seitenbühne Nr. 39 - Staatstheater Hannover

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Das Journal der Staatsoper Hannover
seitenbühne 05–07
seitenbühne . Mai bis Juli 2014
PROSZENIUM
EIN WUNDER, STRAFF GEPLANT
Die Zeit auf der Bühne gibt es nur einmal, und alle müssen sie sich teilen. Zeitgleich arbeiten
über 900 Mitarbeiter am Theater dafür, dass unser Produkt pünktlich beginnen kann.
Manchmal grenzt das fast an ein Wunder.
Zu einem Stück gehören Bühnenbildteile, die in einer bestimmten Reihenfolge angeliefert
und mit den richtigen Schrauben zusammengebaut werden müssen, die richtigen Schein­
werfer mit den richtigen Farben, die richtigen Perücken mit der richtigen Frisur, noch vom
letzten Mal gepudert und dann wieder sauber gemacht – und wenn um 19.30 Uhr der Vor­
hang aufgeht, ist einfach alles da. Jeden Abend setzt sich dieses unglaubliche Puzzlespiel
neu zusammen.
Voraussetzung dafür ist, möglichst viel so vorzubereiten und vorzudenken, dass die benötig­
ten Dinge zum richtigen Zeitpunkt da sind. Wie ein Sänger ein Jahr vor der Premiere beginnt,
seine Partie einzustudieren, so ist das auch bei uns im technischen Bereich: Anderthalb
Jahre vor einer Premiere überlegen wir in der Beleuchtungs- und Videoabteilung mit der
Disposition, an welchem Tag was gemacht wird. Ein halbes Jahr vorher wird es dann kon­
kreter: Welches Material benötigen wir wann? Wann finden Umbauten statt? Wie viel Vor­
bereitungszeit haben wir? Wie viel Bühnenzeit brauchen wir? Was können die verschie­
denen Abteilungen parallel arbeiten?
In der Woche vor der Premiere herrscht dann ein ganz anderes Zeitempfinden: Man hat alles
gut geplant, und dennoch wird es eng. Oder man dachte, dieses oder jenes würde proble­
matisch – und dann löst sich das Problem wie von Zauberhand in Luft auf. Wir reagieren
auch kurzfristig auf Änderungen oder individuelle Wünsche: Wenn wir heute nicht fertig
geworden sind, beginnen wir morgen zwei Stunden früher mit der Arbeit.
So wird eine ganz große Bandbreite an Reaktionsvermögen von uns gefordert, vom Planen
und Festlegen anderthalb Jahre im Voraus bis zum kreativen »Jetzt das!«. Diese Offenheit zu
behalten, das ist die große Herausforderung.
Die Zeiten ändern sich, die Schlagzahl ist höher, die Arbeit verdichtet sich. Aber wer sich am
Theater trifft und da bleibt, das hat sich nicht geändert. Das sind – vom Intendanten bis zur
Requisiteurin – Menschen, die den Spagat zwischen Definition und Kreativität leben wollen.
Für unser Publikum ist die Aufführung ein Live-Erlebnis, und so soll es sein: wie frisch aus
dem Geschenkpapier ausgepackt. Dahinter steht ein straff durchgeplantes Raster, das zu­
gleich unglaublich flexibel ist. So dass wir hinter der Bühne an einem Abend denken: Heute
ist es aber besonders spannend, es zaubert. Und man dieses Wunder auch nach fünfund­
zwanzig Jahren am Theater gar nicht so genau erklären, aber immer noch genießen kann.
Susanne Reinhardt
Leiterin der Beleuchtungs- und Videoabteilung
02.03
FOYER
DER
NEUE
SPIELPLAN
IST 14/15
DA!
»Wer auf frischen Wind wartet,
darf nicht verschnupft sein, wenn
er kommt.«
Mit diesem Zitat des österrei­
chischen Kabarettisten Helmut
Qualtinger eröffnet Intendant
Dr. Michael Klügl das Spielzeitheft
der kommenden Saison, das am
23. April der Öffentlichkeit
vorgestellt wurde. Welche Titel
der Spielplan für Sie und uns
bereithält, zeigen wir Ihnen hier.
OPER
TOSCA Giacomo Puccini
HOW TO SUCCEED
IN BUSINESS
WITHOUT REALLY
TRYING Frank Loesser
LOT Giorgio Battistelli . Uraufführung
MEFISTOFELE Arrigo Boito . konzertant
DIE FLEDERMAUS Johann Strauß
WERTHER Jules Massenet
JENŮFA Leoš Janáček
BALLETT
DER KUSS – RODIN
UND CLAUDEL Jörg Mannes
DER PROZESS Mauro Bigonzetti
PARADISO Jörg Mannes
JUNGE OPER
DIE HOFFMANN SHOW nach Jacques Offenbach . ab 14 Jahren
OH, WIE SCHÖN IST PANAMA Stefan Johannes Hanke . Uraufführung . ab 5 Jahren
GOLD Leonard Evers . ab 4 Jahren
MÜNCHHAUSEN Jan Masanetz . Uraufführung . ab 9 Jahren
04.05
OPER
KLAUS ANGERMANN / DOROTHEE HARPAIN
VIVA LA LIBERTÀ!
Mozarts Meisterwerk Don Giovanni in einer Neuinszenierung von Benedikt von Peter
»Don Juan« gehört wie Don Quixote und Faust zu den großen mythischen Gestalten der Weltliteratur, ein Archetypus, der kaum greifbar ist. Kein anderer literarischer Stoff trieb die Deutung in
Dichtung und Forschung in solche Extreme: Wer ist er – ein Libertin, ein perfider Verführer, ein
zügelloser Triebtäter oder die Verkörperung des Eros selbst?
DIE OPER ALLER OPERN
Als Lorenzo da Ponte und Mozart nach dem überwältigendem Erfolg
des Figaro im Januar 1787 von dem Impresario Pasquale Bondini
den Auftrag erhalten, für den Herbst 1787 eine neue Oper für das
Gräflich Nostitzsche National-Theater Prag zu schreiben, scheint der
Don Juan-Stoff naheliegend: Die Geschichte von dem unwidersteh­
lichen und zugleich unersättlichen Frauenhelden, der am Ende für
sein lasterhaftes Leben bestraft wird, wurde erstmals von Tirso de
Molina in seinem spanischen Drama El Burlador de Sevilla y convidado de piedra (»Der Verführer von Sevilla und der steinerne Gast«,
1613) thematisiert, war aber aufgrund unterschiedlicher Bearbei­
tungen, Übersetzungen, Um- und Neugestaltungen – unter anderem
von Molière, Corneille, Goldoni – schon längst zu einem populären
Bühnenmythos geworden. Da Ponte gelang es in seiner Bearbei­
tung, die verschiedenen Elemente geschickt zusammenzuführen:
die Vordergrundstellung Doña Anas aus der spanischen Tradition,
von Molière die Rolle der verlassenen Elvira, aus den verschiedenen
Nebenbuhlern schuf er die Gestalt des Don Ottavio und vereinigte in
Don Juan den Caballero Tirsos mit dem zynischen Realisten Mo­
lières. Zusammen mit der differenzierten Charakterzeichnung durch
Mozarts Musik gelang den beiden Meistern mit der am 29. Oktober
1787 uraufgeführten Oper die wohl schönste Version des Mythos
vom ewigen Verführer. Durch Mozarts Musik erlangte der alte, popu­
läre Stoff mythischen Rang und entfaltete eine enorme literarische
und theatralische Wirkungsgeschichte. Nicht umsonst bezeichnete
E.T.A. Hoffmann dieses Werk als die »Oper aller Opern«, und Goethe
soll in einem Gespräch mit seinem Freund Eckermann geäußert ha­
ben: »Wie kann man sagen, Mozart habe seinen Don Juan kompo­
niert! – Komposition! – Als ob es ein Stück Kuchen oder Biskuit
wäre, das man aus Eiern, Mehl und Zucker zusammenrührt! Eine
geistige Schöpfung ist es, das Einzelne wie das Ganze aus Einem
Geiste und Guß und von dem Hauche Eines Lebens durchdrungen,
wobei der Produzierende keineswegs versuchte und stückelte und
nach Willkür verfuhr, sondern wobei der dämonische Geist seines
Genies ihn in der Gewalt hatte, so daß er ausführen mußte, was je­
ner gebot.«
DAS PRINZIP DON GIOVANNI
Mit drohenden Akkorden beginnt die Ouvertüre – Akkorde, die spä­
ter mit der Figur des steinernen Komturs assoziiert werden, dem
Repräsentanten eines vernunftorientierten Gesetzes, einer Gesell­
schaftsordnung der Aufklärung, die menschliche Beziehungen auf
der Basis moralischer Prinzipien von ehelicher Treue und Triebkon­
trolle determiniert. Wie mahnende Monumente stehen diese Ak­
korde im Raum und artikulieren dabei zugleich die Angst vor dem
Kontrollverlust, die unterschwellig herrscht, aber nie ganz be­
herrscht werden kann. Denn inmitten eines scheinbar stabilen sozi­
alen Gefüges gibt es immer einen blinden Fleck, der sich der Kon­
trolle entzieht und der wie ein schwarzes Loch die geordnete Welt
in seinen Gravitationsstrudel zu ziehen droht.
In Benedikt von Peters Inszenierung ist dieser Nicht-Ort, dieser outópos, das Reich des Don Giovanni, ja er ist Don Giovanni selbst, der
OPER
nicht als fixierbare Person, sondern als anarchisches Prinzip er­
scheint, das weder moralisch noch amoralisch ist. Doch was heißt
anarchisch? Es ist die Konfrontation mit einer verdrängten Triebhaf­
tigkeit, durch die Don Giovanni die starre Ordnung des Komturs he­
rausfordert, der er eine dynamische Ordnung der Körper entgegen­
stellt, in der gesellschaftliche Hierarchien irrelevant werden. Don
Giovanni ist der Stachel im Fleisch eines Systems, das sich im wol­
lüstigen Schmerz in eine egalitäre Gesellschaft individueller Körper
auflöst. Hier gibt es nur eine Herrschaftsinstanz, vor der alle gleich
werden: das Begehren, den Trieb, das Leben im Hier und Jetzt, in
dem sich die Körper vereinigen – eine Utopie von Freiheit, die von
den Figuren allerdings ambivalent aufgenommen wird. Denn den
steinernen Komtur, die drohende Angst vor dieser Art von Freiheit,
wird man nicht so schnell los. Sein Tod am Beginn der Oper bedeu­
tet keineswegs seine Auslöschung. Als unzerstörbares Monument
kehrt er zurück und bildet den Gegenpol zur verwirrenden Dynamik
der Giovanni-Welt, und der unaufgelöste Konflikt zwischen dem
Denkmal des Vaters und dem Sog des Begehrens durchdringt alle
Figuren. Ihre Unternehmungen, dem bösen Verführer den Garaus zu
machen, sind bloßer Theaterdonner, denn sie können das Ziel ihres
Hasses und ihrer Faszination nicht dingfest machen, weil sie es in
sich selbst tragen. Die Verfolgungsjagd ist also in Wahrheit eine
ständige Flucht vor dem Prinzip Don Giovanni, von dem die Figuren
infiziert sind.
So wie sie in ihrer Gegensätzlichkeit scheinbar immer wieder zufäl­
lig aufeinander prallen und doch diese Begegnungen suchen, so
sind sie auch selbst von Gegensätzen, von dem Widerstreit zwi­
schen Nähe und Flucht zerrissen. Donna Elvira schwankt zwischen
Rachegelüsten und ihrer unerschütterten Liebe, Don Ottavio gibt
den ritterlichen Liebhaber und verzweifelt doch an seiner Schwä­
che, Zerlina ist selbst an ihrem Hochzeitstag zu einem Seitensprung
bereit, und Masettos Rebellion wird konterkariert von Angst vor dem
BENEDIKT VON PETER wurde 1977 in Köln geboren, studierte Musikwissenschaft, Germanistik, Jura
und Gesang in Bonn und Berlin und initiierte dort mit Kommilitonen die Akademie Musiktheater Ber­
lin-Salzburg (jetzt »Akademie Musiktheater heute« der Deutsche Bank Stiftung). Mit dem Dramaturgen
Benjamin von Blomberg gründete er die Produzentengemeinschaft »evviva la diva«. Von 2003 bis 2005
war Benedikt von Peter Spielleiter an der Hamburgischen Staatsoper und erarbeitete unter anderem
die deutsche Erstaufführung von Peter Eötvös’ Angels in America, die von Presse und Publikum gefeiert
wurde und 2006 zum Holland Festival eingeladen war. 2006 eröffnete er die Spielzeit am Theater
Heidelberg mit Chief Joseph von Hans Zender und erhielt für diese Inszenierung den Götz-FriedrichPreis 2007. Am selben Theater inszenierte er 2008 Eugen Onegin, seitdem arbeitete Benedikt von
Peter an der Komischen Oper Berlin (Theseus, Fidelio, Idomeneo), an der Oper Frankfurt (I masnadieri)
und am Theater Basel (Les Dialogues des Carmélites, Parsifal). An der Staatsoper Hannover inszenierte
er 2010 Luigi Nonos Intolleranza 1960, wofür er mit dem deutschen Theaterpreis DER FAUST 2011 für
die beste Regie Musiktheater ausgezeichnet wurde, sowie La traviata. Seit der Spielzeit 2012/13 ist
Benedikt von Peter künstlerischer Leiter des Musiktheaters und Hausregisseur am Theater Bremen.
06.07
OPER
Stärkeren. Am prägnantesten offenbaren sich die Widersprüche in
der Figur des Leporello, dem Pendler zwischen den Welten, der dem
Reich des Don Giovanni mit einer Mischung aus genüsslichem Sadis­
mus und ehrlichem Abscheu dient. Er will selbst ein Don Giovanni
sein, aber er bleibt doch ein Mensch und Diener, der nur als Zu­
schauer, als Voyeur Anteil an Don Giovannis Welt hat und uns
Zuschauern daher am nächsten ist.
