Achtung Lesen Freitag, 22. Februar 2013 | zt | www.zofingertagblatt.ch 25 Wie sieht so eine Schneeflocke aus? Haben Pinguine kalte Füsse? Achtung Lesen Drei wohlig-wärmende Winterbücher mit stimmungsvollen Zeichnungen Pinguine Wie kamen Pinguine zu ihrem Namen? Haben Pinguine kalte Füsse? Dicht drängen sich die Pinguin-Küken aneinander. Ein schneidender Wind fegt über das Eis der Antarktis. Wann kommen die Eltern mit Nahrung zurück? Pinguine sind lustige Gesellen im Frack, die an Land unbeholfen und tollpatschig sind, im Wasser aber ihre wahren Fähigkeiten beweisen. Sie erreichen Tauchtiefen bis 500 Meter und trotzen in der Antarktis während der Brutzeit den kältesten Temperaturen, die unsere Erde zu bieten hat. Doch wer weiss schon, dass Pinguine am Rande der Atacamawüste mit der Hitze kämpfen? Weitere Themen im Buch sind: Brillenpinguin, Chipmarkierung, Kolonien, Schopfpinguin, Stoffwechsel, Überfischung. Das Kindersachbuch eignet sich für Kinder ab acht Jahren. Es ist in leichter Sprache geschrieben und gut illustriert. Zum Schluss noch eine interessante Frage: Warum werden Pinguine in freier Natur nicht von Eisbären gefressen? Antwort: Pinguine leben auf der südlichen Halbkugel und Eisbären im nördlichen Polargebiet. (T.M.) Pinguine, Boris Culik, illustriert von Wolfgang Freitag, ISBN 978-3-7886-0670-1 Die drei winterlichen Bücher überzeugen mit ihren sympathischen Figuren. VON CAROLINE GRABER, TEAM PURZELBAUM Stellen Sie sich vor, Sie hätten noch nie Schnee gesehen, noch nie einen Winter erlebt. Und dies nicht, weil Sie irgendwo auf der Welt zu Hause sind, wo das milde Klima dieser Jah- reszeit keinen Platz einräumt. Der Grund wäre ein völlig anderer: Sie verschlafen den Winter jedes Mal und können sich nur aufgrund von Erzählungen ein Bild von ihm machen. Wie also stellen sich Winterschläfer jene Zeit vor, die sie gar nie aktiv mitbekommen? Wunderschön ist er, der Winter. Es fallen Schneeflocken, alles wird weiss, nass, kalt und weich. Herr Eichhorn, der Igel und der Bär beschliessen, für einmal wach zu bleiben. Doch das ist gar nicht so einfach. Und überhaupt, wie sieht so eine Schneeflocke aus? Weiss und kalt. Bald findet der Igel einen Gegenstand (eine Zahnbürste), auf den diese Kriterien zutreffen. Aber ist das wirklich Schnee? Auch Herr Eichhorn entdeckt bald etwas, was kalt und innen drin ziemlich nass ist (eine Blechdose); doch ob sich Schnee wirklich so anfühlt? Der Bär seinerseits sieht bald eine erste Flocke, diese riecht aber recht eigenartig (eine alte Socken). Und dann plötzlich fällt wirklich Schnee, bis alles weiss bedeckt ist. Die Tiere staunen und endlich finden sie nun Zeit für ihren Winterschlaf. Der Autor und Illustrator Sebastian Meschenmoser versteht es, mit seinen wundervollen Figuren humorvolle Geschichten zu erzählen. Mit wenigen, präzisen Strichen gelingt es ihm, den Tieren einen völlig verschlafenen Gesichtsausdruck zu verpassen. Und dem Betrachter wird beim Durchblättern garantiert ein Schmunzeln ent- Die quirligen, minimal colorierten Zeichnungen zeigen durchwegs überzeugende Figuren. lockt; denn die drei Suchenden identifizieren völlig falsche Dinge als vermeintliche Schneeflocken. Das diese am Ende der Geschichte pointiert eingesetzt werden, rundet die Erzählung ab. Die quirligen, minimal colorierten Zeichnungen zeigen durchwegs überzeugende Figuren. Mit wenigen Mitteln wird das Maximum erreicht. Es ist ein klassisches Bilderbuch-Thema: Viele unterschiedliche