Manuskript - Bayerischer Rundfunk

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Manuskript
HÖRBILD UND FEATURE
LAND UND LEUTE
SENDUNG:
Sonntag, 30. Oktober 2016
13.05 - 13.30 Uhr / Bayern 2
AUFNAHME: Montag, 26. September 2016
10.00 – 17.30 Uhr
STUDIO: 13
REIHE LAND UND LEUTE
„Und weiter nach der Werbung“
Schätze aus dem historischen Werbefunkarchiv in Regensburg
Von Carola Zinner
Erzähler: Werner Härtl
Ton und Technik: Christiane Gerheuser-Kamp
Regie: Carola Zinner
Redaktion: Heidi Wolf
Bayern 2-Hörerservice
Bayerischer Rundfunk, 80300 München
Service-Nr.: 0800 / 5900 222
Fax: 089/5900-46258
[email protected]
www.bayern2.de
Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und
darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden.
Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in
Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich!
© Bayerischer Rundfunk 2016
–2–
ZUSPIELUNG 1
„Also, schalten wir jetzt erst mal ein - Klack - dann kann man umschalten auf
verschiedene Geschwindigkeiten - klack rückspul - ah ja hier - klack - raschel
Band auflegen - hier drüber über den Tonkopf - Ger. spulen - Bobby nochmal
spulen - so - jetzada. Klack (Maschine läuft) + Maggi Werbung
ANSAGE:
„Und weiter nach der Werbung.“
Schätze aus dem historischen Werbefunkarchiv in Regensburg
Von Carola Zinner
ERZÄHLER
Achtung: In dieser Sendung hören Sie Werbung. Sehr viel Werbung. Werbung
für Kartoffelflocken und Zigaretten, für Waschpulver, Schlankheitsmittel und
Lippenstift. Verantwortlich dafür ist er:
WERBEARCHIV1 Henkel R-36 vom 9.12.1969
„Guten Morgen, hier ist der Mensch am Mikrofon“
ERZÄHLER
Erwin Helmut Geldmacher, Jahrgang 1923, war Leiter und Eigentümer des
renommierten privaten „Tonstudio Frankfurt“, in dem zahlreiche Radio- und
später auch Fernsehspots entstanden. Viele davon verfasste er selbst und
übernahm oft gleich auch noch die Hauptrolle.
WERBEARCHIV 2 Collage aus Spots mit Geldmachers Stimme
2a) Bärenmarke vom 05.03.1956 R 3571
Bärenmarke, Bärenmarke…
2b) FEWAMAT vom 08.11.1969 R-1247
(„Reitermarsch“ - gesungen, nur den Anfang)
–3–
2c) SATOR WEISSER RIESE vom 14.11.1969 R-1130
„Das größte Wäschestück der Welt - Riesenwaschkraft“
evtl. auf die ganze Collage verteilen
2d) Milchverbrauch vom 01.08.1953 R-6758
Letzter Spot: Ob Regenguss, ob Sonnenglut…. darum: Mehr Milch!
2e) CHIP ORIGINAL (1953) R 7605 nur Anfang
Das Neueste von der Olivin… Chip, ein Parfum in fester Form
2f) Bärenmarke vom 05.03.1956 R 3571
darum nimm nur Bärenmarke, Bärenmarke zum Kaffee!!
ERZÄHLER
Erwin Helmut Geldmacher war die Stimme des Bärenmarke-Bären und des
Weißen Riesen. Er machte Werbung für Zigaretten und Parfüm, Staubsauger,
Bier und Autos: Geldmacher war einer DER Macher in der deutschen
Werbung. Darüber hinaus war er ein begeisterter Erfinder - und: ein Sammler.
Er hob alles hübsch geordnet auf, was in seinem Tonstudio produziert wurde.
Deshalb blieb erhalten, was ansonsten fast überall nach Gebrauch gelöscht
wurde: Tonbänder mit Rundfunkwerbung.