Und so bedeutet Don Giovannis »Höllenfahrt«, die alles andere als
die Bestrafung eines amoralischen Bösewichts ist, die Auflösung ei­
ner Utopie, die gleichwohl in den Figuren nachwirkt und sie in die
Hölle eines nunmehr inneren Konflikts schickt. Das in die Körper
gefahrene Prinzip Don Giovanni höhlt das Vertrauen in die be­
währten Lebenskonzepte aus: Donna Anna hat in der Begegnung
mit Don Giovanni das Begehren erfahren, das den Glauben an eine
bürgerliche Ehe mit Don Ottavio erschüttert. Donna Elvira scheitert
an dem Versuch, beides zu vereinen, und zieht sich resigniert in ein
Kloster zurück. Für Zerlina und Masetto tritt das Ideal von Ehe und
Treue ohnehin zurück hinter der Vorstellung eines genussreichen
Lebens im Hier und Jetzt, ohne an morgen zu denken. Und Leporel­
lo wird der ewige Diener bleiben, der von der Existenz als Don Gio­
vanni weiterhin nur träumen wird und sich deshalb auf die Suche
nach einem neuen Herrn begibt.
Wenngleich Mozart musikalisch eine außerordentlich differenzierte
Charakterisierung aller Figuren gelingt, vom aristokratischen Pathos
der Donna Elvira bis zum volkstümlichen Tonfall des bäuerlichen
Paares Zerlina/Masetto, so gilt dies merkwürdiger Weise nicht für
die Titelfigur. Und doch repräsentiert die Musik auf paradoxe Weise
die Perspektive der nicht fassbaren und doch allgegenwärtigen
Hauptfigur in ihrer Unrast und Dämonie, selbst in den unbe­
schwertesten Momenten der Komposition. Auch in der Partitur er­
scheint Don Giovanni kaum als fest umrissene Figur und ist als Prin­
zip somit musikalisch zumeist nur unterschwellig präsent. Bezeich­
nenderweise hat er – abgesehen von der vorüberrauschenden
kurzen Champagner-Arie und seiner kleinen Canzonetta – keine
wirklich große Solonummer im Stück. So wird eben auch durch die
Musik klar, dass Don Giovanni der perspektivische Fluchtpunkt des
Geschehens ist, der im Unendlichen immer ungreifbar bleibt.
DON GIOVANNI
Dramma giocoso in zwei Akten von Wolfgang Amadeus Mozart
Libretto von Lorenzo da Ponte
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
MUSIK ALISCHE LEITUNG
Katrin Wittig
Zander
LIVE-K AMERA
Dan Ratiu
Benjamin Reiners INSZENIERUNG Benedikt von Peter BÜHNE
KOSTÜME
Geraldine Arnold
Jonas Schmieta
DRAMATURGIE
LICHT
Susanne Reinhardt
KLANGWERKER
VIDEO
Bert
Tamer Fahri Özgönenc
CHOR
Klaus Angermann
Chor der Staatsoper Hannover
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
DON GIOVANNI
lah Lasri
Brian Davis
KOMTUR
Shavleg Armasi
Michael Dries
MASETTO
EINFÜHRUNGSMATINEE
PREMIERE
DONNA ANNA
Dorothea Maria Marx
DONNA ELVIRA
Daniel Eggert
ZERLINA
DON OTTAVIO
Monika Walerowicz
Abdel­
LEPORELLO
Heather Engebretson
Sonntag, 11. Mai 2014, 11.00 Uhr, Laves-Foyer
Samstag, 17. Mai 2014, 19.30 Uhr
WEITERE VORSTELLUNGEN
So, 25.05.14 (18.30 Uhr) | Di, 27.05.14 | Sa, 14.06.14 |
Do, 19.06.14 | Fr, 27.06.14 | Fr, 04.07.14 | So, 20.07.14 (16 Uhr) | Fr, 25.07.14,
jeweils 19.30 Uhr (wenn nicht anders angegeben)
Mit freundlicher Unterstützung
OPER
FESTLICHER
OPERNABEND
EIN MASKENBALL
Oper von Giuseppe Verdi (1859)
MUSIK ALISCHE LEITUNG
Mark Rohde
Olivier Tambosi
BÜHNE
Bengt Gomér
Caminati
Claus Ackenhausen
LICHT
Grazyna Przybylska-Angermann
DRAMATURGIE
MIT
INSZENIERUNG
KOSTÜME
Carla
CHOREOGRAPHIE
CHOR
Dan Ratiu
Klaus Angermann
Hui He als Amelia und Lado Ataneli als Renato
Die bildmächtige Inszenierung von Olivier Tambosi,
fulminante
Eröffnungspremiere
dieser
Saison,
glänzt am 28. Mai als festlicher Opernabend mit
zwei Weltstars: die Sopranistin Hui He singt an
den bedeutendsten internationalen Opernhäusern,
u.a. Wien, Mailand, Rom, Paris, London, New York,
Berlin sowie in der Arena di Verona. Auch der
Bariton Lado Ataneli zählt zu den international
gefragtesten Interpreten in Opern von Giuseppe
Verdi und Giacomo Puccini.
Mittwoch, 28. Mai 2014, 19.30 Uhr
Julie-Marie Sundal als Ulrica
08.09
OPER
KATHARINA ORTMANN
DIE ENTDECKUNG DES GEFÜHLS
Jean-Philippe Rameaus Castor und Pollux
»Unerklärlich lange erinnerte man sich über­
haupt nicht mehr an Rameau: Sein Charme,
seine strenge und doch so feine Form sahen
sich durch eine Haltung ersetzt, die in der
Musik einzig dramatische Haltung sucht.
Rameaus immense Hinterlassenschaft, die
man nicht hoch genug einschätzen kann, ist
die Entdeckung der ›Sensibilität in der Har­
monik‹. Und darum gelangen ihm bestimmte
Farben, gewisse Tönungen, Nuancen, von
denen Musiker vor ihm nur eine verschwom­
mene Vorstellung besaßen.« Kein geringerer
als Claude Debussy spricht hier im Jahre
1912 für Jean-Philippe Rameau. Debussys
emphatisches Bekenntnis zu dem damals
fast vergessenen Komponisten steht im Kon­
text seines Bestrebens, eine »wahrhaft fran­
zösische Musik« zu erschaffen bzw. wieder­
zubeleben. Bereits 1748 kam Denis Diderot,
Schriftsteller und Philosoph der Aufklärung,
zu dem Schluss: Vor Rameau »hat keiner die
delikaten Schatten so genau unterschieden,
die das Zärtliche vom Üppigen, das Üppige
von Leidenschaften, das Leidenschaftliche
vom Lasziven trennen.« Bei Rameau und sei­
nem frühen Zeitgenossen Couperin sieht
Debussy jene französische Empfindsamkeit
und Klarheit, die der Oper des 19. Jahrhun­
derts, allen voran Wagner, diametral entge­
gengesetzt sei und die es wiederzuentde­
cken gelte.
Dieser Ruf nach einer eigenen französischen
Musik wurde 250 Jahre zuvor schon einmal
laut: Kein Komponist, sondern der legen­
däre Sonnenkönig Ludwig XIV. machte die
»Erfindung« einer französischen Oper zu ei­
ner wichtigen Aufgabe seiner Herrschaft.
Auch auf kulturellem Gebiet wollte das
selbstbewusste Frankreich des 17. Jahrhun­
derts seine Unabhängigkeit, Eigenständig­
keit und nationale Größe demonstrieren.
Unter Mitwirkung des kunstliebenden und
-ausübenden Königs höchstpersönlich wur­
de deshalb ein typisch französisches Äqui­
valent für die unterhaltsamen, prunkvollen
italienischen Barockopern geschaffen, mit
der der Sonnenkönig gedachte, Italien als
Land der Oper zu überstrahlen. Ludwig XIV.
beauftragte den Komponisten und Tänzer
Jean-Baptiste Lully (1632–1687), den Italie­
ner in Paris, dieses französische Musikthea­
ter zu erschaffen. Dessen Modell der »Tragé­
die en musique« oder »Tragédie lyrique«,
wie sie auch genannt wurde, vereinte die
verschiedensten Kunstgattungen zu einem
Gesamtkunstwerk: die außergewöhnliche Or­
chesterkultur der Franzosen mit dem am Hof
überaus beliebten Tanz, das Air de cour –
eine von einer Laute begleitete, höchst in­
time Sprechszene – mit den großen Chören
der Kirchenmusik. Diese prunkvolle höfische
Operngattung diente nicht zuletzt dem Herr­
scherlob, das vor allem im Prolog sowie am
Schluss der fulminanten Bühnenwerke sei­
nen Platz hatte. Noch Jahrzehnte nach Lullys
Tod wurde mit einer »musique française« die
Musik im Stile Lullys gleichgesetzt, er wurde
wichtigster Repräsentant einer genuin fran­
zösischen Musikkultur – die jedoch in der er­
sten Hälfte des 18. Jahrhunderts in eben je­
nem Modell zu erstarren drohte.
Jean-Philippe Rameau, knapp 50 Jahre jün­
ger als Lully, lebte in einer Zeit des gesell­
schaftlichen Umbruchs: 1683 geboren und
1754 gestorben, stand er auf der Schwelle
in eine neue Zeit, war zugleich Vordenker
einer neuen (musikalischen) Epoche wie
Repräsentant des Zeitalters des Absolutis­
mus, das sich bereits seinem Ende entgegen
neigte. Rameau war ein Grenzgänger, bio­
grafisch und ästhetisch. Es ist bezeichnend,
dass Debussy sich nicht auf Lully, den ersten
Repräsentanten einer genuin französischen
Musik, sondern auf den später geborenen,
moderneren und radikaleren Jean-Philippe
Rameau bezog als es darum ging, zu Beginn
des 20. Jahrhunderts eine eigenständige
französische Musiktradition gegenüber dem
italienischen Verismo und dem deutschen
Wagnerianismus zu behaupten. Rameau
war der umstrittenste Komponist seiner Zeit.
Er hatte es gewagt, das etablierte Modell
Lullys zu erneuern. Die Ästhetik Lullys war
ausgerichtet an klassischen Idealen einer
»belle et simple nature« und zielte vor allem
auf die Darstellung der heiteren, buko­
lischen, pastoralen Seiten der Natur und auf
die ausgleichende Sublimierung bzw. Stili­
sierung der menschlichen »passion« (Lei­
denschaft) im Kunstwerk. Rameau stellte
diesem klassischen Konzept eine ganz neue,
moderne Ästhetik gegenüber, die Zeitge­
nossen wie Christoph Willibald Gluck ent­
scheidend beeinflusste: Um möglichst wahr­
haftig in der Darstellung zu sein, nahm er in
seiner Musik gerade die wilde, ungezähmte
(menschliche) Natur in den Focus. Rameau
übernahm die von Lully entwickelte groß­
räumige Architektur der Tragédie en mu­
sique ohne große Veränderungen, füllte sie
jedoch mit Leben durch eine äußere Man­
nigfaltigkeit in der immer neuen Erfindung
von Formen, Rhythmen und Harmonien.
Dies ermöglichte ihm eine vielschichtige
Darstellung von Emotionen, die seinen Wer­
ken bzw. Figuren Menschlichkeit und Glaub­
würdigkeit verlieh. Die stets am drama­
tischen Geschehen orientierte musikalische
Gestaltung verlieh mit ihrer besonderen
Harmonik und den nahtlosen Übergängen
zwischen Rezitativ, Arioso und Arie dem
Drama eine bis heute unmittelbar spürbare
Sogkraft.
Mit seinem Blick auf das Individuum und der
radikalen Darstellung gerade auch von des­
sen Widersprüchlichkeit betrat Rameau in
der damaligen Musik Neuland – und stieß
dementsprechend auf Widerstand. Zwi­
OPER
schen den »Lullistes« und »Rameauneurs« (so
die Bezeichnung Voltaires), also den Alten
und den Modernen, entbrannte in den
1730er Jahren ein heftiger Ästhetikstreit,
der als Querelle des Lullistes in die Musikge­
schichte einging. Auch die 1737 in Paris ur­
aufgeführte Tragédie en musique Castor et
Pollux fiel in diese Zeit – und der Erfolg
dieses Werkes sicher auch den Interventi­
onen der »Lullistes« zum Opfer. Sie waren
schockiert über den Reichtum an Modulati­
onen und Dissonanzen, den sie mit »Lärm«
gleichsetzten (man beschwerte sich bei Auf­
führungen, die Instrumente seien falsch ge­
stimmt …), über ein Zuviel an Gelehrtheit
und Virtuosität, die dem klassischen Gebot
der »simplicité« entgegenstand. Der Wider­
stand um die Neuerungen in den Opern
Rameaus gegenüber Lullys Musiktheater ist
jedoch auch im Kontext einer sich langsam
verändernden Gesellschaft zu sehen, näm­
lich in der zunehmenden Einbuße eines na­
tionalen Bewusstsein auf Grundlage eines
an Autorität verlierenden repräsentativen
Absolutismus. Castor und Pollux stellt ein
Stück dar, in der sich die Zerreißprobe einer
Zeitenwende widerspiegelt: einer Nation im
Übergang zwischen Absolutismus und Auf­
klärung. Der neue König, Ludwig XV., der
1715 den Sonnenkönig abgelöst hatte, inte­
ressierte sich zudem kaum für das Theater,
es verlor an Bedeutung im Kontext herr­
schaftlicher Repräsentanz. Schon bald sollte
jedoch eine weitere Entwicklung dazu füh­
ren, dass der Streit zwischen den Anhän­
gern Lullys und jenen Rameaus zugunsten
einer Verbindung beider Lager beigelegt
wurde: Die französische Tonkunst insgesamt
musste wieder gegen die Macht der italie­
nischen Opera buffa verteidigt werden. Fort­
an galt Castor und Pollux als Aushängeschild
für einen französischen Nationalstil. Rameau
brachte 1754 sogar eine zweite, stark überar­
Peter Paul Rubens, Der Raub der Töchter des Leukippos (um 1618)
Schicksalhaft verwoben? Die Dioskuren Castor und Pollux rauben die Schwestern Hilaeira
(franz. Télaïre) und Phoibe (franz. Phébé). Der sterbliche Castor, der Rossbändiger, trägt
eine Rüstung, der unsterbliche Halbgott Pollux, der Boxkämpfer, ist mit freiem Oberkörper
dargestellt. Die Bildgestaltung lässt den Eindruck entstehen, dass alle Personen im Ge­
schehen gefangen sind. Unentwirrbar sind die Leiber ineinander verkeilt, Pferde und
Menschen bilden einen kompakten Block aus Fleisch und Muskeln, Kraft und Gegenkraft.
