St. Markus, München DIE SIEBEN TAGE DER SCHÖPFUNG Das Licht Prof. Dr. Jan Rohls 7. November 2010, 11.15 Uhr Predigt über Genesis 1,3-5 Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag. Liebe Gemeinde, als der Bückeburger Hofprediger und spätere Weimarer Generalsuperintendent Herder sich im Jahre 1774 an die Auslegung des biblischen Schöpfungsberichts machte, da fasste er diese – wie er sagte – Mosaische Urkunde, die er zugleich als die älteste Urkunde des Menschengeschlechts ansah, als eine orientalische Dichtung auf. Das war neu, lag aber damals, in den Jahren des Sturm und Drang, in der Luft. „Und Gott sprach: ‚Es werde Licht!’ Und es ward Licht.“ Wie heißt es bei Herder? „Mit einem Machtworte der Schöpfung, wird alle vorige fürchterliche Dunkelheit, und Nacht des Entsetzens vertrieben: urplötzlich sehen wir im Angesicht der alten Nacht den ersten Strahl des Lichts hervorblitzen, und Alles ist Licht. Welche stille Größe! Welche ruhige Erhabenheit des Schöpfers!“ Und dann fährt Herder fort, indem er sich an den Leser wendet: „Stelle dich, Leser, in jene fürchterliche, dunkle Nacht, wo der Ausdruck mit den Finsternissen und Wogen und kalten Schaudern selbst zu kämpfen schien, und du wirst den plötzlichen Anbruch des Lichts mit Zückung fühlen.“ Soweit Herder. Hier haben wir es, um ästhetische Kategorien zu bemühen, mit dem Erhabenen zu tun. Soeben noch war die Erde wüst und leer, und es herrschte Finsternis. Der Geist Gottes aber schwebte auf dem Wasser, und Gott sprach: „Es werde Licht!“ Und dann plötzlich, jählings, im Nu – das Licht, alles überflutend, alles erfüllend, alles durchdringend, alles erhellend. Joseph Haydn hat diesen blitzartigen Übergang von der Finsternis zum Licht in seinem Oratorium „Die Schöpfung“ auf unüberbietbare Weise musikalisch zum Ausdruck gebracht. Er lässt die Zeile „Es werde Licht! Und es ward Licht“ vom Chor fast rezitativisch vortragen, bis auf dem letzten Wort das Licht erschreckend und erwärmend zugleich wie aus dem Nichts geboren in klarster Helle erstrahlt. Nach dem lange dauernden Pianissimo in Moll springt die Musik bei dem Wort „Licht“ fortissimo nach C-Dur. Das Oratorium wurde am 30. April 1798 im Wiener Schwarzenberg-Palais uraufgeführt. Ein Hörer, der der Uraufführung beiwohnte, berichtet, dass Haydn die Seite der Partitur, die die Erschaffung des Lichts betraf, vorher niemandem gezeigt, sondern als Geheimnis für sich behalten hatte, um den Überwältigungseffekt, den das Erhabene erzeugt, nicht zu schmälern. In der Tat war dann die Überraschung des Wiener Publikums so allgemein, dass das Orchester nach dieser Stelle einige Minuten lang nicht weiterspielen konnte. Eine Zuhörerin notierte: „es ist unmöglich, die Wirkung des Augenblicks zu beschreiben, wo gesagt wird – es werde Licht, das ist erhaben“. Manche Konzertveranstalter verstärkten den musikalischen Effekt noch optisch. Bei einer Aufführung in der Pariser Oper im Jahre 1844 wurde der große Kronleuchter, der während der Schilderung des Chaos und der wüsten Leere allmählich abgedunkelt worden war, plötzlich wieder hell. Nach der Erschaffung des Lichts ist es der Erzengel Uriel, der die Erzählung übernimmt. Auch das ist nicht ohne Hintersinn. Denn der hebräische Name „Uriel“ bedeutet soviel wie „Gott ist mein Licht“. Das Libretto legt dem Engel folgende Worte in den Mund: „Nun schwanden vor dem heiligen Strahle/ Des schwarzen Dunkels gräuliche Schatten;/ Der erste Tag entstand./ Verwirrung weicht, und Ordnung keimt empor./ Erstarrt entflieht der Höllengeister Schar/ In des Abgrunds Tiefen hinab,/ Zur ewigen Nacht.