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Umgang mit traumatisierten Pflegekindern Orientierungshilfen für den Alltag
Seminar für Pflegeeltern
Marc Schmid, Aalen, 11. Oktober 2014
Kinder- und Jugendpsychiatrische Klinik
Einleitung
„Obwohl die Welt voller Leid ist,
ist sie auch voller Sieg über das Leid“
Helen Keller (US-Schriftstellerin)
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 11. Oktober 2014
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Gliederung
1.
Was ist ein Trauma?
2.
Häufigkeit traumatischer Erlebnisse bei Heimkindern
3.
Kindesmisshandlung / Vernachlässigung und Trauma
4.
Traumaentwicklungsstörung
5.
Komplexe Traumafolgestörungen: Auswirkungen auf
die Pädagogik
6.
Traumapädagogik
7.
Kooperation mit dem Herkunftssystem
8.
Zusammenfassung und Diskussion
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Traumatisches Erlebnis
Überwältigendes Erlebnis, welches mit einer ernsthaften
Bedrohung für die Sicherheit und körperliche Unversehrtheit des
Klienten selbst oder einer nahe stehenden Person einhergeht und
sich darin auszeichnet, dass in der Situation intensive Angst,
Hilflosigkeit und Entsetzen empfunden wurden.
Aktuelle Diskussion inwiefern Vernachlässigung und chronische
emotionale Unterversorgung/Misshandlung auch zu den
traumatischen Lebenserfahrungen gezählt werden können (z.B.
Sack 2010).
Wichtige Unterscheidung zwischen einem traumatischen Erlebnis
und der Entwicklung von Traumafolgestörungen / Symptomen.
Über 25% aller Menschen zwischen 30-50 Jahren erlebten ein
traumatisches Erlebnis.
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Was ist ein Trauma?
Traumatisches Lebensereignis
Extreme physiologische
Erregung
Flucht
Freeze
Fight
Traumasymptome
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Bei einer Traumatisierung laufen parallel zwei
unterschiedliche physiologische Prozesse ab
Übererregungs-Kontinuum
Dissoziatives-Kontinuum
Fight oder Flight
› Alarmzustand Wachsamkeit
› Angst/Schrecken
› Adrenalin System wird aktiviert
– Erregung
› Serotonerges System verändert
sich – Impulsivität, Affektivität,
Aggressivität
Freeze – ohnmächtige / passive
Reaktion
› Gefühlslosigkeit / Nachgiebigkeit
› Dissoziation
› Opioid System wird aktiviert
Euphorie, Betäubung
› Veränderung der Sinnes-,
Körper-wahrnehmung (Ort, Zeit
etc.)
Physiologisch
› Blutdruck  (Pulsrate )
› Atmung 
› Muskeltonus 
› Schmerzwahrnehmung 
Physiologisch
› Pulsrate  Blutdruck
› Atmung 
› Muskeltonus 
› Schmerzwahrnehmung 
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Traumatypologie nach L. Terr (1991)
Typ – I – Trauma
Typ – II – Trauma
› Einzelnes, unerwartetes, traumatisches
Erlebnis von kurzer Dauer.
› Serie miteinander verknüpfter Ereignisse
oder lang andauernde, sich
wiederholende traumatische Erlebnisse.
› z.B. Verkehrsunfälle, Opfer/Zeuge von
Gewalttaten, Naturkatastrophen.
› Öffentlich, besprechbar
› Körperliche sexuelle Misshandlungen in
der Kindheit, überdauernde zwischenmenschliche Gewalterfahrungen.
› Nicht öffentlich/geheim
Symptome:
Symptome:
Meist klare sehr lebendige
Wiedererinnerungen
Vollbild der PTSD
Hauptemotion = Angst
Eher gute Behandlungsprognose
› Nur diffuse Wiedererinnerungen, starke
Dissoziationstendenz,
Bindungsstörungen
 Hohe Komorbidität, komplexe PTSD
Sekundäremotionen (z.B. Scham, Ekel)
Schwerer zu behandeln
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Welche traumatischen Situationen führen zu
besonders intensiven Symptomen?
1. Dauern sehr lange
1. Starke Dissoziation
2. Wiederholen sich häufig
2. Keine soziale Unterstützung
3. Zerstörung von Bindung
3. Rituellen Charakter
(Shalev et al. 1996, 2002,Brewitt
4. Schwere körperliche Verletzungen
et al. 2000, Tuulikki Kulatalathi
5. Zwischenmenschliche Gewalt
& Rosner, 2008).
6. Sind schwer nachzuvollziehen
7. Täter ist eine Bezugsperson
8. Täter wird vom Opfer gemocht
9. Opfer fühlt sich mitschuldig
10. Persönlichkeit ist noch nicht gefestigt
11. Beinhalten sadistische Folter
12. Beinhalten sexuelle Gewalt
13. Mehrere Täter
14. Starke Dissoziationen
15. Kein unmittelbarer Beistand nach der Tat – Bindung!
16. Niemand hat darüber mit dem Opfer gesprochen/nicht geglaubt
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Traumaprozess und Selbststeuerung
Neokortex, Frontalhirn, präfrontaler Kortex
“Chefzentrale”
Mittelhirn: Amygdala
“Empfangsbereich”
Unteres Gehirn, Reptiliengehirn
Überlebenscamp
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Das dreigliedrige Gehirn
Chef-Etage: Grosshirn(rinde), Kortex
Denken, planen, entscheiden, zielgerichtetes
Handeln, rationale Entscheidungen
Eingangsbereich: Säugetiergehirn, Limbisches
System, Thalamus, Amygdala, Hippocampus
Steuerzentrale der Gefühle: Ärger, Freude,
Lust, Unlust, Flucht, Kampf
Kellergeschoss: Reptiliengehirn, Hirnstamm
Art- und Selbsterhaltung, Atmung, Blutdruck,
Körperfunktionen und -reaktionen
(Muskelanspannung, entwickeln von
Körperflüssigkeiten, ..)
Levine, Berceli,
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Welche Erfahrungen mit Regeln bestehen?
Was passiert bei einer Regelübertretung?
Großhirn: bewusste
intellektuelle Verarbeitung
und Einordnung in
biographischen Kontext
Blockiert
Reiz
Pädagogische Intervention
Reiz /Verhalten
wird als potentiell
gefährlich
betrachtet
Repitliengehirn:
Automatismen: Kampf ,
Flucht , Erstarrung (Freeze)
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Überlegung
„Die „Erwachsenen“ beschäftigen sich zu wenig mit den
Problemen, die Jugendliche haben, und zu viel mit den
Problemen, die Jugendliche machen.“
Ute Claas, Deutsche Kriminologin
http://www.rensch-haus.com/images/gesundheit_oekologie.jpg
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Gliederung
1.
Was ist ein Trauma?
2.
Häufigkeit traumatischer Erlebnisse bei Heimkindern
3.
Kindesmisshandlung / Vernachlässigung und Trauma
4.
Traumaentwicklungsstörung
5.
Komplexe Traumafolgestörungen: Auswirkungen auf
die Pädagogik
6.
Traumapädagogik
7.
Kooperation mit dem Herkunftssystem
8.
Zusammenfassung und Diskussion
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Häufigkeit von Traumata
(Jaritz et al. 2008)
Art der Traumatisierung
Häufigkeit (%)
Vernachlässigung
72%
Vernachlässigung (Basics)
31%
Körperliche Misshandlung
35%
Emotionale Misshandlung
31%
Sexueller Missbrauch
15%
Zeuge von körperlicher oder sexueller Gewalt
50%
Schwere Unfälle
Irgendein psychosoziales Trauma (Basics o.
Unfälle)
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5%
75%
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Prävalenzen traumatischer Erlebnisse ETI
Essener Trauma Inventar - Selbsturteil
81% berichten mindestens ein traumatisches Erlebnis!
16%
Breymaier et al. submitted
33%
16%
16%
1 Erlebnis
19%
2
3
≥4
Kein Trauma
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N=245
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Methodik
Stichprobe
› 82% der Pflegekinder hatten mindestens ein Trauma
erlebt.
› 69% hatten mindestens ein interpersonales Trauma
erlebt.
› Für acht Pflegekinder wurde der Traumafragebogen
nicht ausgefüllt.
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Welche Umgangsregelung wird praktiziert?
Wie viele Kinder haben Kontakt zu ihren leiblichen
Eltern?
44; 12%
323;
88%
Kontakt
Keinen Kontakt
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Welche Umgangsregelung wird praktiziert?
Wie viele Kinder haben Kontakt zu ihren leiblichen
Eltern – begleiteter Umgang?
69; 19%
44; 12%
Kontakt
254; 69%
Keinen Kontakt
Begleiteter Umgang
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Welche Umgangsregelung wird praktiziert?
Wie viele Kinder haben Kontakt zu ihren leiblichen
Eltern – Übernachten?
110; 30%
144; 39%
69; 19%
Kontakt
Begleiteter Umgang
44; 12%
Keinen Kontakt
Übernachten
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Bindung
Zusammenhang zwischen psychischer Belastung
und Bindung
N=257
CBCL-INT
CBCL-EXT.
CBCL-Ges.
RPQ-gehemmt
.626
.715
.767
RPQ-enthemmt
.157
.426
.423
RPQ-Ges.
.471
.681
.714
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Schlussfolgerungen und Fazit für die Praxis
› Ein grosser Teil der Pflegekinder ist psychisch sehr stark
belastet. Die Ergebnisse bezüglich der psychischen
Belastung liegen auf dem von internationalen Studien her
bekannten hohen Niveau.
› Im Vergleich zur immensen psychischen Belastung zeigt
sich eine relative kinder- und jugendpsychiatrische/psychotherapeutische Unterversorgung der Pflegekinder.
› Auch somatisch sind Pflegekinder überdurchschnittlich
stark belastet.
› Pflegeeltern fühlen sich häufig allein gelassen, «nur
Pflichten, keine Rechte»
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Posttraumatische Belastungsstörung ICD-10
› Waren Trauma ausgesetzt
› Wiedererleben, Nachhallerinnerungen, Flashbacks, Alpträume,
Gefühl das Erlebnis wieder zu erleben
› Situationen, die mit dem Trauma in entferntem Zusammenhang
stehen oder ähneln, werden vermieden
› Interessensverlust, Entfremdungsgefühle, Perspektivlosigkeit
› Unfähigkeit sich an Aspekte des Traumas zu erinnern
› Erhöhte psychische Sensitivität und Erregung
- Hypervigilanz
- Schreckhaftigkeit
- Reizbarkeit & Wutausbrüche
- Ein- Durchschlafstörungen
- Konzentrationsprobleme
› Beginn innerhalb 6 Monate nach Trauma, zum Teil auch später
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Bedeutung von Trauma für die
Entwicklungspsychopathologie
%
60
50
40
30
20
N = 1400
Irgendeine Diagnose
Angststörung
Depressive Störung
Verhaltensstörung
10
0
)
)
)
)
)
%
%
%
%
%
,1
,5
2,4
0,8
7
2,3
7
(
(
2
3
3
(
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Copeland et al. 2007
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Trauma-Entwicklungsheterotopie
Dissoziative und Somatoforme
Störungen
Schmid, Fegert, Petermann 2010
Kindheit & Entwicklung 19 (1) 47-63
Bipolare
Störungen im
Kindesalter
Emotionale
Störungen
Angststörungen
Substanzmissbrauch
Affektive Störungen
Störung des
Sozialverhaltens
Störungen der
Persönlichkeitsentwicklung
Selbstverletzung
Suizidalität
ADHS
Oppositionelles
Verhalten
Bindungsstörungen
Regulationsstörungen
Geburt
Vorschulalter

 Traumafolgestörungen + biologische Faktoren
Schulalter
Pubertät
Adoleszenz
Nochmals genauer Nachlesen?
