Kinder und Fernsehwerbung Fakten und Positionen Inhaltsverzeichnis

Werbung
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Autor: Verband Privater Rundfunk und Telekommunikation e.V. (VPRT).
Titel: Kinder und Fernsehwerbung. Fakten und Positionen.
Quelle: VPRT. Berlin 2001.
Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Autors.
Verband Privater Rundfunk undTelekommunikation e.V. (VPRT)
Kinder und Fernsehwerbung
Fakten und Positionen
Inhaltsverzeichnis
Vorwort............................................................................................................................. 2
1. Fakten zur Fernsehnutzung......................................................................................... 3
1.1 Kinder sehen wenig fern........................................................................................ 3
1.2 Kinder sehen differenziert fern............................................................................... 6
1.3 Kinder sehen oft gemeinsam mit den Eltern fern................................................... 8
1.4 Ohne Kinderprogramme sehen Kinder nicht weniger fern................................... 10
2. Fakten zur Werbung.................................................................................................. 11
2.1 Werbung ist allgegenwärtig – nicht nur in den Massenmedien............................11
2.2 Die Auseinandersetzung mit Werbung macht Kinder medienkompetent............ 11
2.3 Kinder sehen Werbung differenziert.................................................................... 12
2.4 Kinder können zwischen Werbung und Programm unterscheiden...................... 14
3. Refinanzierung des Programmangebots.................................................................... 16
3.1 Werbung sichert ein vielfältiges Programmangebot für Kinder............................ 16
3.2 Das Werbevolumen im Umfeld von Kinderprogrammen stagniert.......................18
3.3 Ohne Werbung gibt es kein privates Kinderfernsehen........................................ 19
1
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4. Rechtlicher Rahmen und freiwillige Selbstkontrolle................................................... 20
4.1 Werbung im Umfeld von Kindersendungen ist rechtlich hinreichend geregelt.... 20
4.2 Die privaten Fernsehsender nehmen ihre Verantwortung wahr.......................... 21
4.3 Die Werbewirtschaft hat ein funktionierendes System der freiwilligen
Selbstkontrolle geschaffen......................................................................................... 23
5. Zusammenfassung.................................................................................................... 25
Das Thema Werbung im Umfeld von Kinderprogrammen wird in Europa kontrovers diskutiert.
Dabei werden immer wieder stärkere Reglementierungen gefordert, bis hin zu einem
vollständigen Verbot von Werbung im Kinderfernsehen.
Werbung aber trägt maßgeblich zur Refinanzierung qualitativ hochwertiger Kinderprogramme
bei. Ein Verbot würde das Aus für Kinderprogramme im privaten Free-TV bedeuten. Zusätzliche
Restriktionen sind schon deshalb nicht notwendig, weil Fernsehwerbung im Umfeld von
Kindersendungen schon heute auf europäischer wie auf nationaler Ebene umfassend geregelt
ist. Über die gesetzliche Regulierung hinaus existiert gerade in Deutschland auf Seiten der
Fernsehsender und der Werbewirtschaft ein effektives System freiwilliger Selbstkontrolle.
Die vorliegende Broschüre liefert zudem Fakten zur Fernsehnutzung von Kindern und zur
Wirkung von Werbung auf sie.
Vorwort
Als unverzichtbarer Faktor unserer Wirtschaftsordnung ist Werbung auch ein
selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft und unseres Alltags. Weil niemand sich ihr
entziehen kann, hat jeder Mensch eine Meinung zur Werbung, bezieht Stellung für oder
gegen sie und entwickelt eigene Theorien über ihre Wirkungsweisen. „Weil Werbung
allgegenwärtig ist, ... fällt es uns schwer, mit diesem Phänomen sachlich umzugehen.
Genau dazu sind wir aber gezwungen, wenn an die Werbung ethische, gesellschaftliche
und politische Maßstäbe angelegt werden“, hat der Wissenschaftler Reinhold Bergler
treffend formuliert.1
Auf europäischer Ebene mehren sich die Stimmen, die für eine strengere
Reglementierung oder sogar für ein vollständiges Verbot von Werbung im Umfeld von
1 Bergler, R.: Ursachen des Alkoholkonsums Jugendlicher, Köln 2000
2
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Kinderprogrammen plädieren. Solche Bestrebungen sind aus Sicht der deutschen
Privatsender unangemessen und unnötig. Weder aus dem heutigen
Fernsehnutzungsverhalten der Kinder noch aus dem bereits bestehenden Rahmen aus
rechtlichen Regeln und freiwilligen Selbstbeschränkungen der Sender und der
Werbewirtschaft lassen sich Probleme oder Handlungsdefizite ableiten, die einen solch
schwerwiegenden Eingriff in die Wirtschaftsordnung rechtfertigen würden. Im Gegenteil:
Verbote würden zu einem drastischen Abbau kindgerechter Programmangebote führen.
Denn ohne Werbefinanzierung gibt es kein privates Kinderprogramm.
Die vorliegende Broschüre bietet Informationen und Fakten zum Thema Kinder und
Werbefernsehen. Der Verband Privater Rundfunk und Telekommunikation e.V. (VPRT)
möchte mit dieser Veröffentlichung zur Versachlichung der oft emotional geführten
Diskussion zur Werbung im Umfeld von Kindersendungen beitragen.
Bonn, April 2001
1. Fakten zur Fernsehnutzung
1.1 Kinder sehen wenig fern
Entgegen weit verbreiteter Annahmen verbringen Kinder in Deutschland relativ wenig Zeit
vor dem Bildschirm. Für das Jahr 2000 ermittelte die Fernsehforschung für die 3- bis 13Jährigen eine durchschnittliche Fernsehnutzung von 97 Minuten pro Tag. Zum Vergleich:
Erwachsene ab 14 Jahren sahen im vergangenen Jahr im Schnitt 203 Minuten täglich fern
– also mehr als doppelt so viel.
Trotz der Tatsache, dass die Kinder heute aus einem deutlich vielfältigeren Angebot an
Programmen auswählen können, ist ihr Fernsehkonsum in den vergangenen Jahren stabil
geblieben. In der Langzeitbetrachtung zeigt sich sogar ein leichter Rückgang: Obwohl seit
1992 zahlreiche neue TV-Sender an den Start gegangen sind, sahen die Kinder damals
im Durchschnitt noch sechs Minuten pro Tag länger fern als heute. Im Gegensatz dazu
hat der Fernsehkonsum der Erwachsenen seitdem um mehr als 30 Minuten pro Tag
zugenommen (s. Chart 1).
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Kinder stellen also die Bevölkerungsgruppe dar, die sich mit Abstand am wenigsten dem
Fernseher widmet und deren Nutzungsdauer sich am konstantesten verhält. Die seit fast
einem Jahrzehnt stabile Sehdauer der Kinder in Deutschland widerlegt die oft gehörte
Befürchtung, dass ein weiterer Ausbau der Programmangebote im Fernsehen
automatisch zu einem deutlich höheren oder gar dramatischen TV-Konsum führt.
