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zeitung
„Das ärgert mich so
an Ihnen, Dolly …“
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Okt 10
Nov 10
Robert Meyer als Horace Vandergelder
und Sigrid Hauser als Dolly Levi in „Hello, Dolly!“
1. Oktober 2010 | 19:30 Uhr
Saisonauftakt mit Mitgliedern der Wiener Symphoniker
und Werken von Johannes Brahms
9. Dezember 2010 | 19:30 Uhr
Zyklus
Nareh Arghamanyan, Preisträgerin des Blüthner
Golden Tone Award 2009, spielt Brahms, Rachmaninov u.a.
22. Jänner 2011 | 19:30 Uhr
Jean Muller und Florian Krumpöck auf zwei Klavieren mit
Werken von Mozart bis Reger
19. Februar 2011 | 19:30 Uhr
Eine musikalisch-virtuose Reise mit Florian Krumpöck
und Werken von Liszt, Rachmaninov, Stravinsky u.a.
14. März 2011 | 19:30 Uhr
Mitglieder des Niederösterreichischen Tonkünstler
Orchesters mit Musik von Schumann und Dvorak
16. April 2011 | 19:30 Uhr
Brahms & die Jahrhundertwende in Wien mit dem
philharmonischen Solocellisten Franz Bartolomey
14. Mai 2011 | 19:30 Uhr
Schumann und Debussy mit dem ARD Wettbewerbs-Sieger
Adrian Oetiker
Konzerte im Großen Ehrbarsaal
bluethnerzyklus.at
Wien heute
Die ganze Stadt
schaut zu!
täglich, 19.00 Uhr, ORF 2
wien.ORF.at
9. Juni 2011 | 19:30 Uhr
Schubertiade im Ehrbarsaal mit Solisten der
Wiener Symphoniker
Informationen & Kartenbestellung unter
01 512 01 10 oder [email protected]
Inhalt
04
" ... du gehörst zu uns!"
Liebes Publikum,
"Hello, Dolly!", neu an der Volksoper
Auch wenn ich auf unserem Titelfoto etwas verwirrt dreinschaue – an
der Seite von Sigrid Hauser den Horace Vandergelder in „Hello, Dolly!“
zu spielen und zu singen, ist ein reines Vergnügen! Ich hoffe, dass Sie
dieses Vergnügen ab Ende September ausgiebig mit uns teilen
werden. Die Premiere dieses Klassikers soll dafür sorgen, dass die
Volksoper auch weiterhin die erste Adresse für großes klassisches
Musical in Wien bleibt.
07
"Eine Frau, die gern was
arrangiert"
Heiratsvermittler gestern und heute
08
"Ein Mensch will ich sein ..."
Zur Premiere von Dvoraks „Rusalka“
Doch nicht nur im Bereich des Musicals, auch in allen anderen Genres,
die unser buntes Haus zu bieten hat, geht es mit voller Kraft in die neue
Spielzeit: die Operette ist mit „Die Fledermaus“, „Der Vogel­händler“,
„Häuptling Abendwind“ und einer Serie von „Lehár, Straus & Stolz“
gewidmeten Konzerten vertreten; die Oper bietet u. a. „Tosca“, „La
Traviata“, „Die Zauberflöte“ und eine Neuproduktion von Dvořáks lange
vermisstem Meisterwerk „Rusalka“; das Wiener Staatsballett gesellt
sich ab Ende November mit der Uraufführung von Patrick de Banas
„Marie Antoinette“ hinzu; und auch die neue Spielstätte in den Mauern
der Volksoper lockt wieder: Im Foyer bieten wir Ende September zwei
Hermann-Leopoldi-Abende.
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Ein Tag im Leben des ...
Alfred Eschwé – Dirigent und Fotograf
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Damals
Grand Opéra an der Volksoper (Teil II)
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Blick in die Seele einer Frau
Zur Ballettpremiere "Marie Antoinette"
An einem anderen Haus müsste ich nun wohl meiner Hoffnung Ausdruck verleihen, dass „auch für Ihren Geschmack etwas dabei ist“.
An der Volksoper aber, die ich nun bereits in die vierte Saison führen
darf, ist das unnötig. Die Besucherinnen und Besucher dieses Hauses
besitzen genügend Neugierde und Interesse für das breit gefächerte
Programm, das – falsche Bescheidenheit beiseite – eben nur die Volksoper
bieten kann. Und diesen Weg wollen wir auch in der Saison 2010/11
fortsetzen.
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Fragebogen – Jörg Schneider
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Neu im Ensemble
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Service
Wahl- und Jugendwahlabonnement
Gehen Sie weiter mit uns und erleben Sie viele anregende Stunden in
Ihrer Volksoper!
Ihr
Impressum
Robert Meyer
Volksoperndirektor
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Volksoper Wien, Saison 2010/11
Direktor: Robert Meyer, künstl. Geschäftsführer
Mag. Christoph Ladstätter, kaufm. Geschäftsführer
Zeitung Ausgabe 13, Oktober/November 2010
Erscheinungsweise: zweimonatlich
Redaktionsschluss: 30. August 2010
Herausgeber: Wiener Volksopernfreunde (VOF),
Goldschlagstraße 84, 1150 Wien
Medieninhaber: Volksoper Wien GmbH,
Währinger Straße 78, 1090 Wien
Volksopern Nachrichten Nr.: 19, 2009/10
Redaktionsleitung: Christoph Wagner-Trenkwitz &
Helene Sommer
Redaktion: Jürgen Bauer, Felix Brachetka,
Eva Koschuh, Nina Moebius, Alfred Oberzaucher,
Prisca Olbrich, Eva Ruprecht, Claudia Schade
Gestaltung: Elisabeth Mayr
Hersteller: Druckerei Walla
Bildnachweise: Dimo Dimov, Javier Gareche, Günter
Mokesch, Axel Zeininger, Agenturen, Archiv der
Volksoper
„… du gehörst zu uns!“
„Hello, Dolly!“, neu an der Volksoper
Am New Yorker Broadway schlug das Stück 1964 wie eine Bombe ein: Mit 2.844 En-suite-Vorstellungen hielt es einen Aufführungsrekord (den erst das hierzulande als „Anatevka“ bekannte „Fiddler
on the Roof“ einstellte). Einer Legion von Charakter-Diven wie Carol Channing, Ginger Rogers oder
Betty Grable bot es die Möglichkeit, als resolute Heiratsvermittlerin Dolly Gallagher, geborene Levi
(einem Mittelding zwischen lustiger Witwe und barbiergleichem Faktotum der Stadt New York), die
Herzen des Publikums zu erobern.
„Hello, Dolly!“ – dieser Schlachtruf der silbernen Musical-Ära ist spätestens seit Ende der 1960er
Jahre auch in Wien ein Begriff. Auf die lokale Erstaufführung im Theater an der Wien 1968 mit
Marika Rökk folgte die Verfilmung mit Barbra Streisand und Walter Matthau in den Hauptrollen.
An der Volksoper wurde das Stück 1984 heimisch – Dagmar Koller verkörperte in allen Aufführungen die Titelrolle –, nun kehrt Jerry Hermans Meisterwerk mit Sigrid Hauser und Robert Meyer
in den Hauptrollen an unser Haus zurück.
Die musikalische Leitung übernimmt, erstmals an der Volksoper, John Owen Edwards, einer der
wichtigsten Dirigenten des Westends, dem „Londoner Broadway“. Der Musical-Vollprofi Josef Ernst
Köpplinger inszeniert erstmals ein Werk dieses Genres an der Volksoper, tatkräftig unterstützt von
Bühnenbildner Sam Madwar (dem die prächtigen Szenen bei „Guys and Dolls“ zu verdanken sind),
Kostümbildner Rainer Sinell und der Choreographin Ricarda Regina Ludigkeit.
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Dolly Levi,
geborene Gallagher, zieht liebevoll und
unerbittlich die Fäden bis zum glücklichen
Ausgang. Sie glaubt an das Gute im
mürrischen Millionär und behält recht.
(Sigrid Hauser)
Horace Vandergelder
sucht ein „liebes Frauchen“, das seinen
Haushalt auf Vordermann bringt. Er findet
Dolly Levi (oder besser: wird von ihr gefunden), die ihn auf Vordermann bringt.
