KinoKultur 43 17. Juni 2012 Majestät will Frivoles Diane Kruger ist die ideale Königin Marie-Antoinette in «Les Adieux à la Reine» TV-Sender kennt Terrence Malick nicht Der amerikanische Regisseur Terrence Malick hat mit «Tree of Life» die Goldene Palme von Cannes gewonnen, aber aus der Öffentlichkeit hält er sich raus: keine Auftritte, keine Interviews, keine Fotos. Jetzt hat ihn ein Videojournalist des Klatschsenders TMZ (www.tmz.com) gefilmt – aber nicht erkannt. Er stellte Benicio del Toro auf der Strasse, beachtete den Mann, der sich neben dem Schauspieler vor der Kamera zu verstecken versuchte, aber nicht. Das war Malick, und die Szene ist so surreal wie ... wie ein Terrence-Malick-Film. von Matthias Lerf Die Königin empfängt im Bett. Bedienstete umschwirren sie: Darfs ein wenig Kakao sein, ein bisschen Rosenwasser? Majestät jedoch hat Lust auf Lektüre, sie verlangt nach der Vorleserin, und die soll – schnell, schnell – «etwas Frivoles» bringen. Ein Tag wie jeder andere am Hof, auch wenn ein paar Kilometer weiter, in ­Paris, die ersten Köpfe rollen. «Les Adieux à la Reine» erzählt von den letzten Tagen, die MarieAntoinette 1789 auf Schloss Versailles verbrachte. In Paris wird die Bastille gestürmt, aber die Nachrichten dringen nur langsam durch. Und die Königin will sowieso nichts hören, lebt in ihrer Luft­ blase. «Ihre Frivolität war schwer hinzukriegen», sagt Diane Kruger, «ich konnte Marie-Antoinette erst richtig spielen, als mir der Regisseur sagte: ‹Stell dir einen bekannten Filmstar vor, dem jeder Wunsch von den Lippen abgelesen wird.›» In dieser Kategorie bewegt sich Diane Kruger noch nicht, obwohl sie zum Beispiel in Quentin Tarantinos «Inglourious Basterds» schwer beeindruckte. Hof hält sie deshalb im nüchternen BerlinalePalast. Und sagt: «Dass mich einiges mit Marie-Antoinette verb­ indet, ängstigt mich eher. » Bret Easton Ellis will Lindsay Lohan Nach seinem letzten Roman «Imperial Bedrooms» schrieb der US-Kultautor Bret Easton Ellis an einem Drehbuch, worüber er seine Twitter-Follower fleissig informiert hat. «The Canyons» handelt von «Jugend, Glamour und Sex», Regie wird Paul Schrader führen. Für die Hauptrolle hat Easton Ellis den Hardporno-Darsteller James Deen ausgewählt, für sein weibliches Pendant verkündete er am Dienstag stolz, das Skandalsternchen Lindsay ­Lohan(links) verpflichtet zu haben: «Lindsay nailed it.» Am Freitag tauchten Berichte auf, Lohan zögere noch. Viel Zeit zum Nachdenken bleibt ihr nicht: Die Dreharbeiten beginnen am 9. Juli. Pamela Anderson inspiriert Jeff Koons Die Baywatch-Nixe Pamela Anderson hat die Art Basel und die Schau von Jeff Koons in der Fondation Beyeler beehrt. Der Künstler war ebenfalls anwesend, sodass Pamela eine sie längst beschäftigende ­Indiskretion überprüfen konnte: dass nämlich auf mehreren Koons-Bildern ihre Körperteile eine Rolle spielen. Koons bestätigte die Information, die Anderson von der Mutter des Künstlers zugespielt wurde, und lud die Kunstliebhaberin zur Eröffnung seiner Schau in Frankfurt ein, wo drei oder vier solcher Körperteile zu sehen sein werden. Die altfranzösischen Sätze waren nicht einfach für sie Diane Kruger als Regentin: «Dass mich einiges mit Marie-Antoinette verbindet, ängstigt mich eher» und auf diese Weise zur Vertrauten wird. Gespielt wird diese – gut! – von Léa Seydoux, der Schwester aus Ursula Meiers ­«Sister». «Ihre Figur macht eine grössere Wandlung durch als meine», sagt Diane Kruger, «die Königin übernimmt erst gegen Ende des Films Verantwortung, doch man spürt, dass es zu spät ist.» Sie habe sich exakt ans Drehbuch halten müssen, mit diesen altfranzösischen Sätzen von ­Marie-Antoinette, erzählt Diane Kruger, das sei nicht einfach gewesen. Die Mühe ist ihr aber nicht anzusehen, nicht im Film und nicht im Leben, in dem sie locker zwischen Französisch, Deutsch und Englisch wechselt, in allen drei Sprachregionen Filme dreht und Wohnsitze in Paris und Los Angeles hat. Ein glamouröses Leben wie eine Königin? Frivolitäten? «Nein, Knochenarbeit», betont Diane Kruger, der wir bald wieder begegnen werden: Abgedreht hat sie eine Komödie mit Dany Boon («Bienvenue chez les Ch’ties») und einen Hollywood-Film nach einem Buch von Stephenie «Twilight» Meyer. Kommen darin auch Vampire vor, Frau Kruger? «Nein, nur Ausserirdische», lächelt ­Majestät. Und tritt ab. FOTOs: keystone Tatsächlich: Beide haben eine Mutter, die Marie-Therese heisst, beide sind in deutschsprachigen