www.komyoji.at | Nr. 43 | Frühjahr 2012 | Preis € 5,- | ISSN 2225-4803 Z E I T S C H R I F T F Ü R I N T E R K U LT U R E L L E S P I R I T U A L I T Ä T © Dieter Schütz / pixelio.de Reinkarnation Persönliches Wachstum mit Buddha Gautama Fernkurs Buddhismus Lehre & Praxis des Gautama FERNKURS Ein Jahresprogramm zum Nachdenken, Üben & Meditieren Monatliche Skripten per Post. Supervision und Diskussion im internen Forum Von Volker Zotz, Autor des Buchs Mit Buddha das Leben meistern Für Mitglieder von Komyoji kostenlos - Mitgliedsbeitrag € 30,00 /Monat Die traditionsübergreifende Basis des Buddhismus in der Lehre und Praxis des Buddha Gautama. Wissenschaftlich fundiert und allgemein verständlich Lernen Sie von der Weisheit des Buddha Gautama für ein bewusstes, intensives und erfülltes Leben. Größte Flexibilität: unabhängig vom Wohnort mit individueller Zeiteinteilung Informieren Sie sich zum Kurs unter Die Wurzeln der Lehre entdecken! www.komyoji.at Mit Buddha das Leben meistern - Seminar mit dem Autor SEMINAR Ist mein Alltag unbefriedigend? Wie verlasse ich die gewohnte Tretmühle um dies zu ändern? Die Lehre des Buddha hält wertvolle Impulse bereit, die durch erstaunlich einfache Maßnahmen zu einem bewussten, bereicherten und glücklichen Leben Wer bin ich? - Seminar SEMINAR Ich bin mir der nächste und zugleich der fremdeste Mensch. Eine Reise mit Buddha zu den Wurzeln der Identität. Die Weisheit Gautamas und seine Methoden zur Analyse des menschlichen Wesens dienen als Spiegel zur Selbsterkenntnis. Je klarer ich erkenne, wer ich bin, umso freier kann ich denken führen. Simple Übungen machen buddhistische Philosophie zur persönlichen Erfahrung. Ein Seminar für alle, die durch den Buddha ihr Leben effektiv verwandeln möchten. Die Kenntnis des Buchs ist hilfreich, aber keine Voraussetzung. Termin: 18.-20.5.12 (Fr. 19-22.00, Sa./So. 10-18.00) Leiter: Dr. Volker Zotz Ort: Fleischmarkt 16, 1010 Wien Kosten: € 280,- (Mitgl. € 250,-) Anmeldung erforderlich Nähere Infos zum Seminarleiter und Autor auf S. 32 und handeln. Wer ich bin, ist eine von vielen Möglichkeiten dessen, wer ich sein könnte. Das Seminar richtet sich an Menschen, die sich besser verstehen und mit Veränderungen ernst machen wollen – denn: Man kann selbst bestimmen, was man denkt und will, also wer man ist. Termin: 15.-17.6.12 (Fr. 19-22.00, Sa./So. 10-18.00) Leiter: Dr. Volker Zotz Ort: Fleischmarkt 16, 1010 Wien Kosten: € 280,- (Mitgl. € 250,-) Anmeldung erforderlich Eurasischer Humanismus | Interkulturelle Spiritualität www.komyoji.at, offi[email protected] Loibes 19, A-3812 Groß Siegharts, Tel. 0043-676-731 77 70 Fernkurse | Seminare | Vorträge Impressum Inhalt Ḍamaru Nr. 43 Frühjahr 2012 Herausgeberin: Birgit Zotz Medieninhaber: Komyoji – Eurasischer Humanismus und Interkulturelle Spiritualität, Waidhofen an der Thaya, Österreich (ZVR-Zahl: 461055651) Birgit Zotz Anschrift: Komyoji, Loibes 19, 3812 Groß Siegharts, Österreich Richard Wilhelm Redaktion: [email protected] Anzeigen: [email protected] Anschrift der Redaktion: Komyoji, Loibes 19, 3812 Groß Siegharts, Österreich Website: www.komyoji.at Druck: digitaldruck.at Druck- und Handelsges.m.b.H., 2544 Leobersdorf, Österreich Autoren dieser Ausgabe: Lama Anagarika Govinda, Richard Wilhelm, Birgit Zotz, Volker Zotz „Ist nicht die ganze Ewigkeit mein?“ Reïnkarnation 4 6 Lama Anagarika Govinda Wiederverkörperungslehre und Wissenschaft 15 Volker Zotz „Wiedergeburt“ 19 Zitate zur Wiedergeburt 24 Titelfoto: Dieter Schütz / pixelio.de Für unverlangt eingesandte Bilder und Manuskripte wird keine Haftung übernommen. ISSN 2225-4803 © 2012 Komyoji – Eurasischer Humanismus und Interkulturelle Spiritualität Das Wort Ḍamaru weist auf gegensätzliche Bedeutungen. Im Sanskrit bezeichnet es eine sanduhrförmige Handtrommel mit zwei Trommelfellen aus Leder. Sie wird durch Drehen des Handgelenks mittels kleiner Steine am Ende von Schnüren geschlagen, die am Korpus der Trommel befestigt sind (siehe das Bild oben auf dieser Seite). Das japanische Wort „Damaru“ bedeutet hingegen Schweigen (siehe das Schriftzeichen unten auf dieser Seite). So vereint die dreisilbige Klangfolge Damaru die Widersprüche Laut und Stille, was sie zum Symbol für den Zusammenfall der Gegensätze (coincidentia oppositorum) werden lässt: „Gestalt ist Leere, Leere ist Gestalt.“ (Prajñāpāramitāhṛdayasūtra). Berichte | Meldungen: Shinran und Hōnen: Jubiläumsjahr 2011/2012 im Buddhismus Japans 27 Berichte | Meldungen: „Einzigartig in Europa“ - Interview über die buddhistische Kultur der Kalmücken 28 Berichte | Meldungen 29 Bücher 30 Ḍamaru erschien von 1982 bis 1988 in Wien, von 1989 bis 1998 in Kyōto (Japan) und seit 1999 in Luxemburg. Heute erscheint die Zeitschrift in Groß Siegharts, Österreich. Verleger: Komyoji – Eurasischer Humanismus und Interkulturelle Spiritualität. www.komyoji.at DAMARU | Frühjahr 2012 | 3 Editorial „Ist nicht die ganze Ewigkeit mein?“ Birgit Zotz Herausgeberin Wenn mit dem Jahreswechsel wieder zwölf Monate zuende gingen, kann uns dies an die Endlichkeit unseres Daseins erinnern. Aber wie endlich ist unser Dasein wirklich? „Das uns bekannte Leben des Menschen zwischen Geburt und Tod ist seit alten Zeiten als Fragment empfunden worden.“ Mit diesem Satz beginnt ein Artikel von Richard Wilhelm, einem Vorreiter des eurasischen Humanismus, in dieser Ausgabe von Ḍamaru. Eine verbeitete Antwort auf das Fragmentarische des befristeten Menschseins war die als Wiedergeburt, Reinkarnation, Seelenwanderung und Palingenese bezeichnete Idee, man lebe nicht nur einmal: Wie jedem vergangenen Jahr ein neues folgt, löst ein Dasein das frühere ab. Seit dem Altertum findet sich diese Vorstellung bei Philosophen des eurasischen Kontinents. So bestand ein Element im Erwachen des Buddha in seiner Schau vieler früherer Existenzen: „Dort lebte ich in dieser Familie, das waren mein Stand, Beruf, Glück und Leid. Das war mein Tod, und dort gestorben, kam ich hier wieder zum Dasein.“ 1 Ovid lässt Pythagoras lehren, die Seelen würden nie vergehen, sondern nur ihr Haus wechseln.2 Sokrates war Platon zufolge der Überzeugung, dass es „ein Wiederaufleben und ein Werden der Lebenden aus den Toten“ gibt. Das Lernen des Menschen wäre „Wiedererinnerung, und dass wir deshalb notwendig in einer früheren Zeit gelernt haben müssten, wessen wir uns wiedererinnern.“3 Die Idee der Wiedergeburt fand im Lauf der Zeiten sehr unterschiedliche Deutungen und Wertungen. Die Hauptströmungen christlicher Theologie verwarfen sie seit dem 6. Jahrhundert mit der Idee einer Präexistenz und betonten dagegen die 4 | Frühjahr 2012 | DAMARU Einmaligkeit eines jeden Daseins. In Hinduismus, Jainismus und Buddhismus blieb die Wiedergeburt bei abweichenden Auffassungen im Detail stets ein Ausgangspunkt ihrer Erlösungslehren. Auch viele ihrer jüngeren Vertreter sahen sie bis in die Gegenwart als erfahrbare Tatsache, etwa Lama Anagarika Govinda, wovon sein Artikel „Wiederverkörperung und Wissenschaft“ zeugt. Andere Interpreten wollten die Wiederkehr weniger wörtlich nehmen, sondern als Metapher für das Auf und Ab eines Daseins verstehen, eines Lebensgefühls wie es in Goethes „Gesang der Geister über den Wassern“ anklingt: „Des Menschen Seele / Gleicht dem Wasser: / Vom Himmel kommt es, / Zum Himmel steigt es, / Und wieder nieder / Zur Erde muß es, / Ewig wechselnd.“4 Die Auswahl der Artikel in dieser Ḍamaru-Ausgabe will keine Antwort auf die Frage nach Metapher oder Wahrheit der Wiedergeburt nahe legen, sondern zum Nachdenken über dieses alte Motiv eurasischer Geistesgeschichte einladen. Gotthold Ephraim Lessing hat es 1780 als „Hypothese“ bezeichnet: „Warum könnte jeder einzelne Mensch nicht mehr als Einmal auf dieser Welt vorhanden gewesen seyn?“ Das Wiederkehren galt Lessing als umfassender Lernprozess: „Warum sollte ich nicht so oft wieder kommen, als ich neue Kenntnisse, neue Fertigkeiten zu erlangen geschickt bin?“ Dennoch war er froh, keine Fracht aus früheren Leben bewusst mit sich zu schleppen: „Wohl mir, daß ich das vergesse. Die Erinnerung meiner vorigen Zustände, würde mir nur einen schlechten Gebrauch des gegenwärtigen zu machen erlauben.” Sogar wenn man wiederkehrte, verfügt das Gedächtnis nur über dieses eine Dasein als jener Mensch, der man heute ist. Aber was einem jetzt nicht mehr zugänglich ist, fragte Lessing rhetorisch, „habe ich denn das auf ewig vergessen?“ Trotz dieser Hoffnung auf künftige Erinnerung hatte es Lessing nicht eilig, klingen doch seine Gedanken zur Hypothese der Wiedergeburt mit den Worten aus: „Und was habe ich denn zu versäumen? Ist nicht die ganze Ewigkeit mein?“5 Quellen 1 Majjhimanikāya 36 2 Metamorphosen XV 3 Phaidon zitiert nach F. Schleiermacher: Platons Werke. II. Teil, III. Band. Berlin 31861, S. 33 4 Goethe’s Werke. Vollständige Ausgabe letzter Hand. II. Band. Stuttgart und Tübingen 1827, S. 58 5 Gotthold Ephraim Lessing: Die Erziehung des Menschengeschlechts. Berlin 1780 DAMARU | Frühjahr 2012 | 5 Der protestantische Theologe Richard Wilhelm (1873-1930) kam ursprünglich als christlicher Missionar nach China. Dort setzte er sich intensiv mit der chinesischen Kultur auseinander, die er schließlich durch seine bekannten Übersetzungen klassischer Werke wie den Gesprächen des Konfuzius, des I Ging und des Li Gi in den deutschen Sprachraum vermittelte. Der hier wiedergegebene Artikel entspricht einem Vortrag, den Wilhelm 1922 in Wuchang hielt, als er für die deutsche Botschaft in Beijing als wissenschaftlicher Berater tätig war. Derzeit läuft in deutschen Kinos der Film „Wandlungen - Richard Wilhelm und das I Ging“. Reïnkarnation Richard Wilhelm D as uns bekannte Le- Die eine Richtung nimmt ein schlagen, daß man annahm, daß ben Menschen Fortleben des Menschen in einer das Seelische des Menschen ir- zwischen Geburt und andern Welt an, die andere läßt gendwie in einer andern Welt fort- Tod ist seit alten Zeiten als Frag- den Menschen in dieser Welt zu lebe. Diese Welt wurde als etwas ment empfunden worden. So hat neuem Leben kommen. Diese Schattenhaft-Düsteres, der fromme Glaube schon sehr beiden Richtungen greifen viel- haft-Unwirkliches früh versucht, die ergänzenden fach ineinander über, und Mo- höchstens, daß einzelne bevor- Linien von der