Aus der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Tübingen Abteilung Allgemeine Psychiatrie und Psychotherapie mit Poliklinik Ärztlicher Direktor: Professor Dr. A. J. Fallgatter Wahrnehmung von witzigen Stimuli und Veränderung des Humors bei psychischen Erkrankungen am Beispiel der Depression Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Zahnheilkunde der Medizinischen Fakultät der Eberhard-Karls-Universität zu Tübingen vorgelegt von Jana Konrad, geb. Jarmuzek aus Halle/Saale 2010 Dekan: Professor Dr. I. B. Autenrieth 1. Berichterstatter: Frau Professor Dr. B. Wild 2. Berichterstatter: Professor Dr. Dipl.-Psych. P. Enck 2 3 Inhaltsverzeichnis Einleitung .......................................................................................................... 7 1. Theoretischer Teil ........................................................................................ 9 1.1. Humor .................................................................................................. 9 1.1.1. Humor in der Geschichte .............................................................. 9 1.1.2. Variationen der Witztheorien oder „Warum lacht man?“ ............. 11 Theorieansätze aus der Evolutionsbiologie ................................ 11 Motivationale Theorien ............................................................... 12 Kognitive Theorien...................................................................... 13 1.1.3. Humortheorien oder Humor als multidimensionales Konzept ..... 13 1.1.4. Humor als Persönlichkeitsmerkmal und Stimmung..................... 14 1.1.5. Humor und Gesundheit............................................................... 14 1.2. Depression......................................................................................... 16 1.2.1. Symptome und Diagnose ................................................................. 17 1.2.2. Häufigkeit ......................................................................................... 18 1.2.3. Therapie ........................................................................................... 18 1.3. Fragestellung.......................................................................................... 20 1.4. Hypothesen........................................................................................ 20 2. Untersuchung ............................................................................................. 21 2.1. Durchführung.......................................................................................... 21 2.2.1. Gruppe der depressiv erkrankten Patienten ..................................... 22 2.2.2. Gruppe der Kontrollpersonen ........................................................... 22 2.3. Materialien.............................................................................................. 23 2.3.1. Informationsblatt ............................................................................... 23 2.3.2. Screening-Bogen.............................................................................. 23 2.3.3. Händigkeitsfragebogen nach Oldfield (1971) ................................... 23 2.3.4. Beck Depressions-Inventar (BDI) ..................................................... 24 2.3.5. CHS (Coping Humour Scale) ........................................................... 24 2.3.6. STHI-S und STHI-T .......................................................................... 25 2.3.7. 3WD ................................................................................................. 27 2.4. Statistik................................................................................................... 28 4 3. Studienergebnisse ..................................................................................... 29 3.1. Soziodemographische Daten ................................................................. 29 3.2.1. Patientengruppe ............................................................................... 29 3.2.2. Kontrollgruppe .................................................................................. 29 3.3. Medikation .............................................................................................. 30 3.4. 3.4.1. BDI.............................................................................................. 30 3.4.2. CHS ............................................................................................ 31 3.4.3. STHI-S ........................................................................................ 31 3.4.4. STHI-T ........................................................................................ 32 3.4.5. 3WD............................................................................................ 32 3.5. 4. Ergebnisse aus den Fragebögen ....................................................... 30 Korrelationen...................................................................................... 33 3.5.1. BDI und CHS .............................................................................. 33 3.5.2. BDI und STHI-S .......................................................................... 33 3.5.3. BDI und STHI-T .......................................................................... 34 3.5.4. STHI-T – STHI-S......................................................................... 34 3.5.5. BDI und 3WD.............................................................................. 35 Diskussion ............................................................................................. 36 4.1. Zielsetzung der Untersuchung................................................................ 36 4.2. Interpretation der Ergebnisse ................................................................. 36 4.2.1. Soziodemographische Daten ........................................................... 36 4.2.2. BDI ................................................................................................... 37 4.2.3. CHS.................................................................................................. 38 4.2.4. STHI-S und STHI-T .......................................................................... 39 4.2.5. 3WD ................................................................................................. 40 4.2.6. Korrelation BDI – CHS...................................................................... 42 4.2.7. Korrelation BDI – STHI-S / STHI-T ................................................... 42 4.3. Kritik ....................................................................................................... 43 5. Zusammenfassung................................................................................ 44 6. Anhang ................................................................................................... 46 7. Abbildungsverzeichnis ......................................................................... 49 8. Tabellenverzeichnis .............................................................................. 49 5 9. Abkürzungsverzeichnis ........................................................................ 50 10. Literaturverzeichnis .............................................................................. 51 10.1. Literaturquellen..................................................................................... 51 10.2. Literaturquellen aus dem Internet......................................................... 55 Danksagung.................................................................................................... 56 Lebenslauf ...................................................................................................... 57 6 Einzig der Humor – vielleicht die eigenste und genialste Leistung des Menschentums – überzieht und vereinigt alle Bezirke des Menschenlebens mit den Strahlen seiner Prismen. Hermann Hesse Einleitung Die beiden Themengebiete „Humor“ und „Depression“ in einer wissenschaftlichen Arbeit zusammenzuführen, scheint auf den ersten Blick paradox, gilt Humor doch als eine Charaktereigenschaft, die dem Leben positiv gegenübersteht, Depression hingegen als Erkrankung mit pathologisch niedergedrückter Stimmung, die nicht selten mit einer hohen Suizidgefahr einher geht. Doch genau aus dieser Divergenz ergibt sich die Fragestellung: Haben Patienten mit Depressionen einen anderen Humor? Nehmen sie Witziges überhaupt noch wahr? Benutzen sie Humor noch im täglichen Leben? Wie verändern sich der Humor und die Witzwahrnehmung bei depressiven Störungen? Wichtig ist dabei das Wissen um die Definition von Humor als eine Persönlichkeitseigenschaft und Witz, Witzigkeit oder Komik als das Material für eine witzige Situation etc. Um diesen Fragen mit Daten und Fakten gegenübertreten zu können, wurden in dieser Studie mit Hilfe standardisierter Messinstrumente sowohl Depressive als auch Gesunde evaluiert und gegenübergestellt. Berücksichtigt wurden der Grad der Depression, die Erheiterbarkeit als Persönlichkeitsmerkmal, die situative Erheiterbarkeit, Vorlieben von Humor, Humorwahrnehmung und Verwendung von Humor zur Stressbewältigung. Die Hypothese ist, dass bei den Patienten Humor als Charaktereigenschaft weniger ausgeprägt ist