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KinoKultur
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17. Juni 2012
Majestät will Frivoles
Diane Kruger ist die ideale Königin Marie-Antoinette in «Les Adieux à la Reine»
TV-Sender kennt Terrence Malick nicht
Der amerikanische Regisseur Terrence Malick hat
mit «Tree of Life» die Goldene Palme von Cannes
gewonnen, aber aus der Öffentlichkeit hält er sich
raus: keine Auftritte, keine Interviews, keine Fotos.
Jetzt hat ihn ein Videojournalist des Klatschsenders
TMZ (www.tmz.com) gefilmt – aber nicht erkannt.
Er stellte Benicio del Toro auf der Strasse, beachtete
den Mann, der sich neben dem Schauspieler vor der
Kamera zu verstecken versuchte, aber nicht. Das
war Malick, und die Szene ist so surreal wie ... wie
ein Terrence-Malick-Film.
von Matthias Lerf
Die Königin empfängt im Bett.
Bedienstete umschwirren sie:
Darfs ein wenig Kakao sein, ein
bisschen Rosenwasser? Majestät
jedoch hat Lust auf Lektüre, sie
verlangt nach der Vorleserin, und
die soll – schnell, schnell – «etwas
Frivoles» bringen. Ein Tag wie jeder andere am Hof, auch wenn
ein paar Kilometer weiter, in
­Paris, die ersten Köpfe rollen.
«Les Adieux à la Reine» erzählt
von den letzten Tagen, die MarieAntoinette 1789 auf Schloss Versailles verbrachte. In Paris wird die
Bastille gestürmt, aber die Nachrichten dringen nur langsam durch.
Und die Königin will sowieso
nichts hören, lebt in ihrer Luft­
blase. «Ihre Frivolität war schwer
hinzukriegen», sagt Diane Kruger,
«ich konnte Marie-Antoinette erst
richtig spielen, als mir der Regisseur sagte: ‹Stell dir einen bekannten Filmstar vor, dem jeder Wunsch
von den Lippen abgelesen wird.›»
In dieser Kategorie bewegt sich
Diane Kruger noch nicht, obwohl
sie zum Beispiel in Quentin Tarantinos «Inglourious Basterds»
schwer beeindruckte. Hof hält sie
deshalb im nüchternen BerlinalePalast. Und sagt: «Dass mich einiges mit Marie-Antoinette verb­
indet, ängstigt mich eher. »
Bret Easton Ellis will Lindsay Lohan
Nach seinem letzten Roman «Imperial Bedrooms»
schrieb der US-Kultautor Bret Easton Ellis an
einem Drehbuch, worüber er seine Twitter-Follower
fleissig informiert hat. «The Canyons» handelt
von «Jugend, Glamour und Sex», Regie wird Paul
Schrader führen. Für die Hauptrolle hat Easton Ellis
den Hardporno-Darsteller James Deen ausgewählt,
für sein weibliches Pendant verkündete er am
Dienstag stolz, das Skandalsternchen Lindsay
­Lohan(links) verpflichtet zu haben: «Lindsay nailed
it.» Am Freitag tauchten Berichte auf, Lohan zögere
noch. Viel Zeit zum Nachdenken bleibt ihr nicht:
Die Dreharbeiten beginnen am 9. Juli.
Pamela Anderson inspiriert Jeff Koons
Die Baywatch-Nixe Pamela Anderson hat die Art
Basel und die Schau von Jeff Koons in der Fondation
Beyeler beehrt. Der Künstler war ebenfalls anwesend,
sodass Pamela eine sie längst beschäftigende
­Indiskretion überprüfen konnte: dass nämlich auf
mehreren Koons-Bildern ihre Körperteile eine Rolle
spielen. Koons bestätigte die Information, die Anderson von der Mutter des Künstlers zugespielt wurde,
und lud die Kunstliebhaberin zur
Eröffnung seiner Schau in
Frankfurt ein, wo drei oder
vier solcher Körperteile zu
sehen sein werden.