Sichtbarkeit in tive aus der einen finden sich zugte Helden gewürdigt wurden, die Unsichtbarkeit hinüberzu- auch in der andem verwertet. im Verein mit den Göttern im ziehen. Zwei Hauptrichtungen Das europäische Denken hat im Himmel, der hehren Lichtwelt, lassen sich dabei beobachten. allgemeinen mehr den Weg einge- ein schöneres Dasein zu führen. des 6 | Frühjahr 2012 | DAMARU Traum- empfunden, Anschauung von der Unsterb- zu der Geisteshaltung, die er bei lichkeit der Seele, die im An- all seinen Jüngern voraussetzt. schluß an Plato gar leicht geneigt Auch Paulus ist in diesem Stück ist, das bessere Jenseits auf Kos- vollkommen einig mit Jesus. Die ten des irdischen Jammertals zu Handlungen des Menschen sind ersehnen, hat dann im allgemei- die Saat, deren Ernte ihm zu- nen auch unsre christlichen An- wächst, so wie sie reif geworden schauungen bestimmt. ist. Er lebt durchaus in dem Ge- Doch ist in der Bibel auch noch ein anderer Vorstellungskreis vorhanden, der in der Gegenwart im allgemeinen weniger betont zu werden pflegt: der Gedanke der Auferstehung. Auch dieser Vorstellungskreis hat sich erst allmählich zu größerer Deutlichkeit entwickelt. Es scheint, daß er nicht sowohl in Israel als in den umliegenden Ländern seinen Ursprung hat. Er wurde erst als Beispiel für das Wiederaufleben des bedrückten Volkes und später auch mit Beziehung auf die einzelnen Menschen in die biblische Gedankenwelt aufgenommen. Bei Jesus finden wir danken einer Auferstehung nicht nur der Seele, sondern auch des Leibes. Dabei ist die Vorstellung nicht ausgeschlossen, daß, ehe diese Neuverkörperung stattfindet, eine Pause, ein Zustand des Schlafens eintreten werde, der eine gewisse Ruhe mit sich bringt. Die Bibel gibt wenig Einzelheiten über die Art und die Möglichkeit dieser Wiederverkörperung. Nur das Eine ist ganz deutlich, daß man nach einer gewissen, nicht allzu langen Pause mit einer Wiederverkörperung zu rechnen hat, bei der die Ernteerträgnisse des gegenwärtigen Lebens bei der Gestaltung des neuen Leibs entscheidenden Anteil haben. Aus diesen Gedanken haben sich ihn als Angelpunkt seiner gan- allmählich Verbindung zen Zukunftshoffnung. Er faßt Diese Vorstellungen ruhen zu- mit moralischen Erwägungen eine Erneuerung der Körper- nächst auf dem Boden des Glau- von Lohn und Strafe die Vorstel- lichkeit ganz ebenso ins Auge bens an ein baldiges Weltende. lungen von Himmel und Erde wie eine seelische Erlösung. Eine Man war überzeugt, daß diese gebildet, verbunden mit einem Unsterblichkeit der Seele, bei der böse Welt in ganz kurzer Zeit ih- irgendwie gestalteten Zwischen- der Leib im Tode bleibt, ist für rem Untergang entgegengehen zustand - da die meisten Men- ihn undenkbar. Nicht nur rech- werde und ein neuer Himmel schen bei ihrem Tode weder für net er mit seiner eigenen Wieder- und eine neue Erde an ihre Stel- den Himmel noch für die Hölle kunft, sondern das Warten auf le zu treten bestimmt seien. Eine reif empfunden wurden. Diese das Neue, die Bereitschaft, gehört merkwürdige Kombination der durch DAMARU | Frühjahr 2012 | 7 Lehre von der Wiederverkörpe- le wieder in die Erscheinung trat schrumpften die Vorstellungen rung mit der populären Anschau- und die Summe der Ergebnisse vom Leben nach dem Tode doch ung eines Übertritts der Seele ins seines früheren Lebens als Ka- immer mehr und mehr zusam- Jenseits: der platonischen von pital körperlicher und seelischer men zu einer Hoffnung auf per- der Verderbtheit des materiellen Dispositionen und Schicksalsten- sönliche Dauer, auf ein Wieder- Daseins, die die Rettung der See- denzen in den neuen Lebenslauf sehen mit den Verwandten und le aus dem Kerker der Wirklich- mitbrachte. Freunden, auf eine Auflösung keit als alleiniges Ziel kennt, und und Aufklärung der schmerzvol- der biblischen Vorstellung von len Rätsel des Daseins. Daß bei einer Wiederverkörperung unter Auswirkung der Samen des gegenwärtigen Lebens, ergab dann schließlich die Vorstellungen von einem tausendjährigen Reich, das auf Erden sich zeigen und Im Christentum konzentriert sich der Glaube an das Weiterleben aufs Jenseits der Abwanderung der Menschen diesen Hoffnungen viel Menschliches, Allzumenschliches mit unterlief, ist klar. Nicht nur die alte Witwe, die ohne ihre kleine Kommode die himmlische Seligkeit nicht als voll empfand, ist ein Beispiel von ungereimten in die unkörperlichen Gebiete Bekanntlich hat die christliche Hoffnungen, die auf diesen Ge- des Himmels und der Hölle vo- Kirche unter Einfluß der grie- bieten spuken. Manche Ketzerei- rangehen werde. chischen Philosophie den ersten en treiben sich mit dem besten Nachdem sich der Eintritt des Weg gewählt. Der ganze Glaube Gewissen auf diesem Gebiet um- Weltendes immer mehr hinaus- an das Weiterleben des Menschen her: so z. B. wenn irregeleitete Er- schob und immer mehr klar wur- konzentrierte sich auf das Jen- zieher den Kindern vorerzählen, de, daß mit einem unvermittelten seits. Der Gedanke der Wieder- daß die Menschen im Himmel zu Weltuntergang mit nachfolgen- kunft bzw. Wiederverkörperung Engeln werden. Das ist so falsch, dem Weltgericht phänomena- bildete im allgemeinen eher eine als wenn Kamele ihren Jungen ler Art nicht wohl zu rechnen Art Verlegenheitskapitel in der erzählten, daß sie im Himmel zu sei, war ein doppelter Ausweg christlichen Dogmatik, mit dem Pferden würden. Aber wir kön- möglich: entweder man ließ den man nichts Rechtes anzufangen nen ja überhaupt beobachten, wie Gedanken einer Wiederverkör- wußte. mit dem Schwinden des eigentli- perung verblassen und rückte Aber auch die Jenseitsvorstellun- chen Glaubens in diesen Dingen das Jenseits in die Mitte der Ge- gen waren im Verlauf der Jahr- eine konventionelle Mythologie dankenwelt, oder man gab dem hunderte recht blaß und mager in die Kinderstube verpflanzt Gedanken der Wiederverkörpe- geworden. Während in früheren wird, deren Gestalten, (der in der rung eine Wendung, die ihn in Zeiten eine glühende Phanta- Regel weibliche Christengel, der den Weltlauf sozusagen einreih- sie das himmlische Jerusalem Weihnachtsmann, der Osterha- te, indem der einzelne Mensch ausmalte, zu dem man sich aus se, der Klapperstorch, vollends nach seinem Tod an anderer Stel- dem Erdentreiben hinaufsehnte, gar der Geburtstagsmann) nur 8 | Frühjahr 2012 | DAMARU nach dem Grundsatz ausgewählt Spiel. Aber es scheinen sich doch Doch es könnten sich ja geringere scheinen, daß für die Kinder das gewisse psycho-physische Tat- Geister mit den fremden Federn Oberflächlichste gerade gut ge- sachen herauszuschälen, die ge- großer Namen schmücken, wie nug sei. Die Folge ist denn auch eignet sind, unserer Anschauung das ja selbst unter lebenden Men- der allgemeine Unglaube. Die von den psychischen Vorgängen schen vorkommen soll. Immer- Eltern lügen ihre Kinder an mit neue Züge hinzuzufügen. Aber hin wird man die spiritistischen zarter Rücksicht auf ihre kind- die Frage, ob wir es hier mit ir- Unternehmungen zunächst be- liche Geistesart, und die Kinder gendwie momentan wiederver- ruhigt einerseits streng wissen- stellen sich so, als ob sie an diese körperten oder schaftlicher Forschung, anderer- Mythen glaubten, aus Rücksicht mit bisher noch nicht geklärten seits dem Erbauungsbedürfnis auf ihre Eltern, denen sie die Kundgebungen derer überlassen können, die sich Freude nicht verderben wollen. Medien zu tun haben, ist für die davon angezogen fühlen. Wissenschaft zur Zeit noch nicht Man kann wohl sagen, daß die entschieden. Die Äußerungen Frage nach der Wiederverkörpe- der erscheinenden „Spirits“ sind rung in Europa in der allgemei- jedenfalls ganz überwiegend der nen Meinung der religiösen Krei- Art, daß sie uns kein beachtens- se nicht darüber hinausgeht, daß wertes Bild von ihrem Geistes- aus moralischen oder gefühls- zustand geben. Die Vorgänge er- mäßigen Gründen ein Fortleben Das Bedürfnis, in diesen Fragen etwas Zuverlässig-Greifbares zu erfahren, ist wohl zum größten Teil der Grund, daß gegenwärtig allerlei Geheimlehren über diese Dinge verbreitet werden. Durch den Spiritismus sucht man direk- Verstorbenen der lebenden te Beweise zu bekommen von der der Persönlichkeit nach dem Tod Weiterexistenz der Verstorbenen postuliert wird, ohne daß jedoch und ihren ferneren Schicksalen nach ihrem Abscheiden von der Erde. Schien die Wissenschaft früher bereit, alles, was sich in spiritistischen Sitzungen zeig- Der Spiritismus sucht direkte Beweise von der Weiterexistenz der Verstorbenen irgendwelche einzelnen Züge des Wie mit irgendwelcher Bestimmtheit festgestellt würden. Daß es zu allen Zeiten einzelne Menschen gegeben hat, die über te, für Schwindel zu erklären, diese dunklen Gebiete intuitive so ist man neuerdings zu einer Klarheit besaßen, ohne sich da- vorsichtigeren Stellung diesen Dingen gegenüber geneigt. Ge- schöpfen sich in der Regel in oft rüber je zu äußern, kann hierbei recht minderwertigen Versuchen, außer Betracht bleiben. wiß, das Gebiet ist an sich durch ihre Existenz zu beweisen. Daß seine sehr die geistige Höhenlage dessen, Wiederverkörperung bzw. der schwer wissenschaftlicher For- was an solchen Versuchen gebo- Unsterblichkeit gibt uns die Na- schung zugänglich, und nachge- ten wird, keineswegs den hohen turwissenschaft an die Hand. Sie wiesenermaßen treibt in diesem Namen, die zum Teil als anwe- zeigt uns, daß schon bei den nie- Dämmerungsnebel bewußter send sich kundgeben, entspricht, dersten Lebewesen eine dauern- und halbbewußter Betrug sein ist eine oft beobachtete Tatsache. de Regeneration stattfindet. Die Dämmerhaftigkeit Eine DAMARU andere Auffassung | der Frühjahr 2012 | 9 einzelligen Urwesen vereinigen und Tochterpflanze gleichzeitig entscheidender Wichtigkeit - bil- sich, und wenn die so entstan- vorhanden sind. Wir haben hier det? In der Pflanzen- und Tier- dene Zelle eine gewisse Größe eine Wiederverkörperung, wobei welt wird man wohl im allgemei- überschreitet, so spaltet sie sich Entstehen und Welken des alten nen annehmen dürfen, daß das wieder, und jeder Teil lebt als und neuen Geschlechts zeitlich Individuum den Zwecken der selbständige Zelle weiter. Man ineinander übergreifen, so daß, Art durchaus untergeordnet ist. kann hier ganz wörtlich von ei- anders als bei den Einzellern, bei Immerhin sind