(Robert Meyer)
Barnaby Tucker
will eigentlich nur den ausgestopften
Walfisch sehen. Stattdessen lernt er von
Dolly das Tanzen und von Minnie Fay
das Küssen.
(Peter Lesiak)
Cornelius Hackl
will einmal ein „verfluchter Kerl“ sein.
Sein Trip in die Großstadt führt ihn direkt
in den Hutladen und in das Herz der
reizenden Mrs. Molloy.
(Daniel Prohaska)
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Ambrose Kemper
ist ein seriöser Malkünstler. Er würde nie
singen und tanzen. Als er es endlich doch
tut, ist ihm seine angebetete Ermengarde
sicher.
(Jeffrey Treganza)
Ermengarde
ist Vandergelders Nichte, was an sich schon
ein Grund zum Heulen ist. Dank Dollys
Durchschlagskraft bekommt sie schließlich
ihren Ambrose.
(Johanna Arrouas)
Irene Molloy
hasst Hüte. Ein Kommis aus Yonkers führt
sie ohne Geld ins teuerste Restaurant von
New York – mit ihm wird sie unter die
Haube kommen.
(Katja Reichert)
Minnie Fay
findet Männer schrecklich … interessant.
Mit Barnaby als Kavalier erfährt sie,
woraus das Leben noch bestehen kann –
außer aus Hüten.
(Nadine Zeintl)
Ernestina Money
ist eine Nervensäge, die Vandergelder im
Harmonia Garden Restaurant eine harte
Zeit bereitet. Kaum ist er sie los, liefert er
sich Dolly aus.
(Dagmar Hellberg)
„Eine Frau, die gern
was arrangiert“ …
… so sieht sich Dolly Levi. Und zu dem „was“ gehören
auch glückliche Ehen, derer sie in unserem Musical
mindestens drei stiftet. Die arrangierte Ehe – ein überkommenes Modell? Keineswegs, wie Susanne Gaschke
in ihrem Buch „Die Emanzipationsfalle“ (2005) feststellt:
„Vielleicht wäre die Antwort auf Scheidungsrekorde,
Geburtenkrise und flächenbrand-artige Einsamkeit
tatsächlich eine neue Version der arrangierten Ehe.
Langzeitstudien zwischen in traditioneller Weise
arrangierten indischen und westlichen ‚romantischen’
Ehen ergeben, dass die arrangierten Ehen zwar weniger
glücklich begännen, dass aber nach fünf Jahren die Zufriedenheit der Partner die der ‚Romantiker’ übersteige.“
Bei orthodoxen jüdischen Familien übernahm die Funktion der Heiratsvermittlung der oder die sogenannte
Schadchen. Um diese tüchtige Person männlichen oder
weiblichen Geschlechts, um ihr Verhandlungsgeschick
und Manipulationstalent, ihre Überredungsgabe und
Diskutierfreude ranken sich zahlreiche Geschichten und
Witze, über die auch Sigmund Freud in seiner Schrift
„Der Witz und seine Beziehung zum Unbewußten“ (1905)
berichtete.
Karl Emil Franzos hob (in „Leib Weihnachtskuchen
und sein Kind“, 1896) die Ehrbarkeit des Berufsstandes
hervor: „Ein Schadchen gebraucht mancherlei Mittel,
um ein schwieriges Geschäft zustande zu bringen oder
ein bedrohtes zu retten, aber einem ehrbaren Manne
listig eine Entehrte als Braut zuzuführen, mit solcher
Schuld belastet kein Mann dieser Zunft sein Gewissen.“
Karl Kraus hingegen sah das Geschäft aus gegebenem
Anlass kritischer: „Als der – noch nicht ganz neunundsiebzigjährige – König von Spanien nach Wien kam,
wurden außer den Schadchen auch die Kupplerinnen
Wiens mobilisiert.“
Dolly Gallagher Levi hat als effiziente und originelle
Vertreterin der Zunft jedenfalls unsere Sympathie.
Geboren am 16. Jänner 1964 auf der Bühne des
St. James Theatre, erhielt sie ein gutes halbes Jahr später
eine Halbschwester: Die Heiratsvermittlerin Yente in
„Fiddler on the Roof“ (alias „Anatevka“). Natürlich haben
die Damen – wie so viele geborene Amerikanerinnen –
europäische Wurzeln: Dollys und Yentes tschechischer
Urgroßvater, der Heiratsvermittler Kecal in Smetanas
„Die verkaufte Braut“, zählte damals schon stolze 98
Jahre.
Rudolph Reisenweber
schätzt als Oberkellner Zucht und Ordnung
in seinem Restaurant. An jenem Abend
jedoch kommt alles ganz anders …
(Previn Moore)
Hello, Dolly!
Musikalische Komödie in zwei Akten
von Jerry Herman
Buch von Michael Stewart nach
„The Matchmaker“ von Thornton Wilder
Premiere am 25. September 2010
Voraufführungen am 22. und 23. September 2010
Weitere Vorstellungen am 28. September,
2., 4., 6., 9., 10., 12., 17., 18., 22., 24., 25., 27.,
31. Oktober, 6., 12., 22. November 2010
Dirigent: John Owen Edwards
Inszenierung: Josef Ernst Köpplinger
Bühnenbild: Sam Madwar
Kostüme: Rainer Sinell
Choreographie: Ricarda Regina Ludigkeit
Choreinstudierung: Michael Tomaschek
Dramaturgie: Christoph Wagner-Trenkwitz
Mrs. Dolly Gallagher Levi: Sigrid Hauser
Horace Vandergelder: Robert Meyer
Cornelius Hackl: Daniel Prohaska/
Jeffrey Treganza
Barnaby Tucker: Peter Lesiak/Oliver Arno
Minnie Fay: Nadine Zeintl/Johanna Arrouas
Irene Molloy: Katja Reichert/Julia Koci
Ambrose Kemper: Jeffrey Treganza/
Paul Schweinester
Ermengarde: Johanna Arrouas/Anna Veit
Ernestina Money: Dagmar Hellberg
Rudolph, Oberkellner: Previn Moore
Richter: Gerhard Ernst
6_7
Ein Mensch will ich sein,
im Glanz der Sonne leben!
Antonín Dvořáks Märchenoper in der Neuinszenierung
von Renaud Doucet und André Barbe
„Rusalky“ bezeichnen im Russischen weibliche Wassergeister, wunderschön und
mit magischen Fähigkeiten ausgestattet. Fabelwesen ihrer Art geistern durch alle
westlichen Kulturen, heißen andernorts Melusine oder Undine und verstricken sich
für gewöhnlich in eine Liebesgeschichte mit einem Menschen
– meistens zum Unglück beider.
Kristiane Kaiser (Rusalka)
Rusalka
Im 16. Jahrhundert schrieb Paracelsus eine Abhandlung
„über die Nymphen, Sylphen, Pygmäen, Salamander und
die übrigen Geister“. Über die „Wasserleute“ heißt es
darin: Sie „kommen aus ihren Gewässern heraus zu uns,
lassen sich kennen lernen und handeln und wandeln mit
uns, gehen wieder fort in ihr Wasser, kommen wieder,
das alles, damit der Mensch Gottes Werke betrachte.“
Wie alle „Geistmenschen“ besitzen auch sie Verstand
und Weisheit, doch zum vollen Menschsein fehlt ihnen
die Seele: „Nun sind sie zwar Menschen, aber nur im
Tierischen ohne Seele.“
In den zahlreichen Geschichten um Seejungfrauen,
die sich in einen Menschen verlieben, ist denn auch
die Sehnsucht nach dem Geliebten mindestens so
groß wie die Sehnsucht, eine unsterbliche Seele zu
besitzen. Friedrich de la Motte-Fouqués „Undine“ ist
sogar von ihrem ehrgeizigen Vater, einem „mächtigen
Wasserfürsten im Mittelländischen Meere“, dazu
ausersehen, einer Seele teilhaftig zu werden, „und
müsse sie darüber auch viele Leiden der beseelten Leute
bestehen“.
