„Die Österreichische Sozialpartnerschaft“ & Männerbünde 1 Abbildung 1 Alt- und Ehrengroßmeister der Großloge von Österreich Dr. Michael Kraus meinte am 28.1.2014 lächelnd zur Gestaltung dieser Seite: „männlich – ja – aber mysteriös… Der Begriff mächtig wird unabhängig von einigen prominenten Mitgliedern hinsichtlich der Organisationsform der Freimauer relativiert, da diese keine vertikal strukturierte Vereine mit großer Streuung sind.“ 2 Inhaltsverzeichnis 1. Die königliche Kunst – „Freimaurerei“ ....................................................................................... 4 1.1 Kulturelle Evolution und ideale Gesellschaft ........................................................................ 4 1.2 Bindungen für den Erfolg von Gemeinschaften ................................................................... 5 1.3 Lebensfreude ist ein Geburtsrecht ......................................................................................... 7 1.4 Humanismus als Grundprinzip................................................................................................ 8 1.5 Aufklärung als Menschenbild .................................................................................................. 8 1.6 Toleranz als Grundwert ......................................................................................................... 10 1.7 Verschwiegenheit als Verpflichtung ..................................................................................... 12 1.8 Die Pflichten des Freimaurers .............................................................................................. 12 1.9 Freimaurerei und Religionen................................................................................................. 13 1.10 Freimaurerei und Politik ......................................................................................................... 15 1.11 Globalisierung und Neoliberalismus .................................................................................... 16 1.12 Kleines Feimaurer ABC: Vom Auge Gottes bis zum flammenden Stern ....................... 17 1.2 Beispiele österreichischer Logen ......................................................................................... 19 2 2.1 Begriffsdefinition – Freimaurerei - Wikipedia ........................................................................ 21 Berühmte Internationale Freimaurer .................................................................................... 22 3 Frauen & Freimaurerei ............................................................................................................... 24 4 Die Geschichte der „Gemischten“- Freimaurerei ................................................................... 26 5 Die Entwicklung der Freimaurerei in Österreich .................................................................... 27 5.1 6 Bekannte österreichische Freimaurer.................................................................................. 33 Großmeister der Skandale ........................................................................................................ 34 6.1 Anmerkungen von Dr. Michael Kraus .................................................................................. 38 6.2 Persönliches Resümee zur „Skandalzeit“ ........................................................................... 40 7 Andere „Mysteriöse – Bünde“ ................................................................................................... 42 7.1 Burschenschaften ................................................................................................................... 42 7.2 Landsmannschaft ................................................................................................................... 44 7.3 Corps ........................................................................................................................................ 44 7.4 Markanter Vertreter – Ewald Stadler ................................................................................... 45 7.5 Persönliches Resümee .......................................................................................................... 47 8 Vision ............................................................................................................................................ 49 3 1. Die königliche Kunst – „Freimaurerei“ Am 13.11.2013 und 28.01.20141 hatte ich die Möglichkeit mit dem Alt- und Ehrengroßmeister der Großloge von Österreich zu sprechen. Dr. Michael Kraus war so freundlich und hat sich die Zeit für mich bzw. für diese Arbeit genommen und darüber hinaus den vorgelegten Freimaurerteil (Kap. 2 f.) korrigiert. Er verwies allerdings sehr wohl auf die detaillierten Ausführungen des Buches „Die Freimaurer“, auf das ergänzend auszugsweise eingegangen wird. Ich möchte mich auf diesem Wege noch einmal für sein offenes Entgegenkommen sehr herzlich bedanken. 1.1 Kulturelle Evolution und ideale Gesellschaft Kulturen, verstanden als Wertemuster, organisatorische Strukturen und gelebte Ordnungen von Gemeinschaften und Gesellschaften jeder Größe, sind umso erfolgreicher, überlebensfähiger und damit fruchtbarer für die kulturelle Entwicklung, je besser sie den natürlichen Funktionszusammenhängen entsprechen. Evolution setzt Innovation voraus, die sich in der Anpassung bewähren, ohne entwickelte Funktionen zu zerstören. Dauerhaften Erfolg haben nur soziale Systeme, in denen die Balance zwischen Bestehendem und Neuem, zwischen fester Einheitlichkeit und anregender – und zuweilen auch aufregender – Vielfalt ständig gesucht und gehalten wird. Rigider Konstruktivismus schadet ebenso wie bedenkenloser Progressivismus. Ein optimales oder wenigstens vor dem Absturz bewahrendes Gleichgewicht zwischen den destruktiven Extremen lässt sich nur bewahren, wenn es in einem festen Rahmen von Ordnungen und schützenden Mechanismen ein freies Neben- und Gegeneinander von Meinungen gibt. Dieses Prinzip der Optimierung durch Balance liegt aller Demokratie und allem geordneten Wettbewerb zugrunde – deren historische Erfolge gegenüber totalitären und revolutionären Ordnungen deutlich sind. Innovationen, neue Ideen und Erfindungen entstehen aus dem Zusammentreffen von Differenzen, aus intelligent bewältigter Konfrontation und Kooperation zwischen Kulturen. Auch hier gilt die Regel: Zu wenig und zu viel ist des Narren Ziel. Die optimale Gemeinschaft toleriert und fördert Vielfalt und schlägt Brücken zum Fremden, nimmt Elemente anderer Kulturen auf, ohne das Eigene aufzugeben. Der Nutzen und die Kraft solcher Duldung von 1 Die Gespräche fanden jeweils in seinem Büro in der Wallnerstraße 3 im ersten Wiener Gemeindebezirk statt. 4 Heterogenität haben sich geschichtlich in den kulturellen Schmelztöpfen erwiesen, vom antiken Athen und Rom bis zu den USA und der europäischen Kulturen-Mischzone. Die Angst vor den Folgen unbewältigter Verschiedenheit in Konflikt und Kampf ist allerdings ebenfalls berechtigt, verstärkt aber gleichzeitig das Risiko, wenn sie als Fremdenfeindlichkeit den Konflikt noch provoziert und steigert. Ein solcher Teufelskreis von Angst und Misstrauen ruiniert zuerst die Innovativität, dann die Intelligenz des sozialen Systems. Die Kraft von Gemeinschaften – neuerdings von der Wissenschaft als Sozialkapital bezeichnet – besteht aus der mobilisierbaren Intensität der Emotion (Liebe und Hass, Begeisterung und Wut, Identifikation und Aversion) in sozialen Beziehungsnetzen. Aus dieser Gefühlsenergie fließen Motivation und Aktion und damit Leistungen und Einsatzbereitschaft – bis hin zum Sterben und Töten. Sozialkapital ist potenter als Finanzkapital und Zwang – Begeisterung, Kreativität und Arbeitsfreude kann man nicht kaufen, höchstens ihr Produkt. Emotionale Bindungskraft resultiert aus der Assoziation von psychischen Triebkonstellationen mit Personen, Heimaten, Symbolen und Ideen. Drei soziale Ebenen von Gefühlsreaktionen lassen sich dabei unterscheiden: die Mikro-Ebene der engen persönlichen Bindungen (Nahbeziehungen), die Meso-Ebene des weiteren Bekanntenkreises (Sozialkontakte), die Makro-Ebene der ideellen Symbol- und Wertegemeinschaften (Identifikation). So unterschiedlich diese drei großen Gefühlskomplexe von Liebe Vertrautheit, Gläubigkeit auch besetzt sein können, entsteht soziale Energie nur, wenn alle drei konform wirken. Gemeinschaften aus Vereinsamten verfehlen ebenso ihr Ziel wie ein Leistungsteam ohne sinnstiftende Wertekonformität. Der Weg der Evolution ist gesäumt von gescheiterten Gemeinschaften, die zu viel Größenideale oder zu viel Rückzug aufs private Glück auf ihre Fahnen geheftet hatten. 1.2 Bindungen für den Erfolg von Gemeinschaften Der Erfolg allen Lebens, also auch der sozialen Systeme, die eine spezielle Kultur (kulturelle Spezies) bilden, ist das Überleben. Das natürliche Kriterium von Überlebenskraft ist Wohlbefinden, Lebensfreude, Glück. Nur dauerhaft glückliche Gemeinschaften bestehen im Wettbewerb der Evolution. Glück und Wohlbefinden einzelner Menschen lässt sich gut fassen, wenn dem nicht sozial motivierte Selbstdarstellung und Selbsttäuschung im Wege stehen. Wenn man ehrlich zu sich ist, weiß man schon sehr gut, wie es um einen steht. Schließlich sind Frieren und Schwitzen, Hunger und Sättigung, Mattheit und Übermüdung, kurz, alle Wohlgefühle und ihr Gegenteil die Signale unserer Natur für die Selbststeuerung zum Lebenserfolg. Selbst in der 5 Verzerrung der Selbststeuerung durch Süchtigkeit und Ehrgeiz bleiben die Warnungen durch Unbehagen nicht aus. Wo das Optimum des Wohls für eine Gemeinschaft liegt, ist hingegen nicht so klar. Da kann es durchaus dem Glück der einen dienen, wenn andere sich opfern. Wo verläuft da die Grenze? Wenn von zu vielen zu große Opfer verlangt werden, wird der innere Widerstand die Gemeinschaft sprengen. Das Ideal wäre volle Gleichheit in vollem Glück. Aber falls das unter Mangel und Konkurrenz nicht möglich ist und die Kultur Arbeitsteilung verlangt, wo liegt dann die beste Balance zwischen Leistungsbelohnung und Gleichheit? Bisher wurde diese Frage immer nur durch die Evolution in der harten Regulation gelöst. Die Sozialgeschichte deutet darauf hin, dass Gleichheit wie Freiheit im Extrem schlecht funktionieren, dass das Optimum eher bei der brüderlichen Rücksicht auf das Wohl der anderen liegt, aber mit Beachtung, wo mehr individuelles Glück mehr Gemeinwohl hervorbringt. Der Götzendienst am Einzelerfolg hat genauso versagt wie die Anbetung der absoluten Gleichheit. Die Evolution hat bescheidene, auf Gleichachtung bedachte Glaubensgemeinschaften bevorzugt. Das volle Glück für alle, der ewige Traum, wurde bisher wohl nur in wenigen Fällen von kleineren Gemeinschaften erreicht. In der auf Umfragen gestützten Glücksforschung nähren sich nur durch Ideale, Gemeinschaften und Freundschaft verbundene Gruppierungen (Kleinsozietäten) mit den Vorteilen modernen Wohlstands und hoher Lebensqualität solchen Paradiesidealen. Kurzfristige Glücksmaximierung mit Suchtcharakter wird von der Evolution hart bestraft, beim Individuum durch Stimmungstief, Krankheit und Misserfolg, in einer Gesellschaft durch Niedergang der Kultur, im Unternehmen durch Bankrott. Lassen jedoch die bösen Folgen sehr lange auf sich warten, so ist die Bereitschaft von Sozietäten – und erst recht von