Mit Öko-Label auf Erfolgskurs Winzerpaar Philipp und Yvonne Grendelmeier-Bannwart (Zizers) Bündner Weine stehen meist als Synonym für Pinot-Noir-Gewächse. Auch bei Philipp Grendelmeier, aber nicht nur. Der 51-jährige Winzer zeigt mit seinen Cuvées, was der Boden in Zizers sonst noch hergibt. Alles «made by Grendelmeier-Bannwart» – auch die Natur belassenen Fruchtsäfte, die gebrannten Wasser und die saftigen Fleischerzeugnisse. Text und Bild: Nicole Amrein 92 09I2010 I m Quellenhof in Bad Ragaz stehen seine Konfitüren auf dem Frühstücksbüfett: Aprikosen-Pfirsich, Mandarinen-Kürbis, KirschenJohannisbeer und neuerdings auch KiwiBanane. Die Kiwis – sie reifen direkt hinter dem Bauerngut «Im Tschalär», am SüdwestHang in der sonnigsten Gemeinde des Bündner Rheintals. Hier gedeihen auf kalkhaltigen, porösen Böden sämtliche Beeren, die unter dem Label «Grendelmeier-Bannwart» zu Fruchtsäften und Spirituosen verarbeitet werden. Und hier wachsen in Yvonne Grendelmeiers Stall auch die Rinder heran, aus denen in der Hausmetzgerei saftige Salsiz und Bündnerfleisch entstehen. Hotels in der ganzen Schweiz setzen auf die Produkte Produzieren Weine, Spirituosen, Fruchtsäfte, Konfitüren, Fleisch – mit Erfolg: Philipp und Yvonne Grendelmeier-Bannwart (hier in ihrem Rebberg in Zizers). Mehr als 200 Hotels und Gastronomiebetriebe setzen in der Schweiz auf das ökologische Schaffen und den persönlichen Einsatz des Ehepaars Grendelmeier. Lieferungen fährt der Lebensmittelingenieur selber aus, sucht den Kontakt zu den Kunden, will deren Bedürfnisse wahrnehmen. So entstand unter anderem der «Trais Cotschens», der neben Merlot-Trauben auch Cabernet Dorsa und Zweigelt enthält. Dieser für die Region ungewöhnliche Cuvée reift 18 Monate in Barriques aus französischen und amerikanischen Hölzern. Dreitausend Flaschen sind es pro Jahr. Vom soeben erst ins Sortiment aufgenommenen Chardonnay wird nur gerade ein einziges Fass gekeltert. 225 Liter, mehr geben die Reben auf der Ochsenweid nicht her. Food & Beverage Winzer-Porträt Nachhaltigkeit geht vor Menge! Die grossen Quantitäten interessieren Philipp Grendelmeier und seine Frau Yvonne nicht. Kennengelernt an der ETH Zürich – sie studierte Agronomie –, sind die beiden seit zwanzig Jahren dabei, ihr eigenes Label aufzubauen. Und zwar ungeachtet der grossen Namen, die sich im Umkreis von wenigen Kilometern sonst noch befinden. Dabei stammt Philipp Grendelmeier gar nicht aus der Gegend, kommt ursprünglich aus Zürich. «Ein Stadtflüchtling», wie er es ausdrückt. «Mich hat es schon als Kind stets in die Natur gezogen. Mein Höchstes war es immer, Dinge zu mischen.» So hat er schon als Knirps am Herd gestanden und Risotto-Reis mit Tomaten verrührt, aus lauter Freude am Tun. Heute tut der Winzer-Quereinsteiger dies höchst professionell, scheut sich auch nicht, unter dem Namen «Zizerser Perla» Pinot-Noir-Trauben zu einem Schaumwein zu keltern – inklusive zweiter Hefegärung in der Flasche. Ab 145 Franken den eigenen Rebstock Kunden, denen all diese «Abenteuer» immer noch nicht genügend Abwechslung bieten, haben darüber hinaus die Möglichkeit, dem «RebstockClub» beizutreten. Für einen Preis zwischen 145 und 300 Franken (je nach Weinsorte) erhält man für zehn Jahre seinen eigenen Rebstock, kann im Rebberg selber Hand anlegen und dem Winzer im Keller über die Schultern schauen. Sogar eine Dividende fällt bei dieser Arbeit ab: eine Flasche Wein pro Jahr – und, von Philipp Grendelmeier versprochen, «jede Menge Spass und Gaumenfreude». H www.zizerser.ch Nur wenige Kilometer trennen die Gemeinde Zizers von Maienfeld, Fläsch, Malans und Jenins – und damit von der «Bündner Herrschaft», diesem wohlklingenden Namen für grosse Pinot-Noir-Weine. Von Produzenten wie Daniel Gantenbein, Irene Grünenfelder und Georg Fromm. Trotz dieses geografisch bedingten Standortnachteils, der rein gar nichts mit der Beschaffenheit des Bodens zu tun hat, ist es Philipp und Yvonne Grendelmeier-Bannwart gelungen, in den letzten zwanzig Jahren ein eigenes Label zu etablieren: mit Weinen, Spirituosen, Konfitüren, Fruchtsäften und Fleischerzeugnissen. Verschiedenste regionale Produkte direkt ab Familienbetrieb: ein Konzept, das für manchen Abnehmer in Hotellerie/Gastronomie Sinn macht, jedoch nur aufgeht, weil beim Hersteller höchst professionell gearbeitet wird – und zwar von der Produktion bis hin zum Marketing. Ein Musterbeispiel, wenn es um regionale, nachhaltige Produktion geht! 09I2010 93