Lyrisches Märchen in drei Akten
von Antonín Dvořák
Dichtung von Jaroslav Kvapil
Deutscher Text von Eberhard Schmidt
In deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln
Premiere am 23. Oktober 2010
Weitere Vorstellungen am
28., 30. Oktober,
1., 9., 11., 16., 24. November,
1. Dezember 2010
Werkeinführung jeweils eine halbe Stunde vor
Beginn der Vorstellung im Galerie-Foyer
(Premiere ausgenommen)
Dirigent: Henrik Nánási
Regie: Renaud Doucet
Ausstattung: André Barbe
Lichtdesign: Guy Simard
Dramaturgie: Helene Sommer
„Nacht für Nacht werden deine Schwestern dich
beweinen“
Auch Dvořáks „Rusalka“ sehnt sich nach der Seele, wie
sie dem Wassermann anvertraut: „Du selbst erzähltest
die unbekannten Sagen, von ihren Seelen, die wir nicht
haben, von Menschenseelen, die himmelwärts steigen,
wenn der Mensch stirbt und eingeht in das Nichts!“
Doch der Wassermann warnt sie: voller Sünden ist
die Seele; aber auch voller Liebe, entgegnet Rusalka.
Denn aus Liebe möchte sie zu den Menschen gehören.
Der Wassermann beklagt ihr Schicksal und nimmt
so ihr tragisches Ende schon zu Beginn der Oper
vorweg: „Nacht für Nacht werden deine Schwestern
dich beweinen, dir ist nicht mehr zu helfen, sobald ein
Mensch dich in seinen Bann zieht!“
Wie Hans Christian Andersens „Kleine Meerjungfrau“
muss auch Rusalka ihre Stimme für ihre menschliche
Gestalt opfern. Die Liebe des Prinzen entscheidet über
ihr Schicksal: Dauerhaft muss sie ihn für sich gewinnen,
andernfalls droht ihr in der Tiefe des Wassers ein Dasein
in Verdammnis. Von ihrem zauberhaften Wesen sofort
eingenommen, nimmt der Prinz Rusalka mit sich. Doch
seine Liebe ist nicht von Dauer: Ihr kühles Wesen bleibt
ihm fremd, und nach nur einer Woche wendet er sich der
leidenschaftlichen fremden Fürstin zu. Die Folgen sind
verheerend: Eine Rückkehr zu Ihresgleichen ist Rusalka
nur möglich, wenn sie das Herz des Geliebten mit einem
von der Hexe Ježibaba gereichten Messer durchbohrt.
Doch sie nimmt ihr Schicksal an und wandelt als Irrlicht
über das Wasser. Der Prinz, rastlos und schuldbewusst,
sucht in ihren Armen tödliche Erlösung.
Der Prinz: Aleš Briscein/Vincent Schirrmacher
Die fremde Fürstin: Victoria Safronova/
Adrineh Simonian
Rusalka: Kristiane Kaiser/Caroline Melzer
Der Wassermann: Mischa Schelomianski/
Andreas Daum
Die Hexe Ježibaba: Dubravka Musovic/
Alexandra Kloose
Der Heger: Clemens Unterreiner/
Thomas Sigwald
Der Küchenjunge: Eva Maria Riedl/
Renée Schüttengruber
Erste Waldelfe: Heidi Wolf
Zweite Waldelfe: Elvira Soukop
Dritte Waldelfe: Martina Mikelić
Der Jäger: Gyula Orendt
Stefan Mickisch spielt und erklärt
Antonín Dvořáks „Rusalka“ am
Mittwoch, 20. Oktober 2010, 19:30 Uhr
8_9
„unwirsch“. Und als er einmal fragen ließ, ob er nicht ein
Libretto von ihm haben wolle, soll Dvořák geantwortet
haben, dass er jeden, der ihm ein Libretto brächte, die
Stiegen hinunterwerfen würde. Nach dieser Erfahrung
brauchte es nun die Vermittlung eines Dritten: Um
Weihnachten 1899 hörte Kvapil, dass Dvořák ein Libretto
suchte, und bat František Šubert, den Direktor des
Prager Nationaltheaters, als Mittelsmann zu fungieren.
Auf diese Weise kamen Kvapil – damals Chefdramaturg
am Nationaltheater – und Dvořák nun doch noch als
Librettist und Komponist zusammen.
Bedrohung der Natur durch die Kultur
Antonín Dvořáks Variante des Märchens von der
Wasserfee und ihrer Liebe zu einem Menschen wird zu
einer Parabel über das verlorene Band zwischen Mensch
und Natur: Zwar ist in der Faszination des Prinzen für
die geheimnisvolle Rusalka die Sehnsucht nach den
verlorenen Wurzeln noch spürbar, doch die Natur in
ihrer Reinheit, die keine Sünde, keine Leidenschaft,
keinen Willen kennt, bleibt ihm fremd, ja macht ihm
sogar Langeweile. Der Prinz steht für eine Welt, die
von Raffgier und Achtlosigkeit, Konsum und Dekadenz
geprägt ist. Erst im Sterben kehrt er zur Natur zurück –
erstmals tritt er wirklich mit Rusalka in Kontakt, nun,
da sie sich ihm, wieder im Besitz ihrer Stimme, erklären
kann. Durch seinen Tod hofft er, die Entfremdung von
der Natur zu sühnen: „Deine Küsse waschen mich rein
von meiner Sünde!“
Die Bedrohung der Natur hatte in der Entstehungszeit
der Oper auch eine tschechisch-nationale Komponente:
Hier wird die Natur zur Heimat, die durch die habs­
burgische Dominanz bedroht ist. Dem Librettisten
Jaroslav Kvapil war es durchaus wichtig, dass „das
Libretto der ‚Rusalka’ einen betont tschechischen
Charakter hat“.
„Voll Begeisterung und Freude“
Die Komposition entstand zwischen April und November
1900, zum größten Teil in Dvořáks Landhaus in Vysoká.
In einem Brief schwärmte er: „Ich bin voll Begeisterung
und Freude, dass mir die Oper so gut gelingt!“ Auf der
Höhe seines künstlerischen Schaffens hat Dvořák dieser
Oper ein besonders farbenreiches Klangbild gegeben;
auf das liebevollste charakterisierte er die Wasser- und
Waldgeister und ihre Umgebung und kontrastierte sie
mit der von volkstümlich-liedhaften Klängen dominierten
Welt der Menschen. Uraufgeführt am 31. März 1901 im
Prager Nationaltheater, wurde „Rusalka“ zu Dvořáks
größtem Erfolg als Opernkomponist.
„… nur so für mich“
Auf Bornholm, der Heimat Hans Christian Andersens,
wo Kvapil 1899 seine Ferien verbrachte, erinnerte er
sich an das Märchen von der Meerjungfrau. „Nur so für
mich“ schrieb Kvapil auf den Stoff ein Libretto, in das
neben Motiven aus Andersens Märchen auch solche
aus dem Sagenkreis der altfranzösischen Melusine,
Friedrich de la Motte-Fouqués „Undine“, aber auch
aus Gerhart Hauptmanns Versdrama „Die versunkene
Glocke“ einflossen. Vier Komponisten – Oskar Nedbal,
Josef Bohuslav Foerster, Karel Kovařovič und Dvořáks
Schwiegersohn Josef Suk – lasen das Libretto, doch
keiner hatte Zeit, es zu komponieren.
Das franko-kanadische Leading Team Renaud Doucet
und André Barbe, das an der Volksoper mit großem
Erfolg „Sound of Music“ und „Turandot“ in Szene
gesetzt hat, zeichnet für die zweite Neuinszenierung
von „Rusalka“ an unserem Hause verantwortlich. Ihr
Konzept verspricht eine fantastische, farbenfrohe
und kluge Umsetzung von Dvořáks spätromantischer
Oper. Die Titelrolle gibt Ensemblemitglied Kristiane
Kaiser. Darüber hinaus sind in der Neuproduktion von
„Rusalka“ zahlreiche Volksoperndebütanten zu erleben:
Victoria Safronova ist als fremde Fürstin zu hören, die in
Dubrovnik geborene Dubravka Musovic singt die Hexe
Ježibaba. Aleš Briscein ist in der Rolle des Prinzen zu
erleben.
