Aus der Sicht des Sozialpädiaters

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Aus der Sicht des Sozialpädiaters - Was soll ein
Medizinisches Zentrum für Erwachsene mit
geistigen Behinderungen und schweren
Mehrfachbehinderungen (MZEB) leisten?
Dr.med. Burkhard Mehl, Institutsdirektor
Sozialpädiatrisches Institut – Kinderzentrum Bremen
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Sozialpädiatrische Zentren
• nach § 119 SGB V: institutionelle Sonderform interdisziplinärer ambulanter
Krankenbehandlung unter ärztlicher Leitung
• Auftrag: Untersuchung und Behandlung von Kindern und Jugendlichen im
Kontext mit dem sozialen Umfeld einschließlich der Beratung und Anleitung von
Bezugspersonen
• Behandlungsspektrum: insbesondere Krankheiten, die Entwicklungsstörungen,
drohende und manifeste Behinderungen sowie Verhaltens- oder seelische
Störungen jeglicher Ätiologie bedingen
• Voraussetzung: interdisziplinär, multiprofessionell
• „High-End-Versorger“ im Netzwerk ambulanter und stationärer Versorgung von
Kindern und Jugendlichen mit Entwicklungsstörungen / Behinderungen
• Aktuell 146 bestehenden Sozialpädiatrischen Zentren in Deutschland
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Aufgaben und Ziele eines SPZ
• Interdisziplinäre Diagnostik, Behandlungsplanung , Beratung und Therapie
• Koordination ärztlicher, psychologischer, therapeutischer, sozialer und
pädagogischer Tätigkeit
• Verlaufsuntersuchungen und Begleitung des Patienten und seiner Familie bei
kindheitslang bis zum 18. Lebensjahr
• umfassende Linderung der Folgen entwicklungsneurologisch bedingter
Erkrankungen; Nutzung der Ressourcen des Patienten
• Förderung der Persönlichkeitsentwicklung und Selbstständigkeit der Kinder und
Jugendlichen
• Stärkung der familiären Ressourcen
• Verbesserung des Krankheitsbewältigungsprozesses und der Lebensqualität für
den Patienten wie für die Familie
• Sicherung/Optimierung der sozialen Integration in Familie und Umfeld
• Vernetzung mit anderen Institutionen und Behandlern
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Professionen des SPZ-Teams
•
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Pädiatrie / Neuropädiatrie
(Entwicklungs- und Neuro-)Psychologie / Psychotherapie
Physiotherapie
Logopädie
Ergotherapie
Musiktherapie
Heilpädagogik
Sozialarbeit
Organisation, Sekretariat, Schreibbüro
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Sozialpädiatrische Zentren
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•
Flächendeckendes Angebot (146 Zentren)
•
Ca. 250.000 Kinder-und Jugendliche / Jahr
•
Breites Behandlungsspektrum
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Behandlungsspektrum (Diagnosen) im SPI
Haupt-Diagnosen 2008 – 2014 (ca. 9000 Patienten)
ICD10
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Hauptdiagnose
in %
F83, F88, F89
Entwicklungsstörung, allgemein
26,0%
F80
Sprachentwicklungsverzögerung
11,7%
F81
Schulprobleme
10,9%
F91 - F93
Verhaltensstörungen
9,7%
F82
Störung motorischer Funktionen
8,6%
F90
ADHS
7,4%
P07Z
Z.n. Frühgeburtlichkeit
6,7%
F70 - F79
Intelligenzminderung
5,0%
F84
Autismus
2,7%
F94, Z61
Deprivation, Eltern-Kind-Interaktionsstörung
2,0%
Q9x
(V.a.) genetisches Syndrom
1,9%
G40
Neurologische Störung / Epilepsie
1,2%
Q90
Down-Syndrom
1,1%
F98.2
Fütterstörungen
1,1%
H90, H54
Einschränkungen Hören / Sehen
0,9%
Q05
Spina bifida
0,2%
G80
Cerebralparese
2,4%
G70 - G73
Neuromuskuläre Erkrankung
0,6%
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Behandlungsspektrum (Diagnosen) im SPI
Haupt-Diagnosen 2008 – 2014 (ca. 9000 Patienten)
ICD10
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Hauptdiagnose
in %
F83, F88, F89
Entwicklungsstörung, allgemein
26,0%
F80
Sprachentwicklungsverzögerung
11,7%
F81
Schulprobleme
10,9%
F91 - F93
Verhaltensstörungen
9,7%
F82
Störung motorischer Funktionen
8,6%
F90
ADHS
7,4%
P07Z
Z.n. Frühgeburtlichkeit
6,7%
F70 - F79
Intelligenzminderung
5,0%
F84
Autismus
2,7%
F94, Z61
Deprivation, Eltern-Kind-Interaktionsstörung
2,0%
Q9x
(V.a.) genetisches Syndrom
1,9%
G40
Neurologische Störung / Epilepsie
1,2%
Q90
Down-Syndrom
1,1%
F98.2
Fütterstörungen
1,1%
H90, H54
