Donnerstag · 11. Oktober 2012 20 Uhr

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Donnerstag · 11. Oktober 2012
20 Uhr · Volkshaus
Konzert Dirigentenforum
Deutscher Musikrat & Jenaer Philharmonie
Antonín Dvorák (1841-1904)
Die Mittagshexe. Sinfonische Dichtung
C-Dur op. 108
Richard Strauss (1864-1949)
Der Rosenkavalier. Suite aus der Oper op. 59
Pause
Ludwig van Beethoven (1770-1827)
Sinfonie Nr. 8 F-Dur op. 93
Allegro vivace e con brio
Allegretto scherzando
Tempo di Menuetto
Allegro vivace
Dirigenten:
An-Hoon Song
Aurélien Bello
Dirigentin:
Kristiina Poska
Der Deutsche Musikrat repräsentiert die Interessen von rund acht Millionen musizierenden
Menschen und ist der weltweit größte Dachverband der Musik. Mit 120 Mitgliedsverbänden, institutionen und zahlreichen Persönlichkeiten des Musiklebens wirkt der Deutsche Musikrat
zusammen mit seinen Projekten und Fördermaßnahmen als Ratgeber und Kompetenzzentrum für
Politik und Zivilgesellschaft.
Der Deutsche Musikrat wird finanziert aus Zuwendungen des Bundes, der Länder, einzelner
Kommunen, Stiftungen, privater Sponsoren und Mäzene. Er ist Mitglied in der Deutschen UNESCOKommission sowie im Europäischen und Internationalen Musikrat. Der Deutsche Musikrat steht unter
der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten.
Die Projekte des Deutschen Musikrates fördern den musikalischen Nachwuchs, sind Medium für die
musikpolitischen Botschaften und setzen Impulse für das Musikleben in Deutschland. Sie fördern
professionelle Musikerinnen und Musiker (Deutscher Musikwettbewerb, Bundesauswahl Konzerte
Junger Künstler, Dirigentenforum, PopCamp) ebenso wie das Laienmusizieren (Deutscher Orchesterund Deutscher Chorwettbewerb), den talentierten Nachwuchs (Bundeswettbewerb Jugend musiziert,
Bundesbegegnung Jugend jazzt, Bundesjugendorchester und Bundesjazzorchester, SchoolJam), die
Zeitgenössische Musik (Edition Zeitgenössische Musik, Konzert des Deutschen Musikrates) und
bieten
eine
Plattform
zur
Vernetzung
von
Information
und
Dokumentation
(Musikinformationszentrum, Europäische Musikbörse).
Das DIRIGENTENFORUM des Deutschen Musikrates
Das bundesweite Förderprogramm DIRIGENTENFORUM wendet sich an den dirigentischen
Nachwuchs in Deutschland. Überdurchschnittlich begabte junge Dirigentinnen und Dirigenten werden
mit der Teilnahme an Meisterkursen und der Vermittlung von Assistenzen und Förderkonzerten auf
verantwortungsvolle Positionen im deutschen und im internationalen Musikleben vorbereitet.
Die Stipendiaten erwartet ein umfangreiches Arbeitsprogramm mit Berufsorchestern. Proben und
Aufführungen in den Bereichen Musiktheater und Sinfonik stehen dabei im Zentrum. Regelmäßige
Kooperationen mit Kammerorchestern und Spezialensembles für Alte und Neue Musik
vervollständigen das umfassende Kursangebot. Das Stufenprogramm des DIRIGENTENFORUMs
kann für Spitzenbegabungen bis zur 3. Förderstufe und zur Auszeichnung mit dem Deutschen
Dirigentenpreis führen.
Bei der Programmgestaltung arbeitet das DIRIGENTENFORUM mit einer ständig wachsenden Zahl
von Orchestern und Musiktheaterensembles, Musikhochschulen sowie öffentlich-rechtlichen
Rundfunkanstalten zusammen. Im Zusammenwirken mit bisher mehr als siebzig deutschen
Kulturorchestern wird alljährlich bundesweit ein vielgestaltiges Programm in den Bereichen Oper,
Operette und Konzert veranstaltet. Die Meisterkurse werden von international renommierten
Dirigentenpersönlichkeiten geleitet, in der Saison 2011/12 u.a. von Sian Edwards, Reinhard Goebel,
Peter Gülke, Jun Märkl und Marc Piollet.