Individuen – oft gering, auf die Frühwarnungen der Natur oder des Glaubenssystems zu achten. Da helfen nur sozial gestützte Werte (der feste Halt einer engen Gemeinschaft, ein ethischer Lebensstil), Glück nachhaltig zu optimieren. Die großen Prinzipien einer „idealen Gesellschaft“ lassen sich aus diesen Grundsätzen der Evolution ableiten. Sie entsprechen im Großen und Ganzen den Begriffen Der „offenen Gesellschaft“, der Meinungsvielfalt und Toleranz Der Sozialkapital-Theorie von der Komplementarität von Mikro-, Meso- und MakroEbene von Bindungen, Normen und Vertrauen, der demokratischen Gleichwertigkeit in den funktional notwendigen Hierarchien, des Menschenrechts auf Glück in einer „Weltethik“, 6 der Nachhaltigkeitsnormen für Ökologie, Ökonomie & Glückssuche. Für die Details, auf die es ankommt, lassen sich keine einfachen Regeln nennen. Diesen Prinzipien kann in vielerlei Form mehr oder weniger entsprochen werden. Erst der nachhaltige Erfolg zeigt, wie gut eine Sozietät dem Überlebenspfad im Irrgarten der Evolution folgt. Und der Erfolg in einer kleineren Gemeinschaft besagt noch wenig über die Effizienz der größeren Gesellschaft, zu der sie gehört – trägt aber zum Wohl des Größeren bei, vielleicht nur marginal, vielleicht auch mehr durch Anregung zu Innovation oder durch einen Katalysatoreffekt der Bestärkung und Auslösung von Kultur. Eine ideale Gesellschaft im Sinne der kulturellen Evolution entwickelt ihre Mitglieder und die Gemeinschaft zugleich und macht beide glücklich – und zwar intelligent, also nachhaltig. Das gelingt selten, hat aber dann eine gute Chance auf Dauer. Unter besonders glücklichen Umständen entsteht daraus Evolution. Ordnung ohne Bindung, blinde Disziplin zerstört eine Gesellschaft genauso wie eine MakroMoral ohne Nahbeziehungen. Mächtige Kulturen sind am Fanatismus solcher Einseitigkeit und Enge zugrunde gegangen.2 1.3 Lebensfreude ist ein Geburtsrecht Zum Wesen österreichischer Freimaurer gehört, das alle direkte und kollektive Verfolgung von ökonomischen und sozialen Zielen zu verzichten. Die Freimaurer unterstützt keine Partei, macht keine Öffentlichkeitsarbeit, investiert in keine Unternehmen, lehrt in keiner Schule, predigt keine Doktrin. Einzelne Freimaurer tun das alles, aber nicht als Vertreter der Freimaurerei, sondern in ihrem jeweiligen Amt oder Beruf. Und sie sollen sich dazu angehalten fühlen, dabei die humanitäre Ethik in die Tat umzusetzen – ohne das die Freimaurerei selbst in Erscheinung tritt.3 Eine Gesellschaft ohne Nachhaltigkeitsethik und deren intelligente Umsetzung in Normen und Verhalten, ohne funktionierende Nachhaltigkeitskultur zerstört ihre Umwelt und sich selbst. Der Untergang großer Kulturen, von der Antike bis heute, zeugt davon. Träger der Evolution sind jene Kulturen geworden, die mit ihren Ressourcen sparsam umgegangen sind und die bereit waren, in die Erziehung ihrer Kinder, in die Fruchtbarkeit ihrer Gärten und Äcker, in die Gesunderhaltung ihres Lebensraums, in das Glück ihrer Menschen viel zu 2 3 Siehe: M. Kraus, Die Freimaurer, S. 27 Siehe: M. Kraus, Die Freimaurer, S. 29, 30 7 investieren, zukunftsbezogen, auch unter Opfern in der Gegenwart – aber auch intelligent, nach dem besten Wissensstand ihrer Zeit und lernbereit.4 1.4 Humanismus als Grundprinzip Zusammenhang von einer Ästhetik der Existenz – die das Wesen der Freimaurerei ausmacht.5 Der ethische Grundkonsens besteht in der Entwicklung einer ethischen Lebenshaltung. Damit ist keine Erfolgs- oder Gesinnungsethik, sondern eine Verantwortungsethik im Sinne der Verwirklichung freimaurerischer Werte in der Gesellschaft gemeint. Dies bedeutet konkret Verantwortung für die Mitwelt, die Umwelt und die Nachwelt sowie die Aufforderung, in globalen Zusammenhängen zu denken und sozial-humanitär zu wirken. Dabei ist zu beachten, dass der Freimaurer, wenn er ethisch handelt, nicht unökonomisch denkt. Seine Verantwortungsethik ist eine krisenprophylaktische.6 Die Humanität der Freimaurer gründet nicht im Wissen und in der vermeintlichen Kenntnis von einer besseren Welt, sondern resultiert aus dem ungeschönten Blick auf die unverdeckten Tatsachen des Daseins des Menschen. Die inhumanen Daseinsbedingungen bilden aber nach ihrer Überzeugung keine unabänderliche Konstante, sondern können verbessert werden. Die freimaurerische Humanität wird stärker bestimmt von der Idee, dass der Mensch verbesserungsfähig ist, als von einer genauen Kenntnis des „Guten“.7 1.5 Aufklärung als Menschenbild Freimaurerei und Aufklärung ist eine Gedankenverbindung, die eine informierte Öffentlichkeit auch heute noch gleichsam automatisch vornimmt. Freimaurerei ist zur Zeit der Aufklärung entstanden, die Logen waren eine der großen Werkstätten der europäischen Emanzipationsund Befreiungsbewegung. …vor allem in Österreich, wo die aufklärerischen Aspekte der Aufklärung besonders stark betont werden…8 4 Siehe: M. Kraus, Die Freimaurer, S. 30 Siehe: M. Kraus, Die Freimaurer, S. 36 6 Siehe: M. Kraus, Die Freimaurer, S. 36 7 Siehe: M. Kraus, Die Freimaurer, S. 37 8 Siehe: M. Kraus, Die Freimaurer, S. 40 5 8 Aufklärung ist eine vom Verstand dominierte Aufbruchsbewegung. Sie ist der immer neue Versuch des Menschen, mündig zu werden. Zu den historischen Leistungen der Aufklärung gehört, dass sie die Umstände eines menschenwürdigen Lebens in zahlreichen Schriften und Grundrechtskatalogen beschrieben und als notwendig postuliert hat. Umgesetzt wurde vieles, leider blieb manches bis heute nur Papier. Die Aufklärung ist eben keineswegs zu Ende, sondern eher bloß auf den Weg gebracht. Aufklärung und Humanität lassen sich auch nicht ein für alle Mal definieren, man kann sie nicht gleichsam in Dosen pressen und dann konservieren. Jede Zeit, jede Gesellschaft, jeder Mensch muss immer wieder darum ringen. Wir wissen aus leidvoller Erfahrung, dass Aufklärung dabei durchaus stecken bleiben oder auf Irrwege geraten kann, etwa dann, wenn der leitende Verstand zu wenig auf sich selbst reflektiert und sich zu wenig der eigenen Grenzen bewusst wird; wenn vergessen wird, dass Menschen nicht allein Verstandeswesen sind und die Welt keine Rechnung ist, die ohne Rest aufgeht; wenn Vernunft zu bloßer Rechenhaftigkeit verkommt.9 Arbeit an sich selbst, Selbstkonstruktion des Menschen – eigentlich eine uralte Sache, die auf verschiedensten Wegen betrieben werden kann und betrieben wird. Es gibt andere Werkstätten solcher Arbeit, Kirchen, Ordinationen, gute Gespräche, aber auch Nachdenken und gute Vorsätze. Die Freimaurerei ist nur ein Ansatz unter vielen. […] Was die Orientierung dieses Aufbruchs betrifft, so geht es nicht darum, den Menschen fit zu machen für das stressige Leben im 21. Jahrhunderts, sondern seine innewohnenden Möglichkeiten möglichst auszuschöpfen. Das setzt voraus, sich immer wieder mit den Grundfragen des Menschseins zu konfrontieren, vor allem auch mit der eigenen Begrenztheit. Das masonische Ritual bringt dem einzelnen Freimaurer nachdrücklich zu Bewusstsein, wie leicht er Opfer von Unrecht und Inhumanität sein kann, und es zeigt ihm zugleich, dass er selbst es sein könnte, der Unrecht tut, dass er also potenziell Opfer und Täter ist. […] Der Mensch wird also nicht als Leistungsträger aufgefasst, sondern als komplexe Welt in der Welt. Dabei ist wichtig, dass es nicht um individuelle und weltabgewandte Gnosis geht, sondern die Maurerei sehr wohl auf Veränderung der Welt abzielt. Das geschieht nicht als Organisation, Verein oder Netzwerk, sondern durch die individuelle Veränderung der einzelnen Freimaurer – konkrete Schritte also für ein allgemeines und umfassendes Ziel. Zu diesen Wesenszügen, die der Freimaurer bei sich selbst als sein eigener Bildhauer schärfer herausmeißeln sollte, zählt daher vor allem, dass die eigene Weiterentwicklung an die der Mitmenschen geknüpft ist. Alle Freimaurer sollen gleichsam an einem gemeinsamen Werk – dem Haus für alle Menschen – arbeiten, das nie einen Abschluss findet. In der 9 Siehe: M. Kraus, Die Freimaurer, S.40 9 Diktion der Freimaurer ist das die (Wieder-) Errichtung des „Tempels Salomonis“, also die nie endende Arbeit an einer Aufenthaltsstätte, die allen Menschen wohnlich ist und bei dem das Ganze und seine Teile in harmonischem Einklang stehen. […] 1.6 Toleranz als Grundwert Am Beginn der Freimaurerei stand in Österreich des 18. Jahrhunderts eine den Idealen der Aufklärung folgende Vergesellschaftung. Es war so etwas wie ein gesellschaftliches Wunder, dass in den Logen die damals sonst üblichen deutlichen Grenzen zwischen Ständen, Religionen und Nationalitäten überwunden wurden. Das Toleranzpatent Kaiser Josephs II. 1781 und 1782 entstand in diesem Geist und unter Mitwirkung und Einfluss jener zahlreichen Freimaurer, die damals wichtige Positionen im politischen System innehatten.10 Joseph II. war ein Fürst aus dem Geschlecht Habsburg-Lothringen, Erzherzog im Erzherzogtum Österreich, wurde 1764 römisch-deutscher König und war von 1765 bis 1790 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, ab 1780 auch König von Böhmen, 11 Kroatien und Ungarn. Das Gebot der Toleranz verlangt vom einzelnen Freimaurer, dass er sich unter dem Einfluss der Freimaurerei zu einem Menschen entwickeln soll, der im Anderssein des anderen nicht etwas gegen sich Gerichtetes sieht, sondern versteht, dass in der Vielfalt der Erscheinungen und Ideen der Reichtum des Lebens begründet ist. Toleranz bedeutet, so gesehen, die Bejahung von Humanität, Freiheit und Gleichheit. Für sie gilt das Wort von Rosa Luxemburg: „Freiheit – das ist immer die Freiheit des anderen“. Dieser Standpunkt war für Rosa Luxemburg der Grund, gegen Lenin und die Errichtung der kommunistischen Diktatur in Russland aufzutreten. Und es ist von ihr folgerichtig, dass es geradezu ein Gradmesser für Freiheit und Toleranz in einer Gesellschaft ist, wie sie mit der Freimaurerei umgeht. Ihr Toleranzprinzip macht sie Diktaturen verdächtig. Rosa Luxemburg (1871-1919) war eine einflussreiche Vertreterin der europäischen Arbeiterbewegung, des Marxismus, Antimilitarismus und „proletarischen Internationalismus“. Seit 1887 wirkte sie in der polnischen, seit 1898 auch in der deutschen Sozialdemokratie. Dort bekämpfte sie von Beginn an Nationalismus, Opportunismus und Revisionismus. Sie trat für Massenstreiks als Mittel sozialpolitischer Veränderungen und zur Kriegsverhinderung ein. Sofort nach Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 gründete sie die „Gruppe Internationale“, aus der der Spartakusbund hervorging. Diesen leitete sie als politische Gefangene zusammen mit Karl Liebknecht durch politische Schriften, in denen sie die Burgfriedenspolitik der SPD analysierte und verurteilte. Sie bejahte Lenins Oktoberrevolution, kritisierte aber zugleich die Parteidiktatur der Bolschewiki. In der Novemberrevolution versuchte sie als Chefredakteurin der Zeitung Die Rote Fahne in Berlin auf das 10 11 Siehe: M. Kraus, Die Freimaurer, S. 43 Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Kaiser_Josef_II. 10 Zeitgeschehen Einfluss zu nehmen. Als Autorin des Spartakusbund-Programms forderte sie am 14. Dezember 1918 eine Räterepublik und Entmachtung des Militärs. Anfang 1919 gründete sie die Kommunistische Partei Deutschlands mit, die ihr Programm annahm, aber die von ihr geforderte Teilnahme an den bevorstehenden Parlamentswahlen ablehnte. Nachdem der