 % höher als die obigen Schätzungen des Anteils der Mischlinge an der Gesamtpopulation (33 %). Die Summe aller Rassehunde (59 %) in der vorliegenden Arbeit ist jedoch trotz alledem größer als die Zahl der Mischlinge (41 %) der Mischlinge. Genaue Zahlen über die gehaltenen Rassen in Deutschland lassen sich derzeit nicht zuverlässig ermitteln. Die häufigsten in Deutschland vertretenen Rassehunde sind laut VDH-Statistiken der Deutsche Schäferhund (ca. 12700 Welpen in 2012), der Teckel (ca. 6000 in 2012), Jagdhunde wie der Deutsch-Drahthaar, der Labrador sowie der Golden Retriever (mit 25003000 Welpen) und der Pudel, der Deutsche Boxer und die Deutsche Dogge mit Welpenzahlen zwischen 1500 und 2000 (VDH 2013b). Diese Verteilung findet sich in der vorliegenden Arbeit bis auf den Deutschen Schäferhund nicht wieder. Eine vermehrte Repräsentation einiger Rassen beispielsweise des Rottweilers ist somit nicht durch deren Verteilung in der 121 DISKUSSION Gesamtpopulation erklärbar. Die Zahlen der VDH- Welpenstatistik können jedoch nur bedingt herangezogen werden, da hierbei nicht die Zahlen von importierten Welpen enthalten sind. Nach Zusammenfassung der einzelnen Rassen in Kategorien und Vergleich der Rassekategorien untereinander fiel auf, dass Hunde der „Bauernhunde-, Hirten- und Treibhunde“-Kategorie signifikant häufiger bzw. sogar hoch- bis höchstsignifikant häufiger als andere Rassekategorien vertreten waren. Zu diskutieren wäre somit eine Häufung dieser Kategorie. Die genauere Betrachtung der Kategorie ergab, dass es sich zu einem Großteil um Deutsche Schäferhunde (10 Hunde) sowie Rottweiler (9 Hunde) handelte. Betrachtet man den Deutschen Schäferhund, ist dieser laut VDH- Statistiken der letzten Jahre (12800 Welpen in 2012) der häufigste in Deutschland gezüchtete Rassehund (VDH 2013a). Daher mag die Häufung in dieser Untersuchung damit begründbar sein. Für den Rottweiler jedoch gilt das nicht, im Jahr 2012 gab es laut VDH-Welpenstatistik ca. 250 Rottweiler (VDH 2013a). Mögliche Gründe für eine Rassehäufung von Deutschem Schäferhund und Rottweiler wären beispielsweise, dass beide in bestimmten Personenkreisen sehr beliebt sind und es möglicherweise an ausreichender Sachkunde mangelt, folgt man BRUNS (2003), die in ihrer Dissertation zu dem Schluss kam, dass die Sachkunde des Besitzers der beeinflussende Faktor dafür ist, ob ein Hund im Konflikt die „fight“-Strategie wählt. Hier sollten aber zusätzlich die rassebedingten Unterschiede hinsichtlich der bevorzugt gewählten Strategie eines Hundes im Konflikt berücksichtigt werden. Sowohl der Deutsche Schäferhund als auch der Rottweiler dienten in der Vergangenheit dem Schutz von „Herr und Haus“, inklusive des Viehs. Zu den ursprünglichen Aufgaben beider gehörte ferner das Treiben von Vieh, von Schafen im Falle des Schäferhundes und häufiger von Kühen im Falle des Rottweilers (RÄBER 1995). Beide Rassen durften im Konflikt keine Scheu zeigen und eher nach vorne gehen, denn Fluchtverhalten zeigen. Beim Deutschen Schäferhund kommt hinzu, dass dieser relativ früh weg vom eigentlichen Verwendungszweck seine hauptsächliche Verwendung als Polizei- und Diensthund fand. Beiden Rassen gemein ist aber auch die starke Veränderung der Zucht hin zu äußerlichen Merkmalen, so dass heutige Vertreter kaum noch den damaligen Hunden der Rassen ähneln. Mit einer Zucht auf rein äußerliche Merkmale verbunden ist nach RÄBER (1995), FEDDERSEN-PETERSEN (2004) sowie COPPINGER und COPPINGER (2001) 122 DISKUSSION eine Veränderung des Interieurs hin zu größerer Stressanfälligkeit und geringerer Nervenstärke. Es kann also durchaus der Schluss gezogen werden, dass beiden Rassen gemein eine höhere Stressanfälligkeit ist, kombiniert mit der Tendenz im Konflikt eher mit Aggressionsverhalten zu reagieren. Eine höhere Stressanfälligkeit verursacht im Alltag eher das Empfinden von Konflikten, möglicherweise verstärkt durch mangelnde Sachkunde der Halter, so dass vermehrt „auffälliges“ Verhalten erklärt werden könnte. Für beide Rassen getrennt voneinander waren jedoch in der vorliegenden Arbeit keine signifikanten Unterschiede feststellbar und die beschriebenen „Besonderheiten“ der beiden Rassen treffen ebenso auf die übrigen Vertreter besonders der Kategorie „Bauern-, Hirten- und Treibhunde“ zu. Mit 17 Hunden (ca. 13 %) waren die „Jagdhunde“ als zweithäufigste Kategorie nach den „Bauern-, Hirten- und Treibhunden“ vertreten. Bis auf zwei Dackel sowie zwei Labrador Retriever handelte es sich dabei ausschließlich um Vorstehhunde (kleiner Münsterländer, Deutsch Drahthaar, Deutsch Kurzhaar, Irish Red Setter, Weimaraner). Dicht danach folgten mit 12 Hunden (knapp 10 %) die „bullartigen Terrier“ mit Staffordshire Bullterrier, American-Staffordshire Terrier sowie Pitbull Terrier. Von den „Doggenartigen“ waren 6 Hunde (Bordeux-Dogge, Dogo Canario, Perro de Preso Canario, Boxer, Englische Bulldogge), von den „Terriern“ drei (Deutscher Jagdterrier, Kerry-Blue Terrier, Jack-Russel Terrier), aus der Kategorien „Hütehunde“(Australian Shepherd), „Spitze und Nordische Hunde“ (Akita Inu, Husky) sowie „Gesellschafts- und Begleithunde“ (Mops, Französische Bulldogge) waren jeweils zwei Hunde vertreten. Außerhalb der Kategorie der „Bauern-, Hirten- und Treibhunde“ bestanden keine signifikanten Unterschiede zwischen den übrigen Kategorien. Die Kategorie der „bullartigen Terrier“ sowie der „Doggenartigen“ waren nicht signifikant häufiger vertreten als andere. Vertreter dieser beider Kategorien sind in den übrigen Bundesländern außer Niedersachsen auf den Rasselisten genannt. Eine größere Auffälligkeit bei Hunden dieser Rassen ergibt sich aus der vorliegenden Arbeit jedoch nicht. Es scheinen vielmehr rasseunabhängige Kriterien zu sein, die in der vorliegenden Arbeit zu auffälligen Hunden führten. Betrachtet man die einzelnen Kategorien und deren Verteilung ist sichtbar, dass die Vertreter der kleineren Rassen deutlich weniger häufig vertreten waren. Es erscheint nachvollziehbar, dass Hunde größerer Rassen ein größeres Gefährdungspotential 123 DISKUSSION darstellen als die kleiner, einfach aufgrund der höheren Körpermasse und des größeren Kräftepotentials. Eine Rolle spielt ebenso die Wirkung größerer Hunde auf Menschen und auch auf andere Hunde, aufgrund dessen sich Menschen und andere Hunde eventuell verändert gegenüber diesen Hunden verhalten. Doch auch Hunde kleiner Rassen können ursächlich an Beißvorfällen beteiligt sein: Zu nennen sind hier insbesondere Terrier, die über Jahrzehnte dafür gezüchtet wurden, im Konflikt ebenfalls „fight“ zu wählen (RÄBER 1995, ALDERTON 1996, HART und HART 2005) und aus diesem Grund bei subjektiv empfundenen Konflikten mit hoher Wahrscheinlichkeit mit aggressivem Verhalten reagieren. Somit ist nicht nur die Größe des Hundes auschlaggebend. Hier spielt aber eventuell die „Auswahl“ der der vorliegenden Arbeit zugrundeliegenden Hunderassen eine Rolle. Bis auf einzelne ging allen Wesenstests dieser Hunde ein Beißvorfall voraus, an dem der jeweilige Hund beteiligt war und aufgrund dessen er von der zuständigen Behörde als „gefährlich“ erklärt worden ist. Zur Beurteilung eines Hundes aufgrund eines Beißvorfalles durch die zuständige Behörde kommt es wiederum nur, wenn der Beißvorfall meist durch den Besitzer des geschädigten Hundes oder den gebissenen Menschen bei der Behörde angezeigt wird. Zur Anzeige kommen mit hoher Wahrscheinlichkeit eher Unfälle mit größeren Hunden, da hier häufig ein größerer Schaden entstanden ist. Möglicherweise spielt auch eine größere Angst der Anzeigenden eine Rolle. 5.2.2 Mischlinge Die am häufigsten vertretenen Mischlinge waren mit 16 (von 53) Hunden, LabradorMischlinge. Hier muss allerdings eingewandt werden, dass mittelgroße, kurzhaarige Mischlingshunde sehr häufig als „Labrador- Mischling“ angesprochen werden, besonders bei Hunden aus Tierheimen, bei denen die Elterntiere nicht bekannt sind. Ebenfalls gängige Praxis ist die Bezeichnung eines Hundes vom bullterrierartigen Typ als „Labrador-Boxer Mischling“, um der Diskriminierung der „Listenhunde“ zu entgehen. 124 DISKUSSION 5.2.3 Inadäquat/gestört aggressives Verhalten Von den insgesamt 127 Hunden, zeigten 27 ein inadäquat bzw. gestört aggressives Verhalten, das entspricht ungefähr 21%. Im Vergleich dazu reagierten bei MITTMANN (2002) nur 4,8 % der Hunde mit inadäquat oder gestört aggressivem Verhalten. Bei diesen Hunden handelte es sich jedoch verglichen mit der vorliegenden Arbeit nicht um zuvor „auffällige“ Hunde. Bis auf sechs Hunde waren alle Hunde dieser Arbeit im Vorfeld durch einen Beißvorfall (Hund oder Mensch) auffällig gewesen, in ungefähr 17 % der Fälle war der zugrundeliegende Vorfall nicht bekannt. Auffällig mit einem deutlichen Trend (p= 0,08), war der höhere Anteil an Hunden mit inadäquat oder gestört aggressivem Verhalten, die im Vorfeld durch den Biss eines oder mehrerer Menschen auffällig geworden waren, im Vergleich zu denen, die im Vorfeld einen anderen Hund gebissen hatten. Hierbei gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen einzelnen Rassen. Dieses Ergebnis weist damit darauf hin, dass weniger die Rasse des Hundes für die Ausbildung von inadäquat oder gestört aggressivem Verhalten eine Rolle spielt. Es gilt stattdessen, den Fokus auf andere rasseunabhängige vor allem Umweltfaktoren, wie die Lernerfahrung oder die mangelnde Sozialisierung von Hunden zu lenken (FEDDERSEN-PETERSEN 2000, 2004, 2008, SCHÖNING 2000, EICHELBERG 2000, HAMANN 1991, FEDDERSEN-PETERSEN u. HAMANN 1994, JUNG et al. 2012). Es zeigte sich zumindest in der vorliegenden Arbeit vielmehr, dass Hunde, die schon gegenüber einem Menschen auffällig geworden waren, signifikant häufiger inadäquat oder gestört aggressives Verhalten zeigten. Betrachtet man die 17 Hunde, die zuvor einen Menschen gebissen hatten und hiernach den Wesenstest absolvieren mussten, wird deutlich, dass etwa die Hälfte davon auch oder ausschließlich gestört aggressives Verhalten zeigte. Diese acht Hunde reagierten also mit Beißen, ohne dieses vorher durch Drohverhalten anzuzeigen. Auf die Unterscheidung zwischen aggressivem Verhalten ohne die entsprechenden Eskalationsstufen und inadäquatem Jagdverhalten wurde bereits (siehe 5.1.3) eingegangen. Betrachtet man auch die Situationen mit der Skalierung „6“ bei diesen acht Hunden, so handelte es sich ausschließlich um Situationen mit schnellen und plötzlichen Bewegungen (Spiel mit fremder Person, abruptes