B. o tempora, o mores. Relevanz und Relativierung von Wertbegriffen B. 4 do ut des – Ich gebe, damit du gibst –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 1. Ennius, ann. fr. 500 (Vahlen) moribus antiquis res stat Romana virisque 2. Cicero, de re publica 1,43,6 (Ziegler) cum omnia per populum geruntur quamvis iustum atque moderatum, tamen ipsa aequabilitas est iniqua, cum habet nullos gradus dignitatis. 3. Cicero, de re publica 5,1 (Ziegler) nam de viris quid dicam? mores enim ipsi interierunt virorum penuria [...]. nostris enim vitiis, non casu aliquo, rem publicam verbo retinemus, re ipsa vero iam pridem amisimus. 4. Cicero, de re publica 1,2 (Ziegler) virtus in usu sui tota posita est. 5. Livius, ab urbe condita 2,1012f. (Ogilvie) grata erga tantam virtutem civitas fuit; statua in comitio posita; agri quantum uno die circumaravit, datum. privata quoque inter publicos honores studia eminebant; nam in magna inopia pro domesticis copiis unusquisque ei aliquid, fraudans se ipse victu suo, contulit. (vgl. Polyb. 6,55) Durch die alten Sitten hat der römische Staat Bestand und durch die Männer. Wenn alles durch das Volk gelenkt wird, mag dies auch gerecht und maßvoll sein, ist dennoch die Gleichheit selbst ungleich, weil sie keine Abstufungen der dignitas (=Würde, Ansehen) hat. Denn was soll ich über die Männer sagen? Es sind ja die Sitten selbst durch den Mangel an Männern zugrunde gegangen [...]. Durch unsere Fehler nämlich, nicht durch irgendeinen Unglücksfall haben wir dem Worte nach noch die Republik, tatsächlich aber haben wir sie schon lange verloren. Die virtus (Tugend, Tüchtigkeit) liegt ganz in der Betätigung ihrer selbst begründet. Dankbar war die Bürgerschaft gegenüber einer so großen virtus; eine Statue wurde auf dem Platz der Volksversammlung aufgestellt. An Acker wurde ihm so viel gegeben, wie er an einem Tage umpflügen konnte. Neben den öffentlichen Ehrungen zeigten sich auch privat die Zuneigung; den bei dem großen Mangel brachte ihm ein jeder, seinen privaten Vorräten entsprechend etwas, wobei er sich selbst um seinen eigenen Unterhalt brachte. Mögliche Fragen: ¾ Wie ‚funktionierten‘ Werte in Rom? Wie zeigt sich das Prinzip des do ut des bei den einzelnen typisch römischen Werten, d.h. welche Reaktionen waren impliziert? ¾ Wie unterscheiden sie sich von der jeweils philosophischen Auffassung? ¾ Wie wurden sie wann und wozu in der Literatur dargestellt? ¾ Wie steht es mit nicht-literarischen Ausdrucksformen? ¾ Wie ‚funktionieren‘ Wertvorstellungen heute? ¾ Welche Sicht hatte man in Deutschland wann über die römischen Werte? Literaturhinweise: Braun, M., Haltenhoff, A., Mutschler, F.-H. (Hrsgg.): Moribus antiquis res stat Romana. Römische Werte und römische Literatur im 3. und 3. Jh. v. Chr., München. Leipzig 2000 (BzA 134) Haltenhoff, A., Heil, A., Mutschler, F.-H. (Hrsgg.): O tempora, o mores! Römische Werte und römische Literatur in den letzten Jahrzehnten der Republik, Leipzig 2003 (BzA 171) Haltenhoff, A., Heil, A., Mutschler, F.-H. (Hrsgg.): Römische Werte als Gegenstand der Altertumswissenschaft, Leipzig 2005 (BzA 227) Thome, G.: Zentrale Wertbegriffe der Römer, Bamberg 2000 (Auxilia 45/46) –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– BrAnD 4. Potsdamer Lateintag U. Gärtner