“ Das Libretto bringt die Erschaffung des Lichts also in direkten Zusammenhang mit dem an einigen Stellen der Bibel berichteten Sturz der von Gott abgefallenen Engel und ihres Anführers Luzifer. Denn sie sind mit der Schar der Höllengeister gemeint. Alle Repräsentanten des Negativen werden so durch das Licht in die ewige Nacht verstoßen. „Da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht.“ Doch halt, wir haben eine Zeile übersprungen: „Und Gott sah, dass das Licht gut war“. Warum ist das Licht gut? Herder, der ja ein Zeitgenosse Haydns war, hat auch hier eine Erklärung parat. Die Schöpfungsgeschichte ist für ihn eine uralte Dichtung, die den Geist des Orients, des Morgenlandes atmet. „Wenn wir uns“, so schreibt er, „das umherirrende Leben der Semiten, und das Grauen und Entsetzen in unbekannten, wüsten Gegenden, in gefahrenvollen Einöden, wenn die Nacht anbrach, gedenken: wenn wir das natürliche Grauen des Menschen vor der Finsternis, mit all den Gefahren ihrer Länder mit wilden Tieren und Räubern, mit ihren so fürchterlichen Nächten und deren Gegensatz gegen ihren heiteren, schönen Tag multiplizieren: welches natürlichere Bild konnte im Orient entstehen, als dass die Finsternis böse und der Tag gut ist.“ Herder ging noch davon aus, dass es sich bei dem Schöpfungsbericht um eine alte, ja sogar um die älteste Urkunde des Menschengeschlechts gehandelt habe, die Mose dann mit anderen Urkunden zum Ganzen der Urgeschichte zusammenfügte. Nach mehr als zweihundert Jahren alttestamentlicher Wissenschaft sieht man das anders. Der Schöpfungsbericht im ersten Kapitel der Bibel ist ein spätes Produkt der Religionsgeschichte Israels, entstanden erst im babylonischen Exil, und zwar von theologisch gebildeten Priestern. Der Bericht ist zunächst einmal eine tabellarische Bestandsaufnahme. Alles, was in der natürlichen Welt an kosmischen Erscheinungen und Lebewesen, begegnet, wird enzyklopädisch aufgelistet, dann auf sechs Tage verteilt und auf das schöpferische Wort Gottes zurückgeführt. Unser Bericht über das erste Tagewerk nimmt dabei eine Sonderstellung ein. Denn er handelt nicht nur von der Erschaffung des Lichts, sondern auch von der Scheidung von Licht und Finsternis. Dem Licht gehört der helle Tag, der Finsternis die dunkle Nacht. Erst damit ist das Zeitmaß für den Schöpfungsbericht gegeben. „Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag“. Wenn wir uns im alten Orient umschauen und nach der Rolle des Lichts fragen, so stoßen wir in unmittelbarer Nachbarschaft des alten Israel auf Ägypten. Und nach der Entzifferung der Hieroglyphen wissen wir heute mehr über die ägyptische Religion als Herder. Für die Ägypter spielten zwei Dinge eine entscheidende Rolle: die jährliche Nilschwemme und der tägliche Sonnenlauf. Der Nilschwemme verdankte das Land seine Fruchtbarkeit, dem Sonnenlauf den das Leben bestimmenden Rhythmus von Tag und Nacht. Die Sonne wurde als Gott, als Sonnengott Re verehrt, der jeden Abend mit seiner Einfahrt in die Unterwelt starb und jeden Morgen nach Verlassen der Unterwelt neu geboren wurde. Wenn wir uns den biblischen Schöpfungsbericht anschauen, so merken wir, dass hier die Sonne keineswegs ein Gott ist. Auch wird das Licht nicht mit der Sonne