Europäische Geschlechterpolitiken – EU-Ländervergleich Großbritannien Geschlechterpolitische Situation in Großbritannien Übersicht Kurzbeschreibung und -bewertung Rechtslage: Gleichstellungs- und Anti-Diskriminierungsrecht Equality Act 2010 Gender Equality Duty Gesetze zu Quoten v.a. im politischen und wirtschaftlichen Bereich Weitere Gesetze/rechtliche Regelungen Weitere Regierungsprogramme Aktueller politischer Diskurs Akteur_innen: NGOs: Parteien, zivilgesellschaftliche Organisationen Regierung, Ministerien Wissenschaft: Equality and Diversity Research Network Gender Studies Quellen Kurzbeschreibung und -bewertung In der britischen Geschlechterpolitik wird der Einfluss der EU-Gesetzgebung bzw. der politischen Prioritätensetzung der EU besonders deutlich. So z.B. in der aktuell überarbeiteten Gleichstellungs- bzw. Anti-Diskriminierungsgesetzgebung, in der eine Prioritätenverschiebung von Gender Equality hin zu einem alle Diskriminierungsdimensionen umfassenden Equality-Verständnis sichtbar wird. Dies zeigt sich in begrifflichen Veränderungen (Verwendung des Equality- statt des Gender-Begriffs), Europäische Geschlechterpolitiken – EU-Ländervergleich: Großbritannien Heinrich-Böll-Stiftung Gunda-Werner-Institut Schumannstraße 8 10117 Berlin [email protected] www.gunda-werner-institut.de 1 T 030 285 34 121 aber auch institutionell in der Zusammenführung bisher eigenständiger Gesetze und mit deren Umsetzung bzw. Kontrolle befassten Institutionen (Fusion von staatlichen GenderInstitutionen mit anderen Anti-Diskriminierungs-Institutionen). Dies hängt vor allem damit zusammen, dass Diversity-Fragen in einem Einwanderungs- bzw. multiethnischen Land wie Großbritannien von besonderer Bedeutung sind. Schwerpunkte sind Gleichstellungsfragen im Bereich der Erwerbstätigkeit und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Britische Gleichstellungspolitik ist, ganz im Sinne der Ziele der Lissabon-Strategie, stark ökonomisch, motiviert: Man kann im wirtschaftlichen Wettbewerb nicht auf die Arbeitskraft von Frauen verzichten. Die rechtlichen Instrumente der Gleichstellung/Anti-Diskriminierung beziehen sich nicht nur auf individuelle Rechte, sondern auch auf die institutionelle Durchsetzung von Gleichstellung und Diskriminierungsfreiheit. Die britische Gleichstellungspolitik ist öffentlichkeits- und informationsorientiert. Das spiegelt sich wider in den Instrumenten und Methoden wie Kampagnen, Studien/Untersuchungen und Kommissionen sowie Handreichungen/Leitfäden für unterschiedliche Zielgruppen. Die britische Geschlechterpolitik ist stark geprägt von staatlichen und zivilgesellschaftlichen GenderAkteur_innen. Es gibt zahlreiche Frauen- und Equality-NGOs. Mit dem „Equality and Diversity Forum“ wurde aktuelle ein Forum etabliert, dass unterschiedliche Akteur_innen aus diesen Bereichen zusammenbringt und eine Diskussion über Stellenwert und Zusammenhänge unterschiedlicher Equality-Dimensionen ermöglicht. Zivilgesellschaftliche Gender-Akteur_innen sind in staatliche Gleichstellungs-Aktivitäten über Kommissionen, Foren/Netzwerken oder öffentlichen Konsultationen eingebunden, d.h. die staatliche Gleichstellungspolitik ist partizipationsorientiert. Die zentrale staatliche Akteur_in in Gleichstellungsfragen, die auch die Einbindung der NGOs und Expert_innen leistet, ist die Equality and Human Rights Commission (EHRC). Ihre Vorläufer_in, die Chancengleichheits-Kommission hat gemeinsam mit den Gewerkschaften dazu beigetragen, dass Großbritannien seine Verhinderer- und Blockierer_innen-Rolle gegenüber der EU-Gleichstellungspolitik in den 1990er Jahren aufgegeben hat und auf rechtlicher Ebene EU-Richtlinien zur Gleichstellung weitergehender und schneller umgesetzt hat. Die EHCR und das Gleichstellungsbüro der Regierung (Government Equality Office (GEO)) sind auch maßgeblich für die Modernisierung des Gleichstellungsrechts, das in einem umfassenden öffentlichen