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Gliederung
1.
Was ist ein Trauma?
2.
Häufigkeit traumatischer Erlebnisse bei Heimkindern
3.
Kindesmisshandlung / Vernachlässigung und Trauma
4.
Traumaentwicklungsstörung
5.
Komplexe Traumafolgestörungen: Auswirkungen auf
die Pädagogik
6.
Traumapädagogik
7.
Kooperation mit dem Herkunftssystem
8.
Zusammenfassung und Diskussion
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Einleitung
Komplexe Traumafolgestörungen
„Post traumatic stress disorder is a poem with
many verses.“
Helen White
(US-Schriftstellerin, die über ihre Erfahrungen als
Krankenschwester im Vietnamkrieg berichtete)
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Cave
› Keine psychische Störung oder ein Symptom kann einer
Ursache zugeordnet werden.
› Jedes Symptom hat eine multifaktorielle Genese
(Genetik, biologische Faktoren, Umweltbedingungen,
Erziehungsstil, kritische Lebensereignisse, Einflüsse von
Gleichaltrigen).
› Alle folgenden Aussagen beziehen sich auf wissenschaftliche
Studien und zeigen, dass diese Symptome bei
traumatisierten Menschen viel häufiger vorkommen.
› Ein Kausalzusammenhang zwischen Traumatisierung
und einem Symptom besteht aber nie.
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Biologische Faktoren
Genetik, prä- und perinatale
Risikofaktoren
Soziale
Wahrnehmung
weniger
soziale
Kompetenzen
PTSD:
Hyperarousal,
Intrusionen,
Vermeidung
Selbstwert, Gefühl d.
Selbstunwirksamkeit
kognitive Schemata
Dissoziationsneigung/
Sinneswahrnehmung
Schmid (2008).
Störungen
der
Empathiefähigkeit
Mentalisierung
Bindungsstörung
Störungen
der Interaktion
Störung der
Impulskontrolle
Selbstregulation
Stresstoleranz
Invalidierende,
vernachlässigende
Umgebung
Typ-II-Traumata
Störung der
Emotionsregulation
Störungen des
Körperselbst
Körperwahrnehmung
Somatisierung
Störung der
exekutiven,
kognitiven
Funktionen
| 30
Biologische Faktoren
Genetik, prä- und perinatale
Risikofaktoren
Soziale
Wahrnehmung
weniger
soziale
Kompetenzen
PTSD:
Hyperarousal,
Intrusionen,
Vermeidung
Selbstwert, Gefühl d.
Selbstunwirksamkeit
kognitive Schemata
Dissoziationsneigung/
Sinneswahrnehmung
Schmid (2008).
Störungen
der
Empathiefähigkeit
Mentalisierung
Bindungsstörung
Störungen
der Interaktion
Störung der
Impulskontrolle
Selbstregulation
Stresstoleranz
Invalidierende,
vernachlässigende
Umgebung
Typ-II-Traumata
Störung der
Emotionsregulation
Störungen des
Körperselbst
Körperwahrnehmung
Somatisierung
Störung der
exekutiven,
kognitiven
Funktionen
| 31
Biologische Faktoren
Genetik, prä- und perinatale
Risikofaktoren
Soziale
Wahrnehmung
weniger
soziale
Kompetenzen
PTSD:
Hyperarousal,
Intrusionen,
Vermeidung
Selbstwert, Gefühl d.
Selbstunwirksamkeit
kognitive Schemata
Dissoziationsneigung/
Sinneswahrnehmung
Schmid (2008).
Störungen
der
Empathiefähigkeit
Mentalisierung
Bindungsstörung
Störungen
der Interaktion
Störung der
Impulskontrolle
Selbstregulation
Stresstoleranz
Invalidierende,
vernachlässigende
Umgebung
Typ-II-Traumata
Störung der
Emotionsregulation
Störungen des
Körperselbst
Körperwahrnehmung
Somatisierung
Störung der
exekutiven,
kognitiven
Funktionen
| 32
Emotionsregulation
Gefühle werden leichter ausgelöst
› Schnellere Reaktion auf
negative Stimuli, insbesondere
Scham, Wut und Ekel.
› Viele an sich neutrale Reize
sind mit traumatischen
Erfahrungen und heftigen
Emotionen assoziiert.
› Chronisches Hyperarousal.
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Emotionsregulation
Gefühle fluten schneller an und brauchen eine
längere Regenerationszeit
› Gefühle werden schneller als
aversive Anspannung erlebt.
› Handlungsimpulse können nicht
adäquat identifiziert und somit
schwerer gegenreguliert werden.
› Anspannung akkumuliert.
› Gefühle dauern länger an und
überlagern sich.
› Durcheinander negativer Gefühle.
Von: http://www.123mycodes.com/myspacefunnystuff/img/2344.jpg
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| 34
Emotionale Taubheit
› Häufig Gefühl der inneren Leere
(vgl. Klonsky 2009).
› Dissoziation Folge von einfachem
Stress und negativen Emotionen
(Stiglmayer et al. 2005).
› Emotionale Taubheit - manche
emotionsauslösenden Situationen
lösen gar keine Gefühle oder ein
„Mischmasch“ an Gefühlen aus.
› Häufig Sekundärgefühle ohne
klaren Handlungsimpuls (Scham &
Schuld).
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Von:www.artistproof.de/moserleere.htm&usg=__J9D
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2&hl=de&start=1&zoom=1&itbs=1&tbnid=SjhfdCljeM
BF7M:&tbnh=137&tbnw=97&prev=/images%3Fq%3Di
nnere%2Bleere%26hl%3Dde%26gbv%3D2%26tbs%3D
isch:1
| 35
Krise: Spannungsreduktion
„Emotionsphobie“
Selbstverletzung
Parasuizid
Weglaufen
Aggression
Dissoziation
Konsum
Stimulus
Emotion
Reaktion
Spannungsanstieg
negiert
inadäquat
Das Dilemma ist, dass diese Patienten entweder zu viel oder zu wenig
von ihren Gefühlen wahrnehmen! (van der Hart)
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Bei niederem Erregungsniveau
viele Verhaltensalternativen
Biologische/genetische Disposition zu heftigen Gefühlen
Negative Lerngeschichte mit Emotionen
Schwierigkeiten im
Umgang und bei
der Wahrnehmung
mit Emotionen,
„Angst“ vor Gefühlen
Gefühle werden
bedrohlich
unangenehm erlebt
und
nicht wahrgenommen oder
unterdrückt
In-Albon & Schmid in press
Emotion wird als
Überforderung erlebt:
Gefühl der Leere, Taubheit
Selbstverletzung, Aggression,
Substanzkonsum, Suizidversuch
Fazit: Normale emotionale
Reaktionen im Alltag sollten
bemerkt und für eine gute
Beziehungsgestaltung nutzbar
gemacht werden!
Verhaltensmöglichkeiten
sind scheinbar blockiert
Bei höchstem
Erregungsniveau Anspannungsniveau wird
werden automatisierte
unerträglich
Lösungsmechanismen
eingesetzt
Die Signale die Gefühle für die
Verhaltenssteuerung
geben werden nicht bemerkt und
Verhalten wird nicht danach
ausgerichtet
Situation bleibt ungeklärt
Gefühle werden stärker
unangenehm belastende
Anspannungsgefühle Je höher Erregungsniveau desto
treten auf
weniger Verhaltensalternativen
andere Personen reagieren
dann oft ebenfalls emotionaler
Emotionsregulation
„Jeder kann wütend werden, das ist einfach.
Aber wütend auf den Richtigen zu sein, im
richtigen Maß, zur richtigen Zeit, zum
richtigen Zweck und auf die richtige Art,
das ist schwer.“
Aristoteles
Von: http://www.oel-bild.de/bilder/13604M.jpg
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| 38
Biologische Faktoren
Genetik, prä- und perinatale
Risikofaktoren
Soziale
Wahrnehmung
weniger
soziale
Kompetenzen
PTSD:
Hyperarousal,
Intrusionen,
Vermeidung
Selbstwert, Gefühl d.
Selbstunwirksamkeit
kognitive Schemata
Dissoziationsneigung/
Sinneswahrnehmung
Schmid (2008).
Störungen
der
Empathiefähigkeit
Mentalisierung
Bindungsstörung
Störungen
der Interaktion
Störung der
Impulskontrolle
Selbstregulation
Stresstoleranz
Invalidierende,
vernachlässigende
Umgebung
Typ-II-Traumata
Störung der
Emotionsregulation
Störungen des
Körperselbst
Körperwahrnehmung
Somatisierung
Störung der
exekutiven,
kognitiven
Funktionen
| 39
Dissoziative Prozesse
http://www.silberpapier.de/images/dis.gif
https://www.sozialversicherung.at/mediaDB/MMDB64312_40879.JPG
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| 40
Dissoziative Prozesse
Fiedler (2002)
Gedächtnis /
Erinnerung
Implizit/prozedural
Emotionen
Unbewusst
Handlungsroutinen
Priming Effekte
Einzelne Bilder
Dissoziation
Kein Körpergefühl
Thalamus, Amygdala,
Sensorischer Cortex
Explizit/deklerativ
D
I
S
S
O
Z
I
A
T
I
O
N
Kognitionen
Bewusst
Semantisch
Episodisch
Autobiographisch
Körpergefühl
Präfrontaler Cortex, Hippocampus,
Temporallappen
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| 41
Dissoziation und Trauma
› 10% der Traumatisierten entwickeln sofort eine
chronische Dissoziationsneigung (Overkamp,
2002)
› 50% bei sequentieller Traumatisierung (Murie et
al., 2001)
› Dissoziierende Erwachsene sprechen von
stärkeren/häufigeren Kindheitstraumata (Nash
et al., 2009)
Cartoon Renate Alf: http://www.zimannheim.de/psm_links.html
› Extreme, emotional negativ aufgeladene
Familienatmosphäre scheint das Ausmaß der
Dissoziationsneigung wesentlich zu beeinflussen
(Sanders & Giolas, 1991; DiTomasso & Routh,
1993).