auch hier schon ner dauernden Wiedergeburt des Ansatzpunkte vorhanden, die Plasmas dieser Zellen reden. Sie dem Individuum eine wenigs- sind, wenn sie nicht durch äußere Gründe gewaltsam zerstört werden, unsterblich. Aber freilich, der Gedanke der Individualität geht hier vollständig verloren: Es fragt sich, welche Bedeutung dem Individuum zukommt aus zweien wird eins, aus einem tens artmäßige Selbständigkeit gewähren. Beim Menschen wird das Individuum zur Persönlichkeit, und wir finden, je höher der Mensch steht, desto selbständiger und werden zwei, und das geht so denen die Mutterzelle restlos in bedeutender ist die Rolle, die weiter, ohne daß man irgendwie den Tochterzellen aufgeht, au- das Individuum der Gattung eine Schranke setzen könnte. Die ßer der Gattung das Individuum gegenüber einnimmt. Das Gat- Individualität ist nur ein vorü- eine Rolle spielt. Derselbe Vor- tungsmäßige bildet für den Men- bergehender Grenzfall, der mit gang findet sich bei allen höhe- schen durchaus einen Teil des anderen Zuständen abwechselt. ren Lebewesen bis herauf zum Materials für die Gestaltung des Menschen. Individuums. Das wird ohne Einzellern die ganze Form be- Es fragt sich nun, welche Bedeu- weiteres klar, wenn wir uns die trifft, finden wir bei den höheren tung dem Individuum und seiner Heroen der Menschheit vor Au- Lebewesen, von der Pflanze an, Dauer über die Fortpflanzung gen halten. Die Bedeutung dieser bei der Samenbildung auf beson- hinaus zukommt. Ist das Indivi- Großen liegt ganz wo anders als dere Zeiten und Zellgruppen des duum nach der Fortpflanzung in den oft recht unbedeutenden Individuums verteilt. Aber in den einfach ein übrigbleibender Rest, Nachkommen, denen sie das Le- Samenzellen finden wir auf die dessen Bedeutung höchstens in ben geschenkt. Nur für die aller- allermerkwürdigste Art unsicht- der Brutpflege läge - wie etwa bei niedrigsten Persönlichkeiten läßt bar die Tendenzen der ganzen gewissen Insekten das Muttertier sich das Leben zusammenfassen Pflanze vorhanden, so daß das durch sein Schild die junge Brut in die Ereignisse: er lebte, nahm aus dem Samen entstehende Indi- gegen den Winter schützt - oder ein Weib und starb. viduum als Wiederverkörperung gewinnt das Individuum eine Die Frage nach der Wiederver- der Mutterpflanze gelten muß, Bedeutung, so daß in seinem Le- körperung ist damit von der Gat- wobei nur die rätselhafte Tatsa- ben die Fortpflanzung nur eine tung auf das Individuum über- che entsteht, daß Mutterpflanze Episode - oft nicht einmal von tragen. Hier setzt nun der Orient Denselben Vorgang, der bei den 10 | Frühjahr 2012 | DAMARU ein mit seiner Lehre von der Wie- Den derverkörperung als Seelenwan- und Vergehens schildert z. B. derung. Die Grundlagen dieser die chinesische Auffassung fol- Lehre sind einmal der Gedanke gendermaßen: 1. Geburt und des Karma, das mit der christli- Wachstum, das Hervortreten zu chen Vorstellung, daß jede Tat neuem Leben; 2. Taufe. Alles neu eine Saat bedeutet, die zur Ern- Entstehende bedarf des Wassers te reift, übereinstimmt, und an- zur Reinigung und Belebung; 3. dererseits die Vorstellung einer Bekleidung. Der Stoff erfüllt all- Stufenfolge des Daseins in ver- mählich die Form. Der Mensch schiedenen Ebenen. Diese Ebe- wächst in seine Gestalt hinein; 4. nen sind das Feld der Betätigung Arbeit. Allmählich steht der Kör- auflösenden Leib in einen neu- für die Einzelwesen. Jede Ebene per der Seele als Werkzeug zur en, sich bildenden. Es muß ohne kann erst dann erreicht werden, Verfügung; 5. Blüte, die Zeit der weiteres zugegeben werden, daß wenn die Aufgaben der vorheri- Vollendung der gegebenen Mög- ein exakter, empirisch-wissen- gen erledigt sind. Innerhalb der lichkeiten; 6. Welken, allmähli- schaftlicher Beweis hierfür nicht einzelnen Ebenen herrschen be- cher Eintritt des Rückganges; die gegeben werden kann. Alle diese stimmte Gesetze des Wachstums, Kraft beginnt, sich aus der Form Fragen sind für die Wissenschaft der Entfaltung, des Rückgangs, zurückzuziehen; 7. Krankheit. In unbekanntes Land. Es läßt sich Kreislauf des Werdens heit; 12. Heranreifen im Mutterleib. Davon sind die ersten zehn Stufen ohne weiteres der Beobachtung zugänglich, und auch an der zwölften wird niemand zweifeln. Der einzige Punkt, der uns Europäern fraglich erscheint, ist der elfte, das geheimnisvolle Überspringen der Lebensenergie des Individuums von dem sich die kreisförmig in sich geschlos- auch nicht beweisen, daß die sen sind und aus denen man nur Seele in einem andern Daseins- durch den Übertritt in eine höhere Ebene herauskommt. Die Welt der Geburten und des Sterbens, in der wir Menschen uns befinden, ist eine solche Ebene. Die Möglichkeit der Verkörperung bzw. Wiederverkörperung Grundlage der Wiederverkörperung als Seelenwanderung ist der Gedanke des Karma zustand fortlebt, und es läßt sich ebenfalls nicht beweisen, daß mit dem Tode das seelische Leben erlischt. Alles, was wir hier erwarten können, sind nur mehr oder weniger bedeutende Deutungen des ist rätselvollen Zusammen- durch die Tatsache der Fortpflan- die Lücken drängen sich frem- hangs, in dem wir uns befinden. zung der Menschheit gegeben. de, zerstörende Einflüsse ein; 8. Es verlohnt sich, den Wahrschein- Denn durch die Fortpflanzung Sterben, Aufhören des körperli- lichkeitsgründen nachzugehen, werden zwar die Bedingungen chen Daseins; 9. Begräbnis, Ber- die die orientalische Wiederver- geschaffen, unter denen ein nach gung in der Erde; 10. Auflösung, körperungslehre Geburt strebendes Wesen sich Trennung der körperlichen und hat, und dabei gleichzeitig diese verkörpern keineswegs seelischen Bestandteile; 11. Emb- Lehre in ihrer über das plump aber entstehen diese Wesen je- ryonale Wiederverkörperung an Populäre hinausgehenden Form weils mit der Geburt neu. einer andem Stelle der Mensch- kennenzulernen. Wir tun dabei kann, DAMARU | anzuführen Frühjahr 2012 | 11 zugleich einen Blick in eine Psy- wußtsein. Dieses Ichbewußtsein wird. In Wirklichkeit wohnen chologie, die nicht ohne Interesse ist etwas Sekundäres, durchaus nicht nur zwei Seelen in unse- sein dürfte. nicht die ursprüngliche Quelle rer Brust, sondern noch mehr. Es des Individuums. Vielmehr kann kommt nur darauf an, welcher dieses bewußte Ich immer nur ei- wir die Herrschaft verleihen. So nen Teil des ganzen Organismus muß der Mensch vermöge dieses in sein Bewußtseinslicht erheben. Ichbewußtseins, das der lichten le ist wieder zusammengesetzt. Die größte Masse bleibt unter- Sphäre der Welt angehört, sein Der Leib hat seine verschiedenen bewußt. Es scheint, daß dieses unterbewußtes, der Schattenwelt Organe, in denen weit mehr Ei- bewußte Ich an einen gewissen angehöriges Gesamtselbst orga- genleben und eigene Tendenzen Zustand der Gehirnentwicklung nisieren und soviel wie möglich stecken, als wir für gewöhnlich gebunden ist. Dieses Ich behaup- zur einheitlichen, harmonisch annehmen. Jedes dieser Organe tet sich in der Zeit mit Hilfe der zentralisierten hat eine innere Verwandtschaft Kontinuierlichkeit der Erinne- umgestalten, was natürlich nur mit den Gegenständen der Au- rung. Es leuchtet auf und erlischt dann gelingt, wenn man den ßenwelt, die es uns vermittelt, (z. B. im Schlaf), aber wir fühlen Schwerpunkt der Ichbetonung wodurch wir nicht nur auf die uns dennoch als dieses eine Ich in solche Tiefen verlegt, die einer Außenwelt zu wirken vermö- infolge einer erinnerungsbeton- Umwälzung durch äußere Erleb- gen, sondern auch von der Au- ten Färbung aller unserer Erleb- nisse entzogen sind. ßenwelt beeinflußt werden. Aber nisse. Es können Fälle eintreten, Es gibt nun feste, ewige Ge- ebenso wie der Leib einen zu- durch die eine Umwälzung der setze für alle Taten der kleinen Der Mensch ist ein komplexes Wesen. Er besteht in seinem irdischen Dasein aus Leib, Seele und Geist. Jeder dieser drei Tei- sammengesetzten Persönlichkeit Organismus Weltsysteme, die wir Menschen bildet, so auch das Seelische. Die nennen - denn jeder Mensch ist chinesische Lehre nimmt sieben seelische Zentren an, die sich alle mehr oder weniger selbständig entwickeln können, wobei Der komplizierte Organismus wird erleuchtet durch das Ichbewußtsein ein Weltsystem im Kleinen wie Himmel und Erde. Diese Gesetze sind nicht wie Strafgesetze etwas äußerlich Gesetztes, son- natürlich jede Überentwicklung dern sie sind nur der Ausdruck auf der einen Seite eine Unter- für das Dasein in der Zeit. Jede entwicklung einer andern Fähig- seelischgeistigen Organisation Handlung ist ein Komplex, der keit mit sich bringt. Aber selbst eintritt, in deren Folge ganz neue über Raum und Zeit ähnlich das geistige Individuum ist ja Gebiete Ichbewußtsein ausgebreitet ist wie eine Pflanze. nicht einheitlich, sondern be- identifiziert werden. Das sind Was ein Baum ist, kann nicht an steht wieder aus einer Dreiheit. die großen Bekehrungen, durch einem Punkt auf einmal überse- Dieser leib-see- die das, worin man früher sein hen werden, sondern nur in der lisch-geistige Organismus wird Ich hatte, bekämpft wird und ein räumlichen Ausdehnung, die er nun erleuchtet durch das Ichbe- neues Gebiet als Ich bezeichnet einnimmt, und in der Dauer, über komplizierte 12 | Frühjahr 2012 | DAMARU vom die er sich im Wechsel der Zeiten lichkeit des Aufstiegs in höhe- gen ein -, so wenig verschwindet erstreckt. Aber in der Blüte steckt re Gebiete vorhanden. Aber die der Körper, wenn er verwest - er schon die Frucht. Sie muß sich Menschenseelen, die von so ent- dient nur zur Ernährung neuen nur entwickeln. So ist es mit dem gegengesetzten Wirkungen ihrer Lebens, denn auch die ihm anhaf- Gesetz der menschlichen Hand- verschiedenen Bestandteile hin tenden Lebendigkeiten wandern lungen. Jede Handlung, wenn sie und her gezerrt werden, sind weiter. Darum bilden Erde und begangen wird, ist ein Komplex beim Abschluß meist nicht so Wasser die Lebewesen, die von von Wirkungen, die sich räum- weit, daß sie die höhere Sphäre ihnen leben, auf bestimmte Art lich und zeitlich ausbreiten. Die ohne weiteres betreten könn- um. Die Natur leistet sich nicht Wirkungen dieses Karma betref- die Verschwendung, die Arbeit fen sowohl andre als auch beson- eines ganzen Lebens der Ver- ders uns seIbst. Diese Wirkungen sind es nun, die als Erfahrungen