Die Österreichische Sozialpartnerschaft

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„Die Österreichische Sozialpartnerschaft“
&
Männerbünde
1
Abbildung 1
Alt- und Ehrengroßmeister der Großloge von Österreich Dr. Michael
Kraus meinte am 28.1.2014 lächelnd zur Gestaltung dieser Seite:
„männlich – ja – aber mysteriös… Der Begriff mächtig wird unabhängig
von einigen prominenten Mitgliedern hinsichtlich der Organisationsform
der Freimauer relativiert, da diese keine vertikal strukturierte Vereine
mit großer Streuung sind.“
2
Inhaltsverzeichnis
1.
Die königliche Kunst – „Freimaurerei“ ....................................................................................... 4
1.1
Kulturelle Evolution und ideale Gesellschaft ........................................................................ 4
1.2
Bindungen für den Erfolg von Gemeinschaften ................................................................... 5
1.3
Lebensfreude ist ein Geburtsrecht ......................................................................................... 7
1.4
Humanismus als Grundprinzip................................................................................................ 8
1.5
Aufklärung als Menschenbild .................................................................................................. 8
1.6
Toleranz als Grundwert ......................................................................................................... 10
1.7
Verschwiegenheit als Verpflichtung ..................................................................................... 12
1.8
Die Pflichten des Freimaurers .............................................................................................. 12
1.9
Freimaurerei und Religionen................................................................................................. 13
1.10
Freimaurerei und Politik ......................................................................................................... 15
1.11
Globalisierung und Neoliberalismus .................................................................................... 16
1.12
Kleines Feimaurer ABC: Vom Auge Gottes bis zum flammenden Stern ....................... 17
1.2
Beispiele österreichischer Logen ......................................................................................... 19
2
2.1
Begriffsdefinition – Freimaurerei - Wikipedia ........................................................................ 21
Berühmte Internationale Freimaurer .................................................................................... 22
3
Frauen & Freimaurerei ............................................................................................................... 24
4
Die Geschichte der „Gemischten“- Freimaurerei ................................................................... 26
5
Die Entwicklung der Freimaurerei in Österreich .................................................................... 27
5.1
6
Bekannte österreichische Freimaurer.................................................................................. 33
Großmeister der Skandale ........................................................................................................ 34
6.1
Anmerkungen von Dr. Michael Kraus .................................................................................. 38
6.2
Persönliches Resümee zur „Skandalzeit“ ........................................................................... 40
7
Andere „Mysteriöse – Bünde“ ................................................................................................... 42
7.1
Burschenschaften ................................................................................................................... 42
7.2
Landsmannschaft ................................................................................................................... 44
7.3
Corps ........................................................................................................................................ 44
7.4
Markanter Vertreter – Ewald Stadler ................................................................................... 45
7.5
Persönliches Resümee .......................................................................................................... 47
8
Vision ............................................................................................................................................ 49
3
1. Die königliche Kunst – „Freimaurerei“
Am
13.11.2013
und
28.01.20141
hatte
ich
die
Möglichkeit mit dem Alt- und Ehrengroßmeister der
Großloge von Österreich zu sprechen. Dr. Michael
Kraus war so freundlich und hat sich die Zeit für mich
bzw. für diese Arbeit genommen und darüber hinaus
den vorgelegten Freimaurerteil (Kap. 2 f.) korrigiert.
Er verwies allerdings sehr wohl auf die detaillierten Ausführungen des Buches „Die
Freimaurer“, auf das ergänzend auszugsweise eingegangen wird. Ich möchte mich auf
diesem Wege noch einmal für sein offenes Entgegenkommen sehr herzlich bedanken.
1.1 Kulturelle Evolution und ideale Gesellschaft
Kulturen, verstanden als Wertemuster, organisatorische Strukturen und gelebte Ordnungen
von
Gemeinschaften
und
Gesellschaften
jeder
Größe,
sind
umso
erfolgreicher,
überlebensfähiger und damit fruchtbarer für die kulturelle Entwicklung, je besser sie den
natürlichen Funktionszusammenhängen entsprechen.
Evolution setzt Innovation voraus, die sich in der Anpassung bewähren, ohne
entwickelte Funktionen zu zerstören. Dauerhaften Erfolg haben nur soziale Systeme,
in denen die Balance zwischen
Bestehendem und Neuem, zwischen fester
Einheitlichkeit und anregender – und zuweilen auch aufregender – Vielfalt ständig
gesucht
und
gehalten
wird.
Rigider
Konstruktivismus
schadet
ebenso
wie
bedenkenloser Progressivismus. Ein optimales oder wenigstens vor dem Absturz
bewahrendes Gleichgewicht zwischen den destruktiven Extremen lässt sich nur
bewahren, wenn es in einem festen Rahmen von Ordnungen und schützenden
Mechanismen ein freies Neben- und Gegeneinander von Meinungen gibt. Dieses
Prinzip der Optimierung durch Balance liegt aller Demokratie und allem geordneten
Wettbewerb zugrunde – deren historische Erfolge gegenüber totalitären und
revolutionären Ordnungen deutlich sind.
Innovationen, neue Ideen und Erfindungen entstehen aus dem Zusammentreffen von
Differenzen, aus intelligent bewältigter Konfrontation und Kooperation zwischen Kulturen.
Auch hier gilt die Regel: Zu wenig und zu viel ist des Narren Ziel. Die optimale Gemeinschaft
toleriert und fördert Vielfalt und schlägt Brücken zum Fremden, nimmt Elemente anderer
Kulturen auf, ohne das Eigene aufzugeben. Der Nutzen und die Kraft solcher Duldung von
1
Die Gespräche fanden jeweils in seinem Büro in der Wallnerstraße 3 im ersten Wiener Gemeindebezirk statt.
4
Heterogenität haben sich geschichtlich in den kulturellen Schmelztöpfen erwiesen, vom
antiken Athen und Rom bis zu den USA und der europäischen Kulturen-Mischzone. Die
Angst vor den Folgen unbewältigter Verschiedenheit in Konflikt und Kampf ist allerdings
ebenfalls berechtigt, verstärkt aber gleichzeitig das Risiko, wenn sie als Fremdenfeindlichkeit
den Konflikt noch provoziert und steigert. Ein solcher Teufelskreis von Angst und Misstrauen
ruiniert zuerst die Innovativität, dann die Intelligenz des sozialen Systems.
Die Kraft von Gemeinschaften – neuerdings von der Wissenschaft als Sozialkapital
bezeichnet – besteht aus der mobilisierbaren Intensität der Emotion (Liebe und Hass,
Begeisterung und Wut, Identifikation und Aversion) in sozialen Beziehungsnetzen. Aus
dieser
Gefühlsenergie fließen Motivation und Aktion und damit Leistungen und
Einsatzbereitschaft – bis hin zum Sterben und Töten. Sozialkapital ist potenter als
Finanzkapital und Zwang – Begeisterung, Kreativität und Arbeitsfreude kann man nicht
kaufen, höchstens ihr Produkt.
Emotionale
Bindungskraft
resultiert
aus
der
Assoziation
von
psychischen
Triebkonstellationen mit Personen, Heimaten, Symbolen und Ideen. Drei soziale Ebenen von
Gefühlsreaktionen lassen sich dabei unterscheiden: die Mikro-Ebene der engen persönlichen
Bindungen
(Nahbeziehungen),
die
Meso-Ebene
des
weiteren
Bekanntenkreises
(Sozialkontakte), die Makro-Ebene der ideellen Symbol- und Wertegemeinschaften
(Identifikation). So unterschiedlich diese drei großen Gefühlskomplexe von Liebe
Vertrautheit, Gläubigkeit auch besetzt sein können, entsteht soziale Energie nur, wenn alle
drei konform wirken. Gemeinschaften aus Vereinsamten verfehlen ebenso ihr Ziel wie ein
Leistungsteam ohne sinnstiftende Wertekonformität. Der Weg der Evolution ist gesäumt von
gescheiterten Gemeinschaften, die zu viel Größenideale oder zu viel Rückzug aufs private
Glück auf ihre Fahnen geheftet hatten.
1.2 Bindungen für den Erfolg von Gemeinschaften
Der Erfolg allen Lebens, also auch der sozialen Systeme, die eine spezielle Kultur (kulturelle
Spezies) bilden, ist das Überleben. Das natürliche Kriterium von Überlebenskraft ist
Wohlbefinden, Lebensfreude, Glück. Nur dauerhaft glückliche Gemeinschaften bestehen im
Wettbewerb der Evolution.
Glück und Wohlbefinden einzelner Menschen lässt sich gut fassen, wenn dem nicht sozial
motivierte Selbstdarstellung und Selbsttäuschung im Wege stehen. Wenn man ehrlich zu
sich ist, weiß man schon sehr gut, wie es um einen steht. Schließlich sind Frieren und
Schwitzen, Hunger und Sättigung, Mattheit und Übermüdung, kurz, alle Wohlgefühle und ihr
Gegenteil die Signale unserer Natur für die Selbststeuerung zum Lebenserfolg. Selbst in der
5
Verzerrung der Selbststeuerung durch Süchtigkeit und Ehrgeiz bleiben die Warnungen durch
Unbehagen nicht aus.
Wo das Optimum des Wohls für eine Gemeinschaft liegt, ist hingegen nicht so klar. Da kann
es durchaus dem Glück der einen dienen, wenn andere sich opfern. Wo verläuft da die
Grenze? Wenn von zu vielen zu große Opfer verlangt werden, wird der innere Widerstand
die Gemeinschaft sprengen. Das Ideal wäre volle Gleichheit in vollem Glück.
Aber falls das unter Mangel und Konkurrenz nicht möglich ist und die Kultur Arbeitsteilung
verlangt, wo liegt dann die beste Balance zwischen Leistungsbelohnung und Gleichheit?
Bisher wurde diese Frage immer nur durch die Evolution in der harten Regulation gelöst. Die
Sozialgeschichte deutet darauf hin, dass Gleichheit wie Freiheit im Extrem schlecht
funktionieren, dass das Optimum eher bei der brüderlichen Rücksicht auf das Wohl der
anderen liegt, aber mit Beachtung, wo mehr individuelles Glück mehr Gemeinwohl
hervorbringt. Der Götzendienst am Einzelerfolg hat genauso versagt wie die Anbetung der
absoluten Gleichheit. Die Evolution hat bescheidene, auf Gleichachtung bedachte
Glaubensgemeinschaften bevorzugt.
Das volle Glück für alle, der ewige Traum, wurde bisher wohl nur in wenigen Fällen von
kleineren Gemeinschaften erreicht. In der auf Umfragen gestützten Glücksforschung nähren
sich nur durch Ideale, Gemeinschaften und Freundschaft verbundene Gruppierungen
(Kleinsozietäten) mit den Vorteilen modernen Wohlstands und hoher Lebensqualität solchen
Paradiesidealen.
Kurzfristige Glücksmaximierung mit Suchtcharakter wird von der Evolution hart bestraft, beim
Individuum durch Stimmungstief, Krankheit und Misserfolg, in einer Gesellschaft durch
Niedergang der Kultur, im Unternehmen durch Bankrott. Lassen jedoch die bösen Folgen
sehr lange auf sich warten, so ist die Bereitschaft von Sozietäten – und erst recht von
Individuen – oft gering, auf die Frühwarnungen der Natur oder des Glaubenssystems zu
achten. Da helfen nur sozial gestützte Werte (der feste Halt einer engen Gemeinschaft, ein
ethischer Lebensstil), Glück nachhaltig zu optimieren.
Die großen Prinzipien einer „idealen Gesellschaft“ lassen sich aus diesen Grundsätzen der
Evolution ableiten. Sie entsprechen im Großen und Ganzen den Begriffen

Der „offenen Gesellschaft“, der Meinungsvielfalt und Toleranz

Der Sozialkapital-Theorie von der Komplementarität von Mikro-, Meso- und MakroEbene von Bindungen, Normen und Vertrauen,

der demokratischen Gleichwertigkeit in den funktional notwendigen Hierarchien,

des Menschenrechts auf Glück in einer „Weltethik“,
6

der Nachhaltigkeitsnormen für Ökologie, Ökonomie & Glückssuche.
Für die Details, auf die es ankommt, lassen sich keine einfachen Regeln nennen. Diesen
Prinzipien kann in vielerlei Form mehr oder weniger entsprochen werden. Erst der
nachhaltige Erfolg zeigt, wie gut eine Sozietät dem Überlebenspfad im Irrgarten der
Evolution folgt. Und der Erfolg in einer kleineren Gemeinschaft besagt noch wenig über die
Effizienz der größeren Gesellschaft, zu der sie gehört – trägt aber zum Wohl des Größeren
bei, vielleicht nur marginal, vielleicht auch mehr durch Anregung zu Innovation oder durch
einen Katalysatoreffekt der Bestärkung und Auslösung von Kultur.
Eine ideale Gesellschaft im Sinne der kulturellen Evolution entwickelt ihre Mitglieder und die
Gemeinschaft zugleich und macht beide glücklich – und zwar intelligent, also nachhaltig. Das
gelingt selten, hat aber dann eine gute Chance auf Dauer. Unter besonders glücklichen
Umständen entsteht daraus Evolution.