gleichgesetzt. Sonne und Mond werden vielmehr erst am vierten Tag erschaffen und zwar als große und kleine Leuchten am Himmel. Das ist reine Polemik. Es gibt nur einen einzigen Gott, und dieser eine Gott ist nicht etwa die Sonne selbst, sondern er ist ihr Schöpfer. Da das Licht bereits vor der Sonne erschaffen wurde, nahmen die Priester, die den Schöpfungsbericht verfassten, vermutlich an, dass das Licht so etwas ist wie ein feiner, feuerartiger Stoff, eine leuchtende Materie. Das Licht ist gut. Auch wenn das Licht von Gott geschaffen ist, ist es doch die ihm zugeschriebene Güte, die es schließlich möglich macht, von Gott selbst symbolisch als dem Licht zu sprechen. Wenn wir einmal den garstigen Graben der Jahrhunderte überspringen und uns vom biblischen Schöpfungsbericht hin zum Glaubensbekenntnis von Nicäa begeben, so heißt es hier nicht nur: „Wir glauben an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, der alles geschaffen hat“. Sondern der zweite Glaubensartikel lautet: „Und an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht vom Licht“. Gott selbst ist Licht. Das ist symbolisch gemeint. Denn Gott ist ja nicht etwa das geschaffene Licht. Sondern das göttliche Licht ist ungeschaffen, ewig. So heißt es in einem Psalm von Gott: „Bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Licht sehen wir das Licht“. Im Neuen Testament begegnet uns diese Lichtsymbolik vor allem im Prolog des Johannesevangeliums wieder, wo es von dem Wort, das schon im Anfang bei Gott war, heißt „Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis“. Das ewige Wort, das in Christus Fleisch wurde, war also schon bei der Erschaffung der Welt beteiligt und war selbst das Licht. Dass die Lichtsymbolik für das christliche Gottesverständnis eine so zentrale Rolle spielen konnte, dürfte seinen Grund ja nicht zuletzt darin haben, dass die griechische Welt, in der das Christentum heimisch wurde, mit ihr bereits bestens vertraut war. Durch das Licht der höchsten Idee, der Idee des Guten, werden bei Platon alle Dinge erkannt. Dieses göttliche Licht erleuchtet den menschlichen Geist. Es ist das Licht der Welt, das die Welt ordnet und strukturiert. Es ist diese griechische Lichtmetaphysik, die ein integraler Bestandteil der christlichen Theologie wurde. Jeder, der eine der großen gotischen Kathedralen des Mittelalters betritt, bekommt das zu spüren. Durch die vielfarbigen großen Glasfenster, die die massiven Wände der romanischen Bauten ersetzen, dringt das natürliche Licht nicht nur ein, sondern es wird durch das farbige Glas verwandelt in einen Abglanz des göttlichen Lichts. Die Erfahrung dieses Abglanzes soll uns gemäß dem Willen der Architekten dieser Kathedralen anleiten zum Aufstieg der Seele zu Gott, der selbst das ungeschaffene Licht ist. Abt Suger, der zwischen 1140 und 1144 in Saint-Denis die erste gotische Kathedrale errichten ließ, entwarf die folgenden Verse für das Portal seiner neuen Kirche: „Edel erstrahlt das Werk, doch das Werk, das edel erstrahlet,/ Möge erleuchten die Geister, dass sie eingehen durch die wahren Lichter/ Zum wahren Licht, zu dem Christus das wahre Tor ist.“ Es ist dieses göttliche Licht, es ist Gott selbst als das ungeschaffene, ewige Licht, das Dante am Ende der „Göttlichen Komödie“ schaut: „Denn meine Blicke, die nun klar geworden,/ Die tauchten immer tiefer in die Strahlen/ Des hohen Lichtes, das die Wahrheit selber ist.