Auch im europäischen Vergleich zeigt sich, dass
die Kinder in Deutschland einen sehr moderaten
Fernsehkonsum pflegen. Grundsätzlich liegt die
TV-Nutzung in Nord- und Westeuropa niedriger
als im Süden und Osten. Dort wird pro Tag um 50
bis 100 Prozent länger ferngesehen als in
Deutschland (s. Chart 2).
Auch in anderen Ländern ist das
Nutzungsverhalten nicht primär von der Anzahl
der empfangbaren Programme abhängig,
sondern unterliegt vor allem sozialen Einflüssen.
Stabil ist das Sehverhalten der Kinder in
Deutschland auch in Bezug auf die bevorzugten
Nutzungszeiten. Bereits vor Einführung des
Privatfernsehens war der Vorabend die liebste
Fernsehzeit der jüngsten Zuschauer. Aktuelle
Zahlen belegen die Konstanz dieser Vorliebe:
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Nach einem ersten Hoch am Nachmittag steigt die Nutzungskurve ab 17.30 Uhr steil an
und erreicht dann zwischen 19.00 und 20.00 Uhr ihren Gipfel. Nach 20.30 Uhr sehen
werktags nur noch wenige Kinder fern. Am Wochenende verlängert sich die
Hauptnutzungszeit in den Abend hinein (s. Chart 3).
1.2 Kinder sehen differenziert fern
Im Tagesablauf von Jungen und Mädchen ist Fernsehen nur eine von vielen
Beschäftigungen. Kinder spielen tagsüber mit Freunden, treiben Sport, nutzen die
unterschiedlichsten Medien, machen Hausaufgaben und essen mit den Eltern. Je nach
Jahreszeit steigt und fällt der Anteil der Fernsehnutzung. Im Sommer wird am wenigsten
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ferngesehen, die Kinder verbringen noch mehr Zeit mit Aktivitäten im Freien. Man könnte
also sagen: Nicht das Fernsehen erzielt im Alltag die größte Reichweite bei Kindern,
sondern Eltern und Freunde.
Unbestritten ist allerdings, dass Fernsehen zu den Lieblingsbeschäftigungen der Kinder
zählt. Die Studie „Kinderwelten 2000“, für die das Münchner Institut für Jugendforschung
(IJF) im Auftrag von Super RTL 800 Kinder im Alter zwischen 6 und 13 Jahren befragte,
zeigt „Fernsehen“ an der Spitze der beliebtesten Aktivitäten. Fast genauso wichtig sind
den Kindern aber auch aktive Freizeitbeschäftigungen wie „draußen spielen“ (s. Chart 4).
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Jungen spielen lieber Fußball oder mit dem Computer, anstatt fernzusehen. Die Studie
geht auch der Frage nach, welche Motive und Stimmungen der Kinder die Wahl
bestimmter Freizeitaktivitäten beeinflussen. Über eine Analyse von Aktivitätenprofilen, die
aus den Angaben der Kinder und ihrer Eltern ermittelt wurden, konnten sieben
unterschiedliche Typen von Kindern ermittelt werden. Je nach Typ sind die
Sehbedürfnisse und das konkrete TV-Nutzungsverhalten sehr unterschiedlich ausgeprägt.
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Eine geschlechtsspezifische Betrachtung des Fernsehverhaltens von Kindern zeigt, dass
Jungen tendenziell mehr fernsehen als Mädchen. Letztere bevorzugen zumeist andere
Filme und Serien als Jungen. Außerdem lösen sie sich früher vom Kinderfernsehen und
wenden sich Programmangeboten für Jugendliche oder Erwachsene zu. Am deutlichsten
wird dies in der Zielgruppe der 10- bis 13-Jährigen: Dort liegt die Präferenz der Mädchen
eindeutig auf Soaps wie „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ oder „Verbotene Liebe“.
Gleichaltrige Jungen bleiben z.T. noch dem Kinderfernsehen treu oder sehen sich lieber
Spielfilme und große Sportereignisse an.
Der frühere Schritt der Mädchen weg von Kinderangeboten ist entwicklungspsychologisch
zu erklären. Dies gilt auch für das unterschiedliche Nutzungsverhalten in den jüngeren
Altersklassen. Dort sehen Mädchen am liebsten Protagonistinnen wie „Arielle, die
Meerjungfrau“. Jungen bevorzugen im selben Alter klassische Zeichentrickformate wie
„Goofy & Max“ oder„Doug“, die vor allem durch männliche Charaktere geprägt werden.
1.3 Kinder sehen oft gemeinsam mit den Eltern fern
Nach wie vor ist Fernsehen ein Familienereignis. Regelmäßig versammelt sich der
„Halbkreis der Familie“ (so Robert Lembke) vor dem TV-Gerät. Dieser Halbkreis bildet
sich vor allem dann, wenn Kinder das Fernsehen am häufigsten nutzen, also am
Vorabend. Zu diesem Zeitpunkt sind die Eltern von der Arbeit zurück, haben die
Hausarbeit erledigt und sehen gemeinsam mit ihren Kindern fern.
Deshalb ist es besonders wichtig, in dieser nutzungsintensiven Zeit ein kindgerechtes
Angebot auszustrahlen, das auch von Eltern akzeptiert wird und für Groß und Klein einen
Unterhaltungswert besitzt – z. B. hochwertige Cartoons oder ein speziell
zusammengestelltes Ferienprogramm. Auf Seiten der privaten Sender ist beispielsweise
Super RTL als Anbieter von Familienfernsehen erfolgreich. Die klassischen
Zeichentrickserien aus den weltbekannten Studios von Walt Disney, Nickelodeon und
anderen Herstellern sind bei Kindern und Eltern sehr beliebt. Ein Blick auf die
Altersstruktur der Zuschauer dieser Serien zeigt, dass sie mitunter von fast ebenso vielen
Erwachsenen gesehen werden wie von Kindern (s. am Beispiel vom „Rosaroten Panther“,
Chart 5).
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Das gemeinsame Fernsehen unterstützt die Kinder in ihrer kognitiven Entwicklung:
Programme oder Werbespots, die sie nicht verstehen, können sich die Kinder direkt von
den Eltern erklären oder interpretieren lassen. So werden sie nicht mit der Verarbeitung
neuer Inhalte allein gelassen, sondern lernen, Bezüge zur Welt der Erwachsenen
herzustellen und sich in dieser zurecht zu finden.
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1.4 Ohne Kinderprogramme sehen Kinder nicht weniger fern
Wie bereits gezeigt, hat die durchschnittliche Sehdauer der Kinder trotz des stark
angestiegenen Programmangebotes in den letzten Jahren nicht zugenommen. Dies lässt
den Umkehrschluss zu, dass eine Verringerung auf der Angebotsseite nicht zu einem
sinkenden Sehbedürfnis bei den Kindern führt.
Wenn also durch zusätzliche Werberestriktionen private Anbieter immer weniger
Kinderprogramme produzieren können, würde dieses nicht zu einem geringeren
Fernsehkonsum von Kindern führen. Alle bisherigen Erkenntnisse sprechen dafür, dass
Kinder in diesem Fall auf andere Programme ausweichen würden, die nicht auf sie
zugeschnitten sind. Und natürlich: Beim Ausweichen auf nicht kindgerechte
Fernsehangebote würden Kinder auch wieder mit Werbung konfrontiert werden, und zwar
mit Werbung, die nicht für sie gedacht ist.