und sie diesen auch weniger als Coping-Humor (Bewältigungsstrategie) einsetzen. Bezüglich der Präferenz verschiedener 7 Arten von Humor, wie sie im 3 Witzdimensionstest (3WD) erfasst werden, sind keine Unterschiede zu erwarten. Es wird erwartet die Ergebnisse von Nussbaum und Michaux (1963), Goldsmith (1979), Forabosco (1998) und Freiheit et al. (1998), deren Studien eine Korrelation zwischen dem Auftreten von wenig humorvollem Verhalten und Depression ergaben, mit neuen und aussagekräftigen Instrumenten zu replizieren. Die Untersuchung von Humorfähigkeiten depressiver Patienten mit standardisierten Tests fand in dieser Studie erstmals statt und könnte eine Ausgangsbasis für mögliche therapeutische Anwendungen (z. B. Humortrainings) sein. 8 1. Theoretischer Teil 1.1. Humor 1.1.1. Humor in der Geschichte Eine genaue Definition für den Begriff Humor ist schwer zu finden, im Allgemeinen wird jedoch jemand, der andere zum Lachen bringt, als humorvoll bezeichnet. Aus etymologischer Sicht stammt das Wort Humor vom lateinischen „umor“ ab, was soviel bedeutet wie Feuchtigkeit oder Flüssigkeit. Es waren nach Hippokrates und Galen die Flüssigkeiten des Körpers, also Körpersäfte (Blut, Schleim, schwarze und gelbe Galle) gemeint. Das Überwiegen eines Saftes führte demnach zu einer typischen Temperamentsform. Ein Überwiegen an gelber Galle (gr.: Chole) brachte das typische Bild des Cholerikers hervor, schwarze Galle (lat.: Melancholia) dagegen den schwermütigen Melancholiker. Dominiert der Schleim (lat.: Phlegma) ergibt sich die Charakteristik des trägen Phlegmatikers und heißblütige, lebhafte Sanguiniker haben einen Überfluss an Blut (lat.: Sanguis). Gerade diese Vorstellung vom Überfluss eines der Körpersäfte prägte im Laufe des 17. Jahrhunderts das Wort Humor zum ersten Mal im Zusammenhang mit Komik, wenn auch in negativer Hinsicht, da man davon ausging, dass ein Ungleichgewicht der Säfte „Spinner“ oder Exzentriker hervorbringe, die sozial abnorm waren und als unterlegen betrachtet wurden. Diese Personen wurden als lächerlich empfunden und es durfte über sie gelacht werden. Hier findet der Begriff Humor seine weitere Entwicklung, denn im Englischen werden diese Personen „humourist“ genannt. Derjenige, der sie imitiert oder sich über sie amüsiert, wird als „man of humour“ bezeichnet. In dieser Zeit wird ebenfalls das Bild des Narren oder Clown geprägt. Mit dem Ende des 17.Jahrhunderts und dem Beginn des Aufklärungszeitalters und der humanistischen Bewegung änderte sich auch die Mentalität der Menschen. Es galt nun als unschicklich, sich über Normabweichungen von anderen lustig zu machen, also zu spotten („bad humor“). Im Gegensatz dazu steht die Form des „good humor“, die ein Verhalten bezeichnet, dass warmherzig und freundlich dem anderen gegenübersteht, aber auch die 9 Fähigkeit beinhaltet, Kritik und Spott souverän entgegen treten zu können. Schmidt-Hidding nimmt an, dass hier der Ursprung des Begriffes „Sinn für Humor“ zu finden ist, obwohl die konkrete Bezeichnung zu der Zeit noch nicht existierte (Schmidt-Hidding, 1963, zit. nach Ruch, 1998). Damit vollzog sich ein Umbruch im Gebrauch des Begriffes Humor. Während in der Antike und im Mittelalter der Witz noch als etwas Negatives und Menschenverachtendes missbraucht wurde, weil man sich über die Defekte anderer lustig machte und jene als unterlegen diskriminierte („Degradationstheorie“ nach Aristoteles (Titze und Eschenröder, 1998) und nur die Seiten der Satire, der Ironie und des Spottes geprägt wurden, entwickelte sich nun der Sinn für Humor als ein positiver und erstrebenswerter Charakterzug. Nach Schmidt-Hidding endet die Entwicklung des Humorbegriffes mit der Ästhetik. Auch spätere Autoren schlossen sich dieser Meinung an (SchmidtHidding, 1963). Dabei stelle der „Humor ein Element von vielen dar (darunter z.B. Spaß, Witz, Sarkasmus, Ironie, Nonsens…), die dem Bereich der Komik zugeteilt sind. Die Komik ihrerseits, umschrieben als die Fähigkeit, andere zum Lachen zu bringen, ist neben der Schönheit, dem Tragischen, dem Harmonischen u.v.a. ein Aspekt der Ästhetik. In dieser Sichtweise wird der Begriff Humor enger definiert und fast ausschließlich als wohlwollend angesehen (Ruch, 1998). Die Geschichte des Nachdenkens über Humor erstreckt sich über einen langen Zeitraum. Angefangen bei Theoretikern und Philosophen wie Hippokrates, Aristoteles, Thomas Hobbes, Arthur Schopenhauer und Siegmund Freud, bis in die heutige Zeit der Psychologen und Forscher wie William F. Fry, Paul E. McGhee und Willibald Ruch, um nur einige herausragende Namen zu nennen. Eine neue Blütezeit erlebte die Humorforschung in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts, die von der Grundlagenforschung um das Verstehen des Humors geprägt wurden. Die heutige Wissenschaft beschäftigt sich neben zahlreichen anderen Themen vor allem auch mit dem Nutzen und den Anwendungsmöglichkeiten von Humor, 10 z.B. in der Therapie, in der Krankenpflege, bei der Stressverarbeitung, in der Werbung etc. (Ruch, 1995). Durch die lange Erforschung des Humors von der Antike bis heute wurden zahlreiche Humortheorien und Witztheorien entwickelt, die Sinn und Nutzen des Humors begreifbar machen sollen. 1.1.2. Variationen der Witztheorien oder „Warum lacht man?“ Theorieansätze aus der Evolutionsbiologie Theorieansätze in der Evolutionsbiologie beschäftigen sich zum Großteil mit der Ausdrucksform der Erheiterung – mit dem Lachen. Hier ist auch die Abgrenzung zwischen den zwei Begriffen deutlich zu erkennen. Humor ist eine Geisteshaltung, während Lachen eine körperliche Reaktion ist. Grundlagen für die Theorieansätze in der Evolutionsbiologie finden ihre Begründung in der Tatsache dass: • „es eine Grundlage von Ausdrücken gibt, die ausnahmslos bei allen menschlichen Gesellschaften vorkommen….Lachen und Lächeln sind ganz allgemein Ausdruck der Freude und des Glücksgefühls“ (Asch, 1952, zit. nach Eibl-Eibesfeldt, 1987) • das komplizierte Muster des Vorgangs „Lachen“ unmöglich durch Nachahmung erworben werden kann. Zerwina (1993) belegte empirisch anhand einer Studie mit taub bzw. taub-blind geborenen Kindern, dass diese bei Belustigung die gleichen Bewegungsmuster aufwiesen wie gesunde Kinder. • Gemeinsamkeiten der Gesichtsausdrücke höher entwickelter Affen als Reaktion auf einen bestimmten Stimulus (Kitzeln) bestehen, die dem menschlichen Lachen und Lächeln sehr ähnlich sind (McGhee, 1979, Weixler, 1999). Lautäußerungen, die dem menschlichen Lachen sehr 11 ähneln, sind bei Menschenaffen Teil des Spielens, so wird übermittelt, dass es sich nicht um eine ernste Situation handelt (Eggli, 1997). Motivationale Theorien Die motivationalen Theorieansätze finden ihre Wurzeln in der Überlegenheitstheorie Aristoteles („Degradationstheorie“ nach Aristoteles (Titze und Eschenröder, 1998) und der Lehre Freuds (1905, 1927, 1970a & 1970b), Diese besagt, dass unbewusste, oft sexuelle oder aggressive Impulse, die durch die Gesellschaftsnormen unterdrückt werden, im Humor ihr Ventil finden, da sie hier ohne Zensur zum Ausdruck gebracht werden können. Neuere Theorien gehen davon aus, dass im Humor auch andere Themen mit hohem emotionalem Erregungsfaktor Bedeutung haben (Oring, 1994). So kann mit Hilfe des Humors die Möglichkeit geschaffen werden, Befürchtungen und Unsicherheiten abzuschwächen, indem die Situation aus einem anderen Blickwinkel betrachtet wird (Wicki, 1992). Darin ist auch begründet, dass man erst die eigene Betroffenheit bei einem Missgeschick überwinden muss, bevor man darüber lachen kann (Eggli, 1997). Auch Überlegenheits- und Aggressionstheorien finden hier ihren Ansatz. Wie schon im geschichtlichen Teil erwähnt, prägte Aristoteles den Begriff der „Degradationstheorie“, der davon ausgeht, dass das Unglück und die Schwächen anderer die Menschen zum Lachen bringen (Titze und Eschenröder, 1998). Durch die Abwertung, wenn auch nur zum Spaß, erhebt sich der Komödiant über sein Gegenüber und erfährt eine Aufwertung der eigenen Person. Hierin findet sich auch die Erklärung für zahlreiche oft aggressive Witze über Minderheiten und Randgruppen. Unter der Tarnung des Humors werden Andersdenkende diskreditiert und je stärker sich diese Gruppe von der eigenen unterscheidet, desto leichter fällt es darüber zu lachen (vgl. Zillmann und Cantor, 1976). Auch soziale Aspekte können dadurch weiter potenziert werden, da die Gruppenfestigkeit durch solch eine „Verbrüderung“ gegenüber einer anderen Gruppe weiter gestärkt wird. 12 Kognitive Theorien Der Begriff kognitiv bezeichnet Funktionen des Menschen, die mit Wahrnehmung, Lernen, Erinnern und Denken, also der menschlichen Erkenntnis- und Informationsverarbeitung in Zusammenhang stehen. Neben den kognitiven Funktionen sind, wie schon erwähnt, die emotionalen Gesichtspunkte und der Bereich der Motive für die menschliche Erkenntnisverarbeitung von Bedeutung. Die Diskussionen um den Humor durch kognitive Theorieansätze basieren auf der Wahrnehmung und der Verarbeitung von humorvollen Stimuli und deren Qualität. Um einen Witz zu verstehen, muss der Zuhörer die Fähigkeit aufbringen, gedankliche und geistige Wechsel zu vollführen, auf Perspektivenwechsel einzugehen und sich auch mal Unsinn und kindischen Ideen auszusetzen. Die Erkenntnis selbst, also das Verstehen des Witzes ist hier die humorvolle Komponente. Oder in Freuds Worten: „Ein Großteil der Freude am Humor entsteht bei der intellektuellen Herausforderung einen Witz zu verstehen“ (Freud 1905, 1970 a). Eine Untergruppierung der kognitiven Theorien ist die Inkongruenztheorie. Hier spielen Stimuli eine Rolle, die nicht in die gesellschaftlichen Schemata passen, nicht erwartet werden oder unlogisch sind und so ihren komischen Reiz entfalten. Ein Beispiel: Frage „Was gibt es für einen guten Witz?