Konsultationsprozess überarbeitet und erneuert wurde. Dessen Implementierung und das Monitoring der Implementierung werden in den kommenden Jahren wahrscheinlich einen zentralen Fokus der Gleichstellungspolitik bilden. Rechtslage Gleichstellungs- und Anti-Diskriminierungsrecht Sex Discrimination Act (1975) Equal Pay Act (1975) Europäische Geschlechterpolitiken – EU-Ländervergleich: Großbritannien Heinrich-Böll-Stiftung Gunda-Werner-Institut Schumannstraße 8 10117 Berlin [email protected] www.gunda-werner-institut.de 2 T 030 285 34 121 Equality Act 2010 Der Equality Act 2010 stellt eine Modernisierung und Vereinheitlichung der bisherigen Gleichstellungs- und Anti-Diskriminierungsgesetzgebung dar. Ziele der Rechtsreform waren: Inkonsistenzen in der gegenwärtigen Anti-Diskriminierungsgesetzgebung identifizieren, Entwicklung einfacherer, klarerer und „nutzerfreundlicherer“ Regelungen, Ursachen für Ungleichheit und Diskriminierung identifizieren, Stärkung im Bereich von Alters- und Geschlechterdiskriminierungsaspekten. Nach einem mehrjährigen Konsultationsprozess mit Interessensgruppen und ExpertInnen wurde der Equality Act im April 2009 vom Parlament verabschiedet und wird ab dem 1. Oktober 2010 nun schrittweise umgesetzt. Die schrittweise Umsetzung wurde gewählt, um allen Beteiligten ausreichend Vorbereitung für die Berücksichtigung der Neuerungen zu ermöglichen. Vorläufer war der in 2005 beschlossene und seit 2007 in Kraft befindliche Equality Act. Weiterführende Informationen Abschlussberichte zu Equalities Review: „Fairness and Freedom: The Final Report of the Equalities Review“ (Feb. 2007) Gender Equality Duty trat im April 2007 in Kraft, basierend auf dem Equality Act von 2006, orientiert an den bereits bestehenden race und disability duties; verpflichtet alle öffentlichen Institutionen zur aktiven Förderung der Gleichstellung von Männern und Frauen und zu Maßnahmen gegen sexuelle Diskriminierung und Belästigung; baut auf den Erfahrungen auf, dass die bestehenden gesetzlichen Regelungen, die Individuen Klagemöglichkeiten eröffneten (Sex Discrimination and Equal Pay Act von 1975), nicht zu dem erwünschten Abbau von Diskriminierungen geführt haben; beeinflusst Politikentwicklung und öffentliche Dienstleistungen in Bereichen wie beispielsweise Verkehr, Einstellungspraxis, flexible Arbeitszeiten. Weiterführende Informationen Gesetze zu Quoten v.a. im politischen und wirtschaftlichen Bereich Keine gesetzliche, sondern nur eine freiwillige Quotierung in den politischen Parteien (Labour Party, Liberal Democrats). Ablehnung von Quotenregelungen für die Privatwirtschaft. Weitere Gesetze/rechtliche Regelungen Equality PSA (Public Service Agreement): In den PSA hat die Regierung für den Zeitraum 2008-2011 ihre Prioritäten festgelegt. PSA 15 ist der so genannte Equality PSA. Er definiert Ziele zur Bekämpfung von Diskriminierung und Förderung der Gleichstellung: Verringerung der Lohnungleichheit, Stärkung der Selbständigkeit behinderter Personen, Bekämpfung von Ungleichheiten der gesellschaftlichen Teilhabe, Bekämpfung von Diskriminierung in Beschäftigung, Europäische Geschlechterpolitiken – EU-Ländervergleich: Großbritannien Heinrich-Böll-Stiftung Gunda-Werner-Institut Schumannstraße 8 10117 Berlin [email protected] www.gunda-werner-institut.de 3 T 030 285 34 121 Verbesserung des Verständnisses und der Handlungsmöglichkeiten gegenüber unfairer Behandlung. Delivering the Equality PSA (PDF, 16 Seiten, 618 KB) Nationaler Gleichstellungsrahmenplan für die Wirtschaft: Aufbauend auf einer Machbarkeitsstudie und einem Konsultationsprozess mit verschiedenen Interessensgruppen gibt es aktuell einen abgestimmten Entwurf für einen nationalen Gleichstellungsrahmenplan für die Wirtschaft. Dieser hat das Ziel, einen nationalen Standard zu schaffen, um Unternehmen bei der Umsetzung und dem Monitoring ihrer Gleichstellungspflichten zu fordern und zu fördern. Der