Einschränkungen Hören / Sehen
0,9%
Q05
Spina bifida
0,2%
G80
Cerebralparese
2,4%
G70 - G73
Neuromuskuläre Erkrankung
0,6%
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Altersstruktur der Patienten
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0 - 0;11 Jahre
4,0 %
1;0 - 2;11 Jahre
11,3 %
3;0 - 5;11 Jahre
23,5 %
6;0 - 9;11 Jahre
30,7 %
10;0 - 11;11 Jahre
11,3 %
12;0 - 14;11 Jahare
11,4 %
15;0 - 17;11 Jahre
6,6 %
18;0 Jahre und älter
1,2 %
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Sozialpädiatrische Zentren
•
Flächendeckendes Angebot (146 Zentren)
•
Ca. 250.000 Kinder-und Jugendliche / Jahr
•
Breites Behandlungsspektrum
•
Davon ca. 7% bis zum 18. Lebensjahr (17.500 Pat.)
•
Bedarf (bezogen auf Diagnosen) >18-jähriger: ca. 15 – 20%
Aber: die Betreuung endet in der Regel ab dem 18. Lebensjahr
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Fortschritte der Sozialpädiatrie
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•
Behandlungsergebnisse
•
Lebenserwartung
•
Funktionsfähigkeit
•
Teilhabe
•
Spezialisierte Angebote
•
Interdiziplinarität
•
Vernetzung
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Lebenserwartung
•
Trisomie 21:
60 Jahre
•
Schwere geistige Behinderung:
59 Jahre
•
Leichte geistige Behinderung:
74 Jahre
•
Spina bifida:
z.T. fast normal*
•
Zerebralparese:
20 -> 80 J*
* abhängig vom Ausprägungsgrad
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Krankheitsbewältigung bei Jugendlichen und jungen
Erwachsenen
•
Identitätsfindung, Autonomie, Berufs-und Lebensplanung
•
Defizite: Körperfunktionen, Fähigkeiten, Aussehen
•
Selbstbild, Identitätsfindung, Rollenverhalten
•
Spezifische Verhaltensmuster: oppositionell, Sprunghaftigkeit,
Risikoverhalten
•
Probleme der Adhärenz zu medizinischen Maßnahmen
•
Probleme bei Freundschaft, Partnerschaft, Ausbildung, Beruf,
Wohnen, Freizeit
•
Dysfunktionelle Verarbeitungsstrategien, Verschlechterung
somatischer Störungen, psychische Erkrankungen
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Organische und psychische Probleme bei Kindern und
Jugendlichen mit Behinderungen
Einige Beispiele aus der Sozialpädiatrie:
•
•
•
•
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Spina bifida
Infantile Cerebralparese (ICP)
Geistige Behinderung
Down-Syndrom
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Spina bifida
Ursache:
Entwicklungsstörung des ZNS (Verschlussstörung
der primären Anlage des ZNS, dem Neuralrohr in
der frühen Embryonalperiode)
Folge:
Schlaffe Querschnittslähmung
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Spina bifida
In hohem Prozentsatz weitere ZNS- Fehlbildungen und
Folgeprobleme: z.B. Hydrozephalus internus
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Eigenschaften der Spina bifida
• Variabilität der Ausprägung in Bezug auf die primäre
Störung und der assoziierten ZNS-Fehlbildungen
o Unterschiedliche Lokalisation und Ausprägung des
primären Defekts
• Dynamik im Krankheitsverlauf mit potentiell
(bedrohlicher) Progredienz in jedem Lebensalter
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Probleme bei Menschen mit Spina bifida
Komplexe Mehrfachbehinderung durch Beteiligung vieler
Organsysteme :
• Hirnnervenstörungen, Schlafstörungen
• Orthopädische Probleme (Skoliose, Fußfehlstellungen, Hüftprobleme,
Kontrakturen)
• neurogene Blasenentleerungsstörungen (Harnabflussstörungen,
Harnwegsinfekte, Inkontinenz)
• neurogene Darmentleerungsstörung (chronische Obstipation,
Inkontinenz)
• eingeschränkte Sensibilität, verzögerte Wundheilung
• Störungen der Pubertätsentwicklung (Pubertas präcox)
• Wachstumshormonmangel
• Adipositas
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Probleme bei jungen Erwachsenen mit Spina bifida
Psychosoziale Problematik durch Auswirkungen des Behinderungsbildes
auf alle Lebensbereiche:
• IQ-Durchschnitt bei Hydrozephalus signifikant unterhalb des
Normmittelwertes
• Charakteristisch : gutes Sprachverständnis, Probleme beim Erfassen von
Inhalten
• Teilleistungsstörungen der räumlich-konstruktiven Kompetenzen, im
problemlösenden Denken, in Aufmerksamkeit, Konzentration,
Arbeitsgeschwindigkeit, Kurz- und Langzeitgedächtnis.
