Die ersten Arbeiten: 1944 – 1950

Werbung
Die ersten Arbeiten: 1944 – 1950
Rouen von Trümmern befreien und dort neue Häuserblocks entwerfen
ls erstes gilt es die öffentlichen Straßen im Großraum
von Rouen von den abgebrannten Fahrzeugen und
den diese umgebenden Trümmern aller Art zu befreien. Auch müssen die Löcher verschlossen und die nicht
mehr wiederverwertbaren Mauerstücke abgerissen werden.
Mit der Starthilfe der amerikanischen Soldaten werden diese
Aufräumarbeiten unter der Regie von Jean Prempain, Leiter
der Brücken– und Straßenverwaltung, der eine diskrete, aber
sehr wichtige Rolle beim Wiederaufbau spielt, schnell durchgeführt. Nachdem er von dutzenden Wracks befreit wurde, kann
der Hafen Anfang 1945 wieder von Schiffe angefahren werden.
A
Da ganze Viertel verschwunden sind können
größere Änderungen vorgenommen werden.
Die zweite wichtige Aufgabe: Die Grundstücke zu bewerten
und Schäden zu reparieren. Da ganze Viertel verschwunden
sind, kann man die Grenzen und sogar Größen der Grundstücke sowie die Straßenführung verändern und somit ganze
Stadtteile umgestalten. Zu den neuen Straßen gehören z.B.
die rue de la Tour de Beurre, aber vor allem die rue du Général
Leclerc, deren Bau 1948 begonnen und drei Jahre später fertig
gestellt wird. Ihre Führung
neigt dazu, die Rechtwinkligkeit eines Viertels zu
zerstören, das heute völlig
anders als sein mittelalterlicher Vorgänger ist. Rouen
als Handelsstadt stellt die
Städtebauer mit seinem reichem städtebaulichen Erbe
vor nicht geringe Probleme.
Dazu kommt, dass der Beginn der Arbeiten durch das
Verfahren um die Erhöhung
der Kaimauern verzögert
wird: Einer Entscheidung der
Regierung, die aus dem unrealistischen Projekt „Paris
– Tor zum Meer“ hervorgegangen ist und nach langem
Zögern zu einer Anhebung
der Brücken auf eine lichte
Beginn des Wiederaufbaus am rechten Ufer um 1950
Höhe von 7 Metern führt.
Um den Wiederaufbau zu beschleunigen
baut der Staat selbst mehrere Gebäude auf der
linken Seite der Seine.
Um den Wiederaufbau zu beschleunigen baut der Staat selbst
mehrere Gebäude auf der linken Seineseite ohne die Zuteilung der neu vermessenen Grundstücke an die geschädigten
Eigentümer abzuwarten. Die „Docks“, wo die ersten Bewohner
ab 1950 einziehen, präsentieren sich als avantgardistische Architektur bei der zwei große Häuserblöcke auf der obersten
Etage durch eine bewohnte Brücke miteinander verbunden
sind. Ebenso imponieren in Sotteville die ersten Gebäude der
„Grünen Zone“, die auf Lods zurückgehen, mit einer neuen
Vertikalität von 10 Etagen und einer bis dahin nicht gekannten Konzeption der Inneneinrichtung, die den Wohnungen
Licht und Bequemlichkeit verschafft. Dagegen beginnt auf der
rechten Seineseite der Bau der ersten Häuserblocks an der rue
Grand Pont nicht vor Ende 1950.
Wohngebäude „ Immeuble des Docks“ erbaut ab 1950 auf dem linken Ufer
Grâce à l’aide des soldats américains sous la direction de Jean Prempain, directeur du service des ponts et chaussées, les ruines sont assez rapidement
déblayées. Le port est remis en service dès 1945. Les destructions importantes permettent en partie une redivision et une organisation nouvelle des
parcelles et des rues. Ce sont avant tout la rue de La Tour de Beurre et la rue du Général Leclerc terminée en 1951, qui tranchent le plus sur avec le tracé
des rues médiévales. La combinaison des impératifs du commerce et d’une ville-musée médiévale donne du fil à retordre aux urbanistes. L’élévation du
niveau des berges de la Seine de 7 mètres dans le cadre du projet « Paris-port de mer », imposée par le MRU, provoque de gros retards dans les travaux
de reconstruction. A l’inverse, sur la rive gauche, on bâtit une architecture d´avant-garde.
Kröpckeplatz, Kreuzkirchenviertel und die Constructa-Blocks
achdem die demokratischen Strukturen errichtet,
eine neue D-Mark geschaffen und ein Flächennutzungsplan für Hannover aufgestellt sind, gewinnen die Arbeiten für den Wiederaufbau Hannovers an
Schwung. Das Kreuzkirchenviertel im Herzen der Stadt wird
1949 als erstes neues Wohnviertel errichtet. Hier schirmen 4-5
stöckige Wohnblöcke kleine Wohnhäuser mit Gärten von dem
Lärm der Stadt ab. Diese „Oase“ gilt bis heute als mustergültige Planung für zentrumsnahes aber individuelles Wohnen. Darüber hinaus erweist sich die Kooperation der zur Aufbaugenossenschaft verbundenen Grundstückseigentümer, die ihre
Grundstücke zusammenlegen und neu aufteilen, zusammen
mit der Kommune und mehreren renommierten Architekturbüros als exemplarisch. Die Wiederauferstehung des KröpckePlatzes, das gesellschaftliche und kommerzielle Herz der
Stadt, erfolgt ebenfalls sehr
frühzeitig. Im Jahre 1948
baut Oesterlen das berühmte Café am Kröpcke in Form
eines elliptischen Pavillions von großer Leichtigkeit
und Transparenz wieder auf,
1950 wird der Platz als solcher in nur sieben Wochen
wieder hergestellt. Hier wird
ab Oktober 1949 der erste
Neubau von Hannover errichtet, ein schneeweiß verputztes Geschäftshaus mit dem
programmatischen Namen
Das „Europa-Haus“ auf dem Kröpcke
1949
„Europahaus“.
N
Wohnungsbau inspiriert von der Constructa.
In dieser frühen Epoche werden der Constructa-Block in der
Südstadt mit 500 Wohneinheiten gebaut. Er verdankt seinen
Namen der Constructa-Bauausstellung vom Sommer 1951, für
die er unter Verwendung neuer Grundrisstypen, Baustoffe und
Bauverfahren als moderne und großzügige Wohnbebauung
geplant und ausgestellt wird.
Finanziert wird dies auf genossenschaftlicher Grundlage.
Von ähnlicher Symbolkraft war der frühe Wiederaufbau der Marktkirche, das älteste in seiner ursprünglichen
Gestalt in Hannover erhaltene Bauwerk und Beispiel norddeutscher Backsteingotik. Die ebenfalls unter Oesterlens Planung durchgeführten Arbeiten umfassen einen Zeitraum von
1946 bis 1952.
Trotz aller Not ist den
Hannoveranern der
kulturelle Neubeginn
wichtig.
Trotz aller Not ist den Hannoveranern der kulturelle Neubeginn wichtig. Der Wiederaufbau des von Georg Ludwig
Laves geplanten Opernhauses als bedeutendstes historisches Bauwerk der Stadt
wird schnell und mit großem
Engagement vorangetrieben.
Ende 1950 öffnet das Haus
bereits wieder seine Türen,
wenngleich die Arbeiten erst
1956 endgültig beendet werden.
Die Oper mit dem neuen Cafe Kröpcke von Oesterlen
Le premier projet de construction de logements vaut, encore aujourd’hui, comme un modèle du genre : le quartier de l’église Sainte-Croix séduit par son
caractère intime au centre de la ville. Parallèlement, la collaboration des différents architectes avec les propriétaires est exemplaire. Le cœur de la ville,
la Place Kröpke, est rebâti en 1950 en l’espace de sept semaines. C’est ici que s’élève la première construction nouvelle de Hanovre, la Maison Europe
(Europahaus, 1950) et Oesterlen reconstruit le légendaire Café Kröpke. Les îlots Constructa du quartier Sud et du quartier de Mittelfeld présentés à la
Foire du même nom, établissent les standards modernes en matière de construction de logements. La reconstruction de l’Opéra (1950-1956) et celle de
l´Eglise du Marché (1946-1952) a valeur de symbole.