Aufstehen, Jogger, Stolpern). Aus diesem Grund ist mit hoher Wahrscheinlichkeit von inadäquatem Jagdverhalten auszugehen, zumal alle acht Hunde in anderen Situationen durchaus Drohverhalten (mindestens Skalierung „2“) 125 DISKUSSION gezeigt haben, also davon auszugehen ist, dass diese Hunde sehr wohl abgestuft aggressiv reagieren können. Unter allen 27 Hunden, die mit inadäquat oder gestört aggressivem Verhalten reagierten, existierte kein signifikanter Unterschied zwischen einzelnen Rassen. Bei der Betrachtung der einzelnen Kategorien zeigte sich, dass die Hunde mit inadäquat aggressivem bzw. gestört aggressivem Verhalten aus den Kategorien der Mischlinge, der „Bauern-, Hirten- und Treibhunde“, der „Jagdhunde“, der „bullartigen Terrier“, der „Terrier“ sowie der „Hütehunde“ stammten. Es fiel auf, dass aus der Kategorie der „Bauern-, Hirten- und Treibhunde“ sowie der „bullartigen Terrier“ jeweils fast ein Drittel aller Hunde den Wesenstest nicht bestanden hatten. Auffällig war, dass innerhalb dieses Drittel zwei Drittel aller „bullartigen Terrier“ und fast 60 % aller „Bauern-, Hirten- und Treibhunde“ ein gestört aggressives Verhalten zeigten. Jeweils ca. ein Drittel bzw. 40 % aller „bullartigen Terrier“ bzw. „Bauern-, Hirten- und Treibhunde“ reagierte mit inadäquat aggressivem Verhalten, also einem Beißen (nach vorangegangenem Drohverhalten) in einer Alltagssituation. Schaut man sich die jeweiligen Hunde an, die mit der Skalierung „6“ bewertet wurden, fällt weiterhin auf, dass dieselben Hunde in anderen Situationen durchaus mit einer „5“ reagierten, also in der Lage waren, abgestuft aggressiv zu reagieren. Aus diesem Grund handelt es sich bei diesen Hunden höchstwahrscheinlich eher um unangemessenes Jagdverhalten. Unterstützt wird diese Annahme durch die Art der Situationen, in denen die Hunde mit der Skalierung „6“ reagiert haben. Es handelte sich dabei in erster Linie um die Situationen „Jogger“ und „Spiel mit fremder Person“- in beiden Situationen treten schnelle und plötzliche Bewegungen auf, Reize, die bei Hunden Jagdverhalten auslösen können. Ein Hund muss in der Sozialisierungsphase lernen, dass andere Hunde und Menschen nicht zu den jagdbaren Objekten gehören. Somit sollte die Sozialisierungsphase als ein wesentlicher rasseunabhängiger Faktor für die Entstehung potentiell gefährlicher Hunde angesehen werden (FEDDERSEN-PETERSEN 2000, 2004, 2008, JUNG et al. 2012, COPPINGER u. COPPINGER 2001). Nach JUNG et al. (2012) bedeutet die „Befreiung“ von Hunden aus Tötungsstationen und Urlaubsländern mit abweichendem Sozialisierungs- und Habituationshintergrund oder die Bestellung von Hunden im Internet per Mausklick einen Verzicht auf die wichtigste Lernperiode in der Entwicklung des Hundes. Diese Phase, in welcher der Hund angstfrei alltägliche Geräusche und 126 DISKUSSION Gegenstände kennenlernen sowie den angemessenen Umgang mit Menschen und Artgenossen lernen kann, stellt nach JUNG et al. (2012) die Basis dar, um Bissverletzungen beim Menschen zu vermeiden. Aus diesem Grund sollten Hundeanfänger daher möglichst Welpen aus verantwortungsvoller Hand mit umfassender Information vor der Anschaffung erwerben mit anschließendem Besuch einer guten Hundeschule mit Welpengruppe (JUNG et al. 2012). Wie bereits unter 2.3.2 erläutert, stellt die Angst einen der häufigsten Auslöser für aggressives Verhalten dar, nach DEHASSE (2002) beißen ängstliche Hunde in der Regel heftiger zu. JUNG u. PEPPERL (2012) und JUNG et al. (2012) analysierten anhand vorliegenden Studien und Statistiken über Beißunfälle beim Menschen die Faktoren, die einen „gefährlichen Hund“ kennzeichnen. Nach neuesten Beißstatistiken beißen Hunde zu 58 % bekannte Menschen und zu 74% bekannte Kinder. Außerdem werden danach Kinder bis zu einem Alter von 9 Jahren doppelt so häufig gebissen wie Erwachsene und schwerer verletzt (JUNG u. PEPPERL 2012, JUNG et al. 2012). Die Verletzungen bei den Kindern befinden sich vor allem im Gesicht, nach JUNG et al. (2012) besteht nicht, wie allgemein angenommen, ein Zusammenhang zwischen Bissverletzungen im Gesicht und Größe des Hundes, sondern entscheidend ist vielmehr das Alter des Kindes und damit dessen Verhalten gegenüber dem Hund. Kleine Kinder nähern sich beispielsweise bevorzugt an liegende Hunde an, da der Hund dann nicht weglaufen kann. Gründe für Bisse durch bekannte Hunde liegen in der geringeren Scheu gegenüber dem bekannten Hund und der größeren Wahrscheinlichkeit des Zusammentreffens zwischen Kind und bekanntem Hund. 86 % aller Bisse erfolgen während einer Interaktion mit dem Hund ausgehend von dem Kind (JUNG et al. 2012). Die Ursache sehen JUNG et al. (2012) vor allem in dem fehlendem Gefahrbewusstsein der Kinder bis 5 Jahre und dem fehlenden Präventionsbewusstsein von Kindern bis 8 oder 9 Jahren. Nach JUNG et al. (2012) kann „ein Hund jeder Rasse jederzeit beißen“, entscheidend sind die Verfassung des individuellen Hundes sowie der jeweilige Auslöser. JUNG et al. (2012) schlussfolgert aufgrund der in 80 % aller Fälle durch den eigenen oder einen bekannten Hund erfolgenden Bisse (HORISBERGER 2002, KAHN et al. 2003), dass die Rasse des Hundes primär keine Rolle spielt und aggressives Verhalten eines Individuums einer multifaktoriellen Genese unterliegt, die sich zusammensetzt aus der Genetik, der Welpenzeit (Anwesenheit der Mutterhündin, Sozialisierung), der Erziehung durch den Menschen, hier vor allem der Anwendung physischer Strafen sowie dem Vorliegen von Krankheit bzw. Schmerzen. Ein 127 DISKUSSION Rasseeinfluss ist lediglich bedingt durch die Größe und daher höhere Masse des Hundes, die schwerere Verletzungen auch bei freundlicher Annäherung durch Anspringen verursachen kann. Hier spielt dann ebenfalls die Reaktions- und Reizschwelle des Hundes und damit unter Umständen die Rasse des Hundes eine Rolle. Von ebensolcher Bedeutung sind jedoch die individuellen Erfahrungen des jeweiligen Hundes. Eine wichtige Rolle spielt auch die häufig fehlende Auslastung Verwendungszweck bestimmter gehalten Rassen, werden, wie die entgegen beispielsweise ihrem bei der ursprünglichen Haltung von Herdenschutzhunden als reine Familienhunde, hier sind ein erfahrener Ausbilder und Hundeführer sowie ein adäquates Betätigungsfeld nötig (JUNG 2012b). Nach HALLGREN 1997 beugt Beschäftigung Verhaltensproblemen, wie dem Hüten von Menschen als Ersatztieren oder unangemessenem Jagdverhalten vor. Nach DEHASSE (2002) beißen jagende Hunde wenn, dann ernsthaft zu. Vielfach wird von mangelndem Gehorsam bei beißenden Hunden ausgegangen. Nach JUNG et al. (2012) geht es bei der Interaktion von Hunden mit Kindern aber vor allem um Ressourcen, Schmerz und Angst. Hunde, die mit physischen Strafen erzogen werden, zeigen dem Menschen gegenüber Angst, woraus sich ein höheres Risiko dieser Hunde ergibt, zu beißen. Hunde, die vor allem über positive Verstärkung erzogen werden, sind stabiler (JUNG et al. 2012). Eine „Rangeinweisung“ eines Hundes durch Kinder ist nicht nur aus ethologischer Sicht Unsinn, sondern auch noch hochgefährlich (JUNG et al. 2012). Die Arbeit mit dem Hund ist für den Hund essentiell, da nicht nur Verhaltensproblemen vorgebeugt wird, sondern Hunde, die gut im Gehorsam stehen, in Stresssituationen auch leichter zu lenken sind. Aus der Kategorie der „Doggenartigen“ zeigte keiner der Hunde ein inadäquat oder gestört aggressives Verhalten. Aus der Kategorie der „Bauern-, Hirten- und Treibhunde“ sowie der „Jagdhunde“ zeigten hingegen 7 % bzw. 32 % der Hunde ein solches Verhalten. Schaut man sich die Rasselisten der verschiedenen Bundesländer an, so finden sich darauf auch viele Vertreter der „Doggenartigen“. Diese Hunde zeichnen sich in der Regel durch eine niedrige Erregungslage und eine hohe Reizschwelle aus, so dass es nicht nachvollziehbar erscheint, warum Vertreter dieser Rassen „gefährlicher“ sein sollen, als andere. Unterstützt wird die Unauffälligkeit dieser Kategorie in der vorliegenden Arbeit durch die Skalierungsverteilung 128 DISKUSSION in der Kategorie der „Doggenartigen“. Alle Hunde zeigten entweder keinerlei aggressive Signale (57 %) oder aber maximal Drohsignale ohne aggressive Annäherung. 5.2.4 Skalierungsverteilung innerhalb der einzelnen Kategorien In den Kategorien „Doggenartige“, „bullartige Terrier“ sowie „Jagdhunde“ betrug der Anteil der Hunde, die im Wesenstest nur mit der Skalierung „1“ somit ohne aggressive Signale reagierten, ungefähr die Hälfte der jeweiligen Kategorie. Im Vergleich dazu betrug dieser Anteil unter den „Mischlingen“ sowie den „Bauern-, Hirten,- und Treibhunden nur etwa jeweils ein Viertel der Gesamtanzahl in der Kategorie. Die „Bauern-, Hirten- und Treibhunde“ reagierten also tendenziell häufiger, die Mischlinge sogar höchstsignifikant häufiger mit aggressivem Verhalten. Für die Mischlinge zeigte sich, dass die restlichen drei Viertel mit fast 50 % maximal Drohverhalten zeigten und zu etwa 20 % mit Beißen nach vorherigem Drohverhalten reagierten. Ein kleinerer Teil (8 %) zeigte das Beißen nicht durch vorheriges Drohverhalten an (Skalierung 6), wie unter 5.2.3 erläutert, handelte es sich hier höchstwahrscheinlich um unangemessenes Jagdverhalten. Somit reagierten also fast drei Viertel aller Mischlinge maximal mit optischem oder akustischem Drohverhalten. Das restliche Viertel reagierte mit Beißen, davon ein Drittel ohne dieses vorher anzuzeigen, also wahrscheinlich mit inadäquatem Jagdverhalten. Signifikante Unterschiede zwischen den Mischlingen und einzelnen anderen Kategorien waren jedoch nicht vorhanden. Möglicherweise wurde ein größeres Spektrum an Verhaltensweisen abgedeckt, da deutlich mehr Mischlinge vertreten waren, als Rassen der anderen Kategorien. Ebenfalls auffällig war der niedrigere Anteil (ohne Signifikanz) der „Bauern-, Hirten- und Treibhunde“, die keine aggressiven Signale zeigten. Die restlichen Hunde dieser Kategorie zeigten zu einem Drittel maximal optisches oder akustisches Drohverhalten oder aber zu einem Drittel Beißen, der größere Anteil davon (55 %) ohne dieses vorher mittels Drohsignalen anzuzeigen. Auf die eventuellen Ursachen für die „Bauern-, Hirten- und Treibhunde wurde bereits in 5.2.1 näher eingegangen. Eine weitere „auffällige“ Kategorie mit einem größeren Anteil an aggressiven Signalen war die Kategorie der „Jagdhunde“. Der Großteil dieser Kategorie knapp 53 % reagierte ohne aggressive Signale, der restliche Teil zu etwa 30 % mit maximalem Drohverhalten und ein geringere Teil, ungefähr 