ZUSPIELUNG 2 (Regensburg - Gerber/Grundl)
„Also hier sehen Sie das historische Werbefunkarchiv von Professor
Geldmacher in diesen Regalwänden, das sind ja auch die Nummern
tausendirgendwas - ganz hinten fängt ´s an mit “1“ - wenn wir jetzt ganz
vorgehen, die Nummer sieben das ist alles Maggi, und die Nummer 12 ist alles
Nestle.“
–4–
ERZÄHLER
Die Regensburger Universität ist ein kühler, weitläufiger Betonbau aus den
1960er Jahren. Hier lagern im Untergeschoss der Bibliothek ordentlich
aufgereiht etwa 8000 Tonbänder mit mehr als 50 000 Spots aus den
Geldmacher-Studios, oft samt Manuskript: 4711 und Caro-Kaffee, Asbach
Uralt und Rachengold: Das „Historische Werbefunkarchiv“ ist eine weltweit
einzigartige Sammlung von Rundfunkwerbung.
ZUSPIELUNG 3
(Gr.) „Da freuen sich jetzt Studenten nicht nur an der Uni Regensburg sondern
bundesweit und auch aus dem Ausland, dass sie hier wirklich aus dem Vollen
schöpfen können - wir kriegen Anfragen von Österreich und von Italien, die
das brauchen für ihre Arbeit.“
ERZÄHLER
Bänder, Manuskripte, Ablaufpläne: All das lag einst halb vergessen in einem
Kellerraum des Bayerischen Rundfunks in München, wohin Geldmacher es vermutlich aus Platzgründen - ausgelagert hatte. Eine Regensburger
Studentin, die für ihre Doktorarbeit auf der Suche nach BärenmarkeWerbespots war, stieß darauf, erkannte das Potential und machte die
Bibliothek ihrer Universität darauf aufmerksam. Die nahm daraufhin mit
Geldmacher Kontakt auf. Das war der Beginn einer intensiven
Zusammenarbeit, die darin gipfelte, dass Geldmacher 2004, fünf Jahre vor
seinem Tod, der Regensburger Uni schenkte, was er über vier Jahrzehnte
hinweg gesammelt hatte - mit der Auflage, es allen Interessierten zugänglich
zu machen.
Seitdem diente die einzigartige Sammlung als Basis für Zeitungsartikel und
Vorträge, für Fach- Magister, und Doktorarbeiten; Sprachwissenschaftler und
Marketing-Experten interessieren sich ebenso dafür wie
Medienwissenschaftler und Werbepraktiker. Sogar Altenheime erbitten sich
gelegentlich Kopien der Spots, um sie in der Biographiearbeit einzusetzen: wie
sich herausstellte, sind sie ein ideales Mittel, um bei Demenzkranken alte
Erinnerungen wachzurufen.
ZUSPIELUNG 5 (Geräusche im Archiv) hier schon abfahren
–5–
ERZÄHLER
Hüterinnen des Schatzes sind Ursula Grundl und Gabriele Gerber. Sie haben
ihn digitalisiert, eingescannt und ins Internet gestellt: als Schwerpunkt des
„Regensburger Archivs für Werbeforschung“. Und: sie kümmern sich um das,
was inzwischen von verschiedensten Seiten dazugekommen ist.
ZUSPIELUNG 5 (schon unter Wort legen)
Geräusch Regale surren was zur Seite schieben - Leiter? - Schritte
„Hier sind Werbefilme - aus München und Freimann - den Fernseh-Leo haben
wir auch noch…. (Ger. zieht Schachtel raus) Juno - (singt) aus gutem Grund ist Juno rund…
WERBEARCHIV 3 R-512 JUNO vom 01.01.1951
1. Spot
ERZÄHLER
Jede einzelne der rund 8000 Bandschachteln hatte Ursula Grundl schon mal
in die Hand. Über Jahre hinweg wanderte sie jeden Morgen hinunter ins
Archiv und kehrte mit einem Stapel Bänder zurück in ihr kleines Büro neben
dem Eingang der Uni-Bibliothek. Dort steht noch heute die Bandmaschine, mit
deren Hilfe sie die alten Aufnahmen in den Computer eingespielt hat. Eine
Rettungsaktion in letzter Minute, denn der Zahn der Zeit hatte den
Magnettonbändern bereits gewaltig zugesetzt. Ganz nebenbei wurde Grundl
während der Digitalisierung zu einer Art wanderndem Werbelexikon - und
Gabriele Gerber im Nebenzimmer gleich mit, denn die Räume sind alles
andere als schalldicht.