Rouen et Hanovre, la Reconstruction
N°10
Die Arbeiten von 1951 – 1954
In Rouen: Beton und Klassizismus
Eindruck noch durch das Terrassendach verstärkt wird: Diese
in Rouen seltene Gestaltung erinnert daran, dass ihr Architekt,
Henri Tougard, ein Schüler August Perrets ist, der später in Le
Havre die Flachdächer verbreitet. In der Nähe sticht das Geschäftsgebäude der Nouvelles Galeries (Bonnet, Feray, Robinne, 1953) nicht nur durch seine große Terrasse hervor, sondern
auch durch seine abgerundete Ecke, die mit der dezidierten
Vertikalität der Nachbargebäude kontrastiert.
Zu diesem Zeitpunkt ist auf der rechten Seineseite der Wiederaufbau schon gut vorangekommen. Dagegen ist man auf der
linken Seiten häufig noch im frühen Entwurfsstadium.
Der Wiederaufbau kommt bis Mitte der
50er Jahre gut voran.
Blick in Richtung Süden von der Kathedrale 1952
u Beginn der fünfziger Jahre verwandelt sich der Bereich südlich der Kathedrale in einen Ameisenhaufen,
aus dem Gebäude mit vielfältigem Aussehen entstehen. Eines der gelungensten Häuserviertel befindet sich am
Place de la Calende. Er trägt die Nr. 12 in den Plänen. Den Architekten Gleize und Viviès gelang es Neubauten harmonisch
zu Füßen einer gotischen Kathedrale einzufügen. Die Schieferdächer, der Wechsel von Balkonen und Loggien sowie das Gerüst aus Stahlbeton bilden ein schlichtes Dekor. Die schönen
Wohngebäude am Kopf der Pont Corneille auf der rechten
Flussseite, ebenfalls 1951 fertiggestellt, entstammen der
gleichen Inspiration. (Architekten Bloch und Rieux)
Z
Weitere neue Gebäude heben andere Aspekte hervor: Die
Form der Fassade des Omnia-Kinos (Robinne, 1952) mutet wie
eine amerikanische Riesenleinwand an, während am Seineufer
der klassische Palais des Consuls (Chirol, Flavigny, Herr, Pruvost,
1954) eher an den Palais de Chaillot in Paris denken läßt.
Ab 1953 verschwinden die letzten Straßenbahnen (es wird
noch Jahre dauern, bis die Gleise abgebaut werden!).
Einem ganz anderen Stil, der an die bis Mitte der Dreißiger
Jahre moderne Architektur des Art Deco erinnert, kann man
auf der rue du Général Leclerc begegnen. Der Häuserblock Nr.
11, an der Ecke zur rue du Bac, der im Jahre 1951 fertig gestellt
wurde, sieht Balustraden aus Metall vor, dessen maritimer
Crédit Lyonnais, rue Jeanne d’Arc um 1953
Bauarbeiten im Süden der Kathedrale 1951
La reconstruction débute en 1950 : la cathédrale et la vieille ville où l´on comble les vides avec délicatesse, les rares bâtiments Arts déco.
On crée dans un style contemporain pour le Cinéma Omnia (1952) et le Palais des Consuls (1954), avec emploi du béton. Les derniers tramways disparaissent à partir de 1953.
Schneller Wiederaufbau und breite Straßen in Hannover
Der Laves’schen Wangenheimpalais erhält einen Erweiterungsbau und wird zum Wirtschaftsministerium (1953). Ein
neues Landgericht und Staatsanwaltschaft werden neben dem
Wilhelminischen Amtsgericht hinter dem Bahnhof gebaut
(1952-1952).
Unternehmen bauen ihre Verwaltungssitze
wieder auf.
Niedersachsen Stadion fertig gestellt 1954
Ebenso bauen die großen Unternehmen ihre Verwaltungssitze
wieder auf, darunter die Preussag AG - das Gebäude wird später
vom Ministerium für Wissenschaft und Kultur übernommen (1952) oder die Continental AG mit dem markanten Gebäude
am Königsworther Platz (1952/1953). Gleiches gilt für die Arbeitswelt: Das Gewerkschaftshaus am Klagesmarkt wird 1952
errichtet, die Industrie- und Handelskammer 1951/52. Im Zentrum werden rund um den Kröpcke-Platz, die Bahnhof-, Georg-,
Karmarsch-, und Osterstraße zahlreiche Kauf- und Geschäftshäuser und Hotels gebaut. Der Flughafen wird zeitgleich mit
der Industriemesse im April 1952 wieder eröffnet.
eben Wohnungen wird die gesamte Infrastruktur
wieder hergestellt: Schulen, Krankenhäuser, Kirchen, Bibliotheken, Schwimmbäder, Sportplätze.
Etliche werden durch Hannovers renommierte Architekten
geplant und wegen ihrer hohen Qualität mit Preisen ausgezeichnet. Zu den kulturellen Einrichtungen gehören z.B. das
NDR-Funkhaus am Maschsee (1950/51) oder das erste Theater
am Aegi (1953).Vor allem Verwaltungsgebäude und Ministerien
entstehen in dieser Periode in „durchgrünter und aufgelockerter Bauweise“ um das Leibnizufer und den Waterlooplatz.
N
Alter Firmensitz der „Continental“ um 1953
Aegidientorplatz im Frühjahr 1950
1954 wird das – wortwörtlich auf Trümmern errichtete - Niedersachsen-Stadion eingeweiht.
Hillebrecht entwickelt das neue
Straßenverkehrsnetz.
Ab 1950 konzentriert sich Hillebrecht ganz auf die Realisierung
seines Verkehrskonzepts: Ein Innenstadtring, der über Radialoder Zubringerstraßen mit Schnellwegen als Fernverkehrstangenten verbunden ist. Er plant für eine Zukunft, in der
jeder 10. Einwohner ein Auto besitzt (1950 ist das Verhältnis
70:1!). Der Aegidientorplatz wird 1951/1952 zu einem Rundverkehrsplatz umgebaut, das Steintor wird 1953/54 zu einer
riesigen Verkehrsanlage. Im Zentrum entstehen die ersten
Fußgängerzonen.
On manque de tout et on construit partout : des appartements, des infrastructures, des écoles, des hôpitaux, des bâtiments administratifs et culturels,
des bureaux et des grands magasins. La Place Kröpke est reconstruite et le nouveau quartier du gouvernement apparaît tout autour du Château de
la Leine. Hillebrecht réalise surtout son concept de circulation, composé d’une petite ceinture et de radiales qui, telles des rayons, relient le centre au
transit sur les tangentes. Hillebrecht prévoit un avenir où il y aura une voiture pour dix habitants, une prévision invraisemblable pour le début des
années 1950.
Rouen et Hanovre, la Reconstruction
N°11
Die Arbeiten von 1955 bis 1959
Der Süden von Rouen ist von Le Corbusier inspiriert
um Ende der 50er Jahre, ist der Wiederaufbau im Zentrum des rechten Seineufers quasi vollendet, z.B. in
der rue des Carmes oder dem Place de la Haute Vielle
Tour. Die Brücken Boïeldieu und Jeanne d’Arc (letztere ist eine
Neuheit gegenüber der Vorkriegszeit), die im Jahre 1956 eingeweiht werden, erleichtern den Verkehr zwischen dem Norden und dem Süden der Stadt. Im selben Jahr wird das Jeanne
d’Arc-Fest besonders feierlich begangen, denn in Gegenwart
Z
des Präsidenten Coty wird die Kathedrale nach mehr als 10 Jahren und erheblichen Reparaturarbeiten wieder für die Allgemeinheit geöffnet. Auf der anderen Seite beginnt man unter
dem Einfluss des Professor Lavallée die Roueneser Fachwerkfassaden, die im 20. Jahrhundert häufig überputzt worden sind,
zu restaurieren und diese zuweilen zu demontieren und an
einem für angemessener gehaltenen Ort wieder zu errichten.