Fazit:
Kinder sehen wenig fern und nutzen das Medium differenziert.
Kinder stellen die Bevölkerungsgruppe mit dem deutlich niedrigsten Fernsehkonsum dar.
Erwachsene sehen mehr als doppelt so viel fern. Trotz der beträchtlichen Zunahme von
Programmangeboten in den 90er Jahren ist die durchschnittliche tägliche Sehdauer
konstant geblieben. Zudem wird Fernsehen von den Kindern sehr differenziert genutzt.
Alter und Geschlecht üben dabei ebenso einen Einfluss aus wie die allgemeinen Motive
und Präferenzen der Freizeitgestaltung. Kinder sehen vor allem am Vorabend fern, oft
gemeinsam mit den Eltern. Spezielle Programmangebote der privaten Fernsehsender für
Kinder finden großen Zuspruch. Würden diese Angebote z. B. durch den politisch
forcierten Wegfall der Werbeeinnahmen reduziert oder ganz entfallen, würden Kinder
unweigerlich auf Programme ausweichen, die für sie weniger bzw. gar nicht geeignet sind.
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2. Fakten zur Werbung
2.1 Werbung ist allgegenwärtig – nicht nur in den Massenmedien
Werbung begegnet uns nicht nur im Fernsehen und Hörfunk, in Zeitungen oder
Zeitschriften, sondern buchstäblich überall. Sie ist allgegenwärtig – in Schaufenstern
ebenso wie in Supermärkten, auf Handzetteln und Pizzakartons, in Postwurfsendungen
und auf vielen Produkten selbst. Werbung findet sich auf Litfasssäulen und
Plakatwänden, in Bahnen und Bussen, an Telefonzellen und Haltestellen usw. Sie lässt
sich nicht ausblenden. Auch umfassende Werbebeschränkungen im Fernsehen oder in
anderen Medien würden Kinder nicht vom Kontakt mit der Werbung fernhalten. Schon auf
dem Schulweg würden einem Kind, das nur werbefreie Medien nutzen könnte oder dürfte,
unweigerlich die ersten Botschaften begegnen. Und spätestens in der Pause würden die
Mitschüler über die Qualität der neuen Turnschuhe der Marke X oder des Handys der
Marke Y diskutieren. Es wäre geradezu naiv zu glauben, Werbeverbote in einzelnen
Medien könnten bewirken, dass bestimmte Markenartikel bei Kindern nicht mehr „in“ sein
würden als andere.
2.2 Die Auseinandersetzung mit Werbung macht Kinder medienkompetent
Mittlerweile sind auch in den Reihen medien- und werbekritischer Institutionen mehr und
mehr Experten dazu übergegangen, auf den Dialog mit der Werbewirtschaft zu setzen
und die jüngsten Fernsehzuschauer über die Ziele und Mechanismen der Werbung zu
informieren. Statt des zum Scheitern verurteilten Versuchs, die Werbung ganz oder
teilweise aus dem Leben der Kinder auszublenden, werden sie ermutigt und befähigt, sich
kritisch damit auseinander zu setzen. Nur so können die Heranwachsenden allmählich
eine Medien- und Werbekompetenz aufbauen, die sie zu selbstbewussten und
urteilsfähigen Konsumenten werden lässt. Ein gutes und aktuelles Beispiel für diese
Bestrebungen ist der „Baukasten Kinder und Werbung“, der im Auftrag der
Landesmedienanstalten erstellt wurde. Der Baukasten informiert pädagogisch behutsam
und auf spielerische Weise über Zweck und Machart der Werbung. Auch die
Beobachtung, wie sich heute immer mehr Schulen der Werbung öffnen, ist in diesem Licht
zu sehen. Natürlich sorgen auch ökonomische Zwänge vieler Schulen dafür, dass ihre
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Leiter heute Werbeplakate in den Räumen zulassen oder für Schulfeste auf
Sponsorensuche gehen; dennoch wäre diese Entwicklung noch vor einigen Jahren völlig
undenkbar gewesen. Bei vielen Schulpädagogen steht aber heute die Erkenntnis dahinter,
dass Aufklärung besser ist als Ausblendung oder generelle Verurteilung von Werbung.
Die privaten Fernsehsender haben ihrerseits eine Reihe von Projekten und Maßnahmen
initiiert, die den Aufbau der Medienkompetenz fördern sollen, z. B. durch Veranstaltungen,
Unterrichtsmaterialien oder Empfehlungen zu einem verantwortungsbewussten
Fernsehkonsum (s. Kasten Seite 17).
Nicht zuletzt mit Blick auf die rasanten Entwicklungen in den neuen Medien sollte dieses
Anliegen allen Beteiligten besonders wichtig sein. So rücken z. B. in der Welt des Internet
redaktionelle Inhalte und Werbeangebote zwangsläufig enger zusammen. Auch durch die
Rückkanalfähigkeit digitaler Medienangebote und die damit verbundenen Möglichkeiten
des E-Commerce wird es immer wichtiger, die Leser, Seher und Surfer zu mündigen
Mediennutzern zu machen. Diese Fähigkeit muss bereits in der Kindheit geschult und
trainiert werden.
2.3 Kinder sehen Werbung differenziert
Werbung zu sehen, ist ein aktiver Prozess – gerade für Kinder. Insbesondere wenn sie mit
Freunden oder den Eltern fernsehen, erzählen und kommentieren sie die Clips.
„Werbung scheint Kinder vor allem anzuziehen“,
hat der Wissenschaftler J. Collins herausgefunden,
„weil sie gerade solche Elemente herausstellt, die sie immer zu Filmen und Programmen
hingezogen haben – Humor, Action und Musik. Sie genießen Filme um ihrer selbst willen und
nicht, weil sie Informationen und Mitteilungen vermitteln. Aus ähnlichen Gründen fühlen sie sich
auch zur Fernsehwerbung hingezogen.“2
Sender und Werbewirtschaft in Deutschland sind darum bemüht, die Qualität der
Werbung für Kinder stetig zu verbessern. Denn nicht nur das Programm für sie soll
kindgerecht sein, auch die im Umfeld dieser Programme ausgestrahlten Werbespots
müssen den kindlichen Anforderungen entsprechen. Dies betrifft unabhängig von den
2 Collins, J.: Television and Primary Schoolchildren in North Ireland. 2. The Impact of Advertising, in:
Journal of Educational Television, Vol. 16, No. 1 1990. Zitat in der Übersetzung von: Erlinger, D.: Kinder
und (Fernseh-) Werbung, Siegen 1996.
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beworbenen Produkten die Verständlichkeit der Spots sowie ihre Verträglichkeit für
Kinder. Wichtig ist deshalb, dass der zwischen Sendern und der Werbewirtschaft laufende
Dialog über Werbung für Kinder fortgesetzt wird.