• Psychosoziale Belastungen: durch organisch bedingte Einschränkungen
(Mobilität, Inkontinenz etc.).
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Probleme bei jungen Erwachsenen mit Spina bifida
Psychosoziale Problematik durch Auswirkungen des Behinderungsbildes
auf alle Lebensbereiche:
• Durch hohen Betreuungs- und Pflegebedarf besonders intensive
Bindung an die Eltern
• Erschwerte Ablösung vom Elternhaus und Entwicklung von Autonomie;
evtl. Ablehnung wichtiger Maßnahmen als „Protest“
• Beeinträchtigung der Persönlichkeitsentwicklung durch das erlebte
„Anders sein“, negative Erlebnisse (Ausgrenzung) oder fehlende
Orientierungsmöglichkeit an Gleichaltrigen (Peer-roup)
• unrealistische Sichtweise bei perspektivischen Lebenszielen wie Beruf,
Familie oder selbständigem Wohnen (Fehleinschätzung eigener
Kompetenzen und Ressourcen)
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Infantile Zerebralparesen (ICP)
•
Häufigkeit: 1,5–2,0 pro 1.000 lebendgeborener Kinder
•
gleiche Prävalenz im Erwachsenenalter (verbesserte medizinische und technische
Behandlungs- und Unterstützungsmöglichkeiten)
•
führt zu Störung von Bewegung, Haltung und motorischer Funktion
•
Entstehungszeitpunkt der Störungen:
o Pränatal (genetische, infektiöse, metabolische und toxische Störungen)
o Perinatal (Früh- und Risikogeburt mit Hirnblutungen und Asphyxie)
o postnatal (Infektionen und Blutungen des Gehirns)
•
nicht progrediente Läsion des sich entwickelnden unreifen Gehirns
•
Störungen sind permanent, aber nicht unveränderlich
•
klinische Verlaufsbilder erfordern koordinierende multidisziplinäre und
lebenslange Betreuung
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Formen der ICP
• Spastische CP (90% der Fälle)
o Steife Lähmung von Gliedmaßen, schwache
Rumpfmuskulatur, Verstärkung der Symptomatik
bei Intention
• Dyskinetische CP (6%)
o Schwankende Muskelspannung, ruckartig
ausfahrende Bewegungen
• Ataktische CP (4%)
o Schwere Koordinations- und
Gleichgewichtsstörungen
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Kernsymptome bei zerebralen Bewegungsstörungen
• Störung der normalen motorischen, sprachlichen und mentalkognitiven Entwicklung.
• vermindertes Bewegungsrepertoire mit stereotypen
Bewegungsmustern und Koordinationsstörungen.
• Beeinträchtigung von Körperwahrnehmung und Bewegungs- und
Haltungskontrolle
• funktionelle Fehlentwicklungen
• strukturelle Veränderungen der Gelenke (Kontrakturen,
Deformierungen)
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Folgeerkrankungen und Komorbiditäten der ICP
•
•
•
•
•
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Sehstörungen
Sprachstörungen
Epilepsien
Lern- und Kognitionsschwächen
Verhaltensstörungen
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Veränderungen bei ICP während der Adoleszenz und Pubertät
Durch körperliches Wachstum zunehmend motorische Probleme
• verminderte muskuläre Leistungsfähigkeit
• Deformierungen der Gelenke und Knochen
•
Funktionsverluste motorischer Fähigkeiten (vorzeitiges
biologisch-funktionelles Altern)
• zunehmender Verlust von muskulärer Flexibilität, Muskelkraft
und Elastizität.