Plan setzt auf Freiwilligkeit, Verbreitung guter Praxis, Stakeholder-Beteiligung, Umsetzbarkeit für alle Arten von Unternehmen, Prozessorientierung. Über den Zeitpunkt des Inkrafttretens des Plans wird keine Aussage getroffen. Weitere Regierungsprogramme “Working for Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender Equality", 2010 (PDF, 4 Seiten, 536 KB) „Together We Can End Violence against Women and Girls“ (2009) Aktueller politischer Diskurs Auffällig ist, dass Gender Equality immer im Kontext weiterer Equality-Dimensionen thematisiert wird und dass dabei die Gender-Dimension nicht (mehr?) im Vordergrund steht. Diese Verschiebung der Aufmerksamkeit wird auch in der Umbenennung bestimmter Institutionen oder gesetzlichen Regelungen sichtbar, wo Gender durch Equality und/oder Diversity ersetzt wurde. Am deutlichsten wird das auf der Ebene der Gesetzgebung. Insgesamt ist die rechtliche Regulierung von Gleichstellung bzw. Anti-Diskriminierung in Großbritannien von zentraler Bedeutung. Der Fokus der britischen Gleichstellungspolitik, insbesondere von staatlicher Seite, liegt auf der ökonomischen und sozialen Partizipation bzw. Integration von Frauen. Pay Gap und Gleichstellung in der Wirtschaft spielen hierbei eine wichtige Rolle. Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist im Diskurs nicht mehr so präsent wie früher. Frauen ethnischer Minderheiten und das Thema häusliche Gewalt sind im Diskurs auch sehr präsent. Auffällig für Großbritannien ist eine stärkere öffentliche Thematisierung gleichgeschlechtlicher Lebensweisen und des Themas Transgender/Intersex, sowohl im Verwaltungssektor mit der Organisation (a:gender), als auch in der Privatwirtschaft (entsprechende Leitlinien der Regierung für Firmen) und ihren institutionellen Repräsentation (z.B. NGO: Press for Change). Europäische Geschlechterpolitiken – EU-Ländervergleich: Großbritannien Heinrich-Böll-Stiftung Gunda-Werner-Institut Schumannstraße 8 10117 Berlin [email protected] www.gunda-werner-institut.de 4 T 030 285 34 121 Akteur_innen NGOs: Parteien, zivilgesellschaftliche Organisationen The UK Joint Committee On Women (UKJCW): Ist ein Netzwerk von vier Schwesterorganisationen aus den verschiedenen Landesteilen Großbritanniens: Engender – Network of Women's Organisations (Scotland), Northern Ireland Women's European Platform (NIWEP), Wales Women's European Network (WWEN) and the National Alliance of Women's Organisations (NAWO) (England). Es wurde als Koordinierungsrahmen für eine einheitliche Vertretung der britischen Interessen im Rahmen der EWL (Europäische Frauenlobby) geschaffen und soll ein Forum für den landesweiten Austausch zwischen Frauenorganisationen schaffen. National Alliance Of Women’s Organisations (NAWO): seit 1989; Dachorganisation von ca. 100 Organisationen und Individuen (aus England) mit dem Fokus auf Frauenrechte und Gleichstellung, sowohl thematisch breit aufgestellte, als auch stark spezialisierte Frauenorganisationen; Ziele: Partizipation und Repräsentation von Frauen, Gender Mainstreaming, Implementierung der Bejing Plattform und anderer internationaler Vereinbarungen, Verbesserung der staatlichen Gleichstellungspolitik; Mitglied der EWL National Federation Of Women's Institutes (NFWI): mit 215,000 Mitgliedern die größte Frauenorganisation in England, Wales und auf den Inseln; gegründet 1915; ursprünglich nur in ländlichen Regionen aktiv mit dem Fokus auf Essen/Ernährung, dann Erweiterung des räumlichen und thematischen Spektrums; eigenständige regionale Fraueninstitute, die in der nationalen Vereinigung zusammengeschlossen sind; Zielsetzung ist das Empowerment und die Bildung von Frauen und ihre stärkere gesellschaftliche Teilhabe; Kampagnen zu Themen in den Bereichen Landwirtschaft, Umweltschutz, Klimawandel, Gesundheit, Ernährung, Verbraucherschutz, Fair Trade, Gewalt gegen Frauen/Frauenhandel; Eigene Zeitschrift, eigene Weiterbildungseinrichtung (College) The Fawcett Society: Fawcett ist eine der führenden britischen Frauenorganisationen in Fragen der ökonomischen Gleichstellung von Frauen. Namensgeberin ist Millicent Garrett Fawcett, die 1866 mit ihrer politischen Arbeit zum Frauenwahlrecht begann. Ziel ist eine stärkere Repräsentation von Frauen und ihren Interessen im öffentlichen und politischen Leben. Insbesondere geht es Fawcett um Gleichstellung in den Bereichen Bezahlung, Rente, Wertschätzung von Pflegearbeit. Fawcett engagiert sich auch sehr stark für Gender Budgeting (z.B. Studie zur Gender(un)gerechtigkeit der Haushaltseinsparungen aufgrund der Wirtschafts- und Finanzkrise). The Equality And Diversity Forum: Das EDF ist ein Netzwerk von nationalen Organisationen, die sich mit Chancengleichheit, Europäische Geschlechterpolitiken – EU-Ländervergleich: Großbritannien Heinrich-Böll-Stiftung Gunda-Werner-Institut Schumannstraße 8 10117 Berlin [email protected] www.gunda-werner-institut.de 5 T 030 285 34 121 sozialer Gerechtigkeit, guten nachbarschaftlichen Beziehungen, Menschenrechten und der Bekämpfung von Diskriminierung auf Grund von Alter, Behinderung, Geschlecht, Race, Religion und Weltanschauung sowie sexueller Orientierung beschäftigen. Seine Ziele und Aufgaben sind: Informationssammlung und –austausch zu Gleichstellungs- und Menschenrechtsfragen, Forum für Austausch und Zusammenarbeit von Organisationen, Stärkung einer multiplen Perspektive, Lobbyarbeit, Forschung und Weiterbildung. EDF ist/war in verschiedenen Regierungs- und Parlamentskonsultationsgremien zu Gleichstellungsfragen vertreten. Außerdem führt sie die Geschäfte für die Parlamentarische All-Parteien-Gruppe zur Gleichstellung. Förderung durch die EU (PROGRESS), Joseph Rowntree Charitable Trust, Barrow Cadbury Trust, Trust for London, the Diana Princess of Wales Memorial Fund, Department for Communities and Local Government. Engender: Engender hat ca. 300 Mitglieder und arbeitet auf der Basis einer anti-sexistischen Agenda in Schottland und Europa an der Stärkung der Macht und des Einflusses von Frauen und der Bewusstmachung des Einflusses von Sexismus auf Frauen, Männer und die Gesellschaft. Information, Forschung und Networking sind die wichtigesten Handlungsfelder von Engender. Aktuelle Themen und Kampagnen: Equality Bill, Armut, Gewalt gegen Frauen, Macht und Teilhabe, europäische und internationale Frauenpolitik, Weiterbildung/Events, Gender Audit, politische Konsultationen, Equality Counting, uvm. Scottish Women's Convention: 2003 von der schottischen Exekutive als unabhängige ins Leben gerufen und seitdem von dieser gefördert, mit dem Ziel die Repräsentation von Fraueninteresse im politischen Prozess in Schottland zu gewährleisten und zu stärken. Arbeitsformen sind: AGs zu bestimmten Politikfeldern (z.B. Equal Pay, Frauenarmut), Runde-Tisch-Diskussionen, Konsultationen, Berichte, Publikationen (z.B. Equal Pay Guide). Wales Women’s National Coalition (WWNC): existierte von 1990 bis 2010 (seit 2002 als Limited Company) als Dachorganisation von zivilgesellschaftlichen Frauenorganisationen in Wales (ca. 750000 Frauen repräsentiert) mit dem Ziel der Verbesserung der Lebenssituation von Frauen in Wales (Schwerpunkte: politische Teilhabe, häusliche Gewalt, Frauenarmut); hat seine Arbeit aufgrund nicht mehr ausreichender Förderung im Sommer 2010 eingestellt Northern Ireland Women’s European Platform: Ca. 100 Mitglieder (Organisationen und Individuen); arbeitet auf lokaler (Vernetzung Frauenorganisationen, Informations- und Erfahrungsaustausch, Lobbying in Bezug auf Politik der Regionalregierung), europäischer (EWL, offizielle EU-Institutionen) und internationaler Ebene (UN, CEDAW, CSW); Teilnetzwerk: Older Women’s Network Northern Ireland (Mitglied im European Older Women’s Network); Fokus auf Themen der europäischen und internationalen Frauenpolitik (Frauenrechte, häusliche Gewalt). Opportunity