Die Dynamik des Bildes bestimmen Willen und Widerwillen nicht nur der beiden Schwe­
stern: ein bestechendes Bild für die Aufruhr einer menschlichen Seele – und der Maler hat
alle Seiten zu ihrem Recht kommen lassen.
10.11
OPER
beitete, noch modernere Fassung auf die Büh­
ne, die sich als erfolgreiche Waffe gegen die
»Buffonisten« lange auf den Spielplänen hielt.
Und heute? Warum bringt Alexander Charim
und sein Team Rameaus Castor und Pollux
auf die Opernbühne? Mit seinen obligato­
rischen Kampf- und Unterweltsszenen, Visi­
onen des Olymps und dem Tanz des Univer­
sums, mit dem das Stück spektakulär endet,
steht Castor und Pollux in der Tradition der
Tragédie lyrique. Doch gerade hier erweist
sich die Modernität Rameaus. Was im Ge­
wande einer barocken Oper als anrührendes
Sinnbild um Bruderliebe erscheinen mag, ist
durch die Musik Rameaus die tiefgehende
Schilderung einer emotionalen Zerreißpro­
be. Wie Rameaus Zeitgenossen von seiner
Musik, so scheinen auch die Figuren über­
fordert von der Intensität der Gefühle, die
(musikalisch) aus ihnen herausbrechen. Vier
Menschen sind hin- und hergerissen, wer­
den zerrissen zwischen den Rollen, die sie
einnehmen sollen oder wollen und ihren
Gefühlen, die diesen oftmals entgegenste­
hen. Besonders deutlich wird das anhand
der beiden Brüder: Sie stehen zwischen der
Liebe zu Télaïre – die Braut Castors – und
der Liebe zum Bruder, zwischen Leben und
Tod, zwischen Himmel und Hölle, zwischen
gesellschaftlicher Rolle und individuellen
Wünschen. Das private Schicksal der han­
delnden Figuren wird eingebettet in einen
gesellschaftlichen Kontext, der wesentlich
durch den Chor, aber auch durch die Herr­
scherfigur des Jupiter repräsentiert wird.
Rameau leuchtet nicht nur die Gefühlswelt
der vier Hauptfiguren Castor, Pollux, Télaïre
und Phébé differenziert aus, sondern setzt
die Figuren in ein komplexes Gefüge, das
die Verflechtung von privaten und gesell­
schaftlichen Handlungsspielräumen ver­
deutlicht. Das Stück endet mit einem Tanz
des Universums, das Castor, Pollux und Té­
laïre schließlich als Sterne aufnimmt, erlöst
durch die ordnende Macht Jupiters: Sinnbild
der Erlösung aus irdischer Orientierungslo­
sigkeit und emotionaler Überforderung in
die Transzendenz oder schlicht Vereinnah­
mung durch ein System, das Gefühle negiert
und jedem einen klaren Platz vorgibt? Der
atemraubende Schluss der Oper ist in jedem
Fall eine Einladung an uns heutige Zuhörer
in das Reich der Sinnlichkeit und tiefge­
henden Schönheit von Rameaus Musik, die
über die zuvor durchlebten emotionalen
Verstrickungen zu trösten vermag.
CASTOR UND POLLUX
Tragédie en musique in fünf Akten
von Jean-Philippe Rameau
Text von Pierre-Joseph Bernard
In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln
MUSIK ALISCHE LEITUNG
Alexander Charim
Lenfert
LICHT
Ivan Bazak
Peter Hörtner
TURGIE Katharina
CASTOR
Howard Arman
BÜHNE
Dan Ratiu
Sung-Keun Park
POLLUX
TÉLAÏRE
JUPITER
GRAND PRÊTRE
PLANÈTE Stella
DRAMA-
Francis Bouyer /
Ina Yoshikawa
Frank Schneiders
VANTE D‘HÉBÉ / UNE OMBRE HEUREUSE
Marx
Aurel
Ortmann
Christopher Tonkin
Rebecca Davis
CHOR
INSZENIERUNG
KOSTÜME
Latchezar
PHÉBÉ
UNE SUI­
Dorothea Maria
Pravtchev
UNE
Motina
Chor der Staatsoper Hannover
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
EINFÜHRUNGSMATINEE
Sonntag, 22. Juni 2014, 11 Uhr,
Laves-Foyer
PREMIERE Samstag,
28. Juni 2014, 19.30 Uhr
WEITERE VORSTELLUNGEN
Di, 01.07.14 | Sa, 05.07.14 |
Di, 15.07.14 | Di, 22.07.14, jeweils 19.30 Uhr
HOWARD ARMAN, ein ausgewiesener
Spezialist für Alte Musik, kommt als Gast
für Castor und Pollux an die Staatsoper
Hannover. Der Dirigent ist seit August
2011 Musikdirektor des Luzerner Thea­
ters. Seine berufliche Laufbahn begann
der Engländer nach dem Studium am Tri­
nity College of Music, London, als Dirigent
führender Ensembles seiner Heimat, be­
vor er 1981 nach Deutschland und Öster­
reich wechselte und mit den Chören des
NDR, des SWR, des RIAS Berlin sowie mit
dem ORF-Chor arbeitete. Von 1998 bis
2013 war er Dirigent und Künstlerischer
Leiter des MDR Rundfunkchores Leipzig.
Von 1983 bis 2000 leitete Arman zudem
den Salzburger Bachchor und von 1991
bis 1996 die Innsbrucker Festwochen der
Alten Musik. Daneben dirigierte er Pro­
duktionen an Opernhäusern in Deutsch­
land, Österreich, Italien und der Schweiz.
Für die Neuformierung des Händel-Fest­
spielorchesters anlässlich der Produktion
von Orlando erhielt Howard Arman 1996
den Händel-Preis. In der Spielzeit 2010/11
leitete er als Generalmusikdirektor der
The­ater und Philharmonie Thüringen. Eine
umfangreiche, mit zahlreichen Preisen be­
dachte Diskographie zeugt zudem vom
Wirken des Dirigenten.
OPER
DISNEY:
DIE SCHÖNE UND
DAS BIEST
GROSSES SOMMERGASTSPIEL
Das Musical ist ein Welterfolg und wird in diesem
Sommer vom 30. Juli bis 10. August im Opern­haus zu sehen sein – mit opulenter, farbenpräch­
tiger Ausstattung, schwebenden Tanzszenen
und fantasievollen Märchenelementen. Vorlage ist
der berühmte Disney-Film von 1991, der als
erster Zeichentrickfilm eine Oscar-Nominierung
als »Bester Film« erhielt, dazu zwei Oscars, zwei
Golden Globes und fünf Grammys für die Musik!
PREVIEW
PREMIERE
Mittwoch, 30. Juli 2014, 19.30 Uhr
Donnerstag, 31. Juli 2014, 19.30 Uhr
VORSTELLUNGEN
täglich außer montags 19.30 Uhr,
samstags und sonntags auch 15 Uhr
In Zusammenarbeit mit
12.13
JUNGE OPER
CHRISTOPHER BAUMANN
KAFFEE FÜR DEN OPA
UND MUSIK FÜR DAS WUNDERBARE
Eine besondere Freundschaft zwischen Jung und Alt zeigt Gordon Kampes Kannst du pfeifen, Johanna für alle ab 8
Zwei Jungs spielen: Es sind die Freunde Ulf
und Berra. Ulf zählt auf, was er alles hat.
Zum Beispiel eine Zahnlücke – ganz hinten
im Mund! Aber er hat auch noch andere Sa­
chen, wie einen Tyrannosaurus Rex, vier
Golfbälle und zwei Euro. Aber am meisten
beneidet Berra Ulf darum, dass er einen
Großvater hat. Berra hat nämlich keinen,
und das findet er ungerecht. Er möchte auch
einen Opa, einen für Schweinshaxe, für Kaf­
fee und Torte mit Sahne, einen Opa, der
Pfeife raucht. Ulf hat die Lösung: So einer
müsste sich doch finden lassen.
Mit diesem einfachen Plan beginnt Gordon
Kampes Musiktheater für Kinder ab 6 Jahren
nach Ulf Starks Kinderbuch Kannst du pfeifen, Johanna. Die Geschichte erzählt poe­
tisch und ausgelassen heiter zugleich von
einer wunderbaren Freundschaft zwischen
den beiden Jungs und einem älteren Herrn
namens Nils. Zwar mag Nils keine Schweins­
haxen, aber draußen etwas zu unterneh­
men, ist sowieso viel spannender: Drachen­
bauen (auch wenn der Wind noch auf sich
warten lässt), das Lieblingslied von Nils
pfeifen lernen (was gar nicht so leicht ist),
im Nachbarsgarten Kirschenklauen und ein
Kernewettspucken veranstalten (und fast
vom Nachbarn erwischt werden!) – kein
Wunder, dass Berra begeistert ist von sei­
nem Opa. Er will auch unbedingt pfeifen
lernen. Er übt und übt. Endlich kann er es.
Jetzt heißt es: schnell zu Nils! Doch Nils ist
nicht mehr da. Aber ist Nils ganz aus Berras
und Ulfs Leben verschwunden? Vielleicht
nicht: Jetzt ist Wind. Er rauscht so schön,
wie Berra nun dank Nils pfeifen kann.
Zwei Jungs spielen: Es sind Ulf und Berra,
die endlich den Drachen steigen lassen
wollen. Den Drachen, den sie mit Nils ge­
baut haben, dem besten Opa der Welt.
FRAGEN AN DEN KOMPONISTEN
Christopher Baumann »Kannst du pfeifen«,
Gordon Kampe?
Gordon Kampe Wenn ich auch nichts kann
… aber pfeifen! Ich weiß wirklich noch: Ich
saß mit 6 Jahren zuhause auf der Couch und
konnte plötzlich pfeifen. Besonders gut fin­
de ich mich dann, wenn mir z. B. die von mir
vielgepfiffene Geigenstimme aus Beetho­
vens F-Dur Romanze gelingt, und ich pfei­
fenderweise unterschiedliche Phrasierun­
gen wage und kurz vor Schluss nicht nur
trillere, sondern auch sachte vibriere…
Baumann Hier spricht ein Profi, merke ich.
Wenn ich nicht mangels Opa oder Spontan­
begabung im Internet nachschauen möchte:
Was wäre denn dein persönlicher Tipp, um
das Pfeifen zu lernen?
Kampe Ich glaube ja, dass das ein bisschen
so ist, wie beim Singen: Schön in den Bauch
einatmen, Stütze stabil. Dann den Mund zu
einem O formen. Und zwar zu einem O, das
man auch macht, wenn man die lang ver­
schollen geglaubte Tante küssen muss. Da­
bei aber die Oberlippe etwas spießig – als
habe jemand beim Kaffeekränzchen mit be­
sagter Tante etwas Unmanierliches gesagt –
über die Unterlippe stülpen. Sodann – sehr
wichtig! – den Ton vorhören, den zu pfeifen
es gilt. Erst dann zart Luft strömen lassen.
Baumann Da wir bei lange verschollenen
Tanten sind: In Kannst du pfeifen, Johanna
geht es um einen Opa, wie er noch nie da­
gewesen ist. Wie hast du die Begegnung
zwischen Jung und Alt und die Entwicklung
der Freundschaft in Musik dargestellt?
Kampe Das geschieht hauptsächlich im En­
semble: Ich habe eine Besetzung gewählt,
die schnell zwischen einem gewissen Nos­
talgie-Tanzkapellen-Sound und einer eher
leichten, beweglichen Klanggebung wech­
seln kann. Zunächst wollte ich diese Welten
GORDON KAMPE wurde 1976 geboren. Nach einer Ausbildung zum Elektriker, 1998–
2003 Kompositionsstudium bei Hans-Joachim Hespos, Adriana Hölszky und Nicolaus A.
Huber. Außerdem Studium der Musik- und Geschichtswissenschaften in Bochum. Mehrfache Auszeichnungen, darunter der Folkwangpreis, der Stipendienpreis der Darmstädter
Ferienkurse sowie der Stuttgarter Kompositionspreis (2007 und 2011). Er erhielt Stipendien
der Berliner Akademie der Künste, für die Cité des Arts Paris, die Künstlerhöfe Schreyahn
und Schöppingen sowie für das SWR-Experimentalstudio. Kampe ist Wissenschaftlicher
Mitarbeiter an der Folkwang Universität der Künste. 2008 Promotion mit einer Arbeit über
Märchenopern im 20. Jahrhundert. Seit 2012 ist Kampe gewähltes Mitglied der Jungen
Akademie an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften/Leopoldina.
JUNGE OPER
streng trennen, um Klangchiffren für Jung
und Alt zu erfinden. Dann habe ich das aber
fast alles wieder verwischt, es schien mir zu
didaktisch. Immer muss es Ausnahmen und
kleinere Brüche geben, um keine rosa Wölk­
chen zu komponieren.
Baumann Kommt der Impuls zur Didaktik
aus den Überlegungen, für welches Publi­
kum man schreibt? Gehst du mit einer Kom­
position für Kinder anders um als für Er­
wachsene?
Kampe Für Kinder muss ich knackiger und
präziser sein: Klare, gestische Kante ist an­
gesagt. Dann kommt es auch nicht auf das
kompositorische »Material« an. Wenn das Ti­
ming stimmt, dann sind geräuschhafte Mo­
mente ebenso möglich, wie zerfaserte Songs
– so lange am Material das Herzblut des
Komponisten klebt, ist alles gut.
Vor einigen Jahren hätte ich das Stück si­
cherlich anders komponiert, wäre es mir
auch mehr darum gegangen »neue Musik« zu
vermitteln – weil ich dachte, ich wüsste,
was das ist… Und weil ich mittlerweile
nicht mehr recht weiß, was »neue Musik« ist,
glaube ich viel freier zu schreiben: Was ich
mich in der Kinderoper traue, das traue ich
mich auch bei Stücken für Erwachsene –
und vice versa.
Baumann Ein gewisser Mut gehört sicher­
lich auch dazu, das Thema »Tod« in einer
Kinderoper anzupacken…
Kampe Als wir auf der Stoffsuche waren,
war das natürlich ein Thema. Meine Tochter
ist 6. Ich habe mich erst gesträubt, ihr das
Buch vorzulesen. Bammel vor den großen
Fragen… Und dann habe ich´s doch ge­
macht und es war kein Problem. Es wurde
etwas gelernt, Nils lässt etwas auf der Erde
zurück. Aber: Ja – Nils stirbt. Wir wollen ein
schönes Theatererlebnis gestalten. Wir wol­
len aber auch, dass das Theater am Küchen­
tisch weitergeht, dass das Stück nachwirkt.
