Marktforschungsmethoden für Innovationen und

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Buerke, Günter
Research Report
Marktforschungsmethoden für Innovationen und
Produktverbesserungen
Wirtschaftswissenschaftliche Schriften, Reihe: Marktorientierte Unternehmensführung,
Ernst-Abbe-Hochschule Jena, Fachbereich Betriebswirtschaft, No. 03/2016
Provided in Cooperation with:
University of Applied Sciences Jena, Department of Business
Administration
Suggested Citation: Buerke, Günter (2016) : Marktforschungsmethoden für Innovationen
und Produktverbesserungen, Wirtschaftswissenschaftliche Schriften, Reihe: Marktorientierte
Unternehmensführung, Ernst-Abbe-Hochschule Jena, Fachbereich Betriebswirtschaft, No.
03/2016, ISBN 3939046485,
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:27-dbt-20170116-0849057
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http://hdl.handle.net/10419/149397
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Wirtschaftswissenschaftliche Schriften
Marktforschungsmethoden für Innovationen
und Produktverbesserungen
Günter Buerke
Heft 03 / 2016
Fachbereich Betriebswirtschaft
Schriftenreihe:
Wirtschaftswissenschaftliche Schriften,
Jahrgang 2016, Heft 3
Reihe:
Marktorientierte Unternehmensführung
Herausgeber:
Prof. Dr. Günter Buerke
Autor:
Prof. Dr. Günter Buerke
ISSN 1868-1697
ISBN 3-939046-48-5
Redaktion:
Thomas Sauer, Guido A. Scheld, Matthias-W. Stoetzer
Ernst-Abbe-Hochschule Jena, Fachbereich Betriebswirtschaft
Carl-Zeiss-Promenade 2
D-07745 Jena
Tel.: 03641-205-550
Fax: 03641-205-551
Erscheinungsort: Jena
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Printed in Germany
Marktforschungsmethoden für Innovationen und Produktverbesserungen
Günter Buerke
Abstract
Ständige Produktverbesserungen und Innovationen sind die Essenz für die Überlebensfähigkeit
von Unternehmen. Bei Herstellern kümmern sich Forschungs-, Entwicklungs-, Marketing- und/
oder Designbereiche sowie externe Innovationsdienstleister typischerweise um die Findung von
Ideen, neuen Materialien oder Technologien und deren Realisierung.
Das Marketing stellt mit über dreißig Primär-Marktforschungsmethoden ein breites
Instrumentarium, um den Innovationsprozess über alle Phasen hinweg kompetent zu begleiten
bzw. zu fördern. In der ersten Phase beginnt dies mindestens mit dem Identifizieren konkreter
Suchfelder oder gar dem Finden neuer Ideenmärkte. In der Phase der Ideenakzeptierung stehen
Tests im Mittelpunkt, während in der Phase der Ideenrealisierung bereits auch Methoden zu den
Fortschritten in der Markteinführung zum Einsatz kommen können.
Ausgewählte wichtige Anwendungsfelder der diversen Marktforschungsmethoden in der
alternativen oder additiven Nutzung (durchaus auch von Primär- und Sekundärmarktforschung)
stellen die Bedarfs-, Technologie-, Patent- und Kundenanalysen sowie die Themenfelder
Produktgestaltung, -qualität und –bewertung dar.
Das
Spektrum
an
Marktforschungsmethoden
reicht
von
der
Sekundär-
bis
zur
Primärmarktforschung. Neben vielen klassischen Methoden zählen dazu auch neuere,
webgestützte Verfahren der Ideenfindung wie Webmonitoring und Crowdsourcing.
Nicht jedes Verfahren findet in jeder Branche Einsatz. Anhand von drei ausgewählten Branchen,
Automobil, Lebensmittel und Print (Zeitungen und Zeitschriften), wird aufgezeigt, welche
Verfahren dort gebräuchlich sind oder gar ausschließlich Anwendung finden.
Schlagwörter:
Primärmarktforschung,
Sekundärmarktforschung,
Innovation,
Produktverbesserung,
Innovationsprozess
Email-Adresse: [email protected]
3
Inhalt
1.
Methoden der Primärforschung von A – Z ................................................................................................7
2.
Ausgewählte Methoden der Sekundärforschung ................................................................................ 26
3.
Ausgewählte wichtige Anwendungsfelder im Innovationsprozess............................................. 27
3.1 Bedarfsanalyse ................................................................................................................................................ 27
3.2 Technologieanalyse....................................................................................................................................... 28
3.3 Patentrecherche ............................................................................................................................................. 29
3.4 Kundenanalysen ............................................................................................................................................. 30
3.5 Produktgestaltung ......................................................................................................................................... 30
3.6 Produktqualität und -bewertung ............................................................................................................ 31
4.
5.
Marktforschung für die Produktpolitik in ausgewählten Branchen ........................................... 33
4.1
Marktforschung in der Automobilindustrie................................................................................. 33
4.2
Marktforschung in der Lebensmittelindustrie ........................................................................... 34
4.3
Marktforschung im Printbereich ...................................................................................................... 38
Zukunft der innovations- und produktbezogenen Marktforschung ........................................... 42
Literaturverzeichnis ................................................................................................................................................... 43
4
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Interne und externe Ideenquellen (in Anlehnung an Großklaus 2014, S. 33) ..............6
Abbildung 2: Primärmarktforschungsmethoden in der Produktpolitik .....................................................7
Abbildung 3: Primärmarktforschungsmethoden im Innovationsprozess .............................................. 25
Abbildung 4: Bedarfsanalyse...................................................................................................................................... 27
Abbildung 5: Analyse des Technologiestatus ...................................................................................................... 28
Abbildung 6: Patentrecherche (in Anlehnung an Siwczyk 2009) ............................................................... 29
Abbildung 7: Kundenanalysen mit Bezug zur Produktpolitik ...................................................................... 30
Abbildung 8: Methodenüberblick für die Produktgestaltung....................................................................... 31
Abbildung 9: Produktqualität und -bewertung .................................................................................................. 32
Abbildung 10: Marktforschung durch Eigenforschung ................................................................................... 35
Abbildung 11: Angewandte Methoden differenziert nach Umsatzgrößen ............................................. 37
Abbildung 12: Zukünftiger Einsatz von Mobile Research und Social Media .......................................... 38
Abbildung 13: Reader Scan-Methode ..................................................................................................................... 40
Abbildung 14: Eyetracking .......................................................................................................................................... 41
5
In der Fachliteratur zum Produkt- und Innovationsmanagement finden sich Ausführungen zu
relevanten Marktforschungsmethoden für die Produktpolitik fast immer im Bereich der Tests
(Produkt-, Konzepttests oder Testmärkte) und sporadisch auch in der Ideenfindung.
Exemplarisch zeigt dies Großklaus in der Auflistung interner und externer Ideenquellen mit
vielen Stichworten zu Sekundärmethoden und
explizit
nur
zwei Stichworten zur
Primärforschung (eigene Marktforschung und Marktforschungsinstitute – vgl. Abb 1). Oft
nehmen dann Kreativitätstechniken einen breiten Raum in der Darstellung ein sowie
grundsätzliche Ausführungen zu Analysen wie Kunden- und Wettbewerbsanalysen.
Interne Quellen
- Forschung und Entwicklung
- Technik
- Produktion
- Funktionalisten
- Vorschlagswesen
- Revision aller Produktideen
- Mitarbeiter
- Eigene Marktforschung
- Eigener Vertrieb
- Eigenes Haushaltspanel
- Kundendienst
- Ideenwettbewerbe
- Kreativitätstechniken
Externe Quellen
- Wettbewerb
- Kunden/ Zulieferer
- Schlüsselkunden
- Netzwerke (Internet/ Intranet)
- Messen, Ausstellungen
- Industrie-, Handelsverbände
- Patentinformationen, Patentanwälte
- Botschaftshandelszentralen
- Diplomarbeiten, Dissertationen
- Fachzeitschriften
- Datenbanken
- Anzeigen, Folder usw.
- Forschungsinstitute, Universitäten
- Marktforschungsinstitute
- Verfahrens- und Anwendungsforscher
- Werbeagenturen
- Berater
- Kataloge/ Veröffentlichungen
Abbildung 1: Interne und externe Ideenquellen (in Anlehnung an Großklaus 2014, S. 33)
Umfangreiche Ausführungen zur Marktforschung für den Innovationsprozess bilden die
Ausnahme (vgl. Kirchgeorg 2005).
Tatsächlich existiert ein breites Spektrum an Primärmarktforschungsmethoden. Darüber hinaus
sind in allen Phasen des Innovations- oder Produktverbesserungsprozesses primäre
Marktforschungsmethoden einsetzbar sowohl in der Ideengenerierung, -akzeptierung sowie –
realisierung.
6
1. Methoden der Primärforschung von A – Z
Im Folgenden soll eine Übersicht und Erläuterung des breiten Spektrums an Methoden der
Primärforschung von A – Z gegeben werden – begonnen bei A wie Akzeptanztest bis Z wie
Zielgruppenforschung (vgl. Abb. 2).
Primär-Methoden A-Z
Primär-Methoden A-Z
Akzeptanztest
Packungstest
Assoziationstest
Panelforschung
Benchmarking
Positionierungsanalyse
Conjoint Measurement
Potenzialanalyse
Crowdsourcing
Präferenztest
Degustations-/ Sensoriktest
Produktklinik/ Car Clinic
Emotionsmessung
Expertenbefragung/
Methode
Eyetracking
Fokusgruppen/
Gruppendiskussion
Home Use-Test
Produkttest
Delphi-
Prototypentest
Regaltest
Repertory Grid-Technik
RFID-Analyse
Käuferverhaltensanalyse
Storetest
Konzepttest
Kundenbefragung/
-beobachtung
Kundenzufriedenheitsanalyse
Szenario-Technik
Lead User-Workshops
Usability Testing
Markttest
Virtual Concept Testing
Messebeobachtung
Webmonitoring
Namenstest
Zielgruppenforschung
Technology Roadmap
Trendforschung
Abbildung 2: Primärmarktforschungsmethoden in der Produktpolitik
Mit der Vielzahl an Methoden können wesentliche Fragen der Produktpolitik untersucht werden
(vgl. Magerhans, 2016, S. 240-242):
In der Ideengenerierung
-
„Wer ist die angestrebte Zielgruppe?
-
Was ist das genaue Nutzenversprechen?
-
Welche Produkteigenschaften soll das neue Produkt haben?
-
Wie soll das neue Produkt positioniert werden?“ U.a.m.
7
In der Ideenakzeptierung
-
„Wie verständlich und glaubwürdig erscheint die Produktidee?
-
Welche Probleme sind mit dem vorgeschlagenen Produktkonzept aus Anwendersicht
erkennbar?
-
Welche Produkteigenschaften sind für das Kaufverhalten entscheidungsrelevant?
-
Wer sind die größten Konkurrenten des neuen Produktkonzepts?
-
Werden andere Produkte des Unternehmens, die sich bereits am Markt befinden, von
dem neuen Produktkonzept negativ beeinflusst (Kannibalisierung)?“ U.a.m.
In der Ideenrealisierung
-
„Wann soll die Innovation in den Markt eingeführt werden? Sollen schon vor der
Markteinführung Marketingaktivitäten angestoßen werden?
-
Wo soll die Innovation in den Markt eingeführt werden? Gibt es Innovatoren/ frühe
Adopter, denen man während der Markteinführung besondere Aufmerksamkeit
schenken muss? In welchen geografischen Regionen soll die Innovation in welcher
Reihenfolge eingeführt werden? In welchen Distributionskanälen soll die Innovation
zuerst bzw. überhaupt angeboten werden?
-
Wie soll die Innovation in den Markt eingeführt werden? Das Wie berührt
Entscheidungsbereiche der Produkt-, Preis- und Kommunikationspolitik.“ U.a.m.
8
A
kzeptanztest: Dem Probanden wird das zu testende Produkt vorgelegt und er
wird in eine tatsächliche Handlungsentscheidungssituation versetzt. Im Rahmen
einer Befragung soll evaluiert werden, ob eine potenzielle oder aktuelle
Kaufabsicht besteht. Hierbei wird zwischen qualitäts- und produktbezogenen
Akzeptanztests unterschieden (Bauer 1981, S. 208; Berekoven et al. 2004, S. 166;