› Zusammenhang wird auch von anderen Faktoren
moderiert (Merckelbach & Muris, 2001)
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| 42
Was ist Dissoziation?
Verlust der Raum
und Zeitgefühls,
Orientierung
Intrusionen,
Bilder,
Keine
Erinnerung
Fragmentierte
Informationsverarbeitung
„Null-Reaktion“ auf Umwelt
Reize dringen nicht durch
Bewegungslosigkeit/
keine Gestik
Keine Energie spürbar
Unklare Gegenübertragung
Kein
Depersonalisationserleben Grounding
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1000 Yards Starren,
Kein Blickkontakt
leerer Blick
Lernen ist in dissoziiertem
Zustand nicht möglich
Keine Mimik, starrer
oft ausdrucksloser
Gesichtsausdruckausdruck
Schmerzwahrnehmung
Ist deutlich reduziert.
Verlust des Körpergefühls
Innere Leere,
Emotionale
Taubheit
Lediglich automatisierte
Handlungsmuster
kein geplantes Verhalten
| 43
Was ist Dissoziation?
(Items es FDS-KJ Putnam, 1993)
› Das Kind hat plötzliche heftige Wutausbrüche, oft ohne erkennbaren
Grund und zeigt in diesen Phasen eine ungewöhnliche körperliche
Stärke.
› Das Kind zeigt deutliche Schwankungen, von Tag zu Tag oder
Stunde zu Stunde, in Bezug auf Fertigkeiten, Wissen,
Lieblingsspeisen. Akademische oder sportliche Fertigkeiten.
› Das Kind beharrt auf „Lügen“ oder bleibt beim Leugnen von
Verhalten, obwohl es sich „nachweislich“ so verhalten hat.
› Das Kind leidet unter unerklärlichen Verletzungen oder verletzt sich
manchmal unverständlicherweise selbst.
› Das Kind zeigt deutliche Rückentwicklungstendenzen im
altersangemessenen Verhalten. Z.B. kann eine Zwölfjährige plötzlich
in Babysprache sprechen, am Daumen nuckeln und wie eine
Vierjährige agieren und malen.
› Das Kind wandelt nachts im Schlaf.
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| 44
Pädagogische Probleme durch Dissoziation
› Starke Leistungsschwankungen - nicht Lernen können.
› Räumliche, zeitliche Desorientierung - Konfabulieren vs. Lügen.
› Schnelle Wechsel fallen schwer - Desorientierung.
› Können soziale Rolle unter Druck nicht ausfüllen Retraumatisierungen - können Gruppendynamiken nicht
unterbinden.
› Dissoziation führt fast zwangsläufig zur Nichtpartizipation bei
wichtigen Gesprächen (Familien-, Hilfeplan).
› Wut wird in der Gegenübertragung nicht „gespürt“ überraschende Aggression - Heftigkeit und Körperkraft sind kaum
vorherzusehen.
› Teufelskreis von stärkerer Intervention und Dissoziation.
› …………
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| 45
Biologische Faktoren
Genetik, prä- und perinatale
Risikofaktoren
Soziale
Wahrnehmung
weniger
soziale
Kompetenzen
PTSD:
Hyperarousal,
Intrusionen,
Vermeidung
Selbstwert, Gefühl d.
Selbstunwirksamkeit
kognitive Schemata
Dissoziationsneigung/
Sinneswahrnehmung
Schmid (2008).
Störungen
der
Empathiefähigkeit
Mentalisierung
Bindungsstörung
Störungen
der Interaktion
Störung der
Impulskontrolle
Selbstregulation
Stresstoleranz
Invalidierende,
vernachlässigende
Umgebung
Typ-II-Traumata
Störung der
Emotionsregulation
Störungen des
Körperselbst
Körperwahrnehmung
Somatisierung
Störung der
exekutiven,
kognitiven
Funktionen
| 46
Schmerzwahrnehmung und Dissoziation
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| 47
Körperwahrnehmung und Trauma
› Traumatische Erfahrungen werden über körperliche MicroPraktiken im Körper gespeichert.
› Im Trauma „eingefrorene Energie“ verbleibt im Körper.
› Körperwahrnehmung als Auslöser für posttraumatisches Erleben.
› Schlechtere Körperwahrnehmung und Koordination.
› Eigenes Körperbild, weniger Körperpflege
› Kaum Gefühl für Körpergrenzen
› Auffälliges Sexualverhalten (völlige Vermeidung, Promiskuität,
Schmerzen, Gefühle von Ekel)
› Trauma als Risikofaktor für viele somatische Erkrankungen
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| 48
Körperliche Beschwerden bei traumatisierten
und nicht traumatisierten weiblichen
Kriegsveteraninnen
40
N = 1935
35
30
25
20
15
Keine PTSD
10
PTSD
5
0
Fi
gi
l
ya
m
o
br
e
iz
Re
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As
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Dobie et al. 2004
| 49
Biologische Faktoren
Genetik, prä- und perinatale
Risikofaktoren
Soziale
Wahrnehmung
weniger
soziale
Kompetenzen
PTSD:
Hyperarousal,
Intrusionen,
Vermeidung
Selbstwert, Gefühl d.
Selbstunwirksamkeit
kognitive Schemata
Dissoziationsneigung/
Sinneswahrnehmung
Schmid (2008).
Störungen
der
Empathiefähigkeit
Mentalisierung
Bindungsstörung
Störungen
der Interaktion
Störung der
Impulskontrolle
Selbstregulation
Stresstoleranz
Invalidierende,
vernachlässigende
Umgebung
Typ-II-Traumata
Störung der
Emotionsregulation
Störungen des
Körperselbst
Körperwahrnehmung
Somatisierung
Störung der
exekutiven,
kognitiven
Funktionen
| 50
Biologische Faktoren
Genetik, prä- und perinatale
Risikofaktoren
Soziale
Wahrnehmung
weniger
soziale
Kompetenzen
PTSD:
Hyperarousal,
Intrusionen,
Vermeidung
Selbstwert, Gefühl d.
Selbstunwirksamkeit
kognitive Schemata
Dissoziationsneigung/
Sinneswahrnehmung
Schmid (2008).
Störungen
der
Empathiefähigkeit
Mentalisierung
Bindungsstörung
Störungen
der Interaktion
Störung der
Impulskontrolle
Selbstregulation
Stresstoleranz
Invalidierende,
vernachlässigende
Umgebung
Typ-II-Traumata
Störung der
Emotionsregulation
Störungen des
Körperselbst
Körperwahrnehmung
Somatisierung
Störung der
exekutiven,
kognitiven
Funktionen
| 51
Bindungsprobleme
Schwierigkeiten bei der Kontaktaufnahme
„Der Kontakt selbst ist das gefürchtete Element, weil er das
Versprechen von Liebe, Sicherheit und Trost beinhaltet, das nicht
erfüllt werden kann und das (den Patienten) an die abrupten
Verletzungen erinnert, die er in seiner Kindheit erlebt hat.“
Lawrence E. Hedges
(1997, S.114)
http://www.kwick.de/4048033/blog/36/
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| 52
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| 53
Hochunsicherer Bindungstyp – D
Psychosoziale Risiken
Risikokonstellation
Häufigkeit von Typ-D
Misshandlung
55-82 %
Unverarbeitete Verluste der
Kindseltern
39-56 %
Substanzmissbrauch
43 %
Jugendliche Mütter
21-60 %
Neurologische Auffälligkeiten
der Kinder
Depressive Mütter
35 %
25-62 %
Wechselwirkung und Kumulation der Risiken ist der Alltag.
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| 54
Bedeutung von Bindung
Bindung als Schutzfaktor
Schutz vor
Traumatisierung
Besserer Zugang zum
Helfersystem - höhere
Erfolgsaussichten für
Pädagogik und
Psychotherapie
Bessere
Unterstützung nach
Traumatisierung
Bindung
Gute Bindung der Kinder
an Pädagogen nährt das
Helfersystem
Bessere
Peerbeziehungen
und Integration auf
eine Wohngruppe
Fördert Resilienzfaktoren
MentalisierungsfähigkeitSoziale Fertigkeiten
Emotionsregulation
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| 55
Pollak et al. 2003,
……
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| 56
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| 57
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| 58
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| 60
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| 61
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| 62
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| 63
Wut, Ekel
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| 64
Ärger / Wut
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| 65
Zyklus maladaptiven Bindungsverhaltens
Inneres Modell früher Bezugspersonen
Erwartungen an Andere
Eigenes Verhalten
Selbstbild / Introjekt
Verhalten der Anderen
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| 66
Strategien, um belastende Bindungen
eingehen zu können
„Das Kind muss den Anteil
in sich unterdrücken, der
das Böse im Elternteil
entdecken könnte.“
J. Freyd 1996
Die Kinder zeigen Anzeichen von
Dissoziation, Freeze und
Fragmentierung, wenn sie mit ihren
Eltern unter Stress interagieren.
Downing (2007), Liotti (2005) .
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| 67
Teufelskreis im Team: Narzissmusfalle
Mitarbeiter zieht sich zurück
oder reagiert über.
Auftreten der Symptomatik,
Entwertung des Mitarbeiters.
Narzissmusfalle
Jugendlicher macht
„besonderes“
Beziehungsangebot.
Mitarbeiter fühlt sich unwohl,
überfordert, emotional stark
involviert.
Jugendliche/r „testet“ Beziehung
aus, Reinszenierung von Abbrüchen,
Beziehungserfahrungen.
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Jugendliche/r fordert
Beziehung immer
stärker und intensiver
ein.
Hält diese intensive
Beziehungen kaum aus.
| 68
Mittlerer Abstand in der Beziehungsgestaltung
„Der Verstand kann uns sagen, was wir unterlassen
sollen. Aber das Herz kann uns sagen, was wir tun
müssen.“
Joseph Joubert
Emotionales
Engagement
Reflektierende/
professionelle
Distanz
Dammann 2006, Schmid 2007
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| 69
Traumapädagogische Beziehungsgestaltung
http://images.easyart.com/i/prints/rw/lg/3/3/Maxi-Posters-Balance-is-the-key-to-life--Elephant-on-ball--331158.jpg
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| 70
Häusliche Gewalt und Dating Violence –
Gewalt in eigenen Paarbeziehungen
› Erlebte häusliche Gewalt in Kombination mit eigenen Gewalterfahrungen
erhöht bei Jungen das Risiko für die Anwendung von emotionaler und
körperlicher Gewalt bei den ersten Liebesbeziehungen (Dating Violence)
deutlich (Wolfe et al. 2001).
› Junge Frauen mit einem Hintergrund von Gewalterfahrungen im
Elternhaus durchleben während der ersten Beziehungen zu jungen Männer
hingegen noch häufiger als andere Mädchen, dass ihre Grenzen
überschritten werden (O‘Keefe et al. 1997).