Baumann Ihr wolltet also, dass zuhause
weiter über das Erlebte geredet wird. Allge­
mein heißt es ja, Musik könne mehr sagen
als Worte. Wie siehst du das?
Kampe Ich habe mir schon in sehr enger
und fruchtbarer Abstimmung mit der Libret­
tistin Dorothea Hartmann überlegt, wann
welches Wort oder welche Passage gesun­
gen wird, wann gesprochen, und wann wir
eine Mischform wählen. Manche Wörter
wirken peinlich pathetisch, würde man sie
singen. Wenn Berra die Nachricht bekommt,
dass der Opa Nils gestorben ist: Hier kann
ich keine Kantilene mehr komponieren und
keine irgendwie expressive Vokalgeste –
das wäre furchtbar. Hier reicht ein gespro­
chener Satz und der sitzt schon tief genug.
Wenn es aber heißt: »Hörst du den Zauber­
wald?«, dann ruft das nach einer Melodie…
Hier halte ich es mit dem Komponisten Fer­
ruccio Busoni, der meinte, dass die Musik
insbesondere dann im Musiktheater seinen
Platz hat, wenn das Wunderbare in die
Handlung eintritt.
KANNST DU PFEIFEN, JOHANNA
Musiktheater von Gordon Kampe (2013)
Libretto von Dorothea Hartmann nach dem gleich­
namigen Kinderbuch von Ulf Stark
Für alle ab 6 Jahren
MUSIK ALISCHE LEITUNG
Kaling Khouw
Markus Michael Tschubert
Magdalena Wiesauer
Waldowski
LICHT
DR AMATURGIE
MUSIKTHEATERPÄDAGOGIK
BERRA
Gevorg Hakobjan
INSZENIERUNG
BÜHNE UND KOSTÜME
Thomas Jacob, Mario
Christopher Baumann
Jonas Egloff
ULF
Byung Kweon Jun
NILS
Frank Schneiders
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
EINFÜHRUNG FÜR FAMILIEN
Sonntag, 11. Mai 2014,
15 Uhr, Foyer Ballhof Eins
PREMIERE
Mittwoch, 14. Mai 2014, 10.30 Uhr,
Ballhof Zwei
WEITERE VORSTELLUNGEN
Mi, 21.05.14 | So, 25.05.14
(15 Uhr) | Mo, 26.05.14 | Mi, 18.06.14 | Mo, 23.06.14 |
Mi, 02.07.14, jeweils 10.30 Uhr (wenn nicht anders
angegeben)
14.15
JUNGE OPER
DIE WILDEN
HÜHNER - ROCK IT!
FUCHSALARM DAS MUSICAL
EINE PRODUKTION DES KINDERCLUBS XS
EINE PRODUKTION DES CLUBS XM
von Cornelia Funke, bearbeitet von Rainer Hertwig
von Martin G. Berger und Jasper Sonne
»Nach der Produktion ist vor der Produktion.« Mit dieser Rede­
wendung auf den Lippen begegnet man sich im Opernhaus,
wenn es um die Vorbereitungen für die darauffolgende Spielzeit
geht. Beim diesjährigen Kinderclub XS lief es etwas anders. Da
die Hälfte des Teams wechselte und weil ich als Leiterin des
Clubs meine Kolleginnen nicht vor gefällte Entscheidungen stel­
len mochte, haben wir die Stückauswahl auf drei Wochen nach
Probenbeginn verschoben. Das hat der Entscheidung in Bezug
auf die Auswahl des Stückes gut getan, denn wir hatten Zeit, die
neuen Kinder kennen zu lernen.
Es gab ein Auftakttreffen des Leitungsteams, bei dem wir Stück­
vorschläge machten. Insgesamt kamen wir auf die genaue An­
zahl von 25 Stücken und gingen nach folgenden Kriterien vor:
Grad an Inspiration für Verwendung von Musik und Tanz, Text­
lastigkeit, Anzahl an Figuren, Betonung auf eine einzelne Figur,
Aussage des Stückes, technische Umsetzung und vieles mehr.
Nach etwa drei Wochen Bedenkzeit blieben drei Stücke für die
enge Auswahl übrig: Alice im Wunderland, Die Chroniken von
Narnia und Die Wilden Hühner. Nach den letzten, märchen­
haften Produktionen sehnten wir uns nach einem Stück, das
dem wahren Leben entnommen ist.
Die Mädchen der demokratischen Bande »Die Wilden Hühner«
wissen ganz genau, was sie wollen. Sie sind in der Lage, über
ihren eigenen Schatten zu springen, um das Leben ihrer Mas­
kottchen, der echten Hühner, zu retten. Selbst die Hilfe der Erz­
feinde, der Pygmäenbande, können sie annehmen. Es geht um
eine Geschichte über Freundschaft, Vertrauen und Mut, die
selbst aufgestellten Regeln zu brechen, um das eigentliche Ziel
nicht aus den Augen zu verlieren. Das Ergebnis wird am 17. Mai
zu sehen sein.
»Wir wollen mehr singen und tanzen!«, lautete der Wunsch der
Jugendlichen des Club XM in diesem Jahr. Was lag also näher,
als ein Musical zu spielen, das Text, Gesang, Tanz und Musik zu
einer Einheit verschmelzen lässt? Mit Rock it! war bald das rich­
tige Stück gefunden: ein Jugend-Musical aus der Feder von Mar­
tin G. Berger und Jasper Sonne, deren Produktion Krawall als
Spielzeiteröffnung der Jungen Oper im November uraufgeführt
wurde. Eine Jugendherbergskomödie mit pfiffigen Dialogen und
Songtexten, die für die Bedürfnisse und Talente der Jugend­
lichen des Club XM bearbeitet und umarrangiert wurden.
Die Geschichte der Lehrerin Maria, die von der Bravheit ihrer
Schüler entsetzt ist und ihnen von ihrer eigenen wilden Jugend
in den 60er Jahren erzählt, wirft mit Witz, Charme und schmis­
siger Musik jugendliche Fragen von damals und heute auf: Lohnt
es sich, für etwas zu kämpfen? Wie gehe ich mit der ersten Liebe
um? Was bedeutet es, »cool« zu sein? Dabei folgt das Stück den
beiden Jungs Rudolf und Robert, die zufällig im Mädchenchorin­
ternat »Bergeshöh« landen, das von der bösen Nonne Innozentia
geleitet wird. Dort befreunden sie sich rasch mit Maria und ihrer
Clique, gründen eine Rock’n’Roll-Band und beschließen, gegen
das rigide System vorzugehen. Als ein Mädchen unter mysteri­
ösen Umständen verschwindet, kommen die Freunde einem
dunklen Geheimnis auf die Spur ...
Über mehrere Monate treffen sich die Jugendlichen jeden Frei­
tag unter der Leitung von Zuzana Masaryk. Wie man mit einer
Stimme umzugehen hat, einen Song einstudiert und auswendig
lernt und noch vieles mehr lehrt die musikalische Leiterin Britta
Schwartz. Jessica Lüders übernimmt den für ein Musical unver­
zichtbaren tänzerisch-choreographischen Teil. Rock It! – Das
Musical birgt viele Herausforderungen. Dank unbeschwertem
Spiel, Wille und Ausdauer meistern die Jugendlichen sie – und
das mit viel Spaß!
MITWIRKENDE
19 Kinder des Clubs XS im Alter von 8 bis 11 Jahren
LEITUNGSTEAM
Mihaela Iclodean, Mónica Sardón, Rowena Ansell,
Annemarie Wybraniec
MITWIRKENDE
17 Jugendliche im Alter von 12 bis 15 Jahren
LEITUNGSTEAM Zuzana
PREMIERE
Masaryk, Britta Schwartz, Jessica Lüders
Samstag, 17. Mai 2014, 15 Uhr, Probebühne 2
WEITERE VORSTELLUNGEN
So, 18.05.14, 15 Uhr | Mo, 19.05.14, 17 Uhr
PREMIERE
Samstag, 14. Juni 2014, 17 Uhr, Probebühne 2
WEITERE VORSTELLUNGEN
So, 15.06.14 (14.30 Uhr) und Mo, 16.06.14 (17 Uhr)
JUNGE OPER
ICH SEHE
KLANGNICHTS
(ARBEITSTITEL)
FORSCHUNG
EINE PRODUKTION DES JUGENDCLUBS XL
EINE PRODUKTION DES OHRLABORS
Was wäre wenn: In einer Stadt, vielleicht in Hannover, bricht
eine Epidemie aus. Nach und nach verlieren die Menschen ihr
Augenlicht. Die Erblindeten werden weggesperrt und müssen
sich selber zurechtfinden. Essen wird noch geliefert. Manchmal.
Der Club XL nimmt die Grundsituation des Endzeit-Romans Die
Stadt der Blinden von José Saramago als Ausgangspunkt für sei­
ne diesjährige Inszenierung. In den Proben wird die Geschichte
über Improvisationen, Selbsterfahrung und Gedankenspiele
weiterentwickelt: Es entsteht ein Oszillieren zwischen Verzwei­
feln und Hoffen, zwischen bedingungslosem Vertrauen und Ein­
samkeit. Die großen Fragen kommen auf: nach Gemeinschaft,
Zusammenleben und Verantwortung.
Begeisterung und Skepsis waren am Anfang dieser Reise groß.
Immer wieder stoßen die Jugendlichen auf Situationen, die von
ihrer aktuellen Situation nicht weit entfernt ist: Sie haben sich
ihre Welt nicht ausgesucht, sie wurden hineingeworfen und ste­
hen nun auf der Schwelle, gleichberechtigter Teil dieser Welt,
dieser Gesellschaft zu werden. Und diese Welt kann sich nach
einem vertrauten Wohnheim anfühlen – oder wie eine Hölle.
Die Jugendlichen des Clubs XL schließen ihre Augen. Daran ver­
zweifeln sie und raufen sich zusammen, stehen sich bei und sto­
ßen sich ab, verlieben sich und verraten einander, entwickeln
neue Formen des Zusammenlebens und geben sie wieder auf.
Sie küssen und kämpfen. Und wollen einfach überleben.
Die Musik bietet dabei einen Fluchtort. Wer nichts sieht, hört
besser. Archaische Klangrhythmen begleiten den monotonen
Alltag, der voller Gefahren bleibt; sehnsüchtige Liebeslieder bie­
ten eine Flucht in eine andere Welt. Am Ende wird jedoch auch
die Musik zum Machtinstrument. Nur wer am Klavier sitzt, kann
bestimmen, was alle hören müssen. Wer will, kann mitsingen.
2014 jährt sich der Geburtstag Luigi Nonos, einer der wichtig­
sten Komponisten des 20. Jahrhunderts, zum neunzigsten Mal.
Zeitlebens bestimmte Nonos Schaffen die Überzeugung einer
Untrennbarkeit von Leben und Kunst – zeitweise verstand er
seine Musik sogar ausdrücklich als politische Waffe im Kampf für
eine revolutionäre Veränderung der Gesellschaft. Mit fortschrei­
tendem Alter ging Nono dazu über, prozesshaft zu komponieren,
was beinhaltete, dass er mit seinen Werken Fragen stellte, ihre
Beantwortung aber oft nur andeutete, Aussagen ins Utopische
weitete und Fragen so an den Rezipienten seiner Werke zurück­
gab – und ihn anregte, in sich selbst nach Haltungen und Ant­
worten zu suchen.
Ausgehend von Nonos Komposition La Fabbrica Illuminata für
Frauenstimme und Zuspielband (1964), erstellt aus Fabrikgeräu­
������������
schen, Stimmen und Texten der Fabrikarbeiter der ItalsiderWerke von Genua-Cornigliano, widmen sich die Jugendlichen
des Ohrlabors der Frage nach dem Zusammenhang von Kunst
und Leben in unserer Gesellschaft. Wo sind Orte, wo Kunst und
Leben, Kreativität und Alltag zusammen kommen? Wie klingen
diese Orte und wie sehen sie aus? Die Jugendlichen werden
dabei selbst zu Klangforschern und greifen dafür Themen des
italienischen Komponisten Luigi Nono auf. Unter der Leitung von
Vlady Bystrov werden aus konkreten Sounds und Bildern unse­
rer Umgebung Werke entwickelt, für Laptoporchester, Farbbild­
instrumente, Stimme oder Video – die dann im Rahmen von
RADIKAL UTOPISCH am 20. Juli aufgeführt werden. RADIKAL
UTOPISCH ist ein zweiteiliges Konzertprojekt des hannover­
schen Ensemble Megaphon, das am 11. Juli in der Markuskirche
Hannover und am 20. Juli in der Eisfabrik zur Aufführung kommt
in Zusammenarbeit mit der HMTM Hannover.
MITWIRKENDE
Jugendliche im Alter von 16 bis 20 Jahren
LEITUNGSTEAM
PREMIERE
Jonas Egloff, Christoph van Hal, Anna Schlierer
Samstag, 19. Juli 2014, 19 Uhr, Probebühne 2
WEITERE VORSTELLUNGEN
So, 20.07.14, 17 Uhr | Mo, 21.07.14, 19 Uhr
Einen 20-minütigen Trailer der Produktion zeigt der Club XL im Kinder­
TheaterHaus bei der Langen Nacht der Theater: Sa, 10.05.14, 18 Uhr.
MITWIRKENDE
Jugendliche im Alter von 13 bis 21 Jahren
LEITUNGSTEAM Vlady
AUFFÜHRUNG
Bystrov, Katharina Ortmann, Tamara Schmidt
Sonntag, 20. Juli 2014, 20 Uhr, Eisfabrik
In Zusammenarbeit mit dem Ensemble Megaphon
Das Kinder- und Jugendprogramm
wird unterstützt von
16.17
BALLETT UND JUNGE OPER
CHRISTOPHER BAUMANN
MIT OLIVER AUF DER ZIELGERADEN
End- und Höhepunkt der Zusammenarbeit mit der Integrierten Gesamtschule Hannover-Linden:
Über 80 Schülerinnen und Schüler tanzen Oliver Twist im Opernhaus.