“ Antwort - „Ein Jahr Gefängnis“. 1.1.3. Humortheorien oder Humor als multidimensionales Konzept Heute wird vom Humor als multidimensionalem Konzept bzw. Modell (Nevo et. al. 1998) gesprochen. Das bedeutet, dass Humor nicht nur allein unter kognitiven Aspekten oder als Persönlichkeitsmerkmal betrachtet wird, sondern dass emotionale, motivationale und soziale Aspekte, aber auch die situative Bedingung in der Forschung eine Rolle spielen. So werden nach Nevo et al. (1998) fünf Komponenten des humorvollen Erlebens postuliert: 1. Motivale Komponente – eine positive Einstellung gegenüber dem Nutzen und Sinn von Humor 2. Kognitive Komponente – die Fähigkeit zum Perspektivenwechsel, zu Übertreibungen, Umkehrungen und Wortspielen 13 3. Emotionale Komponente – die Fähigkeit, emotionale Wechsel zu vollführen, die Realität zu vergessen, aber auch Angst und Ärger mit Hilfe des Humors auszudrücken 4. Soziale Komponente - Sensibilität für soziale Normen, Strukturen und Stereotype 5. Verhaltenskomponente – die Fähigkeit, Humor zu produzieren und zu verstehen. 1.1.4. Humor als Persönlichkeitsmerkmal und Stimmung In der Persönlichkeitspsychologie wird bezüglich bestimmter Persönlichkeitseigenschaften eine Differenzierung zwischen Temperament, d.h. einer stabilen Persönlichkeitseigenschaft, und der Stimmung, d.h. einem momentanen Zustand vorgenommen. Auch beim Humor als Persönlichkeitseigenschaft kann eine solche Unterscheidung erfolgen. Diesem Ansatz folgte Ruch et al. (1997) mit seinem State-Trait-Heiterkeitsinventar auf das im Kapitel Materialien eingegangen wird. Grundlegend ist jedoch, dass ein Witzreiz der gleichen Stärke unterschiedliche Reaktionen auslösen kann, die abhängig von der jeweiligen Stimmung (state) sind und somit starken Schwankungen unterliegen können. Humor und Erheiterung als Persönlichkeitsmerkmal (trait) weist eine höhere Stabilität auf. Menschen mit hoher Trait-Heiterkeit sind auch leichter und eher zu belustigen. 1.1.5. Humor und Gesundheit Zahlreiche Studien der letzten Jahre beschäftigen sich mit der positiven Beeinflussung der Gesundheit durch Humor und Lachen (Dillon, Minchoff & Baker, 1985; Fry, 1986, 1994; Martin & Dobbin, 1988; Labott, Ahlemann, Wolever & Martin, 1990; Berk, Tan, Burk & Eby, 1991; Nevo, Keinan & Teshimovsky-Arditi, 1993; Weisenberg & Schwarzwald, 1995; Kamei, Kumano & Masumaro, 1997). Demnach wird angenommen, dass durch das Lachen der gesamte Organismus stimuliert wird. Pulsfrequenz und Blutdruck steigen an, die Herzaktivität wird erhöht und 14 daraus resultiert ein erhöhter Sauerstoffaustausch, der sowohl die thorakale als auch die restliche willkürliche und unwillkürliche Muskulatur aktiviert und trainiert. Jedoch nimmt jeder Mensch Witze anders wahr und lässt sich unterschiedlich „erheitern“. Dies ist abhängig von seiner aktuellen und habituellen organismischen Situation und kann durch Anspannung, Krankheit etc. beeinflusst werden (Ruch & Köhler, 1998 a, 1998 b). 15 1.2. Depression "... eine...motivlose Traurigkeit, zu der eine Hemmung alles seelischen Geschehens kommt, die sowohl subjektiv schmerzlich empfunden als auch objektiv festzustellen ist. Alle Triebregungen liegen darnieder; zu nichts hat der Kranke Lust. Der verminderte Bewegungs- und Betätigungsantrieb wird zur völligen Regungslosigkeit. Kein Entschluss kann gefasst, keine Tätigkeit in Angriff genommen werden. Die Assoziationen stehen nicht zur Verfügung. Den Kranken fällt gar nichts ein, sie klagen über ihr völlig zerrüttetes Gedächtnis, sie empfinden ihre Leistungsunfähigkeit und klagen über ihre Insuffizienz, ihre Gefühllosigkeit, ihre Leere. Sie fühlen die tiefe Verstimmung als Empfindung in Brust und Leib, als ob es da gleichsam zu fassen wäre. Ihre tiefe Traurigkeit lässt ihnen die Welt grau in grau erscheinen, gleichgültig und trostlos. Aus allem suchen sie das Ungünstige, Unglückliche heraus. In der Vergangenheit haben sie sich viel zuschulden kommen lassen (Selbstvorwürfe, Versündigungsideen), die Gegenwart bietet ihnen nur Übles (Kleinheitsideen), die Zukunft liegt entsetzlich vor ihnen (Verarmungsideen u. a.). ..." (Jaspers, 1973). Dies beschreibt den Zustand eines depressiv Kranken wohl am Treffendsten, jedoch soll im Folgenden der Begriff Depression aus der Sicht der Wissenschaft genauer definiert werden. Die Depression gehört nach Klassifikation der ICD-10 zu den affektiven Störungen (ICD F30 – F39). Hierbei handelt es sich um akute, chronische oder episodisch auftretende Störungen der Grundstimmung, wobei auch Antrieb, vegetative Funktionen (Schlaf, Appetit, Libido), Spontaneität und soziale Interaktionen mitbetrachtet werden. Diese Störungen können in Richtung zweier Extreme ausgebildet sein: der Manie oder der Euphorie, also einem übersteigerten Aktivitätsniveau oder der Depression, einer übersteigerten Niedergeschlagenheit mit Energielosigkeit. Treten beide Zustände abwechselnd auf, spricht man von einer bipolar affektiven Störung oder Zyklothymie. Tritt eine Stimmungsschwankung wiederholt auf, wird sie als rezidivierende Störung bezeichnet. Monopolare Störungen haben immer das gleiche Erscheinungsbild. Bei bipolaren Störungen wechseln sich Manie und Depression ab. 16 Die Krankheit Depression wird nach heutigem Standpunkt multifaktoriell ausgelöst (biologische Faktoren, entwicklungsgeschichtliche Erlebnisse und aktuelle Ereignisse). Biologisch scheint es zu einer Fehlfunktion im „Emotionsschaltkreis“ Amygdala – vorderer subgenualer cingulärer Cortex zu kommen, was zu einem Überbewerten von negativen Ereignissen und somit zu einer depressiven Stimmung führen kann. Eine genetische Disposition ist durch Familien-, Zwillings- und Adoptivstudien belegt (McGuffin et al., 1996). Demnach erkranken 10-15% der einseitig erbbelasteten Kinder und 30-40% der beidseitig erbbelasteten Kinder. Unter den „aktuellen Ereignissen“ als Auslöser einer Depression ist chronischer Stress anzuführen. Glucocorticoidspiegel Hierbei im kommt Blut es und zu einem chronisch möglicherweise hohen einer damit zusammenhängenden Schädigung von Gehirnarealen (Ravnkilde, 2004). Weitere auslösende Faktoren sind psychosoziale Faktoren (z.B: Verlust eines Angehörigen), Medikamente (z.B. Antikonvulsiva, Benzodiazepine, Zytostatika) oder fehlendes Tageslicht (Winter- oder Herbstdepression). 1.2.1. Symptome und Diagnose Die Depression ist durch folgende Symptome charakterisiert: • Gedrückte Stimmung • Antriebsminderung • Innere Unruhe • Schlafstörungen Hinzu kommen Zukunftsängste, Hoffnungslosigkeit, Minderwertigkeitserleben, Hilflosigkeit, soziale Isolation, Selbstentwertung, Schuldgefühle, verringerte KonzentrationsZeitempfindens. und Die Entscheidungsfähigkeit Symptomatik kann bei und Störungen Männern und des Frauen unterschiedlich ausgeprägt sein. Während die Grundsymptomatik annähernd 17 gleich bleibt, entwickeln Männer teilweise eher ein aggressives Verhalten mit mehr Anzeichen von Reizbarkeit, schnellem Aufbrausen und Wutanfällen (Schöne, 2007). Weiterhin kommen eine Affinität zu Alkohol- und Nikotinabusus, sowie eine erhöhte Suizidalrate hinzu. Als zusätzliche Mittel in der Diagnostik werden die Hamilton-Depressionsskala (HAMD), das Beck-Depressionsinventar (BDI) und das Inventar depressiver Symptome (IDS) benutzt. 1.2.2. Häufigkeit Weltweit leidet ungefähr 1/5 der Bevölkerung im Laufe des Lebens zumindest einmal unter einer klinisch relevanten depressiven Störung (Bundesgesundheitsamt (2006)). Nach Schätzungen der WHO (Murray & Lopez 1997) werden Depressionen 2020 weltweit die zweithäufigste Volkskrankheit nach der ischämischen Herzerkrankung sein, in den so genannten entwickelten Staaten sogar die häufigste. Zurzeit leiden weltweit über 300 Millionen Menschen an Depressionen. Schon jetzt sind Depressionen der häufigste Grund für in Behinderung verbrachte Lebensjahre (WHO 2001). Im Rahmen des Bundes-Gesundheitssurveys 1998 (Wittchen & Jacobi 2001) hat sich für Deutschland eine Lebenszeitprävalenz von 18% für alle depressiven Erkrankungen ergeben. Depressive Störungen sind mehrheitlich episodisch wiederkehrende oder chronische Erkrankungen. Fast 2/3 der Patientinnen und Patienten mit depressiven Erkrankungen erleben mehrere Erkrankungsepisoden (Solomon et al. 2000; Hirschfeld et al. 2002). Nach der ersten depressiven Episode beträgt das Risiko, in den folgenden 5 Jahren eine erneute Depression zu erleiden, rund 50%. Nach der zweiten Episode rund 70% und 90% nach der dritten (Montgomery 1994). 