Den Wassermann gibt der russische Bass Mischa
Schelomianski, der an der Volksoper bereits Leporello,
Figaro und Plumkett gesungen hat.
An das Pult des Volksopernorchesters kehrt ein
bewährter Gast zurück: Henrik Nánási dirigiert nach
Carl Zellers „Vogelhändler“ wieder eine Premiere an
unserem Haus.
hs
„… jeden, der ihm ein Libretto brächte, die Stiegen
hinunterwerfen“
Antonín Dvořák bot Kvapil sein Libretto gar nicht erst an
– schuld daran war eine Anekdote aus früheren Zeiten:
Die beiden kannten einander, da Dvořák der Ehefrau
Kvapils Klavierunterricht gegeben hatte und die beiden
Männer des Öfteren im Kaffeehaus zusammen gesessen
waren. Kam aber die Sprache auf zu komponierende
Texte, wurde der Komponist, Kvapils Bericht zufolge,
10_11
Aleš Briscein
(Prinz)
Der Tenor studierte
Klarinette, Saxophon und
Operngesang am Prager
Konservatorium. An der
Westböhmischen Universität
Pilsen setzte er sein Studium
fort. Seit 1995 tritt er regel­
mäßig an der Staatsoper in Prag auf; er sang dort
u. a. Tamino in „Die Zauberflöte“, Ferrando in „Cosí fan
tutte“, Hans in „Die verkaufte Braut“ und Alfredo in „La
Traviata“. Als Ensemblemitglied des Nationaltheaters
Prag war er u. a. als Don Ottavio in „Don Giovanni“
und Stewa in „Jenufa“ zu hören. Aleš Briscein gastierte
2003 an der Philharmonie Tokio in Janáčeks „Aus
einem Totenhaus“, an der er bereits im Jahr 2000 in
„Katja Kabanowa“ aufgetreten war. 2004 begann eine
langfristige Zusammenarbeit mit der Opéra National
de Paris, u. a. in „La Traviata“ (Alfredo), Janáčeks
„Die Sache Makropoulos“ (Janek) und in Strawinskys
„The Rake's Progress“ (Sellem). Neben seinem breiten
Opernrepertoire widmet sich der Künstler mit Vorliebe
der alten und geistlichen Musik.
Dubravka Musovic
(Ježibaba)
Die Mezzosopranistin begann
nach der Vollendung eines
Studiums der Architektur
mit der musikalischen Aus­
bildung, die sie am Konser­
vatorium von Zagreb mit
dem Diplom für Gesang und
Operngestaltung abschloss. Ihr Debüt gab sie 2000
als Carmen an der Prager Staatsoper. Ihr erstes festes
Engagement erhielt sie an der Staatsoper Zagreb und
machte hier vor allem in der Titelpartie von Händels
„Julius Cäsar“ und als Romeo in Bellinis „I Capuleti
e i Montecchi“ auf sich aufmerksam. Ihr Debüt als
Eboli in „Don Carlo“ gab sie an der Seite von Paata
Burchulazde. Weitere wichtige Partien in Zagreb waren
Charlotte in „Werther“, Marina in „Boris Godunow“,
Amneris in „Aida“ und Santuzza in „Cavalleria
rusticana“. Ab der Spielzeit 2005/06 ist Dubravka
Musovic als Mitglied des Staatstheaters Saarbrücken
u. a. als Eboli in „Don Carlo“, Begbick in Kurt Weills
„Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“, Fricka in „Das
Rheingold“, Adalgisa in „Norma“ und Judith in Bartóks
„Herzog Blaubarts Burg“ aufgetreten. In der vergangenen
Saison sang die Künstlerin die Amneris am Stadttheater
Klagenfurt und die Ježibaba an der Oper Graz.
Victoria Safronova
(Fremde Fürstin)
Die Sopranistin wurde in
der Ukraine geboren und
studierte am TschaikowskyKonservatorium in Moskau.
Von 1996 bis 2000 war sie
am Stanislawsky-Theater in
Moskau engagiert. Sie trat dort
u. a. als Gorislawa in Glinkas „Ruslan und Ludmilla“,
Elvira in „Ernani“, aber auch in der Titelpartie von
„Carmen“ auf. 2002 war sie Teilnehmerin des Programms
Junge Künstler an der Bayerischen Staatsoper München.
Im selben Jahr gastierte sie auch am Gran Teatre del
Liceu von Barcelona in der Titelpartie von „Ariadne
auf Naxos“. In der Spielzeit 2003/04 sang sie an den
Städtischen Bühnen Münster u. a. die Cio-Cio-San in
„Madama Butterfly“. 2004 bis 2008 war sie Mitglied
der New Israeli Opera Tel Aviv, an der sie u. a. als
Fremde Fürstin in „Rusalka“, Elisabeth in „Don Carlo“
und in den Titelpartien von „Ariadne auf Naxos“ und
„La Gioconda“ zu sehen war. Von 2004 bis 2009 ist die
Künstlerin ebenso an der Deutschen Oper am Rhein in
den Partien Amelia in „Un ballo in maschera“, Leonora
in „La forza del destino“, Micaëla in „Carmen“, Tatjana
in „Eugen Onegin“, Fata Morgana in „Die Liebe zu den
drei Orangen“ und Katerina in Schostakowitschs „Lady
Macbeth von Mzensk“ aufgetreten.
Kristiane Kaiser, Daniel Behle, August Zirner, Andrea Bogner, Cosmin Ifrim; Foto: Dimo Dimov
Die Entführu
aus dem Se
Seite
012
ung
erail
oper
operette
oper
musical
Wolfgang Amadeus Mozart
Dirigent: Alfred Eschwé/Alexander Drčar
Regie: Helen Malkowsky
Vorstellungen am
5., 10., 14., 18., 21., 26. November,
2., 4. Dezember 2010
ballett
Ein Tag im Leben des
Alfred Eschwé
„7mal Alfred“ hat Maestro Eschwé diese Montage benannt. Vor sechs Porträts des Dirigentenfotografen
entspannt sich ein Sänger der Rolle des Alfred in der „Fledermaus“, Ladislav Elgr.
Als souveränen Dirigenten kennt man den gebürtigen Wiener. Neben
Auftritten an der Wiener Staatsoper sowie internationalen Konzertund Opernhäusern nimmt er sich stets Zeit für die Volksoper, wo er in
der vergangenen Saison u. a. die Neuproduktion der „Liebe zu den drei
Orangen“ dirigierte und derzeit bei „Lehàr, Straus & Stolz“ am Pult steht.
Alfred Eschwés Hobby ist das Fotografieren, dem er mitunter auch an
seinem Arbeitsplatz nachgeht. Wir haben ihn gebeten, einen typischen
Tag mit der Kamera zu verfolgen – hier einige Ergebnisse.
14_15
„Fledermaus“-Proben …
(im Vordergrund Souffleur Mario Kaiser)
… bis zum Umfallen.
(Korrepetitor Klaus Busch)
Seitenblick auf eine Bühnen-Orchesterprobe der
„Entführung aus dem Serail“.
Abends geht es von der Maske (Michael Stidl verwandelt
Thomas Markus, im Bild links Alfred Eschwés Fotoapparat) …
… zum Dirigentenauftritt!
… über den Herren-(Hosenträger-)Sologang …
Grand Opéra an der Volksoper
Teil II: Die Ära Weingartner und das vorläufige Ende
Die Grand Opéra in ihrer fünfaktigen Form mit großem
Ballett und Chortableaux als stücktragende Elemente
wurde Anfang des vergangenen Jahrhunderts auch an
der Volksoper heimisch. In der Ära von Rainer Simons
gehörte sie so selbstverständlich zum Spielplan wie
andere uns heute bestens bekannte Opern. Kürzungen
dieser monströsen Werke wurden bereits zu den
Uraufführungen vorgenommen und waren selbst an
der Hofoper unter Gustav Mahler üblich. Simons war
bemüht weitere Striche zu vermeiden; erst in späteren
Jahren fällt eine Verkürzung der Vorstellungsdauern auf.
