Konzert, Heilig-Geist Kirche Oberstaufen | 30.5.2015

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Konzert, Heilig-Geist Kirche Oberstaufen | 30.5.2015
Allgäuer Zeitung | Autor: Markus Noichl
In aparter Kombination musizierte das Trio „Tinnabuli“ in der evangelischen Kirche Oberstaufen: Zur „normalen“ Querflöte kam
eine tiefe in sonorer Altlage. Gestützt wurde das Flöten-Gewebe von der Harfe. Das war Melos pur, Wellness für Herz und Ohren,
auch in virtuosen Passagen immer entspannt. Dazu ein Kirchenraum in der richtigen Größe für Kammermusik - ein Genuss für
rund 80 Zuhörer.
Katharina Schweiger (erste Flöte, München), Angelika Man (Altflöte, Augsburg) und Stefanie Polifka (Harfe, Miesbach) sind seit
sieben Jahre ein Trio. „Lieder ohne Worte“ heißt das aktuelle Programm. Eines der gleichnamigen Werke von Felix MendelssohnBartholdy eröffnete und beschloss, als Zugabe wiederholt, den Abend. Dazu ein weiteres in der Mitte - kantabler können drei
Instrumente nicht klingen.
Bei Bearbeitungen für diese ungewöhnliche Besetzung kann das Trio aus dem Vollen schöpfen. Mit Wolfgang Renz, dem Vater
der Altflötistin, steht ein Bearbeiter zur Verfügung, der maßschneidert. Renz, ehemals Oboist bei den Augsburger Philharmonikern, nun im „Austrag“, gehört zu den Profis seines Metiers und arbeitet sogar für die Berliner Philharmoniker. Da saß jeder Ton.
Lieder ohne Worte gab es auch im wörtliche Sinn: ein schmiegsames „Elfenlied“ und eine geheimnisvolle „Nixe Bindefuß“ von
Hugo Wolff. Die funkelnden Texte von Mörike wurden per Programm gereicht. Aus der Suite, die Edvard Grieg über den einsamen
Weltenstreuner Peer Gynt schrieb, erklangen zwei Stationen: der verführerische Tanz der Beduinin Anitra und das Lied der treuen
Solveig, daheim ihres Liebsten harrend.
Stimmungsvoll auch das „Gebet an die Natur“ aus den „Waldszenen“ der Melanie Bonis (1858 bis 1937), eine der wenigen Komponistinnen in dieser Zunft. Vor der Pavane, dem bekannteten Werk von Gabriel Fauré (1845 bis 1924), demonstrierte die Harfenistin den gravitätischen Pavanen-Schritt. Auch die humorvoll-fundierte Moderation trug bei zum besonderen Flair dieses Abends.
Virtuose Bravourstücke im spätklassischen Stil schufen Kaspar Kummer (1795 bis 1870) sowie Franz und Karl Doppler (1821 bis
1900). Diese zwei reisenden Flöten-Hexer schufen eine Rigoletto-Fantasie über Verdis berühmte Oper. Zum Ende zeigte Angelika, dass sie auch kürzertreten kann. Hier waren zwei Querflöten gewohnter Größe vereint.
Zwischendurch, als Verschnaufpause für die Bläser, ließ Stefanie ihre Finger solo über die Harfe flitzen. Zwei Harfenisten nutzten
als Komponisten alle Möglichkeiten dieses Instrumentes. Zunächst plätscherte „Die Quelle“ von Hasselmans (1845 bis 1912),
danach eine Etüde von Godefroid (1818 bis ´97).
Als erste Zugabe dann eine Aria ohne Worte, das „Blumenduett“ aus der Oper „Lakmé“ von Leo Delibes. Ein begeistertes Publikum dankte den sympathischen, ebenso virtuosen wie natürlichen Künstlerinnen. Der Name ist übrigens eine Anspielung auf den
reduzierten Tintinnabuli(Glöckchen)-Kompositionsstil von Arvo Pärt, wo jedem einzelnen Ton die Ehre gegeben wird. Sie können
tatsächlich aus wenig viel machen, kennen die Magie der leisen Töne. Können aber auch herrlich verschwenderisch mit Klängen
umgehen. Askese und Fülle vereint. So soll es sein.
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