Im Übrigen zeigen schon Kinder eine gewisse kritische Distanz zur Werbung. Eine
Forschungsgruppe der Universität Bielefeld hat beispielsweise festgestellt, dass 81
Prozent der Kinder im Grundschulalter „gar nicht“ oder „nur manchmal“ glauben, was
ihnen die Werbung verspricht.3 Auch die Autoren der repräsentativen LfRStudie
„Fernsehwerbung und Kinder“ kommen zu dem Ergebnis, dass viele der im
Zusammenhang mit Werbung artikulierten Ängste in Bezug auf psychische Deformationen
von Kindern und Jugendlichen durch Werbung als unbegründet zurückgewiesen werden
müssen.4
Generell wird in der wissenschaftlichen Diskussion schon lange nicht mehr an Theorien
festgehalten, die von einer starken Wirkung von Massenmedien und ihren Botschaften auf
die Nutzer ausgehen. Die Annahme, dass eine über die Medien verbreitete Botschaft – sei
es im redaktionellen Teil oder in der Werbung – direkt und gleichförmig im Sinne des
Absenders wirkt, hat sich nicht bestätigt. Die Empfänger, also die Mediennutzer und
potentiellen Konsumenten sind durch Medien und Werbung nicht zu manipulieren.
Stellvertretend für viele seiner Kollegen bezweifelt der Yale-Professor William McGuire
eine Beeinflussbarkeit der Zuschauer und spricht vom „Mythos Medienwirkung“.5 Auch
Werbung wirkt folglich nicht einseitig. Zudem bilden die Kinder keine Generalzielgruppe,
vielmehr sind in jeder Entwicklungsstufe von Kindern und abhängig von ihrem jeweiligen
sozialen Umfeld zahlreiche Untergruppen auszumachen. Kulturelle Einflüsse der
Umgebung haben einen sehr großen Einfluss auf die Medienwirkung, auch bei der
Fernsehnutzung von Kindern.
Das Kind als Zuschauer von Werbebotschaften ist kein passiver Konsument, sondern
eignet sich bestimmte Inhalte selbstständig an, verweigert andere Inhalte und setzt sich
eigene Ziele.
3 Baacke, D., Sander, U., Vollbrecht, R.: Kinder und Werbung, Stuttgart, Berlin, Köln, 1993.
4 Charlton, M., Neumann-Braun, K., Aufenanger, S., Hoffmann-Riem, W.; Fernsehwerbung und Kinder,
Opladen, 1995.
5 McGuire, W., Zitat in der Übersetzung von: Degen, R.: Medienwirkung: Der große Bluff, Psychologie
heute 1988.
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„Medien, Gesellschaft und das Individuum stehen folglich in einem Wechselverhältnis“,
so die Fernsehforscherin Cornelia Krebs.6 Werbebotschaften allein beeinflussen also nicht
das Leben und Verhalten der Kinder; vielmehr konkurrieren sie permanent mit den
Botschaften von Eltern, Freunden und anderen Medien.
„Die meisten Kaufentscheidungen sind offenbar durch die Situation bestimmt und durch
persönliche Kontakte, besonders durch Mund-zu-MundPropaganda“,7
so das Urteil von Jeffrey Goldstein. Man kann umgekehrt formulieren: Werbung wirkt sehr
vielschichtig, denn Kinder lernen, sich mit werblichen Inhalten auseinander zu setzen, sie
zu hinterfragen oder gegen anders lautende Botschaften abzuwägen – eine Fähigkeit, die
nicht nur mit Blick auf die Werbung ein wertvolles Gut darstellt.
2.4 Kinder können zwischen Werbung und Programm unterscheiden
Der heutigen Generation von Kindern steht ein vielfältiges Angebot von Medien und
Medieninhalten zur Verfügung. Dabei sind die Kinder im Umgang mit neuen und alten
Medien sehr aufgeschlossen und zeigen eine hohe Innovationsbereitschaft. Sind die
Angebote kindgerecht und versprechen Spaß und Unterhaltung, steigt die Bereitschaft der
Kinder noch, sich mit diesen Angeboten auseinander zu setzen.
Der souveräne Umgang der Kinder mit Medien zeigt: Kinder betrachten nicht, wie oft
fälschlicherweise angenommen wird, Werbung von einer völlig naiven Basis aus. Vielmehr
haben sie bereits Produkterfahrungen und messen die möglichen Produktversprechen der
Werbung rigoros daran. Die kleinen Konsumenten werden deshalb von den
werbungtreibenden Unternehmen sehr ernst genommen. Dementsprechend können auch
schon Kinder grundsätzlich zwischen Werbespot und Programm unterscheiden. Studien
der Landesanstalt für Rundfunk, Nordrhein-Westfalen haben ebenso wie ein Gutachten
der Universität Bielefeld im Auftrag des Bundesministeriums für Frauen und Jugend
festgestellt: Über 80 Prozent der 7- bis 10-Jährigen wissen bereits, was Werbung ist und
was zum redaktionellen Teil des Programms gehört. Dennoch sind die kognitiven
6 Krebs, C.: Fernsehen und Fernsehwerbung – Einflüsse auf die kindliche Sozialisation, Magisterarbeit,
Augsburg 1997.
7 Goldstein, J.: Children and Television Commercials, A Review Prepared for the European Advertising
Tripartite. Zitat in der Übersetzung von: Erlinger, D.: Kinder und (Fernseh-) Werbung, Siegen 1996.
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Fähigkeiten jüngerer Kinder noch nicht so gut ausgebildet. Sie bauen erst
Werbeerfahrung auf und müssen lernen, mit ihrem Sprachvermögen und Symbol-Wissen
die Botschaften der Werbung zu entschlüsseln.
Werbung erkennen und zu wissen, mit welcher Intention sie gezeigt wird, heißt auch, die
Trennung zwischen Programm und Werbung zu begreifen. Damit kleinere Kinder
schrittweise zu diesem Kompetenzaufbau befähigt und nicht in den Anfängen überfordert
werden, haben die privaten Fernsehsender und die Landesmedienanstalten in
Deutschland schon 1996 eine freiwillige Vereinbarung getroffen, wonach die Sender die
Werbeblöcke im Umfeld von Kinderprogrammen besonders kennzeichnen. Dazu werden
jeweils am Anfang und Ende jedes Werbeblockes in Kinderprogrammen auditiv das Wort
„Werbung“ oder die Hinweise „Jetzt kommt Werbung“ und „Ende der Werbung“ platziert.
Damit haben auch die kleinsten Zuschauer, die noch nicht lesekundig sind, die Chance,
sich auf die Werbung einzustellen und diese vom Programm zu differenzieren.
Auch darüber hinaus zeigen Kindersender wie Super RTL ein besonderes
Verantwortungsbewusstsein für die Inhalte der ausgestrahlten Fernsehspots. Kinder
sollen kindgerechte Werbung schauen. Oft lehnt der Sender daher bereits Spots ab, die in
ihrer Gestaltung oder Tonalität zumindest Grenzfälle sind.8
Insgesamt sorgen die bestehenden strengen Rechtsauflagen und die freiwilligen
Selbstverpflichtungen der Sender für Werbung in Kinderumfeldern dafür, dass Kinder
optisch und akustisch Werbung von Programm unterscheiden können und dieser
Lernprozess den jüngsten Zuschauern möglichst einfach gemacht wird (vgl. Kapitel 4).
Fazit:
Werbung ist allgegenwärtig. Kinder können souverän mit ihr umgehen, wenn sie die
Chance haben, frühzeitig Medienkompetenz zu erwerben.