Fantapié Altobelli 2011, S. 422).
Assoziationstest: Beim Assoziationstest wird dem Probanden eine Marke oder
ein Produkt genannt und dieser soll innerhalb einer vorgeschriebenen Zeit frei
assoziieren, also möglichst viele Begriffe nennen. Um sicherzustellen, dass die
Nennungen
nicht
fehlinterpretiert
werden,
sollte
eine
weiterführende
Anwendung des Assoziationstests stattfinden, indem der Proband nach Nennung
eine positive oder negative Wertung der Begriffe abgibt (Neumann S.227 f.).
Eine
Weiterentwicklung
des
Assoziationstests
stellt
der
implizite
Assoziationstest dar. Hierbei handelt es sich um ein reaktionsbasiertes
Verfahren, um implizite Einstellungen und Persönlichkeitseigenschaften zu
erfassen. (Greenwald et al. 2009, S. 18 f.; Lauper 2011, S. 119 ff.; Moser et al.
2007, S. 184).
B
enchmarking: Benchmarking wurde 1979 von der Xerox Corporation zum ersten
Mal eingeführt. Dabei gilt es kontinuierlich Produkte oder Dienstleistungen mit
dem stärksten Konkurrenten oder dem Unternehmen, das als Industrieführer
angesehen wird zu messen, um Spitzenleistungen zu generieren (Camp 1994, S. 7
ff.). Anhand von standardisierten Richtgrößen (Benchmarks) findet ein Vergleich
der beiden Unternehmen statt (Herrmann and Huber 2009, S. 72). Zu
unterscheiden sind hierbei das interne und externe Benchmarking. Beim internen
Benchmarking findet ein Vergleich mit Best Practices aus dem eigenen
Unternehmen statt. Aufgrund der relativ einfachen Informationsbeschaffung stellt
dies die einfachste Form des Benchmarkings dar. Im Gegensatz dazu, werden beim
externen Benchmarking meist Konkurrenten betrachtet. Hierbei unterscheidet
man nochmals zwischen dem marktbezogenen (direkte Wettbewerber im gleichen
Marktsegment), dem branchenbezogenen (alle Unternehmen der gleichen
9
Branche) und dem branchenunabhängigen (alle Unternehmen jeglicher Branche)
Benchmarking (Mertins and Kohl 2009, S. 21 ff.).
Produktstatusanalyse: Bei der Produktstatusanalyse handelt es sich um eine
Bewertungstechnik, bei der die erfolgsbestimmenden Faktoren eines Produktes
kontinuierlich beobachtet werden. Hieraus sollen sodann Ansatzpunkte für
Verbesserungen abgeleitet werden. Dafür wird eine produktbezogene StärkenSchwächen-Analyse vorgenommen. Die einzelnen Kriterien können auch mit einer
Gewichtung versehen werden, so dass eine Rangfolge zwischen den einzelnen
Alternativen möglich wird (Macharzina 1999, S. 640 f.). Denkbar wäre ebenso ein
Vergleich
zwischen
dem
eigenen
Produktstatus
und
dem
eines
Konkurrenzproduktes, um so das untere Level eines Produktstandards zu
ermitteln (Zentralen Projektgruppe Gestaltung und Medien, n.d., S. 2).
C
onjoint Measurement: Bei der Conjoint-Analyse wird das betrachtete Produkt als
ein Bündel von Eigenschaften angesehen, deren Ausprägungen von Probanden
gewählt werden (Hillig 2006, S. 2; Moser et al. 2007, S. 182). Die Wahrnehmungen
und Präferenzen werden hierbei ganzheitlich analysiert. Somit gelingt es von einer
holistischen Beurteilung multiattributer Konzepte auf den Beitrag einzelner
Eigenschaften zu schließen, um anschließende Prognosen zur Kaufentscheidung
liefern zu können (Dannenberg and Barthel 2002, S. 275 f.; Hagemann 1999, S. 193;
Hillig 2006, S. 1). Conjoint-Analysen sind nicht als ein isoliertes Verfahren zu
betrachten, vielmehr handelt es sich hierbei um eine Sammlung von Methoden mit
unterschiedlichen Stärken und Schwächen (Schlittgen 2008, S. 227; Teichert 2000, S.
473). Immer bedeutender wird in diesem Zusammenhang der Einsatz des Internets
(Dannenberg and Barthel 2002, S. 275 f.; Moser et al. 2007, S. 182). Die sogenannte
web based Conjoint Analysis entspricht in ihrem Grundaufbau der normalen
Conjoint Analyse. Zentraler Unterschied ist hierbei der Einsatz eines OnlineFragebogens (Meffert et al. 2012, S. 420).
Crowdsourcing: Crowdsourcing, ein Teil des Open Innovation-Ansatzes, bezeichnet
den Prozess, bei dem eine Aufgabe an eine Vielzahl von Personen ausgelagert wird
(Pirker et al. 2010, S. 315). Für Unternehmen bedeutet dies die Chance, auf Grund
10
des Austausches mit den Kunden, Wettbewerbsvorteile generieren zu können.
Darüber hinaus kann die Kundenbeziehung gefestigt und die Produktvermarktung
und Neukundengewinnung angeregt werden. So entwickelt sich der Kunde weg vom
bloßen Konsumenten hin zu einer Art Mitarbeiter auf Zeit für dieses Unternehmen
(Horx 2012, S. 441). Eine Vielzahl von Unternehmen haben bereits erkannt, welchen
Mehrwert diese Schwarmintelligenz mit sich bringt und bindet diese aktiv in ihre
Marketingstrategie mit ein. Durch die Einbeziehung der Kunden in den
Entwicklungs-
und
Entscheidungsprozess
generiert
das
Unternehmen
Erkenntnisgewinne. Auf Konsumentenseite entsteht ein gutes Gefühl bzw. ein Gefühl
der Wertschätzung (Esch et al. 2012, S. 160).
Eine sehr wichtige Innovationsplattform für die Einbindung von Experten, Erfindern
oder Wissenschaftlern auch für anspruchsvolle Aufgaben ist bspw. innoCentive (vgl.
Stampfl 2012).
D
egustations-/ Sensoriktest: Die häufigste Form eines Produkttests stellt der
E
Geschmackstest (Degustationstest) dar. Man unterscheidet hierbei den Blindtest
oder den Test „as marketed“. Beim Blindtest werden alle Merkmale des eigenen
und des Konkurrenzproduktes verdeckt, hingegen sind diese beim Test „as
marketed“ offensichtlich (Michel and Michel 2011, S. 62).
motionsmessung: Bei der Identifizierung und Messung von Emotionen sind zwei
Verfahren zu unterscheiden. Zum einem können Emotionen abgefragt werden,
wobei diese Methode darauf basiert, dass sich Probanden ihrer Emotionen bewusst
sind. Dieses Vorgehen wird damit begründet, dass Emotionen die Folge von
Bewertungen sind und nicht umgekehrt. Bei der zweiten Methode werden
körperliche Veränderungen erfasst, die als Indikator für Emotionen dienen. Dieses
Verfahren greift somit die unbewussten körperlichen Reaktionen eines Probanden
auf. Hierbei können die Veränderungen der Mimik, elektrodermale Aktivitäten und
die Herzrate als Indikator herangezogen werden (Mattenklott 2007, S. 87 ff.).
Expertenbefragung/ Delphi-Methode: Bei einer Expertenbefragung handelt es
sich um eine mündliche oder schriftliche teils standardisierte Methode, wodurch
sowohl quantitative als auch qualitative Aspekte evaluiert werden können (Hä der
11
2014, S. 64). Hierfür werden Personen mit spezifischem Wissen des jeweiligen
Forschungsbereiches befragt (Hü ttner and Schwarting 2002, S. 68; Mü ller 2007, S.
94).
Eine spezielle Form der Expertenbefragung ist die Delphi-Methode: Bereits 1948
wurde die Delphi-Methode als ein qualitatives Prognoseverfahren von der Rand
Corporation entwickelt. Mittels einer mehrstufigen Befragung von Experten sollen
zukünftige Trends prognostiziert werden (Großklaus 2007, S. 136 f.; Thonemann
2010, S. 36 ff.).
Hierbei
erfolgt eine Kombination aus anonymisierter
Gruppenbefragung und standardisierten Einzelbefragungen (Kepper 2008, S. 190).
Eyetracking: Unter dem Begriff Eyetracking ist eine Blickverlaufsanalyse unter
Zuhilfenahme der gegebenen technischen Mittel zu verstehen. Eyetracking ist als
eine implizite Methode zur Messung der Effektivität von visuellen Einflüssen
definiert (Hofer and Mayerhofer 2010, S. 143). Derzeit basiert das Eyetracking auf
Infrarotsensoren, welche die Bewegungen der Augen erfassen (Berghaus, 2005, S.
104). Mit der Blickregistrierung soll herausgefunden werden, wohin der Proband
schaut (zeitlicher Ablauf) und wie intensiv er dies tut (Dauer). Hierbei wird
zwischen
einer
Fixation
(stabilisierende
Augenbewegung)
und
Sakkaden
(Mikrobewegungen) unterschieden (Nufer and Ambacher 2012, S. 4). Fixationen
sind als Punkte definiert, an denen der Proband länger als 200 Millisekunden seinen
Blick verweilt. Die Sprünge, die während der einzelnen Fixationen getätigt werden,
heißen Sakkaden (weniger als 200 Millisekunden). Für die visuelle Verarbeitung
eines Bildes wird die Zeitspanne einer Fixation mindestens benötigt (Moser et al.
2007, S. 176; Nufer and Ambacher 2012, S. 4). Um jedoch evaluieren zu können, ob
ein Proband an einem bestimmten Punkt verweilt, weil er diesen sehr interessant
oder weil er diesen missverständlich fand, sollte immer eine unterstützende
Befragung vorgenommen werden (Berghaus 2005, S. 116). Um die Blicke
aufzeichnen zu können existieren zwei Lösungen – das stationäre und das mobile
Eyetracking.
Das Eyetracking bietet nicht nur eine Vielzahl an Einsatzmöglichkeiten, vielmehr
kann es veraltete Methoden gänzlich ersetzen und erweitern. Der Einsatz eines
Tachistoskops bspw. kann mithilfe des stationären Eyetrackings vereinfacht und
verbessert werden. Beim ursprünglichen Tachistoskop wird das zu testende Objekt
bzw. Produkt der Testpersonen für eine sehr kurze Zeitspanne gezeigt (zwischen
12
1/2000 Sek und 1/10 Sek). Hierdurch bleiben nur die Dinge, die auffällig bzw. für
den Betrachter bedeutsam sind in Erinnerung. Beim Tachistoskop müsste jedoch
nach dieser Zeit entweder mechanisch oder manuell das Bild/Dia des Produktes
wieder verdeckt werden (Neumann 2012, S. 172). Mit dem Einsatz des stationären
Eyetrackings ist dies durch die Voreinstellungen am PC möglich und es können die
F
Blicke aufgezeichnet werden.
okusgruppen/
Gruppendiskussion:
Die
Fokusgruppe
stellt
eine
Gruppenbefragung bzw. Gruppendiskussion dar. Hierbei werden speziell Personen
eingeladen, die ein gemeinsames Interesse oder einen ähnlichen Hintergrund haben.
Dabei wird die Gruppe von einem Moderator geleitet und ihre Diskussion bezieht
sich auf ein spezielles Thema (Fokus). Die Diskussion dauert ca. 1,5 – 2,5 Stunden
an. Der zentrale Vorteil gegenüber einer Einzelbefragung besteht in den
Synergieeffekten, die sich aus einer Gruppenbefragung ergeben können. Weiterhin
fördern die alltagsnahe Gesprächssituation und die damit einhergehende
Geborgenheit spontane und unkontrollierte Reaktionen und Hemmungen können
besser beseitigt werden. Aufgrund dessen kann diese Methode vor allem in der
Ideengenerierung eingesetzt werden (Moser et al. 2007, S. 180).
H
ome Use-Test: Beim Home Use-Test wird dem Probanden das zu testende
Produkt zur Verfügung gestellt, so dass er dies zu Hause unter natürlichen
Bedingungen testen kann. Im Anschluss erfolgt eine Befragung zu dem Produkt.
Hiermit lassen sich vor allem Optimierungspotenziale aufdecken (Moser et al.
2007, S. 186). Eine Verwendung dieser Methodik ist somit erst möglich, wenn
wenigstens ein Prototyp vorhanden ist.
K
äuferverhaltensanalyse: Mit der Käuferverhaltensforschung sollen die Prozesse
im Markt, also die Handlungen von potentiellen Käufern sichtbar gemacht
werden (Rutschmann 2009, S. 11). Im Zentrum der Analyse steht somit das
tatsächlich, feststellbare und beobachtbare Verhalten der Konsumenten
(Rutschmann 2013, S. 183). Somit soll evaluiert werden, was die einzelnen
Auslöser der Handlungen waren und was letzten Endes den Kauf eines Produktes
bestimmt hat bzw. auch dessen Wiederkauf. Das Umfeld spielt hierbei somit eine
fundamentale Rolle und muss in die Analyse mit einbezogen werden. Die
13
aufgedeckten Schlüsselstellen können dann gezielt genutzt werden, um passende
Marketingmaßnahmen zu schalten (Rutschmann 2009, S. 11).
Konzepttest: Beim Konzepttest handelt es sich um ein Testverfahren für neue
Produkte. Hierbei wird mittels einer Befragung die spezifizierte Idee für ein
neues Produkt potenzieller Kunden evaluiert. Ziel ist es herauszufinden, wie hoch
die Akzeptanz ist, ob weitere Ausgestaltungen notwendig sind sowie
quantifizierbare Einschätzungen der Absätze und Umsätze vornehmen zu können
(Erichson 2008, S. 985 f.; Kotler et al. 2011, S. 654 f.). Dennoch kann ein
Konzepttest noch keine Rückschlüsse auf das spätere Produkterlebnis liefern.
Hierfür ist die Durchführung eines Produkttest in einer späteren Phase der
Produktentwicklungen Produkttests notwendig (Fantapié Altobelli 2011, S. 417
f.).
Kundenbefragung/-beobachtung: Die wohl bedeutendste Methode der
Primärforschung stellt die Befragung dar. Die einzelnen Befragungsarten können
nach deren Interviewmedium unterschieden werden in die persönliche,
telefonische, schriftliche und online Befragung unterteilt. Aufgrund der
zahlreichen Ausprägungen und Varianten von Kundenbefragung soll auf die
Unterschiede der einzelnen Varianten nicht näher eingegangen werden1.
Kundenbefragungen bieten Unternehmen enorme Chancen, die ohne eine
Befragung nie oder kaum aufgedeckt werden könnten (Weinreich and Lindern
2008, S. 15 f.):