Ordnung ohne Bindung, blinde Disziplin zerstört eine Gesellschaft genauso wie eine MakroMoral ohne Nahbeziehungen. Mächtige Kulturen sind am Fanatismus solcher Einseitigkeit
und Enge zugrunde gegangen.2
1.3 Lebensfreude ist ein Geburtsrecht
Zum Wesen österreichischer Freimaurer gehört, das alle direkte und kollektive Verfolgung
von ökonomischen und sozialen Zielen zu verzichten. Die Freimaurer unterstützt keine
Partei, macht keine Öffentlichkeitsarbeit, investiert in keine Unternehmen, lehrt in keiner
Schule, predigt keine Doktrin. Einzelne Freimaurer tun das alles, aber nicht als Vertreter der
Freimaurerei, sondern in ihrem jeweiligen Amt oder Beruf. Und sie sollen sich dazu
angehalten fühlen, dabei die humanitäre Ethik in die Tat umzusetzen – ohne das die
Freimaurerei selbst in Erscheinung tritt.3
Eine Gesellschaft ohne Nachhaltigkeitsethik und deren intelligente Umsetzung in Normen
und Verhalten, ohne funktionierende Nachhaltigkeitskultur zerstört ihre Umwelt und sich
selbst. Der Untergang großer Kulturen, von der Antike bis heute, zeugt davon. Träger der
Evolution sind jene Kulturen geworden, die mit ihren Ressourcen sparsam umgegangen sind
und die bereit waren, in die Erziehung ihrer Kinder, in die Fruchtbarkeit ihrer Gärten und
Äcker, in die Gesunderhaltung ihres Lebensraums, in das Glück ihrer Menschen viel zu
2
3
Siehe: M. Kraus, Die Freimaurer, S. 27
Siehe: M. Kraus, Die Freimaurer, S. 29, 30
7
investieren, zukunftsbezogen, auch unter Opfern in der Gegenwart – aber auch intelligent,
nach dem besten Wissensstand ihrer Zeit und lernbereit.4
1.4 Humanismus als Grundprinzip
Zusammenhang von einer Ästhetik der Existenz – die das Wesen der Freimaurerei
ausmacht.5
Der ethische Grundkonsens besteht in der Entwicklung einer ethischen Lebenshaltung.
Damit ist keine Erfolgs- oder Gesinnungsethik, sondern eine Verantwortungsethik im Sinne
der Verwirklichung freimaurerischer Werte in der Gesellschaft gemeint. Dies bedeutet
konkret Verantwortung für die Mitwelt, die Umwelt und die Nachwelt sowie die Aufforderung,
in globalen Zusammenhängen zu denken und sozial-humanitär zu wirken. Dabei ist zu
beachten, dass der Freimaurer, wenn er ethisch handelt, nicht unökonomisch denkt. Seine
Verantwortungsethik ist eine krisenprophylaktische.6
Die Humanität der Freimaurer gründet nicht im Wissen und in der vermeintlichen Kenntnis
von einer besseren Welt, sondern resultiert aus dem ungeschönten Blick auf die
unverdeckten Tatsachen des Daseins des Menschen. Die inhumanen Daseinsbedingungen
bilden aber nach ihrer Überzeugung keine unabänderliche Konstante, sondern können
verbessert werden. Die freimaurerische Humanität wird stärker bestimmt von der Idee, dass
der Mensch verbesserungsfähig ist, als von einer genauen Kenntnis des „Guten“.7
1.5 Aufklärung als Menschenbild
Freimaurerei und Aufklärung ist eine Gedankenverbindung, die eine informierte Öffentlichkeit
auch heute noch gleichsam automatisch vornimmt. Freimaurerei ist zur Zeit der Aufklärung
entstanden, die Logen waren eine der großen Werkstätten der europäischen Emanzipationsund Befreiungsbewegung.
…vor allem in Österreich, wo die aufklärerischen Aspekte der Aufklärung besonders stark
betont werden…8
4
Siehe: M. Kraus, Die Freimaurer, S. 30
Siehe: M. Kraus, Die Freimaurer, S. 36
6
Siehe: M. Kraus, Die Freimaurer, S. 36
7
Siehe: M. Kraus, Die Freimaurer, S. 37
8
Siehe: M. Kraus, Die Freimaurer, S. 40
5
8
Aufklärung ist eine vom Verstand dominierte Aufbruchsbewegung. Sie ist der immer neue
Versuch des Menschen, mündig zu werden. Zu den historischen Leistungen der Aufklärung
gehört, dass sie die Umstände eines menschenwürdigen Lebens in zahlreichen Schriften
und Grundrechtskatalogen beschrieben und als notwendig postuliert hat. Umgesetzt wurde
vieles, leider blieb manches bis heute nur Papier. Die Aufklärung ist eben keineswegs zu
Ende, sondern eher bloß auf den Weg gebracht. Aufklärung und Humanität lassen sich auch
nicht ein für alle Mal definieren, man kann sie nicht gleichsam in Dosen pressen und dann
konservieren. Jede Zeit, jede Gesellschaft, jeder Mensch muss immer wieder darum ringen.
Wir wissen aus leidvoller Erfahrung, dass Aufklärung dabei durchaus stecken bleiben oder
auf Irrwege geraten kann, etwa dann, wenn der leitende Verstand zu wenig auf sich selbst
reflektiert und sich zu wenig der eigenen Grenzen bewusst wird; wenn vergessen wird, dass
Menschen nicht allein Verstandeswesen sind und die Welt keine Rechnung ist, die ohne
Rest aufgeht; wenn Vernunft zu bloßer Rechenhaftigkeit verkommt.9
Arbeit an sich selbst, Selbstkonstruktion des Menschen – eigentlich eine uralte Sache, die
auf verschiedensten Wegen betrieben werden kann und betrieben wird. Es gibt andere
Werkstätten solcher Arbeit, Kirchen, Ordinationen, gute Gespräche, aber auch Nachdenken
und gute Vorsätze. Die Freimaurerei ist nur ein Ansatz unter vielen. […]
Was die Orientierung dieses Aufbruchs betrifft, so geht es nicht darum, den Menschen fit zu
machen für das stressige Leben im 21. Jahrhunderts, sondern seine innewohnenden
Möglichkeiten möglichst auszuschöpfen. Das setzt voraus, sich immer wieder mit den
Grundfragen des Menschseins zu konfrontieren, vor allem auch mit der eigenen
Begrenztheit. Das masonische Ritual bringt dem einzelnen Freimaurer nachdrücklich zu
Bewusstsein, wie leicht er Opfer von Unrecht und Inhumanität sein kann, und es zeigt ihm
zugleich, dass er selbst es sein könnte, der Unrecht tut, dass er also potenziell Opfer und
Täter ist. […] Der Mensch wird also nicht als Leistungsträger aufgefasst, sondern als
komplexe Welt in der Welt. Dabei ist wichtig, dass es nicht um individuelle und
weltabgewandte Gnosis geht, sondern die Maurerei sehr wohl auf Veränderung der Welt
abzielt. Das geschieht nicht als Organisation, Verein oder Netzwerk, sondern durch die
individuelle Veränderung der einzelnen Freimaurer – konkrete Schritte also für ein
allgemeines und umfassendes Ziel.
Zu diesen Wesenszügen, die der Freimaurer bei sich selbst als sein eigener Bildhauer
schärfer herausmeißeln sollte, zählt daher vor allem, dass die eigene Weiterentwicklung an
die der Mitmenschen geknüpft ist. Alle Freimaurer sollen gleichsam an einem gemeinsamen
Werk – dem Haus für alle Menschen – arbeiten, das nie einen Abschluss findet. In der
9
Siehe: M. Kraus, Die Freimaurer, S.40
9
Diktion der Freimaurer ist das die (Wieder-) Errichtung des „Tempels Salomonis“, also die
nie endende Arbeit an einer Aufenthaltsstätte, die allen Menschen wohnlich ist und bei dem
das Ganze und seine Teile in harmonischem Einklang stehen. […]
1.6 Toleranz als Grundwert
Am Beginn der Freimaurerei stand in Österreich des 18. Jahrhunderts eine den Idealen der
Aufklärung folgende Vergesellschaftung. Es war so etwas wie ein gesellschaftliches Wunder,
dass in den Logen die damals sonst üblichen deutlichen Grenzen zwischen Ständen,
Religionen und Nationalitäten überwunden wurden. Das Toleranzpatent Kaiser Josephs II.
1781 und 1782 entstand in diesem Geist und unter Mitwirkung und Einfluss jener zahlreichen
Freimaurer, die damals wichtige Positionen im politischen System innehatten.10
Joseph II. war ein Fürst aus dem Geschlecht Habsburg-Lothringen, Erzherzog im
Erzherzogtum Österreich, wurde 1764 römisch-deutscher König und war von 1765 bis
1790 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, ab 1780 auch König von Böhmen,
11
Kroatien und Ungarn.
Das Gebot der Toleranz verlangt vom einzelnen Freimaurer, dass er sich unter dem Einfluss
der Freimaurerei zu einem Menschen entwickeln soll, der im Anderssein des anderen nicht
etwas gegen sich Gerichtetes sieht, sondern versteht, dass in der Vielfalt der Erscheinungen
und Ideen der Reichtum des Lebens begründet ist. Toleranz bedeutet, so gesehen, die
Bejahung von Humanität, Freiheit und Gleichheit.
Für sie gilt das Wort von Rosa Luxemburg: „Freiheit – das ist immer die Freiheit des
anderen“. Dieser Standpunkt war für Rosa Luxemburg der Grund, gegen Lenin und die
Errichtung der kommunistischen Diktatur in Russland aufzutreten. Und es ist von ihr
folgerichtig, dass es geradezu ein Gradmesser für Freiheit und Toleranz in einer Gesellschaft
ist, wie sie mit der Freimaurerei umgeht. Ihr Toleranzprinzip macht sie Diktaturen verdächtig.
Rosa Luxemburg (1871-1919) war eine einflussreiche Vertreterin der europäischen
Arbeiterbewegung,
des
Marxismus,
Antimilitarismus
und
„proletarischen
Internationalismus“.
Seit 1887 wirkte sie in der polnischen, seit 1898 auch in der deutschen
Sozialdemokratie. Dort bekämpfte sie von Beginn an Nationalismus, Opportunismus
und Revisionismus.
Sie trat für Massenstreiks als Mittel sozialpolitischer Veränderungen und zur Kriegsverhinderung ein.
Sofort nach Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 gründete sie die „Gruppe Internationale“, aus der der
Spartakusbund hervorging. Diesen leitete sie als politische Gefangene zusammen mit Karl Liebknecht
durch politische Schriften, in denen sie die Burgfriedenspolitik der SPD analysierte und verurteilte. Sie
bejahte Lenins Oktoberrevolution, kritisierte aber zugleich die Parteidiktatur der Bolschewiki. In der
Novemberrevolution versuchte sie als Chefredakteurin der Zeitung Die Rote Fahne in Berlin auf das
10
11
Siehe: M. Kraus, Die Freimaurer, S. 43
Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Kaiser_Josef_II.
10
Zeitgeschehen Einfluss zu nehmen. Als Autorin des Spartakusbund-Programms forderte sie am 14.
Dezember 1918 eine Räterepublik und Entmachtung des Militärs. Anfang 1919 gründete sie die
Kommunistische Partei Deutschlands mit, die ihr Programm annahm, aber die von ihr geforderte
Teilnahme an den bevorstehenden Parlamentswahlen ablehnte. Nachdem der folgende
Spartakusaufstand niedergeschlagen worden war, wurde sie zusammen mit Karl Liebknecht von
Angehörigen der Garde-Kavallerie-Schützen-Division ermordet. Rosa Luxemburg wird international
12
auch von manchen politischen Gegnern geachtet. Ihre Positionen werden weiterhin diskutiert.
Für die Allgemeinen freimaurerischen Grundsätze der Großloge von Österreich ist das
Kriterium, das die Grenze der Toleranz bezeichnet, die „Allgemeine Deklaration der
Menschenrechte der Vereinten Nationen“ aus dem Jahr 1948. Wer deren Grundsätze nicht
akzeptiert, ist für die Großloge von Österreich kein Freimaurer, „weil dies“, wie ihr
Grundgesetz, die Konstitution, sagt, „einer Tolerierung der Intoleranz gleichkäme“. Wer
gegen Verbrechen Nachsicht übt, wird sein Komplize, wusste schon der Freimaurer Voltaire.
Voltaire (1694-1778) war einer der meistgelesenen und einflussreichsten Autoren der
französischen und europäischen Aufklärung. Er hieß eigentlich François-Marie Arouet
und nahm am 12. Juni 1718 – ohne irgendeinen Vornamen – den Namen Voltaire an.
In Frankreich nennt man das 18. Jahrhundert auch „das Jahrhundert Voltaires“ (le
siècle de Voltaire). Als Lyriker, Dramatiker und Epiker schrieb er in erster Linie für ein
Publikum gebildeter Franzosen, als Erzähler und Philosoph für die gesamte
europäische Oberschicht seiner Zeit, deren Mitglieder für gewöhnlich die französische
Sprache beherrschten und französische Werke zum Teil im Original lasen.