12 %, reagierten mit Beißen, jeweils zur 129 DISKUSSION Hälfte nach vorherigem Drohverhalten bzw. zur anderen Hälfte, ohne dieses vorher anzuzeigen. Höchstwahrscheinlich handelte es sich auch in der Kategorie der „Jagdhunde“ um unangemessenes Jagdverhalten. Von den Kategorien, die überhaupt mit Beißen reagierten, waren die „Jagdhunde“ allerdings am seltensten vertreten. Auffällig, jedoch nicht signifikant häufiger, war der Anteil der „bullartigen Terrier“, die mit Beißen reagierten. Die Skalierungsverteilung innerhalb dieser Kategorie unterscheidet sich sehr von der der restlichen Kategorien, bei denen Verhalten der Skalierung „2“ häufiger war als Verhalten der Skalierung „5“ oder „6“. Innerhalb der „bullartigen Terrier“ zeigte sich, dass diese zwar zur Hälfte ohne jegliche aggressive Signale reagierten, die restlichen 50 % jedoch nur zu einem Drittel mit maximalem Drohverhalten reagierten und zu zwei Dritteln mit Beißen. Von diesen zwei Dritteln zeigten drei Viertel der Hunde dieses nicht durch vorheriges Drohverhalten an. Der Gesamtanteil von 25 % an der Kategorie, die mit Beißen ohne vorangegangene Drohsignale reagierte, war der höchste unter allen Kategorien, die überhaupt mit Verhalten der Skalierung „6“ reagierten. Es scheint, als reagiere der überwiegende Teil der „bullartigen Terrier“ mit angemessenem Verhalten, wovon über zwei Drittel gar kein aggressives Verhalten zeigten. Das restliche Viertel der „bullartigen Terrier“ allerdings zeigte einen ungewöhnlich hohen Anteil an „gestört aggressivem“ Verhalten. Wie bereits unter 5.2.3 erläutert, kommt als mögliche Erklärung für Verhalten der Skalierung „6“ unangemessenes Jagdverhalten in Frage. Bei der Betrachtung der relevanten Situationen, in denen die „bullartigen Terrier“ dieses Verhalten zeigten, fällt erneut auf, dass es sich hier ausschließlich um Situationen mit schnellen und plötzlichen Bewegungen handelte. Aus diesem Grund ist auch bei den „bullartigen Terriern“, die mit Beißen ohne vorangegangenem Drohverhalten reagierten, von Jagdverhalten am unerwünschten Objekt auszugehen. Hunde dieser Rassen zeichnen sich durch eine hohe Erregungslage und häufig niedrigere Reizschwellen aus, so dass hier eine sorgfältige Sozialisierung zur Vorbeugung unerwünschten Jagdverhaltens umso wichtiger ist (FEDDERSEN-PETERSEN 2004, 2008). Geht man davon aus, dass es sich bei dem sehr großen Anteil der „bullartigen Terrier“ mit gestört aggressivem Verhalten tatsächlich ausschließlich um unangemessenes Jagdverhalten handelt, stellt sich die Frage, warum dieses in dieser Kategorie häufiger als in anderen auftritt. Die Ursachen für unangemessenes Jagdverhalten liegen vor allem in der mangelhaften Sozialisierung dieser Hunde (FEDDERSEN-PETERSEN 2004). Die Gründe hierfür wiederum könnten zum einen 130 DISKUSSION auf Züchterseite bzw. Seite der Halter dieser Hunderassen liegen und zum anderen in den restriktiven Bedingungen, unter denen diese Hunde häufig gehalten werden (müssen). Auch wenn in Niedersachsen keine Rasseliste besteht, werden Hunde dieser Rassen doch häufig ausgegrenzt durch andere Hundehalter oder fremde Menschen, die diesen Hunden aus Angst ausweichen. Laut FEDDERSEN-PETERSEN (2004) kann eine immer wieder auf Gegenstände konditionierte Beutefanghandlung, wie beispielsweis das hinterherhetzen hinter Bällen und anderen beweglichen Gegenständen, eine „Motivationsenge“ bewirken, die zu einem Verschwinden des Interesses für die restliche Umwelt des Hundes führt. Solche Hunde erkunden kaum ihre Umwelt und kommunizieren nicht mit Artgenossen. Letztlich muss einschränkend hinzugefügt werden, dass die in dieser Arbeit abgebildete Population der „bullartigen Terrier“ wie auch alle anderen Kategorien nicht repräsentativ sein kann für die Gesamtpopulation der jeweiligen Kategorien, da es sich ausschließlich um bereits „auffällig“ gewordene Hunde handelt. Unter allen getesteten Hunden allerdings waren wie beschrieben die „bullartigen Terrier“ durch einen erhöhten Anteil von Hunden mit „gestört aggressivem“ Verhalten, bei dem es sich höchstwahrscheinlich um inadäquates Jagdverhalten handelte. In weiteren Studien wäre es daher interessant, die genaue Vorgeschichte solcher Hunde und vor allem deren Sozialisationsphase genauer zu analysieren. 5.2.5 Verhalten der Hunde in den einzelnen Situationen Wie erwartet, zeigten die Hunde in den Bedrohungssituationen verglichen mit den ungewöhnlichen und den Alltagssituationen deutlich häufiger aggressive Signale und ebenfalls häufiger Beißen nach vorangegangenem Drohverhalten. Gestört aggressives Verhalten wurde ausschließlich in den ungewöhnlichen Situationen und den Alltagssituationen gezeigt und nie in den Bedrohungssituationen.. Dieses Ergebnis unterstützt die oben dargestellte These, dass die Hunde der vorliegenden Arbeit in den meisten Fällen kein gestört aggressives Verhalten im Sinne eines abnormen Aggressionsverhaltens zeigten, sondern dass es sich in diesen Fällen mit hoher Wahrscheinlichkeit um unangemessenes Jagdverhalten handelte. Im Vergleich der Bedrohungssituationen untereinander fiel auf, dass 131 DISKUSSION die Hunde in der Situation „Anstarren“ höchstsignifikant häufiger Drohverhalten zeigten als in den übrigen Bedrohungssituationen. Die Hunde zeigten sogar häufiger Drohverhalten, als Verhalten der Skalierung „1“. In den übrigen Bedrohungssituationen zeigten die Hunde dagegen höchstsignifikant häufiger keine aggressiven Signale als Drohverhalten. Dieses Ergebnis lässt den Schluss zu, dass Anstarren für die Hunde deutlich bedrohlicher wirkt als beispielsweise Anschreien oder das Bedrohen mit einem Stock. Möglicherweise sind die meisten Hunde aber bereits „sensibilisiert“, da Menschen häufig, vor allem aus Unkenntnis oder Unsicherheit, Hunden direkt in das Gesicht schauen, was für Hunde zunächst einmal eine Bedrohung darstellt. In der Regel können Hunde lernen, dass Anstarren durch den Menschen nicht bedrohlich ist und in der menschlichen Kommunikation in einem anderen Kontext vorkommt. Es ist aber in der Regel auch so, dass Menschen aus Unkenntnis Hunde nicht nur direkt anschauen, sondern sich diesen auch noch nähern und ihnen beispielsweise auf den Kopf fassen bzw. diese dort streicheln. Möglicherweise kommt es hierdurch bei Hunden zu einer Sensibilisierung, wenn sie sich der Situation des „Anstarrens“ nicht durch Meideverhalten entziehen können und sich der Mensch dann auch noch weiter annähert. Hierin liegt eine große Gefahr und ein großes Problem im Umgang von Menschen mit Hunden, wenn der Hund irgendwann die Erfahrung macht, dass Drohverhalten nicht mehr ausreicht, sondern er zusätzlich zu einem Angriff im schlimmsten Fall mit Beißen übergehen muss. Viele Menschen erkennen Drohverhalten bei Hunden nicht und bringen Hunde dadurch dazu, sich subjektiv bedroht zu fühlen und im schlimmsten Fall zu beißen. Es ist die Aufgabe des Halters bzw. des Hundeführers, solche Situationen zu vermeiden. Problematisch ist, dass viele Hundeführer selber das Drohverhalten ihres Hundes nicht erkennen können oder aber meinen, der Hund sei „dominant“ und dürfte ein solches Verhalten gegenüber Menschen nicht zeigen. Wird der Hund dann sogar bestraft, fehlt nicht mehr viel, dass der Hund beißt, ohne Drohverhalten zu zeigen. BRUNS (2003) folgerte in ihrer Dissertation daher ebenfalls, dass mangelnde Sachkunde der Halter den Hauptfaktor darstellt, wenn Hunde beißen und laut DEUTSCHEM STÄDTETAG (1997) liegen 76 % aller Übergriffe durch Hunde ebenfalls mangelnde Sachkunde der Halter zugrunde. COPPINGER und COPPINGER (2001) postulierten, dass gefährliche Hunde nicht geboren, sondern erzogen werden. 132 DISKUSSION In den ungewöhnlichen- sowie den Alltagssituationen reagierten in einigen Situationen weniger Hunde mit Drohverhalten, als mit einer vollständigen Annäherung und Beißen. Dies sind im Einzelnen Situationen mit schnellen und plötzlichen Bewegungen, so dass auch hier von unangemessenem Jagdverhalten ausgegangen werden kann. 5.2.6 Einfluss von Alter und Geschlecht Es zeigte sich, dass die vertretenen Hunde in der vorliegenden Arbeit überwiegend drei Jahre und älter waren. Erklären lässt sich dieses Ergebnis mit der sozialen Reife, die rasseabhängig erst im Alter von zwei bis drei Jahren abgeschlossen ist (JONES 2009). Ebenso wurde deutlich, dass Rüden höchstsignifikant häufiger vertreten waren als Hündinnen. Interessant war, dass höchstsignifikant mehr Rüden als Hündinnen im Vorfeld einen Menschen gebissen hatten und umgekehrt hochsignifikant mehr Hündinnen als Rüden einen anderen Hund gebissen hatten. Es ließ sich leider nicht ermitteln, wie viele der Rüden intakt waren. WRIGHT und NESSELROTE 1987, LANDSBERG 1991, HSU und SERPELL 2003, HART und HART 2004, MARTINEZ et al. 2011, GUY et al (2001a, 2001b) sowie HORISBERGER (2002) stellten in ihren Studien eine signifikante Häufung von Rüden, die Menschen gebissen haben, verglichen mit Hündinnen fest. OVERALL und LOVE (2001) ermittelten in einer epidemiologischen Studie ebenfalls eine Häufung männlicher Individuen in Beißvorfällen. Als mögliche Ursache wird das männliche Geschlechtshormon Testosteron diskutiert, welches als Verhaltensmodulator fungiert und schnellere sowie heftigere und länger andauernde Reaktionen auf bestimmte Stimuli verursacht (OVERALL u. LOVE 2001). Somit wären Rüden per se nicht aggressiver als Hündinnen, aber bei gleicher Reaktivität auf bestimmte Reize fielen die Reaktionen möglicherweise heftiger aus. Heftigere Bissverletzungen werden wahrscheinlich eher zur Anzeige gebracht, so dass hierin eine Häufung von Rüden in Beißvorfällen beim Menschen resultieren könnte. Der Hundehalter könnte jedoch ebenfalls eine Rolle spielen. Der Einfluss des Halters auf das gezeigte Verhalten des Hundes wurde bereits erläutert und wird von EICHELBERG (2000), FEDDERSEN-PETERSEN (2004, 2008), BRUNS (2003) und SCHÖNING (2006) untermauert, so dass in der Präferenz bestimmter Halter für Rüden ebenfalls eine Ursache für eine Häufung von Rüden in Beißvorfällen liegen könnte. Weiterhin spielt die nach wie vor 133 DISKUSSION weit verbreitete Meinung eine Rolle, dass eine Kastration zur Verminderung aggressiven Verhaltens bei Rüden führt. Betrachtet man jedoch die bei weitem häufigste Ursache für aggressives Verhalten, die Angst, so erklärt sich möglicherweise auch dadurch die Häufung männlicher Hundeindividuen. Liegt die Ursache für das aggressive Verhalten des Rüden in Unsicherheit, besteht die Gefahr, dass sich dieses Verhalten aufgrund des Mangels an Testosteron und damit eines Mangels an testosteronvermittelter Selbstsicherheit nach der Kastration verschlimmert. Eine weitere Rolle mag der Irrglaube der „Dominanz“ als Ursache für aggressives Verhalten spielen. Obwohl mittlerweile wissenschaftlich vielfach untermauert, Aggressive Hunde werden danach häufig als „dominante Hunde“ bezeichnet. Zum einen ist es mittlerweile vielfach wissenschaftlich untermauert, dass es kein starres Rangordnungssystem bei unseren Haushunden (SEYMANOVA 2003) gibt und zum anderen stellt Dominanz lediglich eine Eigenschaft einer Zweierbeziehung zwischen zwei bekannten Individuen dar und keine Charaktereigenschaft (DREWS 1993). Das Konzept der „Dominanzaggression“ ist aus diesem Grund mit den heutigen Erkenntnissen obsolet (SHEPHERD 2002, LANGBEIN u. PUPPE 2004, VAN KERKHOVE 2004, EATON 2007, BRADSHAW et al. 2009). Immer noch weit verbreitet ist trotzdem das Strafen aggressiven Verhaltens eines Rüden, weil ein solcher Rüde als „dominant“ gilt. In aller Regel führt das Strafen des aggressiven Verhaltens zu einer Verschlimmerung, da der Hund den ohnehin schon negativ verknüpften Stimulus nun zusätzlich mit den negativen Folgen der Strafe verbindet. Im schlimmsten Fall zeigt der Hund nach Bestrafung des Drohverhaltens, wie Knurren oder Bellen, gar kein Drohverhalten mehr und beißt ohne Vorwarnung. 