› Frauen, die als Kind Gewalt in ihren Familien erlebt haben, haben ein 5 Mal
höheres Risiko in Armut zu leben und ein 4-10 Mal erhöhtes Risiko für eine
Beziehung zu einem gewaltigen Partner (Bensley et al. 2003). Das Risiko
erhöht sich dabei, je jünger die Frauen beim Zusammenziehen sind und je
ausgeprägter die eigene Misshandlung in der Kindheit war.
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| 71
Transgenerationale Weitergabe
„Gewalt ist die letzte Zuflucht des Unfähigen“
Issac Asimov
Wichtige Fertigkeiten konnten nicht
erlernt werden!
Keine Modelle für:
1. Gemeinsame Konfliktlösung
2. Adäquaten Emotionsausdruck
3. Adäquate Selbstbehauptung
4. Selbstwirksamkeit in Beziehungen, Bedürfnisse negiert
5. Umgang mit Schwäche, Frustration
6. …………
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| 72
Fazit & Schlussfolgerungen I
› Traumatisierungen sind in der Jugendhilfe eher die Regel
als die Ausnahme. Besonders schwer sequentiell
traumatisierte Kinder und Jugendliche scheitern oft in den
herkömmlichen Angeboten der stationären Jugendhilfe.
› Traumafolgestörungen sind vielfältig und wirken sich auf
alle Lebensbereiche aus – kaum eine andere psychische
Störung wirkt sich so nachhaltige auf die Teilhabechancen
aus wie frühe Vernachlässigung und Kindesmisshandlung.
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| 73
Fazit & Schlussfolgerungen II
› Traumafolgestörungen können zu mannigfaltigen
pädagogischen Problemen führen.
› Viele Abbrüche sind Resinzenierungen - in Krisen
alternative Beziehungs- oder soziale Lernerfahrungen
anzubieten ist der Kern jeder erfolgreichen psychosozialen
Intervention.
› Chronisch traumatisierte Kinder leiden häufig unter
spezifischen Symptomen, da sie grundlegende Fertigkeiten
in ihren Ursprungsfamilien nicht erlernen konnten. Diese
unterentwickelten Fertigkeiten sollten im Rahmen von
milieu-therapeutischen Angeboten gezielt gefördert
werden.
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| 74
AG: Traumasymptome bei Ihren Kindern
› Welche der beschriebenen Traumafolgestörungen (Dissoziation, Probleme
bei der Emotionsregulation, Schmerzwahrnehmung, etc.) können Sie in
welcher Art und Weise bei schwer traumatisierten Kindern in Ihrem
beruflichen Alltag beobachten?
› Welche Traumafolgestörungen erleben Sie im Alltag als besonders
belastend und herausfordernd?
› Welche Art der Beziehungsgestaltung beobachten Sie bei traumatisierten
Kindern in Ihrem Alltag? Wie reagieren Sie darauf?
› Welche Situation löste die letzte heftige Krise aus? Inwiefern könnte es sich
dabei um einen Trigger oder eine Reinszenierung einer traumatischen
Beziehungserfahrung handeln?
› Welche sozial-pädagogischen oder heil-pädagogischen Strategien haben Sie
bei diesen besonders stark traumatisierten Kindern schon ausprobiert?
Was hat gut geklappt? Was bleibt schwierig?
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| 75
Einleitung
„Die meisten „Erwachsenen“ beschäftigen sich zu
wenig mit den Problemen die Jugendlichen
haben und zu viel mit den Problemen, die
Jugendliche machen.“
Ute Claas, Deutsche Kriminologin
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| 76
Anzahl vorheriger Fremdunterbringungen
›20% der stationären Hilfen enden im ersten Jahr mit einem „Abbruch“
› (Statistisches Bundesamt, 2004).
- Über 50% waren früher fremdplatziert.
- 30% weisen zwei oder mehr Platzierungen
auf.
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N = 304
| 77
Viele Beziehungsabbrüche I
› Je größer die psychosoziale Belastung der Jugendlichen,
desto wahrscheinlicher sind Abbrüche oder schwierige
Verläufe (Baur et al., 1998).
› Die Zahl der Beziehungsabbrüche geht mit einer höheren
Delinquenz (Ryan & Testa, 2004) sowie einer stärkeren
Teilhabebeeinträchtigung (Aarons et al., 2010) auf dem
weiteren Lebensweg einher.
› Je mehr Beziehungsabbrüche und gescheiterte Hilfen in
der Vorgeschichte, desto schlechter die Wirksamkeit der
aktuellen Jugendhilfemaßnahme (EVAS, 2004). Jeder
Wechsel ist zudem mit Ressourcenaufwand/Kosten im
Jugendhilfesystem verbunden.
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| 78
Martin Kühn, 2009
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| 79
Viele Beziehungsabbrüche I
Reihenschaltung
RGes = R1 + R2
Bei einer Reihenschaltung von
Widerständen / psychosozialen
Hilfen wird der Widerstand
größer.
Parallelschaltung
Rges = 1/R1 + 1/R2
Bei einer Parallelschaltung von
Widerständen / psychosozialen
Hilfen wird der Widerstand kleiner
als die einzelnen Widerstände.
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| 80
Beziehungsabbrüche II
› Klienten mit positiven Beziehungserfahrungen haben einen
besseren Verlauf bei psychosozialen Interventionen (Zersen
et al. 2006, Skodol et al. 2007).
› Im Sinne der aus der psychoanalytischen Familientherapie
stammenden Replikationshypothese können viele
Beziehungsabbrüche auch als unbewusste Wiederholung von
innerfamiliären Beziehungserfahrungen betrachtet werden.
› Viele Beziehungsabbrüche von psychisch sehr belasteten
Jugendlichen sind auf Ohnmachts-, Selbstinsuffizienz- und
Selbstunwirksamkeitsgefühle des pädagogischen Teams
zurückzuführen, die Ausstoßungstendenzen auslösen können
(vgl. Replikationshypothese).
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| 81
Ergebnisse
RPQ-Gesamtskala
Häufigkeiten (%)
100
90
Ca. ein Drittel der Pflegekinder liegt in einem
Bereich, in dem nur 2.5% der Kinder aus der
Allgemeinbevölkerung liegen!
80
70
60
Allgemeinbevölkerung
(N = 344)
Pflegekinder (N
50
40
30
20
10
0
-3
-6
-9
-12
-15
-18
-21 >21
Traumatische Erfahrungen und Beziehungsabbrüche sind entscheidend!
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| 82
Ergebnisse
CBCL-Global-Skala
Häufigkeiten (%)
Über 50% im klinisch auffälligen Bereich!
25
20
15
Normpopulation
Pflegekinder
10
5
0
-45
-50
-55
-60
-65
-70
-75
-80 >80
 Klinisch auffälliger Bereich
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T-Wertpunkte
| 83
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| 84
Ergebnisse
Parental Stress Scale
Häufigkeiten (%)
30
25
20
Normpopulation
15
Pflegekinder
10
5
0
-25
-30
-35
-40
-45
-50
-55
-60
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>65
CAVE Fragebogen für Eltern!
| 85
Einführung in die Traumapädagogik
„Man ist dort zu Hause, wo man verstanden wird.“
Indianisches Sprichwort
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| 86
Zwei Ebenen der Emotions- und
Beziehungsregulation
Aktuelle Gefühlsreaktionen
(nicht nur eigene)
werden heftiger und als
potentiell bedrohlich erlebt
Gegenwärtige Wirklichkeit
Wahrnehmung
Körperreaktion
Gedanken
Handlungsdrang
„Normale“ Beziehungen
Gefühle
Vergangenes traumatisches Erleben
Wahrnehmung
Körperreaktion
Gedanken
Gefühle
Handlungsdrang = Freeze/Fight/Flight
„Gefährliche“ Beziehungen
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„Glaubenssätze“
„Selbstbild“
| 87
Wirkungsweise der Milieutherapie
Gegenwärtige Wirklichkeit
Wahrnehmung
Körperreaktion
Gefühle
Gedanken
Handlungsdrang
´Traumapädagogisches Milieu / Therapie
Korrigierende Erfahrungen mit
Gefühlen und Beziehungen
im pädagogischen Alltag.
Schutz vor Retraumatisierung
und den damit verbunden
Gefühlen.
Wahrnehmung
Körperreaktion
Gefühle
Gedanken
Vergangenes traumatisches Erleben
Handlungsdrang
Förderliche Beziehungsgestaltung
Wahrnehmung
Körperreaktion
Gefühle
„Glaubenssätze“ und
Gedanken
„Selbstbild“
verändern sich nur durch
Handlungsdrang = Freeze
alternative Beziehungserfahrungen und gute Therapie.
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| 88
Neue Beziehungserfahrungen führen zu
Veränderung
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| 89
Traumapädagogik: Korrigierende Beziehungserfahrung
Traumapädagogische Haltung
Traumatisierendes Umfeld
Traumapädagogisches Milieu
› Unberechenbarkeit
› Transparenz /Berechenbarkeit
› Einsamkeit
› Beziehungsangebote/ Anwaltschaft
› Nicht gesehen/gehört werden
› Beachtet werden/wichtig sein
› Geringschätzung
› Wertschätzung (Besonderheit)
› Kritik und Entmutigung
› Lob und Ermutigung
› Bedürfnisse missachtet
› Bedürfnisorientierung
› Ausgeliefert sein – andere
Bestimmen absolut über mich
› Mitbestimmen können Partizipation
› Leid
› Freude
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| 90
Der sichere Ort
Kooperation mit dem
Herkunftssystem
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| 91
Der sichere Ort
Konzept
des sicheren Ortes
Nur ein „sicherer Ort“ erlaubt es die hochwirksamen
Überlebensstrategien aufzugeben und alternative
Verhaltensweisen zu erlernen.
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| 92
Haltung
Sicherer Ort
Sicherer
Ort
=
Äussere
Sicherheit
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+
Innere
Sicherheit
| 93
Was können Pflegeeltern aus der
Traumapädagogik übernehmen?
› Bedeutung von Psychohygiene und emotionaler
Entlastung › Wissen über Psychotraumatologie und Verbesserung
des Fallverständnis
› Regelmäßige traumapädagogische Reflektion der Arbeit
› Förderansätze bei den unterentwickelten Fertigkeiten
› Resilienzstunden und Spiel und Spaßzeit
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| 94
Besonderheiten von traumapädagogischen
Konzepten bei Pflegefamilien
› Pflegeeltern sind immer im „Dienst“ – Psychohygiene muss sein.
› Unterstützungssysteme von Pflegeeltern sind oft nicht
institutionalisiert – erst langsam entstehen entsprechende
Strukturen – Intervisions- und Supervisionsgruppen sind wichtig.
› Fördermöglichkeiten und Resilienz müssen in normalen
Wohnhäusern umsetzbar sein.
› Positive und negative Effekte der Gleichaltrigen auf die Indexkinder
fallen weg.