Informationen über Kunden, deren Einschätzungen und Erwartungen
können evaluiert werden.

Die Wirkung des Unternehmens auf den Kunden kann durch eine
Befragung beeinflusst werden, indem der Kunde eine Rolle in der
Gestaltung des Produktes einnimmt und sich einbringen kann.

Bedürfnisänderungen der Zielgruppe können erfasst werden.

Entscheidungen für oder gegen bspw. eine alternative Produktgestaltung
können mittels Befragungen unterstützt werden.

Unternehmen erleben eine Einschätzung aus Kundensicht, die oft neue
Überraschungen birgt.

Unternehmen lernen ihre Zielgruppe kennen und können diese
punktgenau ansprechen.
1
Siehe dazu im Detail: (Salcher and Hoffelt 1995, S. 13 ff.)…..
14
Um Customer Insights generieren zu können, bestehen zwei generelle
Herangehensweisen. Diese wurden in der Vergangenheit typischerweise
durch die klassischen Methoden über repräsentative Untersuchungen mit
großen Fallzahlen evaluiert. Immer mehr an Bedeutung gewinnen jedoch die
persönlichen konkreten Erfahrungen mit dem Konsumenten (Schroiff 2011,
S. 523). Hierunter fallen bspw. auch in house-Beobachtungen, also Besuche
beim Konsumenten zuhause (In House-Beobachtung). Die Repräsentativität
i. S. einer großen Stichprobe spielt hierbei eine untergeordnete Rolle,
vielmehr geht es darum, den Kunden zu verstehen und aus der
Beobachtungssituation die richtigen Schlüsse zu ziehen (Hölscher and Staack
2007, S. 53).
Mittels einer Kundenbefragung können jedoch nur bewusst erlebte und
reaktivierbare Sachverhalte erklärt werden. Beobachtungen hingegen, können
einen Aufschluss über das wirkliche Verhalten, aber nicht über die Einstellungen
und Motivationen, die zu diesem Verhalten geführt haben, liefern. Generell
unterscheidet man bei Beobachtungen strukturierte bzw. unstrukturierte und
offene bzw. verdeckte Beobachtungen. Eine strukturierte Beobachtung hat den
Vorteil, dass diese aufgrund der eindeutig festgelegten Kriterien, eine
Quantifizierung der Daten ermöglicht. Eine unstrukturierte Beobachtung
dagegen gleicht eher einer qualitativen Datenerhebung. Bei einer verdeckten
Beobachtung wissen die Probanden vorher nicht, dass sie beobachtet werden,
wodurch Beeinflussungen oder ein verändertes Verhalten reduziert bzw.
eliminiert werden (Salcher and Hoffelt 1995, S. 19 ff.). Eine weitere Form der
Kundenbeobachtung stellt das Empathic Design dar. Hierbei geht es darum, sich
in die Lage des Kunden „einzufühlen“. Entwickler sollen sich als Betroffener in
die
Situation
des
Kunden
hineinversetzen.
Die
Methode
basiert
auf
anthropologischen Untersuchungen und den Erkenntnissen des impliziten
Wissens. Im Zusammenhang mit Kundenintegration im Innovationsprozess kann
das Empathic Design als Beobachtungsforschung genutzt werden. Hierbei
wenden die Kunden das Produkt an oder konsumieren dieses. Aufgrund dessen,
dass die Entwickler Zeit mit den Probanden verbringen, können sie sich besser in
deren Situation denken und Probleme identifizieren (Sandmeier 2013, S. 121 f.).
Wichtig ist jedoch meist eine Kombination von Empathic Design mit den
15
klassischen Marktforschungsmethoden, da nur dadurch ein realistisches Bild der
Kundenbedürfnisse entstehen kann (Stahl and Meyer-Höllings 2013, S. 142).
Kundenzufriedenheitsanalyse: Die Kundenzufriedenheitsanalyse ist eine der
gebräuchlichsten Methoden zur Verbesserung von Produkten (und Leistungen).
Häufig im Einsatz sind der Customer Satisfaction Index oder das Kano-Modell
(Näheres bei Homburg, 2016).
L
ead User-Workshops: Das Konzept der Identifikation von Lead Usern entwickelte
Erik von Hippel Mitte der 80er Jahre. Schori und Roch bezeichnen diese als Nutzer,
die innovativer sind und das Produkt oder die Dienstleistung stärker und
motivierter nutzen als durchschnittliche Konsumenten. Zudem verfügen Lead User
vor Markteinführung eines Produktes über ein Bedürfnis, das sich zum aktuellen
Zeitpunkt durch kein Produkt am Markt befriedigen lässt. Durch das Lead User
Verfahren soll es ermöglicht werden, nicht nur kontinuierliche Verbesserungen der
Produkte, sondern Durchbruchsinnovationen zu schaffen. Generell lassen sich zwei
Ansätze zur Identifikation von Lead Usern – das Screening und das Pyramiding –
unterscheiden, die von Unternehmen eingesetzt werden (Diener and Piller 2010, S.
97; Hagemann 1999, S. 185 ff.; Schori and Roch 2012, S. 144).
M
arkttest: Ziel einer Markttest-Untersuchung ist es, die Durchsetzungsfähigkeit
eines Produktes am Markt zu ermitteln. Hierbei geht es nicht darum, die
eigentlichen Produkteigenschaften zu testen. Beim regionalen Markttest wird
das Produkt in einem regional abgegrenzten Markt unter Einsatz von
ausgewählten oder allen Marketinginstrumenten getestet. Somit können bei
diesem Feldexperiment die gesamte Marketingkonzeption und das Produkt
getestet werden. Vor allem bei einer Neuprodukteinführung wird ein
regionaler Markttest angewendet. Aufgrund zahlreicher Nachteile (bspw. Zeitund Kostenaufwand, keine Geheimhaltung vor der Konkurrenz, Testeffekte)
wurden
hierfür
alternative
Testverfahren
wie
Testmarktsimulation,
kontrollierter Markttest (Storetest), elektronischer Testmarkt und Storetests
entwickelt (Berekoven et al. 2004, S. 169 ff.; Fantapié Altobelli 2011, S. 426 ff.;
Kotler et al. 2011, S. 657 ff.; Moser et al. 2007, S. 187).
16
Messebeobachtung: Mittels einer Messebeobachtung, können Unternehmen
interessante und wertvolle Einblicke in das Marktgeschehen und die
N
Wettbewerbssituation erhalten (Hagemann 1999, S. 167).
amenstest: Der Name eines Produktes unterliegt den gleichen Voraussetzungen
wie alle anderen Bereichen der Produktpolitik. Auch beim Markennamen bzw.
Produktnamen sind die Aspekte Prägnanz, Aufmerksamkeitsstärke, Merkbarkeit,
Produkt- und Image-Adäquatheit usw. von zentraler Bedeutung. Aufgrund dessen
sollte im Rahmen bspw. eines Produkttestes ein Namenstest durchgeführt
werden. Bevor jedoch Probanden den Namen eines Produktes beurteilen sollen,
liegt ein großer Aufwand seitens des Produktmanagers darin, zunächst einen
Namen zu finden, der nicht bereits markenrechtlich geschützt und in vielfacher
Hinsicht geeignet ist. Hierzu können bspw. Kreativitätstechniken zum Einsatz
kommen. In einem konkreten Namenstest sollten maximal fünf verschiedene
Namen evaluiert werden. Mithilfe des Namenstests sollten sieben Teilbereiche
überprüft werden (Berekoven et al. 2004, S. 386 f.; Salcher and Hoffelt 1995, S.
305 ff.).