5.2.7 Schlussfolgerung Es konnte kein Zusammenhang zur Rassezugehörigkeit eines Hundes festgestellt werden, weder hinsichtlich der Vorstellung zu einem Wesenstest aufgrund eines vorangegangenen Beißvorfalls noch bezogen auf das Zeigen von inadäquat oder gestört aggressivem Verhalten. Hingegen waren die Mischlinge höchstsignifikant häufiger als die übrigen Rassen vertreten. Faktoren wie das Alter, das Geschlecht oder der zugrundeliegende Beißvorfall (Biss eines Menschen) zeigten eher einen Zusammenhang zu inadäquat oder gestört aggressivem Verhalten als die Rassezugehörigkeit des Hundes. Die Tatsache, dass bestimmte Kategorien 134 DISKUSSION von Rassen signifikant bis höchstsignifikant häufiger als andere vertreten waren, unterstützt die These, dass die Diskrepanz zwischen dem ursprünglichen Verwendungszweck einer Rasse und der heutigen Verwendung als hauptsächlicher Familienhund eine entscheidende Rolle spielt. Auch mag eine vermehrte Häufung bestimmter Rassekategorien für die bevorzugte Haltung bestimmter Rassen durch bestimmte Halter sprechen. Dass jeder Hund jeder Rasse jederzeit beißen kann, wurde unter 5.2.3 und 2.10.2 ausführlich erläutert und spiegelt sich in den Ergebnissen der Arbeit wider. Entscheidend sind somit die Herkunft und Aufzucht sowie die Haltung des Hundes unter art- und rassegerechten Gesichtspunkten. Eine Aussage, inwieweit ein „auffälliger“ Hund in seinem Aggressionsverhalten gestört ist, vermag nur eine ausführliche Anamnese aller begleitenden Umstände sowie eine ausführliche klinische und verhaltenstherapeutische Diagnostik des jeweiligen Hundes liefern, ein Wesenstest reicht hierfür nicht aus (SCHÖNING 2012, SCHALKE 2012). In der Mehrzahl der Fälle liegt keine Verhaltensstörung vor und für eine Prävention von Hundebissen bedarf es eines Fokus auf den Hundehalter, dessen Sachkunde und der Herkunft sowie Aufzucht der Hunde (REDLICH 2000 EICHELBERG 1991, FEDDERSEN-PETERSEN 1991b, 1996, 1997b, 2000, 2004, 2008, HAMANN 1991, JUNG et al. 2012, SCHÖNING 2012a, 2012b, COPPINGER u. COPPINGER 2001). 135 ZUSAMMENFASSUNG 6 ZUSAMMENFASSUNG Katja Riedel (2014): Niedersächsischer Wesenstest seit Abschaffung der Rasseliste von Oktober 2003 bis März 2013- Eine Analyse der „auffälligen“ Rassen In der vorliegenden Studie wurden 127 Hunde verschiedener Rassen sowie Mischlinge untersucht, die von Oktober 2003 bis März 2013 zu einem Wesenstest an der Tierärztlichen Hochschule Hannover vorgestellt worden sind. Ziel war es zu analysieren, inwieweit eine Rassehäufung erkennbar ist und welche weiteren gemeinsamen Faktoren „auffällige“ Hunde aufweisen. Es wurden alle Gutachten der entsprechenden Wesenstests ausgewertet und auf Rassezugehörigkeit, Alter, Geschlecht, zugrundeliegenden Beißvorfall sowie Verhalten der Hunde in den einzelnen Situationen analysiert. Aufgrund der geringen Anzahl der einzelnen Rassevertreter wurden Kategorien modifiziert nach RÄBER (1995) gebildet, in denen mehrere Rassen, vor allem basierend auf der ursprünglichen Verwendung der Hunde, zu einer Kategorie zusammengefasst wurden. In den Ergebnissen konnte kein Zusammenhang zwischen der Rasse des Hundes und der Vorstellung des jeweiligen Hundes zu einem Wesenstest an der Tierärztlichen Hochschule in den letzten 10 Jahren festgestellt werden. Mischlinge waren höchstsignifikant häufiger vertreten als sämtliche vorgestellte Rassen. Erst nach Gruppierung mehrerer Rassen in Kategorien konnten signifikante Unterschiede festgestellt werden. Auffällig war hier die Kategorie der „Bauern-, Hirten- und Treibhunde“, mit den häufigsten Rassevertretern „Deutscher Schäferhund“ sowie „Rottweiler“. Die Analyse der Wesenstests zeigte ebenfalls keine Rassehäufung unter den Hunden mit inadäquat oder gestört aggressivem Verhalten. Auffällig war eine Häufung männlicher Hunde unter allen vorgestellten Hunden sowie unter den Hunden mit inadäquat oder gestört aggressivem Verhalten im Vergleich zu weiblichen Hunden. Der Anteil an Hunden mit inadäquat oder gestört aggressivem Verhalten war mit ungefähr 21 % mehr als viermal so hoch wie bei MITTMANN (2002: 4,8%). Es handelte sich jedoch in der vorliegenden Studie im Vergleich zu MITTMANN (2002) um zuvor durch einen Beißvorfall „auffällig“ gewordene Hunde. Der zugrundeliegende Beißvorfall gegenüber bekannten oder unbekannten Menschen wies einen Zusammenhang zu dem vermehrten Auftreten gestört aggressiven Verhaltens auf. Zudem zeigte sich, dass gestört aggressives Verhalten fast ausschließlich in 136 ZUSAMMENFASSUNG Situationen mit schnellen und plötzlichen Bewegungen auftrat. Hierbei spielten Rasseeinflüsse keine Rolle. Diese Ergebnisse zeigen, dass rasseunabhängigen Faktoren wie der Sozialisierung der Welpen und der mangelnden Sachkunde in der Hundehaltung mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte. Rassevertreter von Rasselisten der übrigen Bundesländer mussten weder häufiger einen Wesenstest aufgrund Auffälligkeit bzw. Gefährlichkeitsfeststellung absolvieren, noch zeigten diese Hunde häufiger inadäquat oder gestört aggressives Verhalten als andere Rassen. „Listenhunde“ aus der Kategorie der „Doggenartigen“ und Hunde der Rasse „Staffordshire Bullterrier“ zeigten sogar niemals aggressive Annäherung, sondern maximal Drohverhalten. Die Annahme einer gesteigerten Aggressivität bestimmter Rassen ist nach den Ergebnissen dieser Untersuchung nicht gerechtfertigt. 137 SUMMARY 7 SUMMARY Katja Riedel (2014): Temper Test in Lower Saxony since the abolition of categorizing certain dog breeds as considered dangerous from October 2003 to March 2013- an analysis of “biting” dogs. In the present study, 127 dogs of various breeds and crossbreeds were examined that have been presented to a temper test at the University of Veterinary Medicine Hannover in fulfillment of the Dogs Act of Lower Saxony (NMELF 2002, ML 2003, NHundG) from October 2003 to March 2013. The aim was to analyze if there is an association with the breed and possibly other factors common in all tested dogs. All temper tests were evaluated and analyzed for breed, age, gender, biting history and behavior of the dogs in the various situations. Due to the small number of individual representative of the breed categories were formed modified after RÄBER (1995) in which several breeds were combined into one category, especially based on the original use of the dogs. In the results no correlation between the breed of dog and the presentation of each dog to the temper test was found. With high significance crossbreeds occurred most frequently at the mental tests in the past 10 years. At most, after grouping of several breeds into categories, significant differences were found. It was noticeable here the category of "livestock guarding and herding dogs" with the most common breed representatives "German Shepherd" and "Rottweiler ". The analysis of the behavioral tests also showed that there was no significant difference between the various breeds concerning inadequate or disordered aggressive behavior. There was a remarkable accumulation of male dogs among all presented dogs and among the dogs with inadequate or disordered aggressive behavior compared to female dogs. The amount of dogs with inadequate or disordered aggressive behavior was more than four times as high as found by MITTMANN (2002: 4.8%) with about 21 %. However compared to MITTMANN (2002) the dogs in the present study were presented due to a biting history. Dogs that showed biting to humans in the past, showed disordered aggressive behavior with highest frequency. Situations, in which such disordered aggressive behavior was displayed, were almost exclusively those with sudden and rapid movements. No breed dependence was found. For this reason more attention should be paid to factors independent of breed such as 138 SUMMARY the socialization period of puppies and the competence in dog ownership. Representatives of supposed dangerous breeds in the other German states were presented neither more frequently to a temper test due to a biting history, nor showed these dogs more frequent inadequate or disordered aggressive behavior than other breeds. Notably disorders in aggressive behavior were not registered within the Staffordshire Bullterrier breed or dogs out of the Mastiff-likedogs. These dogs even showed never an aggressive approach, but displayed at most threatening behavior. According to the results of the present study the assumption of an increased aggressiveness of certain breeds is not justified. 139 LITERATURVERZEICHNIS 8 LITERATURVERZEICHNIS ABRANTES, R. (2001): Dog language: An Encyclopedia of Canine Behavior. Wankan Tanka Publishers, Illinois ABRANTES, R. (2005): Hundeverhalten von A-Z. Kosmos Verlag, Stuttgart ALDERTON, D. (1996): Hunderassen- der kompetente Führer mit über 1000 Farbfotos und Bestimmungsübersicht. 2. Aufl., BLV Verlagsgesellschaft, München, Wien ALOFF, B. (2011): Der aggressive Hund, Arten der Aggression und Trainingsstrategien. Kynos Verlag, Nerdlen APPLEBY, D. L., J.W. BRADSHAW u. R.A. CASEY (2002): Relationship between aggressive and avoidance behaviour by dogs and their experience in the first six months of life, Vet. Rec. 150, 434 – 438 APPLEBY, D. (Editor) (2010): The APBC Book Of Companion Animal Behaviour. 