folgende Spartakusaufstand niedergeschlagen worden war, wurde sie zusammen mit Karl Liebknecht von Angehörigen der Garde-Kavallerie-Schützen-Division ermordet. Rosa Luxemburg wird international 12 auch von manchen politischen Gegnern geachtet. Ihre Positionen werden weiterhin diskutiert. Für die Allgemeinen freimaurerischen Grundsätze der Großloge von Österreich ist das Kriterium, das die Grenze der Toleranz bezeichnet, die „Allgemeine Deklaration der Menschenrechte der Vereinten Nationen“ aus dem Jahr 1948. Wer deren Grundsätze nicht akzeptiert, ist für die Großloge von Österreich kein Freimaurer, „weil dies“, wie ihr Grundgesetz, die Konstitution, sagt, „einer Tolerierung der Intoleranz gleichkäme“. Wer gegen Verbrechen Nachsicht übt, wird sein Komplize, wusste schon der Freimaurer Voltaire. Voltaire (1694-1778) war einer der meistgelesenen und einflussreichsten Autoren der französischen und europäischen Aufklärung. Er hieß eigentlich François-Marie Arouet und nahm am 12. Juni 1718 – ohne irgendeinen Vornamen – den Namen Voltaire an. In Frankreich nennt man das 18. Jahrhundert auch „das Jahrhundert Voltaires“ (le siècle de Voltaire). Als Lyriker, Dramatiker und Epiker schrieb er in erster Linie für ein Publikum gebildeter Franzosen, als Erzähler und Philosoph für die gesamte europäische Oberschicht seiner Zeit, deren Mitglieder für gewöhnlich die französische Sprache beherrschten und französische Werke zum Teil im Original lasen. Viele seiner Werke erlebten in rascher Folge mehrere Auflagen und wurden häufig auch umgehend in andere europäische Sprachen übersetzt. Voltaire verfügte über hervorragende Kenntnisse der englischen und der italienischen Sprache und veröffentlichte darin auch einige Texte. Er verbrachte einen beträchtlichen Teil seines Lebens außerhalb Frankreichs und kannte die Niederlande, England, Deutschland und die Schweiz aus eigener Erfahrung. Mit seiner Kritik an den Missständen des Absolutismus und der Feudalherrschaft sowie am weltanschaulichen Monopol der katholischen Kirche war Voltaire ein Vordenker der Aufklärung und ein wichtiger Wegbereiter der Französischen Revolution. In der Darstellung und Verteidigung dessen, was er für richtig hielt, zeigte er ein umfangreiches Wissen und Einfühlungsvermögen in die Vorstellungen seiner zeitgenössischen Leser. Sein präziser und allgemein verständlicher Stil, sein oft sarkastischer 13 Witz und seine Kunst der Ironie gelten oft als unübertroffen. Wer für sich Toleranz zum Nachteil anderer verlangt, ist intolerant. Der Unterschied von Meinungen und der daraus ableitbare mögliche Konflikt sind unvermeidbar. Es gibt jedoch eindeutige Regeln zur Austragung solcher Konflikte im Rahmen gesellschaftlicher Ordnung und wechselseitiger Toleranz. Dass mitunter die Grenzen zwischen Toleranz und Intoleranz unscharf und umstritten sind, lässt sich nicht verhindern; es liegt in der Komplexität des Problems und gehört zum Wesen der pluralistischen Gesellschaft. Aber auch da kann im Zweifel der Standpunkt Voltaires helfen, der zwar die Meinung anderer nicht immer teilte, sich aber dafür einsetzen wollte, dass sie der andere sagen darf.14 12 Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Rosa_Luxemburg Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Voltaire 14 Siehe: M. Kraus: Die Freimaurer, S. 45 13 11 1.7 Verschwiegenheit als Verpflichtung Dass die Zugehörigkeit zur Freimaurerei vor der Öffentlichkeit geheim gehalten wird und sich auch der Bund selbst bedeckt hält, hat seine geschichtlichen Wurzeln im Schutz vor Nachteilen und Verfolgung, die den Freimaurern zu allen Zeiten mehr oder weniger konkret drohten. […] Hierarchie wird großteils mit Machtkampf, Intrige und Egozentrismus assoziiert. Die Geheimhaltung hilft auch, die in allen Gesellschaften so verderbliche Hierarchie-Süchtigkeit in Schach zu halten. […] Wo Amtswürden und Ehrenstellungen nach außen hin verschwiegen bleiben, entfällt solcher Vorteil – und damit wird Hierarchie zu dem, was sie in einer idealen Gesellschaft sein soll: funktionale Rolle in Ausgewogenheit von Pflicht und Ehre. […] Die Zugehörigkeit zum Bund darf keinesfalls zum Gegenstand der Präsentation am Jahrmarkt der Eitelkeiten werden. […]15 Trotz des in Freimaurerkreisen gelegentlich auftauchenden Wunsches nach mehr Öffentlichkeitsarbeit ist es die konsequent eingehaltene Linie der Großloge von Österreich, nicht auf Unterstellungen und Verdächtigungen zu reagieren, so falsch und absurd diese auch sein mögen.16 1.8 Die Pflichten des Freimaurers Den Weg der Persönlichkeitsentwicklung weisen die Pflichten, die die Freimaurerei dem Freimaurer auferlegt. In ihrer traditionellen Form sind sie im Konstitutionsbuch von Reverend James Anderson aus dem Jahr 1723 als die „alten Pflichten eines freien Maurers“, kurz „alte Pflichten“ (Old Charges) genannt, umschrieben.17 James Anderson (1678-1739) war ein schottischer Prediger der schottisch-presbyterianischen Kirche in London, Freimaurer und Verfasser der ersten Konstitution („Alten Pflichten“) der Ersten Großloge 18 von England. 15 Siehe: M. Kraus: Die Freimaurer, S. 46 Siehe: M. Kraus: Die Freimaurer, S. 49 17 Siehe: M. Kraus: Die Freimaurer, S. 53 f. 18 Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/James_Anderson_(Freimaurer) 16 12 Die Verpflichtungen, die der Freimaurer damit auf sich nimmt, beziehen sich auf das Streben nach Wahrheit, Toleranz und Brüderlichkeit, auf Achtung der bürgerlichen und maurerischen Gesetze sowie auf Verschwiegenheit.19 Überhaupt steht es jedem Freimaurer nach gewissenhafter Prüfung eventueller Konsequenzen frei, bei Vorliegen zureichender Gründe sich als solcher auszuweisen. […] 20 Jeder Freimaurer ist verpflichtet, seine persönlichen ethischen Grundsätze nach der Logenarbeit im Leben in die Tat umzusetzen. Zunächst verwirklicht der Freimaurer seine individuellen Konzepte in seinem Beruf, in seiner Familie oder in seinem Freizeitclub. Seine Methode der Weltverbesserung ist ebenso alt wie schwierig: Er soll ganz einfach Vorbild sein. Man wird von ihm verlangen können, dass er ein Gefühl für Solidarität entwickelt und den Armen, Schwachen und Benachteiligten hilft, so gut er kann.21 Gotthold Ephraim Lessing: „…Genug, ich denke mir nun aus deinen Reden die Freimaurer als Leute, dies freiwillig über sich genommen haben, den unvermeidlichen Übeln des Staates entgegenzuarbeiten…“22 Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) war ein bedeutender Dichter der deutschen Aufklärung. Mit seinen Dramen und seinen theoretischen Schriften, die vor allem dem Toleranzgedanken verpflichtet sind, hat dieser Aufklärer der weiteren Entwicklung des Theaters einen wesentlichen Weg gewiesen und die öffentliche Wirkung von Literatur nachhaltig beeinflusst. Lessing ist der erste deutsche Dramatiker, dessen Werk bis 23 heute ununterbrochen in den Theatern aufgeführt wird. 1.9 Freimaurerei und Religionen Für eine Wertegemeinschaft wie die Freimaurer ist ein Grundkonsens notwendig. Ein Wertekanon also, dem Freimaurer aller Kulturen und Glaubensrichtungen ohne Vorbehalt zustimmen zu können. Die „Alten Pflichten“ tragen dem Rechnung, wenn sie den Freimaurer „nur zu der Religion verpflichten, in der alle Menschen übereinstimmen“, jedem aber „seine besonderen Überzeugungen belassen“. Und diese allen gemeinsame „Religion“, sagen die „Alten Pflichten“, „heißt, gute und redliche Männer zu sein, Männer von Ehre und Rechtschaffenheit, durch welche Glaubensbekenntnisse und –anschauungen sie auch unterschieden sein mögen.“ 19 Siehe: M. Kraus: Die Freimaurer, S. 56 Siehe: M. Kraus: Die Freimaurer, S. 56 21 Siehe: M. Kraus: Die Freimaurer, S. 58 22 Siehe: M. Kraus: Die Freimaurer, S. 59 23 Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Lessing 20 13 Neutralität in Fragen der Religion und Respekt gegenüber den persönlichen Überzeugungen der einzelnen Freimaurer hinsichtlich der letzten Dinge sind Wesenselemente der österreichischen Freimaurerei. Daran ändert auch nichts, dass in den Logen die Arbeiten „in Ehrfurcht vor dem Großen Baumeister“ eröffnet und geschlossen werden. Die Anrufung des „Großen Baumeisters“ ebenso wie der Brauch, vor dem „Heiligen Buch“, der Bibel – im österreichischen Freimaurerritual als „das Symbol der heiligen Überlieferung“ bezeichnet -, das maurerische Gelöbnis abzulegen, hat Tradition und verleiht dem Ritual dramaturgisches Pathos. Das Ritual der Großloge von Österreich umschreibt den „Großen Baumeister aller Welten“ als Symbol für „die schöpferische, uns Menschen unerforschliche Wesenheit“ im „Mittelpunkt des Kreislaufes“, um den sich „alles Leben bewegt“. Dem einzelnen Freimaurer bleibt es unbenommen, unter der Metapher des „Großen Baumeisters“ die dem All innewohnende schöpferische Energie, ein höchstes Wesen, das die Welt lenkt oder auch einen persönlichen Gott zu verstehen. Freimaurer sollten gegenüber der großartigen Unfassbarkeit der Schöpfung demütig ihre Ehrfurcht bekennen. Dann ist er auch nicht der „einfältige Atheist“, von dem die „Alten Pflichten“ sprechen. Damit sollte es aber sein Bewenden haben. Jedes Mehr ist zu viel. […] Die Großloge von Österreich hat […] in den „Allgemeinen freimaurerischen Grundsätzen“ der Konstitution festgelegt: „Der Bund der Freimaurer verlangt von seinen Mitgliedern kein bestimmtes Glaubensbekenntnis. Er achtet jede ehrliche Überzeugung und Verwirft die Verfolgung Andersdenkender.“ Vom Standpunkt der österreichischen Freimaurer gibt es also kein Problem mit der Religion. Die Exkommunikation der Freimaurer war noch 1917 in die Kodifikation des Kirchenrechts, den „Codes Iuris Canonici“, übernommen worden. Ein fast 25 Jahre andauernder Dialog zwischen katholischer Kirche und Vertretern der Großloge von Österreich, auf Initiative von Kardinal Franz König Stellvertretenden – zustande Großmeister gekommen Kurt und Baresch vom mit Deputierten großem – das heißt Einfühlungsvermögen, ausdauernd und konsequent geführt, hat eine Entspannung im Verhältnis zwischen katholischer Kirche und Freimaurerei möglich gemacht. Als Ausdruck dieses neuen Verhältnisses wurden 1983 im Zuge der Neukodifizierung die Bestimmungen über die Exkommunikation der Freimaurer im „Codex Iuris Canonici“ gestrichen. […] 14 Kardinal Franz König & Großmeister Kurt Baresch Esoterik und Freimaurerei gehören, wie es scheint oder viele meinen, irgendwie zusammen. Für manche Menschen, die der Irrationalität zuneigen, mag Esoterik sogar eine Art billiger Religionsersatz auf der Suche nach verborgenen Wahrheiten sein. Freimaurer wollen jedoch auf dem Boden der Realität bleiben. Freimaurerische Esoterik sollte einzig als Weg nach innen, als das Streben nach Selbsterkenntnis, Selbstbeherrschung und Selbstveredelung verstanden werden. Sie sollte als Anleitung zu Selbstfindung, Selbsterziehung und der letztlich daraus resultierenden Selbstverwirklichung dienen. Dazu bedarf es des ehrlichen Wollens, an sich selbst zu arbeiten. Nicht irgendwelche Glaubenssätze oder Geheimlehren machen sie zu Freimaurern, sondern ihre Haltung und die Werte, von denen im vorangegangenen Kapitel die Rede war: Rechtschaffenheit, Zivilcourage, humanitäre Gesinnung und die Freiheit, das Anderssein zu respektieren.24 1.10 Freimaurerei und Politik Die Freimaurerei ist eine unmittelbar nur nach innen, auf die den Bund bildenden Freimaurer gerichtete Gemeinschaft. Dementsprechend gibt die Großloge von Österreich keine politischen Devisen aus. Die „Allgemeinen freimaurerischen Grundsätze“ der Großloge Österreich sagen darüber: „Die Freimaurerei schließt jede Parteinahme des Bundes in politischen und religiösen Fragen aus. Es sind daher alle Abstimmungen und Beschlüsse, die die individuelle Freiheit der Mitglieder in dieser Richtung beeinträchtigen könnten untersagt“. […]25 Aber wie immer es die Freimaurer mit dem politischen Diskurs in ihren Logen halten, der einzelne Freimaurer ist keineswegs zu politischer Abstinenz und Neutralität angehalten, im Gegenteil. Denn in den „Allgemeinen freimaurerischen Grundsätze“ heißt es auch: „Der 24 25 Siehe: M. Kraus: Die Freimaurer, S. 83 f. Siehe: M. Kraus: Die Freimaurer, S. 89 15 Freimaurer ist zur Beachtung der Gesetze seines Vaterlandes verpflichtet. Er hat zur Erhaltung des inneren Friedens in Wort, Schrift und Tat nach Kräften beizutragen.