Merkbarkeit: Mithilfe eines Foldertests soll die Merkbarkeit der Namen
überprüft werden. Der Proband blättert hierbei eine Mappe (Folder)
durch, die 15 verschiedene Produktnamen enthält – inklusive zweier
Produktnamensvorschläge. Nach ca. einer Stunde soll der Proband alle
Namen aufzählen, an die er sich noch erinnern kann (Recall). Hieraus
lässt sich sodann die Merkleistung anhand der Häufigkeit der Nennungen
der Alternativen ableiten.

Bedeutungshof: Die spontanen Vorstellungen können durch einen
Assoziationstest evaluiert werden. Hierbei kann eine Erweiterung für
eine Befragung stattfinden, so dass bspw. einzelne Markenattribute
abgefragt werden könnten.

Produktadäquatheit: Erste Schlüsse hierzu lassen sich durch den
Bedeutungshof
ableiten.
Der
Proband
soll
darüber
hinaus
Produktzuordnungen vornehmen, sprich der Proband soll Produkte oder
Produktbereiche nennen, die seiner Ansicht nach zu dem Namen passen
könnten. Ebenso soll er die Produkte bzw. Produktbereiche benennen, die
nicht zum Namen passen.
17

Unverwechselbarkeit: Sowohl vom Klang als auch von der Optik sollte der
Name unverwechselbar sein. Mittels des Tachistoskops bzw. des
stationären Eyetrackers gilt dies zu überprüfen.

Beurteilungsprofil: Hierbei sollen spontane Wertungen zu den Namen
mithilfe eines Polaritätenprofils vorgenommen werden.

Einfachheit, Verständlichkeit, Aussprechbarkeit: Produktnamen sollten
eher kurz und prägnant sein.

