Endlich Schluss - Theater am Sachsenring

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 Endlich Schluss
von Peter Turrini
Uraufführung 1997 am Wiener Akademietheater.
Gewinner des Melbourne Fringe Theatre Award "Innovation of Form" 2000
Mit Hans-Peter Deppe
Inszenierung: Joe Knipp
Bühne und Licht:
Hannelore Honnen und
Wolfgang Wehlau
„Ich zähle jetzt bis 1000 und bringe mich um.“
Das sind die ersten Worte in Peter Turrinis "Endlich Schluss", einem unterhaltsamen, zynischen und
emotionalen Monolog eines Selbstmörders, der beim Zählen manchmal stockt, als würde er es sich doch
anders überlegen. Ein erfolgreicher Journalist ist er, ein gut aussehender Mann besten Alters, von allen
geliebt und geschätzt. Bringt sich so jemand um?
"... Schon der erste Satz des Ein-Mann-Stücks 'Endlich Schluss', das jetzt im Theater am Sachsenring
Premiere feierte, lässt es kalt den Rücken herunterlaufen. Und der Mann (großartig gespielt von
Hans-Peter Deppe) beginnt zu erzählen - und unterbricht immer wieder um zu erzählen. Eine Stunde
lang spricht er über das Dilemma seines Lebens, dass er immer das will, was er gerade nicht hat. Das ist faszinierend und makaber, gruselig und auch immer wieder komisch. Bis zum
Schluss." (Express)
"Teils komisch, teils verstörend" schreibt der Stadt-Anzeiger.
Verstörend heißt hier: auf der Bühne ist nur ein Mann zu sehen, der spricht - leise, bewegt, ironisch,
ruhig, im Licht, im Dunkel, ohne die üblichen Zerstückelungen oder Zuckungen: ein Wagnis.
Eine Sprachlandschaft hat Peter Turrini gebaut, von Höhen, Tälern, Ebenen, Gipfeln. Das Publikum kann
mitreisen.
Das Zuhören, das Zusehen erneuert sich. Die Zuschauer erfahren eine neue Art von ruhiger
Konzentration.
Der Lärm. Er ist unüberhörbar. Sätze, Satzfetzen, sie rücken näher.
Thomas Linden schreibt in der Kölnischen Rundschau vom 29.08.07:
Ekel vor dem eigenen Erfolg
"Seine Augen sind von Angst geweitet. Dennoch wird er bis 1000 zählen. Dann will sich der Mann, von
dem wir schon bald erfahren, dass er - ob er will oder nicht - ein gefeierter Star-Journalist ist, mit einem
Revolver erschießen. Aber wie das mit dem Warten so ist: Die Gedanken gehen spazieren. Der Mann
erzählt von Job, Familie, Kindheit und von einem Überdruss am Leben.
Peter Turrini schrieb den Monolog 'Endlich Schluss' für Claus Peymanns Abschiedsvorstellung im
Burgtheater in Wien. Es hat etwas Selbstgefälliges, wenn ein Autor einem erfolgreichen Protagonisten die
Hässlichkeit eines Machtmenschen ins Gesicht schreibt. Insofern besitzt Peter Turrinis Stück einen
prätentiösen und zudem vorhersehbaren Ansatz, weil wir wissen: Bevor der Kandidat mit dem Revolver
an der Schläfe nicht bis 1000 gezählt hat, wird es im Theater nicht knallen.
Aber Joe Knipp vom Theater am Sachsenring und sein Schauspieler Hans Peter Deppe bekommen
die dramaturgischen Haken und Ösen des Stücks über weite Strecken in den Griff.Deppe spielt
stellenweise wie entgeistert, um dann um so effektvoller in komische Momente abzugleiten. Diese
stellen sich vor allem dann ein, wenn sein Protagonist über die Bosheiten spricht, die er sich gegenüber
Frau und Kollegen erlaubt, in der stillen Hoffnung, ihm, dem zynischen Machtmenschen, würde jemand
die Grenzen aufzeigen.