Now: Opportunity Now ist die einzige NRO in Großbritannien, in der Arbeitgeber organisiert sind, deren Ziel eine Veränderung ihrer Unternehmen hinzu einer stärkeren Einbeziehung von Frauen und einer stärkeren ökonomischen Teilhabe von Frauen insgesamt ist. Mit Europäische Geschlechterpolitiken – EU-Ländervergleich: Großbritannien Heinrich-Böll-Stiftung Gunda-Werner-Institut Schumannstraße 8 10117 Berlin [email protected] www.gunda-werner-institut.de 6 T 030 285 34 121 Information, Veröffentlichung guter Beispiele und Beratung sollen Unternehmen und ihre Beschäftigten bei einem solchen Veränderungsprozess unterstützt werden. Mit 330 Mitgliedern ist Opportunity Now eine der führenden Organisationen für Diversity in Beschäftigung in GB. Aktivitäten sind: Vergabe eines jährlichen Equality Awards, eigene Equality Academy, thematische Workshops (z.B. zu Equal Pay) u.ä. Chwarae Teg/Fair Play: Chwarae Teg versteht sich als Organisation zum Thema Frauen und Beschäftigungsinnovationen. Mit Erfahrung aus 15 Jahren setzt sich Fair Play für die wirtschaftliche Entwicklung von Frauen in Wales ein. Ziel ist es durch Bildung, Unternehmertum, Work-Life-Balance und flexibles Arbeiten die ökonomische Beteiligung von Frauen zu stärken. Unternehmen und Individuen werden in der Umsetzung von Fair Play praktisch unterstützt (durch Beratung, Training, Zugang zu Fördermitteln, u.ä.). Über die genannten Akteur_innen hinaus existieren Frauenorganisationen in allen nationalen Parteien. Regierung, Ministerien Minister(s) For Women And Equalities: Funktion wird durch bereits im Kabinett vertretenen Minister_in (aktuell: Innenministerin) und eine parlamentarische Unterstaatssekretärin wahrgenommen. Government Equalities Office (GEO): Seit 2007 Integration der Aufgaben der früheren Women & Equality Unit in das neue, umfassendere Government Equalities Office. Das GEO ist ein kleine Regierungseinrichtungen mit knapp über 100 Beschäftigten, die innerhalb der Regierung verantwortlich ist für die Gleichstellungsstrategie und –gesetzgebung. Sie ist für alle Gleichstellungsfragen in Bezug auf Frauen/Gender, sexuelle Orientierung und Transgender zuständig. In Genderfragen hat es insb. die Aufgabe der Integration der Gleichstellungspolitik in alle Felder der Regierungspolitik und die Umsetzung der internationalen Verpflichtungen in diesem Bereich (z.B. CEDAW , Peking Aktionsplattform, EU-Roadmap). Aufgabenfelder: Gleichstellungsgesetz 2010, Gleichstellung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender-Personen, Frauen und Arbeit, Gewalt gegen Frauen, Repräsentation im öffentlichen Leben, Nationaler Gleichstellungsrahmenplan für die Wirtschaft, Women Councillor's Taskforce. Kommission für Gleichstellung und Menschenrechte (Equality And Human Rights Commission (EHRC)): Etabliert in 2007 auf Basis des Equality Act 2006, mit dem Ziel einen neuen, integrativen Ansatz in die Förderung der Gleichstellung und der Menschenrechte zu bringen und eine bessere Umsetzung der Anti-Diskriminierungsgesetzgebung zu leisten. Dafür wurden verschiedene, bisher eigenständige Kommissionen zusammengeführt (Kommissionen für Rassengleichheit, für Chancengleichheit (seit 1976), für die Rechte Behinderter). Darüber hinaus ist die EHRC auch für Diskriminierungsfragen verantwortlich, die bisher institutionell Europäische Geschlechterpolitiken – EU-Ländervergleich: Großbritannien Heinrich-Böll-Stiftung Gunda-Werner-Institut Schumannstraße 8 10117 Berlin [email protected] www.gunda-werner-institut.de 7 T 030 285 34 121 nicht repräsentiert waren, d.h. sexuelle Orientierung, Alter, Religion/Weltanschauung, und allgemein für alle Menschenrechtsfragen (auf Basis des Human Rights Act). Die EHRC ist eine unabhängige, aber durch die Regierung finanzierte Kommission. Women’s National Commission: Die Women’s National Commission (WNC) wurde 1969 mit dem Ziel geschaffen, die Regierung in frauenpolitischen Fragen