Universität Regensburg Naturwissenschaftliche Fakultät I – Didaktik der Mathematik Dr. Günter Rothmeier WS 2008/09 51 722 Elementarmathematik (LH) 1. Private Vorlesungsaufzeichnungen Kein Anspruch auf Vollständigkeit und Fehlerfreiheit Zahlenbereiche 1.3.1. Die rationalen Zahlen 1.3.2. Definition Die Definition der rationalen Zahlen erfolgt hier innermathematisch ebenfalls wie diejenige der ganzen Zahlen über eine Äquivalenzklasse. Wir betrachten die Menge IN × IN aller Paare natürlicher Zahlen und definieren folgende Äquivalenzrelation: (a, b) ~ (c, d) falls a ⋅ d = c ⋅ b mit a, b, c, d ∈ IN 2 4 = 3 6 Die Zahlenpaare (2; 6) und (3, 4) definieren also die Eigenschaft einer Äquivalenzklasse. Alle Zah2 lenpaare mit dieser Eigenschaft legen eine Äquivalenzklasse fest, hier die Zahl . 3 (2, 6) ~ (3, 4) da 2 ⋅ 6 = 4 ⋅ 3 ⇔ 2 4 6 8 ={ ; ; ; . . .} 3 6 9 12 Auf diese Weise erhalten wir beliebig viele neue Zahlen. Wir bezeichnen sie als rationale Zahlen und schreiben Q I . 2 4 6 8 heißt Bruchzahl, ; ; ; . . . sind Brüche. 3 6 9 12 Im Bereich der Schulmathematik wird die Notwendigkeit der Zahlenbereichserweiterung meist mit der Nichtabgeschlossenheit der Division in IN begründet. 5 8 Ein Bruch ist also eine Schreibfigur, d. h. eine andere Darstellung eines Quotienten. Beispiel: 5 : 8 = 1.3.3. Arten von Brüchen a) Stammbruch: Bruch mit dem Zähler 1 b) abgeleiteter Bruch: alle Nichtstammbrüche c) echter Bruch: d) unechter Bruch: e) Scheinbruch: f) g) h) endlicher Bruch reinperiodische Bruch gemischtperiodischer Bruch i) Kehrbruch: Es gilt b a ⋅ = 1. a b a mit a < b b a mit a > b b a mit b = n ⋅ a b b a heißt Kehrbruch von . a b a, b ∈ IN 1 ; 2 2 ; 3 1 ;... 3 4 ;... 6 Universität Regensburg Naturwissenschaftliche Fakultät I – Didaktik der Mathematik Dr. Günter Rothmeier WS 2008/09 Private Vorlesungsaufzeichnungen Kein Anspruch auf Vollständigkeit 51 722 Elementarmathematik (LH) Fachsprachliche Anmerkungen zu Q I 1.3.4. 1.3.5. und Fehlerfreiheit Kulturhistorische Anmerkungen Brüche bei den Ägyptern Die Ägypter verwendeten für die Stufenzahlen besondere Zeichen. 1 10 100 Mit diesen Zeichen und mit Hilfe der Hieroglyphe "Mund" stellten sie Brüche dar. Reichte der Platz unter dem Zeichen "Mund" nicht aus, so wurden die restlichen Zeichen daneben geschrieben. Die Ägypter kannten nur Stammbrüche. 7 zerlegten sie deshalb in die Stammbrüche 12 1 und und schrieben . 3 1 4 7 1 1 = + 12 4 3 Brüche im Mittelalter Im 16. Jahrhundert suchte man die Mathematik durch die Einführung von Symbolen zu vereinfachen. Man hatte erkannt, dass die Beschreibung mathematischer Sachverhalte durch Worte sehr schwerfällig war und den Fortschritt der Mathematik behinderte. Aus dem Rechenbuch von Adam Riese So festigte sich in dieser Zeit erst die Verwendung des Bruchsymbols mit Bruchstrich, Zähler und Nenner. 1.3.6. a) Rechnen in Q I Kürzen c) a⋅n a (a*, b* ∈ IN) in der Form = (a, b, n ∈ IN), so nennen wir b⋅n b b* diese Umwandlung „Kürzen“. Der umgekehrte Vorgang heißt „erweitern“. Addition und Subtraktion Es gelten die Regeln der Addition und Subtraktion in ZZ in analoger Weise. Insbesondere können alle rationalen Zahlen ebenfalls als Pfeile dargestellt werden. Multiplikation in Q I ca) Bruch mal ganze Zahl Lässt sich ein Bruch b) a* Wir veranschaulichen die Multiplikation 1 3 1 3 1 3 1 3 2 3 2 ⋅ 4. 