› Gemeinsames Narrativ aller Beteiligten über die Hilfe noch
wichtiger. In der Regel noch größere Gefahr, dass mit den
Herkunftseltern eine Konkurrenzsituation entsteht.
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| 95
Mitarbeiter als Teil des pädagogischen Konzeptes
› Traumatisierte Kinder lösen bei professionellen Helfern intensivste
Gefühle aus – Phänomen der sekundären Traumatisierung.
› Letztlich ist für die Frage, ob ein Kind nach einer Eskalation auf einer
Wohngruppe verbleiben und gehalten werden kann, nicht das
Problemverhalten sondern die Tragfähigkeit des Teams ist
entscheidend.
› Nur „stabile, sichere Mitarbeiter“ können in Krisensituationen
stabilisieren und deeskalieren.
› Mitarbeiter benötigen in Krisensituationen ähnliche innerpsychische
Fertigkeiten (natürlich auf viel höherem Niveau), wie die Kinder
(Emotionsregulation, Resilienzfaktoren).
› Sowohl die Heranwachsenden als auch die Mitarbeiter brauchen
letztlich einen sicheren Ort, an dem sie sich selbstwirksam erleben.
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| 96
Haltungselemente
Ebene des Kindes
Unbedingte Wertschätzung
Wertschätzung
Ebene der Mitarbeiter
der
Überlebensleistung Wertschätzung der Arbeitsleistung und
und der Besonderheit des Kindes.
"Guter Grund"
Hinter
jedem
Persönlichkeit.
Problemverhalten
und Hinter Fehlverhalten oder Widerstand
Widerstand des Kindes steckt ein "guter eines
Grund".
Die
Bedürfnisse
Mitarbeiters
zugrundeliegenden Grund".
müssen
beachtet
steckt
Die
und Bedürfnisse
"ein
guter
zugrundeliegenden
müssen
beachtet
und
"versorgt" werden, um ein Gefühl von "versorgt" werden.
Sicherheit wieder zu erlangen.
Individualisierung
Jedes
Kind
benötigte
eine
andere Es kann unterschiedliche Erwartungen an
Förderung und es darf nicht über- und Mitarbeiter
unterfordert werden. Auf die Bedürfnisse braucht
der Kinder wird individuell eingegangen.
Achtsamkeit
Achtsamkeit
auf
Anzeichen
Wichtige
von
Über-
Jeder
andere
Mitarbeiter
Form
der
Unterstützung.
und Out,
Symprome von Burn-
Unzufriedenheit,
Über-
und
Unterforderung.
Entscheidungen
Regelungen
eine
Spannungszustände, Achtsamkeit auf
Unterforderung.
Partizipation
geben.
und Wichtige
Entscheidungen
gemeinsam Regelungen
werden
werden
und
gemeinsam
ausgehandelt. Das Kind darf, wo immer ausgehandelt. Mitarbeiter können, wo
möglich, (mit)entscheiden.
Ziel
ist
das
Erleben
Selbstwirksamkeit.
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immer möglich, (mit)entscheiden.
von Ziel
ist
das
Erleben
Selbstwirksamkeit.
| 97
von
Institution
Leitung
„Versorger„
„Fachdienst“
„Gruppenpädagogen“
Kind
Externe Hilfen: Kollegiale Intervision/ Supervision/ Coaching/ Verband
Traumapädagogische Krisenanalyse
„Verstehen kann man das Leben nur rückwärts, leben muss man
es aber vorwärts.
Sören Kierkegaard
Traumapädagogische Verhaltensanalysen:
Jedes kindliche Verhalten macht auf Basis vorheriger
sozialer Lernerfahrungen einen Sinn – es gibt einen
„guten Grund“ für jedes noch so bizarre Verhalten!
Gibt es Auslöser (Trigger) die mit traumatischen
Erlebnissen assoziiert sind?
Beziehungs- und Sicherheitsbedürfnisse des Kindes
und der pädagogischen Fachkraft müssen versorgt
werden (im Alltag, in weiteren ähnlichen Situationen)!
http://de.wikipedia.org/wiki/Datei
:Kierkegaard.jpg
Was muss ein Kind lernen um sich in ähnlichen
Situationen zukünftig adäquater verhalten zu können,
wie kann dieser Lernprozess gefördert werden?
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| 99
Drei Ebenen der Unterstützung
› Administrative Ebene (eher Fachdienst)
› Abläufe
› Fachliche Weisungen
› Rechtliche Rahmenbedingungen
› Edukative Ebene
› Vermittlung von Wissen, Techniken
› Fallverstehen
› Supportive Ebene
› Emotionale Unterstützung/ Entlastung
› Verständnis
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| 100
Prinzipien der Interaktionsanalyse I
Überblick
› Sachliche Verhaltensbeschreibung und Identifikation des
möglichen Auslösers.
› Beachtung der emotionalen Reaktion und eventueller negierter
Emotionen und der daraus resultierenden oder unterdrückten
Handlungsimpulse.
› Analyse der Gegenübertragung und der eigenen emotionalen
Reaktion.
› Analyse der Grundlegenden Beziehungsbedürfnisse des Kindes
bzw. der zu beratenden Fachkraft.
› Autonomie- vs. Bindungsbedürfnis vorherrschend – auf dem
Hintergrund der psychosozialen Lerngeschichte des Kindes
verstehen.
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| 101
Prinzipien der Interaktionsanalyse II
Überblick
› Suche nach dem „guten Grund“ für jedes Verhalten.
› Es gibt immer mehr als eine mögliche Erklärung und
eine Lösung – erhöhe stets die Zahl deiner
Handlungsmöglichkeiten.
› Ressourcen-, Lösungs- und Verhaltensorientierung.
› Herstellen von Selbstwirksamkeit und Aufbau von
Selbstfürsorge für die beteiligten Fachkräfte und
Kinder.
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| 102
Die „Weil-Frage“ und der „gute Grund“
Die „Weil-Methode“ als eine Möglichkeit:
1. Eine andere Perspektive auf ein Problemverhalten
einzunehmen.
2. Den „guten Grund“ für ein Problemverhalten zu
identifizieren.
3. Einen Ansatzpunkt für eine Versorgung des
zugrundliegenden Bedürfnisse zu identifizieren.
4. Eine gemeinsame Perspektive in einem Team für ein
Problemverhalten entwickeln zu können.
Ein Fallbeispiel:
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| 103
AG: Schwierige Interaktionen
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| 104
Traumapädagogische Matrix
(Lang et al., 2009)
Ebenen des sicheren Ortes
Ansatzpunkte
› Verbesserung der Fertigkeiten der
Emotionsregulation.
Kinder
Institution
Struktur
Mitarbeiter
› Verbesserung der Sinnes- und
Körperwahrnehmung – Reduktion
der Dissoziationsneigung.
› Selbstfürsorge
› Aufbau von positivem Selbstbild,
Selbstwirksamkeit und sozialen
Fertigkeiten (inkl. Verbesserung
der Stresstoleranz).
› Erarbeitung von dynamischen
Resilienzfaktoren.
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| 105
Tabelle: Gesamtkonzept (Lang et al. 2009)
Balance der
Sinneswahrnehmung
Emotionsregulation
Resilienzfaktoren /
Bindung
Selbstwirksamkeit
Farbkonzept,
Materialien,
Heile Umgebung
Gefühlsraum
Einzelstunden
Die Hoheit übers
eigene Zimmer,
Regeln
aushandeln
Mitarbeiter
Imaginationsübungen /
Achtsamkeitsübungen
Emotionales
Versorgungsteam
„Birgit kommt um
zehn“
Erlebnisorientierte
Teamtage
Judotraining /
Haltetechniken
Kinder
Massagen, Öle,
Schmecken,
Aufmerksam
machen
Gefühle kennen
lernen / unterscheiden
Aktivitäten die
stark machen
Notfallkoffer,
Soziale
Kompetenz
Struktur
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| 106
Förderung der Sinneswahrnehmung
› Wahrnehmungsförderung im „Hier und Jetzt“
reduziert die Dissoziationsneigung
› Methoden:
- Geschmack (schmecken, genießen, kochen)
- Wellness (entspannen, sich schön machen und
pflegen, Gerüche)
- Taktile Sinneswahrnehmung (z.B. Barfußpfade,
Erlebnispädagogik)
- Kreativtherapien
- Natur wahrnehmen
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| 107
Tabelle: Gesamtkonzept (Lang et al. 2009)
Balance der
Sinneswahrnehmung
Emotionsregulation
Resilienzfaktoren /
Bindung
Selbstwirksamkeit
Farbkonzept,
Materialien,
Heile Umgebung
Gefühlsraum
Einzelstunden
Die Hoheit übers
eigene Zimmer,
Regeln
aushandeln
Mitarbeiter
Imaginationsübungen /
Achtsamkeitsübungen
Emotionales
Versorgungsteam
„Birgit kommt um
zehn“
Erlebnisorientierte
Teamtage
Judotraining /
Haltetechniken
Kinder
Massagen, Öle,
Schmecken,
Aufmerksam
machen
Gefühle kennen
lernen / unterscheiden
Aktivitäten die
stark machen
Notfallkoffer,
Soziale
Kompetenz
Struktur
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| 108
Psychoedukation Emotionen
› Welche Gefühle gibt es? Wozu?
› Was ist XX für ein Gefühl? Welche Funktion könnte das
Gefühl XY haben? Welchen Handlungsimpuls?
› Wann hat man so ein Gefühl? Was ist eine typische
Situation für das Gefühl XY?
› Was denkt man in solch einer Situation?
› Woran erkennt man, dass jemand anders als XY ist?
› Was ist der typische Gesichtsausdruck, wenn man XY ist?
› Wie fühlt sich das im Körper an?
› Wie wird das Gefühl stärker oder schwächer?
› Welche Gefühle hast Du, wie häufig?
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| 109
Gefühle als Basis der Handlungsmotivation
Gefühl
Handlungsimpuls
Angst
Flucht
Wut
Aggression, Abgrenzung
Trauer
Rückzug, Trost
Ekel
Ausspeien
Scham
Verstecken
Schuld
Ungeschehen machen
Neid
Zerstörung/Anstrengung
Eifersucht
Zugehörigkeit definieren
Glück
Ich will mehr!
Transfer des Handlungsimpulses zu einem situationsadäquaten Verhalten
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| 110
Nutzung von Medien
› Distanzierung hilft, über Emotionen im Alltag zu
sprechen – Filme und Bücher nutzen?
› Welche Gefühle hat XY in dieser Situation? Wie kommst
Du drauf? Was macht er? Was könnte er noch tun?
› Welche Gefühle kommen in Songtexten vor?
› Welche Musik zu welchem Gefühl?
› Welche Gefühle können wir bei 10 Minuten DVD
schauen entdecken (hat Bruce Willis Gefühle)?
› Welche Lösungsmöglichkeiten gäbe es?