ZUSPIELUNG 7
(Ge) „Es war manchmal so, dass man den Spot den ganzen Tag nicht aus
dem Kopf gekriegt hat. Also wenn der von der Musik her sehr ansprechend
war oder auch vom Text her, oft gereimt auch, dann hat man das als
Ohrwurm den ganzen Tag im Kopf gehabt.
- Ei Ei Ei Verpoorten WERBEARCHIV 4 R-936 Verpoorten-Refrain
–6–
ERZÄHLER
So ist das mit Werbung, sofern sie funktioniert: Man wird sie einfach nicht
mehr los. Denn genau dafür ist sie gemacht.
WERBEARCHIV 5 Collage ca. 30 Sek.
5a) FAKT vom 03.03.1970 R-Nummer: 3357
Mit dem Marsch - Fakt
5b) Ariel - Clementine 01.10.1968 R-Nummer: 10480
1. Fassung
5c) MON CHERI vom 17.08.1972
R-Nummer: 6303
1. Version - Piemont-Kirsche
5e) R-Nummer: 7288 „Neckermann macht´s möglich“
Neckermann vom 24.02.1977
über Collage:
ZUSPIELUNG 8
(GR.) Werbung ist ja eigentlich grundsätzlich Schönfärberei. Darauf basiert ja
das überhaupt: Dass alles schön ist und wenn man das und das kauft dann
wird man ganz schlank oder ganz gescheit oder sonst irgendwas, auf jeden
Fall ist es ja das Wesen der Werbung, dass man dieses Produkt kaufen muss,
damit sich was verbessert.
am Schluss der Collage:
–7–
ZUSPIELUNG 9
(Ge) Zum Glück ist es so, dass in seinen Tonstudios wirklich bekannte Sachen
auch produziert wurden. Es ist nicht ein Überblick über die gesamte
Werbeszene der Zeit, weil dazu gab´s zu viel, aber enthält sehr viele bekannte
Marken, also wirklich Sachen, die man jetzt auch noch kennt.“
WERBEARCHIV 6 R-11000 Hustinetten-Bär Beiersdorf 25.10.1968
ERZÄHLER
Hustinetten-Bär, Piemont-Kirsche und die schreckliche Besserwisserin
Clementine: Viele alte Bekannte warten hier auf die Wiederentdeckung. Doch
es lohnt es sich auch, längst Vergessenes ins Licht zu holen. Werbung ist
Schönfärberei. Aber gerade deshalb ist sie auch ein Spiegel ihrer Zeit: Sie
erzählt ebenso von den Wünschen und Sehnsüchten wie vom ganz normalen
Alltag anno dazumal.
WERBEARCHIV 7 MUSIK „Schlager“ R-Nummer: 205
BLENDAX vom 29.01.1951
Der ältesten Werbespots im Archiv stammen aus dem Jahr 1950. Der Krieg ist
fünf Jahre vorbei, die Währungsreform erst zwei Jahre. Das Geld ist knapp
und reicht gerade fürs Nötigste: Spülmittel, Waschpulver, Seife. Was als Luxus
beworben wird, ist von sehr bescheidener Art.
WERBEARCHIV 8 R-12 Dr. HILLER'S vom 01.01.1950
- frisch wie der junge Morgen + Musik ca. 32 sec.