Scharf und bissig wie kaum ein anderer Schriftsteller des viktoria­
nischen England portraitierte Charles Dickens (1812–1870) in den
Jahren 1837–1839 die britische Gesellschaft in einer Fortsetzungs­
geschichte in der Zeitschrift Bentley’s Miscellany. Es sollte im
deutschsprachigen Raum sein wohl bekanntester Roman werden,
zugleich sein erstes Meisterwerk von satirischem Realismus: Oliver
Twist, or The Parish Boy’s Progress (Oliver Twist oder der Weg des
Fürsorgezöglings).
Wie der Untertitel andeutet, zeichnet Dickens in Oliver Twist das
Schicksal eines Jungen nach, der in ärmsten Verhältnissen nach
dem Tod seiner Mutter im Kindbett als Waisenjunge aufwächst. Zu­
nächst in einem Armenhaus, wo schwere körperliche Arbeit und
mangelnde Ernährung an der Tagesordnung, die Kinder der Willkür
der Autoritäten ausgeliefert waren – und den Launen ihrer Altersge­
nossen: Es galt das Recht des Stärkeren, ein System, in dem be­
kanntlich jeder sich selbst der Nächste ist. Aus diesem »Paradies«
der staatlichen Fürsorge wird Oliver jedoch bald vertrieben: So be­
stimmt das Los Oliver dazu, eines Tages um mehr Essen zu bitten mit
den ebenso berühmten wie schicksalshaften Worten: »Please, Sir, I
want some more« – was ihm eine Isolierhaft in einer dunklen Zelle
einbringt, ihm aber auch aus der Sicht der Heimleitung genügend
Zeit zum Gebet und geistlicher Erbauung verschafft. Mit unverkenn­
barer Ironie bezeichnet Dickens viele der schicksalhaften Ereignisse
in Olivers Leben als glückliche Fügungen. Oliver wird beim SargTischler Sowerberry in Anstellung gegeben, aber Oliver flieht nach
einer Schlägerei mit dem Lehrjungen Noah, der Olivers Mutter belei­
digt, nach London. Diese Flucht ist der Auftakt zu einer entbeh­
rungs- und wendungsreichen Reise, auf der Oliver schillernde Fi­
guren kennenlernt, wie den Straßenjungen Jack Dawkin (besser
bekannt als »Artful Dodger«), eine Horde junger Taschendiebe unter
Leitung von Fagin, den undurchsichtigen und gefährlichen Bill Sikes
und die mit sich selbst und ihrer Beziehung zu Sikes hadernde Nan­
cy. Beständig ist Olivers Leben in Bewegung, meist als Spielball
zwischen entgegenstrebenden Kräften hin- und hergeworfen, nur
sein unerschütterlicher Glaube an das Gute und die Hoffnung, eines
Tages Geborgenheit zu finden, halten ihn am Leben. So ist Oliver
Twist kein Bildungsroman im klassischen Sinne, doch auch seine
Geschichte nimmt entgegen aller Wahrscheinlichkeit nach den Be­
gegnungen mit Mr. Brownlow und den Maylies doch ein gutes Ende.
Auf die Zielgerade biegt nun auch das TANZFONDS PARTNER Projekt
der Jungen Oper und des Balletts der Staatsoper Hannover mit Schü­
lerinnen und Schülern der IGS Linden. Wie die Schüler in dieser
Saison mit Oliver mitwachsen, ist das auf drei Jahre angelegte Pro­
jekt mit ihnen mitgewachsen: 2012 startete es mit Stress und 25
Schülern im Ballhof Eins; 2013 folgte Herr der Fliegen, zwei weitere
Schulklassen kamen dazu, so dass insgesamt über 60 Schüler auf
der Bühne des Schauspielhauses tanzten. Doch damit nicht genug:
Seit Beginn des Schuljahres 2013/14 arbeiten nunmehr vier Schul­
klassen mit dem Choreograph Mathias Brühlmann, der Tanzpädago­
gin Emma Jane Morton und dem Komponisten Andreas Tiedemann
in wöchentlichen Trainings und an Projekttagen daran, Oliver Twist
in Bewegung und Musik zu versetzen. Als Höhepunkt und gleichzei­
tig Abschluss des Projekts werden im Juli 2014 über 80 Schüler mit
Mitgliedern des Ballettensembles tanzend die Geschichte über
BALLETT UND JUNGE OPER
Olivers Aufwachsen in Hannovers Opernhaus bringen und zeigen,
was das viktorianische England und dieser schicksalsgebeutelte
Junge mit unserer heutigen Lebensrealität gemeinsam haben.
Christopher Baumann Oliver Twist – das letzte der drei TANZ­
FONDS PARTNER Projekte – tritt in die heiße Phase. Zeit für einen
Einblick in Eure Werkstatt: Charles Dickens zeigt in Oliver Twist ein
Kaleidoskop verschiedener Gesellschaftsschichten des viktoria­
nischen Englands, verknüpft mit dem Schicksal eines einzelnen Jun­
gen. Auf welche Aspekte des Romans habt ihr Euch bei der Arbeit
mit den Schülerinnen und Schülern der IGS Linden konzentriert?
Mathias Brühlmann Im Roman spielen die Themen der Zugehörig­
keit und Geborgenheit eine wichtige Rolle – oder besser: das Fehlen
dieser Faktoren. In Oliver Twist geht es um die Lebensverhältnisse
von Kindern, die früh durch Kinderarbeit für ihr eigenes Auskom­
men sorgen müssen. Sie haben kein Zuhause, sind auf sich alleine
gestellt, haben ohne Hilfe von Außen keine Chance, aus diesen Ver­
hältnissen herauszukommen. Insofern geht es auch um das Thema
soziale Mobilität: Schaffe ich den Aufstieg aus meinen Verhältnissen
– und mit wessen Hilfe? Helfer entpuppen sich in Oliver Twist in den
meisten Fällen als Kriminelle. Diese »heimatlosen« Kinder machen
perfiderweise gute Erfahrungen in diesem kriminellen Milieu, denn
sie finden dort einen Familienersatz. Wie dauerhaft dieses Glück ist,
das ist jedoch fraglich.
Baumann Olivers Reise aus der Misere zum Glück ist eine lange und
etappenreiche. Wie geht ihr auf der Bühne mit dieser Vielzahl der
Abgründe und Verheißungen um?
Magdalena Wiesauer Das Spiel mit den gesellschaftlichen Ebenen
machen wir zu unserem Bühnenprinzip, indem wir die räumlichen
Trennungen zwischen den Schichten zeigen: Wir beginnen in der
Unterwelt im Orchestergraben mit einer großen Treppe als erste
Aufstiegsmöglichkeit. Von dort gelangt man auf die Bühnenebene,
und im hinteren Bereich der Bühne lockt die feinere Welt auf einem
großen Podest, das über weitere Treppen erreichbar ist. Allerdings
führen Treppen nicht nur nach oben – sie führen genauso auch
nach unten, also werden wir durchaus auch Abstiege zeigen. Das
nimmt auch Bezug auf die Situation der Jugendlichen, die in unserer
Produktion mitwirken: Wie gefährdet ist ihre gesellschaftliche, ihre
familiäre Situation? Das Leben kann viele Richtungen einschlagen.
Baumann Welche Entsprechung für die viktorianischen Gesell­
schaftsverhältnisse findet ihr bzw. finden die Jugendlichen in ihrer
heutigen Lebensrealität wieder?
Brühlmann Das ist zum Beispiel der Umstand, in einem bestimmten
Stadtteil geboren zu werden und vorwiegend nicht aus einer deut­
schen Familie zu stammen. Die Kinder müssen sich mit ihrer ent­
sprechenden Sozialisierung in zum Teil materiell einfachen oder
schwierigen sozialen Verhältnissen in der Mehrheitsgesellschaft zu­
recht finden. Sie stehen vor der Herausforderung, die Schule zu
schaffen und unter ihren Mitschülern eine adäquate Position zu er­
reichen. Später werden sie mit ihren Berufswahlperspektiven kon­
frontiert sein. Sie stehen wie Oliver vor den Fragen: »was können
wir«, »was wollen wir«, »was wollen wir können« und ganz ent­
scheidend: »was können wir überhaupt wollen«.
Baumann Sind alle Kinder also in gewisser Weise Olivers?
Emma Jane Morton Für unsere Jugendlichen war Oliver Twist auf
jeden Fall ein greifbarer Stoff, sie konnten sich in die Welt von Oliver
einfühlen. Viele fanden aber auch den Artful Dodger den cooleren
Typen. Eine Klasse fand es interessant, Herrn Brownlows Familie
nachzuspielen, so zu tun als sei man ganz nobel.
Brühlmann Wir werden möglichst viele Möglichkeiten suchen, um
Olivers »auszutauschen«. Ich finde es reizvoll, wenn Oliver verschie­
dene Profile hat: wenn er mal ein Mädchen ist, mal ein Junge; mal
schüchtern, mal vorlaut. Das macht die Geschichte von Oliver Twist
universeller, allgemeingültiger. Wir wollen schließlich die Geschichte
18.19
BALLETT UND JUNGE OPER
nicht nur als Handlungsabfolge erzählen, sondern suchen nach ei­
ner Entsprechung in unserer Zeit.
Baumann Das Schicksal von Oliver, wie von Kindern heute, ist na­
türlich maßgeblich von Erwachsenen geprägt. Wie wirkt sich das
auf den Einsatz der Tänzerinnen und Tänzer des Ballettensembles in
Oliver Twist aus?
Brühlmann Im Gegensatz zu den vorhergehenden Projekten sollen
die Tänzer konkrete Rollen übernehmen, um zentrale Konflikte der
Geschichte – wie das Ausgeliefertsein der Kinder, die kontrastie­
renden gesellschaftlichen Welten – plastischer zu erzählen. Fagin
ist zum Beispiel ganz explizit eine erwachsene Person, eine Figur,
die sich von den Kindern abheben soll. Herr Brownlow und Haus­
hälterin bilden einen Gegenpol. Möglicherweise wird sich ein Tän­
zer die Rolle des Dodger mit einem Schüler teilen; das entwickelt
sich noch. Und dann gibt es noch Bill Sikes und Nancy.
Baumann Nancy ist eine sehr ambivalente Figur. Sie hat den Aus­
stieg aus dem kriminellen Milieu nicht geschafft, ist eine Schicksals­
gemeinschaft mit Sikes eingegangen. Vielleicht versucht sie deswe­
gen, Oliver zu helfen – und wird dabei vernichtet. Wie wichtig ist
diese mütterliche Zuwendung für Oliver?
Brühlmann Im Buch kennt Oliver seine Mutter nur als Portrait, das
ihn fasziniert. Sie wird bei uns auch als Figur auftreten. Oliver
braucht eine Vertraute, die Teile seiner Gedankenwelt repräsentie­
ren könnte. Obwohl er sie nie kennengelernt hat, fühlt er, dass sei­
ne Mutter die Person ist, die ihm am nächsten steht. Sie ist Teil sei­
ner Identität, sie darf nicht von anderen beschädigt werden. Das ist
eine wichtige Frage für das Projekt und die Jugendlichen, die viel­
leicht nur Kontakt zu einem Elternteil haben, die sich fragen, nach
wessen Vorbild sie die Persönlichkeit werden können, die sie sein
möchten.
Baumann Oliver Twist bildet den Abschluss des auf drei Jahre an­
gelegten TANZFONDS PARTNER Projekts – und mit über 80 Schüle­
rinnen und Schülern im Opernhaus auch den Höhepunkt. Natürlich
ist es für eine längerfristige Prognose, was die Kinder von den drei
Produktionen »mitnehmen« werden, noch zu früh. Könnt ihr den­
noch in einzelnen Aspekten schon erste Auswirkungen der gemein­
samen Arbeit erkennen?
Morton Für die Jugendlichen der Klassen, die bereits in den Vorjah­
ren dabei waren, ist es ganz selbstverständlich geworden, bei den
Projekttagen intensiv mit den Tänzern des Ensembles zu arbeiten.
Die Tänzer sind, wie sie selbst, Teil des Stückes – sie nehmen die
Tänzer nicht mehr als abgegrenzte Gruppe wahr. Eine Klasse ist neu
dabei – aber die Schüler werden sicher rasch »aufholen«.
Brühlmann Insgesamt haben die Jugendlichen weniger Ängste und
sind bereiter, mit den Tänzern – auch wenn sie fremdsprachig sind –
zu kommunizieren. Das ist viel selbstverständlicher für sie geworden.
Steven Markusfeld Diese Selbstverständlichkeit auf der kommuni­
kativen Ebene zu erreichen, war ein von uns erhoffter Effekt für die
Kinder. Man darf nicht vergessen, dass die Schüler in eine Situation
hineingeworfen werden, in der sie selbstständig lernen müssen,
wie man damit umgeht. Tänzern im Besonderen und fremden Men­
schen im Allgemeinen auf Augenhöhe zu begegnen, sehe ich als
großen Lernfaktor und möglicherweise Lernerfolg in diesem Projekt.
OLIVER TWIST
Tanztheater-Projekt nach Charles Dickens
Ein TANZFONDS PARTNER Projekt mit der IGS Hannover-Linden
CHOREOGRAPHIE
Wiesauer
Mathias Brühlmann MUSIK Andreas Tiedemann BÜHNE Magdalena
KOSTÜME
TANZPÄDAGOGIK
TURGIE Christopher
MIT
Birgit Klötzer
VIDEO
Emma Jane Morton
Philipp Contag-Lada
MUSIKTHEATERPÄDAGOGIK
LICHT
Peter Hörtner
Jonas Egloff DRAMA-
Baumann
Schülerinnen und Schülern der IGS Hannover-Linden
UND
Rowena Ansell,
Cássia Lopes, Charlotte Lazzari, Lauren Murray, David Blázquez, Demis Moretti,
Francisco Baños Díaz, Sergio Carecci
PREMIERE Dienstag,
8. Juli 2014, 18 Uhr
WEITERE VORSTELLUNG
Mittwoch, 9. Juli 2014, 11 Uhr
Die Projektarbeit mit der IGS Hannover-Linden wird gefördert von TANZFONDS
PARTNER – Fonds für Partnerschaften zwischen Tanzinstitutionen und Schu­
len. Eine Initiative der Kulturstiftung des Bundes.