“ Das ist nur folgerichtig. Denn Freimaurer sein heißt unter anderem, sich mit lebenswichtigen Themen zu befassen und Lösungen zu suchen, die dem Geist der Freimaurerei entsprechen, und dazu gehören zweifellos die, die sich auf die Gesellschaft und den Staat beziehen. Es ist aber seine ganz persönliche Entscheidung, ob und wie weit er sich in Parteien und politischen Vereinen betätigen und auch in einer Partei politische Funktionen bekleiden. Es gibt in der österreichischen Freimaurerei keine politische Linie, der zu folgen einem Freimaurer nahegelegt oder der zu folgen er auch nur eingeladen wäre. […] Goethe sagt: „politisch Lied – ein garstig Lied“, und das wird wie zu Goethes Zeiten auch heute noch seine Berechtigung haben. Aber das ändert nichts daran, dass der Freimaurer trotz dieser Erfahrung gefordert ist, sich im Leben zu bewähren, auch durch politisches Denken und Handeln. Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), geadelt 1782, war ein deutscher Dichter. Er forschte und publizierte außerdem auf verschiedenen naturwissenschaftlichen Gebieten. Ab 1776 bekleidete er am Hof von Weimar unterschiedliche politische und administrative Ämter. Goethes literarische Produktion umfasst Lyrik, Dramen, erzählende Werke, autobiographische, ästhetische, kunstund literaturtheoretische sowie naturwissenschaftliche Schriften. Auch sein umfangreicher Briefwechsel ist von großer literarischer Bedeutung. Goethe war ein Vorreiter und der wichtigste Vertreter des Sturm und Dran. Sein Roman Die Leiden des jungen Werthers machte ihn 1774 in Europa berühmt. Später wandte er sich inhaltlich und formal den Idealen der Antike zu und wurde ab den 1790er Jahren, gemeinsam mit Friedrich Schiller und im Austausch mit diesem, zum wichtigsten Vertreter der Weimarer Klassik. Im Alter galt Goethe auch im Ausland als Repräsentant des geistigen Deutschland. Während die Wertschätzung Goethes nach seinem Tode zunächst abnahm, wurde er im Deutschen Kaiserreich ab 1871 „zum Kronzeugen der nationalen Identität der Deutschen“ und als solcher für den deutschen Nationalismus vereinnahmt. Es setzte nun eine Verehrung nicht nur des Werks, sondern auch der Persönlichkeit des Dichters ein, dessen Lebensführung als vorbildlich empfunden wurde. Bis 26 heute wird sein Werk zu den Höhepunkten der Weltliteratur gezählt. 1.11 Globalisierung und Neoliberalismus […] Die Antwort der Politik auf die Globalisierung muss in einer Erweiterung und Vertiefung der Einzeldemokratie zu einer Weltdemokratie bestehen. Für die Freimaurerei bestehen in diesem Zusammenhang drei wesentliche Aufgabenfelder, für die es einen dringenden globalen Handlungsbedarf gibt: eine globale Rechts- und Friedensordnung zur Überwindung der globalen Kooperationsgemeinschaft, der die Sicherung der sozialen und ökonomischen Mindestkriterien umfasst, und damit ein wirksames Angehen der Probleme, die durch Hunger 26 Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Goethe 16 und Armut entstanden sind; also globale Gerechtigkeit, globale Solidarität und globale Humanität.27 1.12 Kleines Feimaurer ABC: Vom Auge Gottes bis zum flammenden Stern Allsehendes Auge sombolisiert die ewige Wachsamkeit des „Baumeisters aller Welten“. Großer Baumeister aller Welten ist der Freimaurername für Gott. Ballotage (Kullegung): Mit weißen und schwarzen Kugeln wird über die Aufnahme abgestimmt. Bijou: Logenabzeichen Blau: Johannismaurer-Symbol; steht für Himmel und Treue Deckungsverfahren: geordneter Austritt aus der Loge Dreieck mit der Spitze nach oben ist „konstruktiv“, nach unten ist „destruktiv“. Flammender Stern (Fünfeck) wurde von König Salomon am Grundstein des Tempels angebracht Handschuhe: Symbol des Fühlens und Handelns; „für die Frau, die einem am nächsten steht“. Kelle steht gemeinsam mit dem Mörtel für Brüderlichkeit Kette gilt als Zeichen der brüderlichen Verbundenheit und der Universalität der Freimaurerei. Leiter steht für das Aufsteigen der Seele zum wahren Licht. Lichter brennen auf drei Säulen und symbolisieren Sonne, Mond und „Meister vom Stuhl“ Lot: das Symbol für Wahrheit und Geradlinigkeit des Denkens und Handelns Neophyt am Tag der Aufnahme; danach Lehrling, Geselle, Meister. Danach: Hochgrade: Es gibt zwei Hochgradsysteme: Schottische Rituale (33 Grade), Royal Arge (7 Grade) 27 Siehe: M. Kraus: Die Freimaurer, S. 97 17 Meister vom Stuhl: Vorsitzender der Loge und Zeremonienmeister Meißel und Hammer: Repräsentieren die Bearbeitung des Steins durch Urteilskraft und Intelligenz Orient: Der Ort im Osten des Tempels, wo das Licht entzündet wird und der Logenmeister sitzt. Rauer Stein: Damit ist der Mensch gemeint, der durch Bearbeiten zum perfekten Kubus wird. Regen: Vorsicht, Nicht-Freimaurer im Raum! Ist die Loge nicht „gedeckt“ (geschützt), regnet es Rot: Kennzeichnet Hochgradsysteme; Orden nach York-Ritus Säulen: Im Vorhof des salomonischen Tempels standen die Säulen „B“ und „J“ (Jachin). Schürze: Kleidungsstück, das die rituelle Arbeit symbolisiert Schwert: Wacht über Gesetze und steht für Ritterlichkeit Sechseck: Hexagramm, steht für das Universum; erscheint beim Aufnahmeritual zum Meister Sieben: Vollkommene Zahl. Sieben Meister braucht die Loge, sieben Stufen führen zum Meister. Winkel und Zirkel stehen für rechtes Handeln und Bruder-Beziehung Zeitrechnung: Johannismaurer starten 4000 vor Christus. Aktuelles Maurerjahr: 601228 28 Siehe: F. Horizka, A. Sankholkar, Großmeister der Skandale, S. 29, Format, 24.02.2012 18 1.2 Beispiele österreichischer Logen Wien Unitas Pluralitate Gründung - Humanitas 1871 Zukunft 1874 Freundschaft 1877 Gleichheit 1914 Donau zu den friedlichen Ufern 1952 Mozart 1956 Fraternitas 1959 Pythagoras 1961 Hiram 1962 Libertas Gemina 1965 Sapientia 1965 Eintracht 1968 Sarastro 1969 Zu den drei Rosen 1970 Acacia 1971 Zu den drei Lichtern 1971 Toleranz 1971 Kosmos 1972 Quatuor Coronati 1974 Zur Wahrheit 1975 Bruderkette 1976 Zu den sieben Himmeln 1976 Zur brüderlichen Harmonie 1977 Pilgram 1979 Aux troix canons 1980 Concordia 1980 Logos 1981 Helikon 1982 Prometheus 1982 Universum 1983 Antrophos 1987 Zum rauhen Stein 1987 19 Phönix 1991 Hippokrates 1993 Helios 1995 Voltaire – zur weißen Kugel 1998 Kärnten Zur wohltätigen Marianne 1783 Paracelsus 1931 Zu den drei Säulen im Süden 1952 Enzenberg 1959 Panta Rhei 1980 Steiermark Zu den vereinigten Herzen 1783 Die Brücke 1970 Erzherzog Johann 1985 Symbolon 2002 Burgenland Libertas Oriens 1969 Niederösterreich Jakob Prandtauer 1990 Rudolf II. 1998 Ex oriente lux 2000 Tirol Zu den drei Bergen 1777 Einigkeit in Freiheit 1979 Oberösterreich Zu den sieben Weisen 1783 Johannes Kepler 1963 Salzburg Tamino 1967 Ignis Veritatis 1996 Vorarlberg Moderatio 2005 Da die gesamte Arbeit auf den Grundideen des Humanismus und der Aufklärung basieren bin ich für mehr Öffentlichkeitsarbeit derartiger Institutionen! 20 2 Begriffsdefinition – Freimaurerei - Wikipedia Abbildung 2 Abbildung 3 21 Abbildung 4 2.1 Berühmte Internationale Freimaurer Abbildung 5 22 Die Personen wurden beispielhaft und wahllos einer Wikipedia Auflistung entnommen, ursprünglich waren noch Leonardo da Vinci und Sir Isaac Newton angeführt. Dr. Michael Kraus merkte an, dass erst seit 1723 von der Freimaurerei an sich gesprochen werden kann, somit wurden die Bilder entfernt. Leonardo da Vinci (1452-1519) war ein italienischer Maler, Bildhauer, Architekt, Anatom, Mechaniker, Ingenieur und Naturphilosoph. Er gilt daher auch als einer der bedeutendsten Universalgelehrten aller Zeit. Sein Namenszusatz „da Vinci“ ist kein Familienname, sondern bedeutet aus Vinci. Der Geburtsort Vinci ist ein Kastell bzw. befestigtes Hügeldorf und liegt im Florentiner Territorium (ca. 30 km westlich von 29 Florenz) nahe Empoli. Sir Isaac Newton (1642-1726) war ein englischer Naturforscher und Verwaltungsbeamter. In der Sprache seiner Zeit, die zwischen natürlicher Theologie, Naturwissenschaften und Philosophie noch nicht scharf trennte, wurde Newton als Philosoph bezeichnet. Isaac Newton ist der Verfasser der Philosophiae Naturalis Principia Mathematica, in denen er mit seinem Gravitationsgesetz die universelle Gravitation und die Bewegungsgesetze beschrieb und damit den Grundstein für die klassische Mechanik legte. Fast gleichzeitig mit Gottfried Wilhelm Leibnitz entwickelte Newton die Infinitesimalrechnung. Er verallgemeinerte das Binomische Theorem mittels unendlicher Reihen auf beliebige reelle Exponenten. Bekannt ist er auch für seine Leistungen auf dem Gebiet der Optik: die von ihm verfochtene Teilchentheorie des Lichtes und die Erklärung des Spektrums.Aufgrund seiner Leistungen, vor allem auf den Gebieten der Physik und Mathematik, gilt Sir Isaac Newton als einer der bedeutendsten Wissenschaftler aller Zeiten. Die Principia Mathematica werden als eines der 30 wichtigsten wissenschaftlichen Werke eingestuft. Gibt man im Google „Berühmte Freimaurer“ ein, erscheinen z.B. noch… 29 30 Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Leonardo_da_Vinci Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Isaac_Newton 23 3 Frauen & Freimaurerei Ja - und was ist jetzt mit den Frauen in dieser toleranten Modellwelt? Gemäß den „Alten Pflichten“ sind Frauen von der Mitgliedschaft in einer regulären Freimaurerloge ausgeschlossen. Diese Tatsache resultiert aus dem Umstand, dass es zur Zeit der Entstehung der Freimaurerei keine weiblichen Steinmetze in den mittelalterlichen Bauhütten gab. In dem im Jahre 1723 erschienenen Konstitutionsbuch der „Großloge von England“ wurde die Mitgliedschaft von Frauen in Logen untersagt. 1785 erschien im Teutschen Merkur eine Erklärung der deutschen Freimaurerei über die Frauenfrage, darin heißt es wörtlich: Die Herzen der Freimaurer stehen den Frauen offen, aber die Logen sind ihnen verschlossen. Besonders wird hier auf die innere Einkehr verwiesen, die Freimaurerei ihren Mitgliedern bieten sollen. Logen sollen ein geschützter Raum sein in dem sich Männer wie Frauen auf die freimaurerische Arbeit konzentrieren sollen und sich nicht durch Äußerlichkeiten ablenken lassen . Schon Johann Wolfgang von Göthe stellte in einem Gedicht an seine Loge Amalia die Frage: Sollen wir, die Frauen Dankbar solche Brüder preisen. Die ins Innere zu schauen Immer uns zur Seite weisen? Abbildung 6 Abbildung 7 24 Frauengroßlogen Frauengroßlogen Es existieren aber einige Beispiele dafür, dass trotz der gesetzlichen Restriktionen von der englischen Großloge Frauen in Logen aufgenommen wurden. Exemplarisch für den deutschsprachigen Raum sei hier das Beispiel von Sophie Albrecht aufgeführt. Johanna Sophie Dorothea Albrecht, geb. Baumer (1757-1840) war eine deutsche Schauspielerin und Schriftstellerin. Sie spielte Hauptrollen in Stücken von Friedrich Schiller und war eine gute Freundin des Autors. 