Verständnis des Sinnesbezugs: Oftmals verbirgt sich hinter einem
Produktnamen eine verdeckte Werbebotschaft wie bspw. bei 3-WetterTaft. Es ist zu überprüfen, ob diese verstanden und auch erkannt wird.
P
ackungstest: Mithilfe des Packungstests soll die Präsentationsfunktion bzw.
kommunikative Funktion getestet werden. Insbesondere wird überprüft, ob die
Packung beim Konsumenten die gewünschten Assoziationen weckt, ob diese einen
Kaufanreit darstellt und ob sich die Packung gegenüber der Konkurrenten
hervorhebt (Fantapié Altobelli 2011, S. 287).
Panelforschung: Bei einem Panel handelt es sich um eine Stichprobe, die in
regelmäßigen Abständen zu unterschiedlichen Themen befragt wird. Streng
betrachtet wird bei einem Panel immer im gleichen zeitlichen Abstand die gleiche
Befragung durchgeführt, um somit Längsschnittanalyse vornehmen zu können.
Jedoch ist es ebenso möglich ein Panel für verschiedene Befragungsziele
einzusetzen. Die wichtigsten Panel können in drei Kategorien eingeordnet werden:
Verbraucher-, Handels- und Spezialpanel. Mittels des Verbraucherpanels kann der
wert- und mengenmäßige Umsatz von Produkten erfasst werden. Hingegen kann
mit dem Handelspanel der wert- und mengenmäßige Warenstrom im Handel
ermittelt werden. Der Vorteil der Panelforschung liegt darin, dass repräsentative
Aussagen über das Konsumentenverhalten getroffen werden können. Zentrale
Nachteile sind der Paneleffekt und die Panelsterblichkeit (Unger 2009, S. 329 ff.).
Positionierungsanalyse: Mit der bereits in den 1970er Jahren entwickelten
Methode wird versucht die subjektive Wahrnehmung des Konsumentens
abzubilden. Mittels bspw. einer Kundenbefragung erhalten die Produkte oder
abgefragten Eigenschaften eine bestimmte Position in einem mehrdimensionalen
Merkmalsraum (Meffert and Bruhn 2006, S. 184). Im Ziel soll aufgezeigt werden, wie
potentielle
Kunden
eine
Innovation
gegenüber
Substitutionsprodukten
18
wahrnehmen, um somit eine Positionierung für ein neues Produkt zu ermitteln
(Steinhoff and Trommsdorff 2007, S. 9).
Potenzialanalyse: Die Potenzialanalyse vergleicht, ähnlich wie eine StärkenSchwächen-Analyse, die genutzten und nutzbaren Ressourcen des eigenen
Unternehmens im Vergleich zu dem stärksten Konkurrenten. Hierfür wird eine
Clusteranalyse aller relevanten Faktoren, die die strategischen Erfolgsfaktoren
darstellen, vorgenommen. In der Visualisierung kann sodann ermittelt werden, in
welchen
Bereichen
ein
Potentialvorsprung,
strategisches
Potential
oder
Potentialdefizit vorliegt (Gaubinger 2006, S. 69).
Präferenztest: Dem Probanden wird probeweise ein Produkt zum Ge- bzw.
Verbrauch zur Verfügung gestellt. Im Anschluss soll nun entschieden werden, ob sie
dieses Produkt gegenüber einem oder mehreren Vergleichsprodukten präferieren
würden. Hierbei können entweder alternative Testprodukte zum Einsatz kommen,
oder er soll sich auf das Produkt beziehen, welches er normalerweise kauft. Zu
unterscheiden sind der gerichtete – hierbei werden zusätzlich Ausmaß und Gründe
der Präferenz erfragt – und der ungerichtete – lediglich die Präferenz wird
hinterfragt – Präferenztest (Berekoven et al. 2004, S. 166; Fantapié Altobelli 2011, S.
420 f.).
Produktklinik/ Car Clinic: Die Car Clinic stellt eine Variation des Konzepttests dar,
mit der speziell die Bedürfnisse der Automobilbranche getestet werden können
(Högl 1996, S. 295). Zu unterscheiden sind hierbei die statische und dynamische
Clinic. Bei der statischen Clinic werden Probanden an einen herstellerneutralen Ort
eingeladen, um den anonymisierten Prototypen oder das Vorserienfahrzeug zu
testen. Meist wird dies durch Wettbewerbsmodelle ergänzt. Im Gegensatz hierzu
wird bei der dynamischen Clinic das Auto unter realitätsnahen Bedingungen beim
Fahren getestet. Beide Varianten werden mit Fahrzeugen durchgeführt, die in ihren
wesentlichen Merkmalen wie bspw. Styling und Funktionen weitestgehend
determiniert sind. Veränderungen am Produkt können somit nur noch
eingeschränkt vorgenommen werden. Aufgrund dieses zentralen Nachteils kann
auch eine virtuelle Clinic zum Einsatz kommen (Schwarze 2003, S. 245 ff.; Spiegel
and Chytka 2007, S. 576). Dies hat den Vorteil, dass die Methode bereits zu Beginn
eingesetzt werden kann, wenn noch kein Prototyp vorliegt (Hagstotz and SchmittHagstotz 2008, S. 516).
19
Produkttest: Beim Produkttest werden regelmäßig konkrete Produkte den
Probanden zum Ge- oder Verbrauch überlassen. Vor allem die subjektive Qualität
des Produktes soll hierbei überprüft werden (Erichson 2008, S. 986). Bei
Neuprodukten
kann
mittels
der
ermittelten
Einstellungen,
Präferenzen,
Kaufabsichten und des Produktwahlverhaltens auf den möglichen Markterfolg
geschlossen werden. Hingegen kann bei bereits etablierten Produkten geprüft
werden, ob Modifikationen notwendig sind (Fantapié Altobelli 2011, S. 419 f.).
Prototypentest:
Mithilfe
des
Prototypentests
kann
die
technische
Funktionsfähigkeit eines Produktes überprüft werden. Dieser kann als finaler Test
der technischen Machbarkeit bzw. Umsetzbarkeit vor der Markteinführung
angesehen werden. Die Entwicklung des Prototyps und dessen Test beendet somit
die F&E-Phase(n) des Innovationsprozesses, um nach erfolgreichen Beenden des
Tests mit der Produktion und Markteinführung zu beginnen (Vetter 2011, S. 40). Je
nach Reifegrad des Produktes und Untersuchungsfokus handelt es sich beim
Prototypentest um einen Produkt- oder Konzepttest (Glaubinger and Schweitzer
2009, S. 268). In einigen Branchen wird im Rahmen des Prototypentests ebenso ein
Funktionstest durch bspw. einen Windkanal, eine Kältekammer oder durch den
Dauerlauftest durchgeführt (Vö lker et al. 2011, S. 119).
R
egaltest: Der Regaltest stellt eine simulierte Kaufsituation dar, um das
Konsumentenverhalten zu beobachten. Der Proband wird hierbei in einem
Teststudio vor ein Regal platziert, in dem sich sowohl das zu testende Produkt als
auch Konkurrenzprodukte befinden, um sich sodann für eines der Produkte zu
entscheiden. Daran schließt sich eine Befragung zu den Entscheidungskriterien an
(Moser et al. 2007, S. 186).
Repertory Grid-Technik: Bereits in den 50er Jahren wurde die Repertory Grid
Technik von George A. Kelly entwickelt, um die kognitiven Maps zu ergründen.
Hierunter ist eine zweidimensionale Darstellungsweise, wie Personen denken, zu
verstehen. Mithilfe von indirekten Fragen sollen Kunden ihre Erfahrungen mit
einem Produkt vergleichen. Hierdurch können vor allem neue Produktideen
generiert und Nischen aufgedeckt werden. In strukturierter Interviewform
identifizieren die Befragten ihre Anliegen bis zu einem Niveau, das den Befragten
zuvor gar nicht bewusst war. Somit können versteckte Kundenbedürfnisse und
Kaufentscheidungskriterien
evaluiert
werden.
Aufgrund
der
komplexen
20
Vorgehensweise ist jedoch ein geschulter Interviewer nötig (Goffin and Koners
2011, S. 141 ff.; Herrmann and Huber 2009, S. 181 ff.; Rosenberger and Freitag
2009, S. 477 ff.).
RFID-Analyse: RFID steht für Radio-Frequenz-Identifikation und stellt eine
Technologie zur Kennzeichnung dar, die für zahlreiche Anwendungen eingesetzt
werden kann. Das System besteht aus einem Transponder und einem Lesegerät.
Mittels Radiowellen kommunizieren diese miteinander. Der Vorteil gegenüber dem
bekannten Barcode besteht darin, dass bspw. ein Produkt zum Scannen oder
Einlasen nicht mehr in eine bestimmte Position zu einem Laserstrahl gebracht
werden muss. Die Radiowellen können durch Verpackungen hindurch leuchten
und dabei auch mehrere Objekte identifizieren (Kern 2006, S. 1). Dieses Verfahren
hat sich auch die Zeitungsindustrie zu gute gemacht. Mithilfe von RFID-Chips soll
so die Heftreichweite und Printnutzung gemessen werden. Focus entwickelte
hierfür den sogenannten Magazine Reader. Hierbei wird jede Seite mit einem Chip
versehen und das Magazin in den Reader eingespannt. Somit kann genau gemessen
werden, wie lange eine Seite gelesen wurde, wie lange das Heft gelesen wird, wie
oft der Leser die Ausgabe nochmals liest und welche Beiträge als erstes, zweites
usw. gelesen werden (FOCUS 2009, S. 1 f.).
S
ensoriktest: Mittels sensorischer Produktforschung soll der Zusammenhang
zwischen den chemisch-physikalischen Bestandteilen eines Produktes und den
daraus resultierenden Reizen eines Menschen untersucht werden. Die sensorischen
Reize wiederum lösen eine Reaktion beim Menschen aus, die Aufschlüsse über das
Produkt liefern können. Hierbei können die visuellen, akustischen, haptischen,
olfaktorischen und gustatorischen Sinneseindrücke gemessen werden (Knoblich et al.
2003, S. 165). Der Sensoriktest kann in unterschiedlichsten Branchen zum Einsatz
kommen, sei es wie typischerweise in der Lebensmittelindustrie oder aber in der
Automobilindustrie in Form eines Klangtests. Hier kann der „richtige“ Klang eines
Auspuffes oder eines Motors untersucht werden (Fantapié Altobelli 2011, S. 289).
Storetest: Mittels des Storetests soll die Wirksamkeit von Marketingmaßnahmen in
einer begrenzten Anzahl von Einzelhandelsgeschäften getestet werden. Hierbei
können bspw. Produktvarianten eingesetzt und deren unterschiedliche Wirksamkeit
ermittelt werden. In Verbindung mit einem Handelspanel können so nicht nur die