Im September 1919 übernahm Felix von Weingartner
die Leitung der Volksoper. Die Opern des Verismo
eroberten kontinuierlich den Spielplan, doch die Grand
Opéra blieb mit den fünf bestehenden Produktionen
aus der Simons-Ära („Die Afrikanerin“, „Wilhelm
Tell“, „Die Hugenotten“, „Die Jüdin“, „Der Prophet“)
weiterhin im Repertoire. Weingartner ließ sogar
noch zwei weitere Werke folgen: In der Premiere von
Meyerbeers „Robert, der Teufel“ am 5. November
1921 sang Albin Rittersheim unter der musikalischen
Leitung des Direktors die Titelpartie, Leo Kaplan
dessen teuflischen „Freund“ Bertram, Karl Fälbl den
Raimbaud, Hedwig von Debitzka die Prinzessin
Isabella und Rena Piffer-Lax das Bauernmädchen
Alice. Oberregisseur August Markowsky hatte das
Werk in Szene gesetzt, Ballettmeister Gustav Neuber
die Tänze einstudiert. Die Oper wurde viermal gezeigt,
wobei Heinrich Pacher alternierend als Robert auftrat.
Als zweite neue Grand Opéra folgte am 29. Dezember
1923 Aubers „Die Stumme von Portici“ in der Regie
von Markowsky und wieder mit Weingartner am
Pult. Diese durch den Vesuvausbruch im Finale und
durch ihre revolutionäre Wirkung berühmt gewordene
Ausstattungsoper wurde bis zur Demissionierung
Weingartners im Frühjahr 1924 immerhin zehnmal
aufgeführt. Abermals war Rittersheim der tenorale Held,
diesmal in der tragischen Partie des neapolitanischen
Fischers Masaniello. Lucille Weingartner-Marcel gab
(als Nachfolgerin der legendären Fanny Elßler) die
pantomimische Rolle der verlassenen Fenella, Franz
Fellner den Don Alphonso, Friedl Böhm dessen Braut
Elvira und Ludwig Weber den Offizier Selva. Masaniellos
Gefährten Pietro und Borella wurden von Emanuel List
und Paul Lorenzi gesungen. In einer denkwürdigen
Repertoirevorstellung von Meyerbeers „Der Prophet“
gastierte 1921 Leo Slezak als Johann von Leyden an der
Seite von Madame Charles Cahier als Fides. 1925 sang
Slezak seinen berühmten Eleazar in der „Jüdin“ mit
Emanuel List als Kardinal Brogni. Weitere berühmte
Interpreten des Eleazar waren die Heldentenöre Rudolf
Ritter (1922) und Laurenz Hofer (1926).
Wechselvolle Zeiten mit häufigen Intendantenwechseln
und einer monatelangen Sperre des Hauses im Jahr 1934
folgten. Doch bedeutete dies noch nicht das Ende der
Grand Opéra. Am 9. April 1927 gelangte Wagners unter
dem Einfluss Meyerbeers stehendes Frühwerk „Rienzi“
erstmals an die Volksoper. Als Regisseur konnte Rainer
Simons gewonnen werden; Ludwig Kaiser übernahm die
musikalische Leitung. In einer Aufführungsserie von fünf
Abenden gaben Hubert Leuer den Rienzi, Rose Fichtinger
dessen Schwester Irene, Gustav Fußperg den Stefano
Colonna, Anny Konetzny dessen Sohn Adriano, Karl
Hellgren den Paolo Orsini, Franz Roha den Raimondo
und Friedl Böhm den Friedensboten. Am 17. September
1932 wurde Halévys „Die Jüdin“ nochmals in einer
Neuinszenierung von Karl Lippert-Schroth gezeigt.
Walter Herbert dirigierte; es sangen Hubert Leuer
(Eleazar), Jolanthe Garda (Recha), Herbert Weiß (Brogni),
Josef Graf (Leopold), Friedl Böhm (Prinzessin Eudora).
Ab 1. November 1934 wurde Verdis „Die Sizilianische
Vesper“ in einer Serie von drei Aufführungen erstmals
an der Volksoper präsentiert. In Wien war die Oper seit
1879 nicht mehr gezeigt worden. Unter dem Dirigenten
Walter Herbert sangen Jean Ernest (Guido de Montfort),
Norberto Ardelli (Arrigo), Olga Levko-Antosch (Elena)
und Josef Horn (Procida). Diese Aufführungen sowie
eine letzte Vorstellung des „Wilhelm Tell“ im April 1935
bildeten den vorläufigen Abgesang der Grand Opéra an
der Volksoper. Singspiele und Komödien dominierten
seit längerem den eingeschränkten Spielplan. Rigide
Aufführungsverbote der nationalsozialistischen
„Kulturpolitik“ setzten den Opern Meyerbeers und
Halévys sehr bald ein jähes Ende: „Die Jüdin“ war
bereits 1932 zum letzten (108.) Mal an der Volksoper
erklungen, an der Wiener Staatsoper blieb Meyerbeers
„Afrikanerin“ noch bis 1936 im Spielplan.
fb
Mehrere Künstler, die an der Volksoper in Aufführungen der Grand Opéra aufgetreten sind,
wurden aus rassistischen Gründen verfolgt, vertrieben oder ermordet. Darunter waren:
Hans Nachod (Cosé „Hugenotten“, Leopold „Jüdin“)
Norbert(o) Ardelli (Arrigo „Sizilianische Vesper“) musste im
März 1938 sein Engagement an der Staatsoper aufgeben.
entstammte einer jüdischen Kantorenfamilie und war ein
Emigration in die USA.
Vetter von Arnold Schönberg. 1913 sang er in der Wiener UA von
Rudolf Bandler (Geßler „Wilhelm Tell“, St. Bris „Hugenotten“)
Schönbergs „Gurreliedern“ den Waldemar. Er lebte später als
wirkte 1916 an der Volksoper in der UA von Kienzls „Das
Pädagoge in London.
Testament” mit. Er wurde in ein KZ nach Lodz verschleppt.
Michael Nasta (Vasco „Afrikanerin“, Raoul „Hugenotten“,
Dort wurde er vermutlich 1944 ermordet.
Eleazar „Jüdin“) Er trat bis 1934 an deutschen Bühnen als
Friedl Böhm (Ines „Afrikanerin“, Mathilde „Wilhelm Tell“,
Gast auf. Er ist verschollen.
Margarethe von Valois „Hugenotten“, Eudora „Jüdin“, Elvira
Maria Nezádal (Elena „Sizilianische Vesper“) konnte nach
„Stumme von Portici“, Friedensbote „Rienzi“) konnte ab 1933
1933 aus politischen Gründen in Deutschland kaum auftreten.
in Deutschland nicht mehr auftreten, 1938 emigrierte sie von
Alfred Rosé (Dirigent „Die Jüdin“) ist der Sohn des Gründers
Österreich in die Türkei.
des legendären Rosé-Streichquartetts Arnold Rosé. Er
Arthur Fleischer (Nelusco „Afrikanerin“) wirkte 1920 an
studierte u. a. Komposition bei Arnold Schönberg. 1938 verließ
der Volksoper in der DEA von Mascagnis „Lodoletta“ mit.
er Österreich. 1955 wurde er kanadischer Staatsbürger.
Er konnte ab 1933 nicht in Deutschland, ab 1938 nicht in
Lotte Schöne (Gemmy „Wilhelm Tell“, Urban „Hugenotten“)
Österreich auftreten und flüchtete in die USA.
musste 1933 Deutschland verlassen. Sie hielt sich jahrelang
Elisabeth Gerö (Gemmy „Wilhelm Tell“, Urban „Hugenotten“)
in einem Dorf in den französischen Alpen versteckt. 1945
verließ 1933 Deutschland und war während des Krieges in
nahm sie ihre Karriere wieder auf (im Bild unten als Urban in
Bern engagiert.
„Hugenotten“).
Igo (Ignaz) Guttmann (Don Alvar „Afrikanerin“, Tavannes
Wilhelm Tisch (Ruggiero „Jüdin“) verließ 1933 Deutschland
„Hugenotten“, Albert „Jüdin“) musste 1933 Deutschland und
und fand Engagements in Troppau und Basel. Eine
1938 Österreich verlassen und flüchtete in die USA.
internationale Karriere wurde jedoch verhindert.
