Thalwil - Historisches Lexikon der Schweiz

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03/10/2012 |
Thalwil
Polit. Gem. ZH, Bez. Horgen. Seegemeinde am linken Zürichseeufer, zusammengewachsen aus den früher
Wachten genannten Dorfteilen Ludretikon, Ober- und Unterdorf sowie Gattikon. Nach 1030 Talwile villam,
1133 Telwil. 1634 601 Einw.; 1762 1'100; 1799 1'149; 1833 1'318; 1850 1'889; 1880 3'293; 1900 6'791; 1950
8'787; 2000 15'805.
Früheste sichere Siedlungsspuren sind vier 1935 entdeckte frühma. Gräber im unteren Schwandel. Ältester
Dorfteil ist das 915 erw. Ludretikon. Grundbesitzer waren im 11. Jh. das Kloster Muri, die Gf. von Habsburg
und die Frh. von Eschenbach. 1064 wurde laut den Acta Murensia Landbesitz Muris von den Habsburgern
bestätigt. Das Kloster verfügte 1495 über zwölf Höfe, die ihm bis zur Aufhebung 1835 erhalten blieben. Als
Verwaltungsgebäude diente das 1900 abgebrochene grosse Amtshaus am See. Zudem besass Muri die
Bannegg-Waldung (1283 erw.), welche 1433 an die damaligen Inhaber der Klosterhöfe verkauft wurde.
Daraus erwuchs die noch heute existierende Holzkorporation, die älteste des Kantons. Neben Muri besass
auch das Kloster Wettingen drei Lehenhöfe. Andere geistl. Grundbesitzer im SpätMA waren v.a.
Grossmünster, Spital, Predigerkirche, Oetenbach und St. Verena in Zürich. Die Vogtei lag im 14. Jh. als österr.
Pfand zunächst bei der Fam. Brun, hernach bei den von Neuenfels und Niklaus von Babenheim. 1385 kam sie
durch Kauf zunächst an Andreas Seiler von Zürich und darauf an die Stadt selbst. 1437 wurde sie mit der
Vogtei Horgen vereinigt. Eine St. Martin geweihte Kirche wird 1159 erw., als erste Kirche am linken Seeufer.
Durch Tausch gelangte sie 1253 von Muri an Wettingen, welches das Kollaturrecht über die Reformationszeit
hinaus bis 1838 ausübte. 1711 trennte sich Langnau am Albis von der Kirche T. Nach Umbauten zwischen
1578 und 1656 wurde die alte Kirche 1845-47 vollständig durch einen Neubau ersetzt, 1943 durch einen
Brand zerstört und danach wieder aufgebaut. Der 1899 erbauten kath. Kirche wurde erst 1924 ein Turm
angefügt. Um 1850 fast ausschliesslich reformiert, waren die Einwohner 2000 zu 41% reformiert, zu 34%
katholisch.
Bis zur Industrialisierung war T. vorwiegend ein Bauerndorf mit viel Rebgebiet und dörfl. Handwerk. Zwei
Mühlen sind im SpätMA erwähnt, die eine seeseits, die andere sihlseits unterhalb des Gattikerweihers. Später
kam noch eine der Schoorenmanufaktur in Kilchberg gehörende Glasurmühle dazu. Ein Gerbereibetrieb wird
1624 erwähnt. Vor und während der Helvetik tat sich besonders der bekannte Kupferstecher und Maler
Johann Jakob Aschmann als polit. Führerfigur hervor. Zu Beginn des 19. Jh. entstanden viele Textilbetriebe.
Unter den Unternehmern finden sich alte Thalwiler Namen wie Schmid, Schwarzenbach oder Kölliker. Einzelne
dieser Firmen, wie die Heer & Co. AG (1831 als Kattundruckerei gegründet), die 1832 gegr. Seidenfirma
Schwarzenbach, die 1815 in Betrieb genommene Baumwollspinnerei Schmid in Gattikon und die 1831 gegr.
Färberei Weidmann am See, erlangten um die Jahrhundertwende grosse Bedeutung und hielten sich bis in die
1960er Jahre. Nach ihrer Stilllegung wurden die Fabrikgebäude abgerissen, an ihre Stelle traten
Wohnquartiere oder öffentl. Seeanlagen. Die Industrialisierung brachte T. einen grossen
Bevölkerungszuwachs und liess die einzelnen Dorfteile zusammenwachsen. Diese Entwicklung wurde durch
die 1875 eröffnete linksufrige Bahnlinie noch gefördert. Mit dem Bau der Linie von Zürich nach Zug (1897)
wurde das Dorf zum wichtigen Bahnknotenpunkt. Dank der guten Verbindungen nach Zürich und in die
Innerschweiz ist T. heute vorwiegend Wohngemeinde für Pendler (2000 76% Wegpendler). Neben dem
lokalen Gewerbe sind von den grösseren Unternehmungen die Unisys, die Schulmöbelfabrik Hunziker und die
aus der Vereinigten Färberei & Appretur AG hervorgegangene Wäscherei zu nennen. Daneben existieren
versch. Unternehmen der Chemiebranche.
Literatur
– Njbl. T., 1972-
URL: http://www.hls-dhs-dss.chD104.php
© 1998-2017 HLS: Alle Urheberrechte dieser elektronischen Publikation sind beim Historischen Lexikon der Schweiz, Bern. Für alle
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– H.J. Zwicky, Chronik der Gem. T., 1995
Autorin/Autor: Hans Jakob Zwicky
URL: http://www.hls-dhs-dss.chD104.php
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