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Häufigkeit psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen mit
Bewegungsstörungen
• Viele Studien, sehr unterschiedliche Studiendesigns
• Psychische Störungen und Verhaltensprobleme: 10 – 35%
• Häufigkeit und Ausmaß der Störung ist nicht abhängig vom Schweregrad
der Behinderung
• Verhaltensauffälligkeiten bei ICP-Kindern im Vergleich zu Gesunden
(McDermott et.al. 1996)
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Zusammenhang zwischen Selbstbewertung und Depressivität bei
Kindern mit Bewegungsstörungen
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Bedingungsgefüge bei der Ausbildung psychischer Störungen bei
Kindern mit Körperbehinderungen
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Geistige Behinderung
• Einteilung:
o Leichte Intelligenzminderung (IQ 50 – 70)
o Mittelschwere Intelligenzminderung (IQ 35 – 49)
o Schwere Intelligenzminderung (IQ <49)
• Häufigkeit:
o 2 – 3 % Kinder und Jugendliche
• Ursachen:
o
o
o
o
o
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Chromosomale Störungen (Down-Syndrom, Fragiles X-Syndrom etc.)
Pränatale Infektionen (Cytomegalie etc.)
Extreme Frühgeburtlichkeit mit Hirnblutungen, Hirnsubstanzschäden etc.
Schwere Anfallsleiden, Hirntumoren, Unfälle etc.
Unklare Ursachen
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Risiken für die Ausbildung psychischer Störungen bei GB
• erschwerte Entwicklungsprozesse der Mobilität , Kognition,
Kommunikation und emotionalen Selbstregulation
• Beeinträchtigung der Eltern-Kind-Beziehung (Bindungsqualität)
• Unsicherheiten im Gelingen sozialer Beziehungen mit anderen Kindern und
Jugendlichen
• Gefährdung der Ausbildung eines positiven Selbstwertgefühls
• zusätzliche Belastungen der psychischen Gesundheit in Krisensituationen
• schlechtere Anpassungsfähigkeit, Strategien und Ressourcen für die
Bewältigung besonderer Herausforderungen
 Psychische Störungen behinderter Kinder = Störungen in der Interaktion und
Beziehung zwischen dem Kind und seiner Umgebung
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Psychische Störungen bei Kindern mit geistiger Behinderung
• Häufigkeit psychischer Störungen bei geistiger Behinderung:
o Bei 30 – 40% der Kinder Behandlungsbedüftigkeit
• Verhaltensstörungen:
o Störungen des Sozialverhaltens
o Aggressive Verhaltensstörungen
o Aufmerksamkeitsstörungen
• Psychisch / psychiatrische Störungen (v.a. bei schwer GB):
o
o
o
o
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Autistische Störungen
Selbstverletzendes Verhalten
Stereotypien
Depressionen
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Down-Syndrom / Trisomie 21
• genetisch determinierte Entwicklungsstörung
• Intrauterine Folgen:
o Entwicklungsstörung von Organsystemen und
Stoffwechselprozessen
• kombinierten Entwicklungsstörung des Organismus und
der Entwicklung des Kindes.
• Organfehlbildungen (manifestieren sich postpartal bzw.
im frühen Kindesalter)
• komplexe Funktionsstörung durch Veränderungen der
neuronalen Verarbeitung, endokriner und
immunhistopatholgischer Prozesse
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Down-Syndrom / Trisomie 21
• Äußere Merkmale dieser Prozesse:
o verzögerte bzw. andersartige Entwicklung der
motorischen, sensorischen und kognitiven
Funktionen.
• Folgen anatomischer Organstörungen führen zu
o Beeinträchtigungen der Sinnesfunktionen
o Störung endokrionologischer Funktionen
o Entwicklungsstörungen,
o Behinderungen im sozialen Miteinander
o Teilhabe am gemeinsamen Leben
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Körperliche Probleme von Kindern mit Trisomie 21
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Körperliche Probleme von Kindern mit Trisomie 21
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Psychische Probleme von Kindern mit Trisomie 21
•
•
•
•
•
•
Alzheimer‘sche Demenz
Depressionen (6 – 13%)
Autismus-Spektrumstörung (5 – 9%)
AD(H)S
Zwanghafte Langsamkeit
Herausfordernde Verhaltensweisen
(v.a. bei Akzeptanzproblemen durch die Eltern)
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Psychische Probleme von Kindern mit Trisomie 21
• Alzheimer‘sche Demenz
• Depressionen
 Symptome können gleichartig sein:
o
o
o
o
o
o
o
Verlust täglicher Fertigkeiten
Schlafstörungen
Änderung des Appetitverhaltens
Apathie
Stimmungsschwankungen
Reizbarkeit, Aggressivität
Gedächtnisverlust
• Depression kann durch körperliche Erkrankungen verursacht werden:
o Schilddrüsenunterfunktion, Zöliakie etc.