ERZÄHLER
Pfefferminz macht vielleicht frisch wie der junge Morgen, doch das
Genussmittel Nummer eins der Nachkriegszeit sind Zigaretten. Geldmacher
macht kräftig Werbung dafür. Salem und Juno, Faro und Africaine: Viele der
Marken sind heute längst vergessen, doch die Botschaft blieb unverändert:
wer die Zigarettenmarke XY raucht, wird zufriedener, entspannter, humorvoll
und ist stets bestens aufgelegt.
–8–
WERBEARCHIV 9 AFRICAINE vom 14.07.1953 0´38
R-Nummer: 6272 (evtl. 2. Spot)
ZUSPIELUNG 10
„Das war manchmal zwei Minuten lang und war quasi ein Flirt zwischen Mann
und Frau, ob sie nun tanzen sollen oder lieber erst eine Africaine genießen.
Die durchschnittliche Werbedauer war aber 30 Sekunden.
Der Schwerpunkt liegt ja auf den 50er und 60er Jahren, und das war ja
praktisch noch Nachkriegszeit, und dann hat man schon gemerkt, es war ein
Mords-Ereignis, dass ein neuer Kühlschrank gekommen ist und dass die
Waschmaschine alles von alleine wäscht WERBEARCHIV 10 R-8740 Bosch vom 17.09.1958
„Mutti, das hätte ich …. raus mit Blende nach „ist das wirklich…“( ca. ´´30)
drüber
ZUSPIELUNG 11
„Also da merkt man schon richtig, wie begeistert die Leute gewesen sind wenn
sie was Neues bekommen haben.
danach:
ZUSPIELUNG 12
Gr: Es war sehr viel gesungene und gereimte Werbung und Werbung in
Dialektform. Und es gibt zum Beispiel auch Werbung - ich glaube für Pril war
das, die in verschiedenen Dialekten angelegt ist, dieselbe Werbung je
nachdem in welcher Region oder welchem Bundesland das gesendet wurde,
wurde das eben im jeweiligen Dialekt gesendet… „Hugole, du musst die
Wann´ saubermache…“
WERBEARCHIV 11 R-1487 PRIL vom 12.02.1958
ca. 16. Spot (vorher ist eine Pause)
„Hugole, du musst die Wann´ … man kann in Pril auch baden“
–9–
ERZÄHLER
„Achte auf Sauberkeit und verhalte dich anständig: Die Hauptaufgabe in den
50er Jahren ist es, den Alltag zu meistern, die Familie zusammenzuhalten und
nach Möglichkeit teilzunehmen am Wirtschaftswunder. Alles kein Problem,
sagt die Werbung.
WERBEARCHIV 12 R 122 Maggi vom 05.07.1951 ca. 0´30 (Einstieg bei
2´00 bis 2´30)
„Lisa was ist denn, in eine halben Stunde muss ich fort - ich hab doch
Waschtag - Erbssuppe mit Speck…“
ERZÄHLER
Die Arbeitsteilung ist klar. Er stürzt sich raus ins raue Leben, sie bleibt daheim
und macht den Haushalt. Und sollte sie sich dabei womöglich einsam fühlen
oder zu wenig anerkannt: stimmt doch gar nicht!
WERBEARCHIV 13 R 3284
PRE vom 28.02.1956 (2. Spot) 0´35
Was einem so passieren kann - ein Oberhemd spricht mich heute an... dank
PRE“.
drüber
ERZÄHLER
Das Leben mag vielleicht etwas eintönig sein, aber noch hat man - trotz aller
Hausarbeit und dem Termin mit dem Chef - viel, viel Zeit - auch für die
Werbung. Einige der frühen Spots sind regelrechte kleine Hörspiele - sogar ein
fünfminütiger Krimi findet sich im Archiv - der sich am Ende als Werbung für,
man höre und staune: Wurst im Zellophandarm herausstellt.
WERBEARCHIV 14 KALLE Peter Palle vom 23.08.1956:
R-Nummer: 8058 geeignete Stelle anspielen (Puffer)
ERZÄHLER
In den 60er Jahren wird die Zeit knapper, der Ton energischer. Die Deutschen
beschäftigt der Bau des Eigenheims und die Politik von Willy Brandt,
Tiefkühlkost und Mondlandung: Es lockt der Duft der großen weiten Welt.