1795 ging Sophie Albrecht zusammen mit ihrem Ehemann nach Altona (damals dänisch), wo er das Altonaer Nationaltheater gründete. Ihr Ehemann stand der dortigen Freimaurerloge Carl zum Felsen nahe, seine Frau wurde in die Aktivitäten der Loge eingebunden. Am Johannisfest des folgenden Jahres hielt man eine Schwesternloge ab und wählte Albrecht zu deren Meisterin vom Stuhl. 1798 ließ sich Sophie Albrecht scheiden und heiratete noch im selben Jahr ihren langjährigen Geliebten Leutnant von Hahn, der jedoch nach kurzer Ehe starb. Später kehrte sie zu ihrem ersten Ehemann zurück und heiratete ihn ein zweites Mal. Abbildung 8 Frauengroßlogen Nach der Französischen Revolution wurde die Adoptionsmaurerei durch Kaiserin Josephine wiedererrichtet. Zu Beginn des 20. Jh. versuchte die Grande Loge de France, die Adoptionsmaurerei wiederzubeleben, und zwischen 1901 und 1935 wurden etwa zehn Werkstätten gegründet. 1935 entschloss sich die Grande Loge de France, den Frauenlogen die Unabhängigkeit zu gewähren. Im Jahr 1945 nahm die Union maçonnique feminine ihre Tätigkeit auf, heute heißt sie Grande Loge Feminine de France, sie wurde 1952 in Frankreich gegründet. Zu ihr gehören heute rund 30 Logen in Europa, Afrika und Nord- und Südamerika. Ihre Entstehung bedeutete das offizielle Ende der Adoptionslogen. Nach der Gründung der Grand Loge Feminine de France haben sich auch unabhängige Obödienzen der Frauenfreimaurerei in Belgien, Deutschland (Zur Humanität bzw. Frauen-Großloge von Deutschland), Italien und der Schweiz etabliert. Sie kooperieren in einer 1982 gegründeten Dachorganisation CLIMAF mit rund 12.000 Mitgliedern. http://de.wikipedia.org/wiki/Freimaurerei#Frauengro.C3.9Flogen Joséphine de Beauharnais Frau Napoleons Abbildung 9 25 Die Geschichte der „Gemischten“- Freimaurerei 4 DI E GESCHI CHT E DER " GEM I SCHT EN" F REI M AUREREI Über den Ursprung der Freimaurerei ist schon sehr viel geschrieben worden, W ahres und Phantastisches. Sicher geht die Freimaurerei auf die Tradition der alten Bauhütten des Mittelalters zurück. Die Gründung der Freimaurerei erfolgte Anfang des 18. Jahrhunderts. In der damaligen Konstitution waren die Regeln festgelegt, nach Anforderungen denen die Logen verzeichnet, die arbeiten man an mussten. zukünftige Es waren Freimaurer auch die stellte. Die Mitgliedschaft von Frauen war untersagt, da diese nicht als "frei" angesehen wurden. Mitte des 19. Jahrhunderts kämpften Freimaurer für die Zulassung von Frauen in die Logen. Man lehnte die so genannten "Adoptionslogen" ab, die nur unter der Kontrolle von Männerlogen bestehen konnten. Maria Deraismes, die im Jahre 1882 in eine Männerloge eingeweiht wurde, gründete am 4. April 1883 mit Unterstützung des Arztes Georges Martin die gemischte Loge "S ymbolische Schottische Großloge "LE DROIT HUMAI N" in Paris. Georges Martin und Maria Deraismes hofften auf diese W eise, einen Beitrag für die Emanzipation der Frau zu leisten im Rahmen einer breiten Strukturreform auf wirtschaftlicher, politischer und sozi aler Ebene. Verschiedene Logen wurden später sowohl in Frankreich als auch in anderen Ländern gegründet. Es gibt derzeit in 60 Ländern und auf die fünf Kontinente verteilt Logen. Die Mitglieder des "DROIT HUMAIN" sind der Ansicht, dass Männer und Frauen gemeinsamen in der Loge Prinzipien dieselben von Freiheit, Ideale haben Gleichheit und und entsprechend Brüderlichkeit an individuellen W eiterentwicklung für eine bessere W elt miteinander arbeiten. Maria Deraismes (1828-1894) 31 ihrer ihrer 31 Georges Martin (1844-1916) Siehe: http://www.droit-humain.org/osterreich/origins.htm 26 5 Die Entwicklung der Freimaurerei in Österreich Die moderne Freimaurerei beginnt im Jahr 1717. Sie hat aber eine Vorgeschichte. Manche Freimaurer sehen außerdem in den Mysterien der Ägypter, in den Kulten der Griechen und in dem Orden der Tempelritter Vorläufer. Die Einflüsse aus der Zeit vor 1717 mögen zahlreich gewesen sein, konkrete Zusammenhänge lassen sich aber nicht nachweisen. Am 24. Juni 1717 schlossen sich in London vier Logen zu einer Großloge zusammen. Das Datum ist kein Zufall. Der 24. Juni ist der Sankt-Johannis-Tag und Johannes der Täufer war der Schutzpatron der Maurer in den meisten europäischen Dombauhütten. Deshalb nennt sich die Freimaurerei, die sich auf die Tradition der Bauhütten beruft und auf die Großloge von England zurückgeht, Johannisfreimaurerei. Johannes der Täufer war ein jüdischer Bußprediger, der um 28 in Galiläa und Judäa auftrat. Er wirkte im palästinischen Judentum und hatte auch in der jüdischen Diaspora Anhänger. Seine Historizität ist durch den jüdischen Geschichtsschreiber Flavius Josephus verbürgt. Johannes wird im von Urchristen verfassten neuen Testament als Prophet der Endzeit und Wegbereiter Jesu Christi mit eigener Anhängerschaft dargestellt. Im Anschluss daran verehren ihn viele christliche Kirchen als Heiligen. Die Mandäer führten ihre Religion auf ihn zurück und sehen ihn als ihren wichtigsten Reformator. Im Koran, der heiligen Schrift des Islam, ist er der drittletzte Prophet des einzigen Gottes Allah vor Isa ibn Maryam (Jesus) und 32 Mohammed (Sure 3,39). Die Freimaurerei verbreitete sich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Europa. In den einzelnen Ländern entstanden Logen. In Hamburg wurde 1737 mit englischem Patent die erste Loge auf deutschsprachigem Gebiet gegründet. In Österreich fand die erste rituelle Arbeit am 17. September 1742 statt. Es war dies die „sehr ehrwürdige Gesellschaft der Freimaurer“, die ab dem 26 November den Namen „Aux Trois Canons“ annahm, aber schon sechs Monate nach der Gründung, am 7. März 1743, auf Befehl Maria Theresias ausgehoben werden sollte. Maria Theresia von Österreich (1717-1780) war eine Fürstin aus dem Hause Habsburg. Die regierende Erzherzogin von Österreich und Königin u. a. von Ungarn (mit Kroatien) und Böhmen (1740–1780) zählte zu den prägenden Monarchen der Ära des aufgeklärten Absolutismus. Nach dem Tod des Wittelbachers Karl VIII. 1745 erreichte sie die Wahl und Krönung ihres Gatten Franz I. Stephan zum römisch – deutschen Kaiser. Ohne eigene Hausmacht und ohne nennenswerte militärische oder politische Begabung widmete sich Franz Stephan vor allem der finanziellen Absicherung der kaiserlichen Familie – womit er sehr erfolgreich war. Die Regierungsgeschäfte führte seine Frau allein. Obwohl nicht selbst gekrönt, 33 wurde sie als Kaiserin tituliert. 32 33 Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_der_T%C3%A4ufer Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Maria_Theresia 27 Franz Stephan von Lothringen (1708-1765) war als Franz III. Herzog von Lothringen und Bar (1729–1737), als Franz II. Großherzog der Toskana (1737–1765) sowie ab 21. November 1740 Mitregent in den Habsburgischen Erblanden und seit 1745 als Franz I. Kaiser des Heiligen Römischen 34 Reiches. Franz Stephan von Lothringen (ab 1736 Gemahl Maria Theresias und ab 1745 als Franz I. römisch-deutscher Kaiser) wurde im Jahre 1731 in den Österreichischen Niederlanden von einer zu diesem Zweck angereisten englischen Deputationsloge in den Bund aufgenommen. Am kaiserlichen Hof gab es offensichtlich einflussreiche Personen, die den Bund beschützten. Dieser Schutz war so mächtig, dass selbst die Bannbulle „in Eminenti“, in der Papst Clemens XII. die Freimaurer mit Gefängnis, der Konfiskation der Güter, mit Verbannung und selbst mit der Todesstrafe bedrohte, nicht veröffentlicht wurde. Clemens XII., eigentlich Lorenzo Corsini (1652-1740) war Papst von 1730 bis 35 1740. Diese päpstliche Drohung blieb daher in Österreich wirkungslos. Joseph II., 1765 nach dem Tode seines Vaters Franz Stephan von seiner Mutter Maria Theresia zum Mitregenten ernannt, zeigte den Freimaurern gegenüber eine vorurteilsfreie Haltung. Er sah so viele ausgezeichnete Männer unter ihnen, dass er auf ihre Mitwirkung im Staate nicht verzichten wollte und erwirkte die stillschweigende Duldung von Logengründungen. Während seiner Herrschaft wurde am 24. April 1784 feierlich die erste Großloge auf Wiener Boden installiert. Nach jahrelangen Bemühungen gründeten die 62 damals bereits in den habsburgischen Ländern bestehenden Logen die „Große Landesloge von Österreich“. Da die Logen von verschiedenen Körperschaften wie „Strikte Observanz“ oder „ZinnendorfSystem“ ihren Ausgang nahmen, so waren sie in ihrem Brauchtum und ihren geistigen Tendenzen uneinheitlich. Das veranlasste den Kaiser, 1785 das Freimaurerpatent zu erlassen. Mit einem sogenannten Handbillet Josephs II. wurde die Anzahl der Logen in den habsburgischen Erblanden drastisch eingeschränkt. In den Hauptstädten der verschiedenen Erbländer sollten höchstens drei Logen bestehen, in Provinzstädten, wo keine Landesregierung ihren Sitz hatte, hingegen gar keine Logen erlaubt sein. In Wien reduzierte sich das Logenleben auf zwei Logen, nämlich die beiden neu gegründeten Logen „Zur Wahrheit“ und „Zur neu gekrönten Hoffnung“, mit maximal 300 Mitgliedern. 34 35 Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_I._Stephan_(HRR) Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Clemens_XII. 28 Der 1792 zur Regierung gekommene Kaiser Franz II glaubte an ein „Freimaurerkomplott“, das zur Französischen Revolution geführt hätte, und er lebte in ständiger Furcht vor „Umtrieben der Geheimen Gesellschaften“. 