1.2.3. Therapie Depressive werden weitgehend durch eine medikamentös und psychotherapeutisch kombinierte Therapie behandelt. Es wird versucht die 18 depressionsauslösenden Denk- und Verhaltensmuster zu erkennen und zu verändern. Die medikamentöse Behandlung kann mit folgenden Medikamenten erfolgen: • selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI) z. B. Sertralin , Fluoxetin • Trizyklische Antidepressiva z.B. Amitriptylin, Nortiptylin • selektiv und nichtselektive Monoaminooxidasehemmer (MAO- Hemmer) • Noradrenalin-Serotonin-selektive Antidepressiva (NaSSA): Mirtazapin • Neuroleptika: z. B. Olanzapin Bei Therapieresistenz kann die Elektrokrampftherapie (EKT) eingesetzt werden, bei der unter Narkose künstlich epileptische Anfälle ausgelöst werden. 19 1.3. Fragestellung Ziel der folgenden Untersuchung ist die Evaluation der Humorwahrnehmung und die Verwendung von Humor bei Depression unter Berücksichtigung folgender Eckpunkte: • Ermittlung der Witzwahrnehmung bei Patienten mit einer depressiven Störung und die Bestätigung bzw. Widerlegung der Veränderung in der Humorwahrnehmung. • Überprüfung der Fähigkeit depressiver Patienten, Humor als CopingStrategie einzusetzen. • Klärung des Zusammenhangs zwischen habitueller Erheiterbarkeit und aktueller Erheiterung, ausgelöst durch witzige Stimuli. 1.4. Hypothesen Folgende Hypothesen wurden formuliert: Zum einen wird eine geringere generelle Neigung zur Erheiterung durch humorvolle Stimuli (im Sinne einer Persönlichkeitseigenschaft) bei Patienten mit einer depressiven Störung erwartet. Weiterhin werden signifikante Unterschiede bei Depressiven und Gesunden bei der Wahrnehmung witziger Stimuli und der Fähigkeit zum Coping-Humor erwartet. Im Bereich der Vorlieben für bestimmte Humorarten wird dagegen kein Unterschied erwartet. 20 2. Untersuchung 2.1. Durchführung Die Datenerhebung erfolgte im Zeitraum vom 14.02.2005 bis 22.03.2006 mit verschiedenen etablierten Tests (STHI-T, STHI-S, CHS, 3WD), die in Form von Fragebögen vorlagen. Auf die Bezeichnungen und Inhalte der Tests wird im weiteren Verlauf Bezug genommen. Es wurden Patienten mit einer depressiven Störung im Sinne einer leichten oder höchstens mittelgradigen Ausprägung (ICD 10: F32.0, F32.1, F33.0 und F33.1) und gesunde Kontrollpersonen untersucht. In einem kurzen aufklärenden Gespräch wurde ihnen die Studie erläutert und die unten beschriebenen Fragebogen ausgehändigt. Dieser war dabei wie folgt aufgebaut: • Informationsblatt • Screening Bogen zur Erhebung soziodemografischer Variablen • STHI-T 60 • Händigkeitsfragebogen nach Oldfield (1971) • BDI • STHI-S 30 • CHS • 3WD Gesunde Probanden benötigten ca. 30 Minuten, um die Fragebögen auszufüllen. Bei den depressiven Patienten war schnell ersichtlich, dass sie dieses Zeitmaß weit überschritten, da es ihnen schwer fiel, sich zu konzentrieren. 21 2.2.1. Gruppe der depressiv erkrankten Patienten Es wurden 30 Patienten mit einer depressiven Störung, die an den Abteilungen für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätskliniken Tübingen und Aachen stationär oder ambulant behandelt wurden, untersucht. Unter Beachtung der Ein- und Ausschlusskriterien (s. u.) konnten letztendlich 18 Patienten in die Auswertung aufgenommen werden. Es wurde darauf hingewiesen, dass die Teilnahme freiwillig ist und zu jedem Zeitpunkt ohne Konsequenzen abgebrochen werden kann. Das Einverständnis der Patienten wurde schriftlich über eine Klausel auf dem Informationsblatt eingeholt. Bei den Patienten wurde eine depressive Störung im Sinne einer depressiven Episode (ICD-10: F32.0 und F32.1) oder einer rezidivierenden depressiven Störung (ICD-10: F33.0 und F33.1) in leichter oder mittelgradiger Ausprägung diagnostiziert. Von der Studie wurden Patienten mit einer bipolaren Depression, neurologischen Erkrankungen, Drogen- oder Alkoholabusus, Linkshändigkeit und Fremdsprachler ausgeschlossen. Da ein Patient, wie aus dem BDI mit 54 Punkten ersichtlich wurde, an einer schwer ausgeprägten Depression litt und somit die Einschlusskriterien nicht erfüllte, wurden diese Daten nicht verwendet. Zwei Linkshänder wurden nicht erfasst. Drei Patienten brachen den Versuch ab, indem sie den Fragebogen nur unvollständig zurückgaben. 2.2.2. Gruppe der Kontrollpersonen Die 17 Kontrollpersonen wurden aus dem Bekannten- und Verwandtenkreis der Untersucherin zusammengestellt und nach Alter und Schulbildung zu den Patienten parallelisiert. Die Befragung erfolgte größtenteils zeitgleich mit den Untersuchungen der depressiven Patienten. 22 2.3. Materialien Folgende Untersuchungsinstrumente kamen zum Einsatz: 2.3.1. Informationsblatt Das Informationsblatt dient zur Erklärung des Inhalts und des erwarteten Nutzens der Studie. Es wurde darauf hingewiesen, dass die Daten anonym erhoben und gespeichert werden, dass die Teilnahme freiwillig ist und jederzeit ohne Konsequenzen abgebrochen werden kann und keinerlei Risiken bestehen. Weiterhin findet sich auf dem Bogen die Einverständniserklärung, die mit einer Unterschrift erfolgt. 2.3.2. Screening-Bogen Mit Hilfe des Sreening-Bogens wurden zum einen soziodemografische Daten erfasst, die die differenzierte Gegenüberstellung zu Gesunden in Alter, Schulbildung und Geschlecht ermöglicht. Zum anderen wurden medizinische Aspekte wie z. B. Einnahme von Medikamenten, Abhängigkeiten, neurologische Erkrankungen und frühere psychische Probleme erfragt. So konnten Patienten und Gesunde, die Faktoren aufwiesen, die möglicherweise zu einer Verfälschung der Testergebnisse geführt hätten, ausgeschlossen werden. 2.3.3. Händigkeitsfragebogen nach Oldfield (1971) Untersuchungen befassen sich in letzter Zeit häufiger mit der Dominanz von den beiden Hemisphären des Gehirns. Nach Borod (1992) erfüllt die linke Hemisphäre bei Rechtshändern vor allem verbale, linguistische und rechnerische Funktionen. Die rechte Hemisphäre vermittelt nonverbale und räumliche Funktionen, sowie Aufmerksamkeit. Es ist jedoch noch nicht erwiesen, in wie weit sich Links- und Rechtshänder in der Wahrnehmung und Verschaltung unterscheiden. Um eine Verfälschung der Studie durch diese Parameter zu unterbinden, wurden nur Rechtshänder für diese Studie zugelassen. Die Präferenz einer Hand wird mit dem Händigkeitsfragebogen nach Oldfield (1971) bestimmt, indem die Versuchsperson bei 10 Items 23 (schreiben, zeichnen, Löffel halten etc.) angibt, ob sie eher die rechte oder die linke Hand verwendet. 2.3.4. Beck Depressions-Inventar (BDI) Der BDI (Beck et al, 1961; Hautzinger, 1991) erfasst den Schweregrad der Depression in Form eines Selbstbeurteilungsfragebogens. In 21 Fragen, die Schuldgefühle, Allgemeine Traurigkeit, Somatische Störungen und Selbstbestrafung erfassen, soll der Proband angeben, was seiner momentanen Stimmungslage am ehesten entspricht. Dabei kann er zwischen vier Abstufungen unterscheiden. Beispiel Reizbarkeit: 0- Ich bin nicht reizbarer als sonst 1- Ich bin jetzt leichter verärgert oder gereizt als früher 2- Ich fühle mich dauernd gereizt 3- Die Dinge, die mich früher geärgert haben, berühren mich nicht mehr. Studien bezüglich der Unterscheidungsvalidität ergaben, dass der BDI verlässlich zwischen depressiven und nicht-depressiven Patienten unterscheidet (Richter et al, 1998). Das Ergebnis bildet sich aus der Summe der jeweils angekreuzten Items und liegt im Bereich von 0-63 Punkten: Keine Depression liegt bei einem Ergebnis von 0-10 Punkten vor, eine leichte Depression bei 11-17 Punkten, eine mittelgradige Depression bei 18-23 Punkten und eine schwere Depression ab einem Ergebnis von über 24 Punkten (Westhoff, 1993). Bei der Studie wurden Gesunde bis zu einem Ergebnis von 10 Punkten und Depressive ab 11 Punkten berücksichtigt. 2.3.5. CHS (Coping Humour Scale) Durch den CHS (Martin, 1996) wird der Einsatz von Humor als Bewältigungsstrategie in 7 Fragen, die den Gebrauch von Humor im täglichen Leben hinterfragen, evaluiert. Der Proband kann in 4 Abstufungen (von starke Ablehnung - 1 Punkt bis starke Zustimmung – 4 Punkte) das Zutreffen der Aussage bestimmen. Z.B.: Wenn ich Probleme habe, verliere ich oft meinen Sinn für Humor. Ein daraus zu errechnender Gesamt-Score spiegelt den 24 Einsatz von Humor als Coping-Strategie wider. Martin (1996) unterscheidet dabei drei Ausprägungsgrade: • Personen mit überdurchschnittlichem (CHS > 23) • Personen mit durchschnittlichem (CHS 18 – 22) • Personen mit unterdurchschnittlichem (CHS < 18) Gebrauch von Humor zur Stressbewältigung. 