sich in dem unterbewußten Ich Geburt und Tod sind die Pforten zweier Welten nichtung preiszugeben. Es stirbt nichts. Geburt und Tod sind nur die Pforten zweier Welten, durch des Menschen allmählich nieder- die die Geschöpfe aus- und ein- schlagen. Sie gehen nicht verlo- treten. ren, wie überhaupt in der WeIt ten. Es kommt daher für sie ein nichts verloren geht. Wie aber die Puppenzustand, in dem sich die Pflanze aus dem raum-zeitlichen Erlebnisse der Vergangenheit in Dasein wieder in das Dasein der Fähigkeiten und Kräfte oder in reinen Wirksamkeit Mängel und Leidenschaften ver- (Entelechie) übergeht im Samen, wandeln. Das ist die Auflösung, in dem die Erfahrungen der Ver- wenn das Äußere durch die Ver- gangenheit unsichtbar vorhan- wesung abfällt und sich ins un- den sind, so folgen auf Zeiten des sichtbare Gebiet der Entelechie Daseins in der bewußten Licht- der Monade zurückzieht. geistigen welt für den Menschen Zustände Was nun die Wiederverkörperung anlangt, so bekommt die Monade durch sie einen neuen Körper, auf dessen Gestaltung im Mutterleib sie einen gewissen Einfluß hat, dessen Material und Beschaffenheit aber von der elterlichen Familie geliefert werden. Die neu ins Leben tretende Monade findet also bestimmte Aber solange diese Monade sich Bedingungen vor, sie nimmt Teil nicht in höhere Sphären auf- an den Geschicken der Familie, schwingen kann, muß sie den in die sie eingetreten ist. Dieser unvollendeten Teil der Lekti- Eintritt in eine Familie wird aber on auf dieser Erde nachlernen. durch geheimnisvolle Gesetze Kein Orientale zweifelt daran, bestimmt, die im Unsichtbaren daß dieser geistige Keim unzer- so wirken, daß jede Monade den Nun ist die räumlich-zeitliche störbar ist. So wenig die Atome Familienzusammenhang findet, Daseinssphäre keineswegs die verschwinden, wenn das Feuer der für die Auswirkung ihrer einzige, die uns zur Verfügung erlischt – sie treten nur nach eini- Schicksale am geeignetsten ist. - steht. Vielmehr ist die Mög- ger Zeit in neue Atomverbindun- Fragen wir nun, wie wir uns zu der Zusammenziehung der ausgebreiteten Welt des Daseins in unsichtbare Entwicklungsmög- lichkeiten. Alles Gute, alles Böse wird dadurch ein Teil des innersten Werdekeims. DAMARU | Frühjahr 2012 | 13 diesen Gedanken stellen sollen, zwischen Geburt und Tod erleben ich nenne nur Lessing und Goe- so ist zunächst zu betonen, daß wir aber immer nur Ausschnitte. the - in dem Gedanken der Wie- vom Standpunkt des Christen- Wir erleben gewisse Vorgänge, derverkörperung ein durchaus tums aus diese Annahme ohne innerhalb deren ein Karmakom- beachtenswertes Problem gese- weiteres möglich ist. Das Chris- plex sich folgerichtig auswirkt hen haben. Abschließend sei aber tentum behauptet nur das Kar- und zum Abschluß kommt. Wir doch bemerkt, daß das Wichtigste magesetz mit aller Schärfe. Über sehen aber auch, wie Karmafäden für den orientalischen Gedanken- das Wie seiner Auswirkung ent- angesponnen werden, die sich in kreis nicht die Theorie der Wie- hält es sich der Äußerung. Es ist diesem Leben nicht auswirken, derverkörperung als solche ist. nur auf die Zukunft, auf die Zeit weil ihre Entwicklung durch Nicht darum handelt es sich, daß der Vollendung gerichtet und be- den Tod unterbrochen wird. Wir man sich Gedanken und Phan- schäftigt sich nicht mit der Zwi- sehen andererseits Folgen in ei- tasien hingibt über Zeit und Art schenzeit. nem Leben sich auswirken, de- der Wiederverkörperung. Auf alle Fälle ist ja die Wiederverkör- Ein sehr beachtenswerter Punkt scheint mir folgender zu sein: So sicher es ist, daß die Familienvererbung im Menschenleben eine Rolle spielt, so wenig reicht sie aus zur Erklärung des ganzen Tatbestands. Die Kinder dersel- Wiederverkörperung ist mit einer weitgehenden Auflösung der Persönlichkeit verbunden ben Eltern zeigen bei aller Fami- sie aus Vererbung allein nicht zu erklären sind. Ja, man wird nicht umhin können, zuzugeben, daß oft in derselben Familie reifere und unreifere Seelen zur Welt kommen. Was aber vor allem ins Gewicht fällt, ist die Wirkung des Karma. Unbefangene Beobachtung und vernünftige Über- den Auflösung der Persönlichkeit verbunden, so daß mit einem einfachen Wiedererscheinen mit allem Drum und Dran so wenig gerechnet werden kann wie mit einem Himmel, in dem man all lienähnlichkeit so deutlich unterschiedene Charakterzüge, daß perung mit einer sehr weitgehen- seinen Nachbarn und Freunden ren Ursachen sicher nicht in diesem Leben liegen. Hier sind die großen Probleme, mit denen ein Hiob kämpft und auf die es trotz allen Jenseitsglaubens, der die Frage nicht löst, nur das „Dennoch“ des Psalmisten gibt, wenn nicht irgendwie die Hilfslinie der Weisheit des Ostens in das Leben eingezeichnet wird. wieder begegnet. Vielmehr soll der Gedanke nur dazu dienen, um die Frage: „Warum muß gerade mich das treffen? Wo bleibt da die Gerechtigkeit ?“, die man so oft hören kann, zu beschwichtigen und alle Energie daraufhin zu konzentrieren, wie man aus dem ewig ermüdenden Rad des Wahnes herauskommt zur Ruhe legung führen uns in gleicher So ist es denn auch zu verstehen, und Seligkeit eines überpersön- Weise darauf, daß dieses Gesetz daß manche gerade der tiefsten lichen Seins, wo aller Kampf ein tatsächlich besteht. In dem Leben und klarsten unserer Denker - Ende hat. 14 | Frühjahr 2012 | DAMARU Lama Anagarika Govinda war Mystiker, Maler, Dichter, Autor und Gelehrter. 1898 als Ernst Lothar Hoffmann in Deutschland geboren, ging er 1928 nach Indien, dessen Staatsbürger er wurde. Durch Bücher wie Der Weg der Weißen Wolken, Grundlagen Tibetischer Mystik und Die Innere Struktur des I Ging trug er wesentlich zum Interesse an buddhistischer und daoistischer Philosophie in Europa und Amerika bei und gilt heute als einer der wichtigsten Brückenbauer zwischen Ost und West. Lama Govinda unterhielt enge Kontakte zu Denkern wie Rabindranath Tagore, Jean Gebser und Alan Watts. Er starb 1985 in Kalifornien. Der Abdruck des Artikels erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Lama Anagarika und Li Gotami Govinda Stiftung. Wiederverkörperungslehre und Wissenschaft Lama Anagarika Govinda E in Wissenschaftler, der geprüfte Rückerinnerungen, die fach erbracht worden, und falls sich von der Ethik des ja auch der Buddha von sich be- Wissenschaftler sich die Mühe Buddhismus angezogen hauptet hat und die in einzelnen nehmen wollten, diesen Beweisen fühlte, aber mit der Wiederge- Fällen, wenn auch nicht kritisch nachzugehen und das vorhande- burtslehre genug untersucht, in unserer Zeit ne Tatsachenmaterial kritisch zu wußte, meinte, daß diese Lehre, vorgekommen sein sollen. prüfen, würde die Wissenschaft wenn sie einen realen Hinter- Diese Forderung ist vollkommen in kurzer Zeit hierüber ebenso grund habe, mit der Zeit doch richtig. Aber der hier verlangte gut unterrichtet sein wie über auch wissenschaftlich beweisbar Beweis einwandfrei nachgewie- das Leben der Mikroben und das sein müsse - durch einwandfrei sener Rückerinnerungen ist viel- Sternensystem der Milchstraße. nichts anzufangen DAMARU | Frühjahr 2012 | 15 Daß man sich aber seitens der genen Innern und das Zeugnis oder denkbare Form absolute Wissenschaft diese Mühe bisher eines Buddha und unzähliger Realität ist, sondern nur Erschei- nicht gemacht hat, zeigt nur die anderer, die seinen Weg gingen? nungsform einer Wirklichkeit, die Voreingenommenheit einiger ih- Ist der Weg der nach außen auf jeder Stufe der Erkenntnis in rer Vertreter wie die Lückenhaf- schauenden Wissenschaft etwa anderen Formen zum Ausdruck tigkeit des wissenschaftlichen weniger anthropozentrisch als kommt - gemäß dem Instrument Weltbildes - nicht aber die Un- derjenige der Innenschau? Wer der Beobachtung. möglichkeit der Wiederverkör- bedient sich denn die Mikrosko- Diese Relativität entwertet nicht perung. pe und Teleskope, wenn nicht die Resultate der Beobachtung Ein Wissenschaftler sollte sich oder der Erfahrung, sondern also weist ihnen nur ihren Platz an. logischerweise auf den Standpunkt stellen: Ich habe bisher selbst keine Erfahrungen dieser Art gemacht noch auch ermitteln können, ob andere, die sich früherer Geburten zu erinnern glauben, hierfür einen vollgülti- Ist eine wissenschaftliche Perspektive weniger anthropozentrisch als die Innenschau? Sie macht es möglich, die Beobachtungen der Wissenschaft und des religiösen Erlebens jede in ihrer Art zu verstehen und ihrem Charakter entsprechend zu verwerten. Dieses »Sowohl-als- gen Beweis erbringen konnten. Auch« ist den westlichen Dog- Ich lasse diese Frage daher offen, matikern der Wissenschaft wie bis ich zureichende Beweise in das menschliche Auge, und wer der Theologie äußerst peinlich, Händen habe. deutet das Gesehene, wenn nicht denn sie befinden sich, wie C. Aber hier zeigt sich der Mangel der menschliche Geist! Laß den G. Jung (in seinem Vowort zum an wirklich wissenschaftlicher vom modernen Wissen unbe- Tibetischen Totenbuch) so schön Unvoreingenommenheit. Der rührten Tibeter durchs Mikros- sagt, „noch im mittelalterlichen, zitierte Wissenschaftler geht un- kop schauen, und er wird darin vorpsychologischen vermittelt und ohne logische Be- seine Krankheitsdämonen bestä- wo nur die Aussagen gehört, gründung zur entgegengesetz- tigt finden; laß ihn durchs Te- erklärt, verteidigt, kritisiert und ten Behauptung über: Wenn die leskop blicken, und er wird die argumentiert werden, wo die In- Wissenschaft nichts von der Wie- strahlenden Welten seiner Schau- stanz aber, welche die Aussagen derverkörperung weiß, dann be- ungen wiedererkennen. macht, nach allgemeiner Verein- deutet das, daß es so etwas nicht Der Wissenschaftler, der seine barung als nicht zum Programm gibt, und daß darum der Buddha Betrachtungen für objektiv und gehörig von der Tagesordnung eine unrichtige Behauptung auf- für absolute Wahrheit hält, ist ein abgesetzt ist“. gestellt hat. gut Teil naiver als der unwissen- Dieser auf den Begriff beschränk- Aber ist es denn wirklich so, daß schaftliche Tibeter , der sich trotz ten Wissenschaft, die vor lauter Mikroskope und Teleskope eine der ungleich stärkeren Realität Begriffen den Begreifenden ver- objektivere Wirklichkeit vermit- seiner Schauungen und Medita- gißt, steht die Wirklichkeit des