Sabine Kalter (Selica „Afrikanerin“, Fides „Prophet“, Hedwig
Hans Winkelmann (Don Alvar „Afrikanerin“), Sohn des
„Wilhelm Tell“) wirkte 1913 an der Volksoper in der DEA
berühmten Wagnertenors Hermann Winkelmann, kam 1943
von Mascagnis „Isabeau“ mit. 1935 musste sie Deutschland
bei einem Bombenangriff um, wurde aber vermutlich vorher
verlassen und ging nach Großbritannien.
als Oberspielleiter am Opernhaus in Hannover entlassen.
Emanuel List (Geßler „Wilhelm Tell“, Marcel „Hugenotten“,
Alexander Zemlinsky (Dirigent „Jüdin“, „Prophet“) war an
Brogni „Jüdin“, Pietro „Stumme von Portici“) musste 1934
der Volksoper Musikdirektor von 1904 bis 1907 und Erster
Deutschland und 1938 Österreich verlassen. Er wanderte
Kapellmeister von 1908 bis 1910. 1933 verließ er Berlin und
nach Nordamerika aus und begann eine internationale
kehrte nach Wien zurück. Im Dezember 1938 wanderte er
Karriere.
nach der Zahlung einer beträchtlichen Reichsfluchtsteuer
nach New York aus.
Rudolf Bandler
Sabine Kalter
Lotte Schöne
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Alexander Zemlinsky
Blick
in die Seele
einer Frau
Der Franzose Manuel Legris – ehemaliger Etoile des Balletts der Pariser Oper, darüber hinaus
ein Fixstern der Ballettwelt – ist seit 1. September der neue Direktor des sowohl in der Wiener
Staatsoper als auch in der Volksoper Wien auftretenden Wiener Ballettensembles, das seit Legris’
Amtsantritt unter dem Titel „Wiener Staatsballett“ firmiert.
Für die erste Premiere in der Volksoper Wien beauftragte der Ballettdirektor den aus Hamburg
gebürtigen Choreographen Patrick de Bana mit der Kreation von „Marie Antoinette“, einem
Ballett, dessen Stoff – die Verbindung der Häuser Bourbon und Habsburg – sowohl in der
französischen als auch in der österreichischen Geschichte wurzelt. Diese Wahl lässt nicht nur
einen Schritt in Richtung einer „Wiener Ballettdramaturgie“ erkennen, sie ist gleichzeitig Symbol
für die mit der Berufung von Legris nach Wien erfolgte Allianz zwischen zwei historischen
Größen: dem Französischen Ballett mit seiner am weitesten zurückreichenden Tradition aller
Ballettkörperschaften und dem Wiener Ballett, das auf eine kaum weniger lange Geschichte
verweisen kann.
Patrick de Banas am 20. November zur Uraufführung gelangendes zweiaktiges Ballett behandelt
das tragische Leben von Marie Antoinette (1755 – 1793), der jüngsten Tochter der österreichischen
Herrscherin Maria Theresia, die als Gemahlin von Ludwig XVI. zur Königin von Frankreich wurde.
Der Choreograph sieht sein Werk als ein Ballett, das „in die Seele einer Frau blicken lässt, die nicht
nur Königin war“. Er zeichnet den Lebensweg dieser umstrittenen Persönlichkeit nach, beginnend
am Kaiserhof in Wien über die Vermählung als Vierzehnjährige mit dem französischen Dauphin,
ihre problematische Ehe, ihr Leben am Hof von Versailles, das auch durch heftige Angriffe auf
Marie Antoinette
ihren extravaganten Lebensstil gekennzeichnet war, bis
hin zu ihrer völligen Isolierung und ihrer Hinrichtung
während der Französischen Revolution.
Als musikalische Grundlage für sein Ballett zieht
Patrick de Bana hauptsächlich Kompositionen von
bedeutenden Zeitgenossen der kunstsinnigen Königin
heran: Werke von Georg Philipp Telemann, JeanPhilippe Rameau, Joseph Haydn, Johann Christian
Bach, Wolfgang Amadeus Mozart und – als besondere
Raffinesse – Musik von Chevalier de Saint-Georges,
dem Musiklehrer Marie Antoinettes am Französischen
Hof. Dazu kommt Musik von Jean-Féry Rebel und
Antonio Vivaldi sowie eine Auftragskomposition von
Luis Miguel Cobo für die nicht realen Figuren „Das
Schicksal“ und „Schatten der Marie Antoinette“.
Herausragend aus den Namen des Leading Teams ist
der der Kostümbildnerin: Agnès Letestu, Etoile des
Balletts der Pariser Oper, ist seit geraumer Zeit auch
auf dem Gebiet der Ausstattung tätig. Sie war es auch,
die 2009 in de Banas Duo „Marie Antoinette“, das als
Nukleus für die nunmehr abendfüllende Kreation
angesehen werden kann, den weiblichen Part tanzte.
oz
Ballett in zwei Akten von Patrick de Bana
nach einer Vorlage von Jaime Millás
Uraufführung am 20. November 2010
Weitere Vorstellungen am 23. November,
3., 7., 10., 12., 14. Dezember 2010,
22., 24., 29. März 2011
Choreographie und Inszenierung: Patrick de Bana
Assistenz: Dimo Kirilov Milev
Musik: Wolfgang Amadeus Mozart,
Jean-Féry Rebel, Chevalier de Saint-Georges,
Joseph Haydn, Georg Philipp Telemann,
Antonio Vivaldi, Johann Christian Bach,
Jean-Philippe Rameau und eine
Auftragskomposition von Luis Miguel Cobo
Bühne: Marcelo Pacheco, Alberto Esteban/
Area. Espacios Efímeros
Kostüme: Agnès Letestu
Licht: James Angot
Kostüme mit
Unterstützung von
Marie Antoinette: Olga Esina/Nina Poláková
Ludwig XVI.: Roman Lazik/Vladimir Shishov
Madame Elisabeth: Ketevan Papava/
Erika Kováčová
Das Schicksal: Kirill Kourlaev/Andrey Teterin
Schatten der Marie Antoinette: Elisabeth Golibina
Axel von Fersen: Eno Peci/Denys Cherevychko
Maria Theresia: Dagmar Kronberger/
Marie-Claire D’Lyse
Mercy: Attila Bakó/Fabrizio Coppo
Ludwig XV.: Christoph Wenzel/Martin Winter
Wiener Staatsballett
Patrick de Bana
Geboren in Hamburg als Sohn einer deutschen Mutter
und eines nigerianischen Vaters, studierte Patrick
de Bana an der Ballettschule der Hamburgischen
Staatsoper. 1987 wurde er an das Béjart Ballet
Lausanne engagiert, dem er bis 1992 als Solotänzer
angehörte. Danach war er zehn Jahre lang Solotänzer
in Nacho Duatos Compañía Nacional de Danza in
Spanien, in der er in Choreographien von Nacho
Duato, Jiří Kylián, William Forsythe, Mats Ek und Ohad
Naharin tanzte.
2003 gründete er sein eigenes Ensemble, Nafas Dance
Company, für das er zahlreiche Werke choreographierte.
Weitere Arbeiten entstanden für das kolumbianische
Incolballet und das niederländische Introdans. Darüber
hinaus war er Tänzer und Choreograph in Carlos
Sauras Filmen „Iberia“ (2004) und „Fados“ (2006). Seine
erste Zusammenarbeit mit Manuel Legris erfolgte 2008
mit „The Portrait of …“, das in Tokio Premiere hatte.
2009 schuf er das von Legris und ihm selbst getanzte
Duo „Nefes“. Zuletzt choreographierte er für das Tokyo
Ballet und für Istanbul State Opera and Ballet. Für seine
Arbeit mit Nafas Dance Company erhielt er von der
Stadt Valencia die Auszeichnungen „Bester Tänzer“ und
„Beste Tanzvorstellung“.