2.3.6. STHI-S und STHI-T Das State-Trait-Heiterkeitsinventar (STHI-S und –T; Ruch et al., 1997) umfasst die drei Dimensionen Heiterkeit, Ernsthaftigkeit und schlechte Laune, die mit der Auslösung von Erheiterung stark korrelieren. Es dient der reliablen und validen Erfassung der drei Dimensionen sowohl als Persönlichkeitsmerkmal (trait – STHI-T) als auch als momentaner Zustand (Stimmung, state – STHI-S). Der STHI-T besteht aus 60 Fragen, die den allgemeinen Zustand erfragen. Der STHI-S besteht aus 30 Fragen, die bezogen auf den augenblicklichen Zustand beantwortet werden sollen. Es versteht sich von selbst, dass ein hohes Maß an Heiterkeit die Schwelle für das Auslösen von Erheiterung herabsetzt und Ernsthaftigkeit und schlechte Laune diese Schwelle erhöhen, unabhängig davon, ob sie als momentane Einstellung bzw. Stimmung oder als Persönlichkeitsmerkmal auftreten. Die entsprechenden Zustände können von unterschiedlicher Dauer sein, wenngleich die Persönlichkeitseigenschaften dauerhaften Charakter haben (Ruch et al., 1996). Abbildung 1 zeigt, dass Erheiterbarkeit von Heiterkeit, Ernst und schlechter Laune abhängt. Für alle drei Konzepte wird eine Unterscheidung zwischen State- (Zustand) und Trait-Versionen (habituelle Merkmale) vorgenommen. Allerdings gibt es natürlich verschiedene Abstufungen dahingehend, wie lange die verschiedenen Zustände stabil sind. Dementsprechend können kurzlebige Stimmungsschwankungen aber auch 25 längerfristige Veränderungen im Stimmungsniveau auftreten. Trotzdem wird unterschieden, ob Individuen über aktuelle Gefühle (z.B. zu einem bestimmten Zeitpunkt) oder über habituelle Gefühle und Verhalten berichten (Ruch et al., 1996). Abb. 1: Ein Modell der Erheiterbarkeit als Zustand und Eigenschaft (Ruch et al., 1996) 26 Tabelle 1 soll die charakteristischen Eigenschaften der verschiedenen Konstrukte erklären: Konstrukt Eigenschaften • Erhöhte Bereitschaft auf entsprechende Reize mit Lächeln oder Lachen zu reagieren, lacht häufiger, länger • Besitzt eine positive und unbeschwerte Grundeinstellung dem Leben gegenüber • gibt an, gerne und oft in einer Gesellschaft zu sein, die durch scherzende und spaßige Interaktionen sowie einen heiteren, humorvollen Umgang miteinander geprägt ist • Vorherrschen einer ernsten Geisteshaltung • Wahrnehmung alltäglicher Vorkommnisse als wichtig mit der Tendenz, ihnen tiefere und intensive Betrachtung zukommen zu lassen (im Gegensatz zur oberflächlichen Betrachtung) • die Tendenz Aktivitäten zu bevorzugen, für die konkrete und rationale Gründe gefunden werden können • • das Vorherrschen einer generell schlechten Laune das Vorherrschen von Traurigkeit im Sinne einer niedergeschlagenen und traurigen Stimmung traurige Reaktionen in Heiterkeit auslösenden Situationen, bei der Einstellung zu solchen Situationen und zu den beteiligten Objekten, Personen und Rollen Heiterkeit Ernsthaftigkeit Schlechte Laune • • das Vorherrschen von Missmut im Sinne von mürrischen, unleidlichen oder griesgrämigen Gefühlen Tab. 1: Definition der Konstrukte nach Ruch et al. 1996 Im Fragebogen STHI-S 30 können für jedes Konstrukt minimal 10 Punkte („trifft gar nicht zu“) und maximal 40 Punkte („trifft sehr zu“) errechnet werden. Da der Testbogen des STHI-T 60 aus 60 Fragen besteht, werden hier folglich 20 und 80 Punkte als Minimal- und Maximalwerte erreicht. 2.3.7. 3WD Der 3-Witz-Dimensionen -Test (3WD; Ruch, 1992) dient der Erfassung von Humorvorlieben bzw. deren Ablehnung, bezogen auf die drei Humorkategorien: Inkongruenz-Auflösung, Nonsens-Humor und Sexueller Humor. Schon einzelne Bevölkerungsschichten zeigen Tendenzen zu bestimmten Humorarten. So weisen jüngere Menschen eine höhere Affinität zu Nonsenshumor auf, jedoch 27 können sich Ältere eher für Inkongruenz-Auflösungshumor begeistern (Ruch, 1992). Der 3WD-Fragebogen besteht aus 35 Witzen, die in verbaler oder bildlicher Form vorliegen. Der Proband kann in einer Skala in 7 Abstufungen angeben, ob er den Witz als 0 = nicht witzig bis 6 = sehr witzig empfand. Gleiches gilt für die Ablehnung eines Witzes. Auch hier sind 7 Abstufungen möglich. Die Bewertung der Witzigkeit und der Ablehnung erfolgt in getrennten Skalen, da man davon ausgeht, dass ein Witz aus ethisch-moralischer Sicht zwar abgelehnt, aber zugleich auch als witzig empfunden werden kann. 2.4. Statistik Die statistische Auswertung wurde mit SPSS für Windows, Version 14.0, durchgeführt. Mit Hilfe des Kolmogorov-Anpassungstests wurden die Daten auf das Vorliegen einer Normalverteilung hin untersucht. War dies der Fall, so wurde ein Mittelwertvergleich mittels t-Test durchgeführt, ansonsten wurde ein nichtparametrischer Test angewendet. Zusammenhangskorrelationen wurden mit dem Pearson- bzw. Spearman- Korrelationskoeffizienten errechnet. 28 3. Studienergebnisse 3.1. Soziodemographische Daten Im Folgenden werden die sozidemographischen Daten dargestellt. Es soll verdeutlicht werden, dass keine signifikante Differenz zwischen Patienten und Kontrollpersonen bezüglich der Variablen Alter und Schulbildung bestehen, so dass sich die Ergebnisse zwischen Patienten und der Kontrollgruppe sehr gut miteinander vergleichen lassen. 3.2.1. Patientengruppe An der Studie nahmen 18 Patienten (9 Männer und 9 Frauen) im Alter zwischen 24 und 68 Jahren teil. Dies ergab einen Mittelwert von 48,4 Jahren, SD 11,3. Die schulische Ausbildung ist annähernd gleich verteilt wie das die folgende Tabelle verdeutlicht: Schulabschluss n Prozent Hauptschule 6 33,3 Realschule 5 27,8 Abitur 7 38,9 Gesamt 18 100,0 Tab. 2: Verteilung schulische Ausbildung (Patienten) Der Mittelwert der Ausbildungsdauer der Patientengruppe beträgt 10,7 Jahre, SD 1,7. 3.2.2. Kontrollgruppe Die Gruppe der Kontrollpersonen setzt sich aus 17 Probanden (9 Männer und 8 Frauen) im Alter zwischen 28 und 73 Jahren zusammen. Dies ergab einen Mittelwert von 47,7 Jahren, SD 11,9. 29 Da die Kontrollpersonen zu den Patienten gematched wurden, ist die schulische Ausbildung annähernd gleich verteilt (Mittelwert der Ausbildungsdauer 11,0 Jahre, SD 1,9). Schulabschluss n Prozent Hauptschule 6 35,3 Realschule 3 17,6 Abitur 8 47,1 Gesamt 17 100,0 Tab. 3: Verteilung schulische Ausbildung (Kontrollen) 3.3. Medikation Alle Patienten waren zum Untersuchungszeitpunkt mediziert. Bei keiner der Kontrollpersonen bestand eine Medikation. Im Anhang befindet sich eine ausführliche Tabelle über die angewandten Medikamente. Die Medikation war bezüglich der verwendeten Wirkstoffklassen und der Dosierungen sehr uneinheitlich, weswegen eine weitere statistische Auswertung evtl. Medikationseffekte nicht durchführbar war. 3.4. Ergebnisse aus den Fragebögen 3.4.1. BDI Im BDI wies die Patientengruppe, wie erwartet, signifikant höhere Werte als die Kontrollpersonen auf (p=0,001). Probandengruppe Median Minimum Maximum Patienten 22,0 11 37 Kontrollen 1,00 0 9 Z -5,094 Tab. 4: BDI 30 3.4.2. CHS Bezüglich des Einsatzes von Humor als Coping-Strategie, gemessen mittels CHS, fanden sich bei den Patienten signifikant geringere Skalenwerte (p=0,02). Probandengruppe Median Minimum Maximum Patienten 15,5 8 23 Z -3,067 Kontrollen 19,00 16 25 Tab. 5: CHS 3.4.3. STHI-S Heiterkeit Ernsthaftigkeit Schlechte Laune Probandengruppe Median Minimum Maximum Z Patienten 17,0 10 30 -3,952 Kontrollen 28,0 21 36 p=0,001 Patienten 32,0 22 38 -3,916 Kontrollen 23,0 10 30 p=0,001 Patienten 22,0 14 35 -4,396 Kontrollen 10,0 10 28 p=0,001 Tab. 6: STHI-S (Patienten/Kontrollen) Tabelle 6 zeigt die Auswertung des STHI-S, dabei kristallisierten sich in allen drei Konstrukten höchstsignifikante (p=0,001) Unterschiede zwischen den Patienten und den Kontrollen heraus. Die Abstufung der drei Konstrukte zeigt bei den Patienten eine hohe Ernsthaftigkeit (32,0), gefolgt von schlechter Laune und als letztes das Gefühl der Heiterkeit (17,0). Kontrollen empfanden den Moment als sehr heiter (28,0), weniger ernsthaft und das Item „schlechte Laune“ wurde vorwiegend mit „trifft nicht zu“ (10,0) bewertet. 31 3.4.4. STHI-T Heiterkeit Ernsthaftigkeit Schlechte Laune Probandengruppe Median Minimum Maximum Z Patienten 50,0 28 66 -3,025 Kontrollen 65,0 47 76 p=0,002 Patienten 56,0 35 70 -2,281 Kontrollen 50,0 32 68 p=0,023 Patienten 57,5 32 69 -3,620 Kontrollen 32,0 22 61 p=0,001 Tab. 7: STHI-T (Patienten/Kontrollen) Die Auswertung des Heiterkeitsinventars als Persönlichkeitseigenschaft zeigte hochsignifikante Unterschiede zwischen den Gruppen im Bereich Heiterkeit (p=0,002) und schlechte Laune (p=0,001). Die Ernsthaftigkeit war mit p=0,023 signifikant unterschiedlich. Es ergab sich bei den Patienten vorwiegend das Bild der schlechten Laune (57,59), knapp gefolgt von Ernsthaftigkeit (56,0). Bei den Kontrollen divergieren die Nennungen im Bereich Heiterkeit (65,0) und schlechte Laune (32,0) stark. 3.4.5. 3WD Inc.-Res. Nonsens Sex Probandengruppe Mittelwert SD Patienten 34,11 11,97 0,006 Kontrollen 30,0 10,888 p=0,939 Patienten 23,44 14,292 5,023 Kontrollen 19,35 7,737 p=0,032 Patienten 25,0 14,266 3,477 Kontrollen 25,59 10,852 p=0,071 Tab. 8: Witzigkeit 3WD 32 F Inc.-Res. Nonsens Sex Probandengruppe Mittelwert SD F Patienten 8,44 10,684 4,783 Kontrollen 5,18 7,642 p=0,036 Patienten 13,89 13,979 3,447 Kontrollen 10,65 8,514 p=0,072 Patienten 21,17 16,012 0,034 Kontrollen 19,59 17,019 p=0,855 Tab. 9: Ablehnung 3WD In den Tabellen 8 und 9 sind die Ergebnisse des 3WD-Testbogens dargestellt. Signifikante Unterschiede bestehen nur im Bereich „Witzigkeit Nonsens“ (p=0,032) und „Ablehnung Inc.-Res.“ (p=0,036). Überraschenderweise stuften die Patienten die Witze in allen drei Kategorien lustiger ein als die Kontrollgruppe. 3.5. Korrelationen 3.5.1. BDI und CHS Hier sollen die Ergebnisse der Messung der Depressivität im Zusammenhang mit der Nutzung von Humor als Stressbewältigung aufgezeigt werden. Bei den Patienten zeigte sich kein signifikanter Bezug von Depression zum CHS (rs=-0,189, p=0,453). 3.5.2. BDI und STHI-S Bei den Patienten konnte eine hochsignifikante negative Korrelation zwischen dem BDI und (rp= -0,611, der p= State-Heiterkeit 0,007). Weiterhin gezeigt werden, bestand siehe zwischen Abb. BDI 2 und State-Schlechter-Laune eine positive Korrelation, s. Abb. 3 (rp=0,502, p=0,034). 