Die Dirigenten
An-Hoon Song, gebürtiger Südkoreaner, studierte zunächst Klavier an der Chonnam Universität in
Südkorea und an der Musikhochschule »Robert Schumann« in Düsseldorf. Anschließend wechselte
er an die Hochschule für Musik und Theater Leipzig, wo er ein künstlerisches Aufbaustudium im Fach
Dirigieren absolvierte. Im Sommer 2010 war er musikalischer Assistent von Ulrich Windfuhr bei den
Eutiner Festspielen und übernahm dort die musikalische Leitung der Kinderoper »Pinocchio« von
Gloria Bruni. Mit der Spielzeit 2012/13 geht er als 2. Kapellmeister ans Theater Osnabrück.
Im Februar 2008 wurde An-Hoon Song in das DIRIGENTENFORUM des Deutschen Musikrats
aufgenommen und besuchte Kurse bei Georg Fritzsch, Gabriel Feltz, Johannes Schlaefli, Pavel Baleff,
Gunter Kahlert und Christian Ehwald.
Aurélien Bello ist derzeit als freischaffender Konzert- und Operndirigent tätig. Mit dem Mendelssohn
Kammerorchester Leipzig konzertiert er seit 2 Jahren regelmäßig. Er gab Konzerte unter anderem mit
dem Konzerthausorchester Berlin, dem Orchester der Komischen Oper Berlin, dem
Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt, der Philharmonie Jena, den Bremer Philharmonikern,
dem Folkwang Kammerorchester Essen, der Baden-Badener Philharmonie, dem Concerto Köln.
Seit 2009 ist Aurélien Bello ständiger Dirigent der Jungen Philharmonie Brandenburg (Chefdirigent
Sebastian Weigle), die er sowohl in Konzerten als Opernaufführungen leitet.
Geboren 1980 in Frankreich, studierte Aurélien Bello Musiktheorie, Harfe und Orchestrierung am
Conservatoire National Supérieur de Musique de Lyon. Es folgte ein Dirigierstudium an der
Hochschule für Musik » Hanns Eisler« Berlin bei Prof. Hans-Dieter Baum und Prof. Christian
Ehwald. Seit April 2007 wird er durch das Dirigentenforum des Deutschen Musikrates gefördert und
ist Stipendiat 2010-2012 der Akademie Musiktheater heute.
Die Dirigentin:
Kristiina Poska, geboren in Estland, studierte Chordirigieren an der Estonian Academy of Music and
Theatre sowie Orchesterdirigieren bei Prof. Christian Ehwald an der Hochschule für Musik Hanns
Eisler Berlin. Sie ist Stipendiatin beim Dirigentenforum des Deutschen Musikrats.
Kristiina Poska hat bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten und Preise gewonnen, unter anderem
den Dimitris Mitropoulos International Competition in Athen, den Dirigentinnenwettbewerb der
Orchesterakademie der Bergischen Symphoniker Remscheid-Solingen e.V., den Donatella Flick
Conducting Competition mit einem Dirigat des London Symphony Orchestra beim Finalkonzert, den
Deutsche Operettenpreis für junge Dirigenten der Oper Leipzig und des Dirigentenforums des
Deutschen Musikrates sowie den Publikumspreis der Leipziger Volkszeitung.
Seit 2006 leitet Kristiina Poska das Sinfonieorchester der Humboldt-Universität zu Berlin
»Cappella Academica«. 2010/11 debütierte Poska mit dem Eesti Riiklik Sümfooniaorkester, mit
Werken von Heino Eller, Veljo Tormis, Eduard Tubin und Peter I. Tschaikowsky. Ab der Spielzeit
2012/13 wird sie als Kapellmeisterin der Komischen Oper Berlin tätig sein.