teln als das jedem zugängliche tionserlebnisse darüber im klaren Erlebens gegenüber. So sagt Paul Erlebnis der Wirklichkeit im ei- ist, daß keine sichtbare, hörbare Dahlke: 16 | Frühjahr 2012 | DAMARU Stadium, „Das künstlerische Moment des mit der die Wissenschaft arbeitet, schenverstand, der sich bei allen Erlebens ist im tiefsten Grunde arbeiten kann, ändert an dieser Triumphen begriffsfrei - Wirklichkeit als sich bedingten Bewertung nichts: Lo- Erkenntnis genügend Objektivi- formend, Wirklichkeit in statu gik ist anwendbar nicht nur auf tät und Bescheidenheit bewahrt nascendi. Man kann über den hypothetische, sondern auch auf hat, um einzusehen, daß es nicht Wert der Wissenschaft nur urtei- fiktive Voraussetzungen, ja Logik „nur eine Welt gibt, nämlich die len vom Begriff aus. Das Wesen ist sogar um so strenger durch- Welt, die sich unseren Sinnen des Begriffes aber ist dieses, daß führbar, je reiner hypothetisch, je zeigt“, sondern ebenso viele Wel- er die Wirklichkeit nur in vorläu- reiner fiktiv diese Vorbedingun- ten, wie es Bewußtseinsdimen- figer, hypothetischer Form gibt. gen sind, das heißt je weniger sie sionen gibt, das heißt unendlich Ein Baum ist ein Baum im be- mit Wirklichkeit verquickt sind viele. grifflichen Sinne nur in vorläufi- und je weniger ihnen die Wirk- Dieses Zugeständnis läßt die ger Form. Die Definition „Baum“ lichkeit den Text verdirbt. - Rei- Wissenschaft in ihrem eigenen gibt es nur auf Zeit. Es hat eine ne Logik ist nur erkaufbar auf Bereich gelten, ohne deshalb an- Zeit gegeben, wo das, was ich Kosten des Wirklichkeitsgehal- dere Forschungsmethoden und jetzt als Baum definiere, Same tes. - So geschieht es immer wie- -gebiete, wie die der Psychologie war, es wird eine Zeit geben, der, daß der Mensch das geistige und der meditativen Erfahrung, wo das, was ich jetzt als Baum Leben der Menschheit für das auszuschließen. Auch da, wo ex- definiere, nicht mehr Baum ist, Linsengericht der Ratio sich das akt-wissenschaftliche Methoden, sondern entweder wieder Same Beste verscherzt: die Wirklichkeit wie in der Physik und der Ma- oder totes Holz oder sonst etwas. selbst.“ thematik, nicht angewandt wer- Das Wesen der künstlerischen (wie der meditativen) Intuition ist letzten Endes dieses, daß man, über die begriffliche Form hinaussehend, das »verbindende Band« sieht, wie Goethe es sah in seiner Metamorphose der Pflan- wissenschaftlicher den können und wo rein logische Die Entdeckungen des Buddha bauen auf strenge Methodik und Geistesschulung auf zen. Denkoperationen nicht ausreichend sind, um Resultate oder Beweise zu erbringen, herrscht keine Willkür, wie unser Wissenschaftler annimmt, wenn er sagt, daß in einem solchen Falle „jede Behauptung und ihr Gegenteil So werde man sich darüber klar, Das Zugeständnis, daß die Wis- richtig sein kann“. daß das Moment des Hypothe- senschaft, trotz künftiger Ultra- Die Entdeckungen eines Buddha tischen, Bedingten aller Wissen- mikroskope und Superteleskope, und anderer Großer im Reiche schaft anhängt; daß jede Definiti- nur die Welt der Erscheinungen des Geistes bauen, wie bereits on, jede Begriffsbildung eben ein zu zeigen und zu erforschen ver- erwähnt, auf strenge Methodik Nicht-Definitives, sondern ein mag, nicht aber die Welt, wie sie und Geistesschulung auf, die - in Vorläufiges ist, und man gewöh- wirklich ist, ist nicht „eine Anlei- ihrer Weise - ebenso zu „objek- ne sich beizeiten, danach den he am Transzendenten“, wie der tiven“ Beobachtungen und Re- wahren Wert der Wissenschaft zu anfangs zitierte Wissenschaftler sultaten führen können wie die bemessen. Die Strenge der Logik, glaubt. Es ist gesunder Men- Methoden der Wissenschaft . Der DAMARU | Frühjahr 2012 | 17 Wissenschaftler, der in seinem ei- sein (bodhi) löst die Widersprü- der Buddha ausdrücklich erklärt, genen Gebiet eine strenge Schu- che, in die das niedere, an die sie aus eigener Erfahrung er- lung fordert, glaubt jedoch in Sa- Sinnlichkeit gebundene Denken kannt zu haben (bildet doch die chen psychischer Erfahrung ohne sich Wiedergeburtserkenntnis einen die geringste Anstrengung und (Hermann Beckh) Schulung urteilsfähig zu sein. Dies ist aber, als ob ein Schuljunge, der kaum das Einmaleins beherrscht, ein Urteil über die Einsteinsche Relativitätstheorie abgeben wollte - die doch augenscheinlich jedem logisch-euklidischen Denken widerspricht. Es ist ein verbreiteter Denkfehler, Immanenz und Transzendenz hoffnungslos verstrickt.“ Hauptteil seines Erleuchtungs- Wer diese höhere Bewußtseinsmöglichkeit ableugnet, um den Buddhismus zur Magd der Na- Die Wahrheit des Buddhismus bedarf keiner Bestätigung durch die Wissenschaft als zwei sich ausschließende Ge- vorganges) -, der erklärt hiermit den Buddha zu einem armseligen Scharlatan. Es ist nicht einzusehen, warum jemand, der eine solche Ansicht vertritt, Wert darauf legen sollte, die „unumstößlichen Erkenntnisse der Wissenschaft“ mit den Lehren des Buddhismus zu verwässern. Wer zum Buddhismus nur kam, weil er glaubt, daß dieser mit gensätze zu betrachten, anstatt turwissenschaft machen, den Ergebnissen der modernen zu begrüssen, daß es sich hier drückt ihn damit auf das Ni- Wissenschaft (die schon morgen um relative Ausdrücke handelt veau einer bloßen Morallehre nicht mehr modern sein wird !) - ebenso wie im Falle von „objek- herab, die sich mit den nach Be- übereinstimmt, der würde besser tiv“ und „subjektiv“. Diejenigen, lieben einfüllbaren Schablonen daran tun, bei der Wissenschaft die Immanenz und Transzendenz des Achtfachen Pfades, der Vier zu bleiben. Die Tatsache, daß der als konstante Faktoren ansehen, Heiligen Wahrheiten und even- Buddhismus mit vielen Erkennt- gehen von der falschen Voraus- tuell in einer materialistisch miß- nissen der Wissenschaft überein- setzung aus, daß die Grenzen verstandenen Kausalitätslehre stimmt, soll nicht in Frage gestellt des menschlichen Bewußtseins erschöpft, „verbindende werden. Es ist jedoch nicht der unveränderlich seien und daß Band“, nämlich die Allverbun- Buddhismus, dessen Wahrheit darum alles, was dieselben über- denheit oder Allbezogenheit des hierdurch bestätigt wird, son- steigt, transzendent ist. Bewußtseins, auf der die Wie- dern es ist die Wissenschaft, die Daß aber das Bewußtsein sich dergeburtslehre ebenso wie die endlich nach zweieinhalb Jahr- verändern und über die will- Anattä -Idee beruht, jedoch unter tausenden sich den Erkenntnis- kürlich angenommenen oder für den Tisch fallen läßt. sen des Buddhismus nähert. Für jemanden, der glaubt, daß Haben wir doch endlich einmal der Buddha nur „aus missio- den Mut, ohne die Krücken der narischen Gründen“, das heißt Wissenschaft auf unserer inners- um äußerer Vorteile willen und ten und tiefsten Überzeugung entgegen seiner besseren Über- zu stehen - gleichgültig, ob der „Nicht logisches Denken, son- zeugung die Wiedergeburtsidee „moderne“ Zeitgenosse uns zu- dern nur ein höheres Bewusst- „übernommen“ habe - obwohl stimmt oder nicht. den Durchschnittsmenschen charakteristischen Grenzen hinauswachsen kann, sehen die Dogmatiker der Naturwissenschaft nicht: 18 | Frühjahr 2012 | DAMARU das zu Volker Zotz, Philosoph und Kulturwissenschaftler, lehrt als Professor an der Universität Luxemburg. Seit seiner Kindheit beschäftigt ihn der Buddhismus. Seine Forschungen führen ihn regelmäßig nach Indien, China und Japan. Er ist Autor von Büchern, wie Buddha, Geschichte der buddhistischen Philosophie und Mit Buddha das Leben meistern. Buddhismus für Praktiker. Aus letzterem Buch wurde das folgende Kapitel übernommen. „Wiedergeburt“ Volker Zotz G autama betrachtet den diese vom Körper abhängig? Man haben wollen und wie wir sein Menschen unter den könnte fast umgekehrt sagen, der wollen, entscheidet sich nach fünf Aspekten Körper sei an sie gebunden. dem Gesetz des Karma. Diese Arbeiten wir nach Gautamas neutrale Werde-Kraft fächert sich Methoden an unseren Absich- in all das auf, was uns aktiv sein ten, stellen wir fest, welch starke lässt und vorantreibt: Absichten, Energie sie sind. Es ist eine große Wünsche, Triebe, Wollen, Nei- Kraft, die uns denken, reden und gungen und Interessen. handeln lassen will, die uns Ab- Nicht der Körper bringt diese 5. des Bewusstseins. sichten haben lassen will. Gäbe Kraft hervor. Es gäbe gar keinen Stirbt der Körper, erlischt das an es diese Kraft, diesen inneren Körper ohne ihr Wirken. Der ihn gebundene Gefühl. Auch das Antrieb nicht, wir würden auf- Körper wurde aus toter Materie Wahrnehmen, das von Sinnes- hören zu sein. aufgebaut und besteht nach dem organen abhängt, muss damit Diese Energie, unsere Werde- Sterben noch einige Zeit als sol- aufhören. Doch wie steht es mit Kraft, ist neutral, also auf nichts cher. unseren Strebungen, den Nei- Bestimmtes gerichtet. Eines strebt Vom Augenblick seiner Zeugung gungen und Absichten, all dem, sie aber immer an: Wir wollen wurde das leibliche Werden von was uns aktiv werden lässt? Sind haben, wir wollen sein. Was wir dieser Energie bedingt. Man muss 1. des Körpers, 2. des Gefühls, 3. des Wahrnehmens, 4. der Strebungen (Wille, Trieb, Neigung, Interesse), DAMARU | Frühjahr 2012 | 19 ein Kind nicht dazu bringen, Be- fe, die ihn bildeten, sich den Ge- weiterer dürfnisse wie jenes nach Nah- setzen der Natur entsprechend wirkt in diesem Sinn über dieses rung zu haben. Es trägt sie von verwandeln, verpufft auch die Leben hinaus. Anfang an in sich und bringt sie Energie nicht, die den Körper Wichtig im Zusammenhang mit laut zum Ausdruck. Ohne diese aufbauen und bewegen ließ. Sie Gautamas Lehre der „Wiederge- grundsätzliche Werde-Kraft des wandelt sich nach ihren eigenen burt“ sind die Worte Kraft und Entwicklung. Karma Sein- und Haben-Wollens, die Energie. Die Natur des Menschen sich stark in der Sexualität zeigt, ist dynamisch, immer in Bewe- entstünde kein Mensch. Die Kraft, die unseren Körper aufbaut und bewegt, Triebe und Interessen verfolgen lässt, formt im Wirken unseren Charakter. Triebe und Interessen, die wir verfolgen formen im Wirken unseren Charakter gung, steht nie still. Nichts bleibt eine Sekunde lang ganz dasselbe, weder körperlich noch mental. Nehmen wir unsere leibliche Änderung auch nicht von Tag zu Welche Richtung der Gestal- Tag wahr, nach einigen Jahren