1795 verbot er in den habsburgischen Ländern die Freimaurerei. Schon vorher hatten die Stuhlmeister der beiden zu dieser Zeit bestehenden Wiener Logen „Zur neu gekrönten Hoffnung“ und „Zum heiligen Joseph“ in einer Denkschrift an den Kaiser die Selbstauflösung der Logen mitgeteilt. Auch in den Ländern der Monarchie stellten nach und nach alle Logen ihre Tätigkeit ein. Es herrschte fortan maurerische Stille in den habsburgischen Erbländern. Ein kurzes Aufflackern gab es im Jahre 1848, als für kurze Zeit die Loge „Zum heiligen Joseph“ reaktiviert wurde. So wie die Revolution von 1848 bald niedergeschlagen wurde, war auch diese Loge nur ein kurzes Leben beschieden. Mit dem österreichisch-ungarischen Ausgleich von 1867 kam wieder Bewegung ins maurerische Leben, zumindest in der ungarischen Reichshälfte. Die im Vergleich zur österreichischen Reichshälfte liberale ungarische Gesetzgebung ermöglichte in Ungarn ein Wiederaufleben der Freimaurerei. Das machten sich an der Freimaurerei interessierte Österreicher zunutze. Sie gründeten von Wien aus auf ungarischem Gebiet, knapp nach der inneren österreichisch-ungarischen Grenze, Logen, die sie in Wien als „humanitäre Vereine“ mit fast identischem Vereinszweck im Vereinsregister eintragen ließen. Diese „Grenzlogen“ gehörten zum Verband der Symbolischen Großlogen von Ungarn. Nach diesem Muster wurde eine Vielzahl von Logen gegründet, die letzte davon im Jahre 1917. Mit dem Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie gab es endlich die Möglichkeit, in Österreich offiziell wieder als Freimaurer aufzutreten. Zwei Tage nach Gründung der Ersten Republik, am 14. November 1918, entließ die Symbolische Großloge von Ungarn 14 Wiener Logen aus ihrer Obhut. Zu Maria Empfängnis, am 8. Dezember 1918, wurde die Großloge von Wien gegründet, die von 1919 bis 1938 unter der Führung des immer wieder gewählten Großmeisters Richard Schlesinger stand. Dass sie sich „Großloge von Wien“ nannte und nicht „von Österreich“, ging auf die Unsicherheiten zurück, die um die Zukunft der neuen Republik „Deutsch-Österreich“ herrschten. Die Wiener Großloge verfügte bei ihrer Gründung in 14 Wiener Logen über 1044 Mitglieder: Bis 1938 erkannten sie 63 Großlogen an, darunter 1930 auch die Muttergroßloge der Freimaurerei, die Vereinigte Großloge von England. Mit der aufkommenden nationalsozialistischen Bewegung geriet die Freimaurerei wegen ihres Bekenntnisses zur Gleichwertigkeit aller Menschen und ihrer Ablehnung der Rassentheorie des Nationalsozialismus in Konflikt, der sich verschärfte, nachdem die Nationalsozialisten 1933 im Deutschen Reich an die Macht gekommen waren. Für sie wurde die Gegnerschaft zur Freimaurerei zur politischen Maxime. Die Freimaurer stellten 29 gemeinsam mit den Juden besondere Feindbilder des Regimes dar. In Österreich förderte die schwierige soziale Lage mit rund einer halben Million Arbeitsloser, mit Zehntausenden „Ausgesteuerten“, Langzeitarbeitslosen und Bettlern, die aus der Arbeitslosenunterstützung gekippt waren, den Zulauf zu den Nationalsozialisten. Daran änderte auch das Verbot der NSDAP im Jahre 1933 nichts. Auch in der Illegalität hatten die Nationalsozialisten in der österreichischen Bevölkerung einen starken Anhang. Und auch in der Freimaurerei gab es da und dort Sympathien für den Nationalsozialismus. Um solche Tendenzen abzuwehren, erklärte die Großloge schließlich 1930 „die Zugehörigkeit zu einer Partei, einem Verein oder einer Organisation, welche die Freimaurerei ablehnen oder bekämpfen oder welche ihr Programm mit Waffengewalt durchzusetzen suchen, [als] mit der Zugehörigkeit zur Freimaurerei unvereinbar.“ Die Etablierung des autoritären Regimes und die Parteiverbote 1933/34. Der Bürgerkrieg und schließlich die Errichtung des Ständestaates mit der einzig zugelassenen politischen Bewegung, der „Vaterländischen Front“, am 1. Mai 1934 hatten auch direkte Auswirkungen auf die österreichische Freimaurerei. Eine große Anzahl von Freimaurern verließ die Logen. Die Klagenfurter Loge „Paracelsus“ stellte ihre Arbeit ein. Die Loge „Pythagoras“ in Wiener Neustadt wurde wegen des „größer werdenden Engagements für das NS-Gedankengutes“ aufgelöst. Die Polizei kontrollierte die Logenarbeiten. Beamte, die Freimaurer waren, wurden genötigt, aus dem Bunde auszutreten. Die nationalsozialistische Machtübernahme und der sogenannte Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich bedeuteten dann das Ende der österreichischen Freimaurerei. Die Logenräume in der Wiener Dorotheergasse 12 wurden versiegelt, das Vermögen der Großloge beschlagnahmt, Archive und Mitgliederlisten von der Polizei übernommen, die Großloge aufgelöst und der schwer erkrankte Großmeister Schlesinger verhaftet. Er starb am 5.Juni 1938 an den Folgen der schlechten Behandlung im Gefängnis. Während der nationalsozialistischen Herrschaft gab es keine Betätigungsmöglichkeit für die Freimaurerei. Die im Land verbliebenen Freimaurer mussten sich auf gelegentliche geheime Zusammenkünfte, etwa im Wienerwald oder in Villach, beschränken. Unmittelbar nach Kriegsende begannen die österreichischen Freimaurer mit dem Wiederaufbau der Freimaurerei. Der Nationalsozialismus hatte durch Vertreibung, Verschleppung und Ermordung die Zahl der österreichischen Freimaurer dezimiert. Von den etwa 1800 Mitgliedern der Großloge von Wien im März 1938 erschienen am 28.Juli 1945 nur mehr 48, um die Freimaurerei in Österreich wieder zu beleben. Zunächst sollten sich die in Wien verbliebenen oder dorthin zurückgekehrten Freimaurer in der Sammelloge mit dem Namen „Humanitas renata“ zusammenfinden. 30 Unabhängig von den Aktivitäten in Wien kam es in Kärnten im Herbst 1945 zur Reaktivierung der Loge „Paracelsus“ mit Sitz in Klagenfurt. Die erste rituelle Arbeit wurde am 11.Oktober 1945 abgehalten. Am 16. Oktober 1945 wurde die Großloge nach dem Vereinsgesetz als Verein anerkannt. Zum ersten Großmeister der Großloge nach dem Krieg wurde Karl Doppler, der als Deputierter Großmeister Stellvertreter von Richard Schlesinger gewesen war, gewählt. Ein besonderes Anliegen war der Großloge die Fernhaltung ehemaliger Nationalsozialisten. In einem Beschluss vom September 1945 hieß es dazu: „Vom Bunde der Freimaurer sind alle Faschisten ausgeschlossen. – Unter den Begriff „Faschisten“ fallen alle Personen, die der nationalsozialistischen deutschen Arbeiterpartei oder einem ihrer Wehrverbände (SS, SA, NSKK, NSFK) oder aber einer mit einer faschistischen Kooperation in Verbindung stehenden Vereinigung angehört haben; ferner solche Personen, welche faschistische Bewegungen oder Bestrebungen durch freiwillige, namhafte Beiträge unterstützt oder mit faschistischen Parteien sympathisiert haben. Hiezu sind auch die sogenannten Parteianwärter zu zählen.“ 1947 starb Karl Doppler. Im Jahr darauf wurde, nachdem der Deputierte Großmeister Otto Ronge interimistisch die Geschäfte geführt hatte, Bernhard Scheichelbauer zum Großmeister gewählt. Auf seine Initiative begannen im Jahre 1948 Gespräche mit Kardinal Innitzer zum Thema „Kirche und Freimaurerei in Österreich“. Diese führten damals zu keinem Erfolg. Erst durch die Initiative des Nachfolgers von Kardinal Innitzer, Kardinal König, ist, wie im Kapitel „Freimaurerei und Religion“ beschrieben, in den Gesprächen, die der Deputierte Großmeister Kurt Baresch geführt hat, der Durchbruch gelungen. Erfolgreicher war Bernhard Scheichelbauer in seinen Bemühungen, die Anerkennung der österreichischen Großloge durch die Vereinigte Großloge von England zu erreichen. Sie ist deshalb wichtig, weil die Anerkennung durch die Großloge von England wegen deren Stellung in der internationalen Freimaurerei gleichzeitig bedeutet, auch von den meisten mit England im Anerkennungsverhältnis stehenden Großlogen anerkannt zu werden. Diese Anerkennung erfolgte im Jahre 1952 in der Form, dass die Vereinigte Großloge von England die 1938 abgebrochenen Beziehungen wieder aufnahm, was nicht eine neu, sondern das Wiederaufleben der vor 1938 bestanden Anerkennung bedeutete. Darin liegt auch eine Bestätigung der Kontinuität der österreichischen Freimaurerei seit der Großen Landesloge von 1784 durch die Vereinigte Großloge von England. Die Großloge, die in der Folge ihren Namen auf „Großloge von Österreich“ änderte, wurde damit wieder ein voll berechtigtes Glied in der Weltenkette der Freimaurerei. 31 Die Namensänderung war auch deswegen geboten, weil inzwischen außer in Kärnten auch im übrigen Österreich Logen entstanden waren, zum Teil im Zusammenhang mit den MilitärLogen der britischen und amerikanischen Besatzungstruppen, die nach der Anerkennung der österreichischen Großloge durch die Vereinigte Großloge von England in österreichischen Logen aufgingen oder in solche umgewandelt wurden. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich das freimaurerische leben in Österreich kräftig. Die Zahl der Freimaurer wuchs ständig, neue Logen wurden gegründet. Als Großmeister folgte 1960 Carl Helmke auf Bernhard Scheichelbauer, von 1969 bis 1975 und von 1991 bis 2002 bekleidete Heinz Scheiderbauer das Amt des Großmeisters, dazwischen von 1975 bis 1987 Alexander Giese und danach bis 1991 Franz Hausner. Seit 2002 steht Michael Kraus an der Spitze der österreichischen Freimaurerei.36 Wikipedia: Die Freimaurerei in Österreich begann im Jahre 1742, als auf Wunsch von Philipp Gotthard von Schaffgotsch, dem späteren Fürstbischof von Breslau, in Wien die erste Loge begründet wurde. Sie hatte nur kurz Bestand, 1743 ließ Maria Theresia sie auflösen. Erst nach ihrem Tode (1780) wurde die Freimaurerei in der Habsburgischen Monarchie wieder geduldet. 1795 wurde sie in Österreich verboten. Dieses Verbot galt jedoch nicht im mitregierten Königreich Ungarn. Nach Errichtung der Ersten Republik in Österreich wurde die Großloge von Wien am 8. Dezember 1918 gegründet. Aufgrund des starken Einflusses der katholischen Kirche in Österreich machen Freimaurer in Österreich wesentlich geringere Öffentlichkeitsarbeit und treten seltener offen als Freimaurer in Erscheinung als dies im übrigen Europa oder in den Vereinigten Staaten der Fall ist. Die einzige von der Vereinigten Großloge von England anerkannte Großloge der Freimaurer ist die Großloge der alten freien und angenommenen Maurer von Österreich mit Sitz in Wien.37 36 37 Siehe: M. Kraus: Die Freimaurerei, S. 105-113 Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Freimaurerei#.C3.96sterreich 32 5.1 Bekannte österreichische Freimaurer … um nur beispielhaft einige zu nennen… Abbildung 10 … ja und unser Wolferl darf natürlich nicht vergessen werden! Wolfgang Amadeus Mozart, mit vollständigem Taufnamen: Joannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus Mozart, (1756-1791), war ein Komponist der Wiener Klassik. Sein umfangreiches Werk genießt weltweite Popularität und gehört zum Bedeutendsten im Repertoire klassischer Musik. Er selbst nannte sich meist Wolfgang 38 Amadé Mozart. 38 Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Mozart 33 6 Großmeister der Skandale Die prominenten Freimaurer Peter Hochegger und Rudolf Fischer ziehen die Großloge von Österreich immer mehr in die größten Korruptionsaffären des Landes hinein. Unauffällig hängt der Steinwürfel über dem dunkelbraunen Tor mit den drei Knäufen. Die dezenten Hinweise in der Wiener Rauhensteingasse 3 erkennen nur Eingeweihte. Vis-á-vis der „Buchhandlung für geheimes Wissen – Zum Rauen Stein“ und nur 3 Minuten vom Stephansdom entfernt befindet sich der Eingang zu einer verborgenen Welt voller mystischer Symbole und altertümlicher Rituale. Dort, wo sich Männer in blauen Schürzen und weißen Handschuhen regelmäßig „die Hände zum Bunde“ reichen, residiert die „Großloge von Österreich der alten, freien und angenommenen Maurer.“ Im Gewölbe des Wiener Logenhauses kracht es seit wenigen Monaten gewaltig. Das haben vor allem zwei Logenbrüder zu verantworten: Peter Hochegger und Rudolf Fischer. Der Lobbyist und der Telekom-Vorstand Rudolf Fischer. Der Lobbyist und der Telekom-Vorstand sind gemeinsam mit anderen Mitbrüdern in die größten Affären des Landes verstrickt, darunter der Wirtschaftskrimi Hypo Alpe Adria und das Baudrama am Flughafen-Skylink. Alles zusammen machte den diskreten Männerbund für Polizei, Justiz und KorruptionsUntersuchungsausschuss plötzlich interessant. Tatsächlich entwickeln sich Hochegger und Fischer zu wahren Großmeistern der Skandale. Während ihre Mitbrüder im dritten Stock des Wiener Tempels dem „Großen Baumeister aller Welten“ (vulgo: Gott) huldigen, stellten sie in den Klubräumen einen Stock tiefer die Freimaurerideale von Wahrheit, Toleranz und Brüderlichkeit regelrecht auf den Kopf. Sie praktizieren, was der britische Ehrenkodex aus dem Jahr 1723 („Alte Pflichten“) strengstens untersagt: nämlich die üble Geschäftsmaurerei, die Beziehungspflege aus persönlichen Profitstreben. „Diese Korruptionsfälle belasten uns“, sagt Großmeister Nikolaus Schwärzler und blickt sorgenvoll aus dem Fenster im ersten Stock seines Eckbüros in der Rauhensteingasse. „Ich rechne damit, dass unser Image schwer darunter leiden wird.