Patient 12

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AIEOP-BFM ALL 2009
Patienteninformation
Version 1.3, 07.01.2013
(Patient 12 bis 15 Jahre)
Behandlungsprotokoll für Kinder und Jugendliche mit akuter
lymphoblastischer Leukämie (ALL) nach der
Therapiestudie AIEOP-BFM ALL 2009
Liebe(r) ___________________,
bei Dir wurde eine schwere Erkrankung festgestellt, die akute lymphoblastische Leukämie
genannt wird. Man kann sie aber auch kurz ALL oder Leukämie oder Blutkrebs nennen.
Damit Du verstehst, was eine Leukämie ist und warum sie Dich krank macht, wollen wir Dir
zunächst ein paar Dinge über die Funktionen Deines Körpers erklären. Danach erzählen wir
Dir, wie die Behandlung Deiner Krankheit abläuft.
Körperzellen und Blutzellen
Dein Körper besteht aus Milliarden winziger Bausteine, den sogenannten Zellen. Diese
Zellen sind sehr unterschiedlich, es gibt z. B. Gehirnzellen, Hautzellen oder Muskelzellen,
die auch ganz unterschiedliche Funktionen haben.
Auch Dein Blut besteht aus vielen verschiedenen Zellen, die in der Blutflüssigkeit
schwimmen. Sie lassen sich in 3 große Gruppen mit unterschiedlichen, lebenswichtigen
Aufgaben einteilen. Die weißen Blutzellen sind für das Immunsystem verantwortlich. Das
bedeutet, sie kümmern sich um die Abwehr von Bakterien oder Viren und sorgen dadurch
dafür, dass Du gesund bleibst. Die roten Blutzellen transportieren den Sauerstoff, den Du
einatmest. Sie nehmen den Sauerstoff in der Lunge auf und bringen ihn zu allen Organen
Deines Körpers, damit diese arbeiten können. Die dritte Zellengruppe sind die
Blutplättchen. Sie sorgen dafür, dass eine Wunde nach Verletzungen von alleine wieder
aufhört zu bluten.
Da alle Zellen in deinem Körper irgendwann altern und absterben, muss dafür gesorgt
werden, dass es immer Nachschub an jungen neuen Zellen gibt. Die neuen Blutzellen
werden im Innern Deines Knochens gebildet, im Knochenmark. Wenn sie reif genug sind,
um ihre Aufgaben zu übernehmen, gelangen sie von dort aus ins Blut. Die neuen Zellen
werden gebildet, indem sich die Mutterzellen im Knochenmark teilen. Diese Zellteilung
läuft normalerweise gut kontrolliert ab und es gibt immer nur so viele neue Zellen wie
auch vom Körper gebraucht werden.
Leukämiezellen
Die ALL/Leukämie ist eine Erkrankung der weißen Blutzellen, sie bedeutet Blutkrebs. Weil
die Kontrolle bei der Zellteilung verloren gegangen ist, entstehen immer mehr Zellen, die
sogenannten Leukämiezellen. Sie unterscheiden sich von normalen weißen Blutzellen
darin, dass sie nicht reif werden. Das heißt, sie können die eigentlichen Aufgaben gesunder
weißer Blutzellen nicht erfüllen. Weil sie sich außerdem sehr häufig teilen, vermehren sie
sich übermäßig schnell. Leukämiezellen sind also nicht nur nutzlos, sondern nehmen
irgendwann im Knochenmark auch so viel Raum ein, dass die gesunden Blutzellen dort
nicht mehr wachsen können. Auch die roten Blutzellen und die Blutplättchen werden stark
gestört.
Weil alle gesunden Blutzellen bei ihren lebenswichtigen Aufgaben gestört werden, macht
Dich die Leukämie krank. Es kann sein, dass Du Probleme hast Dich zu konzentrieren, Dich
häufiger lustlos, müde und schlapp fühlst oder auch häufig krank bist. Auch häufiges Bluten
oder blaue Flecke können ein Zeichen einer Leukämie sein.