Viele seiner Werke erlebten in rascher Folge mehrere Auflagen und wurden häufig auch umgehend in
andere europäische Sprachen übersetzt. Voltaire verfügte über hervorragende Kenntnisse der
englischen und der italienischen Sprache und veröffentlichte darin auch einige Texte. Er verbrachte
einen beträchtlichen Teil seines Lebens außerhalb Frankreichs und kannte die Niederlande, England,
Deutschland und die Schweiz aus eigener Erfahrung.
Mit seiner Kritik an den Missständen des Absolutismus und der Feudalherrschaft sowie am
weltanschaulichen Monopol der katholischen Kirche war Voltaire ein Vordenker der Aufklärung und ein
wichtiger Wegbereiter der Französischen Revolution. In der Darstellung und Verteidigung dessen, was
er für richtig hielt, zeigte er ein umfangreiches Wissen und Einfühlungsvermögen in die Vorstellungen
seiner zeitgenössischen Leser. Sein präziser und allgemein verständlicher Stil, sein oft sarkastischer
13
Witz und seine Kunst der Ironie gelten oft als unübertroffen.
Wer für sich Toleranz zum Nachteil anderer verlangt, ist intolerant. Der Unterschied von
Meinungen und der daraus ableitbare mögliche Konflikt sind unvermeidbar. Es gibt jedoch
eindeutige Regeln zur Austragung solcher Konflikte im Rahmen gesellschaftlicher Ordnung
und wechselseitiger Toleranz. Dass mitunter die Grenzen zwischen Toleranz und Intoleranz
unscharf und umstritten sind, lässt sich nicht verhindern; es liegt in der Komplexität des
Problems und gehört zum Wesen der pluralistischen Gesellschaft.
Aber auch da kann im Zweifel der Standpunkt Voltaires helfen, der zwar die Meinung
anderer nicht immer teilte, sich aber dafür einsetzen wollte, dass sie der andere sagen darf.14
12
Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Rosa_Luxemburg
Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Voltaire
14
Siehe: M. Kraus: Die Freimaurer, S. 45
13
11
1.7 Verschwiegenheit als Verpflichtung
Dass die Zugehörigkeit zur Freimaurerei vor der Öffentlichkeit geheim gehalten wird und sich
auch der Bund selbst bedeckt hält, hat seine geschichtlichen Wurzeln im Schutz vor
Nachteilen und Verfolgung, die den Freimaurern zu allen Zeiten mehr oder weniger konkret
drohten. […]
Hierarchie wird großteils mit Machtkampf, Intrige und Egozentrismus assoziiert. Die
Geheimhaltung hilft auch, die in allen Gesellschaften so verderbliche Hierarchie-Süchtigkeit
in Schach zu halten. […] Wo Amtswürden und Ehrenstellungen nach außen hin
verschwiegen bleiben, entfällt solcher Vorteil – und damit wird Hierarchie zu dem, was sie in
einer idealen Gesellschaft sein soll: funktionale Rolle in Ausgewogenheit von Pflicht und
Ehre. […]
Die Zugehörigkeit zum Bund darf keinesfalls zum Gegenstand der Präsentation am
Jahrmarkt der Eitelkeiten werden. […]15
Trotz des in Freimaurerkreisen gelegentlich auftauchenden Wunsches nach mehr
Öffentlichkeitsarbeit ist es die konsequent eingehaltene Linie der Großloge von Österreich,
nicht auf Unterstellungen und Verdächtigungen zu reagieren, so falsch und absurd diese
auch sein mögen.16
1.8 Die Pflichten des Freimaurers
Den Weg der Persönlichkeitsentwicklung weisen die Pflichten, die die Freimaurerei dem
Freimaurer auferlegt. In ihrer traditionellen Form sind sie im Konstitutionsbuch von Reverend
James Anderson aus dem Jahr 1723 als die „alten Pflichten eines freien Maurers“, kurz „alte
Pflichten“ (Old Charges) genannt, umschrieben.17
James Anderson (1678-1739) war ein schottischer Prediger der schottisch-presbyterianischen Kirche
in London, Freimaurer und Verfasser der ersten Konstitution („Alten Pflichten“) der Ersten Großloge
18
von England.
15
Siehe: M. Kraus: Die Freimaurer, S. 46
Siehe: M. Kraus: Die Freimaurer, S. 49
17
Siehe: M. Kraus: Die Freimaurer, S. 53 f.
18
Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/James_Anderson_(Freimaurer)
16
12
Die Verpflichtungen, die der Freimaurer damit auf sich nimmt, beziehen sich auf das Streben
nach Wahrheit, Toleranz und Brüderlichkeit, auf Achtung der bürgerlichen und maurerischen
Gesetze sowie auf Verschwiegenheit.19
Überhaupt
steht
es
jedem
Freimaurer
nach
gewissenhafter
Prüfung
eventueller
Konsequenzen frei, bei Vorliegen zureichender Gründe sich als solcher auszuweisen. […] 20
Jeder Freimaurer ist verpflichtet, seine persönlichen ethischen Grundsätze nach der
Logenarbeit im Leben in die Tat umzusetzen. Zunächst verwirklicht der Freimaurer seine
individuellen Konzepte in seinem Beruf, in seiner Familie oder in seinem Freizeitclub. Seine
Methode der Weltverbesserung ist ebenso alt wie schwierig: Er soll ganz einfach Vorbild
sein. Man wird von ihm verlangen können, dass er ein Gefühl für Solidarität entwickelt und
den Armen, Schwachen und Benachteiligten hilft, so gut er kann.21
Gotthold Ephraim Lessing: „…Genug, ich denke mir nun aus deinen Reden die Freimaurer
als Leute, dies freiwillig über sich genommen haben, den unvermeidlichen Übeln des Staates
entgegenzuarbeiten…“22
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) war ein bedeutender Dichter der deutschen
Aufklärung. Mit seinen Dramen und seinen theoretischen Schriften, die vor allem dem
Toleranzgedanken verpflichtet sind, hat dieser Aufklärer der weiteren Entwicklung des
Theaters einen wesentlichen Weg gewiesen und die öffentliche Wirkung von Literatur
nachhaltig beeinflusst. Lessing ist der erste deutsche Dramatiker, dessen Werk bis
23
heute ununterbrochen in den Theatern aufgeführt wird.
1.9 Freimaurerei und Religionen
Für eine Wertegemeinschaft wie die Freimaurer ist ein Grundkonsens notwendig. Ein
Wertekanon also, dem Freimaurer aller Kulturen und Glaubensrichtungen ohne Vorbehalt
zustimmen zu können. Die „Alten Pflichten“ tragen dem Rechnung, wenn sie den Freimaurer
„nur zu der Religion verpflichten, in der alle Menschen übereinstimmen“, jedem aber „seine
besonderen Überzeugungen belassen“. Und diese allen gemeinsame „Religion“, sagen die
„Alten Pflichten“, „heißt, gute und redliche Männer zu sein, Männer von Ehre und
Rechtschaffenheit, durch welche Glaubensbekenntnisse und –anschauungen sie auch
unterschieden sein mögen.“
19
Siehe: M. Kraus: Die Freimaurer, S. 56
Siehe: M. Kraus: Die Freimaurer, S. 56
21
Siehe: M. Kraus: Die Freimaurer, S. 58
22
Siehe: M. Kraus: Die Freimaurer, S. 59
23
Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Lessing
20
13
Neutralität in Fragen der Religion und Respekt gegenüber den persönlichen Überzeugungen
der einzelnen Freimaurer hinsichtlich der letzten Dinge sind Wesenselemente der
österreichischen Freimaurerei.
Daran ändert auch nichts, dass in den Logen die Arbeiten „in Ehrfurcht vor dem Großen
Baumeister“ eröffnet und geschlossen werden. Die Anrufung des „Großen Baumeisters“
ebenso wie der Brauch, vor dem „Heiligen Buch“, der Bibel – im österreichischen
Freimaurerritual als „das Symbol der heiligen Überlieferung“ bezeichnet -, das maurerische
Gelöbnis abzulegen, hat Tradition und verleiht dem Ritual dramaturgisches Pathos. Das
Ritual der Großloge von Österreich umschreibt den „Großen Baumeister aller Welten“ als
Symbol für „die schöpferische, uns Menschen unerforschliche Wesenheit“ im „Mittelpunkt
des Kreislaufes“, um den sich „alles Leben bewegt“. Dem einzelnen Freimaurer bleibt es
unbenommen, unter der Metapher des „Großen Baumeisters“ die dem All innewohnende
schöpferische Energie, ein höchstes Wesen, das die Welt lenkt oder auch einen
persönlichen Gott zu verstehen. Freimaurer sollten gegenüber der großartigen Unfassbarkeit
der Schöpfung demütig ihre Ehrfurcht bekennen. Dann ist er auch nicht der „einfältige
Atheist“, von dem die „Alten Pflichten“ sprechen. Damit sollte es aber sein Bewenden haben.
Jedes Mehr ist zu viel. […]
Die Großloge von Österreich hat […] in den „Allgemeinen freimaurerischen Grundsätzen“ der
Konstitution festgelegt: „Der Bund der Freimaurer verlangt von seinen Mitgliedern kein
bestimmtes Glaubensbekenntnis. Er achtet jede ehrliche Überzeugung und Verwirft die
Verfolgung Andersdenkender.“ Vom Standpunkt der österreichischen Freimaurer gibt es also
kein Problem mit der Religion.
Die Exkommunikation der Freimaurer war noch 1917 in die Kodifikation des Kirchenrechts,
den „Codes Iuris Canonici“, übernommen worden. Ein fast 25 Jahre andauernder Dialog
zwischen katholischer Kirche und Vertretern der Großloge von Österreich, auf Initiative von
Kardinal
Franz König
Stellvertretenden
–
zustande
Großmeister
gekommen
Kurt
und
Baresch
vom
mit
Deputierten
großem
–
das
heißt
Einfühlungsvermögen,
ausdauernd und konsequent geführt, hat eine Entspannung im Verhältnis zwischen
katholischer Kirche und Freimaurerei möglich gemacht.
Als Ausdruck dieses neuen Verhältnisses wurden 1983 im Zuge der Neukodifizierung die
Bestimmungen über die Exkommunikation der Freimaurer im „Codex Iuris Canonici“
gestrichen. […]
14
Kardinal Franz König & Großmeister Kurt Baresch
Esoterik und Freimaurerei gehören, wie es scheint oder viele meinen, irgendwie zusammen.
Für manche Menschen, die der Irrationalität zuneigen, mag Esoterik sogar eine Art billiger
Religionsersatz auf der Suche nach verborgenen Wahrheiten sein. Freimaurer wollen jedoch
auf dem Boden der Realität bleiben.
Freimaurerische Esoterik sollte einzig als Weg nach innen, als das Streben nach
Selbsterkenntnis, Selbstbeherrschung und Selbstveredelung verstanden werden. Sie sollte
als Anleitung zu Selbstfindung, Selbsterziehung und der letztlich daraus resultierenden
Selbstverwirklichung dienen. Dazu bedarf es des ehrlichen Wollens, an sich selbst zu
arbeiten. Nicht irgendwelche Glaubenssätze oder Geheimlehren machen sie zu Freimaurern,
sondern ihre Haltung und die Werte, von denen im vorangegangenen Kapitel die Rede war:
Rechtschaffenheit, Zivilcourage, humanitäre Gesinnung und die Freiheit, das Anderssein zu
respektieren.24
1.10
Freimaurerei und Politik
Die Freimaurerei ist eine unmittelbar nur nach innen, auf die den Bund bildenden Freimaurer
gerichtete Gemeinschaft. Dementsprechend gibt die Großloge von Österreich keine
politischen Devisen aus. Die „Allgemeinen freimaurerischen Grundsätze“ der Großloge
Österreich sagen darüber: „Die Freimaurerei schließt jede Parteinahme des Bundes in
politischen und religiösen Fragen aus. Es sind daher alle Abstimmungen und Beschlüsse,
die die individuelle Freiheit der Mitglieder in dieser Richtung beeinträchtigen könnten
untersagt“. […]25
Aber wie immer es die Freimaurer mit dem politischen Diskurs in ihren Logen halten, der
einzelne Freimaurer ist keineswegs zu politischer Abstinenz und Neutralität angehalten, im
Gegenteil. Denn in den „Allgemeinen freimaurerischen Grundsätze“ heißt es auch: „Der
24
25
Siehe: M. Kraus: Die Freimaurer, S. 83 f.
Siehe: M. Kraus: Die Freimaurer, S. 89
15
Freimaurer ist zur Beachtung der Gesetze seines Vaterlandes verpflichtet. Er hat zur
Erhaltung des inneren Friedens in Wort, Schrift und Tat nach Kräften beizutragen.“
Das ist nur folgerichtig. Denn Freimaurer sein heißt unter anderem, sich mit lebenswichtigen
Themen zu befassen und Lösungen zu suchen, die dem Geist der Freimaurerei
entsprechen, und dazu gehören zweifellos die, die sich auf die Gesellschaft und den Staat
beziehen. Es ist aber seine ganz persönliche Entscheidung, ob und wie weit er sich in
Parteien und politischen Vereinen betätigen und auch in einer Partei politische Funktionen
bekleiden.