Die Komponisten und ihre Werke
Antonin Dvorák hat seine sinfonische Dichtung Die Mittagshexe als Miniatur-Sinfonie angelegt mit
vier ineinander übergehenden Teilen. Zu Beginn steht das friedliche, geradezu idyllische
Familienglück im Mittelpunkt. Strukturell erfüllt es die traditionsgemäße Sonatenform nur leicht, dient
es Dvorák doch zur Etablierung eines Kontrasts. Das heftige Geschrei des Kindes - dargestellt durch
die Tonrepetitionen der Oboe - übernimmt ganz allmählich die dominierende Rolle. Die herbei eilende
Mutter versucht das Kind zunächst noch zu beruhigen, droht dann mit dem Erscheinen der bösen
Mittagshexe - für einen kurzen Moment taucht an dieser Stelle das Motiv der Mittagshexe in den
Holzbläsern auf; die Anfangsruhe kehrt fürs erste zurück. Jedoch kulminiert nur kurze zeit später das
Geschehen und die Mittagshexe erscheint. Sinfonisch steigert sich die Auseinandersetzung bevor der
langsame Satz mit ungewohnter Dissonanzenfülle beginnt. Janácek schrieb hierzu folgendes: » Man
vermöchte den grauenhaften Schatten zu ertasten in diesen seltsam humpelnden, ungewohnten und
ungeahnten harmonischen Fortschreitungen.« Fordernde Trompetenrufe der Hexe stehen der
kämpfenden Mutter gegenüber. In einem als Scherzo angedeutetem Satz umkreist die Hexe in einem
gespenstischen Tanz die Mutter. Dazwischen tönende Holzbläser verdeutlichen das Klagen der
Mutter, die ohnmächtig zusammen sinkt. Als die Glocke zwölf Mal schlägt, bemächtigt die Hexe sich
dem Kind und verschwindet. Der vierte und letzte Teil der sinfonischen Dichtung ist eine
konzentrierte Zusammenfassung des grausamen Geschehens. Der Vater kehrt, begleitet von einem
fallenden Motiv, heim und entdeckt die Tragödie, kann die Mutter jedoch wieder beleben. Zusammen
offenbart sich ihnen das volle Ausmaß des grausamen Geschehens. In einem großen Ausbruch des
Orchesters tönen das Triumphgeheul der Hexe und die Klageschreie und Trauer der Mutter und des
Vaters über das verstorbene Kind ineinander.
Die Mittagshexe entstand im Jahre 1896 in Prag nach der Balladensammlung »Der Blumenstrauß«
des tschechischen Dichters Karel Jaromir Erben. Gemeinsam mit den sinfonischen Dichtungen "Der
Wassermann" und "Das goldene Spinnrad" kam die Mittagshexe 1896 im Prager Konservatorium
durch Anton Bennewitz zur Uraufführung.
Wenige Tage nach der Uraufführung seiner Oper » Elektra« erhielt Richard Strauss einen Brief
vom österreichischen Schriftsteller Hugo von Hofmannsthal, in dem er ankündigte, das Szenario einer
Spieloper grob entworfen zu haben. Strauss war hierüber sehr erfreut, war er doch schon seit langer
Zeit auf der Suche nach einem Stoff für eine komische Oper. Bei einem Treffen in Berlin der beiden
Künstler jedoch hielt sich Strauss' Begeisterung über
Der Rosenkavalier op. 59 dann in Grenzen, beschloss jedoch trotzdem, sich dem Stoff anzunehmen.
Mit der Zeit wuchs seine Begeisterung für das Werk und für die Zusammenarbeit mit Hofmannsthal.
Gegen Ende des Jahres 1910 waren die Arbeiten an der Komposition abgeschlossen. Trotz moralischer
Bedenken erfolgte die Uraufführung an der Dresdener Hofoper - der Premierenerfolg war
überwältigend; alle 30 weiteren Vorstellungen waren in Kürze ausverkauft, das Publikum reiste von
weit her an, um das Werk zu hören. In der Folge rissen sich die Theater in München, Berlin, Prag und
Mailand um die Aufführungsgenehmigungen zu bekommen. Bis heute ist es Strauss' beliebtestes und
meist gespieltes Bühnenwerk.
Die Handlung spielt im Wien des 18. Jahrhunderts, in den ersten Jahren der Regentschaft Maria
Theresias. Die Fürstin Wendenberg, die Gattin eines Feldmarschalls, vergnügt sich in ihrem
Schafgemach mit ihrem Geliebten Octavian und wird dabei von Baron Ochs gestört. Der Geliebte
verkleidet sich kurzerhand als Kammerzofe. Nur schwer kann sich die »Zofe« den Annäherungen des
Barons widersetzen. Er soll die adelige und reiche Sophie (Tochter des Herrn von Faninal) heiraten
und bietet ihm ihren Geliebten (die Kammerzofe) als Bräutigamsführer - »Rosenkavalier«- an.
Der zweite Akt spielt im hause von Faninal; die Tochter erwartet den Rosenkavalier, der ihr eine
silberne Rose überbringen und somit die Ankunft des Bräutigams ankündigen soll. Der Rosenkavalier
verliebt sich sofort in Sophie. Den Baron findet Sophie abstoßend und rüpelhaft. Heimlich küssen sich
Octavian und Sophie und werden daraufhin von einem Intrigantenpärchen verraten. Octavian fordert
den Verzicht des Barons auf seine Braut. Im Kampf verwundet Octavian den Baron mit dem Degen.
Sophies Vater macht diesem Spiel ein Ende und fordert seine Tochter auf, den Baron zu heiraten,
ansonsten müsse sie für immer ins Kloster. Der verletzte Baron erhält von der Fürstin einen Brief, in
dem ihn die Kammerzofe einlädt.