Im Süden werden große Häuserblöcke
bevorzugt.
Der späte Wiederaufbau des linken Seineufers entfernt sich
zunehmend von den Ideen von Gréber, der insgesamt das alte
Straßenbild respektierte, um den Bedingungen für den Handel gerecht zu werden und mit dem Charme der Nähe zu verbinden. Im Süden der Seine tendiert man dagegen dazu, die
großen Häuserblöcke zu bevorzugen, die großen Zeilen, die
regelmäßigen Raster der geometrischen Architektur, z.B. in
dem Viertel, das zwischen dem Boulevard d’Orléans und dem
Kai Cavelier de la Salle gelegen ist. Die Verfahren industrieller Herstellung erlauben sicherlich eine Senkung der Kosten,
aber zum Preis relativer Banalität im Entwurf, selbst wenn die
Ausdehnung der Fläche die Gestaltung mehrerer attraktiver
Grünzonen erlaubt.
Einige Gebäude heben sich gleichwohl durch ihre Kühnheit
ab, wie der 16 Stockwerke hohe „CRAM“-Turm (Caisse de Ratraite et d’Assurance Maladie – Renten- und Krankenversicherung), erster Wolkenkratzer von Rouen mit einer orginellen
Silhouette aufgrund seines externen Treppenhauses.
Quartier Orléans um 1959
Gebäue der CRAM in Rouen jetzt genutzt als Studentenwohnheim
A la fin des années 1950, la reconstruction de la vieille ville est presque terminée sur la rive droite de la Seine. Sur la rive gauche, en revanche, l’exécution
du plan Gréber s´est ralentie. On construit toutefois de larges rues, en partie avec banalité, en partie avec de l´ambition architecturale, comme la tour
de 16 étages de la Caisse des retraites et de l’assurance maladie (CRAM), le premier gratte-ciel de Rouen.
Ein Parlament und eine neue Markthalle in Hannover
1955 wird auch die Markthalle wieder aufgebaut. Sie wird nicht
nur ein „beliebtes Einkaufszentrum für die Hausfrauen“, wie
es 1961 der 2. Band „Neues Bauen in Hannover“ beschreibt,
sondern bildet bis heute einen gesellschaftlichen Treffpunkt.
Der Aegidientorplatz wird zum weiteren Verkehrsknotenpunkt. Hier siedelt sich das Banken- und Versicherungsviertel mit
einigen herausragenden Bauwerken an. Die Niedersächsische
Landesbank (1956-1958) erhält einen Architekturpreis. Beispielhaft für die leichte und elegante Konstruktion der 50er
Jahre ist auch die 1958/59 gebaute ehemalige Magdeburger
Versicherung.
Der niedersächsische Landtag im wiedererbauten Schloss
ie Planungen und Umsetzung für das „Regierungsviertel“ des Landes Niedersachsen erweisen sich als
mühevoll. Für die Regierung und den neuen Landtag
war eigentlich die Hohenzollernstraße an der Eilenriede bzw.
der Schiffgraben ins Auge gefasst worden. Hillebrecht überzeugte 1948 jedoch Ministerpräsident Kopf und den neuen
Rat der Stadt: Das Regierungsviertel soll im Bereich des Leineschlosses und des Waterlooplatzes angelegt werden, „an
der ‚Schlagader’ der Landeshauptstadt“, wie Hillebrecht es
formuliert. Auf diese Weise soll mit der Blickachse zum Neuen
Rathaus eine historische Umgebung wiederbelebt werden.
D
Zugleich soll in der Nutzung des vormaligen königlichen
Schlosses als Landtag die demokratische Überzeugung ausgedrückt werden. Zwar beschließen Rat und Landtag schon
1949 die Umnutzung des Schlosses, aber die Arbeiten beginnen erst 1956 und dauern bis 1962. In der Zwischenzeit sitzt
der Landtag in der Stadthalle und dem Rathaus. Dies beruht
zu einem großen Teil auf den strengen Vorgaben. Oesterlen,
der mit der Planung betraut ist, erhält die Reste des Leineschlosses mit dem Portikus von Laves weitgehend. Dabei achtet er die ursprüngliche Bausymmetrie und setzt zugleich mit
einem Anbau für den Plenarsaal ein modernes Statement.
Das Gebäude der Magdeburger Versicherung (1958-1959)
Hillebrecht convainc le Conseil municipal de ne pas installer le quartier du gouvernement sur le Schiffgraben, mais autour du Château de la Leine,
nouveau siège du Parlement. Les travaux durent cependant jusqu’en 1961, la construction du bâtiment conçu par Laves s’avérant complexe. Non loin
de là, les nouvelles halles deviennent un lieu de rendez-vous - pas seulement pour la « ménagère moderne », comme l’écrit à l’époque un journal.
Le quartier des banques, nouveaux bâtiments couronnés de prix, se développe sur la place Aegidientor.
Rouen et Hanovre, la Reconstruction
N°12
Die letzten Arbeiten nach 1960
Ein neues Verwaltungsviertel auf der linken Seineseite in Rouen
Die Wohnungsfrage bleibt entscheidend.
Was die privaten Wohnungen betrifft, so beschließt man Ende
der 60er Jahre, die eng stehenden Gebäude im Osten der rue
Jeanne d’Arc zwischen den Straßen d’Harcourt und SaintEloi abzureißen, um dort in diesem armen, aber pittoresken
Viertel unpersönliche Gebäude zu errichten, die den Zugang
zur Seine versperren. Es stimmt, dass die Wohnungsfrage entscheidend bleibt: Zu den Folgen des Baby Booms gesellen sich
die der Landflucht, nicht mitgerechnet die Notwendigkeit,
den Menschen, die durch den Abriss der Elendsvierteln oder
einfach durch die Erhöhung der Mieten aus dem Zentrum der
Stadt verjagt wurden (z.B. im Viertel Martainville nach 1958)
ein Dach über dem Kopf zu verschaffen. Als Lösung entscheidet man sich für den Bau ganzer Gruppen von Wohnblocks,
insbesondere auf der Anhöhe im Norden (Les Sapin ab 1958,
dann Grand Mare), entsprechend einer karikaturalen und
reduzierten Interpretation der Ideen von Le Corbusier, die zu
dieser Zeit in den französischen Vororten verbreitet waren.
Der Archivturm und die Prefektur (ab 1995 Sitz der Departementsverwaltung))
u den letzten, aber nicht unbedeutendsten Baustellen des Wiederaufbaus in Rouen zählt die Fertigstellung eines imposanten Verwaltungsviertels auf
der linken Seineseite entlang des Kais Jean Moulin. Hierdurch soll der etwas lähmend wirkenden früheren geographischen Zersplitterung der staatlichen Verwaltung begegnet
werden. Die Rouener Städtebauer versuchen mit diesem
bewussten Schritt getreu den Wünschen Grébers den Spalt
zwischen den beiden Uferseiten zu verkleinern. Das ganze
Ensemble profitiert darüber hinaus zweifellos von seinem
architektonischen Erfindungsreichtum. Die lange Fassade
der Verwaltungsstadt zeugt von einem rigorosen Purismus
Z
(Génermont). Die geschwungene Form der Präfektur verleiht
dieser eine sehr ästhetische Leichtigkeit (Bahrmann, Leroy,
Dussaux, 1965). Auf dem Archivturm, zeitgenössisches Echo
des Turms der Kathedrale auf der anderen Seineseite, wechseln
sich auf glückliche Weise jeweils eine glatte mit einer Lochbetonfassade ab.
Ein anderes emblematisches Gebäude, das (anders als sein
Gegenstück in Hannover!) verspätet fertig gestellt wird, ist
das Schauspielhaus. Die Konzeption des „Théâtre des Arts“
entspricht einem etwas strengen Kubismus, der jedoch durch
eine übergroße Loggia in der Vorderseite abgemildert wird.