Behandlung der Leukämie
Ohne Behandlung ist die Leukämie sehr gefährlich. Aber mit einer Therapie hast Du eine
sehr gute Chance, wieder geheilt zu werden. Über viele Jahre haben Ärzte und
Wissenschaftler in der ganzen Welt nach Behandlungsmethoden gesucht, damit die
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Chancen noch besser werden. Sie haben herausgefunden, dass bestimmte Medikamente die
Vermehrung der Leukämiezellen stoppen können und sie zerstören. Diese Behandlung wird
Chemotherapie genannt. Eine andere Möglichkeit, Dich von der Leukämie zu heilen, gibt es
heutzutage leider noch nicht. Die Ärzte haben den genauen Plan der Chemotherapie immer
weiter verbessert, damit Du nicht zu viel und nicht zu wenig Therapie bekommst. Dies
haben sie durch Studien herausgefunden.
Therapiestudien und die Studie AIEOP-BFM ALL 2009
Seit über 30 Jahren werden auf der ganzen Welt Kinder mit ALL (Leukämie) und ähnlichen
schweren Erkrankungen in sogenannten Therapiestudien behandelt. Studie bedeutet, dass
möglichst alle Kinder mit der gleichen Erkrankung in Deutschland (oder anderen Ländern)
nach einem gemeinsamen Plan behandelt werden und nicht jedes Krankenhaus seinen
eigenen Plan hat. Dieser gemeinsame Plan, auch Therapieprotokoll genannt, soll
sicherstellen, dass alle Kinder möglichst gut behandelt werden. Außerdem ist das Ziel der
Studie, etwas über die Erkrankung zu lernen, um immer mehr Kinder heilen zu können.
Tatsächlich konnte die Therapie der ALL in den letzten Jahrzehnten soweit verbessert
werden, dass heute die allermeisten Kinder mit ALL geheilt werden können. Leider kommt
bei manchen Kindern aber trotzdem die Krankheit wieder, was wir als Rückfall der
Leukämie bezeichnen. Wir denken, dass wir immer noch nicht alles über diese Krankheit
wissen und weiter viel lernen können, um in Zukunft auch diese Rückfälle zu verhindern.
Deshalb werden auch heutzutage weiter Therapiestudien durchgeführt.
Für die Behandlung Deiner Leukämie möchten wir Dir anbieten, an der Therapiestudie
AIEOP-BFM ALL 2009 teilzunehmen. Kinderärzte aus verschiedenen Ländern, die sich mit
der Behandlung der ALL besonders gut auskennen, haben den Therapieplan für diese Studie
entworfen.
Risiko für einen Rückfall und Risikogruppen
In den früheren Therapiestudien haben wir gelernt, dass Kinder, deren Leukämiezellen
rasch aus dem Körper verschwinden, die also schnell auf die Therapie ansprechen, nur
selten einen Rückfall der ALL bekommen. Bei einer kleinen Gruppe von Kindern spricht die
Leukämie langsamer auf die Therapie an. Da diese Kinder häufiger einen Rückfall
bekommen, ist es notwendig, ihnen eine stärkere (intensivere) Therapie zu geben. Je
nachdem, wie schnell Deine Leukämiezellen auf die Therapie ansprechen werden, wirst Du
einer bestimmten Risikogruppe zugeteilt werden. Du wirst also mehr oder weniger
Therapie erhalten. Insgesamt gibt es 3 Risikogruppen. Wie die Therapie genau abläuft,
werden wir Dir nun erklären.
Therapie
Ablauf der Chemotherapie
Bei der Behandlung einer Leukämie wird eine sogenannte Chemotherapie gegeben. In einer
Chemotherapie werden besondere Medikamente eingesetzt, die Zytostatika genannt
werden. Übersetzt heißt „Zyto“ = Zelle und „statik“ = aufhalten. Die Medikamente halten
also die Zelle auf, sie kann sich nicht mehr vermehren und wird zerstört. Damit auch alle
Leukämiezellen erreicht werden, müssen gleichzeitig oder nacheinander mehrere
Zytostatika gegeben werden, sonst kommt es zu einem Rückfall.