“ Gott selbst ist das ungeschaffene, ewige Licht, weil er das schlechthin Gute, das Vollkommene, die Wahrheit ist. Und von daher legt es sich dann umso mehr nahe, dass das erste, was er erschafft, das sichtbare Licht ist, und dass er das geschaffene Licht in der sogenannten Billigungsformel als gut bezeichnet. Er stellt fest, dass es seiner Absicht entspricht: „Und Gott sah, dass das Licht gut war.“ „Licht, Liebe, Leben“ steht auf Herders Grabstein in Weimar. Nicht nur für die Orientalen, auch für Herder war das Licht das Gute, die Finsternis das Böse. Damit erweist sich der Weimarer Generalsuperintendent und Freund Goethes als Kind der Aufklärung. Denn wenn eine Epoche das Licht verherrlichte, dann war es die Aufklärung. Es gibt einen berühmten Kupferstich von Daniel Chodowiecki mit dem Titel „Aufklärung“. Der Stich entstand 1791, zwei Jahre nach der Französischen Revolution und zeigt eine idyllische Szene. Im Vordergrund sieht man eine Kutsche, vorweg einen Reiter auf seinem Pferd, im Hintergrund einen Kirchturm, und über einem einem bewaldeten Berg geht strahlend über dem Nebel die Sonne auf. Man reitet dem Licht der Aufklärung entgegen. Der Kupferstecher hat sein Bild selbst kommentiert. Er schreibt über die Aufklärung: „Dieses höchste Werk der Vernunft hat bis jetzt noch kein allgemeines verständliches allegorisches Zeichen (vielleicht weil die Sache selbst noch neu ist) als die aufgehende Sonne. Es wird auch wohl lange das Schicklichste bleiben, wegen der Nebel, die immer aus Sümpfen, Rauchfässern und von Brandopfern auf Götzenaltären aufsteigen werden, die sie so leicht verdecken können. Indessen wenn die Sonne nur aufgeht, so schadet Nebel nichts.“ Aufklärung, das heißt: die Nebel heben sich und das Licht gewinnt die Oberhand. Die in überkommenen Vorurteilen befangene Gesellschaft klärt sich auf. Was aber die Aufklärung bewirkt, das ist das Licht der Vernunft. Wenn sich nur das Licht der Vernunft ausbreitet, dann wandelt sich die Gesellschaft, dann wird ihr die Finsternis der Unvernunft ausgetrieben. Kehren wird noch einmal zu Haydns „Schöpfung“ zurück, wo die Erschaffung des Lichts musikalisch durch das plötzliche Eintreten des Fortissimo und den Übergang von Moll zu C-Dur dargestellt wird und Uriel anschließend vom Sturz der Höllengeis- ter in die ewige Nacht berichtet. Schon Haydns Zeitgenossen deuteten das als Symbol des Sieges der Vernunft über den finsteren Aberglauben. Und tatsächlich ist Haydns Schöpfung zwar ein biblisches Oratorium, aber eines, das geprägt ist durch eine aufgeklärte Frömmigkeit und Religiosität. Dass Religion und Vernunft nichts miteinander zu tun hätten, die Religion vielmehr in den Bereich des Irrationalen gehöre, das lässt sich so allgemein kaum behaupten. Diese These scheitert bereits an der geschichtlichen Tatsache, dass das Christentum in der Epoche der Aufklärung eine besonders enge Verbindung mit der Vernunft unterhalten hat, und zwar sowohl der Protestantismus wie auch Katholizismus. Herder war bekanntlich Protestant, Haydn hingegen Katholik. Dass Gott das unerschaffene Licht ist, ließ sich damals und lässt sich auch heute noch mühelos als eine symbolische Umschreibung dessen deuten, dass Gott Geist, Wort, Logos, kurzum Vernunft ist. Dass er das Licht erschaffen hat, ließ sich gleichfalls damals und lässt sich auch heute noch symbolisch dahingehend deuten, dass er die Ausbreitung des Lichts der Vernunft unter den Menschen will. Der Gegensatz von Licht und Finsternis spielt jedenfalls in der Schule des Paulus eine bedeutende Rolle bei der Beschreibung des christlichen Lebens. Im Epheserbrief heißt es schließlich: „Ihr wart vormals Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt wie die Kinder des Lichts – die Frucht des Lichts ist lauter Gütigkeit und Gerechtigkeit und Wahrheit – und prüfet, was dem Herrn wohlgefällig ist.