EUGEN - BISER - STIFTUNG Dialog aus christlichem Ursprung Magdalena Ebertz Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Pressemitteilung Pappenheimstraße 4 80335 München Telefon: 0 89-18 00 68-13 Telefax: 0 89-18 00 68-16 [email protected] www.eugen-biser-stiftung.de Datum: Zeichen: Expertenforum zu Islam in Deutschland gibt Impulse für die Zukunft: „Wir sind einen entscheidenden Schritt weiter“ 24. September 2015 EBS/ me Bei dem Expertenforum der Eugen-Biser-Stiftung in Kooperation mit der Evangelischen Akademie Tutzing und des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) nutzten knapp 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Chance, offen und diskussionsfreudig aktuelle Herausforderungen und Fragen rund um Islam in Deutschland anzusprechen und auch gegenseitige kritische Anfragen auszuhalten, was die Eugen-Biser-Stiftung als positives Zeichen wertet: „Die Tagung hat gezeigt, dass es einen Fortschritt in der interreligiösen und auch innermuslimischen Diskussions- und Dialogkultur in Deutschland gibt. Die Beteiligten kennen sich mittlerweile, vertrauen einander und können daher auch schwierige Themen ansprechen, auch wenn dies nicht ohne Reibungen und Konflikte geschieht. Orte für offene Gespräche wie in Tutzing wird die Eugen-Biser-Stiftung auch weiterhin schaffen“, zieht Stefan Zinsmeister, Vorstandsmitglied der Eugen-Biser-Stiftung, Bilanz. Ziel der beiden Tage, 21. und 22. September 2015, war es außerdem, das innermuslimische Gespräch zu fördern. Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher muslimischer Gruppierungen wie DITIB (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V.), Ahmadiyya Muslim Jamaat, Milli Görüs sowie des Alevitentums kamen in der Evangelischen Akademie Tutzing zusammen und tauschten sich mit Vertretern aus Kirchen, Behörden, Ministerien und Medien über die aktuellen Entwicklungen hinsichtlich islamischem Religionsunterricht sowie muslimischer Jugend- und Medienarbeit aus: „Die Tagung hat bewiesen: Deutschland bietet aufgrund der Garantie der Religionsfreiheit und des kooperativen Staatsreligionsverhältnisses die Chance der innermuslimischen Befriedung und eines konstruktiven Miteinanders. Denn hier treffen die unterschiedlich geprägten muslimischen Gruppierungen aufeinander und erkennen mehr und mehr die Notwendigkeit des innermuslimischen Gesprächs und eines gemeinsamen Handelns“, sagt Stefan Zinsmeister. Islamische Theologie in Deutschland Die bunte Zusammensetzung des Programms sowie der Referenten und Teilnehmer sorgte in Tutzing für eine Vielfalt an unterschiedlichen Stimmen. So begrüßte der Amir und Bundesvorsitzende der Ahmadiyya Muslim Jamaat, Abdullah Uwe Wagishauser, die Etablierung der Islamischen Theologie an deutschen Universitäten: „Derzeit vermisse ich Vorsitz Stiftungsrat: Prof. Dr. Martin Thurner · Vorsitz Vorstand: Marianne Köster · Vorsitz Kuratorium: Dr. Günther Beckstein Bankverbindung: HypoVereinsbank München · IBAN: DE13 7002 0270 0038 4380 00 · SWIFT (BIC): HYVEDEMMXXX EUGEN - BISER - STIFTUNG Dialog aus christlichem Ursprung theologisch versierte Ansprechpartner bei den muslimischen Verbänden, um den intramuslimischen Dialog führen zu können. Viele Verbände werden sich neu orientieren müssen, um ihren jungen, gut ausgebildeten und studierten Mitgliedern etwas bieten zu können. Uns könnte derzeit nichts Besseres als der Aufbau der Islamischen Theologie, der Erforschung des Islams von innen, passieren, um innerislamische theologische Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten. So wird, wie es im Koran heißt, das Wetteifern in guten Dingen möglich, worauf ich mich freue.