BALLETT
»Ein restlos überzeugender Ballettabend.«
Cellesche Zeitung
»Sissi tanzt sich in alle Herzen.« Bild
SISSI
Ballett von Jörg Mannes
Musik von Gustav Mahler, Arthur Honegger und Johann
Strauß
MUSIK ALISCHE LEITUNG
Siegmund Weinmeister
CHOREOGRA-
PHIE
Jörg Mannes BÜHNE Florian Parbs KOSTÜME Alexandra
Pitz
LICHT
Elana Siberski
VIDEO
Philipp Contag-Lada
Ballett der Staatsoper Hannover
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
MEZZOSOPRAN Khatuna
WIEDERAUFNAHME
Mikaberidze
Dienstag, 20. Mai 2014, 19.30 Uhr
WEITERE VORSTELLUNGEN
Sa, 07.06.14 | So, 15.06.14
(16 Uhr) | Fr, 20.06.14 | Fr, 11.07.14, jeweils 19.30 Uhr
(wenn nicht anders angegeben)
Cássia Lopes als Elisabeth von Österreich
20.21
KANTINENPLAUSCH
BIANCA BENDER
LEIDENSCHAFT FÜR TANZ UND KÜCHE
Mit der Tänzerin Debora Di Giovanni
Die Italienerin Debora Di Giovanni scheint das Kochen genauso im
Blut zu haben wie das Tanzen: Die Küche ist für sie fast ein zweites
Zuhause, ihr Vater hat eine Pizzeria in Palermo. Dort in der sizilia­
nischen Hauptstadt ist Debora aufgewachsen, und dort hat sie auch
ihre Liebe zum Tanz entdeckt. Im Alter von sechs Jahren begann sie
mit klassischem Ballettunterricht an der Ballettschule vor Ort; ihr
Vorbild dabei war ihre große Schwester, die ebenfalls tanzte und
Deboras Interesse am Tanz weckte.
Die Lehrer in Palermo schlugen ihr vor, sich an der La Scala Ballet
School zu bewerben, und Debora folgte nur allzu gern diesem Rat,
denn inzwischen wollte sie unbedingt professionelle Tänzerin wer­
den. Mit 13 Jahren begann sie an der Scala-Schule in Mailand und
machte dort ihr Diplom in Tanz und Sprachen im Alter von 19 Jahren.
Nach Engagements in Mailand und Palermo und einigen Gastauftrit­
ten in New York, von denen sie bis heute noch ganz aufgeregt
schwärmt, kam sie schließlich 2011 an die Staatsoper Hannover.
»Hannover und Palermo sind sehr ähnlich – groß, aber nicht zu groß.
Und sehr schön«, erzählt Debora mit einem Lächeln und erklärt, das
sei der Grund, warum sie sich hier von Anfang an so wohl gefühlt
habe. Nur das gute Wetter in Sizilien vermisst sie manchmal und ein
wenig auch die gute italienische Küche.
Kochen ist eine ihrer Leidenschaften, wann immer ihr voller Termin­
kalender es erlaubt, dann stellt sie sich auch gerne stundenlang für
aufwändige Gerichte und Menüs in die Küche. »Weil es mich ent­
spannt«, erklärt sie. Und das nimmt man ihr sofort ab: mit solch einer
Leichtigkeit erzählt sie von Rezepten und Gerichten, dass man
meint, der Kochlöffel sei ihr in die Wiege gelegt worden. Kein Wun­
der, wenn ihr Vater ein eigenes Restaurant hat, in dem auch die
Mutter arbeitet. Neugierig hat Debora schon als Kind immer in der
Küche zugesehen und immer wieder nachgefragt, und so hat sie viel
von ihrem Vater gelernt. Die sizilianische Küche aber, so fügt sie
hinzu, hat sie sich bei ihrer Großmutter abgeschaut.
Sie bedauert es sehr, dass der Tänzeralltag ihr oft zu wenig Zeit
lässt, um selbst zu kochen – die vielen täglichen Proben und abend­
lichen Vorstellungen lassen meist wenig Zeit für eine große selbst
gekochte Mahlzeit. Deswegen muss es manchmal dann eben doch
eine gelieferte Pizza oder das Kantinenessen sein. »Deutsche Küche
mag ich, ehrlich gesagt, nicht so sehr«, gesteht die Tänzerin zö­
gernd, lenkt dann aber sofort ein: »Aber das Brot hier ist sehr gut,
und ich liebe Kartoffeln!« Für Würstchen und Kraut kann sie sich nur
wenig begeistern, nichts geht ihr über Pasta – »aber Spätzle sind
auch nicht übel.«
In Wirklichkeit schlägt ihr Herz aber für Süßspeisen. Kuchen, Torten,
Biskuit, alles probiert sie aus. Am liebsten mag sie Crostada: kleine
Tartes aus Mürbeteig, gefüllt und belegt mit Obst, Sahne, Marmelade
oder Schokolade. Als Rezept hat sie aber etwas anderes mitge­
bracht: Klassisch italienischen Tiramisu, natürlich komplett aus dem
Kopf. »Sehr einfach, geht schnell und fast jeder mag es!«
TIRAMISU
500 g Mascarpone, 4 Eier, 100 g Zucker, ca. 250 ml Kaffee (z.B. Mokka oder
Espresso), 500 g Löffelbiskuit
Kakao (zartbitter)
Mascarpone, Zucker und Eigelb in einer Schüssel mischen. Eiweiß fest schlagen,
dann in die Schüssel geben und langsam per Hand verrühren. Kaffee vorbereiten
und in eine flache Form geben. Die zuckrige Seite der Löffelbiskuits kurz in den
Kaffee legen und dann in die Tiramisu-Form geben. Nun immer abwechselnd
eine Schicht Biskuits und eine Schicht Creme in der Form anrichten. Einige Stun­
den kühlstellen und zuletzt mit einem feinen Sieb den Kakao auf der Creme
verteilen. Buon appetito!
AUS DEN ABTEILUNGEN
JONAS EGLOFF
UNTER JEDEM SCHREIBTISCH
Aus den Abteilungen: Bei der EDV
Zwei von vier Kollegen der EDV: Ingo Volles und Michael Mraczny
Ihre Arbeit bleibt unbemerkt. Der Computer läuft, wir speichern Do­
kumente, surfen im Internet, verschicken E-Mails. So lange alles gut
läuft, wählen wir ihre Nummer nicht. Bis etwas passiert. Zum Bei­
spiel, wenn ein »schwarzes Tableau« auf dem Desktop erscheint.
Wissen Sie, lieber Leser, was gemeint ist? Der Schreiber dieses Ar­
tikels wüsste es nicht. Die Kollegen von der EDV auch nicht. Aber
sie hätten – und das ist ihr Beruf – mehrere Vermutungen.
»Wir lernen die Leute tatsächlich immer dann kennen, wenn etwas
nicht läuft«, meint Michael Mraczny. Seit dreizehn Jahren arbeitet er
bei der EDV-Abteilung des Staatstheaters. Die Anzahl der Computer
habe sich seither etwa verfünffacht. Die gespeicherte Datenmenge
… verhundertfacht vielleicht. Obwohl die Dimensionen im Compu­
terbereich im letzten Jahrzehnt nahezu explosionsartig gewachsen
sind, ist die Anzahl Mitarbeiter in der EDV-Abteilung nur moderat
gestiegen. Technologischer Fortschritt soll es möglich machen, dass
diese immensen Datenmengen von nur vier Personen gewartet
werden können: Bert Söhngen, Michael Mraczny, Ingo Volles und
Christian Beer sorgen dafür, dass die elektronischen Geräte im
Schwung bleiben. Ihre Aufgaben sind dabei einem ständigen Wan­
del unterworfen, Großprojekte werden über Monate hinweg gep­
lant und realisiert.
Die Datenmengen existieren nicht nur in der virtuellen Welt: Der
zentrale Speicher für das gesamte Staatstheater lagert gut gekühlt
in den Kellergemäuern des Opernhauses. Wenn dort ein Problem
auftritt, wissen es die vier meist innerhalb weniger Minuten: »Wir
haben sofort eine Meldung auf unseren Schirmen – und ein paar
Sekunden später kommt meist der erste Anruf, dass etwas nicht
funktioniert.« Der Server wird daher auch geschützt: Die Türen sind
verriegelt, Angriffe aus dem Internet müssen sich erstmal durch
Firewall und Virenabwehr kämpfen. Große Probleme gab es bisher
noch nie. Das ist auch gut so: Das Chaos, das bei einem kompletten
Serverabsturz allein an der Kasse entstehen würde, stellt man sich
lieber gar nicht vor.
Das Büro der EDV liegt im Opernhaus. »Ich konnte mit der Oper frü­
her eher weniger anfangen, aber mittlerweile gefällt es mir sehr«,
erzählt Mraczny. Durch die Fenster können sie die Sänger üben
hören – so bekomme man einen leichten Zugang.
Die Aufgaben von Söhngen, Mraczny, Volles und Beer umfassen ne­
ben Instandhaltung der gesamten Computer- und Server-Infrastruk­
tur auch die sogenannte Enduser-Betreuung. Das heißt, Lösungen zu
finden, wenn Mitarbeiter Probleme mit ihren Geräten haben. Die
Anzahl origineller Anrufe, dass etwa Begriffe wie »Maus«, »Fenster«
und »Schreibtisch« missverstanden werden, habe in den letzten
Jahren abgenommen. »Die Leute sind routinierter im Umgang mit
Computern geworden«, meint Mraczny. Gerade neu eingestellte jun­
ge Kollegen seien ja mit der Technologie aufgewachsen. Verwun­
dert sind sie manchmal eher über den Anspruch gewisser Anrufer,
dass bei der EDV Allwissenheit herrsche. »Wir haben auch nicht alle
Funktionen von Word und Excel im Kopf. Oft müssen wir selber auch
einfach ausprobieren. In einigen Fällen würde wohl schon die Hilfe
des Programmes, Google oder der Kollege nebenan weiterhelfen.«
Sie seien auch nicht für jede Frage zuständig. »Aber«, fügen sie
sofort hinzu, »die Leute dürfen schon anrufen. Wir wollen uns nicht
beklagen – und wenn mal ein lustiger Anruf dabei ist … darüber
können wir dann schon lachen.«
Da mittlerweile in jeder Abteilung des Staatstheaters mindestens
ein Computer steht, lernen die vier nahezu alle Mitarbeiter kennen.
»Ich war schon fast unter jedem Schreibtisch«, erzählt Mraczny. Auf
die Frage, wie sich die Abteilungen in ihren Anfragen unterschei­
den, wer zum Beispiel die dümmsten Fragen stelle, geben die Kolle­
gen der EDV keine Auskunft. »Klar gibt es Unterschiede …«, lässt
sich Volles dann doch noch entlocken. Über den Rest wird ge­
schwiegen. Bei der EDV sind Gentlemen am Werk.
22.23
KONZERT
SWANTJE KÖHNECKE
KEINE KUNST?
Das 7. Sinfoniekonzert widmet sich dem Kontrapunkt
Till Fellner
Der Kontrapunkt entstand als mittelalter­
liche Satzlehre des »punctus contra punc­
tum« (Note gegen Note). Er beschäftigt sich
mit der linearen Bewegung mindestens
zweier selbständiger Stimmen, während die
Harmonielehre sich mit dem Zusammen­
klang innerhalb eines musikalischen Gefü­
ges auseinandersetzt. Auch wenn im Barock
die vertikale Ausrichtung der Musik die Vor­
herrschaft über die horizontale übernahm,
gehört der Kontrapunkt bis in die heutige
Zeit zur Grundausbildung jedes Musikers,
und die Fuge galt lange Zeit als Königsdiszi­
plin des kompositorischen Handwerks.
Von Ludwig van Beethoven ist das selbstbe­
wusste Zitat überliefert, »eine Fuge zu ma­
chen« sei »keine Kunst, ich habe deren zu
Dutzenden in meiner Studienzeit gemacht.«
Doch seine Skizzen und Werke bezeugen,
dass er zeitlebens mit dem Kontrapunkt
gerungen hat, mit der Einbindung des ge­
lehrten Handwerks in seinen kompositori­
schen Ausdruckswillen. Bei Johann Seba­
stian Bach ist von diesem Ringen noch
nichts zu spüren, allein 136 abgeschlossene
Fugen weist sein Werkverzeichnis aus, ganz
zu schweigen von den Fugen in Sonaten,
Suiten, Kantaten- und Messsätzen. Sein
Ira Levin
Alterswerk Die Kunst der Fuge gilt als letztes
Kompendium des Kontrapunkts, in der er als
finales Fugenthema seinen eigenen Namen
einführte: B-A-C-H. Nicht wenige Kompo­
nisten nach ihm nahmen die Herausforde­
rung dieses Themas aus vier Tönen an – als
Reverenz vor dem großen Meister des Kon­
trapunkts.
Franz Liszt schrieb 1855 seine Fantasie und
Fuge über B-A-C-H für Orgel und überarbei­
tete sie 15 Jahre später für Klavier. Als Pia­
nist hat Ira Levin drei Jahrzehnte lang die
Klavierfassung aufgeführt, zum Gedenkjahr
2011, anlässlich des 200. Geburtstages von
Franz Liszt, hat er seine Orchestration des
Werkes vorgestellt. Als Dirigent eröffnet er
hiermit das 7. Sinfoniekonzert des Nieder­
sächsischen Staatsorchesters: »Das Werk
dehnt die Grenzen der Tonalität, vor allem in
der Fuge, in einem Maß, das zu seiner Zeit
noch nicht erreicht worden war, außer in
manchen Werken von Chopin und von Liszt
selbst. So ist es ein Vorläufer von Wagners
Tristan und Isolde wenige Jahre später
und letztlich der Auflösung der Tonalität
durch Schönberg. Zugleich ist das Werk bei
weitem nicht nur von musikhistorischem In­
teresse, sondern vielmehr eine wilde, leiden­
schaftliche Tondichtung mit Momenten ru­
higer Betrachtung und einem triumphalen
Schluss.«
Am Ende des Konzerts erklingt ein Orgel­
werk von Bach selbst, in der Orchesterfas­
sung des italienischen Komponisten Ottori­
no Respighi: Passacaglia und Fuge c-Moll
BWV 582. Kunstvoll überträgt Respighi die
Schattierungen der Orgelregister in Orche­
sterfarben und überhöht diese von der Fra­
gilität der Solo-Flöte bis zum Pathos des
spätromantisch besetzten Orchestertutti.