2. Auflage, Souvenir Press, London ARCHER J. (1979): Animals under stress, Studies in Biology No. 108. 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S.184) 160 >=3 42 6 4 1 4 2 0 0 2 1 1 2 0 1 1 0 1 1 1 1 0 9 2 1 1 0 0 1 1 0 0 1 0 1 1 0 0 0 0 0 0 1 1 1 1 2 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 >=3 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 9 3 2 3 0 0 1 1 0 0 1 0 1 1 0 0 0 0 0 0 1 ANHANG 2 0 2 2 0 1 2 1 0 0 0 0 1 0 2 1 0 0 0 0 0 <3 9 ANHANG B-Hunde m w 9.1 Datenmaterial 161 Tabelle 9.1 einzelne Rassen, Anteile an A und B-Hunden, Geschlechts- und Altersverteilung B-Hunde A-Hunde Rasse n % A B % % m w <3 gesamt an Rasse an gesamt Mischling 53 41,74 43 10 18,87 7,9 23 20 Rottweiler 9 7,09 6 3 33,34 2,4 3 3 DSH 8 6,3 6 2 25 1,6 4 2 Amstaff 7 5,52 4 3 42,86 2,4 1 2 Golden Retriever 4 3,15 4 0 0 0 3 1 Bernhardiner 3 2,37 3 0 0 0 2 1 Pitbull-Terrier 3 2,37 2 1 33,34 0,8 1 1 Austr.Shepard 2 1,58 1 1 50 0,8 1 0 Labrador Retr. 2 1,58 2 0 0 0 1 1 Staff.Bullterrier 2 1,58 2 0 0 0 1 1 Hovawart 2 1,58 1 1 50 0,8 1 0 Rauhaardackel 2 1,58 2 0 0 0 2 0 Dobermann 2 1,58 1 1 50 0,8 1 0 Alt.SH 2 1,58 1 1 50 0,8 1 0 Bordeux Dog. 3 2,37 3 0 0 0 2 1 kl. Münsterl. 1 0,79 1 0 0 0 1 0 Irish Setter 1 0,79 1 0 0 0 1 0 Dtsch.Drahth. 1 0,79 1 0 0 0 1 0 Dtsch.Kurzh. 1 0,79 1 0 0 0 0 1 Neufundländer 1 0,79 1 0 0 0 0 1 Shar-Pei 1 0,79 0 1 100 0,8 0 0 Rasse gesamt gesamt % % A gesamt 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 1 1 1 1 127 100% 0,79 0,79 0,79 0,79 0,79 0,79 0,79 0,79 0,79 0,79 0,79 1,58 0,79 0,79 0,79 0,79 0 B 1 1 1 0 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 0 100 78,75 % % m an Rasse an gesamt 0 0 0 1 1 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 27 21,96 0 0 0 100 100 0 0 0 0 0 0 50 0 0 0 0 0 0 0 0,8 0,8 0 0 0 0 0 0 0,8 0 0 0 0 w <3 >=3 m w <3 >=3 1 1 0 0 0 1 0 1 1 1 1 0 1 0 1 1 0 0 1 0 0 0 1 0 0 0 0 1 0 1 0 0 0 1 0 0 0 0 1 1 0 1 0 0 0 0 0 0 1 0 1 0 0 1 0 0 1 0 1 1 1 1 1 1 0 0 0 1 1 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 60 39 18 81 22 5 3 24 ANHANG 162 Akita Inu Mops Perro d.P.d.Can. Dtsch.Jagdt. Malinois K.Blue Terr. Kuvasz Boxer Jack-Russel T. Engl. Bulld. Franz. Bulld. Weimaraner Kangal Husky Dogo Canario Rhod.Ridgeb. n ANHANG Tab. 9.2 einzelne Rassen, Alter, Geschlecht, Art des Vorfalles, Bewertung Rasse Rasse vereinfacht Alter Geschlecht Vorfall Labrador-DSH-Mix Mischling 3m Hovawart Hovawart 11 m Staffordshire Terrier-Mix Mischling 4w Pudel-Mix Mischling 4w DSH DSH 8,5 m Staffordshire-Bullterrier-Labrador Mischling Mix 5m Rottweiler/Am.Staff.Mix Mischling 4,5 m Staffordshire Terrier American Staffordshire Terrier 4 w DSH DSH 7m Boxer-Schäferhund-Mix Mischling 6m Husky Husky 8w Labrador-Mix Mischling >3 w Rhodesian-Ridgeback Rhodesian Ridgeback 9m Australian Shepherd Australian Shepherd 2,5 m DSH DSH 7w DSH DSH 7w Bordercollie-Schäferhund Mix Mischling 5m Staffordshire-Bullterrier Mix Mischling 5w Weimaraner Weimaraner 8m American Staffordshire Terrier Mix Mischling 5m Irish Setter Irish Setter 5m Akita Inu Akita Inu 7,5 m Golden Retriever-Deutsch-Kurzhaar Mischling Mix 7w Boxer Boxer 2m Rottweiler Rottweiler 8,5 m Bernhardiner Bernhardiner 6m DSH DSH 2m Labrador-DSH-Mix Mischling 5m Labrador-Mix Mischling 4m Dobermann Dobermann 2m Labrador-Münsterländer Mix Mischling 3m Pitbull-Terrier Pitbull Terrier 1m Pitbull-Terrier Pitbull Terrier 1w Pitbull-Terrier Pitbull Terrier 3m Staff.Bullterrier Staffordshire Bullterrier 7,5 w Jack-Russel Terrier Jack Russel Terrier 8m DSH-Mix Mischling 10 m Deutscher Jagdterrier Deutscher Jagdterrier 1,5 m Altdeutscher Schäferhund Altdeutscher Schäferhund 6m 163 Bewertung 2B 3B 11 A 2A 9A 14 A 6B 6B 3B 9B 4A 6A 3A 3A 6B 12 A 2A 4A 2B 3A 2A 4A 4A 6A 2B 3A 3A 2A 4B 4A 13 A 14 A 14 A 14 B 4A 3A 3A 3B 6A ANHANG Fortsetzung Tab. 9.2. einzelne Rassen, Alter, Geschlecht, Art des Vorfalles, Bewertung Rasse Rasse vereinfacht Alter Geschlecht Vorfall Bewertung Kerry-Blue Terrier Kerry Blue Terrier 8m 4A Golden Retriever Golden Retriever 7m 6A Berner-Sennenhund-Schäferhund-Mix Mischling 2,5 w 4A Rottweiler Rottweiler 4m 10 B Rottweiler Rottweiler 5m 11 A Bernhardiner Bernhardiner 7w 3A Pittbull-Rottweiler-Mix Mischling >3 m 6A Golden Retriever Golden Retriever 9m 3A Deutsch Drahthaar Deutsch Drahthaar 6m 3A Labrador-Doggen Mix Mischling 5m 4A DSH-Mix Mischling 9w 3B DSH DSH 3m 8A American Staffordshire-MischlingMischling 6m 5B Dalmatiner Mix Mischling 3w 8A DSH DSH 2,5 w 5A american Staffordshire American Staffordshire Terrier 3 m 3B Altdeutscher Schäferhund Altdeutscher Schäferhund 8m 3B Australian Shepherd Australian Shepherd 7m 7B Rauhaardackel Rauhaardackel 11 m 4A Rauhaardackel Rauhaardackel 11 m 4A DSH-Mix Mischling 7m 4A Dobermann Dobermann 6,5 m 8B Labrador-Setter-Mix Mischling 9w 4A Labrador-Boxer-Mix Mischling 9,5 m 4A american Staffordshire American Staffordshire Terrier1,5 w 6A Kuvasz Kuvasz 2,5 w 6A Rottweiler-Dobermann-Mix Mischling 3,5 w 4A Boxer-Mischling Mischling 3w 6A Berner-Sennenhund-Schäferhund-Mix Mischling 1,5 m 3B Neufundländer Neufundländer 9w 6A Labrador Mix Mischling 9w 4A Shar-Pei Shar Pei 4m 4B Deutsch Kurzhaar Deutsch Kurzhaar 8w 3A Golden-Retriever -Labrador Mix Mischling 5m 4A 164 ANHANG Fortsetzung Tab. 9.2. einzelne Rassen, Alter, Geschlecht, Art des Vorfalles, Bewertung Rasse Labrador-Mix Australian Shepherd-Mix American Staffordshire Terrier Golden Retriever Rhodesian-Ridgeback-Mix Rottweiler Golden Retriever-Labrador Mix Rottweiler American Staffordshire Terrier Golden-Retriever-Mix Rottweiler Boxer-Labrador Mix Mops Golden Retriever Labrador Retriever kl. Münsterländer American Staffordshire Rottweiler Bordeuxdogge Bordeuxdogge Kangal Labrador Retriever Perro De Presa Canario Schäferhund-Husky Mix Bordercollie-Mix Rottweiler Labrador-Mix Bordercollie-Mix Englische Bulldogge Französische Bulldogge Alano-Mix Weimaraner Pitbull-Terrier-Mix Labrador-Retriever Mix American-Staffordshire DSH Rasse vereinfacht Alter Geschlecht Vorfall Bewertung Mischling 8m 6A Mischling 4,5 m 4B American Staffordshire Terrier1,5 w 6A Golden Retriever 5w 2A Mischling 6m 3A Rottweiler 3w 4A Mischling 6m 4A Rottweiler 3w 6A American Staffordshire Terrier1,5 w 4A Mischling 4w 9A Rottweiler 3w 6B Mischling 6w 4A Mops 2,5 m 3A Golden Retriever 6m 5A Labrador Retriever 4,5 w 3A kleiner Münsterländer 2,5 m 1A American Staffordshire Terrier 4 w 6B Rottweiler 7w 4A Bordeuxdogge 1,5 m 11 A Bordeuxdogge 1,5 w 11 A Kangal 3m 3A Labrador Retriever 6m 1A Perro De Presa Canario 9w 4A Mischling 5m 2B Mischling 7w 8A Rottweiler 4m 6A Mischling 1w 3A Mischling 7w 8A Englische Bulldogge 2m 3A Französische Bulldogge 3m 2A Mischling 3m 11 A Weimaraner 3,5 w 6A Mischling 3,5 m 3B Mischling 7m 2A American Staffordshire Terrier4,5 m 4A DSH 6m 3A 165 ANHANG Fortsetzung Tab. 9.2. einzelne Rassen, Alter, Geschlecht, Art des Vorfalles, Bewertung Rasse Labrador Mix Mischling (<30kg) Malinois Bordercollie-Mix Rottweiler Münsterländer-Drahthaar Mix Riesenschnauzer-Labrador-Mix Staff.Bullterrier Bardino-Mischling Rottweiler-Mischling Hovawart Bernhardiner Boxer-Mix Dogo Canario Labrador Mischling Golden Retriever Bordeuxdogge Rhodesian-Ridgeback Mix Rasse vereinfacht Alter Mischling Mischling Malinois Mischling Rottweiler Mischling Mischling Staffordshire Bullterrier Mischling Mischling Hovawart Bernhardiner Mischling Dogo Canario Mischling Mischling Bordeuxdogge Mischling Geschlecht Vorfall 3w 8m 2m 6,5 w 4m 9m 3m 6m 6m 6w 4m 2m 3,5 w 8m 10 m 10 m 5m 4m Legende: A= ohne inadäquat aggressives/gestört aggressives Verhalten B= mit inadäquat aggressives/gestört aggressives Verhalten Vorfallschlüssel Tier getötet Kind gebissen Erwachsenen gebissen Hund gebissen Hund getötet nicht bekannt Kind und Erwachsenen gebissen mehrfach Erwachsene gebissen Menschen und Hunde gebissen Mensch getötet-Besitzer kein vorfall wegen durchgefallenem wt Tier gehetzt Kind getötet 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 166 Bewertung 3A 8A 8B 3A 2A 4A 3A 4A 6A 4A 8A 2A 4A 2A 4A 3A 4A 5A ANHANG Tab. 9.3 Skalierungsverteilung in den einzelnen Situationen, geordnet nach Ablaufschema im Wesenstest, absolute Zahlen Situation Skalierung 1 Skalierung 2 Skalierung 3 Skalierung 4 Skalierung 5 Skalierung 6 gesamt Spiel mit Besitzer 113 0 0 0 1 4 Spiel fremde Person 99 7 0 1 3 9 Geschäft 102 2 1 0 2 0 ranganmaßende Gesten 112 2 0 0 2 0 Anstarren 54 56 0 1 7 0 schwarzer Mantel 81 4 0 0 1 0 Blinder 114 2 0 1 0 1 freundliche Ansprache 112 3 0 0 2 1 Humpeln 110 5 0 0 0 0 Stolpern 110 4 0 1 1 2 Streifen 112 3 0 0 1 1 Jogger 102 2 0 2 3 7 Betrunkener 97 12 0 1 4 0 Gruppe 111 2 0 0 3 1 Fahrstuhl 110 4 0 0 1 1 Berührung i. Fahrstuhl 106 4 0 1 3 1 Weinen 105 9 0 0 2 0 Abruptes Aufstehen 102 2 0 1 3 3 Klatschen&Schreien 93 7 0 1 5 4 Anschreien 76 22 1 4 8 0 Ansprache nach Anschreien 93 7 0 0 2 1 118 119 107 116 118 86 118 118 115 118 117 116 114 117 116 115 116 111 110 111 103 lärmendes Gerät Luftballons Regenschirm Ball Kinderwagen Fahrradfahrer Anschreien Bedrohung mit Stock Feuerzeug Schrubber 114 114 112 113 109 93 61 62 79 82 111 108 107 105 106 88 46 41 71 80 1 5 1 1 2 4 7 13 6 1 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 167 0 0 0 0 0 0 2 3 0 0 2 1 3 5 1 1 6 5 2 1 0 0 0 2 0 0 0 0 0 0 ANHANG Tab. 9.4 Skalierungsverteilung in % für die Bedrohungssituationen Bedrohungssituationen Anstarren Anschreien Anschreien(Hd/Umwelt) Bedrohung mit Stock Skalierung (%) 1 45,8 68,5 75,5 66,2 2 47,5 19,9 11,5 21 3 0 1 0 0 4 0,9 3,7 3,3 4,9 5 6 7,3 9,9 8,1 6 0 0 0 0 5 0 2,8 4,6 4,5 6 0,9 2,8 3,7 1,8 Tab. 9.5 Skalierungsverteilung in % für die ungewöhnlichen Situationen Nichtbedrohungssituationen Skalierung % ungewöhnliche Situationen 1 Blinder 96,7 Abruptes Aufstehen 91,9 Klatschen&Schreien 84,6 Ball 93 2 1,7 1,9 6,4 0,9 168 3 0 0 0 0 4 0,9 1 1 0 ANHANG Tab. 9.6 Skalierungsverteilung in % für die Alltagssituationen Skalierung % 1 Spiel mit Besitzer 95,8 Spiel fremde Person 83,2 Geschäft 95,4 ranganmaßende Gesten 96,6 schwarzer Mantel 94,2 freundliche Ansprache 95 Humpeln 95,7 Stolpern 93,3 Streifen 95,8 Jogger 88 Betrunkener 85,1 Gruppe 94,9 Fahrstuhl 94,9 Berührung i. Fahrstuhl 92,2 Weinen 90,6 Ansprache nach Anschreien 90,3 lärmendes Gerät 97,4 Luftballons 94,8 Regenschirm 95,6 