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Probleme in der Adoleszenz bei Jugendlichen mit Down-Syndrom
Menschen mit Down-Syndrom benötigen nach Abschluss der schulischen
Förderung Unterstützung bei
• der Berufsfindung (beschützende Werkstatt, berufliche Eingliederung z.B.
über Berufsbildungswerk, Belastungserprobungen etc.)
• der Bewältigung von Pubertätsproblemen
• Finden von Partnerschaften
• Ablösung vom Elternhaus
• Klärung von Wohn- und Lebensgemeinschaften
• Fragen der Sexualität und Partnerschaft
• sozialen Anpassungsproblemen
• Auseinandersetzung mit ihrer Diagnose
• Beratung bei sozialrechtlichen Fragen (z.B. Schwerbehindertenausweis,
persönliches Budget etc.)
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Jugendliche mit chronischen Erkrankungen und
Behinderungen benötigen eine Transition in
Einrichtungen der Erwachsenenmedizin
Aber: wohin?
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Transition
...ist der beabsichtige und geplante Übergang
Adoleszenter und junger Erwachsener mit
einem chronischen physischen / medizinischen
Zustand von einem kindzentrierten zu einem
erwachsenenzentrierten System der
Gesundheitsversorgung
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Probleme der Transition
•
Erkrankungen sind Erwachsenenmedizinern unbekannt
•
Keine kompetente Fachleute bekannt / erreichbar
•
Aufwändige Betreuung wird abgelehnt
•
Weite Wege, kein barrierefreier Zugang
•
Kinder-und Jugendärzte können schwer „loslassen“
•
Eltern / Patienten haben Angst vor Veränderungen
•
Administrative / finanzielle Restriktionen
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Pilotstudie im Auftrag der Ev. Stiftung Alsterdorf, Hamburg
„Die wohnortnahe medizinische Versorgung von Menschen mit
geistiger Behinderung in zwei Hamburger Bezirken“
bei besonderer Berücksichtigung der Phase des Übergangs vom
Jugend- in das Erwachsenenalter
Dr. Petra Steffen, Dr. Karl Blum (DKI – Deutsches Krankenhaus-Institut)
in Kooperation: Frau Professor Petra Weber (HAW – Hochschule für
Angewandte Wissenschaften Hamburg)
Oktober 2011
Methodik:
Einbindung von drei
Perspektiven:
Betroffene,
Angehörige,
Mitarbeiter aus
Einrichtungen der
Eingliederungshilfe
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Pilotstudie im Auftrag der Ev. Stiftung Alsterdorf, Hamburg
Ergebnisse
Vertragsärztliche Versorgung
•
Mangel an qualifizierten Fachärzten
•
Deutliche Defizite in der psychologisch-psychiatrischen Versorgung
•
Insbesondere Diagnosestellung und Symptomerkennung problematisch
•
Symptomerkennung: Unterschiedliche Sicht von Mitarbeitern und
Angehörigen
•
Betreuer / Assistenten / Angehörigen spielen eine wichtige Rolle
•
Verordnung von Medikamenten: Über- und Fehlmedikation / Zu wenig
Beachtung von Wechselwirkungen oder Medikamentenunverträglichkeiten /
Zu wenig Kontrolle der Medikamentenwirkung
•
Schlechter Umgang der Ärzte mit behinderungsspezifischen
Besonderheiten (z.B. Verhaltensauffälligkeiten), v.a. bei geistig behinderten
Patienten
•
Keine Barrierefreiheit
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Pilotstudie im Auftrag der Ev. Stiftung Alsterdorf, Hamburg
Ergebnisse
Krankenhausversorgung
• schlechte Kommunikation zwischen Assistenten / Betreuern und KH- Mitarbeitern
• Nur wenige Krankenhäuser mit Erfahrung
• Fehlende Barrierefreiheit
• Zu wenig Zeit, auch aufgrund der hohen Arbeitsbelastung
• Optimierbare pflegerische Betreuung
• Eigentlich Begleitung vonnöten, aber oft nicht gegeben
• Stationsablauf für Klient inadäquat
• Räumliche Unterbringung inadäquat
• Nicht ausreichendes Angebot bei Psychiatrien bzw. Psychiater
• Meist (zu) schnelle Entlassung
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MZEB