“ Peter Antes, Religionswissenschaftler der Universität Hannover, freut sich über die große Zahl der weiblichen Studierenden der Islamischen Theologie: „Daraus kann eine hoffnungsvolle Entwicklung entstehen. In Zukunft werden die theologisch gutausgebildeten muslimischen Frauen den Männern gegenüber argumentieren, was die Rolle der Frau im Islam ist.“ Antes sieht in der neuen Islamischen Theologie außerdem eine große Herausforderung für die christliche Theologie und die Christen in Deutschland: „Durch den starken Glauben der Muslime werden sich junge Christen hierzulande verstärkt fragen müssen: Was glaube ich eigentlich?“ Islamischer Religionsunterricht Erhan Çinar, Landesvorstand DITIB Nordbayern, berichtete auf dem Podium zu islamischem Religionsunterricht in Bayern über seine positiven Erfahrungen als muslimischer Religionslehrer: „Eine heterogene muslimische Schülergruppe im islamischen Religionsunterricht vor mir zu haben und mit ihnen zu arbeiten, bereichert sie und mich ungemein. Der Religionsunterricht an Schulen zeigt mir, dass innermuslimische Gespräche möglich sind. Ich beneide die Schüler von heute, dass sie anders als ich viel früher lernen, ihre Religion auf Deutsch zu erklären.“ Auch Amin Rochdi, muslimischer Religionslehrer und Mitarbeiter am Interdisziplinären Zentrum für Islamische Religionslehre Universität Erlangen-Nürnberg, sieht viel Potential im islamischen Religionsunterricht als „offenen Diskursraum“: „Schüler kommen mit ganz unterschiedlichen religiösen Vorkenntnissen in den Religionsunterricht. Sie haben je nach ihrer Sozialisation sehr unterschiedliche Vorerfahrungen mit Islam und Vorstellungen von ihrer Religion. So entsteht im islamischen Religionsunterricht ein muslimischer Binnendiskurs.“ Offener Diskurs zum Thema muslimische Jugendarbeit Auch kritische Stimmen waren beim Expertenforum zu hören. Hussein Hamdan, Mitautor der Studie „Junge Muslime als Partner“ und Projektleiter an der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, kritisierte den Begriff des interreligiösen Dialogs auf Augenhöhe: 2/3 EUGEN - BISER - STIFTUNG Dialog aus christlichem Ursprung „Man braucht sich nichts vorzugaukeln: Dialog auf Augenhöhe mit Muslimen in Deutschland ist nicht möglich. Theologisch-inhaltlich kann interreligiöser Dialog auf Augenhöhe möglich sein, aber nicht mit den derzeitigen Strukturen der muslimischen Gruppierungen. Die christlichen Institutionen sind mit ihren Akademien und Stiftungen den Muslimen in Deutschland um ein Vielfaches voraus.“ Er plädierte dafür, den muslimischen Jugendgruppen eine Chance zu geben und sie finanziell zu unterstützen. Zugleich forderte aber auch Johannes Trischler, Vorstand des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend in der Region München, dass muslimische Jugendverbände die Spielregeln der Jugendarbeit in Deutschland mittragen: „Ich fordere echte Unabhängigkeit und Eigenverantwortung der muslimischen Jugendverbände von den Erwachsenenverbänden, wenn sie mit ihrer Mitgliedschaft in Jugendringen für Demokratieförderung eintreten möchten. Die Jugend muss selbst für sich arbeiten.“ Das Expertenforum „Der Islam in Deutschland und seine vielen Akteure“ in der Evangelischen Akademie Tutzing hat Impulse für weitere Themen und Diskurse gesetzt. Die Eugen-Biser-Stiftung wird in Zukunft ihr Engagement ausweiten und verstärkt Workshops zur interreligiösen Kompetenz für gesellschaftliche Multiplikatoren, Schulklassen und Jugendgruppen anbieten. Hierfür hat sie seit Mai 2015 eine eigene Referentenstelle geschaffen und sie mit dem Islamwissenschaftler Erdoğan Karakaya besetzt. 3/3