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WERBEARCHIV 15 R-9500 PETER STUYVESANT vom 29.09.1970 „Der
Himmel ist Neuland“.
ERZÄHLER
Doch ach, der Duft der großen weiten Welt ist nach wie vor ein Männer-Duft.
Wenn´s ernst wird, wendet sich die Werbung an IHN - er ist schließlich der
Haushaltsvorstand und muss, so steht´s noch immer im Gesetz, bei allen
größeren Anschaffungen seine Zustimmung geben. Egal ob die Ehefrau
berufstätig ist oder nicht: Beim Kauf eines Kühlschranks, Autos oder einer
neuen Waschmaschine geht ohne IHN gar nichts!
WERBEARCHIV 16 R-5574 Constructa vom 17.03.1965 ca. 0´30
„Hat Ihre Frau die Constructa-De Luxe 100 - eine Constructa verdient -- eine
Arbeit weniger.“
ERZÄHLER
Beim Kauf von Seife, Waschpulver und anderen Produkten für den täglichen
Bedarf hingegen ist SIE die richtige Ansprechpartnerin.
WERBEARCHIV 17 R-2626 X-TRA vom 16.03.1973 X-tra Jumbo ca. 0´47
Ca. Vierte /fünfte??? Fassung
„Jetzt kommt der Jumbo, aufgepasst ….“ bis Ende / oder vorher raus
ERZÄHLER
Ein Spot aus dem Jahr (man glaubt es kaum) 1973! Es ist die Ära von FlowerPower, sexueller Freizügigkeit und Hippieglück - doch mit der
Frauenemanzipation ist´s nicht weit her, weder im wahren Leben noch in der
Rundfunkwerbung.
ZUSPIELUNG 13
(GR.) Manchmal waren Spots dabei wo ich mir gedacht hab, also das ist jetzt
ein richtiges Ärgernis. Da hab ich gedacht: So. Und das Produkt kauf ich jetzt
nicht mehr!
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WERBEARCHIV 19 a R-8507Langnese Honig vom 14.08.1970 0´45
… nur kaufen musst du natürlich welchen.“
(enthält „Good Day Sunshine“ Lennon/Mc Cartney (00:00:45), evtl. melden.
ERZÄHLER
Ey, Baby, keine Frage: In den tollen 70er Jahren ist das Patriarchat zumindest Geldmachers Frankfurter Tonstudio - noch völlig ungebrochen. Die
Herren Werbemacher geben sich zwar als Frauenversteher - versteigen sich
dabei jedoch in merkwürdige Phantasien.
WERBEARCHIV 20 ARIEL vom 07.01.1970 R-Nummer: 10652
ERZÄHLER
Werbung spiegelt den Zeitgeist nicht nur, sie prägt ihn auch, sagt die
Kommunikationsforschung. In den 70er Jahren zieht der Konkurrenzkampf ein
in die Werbung. Hatte frau sich in der Werbung in den 50er Jahren ganz
schlicht darüber gefreut, dass sie bei Verwendung des modernsten aller
Waschmittel auf Waschbrett und Wurzelbürste fast ganz verzichten kann,
muss sie sich nun daran messen lassen, in welchem Zustand sich ihre
Wäsche im Vergleich zu der Konkurrenz befindet.
WERBEARCHIV 21 R-7180 SANSO vom 11.12.1974
Fußballfan „Kaum hatte Mutter den Wollpulli gewaschen .. Hier der .… kratzig
und hart …
ERZÄHLER
Kein Grund zur Aufregung also, denn so muss es in der Werbung ja sein: Erst
läuft alles richtig schief, damit es dann - natürlich unter Zuhilfenahme des
rettenden, wahren, einzigartigen Produktes - umso schöner, besser - ja,
schlicht herrlich werden kann. Mit anderen Worten: Immer mit der Ruhe, dann
geht alles - äh … wie war das nochmal?