Das wieder errichtete linke Seine Ufer um 1965
Imposant et remarquable par son esthétique claire et moderne de grande qualité, le nouveau centre administratif se dresse sur la rive gauche de la
Seine, Quai Jean Moulin. Contrairement à Hanovre, l’Opéra n’est reconstruit que bien plus tard. La création d´espace habitable, repoussé hors du centre
ville, reste problématique dans les nouvelles périphéries.
Hannover wendet sich seiner Vergangenheit zu
ie letzte Phase des Wiederaufbaus ist dagegen von
der Rückbesinnung und Hinwendung zum „Alten
Hannover“ geprägt. Da um die Marktkirche in der
Kramer- und Burgstraße mit 12 die meisten der rund 40 vom
Krieg mehr oder weniger verschonten Fachwerkhäuser stehen
geblieben sind, lässt Hillebrecht Ende der 50er Jahre die übrigen Fachwerkhäuser aus den anderen Stadtteilen hierher versetzen und gemeinsam als „Traditionsinsel“ wieder aufbauen.
Gegen die Kritik einer gewissen Künstlichkeit hält Hillebrecht
den Wunsch, Einwohnern und Besuchern einen Eindruck von
D
Herrenhäuser Gärten heute
der einstmaligen Fachwerkstadt Hannover zu vermitteln. Der
ebenfalls von Oesterlen mitten in die Altstadt geplante und
1963-1966 ausgeführte Neubau des historischen Museums
nimmt die alten Straßenzüge auf und integriert das Tor des
Marstalls, den mittelalterlichen Beguinenturm und die Rückwand des Zeughauses.
Zugleich unterzieht Hillebrecht sein Verkehrskonzept bereits
wieder einer ersten Revision. Die 1950 von vielen für utopisch
gehaltene Einschätzung der Verkehrsentwicklung mit einem
Einwohner-Auto-Verhältnis von 10:1 wurde schneller als gedacht von der Realität überholt. Unter anderem werden der
Verkehr am Raschplatz und am Aegidientorplatz auf Hochstraßen in die zweite Ebene verlegt und Kreisel zu Ampelkreuzungen umgebaut. Aber nicht nur der fließende, auch der
„ruhende Verkehr“ wird zum Problem. 1961 wird unter dem
Opernplatz die erste Tiefgarage im Zentrum gebaut. Die städtebaulichen Zugeständnisse sind jedoch nicht unerheblich
und der gesamte nunmehr angehobene Opernplatz verliert
viel von seinem ursprünglichen Charme. Zugleich beginnen
die ersten Planungen für eine Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs mit teilweise unterirdisch verlaufender Straßenbahnführung.
Die Wiederherstellung der Herrenhäuser
Gärten beginnt.
Die Traditionsinsel in Hannover heute
Dagegen dauert die von Hillebrecht schon in den 60er Jahren
gewünschte Rekonstruktion des Leibnizhauses bis 1983. Parallel zum Wiederaufbau des mittelalterlichen Herzens der Stadt
werden die zerstörten Herrenhäuser Gärten pünktlich zum
300. Jubiläum im Jahre 1966 wieder hergestellt. Die Stadt kauft
das Land mit der Schlossruine und der Orangerie vom ehemaligen königlichen Welfenhaus. Von der ehemaligen Sommerresidenz ist nur der mittlere Teil mit der großen Freitreppe
übrig geblieben, den Hillebrecht bis auf die Freitreppe, die er
an eine andere Stelle im Garten versetzt, abreißen lässt; ein
Fehler, wie viele meinen.
Historisches Museum 1965
Dans la dernière phase de la reconstruction, Hillebrecht se souvient du patrimoine historique de Hanovre. Un « îlot de la tradition » voit le jour autour
de l´Eglise du Marché où subsiste la plupart des maisons à colombages et où on en relocalise d´autres. Les jardins de Herrenhausen sont rénovés pour
leur tricentenaire, mais Hillebrecht se montre peu sensible face aux ruines du château. A l’inverse, on opère les premières adaptations aux changements,
notamment pour les besoins du trafic grandissant (et du stationnement). La Place de l’Opéra est pourvue d’un parking souterrain et perd beaucoup de
son charme originel.
Rouen et Hanovre, la Reconstruction
N°13
Reaktionen der Öffentlichkeit auf den Wiederaufbau
Die Presse transportiert die Ungeduld der Franzosen
er Stadtrat von Rouen drückt seine Sorge auf der
Sitzung vom 21. Oktober 1946 angesichts des neuen
Plans von Jaques Gréber aus, der unter dem Druck
der Richtlinie des MRU steht. Nach dem mit der Überprüfung
des Projekts beauftragen Ausschuss scheinen dessen Entwerfer, die alles groß und schön haben wollen, „zeitweise
vergessen zu haben, dass Rouen nicht nur vom Tourismus,
D
sondern auch und vor allem von seinem Hafen, dem Handel
und der Industrie lebt“: Daher wolle man nach Ansicht einiger
Abgeordneter Rouens zu sehr die Stadt auflockern, seine
Straßen verbreitern und die Höhe der Gebäude begrenzen
auf die Gefahr, einen Teil der Bevölkerung oder der Industrie
in die Vorstädte zu vertreiben, welches unter anderem negative Steuerfolgen hätte. Diese Warnungen erweisen sich als
übertrieben, insbesondere die Furcht einer übermäßigen
Ausdehnung von Grünflächen! Dagegen ist der energische
Protest des Stadtrats gegen die Anhebung der Brücken, „die
dazu führt, dass der maßgebliche Charme von Rouen verloren geht“, eine Vorwarnung. Unabhängig davon wird das
Projekt Gréber, auch wenn es in den nachfolgenden Jahren
ein wenig abgeändert wird, ausgeführt, da der Stadtrat nur
eine beratende Stimme hat.
Die Langsamkeit des Wiederaufbaus
benachteiligt zahlreiche schlecht untergebrachte Menschen.
Pierre-René Wolf, Herausgeber von „Paris-Normandie“, kritisiert mehrfach
den langsamen Wiederaufbau in Rouen
Die Roueneser ihrerseits entdecken mit Erstaunen die nie dagewesene Höhe und Länge einiger Gebäude auf dem linken
Seineufer. Sie gewöhnen sich mühselig daran, in einer Stadt zu
wohnen, die eine ewige Baustelle ist. Zum Beispiel sind in einigen
Straßen offene Gräben, um dort die Kanalisation zu verlegen.
Die Langsamkeit des Wiederaufbaus benachteiligt zahlreiche
Der Journalist Roger Parment von „Paris-Normandie“
schlecht untergebrachte Menschen und die Tageszeitung ParisNormandie steckt namentlich durch den Journalisten Roger
Parment den Finger in die Wunde, um die öffentliche Hand
anzutreiben. Die Bevölkerung wird dennoch Stück für Stück
gewonnen, als sie sieht, wie die Wunden der Stadt sich schließen.
Jede Einweihung (einer Straße, eines Geschäfts, eines Denkmals), ist ein anregendes Fest. Das intellektuelle Leben wird
ebenfalls wiedergeboren, vielleicht sogar stärker als vor dem
Krieg. So spielt das Théâtre Nationale Populaire von Jean Vilar
beispielsweise im Jahre 1954 ein Stück des 1606 in Rouen geborenen Dramatikers Corneille in dem noch beschädigten Hof
des Justizpalastes.
Le Conseil municipal craint que les aspects touristiques ne soient préférés, aux dépens des impératifs commerciaux et que la hauteur limitée du bâti
et l´aération par aménagement d´espaces verts ne nuisent aux activités économiques. L’élévation des quais de Seine imposée par Paris est aussi très
critiquée. La rive gauche de la Seine est un chantier permanent et les habitants ont de la peine à apprécier les hauts bâtiments géants. Dans l’ensemble,
la lenteur de la reconstruction est aussi critiquée par le journal « Paris-Normandie ». Toutefois, chaque inauguration est l’occasion de se réjouir et une
incitation à continuer.