Dem Kontrapunkt widmet sich auch Joseph
Haydn in seiner Sinfonie Nr. 70. Der zweite
Satz trägt den Untertitel »Specie d’un cano­
ne in contrapunto doppio« (nach Art eines
Kanons im doppelten Kontrapunkt) und
zeigt Haydn als Meister der Polyphonie. Das
kontrapunktische Spiel wird im Finale mit
gleich drei verschiedenen Themen in einer
Fuge mit doppeltem Kontrapunkt fortgesetzt.
Beide Sätze stehen in d-Moll und einer ge­
raden Taktart, während erster Satz und das
Menuett als brillante, vorwärts treibende
Sätze in D-Dur und im 3/4-Takt gehalten
sind. So stehen sich in der Sinfonie gelehr­
ter und galanter Stil, Ernst und Leichtigkeit
einander gegenüber.
KONZERT
AUF DIE INSEL!
Zum Schluss: ein englisches Konzertfest
Ein Ausnahmewerk auch ohne kontrapunk­
tische Experimente ist Wolfgang Amadeus
Mozarts Klavierkonzert Es-Dur KV 482. Pa­
rallel zum Figaro entstanden, gehört es zu
den großen Wiener Konzerten, die Mozart
für seinen Eigenbedarf als Pianist kompo­
niert hat. Schon die ersten Takte, eine Or­
chesterfanfare gefolgt von dem kammermu­
sikalischen Trio aus Hörnern und Fagott,
etablieren den Kontrast zwischen Opulenz
und Intimität, Festlichkeit und Privatheit, die
das Konzert auszeichnen. Der österrei­
chische Pianist Till Fellner, in dieser Saison
Artist in residence der Bamberger Sympho­
niker, ist nach zwanzigjähriger Konzert­
tätigkeit erstmals als Solist beim Nieder­
sächsischen Staatsorchester zu erleben und
kehrt mit dem Mozart-Konzert doch zugleich
an seine Anfänge zurück: KV 482 war 1994
das erste Klavierkonzert, das der Pianist auf
CD eingespielt hat, zusammen mit dem
Orchestre de Chambre de Lausanne.
7. SINFONIEKONZERT
FRANZ LISZT/IRA LEVIN
Fantasie und Fuge über B-A-C-H (1855–70/2011)
WOLFGANG AMADEUS MOZART
Klavierkonzert Es-Dur KV 482 (1785)
JOSEPH HAYDN
»Die Engländer sind das einzige Kulturvolk
ohne eigene Musik«, stellte im Jahre 1866
der deutsche Musikforscher Carl Engel in ei­
ner Studie über nationale Musik fest. Diese
These hatten die Engländer zu diesem Zeit­
punkt jedoch schon selbst widerlegt: Kom­
ponisten wie Arthur Sullivan oder Edward
Elgar hatten erfolgreich die englische Opernund Konzertbühne bestiegen. Gustav Holsts
kosmische Orchestersuite Die Planeten wur­
de nach ihrer Uraufführung 1918 über die
Grenzen Englands hinaus berühmt.
Karen Kamensek und das Niedersächsische
Staatsorchester Hannover zeigen im 8. Sin­
foniekonzert die Vielfalt der englischen Mu­
sik. In Anlehnung an ein traditionell in der
Royal Albert Hall gefeiertes Konzertereignis
erklingt nach den Planeten von Gustav Holst
in der zweiten Konzerthälfte ein Programm,
das dem englischen Sinn für Humor und Un­
terhaltung im besten Sinne entsprechen.
Zwischen beiden Konzerthälften lädt eine
lange Pause dazu ein, englische Kultur jen­
seits des großen Konzertpodiums kennen zu
lernen: mit Kammermusik, Gesang und Kuli­
narischem. So geht eine lange Spielzeit am
Opernhaus mit dieser »Last Night« auf
schönste Art zu Ende – feiern Sie mit, denn
auch über das Feiern kann man von Englän­
dern bekanntlich so manches lernen!
Sinfonie D-Dur Hob. I:70 (1779)
JOHANN SEBASTIAN BACH/OTTORINO RESPIGHI
Passacaglia und Fuge c-Moll (nach BWV 582) P 158
8. SINFONIEKONZERT
(1706–13/1930)
Konzertfest »Last Night«
SOLIST
Till Fellner (Klavier)
DIRIGENT
Ira Levin
GUSTAV HOLST
Die Planeten (1914–16)
sowie Werke von William Walton, Arthur Sullivan,
Henry Wood und Edward Elgar
Sonntag, 1. Juni 2014, 17 Uhr
Montag, 2. Juni 2014, 19.30 Uhr
DIRIGENTIN
Karen Kamensek
Kurzeinführungen mit Ira Levin
jeweils 45 Minuten vor dem Konzert
Samstag, 26. Juli 2014, 19.30 Uhr
Sonntag, 27. Juli 2014, 17 Uhr
24.25
KONZERT
SWANTJE KÖHNECKE
VON DER MAGIE DES TAKTSTOCKS
Das Niedersächsische Staatsorchester spielt ein Werkstattkonzert mit jungen Dirigenten
Dirigieren ist eine rätselhafte Kunst. Nur durch seine Mimik und Ge­
stik im Konzert und Worte in den Proben bringt der Dirigent (die
weiblichen Exemplare der Gattung sind hier und im Folgenden im­
mer inbegriffen!) eine Vielzahl verschiedenster Menschen zum Mu­
sizieren und formt den Klangkörper Orchester nach seiner Vorstel­
lung. Dabei soll er steuern und spielen lassen, zügeln und motivieren
zugleich. Er muss Experte für die unterschiedlichsten Instrumente
und ihre Spielweisen sein und zugleich die hohe Fachkenntnis und
künstlerische Individualität seiner Musiker respektieren. Der Diri­
gent ist Spezialist und Generalist, General und Pädagoge. Im Glücks­
fall bündelt er alle individuellen Erwartungen im Schlag seines Diri­
gierstabes und bringt das Kollektiv zum Klingen. Im Glücksfall erlebt
ihn das Publikum als »Klangmagier«, der mitunter wie durch Zau­
berhand das Orchester zu Höchstleistungen anspornt.
Doch wie ist dieses Zauberhandwerk zu erlernen? Wie erwerben
junge Dirigenten neben dem Handwerk einfacher bis komplexer
Schlagfiguren, neben Instrumentenkunde und Gehörbildung umfas­
sende Erfahrung mit dem Kollektiv des Orchesters? Erfahrungen mit
seinem Klang und wie man ihn formen kann, mit seiner Psychologie
und wie man sie für sich nutzen kann? Musikhochschulen bieten
fortgeschrittenen Studierenden Arbeitsphasen mit ihren Hochschul­
orchestern oder kleinen Profiorchestern an, doch ab dem Berufsein­
stieg heißt es im Wesentlichen »Learning by doing« im Theater- und
Orchesteralltag.
Hier sah der Deutsche Musikrat Handlungsbedarf und hat 1991 das
Dirigentenforum geschaffen, ein Förderprogramm für junge Dirigier­
talente. Ein wesentlicher Aspekt der Förderung ist die künstlerische
Begegnung der jungen Dirigentengeneration mit international
renommierten Dirigentenpersönlichkeiten in Meisterkursen, bei de­
nen die Stipendiaten unter Anleitung mit professionellen Klangkör­
pern proben und Konzerte leiten.
Vor sechs Jahren war das Niedersächsische Staatsorchester Hanno­
ver zum ersten Mal Partner des Dirigentenforums. Anfang Juni sind
wieder vier junge Dirigenten aus dem Stipendiatenprogramm vier
Tage lang in Hannover zu Gast und arbeiten unter Anleitung von
Marc Albrecht zunächst in Klavierproben, dann mit dem Orchester.
Am Ende steht ein Werkstattkonzert im Opernhaus mit attraktivem
Programm – und wechselnder Besetzung am Dirigentenpult. Marc
Albrecht, in Hannover aufgewachsen und seit langem gern gese­
hener Gast bei den großen Orchestern und an den Opernhäusern
europaweit, wird wie vor sechs Jahren das Konzert moderieren. Als
Solistin ist die in Salzburg geborene Geigerin und Gewinnerin des
Deutschen Musikwettbewerbs 2009 Byol Kang mit Mendelssohns
Violinkonzert e-Moll erstmals in Hannover zu hören.
Wer beim ersten Werkstatt-Konzert im März 2008 war, erinnert sich
an einen spannenden Abend mit jungen Dirigenten – unter denen
sich die heutigen Chefdirigenten der Münchner Symphoniker und
der Hamburger Camerata sowie der amtierende Osnabrücker Gene­
ralmusikdirektor befanden. Am 6. Juni wird die nächste junge Diri­
gentengeneration im Opernhaus zu erleben sein.
WERKSTATTKONZERT MARC ALBRECHT
ROBERT SCHUMANN
Ouvertüre zu Die Braut von Messina op. 100 (1850/51)
FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY
Violinkonzert e-Moll op. 64 (1845)
RICHARD STRAUSS
Don Juan op. 20 (1889)
Till Eulenspiegels lustige Streiche op. 28 (1895)
DIRIGENTEN
Joongbae Jee, Chin-Chao Lin, Alexander Merzyn,
Leslie Suganandarajah
SOLISTIN
Byol Kang (Violine)
MODERATION
Marc Albrecht
Freitag, 6. Juni 2014, 18 Uhr
In Kooperation mit dem Dirigentenforum des Deutschen Musikrats
ORCHESTER
NADINE BOKOP
REINGEHÖRT: HANA LIŠKOVÁ
Mit dem Horn hat sich Hana Lišková für kein
leicht zu erlernendes Instrument entschie­
den. Das Blechblasinstrument erfordert zur
Erzeugung eines Tons eine spezielle Lippen­
technik durch den Einsatz vieler kleiner
Muskeln im Mundbereich. Oft müssen viele
Stunden investiert werden, bevor einem der
erste Ton gelingt.
Diese Zeit liegt bei Hana Lišková lange zu­
rück, doch sie erinnert sich noch genau da­
ran, wie unglücklich sie war, als sie das er­
ste Mal ein Horn in den Händen hielt. Zu
dem Zeitpunkt erhielt die gebürtige Tsche­
chin Blockflötenunterricht. Ihr Flötenlehrer,
ein passionierter Blechbläser, drückte ihr
entschieden das Horn in die Hand. Es flos­
sen bitterliche Tränen über das ihr so frem­
de Instrument. Doch schon bald wurde
Lišková für ihre aufkeimende Hartnäckigkeit
belohnt: Sie gewann einen Wettbewerb der
Musikschule und trat ins Blechbläser-Orche­
ster ihrer tschechischen Heimatstadt ein.
Dort spürte sie ihre enge Verbundenheit zur
Musik und zu anderen Musikern. »Jeder
muss etwas für sich finden, womit man sich
wohl fühlt. Bei mir ist das zwischen Musi­
kern und mit Musik selbst.«
Im Alter von 15 Jahren erfüllte sich Hana
Lišková ihren großen Wunsch, das Konser­
vatorium in Prag zu besuchen, wo sie ihr
Abitur auch im Unterrichtsfach Horn ab­
schloss. Ein großes Ziel motivierte sie: Sie
wollte an der Universität der Künste (UdK) in
Berlin studieren. Ein Jahr vor ihrem Ab­
schluss hatte sie dort ein HornensembleKonzert besucht, wo sie spontan für einen
Studenten der UdK-Hornklasse einsprang.
Der Auftritt beflügelte sie derart, dass sie in
Tschechien deutsche Sprachkurse belegte,
ein Jahr später die Aufnahmeprüfung absol­
vierte und schließlich im Alter von 21 Jah­
ren in die deutsche Hauptstadt zog.
In der Spielzeit 2010/11 ergatterte Lišková
eine Praktikantenstelle beim Brandenbur­
gischen Staatsorchester in Frankfurt sowie
2012/13 eine Akademiestelle bei der Tsche­
chischen Philharmonie in Prag. Schließlich
führte ihr Weg nach Hannover, wo sie das
Probespiel als stellvertretende Solo-Hornis­
tin gewann. Doch Lišková bleibt beschei­
den: »Es ist nichts selbstverständlich. Man
muss sich alles hart erarbeiten!« Nun möchte
sie ihr einjähriges Probejahr nutzen, um ih­
ren Platz im Orchester zu finden und um sich
als Solistin zeigen zu können. Diese Heraus­
forderung sei immer auch mit einem Krib­
beln im Bauch verbunden: »Ich bin vor mei­
nen Soli natürlich sehr aufgeregt, aber es ist
ein gesundes Lampenfieber. Es zeigt meinen
Respekt vor der Musik, den Instrumenten
und den Kompositionen.«
Eine Komposition, die Hana Lišková beson­
ders am Herzen liegt, ist Bedřich Smetanas
Má Vlast (Mein Vaterland), eine Sammlung
sechs verschiedener sinfonische Dichtungen
über ihr Heimatland Tschechien, darunter
das populäre Stück »Die Moldau«. Sie gerät
ins Schwärmen: »Ich kann die Musik sehen!
Wenn sie spielt, sehe ich die Natur, die Flüs­
se, die Berge!« Die Komposition bringt sie
mit ihrem bisher größten Konzert-Erlebnis
in Verbindung: Jährlich eröffnet ein ProfiOrchester mit dem Zyklus Mein Vaterland
das Prager Frühlingsfestival. Das Konzert
wird vom tschechischen Präsidenten be­
sucht und live im Fernsehen und Rundfunk
übertragen. Im Jahr 2011 durften erstmals
Studenten des Prager Konservatoriums das
Festival eröffnen. Lišková wurde als Ehema­
lige eingeladen mitzuwirken. Gemeinsam
ging es in eine Art Musik-Camp. »Es wurde
wahnsinnig viel geprobt! Wir hatten einen
fantastischen Dirigenten und man spürte
den Willen, den Ehrgeiz und die Freude der
Studenten. Man spürte ihre Energie«, erzählt
sie. Beim Festival hätten sich die Emotionen
aller in der Musik entladen. »Ich hatte
durchgehend eine Gänsehaut!«
So überrascht es nicht, dass sich unter ihren
Lieblings-CDs auch eine Interpretation zu
der Komposition Má Vlast befindet.