tungsprozess nimmt, hängt vom wird deutlich, wie wir alterten. Denken, Reden und Tun ab: Wir Gesetzen. Für den verbrauchten Das Denken und Gefühlsleben können an Einsicht und Fähig- Körper, durch den sie sich zum unterscheidet sich heute in An- keiten wachsen oder auf Abwege Ausdruck brachte, schafft sie ei- sichten, Erfahrungen, Vermögen geraten und uns im Kreis drehen. nen Ersatz. Ihre Natur ist, sein und Ausrichtung von dem unse- Es kommt darauf an, wie unsere und haben zu wollen. So drängt rer Kindheit. Absichten diese Kraft lenken. sie einem neuen ihrer Orientie- Was geschieht mit dieser Energie, wenn der Leib unbrauchbar oder rung entsprechenden Dasein entgegen. Zwar wurden wir seither keine ganz anderen, denn wir erinnern uns einer ganz bestimmten Kin- zerstört wurde? Wie wir sahen, War der Verstorbene ein roher derzeit als der unseren, doch ließ gibt es sie schon vor Beginn kör- Mensch mit grobem Wesen, des- uns ein nie abreißender Strom perlichen Daseins, dessen Vor- sen absichtliches Wirken Neid der Entwicklung anders und neu aussetzung sie ist. Sie verbraucht und Habsucht bestimmten, sucht werden. Das Werden kommt mit sich nicht bis zum Zeitpunkt des sich die Energie eine Möglich- dem Tod nicht zur Ruhe. Bei der Todes. Wie viele Interessen, Nei- keit, weiter in dieser Richtung „Wiedergeburt“ tritt kein un- gungen, Triebe und Wünsche hat zu wirken. Arbeitete er engagiert veränderliches Wesen erneut ins ein Mensch noch in unmittelba- heilsam, ist die Kraft positiv ge- Dasein. Ein dynamischer Prozess rer Todesnähe, vom grundsätz- richtet und so das Werden nach setzt sich fort. lichen Willen zum Leben ganz dem Tod. abgesehen! Mit anderen Worten: Worauf wir lichen Werdens, das weit über Gautama lehrte, dass nichts ver- unsere Neigungen gelenkt ha- unser überschaubares Leben hin- loren geht. Wie der Körper nicht ben, bestimmt nach dem Ende ausgeht. Was wir im Augenblick verschwindet, sondern die Stof- leiblichen Daseins die Richtung sind, ist der momentane Punkt 20 | Frühjahr 2012 | DAMARU Jeder ist Teil solch unermess- eines Prozesses, der schon vor dergeburt“, also das Aufgeben ges Erleben, glauben oder nicht. unserem Dasein in Bewegung einer Form des Daseins, um eine Sollte man solche Erfahrungen war. Womit wir in diesem Leben neue aufzubauen, sind zu große anstreben? begannen, hat seinen Ursprung Umgestaltungen, um nahtloses in früherem Karma. Erinnern zuzulassen. Gautama Die Überlegung, ob dieser große zeigte uns, dass wir schon diesen Prozess des Werdens jemals be- Moment nicht vollkommen er- gann, hielt Gautama für zweck- fahren. Wir erfassen in aufmerk- los. Eine befriedigende Antwort samsten Zeiten nur Teile unseres auf die Frage nach dem ersten gegenwärtigen Daseins. Wie soll- Anfang lässt sich nicht geben. ten wir zu ferneren und fernsten Spreche ich von einer höheren Zeiten Zugang haben? Macht als Urheberin allen Seins, Gautama sagte nicht, das Ver- nicht einmal alle Konsequenzen gebe ich der unbegreiflichen An- gegenwärtigen des Früheren sei aus dem Wissen und den Erfah- fangslosigkeit einen Namen, der unmöglich. Sein Erwachen wird rungen von uns überschaubaren sie nicht begreiflicher macht. Von als Erinnerung geschildert, bei Jahren. Jahrhunderte würden uns praktischem Wert für mein Le- dem frühere Leben in sein Be- zur erdrückenden Last. Es ginge Wenn man statt verflossener Jahrzehnte plötzlich Jahrhunderte oder Jahrtausende überblicken könnte, dann würde dies wohl tragisch enden. Wer, der noch von Gier und Hass verblendet ist, wäre dieser Weitung seines Horizonts gewachsen? In unserer Beschränktheit ziehen wir ben ist nicht der Glaube an einen uns wie einem Spielsüchtigen, Beginn oder ein Ende, sondern der unerwartet viele Millionen die Erfahrung, in einem großen Werden zu stehen, dessen Fortgang ich durch Arbeit am eigenen Denken, Reden und Tun mitbestimme. Das Wissen um frühere Leben wäre für Nicht-Erwachte eine zu große Last erbt. Da er nicht gelernt hat, das wenige Geld, das er zuvor verdiente, achtsam zu verwenden, wird er auch die Erbschaft zum Glücksspiel tragen. Im Glauben, jetzt mehr zu haben, gibt er viel- Frühere Leben? Beginnt die Geschichte dessen, was ein Mensch ist, nicht mit seiner Geburt in diesem Leben, wa- wusstsein traten, bis er den um- leicht seine Arbeit und damit fassenden Prozess des Werdens letzte soziale Kontakte außerhalb im Entstehen und Vergehen von der Spielhöllen auf. Der Geld- Welten erfuhr. segen wirkte dann verheerend. Was sollte mir die Erinnerung an rum erinnert er sich dann nicht Es heißt von hohen Würdenträ- an frühere Existenzen? In der Re- gern Tibets, deren bekanntester gel kann er sich schon nicht der der Dalai Lama ist, sie könnten ersten Jahre der Kindheit oder im Augenblick des Todes ab- seiner Geburt entsinnen. Sogar sichtsvoll und klar bewusst ein Es ist gut, mit keinem Epochen bei näheren Abschnitten dieses Dasein verlassen, um ein nächs- umfassenden Gedächtnis belas- Lebens weist das Gedächtnis oft tes zu beginnen. All dies kann tet zu sein, sondern nur mit dem, große Lücken auf. Tod und „Wie- man, ist man selbst ohne derarti- was man tragen kann. Menschen, Jahrtausende nutzen, wenn ich noch nicht verstehe, meine gestrigen Fehler zu korrigieren? DAMARU | Frühjahr 2012 | 21 die sich in Europa und Nordame- und ich bin nicht. In der Vergan- he, um so klarer wird, dass dies rika mit früheren Leben beschäf- genheit war vergangenes Dasein meine Vergangenheit ist. Dinge, tigen, sind zu ihrem Glück oft wirklich, unwirklich zukünftiges an die ich niemals denke, tragen stark von Wunschträumen gelei- und gegenwärtiges. In Zukunft zu meinem Werden bei. tet. Darum herrscht unter ihnen wird künftiges Dasein wirklich kein Mangel an solchen, die sich sein, als Wiederkehr respektabler Per- und gegenwärtiges. Jetzt ist mein sönlichkeiten wähnen. gegenwärtiges Dasein wirklich, Doch was wäre, wenn es jeman- unwirklich dem bei seinen Experimenten künftiges.“ dämmerte, er sei Adolf Hitler Gautama erfuhr erst mit dem Er- war. So konnte er meinem Vater gewesen und er sich manchen wachen frühere Dasein, die aber die Ausbildung finanzieren, auf Befehls entsinnt, der Millionen in einer Schau, die das Werden die sich der Wohlstand meiner Menschen qualvoll ums Leben der Welt einschloss, schon auf- Familie gründete. Bin ich in Spa- brachte? Was sollte er in seiner hörten, „seine“ zu sein. nien Jahrhunderte nach der Ver- Beschränktheit mit der Schuld tun, die im Erinnern zu seiner würde? unwirklich vergangenes vergangenes und Das Dasein als Gautama, ein begrenzter Ausschnitt des umfassenden Werdens, wurde offen Um zu verstehen, was für Gau- für diesen großen Prozess und tama „Wiedergeburt“ im letzten erlebte, wie es sich nie wahrhaft Bin ich in England geboren, nachdem Indien keine britische Kolonie mehr war, arbeitete doch mein Großvater für eine Firma, die davon profitierte, dass Indern die Salzproduktion verboten treibung und dem Massenmord an Muslims und Juden geboren, wohne ich vielleicht doch auf einem Grundstück, auf dem jetzt eine ihrer Familien leben würde, Sinn bedeutet, muss man seine hätte man sie nicht erschlagen. Anātman-Lehre berücksichtigen. Bin ich in Deutschland auch Jah- Es gibt keine Persönlichkeit, die Das Dasein des Einzelnen ist nie isoliert vom Ganzen für sich allein besteht. Prozesse der unbelebten und belebten Natur, alles Wahrgenommene und jeder, der mir begegnet, tragen re nach den Gräueltaten des Nationalsozialismus geboren, trete ich doch ihr Erbe an. In diesem Sinn gehört dann Hitler wahrhaft zu meinem früheren Leben, denn was in seinem Namen geschah, zu meinem Bewusstsein bei. prägte die Kultur und Gesell- Die Grenzen dessen, was zu mei- schaft, die mich hervorbrachte. nem Leben gehört, sind fließend. vom Ganzen, aus dem es exis- Weil mein Ich so relativ ist, kann tiert, abtrennen kann. Schon in Es geht nicht um das Zuweisen es nie absolut sagen: „Dies war einem äußeren Sinn kann ich nie von Schuld an Dingen, die ge- mein früheres Leben.“ Mit Gaut- vor der Gesamtheit des Gewese- schahen, als es mich bewusst amas Worten: „In der Vergangen- nen fliehen. Je weiter ich in der noch gar nicht gab, sondern um heit war ich, und ich war nicht. In Vergangenheit meines Landes, die Erkenntnis, dass mich ein um- der Zukunft werde ich sein, und Kontinents, der ganzen Erde oder fassender Prozess trägt. Auch er ich werde nicht sein. Ich bin jetzt, des Planetensystems zurückge- lässt mich sein, was ich bin, und 22 | Frühjahr 2012 | DAMARU haben, was ich besitze. Neben von seinem Schlechtsein abhän- Dasein zu beschäftigen braucht. der Geschichte, die ich bewusst gig. Oft gründet eigene Freude Erst wenn ich mein größeres mitgestaltete, wirkt eine weitere, auf dem Leid anderer, eigener Erbe annehme, vom eigenen Na- die nicht zuletzt von Blutvergie- Besitz auf deren Armut oder die bel aufblicke und lerne, andere ßen, Mord und Brutalität geprägt eigene Rechtschaffenheit auf den wahrhaft zu schätzen, besitze ich ist. Die Welt, in der ich lebe, ist Grässlichkeiten anderer. die Reife, mit einem Gewahrsein auf Trümmern und Leichenber- umzugehen das kontinuierlich in gen errichtet. Schon der Test des ferne Vergangenheiten weist. Medikaments, das meine Krank- Vieles, wovon ich mich distanziere, gehört zu mir. heit heilt, ließ manchen Affen qualvoll verenden. Ich mag vehement zurückwei- Deshalb warnte Gautama, sich in Spekulationen über frühere Daseinsformen zu verlieren oder krampfhaft zu versuchen, etwas sen, dass Hitler zu meiner Vor- darüber zu erfahren. Gebrauchen geschichte wir uns jetzt Zugängliches ange- gehört, schließlich wurde ich pazifistisch erzogen. Vieles, wovon ich mich distan- messen, schätzen den gegebenen Aber vielleicht resultierte diese ziere, gehört zu mir. Es gibt da- Moment und lernen, über eigenes Erziehung aus dem Schock an rum genug konkret Vergangenes Leid hinaus auf andere zu sehen, den Wirkungen Hitlers. Mein anzunehmen und aufzuarbeiten, weitet sich das Bewusstsein auf Gutsein wäre dann sehr direkt bevor man sich mit früherem einer sicheren ethischen Basis. Vorträge von Volker Zotz „Frauen im Buddhismus“ in Luxemburg Wie in anderen Weltreligionen wurden im Buddhismus die Frauen institutionell seit früher Zeit an den Rand gedrängt. Dennoch brachte der Buddhismus in Süd- und Ostasien eine große Reihe eindrucksvoller weiblicher Heiligengestalten und Frauenpersönlichkeiten hervor. Der Vortrag wird die Rolle der Frau und des Weiblichen im Buddhismus von den Anfängen bis in die Gegenwart skizzieren. Dazu werden einige bedeutende Frauengestalten aus der Geschichte des Buddhismus in Biografie und Wirken vorgestellt. 