Die Chemotherapie in der Studie AIEOP-BFM ALL 2009 setzt sich aus mehreren
Therapieteilen zusammen, die wir auch Protokolle oder Therapieblöcke nennen. In der
Abbildung unten ist als Beispiel die Chemotherapie gezeigt, die Patienten einer bestimmen
Risikogruppe („Standard-Risiko“) bekommen.
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Therapieelemente
(Protokolle, Therapieblöcke)
Prot. I
Prot. M
Prot. II
8 Medikamente
2 Medikamente
8 Medikamente
Intensivtherapie
ca. 1/2 Jahr
2-3 Medikamente
Erhaltungstherapie
ca. 1 1/2 Jahre
Abbildung1: Übersicht der ALL-Chemotherapie in der Standard-Risikogruppe
Die erste Phase der Therapie heißt „Intensivtherapie“ und dauert ungefähr 6 bis 9 Monate,
je nachdem, in welcher Risikogruppe Du bist. In dieser Zeit werden sicherlich viele
Krankenhausbesuche notwendig sein. Du wirst wahrscheinlich auch häufig eine längere Zeit
im Krankenhaus bleiben müssen. Deine Ärzte werden versuchen zu ermöglichen, dass Du so
viel Zeit wie möglich zu Hause sein kannst.
Nach der Intensivphase kommt anschließend die „Erhaltungstherapie“ (auch Dauertherapie
genannt). Hier wirst Du weiterhin Medikamente nehmen müssen, die aber als Tabletten
geschluckt werden können. Daher wirst Du voraussichtlich wieder in die Schule gehen
können und nur einmal in der Woche in die Klinik kommen müssen. Nur ganz selten kommt
es in dieser Therapiephase vor, dass die Kinder wieder für einige Tage im Krankenhaus
bleiben müssen. Nach insgesamt zwei Jahren ist die Therapie abgeschlossen.
Verabreichung der Medikamente
Die meisten Medikamente der Chemotherapie müssen direkt in ein Blutgefäß (Vene)
verabreicht werden. Das nennt man „intravenös“ (= „in die Vene“). Um die Gabe der
Medikamente so einfach wie möglich zu machen, wirst Du voraussichtlich einen
sogenannten zentralen Venenkatheter erhalten. Dieser Katheter ist eine Art dünner
Schlauch, der in einer kleinen Operation in ein großes Blutgefäß eingelegt wird. Er kann
dort normalerweise für die Zeit der Intensivtherapie bleiben. Über diesen Katheter können
dann die Medikamente für die Chemotherapie gegeben werden. Außerdem wird während
der Therapie Dein Blut kontrolliert, um zu sehen, wie die Leukämiezellen reagieren. Die
meisten Blutentnahmen können auch über den Katheter gemacht werden.
Ein Teil der Medikamente während der Intensivtherapie und vor allem die Medikamente,
die Dir während der Erhaltungstherapie gegeben werden, können nur als Tabletten
geschluckt werden. Vielen Kindern fällt es am Anfang schwer, die Tabletten zu schlucken.
Falls auch Du damit Probleme hast, werden Dir Deine Eltern, die Schwestern oder Pfleger
und Deine betreuenden Ärzte helfen, einen Weg zu finden, die Tabletten einzunehmen.
Medikamente können nicht nur über den Mund oder direkt in die Vene gegeben werden,
sondern auch in die Flüssigkeit, die sich im Rückenmarkkanal in Deiner Wirbelsäule
befindet. Dafür wird der Rückenmarkkanal im unteren Bereich der Wirbelsäule punktiert
(Lumbalpunktion) und die Medikamente werden dort direkt hineingegeben. Das ist
notwendig, weil die Medikamente über den Blutweg nur schlecht die Leukämiezellen im
Gehirn erreichen können und es dort sonst zu Rückfällen kommen würde.