Weil Werbung allgegenwärtig ist, lässt sie sich nicht durch Werbeverbote in einzelnen
Medien aus dem Alltag der Kinder ausblenden. Effektiver ist es, Kinder frühzeitig über
Sinn und Zweck der Werbung aufzuklären. Mit Blick auf die rasanten Entwicklungen in
8 IP Deutschland / Super RTL: Interne Werberichtlinien
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den neuen Medien sollten die politischen Entscheider neue Wege zum frühestmöglichen
Aufbau von Medien- und Werbekompetenz bei Kindern erschließen, anstatt neue
Werbeverbote durchzusetzen. Berücksichtigt werden muss auch, dass der
Werbewirkungsprozess sehr komplex ist und keinesfalls von direkten und einseitigen
Wirkungen ausgegangen werden kann. Zudem können die meisten Kinder Programm und
Werbung voneinander unterscheiden, nicht zuletzt deswegen, weil private Fernsehsender
freiwillig besonders strenge Qualitätsmaßstäbe an die Werbung und ihre Kennzeichnung
im Umfeld von Kindersendungen anlegen.
3. Refinanzierung des Programmangebots
3.1 Werbung sichert ein vielfältiges Programmangebot für Kinder
Wie bereits bei den Daten zur Fernsehnutzung (Kapitel 1) gezeigt, ziehen die jungen
Zuschauer kindgerechte Sendungen anderen Programmen vor – vorausgesetzt, es
existiert ein entsprechendes Angebot. Die Daten der Zuschauerforschung belegen, dass
Kinder heute häufiger ausgewiesene Kinderprogramme sehen als früher.
Der Auslöser dieser Entwicklung lag in der Ausweitung des Programmangebotes für
Kinder seit Mitte der 90er Jahre. Vor allem durch den Sendestart von Super RTL (1995)
und dem öffentlich-rechtlichen Kinderkanal (1997) ist tägliches, eigenes Programm für die
3- bis 13-Jährigen zu einer festen Einrichtung geworden. Die Zahlen sprechen eine
deutliche Sprache: Wurden 1983, also noch vor Einführung des Privatfernsehens, circa 25
Stunden Kinderprogramm pro Woche ausgestrahlt, waren es 1999 schon 250
Programmstunden. Mehr als die Hälfte dieses breiten Angebotes finden Kinder bei
privaten Fernsehsendern. Das belegt eine aktuelle Auswertung des
Werbezeitenvermarkters IP Deutschland auf Basis des AGF/GfKFernsehforschungspanels. Danach wurden im Jahr 2000 mehr als 13.000 Stunden reines
Kinderprogramm im deutschen Fernsehen gesendet. Davon strahlten die
werbefinanzierten Sender über 6.600 Stunden aus.
Deutschland dürfte damit das Land mit dem größten kommerziellen Angebot an
Kinderprogrammen im europäischen Fernsehmarkt sein. Die Privatsender Super RTL und
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RTL II strahlen täglich Programme für die jüngsten Zuschauer aus. RTL, SAT.1 und
ProSieben bieten am Wochenende spezielle Programmschienen für Kinder an.
Gutes Kinderprogramm darf nicht alleine aus den Archiven der Sender kommen. Neben
den Dauerbrennern der Kinderunterhaltung wie „Super, Metty!“ oder der „Sendung mit der
Maus“ sind auch im Kinderprogramm vor allem innovative und moderne Formate gefragt.
Die hohen Produktionskosten für das Genre Zeichentrick können beispielhaft
verdeutlichen, dass der Aufwand durchaus mit Programmen für Erwachsene vergleichbar
ist – und manchmal sogar darüber liegt: 8.000 bis 22.000 Mark kostet nach Angaben der
privaten Fernsehsender im Schnitt die Herstellung einer Minute Programm. Diese
Investitionen können die nicht-werbefinanzierten Sender für viele Produktionen nicht
aufbringen. Mit anderen Worten: Werbung finanziert nicht nur attraktive Kindersendungen,
sondern sichert auch die Programmvielfalt für Kinder.
Entscheidend für die Ausweitung des Programmangebotes durch private Sender ist die
Möglichkeit, die Sendungen über Werbung zu refinanzieren. Nur durch die
Finanzierungsquelle Werbung hat das Kinderprogramm in Deutschland in den letzten
Jahren so einen deutlichen Entwicklungsschub erhalten können. Bereits jetzt lässt sich
erkennen, was die Nachfrage der Kinder zu schaffen vermag: hochwertige CartoonUnterhaltung, Dokumentationen, Filme, Serien und Mitmach-Shows. Auch entstehen
heute wesentlich mehr Sendungen, die auf die einzelnen Alterssegmente des
Kinderpublikums zugeschnitten sind, als noch vor einigen Jahren. Damit wird das
Kinderprogramm in Deutschland zunehmend den vielfältigen Wünschen und
Anforderungen der jüngsten Fernsehzuschauer gerecht.
Die Privatsender haben aber nicht nur das Programmangebot für Kinder quantitativ und
inhaltlich bereichert. Sie geben auch der Produktionslandschaft wichtige Impulse. Durch
die heute wesentlich höhere Nachfrage der Sender entstehen immer mehr Produktionen
direkt in Deutschland oder zumindest in anderen europäischen Ländern. Es ist
eingetreten, was früher undenkbar schien: Obwohl Kinderprogramm oft wesentlich teurer
ist als Erwachsenenprogramm, und obwohl die Vormachtstellung nordamerikanischer
Cartoon-Produzenten fast unantastbar schien, hat sich inzwischen auch in Deutschland
eine sehr beachtliche Produktionsszene für Kinderprogramme entwickelt. Dadurch bildet
sich eine neue Programmidentität heraus, die der Lebenswelt deutscher Kinder wesentlich
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näher kommt als nordamerikanische oder japanische Produktionen. Diese Entwicklung gilt
es weiter zu fördern – der Anfang ist jedenfalls gemacht.
3.2 Das Werbevolumen im Umfeld von Kinderprogrammen stagniert
Das Volumen der Werbeeinnahmen im Umfeld von Kindersendungen ist im Vergleich zum
Gesamtaufkommen der TV-Werbung gering: Es beläuft sich derzeit auf ca. 250 Mio. Mark
– ein bescheidener Umsatz angesichts von etwa 9 Milliarden Mark jährlich, die in
Deutschland insgesamt von den Unternehmen in die Fernsehwerbung investiert werden.
Selbst wenn Produkte beworben werden, die vor allem von Kindern konsumiert werden
(z.B. Säfte oder Süßwaren), so richtet sich diese Werbung in den meisten Fällen an
Eltern. Die Spots werden deshalb eher in Programmumfeldern platziert, die die
Haushaltsführenden interessieren.