Die altfranzösischen Sätze
waren nicht einfach für sie
Diane Kruger als Regentin: «Dass mich einiges mit Marie-Antoinette verbindet, ängstigt mich eher»
und auf diese Weise zur Vertrauten wird. Gespielt wird diese –
gut! – von Léa Seydoux, der
Schwester aus Ursula Meiers
­«Sister». «Ihre Figur macht eine
grössere Wandlung durch als meine», sagt Diane Kruger, «die Königin übernimmt erst gegen Ende
des Films Verantwortung, doch
man spürt, dass es zu spät ist.»
Sie habe sich exakt ans Drehbuch halten müssen, mit diesen
altfranzösischen Sätzen von
­Marie-Antoinette, erzählt Diane
Kruger, das sei nicht einfach gewesen. Die Mühe ist ihr aber nicht
anzusehen, nicht im Film und
nicht im Leben, in dem sie locker
zwischen Französisch, Deutsch
und Englisch wechselt, in allen
drei Sprachregionen Filme dreht
und Wohnsitze in Paris und Los
Angeles hat.
Ein glamouröses Leben wie
eine Königin? Frivolitäten? «Nein,
Knochenarbeit», betont Diane
Kruger, der wir bald wieder begegnen werden: Abgedreht hat sie
eine Komödie mit Dany Boon
(«Bienvenue chez les Ch’ties»)
und einen Hollywood-Film nach
einem Buch von Stephenie «Twilight» Meyer. Kommen darin auch
Vampire vor, Frau Kruger? «Nein,
nur Ausserirdische», lächelt
­Majestät. Und tritt ab.
FOTOs: keystone
Tatsächlich: Beide haben eine
Mutter, die Marie-Therese heisst,
beide sind in deutschsprachigen
Ländern aufgewachsen, die spätere Königin in Wien, die Schauspielerin – als Diane Heidkrüger
– in einem Dorf bei Hildesheim.
Beide kamen mit 16 nach Frankreich, Marie Antoinette als Gemahlin an den Hof von Ludwig
XVI., Diane Kruger nach Paris,
wo sie als Model arbeitete. Für die
ganz grosse Laufstegkarriere war
sie mit 1.70 Metern aber zu klein,
deshalb nahm sie früh Schauspielunterricht. Jetzt ist sie 35 Jahre alt
– wie die Königin in den Tagen
der Revolution.
«Les Adieux à la Reine» von
Benoît Jacquot ist kein opulenter
Ausstattungsfilm wie Sofia Coppolas «Marie-Antoinette». Nein,
im Mittelpunkt der französischen
Produktion steht Sidonie, eine
junge Angestellte, die der Königin
die Frivolitäten vorzulesen hat
S chla g l i ch t
«Les Adieux à la Reine»:
ab 28. Juni im Kino
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3 Fortsetzung von Seite 41
Tinguelys letzter Wunsch
­jahrelang in Frankreich, wo das
Genre im Gegensatz zur Schweiz
längst etabliert ist. Dort setzte er
etwa Günter Grass’ «Blechtrommel» artistisch-theatralisch um.
Aber auch für ihn ist die Leitung
einer 2-Millionen-Franken-Produktion, die 40 000 Zuschauer
anziehen soll, eine Herausforderung. Vorsichtig spricht er von
einem «Wachstumsprojekt».
Ausgeheckt wurde die Idee vom
«Ewigi Liebi»-Produzenten ­Darko
Soolfrank. Ein Modell von Tinguelys «Cyclop» aus dem Jahr
1970, das schon halb wie ein Bühnenbild aussieht, hatte ihn inspiriert. Für einmal wollte er aber
kein Musical auf die Beine stellen,
sondern «etwas Verspieltes». Deshalb fragte er Boë an. Dieser fing
Feuer und setzt nun mit dem
Komponisten Markus Gfeller
­Tinguelys stählerne Vision in ein
poetisches Theaterspektakel um.