18_19
Jörg Schneider
trat u. a. an der Deutschen Oper Berlin, den Staatsopern in Wien und Stuttgart, den Opernhäusern von Rom, Zürich, Brüssel, Turin und Verona auf und arbeitete mit bedeutenden
Dirigenten wie Riccardo Muti, Nikolaus Harnoncourt und Semyon Bychkov. Zu seinen wichtigsten Engagements der letzten Zeit zählen Jaquino in „Fidelio“ (Dirigent: Claudio Abbado,
Madrid), „Der Rosenkavalier“ (Dirigent: Christian Thielemann, Baden-Baden, Paris und
München), Belmonte in „Die Entführung aus dem Serail“ (Dirigent: Zubin Mehta, Maggio Musicale
Fiorentino) und sein Debüt an der Royal Albert Hall als Solist bei den Londoner Proms. An der
Volksoper ist er in dieser Spielzeit u. a. als Alfred, Tamino, Stanislaus („Der Vogelhändler“), Don
Ramiro („La Cenerentola“) und Rinuccio (Neuproduktion: „Gianni Schicchi“) zu erleben.
Kinder Workshops
Unsere Kinder Workshops beginnen mit dem
Kennenlernen des Stückes, dann werdet Ihr selbst
aktiv. Zahlreiche Künstler und Mitarbeiter des
Hauses lassen die Nachmittage zu einem unvergesslichen Erlebnis werden.
Die nächsten Kinder Workshops finden
zu folgenden Terminen statt:
„Rusalka“
Samstag, 6. November 2010
Anmeldung: 1. Oktober, 8:00 bis 2. Oktober, 23:00 Uhr
„Orchester Workshop I“
Samstag, 4. Dezember 2010
Anmeldung: 1. November, 8:00 bis 2. November, 23:00 Uhr
Mit erfrischender
Unterstützung von
Neue Anmeldemodalitäten:
Von 8:00 Uhr am 1. des Vormonats bis 23:00 Uhr am 2. des Vormonats
steht auf www.volksoper.at ein Online-Anmeldeformular zur Verfügung.
Aus den Anmeldungen werden dann nach dem Zufallsprinzip die Plätze
vergeben und alle Interessenten ehestmöglich verständigt.
Neue Dirigenten
an der Volksoper
Ivan Anguélov
Seine Ausbildung erhielt der
Dirigent an der Hochschule
seiner Heimatstadt Sofia.
Ergänzende Studien absolvierte
er in Moskau und Deutschland.
Chefdirigentenposten führten den
Künstler von der Nationaloper
Plovdiv über Lausanne und Bonn
als GMD an das Opernhaus von Bratislava. Er dirigierte
Konzerte mit dem Tokyo-City-Philharmonic-Orchestra, den
Sinfonieorchestern von Moskau, München, Stockholm, dem
Orchestre de la Suisse Romande in Genf, den Stuttgarter
Philharmonikern und der Rheinischen Philharmonie. Mit
dem Orchestre Philharmonique de Monte Carlo spielte er
auch zahlreiche CDs ein. Umfangreich ist die Diskographie
des Künstlers. Neben sinfonischer Musik ist unter seiner
Stabführung auch die einzige Gesamtaufnahme von Hans
Werner Henzes „Boulevard Solitude“ erschienen.
Hausdebüt: 1. Oktober 2010 „Die Zauberflöte“
Dirk Kaftan
Heute im Foyer …
29. und 30. September, 19:30 Uhr
„Ach, Sie sind mir so bekannt"
Hermann Leopoldi Abend mit
Boris Eder und Béla Fischer (Klavier)
3. November, 19:30 Uhr
Liederabend Eva Maria Riedl
Der Dirigent ist in Deutschland
und Kanada aufgewachsen. Er
absolvierte seine Studien in Detmold.
Nach ersten Engagements in
Trier und Münster war er Erster
Kapellmeister und Stellvertretender
Generalmusikdirektor in Bielefeld
und zuletzt in Dortmund. Ab der
Saison 2006/07 war Dirk Kaftan Erster Kapellmeister
und Stellvertretender Chefdirigent an der Grazer Oper.
Er dirigierte u. a. die Premieren „Tannhäuser“, „West Side
Story“ und „Die Liebe zu den drei Orangen“. Im Herbst 2008
debütierte er mit „Il Trovatore“ an der Semperoper Dresden.
Seit der Saison 2009/10 ist er Generalmusikdirektor der
Stadt Augsburg. Als Konzertdirigent leitete Dirk Kaftan
eine Reihe von Orchestern, wie das Deutsche Symphonie
Orchester Berlin, die Stuttgarter Philharmoniker, die Berliner
Symphoniker, die Staatskapelle Halle und gastierte u. a. an der
Deutschen Oper Berlin.
Hausdebüt: 13. Oktober 2010 „Die Fledermaus“
20_21
Neu im Ensemble
Andreas Daum
Saison war Florian Spiess Ensemblemitglied des
Landestheaters Linz, an dem er u. a. als Figaro in „Le
nozze di Figaro“, Jupiter in der Rameau-Oper „Platée“
und in der Uraufführung der Oper „Kepler“ von Philip
Glass aufgetreten ist.
Hausdebüt: 10. September 2010, Angelotti in „Tosca“.
Weitere Partien: Dr. Cajus („Die lustigen Weiber von
Windsor“), Spinelloccio („Gianni Schicchi“)
Der Bassist erhielt
seine Ausbildung an
der Hochschule seiner
Heimatstadt Dresden.
Nach Engagements
an der Staatsoper
und den Sächsischen
Landesbühnen Dresden
sowie am Stadttheater Heidelberg wurde er 2004
Ensemblemitglied des Staatstheaters Darmstadt.
Sein dortiges Repertoire erstreckte sich von Baculus
in „Der Wildschütz“, Kecal in „Die verkaufte Braut“
über Großinquisitor in „Don Carlos“ bis zu Pogner in
„Die Meistersinger von Nürnberg“ oder Klingsor in
„Parsifal“. An der Philharmonie Essen wirkte er an
der Weltpremiere von Felix Mendelssohn-Bartholdys
komischer Oper „Die beiden Neffen“ unter Helmut
Rilling mit. Im Concertgebouw Amsterdam sang er
unter Gerd Albrecht in Hindemiths erotischer Komödie
„Das Nusch-Nuschi“. Eine umfangreiche Lied- und
Konzerttätigkeit sowie Ausflüge in den Bereich des
Step-Tanzes ergänzen die Bandbreite des Künstlers.
Hausdebüt: 1. Oktober 2010, Sarastro in „Die Zauber­
flöte“. Weitere Partien: Sir John Falstaff („Die lustigen
Weiber von Windsor“), Sparafucile („Rigoletto“), Simon
(„Gianni Schicchi“)
Dominik Köninger
Der aus Heidelberg stammende
Bariton studierte an der Hoch­
schule für Musik in Karlsruhe.
2005 erfolgte sein Debüt am
Badischen Staatstheater
Karls­­­ruhe als Moralès in
„Carmen“. Im Jahr darauf
gewann er den ersten Preis
beim Mozartfest-Wettbewerb in Würzburg und wirkte
bei den Baden-Badener Festspielen unter Kent Nagano
als Edler in „Lohengrin“ mit. Als Ensemblemitglied
des Tiroler Landestheaters sang Dominik Köninger in
der Saison 2006/07 u. a. Guglielmo in „Cosi fan tutte“,
Dr. Falke in „Die Fledermaus“ und Ottokar in „Der
Freischütz“. Für die nächsten beiden Spielzeiten war er
am Internationalen Opernstudio der Hamburgischen
Staatsoper engagiert, wo er u. a. als Papageno in „Die
Zauberflöte“, Schaunard in „La Bohème“ und Mercurio
in Cavallis „La Calisto“ aufgetreten ist. Im Vorjahr
wirkte er am Opernhaus Kiel in einer von Robert Wilson
inszenierten „Johannespassion“ von Johann Sebastian
Bach in der Partie des Jesus mit. In der Regie von
Robert Carsen sang er heuer im Theater an der Wien in
Monteverdis „L’incoronazione di Poppea“ den Mercurio.