“ Weshalb? In den Geheimlogen mit klingenden Namen wie „Concordia“, „Gleichheit“ oder „Zukunft“ strickten Hochegger und Fischer an einem weit verzweigten Netz aus Günstlingswirtschaft und Korruption. Die unheilsame Struktur bediente nicht nur ehemalige Spitzenpolitiker, von Vizekanzler Hubert Gorbach über Infrastruktur Mathias Reichhold bis Innenminister Ernst Strasser, sondern auch ausgewählte Logenbrüder. Bislang unbekannte Rechnungen und unter Verschluss gehaltene Polizeiberichte, die FORMAT einsehen durfte, nähren diesen Verdacht. 34 Im Großbeamtenrat unter Vorsitz von Großmeister Schwärzler wird die Hochegger-Affäre sehr ernst genommen. Immerhin geht es um das Wohl von rund 3.200 Mitgliedern, die in landesweit 74 Logen organisiert sind – und mit den Malversationen bei Telekom und Co gar nichts zu tun haben. Das ändert aber nichts daran, dass einige Meister am Radar der Korruptionsermittler aufscheinen. Denn bei Hochegger-Razzien im Herbst 2009 wurden Festplatten, Server und USB-Sticks beschlagnahmt, die Einblick in Hocheggers Logenarbeit geben. In unzähligen Word- und Excel-Dateien werden prominente Persönlichkeiten aus Medien, Wirtschaft und Politik aufgelistet, die Hochegger brüderlich verbunden sind. Elektronische Aufzeichnungen gegen Aufschluss über Teilnehmer sogenannter „gedeckter“ Treffen im Steffl oder im HaasHaus. „Deckung“ bedeutet im Maurerlatein die Gewissheit, dass nur Freimaurer anwesend sind – andernfalls „regnet“ es. Die geheimbündlerische Verschwiegenheit hat geschichtliche Wurzeln und diente in erster Linie dem Schutz von Leib und Leben. Die von den Gedanken der Aufklärung beseelten Freimaurer wurden über die Jahrhunderte von etablierten Herrscherhäusern, durchgedrehten Nationalisten und von dem Machtverlust fürchtenden Papsttum verfolgt. In der jüngeren Geschichte machten vor allem die Nationalsozialisten Jagd auf sie. Für die Nazis waren die Freimaurer als Vorreiter einer demokratisch-toleranten Gesellschaft das ideale Feindbild. Aufklärung steht im alltäglichen Sprachgebrauch für das Bestreben, durch den Erwerb neuen Wissens Unklarheiten zu beseitigen, Fragen zu beantworten, Irrtümer zu beheben. Historisch versteht man darunter vor allem politische, wissenschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen in Europa und Nordamerika seit den Religionskriegen, deren Errungenschaften bereits im 18.Jahrhundert als epochal gewürdigt wurden – man sprach und spricht in verschiedenen Bereichen der Geschichtsschreibung von einem Zeitalter der Aufklärung. Einschlägig im deutschen Kulturraum ist die Begriffsbestimmung: Daniel Chodowiecki 1791: Im Moment der Aufklärung, zu dem die Göttin der Erkenntnis, Minerva, das Licht spendet, finden die Religionen der Welt zusammen. „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit.“ Immanuel Kant: Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? (1784) Eine knappe und umfassende historische Perspektive bietet folgende Definition: „Enlightenment was a desire for human affairs to be guided by rationality rather than by faith, superstition, or revelation; a belief in the power of human reason to change society and liberate the individual from the restraints of custom or arbitrary authority; all backed up by a world view increasingly validated by science rather than by religion or tradition.“ „Aufklärung war der Wunsch danach, dass menschliche Angelegenheiten von der Vernunft geleitet werden, anstatt durch Religion, Aberglauben oder Offenbarung; und der Glaube an die Kraft der menschlichen Vernunft die Gesellschaft zu verändern und das Individuum von den Fesseln der Tradition oder der willkürlichen Autorität zu befreien. All dies gestützt durch eine 35 Weltanschauung, die zunehmend durch die Wissenschaft anstatt durch Religion oder Tradition validiert wird.“– DORINDA OUTRAM: The Enlightenment (1995) Zum Programm der historischen europäisch-nordamerikanischen Aufklärung im 17. und 18. Jahrhundert gehört die Berufung auf die Vernunft als universelle Urteilsinstanz, eine Hinwendung zu den Naturwissenschaften in der philosophischen Erkenntnistheorie, in Religionsfragen das Plädoyer für Toleranz gegenüber anderem Glauben, in Moral- und Rechtsphilosophie die Orientierung am Naturrecht. Gesellschaftspolitisch zielte Aufklärung auf die Ausdehnung der persönlichen Handlungsfreiheit (Emanzipation), auf eine neue Pädagogik, die Schaffung von Pressefreiheit und die Garantie bürgerlicher Rechte unter Zugrundelegung allgemeiner Menschenrechte sowie die Verpflichtung moderner Staaten auf das Gemeinwohl. Viele Vordenker der Aufklärung hegten einen ausgeprägten Zukunfts- und Fortschrittsoptimismus. Sie folgten der Vorstellung, dass sich die wesentlichen Probleme des menschlichen Zusammenlebens in einer vernunftorientierten Gesellschaft schrittweise lösen würden. Andererseits setzten sich seit den 1750er Jahren wichtige Vertreter aufklärerischen Denkens wie Voltaire und Didertot mit dieser Erwartung zum Teil satirischkritisch auseinander. Gemeinsam war den Aufklärern das Vertrauen auf die Macht der kritischen Öffentlichkeit als einer Institution, die den Prozess der Aufklärung vorantreibt. Mit den Strömungen des Sturm und Drang und der Romantik wurden Grundpositionen der Aufklärung wie ihr „Vernunftglaube“ Gegenstand einer breiteren Kritik. Aufklärerische Impulse entfalteten eine breite Wirkung im öffentlichen Leben, die heute vor allem sichtbar in den Feldern ist, die Ende des 18. Jahrhunderts mit der Literatur und den schönen Künsten neu zusammengefasst wurden. Ein neues bürgerliches Selbstverständnis brach sich Bahn auf den Gebieten des Romans und des Dramas wie im öffentlichen städtischen Konzertbetrieb oder bei privat veranstalteter Instrumentalmusik. Daneben wird der Begriff Aufklärung auch häufig epochenübergreifend gebraucht. So interpretierten Max Horkheimer und Theodor W. Adorno in ihrer Arbeit „Dialektik der Aufklärung“ Entwicklungen des 20. Jahrhunderts als konsequente Spätfolgen der Optionen der Aufklärung: Der Mensch wird als „Herr“ einer entzauberten Welt installiert; Wahrheit wird als System begriffen; Vernunft wird Instrument und durch Apparate verwaltete Ideologie; Zivilisation schlägt um in die Barbarei des Faschismus; zivilisierende Effekte der Aufklärung schlagen um in ihr Gegenteil; und genau dies entspreche der in sich problematischen Struktur des Aufklärungsdenkens. Mit Blick auf die verschiedenen Kulturräume weltweit wurde und wird teilweise die Notwendigkeit einer nachzuholenden Aufklärung diskutiert. Ein gesellschaftliches „Projekt der Aufklärung“ verbleibt 39 anhaltend in der Diskussion. Die Weltverschwörung. Die früher berechtigte Geheimniskrämerei hat aber auch Schattenseiten: Sie ist der ideale Nährboden für Verschwörungstheorien. Die verklausulierte Sprache, die zahlreichen Abkürzungen und Codes machen das Bild perfekt. Im Buch „Die Freimaurer“ räumt der frühe Großmeister Michael Kraus mit immer wiederkehrenden Stereotypen wie der „freimaurerischen Weltverschwörung“ auf. „Die Grundideen der Freimaurer, Ideale wie Humanität, Toleranz, kosmopolitische Ausrichtung und Brüderlichkeit, werden uminterpretiert und zur Diffamierung genutzt“, schreibt Kraus. „Aus einer anti-liberalen, antiaufklärerischen, antidemokratischen, nationalistischen oder fundamentalreligiösen Haltung wird eine Verschwörungstheorie als Mittel der gesellschaftspolitischen Auseinandersetzung eingesetzt.“ Nachsatz: „Der unkritische Glaube an Verschwörungstheorien (korreliert) in hohem Maße mit niederen Bildungs- und Intelligenzstandards. Eigenartigerweise sind besonders misstrauische Menschen oft besonders leichtgläubig.“ 39 Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Aufkl%C3%A4rung 36 Verschwörungstheorie hin oder her: Der Deckmantel der Verschwiegenheit passt Geschäftsmaurern perfekt. „Ich bin Angehöriger der Großloge Wien Zukunft. Dies seit dem Jahre 1999“, sagte Hochegger im Korruptions-U-Ausschuss. „Seit dem Jahre 2009 habe ich mich aufgrund des Buwog-Vorfalls beurlauben lassen.“ Zur Erinnerung: Damals deckte FORMAT die Buwog-Affäre rund um Hochegger, Walter Meischberger und Karl-Heinz Grasser auf. Eine Beurlaubung, Großmeister Schwärzler spricht von Suspendierung, ist noch kein Ausschluss. Denn im Gegensatz zu Wolfgang Kulterer, der nach vielen Meisterjahren im Zuge des Hypo-Skandals aus der Loge flog, wurden weder Hochegger noch Fischer aus dem „Tempel Salomonis“ gejagt. Glatte Verstöße gegen freimaurerische Ideale werden offenbar noch immer als Kavaliersdelikt akzeptiert. Das gilt auch für Inkompetenz, wie der Skandal am Flughafen Schwechat beweist. Neben der strafrechtlichen Komponente, die gegen Ex-Flughafen-Boss Herbert Kaufmann geprüft wird, ist der milliardenschwere Bauskandal am Skylink ein Sittenbild für das Versagen der Kontrollorgane. Pikant: Noch heute besteht ein Drittel des Flughafen-Aufsichtsrats aus regelmäßigen Besuchern der Rauhensteingasse. Kaufmanns Schmutzkübelkampange. „An den Freimaurern ist nichts „Ehrenrühriges“, betont Herbert Kaufmann, der jede Logenzugehörigkeit abstreitet. Trotzdem beglückte er Hochegger mit fragwürdigen Beratungsaufträgen. Zur Erinnerung: Der Flughafen zahlte dem PR-Berater direkt und indirekt eine Milliarde EURO. Für den SP-nahen Kaufmann bespitzelte dieser Konkurrenten, inszenierte Schmutzkübelkampagnen, wie gegen den indischen Flughafen-Händler Rakesh Sardana oder gegen die niederösterreichische ÖVP, die Flughafen-Aktionär ist. Die Staatsanwaltschaft Korneuburg und das Landeskriminalamt untersuchen den Fall. Ähnlich wie die Buwog-Ermittlungen gegen Hochegger und die Telekom-Investigationen gegen Fischer wird auch die polizeiliche Skylink-Prüfung noch eine Weile dauern. Das lasche Ermittlungstempo nährt jedenfalls eine andere populäre Verschwörungstheorie: Polizei- und Justizapparat werden von Freimaurern kontrolliert. Der prominenteste Konspirationstheoretiker heißt Walter Meischberger, der mit Hochegger rund zehn Millionen EURO illegale Buwog-Provision kassiert hat. In seinem Anfang 2010 bei einer Razzia gefundenen Tagebuch schreibt „Meischi“, dass Hochegger „unfaire Spiele spielt (und) seine Freimaurer-Freunde benutzt“, die ihm versprochen haben, alle Troubels aus dem Weg zu schaffen. Die Freimaurer seien daran schuld, dass sich ganz Österreich gegen ihn und seinen Busenfreun KHG verschworen habe. 37 Spitzelstaat & Propaganda: Das Versteckspiel mit den Behörden wird bald Vergangenheit sein. Das neue Sicherheitspolizeigesetz erlaubt im Rahmen der „erweiterten Gefahrenerforschung“ die Überwachung von Personen, Mobiltelefonen und Computern. Ist die öffentliche Sicherheit aus „weltanschaulichen oder religiösen Gründen“ in Gefahr, dann darf auch ohne richterlichen Beschluss geschnüffelt werden. Der Verfassungsschutz dürfte dann nicht nur das Wiener Logenhaus, sondern auch das Schloss Rosenau observieren. Der Waldviertler Prachtbau beherbergt nicht nur ein Freimaurer-Museum, sondern ist auch als „gedeckter“ Treffpunkt populär. Das Heimlichtuerei nicht gut ist, beweist der Blick nach Italien. Der wohl spektakulärste Freimaurer Skandal in der jüngeren Geschichte ereignete sich rund um die Geheimloge „P2“. Zur Erinnerung: Anfang der Achtzigerjahre stieß die Staatsanwaltschaft Mailand bei Korruptions- und Terrorermittlungen auf Verbindungen zu „Propaganda