Zwei Wochen vor der Premiere
ist alles da, was den TinguelyZauber ausmacht. Die rostigen
Räder drehen sich quietschend,
die Putschautos fahren verloren
im Kreis, die Artisten turnen kopfüber auf dem verschweissten Altmetallhaufen. Nur die Nase ist
immer noch kaputt.
Nicht so schlimm. Tinguely
musste sich auch mit Pannen herumschlagen. Einmal versuchten
Vandalen sogar, das «Monster» in
Brand zu stecken. Doch Tinguely
gab die Hoffnung nie auf, einen
«Vergnügungspark der Kunst» zu
schaffen, «der von Freude, Freiheit und grenzenloser Ausdrucksmöglichkeit» gekennzeichnet ist.
So nahe wie diesen Sommer kam
er seinem letzten Wunsch nie.
Von Tell bis Titanic: Die grössten Open-Air-Spektakel
Auf Seen, Hügeln oder einfach in
freier Natur: Die Freilichtheater
bieten Spektakuläres
Die Titanic sticht in den Thunersee! Oder wenigstens fast. Für
die Schweizer Premiere des
­Musicals«Titanic» an den
­Thunerseespielen (10.7.–30.8.)
wird der Bug des vor 100 Jahren
gesunkenen Dampfers nach­
gebaut. Mit Ausguck und Schornstein ragt das Bühnenbild zwölf
Meter hoch in den Berner Oberländer Himmel. Für das «Tell»Musical ist es nicht nötig, eine
aufwendige Kulisse zu bauen. Die
Berge rund um den Walensee sind
spektakulär genug. Das neu
­geschriebene und komponierte
Musical orientiert sich an Schillers
Vorlage (Walen-Seebühne Walen-
stadt, 18.7.–25.8.). Weiterhin
eindrucksvoll ist der 60 Tonnen
schwere und 24 Meter hohe Kopf,
der für die Oper «André Chenier»
an den Bregenzer Festspielen aus
dem Bodensee ragt (19.7.–18.8.).
Und magisch ist wie jedes Jahr
das Amphitheater von Avenches,
wo diesmal Giacomo Puccinis Oper
«La Bohème» neu inszeniert
wird (5.–17.7.). Im Hof des Wasserschlosses von Hallwyl kommt
Gioachino Rossinis «Il Barbiere di
Siviglia» zur Aufführung (27.7.–
25.8.). Und die Solothurn Classics
locken mit Klassikern von
­«Nabucco» bis «Otello» auf die
mittelalterliche St.-Ursenbastion
(29.6.–7.7.). Auch das klassische
Landschaftstheater ist mit seinen
einfachen Mitteln ein Erlebnis.
Auf dem Gurten bei Bern soll es
lustig werden dank «Holzers
Peepshow», einem Schwank um
eine Bauernfamilie, die Castingshow spielt (30.6.–25.8.). Das
Landschaftstheater Ballenberg
zeigt die Komödie «Der Pfarrer
und der Kapitän» der Berner
­Autorin Dagny Gioulami (11.7.–
25.8.). Und das traditionsreiche
Freilichttheater Moosegg im Emmental setzt auf die Uraufführung
der Tragikomödie «dr Zuchthüsler» von Markus Michel (4.7.–18.8.).
1. Klasse einfach,
5 Sterne zweifach.
Je zwei oder drei 5-Sterne-Nächte
im Suvretta House und im
Zermatterhof. Dazwischen eine
1.-Klasse-Traumreise im Glacier
Express. Eine Flasche Wein
zum Empfang und Wellness pur
à discrétion im Suvretta Sports
& Pleasure Club. Ab CHF 1640.–
bzw. 2230.–/Person.
Reservationen: Tel. 0 818 36 36 36
7500 St. Moritz
www.SuvrettahouSe.ch
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