Die jungen Konsumenten selbst stehen vor allem im Fokus der Spielwarenhersteller. Doch
auch hier beweisen die Zahlen: Es prasselt nicht immer mehr Werbung auf die Zielgruppe
nieder, sondern tendenziell immer weniger. Die Werbevolumina der Spielwarenhersteller
sind im Verlauf der letzten Jahre deutlich zurückgegangen – sowohl im Fernsehen als
auch mit Blick auf den gesamten Werbemarkt. Investierten die Hersteller von Puppen,
Stofftieren und Modelleisenbahnen 1998 noch 144 Millionen Mark insgesamt in Werbung,
so waren es 1999 mit 139 Millionen Mark schon 3,5 Prozent weniger. Im gleichen Umfang
reduzierten sich auch die Ausgaben der Spielzeugbranche für TV-Werbespots – von rund
116 Millionen Mark 1998 auf 112 Millionen Mark im Jahr 1999. Im ersten Halbjahr 2000
hat sich diese Tendenz noch verstärkt, denn es wurden nur 23,8 Millionen Mark für
Fernsehwerbung ausgegeben. Das bedeutet einen Rückgang um knapp 10 Prozent
gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Ein weiteres Problem für die kommerziellen Sender und ihre Werbezeitenvermarkter: In
keiner anderen Branche ist das Werbeverhalten so stark saisonal geprägt wie das der
Spielwarenhersteller. Ihre Kampagnen konzentrieren sich überwiegend auf das
Vorweihnachtsgeschäft. Während der übrigen Monate des Jahres werden hingegen nur
vergleichsweise wenige Werbespots geschaltet. Insgesamt spielen die
Spielwarenhersteller als Werbekunden im Fernsehen nur eine untergeordnete Rolle. Ihr
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Anteil an den gesamten Werbeinvestitionen der Wirtschaft ins Fernsehen betrug 1999
lediglich 0,8 Prozent. Im Vergleich zu anderen Branchen nehmen die Spielzeughersteller
bei ihren Werbeausgaben einen immer geringeren Stellenwert ein. 1998 lagen sie noch
auf Platz 35, ein Jahr später nur noch auf Platz 53.9
Angesichts dieser Entwicklungen stehen die privaten Sender ohnehin schon vor großen
Herausforderungen. Würden zusätzlich noch die bestehenden Werbemöglichkeiten im
Umfeld von Kindersendungen eingeschränkt, ließen sich diese nicht mehr refinanzieren –
sie müssten folglich über kurz oder lang aus dem Programm genommen werden.
3.3 Ohne Werbung gibt es kein privates Kinderfernsehen
Werbefinanzierte Sender brauchen attraktive Programme, um hohe Zuschauerzahlen zu
erzielen und ihre Zielgruppen so gut wie möglich auszuschöpfen. Nur dann werden
Unternehmen im Umfeld dieser Programme werben. Und nur wenn die Werbeeinnahmen
stimmen, kann der Sender weitere attraktive Programme einkaufen oder produzieren und
damit den Kreislauf fortsetzen. 94 Prozent der Werbeerlöse der kommerziellen Sender
werden heute direkt in das Programm reinvestiert.10
Im Umkehrschluss heißt das: Gehen die Werbeeinnahmen zurück, kann weniger
Programm eingekauft und gesendet werden. So geschehen vor Jahren im Nachbarland
Belgien: Nach Einführung von Werberestriktionen rund um das Kinderprogramm musste
der Sender VTM sein Angebot für diese Zielgruppe drastisch reduzieren – von 5.640
Stunden 1991 auf 2.420 Stunden im Jahr 1994.11 Die Konsequenz aus den
Werberestriktionen liegt also nicht im Schutz der Kinder vor Werbung, sondern tatsächlich
in der Reduzierung kindgerechter Programmangebote. Für einen Spartensender wie
Super RTL, der ausschließlich Programm für Kinder und Familien sendet, würde ein
Verbot von Werbung im Umfeld von Kinderprogrammen unweigerlich das Aus bedeuten –
einen politisch gewollten Sendeschluss.
9 Rangfolge der Werbeaufwendungen aller Nielsen S+P Produktgruppen
10 Die kleinen Konsumenten, in: Die Welt 02.09.00
11 Stötzel, D.U.: Kinder und Werbung, in Markenartikel, 1/1996
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Fazit:
Nur Werbung finanziert kommerzielles Kinderprogramm – Werbeverbote reduzieren
die Vielfalt und kosten Arbeitsplätze
Mehr als die Hälfte aller Kinderprogramme im deutschen Fernsehen wird von den
Privatsendern angeboten, die damit maßgeblich zur Angebotsvielfalt beitragen. Diese
kindgerechten Programme finanzieren sich ausschließlich durch Werbung – und 94
Prozent der Werbeeinnahmen fließen direkt zurück ins Programm. Die bestehende
Angebotsvielfalt kann folglich nur erhalten werden, wenn die notwendigen
Werbeeinnahmen im Umfeld von Kindersendungen gesichert sind. Dies gilt insbesondere,
weil der Kinderwerbemarkt sehr klein ist und überdies stagniert. Ein Verbot von
Fernsehwerbung im Umfeld von Kindersendungen würde unweigerlich das Aus für diese
Programme im privaten Fernsehen bedeuten. Wer also über den bestehenden rechtlichen
Rahmen hinaus Werberestriktionen fordert, befürwortet eine drastische Reduzierung des
Programmangebotes für Kinder und einen massiven Abbau von Arbeitsplätzen bei
Sendern und Produktionsfirmen.
4. Rechtlicher Rahmen und freiwillige Selbstkontrolle
4.1 Werbung im Umfeld von Kindersendungen ist rechtlich hinreichend
geregelt
Eine Notwendigkeit, die bereits bestehende, umfassende Regulierung des
Fernsehwerberechts im Umfeld von Kindersendungen zu verschärfen, ist nicht ersichtlich:
Europaweit wird Werbung im Umfeld von Kindersendungen durch die EGFernsehrichtlinie geregelt. Hiernach dürfen Sendungen für Kinder nur dann durch
Werbung oder Teleshopping unterbrochen werden, wenn sie länger als 30 Minuten
dauern. Die Vorgaben des in Deutschland geltenden Rundfunkstaatsvertrags gehen sogar
noch weit über diese Regelung hinaus: Hiernach sind Werbeunterbrechungen bei
Kindersendungen generell verboten.
Zudem finden sich in der EG-Fernsehrichtlinie allgemeine Kriterien, denen die
Fernsehwerbung und das Teleshopping entsprechen müssen – etwa, dass diese klar
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erkennbar sind und durch optische und akustische Mittel eindeutig von anderen
Programmteilen getrennt werden. Außerdem schreibt die Richtlinie vor, wie
Fernsehwerbung für alkoholische Getränke ausgestaltet sein muss: Sie darf sich nicht
speziell an Minderjährige richten und vor allem keine Minderjährigen beim Alkoholgenuss
darstellen. Ein eigener Artikel der Richtlinie mit einem speziellen Anforderungskatalog
beschäftigt sich ausschließlich mit dem Schutz von Minderjährigen. Hierbei geht es
insbesondere darum, dass Fernsehwerbung diesen weder körperlichen noch seelischen
Schaden zufügen darf.
4.2 Die privaten Fernsehsender nehmen ihre Verantwortung wahr
Zusätzlich zu den gesetzlichen Bestimmungen haben sich die deutschen Privatsender
freiwillige Selbstverpflichtungen gegeben, um ihrer gesellschaftlichen Verantwortung
gerecht zu werden. Beispiele aus der Praxis des privaten Fernsehens zeigen, dass
freiwillige Selbstkontrolle funktioniert. Alle Anbieter haben einen JugendschutzBeauftragten, der das gesamte Programm auf seine Eignung für Kinder und Jugendliche –
nicht zuletzt mit Blick auf die vorgesehene Ausstrahlungszeit von Sendungen – prüft.
