LFB 18.5.15 Programm

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Lehrerfortbildung: Wissenschaft trifft Unterricht
Zeit: Montag 18. Mai, 9 – 16.30 Uhr
Ort: Universität Tübingen, Keplerstr. 2, 72074 Tübingen
Kooperationspartner:
Universität Tübingen, Sonderforschungsbereich 923
Staatliches Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (Gymnasien), Tübingen
Regierungspräsidium Tübingen
SWL
Lehrgang : 67949419
Leitung: Prof. Dr. Ewald Frie/Prof. Roland Wolf
Verlauf:
Vormittag:
- Einführung in die Tagung: Vorstellung des Sonderforschungsbereichs/Prof.
Dr. Frie
Sozial- und Wirtschaftsgeschichte im Unterricht/Prof. Wolf
-
Impulsreferate aus der Forschung zum Thema "Wirtschafts- und
Sozialgeschichte von der Frühen Neuzeit bis zum 20. Jahrhundert": Armer
Adel; Hungerkrisen; Soziale Frage; Arbeiterunruhen
-
Didaktische Modelle zu den Themen
Nachmittag:
- "Jugend präsentiert"
-
Kalter Krieg
-
Mittelalter: Die Stadt im Zeitalter des Investiturstreits
-
Abschluss: Feed Back Runde
Gelegenheit zum Gallery Walk und Gespräch mit den Referenten
Aufruhr - Katastrophe - Konkurrenz - Zerfall: Historische Forschung als
Bereicherung für den Geschichtsunterricht.
Entwicklung praktischer Unterrichtsbeispiele für die Sekundarstufe I und
II.
Gesellschaften in Krisensituationen, von der Antike bis Gegenwart, sind Gegenstand
des Sonderforschungsbereiches (SFB) 923 „Bedrohte Ordnungen“ an der Universität
Tübingen. Die Forscher fragen nach dem „Ob“ und dem „Wie“ sozialen Wandels
sowie nach regionalen und epochalen Unterschieden von Ordnungen und
Bedrohungen. Angesichts allgegenwärtiger Krisendiagnosen verbinden die
Untersuchungen „Bedrohter sozialer Ordnungen“ Gegenwartsinteresse und
historische (kulturwissenschaftliche) Forschung.
Um ihre neuen Forschungsinhalte auch der Allgemeinheit zugänglich zu machen,
stellen sich die MitarbeiterInnen des SFB 923 zum zweiten Mal der Aufgabe, im
Rahmen einer Lehrerfortbildung, aktuelle Ansätze und erste Ergebnisse für den
Unterricht aufzubereiten.
In Anlehnung an die Lehrerfortbildung im Oktober 2013, sollen neuen Quellen und
innovativen Zugängen zu bestehenden Themen für Konzepte des Bildungsplanes für
die Sekundarstufe 1 und 2 umgesetzt werden. Neben den Fortsetzungsmodulen, wie
Kalter Krieg und Hungerkrisen, wird es auch neue Unterrichtseinheiten zu den
Themenschwerpunkten Industrialisierung, Mittelalter und Plakatanalyse geben. Die
TeilnehmerInnen der Lehrerfortbildung sollen Anregungen und Ideen durch
Impulsreferate der WissenschaftlerInnen erhalten. Im Anschluss werden in Gruppen
fachdidaktische und methodische Umsetzungen für die Unterrichtskonzeptionen mit
Bezug zum Bildungsplan erarbeitet.
Folgende Themen werden auf der Lehrerfortbildung z.T. wahlweise bearbeitet:
Themen
Bildungsplanbezug
Referenten
SI: Klasse 9, SII: K 2
2. Deutschland nach
1945 im internationalen
und europäischen
Kontext
SII, K2. Konfrontation
und Kooperation in der
internationalen Politik.
Die bipolare Welt nach
1945/
s. Abitur
Schwerpunktthema 2
Kl. 9: Weimarer Republik
– Krisenfaktoren im
exemplarischen Vergleich
mit Großbritannien
Die Entwicklung im
geteilten Deutschland
(Arbeitnehmer in den
80er Jahren)
K 1: Zwischenkriegszeit
(1919 – 1939) im
europäischen Vergleich
(GB – Weimarer
Republik)
K 2:Deutschland nach
1945 im internationalen
und europäischen
Kontext
M. Deuerlein, R.
Krawielicki,
A. Kimmi
3. Hungerkrisen und die
soziale Frage
Kl. 8 Industrialisierung; K
1 Modernisierung –
Industrialisierung-Soziale
Frage; s. Abitur
Schwerpunktthema 1
Prof. R. Wolf; Prof.
Dr. E. Frie; Dr. J.
Schmidt; C. Riese
4. Stadt und Aufruhr im
Mittelalter
Kl. 7 Leben im
Mittelalter, Kl. 10 BPE
"Formierung Europas im
Mittelalter"
GFS,GWL,
Präsentationsprüfung im
Abitur,
1. Der Kalte Krieg
2. Sozial- und
Wirtschaftsgeschichte
zur Zeit der
Industrialisierung, von
der Frühen Neuzeit bis
zum 20. Jhdt.