33 40 35 BDI 30 25 20 15 10 10 15 20 25 30 STHI-S Heiterkeit Abb. 2: Korrelation BDI – STHI-S Heiterkeit (Patienten) 40 35 BDI 30 25 20 15 10 10 15 20 25 30 35 STHI-S Schlechte Laune Abb. 3: Korrelation BDI – STHI-S schlechte Laune (Patienten) 3.5.3. BDI und STHI-T Bei der Auswertung der Korrelation von BDI und STHI-T zeigte sich bei den Patienten und den Kontrollen eine ähnliche Tendenz wie bei dem STHI-S, jedoch waren hier die Werte der Patientengruppe nicht signifikant. 3.5.4. STHI-T – STHI-S Sowohl in der Patientengruppe als auch in der Kontrollgruppe zeigten sich bei dem Vergleich der Daten des STHT-T mit dem STHI-S Zusammenhänge. Folgende Bereiche wiesen eine Signifikanz auf: 34 STHI-S schlechte Laune, verglichen mit STHI-S Heiterkeit, ergab in der Patientengruppe eine negative Korrelation (rp=-0,481, p= 0,044), s. Abb. 4. STHI-S Heiterkeit 30 25 20 15 10 10 15 20 25 30 35 STHI-S Schlechte Laune Abb. 4: Korrelation STHI-S Heiterkeit – schlechte Laune (Patienten) 3.5.5. BDI und 3WD Höhere Werte im BDI in der Patientengruppe gingen tendenziell mit geringeren Witzigkeitsratings für INC-RES Witze einher. Allerdings fand sich keine signifikante Zusammenhangskorrelation (p=0,163). 35 4. Diskussion 4.1. Zielsetzung der Untersuchung Ziel der Studie war es, Humorwahrnehmung und deren evtl. Veränderung bei Patienten mit Depression, im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen zu untersuchen. Es sollten analysiert werden, ob Unterschiede bestehen, in welcher Form diese vorliegen und von welchen Parametern sie abhängig sind. Hierbei sollten vor allem der Bezug vom Schweregrad der Depression zum allgemeinen Umgang mit Humor im täglichen Leben (z.B. Stressbewältigung, STHI-T) und im Speziellen die Reaktion auf Witze und Cartoons getestet werden. Es muss verdeutlicht werden, dass diese Studie explorativen Charakter hat und eher zur Bildung neuer Theorieansätze und zu weiterführenden Untersuchungen dienen soll. Die Daten wurden multiplen statistischen Tests unterzogen, würden einer Bonferroni-Korrektur vermutlich jedoch nicht standhalten. Die Ergebnisse lassen dennoch auf einen geringeren Gebrauch von Humor als Coping-Strategie und Veränderungen in Stimmungs- und Persönlichkeitsmustern bei Patienten mit einer depressiven Störung schließen. 4.2. Interpretation der Ergebnisse Wie schon in Abschnitt 2.2.1. erwähnt, war es sehr schwer, unter den Patienten geeignete Versuchspersonen zu finden, die die Ausgangskriterien erfüllten und bereit waren, den Fragebogen auszufüllen. In der Studie konnten letztendlich nur die Werte von 18 Patienten genutzt werden. Dadurch ist diese Studie eher eine Pilotuntersuchung, die ermitteln soll, ob überhaupt Unterschiede in den einzelnen Fragestellungen bestehen. Diese müsste man später mit einer viel größeren Anzahl Probanden evaluieren. 4.2.1. Soziodemographische Daten Die Geschlechterverteilung bei der Erkrankung an unipolarer Depression wird in der Literatur mit einem deutlichen Überhang an weiblichen Patienten mit 2-3:1 36 angegeben, außerdem besteht eine Erkrankungshäufigkeit im 3.-4. Lebensjahrzehnt. An der Studie nahmen 9 Männer und 9 Frauen mit einem durchschnittlichen Alter von 48 Jahren teil, sodass diese Verteilung nicht dem realen Erscheinungsbild der Erkrankung entspricht. Im Bezug auf die Dauer der schulischen Ausbildung unterschieden sich die beiden Gruppen kaum (Patienten 10,7 Jahre/ Kontrollen 11 Jahre). Auch die Verteilung der Ausbildungsform (Hauptschule, Realschule, Gymnasium) innerhalb der Gruppen war mit je einem Drittel ausgewogen. Somit ist eine Beeinflussung der Ergebnisse durch Ausbildungsdifferenzen auszuschließen. 4.2.2. BDI Die Werte des BDI unterschieden sich zwischen den beiden Testgruppen, wie angenommen, signifikant. Die Patienten wiesen einen Median von 22 Punkten beim BDI auf, sodass man davon ausgehen kann, dass die Patienten im Durchschnitt unter einer mittelgradigen Depression litten. Wie in 2.2.1. beschrieben, war es sehr schwer, Patienten für die Studie zu motivieren. Viele Patienten fühlten sich nicht in der Lage, genug Konzentration für die Testbögen aufzubringen. Im Endeffekt füllten nur Patienten mit einer mittelgradigen Depression den Bogen komplett aus. Es kann daher vermutet werden, dass Patienten mit hochgradigen depressiven Störungen eine Verstärkung der Antriebslosigkeit erfahren, die das Ausfüllen des Fragebogens nicht ermöglicht oder sie kognitiv so einschränkt, dass sie nicht in der Lage waren, den Fragebogen auszufüllen. Es muss noch einmal darauf hingewiesen werden, dass alle Patienten stationär aufgenommen und in verschiedenen Formen antidepressiv mediziert waren. Unterschiede der Ergebnisse der Patienten einzelner Medikationsformen waren nicht Bestandteil dieser Studie und sind nicht evaluiert worden. Es kann also nicht ausgeschlossen werden, dass die Ergebnisse dadurch beeinflusst wurden. Anzunehmen ist zum Beispiel ein falsch positives Ergebnis, da die Patienten unter den Antidepressiva einer Stimmungsaufhellung unterlagen. 37 4.2.3. CHS Hintergrund der Bewertung des CHS war zu überprüfen, ob Depressive Humor weniger als Coping-Strategie benutzen als Gesunde. Diese Annahme konnte bestätigt werden. Es kristallisierte sich ein unterdurchschnittlicher Gebrauch von Humor zur Stressbewältigung bei den Patienten heraus (Median von 15,5 Punkten bei den depressiv Erkrankten und ein Median von 19 Punkten bei den Kontrollpersonen). Hier lässt sich eine Brücke zur Studie von Craver und Scheier (1992) schlagen, die einen signifikant positiven Zusammenhang zwischen der positiven Selbsteinschätzung von der eigenen Person und Situation und dem Gebrauch von Coping-Humor nachwiesen. Auch Kuiper, Martin, Kazarian und Jette (1998) kamen in ihrer Studie zu diesem Ergebnis. Hier wurde der Zusammenhang von Sinn für Humor (gemessen mit dem CHS), Selbstkonzept und Wohlbefinden bei depressiven Patienten gemessen. Die niedrigsten Werte im CHS-Test erzielten Patienten, die auch in den Selbstkonzepteinschätzungen schwache Ergebnisse erreichten. Es könnte also geschlussfolgert werden, dass depressive Patienten durch die negative Lebenseinstellung in der Fähigkeit zu Coping-Humor gebremst werden, oder umgekehrt: Personen mit wenig Coping-Humor neigen eher zu Depression. Um die beiden Möglichkeiten zu unterscheiden wäre es deshalb interessant, die Patienten noch einmal im symptomfreien Intervall zu untersuchen. Jedoch sollte zu Bedenken gegeben werden, dass Patienten mit einer depressiven Störung dazu neigen, Ereignisse, Situationen oder Zukunftsperspektiven schlechter einzuschätzen als Gesunde. Dies wird als „negative appraisal bias“ bezeichnet (Gur et al., 1992, Murphy et al., 1999). Da beim CHS die positiven Eigenschaften des Humors im Vordergrund stehen: „…die Problemsituationen werden entschärft, wenn ich versucht habe, etwas Lustiges an ihnen zu entdecken“, „…dass Humor oft eine sehr effektive Art ist, Probleme zu bewältigen“. So ist anzunehmen, dass das Ergebnis durch die Tendenz zur negativen Beurteilung („negative appraisal bias“) beeinflusst wurde. Die Patienten suchen eher nicht nach etwas Witzigem in angespannten 38 Situationen, sie würden sich im Gegenteil eher in ihr negatives Schicksal fügen. Die Ansicht, dass es ja immer so ist, dass sie ja immer in angespannten, stressigen und damit schlechten Situationen sind, überwiegt hier. Die Möglichkeit, etwas Gutes aus der Situation zu ziehen, wird durch die depressive Störung geblockt. Jedoch konnte durch die Studie kein Bezug zwischen der Ausprägung der Depression und der Verwendung von Coping-Humor gezogen werden. Die Fähigkeit zum Coping-Humor scheint bei der Depression eingeschränkt zu sein, wird jedoch anscheinend nicht durch die Stärke der Depression beeinflusst. 4.2.4. STHI-S und STHI-T Die Ergebnisse des STHI-S zeigten eindeutige signifikante Unterschiede in allen drei Konstrukten zwischen Patienten und Kontrollen. So war die momentane Stimmung bei den Patienten eher von Ernsthaftigkeit und dem Gefühl der schlechten Laune geprägt. Bei den Kontrollen dagegen zeigte sich ein vollkommen entgegengesetztes Bild. Diese fühlten am ehesten eine heitere Stimmung. Bei der Auswertung des STHI-T, das die drei Konstrukte als Persönlichkeitsmerkmal beschreibt, erzielte die Patientengruppe hohe Werte im Bereich schlechte Laune (57,5 Punkte) und Ernsthaftigkeit (56 Punkte). Die Daten der Kontrollgruppe lassen auf vorwiegende Heiterkeit (65 Punkte) schließen. Als Persönlichkeitsmerkmal wurde bei den Kontrollen auch die Ernsthaftigkeit (50 Punkte) öfter in den Vordergrund gestellt. Diese Ergebnisse spiegeln durchaus die Erwartungen wieder. Wenn man die Symptome einer Depression (siehe 1.2.1.) und die Beschreibung für den Zustand der Ernsthaftigkeit und der schlechten Laune (siehe Tab. 2) heranzieht, wäre es nur erstaunlich, wenn diese Unterschiede zwischen den beiden Gruppen nicht nachweisbar gewesen wären. Auch konnte eine Korrelation zwischen BDI und STHI-S nachgewiesen werden, d.h. je depressiver umso weniger heiter, jedoch ernster und schlechter gelaunt (siehe 3.4.3. und 3.4.4.). 