Ländern aufgewachsen, die spätere Königin in Wien, die Schauspielerin – als Diane Heidkrüger – in einem Dorf bei Hildesheim. Beide kamen mit 16 nach Frankreich, Marie Antoinette als Gemahlin an den Hof von Ludwig XVI., Diane Kruger nach Paris, wo sie als Model arbeitete. Für die ganz grosse Laufstegkarriere war sie mit 1.70 Metern aber zu klein, deshalb nahm sie früh Schauspielunterricht. Jetzt ist sie 35 Jahre alt – wie die Königin in den Tagen der Revolution. «Les Adieux à la Reine» von Benoît Jacquot ist kein opulenter Ausstattungsfilm wie Sofia Coppolas «Marie-Antoinette». Nein, im Mittelpunkt der französischen Produktion steht Sidonie, eine junge Angestellte, die der Königin die Frivolitäten vorzulesen hat S chla g l i ch t «Les Adieux à la Reine»: ab 28. Juni im Kino anzeige 3 Fortsetzung von Seite 41 Tinguelys letzter Wunsch ­jahrelang in Frankreich, wo das Genre im Gegensatz zur Schweiz längst etabliert ist. Dort setzte er etwa Günter Grass’ «Blechtrommel» artistisch-theatralisch um. Aber auch für ihn ist die Leitung einer 2-Millionen-Franken-Produktion, die 40 000 Zuschauer anziehen soll, eine Herausforderung. Vorsichtig spricht er von einem «Wachstumsprojekt». Ausgeheckt wurde die Idee vom «Ewigi Liebi»-Produzenten ­Darko Soolfrank. Ein Modell von Tinguelys «Cyclop» aus dem Jahr 1970, das schon halb wie ein Bühnenbild aussieht, hatte ihn inspiriert. Für einmal wollte er aber kein Musical auf die Beine stellen, sondern «etwas Verspieltes». Deshalb fragte er Boë an. Dieser fing Feuer und setzt nun mit dem Komponisten Markus Gfeller ­Tinguelys stählerne Vision in ein poetisches Theaterspektakel um. Zwei Wochen vor der Premiere ist alles da, was den TinguelyZauber ausmacht. Die rostigen Räder drehen sich quietschend, die Putschautos fahren verloren im Kreis, die Artisten turnen kopfüber auf dem verschweissten Altmetallhaufen. Nur die Nase ist immer noch kaputt. Nicht so schlimm. Tinguely musste sich auch mit Pannen herumschlagen. Einmal versuchten Vandalen sogar, das «Monster» in Brand zu stecken. Doch Tinguely gab die Hoffnung nie auf, einen «Vergnügungspark der Kunst» zu schaffen, «der von Freude, Freiheit und grenzenloser Ausdrucksmöglichkeit» gekennzeichnet ist. So nahe wie diesen Sommer kam er seinem letzten Wunsch nie. Von Tell bis Titanic: Die grössten Open-Air-Spektakel Auf Seen, Hügeln oder einfach in freier Natur: Die Freilichtheater bieten Spektakuläres Die Titanic sticht in den Thunersee! Oder wenigstens fast. Für die Schweizer Premiere des ­Musicals«Titanic» an den ­Thunerseespielen (10.7.–30.8.) wird der Bug des vor 100 Jahren gesunkenen Dampfers nach­ gebaut. Mit Ausguck und Schornstein ragt das Bühnenbild zwölf Meter hoch in den Berner Oberländer Himmel. Für das «Tell»Musical ist es nicht nötig, eine aufwendige Kulisse zu bauen. Die Berge rund um den Walensee sind spektakulär genug. Das neu ­geschriebene und komponierte Musical orientiert sich an Schillers Vorlage (Walen-Seebühne Walen- stadt, 18.7.–25.8.). Weiterhin eindrucksvoll ist der 60 Tonnen schwere und 24 Meter hohe Kopf, der für die Oper «André Chenier» an den Bregenzer Festspielen aus dem Bodensee ragt (19.7.–18.8.). Und magisch ist wie jedes Jahr das Amphitheater von Avenches, wo diesmal Giacomo Puccinis Oper «La Bohème» neu inszeniert wird (5.–17.7.). Im Hof des Wasserschlosses von Hallwyl kommt Gioachino Rossinis «Il Barbiere di Siviglia» zur Aufführung (27.7.– 25.8.). Und die Solothurn Classics locken mit Klassikern von ­«Nabucco» bis «Otello» auf die mittelalterliche St.-Ursenbastion (29.6.–7.7.). Auch das klassische Landschaftstheater ist mit seinen einfachen Mitteln ein Erlebnis. Auf dem Gurten bei Bern soll es lustig werden dank «Holzers Peepshow», einem Schwank um eine Bauernfamilie, die Castingshow spielt (30.6.–25.8.). Das Landschaftstheater Ballenberg zeigt die Komödie «Der Pfarrer und der Kapitän» der Berner ­Autorin Dagny Gioulami (11.7.– 25.8.). Und das traditionsreiche Freilichttheater Moosegg im Emmental setzt auf die Uraufführung der Tragikomödie «dr Zuchthüsler» von Markus Michel (4.7.–18.8.). 1. Klasse einfach, 5 Sterne zweifach. Je zwei oder drei 5-Sterne-Nächte im Suvretta House und im Zermatterhof. Dazwischen eine 1.-Klasse-Traumreise im Glacier Express. Eine Flasche Wein zum Empfang und Wellness pur à discrétion im Suvretta Sports & Pleasure Club. Ab CHF 1640.– bzw. 2230.–/Person. Reservationen: Tel. 0 818 36 36 36 7500 St. Moritz www.SuvrettahouSe.ch