Die Hannoveraner zwischen Nostalgie und Durst nach der Moderne
ie Stadt Hannover veröffentlicht in jeder Legislaturperiode eine Bilanz der laufenden Arbeiten mit ermutigenden Titeln wie „Anpacken und Vollenden“
(1949). Hillebrecht weiß, dass er sein ehrgeiziges Konzept nur
mit der Unterstützung der Stadtbevölkerung und insbesondere der geschädigten Eigentümer verwirklichen kann. Als
geschickter Kommunikator lässt er seine Überzeugungskraft
in über 400 Versammlungen und Veranstaltungen wirken.
D
Daneben richtet er eine ständige Wiederaufbauausstellung
in der Rathaushalle ein und veröffentlicht regelmäßige Fortschrittsberichte. Sein Erfolg zeigt sich nicht zuletzt daran, dass
die Grundstückseigentümer im Zentrum der Stadt kostenlos Parzellen als „Dividende in die Zukunft“ abtreten. Städteplaner, Politiker und Journalisten aus dem In- und Ausland
besuchen Hillebrechts „Wunder von Hannover“, wie es „Der
Spiegel“ in seiner Ausgabe vom 3. Juni 1959 mit einer dreizehnseitigen Titelgeschichte euphorisch beschreibt.
Erste kritische Stimmen an Hillebrecht
werden laut.
Gleichwohl gibt es frühzeitig auch kritische Stimmen, die sich
gegen die radikale Priorisierung des Straßenverkehrs, die„Amerikanisierung“ und das Verschwinden der historischen Bauten
wenden. An ihrer Spitze steht der Architekt Friedrich Lindau, der
die„Zweite Zerstörung“ Hannovers anprangert. Etliche Einwohner protestieren, wenn ein Symbol städtischer Identität verloren geht; beim Abriss der vom Krieg verschont gebliebenen
Kröpcke-Uhr am 25. Oktober 1954 werden Kränze niedergelegt.
Symbolische Kranzniederlegung vor der
zerstörten Kröpcke-Uhr 1954
Dennoch ist die Mehrzahl der Hannoveraner, von denen viele
das Vorkriegs-Hannover nie kennengelernt haben, in den 50er
und 60er Jahren vor allem mit der Verbesserung der eigenen Lebensverhältnisse beschäftigt. Man träumt von einem Auto und
akzeptiert daher die Notwendigkeit eines großen Straßennetzes. Die Wiederaufbauphase korrenspondiert mit der grundlegenden Demokratisierung und Ausrichtung Deutschlands
auf die Zukunft auch auf die Gefahr, ein Stück seiner Wurzeln
und Geschichte zu verlieren.
Die Titelstory des SPIEGEL vom 3. Juni 1959: Das Wunder von Hannover
La ville publie un bilan quinquennal d´étape, sous des titres encourageants comme « S´y mettre et terminer » (1949). Grâce à ses talents de communication, Hillebrecht parvient à convaincre beaucoup de gens de la nécessité de ses plans et le « Spiegel » consacre sa une au « miracle de Hanovre » (3 juin
1959). Il y a toutefois des voix critiques qui dénoncent surtout la priorité donnée à la circulation automobile au détriment de l’unité de la ville. Friedrich
Lindau qualifie la reconstruction de Hillebrecht de « seconde destruction » et les Hanovriens déposent des couronnes lorsque l’horloge de Kröpke est
démontée (25 octobre 1952). Nonobstant cela, la population se tourne vers l´avenir, accepte les sacrifices faits à la modernité et se concentre sur le présent démocratique. Dans un premier temps, le nouveau départ est plus important que le souvenir des racines historiques.
Rouen et Hanovre, la Reconstruction
N°14
Erinnerungen an die Vergangenheit
Das Stadtbild von Rouen ist verschwunden: ein Trauma
ie Zerstörung durch den Krieg verursacht ein enormes Trauma für Rouen, vor allem in Bezug auf die
Orte lebhafter Animation, wie z.B. auf der rechten
Seineseite die rue Grand-Pont, la Haute-Vieille Tour oder der
D
Place de la République. Sehr schnell veröffentlichen bekannte
Autoren Bücher zu diesem Thema, darunter André Mauroi.
Die öffentliche Meinung will die Anhebung
der Kais verhindern.
Der größte Schock ist, abgesehen natürlich von dem massiven
Problem der Unterbringung der Geschädigten, der Anblick
der beschädigten Kathedrale, aber er verschwindet im dem
Maße wie die Restaurierung des Monuments voranschreitet.
Die öffentliche Meinung mobilisiert sich ohne Erfolg, um die
Anhebung der Kais zu verhindern, weil sie – welches sich später als wahr erweist – einen Schnitt zwischen der Stadt und
dem Fluß befürchtet. Einige Gebäude werden von den Aktionen der zu ihrer Rettung gegründeter Vereinigungen, wie die
Freunde der Denkmäler Rouens, vor der totalen Zerstörung
bewahrt: Letztere erreichen z.B. die Wiederaufstellung zweier
Gewölbejochs der Chapelle des Augustins, die ursprünglich
an Ende der rue de la République standen, an einem neuen
Platz am Fuße der Porte Guillaume Lion.
Im Zentrum der rechten Seineseite kann man behaupten, dass
sich der Wiederaufbau alles in allem recht gut mit der Altstadt
vermischt.Wenn einige Straßennahmen auf immer verschwunden sind (rue du Hallage, rue Haranguerie, Place du Marchéaux-Balais), so sind einige Achsen an ihrem Orginalort wieder
hergestellt (rue du Bac, rue de l’Epicerie). Die Neue rue de la
Tour-de-Beurre, die aus vielen Einzelstücken zusammengesetzt ist, erlaubt sich sogar den Luxus, einige unregelmäßige
Linien des alten Rouen wieder aufzunehmen. Dagegen hat
Rouen, anders als Hannover (Aegiedienkirche) seine Ruinen
nicht als Mahnmal gegen den Wahnsinn des Krieges zur Geltung gebracht.
Anders als Hannover hat Rouen seine Ruinen
nicht hervorgehoben, um den Wahnsinn des
Krieges zu bezeugen.
Eine Mauer von Saint-Vincent, am unteren Ende der rue Jeanne d’Arc
Die von Gréber stammende Idee, die Markthalle de la HauteVieille Tour wieder zu rekonstruieren, wird leider erst von seinen Nachfolgern aufgenommen. Allein die Nordfassade der
Halle aux Toiles wird gerettet, aber von zu hohen Gebäuden
ohne jede Schönheit umgeben: Die Notwendigkeit, ein Maximum an Wohnraum zu schaffen, hat über den Wiederaufbau
einer den Rouenesen vertrauten Kulisse gesiegt. Auf demselben Platz erhebt sich keine einzige Stimme, um ein klassisches Jugendstilgebäude zu retten, die Bourse du Travail, die
der Krieg nicht zerstört hat.
Der Place de la République um 1910
La destruction de Rouen et de ses centres culturels animés près des quais, de la rue Grand-Pont, de la Haute-Vieille Tour ou de la place de la République
fut un grand choc pour la population. Des livres sont publiés et des associations comme celle des « Amis des Monuments Rouennais » s’engagent pour
la conservation de bâtiments anciens, avec un succès mitigé. D’autres lieux chargés de tradition disparaissent sans faire de bruit.
Die Hannoveraner zwischen Erinnerung und Vergessen
ie Beziehungen zwischen radikaler autogerechter Stadtplanung und Bewahrung des historischen Erbes ist nicht frei von
Widersprüchen. Dennoch kann
man Hillebrecht nicht pauschal
vorwerfen, er habe die städtebauliche Identität Hannovers
missachtet. Davon zeugen der
Wiederaufbau von Opernhaus,
der Marktkirche und allgemein
der „Traditionsinsel“. Ebenso
wie andere Städteplaner der
„Moderne“ lag der Fokus HilleDeutsches Familienidyll um 1958
brechts aber klar auf den stadtprägenden Bauwerken und
nicht auf der Rettung weniger bekannter Gebäude von zum
Teil geringer Qualität. Die Führung der Straßenzüge musste
ebenso dem neuen Konzept weichen wie die wenig geliebte
Architektur des 19. Jahrhunderts.