21
Erstverkäufe sondern zudem die Wiederkaufraten evaluiert werden (Berekoven et al.
2004, S. 168 f.; Fantapié Altobelli 2011, S. 393).
Szenario-Technik:
Bei
der
Szenario-Analyse
handelt
es
sich
um
ein
mehrdimensionales Spektrum, welches davon ausgeht, dass die Zukunftsanalyse
wesentlich von externen Umwelteinflüssen bestimmt wird. Auf Grundlage von
Expertenbefragungen werden die verschiedenen Szenarien entwickelt. Der Vorteil
dieser Methode ist in der Berücksichtigung von verschiedenen Einflussfaktoren auf
den Prognosezustand zu sehen. Nachteilig ist jedoch u. a., dass die relevante Umwelt
aufgrund der Komplexität des Verfahrens eingeschränkt werden muss (Fantapié
Altobelli 2011, S. 400 f.; Sandmeier et al. 2013, S. 97 ff.).
T
echnology Roadmap: Ziel des Technology Roadmappings ist es, eine Transparenz
bei technologieorientierten Entscheidungssituationen zu schaffen, um somit die
Planungssicherheit
technologiebezogene
zu
erhöhen.
Informationen
Aufgrund
zu
dessen
sammeln
sind
und
die
Aufgaben
auszuwerten,
die
Strukturierung des technologischen Umfelds, die Förderung der Kommunikation
bereichsübergreifender
Themen.
Es
findet
eine
Abstimmung
aller
technologierelevanten Planungsobjekte statt. Ebenso werden Megatrends und
Markt- und Kundenanforderungen berücksichtigt. Somit stellt die Technology
Roadmap das zentrale Element einer strategischen und sowohl effizienteren als
auch effektiveren Technologieplanung dar. Die Technology Roadmap stellt die
Operationalisierung der Technologiestrategie eines Unternehmens dar (Sandmeier
et al. 2013, S. 85 ff.).
Trendforschung: Den Markt nicht genau zu kennen, bedeutet ein hohes Risiko im
Innovationsprozess bei der Produktentwicklung. Aufgrund dessen ist das
rechtzeitige Prognostizieren und Erkennen von Trends enorm wichtig.
Trendforschung ist als eine kontinuierliche Beobachtung der zeitlichen
Veränderungen von ausgewählten Themen zu verstehen (Buerke 2013, S. 76 f.).
Mithilfe des Trendmonitorings soll es ermöglicht werden früher als bisher
Veränderungen im Markt festzustellen, um somit zeitnah eigene Antworten darauf
bieten zu können (Schäfer and Paaß 2012, S. 211).
22
U
sability Testing: Mithilfe eines Usability Tests soll die Benutzerfreundlichkeit
eines Produktes getestet werden (Moser 2012, S. 230). Usability-Tests werden vor
allem im Rahmen eines Websiten-Auftritts angewendet. Das Einsatzgebiet lässt
sich jedoch auch auf bspw. Smartphones, Extranets und Intranets, Apps für
Smartphones, Konfiguratoren usw. ausdehnen (Hahn 2011, S. 510 f.). Im Rahmen
dieses Tests erhalten Probanden Aufgaben, um evaluieren zu können, ob und wie
gut diese gelöst werden. Weiterhin können hierdurch Schwachstellen aufgedeckt
und Optimierungspotential aufgezeigt werden (Moser 2012, S. 230). Aufgrund
dessen sollte ein Usability Test nicht erst nach dem Produktlaunch erfolgen,
sondern bereits wenn erste Prototypen vorhanden sind (Wandke 2004, S. 330). Im
engeren Sinne handelt es sich beim Usability Test um eine isolierte Beobachtung
der Probanden beim Lösen der Aufgabenstellung. Allerdings empfiehlt es sich
diese Methodik mit einer Befragung und der Methode des „Lauten Denkens“ zu
unterstützen, um so Einblicke darüber zu erlangen, weshalb der Proband bspw.
Probleme beim Lösen der Aufgabe hatte (Backhaus 2010, S. 55; Siegfried and Nix
2014, S. 139; Wandke 2004, S. 335).
V
irtual Concept Testing: Eine kostengünstigere Methode als das Prototyping stellt
das Virtual Concept Testing dar. Hiermit können mehrere virtuelle Prototypen
erstellt und getestet werden. Somit können Änderungen schnell vorgenommen
werden, noch bevor ein kosten- und zeitaufwendiger Prototyp gefertigt wird.
Aufgrund dessen, dass die online stattfindet, kann zudem eine internationale
Befragung durchgeführt werden. Ähnlich der Conjoint-Analyse werden die
Probanden gebeten, Präferenzen zwischen den einzelnen Konzepten zu äußern.
Jedoch liegt hierbei ein visuell vollständiges Produktkonzept vor. Nach Beendigung
der Befragung werden die relativen Präferenzen zu den jeweiligen Preisen
berechnet (Hemetsberger and Füller 2009, S. 436).
W
ebmonitoring: Unter Webmonitoring wird die Beobachtung und Analyse
aller über das Internet verbreiteten Inhalte verstanden. Dabei ist unter
Beobachtung nicht nur eine reine Beobachtung von Online-Medien zu
verstehen, sondern vielmehr auch das Beobachten von Meinungen,
Einstellungen und Verhalten im Social Web. Hierfür stehen zahlreiche
23
automatisierte Systeme zur Verfügung. Die Einsatzmöglichkeiten von
Webmonitoring
sind
vielfältig.
Es
kann
bspw.
bei
der
Wettbewerberbeobachtung oder für eine Marktanalyse eingesetzt werden
(Plauschinat and Klaus 2013, S. 43 ff.). Eine immer zunehmendere
Bedeutung im Rahmen des Webmonitorings erhalten Social Media Analysen
wie bspw. die Buzz-Analysen. Bei der Buzz-Analyse handelt es sich um eine
Reichweitenanalyse, wobei die relevante Teilmenge des Internets betrachtet
wird (Ottawa 2014, S. 129). Aber auch sogenannte Sentiment-Analysen, bei
der die Tonalität der Beiträge evaluiert wird, stellt eine weitere typische
Analyseform im Social Media Monitoring dar. (Buerke and Reger-Wagner
2013, S. 172; Fiege 2012, S. 69).
Z
ielgruppenforschung:
Eine
kundenspezifische
Ansprache
mit
zielgenau
eingesetzten Marketingmaßnahmen ist und wird immer wichtiger. Aufgrund dessen
ist eine Marktsegmentierung unerlässlich. Dabei ist unter Marktsegmentierung die
Aufteilung des Gesamtmarktes in intern homogene und untereinander heterogene
Segmente und deren gezielter Bearbeitung zu verstehen (Meffert et al. 2012, S. 174).
Zu beachten ist hierbei jedoch, dass es für die einzelnen Marketingbereiche
unterschiedliche Zielgruppen geben kann. Bei der Produktpolitik kann bspw. nach
Verwendern und deren Verhaltensmerkmalen segmentiert werden, hingegen in der
Distributionspolitik eher nach geographischen Merkmalen (Rogge 2009, S. 54 f.). Die
Aufteilung des Gesamtmarktes kann mithilfe einer Clusteranalyse erfolgen. Ziel der
Clusteranalyse
ist
es,
die
Komplexität
eines
Datensatzes
durch
die
Zusammenfassung von Objekten zu Gruppen zu reduzieren. Die gebildeten Gruppen
sollten in sich möglichst homogen und untereinander möglichst heterogen sein
(Homburg et al. 2008, S. 163 f.).
Nachdem die einzelnen Methoden vorgestellt wurden, gibt die folgende Tabelle einen Überblick
über deren Einordnung in den Innovationsprozess. Hierbei wird von einem 3-PhasenInnovationsmodell (Ideengenerierung, -akzeptierung, -realisierung) ausgegangen. Weiterhin
erfolgt eine Unterscheidung nach neuen und bestehenden Produkten.
Auffällig ist, dass manche Methoden in mehreren Phasen zum Einsatz kommen können.
24
Für bestehende
Produkte
Für neue Produkte
Primär-Methoden A-Z
Phase 1
Phase 3
Eigen
Akzeptanztest
x
x
Assoziationstest
x
x
Benchmarking
x
Conjoint Measurement
x
Crowdsourcing
x
Phase 2
x
x
Emotionsmessung
x
x
x
Fokusgruppen/ Gruppendiskussion
x
x
x
x
x
x
x
x
x
Kundenzufriedenheitsanalyse
x
Lead User-Workshops
x
x
x
x
Kundenbefragung/ -beobachtung
x
x
x
Konzepttest
x
x
x
x
x
x
x
x
x
Markttest
Messebeobachtung
x
x
Home Use-Test
Käuferverhaltensanalyse
x
x
Eyetracking
x
x
Degustations-/ Sensoriktest
Expertenbefragung/ Delphi-Methode
Fremd
x
x
x
x
Namenstest
x
Packungstest
x
x
x
x
x
x
Panelforschung
x
x
Positionierungsanalyse
x
x
Potenzialanalyse
x
x
x
Präferenztest
x
Produktklinik/ Car Clinic
x
Prototypentest
x
Regaltest
x
x
x
x
x
Repertory Grid-Technik
x
x
RFID-Analyse
x
x
x
Storetest
Szenario-Technik
x
Technology Roadmap
x
Trendforschung
x
x
Virtual Concept Testing
x
x
Zielgruppenforschung
x
x
x
Usability Testing
Webmonitoring
x
x
x
Produkttest
x
x
x
x
x
x
x
x
x
Abbildung 3: Primärmarktforschungsmethoden im Innovationsprozess
25
2. Ausgewählte Methoden der Sekundärforschung
Das Kapitel thematisiert ausgewählte Methoden der Sekundärforschung. Hierbei erfolgt eine
Unterscheidung in interne Analysen, Wettbewerbsbeobachtung und –analyse, Markt-, Branchenund Länderanalysen und Werkstoff- und Technikanalysen.
Sekundärforschung
nutzt
bereits
vorhandene
unternehmensinterne
und
externe
Informationsquellen. Neben der oft kostengünstigen Informationsbeschaffung aus einer Vielzahl
von Datenbanken zu Wirtschaft, Recht und Technik, Artikeln, Studien sowie der allgemeinen
Informationsfülle, die sich über das Internet erschließen lässt, ermöglicht Sekundärforschung
regelmäßig einen schnellen Einblick in ausgewählte Themengebiete.
Zu unterscheiden sind bei externen Daten regelmäßige Informationen, auf die zugegriffen
werden kann sowie Verbandszahlen oder amtliche Statistiken, von unregelmäßigen
Informationen wie Einzelstudien oder Fachbeiträge. Interne Daten werden zumeist regelmäßig
aufbereitet,
nur
die
Zeitabstände
variieren.
Wichtig
ist,
dass
Sekundärforschung
Primärforschung vorbereitet und ergänzt.
1. Interne Analyse (aus Rechnungswesen/Controlling, Marketing/Vertrieb,
Produktion)
 ABC-Analysen
 Umsätze, Deckungsbeiträge, Kundensegmentdurchdringungsgrad
 Mitarbeiterbefragung
 Innerbetriebliches Vorschlagwesen
 Beschwerdemanagement
2. Wettbewerbsbeobachtung und –analyse
 Veröffentlichungen von/über Konkurrenten
 Patentrecherchen
3.