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| 111
Emotionale Verwundbarkeit reduzieren
› Ritualisierte Alltagsabläufe – Ruhephasen im Alltag
› Rückzugsräume – beruhigendes Umwelt –
Farben/Pflanzen
› Ausreichend Schlaf
› Viel Bewegung
› Gesunde Ernährung
› Ausreichend trinken (Dehydration verstärkt Dissoziation)
› Keine Drogen (THC)
› Behandlung von körperlichen Erkrankungen
› Soziale Alltagsprobleme ansprechen und abschließen
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| 112
Förderung Emotionsausdruck
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| 113
Tabelle: Gesamtkonzept (Lang et al. 2009)
Balance der
Sinneswahrnehmung
Emotionsregulation
Resilienzfaktoren /
Bindung
Selbstwirksamkeit
Farbkonzept,
Materialien,
Heile Umgebung
Gefühlsraum
Einzelstunden
Die Hoheit übers
eigene Zimmer,
Regeln
aushandeln
Mitarbeiter
Imaginationsübungen /
Achtsamkeitsübungen
Emotionales
Versorgungsteam
„Birgit kommt um
zehn“
Erlebnisorientierte
Teamtage
Judotraining /
Haltetechniken
Kinder
Massagen, Öle,
Schmecken,
Aufmerksam
machen
Gefühle kennen
lernen / unterscheiden
Aktivitäten die
stark machen
Notfallkoffer,
Soziale
Kompetenz
Struktur
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| 114
Prinzip der Einzelstunde
› Äußere Struktur erleichtert professionelle
Beziehungsgestaltung
› Vor- und Nachbereitung der Stunden
› Positive Zeit zwischen Bezugsbetreuer und
Kind/Jugendlichem
› Verlässliche Beziehungszeit ohne Störungen
› Man muss sich „vergeben“ können.
Inhaltlich dient die Stunde der Förderung von
„Resilienzfaktoren“
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| 115
Resilienzfaktoren
› Gesunder Attributionsstil
› Problemlösefähigkeiten
› Mut
› Selbstwirksamkeitsüberzeugung
› Selbstvertrauen / Selbstwertgefühl
› Fähigkeit zur Emotionsregulation
› Sicheres Bindungsverhalten/ Vertrauen
› Soziale Kompetenz
› Zuversichtliche Lebenseinstellung / Spiritualität
› Intelligenz- Talente - Kreativität
› Humor usw…..
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| 116
Prinzip der Einzelstunde
› Bezugsbetreuer und Kind nutzen die Zeit für eine
gemeinsame Aktivität / gemeinsames Spiel.
› Für jedes Kind wird im Team eine Reihe von sinnvollen
Aktivitäten ausgewählt.
› Der Mitarbeiter wählt aus, welchen Resilienzfaktor er in
dieser Stunde fördern möchte („Absicht wirkt“).
› Der Mitarbeiter füllt vor und nach der Stunde ein
Formular aus, in welchem er zuerst Ziele für die Stunde
formuliert und nachher den Grad der Zielerreichung
einschätzt.
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| 117
Tabelle: Gesamtkonzept (Lang et al. 2009)
Balance der
Sinneswahrnehmung
Emotionsregulation
Resilienzfaktoren /
Bindung
Selbstwirksamkeit
Farbkonzept,
Materialien,
Heile Umgebung
Gefühlsraum
Einzelstunden
Die Hoheit übers
eigene Zimmer,
Regeln
aushandeln
Mitarbeiter
Imaginationsübungen /
Achtsamkeitsübungen
Emotionales
Versorgungsteam
„Birgit kommt um
zehn“
Erlebnisorientierte
Teamtage
Judotraining /
Haltetechniken
Kinder
Massagen, Öle
Aufmerksam
machen
Gefühle kennen
lernen / unterscheiden
Aktivitäten die
stark machen
Notfallkoffer,
Soziale
Kompetenz
Struktur
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| 118
Gruppenregeln und SelbstwirksamkeitSelbstunwirksamkeit
› Mit traumatisierten Kindern eskalieren
viele Situationen, bei denen die
Einhaltung von Regeln eingefordert wird.
› Starre Gruppenregeln überfordern
besonders belastete Kinder häufig.
› Je rigider die Anwendung von Regeln
desto unsicherer sind in der Regel die
Fachkräfte.
› Regeln werde daher individuell
ausgehandelt und begründet
(Selbstwirksamkeit; Regeln sichern gute
Beziehungen).
› Regeln sollen personifiziert und
internalisiert werden (familienähnliche
Struktur).
http://www.phpresource.de/forum/atta
chments/out-order/2455d1181334360na-toll-na-toll.jpg
› Regeln sind dazu da, Ausnahmen zu
begründen!
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| 119
Individuelle Regeln
„Der reißende Fluss wird gewalttätig genannt.
Warum nicht das Flussbett, welches ihn einengt?“
Bertolt Brecht
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| 120
Umgang mit Regeln
Deeskalation hat immer Vorfahrt
› Für welche Regel lohnt sich das Risiko einer
pädagogischen Eskalation? Was sind die Folgen?
(Lohnt eine Eskalation bis 1 Uhr nachts
wegen Licht aus um 22.00 Uhr?).
› Suche den richtigen Moment, um eine
Regelverletzung zu besprechen. Achte auf eine
wertschätzende Haltung und Argumente, warum
Dir diese Regel wichtig ist.
› Das Einfordern einer Regel macht nur in
Situationen Sinn, in denen das Kind diese auch
aufnehmen, annehmen und verstehen kann.
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| 121
Individualisierung
Gleiche Ausgangslage für alle?
Im Sinne einer gerechten
Auslese lautet die
Prüfungsaufgabe für alle
gleich: „Klettern Sie auf einen
Baum!“
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| 122
Notfallkoffer packen
› Spannungszustände beobachten lassen – Skalierung.
› Notfallkoffer für unterschiedliche Intensität der
Spannungszustände entwickeln.
› Bewältigung von Spannungszuständen verstärken – viel
Zuwendung für Bewältigungsverhalten.
› Hilfe holen einüben („Trockenübungen“).
› Möglichst wenig Zuwendung direkt nach dem
Problemverhalten.
› Keine problemorientierten Gespräche in
Spannungssituationen.
› Jugendliche: Verhaltensanalysen schreiben lassen.
› Gemeinsame Besprechung und Auswertung nach Austausch.
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| 123
Notfallkoffer
Fazit & Schlussfolgerungen
› Traumapädagogische Förderung:
− Angebot eines sicheren Ortes/hoffnungsvolle Bindungen
− Förderung der Sinnes- und Körperwahrnehmung
− Förderung der Selbstfürsorge und Selbstwirksamkeit
− Förderung der sozialen Kompetenzen
− Förderung emotionaler Kompetenzen
− Etablierung von Resilienzförderung
› Elemente von traumapädagogischen Konzepten finden sich auf jeder
Wohngruppe – sie unterscheiden sich somit eher durch Absicht,
Intensität, Rahmenbedingungen und durch die Konsequenz in der
Umsetzung.
› Es geht eher um eine traumasensible Haltung als um neue Techniken.
› Es geht darum, Beziehungsfallen zu vermeiden und Deeskalation zu
üben.
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| 125
Elternarbeit - schwierige Balancen
„Eltern sind auch Menschen“
R. Lempp
Elternrecht
Emotionales
Engagement
Reflektierende
Distanz
Ressourcenorientierung
Risikoabschätzung
Kinderschutz
Drang zur
Veränderung
Akzeptanz &
Validierung
Notwendigkeit der Triangulation
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|
11. Oktober
2014
126
Eltern und Entwicklungsaufgaben
Aufgaben von Eltern verändern sich … - andere
Form der Elternarbeit
Beschützer
› Säuglingsalter:
Versorgung
› Kleinkindalter:
Begrenzung
Emotionale
Validierung
Eltern definieren
› Vorschulalter:
› Schulalter:
Jugendliche definieren
› Jugendalter:
Bindung
Idealisierte
Modelle
Unterstützer
Verhandlungs
partner
Ermutiger
Kritiker
Lehrer
Versteher/
Vertrauter
Rategeber
Sicherer
Hafen
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Autonomie
fördern
Welterklärer
Finanzier
Realistische
Modelle
| 127
Entstehung von Interaktionsstilen?
Zentrale kindliche Bedürfnisse nach Young
› Sichere Bindungen (Sensitivität, Stabilität,
nährende Zuwendung, akzeptiert werden)
› Autonomie, Kompetenz und Identitätsgefühl
› Freiheit, berechtigte Bedürfnisse und
Emotionen auszudrücken
› Spiel – freies Kind
› Realistische Grenzen und selbst die Kontrolle
über die Grenze innehaben.
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| 128
| 129
Schemata
Beziehungsgestaltung zum pädagogischen Team
und zu Therapeuten
Negative automatische
Gedanken 
emotionales Priming
Alltag: Typische Interpersonelle Probleme
Ursprungsfamilie: Zentraler Beziehungskonflikt
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Grundannahme
„Überlebensregel“
| 130
Beziehungsgestaltung
Person des Helfers
Beziehungsbedürfnisse
Lebensgeschichte des
professionellen Helfers
Private und berufliche Situation
Person des Klienten
Beziehungsbedürfnisse
Lebensgeschichte des Klienten
Umweltbedingungen
Private Situation
Beziehungsebene
Professionelle
Begegnung
„Sicherer Ort“
Professionelle Rolle
Kooperationsebene
Klientenrolle
| 131
Grundbedürfnisse des Menschen
Klaus Grawe
› Bindungsbedürfnis
› Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle - Autonomie
› Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung und Selbstwertschutz
› Bedürfnis nach Lustgewinn und Unlustvermeidung
› Was bedeutet dies für die Gestaltung von professionellen
Beziehungen?
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| 132
Bedürfnis nach Bindung
+ Vermitteln, dass man da ist (Anwalt ist)
+ «gemeinsam» an Schwierigkeiten arbeiten
+ Vermitteln, dass Nöte bei Therapeut gut aufgehoben sind
+ Verständnis und Wertschätzung
+ Nonverbale Zuneigung und Nähe
(Sitzhaltung, Arme, Blick, Kopfnicken, lächeln)
+ Aktives Zuhören
+ Selbstoffenbarung
− Patient «allein» lassen (zu spät, vergessen, Termine häufig verschieben)
− Störungen zu lassen (Telefonieren, Klopfen etc….)
− Sich nicht an wichtige Dinge erinnern (Lebenssituation etc.)
− Gefühl geben, er sei einer von vielen
− Kritisieren und abwerten
− Nonverbale Distanz (im Sessel versinken, Arme verschränken, wenig Blick, kaum nicken und lächeln)
− Abgelenkt und ungeduldig
− Nicht richtig zuhören
− Auf persönliche Fragen abwehrend/kalt reagieren s. Stucki & Grawe (2007)
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| 133
Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle
+ Transparenz, Erklärungen
+ In alle Schritte/Entscheide explizit einbeziehen
+ Wahlmöglichkeiten bieten
+ Bereitschaft für Vorgehen/Techniken abklären
+ Spüren lassen, dass es um seine Anliegen geht
+ Auf Anregungen/Initiativen etc. eingehen
+ Eigenen Einfluss aufzeigen (Erfolge!)