D
Ständiges Mahnmal : Die Ruinen der Aegidientor-Kirche
So wurden die alten Arbeiterhäuser nicht wieder aufgebaut,
und trotz heftiger Proteste wurden Gebäude wie die Garnisonskirche (1959), die Wasserkunst (1962), das Friederikenschlösschen (1962) oder die „Tränenburg“ genannte Villa Willmer (1971) geopfert. Auch die pittoreske Leineinsel wurde
zugeschüttet. Hillebrecht verdeckt die Schrecken des Dritten
Reiches nicht, sondern fördert eher eine „Kultur der Erinnerung“. Nach dem Modell der Kathedrale von Coventry, die
Hillebrecht stark beeindruckt, bleibt die Ruine der Aegidienkirche, versehen mit einem neuen Glockenspiel, als dauerndes Mahnmal an die Opfer des zweiten Weltkrieges stehen.
Hillebrecht fördert eine „Kultur der Erinnerung“.
Auf dem Seelhorster Friedhof wird Anfang der 50er Jahre
eine Gedenkstätte für die Opfer der hannoverschen Konzentrationslager Mühlenberg, Ahlem und Stöcken sowie
ein Mahnmal für die 1.900 niederländischen Gefangenen,
die im Konzentrationslager Bergen-Belsen ermordet wurden, errichtet. Die Stätte ist bewusst gewählt: Wenige Tage
vor dem Einmarsch der amerikanischen Soldaten trieben
Angehörige der Gestapo-Dienststelle Ahlem 154 sowjetische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter auf den Friedhof
und ermordeten sie dort.
Gedenkstein für sowjetische Kriegsgefangene am Maschsee
Les critiques visant Hillebrecht ne sont qu’en partie fondées. Bien sûr, il réalise son plan de circulation au détriment de l´ancien tracé des rues et des
parcelles et sacrifie, par aversion pour l’architecture du XIXe siècle, surtout des monuments d’importance secondaire comme l´Eglise de la Garnison, le
Château Friedericke ou la Villa Wilmer qui, d’après les rares témoignages du Hanovre d’avant-guerre, pouvaient sembler de grande valeur. Or le sauvetage de l´Eglise du Marché, de l’Opéra, du Château de la Leine et de l’îlot de la tradition montre l´autre facette de Hillebrecht. Sa conscience historique
est en revanche inattaquable car, sur le modèle de la Cathédrale de Coventry, il laisse l’Eglise Aegi en ruine et en fait un mémorial. Il crée aussi des lieux
de mémoire en souvenir des crimes contre les prisonniers de guerre et des camps de concentration.
Rouen et Hanovre, la Reconstruction
N°15
Einige Entscheidungen, die sich langfristig
als problematisch erweisen
Rouens Fehler: Das doppelte Kainiveau?
Das Viertel südlich der Kathedrale wird wieder aufgebaut
inige städtebauliche Entscheidungen, die Rouen in
der Nachkriegszeit getroffen hat, mögen diskutierbar sein. Einige Abrisse scheinen nicht völlig gerechtfertigt: die Augustinerkapelle, Zeugnis der normannischen
Architektur des 14. Jahrhunderts, hätte ein einfaches Museum
werden können; einige Gebäude am Ufer der Seine und die
Fassaden des Theaters der Künste hätten teilweise erhalten
werden können (aber ebenso wie in Deutschland interessierte man sich damals wenig für die Architektur des 19. Jahrhunderts). Vielleicht war die Restaurierung zu der damaligen
Zeit in psychologischer Hinsicht zu schwierig: „Tabula rasa“ zu
machen, schien ohne Zweifel eine notwendige Voraussetzung
um sich entschieden der Zukunft zuzuwenden. Zudem musste
man schnell handeln und Wiederherstellen dauerte länger als
Wiederaufbauen. Daher riss man selbst das von dem Schriftsteller Mac Orlan so geliebte Seemannsviertel um die rue des
Charrettes ab, obgleich es unter den Bomben wenig gelitten
hatte. Die Dringlichkeit und der Mangel an Mittel erklären
E
ebenfalls mehrere hastige Planungen: den Wohlstand der
„Dreißig goldenen Jahre“ ab 1950 konnte man noch nicht vorhersehen. In ästhetischer Hinsicht wurde – als Gegenmodell
des Regionalismus, der in den 30er Jahren in Mode war – in
Gebieten wie Haute und Basse Vieille Tour ein unterkühlter
rechtwinklinger Purismus zu sehr vorgezogen.
Rouen verpasst die Chance eine grüne
Stadt zu werden.
Das erste Projekt von Gréber (1942) sah mehrere große Grünflächen vor, insbesondere auf der Île Lacroix. Leider siegte der
zweckorientierte Realismus und so wurde Rouen, abgesehen
von seinem Großraum, keine grüne Stadt.
Der Hauptfehler (von den Pariser Büros aufgezwungen) bestand darin, die Stadt von ihrem nährenden Fluss zu entfernen,
zwei Kainiveaus zu konstruieren. Ein dichter Autoverkehr am
Seineufer ersetzte ärgerlicherweise das belebte Treiben, das
Rouen wirbt mit seinem Hafen für den Autoexport
auf dem Cours Boïeldieu bis in das Jahr 1940 herrschte, als
die Roueneser, auf den Terrassen der großen Brasserien sitzend oder an der Uferpromenade entlang spazierend, die
tausendundeinen Gesichter der Seine bewundern konnten.
Pendant la reconstruction, à Rouen tout comme à Hanovre, on aurait pu sauver maint objet de la destruction. Le mépris des architectes de l’époque pour
l’architecture du XIXe siècle, la complexité et le coût de la restauration, les nécessités de la vie moderne et le souhait d’un nouveau départ radical ont
conduit, dans les deux villes, à des résultats que l’on déplore aujourd’hui. A Rouen, on regrette en particulier la disparition de la vie sociale sur des bords
de Seine, à cause de l´élévation du niveau. Parallèlement, les intérêts commerciaux ont empêché la création de grands espaces verts et de détente.
Hat Hannover zu viele seiner Wurzeln abgeschnitten?
it der allgemeinen Kritik an den städteplaner
ischen Prinzipien der Moderne schlägt die einstige Bewunderung in den siebziger Jahren in das
genaue Gegenteil um. Laut dem Stadthistoriker Lampugnani ist es durch den Wiederaufbau in Hannover gelungen, „die
ehemals baulich geschlossene und funktional durchmischte
Stadtstruktur in ein unansehnliches Konglomerat monofunktionaler Inseln zu verwandeln, die dank gigantischer Verkehrsströme unablässig vom Fahrstrom umspült werden». Selbst
Hillebrecht spricht im Rückblick nicht ohne Selbstkritik von
Angesichts des hohen Grades an Kriegsschäden wird auch
die nachträgliche Zerstörung historischer Gebäude von
vielen Hannoveranern kritisiert. Besonders bitter scheint
ein Opfer an die Modernität immer dann, wenn die zunächst geplante Bebauung nicht realisiert wird, wie beim
Abriss des Laves’schen Friderikenschlösschen, das einer nie
gebauten Staatskanzlei weichen musste. Und störte die
«Wasserkunst» am Leineschloss wirklich die Blickachse vom
Rathaus zum Leineschloss oder war der „Zuckerbäckerstil“ des
19. Jahrhunderts vermeintlich nicht mehr zeitgemäß?
M
Blick auf den Nikolaifriedhof
Hillebrecht hat den Wiederaufbau in vergleichsweiser kurzer
Zeit erreicht und dabei so gut wie möglich die zukünftige Entwicklung einbezogen. Leider war der Zeitgeist bei der Beurteilung des städtebaulichen Erbes nicht immer der beste Ratgeber.
verlorenen Chancen. Sein Verkehrskonzept die „autogerechte
Stadt“ kann aus Sicht der Fußgänger als fast unüberbrückbare
Trennung ehemals gewachsener Stadtteile erscheinen. Dies
gilt vor allem für die achtspurige Hamburger-, Berliner- oder
Lavesallee. Einige Entscheidungen des Wiederaufbaus sind
quasi irreversibel wie die Zerteilung des - immerhin erhaltenen - Nikolaifriedhofs am Klagesmarkt durch eine breite Verkehrsschneise. Als nachteilig wird auch die Funktionstrennung
empfunden. So wirkt die von Hillebrecht dem Geschäftsbetrieb vorbehaltene Innenstadt außerhalb der Geschäftszeiten
„verödet“.