Kinderwagen 97,3 Fahrradfahrer 94,7 Feuerzeug 89,9 Schrubber 97,6 Alltagssituationen 2 0 6 1,9 1,8 4,7 2,6 4,4 3,4 2,6 1,8 10,6 1,8 3,5 3,5 7,8 6,8 0,9 4,4 0,9 1,9 4,4 7,6 1,3 3 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0,9 0 0 0 0 4 0 0,9 0 0 0 0 0 0,9 0 1,8 0,9 0 0 0,9 0 0 0 0 0 0 0 0 0 5 0,9 2,6 1,9 1,8 1,2 1,7 0 0,9 0,9 2,6 3,6 2,6 0,9 2,7 1,8 2 1,8 0,9 2,7 1 1,1 2,6 1,3 6 3,4 7,7 0 0 0 0,9 0 1,7 0,9 6,1 0 0,9 0,9 0,9 0 1 0 0 0 0 0 0 0 Skalierung 1 Skalierung 2 Skalierung 3 Skalierung 4 Skalierung 5 Skalierung 6 Bedrohungssituationen 64 25 0,3 3,2 7,9 0 ungewöhnliche Situationen 91,6 2,8 0 0,8 3 2,3 Alltagssituationen 93,5 3,7 0,1 0,3 1,8 1,1 Nichtbedrohungssituationen 93,2 3,6 0,1 0,4 2 1,3 169 ANHANG Tab. 9.7 Skalierungsverteilung für die Kategorie „bullartige Terrier“ Skalierung n % an Kategorie % an gesamt(jew.Skalierung) bullartige Terrier 1 6 50 15 2 2 16,7 4,1 3 0 0 0 4 0 0 0 5 1 8,3 5,6 6 3 25 20 Tab. 9.8 Skalierungsverteilung für die Kategorie „Bauern-, Hirten- und Treibhunde“ Bauernhunde Skalierung 1 n 8 % an Kategorie 25,8 % an gesamt(jew.Skalierung) 20 2 11 35,5 22,5 3 0 0 0 4 1 3,2 1 5 5 16,1 27,8 6 6 19,4 40 4 0 0 0 5 10 20 55,6 6 4 8 26,7 4 0 0 0 5 1 5,9 5,6 6 1 5,9 6,7 4 0 0 0 5 1 50 5,6 6 0 0 0 Tab. 9.9 Skalierungsverteilung für die Kategorie „Mischlinge“ Mischlinge Skalierung n % an Kategorie % an gesamt(jew.Skalierung) 1 11 22 27,5 2 24 48 49 3 1 2 50 Tab. 9.10 Skalierungsverteilung für die Kategorie „Jagdhunde“ Jagdhunde Skalierung n % an Kategorie % an gesamt(jew.Skalierung) 1 9 52,9 22,5 2 5 29,4 10,3 3 1 5,9 50 Tab. 9.11 Skalierungsverteilung für die Kategorie „Terrier“ Terrier Skalierung n % an Kategorie % an gesamt(jew.Skalierung) 1 0 0 0 2 1 50 2,1 170 3 0 0 0 ANHANG Tab. 9.12 Skalierungsverteilung für die Kategorie „Hütehunde“ Skalierung n % an Kategorie % an gesamt(jew.Skalierung) Hütehunde 1 1 50 2,5 2 0 0 0 3 0 0 0 4 0 0 0 5 0 0 0 6 1 50 6,7 Tab. 9.13 Skalierungsverteilung für die Kategorie „Doggenartige“ Doggenartige Skalierung 1 n 4 % an Kategorie 57,1 % an gesamt(jew.Skalierung) 10 2 3 42,9 6,2 3 0 0 0 4 0 0 0 5 0 0 0 6 0 0 0 9.2 Gesetzestexte des Niedersächsischen Gesetzes über das Halten von Hunden von 2002 und der Änderung aus Oktober 2003 Niedersächsisches Gesetz über das Halten von Hunden (NHundG) Vom 12. Dezember 2002 (Nds. GVBl. 2003 S. 2 – VORIS 21011 –) Der Niedersächsische Landtag hat das folgende Gesetz beschlossen: §1 Zweck des Gesetzes Zweck des Gesetzes ist es, Gefahren für die öffentliche Sicherheit vorzubeugen und abzuwehren, die mit dem Halten und Führen von Hunden verbunden sind. §2 Allgemeine Pflichten 171 ANHANG Hunde sind so zu halten und zu führen, dass von ihnen keine Gefahren für die öffentliche Sicherheit ausgehen. §3 Erlaubnispflicht (1) Wer einen nach Maßgabe der Absätze 2 und 3 gefährlichen Hund hält, bedarf der Erlaubnis. (2) Als gefährlich gelten die in §2 Abs.1 Satz 1 des Hundeverbringungs- und -einfuhrbeschränkungsgesetzes vom 12.April 2001 (BGBl.I S.530) genannten Hunde. (3) 1Erhält die Behörde einen Hinweis darauf, dass ein Hund einer anderen Rasse oder eines anderen Typs eine gesteigerte Aggressivität aufweist, insbesondere Menschen oder Tiere gebissen oder sonst eine über das natürliche Maß hinausgehende Kampfbereitschaft, Angriffslust oder Schärfe gezeigt hat, so hat sie den Hinweis von Amts wegen zu prüfen. 2 Ergibt die Prüfung Tatsachen, die den Verdacht rechtfertigen, dass von dem Hund eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit ausgeht, so stellt die Behörde fest, dass der Hund gefährlich ist. 3Widerspruch und Klage gegen diese Feststellung haben keine aufschiebende Wirkung. (4) 1Personen, die mit einer nach §11 des Tierschutzgesetzes erteilten Erlaubnis ein Tierheim oder eine ähnliche Einrichtung betreiben, bedürfen keiner Erlaubnis nach Absatz 1. 2 Gleiches gilt für Körperschaften des öffentlichen Rechts für die von ihnen gehaltenen Diensthunde. (5) 1Einer Erlaubnis nach Absatz1 bedarf ferner nicht, wer in Niedersachsen keine Hauptwohnung im Sinne des § 8 Abs.1 des Niedersächsischen Meldegesetzes (NMG) hat und sich nicht länger als zwei Monate ununterbrochen in Niedersachsen aufhält. 2Ein gefährlicher Hund nach Absatz 2 ist außerhalb ausbruchsicherer Grundstücke anzuleinen. §4 172 ANHANG Beantragung der Erlaubnis 1 Beantragt eine Hundehalterin oder ein Hundehalter eine Erlaubnis, so gilt das Halten des Hundes bis zur Entscheidung über den Antrag als erlaubt. 2Der Hund ist außerhalb ausbruchsicherer Grundstücke anzuleinen und hat einen Maulkorb zu tragen. 3Die Person, die den Hund führt, hat eine von der Behörde auszustellende Bescheinigung über die Antragstellung mitzuführen und der Behörde auf Verlangen zur Prüfung auszuhändigen. §5 Voraussetzungen und Inhalt der Erlaubnis (1) Die Erlaubnis ist nur zu erteilen, wenn 1. die Hundehalterin oder der Hundehalter das 18.Lebensjahr vollendet hat und die zum Halten des gefährlichen Hundes erforderliche Zuverlässigkeit (§ 6), persönliche Eignung (§ 7) und Sachkunde (§ 8) besitzt, 2. die Fähigkeit des Hundes zu sozialverträglichem Verhalten durch einen Wesenstest (§ 9) nachgewiesen ist, 3. der Hund unveränderlich so gekennzeichnet ist, dass seine Identifizierung gewährleistet ist, und 4. der Abschluss einer Haftpflichtversicherung zur Deckung der durch den Hund verursachten Schäden (§ 10) nachgewiesen ist. (2) Ist die Hundehalterin oder der Hundehalter eine juristische Person, so sind die Anforderungen des Absatzes 1 Nr. 1 durch die für die Betreuung des Hundes verantwortliche Person zu erfüllen. (3) 1Die Hundehalterin oder der Hundehalter hat der Behörde innerhalb von drei Monaten die Unterlagen vorzulegen, die erforderlich sind, um das 2 Vorliegen der Erlaubnisvoraussetzungen zu prüfen. Die Frist kann auf Antrag um höchstens drei Monate verlängert werden. 3Nach Ablauf der Frist ist die Erlaubnis zu versagen. 173 ANHANG (4) 1Die Erlaubnis kann befristet und unter Vorbehalt des Widerrufs erteilt sowie mit Bedingungen und Auflagen verbunden werden. 2 Auflagen können auch nachträglich aufgenommen, geändert oder ergänzt werden. (5) Widerspruch und Klage gegen die Versagung der Erlaubnis haben keine aufschiebende Wirkung. §6 Zuverlässigkeit 1 1. Die erforderliche Zuverlässigkeit besitzt in der Regel nicht, wer wegen a) unerlaubten Umgangs mit gefährlichen Hunden, b) einer Straftat nach dem Tierschutzgesetz, dem Waffengesetz, dem Gesetz über die Kontrolle von Kriegswaffen, dem Sprengstoffgesetz oder dem Bundesjagdgesetz, c) einer anderen, vorsätzlich begangenen Straftat zu einer Geldstrafe von mehr als 50 Tagessätzen oder zu einer Freiheitsstrafe rechtskräftig verurteilt worden ist, wenn seit dem Eintritt der Rechtskraft der letzten Verurteilung fünf Jahre noch nicht verstrichen sind, oder 2. 2 wiederholt oder gröblich gegen Vorschriften dieses Gesetzes verstoßen hat. Zur Prüfung der Zuverlässigkeit hat die Hundehalterin oder der Hundehalter ein Führungszeugnis zur Vorlage bei einer Behörde nach § 30 Bundeszentralregistergesetzes zu beantragen. §7 Persönliche Eignung (1) Die erforderliche persönliche Eignung besitzt in der Regel nicht, wer 1. geschäftsunfähig ist, 174 Abs. 5 des ANHANG 2. aufgrund einer psychischen Krankheit oder einer geistigen oder seelischen Behinderung nach §1896 des Bürgerlichen Gesetzbuchs betreut wird, 3. von Alkohol oder Betäubungsmitteln abhängig ist oder 4. aufgrund geringer körperlicher Kräfte den Hund nicht sicher führen kann. (2) Sind Tatsachen bekannt, die Bedenken gegen die persönliche Eignung begründen, so kann die Behörde die Beibringung eines fachärztlichen oder fachpsychologischen Gutachtens anordnen. §8 Sachkunde Den Nachweis der erforderlichen Sachkunde hat erbracht, wer aufgrund seiner Kenntnisse und Fähigkeiten den Hund so halten und führen kann, dass von diesem voraussichtlich keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit ausgeht. §9 Wesenstest 1 Die Sozialverträglichkeit des Hundes kann nur durch einen Wesenstest nachgewiesen werden, der von einer vom Fachministerium zugelassenen Person oder Stelle durchgeführt worden ist. 2Der Nachweis der Sozialverträglichkeit kann auch durch einen in einem anderen Land oder Staat durchgeführten Test erbracht werden, wenn das Fachministerium den Test dieses Landes oder Staates als dem Wesenstest nach Satz 1 gleichwertig anerkannt hat. § 10 Haftpflichtversicherung 1 Die Haftpflichtversicherung ist mit einer Mindestversicherungssumme in Höhe von 500 000 Euro für Personenschäden und in Höhe von 250 000Euro für Sachschäden und sonstige Vermögensschäden abzuschließen und aufrechtzuerhalten. 2Zuständige Stelle nach § 175 ANHANG 158 c Abs. 2 Satz 1 des Gesetzes über den Versicherungsvertrag ist die nach § 15 zuständige Behörde. § 11 Führen eines gefährlichen Hundes (1) Die Hundehalterin oder der Hundehalter darf einen gefährlichen Hund außerhalb ausbruchsicherer Grundstücke nur persönlich führen oder eine Person damit beauftragen, die eine Bescheinigung nach Absatz 4 Satz 1 besitzt. (2) Gefährliche Hunde sind außerhalb ausbruchsicherer privater Grundstücke anzuleinen. (3) Die Hundehalterin oder der Hundehalter hat beim Führen eines gefährlichen Hundes die Erlaubnis mitzuführen und der Behörde auf Verlangen zur Prüfung auszuhändigen. (4) 1Die Behörde hat einer anderen Person als der Hundehalterin oder dem Hundehalter auf Antrag eine Bescheinigung auszustellen, dass sie einen gefährlichen Hund außerhalb ausbruchsicherer Grundstücke führen darf, wenn die Person die Voraussetzungen des § 5 Abs.1 Nr. 1 erfüllt. 2Sie hat diese Bescheinigung und die Erlaubnis beim Führen des Hundes mitzuführen und der Behörde auf Verlangen zur Prüfung auszuhändigen. § 12 Mitwirkungspflichten, Betretensrecht (1) Die Halterin oder der Halter eines gefährlichen Hundes hat der Behörde 1. die Aufgabe des Haltens des Hundes einschließlich des Namens und der Anschrift einer neuen Hundehalterin oder eines neuen Hundehalters, 2. das Abhandenkommen oder den Tod des Hundes und 3. An- und Abmeldungen (§ 9 Abs.1 und 2 NMG) sowie Anzeigen (§ 13 Abs. 2 NMG) unverzüglich schriftlich mitzuteilen. 176 ANHANG (2) 1 Soweit dies zur Durchführung dieses Gesetzes erforderlich ist, haben Hundehalterinnen und Hundehalter die ihren Hund betreffenden Feststellungen zu ermöglichen, Auskünfte zu erteilen und Unterlagen vorzulegen. 