Das Treffen findet in einem Wirthaus statt - jedoch handelt es sich hierbei um eine Falle. Annina, die
Frau des intrigierenden Pärchens tritt dem Baron mit vier Kindern gegenüber und behauptet, es seien
die seinen. Die Polizei greift ein und der Baron verliert die Fassung. Sophie und ihr Vater kommen
hinzu. Sophies Vater ist nun überhaupt nicht mehr von der Hochzeit überzeugt. Auch die Fürstin
betritt die Szene und verjagt den Baron. Resignierend überlässt die Fürstin ihren Geliebten Sophie und
verlässt das Wirtshaus mit Herrn von Faninal. Die beiden frisch verleibten sinken sich selig in die
Arme.
Nach dem gigantischen Erfolg der Oper richtete Richard Strauss eine »Suite« mit den beliebtesten
Melodien der Oper »Der Rosenkavalier« ein. Im Zentrum stehen hierbei die blühenden
Rosenkavalier-Walzer mit beschwingter Melodik, schwelgerischem Rhythmus, glanzvollen
Harmonien und funkelnden Orchesterfarben. Den Beginn der Orchestersuite hat Strauss direkt aus der
Oper übernommen. Das Hauptthema, von den Hörnern artikuliert, versinnbildlicht die Energie,
Leidenschaft und Jugendlichkeit des Geliebten Octavians. Dieser spielerischen Einleitung folgen die
wundervolle Melodie der Sophie und die berühmte
»Rosenszene«. begleitet von dem berühmtesten Walzer der Oper. Die Idee, Walzer in den
Rosenkavalier mit einzubinden, hatte der Librettist von Hofmannsthal selbst, wovon einige Briefe an
Strauss bezeugen. Nun rückt das Trio Sophie, Octavian und Baron in den Mittelpunkt, bestehend aus
drei selbständigen, simultan dargebotenen Monologe, welche die unterschiedlichen Blickwinkel der
Liebenden abbilden. Den Abschluss bildet das Duett von Sophie und Octavian. In beeindruckender
Art und Weise verbindet Strauss reine Melodik und harmonische Raffinesse zu einem großen Ganzen.
Die Suite endet mit einem Walzer und lässt den Charme des Goldenen Wiener Zeitalters erneut
aufleben voller Pracht und Fülle.
Emotionale Turbulenzen - der Aufenthalt in Teplitz mit dem bewegenden Brief an die
»Unsterbliche Geliebte« sowie die von Querelen geprägten Besuche bei seinem in einer unehelichen
Beziehung lebenden Bruder in Linz - begleiten die Entstehungsphase der Sinfonie Nr. 8 F-Dur op. 93
von Ludwig van Beethoven. Zunächst als Klavierkonzert konzipiert, ändert Beethoven seine Pläne
urplötzlich und komponiert eine weitere Sinfonie voller Humor und derb-fröhlicher Stimmung.
Merkwürdig sind zudem die zahlreichen Brechungen mit der Tradition der Musik: das Menuett
gestaltet Beethoven schwerfällig, die vom Metronom - von Beethoven als fortschrittlich bezeichnet ermöglichte mechanische Ordnung durchkreuzen die Streicher und der übliche Dreivierteltakt wird
regelmäßig gestört. Der erste Eindruck, Beethoven nähere sich wieder Haydn und Mozart an, wird
hiermit zunichte gemacht. Er orientiert sich nicht an der Tradition, sondern führt sie gleichsam vor und
reflektiert über sie.
Der Hauptthemasatz des ersten Satzes ist geprägt durch einen Dreivierteltakt. Allmählich wird diese
Struktur aufgeweicht und letztendlich zunichte gemacht. Rhythmisch untypisch agiert Beethoven auch
mit einem mehrfach eingeschobenen Marschtakt, welcher das Gesangsthema stört. In der
Durchführung und Coda wird dieses Prinzip der Brechung vollends intensiviert, indem Regelmaß und
Unregelmäßigkeit durch Akzentverschiebungen ununterscheidbar verschmelzen. Ein Kanon steht im
zweiten Satz im Mittelpunkt. Strikt agierende Holzbläser kontrastiert Beethoven mit dem Takt
entgegen artikulierenden Streicher, eine Durchkreuzung, die bis zum Ende noch gesteigert wird.
Ähnlich agiert Beethoven im Menuett, welches extrem behäbig gestaltet ist. Auch hier sind
Akzentverschiebungen die Regel. Als Rondo- und Sonatensatzform ist der Finalsatz gestaltet. Scharfe
dynamische Kontraste, synkopische Verschiebungen und harte Rückungen nutzt Ludwig van
Beethoven zur Gestaltung und Organisation.
Text: Markus Pietrass
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