Es gibt in der österreichischen Freimaurerei keine politische Linie, der zu folgen einem
Freimaurer nahegelegt oder der zu folgen er auch nur eingeladen wäre. […]
Goethe sagt: „politisch Lied – ein garstig Lied“, und das wird wie zu Goethes Zeiten auch
heute noch seine Berechtigung haben. Aber das ändert nichts daran, dass der Freimaurer
trotz dieser Erfahrung gefordert ist, sich im Leben zu bewähren, auch durch politisches
Denken und Handeln.
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), geadelt 1782, war ein deutscher
Dichter.
Er
forschte
und
publizierte
außerdem
auf
verschiedenen
naturwissenschaftlichen Gebieten. Ab 1776 bekleidete er am Hof von Weimar
unterschiedliche politische und administrative Ämter.
Goethes literarische Produktion umfasst Lyrik, Dramen, erzählende Werke,
autobiographische,
ästhetische,
kunstund
literaturtheoretische
sowie
naturwissenschaftliche Schriften.
Auch sein umfangreicher Briefwechsel ist von großer literarischer Bedeutung. Goethe war ein
Vorreiter und der wichtigste Vertreter des Sturm und Dran. Sein Roman Die Leiden des jungen
Werthers machte ihn 1774 in Europa berühmt. Später wandte er sich inhaltlich und formal den Idealen
der Antike zu und wurde ab den 1790er Jahren, gemeinsam mit Friedrich Schiller und im Austausch
mit diesem, zum wichtigsten Vertreter der Weimarer Klassik. Im Alter galt Goethe auch im Ausland als
Repräsentant des geistigen Deutschland.
Während die Wertschätzung Goethes nach seinem Tode zunächst abnahm, wurde er im Deutschen
Kaiserreich ab 1871 „zum Kronzeugen der nationalen Identität der Deutschen“ und als solcher für den
deutschen Nationalismus vereinnahmt. Es setzte nun eine Verehrung nicht nur des Werks, sondern
auch der Persönlichkeit des Dichters ein, dessen Lebensführung als vorbildlich empfunden wurde. Bis
26
heute wird sein Werk zu den Höhepunkten der Weltliteratur gezählt.
1.11
Globalisierung und Neoliberalismus
[…] Die Antwort der Politik auf die Globalisierung muss in einer Erweiterung und Vertiefung
der Einzeldemokratie zu einer Weltdemokratie bestehen. Für die Freimaurerei bestehen in
diesem Zusammenhang drei wesentliche Aufgabenfelder, für die es einen dringenden
globalen Handlungsbedarf gibt: eine globale Rechts- und Friedensordnung zur Überwindung
der globalen Kooperationsgemeinschaft, der die Sicherung der sozialen und ökonomischen
Mindestkriterien umfasst, und damit ein wirksames Angehen der Probleme, die durch Hunger
26
Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Goethe
16
und Armut entstanden sind; also globale Gerechtigkeit, globale Solidarität und globale
Humanität.27
1.12
Kleines Feimaurer ABC: Vom Auge Gottes bis zum flammenden Stern
Allsehendes
Auge
sombolisiert
die
ewige
Wachsamkeit
des
„Baumeisters aller Welten“.
Großer Baumeister aller Welten ist der Freimaurername für Gott.
Ballotage (Kullegung): Mit weißen und schwarzen Kugeln wird über die Aufnahme
abgestimmt.
Bijou: Logenabzeichen
Blau: Johannismaurer-Symbol; steht für Himmel und Treue
Deckungsverfahren: geordneter Austritt aus der Loge
Dreieck mit der Spitze nach oben ist „konstruktiv“, nach unten ist „destruktiv“.
Flammender Stern (Fünfeck) wurde von König Salomon am Grundstein des Tempels
angebracht
Handschuhe: Symbol des Fühlens und Handelns; „für die Frau, die einem am nächsten
steht“.
Kelle steht gemeinsam mit dem Mörtel für Brüderlichkeit
Kette gilt als Zeichen der brüderlichen Verbundenheit und der Universalität der Freimaurerei.
Leiter steht für das Aufsteigen der Seele zum wahren Licht.
Lichter brennen auf drei Säulen und symbolisieren Sonne, Mond und „Meister vom Stuhl“
Lot: das Symbol für Wahrheit und Geradlinigkeit des Denkens und Handelns
Neophyt am Tag der Aufnahme; danach Lehrling, Geselle, Meister. Danach: Hochgrade: Es
gibt zwei Hochgradsysteme: Schottische Rituale (33 Grade), Royal Arge (7 Grade)
27
Siehe: M. Kraus: Die Freimaurer, S. 97
17
Meister vom Stuhl: Vorsitzender der Loge und Zeremonienmeister
Meißel und Hammer: Repräsentieren die Bearbeitung des Steins durch Urteilskraft und
Intelligenz
Orient: Der Ort im Osten des Tempels, wo das Licht entzündet wird und der Logenmeister
sitzt.
Rauer Stein: Damit ist der Mensch gemeint, der durch Bearbeiten zum perfekten Kubus
wird.
Regen: Vorsicht, Nicht-Freimaurer im Raum! Ist die Loge nicht „gedeckt“ (geschützt), regnet
es
Rot: Kennzeichnet Hochgradsysteme; Orden nach York-Ritus
Säulen: Im Vorhof des salomonischen Tempels standen die Säulen „B“ und „J“ (Jachin).
Schürze: Kleidungsstück, das die rituelle Arbeit symbolisiert
Schwert: Wacht über Gesetze und steht für Ritterlichkeit
Sechseck: Hexagramm, steht für das Universum; erscheint beim Aufnahmeritual zum
Meister
Sieben: Vollkommene Zahl. Sieben Meister braucht die Loge, sieben Stufen führen zum
Meister.
Winkel und Zirkel stehen für rechtes Handeln und Bruder-Beziehung
Zeitrechnung: Johannismaurer starten 4000 vor Christus. Aktuelles Maurerjahr: 601228
28
Siehe: F. Horizka, A. Sankholkar, Großmeister der Skandale, S. 29, Format, 24.02.2012
18
1.2 Beispiele österreichischer Logen
Wien
Unitas Pluralitate
Gründung
-
Humanitas
1871
Zukunft
1874
Freundschaft
1877
Gleichheit
1914
Donau zu den friedlichen Ufern
1952
Mozart
1956
Fraternitas
1959
Pythagoras
1961
Hiram
1962
Libertas Gemina
1965
Sapientia
1965
Eintracht
1968
Sarastro
1969
Zu den drei Rosen
1970
Acacia
1971
Zu den drei Lichtern
1971
Toleranz
1971
Kosmos
1972
Quatuor Coronati
1974
Zur Wahrheit
1975
Bruderkette
1976
Zu den sieben Himmeln
1976
Zur brüderlichen Harmonie
1977
Pilgram
1979
Aux troix canons
1980
Concordia
1980
Logos
1981
Helikon
1982
Prometheus
1982
Universum
1983
Antrophos
1987
Zum rauhen Stein
1987
19
Phönix
1991
Hippokrates
1993
Helios
1995
Voltaire – zur weißen Kugel
1998
Kärnten
Zur wohltätigen Marianne
1783
Paracelsus
1931
Zu den drei Säulen im Süden
1952
Enzenberg
1959
Panta Rhei
1980
Steiermark
Zu den vereinigten Herzen
1783
Die Brücke
1970
Erzherzog Johann
1985
Symbolon
2002
Burgenland
Libertas Oriens
1969
Niederösterreich
Jakob Prandtauer
1990
Rudolf II.
1998
Ex oriente lux
2000
Tirol
Zu den drei Bergen
1777
Einigkeit in Freiheit
1979
Oberösterreich
Zu den sieben Weisen
1783
Johannes Kepler
1963
Salzburg
Tamino
1967
Ignis Veritatis
1996
Vorarlberg
Moderatio
2005
Da die gesamte Arbeit auf den Grundideen des Humanismus und der Aufklärung basieren
bin ich für mehr Öffentlichkeitsarbeit derartiger Institutionen!
20
2 Begriffsdefinition – Freimaurerei - Wikipedia
Abbildung 2
Abbildung 3
21
Abbildung 4
2.1
Berühmte Internationale Freimaurer
Abbildung 5
22
Die Personen wurden beispielhaft und wahllos einer Wikipedia Auflistung entnommen,
ursprünglich waren noch Leonardo da Vinci und Sir Isaac Newton angeführt. Dr. Michael
Kraus merkte an, dass erst seit 1723 von der Freimaurerei an sich gesprochen werden kann,
somit wurden die Bilder entfernt.
Leonardo da Vinci (1452-1519) war ein italienischer Maler, Bildhauer, Architekt,
Anatom, Mechaniker, Ingenieur und Naturphilosoph. Er gilt daher auch als einer der
bedeutendsten Universalgelehrten aller Zeit. Sein Namenszusatz „da Vinci“ ist kein
Familienname, sondern bedeutet aus Vinci. Der Geburtsort Vinci ist ein Kastell bzw.
befestigtes Hügeldorf und liegt im Florentiner Territorium (ca. 30 km westlich von
29
Florenz) nahe Empoli.
Sir Isaac Newton (1642-1726) war ein englischer Naturforscher und
Verwaltungsbeamter. In der Sprache seiner Zeit, die zwischen natürlicher Theologie,
Naturwissenschaften und Philosophie noch nicht scharf trennte, wurde Newton als
Philosoph bezeichnet. Isaac Newton ist der Verfasser der Philosophiae Naturalis
Principia Mathematica, in denen er mit seinem Gravitationsgesetz die universelle
Gravitation und die Bewegungsgesetze beschrieb und damit den Grundstein für die
klassische Mechanik legte.
Fast gleichzeitig mit Gottfried Wilhelm Leibnitz entwickelte Newton die Infinitesimalrechnung. Er
verallgemeinerte das Binomische Theorem mittels unendlicher Reihen auf beliebige reelle
Exponenten. Bekannt ist er auch für seine Leistungen auf dem Gebiet der Optik: die von ihm
verfochtene Teilchentheorie des Lichtes und die Erklärung des Spektrums.Aufgrund seiner
Leistungen, vor allem auf den Gebieten der Physik und Mathematik, gilt Sir Isaac Newton als einer der
bedeutendsten Wissenschaftler aller Zeiten. Die Principia Mathematica werden als eines der
30
wichtigsten wissenschaftlichen Werke eingestuft.
Gibt man im Google „Berühmte Freimaurer“ ein, erscheinen z.B. noch…
29
30
Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Leonardo_da_Vinci
Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Isaac_Newton
23
3
Frauen & Freimaurerei
Ja - und was ist jetzt mit den Frauen
in dieser toleranten Modellwelt?
Gemäß den „Alten Pflichten“ sind Frauen von der Mitgliedschaft in einer regulären Freimaurerloge
ausgeschlossen. Diese Tatsache resultiert aus dem Umstand, dass es zur Zeit der Entstehung der
Freimaurerei keine weiblichen Steinmetze in den mittelalterlichen Bauhütten gab. In dem im Jahre 1723
erschienenen Konstitutionsbuch der „Großloge von England“ wurde die Mitgliedschaft von Frauen in Logen
untersagt. 1785 erschien im Teutschen Merkur eine Erklärung der deutschen Freimaurerei über die
Frauenfrage, darin heißt es wörtlich: Die Herzen der Freimaurer stehen den Frauen offen, aber die
Logen sind ihnen verschlossen. Besonders wird hier auf die innere Einkehr verwiesen, die
Freimaurerei ihren Mitgliedern bieten sollen. Logen sollen ein geschützter Raum sein in dem sich
Männer wie Frauen auf die freimaurerische Arbeit konzentrieren sollen und sich nicht durch Äußerlichkeiten
ablenken lassen .
Schon Johann Wolfgang von Göthe stellte in einem Gedicht an seine Loge Amalia die Frage:
Sollen wir, die Frauen
Dankbar solche Brüder preisen.
Die ins Innere zu schauen
Immer uns zur Seite weisen?
Abbildung 6
Abbildung 7
24
Frauengroßlogen
Frauengroßlogen
Es existieren aber einige Beispiele dafür, dass trotz der gesetzlichen Restriktionen von der englischen
Großloge Frauen in Logen aufgenommen wurden. Exemplarisch für den deutschsprachigen Raum sei hier
das Beispiel von Sophie Albrecht aufgeführt.
Johanna Sophie Dorothea Albrecht, geb. Baumer (1757-1840) war eine deutsche Schauspielerin und
Schriftstellerin. Sie spielte Hauptrollen in Stücken von Friedrich Schiller und war eine gute Freundin des
Autors.
1795 ging Sophie Albrecht zusammen mit ihrem Ehemann nach Altona (damals dänisch), wo er das
Altonaer Nationaltheater gründete. Ihr Ehemann stand der dortigen Freimaurerloge Carl zum Felsen nahe,
seine Frau wurde in die Aktivitäten der Loge eingebunden. Am Johannisfest des folgenden Jahres hielt man
eine Schwesternloge ab und wählte Albrecht zu deren Meisterin vom Stuhl.
1798 ließ sich Sophie Albrecht scheiden und heiratete noch im selben Jahr ihren langjährigen Geliebten
Leutnant von Hahn, der jedoch nach kurzer Ehe starb. Später kehrte sie zu ihrem ersten Ehemann zurück
und heiratete ihn ein zweites Mal.