29.03.2012 um 20:00 Uhr Ort: ErwuesseBildung Centre Convict, 5, avenue Marie-Thérèse, Luxemburg „Gautamas Weg – Praxis im frühem Buddhismus“ in Renchen in der Reihe „Religion im Gespräch“ 27.03.2012 um 20:00 Uhr Ort: Simplicissimus-Haus Hauptstraße 59, 77871 Renchen (D) „Der Buddhismus der Ideologen und Philosophen des Nationalsozialismus“ in Wien im Rahmen der Tagung Buddhismus & Nationalsozialismus der Universität Wien und der Freien Universität Berlin 4.-5.05.2012 Ort: Universität Wien DAMARU | Frühjahr 2012 | 23 Zitate Reinkarnation Giordano Bruno Die Seele des Menschen ist ihrer besonderen und allgemeinen Wesenheit nach dieselbe, als die Seele der Fliegen, der Muscheln und Pflanzen, sowie überhaupt aller Dinge, die beseelt sind, oder eine haben, wie es auch keinen Körper gibt, der nicht in einer mehr oder minder vollkommenen und lebendigen Weise an dem Geiste Teil hätte. Dieser Geist oder diese Seele nun verbindet sich, je nachdem es das Schicksal oder die Vorsehung, die Ordnung oder das Glück also will, bald mit einer, bald mit einer anderen Art von Körper, und je nach der Verschiedenheit der Organisationen und Glieder erlangt er verschiedene Grade und Vollkommenheiten von Verstand und Tätigkeiten. Cabala del cavallo pegaseo (1585) Johann Gottfried Herder Jung oder alt – das Wiederkommen des menschlichen Geschlechts müßte merklich geworden sein, wenn auch nur muthmaßend, bemerkt sein. Ja wenn mit dem Wiederkommen der menschliche Verstand und der moralisch-feine Sinn, die innere Thätigkeit und Elasticität des Menschen, gar wüchse: Himmel, wie vortreffliche Menschen müßten wir haben, an denen, die schon zehnmal da gewesen wären! Und wo sind diese?“ Postscenien zur Geschichte der Menschheit. Tübingen 1807, S. 221 24 | Frühjahr 2012 | DAMARU Georg Wilhelm Friedrich Hegel Die Seelenwanderung war vorübergehend in Griechenland, hat kein philosophisches Interesse. Bei den Griechen ist das Bewußtsein höherer freier Individualität schon zu stark gewesen, als daß die Vorstellung hätte haften können, daß der freie Mensch, dieses fürsichseyende Beischseyn übergehe in die Weise des Thieres. [...] Die Weise des Leibes ist nicht zufällig zu der Weise der Seele, und ebenso nicht umgekehrt. Diese Zufälligkeit liegt in der Seelenwanderung: Die menschliche Seele ist auch thierische Seele.“ Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie. Band 1. Berlin 1833, S. 271-272 Heinrich Heine „Denn wisse, die Zeit ist unendlich; aber die Dinge in dieser Zeit, die faßlichen Körper, sind endlich, sie können zwar in kleinste Teilchen zerstieben, doch diese Theilchen, die Atome, haben ihre bestimmte Zahl, und bestimmt ist auch die Zahl der Gestalten, die sich gottselbst aus ihnen hervorbilden; und wenn auch noch so lange Zeit darüber hingeht, so müssen doch, nach den ewigen Combinazionsgesetzen dieses ewigen Wiederholungsspieles, alle Gestaltungen, die auf dieser Erde schon gewesen sind, wieder zum Vorschein kommen, sich wieder begegnen, anziehen, abstoßen, küssen, verderben, vor wie nach.“ Reisebilder II, 1828-1831 (Säkularausgabe Band 6, Berlin 1986, S. 234) Rudolf Steiner „Welche Eindrücke die Seele wird haben können, welche Wünsche ihr werden befriedigt werden können, welche Freuden und Leiden ihr erwachsen, mit welchen Menschen sie zusammenkommen wird: das hängt davon ab, wie die Taten in den vorhergehenden Verkörperungen des Geistes waren. Menschen, mit welchen die Seele in einem Leben verbunden war, wird sie in einem folgenden wiederfinden müssen, weil die Taten, welche zwischen ihnen gewesen sind, ihre Folgen haben müssen. Wie die eine Seele, werden auch die mit dieser verbundenen in derselben Zeit ihre Wiederverkörperung anstreben.“ Rudolf Steiner: Theosophie. Einführung in übersinnliche Welterkenntnis und Menschenbestimmung 1904 (nach Gesamtausgabe Bd. 9, S. 88-89) DAMARU | Frühjahr 2012 | 25 Zitate Arthur Schopenhauer Ein „nicht weg zu erklärender Grundfehler des Christentums ist, daß es widernatürlicherweise den Menschen losgerissen hat von der Thierwelt, welcher er doch wesentlich angehört, und ihn nun ganz allein gelten lassen will, die Thiere geradezu als Sachen betrachtend; - während Brahmanismus und Buddhaismus, der Wahrheit getreu, die augenfällige Verwandschaft des Menschen, wie im Allgemeinen mit der ganzen Natur, so zunächst und zumeist mit der thierischen, entschieden anerkennen und ihn stets, durch Metempsychose und sonst, in enger Verbindung mit der Thierwelt darstellen.“ Pererga und Paralipomena. I. Band. Berlin 1851, S. 310 Albert Schweitzer „Nicht einmal die Erlösung des Menschen vermag die Wiedergeburtslehre in befriedigender Weise begreiflich zu machen. Sie läßt Menschen zur Strafe für ihren schlechten Wandel in die Existenz verachteter und böser Tiere eingehen. Aber wie sie aus dieser wieder zu einer höheren heraufarbeiten können: diese Frage bleibt in ihr ungelöst. Die Wiedergeburtslehre befindet sich hier mit sich selber in Widerspruch. Sie muß die Erlangung der höheren Existenzweise von dem ethischen Verlangen abhängig sein lassen. Wie aber kann sich die einmal in ein Tierdasein herabgesunkene Seele ethische Verdienste erwerben?“ Die Weltanschauung der indischen Denker. Mystik und Ethik. München 1935, S. 36-37 Johann Heinrich Jung-Stilling „Die Seelenwanderung ist in den Gesetzen, und in der Natur des Geisterreichs nicht gegründet. Eine Seele kann Jahrhunderte lang im Hades zubringen, ehe sie weiter gefördert wird, aber sie kehrt nie wieder in einen menschlichen Körper zurück, die Geisterwelt hat Läuterungs-Mittel genug, es bedarf da keiner Rückkehr ins Sinnenleben.“ Theorie der Geister-Kunde. Nürnberg 1808, S. 374 26 | Frühjahr 2012 | DAMARU Berichte | Meldungen Shinran und Hōnen Jubiläen 2011/2012 im Buddhismus Japans Im Jahr 2011 beging man in Japan den 800. Todestag des buddhistischen Meisters Hōnen, mit dem die Schule vom Reinen Land in der Kamakura-Epoche als wirkungsvolle Bewegung einsetzte. Am 16. Januar 2012 folgte der 750. Todestag von Hōnens bedeutendem Schüler Shinran. In dem sich über zwei Kalenderjahre erstreckenden geistigen Gedenkjahr fanden in Japan zahlreiche kulturelle und religiöse Aktivitäten statt. In Europa nimmt Kômyôji die Jubiläen zum Anlass, sich der beiden buddhistischen Meister zu erinnern, ist doch eine der Wurzeln von Kômyôji mit ihnen verbunden. Mit Kōshō Ōtani (大谷光照, 1911-2002) beteiligte sich ein Nachfahre Shinrans in direkter Linie 1994 an der Gründung von Kômyôji. Kōshō Ōtani, ein Cousin des japanischen Kaisers Hirohito und von 1927 bis 1977 Oberhaupt der Jōdo Shinshū Honganji-ha, begleitete das Projekt von Anfang an mit regem Interesse und hielt zur offiziellen Einweihung in Wien eine Festansprache. Der Name Kômyôji geht auf diese Verbindung nach Japan zurück. Ōtani riet damals, Kômyôji möge mit buddhistischen und anderen geistigen Institutionen in Asien zusammenarbeiten, ohne sich an bestehende Einrichtungen anzuschließen. Um buddhistische, konfuzianische oder daoistische Inhalte in Europa fruchtbar zu machen, bedarf es nicht vorrangig organisatorischer Zugehörigkeiten oder konfessioneller Bindungen, sondern eines freien und offenen Geistes sowie angemessener Methoden der Vermittlung, des Studiums und der Bereits seit dem vergangenen Jahr gedenken Nachkommen japanischer buddhistischer Auswanderer in den USA in Veranstaltungen der Meister Hōnen und Shinran. Die Abbildung zeigt das Plakat eines in Kalifornien aufgeführten Theaterstücks. Praxis. Kômyôji wird unter anderem den Kurs „Jōdo Shinshū – Das Tor ins Mahāyāna“ weiter ausbauen und in naher Zukunft neu starten. Auch wird es 2012 ein im Schwerpunkt Hōnen und Shinran gewidmetes Heft von Damaru sowie eine stark erweiterte Neuausgabe des Buchs Der Buddha im Reinen Land geben. (BZ) Weitere Informationen: http://www.komyoji.at/content/shinran.htm DAMARU | Frühjahr 2012 | 27 „Einzigartig in Europa“ Interview mit Volker Zotz über die buddhistische Kultur der Kalmücken Im Januar 2012 stellte Volker Zotz auf einer Tagung im indischen Bundesstaat Goa den Plan für ein Forschungsprojekt über den Buddhismus der Kalmücken vor. Damaru fragte ihn nach Hintergründen und Perspektiven dieses Vorhabens, das auch von Kômyôji unterstützt wird. Wann begann Ihr Interesse für die kalmückische Kultur? Ich war sechzehn Jahre alt, als ich von einem kleinen kalmückischen Tempel las, den es in München geben sollte. Durch Briefe gelang ein Kontakt, und die folgenden Besuche dieses Tempels hinterließen bei mir einen unauslöschlichen Eindruck. Anfang der siebziger Jahre gab es in Deutschland noch keine sichtbare Präsenz einer authentischen buddhistischen Kultur. Mich bewegte tief, wie diese Menschen in einer ganz anderen Umgebung ihre Traditionen bewahrten. Bewog Sie deren kultureller Durchhaltewille zur weiteren Beschäftigung mit den Kalmücken? Das war ein starker Auslöser. Schließlich hielt das kalmückische Volk trotz Unterdrückung, Deportation und Exil immer am Buddhismus fest, was bewundernswert ist. Mich faszinierte zudem, wie in der Geschichte Kalmückiens einzigartig in Europa Östliches und Westliches ineinander floss. Kalmückien ist das einzige Land Europas mit traditionell buddhistischer Kultur. Dass es in Europa überhaupt seit Jahrhunderten einen heimischen Buddhismus gibt, wird in Westeuropa sogar unter am Buddhismus Interessierten so gut wie nicht zur Kenntnis genommen. Die Geschichte dieser buddhistischen Kultur in Europa verlief aber oft tragisch. Sie haben Deportation und Exil erwähnt. Man soll die Tragik zwar nie vergessen, doch ist falsch, sie ins Zentrum zu rücken. Wie die Geschichte des deutschen Sprachraums dürfen wir jene Russlands nicht auf die totalitäre Epoche um die Mitte des 20. Jahrhunderts beschränken, um die Jahrhunderte davor und Jahrzehnte danach auszu- 28 | Frühjahr 2012 | DAMARU klammern. Es gibt unter Kalmücken und Russen eine