Therapie in den unterschiedlichen Risikogruppen
Dir ist bereits erklärt worden, dass die Patienten unterschiedlichen Risikogruppen zugeteilt
werden und auch unterschiedliche Therapie erhalten. Die Abbildung auf der nächsten Seite
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zeigt Dir die unterschiedliche Therapie der Risikogruppen und wird Dir helfen, die folgende
Beschreibung zu verstehen.
Zu Beginn erhalten alle Patienten die gleiche Therapie, nämlich das intensive
Therapieelement „Protokoll I“, das etwa 9 Wochen dauert.
Für Patienten mit niedrigerem Rückfallrisiko (Risikogruppen SR oder MR) schließt sich dann
das sogenannte „Protokoll M“ an, das 8 Wochen dauert. Danach kommt das „Protokoll II“
mit einer Länge von 7 Wochen. Zwischen den Therapieprotokollen wirst Du jeweils
ungefähr 2 Wochen Pause haben.
Patienten mit hohem Rückfallrisiko (HR) bekommen anstelle von „Protokoll M“ drei kurze
aber sehr intensive Therapieblöcke („HR-Blöcke“), die alle drei Wochen wiederholt
werden. Danach folgt dreimal das Therapieelement Protokoll III über 4 Wochen, die von 4
Wochen Erhaltungstherapie unterbrochen sind. Für einige Patienten, bei denen die
Leukämie nur sehr langsam auf die Therapie anspricht, gibt es noch weitere
Zusatztherapien. Dazu gehören ein weiterer Therapieblock („DNX-FLA“) und die
sogenannte Knochenmarktransplantation. Manche Patienten bekommen außerdem eine
Schädelbestrahlung (Bestrahlung des Kopfes).
Erhaltungstherapie
Risikogruppe
SR oder MR
Prot. M
Prot.II
Prot. I
Risikogruppe
HR
H
R
H
R
H
R
Erhaltungstherapie
Prot. III
Prot. III
Prot. III
Knochenmarktransplantation
DNX-FLA + Knochenmarktransplantation
Abbildung 2: Übersicht über die Chemotherapie in den verschiedenen Risikogruppen
Dies ist sicherlich sehr verwirrend, aber Dein Arzt wird mit Dir genau besprechen, in
welcher Risikogruppe Du bist und welche Therapie deshalb notwendig ist. Solltest Du noch
Zusatztherapien brauchen, wird Dein Arzt Dich darüber noch ausführlich aufklären.
Vergleich von verschiedenen Therapien innerhalb der Studie
Die Chemotherapie bei der Leukämiebehandlung ist dringend notwendig, um wieder gesund
zu werden. Häufig gibt es dabei aber mehrere Möglichkeiten, die Medikamente in
Kombination zu geben. In vielen Fällen weiß man vorher nicht, welche Möglichkeit die
beste ist. Therapiestudien vergleichen unterschiedliche Behandlungen miteinander, um
hinterher zu entscheiden, welche Therapie die bessere ist. Hierfür werden die Patienten in
zwei Gruppen (z. B. Gruppe A und B) aufgeteilt. Gruppe A bekommt Behandlung A und
Gruppe B bekommt Behandlung B. Ob ein Patient in die Gruppe A oder B kommt,
entscheidet ein Computer nach dem Zufall. Diese Zufallsentscheidung ist äußerst wichtig,
damit man am Ende der Studie sicher sagen kann, welche Behandlung besser ist oder ob
vielleicht beide Behandlungen gleich gut sind.
In der Studie AIEOP-BFM ALL 2009 werden drei solche Vergleiche durchgeführt. An welchen
Du teilnehmen kannst, hängt davon ab, in welcher Risikogruppe Du bist. Sobald dies klar
ist, wird es Dein behandelnder Arzt mit Dir ausführlich besprechen.