3 1 3 1 3 1 3 1 3 4 = = 8 Man multipliziert den Zähler mit der ganzen Zahl und behält den Nenner bei. Universität Regensburg Naturwissenschaftliche Fakultät I – Didaktik der Mathematik Dr. Günter Rothmeier WS 2008/09 51 722 Elementarmathematik (LH) cb) Private Vorlesungsaufzeichnungen Kein Anspruch auf Vollständigkeit und Fehlerfreiheit Bruch mal Bruch 2 1 2 berechnen. Dies entspricht der Multiplikation ⋅ . Wir ver4 3 4 anschaulichen diese Multiplikation so: Wir wollen ein Drittel von 2 von 12 4 1 von 12 3 2 2 1 von = 4 12 3 1 2 1⋅ 2 2 ⋅ = = 3 4 3⋅4 12 Man multipliziert Zähler mit Zähler und Nenner mit Nenner und bildet den Bruch aus Zählerprodukt und Nennerprodukt. d) da) Division Bruch durch natürliche Zahl 9 :3. 5 Bei der Division eines Bruchs durch eine natürliche Zahl sind zwei Fälle zu unterscheiden. Wir veranschaulichen die Division 1. Der Divisor ist Teiler des Zählers 1 5 1 5 Man dividiert den Zähler durch die Zahl und behält den Nenner bei. 9 3 2. Der Divisor ist kein Teiler des Zählers Der Bruch muss so erweitert werden, dass der Divisor ein T5 eiler des Zählers wird. Man5verwendet den Divisor als Erweiterungszahl. 27 27 ⋅ 5 135 : 5 27 :5= = :5 = 8 ⋅5 40 40 8 3 oder = 27 27 :5 = 8 8 ⋅5 Man multipliziert den Nenner mit der Zahl und behält den Zähler bei. db) Bruch durch Bruch Um den Wert des Quotienten der Brüche genschaft b a ⋅ = 1 des Kehrbruchs. a b Wir suchen eine Zahl x, für die gilt: Wegen 2 5 und zu bestimmen, verwenden wir die Ei3 7 b a ⋅ = 1 gilt auch: a b Multiplikation mit 1: Vereinfacht können wir schreiben: 5 ⋅x=1 ⇔ 7 5 7 =1 ⋅ 7 5 2 5 2 5 : = ⋅1: 7 3 7 3 x=1: x= 5 7 7 5 2 5 2 7 : = ⋅ 3 7 3 5 Statt durch einen Bruch zu dividieren, multipliziert man mit dem Kehrbruch. Gemischte Zahlen werden bei der Division in unechte Brüche umgewandelt. Universität Regensburg Naturwissenschaftliche Fakultät I – Didaktik der Mathematik Dr. Günter Rothmeier WS 2008/09 Private Vorlesungsaufzeichnungen Kein Anspruch auf Vollständigkeit 51 722 Elementarmathematik (LH) und Fehlerfreiheit 1.3.7. Übungsblatt: Rationale Zahlen Aufagbe 1 1 Klassifizieren Sie folgende Brüche. 2 5 9 1 ; ; ; ; 5 7 3 11 12 ; 6 8 ; 5 9 ; 14 Aufgabe 2 2 „Die Periode eines Bruchs mit dem Nenner n kann höchstens n – 1 Stellen haben.“ Begründen Sie diesen Satz elementarmathematisch. Aufgabe 3 3 Wann entsteht keine Periode. Stellen Sie zur Begründung den Dezimalbruch 0,24679 als summe von Brüchen mit Zehnerpotenzen als Nenner dar. Universität Regensburg Naturwissenschaftliche Fakultät I – Didaktik der Mathematik Dr. Günter Rothmeier WS 2008/09 51 722 Elementarmathematik (LH) Lösungen zu Übungsblatt 1.3 Private Vorlesungsaufzeichnungen Kein Anspruch auf Vollständigkeit und Fehlerfreiheit Rationale Zahlen Zu Aufgabe 1 2 = 0, 6 3 echter Bruch rein per. 5 = 0, 45 11 echter Bruch rein per. 9 = 1, 285714 7 unechter Bruch rein per. 12 ; 6 Scheinruch 8 ; 5 unechter Bruch endlich 9 ; 14 unechter Bruch gemischt per. 1 = 0,2 5 echter Bruch endlich Zu Aufgabe 2 Es bleiben für die Zahl ∈ IN die Reste 1, 2, 3, 4 bis „Nenner minus 1“. Zu Aufgabe 3 Die Zahl 0,24679 kann man in Brüchen so schreiben: 2 4 6 7 9 + + + + 0,24679 = 10 100 1000 10 000 100 000 Alle Brüche, deren Nenner eine Potenz von 10 (1, 10, 100, 1000, ...) sind, haben keine Periode. Folgerung: Nur Brüche, deren Nenner (im vollständig gekürzten Zustand) keine anderen Primfaktoren als Vielfache von 2 und/oder 5 besitzen, ergeben einen nichtperiodischen Dezimalbruch, der eine endliche Zahl an Kommastellen besitzt.