“ In Haydns „Schöpfung“ singt Uriel nach der Erschaffung des Lichts: „Erstarrt entflieht der Höllengeister Schar/ In des Abgrunds Tiefen hinab,/ Zur ewigen Nacht.“ Man fühlt sich bei diesen Worten an ganz ähnliche erinnert, die in einem musikalischen Werk stehen, das sieben Jahre vor Haydns Oratorium seine Uraufführung erlebt hatte: „Zerschmettert, zernichtet ist unsere Macht, wir alle gestürzet in ewige Nacht“. Das singt am Schluss von Mozarts „Zauberflöte“ die Königin der Nacht. Dann tritt Sarastro als Oberpriester der Lichtwelt auf und singt: „Die Strahlen der Sonne vertreiben die Nacht,/ Zernichtet der Heuchler erschlichene Macht!“ Es geht in Mozarts Oper allgemein um den Sieg des Lichts über die Nacht, der Vernunft über Unvernunft und Aberglauben. Dieser Sieg ist zugleich ein Sieg der Humanität über die Unmenschlichkeit. Diesen Sieg erringt für sich selbst auch der Königssohn Tamino, indem er die ihm auferlegten Prüfungen besteht und aus der Finsternis ins Licht tritt. Die drei Knaben künden vorweg das an, was sich ereignen wird: „Bald prangt, den Morgen zu verkünden,/ Die Sonn’ auf goldner Bahn./ Bald soll der Aberglaube schwinden,/ Bald siegt der weise Mann.“ Dass es hier in der Lichtwelt Sarastros um das Licht der auf- geklärten Vernunft geht, wird bereits an den Inschriften der Tempel deutlich: „Tempel der Weisheit“, „Tempel der Natur“ und „Tempel der Vernunft“. Nun sind die Prüfungen, die Tamino durchmacht, zwar dem Ritus der Freimaurer entlehnt. Aber abgesehen davon, dass damals Freimaurerei und Christentum keinen Widerspruch bildeten und der lutherische Generalsuperintendent Herder Mitglied der Freimaurerloge war, bedienen sich beide derselben Lichtsymbolik. Es geht hier wie dort um die Befreiung des Menschen aus der Finsternis und um seinen Wandel im Licht, der sich in Gerechtigkeit, Gütigkeit und Wahrheit manifestiert. Am Beginn der letzten Prüfung, der sich Tamino unterziehen muss, wird sogar die Brücke zum Protestantismus geschlagen. Da singen die Geharnischten: „Der, welcher wandelt dies Straße voll Beschwerden,/ Wird rein durch Feuer, Wasser, Luft und Erden,/ Wenn er des Todes Schrecken überwinden kann,/ Schwingt er sich aus der Erde himmelan.“ Die Melodie ist die des Luther-Chorals „Ach Gott vom Himmel sieh darein“. Auch in diesem Choral geht es um das Licht, dieses Mal um das Licht, das vom Wort Gottes ausgeht und die ganze Welt erhellt. Von ihm heißt es: „Es will durchs Kreuz bewähret sein,/ Da wird sein Kraft erkannt und Schein/ und leucht stark in die Lande.“ Wenn ein aufgeklärter Christ vom Wort Gottes sprach, so dachte er stets an die Vernunft. Und so bleibt denn zu wünschen, dass das Licht der Vernunft stark leuchten und die Finsternis der Unvernunft vertreiben möge. Dazu aber sind wir von Gott beauftragt. Wie heißt es doch bei Paulus? „Denn Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.“ Amen. Nächster Universitätsgottesdienst Der Himmel 21. November 2010 Prof. Dr. Hermann-Josef Stipp