Abbildung 8
Frauengroßlogen
Nach der Französischen Revolution wurde die Adoptionsmaurerei
durch Kaiserin Josephine wiedererrichtet. Zu Beginn des 20. Jh.
versuchte die Grande Loge de France, die Adoptionsmaurerei
wiederzubeleben, und zwischen 1901 und 1935 wurden etwa zehn
Werkstätten gegründet. 1935 entschloss sich die Grande Loge de
France, den Frauenlogen die Unabhängigkeit zu gewähren. Im Jahr
1945 nahm die Union maçonnique feminine ihre Tätigkeit auf, heute
heißt sie Grande Loge Feminine de France, sie wurde 1952 in
Frankreich gegründet. Zu ihr gehören heute rund 30 Logen in Europa,
Afrika und Nord- und Südamerika. Ihre Entstehung bedeutete das
offizielle Ende der Adoptionslogen. Nach der Gründung der Grand Loge
Feminine de France haben sich auch unabhängige Obödienzen der
Frauenfreimaurerei in Belgien, Deutschland (Zur Humanität bzw.
Frauen-Großloge von Deutschland), Italien und der Schweiz etabliert.
Sie kooperieren in einer 1982 gegründeten Dachorganisation CLIMAF
mit rund 12.000 Mitgliedern.
http://de.wikipedia.org/wiki/Freimaurerei#Frauengro.C3.9Flogen
Joséphine de Beauharnais
Frau Napoleons
Abbildung 9
25
Die Geschichte der „Gemischten“- Freimaurerei
4
DI E
GESCHI CHT E
DER
" GEM I SCHT EN"
F REI M AUREREI
Über den Ursprung der Freimaurerei ist schon sehr viel geschrieben worden,
W ahres und Phantastisches. Sicher geht die Freimaurerei auf die Tradition der
alten Bauhütten des Mittelalters zurück. Die Gründung der Freimaurerei erfolgte
Anfang des 18. Jahrhunderts. In der damaligen Konstitution waren die Regeln
festgelegt,
nach
Anforderungen
denen
die
Logen
verzeichnet,
die
arbeiten
man
an
mussten.
zukünftige
Es
waren
Freimaurer
auch
die
stellte.
Die
Mitgliedschaft von Frauen war untersagt, da diese nicht als "frei" angesehen
wurden.
Mitte des 19. Jahrhunderts kämpften Freimaurer für die Zulassung von Frauen in
die Logen. Man lehnte die so genannten "Adoptionslogen" ab, die nur unter der
Kontrolle von Männerlogen bestehen konnten.
Maria
Deraismes,
die
im
Jahre
1882
in
eine
Männerloge
eingeweiht
wurde,
gründete am 4. April 1883 mit Unterstützung des Arztes Georges Martin die
gemischte Loge "S ymbolische Schottische Großloge "LE DROIT HUMAI N" in Paris.
Georges Martin und Maria Deraismes hofften auf diese W eise, einen Beitrag für
die Emanzipation der Frau zu leisten im Rahmen einer breiten Strukturreform auf
wirtschaftlicher, politischer und sozi aler Ebene.
Verschiedene Logen wurden später sowohl in Frankreich als auch in anderen
Ländern gegründet. Es gibt derzeit in 60 Ländern und auf die fünf Kontinente
verteilt Logen. Die Mitglieder des "DROIT HUMAIN" sind der Ansicht, dass Männer
und
Frauen
gemeinsamen
in
der
Loge
Prinzipien
dieselben
von
Freiheit,
Ideale
haben
Gleichheit
und
und
entsprechend
Brüderlichkeit
an
individuellen W eiterentwicklung für eine bessere W elt miteinander arbeiten.
Maria
Deraismes
(1828-1894)
31
ihrer
ihrer
31
Georges
Martin
(1844-1916)
Siehe: http://www.droit-humain.org/osterreich/origins.htm
26
5
Die Entwicklung der Freimaurerei in Österreich
Die moderne Freimaurerei beginnt im Jahr 1717. Sie hat aber eine Vorgeschichte. Manche
Freimaurer sehen außerdem in den Mysterien der Ägypter, in den Kulten der Griechen und
in dem Orden der Tempelritter Vorläufer. Die Einflüsse aus der Zeit vor 1717 mögen
zahlreich gewesen sein, konkrete Zusammenhänge lassen sich aber nicht nachweisen.
Am 24. Juni 1717 schlossen sich in London vier Logen zu einer Großloge zusammen. Das
Datum ist kein Zufall. Der 24. Juni ist der Sankt-Johannis-Tag und Johannes der Täufer war
der Schutzpatron der Maurer in den meisten europäischen Dombauhütten. Deshalb nennt
sich die Freimaurerei, die sich auf die Tradition der Bauhütten beruft und auf die Großloge
von England zurückgeht, Johannisfreimaurerei.
Johannes der Täufer war ein jüdischer Bußprediger, der um 28 in Galiläa
und Judäa auftrat. Er wirkte im palästinischen Judentum und hatte auch in der
jüdischen Diaspora Anhänger. Seine Historizität ist durch den jüdischen
Geschichtsschreiber Flavius Josephus verbürgt.
Johannes wird im von Urchristen verfassten neuen Testament als Prophet der
Endzeit und Wegbereiter Jesu Christi mit eigener Anhängerschaft dargestellt.
Im Anschluss daran verehren ihn viele christliche Kirchen als Heiligen. Die
Mandäer führten ihre Religion auf ihn zurück und sehen ihn als ihren
wichtigsten Reformator. Im Koran, der heiligen Schrift des Islam, ist er der
drittletzte Prophet des einzigen Gottes Allah vor Isa ibn Maryam (Jesus) und
32
Mohammed (Sure 3,39).
Die Freimaurerei verbreitete sich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Europa. In den
einzelnen Ländern entstanden Logen. In Hamburg wurde 1737 mit englischem Patent die
erste Loge auf deutschsprachigem Gebiet gegründet. In Österreich fand die erste rituelle
Arbeit am 17. September 1742 statt. Es war dies die „sehr ehrwürdige Gesellschaft der
Freimaurer“, die ab dem 26 November den Namen „Aux Trois Canons“ annahm, aber schon
sechs Monate nach der Gründung, am 7. März 1743, auf Befehl Maria Theresias
ausgehoben werden sollte.
Maria Theresia von Österreich (1717-1780) war eine Fürstin aus dem Hause
Habsburg. Die regierende Erzherzogin von Österreich und Königin u. a. von
Ungarn (mit Kroatien) und Böhmen (1740–1780) zählte zu den prägenden
Monarchen der Ära des aufgeklärten Absolutismus. Nach dem Tod des
Wittelbachers Karl VIII. 1745 erreichte sie die Wahl und Krönung ihres Gatten
Franz I. Stephan zum römisch – deutschen Kaiser.
Ohne eigene Hausmacht und ohne nennenswerte militärische oder politische
Begabung widmete sich Franz Stephan vor allem der finanziellen Absicherung
der kaiserlichen Familie – womit er sehr erfolgreich war. Die
Regierungsgeschäfte führte seine Frau allein. Obwohl nicht selbst gekrönt,
33
wurde sie als Kaiserin tituliert.
32
33
Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_der_T%C3%A4ufer
Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Maria_Theresia
27
Franz Stephan von Lothringen (1708-1765) war als Franz III. Herzog von
Lothringen und Bar (1729–1737), als Franz II. Großherzog der Toskana
(1737–1765) sowie ab 21. November 1740 Mitregent in den Habsburgischen
Erblanden und seit 1745 als Franz I. Kaiser des Heiligen Römischen
34
Reiches.
Franz Stephan von Lothringen (ab 1736 Gemahl Maria Theresias und ab 1745 als Franz I.
römisch-deutscher Kaiser) wurde im Jahre 1731 in den Österreichischen Niederlanden von
einer zu diesem Zweck angereisten englischen Deputationsloge in den Bund aufgenommen.
Am kaiserlichen Hof gab es offensichtlich einflussreiche Personen, die den Bund
beschützten. Dieser Schutz war so mächtig, dass selbst die Bannbulle „in Eminenti“, in der
Papst Clemens XII. die Freimaurer mit Gefängnis, der Konfiskation der Güter, mit
Verbannung und selbst mit der Todesstrafe bedrohte, nicht veröffentlicht wurde.
Clemens XII., eigentlich Lorenzo Corsini (1652-1740) war Papst von 1730 bis
35
1740.
Diese päpstliche Drohung blieb daher in Österreich wirkungslos. Joseph II., 1765 nach dem
Tode seines Vaters Franz Stephan von seiner Mutter Maria Theresia zum Mitregenten
ernannt, zeigte den Freimaurern gegenüber eine vorurteilsfreie Haltung. Er sah so viele
ausgezeichnete Männer unter ihnen, dass er auf ihre Mitwirkung im Staate nicht verzichten
wollte und erwirkte die stillschweigende Duldung von Logengründungen. Während seiner
Herrschaft wurde am 24. April 1784 feierlich die erste Großloge auf Wiener Boden installiert.
Nach jahrelangen Bemühungen gründeten die 62 damals bereits in den habsburgischen
Ländern bestehenden Logen die „Große Landesloge von Österreich“.
Da die Logen von verschiedenen Körperschaften wie „Strikte Observanz“ oder „ZinnendorfSystem“ ihren Ausgang nahmen, so waren sie in ihrem Brauchtum und ihren geistigen
Tendenzen uneinheitlich. Das veranlasste den Kaiser, 1785 das Freimaurerpatent zu
erlassen. Mit einem sogenannten Handbillet Josephs II. wurde die Anzahl der Logen in den
habsburgischen Erblanden drastisch eingeschränkt. In den Hauptstädten der verschiedenen
Erbländer
sollten
höchstens
drei
Logen
bestehen,
in
Provinzstädten,
wo
keine
Landesregierung ihren Sitz hatte, hingegen gar keine Logen erlaubt sein. In Wien reduzierte
sich das Logenleben auf zwei Logen, nämlich die beiden neu gegründeten Logen „Zur
Wahrheit“ und „Zur neu gekrönten Hoffnung“, mit maximal 300 Mitgliedern.
34
35
Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_I._Stephan_(HRR)
Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Clemens_XII.
28
Der 1792 zur Regierung gekommene Kaiser Franz II glaubte an ein „Freimaurerkomplott“,
das zur Französischen Revolution geführt hätte, und er lebte in ständiger Furcht vor
„Umtrieben der Geheimen Gesellschaften“. 1795 verbot er in den habsburgischen Ländern
die Freimaurerei. Schon vorher hatten die Stuhlmeister der beiden zu dieser Zeit
bestehenden Wiener Logen „Zur neu gekrönten Hoffnung“ und „Zum heiligen Joseph“ in
einer Denkschrift an den Kaiser die Selbstauflösung der Logen mitgeteilt. Auch in den
Ländern der Monarchie stellten nach und nach alle Logen ihre Tätigkeit ein.
Es herrschte fortan maurerische Stille in den habsburgischen Erbländern. Ein kurzes
Aufflackern gab es im Jahre 1848, als für kurze Zeit die Loge „Zum heiligen Joseph“
reaktiviert wurde. So wie die Revolution von 1848 bald niedergeschlagen wurde, war auch
diese Loge nur ein kurzes Leben beschieden.
Mit dem österreichisch-ungarischen Ausgleich von 1867 kam wieder Bewegung ins
maurerische Leben, zumindest in der ungarischen Reichshälfte. Die im Vergleich zur
österreichischen Reichshälfte liberale ungarische Gesetzgebung ermöglichte in Ungarn ein
Wiederaufleben der Freimaurerei. Das machten sich an der Freimaurerei interessierte
Österreicher zunutze. Sie gründeten von Wien aus auf ungarischem Gebiet, knapp nach der
inneren österreichisch-ungarischen Grenze, Logen, die sie in Wien als „humanitäre Vereine“
mit fast identischem Vereinszweck im Vereinsregister eintragen ließen. Diese „Grenzlogen“
gehörten zum Verband der Symbolischen Großlogen von Ungarn. Nach diesem Muster
wurde eine Vielzahl von Logen gegründet, die letzte davon im Jahre 1917.
Mit dem Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie gab es endlich die Möglichkeit, in
Österreich offiziell wieder als Freimaurer aufzutreten. Zwei Tage nach Gründung der Ersten
Republik, am 14. November 1918, entließ die Symbolische Großloge von Ungarn 14 Wiener
Logen aus ihrer Obhut. Zu Maria Empfängnis, am 8. Dezember 1918, wurde die Großloge
von Wien gegründet, die von 1919 bis 1938 unter der Führung des immer wieder gewählten
Großmeisters Richard Schlesinger stand. Dass sie sich „Großloge von Wien“ nannte und
nicht „von Österreich“, ging auf die Unsicherheiten zurück, die um die Zukunft der neuen
Republik „Deutsch-Österreich“ herrschten. Die Wiener Großloge verfügte bei ihrer Gründung
in 14 Wiener Logen über 1044 Mitglieder: Bis 1938 erkannten sie 63 Großlogen an, darunter
1930 auch die Muttergroßloge der Freimaurerei, die Vereinigte Großloge von England.