WERBEARCHIV 22 3497 ZUSPIELUNG HB vom 12.02.1965 R-Nummer: ca.
1´00
– 12 –
(kurios: hinten Geräusche - s. Bandschachtel; Manus ist auch vorhanden!)
ERZÄHLER
Auch der Dauerbrenner der deutschen Werbung ist im Werbearchiv vertreten:
das HB-Männchen ist eine der populärsten Kunstfiguren der Bundesrepublik.
ZUSPIELUNG HB hoch
ERZÄHLER
Der Hitzkopf ist ein „Testimonial“, wie der Fachbegriff dafür heißt: WerbeFiguren, ob real oder fiktiv - für ein Produkt stehen und es besonders
glaubwürdig empfehlen können. Das HB-Testmonial-Männchen ist allerdings
keine Erfindung aus dem Frankfurter Tonstudio, wie man bei genauem
Hinhören merken konnte. Es war bei seinem Einzug dort bereits ein
Fernsehstar. Und als solcher - man muss es leider zugeben - deutlich witziger
als im Radiospot.
ZUSPIELUNG 14
(Ge) „Weil man´s ja nicht sieht. Und dann bleibt´s jedem der Fantasie
überlassen, was er sich jetzt vorstellt. Beim HB-Männchen ist´s einfach, das
haben die Älteren zumindest alle noch im Kopf. Aber bei manchen anderen
Dingen, da muss man zum Beispiel ´ne Beschreibung geben bei der Wäsche,
wie weiß die Wäsche ist, das ist im Fernsehen kein Ding, da sieht man einfach
- zeigt man den Vergleich, Grauschleier, nicht Grauschleier, und im Radio
muss man das ja alles richtig beschreiben.“
WERBEARCHIV 23 R-6420 PERSIL 59 vom 23.04.1964
1. Spot “Persil 59“
ERZÄHLER
Werbung im Radio hat es schwer, denn sie erreicht immer nur das Ohr.
Werbung, die das Auge anspricht, kann auch mal völlig abgedreht sein oder
sogar avantgardistisch, und immer noch funktionieren. Rein akustischen Spots
bleibt das versagt, sie sind im besten Falle witzig oder werden zum Ohrwurm -
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doch gleichzeitig schweben sie immer in der Gefahr, schwerfällig oder betulich
zu wirken. Allerdings: gerade darin konnte sich die alte Bundesrepublik ja
vielleicht auch ein bisschen wiedererkennen…
WERBEARCHIV 24 R-7759 AURORA vom 06.11.1972
(mit Kindern) 2. Spot
ERZÄHLER
Erwin H. Geldmacher hörte für seine Radiospots auf die Stimme des Volkes.
Aber er gab Deutschland auch den Ton vor - und das im wahrsten Sinne des
Wortes. Wie dieser Ton zustande kam – auch dafür finden sich auf einigen
wenigen Bändern im Regensburger historischen Werbefunkarchiv Belege:
WERBEARCHIV 25 R-7759 wie oben AURORA vom 06.11.1972 - BandEnde: Geldmacher macht vor, wie die Aurora-Brei-Werbung klingen soll und
macht Kinderstimmen nach.
das würde ungefähr so klingen… - Marzipanbrei - Aurora mit dem
Sonnenstern… bumm - klar ? - es ist bei mir IMMER hinten ein Bumm.
(WERBEARCHIV R 935 Verpoorten (wie oben)
MUSIK vom letzten Teil des Bandes eingezählt mit 1,2, 1,2,3, )
WERBEARCHIV 27 Musik R-9196 vom 18.11.1953 „Happy End“
drüber:
ABSAGE:
„Und weiter nach der Werbung.“ In der Reihe „Land und Leute“ stellte Carola
Zinner das historische Werbefunkarchiv in Regensburg vor.
Der Erzähler war Werner Härtl.
Ton und Technik Christiane Gerheuser-Kamp.
Regie: die Autorin.
Redaktion: Heidi Wolf.
Eine Produktion des Bayerischen Rundfunks 2016
MUSIK Ende
- stop -
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