39 Es lässt sich somit ein klarer negativer Zusammenhang zwischen depressiven Störungen und der Erheiterbarkeit darstellen. Der von Ruch et al. (1997) postulierte State-Trait-Humoransatz beruht auf der Beeinflussbarkeit der Humorwahrnehmung oder des Humorprozesses sowohl durch vorherrschende Stimmungen als auch durch ein stabiles Persönlichkeitsmerkmal. Es stellt sich die Frage, ob die Patienten diese negative Einstellung schon „mitbrachten“ oder ob die Ergebnisse der Patientengruppe im Trait-Test eventuell doch durch negative Dispositionen verfälscht wurden. Dies könnte durch eine erneute Befragung nach Remission erörtert werden. 4.2.5. 3WD Entsprechend der Hypothese war zu erkennen, dass es keinen Unterschied in der Präferenz von bestimmten Witzkategorien zwischen Patienten und Kontrollpersonen gibt. Beide Gruppen bewerteten die Witze und Cartoons der Kategorie Inkongruenz-Auflösung am höchsten, fanden diese also am lustigsten. Die Nonsenswitze wurde als am wenigsten lustig eingestuft. Sehr auffällig und überraschend bei der Auswertung des 3WD-Testbogens hingegen war die Tatsache, dass die Patienten alle Witze, bis auf einen verschwindend kleinen Unterschied bei sexuellen Witzen, als lustiger bewerteten als die Kontrollpersonen. Die Patienten mit klaren depressiven Symptomen und gering ausgeprägten Werten in den Testbögen, die sich auf die Erheiterbarkeit und den Coping-Humor beziehen, reagieren auf humorvolle Stimuli genauso wie Gesunde. Das würde bedeuten, dass die habituelle Erheiterbarkeit keine Auswirkungen auf die tatsächliche Erheiterung durch Stimuli hat. Das ist zum einen sehr erfreulich, da sich somit zeigt, dass sich hier Ansätze für Humortrainings finden. Diese dienen der Motivation Humor wieder mehr in das Leben zu lassen, Absurditäten des Lebens zu sehen und zu erlernen, auch einmal über sich selbst lachen zu können. Hier könnte der Gebrauch von Coping-Humor geübt werden. 40 Zum anderen stellt sich jedoch die Frage, ob die Patienten die Witze nicht im Sinne der sozialen Erwünschtheit heraus überbewertet haben. Dafür würden auch die hohen Scoring-Werte im Bereich der Ablehnung sprechen. Folgendes Szenario könnte vorstellbar sein: Der Patient bewertet die Witze als witzig, weil er denkt: „Naja, das muss ja lustig sein.“ Die soziale Norm schreibt ihm jedoch vor, anzügliche und obszöne Witze abzulehnen. Das sind jedoch Gedankenspiele, die nur durch eine erneute Evaluation nach einer Therapie bestätigt oder widerlegt werden könnten. Bezugnehmend auf die von Ruch (1992) erstellten Stichproben, bewerteten unsere beiden Testgruppen die Witze der Kategorie Inkongruenz-Auflösung und die sexuellen Witze als lustiger. Die Nonsens-Witze wurden als weniger lustig eingestuft. Eine mögliche Ursache dafür könnte sein, dass der 3WD 1982 aus einem großen Anteil bereits bekannter Witze zusammengestellt wurde, die den Probanden eventuell schon bekannt waren, aufgrund dessen sie diese als nicht so witzig einstuften. Für unsere beiden Testgruppen waren diese nach so langer Zeit jedoch unbekannt und konnten somit unabhängig beurteilt werden. Bei der Frage der Ablehnung unterschieden sich die beiden Gruppen nicht. Größte Ablehnung fanden die sexuellen Witze, die Inc.-Res. Witze wurden am wenigsten abgelehnt. Interessant ist, dass beide Gruppen den sexuellen Witzen, die sie am zweitwitzigsten bewerteten, die meiste Ablehnung zuschrieben. Hierbei könnten gesellschaftliche Maßgaben der Grund sein. Insgeheim lacht man über den Witz, ruft sich aber die allgemein gültige Norm ins Gedächtnis, nach der man den Witz ablehnen sollte. Deshalb die paradoxe Bewertung im Fragebogen. Die Ergebnisse der Ablehnung in beiden Gruppen zeigte eine geringere Ablehnung der Inkongruenz-Auflösungs- und der sexuellen Witze, jedoch eine höhere im Bereich der Nonsens-Witze, als bei den Stichproben von 1992. Hier könnte eine größere gesellschaftliche Toleranz im Bereich der sexuellen Witze seit 1992 ausschlaggebend sein. 41 4.2.6. Korrelation BDI – CHS Es konnte bei den Patienten, entgegengesetzt der Erwartungen, kein Bezug zwischen der Depressivität, gemessen im BDI, und der Fähigkeit, Humor als Stressbewältigungsmittel einzusetzen, gefunden werden. Wie aus 4.2.3. hervorgeht, ist bei den Patienten die Humor-Coping-Fähigkeit vermindert, steht aber in keinem Zusammenhang zum BDI, was bedeutet, dass ein Patient mit einem hohen BDI nicht zwangsläufig einen niedrigen CHS hat und andersherum. Auch hier wäre eine Bestätigung bzw. Widerlegung der Ergebnisse durch eine follow-up Evaluation interessant. 4.2.7. Korrelation BDI – STHI-S / STHI-T In der Auswertung konnte keine Beziehung zwischen BDI und STHI-T, sehr wohl aber zwischen BDI und STHI-S errechnet werden. Dies bestätigt die Annahme von Ruch et al. (1997), dass der momentane Gemütszustand zwar beeinflussbar ist, im Fall dieser Studie von einer depressiven Episode, das jeweilige Konstrukt als Persönlichkeitsmerkmal jedoch stabil bleibt. Hier zeigt sich erneut, dass bei den Patienten ein humorvolles Potential vorhanden ist, das in Humortrainings weiter ausgebaut werden könnte. In der Beziehung BDI-STHI-S war eine starke Abhängigkeit von BDI und Heiterkeit zu ermitteln. Je niedriger der BDI, desto höher fielen die Ergebnisse im Bereich der Heiterkeit aus. Im Testbogen wurden Aussagen, wie: „Ich bin ausgelassen. Ich bin in gehobener Stimmung. Ich bin heiter.“ höher bewertet. Umgekehrt verhielt es sich mit dem Konstrukt schlechte Laune. Hier stieg die schlechte Laune mit zunehmendem BDI. Dies beweist, dass bei Patienten mit der Schwere der Depressivität die Eigenschaft Heiterkeit durch Ernsthaftigkeit und schlechte Laune unterdrückt wird. 42 4.3. Kritik Es soll noch einmal darauf hingewiesen werden, dass diese Studie nur als Pilotstudie dienen kann und soll, da die Anzahl der Probanden (18) gering war und die Tests nur Teilaspekte von Humor abbilden können. Humor ist sehr komplex und durch viele Faktoren beeinflussbar. Um die Validität der Ergebnisse zu erhöhen, wären zusätzliche Messinstrumente z.B. Fremdbeurteilungsinstrumente wie die Hamilton-Depressionsskala oder der Fremdbeurteilungsfragebogen des STHI nach Ruch et al. 1996 denkbar. Auch ist nicht zu beurteilen, wie sehr die verschiedenen Medikationen der Patienten das Ergebnis beeinflusst haben. Zur groben Eruierung bestehender Unterschiede und der Analyse der Hypothesen hat diese Studie ihren Zweck jedoch erfüllt. Große Schwierigkeiten bestanden darin, Patienten zu finden, die bereit waren, den Fragebogen auszufüllen und dies dann auch taten. Die Auswahlkriterien schränkten die Anzahl der möglichen Probanden ein. Viele verweigerten die Teilnahme, nachdem sie über das Prozedere aufgeklärt wurden, der Großteil jedoch füllte den Fragebogen nicht oder nicht vollständig aus. Oft war zu hören, dass sie sich nicht im Stande fühlen, dass der Fragebogen zu viele Fragen beinhalte, dass die Fragen nicht verstanden wurden. Es ist anzunehmen, dass die Patienten, die den Fragebogen letztendlich ausgefüllt haben, auf dem Weg der Besserung waren. Dies könnte zu einer Verzerrung der Ergebnisse geführt haben. Trotzdem zeigt sich in den Ergebnissen ein Ansatz für Humortrainings, um den Patienten wieder einen erleichterten Umgang mit Humor im alltäglichen Leben nahe zubringen. Auch in den Gesprächen mit den Patienten war der Tenor, dass sie so gern wieder leichter leben und lachen möchten, sich dies aber im Moment nicht zutrauten. Durch diese Fähigkeit könnten die Patienten die Möglichkeit finden, schwierige Situationen im Leben leichter zu nehmen, den Weg aus der Depression zu finden und sich vor wiederkehrenden Episoden schützen. 43 5. Zusammenfassung Die Erforschung des Humors als eine dem Menschen eigene Charaktereigenschaft hat die Wissenschaft schon immer in ihren Bann gezogen. So beschäftigten sich Gelehrte schon in der frühesten Antike mit diesem Phänomen. In der Geschichte zeichneten sich verschiedene Theorien ab, die sich im Laufe der Zeit veränderten. Das Verständnis für den Begriff „Humor“ veränderte sich so, dass man erst in der neueren Zeit von der uns geläufigen Bedeutung des Begriffs sprechen kann. Aus der Entwicklungsgeschichte sind jedoch gewisse Grundzüge, wie etwa die Überlegenheitstheorie, sich also mit Hilfe des Humors über andere zu stellen, geblieben. Hier entwickelte sich aber auch die Fähigkeit, Stresssituationen mit Humor abzufangen, also sich mit Hilfe des Humors über eine Situation zu stellen und die Wichtigkeit und das Gefühl der Ausweglosigkeit zu puffern. In der modernen Humorforschung wird immer mehr über die positive Wirkung von Humor diskutiert (Ruch 1992, 1998; Ruch & Zweyer 1995, Sassenrath 2001). So werden seit neustem in Kliniken Klinikclowns engagiert, in Firmen finden Lachseminare zur Stressbewältigung statt. Interessant war somit der Ansatz dieser Studie, ob es durch die Krankheit Depression zu Humorveränderungen kommt. Sollte dies der Fall sein, könnte dies zum Ausbau von weiteren therapeutischen Maßnahmen dienen. 18 Patienten der Universitätskliniken Tübingen und Aachen wurden zu dieser Studie herangezogen. Bei ihnen bestand die Diagnose einer Depression im Sinne des ICD-10 F32.0, 32.1, 33.0 und 33.1. Es wurden nur Rechtshänder in die Studie aufgenommen. Alkohol- und Drogenabusus, bipolare Störungen etc. waren Ausschlusskriterien. Die Daten wurden über einen Fragebogen evaluiert, der aus einem Informationsblatt, einem Händigkeitsfragebogen, dem BDITestbogen, dem STHI-T 30 und STHI-S 60, dem CHS-Testbogen und dem 3WD-Testbogen bestand. Die 17 Kontrollpersonen stammen aus dem Bekanntenkreis der Untersucherin und wurden in Alter und Schulbildung passen gematcht. 