5. Jugend Präsentiert
A. Hordt,
J.
Klimek, D. Schmidt,
J. Singer, P. Steiner,
J. Stollhoff
B. Hass, B. WahlBucka, C. WindholzJauch
Dr. S. Wolff, Dr. T.
Kohl, K. Getschmann
T. Susanka, NN
Schriftliches Abitur:
Plakatanalyse
1. Titel: Der Kalte Krieg
Beschreibung: Das Abiturthema „Kalter Krieg“ wird im Rahmen des Kontextes
einer globalen Ordnungskonkurrenz behandelt. Der zusammengestellte Kurz-Reader
mit neuem Quellenmaterial und forschungsaktuellen Ansätzen wie beispielsweise
der Reflexion des etwas unfreiwilligen Epochenbegriffs "Kalter Krieg" bietet die
Grundlage. Dabei soll auch betrachtet werden, wie Zäsuren außerhalb der
althergebrachten Geschichtsschreibung wie zum Beispiel das Jahr 1973 als
wesentlichen Kippmoment oder Kontinuitäten des Ost-West-Konflikts bis in die
heutige Ära beeinflussen.
Wo sich hochgerüstete Staaten als Feinde wahrnehmen, aber ihre Konflikte ohne
Einsatz der aufgetürmten Waffenarsenale austragen, wo kein Krieg geführt, aber
dem Frieden misstraut wird, da öffnet sich ein Fenster in die Vergangenheit, aber
immer auch ein zweites in die Gegenwart. Als Auseinandersetzung zweier
unvereinbar erscheinender Weltanschauungen mit jeweils konkurrierenden
Gesellschaftsentwürfen wurde der Kalte Krieg in der zeitgeschichtlichen Forschung
oft als eine abgeschlossene, an das „Ende der Geschichte“ gelangte Epoche
betrachtet. Doch verwehrt dies den diagnostischen Blick auf unsere eigene Zeit.
So lässt sich anhand der Geschichte der 1970er und 1980er zeigen, wie sehr
Vergangenes und Gegenwärtiges noch immer verknüpft ist, wie und warum das
Erbe des Kalten Krieges nachwirkt. Mehr Staaten denn je verfügen heute über
Nuklearwaffen. Militärbudgets und Waffenarsenale sind kaum niedriger als zu Zeiten
des Kalten Krieges. Emotionen wie Angst, Unsicherheit und Verunsicherung waren
damals wie heute zentrale Kategorien des gesellschaftlichen und politischen
Zusammenlebens. Knapper werdende Rohstoffe bedeuteten schon in den siebziger
Jahren eine gewaltige Zäsur für die westlichen Industrienationen. Vermeintlich
„schwache“ Entwicklungsländer spielten „starke" Führungsmächten immer wieder
gegeneinander aus. In den achtziger Jahren erlebten mehrere osteuropäische
Staaten massive finanzielle und strukturelle Zwänge. Immer wieder ergibt sich
dadurch die innergesellschaftliche, häufig auch transnationale Frage, welche Folgen
die politische, ideologische und militärische Weichenstellungen für die beteiligten
Gesellschaften hatten - und umgekehrt: Wie Kultur, Mentalitäten, Selbst- und
Fremdbilder einer Gesellschaft die „große Politik" beeinflusste.
Mit Hilfe eines Dokumentenreaders, eines Fachvortrages und Anregungen zur
didaktischen wie pädagogischen Bearbeitung sollen Möglichkeiten zur Erarbeitung
und Diskussion derartiger Fragen und Phänomene im Geschichtsunterricht (Klasse
9, K2) umrissen werden. Anhand von Originaldokumenten blicken wir auf
Entscheidungsmechanismen und Handlungszwänge, Emotionalität und Weltsicht der
zeitgenössischen Akteure. Die Logik von bestimmten Argumentationsmustern und
öffentlicher Rhetorik lässt sich durch solche internen Dokumente verstehen. So
können nicht nur epochale Brüche, wie das Jahr 1989, besser eingeordnet werden,
sondern auch Zäsuren, die von der klassischen Kalten Kriegs-Erzählung häufig
vernachlässigt werden (wie die Jahre 1973 und 1983).
Schwerpunkt: kritische Analyse eines historischen Problems, Multiperspektivität,
Re- und Dekonstruktion, Anwendung der historischen Methode; Kontinuität und
Wandel der Verhaltensformen zu menschlichen Situationen
2. Titel: Sozial- und Wirtschaftsgeschichte zur Zeit der Industrialisierung, von der
Frühen Neuzeit bis zum 20. Jhr.