2 Die zur Auskunft verpflichtete Person kann die Auskunft auf solche Fragen verweigern, deren Beantwortung sie oder eine der in § 383 Abs.1 Nrn.1 bis 3 der Zivilprozessordnung bezeichneten Personen der Gefahr strafrechtlicher Verfolgung oder eines Verfahrens nach dem Gesetz über Ordnungswidrigkeiten aussetzen würde. (3) 1Bedienstete und sonstige Beauftragte der Behörde dürfen, soweit dies zur Wahrnehmung ihrer Aufgaben erforderlich ist, 1. Grundstücke mit Ausnahme von Wohngebäuden jederzeit und 2. Betriebsräume während der Betriebszeiten betreten. 2 Das Grundrecht der Unverletzlichkeit der Wohnung (Artikel 13 Abs.1 des Grundgesetzes) wird insoweit eingeschränkt. § 13 Sonstige Maßnahmen zur Gefahrenabwehr (1) Die Behörde kann unbeschadet der Vorschriften dieses Gesetzes nach Maßgabe des Niedersächsischen Gefahrenabwehrgesetzes (NGefAG) die im Einzelfall notwendigen Maßnahmen treffen, um eine von einem Hund ausgehende Gefahr für die öffentliche Sicherheit abzuwehren. (2) Die Befugnis der nach §55 NGefAG zuständigen Behörden, Verordnungen zur Abwehr abstrakter von Hunden ausgehender Gefahren zu erlassen, bleibt unberührt. § 14 177 ANHANG Ordnungswidrigkeiten (1) Ordnungswidrig handelt, wer vorsätzlich oder fahrlässig 1. einen Hund entgegen §3 Abs.5 Satz 2 nicht angeleint führt, 2. einen Hund entgegen §4 Satz2 nicht angeleint oder ohne Maulkorb führt, 3. entgegen §4 Satz 3 die Bescheinigung über die Antragstellung nicht mitführt oder aushändigt, 4. gegen eine Auflage oder Bedingung nach § 5 Abs.4 verstößt, 5. einen Hund entgegen § 11 Abs.1 durch eine Person führen lässt, die keine Bescheinigung nach § 11 Abs. 4 Satz 1 besitzt, 6. einen Hund entgegen § 11 Abs. 2 nicht angeleint führt, 7. entgegen § 11 Abs.3 die Erlaubnis nicht mitführt oder aushändigt, 8. entgegen §11 Abs.4 Satz 2 die Erlaubnis oder die Bescheinigung nicht mitführt oder aushändigt, 9. entgegen §12 Abs.1 eine Mitteilungspflicht nicht erfüllt. (2) Die Ordnungswidrigkeit kann mit einer Geldbuße bis zu 10 000Euro geahndet werden. § 15 Zuständigkeit, Deckung der Kosten (1) 1Die Aufgaben nach diesem Gesetz werden von den Landkreisen und kreisfreien Städten wahrgenommen. 2In der Region Hannover ist die Landeshauptstadt Hannover in ihrem Gebiet, im Übrigen die Region Hannover zuständig. 3Die Zuständigkeit der großen selbständigen Städte nach § 11 Abs.1 Satz 1 sowie der selbständigen Gemeinden nach § 12 Abs.1 Satz 3 der Niedersächsischen Gemeindeordnung wird ausgeschlossen. 178 ANHANG (2) 1Die Aufgaben nach diesem Gesetz gehören zum übertragenen Wirkungskreis. 2Die durch die Wahrnehmung dieser Aufgaben entstehenden Kosten werden im Rahmen des kommunalen Finanzausgleichs abgegolten. § 16 In-Kraft-Treten und Übergangsvorschriften (1) Dieses Gesetz tritt am 1.März 2003 in Kraft. (2) 1Eine Ausnahmegenehmigung, die nach §1 Abs.2 der Gefahrtierverordnung vom 5.Juli 2000 (Nds. GVBl. S. 149), geändert durch Verordnung vom 12.September 2001 (Nds. GVBl. S. 608), erteilt ist, gilt als Erlaubnis nach § 3 Abs. 1 fort. 2Diese erlischt, wenn nicht bis zum 31. Mai 2003 der Abschluss einer Haftpflichtversicherung nach § 10 gegenüber der Behörde nachgewiesen wird. Niedersächsisches Gesetz über das Halten von Hunden (NHundG) Vom 12. Dezember 2002 (Nds. GVBl. 2003 S. 2 ) Geändert durch Gesetz vom 30. Oktober 2003 (Nds. GVBl. S. 367) Der Niedersächsische Landtag hat das folgende Gesetz beschlossen: § 1 – Zweck des Gesetzes Zweck des Gesetzes ist es, Gefahren für die öffentliche Sicherheit vorzubeugen und abzuwehren, die mit dem Halten und Führen von Hunden verbunden sind. 179 ANHANG § 2 – Allgemeine Pflichten Hunde sind so zu halten und zu führen, dass von ihnen keine Gefahren für die öffentliche Sicherheit ausgehen. § 3 – Erlaubnispflicht (1) Wer einen nach Maßgabe des Absatzes 2 gefährlichen Hund hält, bedarf der Erlaubnis. (2) Erhält die Behörde einen Hinweis darauf, dass ein Hund eine gesteigerte Aggressivität aufweist, insbesondere Menschen oder Tiere gebissen oder sonst eine über das natürliche Maß hinausgehende Kampfbereitschaft, Angriffslust oder Schärfe gezeigt hat, so hat sie den Hinweis von Amts wegen zu prüfen. Ergibt die Prüfung Tatsachen, die den Verdacht rechtfertigen, dass von dem Hund eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit ausgeht, so stellt die Behörde fest, dass der Hund gefährlich ist. Widerspruch und Klage gegen diese Feststellung haben keine aufschiebende Wirkung. (3) Personen, die mit einer nach § 11 des Tierschutzgesetzes erteilten Erlaubnis ein Tierheim oder eine ähnliche Einrichtung betreiben, bedürfen keiner Erlaubnis nach Absatz 1. Gleiches gilt für Körperschaften des öffentlichen Rechts für die von ihnen gehaltenen Diensthunde. (4) Einer Erlaubnis nach Absatz 1 bedarf ferner nicht, wer in Niedersachsen keine Hauptwohnung im Sinne des § 8 Abs. 1 des Niedersächsischen Meldegesetzes (NMG) hat und sich nicht länger als zwei Monate ununterbrochen in Niedersachsen aufhält. § 4 – Beantragung der Erlaubnis Beantragt eine Hundehalterin oder ein Hundehalter eine Erlaubnis, so gilt das Halten des Hundes bis zur Entscheidung über den Antrag als erlaubt. Der Hund ist außerhalb ausbruchsicherer Grundstücke anzuleinen und hat einen Maulkorb zu tragen. Die Person, die den Hund führt, hat eine von der Behörde auszustellende Bescheinigung über die Antragstellung mitzuführen und der Behörde auf Verlangen zur Prüfung auszuhändigen. 180 ANHANG § 5 – Voraussetzungen und Inhalt der Erlaubnis (1) Die Erlaubnis ist nur zu erteilen, wenn 1. die Hundehalterin oder der Hundehalter das 18. Lebensjahr vollendet hat und die zum Halten des gefährlichen Hundes erforderliche Zuverlässigkeit (§ 6), persönliche Eignung (§ 7) und Sachkunde (§8) besitzt, 2. die Fähigkeit des Hundes zu sozialverträglichem Verhalten durch einen Wesenstest (§ 9) nachgewiesen ist, 3. der Hund unveränderlich so gekennzeichnet ist, dass seine Identifizierung gewährleistet ist, und 4. der Abschluss einer Haftpflichtversicherung zur Deckung der durch den Hund verursachten Schäden (§ 10) nachgewiesen ist. (2) Ist die Hundehalterin oder der Hundehalter eine juristische Person, so sind die Anforderungen des Absatzes 1 Nr. 1 durch die für die Betreuung des Hundes verantwortliche Person zu erfüllen. (3) Die Hundehalterin oder der Hundehalter hat der Behörde innerhalb von drei Monaten die Unterlagen vorzulegen, die erforderlich sind, um das Vorliegen der Erlaubnisvoraussetzungen zu prüfen. Die Frist kann auf Antrag um höchstens drei Monate verlängert werden. Nach Ablauf der Frist ist die Erlaubnis zu versagen. (4) Die Erlaubnis kann befristet und unter Vorbehalt des Widerrufs erteilt sowie mit Bedingungen und Auflagen verbunden werden. Auflagen können auch nachträglich aufgenommen, geändert oder ergänzt werden. (5) Widerspruch und Klage gegen die Versagung der Erlaubnis haben keine aufschiebende Wirkung. § 6 – Zuverlässigkeit Die erforderliche Zuverlässigkeit besitzt in der Regel nicht, wer 1. wegen a) unerlaubten Umgangs mit gefährlichen Hunden, 181 ANHANG b) einer Straftat nach dem Tierschutzgesetz, dem Waffengesetz, dem Gesetz über die Kontrolle von Kriegswaffen, dem Sprengstoffgesetz oder dem Bundesjagdgesetz, c) einer anderen, vorsätzlich begangenen Straftat zu einer Geldstrafe von mehr als 50 Tagessätzen oder zu einer Freiheitsstrafe rechtskräftig verurteilt worden ist, wenn seit dem Eintritt der Rechtskraft der letzten Verurteilung fünf Jahre noch nicht verstrichen sind, oder 2. wiederholt oder gröblich gegen Vorschriften dieses Gesetzes verstoßen hat. Zur Prüfung der Zuverlässigkeit hat die Hundehalterin oder der Hundehalter ein Führungszeugnis zur Vorlage bei einer Behörde nach § 30 Abs. 5 des Bundeszentralregistergesetzes zu beantragen. § 7 – Persönliche Eignung (1) Die erforderliche persönliche Eignung besitzt in der Regel nicht, wer 1. geschäftsunfähig ist, 2. aufgrund einer psychischen Krankheit oder einer geistigen oder seelischen Behinderung nach §1896 des Bürgerlichen Gesetzbuchs betreut wird, 3. von Alkohol oder Betäubungsmitteln abhängig ist oder 4. aufgrund geringer körperlicher Kräfte den Hund nicht sicher führen kann. (2) Sind Tatsachen bekannt, die Bedenken gegen die persönliche Eignung begründen, so kann die Behörde die Beibringung eines fachärztlichen oder fachpsychologischen Gutachtens anordnen. § 8 – Sachkunde Den Nachweis der erforderlichen Sachkunde hat erbracht, wer aufgrund seiner Kenntnisse und Fähigkeiten den Hund so halten und führen kann, dass von diesem voraussichtlich keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit ausgeht. 182 ANHANG § 9 – Wesenstest Die Sozialverträglichkeit des Hundes kann nur durch einen Wesenstest nachgewiesen werden, der von einer vom Fachministerium zugelassenen Person oder Stelle nach Feststellung der Gefährlichkeit (§ 3 Abs. 2 Satz 2) durchgeführt worden ist. Der Nachweis der Sozialverträglichkeit kann auch durch einen in einem anderen Land oder Staat durchgeführten Test erbracht werden, wenn das Fachministerium den Test dieses Landes oder Staates als dem Wesenstest nach Satz 1 gleichwertig anerkannt hat. § 10 – Haftpflichtversicherung Die Haftpflichtversicherung ist mit einer Mindestversicherungssumme in Höhe von 500.000 Euro für Personenschäden und in Höhe von 250.000 Euro für Sachschäden abzuschließen und aufrechtzuerhalten. Zuständige Stelle nach § 158c Abs. 2 Satz 1 des Gesetzes über den Versicherungsvertrag ist die nach § 15 zuständige Behörde. § 11 – Führen eines gefährlichen Hundes (1) Die Hundehalterin oder der Hundehalter darf einen gefährlichen Hund außerhalb ausbruchsicherer Grundstücke nur persönlich führen oder eine Person damit beauftragen, die eine Bescheinigung nach Absatz 4 Satz 1 besitzt. (2) Gefährliche Hunde sind außerhalb ausbruchsicherer privater Grundstücke anzuleinen. (3) Die Hundehalterin oder der Hundehalter hat beim Führen eines gefährlichen Hundes die Erlaubnis mitzuführen und der Behörde auf Verlangen zur Prüfung auszuhändigen. (4) Die Behörde hat einer anderen Person als der Hundehalterin oder dem Hundehalter auf Antrag eine Bescheinigung auszustellen, dass sie einen gefährlichen Hund außerhalb ausbruchsicherer Grundstücke führen darf, wenn die Person die Voraussetzungen des § 5 Abs. 1 Nr. 1 erfüllt. Sie hat diese Bescheinigung und die Erlaubnis beim Führen des Hundes mitzuführen und der Behörde auf Verlangen zur Prüfung auszuhändigen. 