Diese internen Kontrollen umfassen bei vielen Sendern auch den Bereich der Werbung. In
solchen Fällen arbeitet der Jugendschutz-Beauftragte eng mit der sendereigenen
Werbekoordination zusammen. Letztere sichtet alle Werbespots vor ihrer ersten
Ausstrahlung im Programm.
Im Falle von Super RTL geht die interne Kontrolle weit über den rechtlichen Rahmen
hinaus. Der Marktführer im deutschen Kinderprogramm hat sich schon zum Sendestart
1995 interne Richtlinien für die Werbung auferlegt, in denen sich absolute Werbeverbote
für bestimmte Produktgruppen ebenso finden wie zeitliche Einschränkungen für Werbung.
Bei letzteren wird danach differenziert, ob der jeweilige Spot im Umfeld von
Kindersendungen oder im Familienprogramm – also außerhalb von speziellen
Kindersendungen - geschaltet werden soll. Grundsätzlich bewirbt Super RTL keine
Kinofilme, die ab 18 Jahren freigegeben sind. Ebenso wenig werden Party-, Confession-,
Date- und Chatlines beworben. Dies gilt auch für das Abendprogramm, das eigentlich auf
ein erwachsenes Publikum ausgerichtet ist, aber auch von vielen Kindern gesehen wird.
Der Sender behält sich zudem vor, bestimmte Werbespots wegen der Darstellung von
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Gewalt und Obszönität nicht auszustrahlen. Daneben gibt es eine ganze Reihe von
Ausschlusskriterien, z. B. für diätetische Produkte und alkoholische Getränke sowie für
Produkte, die selbst Gegenstand von Kindersendungen sind.
Soziales Engagement der privaten Fernsehsender für Kinder (Auswahl)
SAT.1 Initiative „Hoffnung bauen“: Förderung des SOS-Kinderdorfes – das weltweit größte
private soziale Hilfswerk für Kinder in Not. Bisher kamen einige Millionen Mark für
verschiedene SOS-Kinderdorf-Projekte zusammen. Im Jahre 2000 floss der Großteil der
Spenden dem SOS-Kinderdorf-Projekt im Kongo zu.
SAT.1 Quizshow mit Prominenten (Oktober 2000). Erlöse gingen an SOS-KinderdorfProjekte in Deutschland. Ebenfalls konnte das SOS-Berufsausbildungszentrum Berlin mit
Sach- und Geldspenden nachhaltig unterstützt werden.
„Wünsche werden wahr“: ProSieben Charity-Gala zusammen mit der Kindernothilfe.
Erfolgreichste Benefizveranstaltung des Jahres 1999.
Drehbuchwettbewerb von RTL: Kinder zwischen der dritten und sechsten Klasse durften
im Jahre 2000 das Storybord für einen Fernsehfilm zum Thema „Zeit“ schreiben.
RTL Broschüre „Gutes Fernsehen – schlechtes Fernsehen“: Namhafte Medienpädagogen
beantworten bereits in der dritten Auflage Fragen rund ums Fernsehen. Die Broschüre
liefert Denkanstöße, Fakten und Tipps für den sinnvollen Umgang von Kindern mit dem
Fernsehen.
„Ein-Blick ins Fernsehen – Medienaktionstage für Kölner Grundschulen“: Unter
medienpädagogischer, kindgerechter Anleitung warfen knapp 1000 Kinder über eine
Woche lang einen Blick hinter die Kulissen von Super RTL. Auf dem Plan standen u. a.
Bluebox, Teleprompter, Maske und Stunt. Durch solche Veranstaltungen lernen die Kinder
den Umgang mit dem Medium und setzen sich kritischer mit ihm auseinander.
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4.3 Die Werbewirtschaft hat ein funktionierendes System der freiwilligen
Selbstkontrolle geschaffen
Auch die deutsche Werbewirtschaft hat – über die rechtlichen Vorgaben hinaus – bereits
im Jahre 1974 die freiwilligen „Verhaltensregeln des Deutschen Werberates über die
Werbung mit und vor Kindern in Hörfunk und Fernsehen“ geschaffen. Dieser
Verhaltenskodex hat solchen Anklang gefunden, dass er sogar als Anlass genommen
wurde, die Selbstbeschränkungen in die EG-Fernsehrichtlinie und in die
Werbevorschriften der Landesmedienanstalten aufzunehmen. Das Regelwerk schreibt
u.a. vor, dass Werbung in Hörfunk und Fernsehen keine direkten Aufforderungen zum
Kauf oder Konsum an Kinder enthalten darf und auch Aussagen von Kindern über das
jeweilige Produkt, die ihren natürlichen Lebensäußerungen widersprechen, unterlassen
werden müssen.
Beim Deutschen Werberat können Zuschauer ihre Beschwerden über konkrete
Werbemaßnahmen anmelden. Die deutsche Werbewirtschaft, die diese Einrichtung in
freiwilliger Selbstverantwortung unterhält, berücksichtigt also auch solche Kritik, bei der
überhaupt kein Regelverstoß vorliegt. Im Jahr 1999 bezogen sich nur vier von insgesamt
401 Beschwerden beim Deutschen Werberat auf Werbung, die an Kinder adressiert war.
Dieser verschwindend geringe Anteil bestätigt zugleich den wissenschaftlich
nachgewiesenen Umstand, dass nur acht Prozent der deutschen Eltern Werbung als
einen Faktor wahrnehmen, der geeignet wäre, das Verhalten ihrer Kinder nachhaltig zu
beeinflussen.
Dem Deutschen Werberat vergleichbare Selbstkontrolleinrichtungen, die sich ebenfalls mit
der Einhaltung bestimmter Kriterien für an Kinder adressierte Werbung befassen, finden
sich in jedem anderen europäischen Mitgliedstaat. Zur europaweiten Koordinierung aller
Selbstkontrolleinrichtungen wurde im Jahre 1992 die EASA (European Advertising
Standards Alliance) ins Leben gerufen. Ihre zentralen Aufgaben sind die Unterstützung
und Fortentwicklung von Einrichtungen für Werbe-Selbstkontrolle in Europa, die
Koordination und Abwicklung grenzüberschreitender Beschwerden sowie die
wissenschaftliche Fortschreibung inhaltlicher Begleitmaterialien zur Werbe-Selbstkontrolle
in Europa.
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Nicht zuletzt muss in diesem Zusammenhang auf die ICC (International Chamber of
Commerce) verwiesen werden. Sie ist die Dachorganisation des Welthandels und fungiert
als Sprachrohr für sämtliche Wirtschaftssektoren aus jedem Teil der Welt. Sie ist unter
anderem befugt, Regeln und Verhaltensgrundsätze für den internationalen Handel
aufzustellen.