• MZEB = Medizinisches Zentrum für Erwachsene mit
geistigen und schweren Mehrfachbehinderungen
• Fortsetzung der multiprofessionellen interdisziplinären
Versorgung von Erwachsenen analog zu den SPZ
• Ziel: Verbesserung der bio-psycho-sozialen Gesundheit der
Menschen zur Unterstützung ihrer Möglichkeiten zur
Teilhabe am gemeinschaftlichen Leben (Inklusion)
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MZEB
• „Dienstleistungsangebot“ für niedergelassene primär
versorgende Haus- und Fachärzte
• „High-End-Versorgung“ für mehrfach und geistig Behinderte
• Grundsätzlich bleibt die Betreuung beim Niedergelassenen
• Versorgt Patienten mit speziellen komplexen
Fragestellungen, die eine enge Kooperation ärztlicher und
nichtärztlicher Kompetenzen erfordern
(„Kompetenzzentrum“)
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Charakteristika des MZEB
•
Zeit / finanzielle Absicherung
•
Spezifische Fachkenntnisse der medizinischen Professionen
•
Jugendmedizinische Kenntnisse
•
Medizinische Grundkenntnisse der nichtmedizinischen
Professionen
•
Spezifische Kommunikationsfähigkeit der Professionen
(besonders bei geistig Behinderten)
•
Interdisziplinäre Angebote
•
Erreichbarkeit / Barrierefreiheit / Hausbesuche
•
Feste Ansprechpartner
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Aufgaben des MZEB
• individuelle, anliegenorientierte Versorgung der Patienten
(Diagnostik,Therapie, Beratung und Begleitung)
• Fachliche Beratung, Förderung des Fachaustausches und der Fort- und
Weiterbildung/Schulung professioneller Helfer und der
Selbsthilfegruppen („Kompetenzzentrum“)
• Förderung der Teilhabe mittels Beratung, Vernetzung und Begleitung
• kurative Behandlung nur in den Fällen, in denen diese nicht
wohnortnahe an anderer Stelle erbracht werden kann
• Berücksichtigung von Umfeld und Lebenssituation der Betroffenen
• Stabilisierung und Stützung von Lebenssituation und Hilfesystem
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Aufgaben des MZEB
• Mehrdimensionale Diagnostik
• Erstellung eines Behandlungs- und Hilfe-/Teilhabeplanes
• Beratung im Hinblick auf Familie, Schule und Beruf
• Beratung und Fortbildung von Fachkräften und Multiplikatoren
• Sozialberatung
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Team
Leitender Arzt/Ärztin
(z.B. Arzt/Ärztin für Neurologie, Psychiatrie oder
Rehabilitationsmedizin oder für Physikalische
Medizin)
FachärztInnen
PsychologInnen /
Psychotherapeuten
PhysiotherapeutInnen
weitere TherapeutInnen:
LogopädInnen
ErgotherapeutInnen
ArbeitspädagogInnen
SozialarbeiterInnen
Verwaltung
(ggf. KunsttherapeutIn,
MusiktherapeutIn )
Kompetenzen werden durch eigene Mitarbeiter/-innen,
Kooperations- bzw. Konsiliarverträge oder Netzwerke sichergestellt.
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Vernetzung
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Transition – Übergang vom SPZ ins MZEB
Abhängig von Art und Schwere der Behinderung unterschiedliche
Transitionsmodelle:
•
•
•
•
•
Einfache Übergabe an den Erwachsenenmediziner
Weiterbetreuung durch Kinderarzt / SPI
Transitionsprozess für eine Übergangszeit
SPZ und MZEB unter einem Dach
MZEB als Folgebetreuung in enger Kooperation mit dem SPZ
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Aktueller Stand
2 MZEB in Deutschland (Kehl-Kork, Mosbach)
§119c SGB V – Vorschlag der GMK liegt vor
Referentenentwurf des BMG liegt vor (Oktober 2014)
Zahlreiche Initiativen in den Regionen
Rahmenkonzeption der Fachverbände für Menschen mit Behinderungen
v. 6./.11.14
• Arbeitsgruppe der BAG SPZ arbeitet Konzepte für Transition verschiedener
Krankheits- und Behinderungsarten aus
• Arbeitsgruppe in Bremen seit März 2012
•
•
•
•
•
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