CD-EMPFEHLUNGEN
+ Bedřich Smetana: Má Vlast. Czech Phil­
harmonic Orchestra. Ltg: Sir Charles Macker­
ras. Supraphon (2000)
+ Richard Strauss: Also sprach Zarathustra,
Ein Heldenleben, Eine Alpensinfonie, Don
Juan, Till Eulenspiegel. Ltg: Sir Georg Solti.
Decca (1994)
+ Concerto Grosso. The American Horn
Quartet, Sinfonia Varsovia. Ltg: Dariusz Wis­
niewski. Red Button Recordings (2003)
+ Benjamin Britten: Serenade for Tenor,
Horn and Strings. Scottish Chamber Orche­
stra. Neil Mackie (Tenor), Barry Tuckwell
(Horn). Ltg: Steuart Bedford. EMI (2009)
26.27
GESELLSCHAFT DER FREUNDE DES OPERNHAUSES
Prof. Dr. Nils Grosch
GFO-TANZWORKSHOP CHAPLIN
Am 16. März 2014 lud Choreographieassistent und Probenleiter Mathias Brühlmann zu einem an
das Ballett Chaplin angelehnten Tanzworkshop für spätbewegte GFO-Mitglieder in den kleinen
Ballettsaal des Opernhauses ein. Diese Möglichkeit, die eigenen Erfahrungen mit dem Musiktheater um eine völlig neue körperliche Erfahrung zu erweitern, stand in dieser Spielzeit erstmalig
auf dem Programm. Von diesem besonderen Erlebnis berichten die Teilnehmer:
»Der Tanzworkshop mit Mathias Brühlmann am 16. März im Bal­
lettsaal des Opernhauses war einfach super. Toll, wie er uns alles
nähergebracht hat. Am meisten haben mich die Tanzschritte aus
dem Ballett Chaplin begeistert, die er versucht hat, uns beizubrin­
gen und so die enorme Schwierigkeit bewusst machte, nur annä­
hernd die Reihenfolge zu behalten und im Tempo auszuführen. Ich
werde die Aufführung auf der Bühne nochmal mit ganz anderen
Augen sehen. Vielleicht gibt es irgendwann eine Wiederholung für
eine andere Ballettaufführung.« D. Jouran, 74 Jahre
»Noch ist die Erinnerung frisch! Die Erfahrung, sich nach vorgege­
bener Musik im Sinne einer ‚Aussage‘ zu bewegen hat mich sehr
beeindruckt. Wie viel Phantasie ist nötig! Wie wichtig ist gekonnte
Körpersprache, die deutlich, aber nicht übertrieben ist! Wie unter­
schiedlich haben die verschiedenen Teilnehmer die Aufgabe ange­
packt! Wie schwer ist es, die vorgegebenen Bewegungen so exakt
auszuführen und sich zu merken, dass es bei 30 Personen einheit­
lich aussieht! Herr Brühlmann hat das sehr nett gemacht. So wird
mir das Ballett Chaplin sicher mehr sagen, da ich mehr über Cha­
plin weiß. Aber was machen ahnungslose Besucher? Ich bin ge­
spannt! Es war jedenfalls ein wichtiges Erlebnis für mich! Vielen
Dank!« K. Neugebauer
»Für mich war dieser Workshop eine völlig neue Erfahrung und be­
reitete gleichzeitig großes Vergnügen. Er brachte mir viele Einblicke
in die Arbeit der Choreographen und Tänzer und zeigte, was für eine
harte Arbeit hinter der Entstehung einer Ballettproduktion steckt.
Vielen Dank an Mathias Brühlmann, der uns so vieles gezeigt hat.«
S. Weisgerber, 56 Jahre
»Die Möglichkeit ›hinter die Kulissen‹ zu schauen und sich für einige
Stunden als Teil des Theaterlebens zu fühlen, ist etwas ganz beson­
deres und bereichert. Ich freue mich auf weitere spätbewegte Be­
wegung – auch wegen der liebevollen Betreuung der GFO und aus
dem Opernhaus. Bei einem nächsten Mal könnte noch etwas mehr
getanzt werden.« G. Krüger, 32 Jahre
»Gleich vorneweg ein besonderer Dank an die GFO, die dieses in­
tensive Tanzerlebnis ermöglicht hat! Charlie Chaplin: seine Filme
waren in den 60ern Kult, sein Aussehen und seine Bewegungen,
vor allem die Kunstfigur des Tramp haben sich tief eingeprägt.
Nicht zuletzt auch Freude am Tanzen waren meine Beweggründe
für die Teilnahme. In dem Tanzworkshop habe ich durch Mathias
Brühlmann einen facettenreichen und kurzweiligen Einblick in
dieses Künstlerleben bekommen. Er hat uns außerdem behutsam
GESELLSCHAFT DER FREUNDE DES OPERNHAUSES
an bestimmte Tanzschritte herangeführt durch eigene Bewegung­
simprovisationen bis hin zum Erlernen von kurzen choreogra­
phischen Versatzstücken aus dem aktuellen Ballett. Das war dann
›harte konzentrierte Arbeit‹, die mir durch ihren Anspruch beson­
ders Spaß machte. Anschließend konnten wir in Filmsequenzen
die Profis bewundern. Die Möglichkeit in eine Welt einzutauchen,
die man sonst nur auf der Bühne erlebt, war für mich die schönste
Erfahrung. Zudem bin ich gut vorbereitet auf die neue Ballett­
choreographie, die ich mir natürlich ansehen werde.« H. von Dreising, 69 Jahre
»Der zeitliche Rahmen war genau richtig. Die Mischung aus Infor­
mationen und aktivem Mitwirken sorgte für eine spannende At­
mosphäre. Interessant war auch das geschichtliche Feedback
verbunden mit kinematischen Vorführungen. Mathias Brühlmann
hatte sichtlich Spaß und gab sich viel Mühe, uns das Stück nicht
nur verständlicher sondern auch fühlbar zu machen. Für mich
persönlich war es sehr spannend, das Gebäude mal aus einer an­
deren Perspektive kennenzulernen. Ich bin dankbar für diesen
Einblick in die Entstehung eines Balletts. Kurz gesagt: SUPER!!!«
A. Haase, 47 Jahre
»Zunächst herzlichen Dank der GFO und Frau Schlömer für diese
rundum gelungene Veranstaltung! Mathias Brühlmann bot mit sei­
ner lebendigen und humorvollen Art eine Mischung aus Informa­
tionen über Charlie Chaplin, die Choreographie des Balletts von
Mario Schröder und die praktische Umsetzung einiger typischer,
chaplinesker Bewegungsabläufe durch die GFO-Mitglieder. Bitte
mehr solcher ›aktiven‹ Veranstaltungen!« U. Kugel, 69 Jahre
»Der Tanzworkshop war ein sehr lehrreiches Erlebnis. Man hat ei­
nen Eindruck von der aufwendigen Arbeit der Choreographie be­
kommen und sieht die Ballettaufführung mit anderen Augen. Für
mich war das Tanzen eine neue Erfahrung, ich habe es genossen.«
I. Koch, 78 Jahre
»Von dem Workshop war ich total begeistert. Vor allem von der Art
und Weise wie Mathias Brühlmann uns die Aufführung des Balletts
Chaplin näher gebracht hat. Die Abwechslung zwischen Bewegung
und Erklärung und selbst auch mal etwas kreativ sein zu müssen,
machte mir sehr viel Spaß. Außerdem hat es die Bewunderung für
die Tänzerinnen und Tänzer, was Konzentration und Leichtigkeit be­
trifft, noch gesteigert. H. Uhlig, 75 Jahre
WERDEN AUCH SIE EIN FREUND DES OPERNHAUSES – JEDER IST HERZLICH WILLKOMMEN!
Gesellschaft der Freunde des Opernhauses Hannover e.V. |
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Christoph Trestler |
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der GFO, c/o Nord/LB, Zuleitung 5371, Friedrichswall 10, 30159 Hannover |
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FUNDUS
DAS ERBE ZWEIER TÄNZER
SEIT DER GEORGI-ÄRA
GASTIERUNGEN
Zwei langjährige Solisten des Staatsballetts Hannover sind verstor­ Auch in dieser Spielzeit waren Mitglieder unseres Ensembles wie­
ben: Die Tänzerin Gisela Rochow im Alter von 80 Jahren und der der fleißig unterwegs. Ballettdirektor Jörg Mannes hat im März in
Tänzer und Choreograph Gregor Leue im Alter von 77 Jahren.
Karlsruhe sein neues Ballett Spiegelgleichnis herausgebracht. 2. Ka­
Gisela Rochow, die bereits in Düsseldorf eine herausragende Solis­ pellmeisterin Anja Bihlmaier dirigierte im April sowohl in Pader­
tin gewesen war, wurde von der Ballettmeisterin Yvonne Georgi born als auch in Minden Konzerte mit der Nordwestdeutschen Phil­
von dort nach Hannover mitgenommen. Ihr zehnjähriges Engage­ harmonie Herford. Der 1. Kapellmeister Mark Rohde leitete im April
ment auf der Ballettbühne Hannover brachte ihr zahllose Erfolge im Stadttheater Flensburg mehrere Vorstellungen Das Land des Läein, und ihre Bühnenpräsenz und ihr persönlicher Stil machten sie chelns. Bariton Francis Bouyer übernahm, ebenfalls im April, die
beim Publikum beliebt. Als sie sich in den frühen 60er Jahren von Rolle des Riccardo in I Puritani im Gastspiel des Meininger Theaters
der Bühne und von Hannover verabschiedete, um zu heiraten und in Ingolstadt. Tenor Gevorg Hakobjan von der Jungen Oper trat am
in die Türkei auszuwandern, konnte sie auf eine ruhmreiche Karri­ 12. April in Bilthoven (Niederlande) und am 19. April in Amsterdam
ere zurückblicken. Sie lebte bis zuletzt in Istanbul und unterrichtete auf. Am Theater Duisburg wirkte Josefine Weber als Helmwige in
dort Tanz.
der Wiederaufnahme von Die Walküre mit. Nach Norden zog es Per
Auch Gregor Leue begann seine Arbeit in Hannover aufgrund einer Bach Nissen. Am 29. April trat er in Vejle (Dänemark) im Opern­
Einladung von Yvonne Georgi. Sie hatte den jungen Tänzer, der zu­ konzert des dortigen Sinfonieorchesters auf.
vor bereits Engagements in der DDR und in
München zu verzeichnen hatte, bei einem
Gastspiel in Hildesheim entdeckt und ihn
sofort nach Hannover geholt. Dort tanzte er
fast alle Rollen des klassischen Repertoires und war vor allem gefeiert für den Part des
Franz in Coppélia, den er insgesamt sechs Das gesuchte Ballett ist wohl eines der be­ Mädchen, das von einem Familienmitglied
Mal tanzte. Leue blieb dem Ensemble über liebtesten Märchen der Ballettgeschichte. ein außergewöhnliches Geschenk erhält.
vierzig Jahre lang treu, erlebte die Grün­ Seine Uraufführung hatte es bereits 1892 in Gesucht werden der Name des Balletts und
dung des Choreographenwettbewerbs und St. Petersburg und war für den Komponisten des Komponisten.
choreographierte schließlich auch selbst; er eines von mehreren Auftragswerken. Dieser
schuf unter anderem Choreographien für die ließ sich durch ein Märchen von Ernst Theo­ Ihre Antwort schicken Sie bitte bis zum 31.
Verdi-Opern Ein Maskenball und Aida in dor Amadeus Hoffmann inspirieren, welches Mai 2014 per Postkarte an die Staatsoper
den 90er Jahren. Wir hatten die Ehre, Leue dem Stück als Vorlage diente. Inzwischen Hannover: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
persönlich kennenzulernen, als er 2009 zur gibt es zahlreiche Variationen des Balletts, Opernplatz 1. 30159 Hannover, oder per Email
ersten Ausstellung der »Tanzstadt Hannover« teilweise unter dem Titel des gleichnamigen an [email protected].
ein Interview zur Dokumentation der Zeit­ Märchens Hoffmanns. Seit 1986 wurde das Vergessen Sie nicht Ihren Absender! Unter
zeugen gab. Dort erinnerte er sich lustvoll, Stück ganze 105 Mal in der Staatsoper Han­ allen richtigen Einsendungen verlosen wir 5
mit Humor und vielen Anekdoten an seine nover getanzt, sowohl in der traditionellen x 2 Karten für die Neuproduktion von Wolf­
Zeit beim Staatsballett. Seine letzten Jahre Fassung als auch als Neuinszenierung. Die gang Amadeus Mozarts Don Giovanni am
verlebte Gregor Leue in Nürnberg, wo er Originalversion besteht neben der Ouvertüre Freitag, den 25. Juli 2014, 19.30 Uhr.
schließlich auch starb.
lediglich aus zwei Akten, die Neuinszenie­
Beide Tänzer prägten den Tanz in Hannover rung von Jörg Mannes hingegen wurde Im Rätsel der seitenbühne 03/04.2014
und waren beeindruckende Persönlichkeiten durch die Rokoko-Variationen des Kompo­ suchten wir die Oper Die Soldaten von Bernd
in der Geschichte des Balletts der Staatsoper. nisten ergänzt. Hauptfigur ist ein kleines Alois Zimmermann.
OPERNRÄTSEL
ORCHESTER
IMPRESSUM
HERAUSGEBER Niedersächsische Staatstheater Hannover GmbH, Staatsoper Hannover, Opernplatz 1, 30159 Hannover INTENDANT Dr. Michael Klügl
Dr. Swantje Köhnecke TEXTE Dramaturgie, Öffentlichkeitsarbeit, Musiktheaterpädagogik TYPOGRAFISCHES KONZEPT María José Aquilanti, Birgit Schmidt GESTALTE­
RISCHE UMSETZUNG María José Aquilanti DRUCK Steppat Druck FOTOS Gert Weigelt (Titel, 19, 26/27), Thomas M. Jauk (4–6, 7, 20, 21), Ingo Höhn (10), Stefan Malzkorn (11),
Ben Ealovega (22: Fellner), Marco Borggreve (24), Thomas Huppertz (25) und privat TITELBILD Chaplin mit Catherine Franco (Tramp)
REDAKTION
seitenbühne . Mai bis Juli 2014
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