Hierzu gehört auch der International Code of Advertising Practice, der auf der Grundlage
hoher ethischer Standards Selbstverhaltensgrundsätze aufstellt, die die Werbewirtschaft
weltweit einhält. In einem eigenen Abschnitt stellt dieser Verhaltenskodex detaillierte
Kriterien auf, denen an Kinder und Jugendliche adressierte Werbung entsprechen muss.
Der Verhaltenskodex ist in erster Linie als Instrument der freiwilligen Selbstkontrolle
angelegt, stellt jedoch zugleich eine anerkannte Auslegungshilfe für nationale Gerichte
innerhalb ihres geltenden Rechts dar.
Damit existiert für den sensiblen Bereich der an Kinder adressierten Werbung auf
nationaler Ebene, europaweit und auch in der internationalen Dimension ein
funktionierendes und umfassendes System der freiwilligen Werbeselbstkontrolle. Der
Vorteil gegenüber gesetzlichen Beschränkungen liegt auf der Hand: Eine freiwillige
Einhaltung bestimmter Verhaltensgrundsätze wird immer effektiver sein als der Einsatz
repressiver Reglementarien durch den Staat.
Fazit:
Zusätzliche Werberestriktionen im Umfeld von Kindersendungen sind nicht
erforderlich
Fernsehwerbung im Umfeld von Kindersendungen ist auf europäischer wie auch auf
nationaler Ebene umfassend und hinreichend geregelt. Eine Notwendigkeit, die bereits
bestehende Regulierung zu verschärfen, ist nicht ersichtlich. Wo private
Fernsehveranstalter und die Werbewirtschaft sich freiwilligen Selbstbeschränkungen
unterwerfen und eine funktionierende Selbstkontrolle entwickelt haben, die weiter gehen,
als es ihnen das Gesetz aufgibt, besteht für den Gesetzgeber kein Handlungsbedarf.
Bestrebungen, ein europaweites Fernsehwerbeverbot im Umfeld von Kindersendungen
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durchzusetzen, sind deshalb politisch das falsche Signal und rechtlich als überflüssig
abzulehnen.
5. Zusammenfassung
Kinder sehen wenig fern und nutzen das Medium differenziert
Kinder stellen die Bevölkerungsgruppe mit dem deutlich niedrigsten Fernsehkonsum dar.
Erwachsene sehen mehr als doppelt so viel fern. Trotz der beträchtlichen Zunahme von
Programmangeboten in den 90er Jahren ist die durchschnittliche tägliche Sehdauer
konstant geblieben. Zudem wird Fernsehen von den Kindern sehr differenziert genutzt.
Alter und Geschlecht üben dabei ebenso einen Einfluss aus wie die allgemeinen Motive
und Präferenzen der Freizeitgestaltung. Kinder sehen vor allem am Vorabend fern, oft
gemeinsam mit den Eltern. Spezielle Programmangebote der privaten Fernsehsender für
Kinder finden großen Zuspruch. Würden diese Angebote z. B. durch den politisch
forcierten Wegfall der Werbeeinnahmen reduziert oder ganz entfallen, würden Kinder
unweigerlich auf Programme ausweichen, die für sie weniger geeignet sind.
Werbung ist allgegenwärtig. Kinder können souverän mit ihr umgehen, wenn sie die
Chance haben, frühzeitig Medienkompetenz zu erwerben.
Weil Werbung allgegenwärtig ist, lässt sie sich nicht durch Werbeverbote in einzelnen
Medien aus dem Alltag der Kinder ausblenden. Effektiver ist es, Kinder frühzeitig über
Sinn und Zweck der Werbung aufzuklären. Mit Blick auf die rasanten Entwicklungen in
den neuen Medien sollten die politischen Entscheider neue Wege zum frühestmöglichen
Aufbau von Medien- und Werbekompetenz bei Kindern erschließen, statt neue
Werbeverbote durchzusetzen. Berücksichtigt werden muss auch, dass der
Werbewirkungsprozess sehr komplex ist und keinesfalls von direkten und einseitigen
Wirkungen ausgegangen werden kann. Zudem können die meisten Kinder Programm und
Werbung voneinander unterscheiden, nicht zuletzt deswegen, weil private Fernsehsender
freiwillig besonders strenge Qualitätsmaßstäbe an die Werbung und ihre Kennzeichnung
im Umfeld von Kindersendungen anlegen.
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Nur Werbung finanziert kommerzielles Kinderprogramm – Werbeverbote reduzieren
die Vielfalt und kosten Arbeitsplätze
Mehr als die Hälfte aller Kinderprogramme im deutschen Fernsehen wird von den
Privatsendern angeboten, die damit maßgeblich zur Angebotsvielfalt beitragen. Diese
kindgerechten Programme finanzieren sich ausschließlich durch Werbung – und 94
Prozent der Werbeeinnahmen fließen direkt zurück ins Programm. Die bestehende
Angebotsvielfalt kann folglich nur erhalten werden, wenn die notwendigen
Werbeeinnahmen im Umfeld von Kindersendungen gesichert sind. Dies gilt insbesondere,
weil der Kinderwerbemarkt sehr klein ist und überdies stagniert. Ein Verbot von
Fernsehwerbung im Umfeld von Kindersendungen würde unweigerlich das Aus für diese
Programme im privaten Fernsehen bedeuten. Wer also über den bestehenden rechtlichen
Rahmen hinaus Werberestriktionen fordert, befürwortet eine drastische Reduzierung des
Programmangebotes für Kinder und einen massiven Abbau von Arbeitsplätzen bei
Sendern und Produktionsfirmen.
Zusätzliche Werberestriktionen im Umfeld von Kindersendungen sind nicht
erforderlich
Fernsehwerbung im Umfeld von Kindersendungen ist auf europäischer wie auch auf
nationaler Ebene umfassend und hinreichend geregelt. Eine Notwendigkeit, die bereits
bestehende Regulierung zu verschärfen, ist nicht ersichtlich. Wo private
Fernsehveranstalter und die Werbewirtschaft sich freiwilligen Selbstbeschränkungen
unterwerfen und eine funktionierende Selbstkontrolle entwickelt haben, die weiter gehen,
als es ihnen das Gesetz aufgibt, besteht für den Gesetzgeber kein Handlungsbedarf.
Bestrebungen, ein europaweites Fernsehwerbeverbot im Umfeld von Kindersendungen
durchzusetzen, sind deshalb politisch das falsche Signal und rechtlich als überflüssig
abzulehnen.
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Anregungen für Eltern
• Eltern sollten so oft wie möglich gemeinsam mit Kindern fernsehen. Der Fernseher ist
kein Babysitter und sollte bewusst eingesetzt werden.
• Eltern sollten ihre Kinder fragen, ob sie gerade Werbung oder redaktionelles Programm
schauen. Gegebenenfalls sollten sie ihnen den Unterschied erklären. Eltern könnten bei
dieser Gelegenheit ihren Kindern auch den Sinn und Zweck von Werbung
verdeutlichen.
• Kinder sollten wissen, aus welchen Gründen ihre Eltern eine Kaufentscheidung
getroffen haben. Beim gemeinsamen Einkauf können beispielsweise Eltern gemeinsam
mit ihren Kindern die Werbeaussagen am Produkt überprüfen.
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede
Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne
Zustimmung des Rechteinhabers unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für
Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und
Verarbeitung in elektronischen Systemen.
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