Hausdebüt: 9. September 2010, Dr. Falke („Die
Fledermaus“). Weitere Partien: Dandini („La
Cenerentola“), Edwin („Die Csárdásfürstin“)
Florian Spiess
Seine ersten musika­
lischen Erfahrungen
machte der junge
Tiroler Bassist im
Chor der Wiltener
Sänger­knaben, bevor
er Sopransolist der
Wiener Sängerknaben
wurde. Am Tiroler Landeskonservatorium und an
der Universität für Musik und darstellende Kunst
in Wien folgte seine Ausbildung zum Sänger. 2006
erhielt er ein Gastengagement an das Innsbrucker
Landestheater als Erster Soldat in „Salome“. Bei den
Opernfestspielen Heidenheim wirkte er 2007 als Osmin
in „Die Entführung aus dem Serail“ mit. Im Rahmen
der Innsbrucker Festwochen für Alte Musik sang
Florian Spiess unter den Dirigenten Konrad Junghänel
und René Jacobs. Diese Zusammenarbeit führte ihn
auch an die Deutsche Oper Berlin. In der vergangenen
Gyula Orendt
Der Bariton wurde 1985 in
Siebenbürgen/Transsilvanien
geboren. Seine Ausbildung
erhielt er ab 2004 an der
Franz Liszt Universität
von Budapest. Bereits
während seines Studiums
ist der Künstler in Konzerten
22_23
In memoriam
Prof. Franz Bauer-Theussl (1928–2010)
aufgetreten. So sang er 2005 die Kreuzstabkantate
von Johann Sebastian Bach und 2006 an der FranzLiszt-Universität unter Helmuth Rilling den Saul
in Händels gleichnamiger Passion. In der Bach
zugeschriebenen Lukaspassion sang er im selben Jahr
die Partie des Evangelisten. 2007 war er in Györ als
Colas in Mozarts „Bastien und Bastienne“ und 2008
beim Sommerfestival Bad Kissingen mit Schumanns
Liederkreis op. 24 zu hören. Sein Operndiplom
erwarb er 2009 mit der Titelrolle von Puccinis „Gianni
Schicchi“. Weitere Partien sind Aeneas in Purcells
„Dido und Aeneas“ und Nick Shadow in Strawinskys
„The Rake’s Progress“.
Hausdebüt: 11. September 2010, Baron Douphol („La
Traviata“). Weitere Partien: Jäger („Rusalka“), Notar
(„Gianni Schicchi“), Schnappauf („Der Evangelimann“)
JunHo You
Der in Seoul geborene
Tenor studierte ab 1999
an der Universität
Chung-Ang seiner
Heimat­stadt Gesang. Er
setzte seine Ausbil­dung
an der Hoch­schule für
Musik und Theater in
München fort. Im Rahmen des Studiums sang er 2008
am Prinzregententheater die Partie des Ali in Glucks
„Die Pilger von Mekka“. Weiters übernahm er an der
Münchener Kammeroper den Ferrando in „Così fan
tutte“. 2009 sang JunHo You am Prinzregentheater
den Rodolfo in „La Bohème“ mit dem Münchener
Rundfunkorchester unter Ulf Schirmer und im
heurigen Jahr den Malcolm in Verdis „Macbeth“ unter
Friedrich Haider. Am Landestheater Innsbruck war
er als Edgardo in Donizettis „Lucia di Lammermoor“
zu hören. Beim Musikpreis des Kulturkreises
Gasteig in München und beim internationalen
Gesangswettbewerb „Vocal Genial“ erhielt der Künstler
2009 den ersten Preis.
Hausdebüt: 5. September 2010, Gaston („La Traviata“.
Weitere Partien: Fenton („Die lustigen Weiber von
Windsor“), Tamino („Die Zauberflöte“)
Am 30. April 2010 ist – wie bereits in der vorigen Ausgabe unserer
Zeitung kurz gemeldet – der langjährige Dirigent der Volksoper verstorben. Mit Lehárs „Das Land des Lächelns“ stand der Künstler am
4. März 1957 erstmals am Pult der Volksoper. Über 2.000 Vorstellungen
sollten noch bis Ende des vergangenen Jahrhunderts folgen, darunter
insgesamt 21 Premieren: u. a. „Martha“ (1957), „Die lustigen Weiber
von Windsor“ (1958), „Hoffmanns Erzählungen“ und „Die Zauberflöte“
(1960), „Der Postillon von Lonjumeau“, „Die verkaufte Braut“ (1973),
„Die vier Grobiane“ (1978), „Pariser Leben“ (1963), „Ein Walzer­traum“
(1974), „Der Zarewitsch“ (1978) und „Wiener Blut“ (1978) sowie „My
Fair Lady“ (1979) und „Feuerwerk“ (1983). Er war Mitbegründer der
Seefestspiele Mörbisch und deren erster Dirigent, regelmäßiger Gast
bei den Bregenzer Festspielen und als Leiter des Wiener Johann
Strauß-Orchesters weltbekannt. Am 3. Mai 1997 ist Franz BauerTheussl bei einer Vorstellung des „Zigeunerbaron“ zum letzten Mal an
der Volksoper aufgetreten.
KS Rudolf Mazzola
(1941–2010)
Der aus der Schweiz stammende Bassist ist am 18. Mai 2010 in
Wien verstorben. Er studierte in Basel Gesang und wurde Stipendiat
im Opernstudio Zürich. 1969 erhielt er sein erstes Engagement am
Stadttheater St. Gallen, 1971 wurde er in seiner Heimatstadt Basel
engagiert. Am 6. September 1974 debütierte er an der Volksoper als
Bartolo in „Die Hochzeit des Figaro“ und wurde von 1975 bis 1977
Ensemblemitglied. Er sang die Premieren von „Die Entführung
aus dem Serail“ (Osmin; 1975), Brittens „Albert Herring“ (Mr. Budd;
1976) und „Der Barbier von Sevilla“ (Basilio; 1979). Weitere Partien
waren der Argan in Franz Alfons Wolperts „Der eingebildete Kranke“,
Sarastro in „Die Zauberflöte“, Tommaso in „Tiefland“, Kecal in
„Die verkaufte Baut“ und Crespel in „Hoffmanns Erzählungen“. Von
1977 bis 2001 war Rudolf Mazzola Ensemblemitglied der Wiener
Staatsoper, an der er in nahezu 1.000 Vorstellungen aufgetreten ist.
KS Hanny Steffek
(1927–2010)
Die in Bielitz (Schlesien) geborene Sopranistin ist am 11. Juni 2010
verstorben. Ihr Bühnendebüt gab sie 1950 unter Wilhelm Furtwängler
als Erster Knabe bei den Salzburger Festspielen. Wiesbaden, Graz,
Frankfurt und München waren wichtige Karrier­estationen. An der
Staatsoper im Volksoperngebäude hatte sie 1951 als Adele debütiert,
sang 1966 in der Premiere des „Freischütz“ das Ännchen und 1969 die
Christine in „Intermezzo“ von Richard Strauss. Ab 1973 wurde die
Volksoper zum Stammhaus der Sängerin, an der sie in den Premieren
„Die Kluge“ (des Bauern Tochter; 1970), „Der Opernball“ (Marguérite;
1970), „Die vier Grobiane“ (Felice; 1973), „Boccaccio“ (Peronella; 1977)
und „Preußisches Märchen“ (Bürgermeisterin; 1987) mitwirkte. Die
Künstlerin war mit Albert Moser, dem Direktor der Volksoper (1963
bis 1973), verheiratet.
Prof. Wolfgang Weber (1935–2010)
Der Regisseur ist am 28. Juni 2010 in Wien verstorben. 1973 wurde
er von Direktor Karl Dönch als persönlicher Referent bestellt und
hatte ab 1976 zusätzlich die Funktion des Oberspielleiters der Oper
inne. Hier inszenierte er u. a. Rubins „Kleider machen Leute“ (1973),
Wolperts „Der eingebildete Kranke“ (UA 1975), Schmidts „Notre Dame“
(1975), Brittens „Albert Herring“ (1976), Mozarts „Das schlaue Mädchen“ (1977), Blachers „Preußisches Märchen“ (1978), Weinbergers
„Schwanda, der Dudelsackpfeifer“ (1980), Janáčeks „Aus einem Totenhaus“ (1981), Bernsteins „West Side Story“ (1982) und Donizettis „Viva
la Mamma“ (1983). 1982 wechselte Wolfgang Weber an die Wiener
Staatsoper, wo er ab 1986 das Opernstudio leitete.
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nehmen Sie bitte entweder dem Monatsspielplan oder unserer Website www.volksoper.at –> Karten
Wir wünschen Ihnen gute Unterhaltung!
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