Mit der Wahl eines Journalisten rückt Turrini die Medien in den Fokus seiner Gesellschaftsschelte. Hier
kann jemand tun und lassen, was er will, solange er berühmt ist. Aber es ist diese Bedeutungslosigkeit,
die ihm letztlich auch solche Ekelgefühle verursacht, dass er keine Lust mehr auf dieses Leben verspürt.
Deppe gibt dieser unsympathischen Gestalt eine Spur Menschlichkeit, indem er den Mann aus
Kinderaugen schauen lässt. Hier und da gibt er ihm eine Verletzlichkeit, die dem finalen Countdown
dann doch wieder eine Spur Sinn verleiht."
KR 29.08.07
Peter Turrini
wurde am 26. September 1944 in St. Margarethen im Lavanttal geboren.
Er ist einer der bedeutendsten österreichischen Schriftsteller und als solcher bekannt für seine
gesellschaftskritischen und provokanten Heimatstücke.
Peter Turrini wuchs in Maria Saal in Kärnten auf und arbeitete vor seiner Tätigkeit als Dramaturg, Poet
und Essayist als Holzfäller, Metallarbeiter und Publizist. Seit 1971 lebt er als freier Schriftsteller in Wien und Retz.
Er gehört zu den meistgespielten, zeitgenössischen deutschsprachigen Autoren. Er schreibt
Theaterstücke, Drehbücher, Gedichte, Aufsätze und Reden. Seine Werke wurden in viele Sprachen
übersetzt, und seine Theaterstücke werden weltweit gespielt. Peter Turrini wurde durch Rozznjogd
(1971), Sauschlachten (1972) und die Fernsehserie Alpensaga (1974–1979) bekannt.
“Endlich Schluss.” schrieb er 1997 für Claus Peymann, der an der Wiener Burg damit seine
Abschiedsinszenierung gab. Turrinis schildert die negativen Seiten der Welt in der Hoffnung, dass die Wirklichkeit hinter der
Dramatik des Stückes zurücksteht.
Und so ist Endlich Schluss.” nicht nur - wie bei Turrini zu erwarten - Gesellschaftskritik, ätzende Satire
sondern auch ein Plädoyer für die Liebe und ein Leben wie es sein könnte.
Ko-Produktion des TAS mit HaPe Deppe
Vom Werben um jene, die nie ins Theater gehen
- Eine einseitige Liebesgeschichte - von Christine Nöstlinger
Über ein Vierteljahrhundert muß es her sein, da war für mich Turrini-Premiere. Im Kärntner Obermieger
trug sie sich zu, im bäuerlichen, zu kultur- wie gesellschaftspolitischem Meinungsaustausch jederzeit
offenen Gehöft des Bildhauers Goll.
Am Abend nach langer Irrfahrt dort angekommen, traf ich im Oberstock des Hauses auf einen jungen
Mann, und dicht an dessen Seite befand sich noch ein jüngerer Mann.
Die beiden trugen dem vergnügt lauschenden, Rotwein trinkenden Publikum das Sauschlachten
vor, wobei der noch jüngere Mann den Part des Grunzens übernommen hatte, der junge Mann den
gesamten Rollen-Rest.
Ich bin noch heute der felsenfesten Überzeugung, daß diese Sauschlachten-Aufführung, von Peter Turrini
und seinem "kleinen" Bruder gestaltet, alle anderen, die nachher an irgendwelchen Bühnen folgten, an
Qualität übertroffen hat. Mag sein, daß ich ja irre, jedenfalls brachte sie mich in einem knappen Stündchen von der bornierten
Meinung ab, daß es nicht mehr lohne, ins Theater zu gehen, weil Beckett verstummt und alles andere bar
des Lustgewinns sei. (Christine Nöstlinger, 1936 in Wien geboren, lebt als freie Schriftstellerin abwechselnd in Wien und im Waldviertel. Sie schreibt für Zeitungen, Rundfunk und
Fernsehen. Ihre Kinder- und Jugendbücher sind weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt. Sie ist die erste Trägerin des Astrid-Lindgren-Preises).
Fotos: W. Weimer
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