Bereits in der Frühen Neuzeit gibt es vorbereitende Entwicklungen auf die
europäische Industrialisierung. Nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die
Gesellschaft veränderten sich stark. Ähnlich wie im wirtschaftlichen Raum ältere
Gewerbeformen neben die moderne Industrie traten, mischten sich auch ältere und
neuere Lebensweisen, soziale Gruppen und gesellschaftliche Problemlagen. Dazu
zählte auch ein ab der Mitte des 18. Jahrhunderts einsetzendes stärkeres
Bevölkerungswachstum. Anhand mehrerer sozial- und wirtschaftshistorischer
Forschungsprojekte können die langen Linien und Entwicklungen der
Industrialisierung von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart sichtbar gemacht
werden. Beginnend mit den grundlegenden Reformbestrebungen des
Habsburgischen Reiches unter Joseph II im 18. Jahrhundert und den
einhergehenden Veränderungen für den Adel, werden die Voraussetzungen für die
grundlegenden Umwälzungen in den europäischen Gesellschaften gezeigt. Ebenso
können an dem historischen Phänomen armer adeliger Frauen
gesamtgesellschaftliche Wandlungsprozesse sichtbar gemacht werden, die von
hoher Relevanz für die Geschichte des 19. Jahrhunderts sind. Der
Bildungsplanbezug dieses Themenfeldes liegt im Bereich des Moduls „Individuum
und Gesellschaft im Wandel“. Das Projekt zu den Arbeiterunruhen befasst sich in
vergleichender Perspektive mit Unruhen der 1920er und 1980er Jahre sowohl in der
Weimarer Republik als auch in Großbritannien, der Bundesrepublik und der
Europäischen Union. Es zeigt deutlich das Ende der Industrialisierung und berührt
damit verschiedene Standards der Jahrgangsstufen 1 und 2 und lassen sich als
geschlossene Unterrichtseinheiten und/oder als Reflexionssitzungen im Anschluss an
die entsprechenden Themen („Weimarer Republik“, „1980er Jahre in vergleichender
Perspektive“, „Entstehung und Entwicklung der Europäischen Union“) bzw.
Schuljahre konzipieren.
3. Titel: Hungerkrisen und die soziale Frage
Beschreibung: Anhand von Krisen zwischen 1570 und 1930 wird der historische
Wandel in den betroffenen Gesellschaften herausgearbeitet. Das besondere
Lernpotenzial ergibt sich aus den wirtschafts- und sozialgeschichtlichen
Fragestellungen und der Reflexion der jeweiligen Krisenrhetorik und des
Bewältigungshandelns. Das Thema ist verbunden mit der Unterrichtseinheit
Industrialisierung und Soziale Frage, dafür werden neue Quellen zur Verfügung
gestellt. Die Frage nach dem Lernpotenzial ist eng verknüpft mit Kompetenzerwerb
im Rahmen der Strukturmerkmale und Operationen des Historischen Denkens.
Extremsituationen existenziellen Mangels bleiben dabei immer zurückgebunden an
eine umfassende Fraglichkeit gesellschaftlicher Ordnung. Die Kommunikation in und
über Hungerkrisen kann epochenübergreifend sowohl als Diskussion über die
richtigen politischen und wirtschaftlichen Maßnahmen und religiösen
Bewältigungsstrategien, als auch als Auseinandersetzung um die Grundlagen der
Ordnung der Gesellschaft analysiert werden. Dabei spielen die Medien der
Verbreitung und Demokratisierung des Diskurses eine zunehmende Rolle.
Schwerpunkt: Handeln von Individuen und sozialen Institutionen in der Krise,
Zusammenspiel von Kommunikation und Deutung eines historischen Sachverhaltes,
Industrialisierung und die soziale Frage, Perspektivität, Anwendung wirtschafts- und
sozialgeschichtlicher Kategorien, Strukturmerkmale des historischen Denkens
4. Titel: Die Stadt im Zeitalter des Investiturstreits
Beschreibung: Mit ihrer hohen Dichte, Unübersichtlichkeit und den in ihnen
zusammengedrängten Gegensätzen und Konfliktpotenzialen sind Städte immer
wieder der Schauplatz gewaltsamer Proteste, Aufstände und Unruhen. Dies gilt für
die Gegenwart ebenso wie für die Vergangenheit. Tatsächlich kann man
argumentieren, dass die europäische Stadt mit ihrer kommunalen Selbstverwaltung
ein Produkt des Aufruhrs ist, denn die frühesten europäischen Kommunen
entstanden seit dem 11. Jahrhundert während und durch Unruhen. Das Modul
beleuchtet diese Entwicklung am Beispiel mehrerer europäischer Städte besonders
im Zeitalter des Investiturstreits und ordnet sie in die politischen, gesellschaftlichen
und religiösen Veränderungen ihrer Zeit ein.
Schwerpunkte: kritische Analyse eines historischen Problems, Rekonstruktion,
Anwendung der historischen Methode; Stadtentstehung und -entwicklung im
europäischen Vergleich (Italien, Frankreich, Deutsches Reich).
5. Titel: Jugend Präsentiert
Beschreibung: Vorstellung des Projektes „Jugend Präsentiert“ sowie Einführung in
die Analyse und den Aufbau von Plakaten.
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