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Untersuchungen während der Therapie
Zu Beginn der Erkrankung wurden Dir bereits Knochenmark und Blut abgenommen. Dies
war notwendig, um die Leukämiezellen entdecken zu können. Auch während der
Chemotherapie müssen Dir regelmäßig Knochenmark und Blut entnommen werden, damit
kontrolliert werden kann, wie schnell Deine Leukämie auf die Medikamente reagiert.
Nebenwirkungen der Chemotherapie
Die Zytostatika (Medikamente gegen Krebs) werden eingesetzt, weil man sich eine
bestimmte Wirkung von ihnen wünscht. Die Medikamente in der Chemotherapie sollen
Deine Leukämiezellen zerstören und die Vermehrung stoppen. Leider wirken diese
Medikamente nicht nur auf die „bösen“ Leukämiezellen in Deinem Körper, sondern auch
auf alle anderen „guten“ gesunden Zellen. Das ist leider nicht anders möglich. Diese
unerwünschten Wirkungen auf Deinen Körper werden Nebenwirkungen genannt. Weil diese
Medikamente schon lange eingesetzt werden, kennt man die möglichen Nebenwirkungen
schon sehr gut. Die meisten dieser Nebenwirkungen sind allerdings selten. Wir möchten
hier nicht alle Nebenwirkungen aufzählen, die unter der Therapie nach der Studie AIEOPBFM ALL 2009 auftreten können, sondern nur die häufigsten. Deine Ärzte haben Unterlagen
zu den einzelnen Medikamenten, in denen alle bekannten Nebenwirkungen beschrieben
sind.
Einfach ausgedrückt, besteht die Wirkung der Leukämie-Medikamenten darin, dass sie die
Teilung und damit die Vermehrung von Körperzellen verhindern. Sie wirken daher
besonders gut auf Zellen, die sich schnell vermehren, wie zum Beispiel die Leukämiezellen.
So wird klar, dass gesunde Zellen, die sich ebenfalls schnell teilen, auch von den
Medikamenten angegriffen werden. Zu den normalen Zellen, die sich schnell teilen,
gehören vor allem die gesunden Zellen des Knochenmarks, die für die Bildung des normalen
Blutes zuständig sind. Außerdem teilen sich auch die Haarwurzeln und die Schleimhaut in
Mund, Magen und Darm besonders schnell. Daraus erklären sich die häufigsten
Nebenwirkungen:
Blut: Eine verminderte Bildung der normalen Blutzellen ist bei allen Patienten zu
erwarten. Das bedeutet, dass bei fast allen Patienten während der Therapie Blutzellen wie
rote Blutkörperchen oder die Blutplättchen mit Bluttransfusionen ersetzt werden müssen.
Weil Deine gesunden weißen Blutkörperchen in der Zeit der Chemotherapie vermindert
sind, wirst Du besonders anfällig für Infektionskrankheiten sein. Es ist äußerst wichtig, dass
diese Infektionen rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Daher musst Du regelmäßig
Fieber messen und Deinen Eltern und Ärzten immer sofort mitteilen, wenn Du Dich krank
oder schlecht fühlst, und eventuell auch nachts ins Krankenhaus kommen.
Haare: Allen Patienten fallen unter der Chemotherapie die Haare aus. Das ist leider nicht
zu verhindern, die Haare wachsen aber in der Erhaltungstherapie wieder nach.
Schleimhäute: Sehr häufig kommt es auch zu schmerzenden Stellen im Mund, wenn die
Chemotherapie die Mundschleimhaut angegriffen hat.
Übelkeit, Erbrechen: Viele der eingesetzten Zytostatika können außerdem Übelkeit und
Erbrechen hervorrufen. Es gibt aber gut wirksame Medikamente dagegen, so dass den
meisten Kindern unter der Therapie nur selten übel ist.