+ Auf Über- und Unterforderung achten
− Alles selber entscheiden
− Therapieziel vorgeben
− Patienten «drängen»
− Eigeninitiative im Keim ersticken
− Im Unklaren lassen was passiert
− Uneindeutig und missverständlich ausdrücken
− Zu starke Problemaktivierung
− überfordern
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s. Stucki & Grawe (2007)
| 134
Bedürfnisse nach Selbstwertschutz/ -steigerung
+ Interesse zeigen
+ Stärken berichten lassen
+ Themen mit positiver Bedeutung ansprechen
+ Loben/Komplimente (Veränderungsbereitschaft, Mut etc.)
+ Erfolge verstärken
+ Gesunde Anteile betonen
+ Erfolge auf Patienten attribuieren
+ Guten Grund für Symptomatik herausarbeiten (Überlebensleistung)
− Desinteresse
− Unbeeindruckt sein
− Das bisher Erreichte als wenig hilfreich darstellen
− Kritisieren und abwerten
− Rollengefälle betonen
− Kranke Anteile im Vordergrund halten
− Misserfolge auf Patienten attribuieren
s. Stucki & Grawe (2007)
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| 135
Bedürfnis nach Lustgewinn/Unlustvermeidung
+ Positive Gefühle erleben lassen
+ Entspannungs-Achtsamkeitsübungen (Wohlbefinden induzieren)
+ Erfolge auskosten
+ Gemeinsam lachen, freundliche, entspannte Mimik
+ «Abwechslung»
+ Einladende Gestaltung des Therapieraums
+ Gepflegte Erscheinung des/der TherapeutIn
− Nur negative Gefühle haben Platz
− Unter Druck setzen
− Misserfolge überanalysieren
− Gelangweilt wirken, monoton, auf die Uhr schauend
− Monotonie
− Unordentlich, ungepflegt (Raum + Therapeut)
s. Stucki & Grawe (2007)
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| 136
Einleitung
Psychosoziale Risiken
› Bei psychisch kranken Eltern akkumulieren sich vielfältige
psychosoziale Risikofaktoren (Armut, abweichende
Elternsituation, Vernachlässigung, ungünstige Erziehungsstile,
beengte Wohnverhältnisse, Misshandlungsrisiken) - diese
Risikofaktoren addieren sich nicht nur auf, sondern verstärken
sich wechselseitig (Mattejat, 2000).
› Die Scheidungsrate bei psychisch kranken Eltern ist wesentlich
höher als die 40% in der Allgemeinbevölkerung.
› Die psychische Symptomatik der Kinder ist besonders ausgeprägt,
wenn beide Elternteile unter einer psychischen Störung leiden
(Kahn et al., 2004). Gesunde Elternteile können die psychische
Erkrankung ihres Partners teilweise kompensieren.
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| 137
Folgen für die Kinder
Sehr heterogen…..
Die psychische Erkrankung eines oder gar beider Elternteile kann
sich sehr unterschiedlich auswirken:
› Unterschiedliche Konflikte und Symptome bei den Kindern
› Kinder entwickeln oft ganz andere Symptome wie ihre Eltern
› Entwicklungsalter und –aufgaben spielen eine grosse Rolle
› Unterschiedliche Erkrankungen der Eltern
› Sucht
› Depression / Bipolare Störungen
› Persönlichkeitsstörungen
› Angsterkrankungen
› Zwangserkrankungen
› Schizophrener Formenkreis
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| 138
Verläufe bei Pflegefamilien (Gassmann 2009)
„Ersatzfamilien“
sehr intensive
Bindung an
Pflegefamilie
Gute
Kooperation mit
Ursprungsfamilie
„Ergänzungsfamilie“
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| 139
Störungsspezifische Probleme der Eltern
Typische Probleme
− Sucht: Kind wird wegen Sucht vernachlässigt, Misshandlung,
Modellernen, Suchtstoffe in der Wohnung…
− Persönlichkeitsstörungen: bedr. Autonomie, Impulsivität, Empathie,
Abwertungen, unklare Bindungsangebote, Kind dient der Befriedung
elterliche Bedürfnisse…
− Depression: Bedürfnisse als Belastung, Freudlosigkeit, Grenzen, …
− Trauma: Dissoziation, plötzliche Ängste, Misstrauen, Schlaf, …
− Psychosen: Wahnsysteme, negative Symptome, Verunsicherung
− Teilhabe: Paranoides Misstrauen, Scham…
− Angst/Zwang: Übernahme der Überzeugungen, Modellernen,
Einschränkungen aus Angst der Eltern…
− …………………………………………………………………………….
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| 140
Auswirkungen auf die Kinder
Hauptsächliche Probleme -1› Schuldgefühle – Glaube das eigene Verhalten,…….
› Scham
› Hilflosigkeit / Ohnmacht
› Angst vor Gewalt oder Selbstmord des Elternteils
› Verunsicherung und Desorientierung
› Vermindertes Selbstwertgefühl
› Soziale Isolation, Stigmatisierung
› Invalidierung – es fehlt jemand, der den Kindern die Welt
erklärt.
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 11. Oktober 2014
| 141
Teufelskreis –
Kinder psychisch kranker Eltern
Kölch & Schmid 2008
Behandlung der Eltern
ErziehungsProbleme
Kindliche Bedürfnisse
bleiben
Unbefriedigt
(Grenzen, Förderung)
Elterntrainings
reduzieren sowohl
Die Symptomatik der
Eltern als auch der
Kinder!!
(Heinrichs 2008)
Psychische
Belastung/
Symptomatik
der Kinder
Psychischen
Erkrankung der
Eltern
Entlastung wird nicht
erreicht
Verbesserung der Interaktion
Elterlicher Stress
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 11. Oktober 2014
Behandlung der Kinder
142
Rückführungsoptionen beinhalten
somit mindestens drei Prozesse
Prozess des
fremdplatzierten
Kinder
Prozess der
Eltern –KindInteraktion
Prozess der
Eltern
Veränderungen
Veränderungen
Veränderungen
Prozess der Interaktion
mit nicht platzierten
Geschwistern
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 11. Oktober 2014
| 143
Teufelskreis aus Bindung und Ausstoßung
(Stierlin 1980, Schweitzer 2002)
Ziele für die gesamte
Familie definieren
Familie drängt auf
Entlassung nach Hause,
für langfristige
Platzierung
nicht zu
motivieren
Familie
ist überfordert,
massive
Konflikte drängen auf
stationäre Aufnahme
Stationäre
Behandlung
als Übergang
definieren
Starke
Entlastung
durch stationäre
Behandlung,
Konkurrenz um bessere
„Elternschaft“
Eltern müssen in der Verantwortung gehalten werden
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 11. Oktober 2014
| 144
Heimerziehung als Übergang
› Jede stationäre Maßnahme ist ein
Übergang! – vgl. 34§ KJHG/SGB-VIII
› Die Bindungen zum Ursprungssystem
bleiben erhalten und sollten von der
Maßnahme auch profitieren.
› Eltern bleiben immer in der
Verantwortung, die sie leisten können
(fördern und fordern).
› Beziehungen zum verbleibenden
Ursprungssystem müssen neu definiert
werden.
› Jeder Beteiligte kann einen Teil zum Erfolg
der Maßnahme beitragen und seine
spezifischen Ressourcen einbringen.
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| 145
Beachtung der Loyalitätsbindung eines Kindes
im Rahmen der Fremdplatzierung
Conen 2007
Starke Loyalitätsbindung der Kinder
an die Eltern
Wir sind gegen
das Heim
Ich werte Euch auf
indem das Heim scheitert
Eltern
Sicher nicht - auch
wenn es auf meine Kosten geht
Wir sind Profis, wir
können Ihr Kind
besser erziehen
Heim
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 11. Oktober 2014
Kind
Wir werden die besseren
Eltern für Dich sein
| 146
Loyalitätsbindungen
Arbeit mit fremdplatzierten Kindern und ihren
Familien
„Wir können Kinder aus Familien nehmen, aber die
Familien nicht aus den Kindern.“
Ried Portengen
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 11. Oktober 2014
| 147
Biographiearbeit
Elternschaft umfasst drei Aspekte :
Biologische Elternschaft
Viele Eigenschaften; Loyalität
natürliche Zuneigung
Soziale Elternschaft
Versorgung
und Unterstützung
Juristische Elternschaft
Behördengänge, Entscheide,
Verantwortung
Ryan & Walker 1997
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| 148
Beachtung der Loyalitätsbindung eines
Kindes im Rahmen der Fremdplatzierung
Conen 2007
Starke Loyalitätsbindung der Kinder
an die Eltern
Eltern
Wertschätzung der Eltern
Betonung der elterlichen
Kompetenzen
Kind
Heim
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 11. Oktober 2014
Beachtung der
Loyalitätsbindungen
im pädagogischen
Prozess
| 149
Eltern von Hilfen überzeugen
› „Zementiere“ die anstehenden Entwicklungsaufgaben und die
Zukunftswünsche der Eltern für das Kind und ihre
diesbezüglichen Sorgen.
› Beschreibe die Teilhabebeeinträchtigung
ressourcenorientiert - benutze das therapeutische
Zauberwort „noch nicht“ so oft wie möglich.
› Vermeide es, die Eltern nur im geringsten zu kritisieren,
sondern lobe sie für ihre Bemühungen um das Wohl
des Kindes.
› Nehme konsequent eine Mehrgenerationsperspektive ein.
› Beschreibe den pädagogischen Bedarf des Kindes so
detailliert und verhaltensnah wie möglich.
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 11. Oktober 2014
| 150
Eltern von Hilfen überzeugen
› Informiere ausführlich fallbezogen über die
Unterstützungsmöglichkeiten der avisierten Hilfen.
› Benenne aktiv, wie schwer dieser Schritt ist.
› Definiere die stationäre Maßnahme als Übergang und
Chance für maximale Unterstützung zu einer entwicklungspsychologisch wichtigen Zeit.
› Erfrage und interessiere dich für die Hindernisse, die die
Eltern für eine Heimunterbringung sehen, nehmen Sie diese
Argumente ernst.
› Schätze das vergangene Engagement der Eltern wert – und
analysiere besorgt, in welche Bereiche dennoch die
Entwicklungsaufgaben nicht erreicht werden können.
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 11. Oktober 2014
| 151
Eltern von Hilfen überzeugen
› Betone die Bedeutung der elterlichen Beziehung für das
Kind – Entlastung der Beziehung vom Erziehungsalltag führt
oft zur nachhaltiger Verbesserung der Eltern-Kind-Beziehung.