Die Flußwasserkunst zerstört 1962
Die nachträgliche Zerstörung
historischer Gebäude wird von vielen
Hannoveranern kritisiert.
Die Leineinsel vor dem 2. Weltkrieg
Dans les années 1970, l’admiration pour « la ville adaptée aux voitures » se mue en critique véhémente : Hillebrecht aurait sacrifié l’identité de la ville sur
l’autel de la modernité et aurait isolé les quartiers les uns des autres, avec ses avenues à huit voies infranchissables pour les piétons. On reproche aussi
à Hillebrecht de ne pas avoir sauvé le maximum des monuments historiques et d’en avoir détruit parfois de façon inconsidérée comme le château Friederike ou la Wasserkunst (château d’eau ornementé). Hillebrecht a réalisé la reconstruction avec célérité et cohérence. Son erreur est peut-être d’avoir
sacrifié à un fugace « esprit du temps » en privilégiant la circulation automobile et le style architectural sans conserver le patrimoine culturel de la ville
d´une manière adéquate.
Rouen et Hanovre, la Reconstruction
N°16
Die Erfolge des Wiederaufbaus
Rouen setzt sich wieder neu zusammen
linken Seineseite, beseitigt zu haben. Auch wurden die industriellen Anlagen mit ihren vielfältigen Beeinträchtigungen aus
dem Zentrum vertrieben. Die Bereicherung der Vorstadt SaintSever an Verwaltungsfunktionen hat teilweise den qualitativen
Graben zwischen den beiden Uferseiten gefüllt und hat damit
indirekt dazu beigetragen, die beiden Stadthälften auf sozialem
Gebiet anzugleichen, während die neue Brücke Jeanne d’Arc
sie physisch einander angenähert hat.
Die schwierige Kunst
des Nebeneinanderbauens
rue Général Leclerc 2007
er Wiederaufbau von Rouen wurde häufig von den
Rouenesern selbst kritisiert, manchmal umso mehr, als
sie unbewusst eine Vergangenheit und längst vergangene städtische Landschaft beschönigten. Nach Ablauf eines
halben Jahrhunderts kann nun eine weniger leidenschaftlichere
Bewertung des bedeutenden Werks, das in den 50er Jahren
geleistet wurde, versucht werden. Es ist ein unzweifelhafter Verdienst des Städtebaus der Nachkriegszeit die zahlreichen baufälligen und ungesunden Wohnungen, insbesondere auf der
D
Ästhetische Urteile sind notwendigerweise subjektiv. Die
elegante Nüchternheit der im Süden der Kathedrale wieder
aufgebauten Gebäude wird gleichwohl im Allgemeinen einhellig anerkannt, ebenso wie die Qualität ihrer Ausführung. Es
lässt sich nicht leugnen, dass zwischen den Brücken Jeanne
d’Arc und Corneille,„die schwierige Kunst des Nebeneinanderbauens“ (Patrice Pusateri), d.h. die Verbindung der zeitgenössischen Gebäuden mit denen, die vor mehreren Jahrhunderten errichtet wurden, in seiner Gesamtheit erfolgreich war.
Der Wille, eine gemäßigte Höhe aller Gebäude einzuhalten,
hat es insbesondere der Kathedrale erlaubt, weiterhin in seiner ganzen Majestät über den Dächern der Stadt zu ragen. Die
neuen Gebäude im Zentrum Rouens erscheinen auf den ersten
Blick reichlich „farblos“. Bei genauerem Hinblick erkennt man
Die wiedererbauten Gebäude gegenüber der Corneille Brücke
dagegen eine echte Stilvielfalt (hier ein Terrassendach, dort
eine Loggia, hervorspringende Pilaster, ein Zwischengeschoss
mit fortgesetzter Befensterung, dort ein Ensemble von maritim
inspirierten Fassaden), die keinesfalls Monotonie hervorruft
und dank derer in den fünfziger Jahren etliche Architekten in
Rouen ihre Sensibilität ausdrücken konnten.
Malgré toutes les réserves, force est de constater que la reconstruction à fait disparaître les logements du XIXe siècle critiqués à juste titre, issus d´une
croissance sauvage, insupportables du point de vue sanitaire et social. Les industries de la rive gauche et toutes leurs nuisances ont aussi disparu. Les
deux rives se sont rapprochées. L’architecture d’après-guerre s’insère finalement avec délicatesse, qualité et inspiration, dans la vieille ville tout en
respectant la cathédrale comme emblème dominant dans la silhouette de la ville.
Hannoversche Lebensqualität
Die Anstrengungen im Wohnungsbau sind beispielhaft – 1960
wird die einhunderttausendste Wohnung gebaut. Hinsichtlich des Verkehrs ist daran zu erinnern, dass die Situation bereits vor dem Krieg katastrophal war und einer dringenden
Anpassung an die modernen Gegebenheiten bedurfte. Das
Hillebrecht’sche System mit seinen Tangenten und Radialen
funktioniert in seinen wesentlichen Grundzügen bis heute.
Im Übrigen wäre es zu kurz gegriffen, wollte man die Städteplanung Hillebrechts auf die Anpassung an den wachsenden
Straßenverkehr reduzieren: Hannover hat sich auch bei der
Schaffung von Fußgängerzonen als avantgardistisch gezeigt.
Auch die Schaffung eines dichten Netzes für den öffentlichen
Nahverkehr, darunter u.a. die U-Bahn, wurde frühzeitig gefördert.
Qualität ist und heute zum Teil sogar unter Denkmalschutz
stehen. Insgesamt bildet das Zentrum von Hannover ein
architektonisches Ensemble der Nachkriegszeit, dass es zu
entdecken oder wiederzuentdecken gilt.
Hannover als grüne Metropole
Das Viertel der Kreuzkirche
ei aller – durchaus gerechtfertigter – Kritik dürfen
die Erfolge des Wiederaufbaus in Hannover nicht
in den Hintergrund treten. Dank des Engagements
von Stadtbaurat Hillebrecht und seiner visionären Planungen konnte die enorme Aufgabe des Wiederaufbaus schnell
und strukturiert geleistet werden. Zudem wurde das neue
Hannover nicht vor einer isolierten und weit entfernten
Hauptstadtverwaltung, sondern in enger Kooperation mit den
betroffenen Parteien, der Wirtschaft und Politik, den Eigentümern und übrigen Hannoverschen Bürgern, realisiert.