Andere Nebenwirkungen: Viele Patienten fühlen sich auch während der Chemotherapie
schlapp und müde. Manche Patienten bekommen auch schlechte Laune oder sind traurig.
Viele Patienten entwickeln ein starkes Hungergefühl, so dass sie sehr viel essen und auch
häufig deutlich an Gewicht zunehmen. Besondere Medikamente können Schmerzen und
Schwäche in den Beinen auslösen. Diese Nebenwirkungen werden sich aber von alleine
wieder bessern, sobald die Medikamente wieder abgesetzt werden. Es kann noch zu vielen
weiteren Nebenwirkungen kommen, die fast alle Organe und auch die Knochen betreffen
können und die wir hier nicht im Einzelnen aufführen wollen.
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Leider kann niemand verhindern, dass Du Nebenwirkungen von der Therapie haben wirst.
Aber um Dich von Deiner Leukämie zu heilen, brauchst Du eine Chemotherapie. Die
meisten Nebenwirkungen werden sich aber wieder bessern, sobald die intensive
Chemotherapie vorbei ist, oder können von Deinen Ärzten behandelt werden. Es ist
trotzdem sehr wichtig, dass Du Deinen Eltern und Ärzten immer Bescheid sagst, wenn Dir
irgendetwas Ungewöhnliches an Deinem Körper auffällt.
Da nicht ausgeschlossenen werden kann, dass die in der Studie eingesetzten Medikamente
zu Schäden an reifenden Ei- und Samenzellen oder am ungeborenen Kind führen, ist für die
Dauer der Therapie und mindestens ein Jahr danach eine effektive Schwangerschaftsverhütung sicherzustellen. Zu einer effektiven Schwangerschaftsverhütung wird mindestens
die Benutzung von Kontrazeptiva (z.B. „Pille“) und zusätzlich die uneingeschränkte
Benutzung von Kondomen beim Geschlechtsverkehr empfohlen. Zudem wird dringend
empfohlen, einen Frauenarzt hinzuzuziehen
Solltest Du (als Vater oder Mutter) dennoch während der Chemotherapie oder im Jahr nach
Therapieende ein Kind erwarten, so sollte dies sofort dem Prüfarzt mitgeteilt werden.
Allgemeine Information
Es ist Dir und Deinen Eltern überlassen, zu entscheiden, ob Du an der Studie AIEOPBFM ALL 2009 teilnimmst. Auch wenn Ihr jetzt einverstanden seid, könnt Ihr später
jederzeit Eure Meinung wieder ändern. Du wirst deswegen nicht schlechter als andere
Kinder behandelt werden. Solltest Du nicht an der Studie AIEOP-BFM ALL 2009 teilnehmen,
wirst Du voraussichtlich nach einem älteren Therapieplan behandelt werden.
Die Durchführung einer so großen Studie wie der Studie AIEOP-BFM ALL 2009 ist nur
möglich, wenn viele Kliniken und andere Einrichtungen, wie zum Beispiel Labore
zusammenarbeiten. Daher werden bestimmte Informationen zu Deiner Person (wie z.B.
Name und Geburtsdatum) und zu Deiner Erkrankung und Behandlung zwischen diesen
Stellen ausgetauscht. Dies ist wichtig um sicherzugehen, dass Du zum Beispiel in der
richtigen Risikogruppe behandelt wirst, aber auch um die Daten aller Patienten später
auszuwerten. Außerdem kann es nötig sein, dass Informationen an Behörden
weitergegeben werden, die diese Studie überwachen. Alle Personen, die auf diese Weise
etwas über Deine Erkrankung erfahren, sind verpflichtet, dies streng geheim zu halten.
Ansprechpartner für weitere Fragen
Falls Du jetzt oder im weiteren Verlauf noch weitere Fragen zu Deiner Erkrankung oder zur
Studie AIEOP-BFM ALL 2009 hast, kannst Du diese jederzeit mit Deinen Eltern oder Deinem
Arzt __________________________ unter der Telefonnummer ____________________
besprechen.
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