44 Es wurden folgende Hypothesen gestellt und evaluiert: • Ein verminderter Umgang mit Humor als Stressbewältigungsmittel. Diese Hypothese konnte bestätigt werden. Patienten wiesen einen geringeren CHS auf. Aus den Ergebnissen konnte abgeleitet werden, dass depressiv Erkrankte Humor weniger zur Stressbewältigung einsetzen als Gesunde. Eine Abhängigkeit von der Schwere der Depression war jedoch nicht erkennbar. • Reduzierte Skalenwerte bei Patienten im Bereich der Heiterkeit im StateTrait-Heiterkeitsinventar. Auch hier bestätigten sich die Annahmen. Bei den Patienten war sowohl im State als auch im Trait ein eindeutig verringerter Zustand der Heiterkeit erkennbar. Die Patienten zeigten höhere Werte im Bereich Ernsthaftigkeit. Die Divergenz im Konstrukt schlechte Laune war zwischen Patienten und Kontrollen enorm. Hier war auch eine starke Korrelation mit dem BDI erkennbar. Je größer der Grad der Depression, umso höher waren die Werte im Bereich schlechte Laune und umso niedriger im Bereich Heiterkeit. • Ein geringeres Witzigkeitsrating im Testbogen 3WD. Diese Hypothese konnte nicht bestätigt werden. Patienten dieser Studie werteten entgegen jeder Vorhersage die Witze sogar als lustiger. Bestätigt wurde allerdings die Annahme, dass es keine Unterschiede in den drei Humorarten des Testbogens zwischen Patienten und Kontrollpersonen gibt. Es konnte somit eine Abhängigkeit zwischen der Depression und dem heiteren oder humorvollen Verhalten der Patienten ermittelt werden. Es besteht eine Veränderung des Humors im Vergleich zu den Kontrollpersonen. Ein direkter Zusammenhang zur Humorwahrnemung, evaluiert durch den 3WD-Testbogen, bestand nicht. 45 6. Anhang Medikamente Häufigkeit Tagesdosis Wirkstoff Anwendung Promethazin Unruhe und Erregung Atosil 1 25 mg Cipramil 1 40 mg Citalopram Dominal 1 Edronax 1 6 mg Reboxetin Depression Ferro Sanol 1 1 mg Eisen Eisenmangel Fluctin 1 30 mg Fluoxetin Depression/ Zwangsstörung Insidon 1 50 mg Opipramol Angststörung Lamictal 1 150 mg Lamotrigin Nexium 1 Nortrilen 1 Orfiril 1 1800 mg Natriumvalpoat Quilonum retard 1 900 mg Lithiumacetat Remergil 7 15 mg / 30 Mirtazapin mg Risperdal 1 1 mg Risperidon Saroten retard 1 150 mg Amitriptylin Depression Seroquel 100 1 300 mg Quetiapin Schizophrenie Seroxat 2 20 mg / 30 Paroxetin mg Spasmex 1 Stangyl 3 Tamoxifen 1 Tavor 2 Tegretal 1 Trevilor 2 75 mg Venlafaxin Valium 1 Diazepam Ximovan 1 7,5 mg Zopiclon Schlafstörungen Zoloft 4 100 mg Sertralin Depression Zyprexa 3 Prothipendyl 20 mg Esomeprazol 150 mg Nortriptylin 45 mg Trospiumchlorid Depression Unruhe und Erregung Epilepsie Refluxerkrankung Depression Epilepsie bipol. affekt. Erkrankung (Prohylaxe) Epilepsie Depression/ Schizophrenie Depression pollakisurie, imperativer Harndrang u. Dranginkontinenz 75 mg / 150 Trimipraminmaleat Depression mg 20 mg Tamoxifencitrat 1 mg / 2 mg Lorazepam 800 mg Carbomazepin 5 mg/ 15 mg Olanzapin Tab. 10: Auflistung der Medikamente 46 Mamakarzionom Angstzustände Phasenprophylaxe Depression Spannungs-/ Erregungszustände Gestörtes Verhalten/Schizophrenie Klassifiziert nach dem Wirkprinzip bestehen folgende Häufigkeiten bei der Behandlung der Depression: Wirkprinzip Wirkstoffbeispiel Anzahl SSRI Venlafaxine, Citaloprame, Paroxetine, Sertraline 9 Neuroleptika Olanzapine, Risperidone, Perazine, Prothipendyle 7 Trizyklische Antidepressiva Nortriptylin, Amitryptiline, Trimipramine 6 NaSSA Mirtazapin 5 Benzodiazepine Lorazepame, Diazepame 2 Lithium Lithiumacetat 1 Tab. 11: Häufigkeiten der Wirkprinzipien Testbogen Patienten Signifikanz Kontrollen BDI ↑ *** ↓ CHS ↓ * ↑ STHI-S Heiterkeit ↓ *** ↑ STHI-S Ernsthaftigkeit → *** → STHI-S schlechte Laune ↑ *** ↓ STHI-T Heiterkeit ↓ *** ↑ STHI-T Ernsthaftigkeit → * → STHI-T schlechte Laune ↑ *** ↓ Witzigkeit Inc.-Res. Witzigkeit Nonsens ↑ Witzigkeit sexuell Ablehnung Inc.-Res. ↓ * - ↑ ↓ * Ablehnung Nonsens - Ablehnung sexuell - Tab. 12: Übersicht Einzelergebnisse 47 Korrelation Patienten BDI – CHS BDI – STHI-S Heiterkeit ↓ ↑ * - BDI – STHI-S Ernsthaftigkeit - BDI – STHI-S schlechte Laune - BDI – 3WD Witzigkeit Inc.-Res. - BDI – 3WD Witzigkeit Nonsens - BDI – 3WD Witzigkeit Sexuell - BDI – 3WD Ablehnung Inc.-Res. - BDI – 3WD Ablehnung Nonsens - BDI – 3WD Ablehnung sexuell - Tab. 13: Übersicht Korrelationsergebnisse Bedeutung ↑ erhöht ↓ erniedrigt → gleich *** hochsignifikant * signifikant - nicht signifikant ↓ - BDI – STHI-S Heiterkeit Symbol Kontrollen *** BDI – STHI-S Ernsthaftigkeit BDI – STHI-S schlechte Laune Signifikanz Tab. 14: Legende zur Datenübersicht 48 ↑ 7. Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Ein Modell der Erheiterbarkeit als Zustand und Eigenschaft (Ruch et al., 1996) ................................................................................................................ 26 Abb. 2: Korrelation BDI – STHI-S Heiterkeit (Patienten) .................................. 34 Abb. 3: Korrelation BDI – STHI-S schlechte Laune (Patienten)........................ 34 Abb. 4: Korrelation STHI-S Heiterkeit – schlechte Laune (Patienten) .............. 35 8. Tabellenverzeichnis Tab. 1: Definition der Konstrukte nach Ruch et al. 1996 .................................. 27 Tab. 2: Verteilung schulische Ausbildung (Patienten) ...................................... 29 Tab. 3: Verteilung schulische Ausbildung (Kontrollen) ..................................... 30 Tab. 4: BDI ....................................................................................................... 30 Tab. 5: CHS...................................................................................................... 31 Tab. 6: STHI-S (Patienten/Kontrollen).............................................................. 31 Tab. 7: STHI-T (Patienten/Kontrollen) .............................................................. 32 Tab. 8: Witzigkeit 3WD..................................................................................... 32 Tab. 9: Ablehnung 3WD ................................................................................... 33 Tab. 10: Auflistung der Medikamente............................................................... 46 Tab. 11: Häufigkeiten der Wirkprinzipien.......................................................... 47 Tab. 12: Übersicht Einzelergebnisse................................................................ 47 Tab. 13: Übersicht Korrelationsergebnisse ...................................................... 48 Tab. 14: Legende zur Datenübersicht .............................................................. 48 49 9. Abkürzungsverzeichnis 3WD 3-Witz-Dimensionen-Test Abb. Abbildung BDI Beck Depression Inventory bzw. beziehungsweise CHS Coping Humor Scale et al. et alii etc. et cetera Hrsg. Herausgeber ICD-10 International Classification of Deseases 10. Auflage Nr. Nummer S. Seite STHI-S (30) State- Trait- Heiterkeits- Inventar- State (mit 30 Items) STHI-T (60) State- Trait- Heiterkeits- Inventar- Trait (mit 60 Items) Tab. Tabelle u.v.a. und vielen anderen vgl. vergleiche WHO Weltgesundheitsorganisation z.B. zum Beispiel zit. zitiert MW Mittelwert SD Standartabweichung (Steady Deviation) Inc.-Res. Incongruity-Resulution (Inkongruenz-Auflösung) 50 10. Literaturverzeichnis 10.1. Literaturquellen Beck, A. T., Ward, C. H., Mendelson, M., Mock, J., & Erbaugh, J.: An inventory for measuring depression. Archives of General Psychiatry 4: 53-63 (1961) Borod, J.C.: Interhemisheric and Intrahemispheric Control of Emotion: A Focus on Unilateral Brain Damage. 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Ich ziehe vor ihnen den Hut, da sie trotz ihrer prekären Situation die Zeit und die Kraft gefunden haben, sich auf dieses Experiment einzulassen. Für die fachliche Beratung, (An-)Leitung und Unterstützung möchte ich von ganzem Herzen Frau Prof. Dr. Barbara Wild und Frau Dr. Irina Falkenberg danken. Vielen Dank für die Zeit, die guten Ratschläge, Verbesserungen, Anmerkungen… Für die moralische Unterstützung, Korrekturlesungen und das Interesse möchte ich meinem Mann, meiner Familie und der Familie meines Mannes danken. Großer Dank geht an meine Eltern, die mir den Weg bis hierhin ermöglicht haben. 56 Lebenslauf Name: geboren am: Familienstand: Jana Konrad, geb. Jarmuzek 04. September 1980 in Halle (Saale) verheiratet Schulische Ausbildung und beruflicher Werdegang 1987-1999 Besuch der Grundschule und weiterbildender Schulen 1999 Abitur am Gymnasium „Philanthropinum“ in Dessau 1999 – 2002 Ausbildung zur Zahnmedizinischen Fachangestellten in der Zahnarztpraxis Dr. Dr. Ewald Riede in Stuttgart-Vaihingen und Berufsschule „Im Hoppenlau“ Stuttgart April 2002 Dezember 2007 Studium im Fach Zahnmedizin an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen 03.12.2007 Zahnärztliche Prüfung Dezember 2007 Erhalt der zahnärztlichen Approbation März 2008 – Juli 2008 Tätigkeit als Vorbereitungsassistentin in der Zahnarztpraxis Olaf Sachs in Bernau b. Berlin seit August 2008 Tätigkeit als Vorbereitungsassistentin in der Zahnarztpraxis Katharina Hirschfelder in Berlin, Charlottenburg seit März 2010 Tätigkeit als angestellte Zahnärztin in der Zahnarztpraxis Katharina Hirschfelder in Berlin, Charlottenburg 57