B
Überdies hat Hillebrecht verhindert, dass Wolkenkratzer das
Zentrum der Stadt überragen; die wenigen Ausnahmen stammen aus späterer Zeit. Der große Städtebauer hat ebenfalls wesentliche Grundsteine für die Entwicklung einer Erinnerungskultur gelegt. Ein anderer Trumpf konnte ebenfalls gerettet
werden: Hannover ist eine Grüne Metropole. Die Eilenriede,
die Herrenhäuser Gärten, der Maschsee und die bewaldeten
Arterien des Leine- und Ihmeufers bilden ein Netz, das nicht
nur die Lebensqualität verbessert, sondern auch die zahlreichen Fahrradwege, die ohnehin die großen Verkehrsstraßen
säumen, vervielfacht. Nicht zu vergessen ist, dass eine große
Zahl von Gebäuden aus den 50er und 60er Jahren von hoher
Das Neue Rathaus von Hannover
Toute critique ne devrait pas oublier que, grâce à Hillebrecht, la reconstruction de Hanovre s’est faite avec rapidité et efficacité et, avant tout, avec la
participation de toutes les parties concernées. Le système de circulation fonctionne encore aujourd’hui. Il a été très vite complété, sous la houlette de
Hillebrecht, par un réseau très développé de voies piétonnes, de pistes cyclables, une offre de transports en commun et de vastes espaces verts qui
améliorent sensiblement la qualité de vie
Rouen et Hanovre, la Reconstruction
N°17
Das Erbe des Wiederaufbaus aufwerten und anpassen
In Rouen gilt es, die letzten Kriegswunden zu verbinden
Der Plan Gréber von 1946, reich an vorausschauender Scharfsicht, wird erst mit der unerlässlichen Umgehungsstraße von
Rouen – insbesondere im Osten - verwirklicht sein. Wenn die
Kais dadurch von einem Teil ihres lärmenden Verkehrs befreit
sein werden, können sie weiter neu angelegt werden, um auf
diese Weise der geschätzte Ort für eine Promenade zu werden,
der sie einst gewesen sind. Der vollständige Wiederaufbau
fordert mithin noch einige Anstrengungen. Der wunderbare
Kirchturm von Saint-Maclou, 1944 von einem Torpedo zerstört, wurde 2007 endlich restauriert, aber mehrere ihrer Kapellen erwarten noch ihre Renovierung. Die Ruinen von SaintPierre-du-Châtel in der Nähe der rue aux Ours befinden sich in
einem bemitleidenswerten Zustand und verdienten, sowohl
gereinigt als auch besser sichtbar gemacht zu werden.
Die Spitze von Saint Maclou wird restauriert (rechts) 2003
ach dem Krieg genoss jede bombardierte Stadt einen eigenständigen Wiederaufbau entsprechend
der Persönlichkeit seiner Städtebauer und ChefArchitekten. Saint-Malo wurde von Arretche aus Granit original wieder aufgebaut; in Le Havre verwendete Perret Beton in
geometischer und völlig neuer Weise; im Zentrum von Rouen
wurden luftige Viertel in einem überschaubaren Maßstab
geplant, wobei ein geschickter Kompromiss zwischen Traditionalismus und Moderne gefunden wurde.
N
Der vollständige Wiederaufbau Rouens fordert
noch einige Anstrengungen.
Eine neue Herausforderung entsteht.
Eine neue Herausforderung entsteht erst jetzt: Nach mittlerweile einem halben Jahrhundert muss das Erbe des Wiederaufbaus bewahrt und aufgewertet werden. Vielleicht
können einige Häuserblöcke von fragwürdigen architektonischem Wert teilweise verbessert werden, z.B. indem die
Monotonie einiger Fassaden aufgebrochen würde? Darüber
hinaus muss darauf geachtet werden, die Gebäude der 50er
Jahre zu unterhalten, soweit die interessantesten Elemente
bedroht erscheinen (brüchig werdender Beton) oder entstellt zu werden drohen (durch zum Teil uneinheitliche Veränderungen, die die Kohärenz der Handschrift der Architektur
verwischen können).
Büchermarkt auf dem Quai
Pour achever la reconstruction selon le « plan Gréber », il faut encore terminer le contournement routier de Rouen. Les quais nécessiteraient une animation afin que les rives de la Seine redeviennent un centre de vie sociale à Rouen. Quelques églises, et parmi elles Saint-Maclou ou Saint Pierre-du-Châtel,
attendent la fin de leur restauration. Enfin, il s´agit, cinquante ans après, de veiller sur l’architecture de la reconstruction elle-même et de la conserver.
Die Architektur der Fünfziger Jahre in Hannover bewahren und weiter entwickeln.
enn man etwas aus der Geschichte des Wiederaufbaus von Hannover lernen möchte, dann sollte man
nicht die früher begangenen Fehler wiederholen
und die Architektur der Fünfziger Jahre voreilig abreißen, weil
man sie für unmodern oder unschön hält. Dies hindert nicht,
wenn möglich, einige Probleme, die seitdem entstanden sind,
zu korrigieren. Nach mehr als 50 Jahren gehören die Gebäude
aus dieser Zeit zum Kulturerbe der Stadt, das bewahrt und an
die heutigen Erfordernisse angepasst werden muss. Auf diesem Gebiet gibt es einige vielversprechende Beispiele aus jüngster Zeit.
Hannover, dessen Verkehrswegen zum Teil etwas überdimensioniert erscheinen mögen und Rouen, wo Fahrradwege noch
selten sind und die Straßenkunst wenig entwickelt ist, können
gegenseitig viel von ihren jeweiligen Erfahrungen des Wiederaufbaus profitieren. Hierdurch könnte das schöne Abenteuer
der Städtepartnerschaft, das 1966 begonnen hat, auf fruchtbare und dynamische Weise fortgesetzt werden.
W
Im November 2007 hat der Rat der Stadt Hannover nach mittlerweile jahrzehntelangen Diskussionen beschlossen, das im
Krieg zerstörte Schloss von Herrenhausen wieder zu rekonstruieren. Das Vorhaben war in der Vergangenheit mehrfach
am fehlenden Willen und vor allem dem nötigen Geld gescheitert. Nun will die Volkswagenstiftung 20 Millionen
Euro spenden. Sie erhält im
Gegenzug das Recht für 99
Jahre, das Schloss zu nutzen.
Auch wenn viele Hannoveraner das Projekt, dass im Jahre
2012 fertig gestellt werden
soll, unterstützen, wird die
vollständige Rekonstruktion
des Schlosses, von dem bis
auf die Freitreppe nichts
mehr übrig ist,aus architekturLinks das Leibniz-Haus
historischer Sicht teilweise
wiedererbaut 1983
in Frage gestellt.
IGBCE Gebäude am Königsworther Platz 2005 renoviert
Lange Zeit fand die Architektur des Wiederaufbaus wenig Wertschätzung.
Lange Zeit fand die Architektur des Wiederaufbaus wenig
Wertschätzung. In den 70er und 80er Jahren wurden sogar
etliche Gebäude von hoher Qualität abgerissen, darunter das
von Oesterlen geplante Café Kröpcke oder die kleeblattförmige Tankstelle am Aegi. Heute wird ihr Wert im Allgemeinen
anerkannt und viele Gebäude werden renoviert und stehen
unter Denkmalschutz. Dies gilt z.B. für den ehemaligen Verwaltungssitz der Firma Continental (Erich Zinsser), in dem seit
1994 die Fakultäten der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften der Leibniz Universität untergebracht sind. Ebenso wurde
das Gebäude der IGBCE am Königsworther Platz sorgfältig restauriert und mit einem modernen Anbau versehen. Als letztes
Beispiel kann der Wettbewerb der Stadt Hannover zur völligen
Neugestaltung des Steintor genannt werden, mit dem das gesamte Viertel revitalisiert werden soll.
Pläne für eine Neugestaltung des Steintor 2007
L’architecture de la reconstruction est devenue elle-même, après désormais cinquante ans, une part du patrimoine hanovrien à conserver. La reconstruction n’est certes toujours pas entièrement terminée : en 2007, on a décidé de reconstruire le Château de Herrenhausen. Dans les dernières décennies, on a rasé quelques-uns des monuments d’après-guerre comme le Café Kröpke ou la station essence en forme de trèfle sur la place Aegidientor, victimes de l’esprit du temps en vigueur. Cependant quelques exemples inverses donnent à espérer : l’immeuble administratif de l’entreprise Continental
construit par Zinsser, abrite depuis 1992 quelques facultés de l’Université et la Maison des syndicats de Lindau a été soigneusement restaurée en 2005
tandis qu´un certain nombre d’aberrations architecturales sont éliminées ou atténuées, comme la place Steintor dont le remaniement fait l’objet d’un
concours.
L’étude montre que les deux villes peuvent profiter de leur riche expérience. Ainsi le jumelage entre Rouen et Hanovre qui est aussi un enfant de l’aprèsguerre puisque conclu en 1966, pourrait-il porter des fruits. Ainsi peut-on apprendre des erreurs et reprendre les bons exemples.
Rouen et Hanovre, la Reconstruction
N°18
Herunterladen