Markt-/Branchen-/Länderanalysen
Wirtschaftsdatenbanken und Marktstudien
Verbandsstudien
Internationale Statistiken, Länderdatenbanken
4. Werkstoff- und Technikanalysen
 Materialdatenbanken
 Technikdatenbanken
26
3. Ausgewählte wichtige Anwendungsfelder im Innovationsprozess
Im
Folgenden
sollen
vier
Beispiele
verschiedener
Methoden
der
Primär-
und
Sekundärforschung, die für spezielle Problemfelder kombiniert eingesetzt werden, vorgestellt
werden. Die Suche nach Best Practices erfolgte hierbei auf den Ebenen:
 Produkte/Komponenten,
 Prozess und
 Ideen.
3.1 Bedarfsanalyse
Eine Bedarfsanalyse findet in den frühen Phasen der Produktentwicklung statt. Sie dient dazu
zukünftige Bedürfnisse der Kunden zu analysieren und zu prognostizieren (Emrich 2008, S.
343). Hierfür können verschiedene Methoden der Primärforschung angewendet und durch
Sekundärforschung unterstützt werden.
Trendanalyse
Szenario-
Bedarfsanalyse/
Lead User-
technik
Kundenanforderungen
Workshop
Experten-
Kunden-
befragung
befragung
Sekundärforschung: Wettbewerbsanalyse
Abbildung 4: Bedarfsanalyse
Mittels der Trendanalyse und des Lead User-Workshops können zukünftige Bedürfnisse von
Kunden evaluiert werden (Diener and Piller 2010, S. 97; Schori and Roch 2012, S. 144).
27
Unterstützend kann hierbei eine Befragung von Experten eingesetzt werden, um einerseits
Trends und Nischen zu ermitteln und andererseits die aktuellen Bedürfnisse der Kunden zu
erfassen (Hü ttner and Schwarting 2002, S. 68; Mü ller 2007, S. 94). Darüber hinaus sollte eine
Kundenbefragung bzw. –analyse integriert werden, um bspw. Optimierungspotenziale zu
ermitteln. Die Kundenanalyse ist weiterhin wichtig, um in einem ersten Schritt zu erfahren, an
wen sich das Produkt richtet, um somit ein passendes Produkt für die Kunden herzustellen
(Lippold 2012, S. 264). Aufgrund der sich immer schneller ändernden Bedürfnisse von Kunden,
sollte eine Szenarioanalyse durchgeführt werden, um für möglichst viele verschiedene
Umweltveränderungen die prognostizierte Entwicklung zu visualisieren (Fantapié Altobelli
2011, S. 400 f.).
Eine Wettbewerberanalyse kann unterstützend zu den Methoden der Primärforschung
angewendet werden, um auch hier zukünftige Trends und Nischen zu ermitteln (Karlö f and
Ö stblom 1994, S. 25 ).
Hauptnachteil aller Verfahren, die für eine Bedarfsanalyse eingesetzt werden können, liegt in
dem Prognosecharakter. Somit kann eine Bedarfsanalyse immer nur eine ex-ante-Betrachtung
liefern. Eine kontinuierliche Überwachung und Überprüfung der Daten ist somit unumgänglich
(Emrich 2008, S. 344).
3.2 Technologieanalyse
Neben einer Bedarfsanalyse ist in einem frühen Status des Innovationsprozesses die Analyse des
Technologiestatus von fundamentaler Bedeutung.
Benchmarking
Technology
Technologiestatus
Roadmap
Messebeobachtung
Sekundärforschung: Patentrecherche
Abbildung 5: Analyse des Technologiestatus
28
Mit der Ermittlung und Analyse des Technologiestatus eines Unternehmens soll eine
Entscheidungshilfe für den Einsatz neuer oder dem Ersetzen alter Technologien geschaffen
werden (Rezagholi 2004, S. 75). Hierzu kann u. a. das Benchmarking eingesetzt werden, um
herauszufinden, welche brancheninternen und auch –externen Technologien zum Einsatz
kommen. Dies kann durch Messebeobachtungen unterstützt werden (Rothlauf 2010, S. 424 ff.).
Mit Hilfe der erstellten Technology Roadmap können sowohl die langfristigen als auch die
kurzfristigen Ziele in der Technologienentwicklung definiert werden. Hierdurch können bspw.
Innovationsentscheidungen in Bezug auf neue Technologien erleichtert werden (Beißel 2014, S.
85).
3.3 Patentrecherche
Mittels einer Patentrecherche können die mit der Primärforschung gewonnen Daten verdichtet
werden. Die Ausmaße und denkbaren Stoßrichtungen einer Patentrecherche dokumentiert die
nachfolgende Abbildung.
WhitespotKlassen-
Analyse
Trend-
analyse
analyse
Freedom-to-
Patentland
karte
operate-
Patentrecherche
Analyse
Zitationsa
nalyse
Länderan
Analyse der
Keyword-
Anmelder
Analyse
alyse
Abbildung 6: Patentrecherche (in Anlehnung an Siwczyk 2009)
29
3.4 Kundenanalysen
Die zahlreich existierenden Kundenanalysen können systematisch eingesetzt vielfach Hinweise
vor allem für Produktverbesserungen geben.
Interne Daten
Externe Daten
KUNDENSTRUKTURANALYSE
KUNDENZUFRIEDENHEITSANALYSE
Welche Kundengruppen kaufen welche Sind die Kunden mit Produkt und
Produkte?
Welche
internationalen produktbegleitenden Services sehr oder wenig
Kundengruppen kaufen welche Produkte?
zufrieden?
KUNDENSTATUSANALYSE
KUNDENNUTZENMATRIX
Welche Produkte liefern bei Neukunden, Welche Produktmerkmale haben hohe
Mehrfachkäufern und Stammkunden die Priorität bei einzelnen Kundengruppen?
höchsten Umsätze und Deckungsbeiträge?
KUNDENKONTAKT-/ INTERESSENTENANALYSE
Welche Interessensbekundungen auf Messen führen bei welchen neuen Produkten tatsächlich
zu Käufen? Inwieweit besteht Nachbesserungsbedarf?
KUNDENBEZOGENE
KOSTENSTRUKTURANALYSE
LOST CLIENT-ANALYSE
Haben Kunden wegen eines Produktvorteils
Welche Produkte verursachen die geringsten eines
Wettbewerbers
den
Anbieter
Prozess-, Reklamations- oder Folgekosten
gewechselt?
(-differenziert nach Kundengruppen-)?
KUNDENPORTFOLIO
Welche Akzeptanz haben die Produkte bei den Kunden (-gruppen) im Sinne von Nutzung nur
eines einzelnen Produktes oder mehrerer Produkte eines Anbieters?
Abbildung 7: Kundenanalysen mit Bezug zur Produktpolitik
3.5 Produktgestaltung
In einer späteren Phase des Innovationsprozesses können die Produktgestaltung und das –
design evaluiert werden. Hierzu sollten bereits erste Prototypen zur Verfügung stellen. Für
bereits bestehende Produkte kann jedoch ebenso eine Überprüfung stattfinden, um somit eine
Soll-Ist-Analyse zwischen dem bestehenden Design und den Kundenwünschen zu erstellen.
30
Assoziations-
Akzeptanz-
Eyetracking
test
test
EmotionsProduktgestaltung/Design
Repertory
messung
Grid Technik
PräferenzConjoint
Schnellgreif-
Measurement
bühne
test
Sekundärforschung:
Abbildung 8: Methodenüberblick für die Produktgestaltung
Hierfür steht eine Bandbreite an Methoden zur Verfügung, die kombinierend eingesetzt werden
können. Aktuell wird vermehrt Eyetracking in Kombination mit Emotionsmessung genutzt.
Hierdurch kann nicht nur ermittelt werden, was Eyecatcher sind, sondern vielmehr gleichzeitig
herausgefunden werden, welche Emotionen ein Konsument beim Betrachten verspürt.
Einschränkungen hierbei sind jedoch, dass diese Kombination lediglich im Labor durchgeführt
werden kann oder vor einem PC. Wird Eyetracking isoliert genutzt, so kann dies in einem
Markttest eingesetzt werden, um zu analysieren, ob die Produktgestaltung/das Design unter
realen Bedingungen ansprechend für den Konsumenten ist.
3.6 Produktqualität und -bewertung
Um Produktflops zu vermeiden, bieten sich vor der Markteinführung Produkttests an. Der
Prototypentest bei Gebrauchs– oder Investitionsgütern ist oftmals ein reiner Funktionstest, der
das Erreichen oder Übertreffen von Qualitätsstandards (Materialbeschaffenheit, Sicherheit,
Langlebigkeit, Robustheit, internationale Einsetzbarkeit u.a.m.) zum Ziel hat. Diese Art von Tests
findet auf Prüfständen, in Labors, auf Teststrecken oder im Feldversuch statt, aber regelmäßig
ohne spätere Anwender und Nutzer.
31
Produkttests mit Einbezug von Anwendergruppen sind vor allem:
Home Use-
Usability
Test
Testing
Produktqualität und
-bewertung
Produktklinik
Online-Test
Studio-Tests (z.B.
in Degustationsund
Sensoriklaboren)
Abbildung 9: Produktqualität und -bewertung
Beim Home Use-Test erhalten die Probanden das Produkt nach Hause und können es – oft über
einen längeren Zeitraum – in ihrer gewohnten Umgebung nutzen. Begleitende Instrumente sind
neben Interviews auszufüllende Fragebögen oder Tagebücher, in Zeiten des allgegenwärtigen
Smartphones durchaus auch ergänzt um Fotos. Der Home Use-Test ist vor allem bei Gütern des
täglichen Bedarfs durchführbar (Raab et al. 2009, S. 318). Ferner ist ein Home Use-Test geeignet,
auch nach der Markteinführung – gerade bei internationalem Vertrieb – Nutzungsverhalten und
–vorlieben zu ermitteln.
Online-Tests haben den Charme der schnellen Informationsermittlung und das auch
international. Nutzergenerierte Bewertungen über Internetplattformen werden durch
Dienstleister oder eigene Unternehmensplattformen möglich.
Usability Tests beschäftigen sich vordergründig mit der Bedieneinfachheit und –sicherheit.
Immer mehr Bedeutung gewinnt aber die gesamte User Experience bis hin zur Frage, ob es einen
ausgeprägten Joy of Use gibt.
Die Produktklinik wurde bekannt als Car Clinic aus der Automobilbranche (Högl 1996, S. 295).
Ausgewählte Kunden bzw. Kundentypen beurteilen komplette Prototypen im Vergleich zu
32
relevanten Wettbewerbsprodukten hinsichtlich einer Vielzahl von Produkteigenschaften. Diese
Grundidee wurde vom Automobilbereich auf andere Gebrauchsgüter übertragen.
Studio-Tests sind schon in der Vergangenheit beliebte Formen des Produkttests gewesen. Die
Lebensmittelindustrie (Nahrung und Getränke) sowie die Kosmetikindustrie nutzen bspw. gern
Degustations- bzw. Sensoriklabore.
Sonderformen wie Verpackungstests können über Gruppendiskussionen, per Regaltest (virtuell
oder im Studio) oder per Eyetracking (z.B. per mobilem Eyetracker am Point of Sale) erfolgen.
Sofern nicht einzelne Produkteigenschaften sondern das Produktkonzept getestet wird, spricht
man vom Konzepttest. Umfassende Tests sind bspw. der Markttest (in einem ausgewählten
Vertriebsgebiet), der Storetest (in ausgewählten Einkaufsstätten) oder gar ein Testmarkt wie
der bekannte GfK-Behaviourscan in Haßloch in Baden-Württemberg (Quelle: Meffert et al. 2012,
S. 425-429).
4. Marktforschung für die Produktpolitik in ausgewählten Branchen
4.1
Marktforschung in der Automobilindustrie
Aufgrund der erheblichen Aufwendungen der Automobilhersteller von der Entwicklung bis zur
Markteinführung setzt diese Branche in hohem Maße quantitative wie qualitative
Marktforschung ein (vgl. Spiegel and Chytka 2007, S. 571, 573, 575). Eine besondere
Marktforschungsmethode kennzeichnet diese Industrie, die sogenannte Produktklinik (Car
Clinic).
Das Grundmodell der Car Clinic ist die statische Variante, bei der ausgewählte Konsumenten an
einen neutralen Ort eingeladen werden und dort unter großer Geheimhaltung neu entwickelte
Prototypen im Vergleich zu wichtigen Wettbewerbsprodukten sehen, erleben und beurteilen
dürfen. Die Befragungsorte sind oft international verstreut.
Bei der dynamischen Car Clinic erweitert sich das Erleben vom reinen Ersitzen, Erfühlen und
Sehen zum Fahrerlebnis. Im konkreten Umgang mit dem Fahrzeug können sich so weitere
wesentliche Aspekte des Erlebens und des Verhaltens der Probanden erschließen.
Die
Methodik
der
Car
Clinic
stellt
das
Grundgerüst
dar.
Zahlreiche
andere
Marktforschungsmethoden werden – differenziert je nach Untersuchungsschwerpunkt –
innerhalb einer Car Clinic eingesetzt. Beispielhaft genannt seien ethnographische Interviews,
33
Eyetracking, Thinking Aloud, Usability Testing, Verhaltensbeobachtung, Repertory Grid
Technique (vgl. Palmer and Schmid 2007, S. 26-30).
Die Automobilindustrie steht vor einer Wende: weg von den Verbrennungsmotoren hin zu
anderen Antrieben wie z.B. dem Elektromotor.
Am Beispiel von BMW kann man aufzeigen, wie seit 2008 planmäßig zunächst durch hunderte
von elektrisch betriebenen Minis (Typ MINI E), dann ab 2011 durch den BMW Active E (auf
Basis des 1er BMW) und seit 2014/15 durch den BMW i3 und i8 eine Langzeit-Marktforschung –
u.a. – zu den Anforderungen der Konsumenten an Elektroantriebe durchgeführt wird. So eine
über Jahre hinweg kontinuierliche Beobachtung in dieser Intensität und den erheblichen Kosten
bietet sich bei derartig grundlegenden Veränderungen an. Die vielfältigen im Alltag gewonnenen
Erkenntnisse fließen laufend in die Weiterentwicklung ein. Mit der BMW-i-Reihe stellte BMW
dann ein erstes unter nachhaltigen Gesichtspunkten ganzheitliches Konzept vor (vgl. RegerWagner and Buerke 2015, S. 89-117). Sowohl der Mini B als auch der Active B waren für
Privatkunden nicht käuflich zu erwerben und wurden beispielsweise über die Car Sharing Firma
Drive Now von BMW getestet.
4.2
Marktforschung in der Lebensmittelindustrie
Die Lebensmittelindustrie ist der viertgrößte deutsche Industriezweig mit einem Umsatz von
172 Mrd. Euro im Jahr 2014. Mehrere tausend Unternehmen sind in dem Bereich Food, Getränke
oder Food und Getränke aktiv. 95% dieser Unternehmen haben weniger als 250 Mitarbeiter.
Im Sommer 2015 initiierte die EAH Jena ein studentisches Marktforschungsprojekt (PrimärMarktforschungsmethoden
für
die
Produktpolitik
unter
spezieller
Betrachtung
der
Lebensmittelbranche; Studierende: Julia, Gawaz, Maren Hölscher, Carolin Lüthke, Julia
Wierzbicki, Maximilian Müller, Marius Rudolf; Studienleitung: Buerke, G./Magerhans, A.), das
den Einsatz von Primär-Marktforschungsmethoden für die Produktpolitik bei Herstellern von
Nahrungsmitteln und Getränken untersuchen sollte. Insgesamt 62 Hersteller aus der
Lebensmittelbranche beteiligten sich an der Online-Befragung. Einige wesentliche Ergebnisse im
Überblick:
1. Die Unternehmen der Lebensmittelbranche betreiben im hohen Maße Marktforschung in
Eigenregie
Fragestellung: In welchem Umfang wird in Ihrem Unternehmen Primärforschung durch
Eigen- bzw. Fremdforschung durchgeführt?
34
Marktforschung durch Eigenforschung – Hersteller, n=50
Sehr wenig*
24%
Wenig
34%
Viel
Sehr viel
14%
28%