Charakteren, ZVG Die drei Bücher • Herr Eichhorn und der erste Schnee, Sebastian Meschenmoser, ISBN 3-480-22359-1 • Ein Apfel für alle, Feridun Oral, ISBN 978-3-86566-128-9 • Der kleine Polarforscher, Sonja Bougaeva, ISBN 978-3-7152-0567-0 die unter normalen Umständen vielleicht nie etwas gemeinsam unternommen hätten, tun sich zusammen, um einander zu unterstützen. Der Apfel hängt zu hoch In winterlicher Kulisse erzählt Feridun Oral mit «Ein Apfel für alle» diesen Klassiker neu. Die eisige Winterkälte setzt den Waldtieren zu. Der Hase hat grossen Hunger und begibt sich auf Futtersuche. Ein wunderbar rotleuchtender Apfel hängt einsam an einem Ast; doch auf dieser Höhe ist er unerreichbar für das kleine Tier. Auch mit Hilfe der Maus stellt sich kein Erfolg ein. Doch im Vierergespann mit Fuchs und Bär erreichen die Protagonisten ihr Ziel und das Abendessen rückt wortwörtlich in greifbare Nähe. Doch dies ist nur die Nebenhandlung, denn tatsächlich wird hier in wenigen, klaren Worten eine Freundschaftsgeschichte erzählt. Zusammen erreicht man viel mehr als man glaubt. Die wunderschönen, eindrücklichen Illustrationen bringen die winterliche Atmosphäre glaubhaft zum Ausdruck. Und auch die Wärme kommt nicht zu kurz, als am Ende die pelzigen Tiere eng aneinandergekuschelt in der Höhle schlafen. Die Vorräte schrumpfen schnell Eisig geht es zu und her in der Arktis. Dort wird der kleine Polarforscher in einer behelfsmässigen Hütte einquartiert, um das Wetter zu beobachten und Messungen vorzunehmen. Tagebuchartig schildert er seine Ergebnisse, alles verläuft nach Plan. Doch seine Vorräte schrumpfen viel zu schnell; was oder wer steckt wohl dahinter? Rasant schwinden die Nahrungsmittel, das Unbehagen wächst. Diese Stimmung wird auch in den Bildern gut sichtbar, die Spannung ist ergreifend nahe zu spüren. Wer sich hier bereichert, sei nicht verraten; der Eindringling entpuppt sich eher als tapsig-unbeholfen denn als bedrohlich. Sonja Bougaeva versteht die szenische Umsetzung einer Geschichte in Bildern auf kunstvolle Weise. Drei fantastische, humorvolle winterliche Bücher, die mit stimmungsvollen Zeichnungen viel Wärme verbreiten. Ein kleines Reh allein im Schnee Susewind Liliane ist ein Mädchen mit einer aussergewöhnlichen Gabe: Sie kann mit Tieren sprechen. Gleichzeitig ist sie aber auch ein sehr nettes Kind – besorgt um das Wohl ihrer Freunde, wie etwa den Nachbarjungen Jesahja. Aber sie kümmert sich auch um all die Tiere, die zu ihr kommen. Dass dies nicht immer einfach ist, beweist die vornehme Katze Frau von Schmidt. Liliane Susewind muss sich anstrengen, um all die kapriziösen Wünsche dieser stilbewussten Katzendame zu erfüllen. Die Winterferien stehen an, und Lilis Familie fährt zusammen mit Jesahjas Familie in ein abgelegenes Haus in den Bergen. Sie werden völlig eingeschneit, Jesahja wird schwer krank, und eine Lawine hat die Rehmutter Reena verletzt. Liliane kümmert sich um das Rehkind Schnaps und versucht verzweifelt, Jesahja zu helfen. Glücklicherweise kann sie mit dem Murmeltier Nasibart sprechen, das ihr zu Hilfe kommt. Doch als Gegenleistung möchte es lesen lernen. Ob Liliane es schafft, ihren Freund und Reena zu retten, ohne Nasibart vor den Kopf zu stossen? Ein stimmungsvoller Winterroman für kleine und grosse Tierfreunde. (CV) Liliane Susewind: Ein kleines Reh allein im Schnee, Tanya Stewner, ISBN 978-3596-85470-7 Erste Abenteuer am Nordpol Sehnsucht nach Zuhause «Der Eisbär» Ein spannendes Sachbuch