› Die Neudefinition der Beziehung zu einem Kind mit
stationärem Hilfebedarf ist die Herausforderung und Chance
für alle Beteiligten.
› Weise auf die Gefahr des Teufelskreis von Ausstoßung und
Bindung hin und definiere klare Entwicklungsziele – mache
keine unrealistischen Versprechungen.
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 11. Oktober 2014
| 152
Eine Geschichte über die
Heimerziehung erzählen können
Aufnehmendes Heim
Schule
Vater
Andere
psychosoziale
Helfer
Wie kommt es,
dass eine
Fremdplatzierung
eingeleitet
werden muss?
Mutter
Zuweisende
Behörde
Grosseltern
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Kind
| 153
Isolation der Heimfamilien aufbrechen
Eltern gemeinsam aktivieren
Raus aus der
IsolationRessourcen
aktivieren
Erlebnispädagogik
Eltern -Kind
Gezielte Eltern
Kind -Therapie
Gruppenangebote: unser
Kind ist im Heim im
Frauenhaus
Wissen
vermitteln
Gemeinsam
Feste feiern
Erfahrungswissen
Nutzen
Aktivitäten für
Eltern
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Aktivitäten für Eltern
und Kinder
| 154
Coverstory
Was können Kinder erzählen?
Meine Eltern haben sich scheiden lassen, was alle in der
Familie sehr traurig gemacht hat. Ich habe danach viel Ärger in
der Schule mit meiner Lehrerein und anderen Kindern gehabt.
Meine Mutter konnte sich dann nicht mehr so um mich
kümmern wie sie es selbst gerne wollte – wir haben auch viel
gestritten.
Weil mich meine Mutter sehr lieb hat und möchte, dass es mir
gut geht, lebe ich jetzt im Kinderdorf. Dort kümmert man sich
um mich, hilft mir in der Schule und ich lerne, besser mit
anderen Kindern auszukommen und bin nicht mehr so traurig,
auch wenn mir meine Mutter manchmal fehlt. Meine Mutter
kommt mich im Kinderdorf oft besuchen. Sie sucht nun eine
Arbeit.
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 11. Oktober 2014
| 155
Coverstory
Was können Eltern erzählen?
Marcel ist ein Kind, das viel Struktur, klare Grenzen und
viel Förderung in der Schule braucht. Wir haben uns schon
immer viel um Alltagsdinge und die Schule gestritten.
Nach der Scheidung habe ich gemerkt, dass mir alles zu viel
wird. Ich konnte mich nicht mehr so um Marcel kümmern,
wie er es für seine gute Entwicklung braucht, ich war selbst
nur noch völlig erschöpft. Unsere Beziehung wäre
kaputtgegangen, wir haben nur noch gestritten. Seit er im
Kinderdorf ist bin ich von mich überfordernden
Erziehungsaufgaben entlastet, unsere Beziehung hat sich
gebessert und ich kann versuchen, eine gute Arbeit zu
finden. Wenn wir uns sehen, können wir was unternehmen
was uns beiden Spaß macht.
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 11. Oktober 2014
| 156
Warum viele Mamas und Papas nicht jeden
Tag für ihre Kinder da sein können
Deine Mama hatte es als Kind nicht gut. Sie wurde schlecht
behandelt und geschlagen. Sie hat nie bekommen, was Kinder
brauchen. Wenn eine Mama es als Kind sehr schlecht hatte, dann
schafft sie es oft selber nicht, für ihr Kind eine gute Mama zu
sein. Dann hat sie einfach noch viel zu viel mit sich selber zu tun.
Deine Mama kam nicht mit ihren Schwierigkeiten auf die Welt,
sondern sie ist von anderen Menschen ein Stück kaputt gemacht
worden. Wir können darüber unzufrieden und wütend sein. Wir
können aber auch lernen, zu sagen: Das ist nun mal so. Deine
Mama hat eine tolle Seite: Schliesslich hat sie dich zur Welt
gebracht. Und sie hat eine Seite, die dir weh tut: Sie konnte dir
nicht geben, was du gebraucht hättest.
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 11. Oktober 2014
| 157
Warum kommen Kinder ins Kinderheim / in eine
Pflegefamilie? – Entwickeln einer Coverstory 1/2
Was ist ein Kinderheim?
› Ein Kinderheim ist zur Hilfe da.
› Es ist zum Wohlfühlen, zum Versorgen (Essen usw.) da.
› Im Kinderheim erlebt man etwas.
› Man muss Regeln lernen und einhalten.
› Im Kinderheim erlebt man Spass und bekommt Liebe.
› Das Kinderheim ist zum Leben da.
› Es ist ein Heim, wo Kinder drin leben, die Probleme mit ihren
Eltern haben oder andere Probleme haben.
› Die Erzieher sind für uns da.
› Die Kinder sind für andere Kinder da.
› Das Kinderheim ist dafür da, dass man etwas lernen kann.
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 11. Oktober 2014
| 158
Gemeinsames Narrativ
Warum werden Kinder fremdplatziert?
Warum kommen Kinder ins Kinderheim?
› Wenn Eltern sich nicht so um ihre Kinder kümmern, wie sie das wollen?
Wenn Eltern selbst viele Probleme haben?
› Wenn die Eltern das Kind nicht gut versorgen können,….
› Wenn Eltern krank sind.
› Wenn Kinder mit den Eltern Krach haben.
› Wenn Kinder geschlagen oder missbraucht werden.
› Weil Kinder nicht mehr bei ihren Eltern leben möchten.
› Wenn die Eltern abgehauen sind.
› Wenn die Eltern gestorben sind.
› Wenn Eltern im Gefängnis sind.
› ……………………………………………………………………………
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Gemeinsames Narrativ
Narrativ für den Aufenthalt im Frauenhaus
› Du bist hier weil…….
› Deine Mutter ist mit euch hier hergekommen, weil
› Deine Mutter und dein Vater haben Probleme, weil…….
› Die Vater hat ……….. gemacht, weil………
› Das heisst für die Beziehung zu deinem Vater…..
› Hier bekommen sie Unterstützung bei…
› ………………………………………………………………
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Positive und negative Eltern-Introjekte
› +++
++
++
Papa
Mama
Ich
++
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Negative Eltern-Introjekte
› +++
--
++
Papa
Mama
Ich
--
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AG: Elternarbeit
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Transgenerationale Weitergabe
Mehrgenerationenperspektive
„An seinen Vorfahren kann man nichts ändern, aber
man kann beeinflussen, was aus seinen Nachkommen
wird.“
Francois de la Rochefoucault
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Entscheidende Fragen bei der Organisation
der Elternarbeit
› Wer macht was? Wer hat ausreichende Ressourcen?
› Welchen äusseren Rahmen braucht es? Ist eine Trennung von
Bezugsbetreuung und Elternarbeit sinnvoll?
› Was sind die impliziten und expliziten Aufträge für die
Kooperation mit den Eltern? Sind die Aufträge der
Wohngruppe, des Jugendamtes und der Eltern und nicht
zuletzt der des Beraters mit den vereinbarten Zielen konform?
› Auf welche Beziehungsbedürfnisse der Eltern muss ich in der
Beratung besonders achten?
› Welche Hindernisse für eine erfolgreiche Beratung der Eltern
gibt es? Wie könnte man diese ausräumen?
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Meine persönliche Haltung zur Elternarbeit
› Auch Eltern haben einen „guten Grund“ sich so zu verhalten,
wie sie es tun.
› 99% aller Eltern wollen das Beste für ihre Kinder.
› Elternarbeit braucht Ressourcen und Strukturen. Eltern holen
sich ihre Zeit sowieso, insbesondere die „Schwierigen“!
› Achte sehr auf einen klaren Rahmen und Kontrakt (keine
Türschwellen-Beratung)!
› Gibt es ein gemeinsames Narrativ, warum das Kind im „Heim“
ist? Warum nicht? Wie kann man eines Erarbeiten?
› Heimerziehung als Übergang definieren – Neudefinition der
Mutter-Kind-Beziehung – es wird anders hoffentlich/vielleicht besser!
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Meine persönliche Haltung zur Elternarbeit
› Psychoedukation – erkläre das Verhalten und die Bedürfnisse des Kindes –
Sensibilisierung.
› Um bei den oft sehr belasteten/selbst traumatisierten und mit
Erziehungsaufgaben überforderten Eltern grundlegende Veränderungen
erzielen zu können – braucht man Zeit für einen Beziehungsaufbau und
muss die Beziehungsbedürfnisse der Eltern aufgreifen.
› Viele psychisch kranke Eltern haben selbst überhaupt keine
Idee/Erfahrung von adäquatem, emotional bezogenem Erziehungsverhalten – benötigen viel Hilfe beim Erlernen von Erziehungsfertigkeiten.
› Soziales Problemlösen anwenden
› Verhaltens-, Ressourcen- und Lösungsorientierung
› VW-Regel - keine Vorwürfe - Wünsche für die Zukunft
› Klarheit und Transparenz
› Nicht argumentieren – „Für und Wider“ reflektieren lassen
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Elternarbeit benötigt Zeit und Geduld
Verlange von Eltern keine Änderung bevor Du
nicht wirklich verstanden hast, warum sie sich
so verhalten
„Um weiter zu springen, muss man manchmal einen Schritt
zurücktreten.“
Französisches Sprichwort
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Meine persönliche Haltung zur Elternarbeit
› Nehme eine Mehrgenerationenperspektive ein und versuche zu
verstehen, warum die Eltern grundlegende Erziehungsfertigkeiten
nicht erlernen konnten (erleichtert Empathie mit Eltern).
› Viele Eltern profitieren immens von Modellen und eigener
emotionaler und alltäglicher Versorgung (in Gruppe mitlaufen
lassen?).
› Man darf auch mit Eltern Rollenspiele machen!
› Erkenne den Schmerz und die Tragik an, dass das Kind nicht bei
seinen Eltern leben kann!
› Wertschätze die Bedeutung der Eltern für das Kind!
› Nach Ausnahmen und Beispielen von positivem Elternverhalten
suchen, herstellen und die Eltern für diese loben und wertschätzen.
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Milieutherapeutische Grundsätze Elternarbeit
„Gegen Kritik kann man sich wehren, aber gegenüber
Lob ist man machtlos.“
Sigmund Freud
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Meine Haltung zur Elternarbeit
Mache Elternarbeit ohne Probleme zu wälzen
› Verbringe Zeit mit den Eltern - habe Spaß mit den Eltern –
binde sie in Aktivitäten ein – erlebnispädagogische Projekte
für Eltern und Kinder – Elternarbeit ist viel mehr als über
Probleme reden.
› Nutze Biographiearbeit, insbesondere bei Kindern mit
wiederholten Beziehungsabbrüchen, Betreuungswechseln
und verleugneten, nicht wertgeschätzten Eltern(an)teilen.
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DANKE FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT
„Haltung ist eine kleine Sache,
die einen großen Unterschied
macht.“
Sir Winston Churchill
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