*sehr wenig entspricht <25%
Wenig entspricht 25%-49%
Viel entspricht 50%-74%
Sehr viel entspricht 75%-100% von der
Durchführung von Eigenforschung
Abbildung 10: Marktforschung durch Eigenforschung
2. Das methodische Spektrum wird durchaus ausgenutzt
Fragestellung: Welche der folgenden Primär-Marktforschungsmethoden haben Sie in
den letzten drei Jahren bis zum heutigen Zeitpunkt genutzt? (entweder selbst
durchgeführt oder in Auftrag gegeben)
35
Angewandte Methoden Hersteller, n=62
Kundenbefragung/ -beobachtung
61%
55%
55%
Degustations-/Sensoriktest
48%
48%
47%
45%
(Ver-) Packungstest
Produkttest
34%
32%
32%
31%
31%
29%
29%
27%
27%
26%
26%
21%
16%
16%
15%
11%
11%
11%
11%
Konzepttest
Messebeobachtung
Zielgruppenforschung
Kundenzufriedenheitsanalyse
Positionierungsanalyse
Potenzialanalyse
Expertenbefragung
Webmonitoring
Conjoint Measurement
Virtual Concept Testing
6%
6%
6%
6%
6%
3%
2%
2%
2%
Prototypentest
Crowdsourcing
Technology Roadmap
Lead User-Workshop
0%
10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Zusatzbemerkung: Als weitere angewandte Methoden werden Tiefeninterview, Ethnografische
Forschung und Kundenlaufstudien angegeben.
3. Je größer die Unternehmen umso mehr Methoden werden eingesetzt
Fragestellung: Welche der folgenden Primär-Marktforschungsmethoden haben Sie in
den letzten drei Jahren genutzt?
36
Angewandte Methoden differenziert nach Umsatzgrößen
Kleine Hersteller(15)
Mittlere Hersteller (9)
Große Hersteller(21)
< 10 Mio. €
10 Mio. € - 99.999.999 €
> 100 Mio. €
80%-70%
69%-60%
Degustations-/ Sensoriktest 78%
Panelforschung 76%
Kundenbefragung/ beobachtung 60%
Kundenbefragung/ -beobachtung
67%
Storetest 40%
Degustations-/
Sensoriktest 40%
Messebeobachtung 40%
Assoziationstest 40%
Produkttest 33%
Panelforschung 33%
Fokusgruppen/
Gruppendiskussion 33%
(Ver-) Packungstest 33%
Home Use-Test 44%
Benchmarking 44%
(Ver-) Packungstest 67%
Fokusgruppen/
Gruppendiskussion 67%
Produkttest 57%
Degustations-/ Sensoriktest
57%
Konzepttest 57%
Kundenbefragung/ beobachtung 43%
Käuferverhaltensanalyse
43%
Benchmarking 43%
Zielgruppenforschung 38%
Markttest 33%
Home Use-Test 33%
Akzeptanztest 33%
59%-50%
49%-40%
39%-30%
29%-20%
Akzeptanztest 29%
Käuferverhaltensanalyse
20%
Kundenzufriedenheitsanalyse 20%
Markttest 20%
Positionierungsanalyse
20%
Regaltest 20%
Zielgruppenforschung 20%
19%-10%
Konzepttest 13%
Potenzialanalyse 13%
Präferenztest 13%
Storetest 33%
Produkttest 33%
Panelforschung 33%
Fokusgruppen/ Gruppendiskussion
33%
Akzeptanztest 22%
Assoziationstest 22%
Kundenzufriedenheitsanalyse 22%
Zielgruppenforschung 22%
Conjoint Measurement 11%
Expertenbefragung 11%
Eyetracking 11%
Käuferverhaltensanalyse 11%
Konzepttest 11%
Markttest 11%
Messebeobachtung 11%
Positionierungsanalyse 11%
Potenzialanalyse 11%
Präferenztest 11%
Regaltest 11%
Repertory Grid-Technik 11%
Trendforschung 11%
(Ver-) Packungstest 11%
Virtual Concept Testing 11%
Webmonitoring 11%
Positionierungsanalyse 29%
Potenzialanalyse 29%
Regaltest 29%
Storetest 29%
KundenzufriedenheitsAnalyse 19%
Messebeobachtung 19%
Präferenztest 19%
Conjoint Measurement 14%
Eyetracking 14%
Trendforschung 14%
Assoziationstest 10%
Crowdsourcing 10%
Expertenbefragung 10%
Prototypentest 10%
Virtual Concept Testing 10%
Webmonitoring 10%
Abbildung 11: Angewandte Methoden differenziert nach Umsatzgrößen
Zusatz: Neuere Methoden wie Crowdsourcing finden sich nur bei den größeren Unternehmen.
37
4. Für Mobile Research wird zukünftig eine starke Rolle hinsichtlich der Möglichkeit einer
schnellen Befragung einer großen Zahl von Usern erwartet (73%). Social Media
erwarten 65% User Generated Content für die Produktpolitik.
Fragestellung: Glauben Sie, dass die nachfolgenden Methoden zukünftig stärker
nachgefragt werden?
Mobile Research Hersteller n=48
zur schnellen Befragung einer großen Zahl von
Usern
73%
38%
zur Gewinnung von Insights am Point of Sale
25%
mit dem Schwerpunkt Foto- und Bildanalyse
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Social Media Hersteller n=43
zur Bewertung von Produktideen
70%
zur Gewinnung von User Generated Content
65%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Abbildung 12: Zukünftiger Einsatz von Mobile Research und Social Media
4.3
Marktforschung im Printbereich
Zeitungs- und Zeitschriftenverlage sind nicht zuletzt durch ihre Mischung aus Plankauf (=Abo)
und Impulskauf (Spontankauf am Point of Sale) schon lange Zeit dabei, mittels apparativer
Verfahren ihre Produkte zu optimieren.
Ein schon früh im Einsatz befindliches Verfahren war die Tachistokopie, bei der Probanden nur
sehr kurzfristig (in Sekundenbruchteilen) Titelseiten von Zeitschriften gezeigt werden, um
beispielsweise die Erkennbarkeit einzelner wesentlicher Gestaltungselemente eines Titelblattes
zu beurteilen (Sauermann 2008, S. 229-232).
38
Größere Bedeutung für Zeitungen gewann in den letzten Jahren das sog. Reader Scan-Verfahren
sowie für Zeitschriften und Zeitungen die Blickregistrierung per Eyetracking.
Darüber hinaus gibt es beispielsweise Ansätze zur Leserforschung wie das vom Focus-Magazin
entwickelte RFID-Verfahren. Auf jeder Magazin-Doppelseite werden RFID-Chips angebracht, so
dass über ein Lesegerät erkannt wird, wie oft und wie lange welche Heftseiten genutzt werden
(Quelle: Deisenberg 2009, S. 415-440 und Händler 2009, S. 441-450).
Erwähnenswert
sind
zudem
die
Aktivierungsmessung
per
Pulssensor
oder
Hautwiderstandsmessung und neuerdings die Emotionserkennung über die Mimik (z.B. das
Emo-Scan-Verfahren der GfK) (Dieckmann et al. 2008, S. 319-348).
Reader Scan-Methode
Mit einem elektronischen Handscanner in Stiftform erfasst eine Gruppe von beispielsweise
Tageszeitungs-Lesern kontinuierliche ihr Leseverhalten. Die Informationen werden mittels
Modem übertragen und aggregiert, so dass die Zeitungsredaktion noch am Erscheinungstag
Informationen erhält, was Leser (-gruppen) lesen oder nicht lesen, wo evtl. abgebrochen wird,
wann und wie lange sie lesen. Die Redaktionen schließen über die Nutzungsgrade auf
Themeninteressen (Stiefenhofer 2012, S. 247-266). Je größer eine panel-Gruppe ist, umso besser
lassen sich Interessensunterschiede zwischen verschiedenen Lesergruppen identifizieren. Dies
gilt auch für Hinweise zur Gestaltung und Wortwahl, sofern über einen längeren Messzeitraum
diesbezüglich deutlich variiert wird.
Dass die Probanden mit dem Reader Scan ganz konkret sowohl den Einstieg in den Text eines
Artikels als auch die Stelle des Ausstiegs (mittendrin oder am Ende) markieren müssen, ist dies
ein sehr bewusster Vorgang. Aspekte wie das schnelle Erfassen und Überblicken der
verschiedenen Zeitungsseiten (z.B. Titelseite oder innenliegende Doppelseiten) zu beobachten,
kann nur das Eyetracking bieten.
Bei der Reader Scan-Methode handelt es sich um ein explizites Verfahren, beim Eyetracking um
ein implizites. Beide Verfahren lassen sich mit weiteren Verfahren geschickt ergänzen. Bei der
Reader Scan-Methode können es quantitative oder qualitative Methoden sein.
39
Home UseTest
Vergleich zu Online
Analytics-Werten
Verständlich-
Reader Scan
keitstest
(sofern eine OnlineVersion verfügbar
ist)
Kündiger-/ Lost
Client-/ NichtleserAnalysen
Abbildung 13: Reader Scan-Methode
In einem empirischen Test hatte sich zur qualitativen Bewertung einzelner Artikel das Post itZettel-Kommentierungsverfahren bewährt (rote/ gelbe/ grüne Post it-Zettel pro gelesenem
Artikel mit Kurzkommentaren zur Bewertung).
Eyetracking-Methode
Die Blickregistrierung per Eyetracker beobachtet und dokumentiert die Blickverläufe von
Probanden. Dabei gibt es table monted (stationäre) und head monted (mobile) Systeme. Das
Eyetracking hat durch technische Verbesserungen, insbesondere eine Auswertungs-Software,
und das Aufkommen des Internets (Webseiten, Onlineshops) seit den 90er Jahren einen
erheblichen Bedeutungsaufschwung erfahren. Zentrale Auswertungsmöglichkeiten sind
Heatmaps (sie zeigen, wo besonders intensiv hingeschaut wird), Focus Maps (welche Bereiche
werden im Wesentlichen betrachtet) sowie Blickverläufe (in welcher Reihenfolge werden
Bereiche angeschaut). Die Area of Interest- Auswertung kann zudem belegen, welche definierten
Bereiche eines Betrachtungsobjektes wie lange betrachtet werden (Buerke and Gerlach 2009, S.
409 – 430; Feuß 2013, S. 92-264.).
40
Typische Anwendungsbeispiele für das Eyetracking in der Printforschung sind:
-
der Titelblatt-Test (bei Zeitschriften)
o
Titelwirksamkeit im Zeitablauf
o
Titelwirksamkeit im Wettbewerbsvergleich
o
Titelwirksamkeit im Layoutvergleich
-
der Layout-/ Struktur-Test (bei Zeitschriften und Zeitungen)
-
der Format-Test (bei Zeitschriften und Zeitungen)
-
der Anzeigen-Test (vor allem bei Zeitschriften).
Tiefenintervie
w zu Likes und
Dislikes
Regal-Test (z.B. zur
Home Use-Test
Eyetracking
Auslageform: frei/
teilweise verdeckt/
im Stapel)
Assoziations-,
Image- und
PositionierungsAnalysen
Abbildung 14: Eyetracking
Die meisten Medien verfügen durch eigene oder brancheninterne Studien über viele
Informationen zu ihren Leserstrukturen. Die Leserstruktur nimmt erheblichen Einfluss auf die
Probandenzahl. Beim Eyetracking wirkt jede heterogene Teilzielgruppe als Multiplikator bei
einer empfehlenswerten Teilnehmerzahl von 6-10 pro Teilgruppe.
41
5. Zukunft der innovations- und produktbezogenen Marktforschung
Sorgfältige Analysen sind eine zentrale Voraussetzung, um das richtige Produkt dem Markt
anzubieten.
Dies
gilt
über
alle
Phasen
eines
Produktneuentwicklungs-
oder
–
verbesserungsprozesses. Das Instrumentarium der Primär- und Sekundärforschung bietet dazu
reichhaltige Voraussetzungen.
Um den richtigen Ansatz für einen Innovations- oder Renovationsprozess zu liefern, werden
Trendinformationen und mehr Customer Insight immer wichtiger. Dazu liefern Internet und
Smartphone immer mehr Potenzial zur Sammlung oder Generierung von Bildmaterial – von
allen Kontinenten. Speziell Mobile Research wird das bisherige Instrumentarium in der PrimärMarktforschung ebenso erfolgreich erweitern können, wie dies das Instrument der OnlineBefragung seit längerem geschafft hat.
Ein weiterer Trend im Innovationsbereich ist eine offenere Einstellung zu Open Innovation.
Mehr Kundenintegration, mehr Webmonitoring, mehr Einbindung externer Erfinder und
Experten, z.B. über Innovationsplattformen (Crowdsourcing), um Nebenaufgaben auszulagern
oder gerade vor allem die Ideensuche auf eine sehr viel breitere Basis als interne Mitarbeiter
und Abteilungen zu stellen, sind relevante Herausforderungen für das Innovationsmanagement
der Unternehmen (Buerke, 2013).
Die starke Internationalisierung, die Schnelligkeit des weltweiten Informationsaustausches und
hoher Wettbewerbsdruck sind zentrale Treiber für eine nachhaltig hohe Bedeutung der
innovations- und produktbezogenen Marktforschung.
42
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Schriften
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Heft 2/2016, Fachbereich Betriebswirtschaft, Ernst-Abbe-Hochschule Jena
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Wirtschaftswissenschaftliche Schriften Heft 1/2016, Fachbereich Betriebswirtschaft,
Ernst-Abbe-Hochschule Jena
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Geyer H. et all., 2015, Finanzmärkte – Unternehmungen - Informationen,
Wirtschaftswissenschaftliche Schriften Heft 2/2015, Fachbereich Betriebswirtschaft,
Ernst-Abbe-Hochschule Jena
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Wirtschaftswissenschaftliche Schriften Heft 1/2015, Fachbereich Betriebswirtschaft,
Ernst-Abbe-Hochschule Jena
Jahrgang 2014
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Jena
Jahrgang 2013
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Unternehmen vor dem Hintergrund der Wirtschafts- und Staatsschuldenkrise,
Wirtschaftswissenschaftliche Schriften Heft 5/2013, Fachbereich Betriebswirtschaft,
Ernst-Abbe-Fachhochschule Jena
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4/2013, Fachbereich Betriebswirtschaft, Ernst-Abbe-Fachhochschule Jena
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eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements in die unternehmerische Praxis auf
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Fachbereich Betriebswirtschaft, Ernst-Abbe-Fachhochschule Jena
Jahrgang 2012
Albrecht, S., Bark, B., Beyer, C., Blossey, B., Bösnecker, P., Brandt, T., Buerke, G.,
Chen, L., Domnik, M., Gätcke, J., Schleicher, St., Schultheiß, S., 2012,
Auszubildende im Handwerk – Eine empirische Studie in der Region Jena,
Wirtschaftswissenschaftliche Schriften Heft 4/2012, Fachbereich Betriebswirtschaft,
Ernst-Abbe-Fachhochschule Jena
Ernst, D., Stoetzer, M.-W., 2012, Beschäftigungseffekte von Innovationen auf
Unternehmensebene: Ein Überblick theoretischer und empirischer Befunde,
Wirtschaftswissenschaftliche Schriften Heft 3/2012, Fachbereich Betriebswirtschaft,
Ernst-Abbe-Fachhochschule Jena
Rauschenbach, M., 2012, Strategisches IP-Management im Unternehmen unter
Berücksichtigung rechtlicher Rahmenbedingungen, Wirtschaftswissenschaftliche
Schriften Heft 2/2012, Fachbereich Betriebswirtschaft, Ernst-Abbe-Fachhochschule
Jena
Buerke, G., 2012, Ausgewählte Aspekte zu Corporate Social Responsibility bei
deutschen Großunternehmen und Nachhaltigkeit bei produzierenden KMU in
Sachsen und Thüringen, Wirtschaftswissenschaftliche Schriften Heft 1/2012,
Fachbereich Betriebswirtschaft, Ernst-Abbe-Fachhochschule Jena
49
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