beachtliche Tradition des miteinander Lebens und voneinander Lernens. Man würde der kalmückischen Kultur nicht gerecht, wollte man sie einseitig als Kultur von Opfern sehen. Es ist wichtig, die Leistungen zu würdigen, die in einem bedeutenden interkulturellen Prozess von Kalmücken, Russen und anderen beteiligten Völkern erbracht wurden. Worum geht es in Ihrem geplanten ein Forschungsprojekt zum kalmückischen Buddhismus? Das Thema hat viele Facetten, zum Beispiel die Geschichte des kalmückischen Buddhismus, besondere Elemente seiner spirituellen Praxis, Modifikationen des religiösen Lebens durch die Umstände im christlichen Europa, das kulturelle Leben von Kalmücken im Ausland und das heute starke Wiederaufleben des Buddhismus in der kalmückischen Republik. Sich mit der buddhistischen und interkulturellen Situation Kalmückiens zu beschäftigen, verspricht auf längere Sicht wertvolle Erkenntnisse zur Frage der Identität eines größeren Europa und dessen Verhältnisses zu Asien. Kalmückischer Tempel (Historische Aufnahme) Berichte | Meldungen Kooperationen Frühjahr 2012 Ausbildung für Religionslehrer Kômyôji-Vorträge in Wien Zunehmend werden bei Kômyôji Volker Zotz wird im ersten Halb- 01.06.12 Jenseits von Sein und absolvierte Seminare und Kur- jahr 2012 wieder fünf öffentlich Nicht-Sein. Nagarjunas Mad- se von anderen Institutionen im zugängliche Vorträge für Kô- hyamaka Rahmen myôji in Wien halten: Weil alle Theorien und Ansichten ihrer Ausbildungen anerkannt. Im Sommer 2011 be- einseitig sind, kann das Widerle- schloss die Österreichische Bud- 16.03.12 Der heilende Buddha gen aller Behauptungen weiter dhistische Religionsgesellschaft Gautamas Weg zum Erwachen ist führen, als jeder Glaube an ir- (ÖBR), den „Grundkurs Buddhis- zugleich ein Weg der Heilung für gendwelche Inhalte. mus“, der von Kômyôji für die- Geist und Körper. Doch was be- sen Zweck angepasst wurde, als deuten Gesundheit und Krank- 22.06.12 Die Philosophie des Modul in der Ausbildung bud- heit im Licht seiner Lehren? Maitreya: Yogacara dhistischer Religionslehrer anzurechnen. Durch die staatliche Anerkennung des Buddhismus als religiöse Konfession besteht in Österreich ein buddhistischer Religionsunterricht an öffentlichen Schulen. Zu Anfang machen vier angehende Religionsleh- rer von der Studienmöglichkeit „Alles ist Bewusstsein,“ lautet 13.04.12 Individualität und Er- die Lehre, die der indische Philo- wachen. Lama Govindas bud- soph Asaṅga von Maitreya, dem dhistische Perspektive Buddha der Zukunft empfangen Die buddhistische Lehre vom haben soll. Was kann uns diese bedingten Entstehen scheint der Aussage in der Praxis unseres abendländischen Idee der Per- Lebens bedeuten? sön-lichkeit zu widersprechen. Muss das wirklich so sein? Die Vorträge beginnen um 19.00 Uhr am Buddhistischen Zent- bei Kômyôji Gebrauch. Zudem 11.05.12 Kann man wirklich rum, Fleischmarkt 16, 1010 Wien, wird Material von Kômyôji auf Buddhist sein? Nein! 1. Stock. Initiative von Thule G. Jug, des Vom groben Unfug und tiefen Eine Anmeldung nicht erforder- Verantwortlichen der ÖBR für Sinn der Etiketten auf geistigen lich. Wir empfehlen eine Ankün- die Gefängnisseelsorge, für die Wegen. Praktische Anregungen digung per E-Mail, damit wir Betreuung von Strafgefangenen zur gelebten interkulturellen Spi- über Änderungen informieren eingesetzt. ritualität ohne Scheuklappen. können: [email protected] DAMARU | Frühjahr 2012 | 29 BÜCHER ... Armin Gottmann: Reise zum inneren Licht. Spiritualität für Anfänger. Stuttgart: Theseus Verlag 2009. Im Buchhandel derzeit vergriffen, doch noch erhältlich bei: Lama und Li Gotami Govinda Stiftung, Stückelhäldenstr. 9, D - 75175 Pforzheim; [email protected] „Unsere Gesellschaft beruht immer noch teilweise auf der Annahme, dass es erstrebenswert ist, stets mehr zu haben. Uns wird das Gefühl vermittelt, dass wir glücklicher sind, wenn wir mehr verbrauchen. Hier aufmerksam zu werden, dass das nicht stimmt und dass uns weder der neue Käse noch das größere Auto glücklicher macht, schafft Freiheit.“ Dieser Gedanke findet sich im letzten Abschnitt des Buchs Reise zum inneren Licht, das wie der Untertitel sagt, „Spiritualität für Anfänger“ vermittelt. Er ist charakteristisch für das Anliegen, heutigen Europäern die spirituelle Suche als etwas vorzustellen, das unmittelbar mit dem Alltag, der persönlichen Einstellung und der Lebenspraxis zu tun hat. Der Autor Armin Gottmann bringt für diese gelungene Anregung zum meditativen Leben manche Voraussetzungen mit. Er ist Arzt und Psychotherapeut nach der Methode Carl Gustav Jungs. In Indien absolvierte er eine Ausbildung zum Yogalehrer unter Swami Kuvalayānanda (1883-1966), der klassische Yoga-Methoden mit deren wissenschaftlichen Erforschung verband. Als Schüler Lama Anagarika Govindas und des Zen-Meisters Kiichi Nagaya (1895-1985) ging Armin Gottmann seit seiner frühen Jugend einen buddhistischen Weg. Heute leitet er in der Nachfolge Lama Govindas als Ācārya das Ārya Maitreya Maṇḍala, in dem er den Ordensnamen Asaṅga trägt. 30 | Frühjahr 2012 | DAMARU In seinem Buch vereint der Autor ganz persönliche spirituelle Erfahrungen und prägnant wie anschaulich erzählte Geschichten von Menschen, die ihm in seiner Praxis als Therapeut und spiritueller Lehrer begegneten. Diese gingen durch Krisen und fanden ihre meditativen Wege. Da sind die dreißigjährige Frau, die in einem Ehekonflikt merkte, wie ihr der Lebenssinn abhanden kam; der Mann, der sich immer sehr wichtig nahm, bis die Vorgesetzten seine Führungsqualitäten anzweifelten; der Frührentner, dem eine Krebsdiagnose mitgeteilt wurde... An jede dieser Erzählungen schließt sich ein konkreter Vorschlag zur Meditation an, der ohne weitere Vorkenntnisse sofort von jedermann umgesetzt werden kann. Indem den Übungsanweisungen derartige Fallgeschichten vorausgehen, zeigt das Buch, dass es für ein spirituelles Leben nicht um Theorien oder Bekenntnisse gehen muss. Der Beginn eines meditativen Weges ergibt sich aus den Erfordernissen und Problemen der eigenen Biografie. Hier vermag jeder den ihm gemäßen Weg zu finden. In diesem Sinn wirbt der Autor nicht für eine bestimmte Religion oder Methode, sondern lädt ein, im eigenen Leben jenen Ausgangspunkt zu finden, der ihn in eine bewusstere und glücklichere Zukunft führen wird. Das Buch eignet sich bestens als Geschenk für Suchende, denn es hilft bei der Erkenntnis, dass das Gute meist nahe liegt. Der Autor stellte als Motto ein Wort des Zen-Meistes Hakuin voran: „..wehe den Menschen, die in weiter Ferne suchen und – was nahe liegt – nicht wissen...“ (bz) Mit Gita in Indien. Eine Erzählung Autor: Richard Anders Sehr unterschiedlichen Impulsen folgt das Paar, das sich zu Beginn der Erzählung auf dem Flug nach Indien befindet: Robert hat in einem Schamanencamp an der Isar unter der Wirkung eines rituellen Schwitzbades der ihm bislang unbekannten, kaum dreißigjährigen Gita diese Reise versprochen, deren Ziel der Ashram des Avatars ist, wo Gita Erleuchtung, Robert aber Gita erlangen will. € 12,50 Der wandernde Narr. Die Liebe und ihre Symbole - Eine christliche Tarot-Meditation Autor: Valentin Tomberg Französischer Originaltext mit deutscher Übersetzung von Wilhelm Maas. „Es ist das Mysterium von Adam - Eva. Der Narr ist auf dem Wege, die Welt tanzt. Aber die Wahrheit, die den Weg und das Leben eint, den wandernden Narren und die tanzende Welt, das ist das Große Arcanum der 22 Arcana des Tarot – das ist das Wort, das aus diesen 22 Buchstaben besteht.“ € 22,00 S Sogar der Gute wird erlöst, um wieviel mehr der Böse w A Autor: Takamaro Shigaraki D Der Weg des buddhistischen Meistters Shinran. Übersetzt und mit eeinem Vorwort von Volker Zotz € 11,00 D Die Suche nach einem sozialen Buddhismus. Friedrich Fenzl und B JJôdo Shinshû A Autor: Volker Zotz H Herausgegeben von Kurt Krammer € 12,00 Bestellungen unter: Kairos ASBL, 16, rue de la montagne, 8386 Koerich, Luxemburg Tel / Fax +352 26259415 www.kairos.lu [email protected] I GING Seminar 20. - 22. April 2012 I GING - PHILOSOPHIE UND PRAXIS NACH LAMA A. GOVINDA Leben ist Wandlung und in seiner Dynamik zu bejahen. Wandel bedeutet nicht Chaos, sondern unterliegt Strukturen. Diese werden im I Ging in Symbolen ausgedrückt, als Metaphern der eigenen Biographie. Die Entschlüsselung meiner gegenwärtigen archetypischen Konstellationen zeigt Möglichkeiten der Zukunft und damit Chancen zur Änderung auf. Das Seminar bietet auf Basis der Erkenntnisse und Lehren von Lama Anagarika Govinda philosophische und meditative Zugänge zum alten chinesischen Orakel. Ort: Fleischmarkt 16, 1010 Wien Kosten: € 280,- (Mitgl. von Komyoji € 250,-) Anmeldung & Info: [email protected] | www.komyoji.at | Tel. +43-(0)676-73 17 770 SEMINARLEITER: DR. VOLKER ZOTZ Volker Zotz lebt und forscht in Europa, Indien, China/Tibet und Japan. Er lehrt Philosophie und Religionswissenschaft an den Universitäten Luxemburg, Saarbrücken und Risshô (Tokyo). Als Autor legte er ca. 25 Bücher zur Spiritualität Asiens vor, darunter Mit Buddha das Leben meistern, Buddha, Geschichte der buddhistischen Philosophie und Konfuzius für den Westen. Seit früher Jugend gehörte er zum engsten Schülerkreis des Lama Anagarika Govinda, der neben ihm nur zwei weitere Schüler in die Früchte seines langährigen Studiums des I Ging und daraus resultierende Praktiken einweihte. LAMA ANAGARIKA GOVINDA Ernst Lothar Hoffmann (1898-1985) emigrierte 1928 nach Indien, dessen Staatsbürger er wurde. Als Mystiker, Künstler und Gelehrter lebte er in den Vorbergen des Himalaja. Unter dem Namen Lama Angarika Govinda veröffentlichte er zahlreiche Bücher, darunter Der Weg der weißen Wolken über seine Erfahrungen als Pilger und Forscher in Tibet. Jahrzehnte widmete Govinda dem Studium des I Ging. Aus dieser intensiven Beschäftigung ging als theoretische Frucht das Buch Die innere Struktur des I Ging hervor. Die praktischen Aspekte seiner Erkenntnisse zum Buch der Wandlungen behielt er dem engsten Schülerkreis vor. Eurasischer Humanismus | Interkulturelle Spiritualität Fördert kulturelle und spirituelle Begegnungen zwischen Europa und Asien durch: Fernkurse | Seminare | Vorträge www.komyoji.at | offi[email protected] | Loibes 19, A-3812 Groß Siegharts | Tel. 0043-676-731 77 70