183 ANHANG § 12 – Mitwirkungspflichten, Betretensrecht (1) Die Halterin oder der Halter eines gefährlichen Hundes hat der Behörde 1. die Aufgabe des Haltens des Hundes einschließlich des Namens und der Anschrift einer neuen Hundehalterin oder eines neuen Hundehalters, 2. das Abhandenkommen oder den Tod des Hundes und 3. An- und Abmeldungen (§ 9 Abs. 1 und 2 NMG) sowie Anzeigen (§ 13 Abs. 2 NMG) unverzüglich schriftlich mitzuteilen. (2) Soweit dies zur Durchführung dieses Gesetzes erforderlich ist, haben Hundehalterinnen und Hundehalter die ihren Hund betreffenden Feststellungen zu ermöglichen, Auskünfte zu erteilen und Unterlagen vorzulegen. Die zur Auskunft verpflichtete Person kann die Auskunft auf solche Fragen verweigern, deren Beantwortung sie oder eine der in § 383 Abs. 1 Nrn. 1 bis 3 der Zivilprozessordnung bezeichneten Personen der Gefahr strafrechtlicher Verfolgung oder eines Verfahrens nach dem Gesetz über Ordnungswidrigkeiten aussetzen würde. (3) Bedienstete und sonstige Beauftragte der Behörde dürfen, soweit dies zur Wahrnehmung ihrer Aufgaben erforderlich ist, 1. Grundstücke mit Ausnahme von Wohngebäuden jederzeit und 2. Betriebsräume während der Betriebszeiten betreten. Das Grundrecht der Unverletzlichkeit der Wohnung (Artikel 13 Abs. 1 des Grundgesetzes) wird insoweit eingeschränkt. § 13 – Sonstige Maßnahmen zur Gefahrenabwehr (1) Die Behörde kann unbeschadet der Vorschriften dieses Gesetzes nach Maßgabe des Niedersächsischen Gefahrenabwehrgesetzes (NGefAG) die im Einzelfall notwendigen Maßnahmen treffen, um eine von einem Hund ausgehende Gefahr für die öffentliche Sicherheit abzuwehren. (2) Die Befugnis der nach § 55 NGefAG zuständigen Behörden, Verordnungen zur Abwehr abstrakter von Hunden ausgehender Gefahren zu erlassen, bleibt unberührt. 184 ANHANG § 14 – Ordnungswidrigkeiten (1) Ordnungswidrig handelt, wer vorsätzlich oder fahrlässig 1. einen Hund entgegen § 4 Satz 2 nicht angeleint oder ohne Maulkorb führt, 2. entgegen § 4 Satz 3 die Bescheinigung über die Antragstellung nicht mitführt oder aushändigt, 3. gegen eine Auflage nach § 5 Abs. 4 verstößt, 4. einen Hund entgegen § 11 Abs. 1 durch eine Person führen lässt, die keine Bescheinigung nach § 11 Abs. 4 Satz 1 besitzt, 5. einen Hund entgegen § 11 Abs. 2 nicht angeleint führt, 6. entgegen § 11 Abs. 3 die Erlaubnis nicht mitführt oder aushändigt, 7. entgegen § 11 Abs. 4 Satz 2 die Erlaubnis oder die Bescheinigung nicht mitführt oder aushändigt, 8. entgegen § 12 Abs. 1 eine Mitteilungspflicht nicht erfüllt. (2) Die Ordnungswidrigkeit kann mit einer Geldbuße bis zu 10.000 Euro geahndet werden. § 15 – Zuständigkeit, Deckung der Kosten (1) Die Aufgaben nach diesem Gesetz werden von den Landkreisen und kreisfreien Städten wahrgenommen. In der Region Hannover ist die Landeshauptstadt Hannover in ihrem Gebiet, im Übrigen die Region Hannover zuständig. Die Zuständigkeit der großen selbständigen Städte nach § 11 Abs. 1 Satz 1 sowie der selbständigen Gemeinden nach § 12 Abs. 1 Satz 3 der Niedersächsischen Gemeindeordnung wird ausgeschlossen. (2) Die Aufgaben nach diesem Gesetz gehören zum übertragenen Wirkungskreis. Die durch die Wahrnehmung dieser Aufgaben entstehenden Kosten werden im Rahmen des kommunalen Finanzausgleichs abgegolten. 185 ANHANG § 16 – In-Kraft-Treten und Übergangsvorschriften (1) Dieses Gesetz tritt am 1. März 2003 in Kraft. (2) Die Erlaubnisse oder als Erlaubnis fortgeltenden Ausnahmegenehmigungen für das Halten von Hunden werden zum 1. Oktober 2003 unwirksam, wenn die Erlaubnispflicht allein auf der Zugehörigkeit des Hundes zu einer Rasse oder einem Typ beruhte. 186 ANHANG 9.3 Abbildungsverzeichnis Seite Abbildung 4.1 Rasseanteile gesamt 68 Abbildung 4.2 Verteilung der Rassen auf die Rassekategorien nach Tab. 4.1 71 Abbildung 4.3 Anteil der B-Hunde an der Gesamtzahl 73 Abbildung 4.4 Anteil der einzelnen Rassen an den B-Hunden 74 Abbildung 4.5 Anteil der B-Hunde an der jeweiligen Kategorie 75 Abbildung 4.6 Anteil der einzelnen Kategorien an der Gesamtzahl der B-Hunde 76 Abbildung 4.7 anteilige Darstellung der Rassen aus der Kategorie Bauern-, Hirten- und Treibhunde (nur B-Hunde) Abbildung 4.8 Geschlechtervergleich 78 83 Abbildung 4.9 Vergleich der Geschlechter anhand des zugrundeliegenden Vorfalls 84 Abbildung 4.10 Altersvergleich 85 Abbildung 4.11 maximal erhaltene Skalierung 86 Abbildung 4.12 Anteil der Hunde mit der maximal erhaltenen Skalierung „1“ an der jeweiligen Rassekategorie 88 Abbildung 4.13 Anteil der Hunde mit der Skalierung „1“o. „2“ an der jeweiligen Rassekategorie 90 Abbildung 4.14 Anteil an den Rassekategorien bei Hunden mit der maximalen Skalierung „5“ 94 Abbildung 4.15 Anteil an den Rassekategorien bei Hunden mit der maximalen Skalierung „6“ 95 Abbildung 4.16 Skalierungsverteilung der „bullartigen Terrier“ 97 Abbildung 4.17 Skalierungen der Bauern-, Hirten- und Treibhunde 98 Abbildung 4.18 Skalierungsverteilung der Mischlinge 99 Abbildung 4.19 Skalierungsverteilung der Jagdhunde 99 Abbildung 4.20 Skalierungsverteilung der Doggenartigen 100 Abbildung 4.21 Skalierungen aller Hunden in den Bedrohungssituationen 102 187 ANHANG Abbildung 4.22 Skalierungen aller Hunden in den ungewöhnlichen Situationen 104 Abbildung 4.23 Verhalten der Hunden in den Alltagssituationen (1-5) 106 Abbildung 4.24 Verhalten der Hunden in den Alltagssituationen II (6-10) 107 Abbildung 4.25 Verhalten der Hunden in den Alltagssituationen III (11-15) 108 Abbildung 4.26 Verhalten der Hunden in den Alltagssituationen IV (16-20) 109 Abbildung 4.27 Verhalten der Hunden in den Alltagssituationen V (21-23) 110 Abbildung 4.28 Vergleich Bedrohungssituationen vs. Nichtbedrohungssituationen (Alltags- + ungewöhnliche Situationen) 112 Abbildung 4.29 Vergleich aller Situationen 113 Abbildung 4.30 Situationen mit der Skalierung „5“ 114 Abbildung 4.31 Alltagssituationen mit der Skalierung „6“ 115 188 ANHANG 9.4 Tabellenverzeichnis Seite Tabelle 2.1 Einflussfaktoren auf die Eintrittswahrscheinlichkeit einer individuellen Gefahrensituation mit einem Hund (modifiziert nach SCHÖNING 2012a,b) 5 Tabelle 2.2 offensives und defensives Aggressionsverhalten nach FEDDERSENPETERSEN 18 Tabelle 2.3 Klassifizierung des Aggressionsverhaltens am Beispiel einiger Autoren nach BRUNS (2003) 21 Tabelle 3.1 Erläuterungen der Skalierung nach dem NHundG v. 26.05.2011 65 Tabelle 4.1 Rassekategorien 69 Tabelle 4.2 Übersicht B-Hunde 77 Tabelle 4.3 B-Hunde der Kategorie Bauern-, Hirten- und Treibhunde 77 Tabelle 4.4 Rassen und Mischlinge aus der Kategorie „Bauern-. Hirten- und Treibhunde 79 Tabelle 4.5 B-Hunde der Kategorie „bullartige Terrier“ 80 Tabelle 4.6 einzelne Rassevertreter der „bullartigen Terrier“ inkl. der Mischlinge 81 Tabelle 4.7 Art des Vorfalles 82 Tabelle 4.8 Geschlechtsunterschiede 83 Tabelle 4.9 Altersvergleich 85 Tabelle 4.10 Hunde mit der Skalierung „1“ 87 Tabelle 4.11 Hunde mit der Skalierung „1“ und „2“ 89 Tabelle 4.12 Rassekategorien mit der maximalen Skalierung 3 91 Tabelle 4.13 Rassekategorien mit der maximalen Skalierung 5 92 Tabelle 4.14 einzelne Hunderassen/Mischlinge mit der maximalen Skalierung „5“ 93 Tabelle 4.15 Rassekategorien mit der maximalen Skalierung „6“ 94 Tabelle 4.16 Rassevertreter mit der maximalen Skalierung „6“ 95 Tabelle 9.1 einzelne Rassen, Anteile an A- und B- Hunden, Geschlechts- und Altersverteilung 161 Tabelle 9.2 einzelne Rassen, Alter, Geschlecht, Art des Vorfalles, Bewertung 163 Tabelle 9.3 Skalierungsverteilung in den einzelnen Situationen, geordnet nach Ablaufschema im Wesenstest, absolute Zahlen 189 167 ANHANG Tabelle 9.4 Skalierungsverteilung in % für die Bedrohungssituationen 168 Tabelle 9.5 Skalierungsverteilung in % für die ungewöhnlichen Situationen 168 Tabelle 9.6 Skalierungsverteilung in % für die Alltagssituationen 169 Tabelle 9.7 Skalierungsverteilung für die Kategorie „bullartige Terrier“ 170 Tabelle 9.8 Skalierungsverteilung für die Kategorie „Bauern-, Hirten- und Treibhunde“170 Tabelle 9.9 Skalierungsverteilung für die Kategorie Mischlinge 170 Tabelle 9.10 Skalierungsverteilung für die Kategorie „Jagdhunde 170 Tabelle 9.11 Skalierungsverteilung für die Kategorie „Terrier“ 170 Tabelle 9.12 Skalierungsverteilung für die Kategorie „Hütehunde“ 171 Tabelle 9.13 Skalierungsverteilung für die Kategorie „Doggenartige 171 190 ANHANG 9.5 Abkürzungsverzeichnis % Prozent Abb. Abbildung Abs. Absatz abs. absolut BGBL. Bundesgesetzblatt bzw. beziehungsweise ca. circa cm Zentimeter d. h. das heißt et al. lat.: et alii (und andere) etc. lat.: et cetera (und so weiter) FCI Fédération Cynologique Internationale inkl. inklusive max. maximal mod. modifiziert n Stichprobenanzahl NHundG Niedersächsisches Gesetz über das Halten von Hunden NMELF Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Nr. Nummer o. oder org. organisch p Irrtumswahrscheinlichkeit S. Seite Tab. Tabelle u. und u.a. unter anderem z. B. zum Beispiel z.Zt. zur Zeit 191 DANKSAGUNG DANKSAGUNG Herrn Univ. Prof. Dr. Hansjoachim Hackbarth danke ich sehr herzlich für die Überlassung dieses interessanten Themas, seine Geduld und die immer freundliche Unterstützung bei der Anfertigung dieser Arbeit. Außerdem danke ich ihm für die Ermöglichung der Mitarbeit als wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Tierschutz und Verhalten sowie der zahlreichen spannenden Fortbildungen in dieser Zeit. Dr. Willa Bohnet vom Institut für Tierschutz und Verhalten der Tierärztlichen Hochschule Hannover (Heim-, Labortiere und Pferde) danke ich für Ihre Inspiration in ihren Vorlesungen, die mich während meiner Studienzeit für das Gebiet der Verhaltenskunde faszinieren konnten und damit letztlich an das Institut geführt haben. Helge Stelzer, Frau Ping-Ping Tsai, Ph.D und Astrid Zimmermann vom Institut für Tierschutz und Verhalten der Tierärztlichen Hochschule Hannover (Heim-, Labortiere und Pferde) danke ich für ihre Unterstützung in organisatorischen Belangen und dass sie immer ein offenes Ohr für die verschiedensten Anliegen hatten. Meinem Vater und meiner Oma danke ich für die finanzielle Unterstützung während meiner Studienzeit. Karl danke ich für seine jahrelange Unterstützung und Geduld, die mir vor allem in der schwierigen Anfangsphase unendlich weitergeholfen haben. Ein besonderer Dank gilt Tanja - deine Unterstützung, dein ständiger Ansporn sowie das „immer wieder Auffangen“ in Phasen der Verzweiflung haben wesentlich zur Vollendung der Arbeit beigetragen. Hannah danke ich für ihre erfrischende Inspiration und besondere Sicht auf die Dinge… Zuletzt möchte ich Kira danken, meiner „Lehrmeisterin“ im Umgang mit aggressiven Hunden, die mich immer wieder vor neue Herausforderungen stellt. 192