über ein interessantes Tier. VON HEDI SIEGRIST In der unwirtlichen Eislandschaft des Nordpols begegnen wir den wunderbaren Eisbären. In diesem Sachbuch begleiten Leser diese riesigen, starken und auch gefährlichen Tiere durch die Jahreszeiten. Eisbären fühlen sich wohl im Polarwinter. Die Bärinnen graben sich eine Höhle und verbringen den Winter geschützt vor den schrecklichen Eisstürmen. In dieser Höhle werden auch die winzigen Eisbärenkinder geboren. Die männlichen Eisbären leben als Einzelgänger und streifen stundenlang durch die Schneeund Eislandschaft, oft legen sie bis zu 70 Kilometer zurück. Das Buch ist mit wunderbaren Fotos illustriert. So erlebt man den ersten Spaziergang der Jungtiere, ebenso wie die Machtkämpfe der mächtigen Männchen oder die Eisbären als Superschwimmer. Glücklicherweise sind diese Tiere heute geschützt. Aber auch auf die neuen Gefahren, welche die Eisbären bedrohen, wie die Klimaerwärmung oder den Müll der Zivilisation, wird im Buch verwiesen. Gut lesbare Texte erlauben es auch weniger geübten Lesern das Buch zu geniessen. Hintergrundwissen kann nachher aus den Erklärungen am Schluss des Buches gewonnen werden. Die Erstleser werden an diesem wunderschön gestalteten Buch grosse Freude haben. Sie können den kleinen Eisbären auf seinen ersten Abenteuern in der Schneelandschaft am Nordpol begleiten. Endlich darf der Kleine das erste Mal zusammen mit seiner Schwester aus der Höhle. Ach, wie ist doch das Spielen und Herumtollen im Freien schön! Der Eisbär, Valérie Tracqui, Fotos: S. Cordier/ JACANA, Esslinger Verlag, ISBN 978-3-480-222418-0 «Verloren in der Wildnis» Die berührende Geschichte eines Hundes, der den Heimweg über 600 Meilen im strengen Winter Nordamerikas zu seiner geliebten Abby sucht. VON HEDI SIEGRIST Es ist ein wunderschöner Oktobertag, als Abby Whistler mit ihrem Shetland Sheepdog Tam zu einem Agilitätswettbewerb für Junioren antritt. Und die beiden unzertrennlichen Freunde gewinnen den ersten Preis. Auf der Rückfahrt durch den Nationalpark rennt plötzlich ein Tier über die Strasse. Mama erschrickt und gerät von der Fahrbahn ab. Abby wird ver- letzt und ist ohnmächtig. Die Kiste mit Tam wird vom Pick-up geworfen und holpert den Abhang hinunter, durch den Wald bis in den Fluss. Alle kümmern sich um Abby, und leider wird Tam erst einmal vergessen. Als Abby ihren Vater überredet, mit ihr an den Unfallort zurückzukehren, ist Tam verschwunden. Der kluge Hund konnte sich zwar aus der Kiste befreien, aber als er einige Zeit seine Familie gesucht hatte, machte er sich auf die Suche nach seiner besten Freundin. Er wird getrieben von seiner Sehnsucht nach seinem Zuhause. Anfangs ist das Wetter noch herbstlich, aber bald schon kommen die ersten Winterstürme und der erste Schnee. Tam erlebt eine sehr entbehrungsreiche Zeit und muss lernen, sich in der Wildnis zurechtzufinden. Er streift 600 Meilen durch Wälder, Felder und über Berge. Wochenlang ist er unterwegs in Schnee und Eis, hungernd und frierend. Eines ist aber sicher, Tam wird niemals aufgeben – er will zurück zu Abby. Auch Abby gibt nicht auf. Das Buch ist sehr spannend geschrieben, und man kann fast nicht Lesepause machen, denn es gibt immer ein Kapitel über Abby, dann wieder eines von Tam. So erlebt man die beiden unterschiedlichen Geschichten von Abby und Tam noch viel intensiver. Ein richtiges Lesevergnügen! Verloren in der Wildnis, Bobbie Pyron, Übersetzung: Gerda Bean, Thienemann Verlag, ISBN 978-3522-18314-7