Mit der aufkommenden nationalsozialistischen Bewegung geriet die Freimaurerei wegen
ihres Bekenntnisses zur Gleichwertigkeit aller Menschen und ihrer Ablehnung der
Rassentheorie des Nationalsozialismus in Konflikt, der sich verschärfte, nachdem die
Nationalsozialisten 1933 im Deutschen Reich an die Macht gekommen waren. Für sie wurde
die Gegnerschaft zur Freimaurerei zur politischen Maxime. Die Freimaurer stellten
29
gemeinsam mit den Juden besondere Feindbilder des Regimes dar. In Österreich förderte
die schwierige soziale Lage mit rund einer halben Million Arbeitsloser, mit Zehntausenden
„Ausgesteuerten“, Langzeitarbeitslosen und Bettlern, die aus der Arbeitslosenunterstützung
gekippt waren, den Zulauf zu den Nationalsozialisten. Daran änderte auch das Verbot der
NSDAP im Jahre 1933 nichts. Auch in der Illegalität hatten die Nationalsozialisten in der
österreichischen Bevölkerung einen starken Anhang.
Und auch in der Freimaurerei gab es da und dort Sympathien für den Nationalsozialismus.
Um solche Tendenzen abzuwehren, erklärte die Großloge schließlich 1930 „die
Zugehörigkeit zu einer Partei, einem Verein oder einer Organisation, welche die Freimaurerei
ablehnen oder bekämpfen oder welche ihr Programm mit Waffengewalt durchzusetzen
suchen, [als] mit der Zugehörigkeit zur Freimaurerei unvereinbar.“
Die Etablierung des autoritären Regimes und die Parteiverbote 1933/34. Der Bürgerkrieg
und schließlich die Errichtung des Ständestaates mit der einzig zugelassenen politischen
Bewegung, der „Vaterländischen Front“, am 1. Mai 1934 hatten auch direkte Auswirkungen
auf die österreichische Freimaurerei. Eine große Anzahl von Freimaurern verließ die Logen.
Die Klagenfurter Loge „Paracelsus“ stellte ihre Arbeit ein. Die Loge „Pythagoras“ in Wiener
Neustadt wurde wegen des „größer werdenden Engagements für das NS-Gedankengutes“
aufgelöst. Die Polizei kontrollierte die Logenarbeiten. Beamte, die Freimaurer waren, wurden
genötigt, aus dem Bunde auszutreten.
Die nationalsozialistische Machtübernahme und der sogenannte Anschluss Österreichs an
das Deutsche Reich bedeuteten dann das Ende der österreichischen Freimaurerei. Die
Logenräume in der Wiener Dorotheergasse 12 wurden versiegelt, das Vermögen der
Großloge beschlagnahmt, Archive und Mitgliederlisten von der Polizei übernommen, die
Großloge aufgelöst und der schwer erkrankte Großmeister Schlesinger verhaftet. Er starb
am 5.Juni 1938 an den Folgen der schlechten Behandlung im Gefängnis.
Während der nationalsozialistischen Herrschaft gab es keine Betätigungsmöglichkeit für die
Freimaurerei. Die im Land verbliebenen Freimaurer mussten sich auf gelegentliche geheime
Zusammenkünfte, etwa im Wienerwald oder in Villach, beschränken.
Unmittelbar nach Kriegsende begannen die österreichischen Freimaurer mit dem
Wiederaufbau der
Freimaurerei. Der
Nationalsozialismus hatte durch Vertreibung,
Verschleppung und Ermordung die Zahl der österreichischen Freimaurer dezimiert. Von den
etwa 1800 Mitgliedern der Großloge von Wien im März 1938 erschienen am 28.Juli 1945 nur
mehr 48, um die Freimaurerei in Österreich wieder zu beleben. Zunächst sollten sich die in
Wien verbliebenen oder dorthin zurückgekehrten Freimaurer in der Sammelloge mit dem
Namen „Humanitas renata“ zusammenfinden.
30
Unabhängig von den Aktivitäten in Wien kam es in Kärnten im Herbst 1945 zur Reaktivierung
der Loge „Paracelsus“ mit Sitz in Klagenfurt. Die erste rituelle Arbeit wurde am 11.Oktober
1945 abgehalten.
Am 16. Oktober 1945 wurde die Großloge nach dem Vereinsgesetz als Verein anerkannt.
Zum ersten Großmeister der Großloge nach dem Krieg wurde Karl Doppler, der als
Deputierter Großmeister Stellvertreter von Richard Schlesinger gewesen war, gewählt.
Ein besonderes Anliegen war der Großloge die Fernhaltung ehemaliger Nationalsozialisten.
In einem Beschluss vom September 1945 hieß es dazu: „Vom Bunde der Freimaurer sind
alle Faschisten ausgeschlossen. – Unter den Begriff „Faschisten“ fallen alle Personen, die
der nationalsozialistischen deutschen Arbeiterpartei oder einem ihrer Wehrverbände (SS,
SA, NSKK, NSFK) oder aber einer mit einer faschistischen Kooperation in Verbindung
stehenden Vereinigung angehört haben; ferner solche Personen, welche faschistische
Bewegungen oder Bestrebungen durch freiwillige, namhafte Beiträge unterstützt oder mit
faschistischen
Parteien
sympathisiert
haben.
Hiezu
sind
auch
die
sogenannten
Parteianwärter zu zählen.“
1947 starb Karl Doppler. Im Jahr darauf wurde, nachdem der Deputierte Großmeister Otto
Ronge interimistisch die Geschäfte geführt hatte, Bernhard Scheichelbauer zum Großmeister
gewählt. Auf seine Initiative begannen im Jahre 1948 Gespräche mit Kardinal Innitzer zum
Thema „Kirche und Freimaurerei in Österreich“. Diese führten damals zu keinem Erfolg. Erst
durch die Initiative des Nachfolgers von Kardinal Innitzer, Kardinal König, ist, wie im Kapitel
„Freimaurerei und Religion“ beschrieben, in den Gesprächen, die der Deputierte
Großmeister Kurt Baresch geführt hat, der Durchbruch gelungen.
Erfolgreicher war Bernhard Scheichelbauer in seinen Bemühungen, die Anerkennung der
österreichischen Großloge durch die Vereinigte Großloge von England zu erreichen. Sie ist
deshalb wichtig, weil die Anerkennung durch die Großloge von England wegen deren
Stellung in der internationalen Freimaurerei gleichzeitig bedeutet, auch von den meisten mit
England im Anerkennungsverhältnis stehenden Großlogen anerkannt zu werden.
Diese Anerkennung erfolgte im Jahre 1952 in der Form, dass die Vereinigte Großloge von
England die 1938 abgebrochenen Beziehungen wieder aufnahm, was nicht eine neu,
sondern das Wiederaufleben der vor 1938 bestanden Anerkennung bedeutete. Darin liegt
auch eine Bestätigung der Kontinuität der österreichischen Freimaurerei seit der Großen
Landesloge von 1784 durch die Vereinigte Großloge von England. Die Großloge, die in der
Folge ihren Namen auf „Großloge von Österreich“ änderte, wurde damit wieder ein voll
berechtigtes Glied in der Weltenkette der Freimaurerei.
31
Die Namensänderung war auch deswegen geboten, weil inzwischen außer in Kärnten auch
im übrigen Österreich Logen entstanden waren, zum Teil im Zusammenhang mit den MilitärLogen der britischen und amerikanischen Besatzungstruppen, die nach der Anerkennung der
österreichischen Großloge durch die Vereinigte Großloge von England in österreichischen
Logen aufgingen oder in solche umgewandelt wurden.
In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich das freimaurerische leben in Österreich
kräftig. Die Zahl der Freimaurer wuchs ständig, neue Logen wurden gegründet. Als
Großmeister folgte 1960 Carl Helmke auf Bernhard Scheichelbauer, von 1969 bis 1975 und
von 1991 bis 2002 bekleidete Heinz Scheiderbauer das Amt des Großmeisters, dazwischen
von 1975 bis 1987 Alexander Giese und danach bis 1991 Franz Hausner. Seit 2002 steht
Michael Kraus an der Spitze der österreichischen Freimaurerei.36
Wikipedia: Die Freimaurerei in Österreich begann im Jahre 1742, als auf Wunsch von
Philipp Gotthard von Schaffgotsch, dem späteren Fürstbischof von Breslau, in Wien die
erste Loge begründet wurde. Sie hatte nur kurz Bestand, 1743 ließ Maria Theresia sie
auflösen. Erst nach ihrem Tode (1780) wurde die Freimaurerei in der Habsburgischen
Monarchie wieder geduldet. 1795 wurde sie in Österreich verboten. Dieses Verbot galt
jedoch nicht im mitregierten Königreich Ungarn. Nach Errichtung der Ersten Republik in
Österreich wurde die Großloge von Wien am 8. Dezember 1918 gegründet. Aufgrund des
starken Einflusses der katholischen Kirche in Österreich machen Freimaurer in Österreich
wesentlich geringere Öffentlichkeitsarbeit und treten seltener offen als Freimaurer in
Erscheinung als dies im übrigen Europa oder in den Vereinigten Staaten der Fall ist.
Die einzige von der Vereinigten Großloge von England anerkannte Großloge der Freimaurer
ist die Großloge der alten freien und angenommenen Maurer von Österreich mit Sitz in
Wien.37
36
37
Siehe: M. Kraus: Die Freimaurerei, S. 105-113
Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Freimaurerei#.C3.96sterreich
32
5.1 Bekannte österreichische Freimaurer
… um nur beispielhaft einige zu nennen…
Abbildung 10
… ja und unser Wolferl darf natürlich nicht vergessen werden!
Wolfgang Amadeus Mozart, mit vollständigem Taufnamen: Joannes Chrysostomus
Wolfgangus Theophilus Mozart, (1756-1791), war ein Komponist der Wiener Klassik.
Sein umfangreiches Werk genießt weltweite Popularität und gehört zum
Bedeutendsten im Repertoire klassischer Musik. Er selbst nannte sich meist Wolfgang
38
Amadé Mozart.
38
Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Mozart
33
6
Großmeister der Skandale
Die prominenten Freimaurer Peter Hochegger und Rudolf Fischer ziehen die Großloge von
Österreich immer mehr in die größten Korruptionsaffären des Landes hinein.
Unauffällig hängt der Steinwürfel über dem dunkelbraunen Tor mit den drei Knäufen. Die
dezenten Hinweise in der Wiener Rauhensteingasse 3 erkennen nur Eingeweihte. Vis-á-vis
der „Buchhandlung für geheimes Wissen – Zum Rauen Stein“ und nur 3 Minuten vom
Stephansdom entfernt befindet sich der Eingang zu einer verborgenen Welt voller mystischer
Symbole und altertümlicher Rituale. Dort, wo sich Männer in blauen Schürzen und weißen
Handschuhen regelmäßig „die Hände zum Bunde“ reichen, residiert die „Großloge von
Österreich der alten, freien und angenommenen Maurer.“
Im Gewölbe des Wiener Logenhauses kracht es seit wenigen Monaten gewaltig. Das haben
vor allem zwei Logenbrüder zu verantworten: Peter Hochegger und Rudolf Fischer. Der
Lobbyist und der Telekom-Vorstand Rudolf Fischer. Der Lobbyist und der Telekom-Vorstand
sind gemeinsam mit anderen Mitbrüdern in die größten Affären des Landes verstrickt,
darunter der Wirtschaftskrimi Hypo Alpe Adria und das Baudrama am Flughafen-Skylink.
Alles zusammen machte den diskreten Männerbund für Polizei, Justiz und KorruptionsUntersuchungsausschuss plötzlich interessant.
Tatsächlich entwickeln sich Hochegger und Fischer zu wahren Großmeistern der Skandale.
Während ihre Mitbrüder im dritten Stock des Wiener Tempels dem „Großen Baumeister aller
Welten“ (vulgo: Gott) huldigen, stellten sie in den Klubräumen einen Stock tiefer die
Freimaurerideale von Wahrheit, Toleranz und Brüderlichkeit regelrecht auf den Kopf. Sie
praktizieren, was der britische Ehrenkodex aus dem Jahr 1723 („Alte Pflichten“) strengstens
untersagt: nämlich die üble Geschäftsmaurerei, die Beziehungspflege aus persönlichen
Profitstreben.
„Diese Korruptionsfälle belasten uns“, sagt Großmeister Nikolaus Schwärzler und blickt
sorgenvoll aus dem Fenster im ersten Stock seines Eckbüros in der Rauhensteingasse. „Ich
rechne damit, dass unser Image schwer darunter leiden wird.“ Weshalb? In den
Geheimlogen mit klingenden Namen wie „Concordia“, „Gleichheit“ oder „Zukunft“ strickten
Hochegger und Fischer an einem weit verzweigten Netz aus Günstlingswirtschaft und
Korruption. Die unheilsame Struktur bediente nicht nur ehemalige Spitzenpolitiker, von
Vizekanzler Hubert Gorbach über Infrastruktur Mathias Reichhold bis Innenminister Ernst
Strasser, sondern auch ausgewählte Logenbrüder. Bislang unbekannte Rechnungen und
unter Verschluss gehaltene Polizeiberichte, die FORMAT einsehen durfte, nähren diesen
Verdacht.
34
Im Großbeamtenrat unter Vorsitz von Großmeister Schwärzler wird die Hochegger-Affäre
sehr ernst genommen. Immerhin geht es um das Wohl von rund 3.200 Mitgliedern, die in
landesweit 74 Logen organisiert sind – und mit den Malversationen bei Telekom und Co gar
nichts zu tun haben.