Due“. Bei einer Razzia in der Villa des „P2“ angehörten – und systematisch antidemokratisch agierten. Die Aufdeckung erschütterte ganz Italien in seinen Grundfesten und führte zum Kollaps des herrschenden Parteiensystems. Nicht auszuschließen, dass Österreich ein ähnliches Szenario droht wie in Italien. Wenn der Tempel in der Rauhensteingasse im Telekom-Sumpf von Hochegger und Fischer versinkt, dann hat die Alpenrepublik ihren ersten veritablen Freimaurer – Skandal.40 6.1 Anmerkungen von Dr. Michael Kraus Ad Formatartikel: Aus seiner Sicht wurde in dem angeführten Artikel die Geschäftsmaurerei überbewertet, da sich die genannten Beteiligten bereits vor der Aufnahme als Freimaurer kannten. Der geschäftliche Kontakt unter Freimaurern ist nicht untersagt, die Nötigung bzw. das Ausnutzen freimaurerischer Beziehungen zu Lasten eines Dritten ist natürlich unzulässig. Darüber hinaus sei angemerkt, dass Herbert Kaufmann kein Freimaurer ist. Die offizielle Stellungnahme zum Thema der Geschäftsmaurerei aus dem bereits angeführten Buch Die Freimaurer lautet: Eine verbreitete Vorstellung ist, dass die Freimaurerei ihre Verbindung untereinander vor allem für persönliche Vorteile – etwa im geschäftlichen Verkehr oder zum beruflichen Fortkommen – nutzen; und dass das Hauptmotiv wäre, Freimaurer zu werden. Von Netzwerken oder Seilschaften ist da die Rede, die der eigentliche Zweck der Freimaurerei 40 Siehe: F. Horizka, A. Sankholkar, Großmeister der Skandale, S. 24-29, Format, 24.02.2012 38 sein sollen. Nun sind Vereinigungen, Zusammenschlüsse oder Wertegemeinschaften diesem Verdacht immer ausgesetzt, und es wäre unehrlich oder blauäugig, zu leugnen dass gelegentlich einzelne Mitglieder versuchen, ihre Zugehörigkeit durch Nutzung des hohen Sozialkapitals der Gemeinschaftsverbundenheit für gesellschaftliche Zwecke oder Karriereziele zu missbrauchen. Auch der Bund der Freimaurer ist weder gegen das eine noch das andere gefeit. Nun ist nichts natürlicher, als dass Menschen, die miteinander freundschaftlich verbunden sind, einander helfen. Die Freimaurerei verpflichtet den Freimaurer sogar ausdrücklich zur Hilfeleistung und Unterstützung seiner Brüder. Bei der Aufnahme gelobt der Suchende, seinen Brüdern mit Rat und Tat nach Kräften zu helfen, allerdings mit dem Zusatz: „so weit dies mit meiner Ehre vereinbar ist.“ Die Ehre – oder man könnte auch sagen Anstand – ist es, der die Grenze zieht. Und diese Grenze wird überschritten, wo eine sachlich nicht gerechtfertigte Bevorzugung, wo Unzulässiges, womöglich Rechtswidriges verlangt oder gewährt wird. Das wäre ein klarer Missbrauch der durch die brüderliche Verbundenheit gegebenen Gelegenheit, das, was in der Sprache der Freimaurerei „Geschäftsmaurerei“ heißt. Keine Frage, die Abgrenzung ist im Konkreten ein diffiziles Problem und nicht immer sauber und für Dritte einsichtig zu lösen. Man bewegt sich auf dünnem Eis beim Abwägen nachgefragter oder angebotener Hilfestellung. Aber abzulehnen ist das feige Distanzieren von Hilfestellung unter dem Vorwand, mit dieser Hilfeleistung Geschäftsmaurerei zu betreiben. Für den Freimaurer, der das masonische Persönlichkeitsentwicklungsprogramm ernst nimmt, bildet es eines der Aktionsfelder, auf dem er lernen kann, mit einander widersprechenden, gleichermaßen zu beachtenden Gesichtspunkten im Sinn der freimaurerischen Ethik abwägend umzugehen. Die Grenzziehung zu den berechtigten und natürlichen Freundschaftsdiensten ist heikel. Doch gerade daran lässt sich die Praxis der egalitären Ethik üben: dem Freund zu helfen, aber ihn nicht zu begünstigen.41 Ad Mehr Öffentlichkeitsarbeit österreichischer Sicht keine der Freimaurer: Forcierung der Es erfolgt Präsenz in aus der Öffentlichkeit. Im Gegensatz zu Deutschland, erfolgte nach dem Krieg in Österreich eine Erneuerung von innen und Österreich erklärte sich nicht. 41 Siehe: M. Kraus: Die Freimaurerei, S. 131-133 39 Darüber hinaus werden in Deutschland sogar Anzeigen in Zeitungen geschaltet um Mitglieder zu werben. Oder in Amerika ist es Teil der gelebten Menschlichkeit in der Öffentlichkeit um Spenden zu sammeln, da es auch üblich ist, sich z.B. auf die Deckung von Fixkosten von Krankenhäusern zu übernehmen. 6.2 Persönliches Resümee zur „Skandalzeit“ Ganz egal wo man hinschaut, es bröselt an allen Ecken und Enden. Fatal ist es natürlich wenn diejenigen, die die Wahrheit sagen und für sich einen klaren Schlussstrich gezogen haben, als Sündenböcke deklariert werden. Ich finde die Stellungnahme von Dr. Michael Kraus sehr klar am Punkt gebracht! Wir leben im 21. Jahrhundert und es entsteht der Eindruck als würden viele Menschen hungrig nach einer Art Mysterienprosa sein. Auch die Veröffentlichung von Passagen des Britischen Ehrenkodex aus dem Jahr 1723 („Alte Pflichten“), die darauf hinweist, dass „üble Geschäftsmaurerei“ also die Beziehungspflege aus persönlichen Profitstreben – „strengstens untersagt ist“ finde ich sehr wesentlich! Die besprochenen Themen mit Dr. Michael Kraus zum Wesen der Freimaurerei, Humanismus, Aufklärung und Toleranz sowie Haltung der Freimaurer zur Religion und Politik wurden aus Genauigkeitsgründen zusammenfassend direkt aus seinem ein Buch zitiert. In einer Zeit wo der Eindruck entsteht, als würden viele Menschen in einem Art Waschmaschienenschleuderprogramm feststecken, finde ich es umso wichtiger sich grundlegende Definitionen wieder einmal bewusst zu Gemüte zu führen und über diese Art und Weise bewusste Anker zu setzten. Oder es möge Ihnen „Sophia“ von Alex Grey im Traume erscheinen42…. Denn ich bin die Erste und die Letzte. Ich bin die Geehrte und Verachtete. Ich bin die Hure und die Heilige. Ich bin die Frau und die Jungfrau. Ich bin die Mutter und die Tochter. … Ich bin die deren Hochzeit zahlreich sind, und ich habe keinen Ehemann genommen. … Ich bin unverständig und ich bin weise. „Ich – bin – Rede“ (aus den gnostischen Schriften aus Nag Hammadi) 42 Siehe: A.Grey: Scared Mirrors – Die visionäre Kunst des Alex Grey 40 Wir befinden uns im Kunstteil dieser Arbeit – Spaß muss sein! 41 7 Andere „Mysteriöse – Bünde“ 7.1 Burschenschaften Abbildung 11 Abbildung 12 42 Abbildung 13 Der Österreichische Kameradschaftsbund Der Österreichische Kameradschaftsbund (ÖKB) ist ein überparteilicher Verein, der sich dem An- und Gedenken an gefallene und verwundete Soldaten insbesondere des Ersten und Zweiten Weltkriegs widmet. Um dieses Ziel wirkungsvoll zu verfolgen, arbeitet der Kameradschaftsbund mit dem „Schwarzen Kreuz (ÖSK)“ auf dem Gebiet der Kriegsgräberfürsorge zusammen. So engagieren sich etwa die Mitglieder des ÖKB bei der jährlichen Allerheiligensammlung für das ÖSK auf zahlreichen Friedhöfen in ganz Österreich. Mit mehr als 250.000 Mitgliedern in rund 1.800 autonom organisierten Verbänden ist er die mit Abstand größte wehrpolitisch relevante Organisation Österreichs. Derzeitiger Präsident des ÖKB ist Ludwig Bieringer.43 Dieser Einwand ist nichts gegen den Österreichischen Kameradschaftsbund. Einmal im Jahr zu Allerheiligen den gefallenen Soldaten der Weltkriege zu gedenken ist ein ehrenwerter Brauch. Ich wollte lediglich auf die historische Sensibilität dieses Begriffes hinweisen. 43 Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96sterreichischer_Kameradschaftsbund 43 7.2 Landsmannschaft Abbildung 14 7.3 Corps Abbildung 15 44 Abbildung 16 7.4 Markanter Vertreter – Ewald Stadler Abbildung 17 45 Abbildung 18 Abbildung 19 46 Abbildung 20 7.5 Persönliches Resümee Der Grund warum ich mir für diesen Bereich Zeit genommen habe ist ein sehr persönlicher. Ich war in meiner Studentenzeit über 6 Jahre mit einem Grazer Teutonen zusammen und ein Jahrzehnt später noch einmal 2 Jahre mit einem Wiener Alben. Viele meiner Freunde meinten, „Christina – ausgerechnet Du gibst Dich mit solchen Leuten ab!“ Noch nach Jahren gipfelte diese Thematik in einem Statement einer sehr guten Freundin und damaligen Wohnungskollegin. Wir saßen auf der Couch und sahen die Nachrichten, es wurden „3 tote Israelis und rd. 25 tote Palästinenser“ gemeldet. Ich drückte mein Mitgefühl gegenüber den Palästinensern aus, worauf meine Wohnungskollegin die mich wirklich sehr gut kennt, meinte: „Rund 10 Verbindungsjahre färben nun einmal ab!“ Ich war fassungslos über eine derart unqualifizierte, flapsige und stigmatisierende und somit schubladisierende Bemerkung und brachte dies auch sehr deutlich zum Ausdruck. Wenn das irgendjemand sagt – ok – sollen die Leute reden was sie wollen – aber im engen Freundeskreis… Ich sehe in diesem Punkt eine klare gesellschaftspolitische Aufgabenstellung. Frage: „Christina – Warum?“ Antwort: „Weil wir uns einfach gerne hatten!“ PUNKT. 47 Abbildung 21 Es macht aber nichts, ich verstehe mehr nicht! 48 8 Vision Menschen gehen in ihrer Freizeit diesen oder jenen Dingen nach, ich verstehe diesen Teil der Arbeit als alternative Lebensform der in den Grundwerten genau definiert wurde und im Einklang mit der vorliegenden Arbeit ist. Abbildung 22 Ich beende diesen Teil mit der hawaiianischen Weisheit von Kahu Naone: Männer brauchen Rituale – Frauen nicht! P.S.: Davon abgesehen, bin ich davon überzeugt, dass diese „geheimen Vereine“ alle offiziell registriert sind. C.A.P. Wien am 06.September 2012 [Überarbeitet: Wien am 27. Juni 2014] 49 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: „Die Österreichische Sozialpartnerschaft ab 1.1.2012“ & Geheimbünde Abbildung 2: Freimaurer_1 Abbildung 3: Freimaurer_2 Abbildung 4: Resümee zur Freimaurerei Abbildung 5: Berühmte internationale Freimaurer Abbildung 6: Berühmte Logenbrüder Österreichs Abbildung 7: Frauen & Freimaurerei Abbildung 8: Frauengroßlogen_1 Abbildung 9: Frauengroßlogen_2 Abbildung 10: Frauengroßlogen_3 Abbildung 11: Burschenschaften_1 Abbildung 12: Burschenschaften_2 Abbildung 13: Burschenschaften_3 Abbildung 14: Landsmannschaften Abbildung 15: Corps Abbildung 16: Berühmte Vertreter Abbildung 17: Ewald Stadler Abbildung 18: Priesterbruderschaft St. Pius X Abbildung 19: Mercedarier Orden Abbildung 20: Resümee zu Geheimbünden_1 Abbildung 21: Resümee zu Geheimbünden_2 Abbildung 22: Vision zu Geheimbünden Literaturverzeichnis Grey, Alex: Scared Mirrors, Die visionäre Kunst des Alex Grey, Hans Nietsch-Verlag Kraus, Michael: Die Freimaurerei Horcicka, Florian; Sankholkar, Ashwien: Großmeister der Skandale, Format (Nr.8), (24.2.2012) Quellenverzeichnis http://de.wikipedia.org/wiki/Kaiser_Josef_II. http://de.wikipedia.org/wiki/Rosa_Luxemburg 50 http://de.wikipedia.org/wiki/Voltaire http://de.wikipedia.org/wiki/James_Anderson_(Freimaurer) http://de.wikipedia.org/wiki/Lessing http://de.wikipedia.org/wiki/Goethe http://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_der_T%C3%A4ufer http://de.wikipedia.org/wiki/Maria_Theresia http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_I._Stephan_(HRR) http://de.wikipedia.org/wiki/Clemens_XII. http://de.wikipedia.org/wiki/Leonardo_da_Vinci http://de.wikipedia.org/wiki/Isaac_Newton http://de.wikipedia.org/wiki/Mozart http://de.wikipedia.org/wiki/Freimaurerei#.C3.96sterreich http://www.droit-humain.org/osterreich/origins.htm http://de.wikipedia.org/wiki/Aufkl%C3%A4rung http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96sterreichischer_Kameradschaftsbund http://de.wikipedia.org/wiki/Corps http://de.wikipedia.org/wiki/Burschenschaft http://de.wikipedia.org/wiki/Landsmannschaft 51