Das ändert aber nichts daran, dass einige Meister am Radar der Korruptionsermittler
aufscheinen. Denn bei Hochegger-Razzien im Herbst 2009 wurden Festplatten, Server und
USB-Sticks beschlagnahmt, die Einblick in Hocheggers Logenarbeit geben. In unzähligen
Word- und Excel-Dateien werden prominente Persönlichkeiten aus Medien, Wirtschaft und
Politik aufgelistet, die Hochegger brüderlich verbunden sind. Elektronische Aufzeichnungen
gegen Aufschluss über Teilnehmer sogenannter „gedeckter“ Treffen im Steffl oder im HaasHaus. „Deckung“ bedeutet im Maurerlatein die Gewissheit, dass nur Freimaurer anwesend
sind – andernfalls „regnet“ es.
Die geheimbündlerische Verschwiegenheit hat geschichtliche Wurzeln und diente in erster
Linie dem Schutz von Leib und Leben. Die von den Gedanken der Aufklärung beseelten
Freimaurer wurden über die Jahrhunderte von etablierten Herrscherhäusern, durchgedrehten
Nationalisten und von dem Machtverlust fürchtenden Papsttum verfolgt. In der jüngeren
Geschichte machten vor allem die Nationalsozialisten Jagd auf sie. Für die Nazis waren die
Freimaurer als Vorreiter einer demokratisch-toleranten Gesellschaft das ideale Feindbild.
Aufklärung steht im alltäglichen Sprachgebrauch für das Bestreben, durch
den Erwerb neuen Wissens Unklarheiten zu beseitigen, Fragen zu
beantworten, Irrtümer zu beheben. Historisch versteht man darunter vor allem
politische, wissenschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen in Europa
und Nordamerika seit den Religionskriegen, deren Errungenschaften bereits
im 18.Jahrhundert als epochal gewürdigt wurden – man sprach und spricht in
verschiedenen Bereichen der Geschichtsschreibung von einem Zeitalter der
Aufklärung. Einschlägig im deutschen Kulturraum ist die Begriffsbestimmung:
Daniel
Chodowiecki
1791: Im
Moment der
Aufklärung, zu
dem die Göttin
der Erkenntnis,
Minerva, das
Licht spendet,
finden die
Religionen der
Welt
zusammen.
„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst
verschuldeten Unmündigkeit.“
Immanuel Kant: Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? (1784)
Eine knappe und umfassende historische Perspektive bietet folgende
Definition:
„Enlightenment was a desire for human affairs to be guided by rationality
rather than by faith, superstition, or revelation; a belief in the power of human
reason to change society and liberate the individual from the restraints of
custom or arbitrary authority; all backed up by a world view increasingly
validated by science rather than by religion or tradition.“
„Aufklärung war der Wunsch danach, dass menschliche Angelegenheiten von der Vernunft
geleitet werden, anstatt durch Religion, Aberglauben oder Offenbarung; und der Glaube an die
Kraft der menschlichen Vernunft die Gesellschaft zu verändern und das Individuum von den
Fesseln der Tradition oder der willkürlichen Autorität zu befreien. All dies gestützt durch eine
35
Weltanschauung, die zunehmend durch die Wissenschaft anstatt durch Religion oder Tradition
validiert wird.“– DORINDA OUTRAM: The Enlightenment (1995)
Zum Programm der historischen europäisch-nordamerikanischen Aufklärung im 17. und 18.
Jahrhundert gehört die Berufung auf die Vernunft als universelle Urteilsinstanz, eine Hinwendung zu
den Naturwissenschaften in der philosophischen Erkenntnistheorie, in Religionsfragen das Plädoyer
für Toleranz gegenüber anderem Glauben, in Moral- und Rechtsphilosophie die Orientierung am
Naturrecht. Gesellschaftspolitisch zielte Aufklärung auf die Ausdehnung der persönlichen
Handlungsfreiheit (Emanzipation), auf eine neue Pädagogik, die Schaffung von Pressefreiheit
und die Garantie bürgerlicher Rechte unter Zugrundelegung allgemeiner Menschenrechte
sowie die Verpflichtung moderner Staaten auf das Gemeinwohl. Viele Vordenker der Aufklärung
hegten einen ausgeprägten Zukunfts- und Fortschrittsoptimismus. Sie folgten der Vorstellung, dass
sich die wesentlichen Probleme des menschlichen Zusammenlebens in einer vernunftorientierten
Gesellschaft schrittweise lösen würden. Andererseits setzten sich seit den 1750er Jahren wichtige
Vertreter aufklärerischen Denkens wie Voltaire und Didertot mit dieser Erwartung zum Teil satirischkritisch auseinander. Gemeinsam war den Aufklärern das Vertrauen auf die Macht der kritischen
Öffentlichkeit als einer Institution, die den Prozess der Aufklärung vorantreibt. Mit den Strömungen des
Sturm und Drang und der Romantik wurden Grundpositionen der Aufklärung wie ihr
„Vernunftglaube“ Gegenstand einer breiteren Kritik. Aufklärerische Impulse entfalteten eine breite
Wirkung im öffentlichen Leben, die heute vor allem sichtbar in den Feldern ist, die Ende des 18.
Jahrhunderts mit der Literatur und den schönen Künsten neu zusammengefasst wurden. Ein neues
bürgerliches Selbstverständnis brach sich Bahn auf den Gebieten des Romans und des Dramas wie
im öffentlichen städtischen Konzertbetrieb oder bei privat veranstalteter Instrumentalmusik.
Daneben wird der Begriff Aufklärung auch häufig epochenübergreifend gebraucht. So interpretierten
Max Horkheimer und Theodor W. Adorno in ihrer Arbeit „Dialektik der Aufklärung“ Entwicklungen
des 20. Jahrhunderts als konsequente Spätfolgen der Optionen der Aufklärung: Der Mensch wird als
„Herr“ einer entzauberten Welt installiert; Wahrheit wird als System begriffen; Vernunft wird Instrument
und durch Apparate verwaltete Ideologie; Zivilisation schlägt um in die Barbarei des Faschismus;
zivilisierende Effekte der Aufklärung schlagen um in ihr Gegenteil; und genau dies entspreche der in
sich problematischen Struktur des Aufklärungsdenkens.
Mit Blick auf die verschiedenen Kulturräume weltweit wurde und wird teilweise die Notwendigkeit einer
nachzuholenden Aufklärung diskutiert. Ein gesellschaftliches „Projekt der Aufklärung“ verbleibt
39
anhaltend in der Diskussion.
Die Weltverschwörung. Die früher berechtigte Geheimniskrämerei hat aber
auch
Schattenseiten: Sie ist der ideale Nährboden für Verschwörungstheorien. Die verklausulierte
Sprache, die zahlreichen Abkürzungen und Codes machen das Bild perfekt. Im Buch „Die
Freimaurer“ räumt der frühe Großmeister Michael Kraus mit immer wiederkehrenden
Stereotypen wie der „freimaurerischen Weltverschwörung“ auf.
„Die Grundideen der Freimaurer, Ideale wie Humanität, Toleranz, kosmopolitische
Ausrichtung und Brüderlichkeit, werden uminterpretiert und zur Diffamierung
genutzt“,
schreibt
Kraus.
„Aus
einer
anti-liberalen,
antiaufklärerischen,
antidemokratischen, nationalistischen oder fundamentalreligiösen Haltung wird eine
Verschwörungstheorie als Mittel der gesellschaftspolitischen Auseinandersetzung
eingesetzt.“ Nachsatz: „Der unkritische Glaube an Verschwörungstheorien (korreliert)
in hohem Maße mit niederen Bildungs- und Intelligenzstandards. Eigenartigerweise
sind besonders misstrauische Menschen oft besonders leichtgläubig.“
39
Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Aufkl%C3%A4rung
36
Verschwörungstheorie hin oder her: Der Deckmantel der Verschwiegenheit passt
Geschäftsmaurern perfekt. „Ich bin Angehöriger der Großloge Wien Zukunft. Dies seit dem
Jahre 1999“, sagte Hochegger im Korruptions-U-Ausschuss. „Seit dem Jahre 2009 habe ich
mich aufgrund des Buwog-Vorfalls beurlauben lassen.“ Zur Erinnerung: Damals deckte
FORMAT die Buwog-Affäre rund um Hochegger, Walter Meischberger und Karl-Heinz
Grasser auf.
Eine Beurlaubung, Großmeister Schwärzler spricht von Suspendierung, ist noch kein
Ausschluss. Denn im Gegensatz zu Wolfgang Kulterer, der nach vielen Meisterjahren im
Zuge des Hypo-Skandals aus der Loge flog, wurden weder Hochegger noch Fischer aus
dem „Tempel Salomonis“ gejagt. Glatte Verstöße gegen freimaurerische Ideale werden
offenbar noch immer als Kavaliersdelikt akzeptiert. Das gilt auch für Inkompetenz, wie der
Skandal am Flughafen Schwechat beweist. Neben der strafrechtlichen Komponente, die
gegen Ex-Flughafen-Boss Herbert Kaufmann geprüft wird, ist der milliardenschwere
Bauskandal am Skylink ein Sittenbild für das Versagen der Kontrollorgane. Pikant: Noch
heute besteht ein Drittel des Flughafen-Aufsichtsrats aus regelmäßigen Besuchern der
Rauhensteingasse.
Kaufmanns Schmutzkübelkampange. „An den Freimaurern ist nichts „Ehrenrühriges“, betont
Herbert Kaufmann, der jede Logenzugehörigkeit abstreitet. Trotzdem beglückte er
Hochegger mit fragwürdigen Beratungsaufträgen. Zur Erinnerung: Der Flughafen zahlte dem
PR-Berater direkt und indirekt eine Milliarde EURO. Für den SP-nahen Kaufmann bespitzelte
dieser Konkurrenten, inszenierte Schmutzkübelkampagnen, wie gegen den indischen
Flughafen-Händler Rakesh Sardana oder gegen die niederösterreichische ÖVP, die
Flughafen-Aktionär ist. Die Staatsanwaltschaft Korneuburg und das Landeskriminalamt
untersuchen den Fall. Ähnlich wie die Buwog-Ermittlungen gegen Hochegger und die
Telekom-Investigationen gegen Fischer wird auch die polizeiliche Skylink-Prüfung noch eine
Weile dauern.
Das lasche Ermittlungstempo nährt jedenfalls eine andere populäre Verschwörungstheorie:
Polizei- und Justizapparat werden von Freimaurern kontrolliert. Der prominenteste
Konspirationstheoretiker heißt Walter Meischberger, der mit Hochegger rund zehn Millionen
EURO illegale Buwog-Provision kassiert hat. In seinem Anfang 2010 bei einer Razzia
gefundenen Tagebuch schreibt „Meischi“, dass Hochegger „unfaire Spiele spielt (und) seine
Freimaurer-Freunde benutzt“, die ihm versprochen haben, alle Troubels aus dem Weg zu
schaffen. Die Freimaurer seien daran schuld, dass sich ganz Österreich gegen ihn und
seinen Busenfreun KHG verschworen habe.
37
Spitzelstaat & Propaganda: Das Versteckspiel mit den Behörden wird bald Vergangenheit
sein.
Das
neue
Sicherheitspolizeigesetz
erlaubt
im
Rahmen
der
„erweiterten
Gefahrenerforschung“ die Überwachung von Personen, Mobiltelefonen und Computern. Ist
die öffentliche Sicherheit aus „weltanschaulichen oder religiösen Gründen“ in Gefahr, dann
darf auch ohne richterlichen Beschluss geschnüffelt werden. Der Verfassungsschutz dürfte
dann nicht nur das Wiener Logenhaus, sondern auch das Schloss Rosenau observieren. Der
Waldviertler Prachtbau beherbergt nicht nur ein Freimaurer-Museum, sondern ist auch als
„gedeckter“ Treffpunkt populär.
Das Heimlichtuerei nicht gut ist, beweist der Blick nach Italien. Der wohl spektakulärste
Freimaurer Skandal in der jüngeren Geschichte ereignete sich rund um die Geheimloge „P2“.
Zur Erinnerung: Anfang der Achtzigerjahre stieß die Staatsanwaltschaft Mailand bei
Korruptions- und Terrorermittlungen auf Verbindungen zu „Propaganda Due“.
Bei einer Razzia in der Villa des „P2“ angehörten – und systematisch antidemokratisch
agierten. Die Aufdeckung erschütterte ganz Italien in seinen Grundfesten und führte zum
Kollaps des herrschenden Parteiensystems.
Nicht auszuschließen, dass Österreich ein ähnliches Szenario droht wie in Italien. Wenn der
Tempel in der Rauhensteingasse im Telekom-Sumpf von Hochegger und Fischer versinkt,
dann hat die Alpenrepublik ihren ersten veritablen Freimaurer – Skandal.40
6.1
Anmerkungen von Dr. Michael Kraus
Ad Formatartikel: Aus seiner Sicht wurde in dem angeführten Artikel
die Geschäftsmaurerei überbewertet, da sich die genannten Beteiligten
bereits vor der Aufnahme als Freimaurer kannten. Der geschäftliche
Kontakt unter Freimaurern ist nicht untersagt, die Nötigung bzw. das
Ausnutzen freimaurerischer Beziehungen zu Lasten eines Dritten ist
natürlich unzulässig. Darüber hinaus sei angemerkt, dass Herbert
Kaufmann kein Freimaurer ist.
Die offizielle Stellungnahme zum Thema der Geschäftsmaurerei aus dem bereits
angeführten Buch Die Freimaurer lautet:
Eine verbreitete Vorstellung ist, dass die Freimaurerei ihre Verbindung untereinander vor
allem für persönliche Vorteile – etwa im geschäftlichen Verkehr oder zum beruflichen
Fortkommen – nutzen; und dass das Hauptmotiv wäre, Freimaurer zu werden. Von
Netzwerken oder Seilschaften ist da die Rede, die der eigentliche Zweck der Freimaurerei
40
Siehe: F. Horizka, A. Sankholkar, Großmeister der Skandale, S. 24-29, Format, 24.02.2012
38
sein sollen. Nun sind Vereinigungen, Zusammenschlüsse oder Wertegemeinschaften diesem
Verdacht immer ausgesetzt, und es wäre unehrlich oder blauäugig, zu leugnen dass
gelegentlich einzelne Mitglieder versuchen, ihre Zugehörigkeit durch Nutzung des hohen
Sozialkapitals
der
Gemeinschaftsverbundenheit
für
gesellschaftliche
Zwecke
oder
Karriereziele zu missbrauchen. Auch der Bund der Freimaurer ist weder gegen das eine
noch das andere gefeit.
Nun ist nichts natürlicher, als dass Menschen, die miteinander freundschaftlich verbunden
sind, einander helfen. Die Freimaurerei verpflichtet den Freimaurer sogar ausdrücklich zur
Hilfeleistung und Unterstützung seiner Brüder. Bei der Aufnahme gelobt der Suchende,
seinen Brüdern mit Rat und Tat nach Kräften zu helfen, allerdings mit dem Zusatz: „so weit
dies mit meiner Ehre vereinbar ist.“
Die Ehre – oder man könnte auch sagen Anstand – ist es, der die Grenze zieht. Und diese
Grenze wird überschritten, wo eine sachlich nicht gerechtfertigte Bevorzugung, wo
Unzulässiges, womöglich Rechtswidriges verlangt oder gewährt wird. Das wäre ein klarer
Missbrauch der durch die brüderliche Verbundenheit gegebenen Gelegenheit, das, was in
der Sprache der Freimaurerei „Geschäftsmaurerei“ heißt. Keine Frage, die Abgrenzung ist
im Konkreten ein diffiziles Problem und nicht immer sauber und für Dritte einsichtig zu lösen.
Man bewegt sich auf dünnem Eis beim Abwägen nachgefragter oder angebotener
Hilfestellung. Aber abzulehnen ist das feige Distanzieren von Hilfestellung unter dem
Vorwand, mit dieser Hilfeleistung Geschäftsmaurerei zu betreiben.
Für den Freimaurer, der das masonische Persönlichkeitsentwicklungsprogramm ernst nimmt,
bildet es eines der Aktionsfelder, auf dem er lernen kann, mit einander widersprechenden,
gleichermaßen zu beachtenden Gesichtspunkten im Sinn der freimaurerischen Ethik
abwägend umzugehen.
Die Grenzziehung zu den berechtigten und natürlichen Freundschaftsdiensten ist heikel.
Doch gerade daran lässt sich die Praxis der egalitären Ethik üben: dem Freund zu helfen,
aber ihn nicht zu begünstigen.41
Ad
Mehr
Öffentlichkeitsarbeit
österreichischer
Sicht
keine
der
Freimaurer:
Forcierung
der
Es
erfolgt
Präsenz
in
aus
der
Öffentlichkeit. Im Gegensatz zu Deutschland, erfolgte nach dem Krieg
in Österreich eine Erneuerung von innen und Österreich erklärte sich
nicht.
41
Siehe: M. Kraus: Die Freimaurerei, S. 131-133
39
Darüber hinaus werden in Deutschland sogar Anzeigen in Zeitungen geschaltet um
Mitglieder zu werben. Oder in Amerika ist es Teil der gelebten Menschlichkeit in der
Öffentlichkeit um Spenden zu sammeln, da es auch üblich ist, sich z.B. auf die Deckung von
Fixkosten von Krankenhäusern zu übernehmen.
6.2 Persönliches Resümee zur „Skandalzeit“
Ganz egal wo man hinschaut, es bröselt an allen Ecken und Enden. Fatal ist es natürlich
wenn diejenigen, die die Wahrheit sagen und für sich einen klaren Schlussstrich gezogen
haben, als Sündenböcke deklariert werden.
Ich finde die Stellungnahme von Dr. Michael Kraus sehr klar am Punkt gebracht! Wir leben
im 21. Jahrhundert und es entsteht der Eindruck als würden viele Menschen hungrig nach
einer Art Mysterienprosa sein.
Auch die Veröffentlichung von Passagen des Britischen Ehrenkodex aus dem Jahr 1723
(„Alte
Pflichten“),
die
darauf
hinweist,
dass
„üble
Geschäftsmaurerei“
also
die
Beziehungspflege aus persönlichen Profitstreben – „strengstens untersagt ist“ finde ich sehr
wesentlich!
Die besprochenen Themen mit Dr. Michael Kraus zum Wesen der Freimaurerei,
Humanismus, Aufklärung und Toleranz sowie Haltung der Freimaurer zur Religion und Politik
wurden aus Genauigkeitsgründen zusammenfassend direkt aus seinem ein Buch zitiert.
In einer Zeit wo der Eindruck entsteht, als würden viele Menschen in einem Art
Waschmaschienenschleuderprogramm feststecken, finde ich es umso wichtiger sich
grundlegende Definitionen wieder einmal bewusst zu Gemüte zu führen und über diese Art
und Weise bewusste Anker zu setzten.
Oder es möge Ihnen „Sophia“ von Alex Grey im Traume erscheinen42….
Denn ich bin die Erste und die Letzte.
Ich bin die Geehrte und Verachtete.
Ich bin die Hure und die Heilige.
Ich bin die Frau und die Jungfrau.
Ich bin die Mutter und die Tochter. …
Ich bin die deren Hochzeit zahlreich sind, und ich habe keinen Ehemann
genommen. …
Ich bin unverständig und ich bin weise.
„Ich – bin – Rede“ (aus den gnostischen Schriften aus Nag Hammadi)
42
Siehe: A.Grey: Scared Mirrors – Die visionäre Kunst des Alex Grey
40
Wir befinden uns im Kunstteil dieser Arbeit – Spaß muss sein!
41
7
Andere „Mysteriöse – Bünde“
7.1 Burschenschaften
Abbildung 11
Abbildung 12
42
Abbildung 13
Der Österreichische Kameradschaftsbund
Der Österreichische Kameradschaftsbund (ÖKB) ist ein überparteilicher Verein, der sich
dem An- und Gedenken an gefallene und verwundete Soldaten insbesondere des Ersten
und Zweiten Weltkriegs widmet.
Um dieses Ziel wirkungsvoll zu verfolgen, arbeitet der Kameradschaftsbund mit dem
„Schwarzen Kreuz (ÖSK)“ auf dem Gebiet der Kriegsgräberfürsorge zusammen. So
engagieren sich etwa die Mitglieder des ÖKB bei der jährlichen Allerheiligensammlung für
das ÖSK auf zahlreichen Friedhöfen in ganz Österreich. Mit mehr als 250.000 Mitgliedern in
rund 1.800 autonom organisierten Verbänden ist er die mit Abstand größte wehrpolitisch
relevante Organisation Österreichs. Derzeitiger Präsident des ÖKB ist Ludwig Bieringer.43
Dieser Einwand ist nichts gegen den Österreichischen Kameradschaftsbund. Einmal im Jahr
zu Allerheiligen den gefallenen Soldaten der Weltkriege zu gedenken ist ein ehrenwerter
Brauch. Ich wollte lediglich auf die historische Sensibilität dieses Begriffes hinweisen.
43
Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96sterreichischer_Kameradschaftsbund
43
7.2 Landsmannschaft
Abbildung 14
7.3 Corps
Abbildung 15
44
Abbildung 16
7.4 Markanter Vertreter – Ewald Stadler
Abbildung 17
45
Abbildung 18
Abbildung 19
46
Abbildung 20
7.5 Persönliches Resümee
Der Grund warum ich mir für diesen Bereich Zeit genommen habe ist ein sehr persönlicher.
Ich war in meiner Studentenzeit über 6 Jahre mit einem Grazer Teutonen zusammen und ein
Jahrzehnt später noch einmal 2 Jahre mit einem Wiener Alben. Viele meiner Freunde
meinten, „Christina – ausgerechnet Du gibst Dich mit solchen Leuten ab!“ Noch nach Jahren
gipfelte diese Thematik in einem Statement einer sehr guten Freundin und damaligen
Wohnungskollegin. Wir saßen auf der Couch und sahen die Nachrichten, es wurden „3 tote
Israelis und rd. 25 tote Palästinenser“ gemeldet. Ich drückte mein Mitgefühl gegenüber den
Palästinensern aus, worauf meine Wohnungskollegin die mich wirklich sehr gut kennt,
meinte: „Rund 10 Verbindungsjahre färben nun einmal ab!“ Ich war fassungslos über eine
derart unqualifizierte, flapsige und stigmatisierende und somit schubladisierende Bemerkung
und brachte dies auch sehr deutlich zum Ausdruck. Wenn das irgendjemand sagt – ok –
sollen die Leute reden was sie wollen – aber im engen Freundeskreis… Ich sehe in diesem
Punkt eine klare gesellschaftspolitische Aufgabenstellung.
Frage:
„Christina – Warum?“
Antwort:
„Weil wir uns einfach gerne hatten!“ PUNKT.
47
Abbildung 21
Es macht aber nichts,
ich verstehe mehr nicht!
48
8
Vision
Menschen gehen in ihrer Freizeit diesen oder jenen Dingen nach, ich verstehe diesen Teil
der Arbeit als alternative Lebensform der in den Grundwerten genau definiert wurde und im
Einklang mit der vorliegenden Arbeit ist.
Abbildung 22
Ich beende diesen Teil mit der hawaiianischen Weisheit von Kahu Naone:
Männer brauchen Rituale –
Frauen nicht!
P.S.: Davon abgesehen, bin ich davon überzeugt, dass diese „geheimen Vereine“ alle
offiziell registriert sind.
C.A.P.
Wien am 06.September 2012
[Überarbeitet: Wien am 27. Juni 2014]
49
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: „Die Österreichische Sozialpartnerschaft ab 1.1.2012“ & Geheimbünde
Abbildung 2: Freimaurer_1
Abbildung 3: Freimaurer_2
Abbildung 4: Resümee zur Freimaurerei
Abbildung 5: Berühmte internationale Freimaurer
Abbildung 6: Berühmte Logenbrüder Österreichs
Abbildung 7: Frauen & Freimaurerei
Abbildung 8: Frauengroßlogen_1
Abbildung 9: Frauengroßlogen_2
Abbildung 10: Frauengroßlogen_3
Abbildung 11: Burschenschaften_1
Abbildung 12: Burschenschaften_2
Abbildung 13: Burschenschaften_3
Abbildung 14: Landsmannschaften
Abbildung 15: Corps
Abbildung 16: Berühmte Vertreter
Abbildung 17: Ewald Stadler
Abbildung 18: Priesterbruderschaft St. Pius X
Abbildung 19: Mercedarier Orden
Abbildung 20: Resümee zu Geheimbünden_1
Abbildung 21: Resümee zu Geheimbünden_2
Abbildung 22: Vision zu Geheimbünden
Literaturverzeichnis
Grey, Alex: Scared Mirrors, Die visionäre Kunst des Alex Grey, Hans Nietsch-Verlag
Kraus, Michael: Die Freimaurerei
Horcicka, Florian; Sankholkar, Ashwien: Großmeister der Skandale, Format (Nr.8),
(24.2.2012)
Quellenverzeichnis
http://de.wikipedia.org/wiki/Kaiser_Josef_II.
http://de.wikipedia.org/wiki/Rosa_Luxemburg
50
http://de.wikipedia.org/wiki/Voltaire
http://de.wikipedia.org/wiki/James_Anderson_(Freimaurer)
http://de.wikipedia.org/wiki/Lessing
http://de.wikipedia.org/wiki/Goethe
http://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_der_T%C3%A4ufer
http://de.wikipedia.org/wiki/Maria_Theresia
http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_I._Stephan_(HRR)
http://de.wikipedia.org/wiki/Clemens_XII.
http://de.wikipedia.org/wiki/Leonardo_da_Vinci
http://de.wikipedia.org/wiki/Isaac_Newton
http://de.wikipedia.org/wiki/Mozart
http://de.wikipedia.org/wiki/Freimaurerei#.C3.96sterreich
http://www.droit-humain.org/osterreich/origins.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Aufkl%C3%A4rung
http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96sterreichischer_Kameradschaftsbund
http://de.wikipedia.org/wiki/Corps
http://de.wikipedia.org/wiki/Burschenschaft
http://de.wikipedia.org/wiki/Landsmannschaft
51
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