zu beraten. Es ist eine unabhängige, aber vom GEO finanzierte öffentliche Einrichtung. Die Kommission ist die zentrale Stimme der Frauen bzw. Frauenorganisationen in Großbritannien und ermöglicht den Austausch zwischen diesen und der Regierung. Aktuell repräsentiert die Kommission über 550 Frauenorganisationen aus allen Landesteilen. Arbeitsfelder: Gewalt gegen Frauen, Gleichstellung (insb. aktuelle Änderungen in der Gleichstellungsgesetzgebung), internationale Frauenpolitik, Migration und Asyl, Frauen aus ethnischen Minderheiten, Frauen im öffentlichen Leben Senior Stakeholder Group: Unterstützt die Regierung bei der Erarbeitung eines neuen Gleichstellungssystems für Großbritannien durch Beratung des Government Equaliy Office (GEO) und der zuständigen Ministerin. Ziel ist eine Stärkung und Modernisierung des Gleichstellungsrechts und der Gleichstellungspolitik. Die Gruppe setzt sich aus VertreterInnen des gesamten gleichstellungspolitischen Spektrums zusammen, ebenso wie aus VertreterInnen der Gewerkschaften und von Wirtschaftsverbänden sowie der EHRC. Ethnic Minority Women Councillors' Taskforce: Um die politische Repräsentation von Frauen aus der schwarzen, asiatischen und anderen Minderheiten-Communities (BAME-Frauen) zu erhöhen, wurde von Mai 2008 bis Juli 2009 eine parteiübergreifende BAME Women Councillors' Taskforce ins Leben gerufen. Die Taskforce hat verschiedene Instrumente entwickelt, um BAME-Frauen zu politischer Partizipation und Repräsentation ihrer Communities zu ermutigen, z.B. Mentoringprogramm, zertifizierte Community Leadership-Fortbildungen. Dafür hat sie eng mit den politischen Parteien zusammengearbeitet. Die Förderung der Taskforce bzw. der Projekte erfolgte durch das GEO. 2010 soll ein Evaluationsbericht über die Arbeit der Taskforce erscheinen. Wissenschaft Equality and Diversity Research Network Der Zweck des Equality and Diversity Research-Netzwerks am Centre for Local Policy Studies der Edge Hill University ist es, eine interdisziplinäre Perspektive in der Gleichstellungsforschung in Politik und Praxis zu stärken. Einbezogen sind die Disziplinen Soziologie, Rechtswissenschaften, Governance und Politik, Organisation und Management, Community Studies, Forschungsmethoden. Ziel des Netzwerkes ist es neue Möglichkeiten für gemeinsame Forschung und Veröffentlichungen zu schaffen und den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis zu stärken. Europäische Geschlechterpolitiken – EU-Ländervergleich: Großbritannien Heinrich-Böll-Stiftung Gunda-Werner-Institut Schumannstraße 8 10117 Berlin [email protected] www.gunda-werner-institut.de 8 T 030 285 34 121 Das gleichnamige Equality Research Network, das 2001 als Gender Research Forum von der Regierung (Women and Equality Unit) ins Leben gerufen worden war, um den Austausch zwischen Forschung, Gewerkschaften, NGOs und Politik zu Gender- und in der weiteren Entwicklung zu Diversity-Fragen zu stärken, scheint nicht mehr zu existieren. Inwieweit sich das neue Netzwerk als Nachfolge dessen versteht, geht aus seiner Selbstdarstellung nicht hervor. Gender Studies An britischen Universitäten ist der Studiengang Gender Studies sehr stark vertreten (ca. 30 Institute, in allen Landesteilen, auch Oxford, Cambridge, LSE). Quellen Beschreibung der Quellenlage: Gute Quellenlage bezogen auf staatliche wie auch auf zivilgesellschaftliche Akteur_innen; umfassende Informationen über das Internet, auch zahlreiche Download-Möglichkeiten von Studien, Berichten etc.; gute Verlinkung zwischen den Seiten der unterschiedlichen Akteur_innen (macht auch deren nicht-virtuelle Vernetzung deutlich); ausführliche Informationen insb. auch zu rechtlichen Regelungen im Bereich Gleichstellung/AntiDiskriminierung. Benennung der relevanten Quellen: Quellenangaben: siehe direkt bei den oben benannten Akteur_innen. Webseiten: EHRC und GEO: sehr ausführlich und informativ, gut sortiert nach einzelnen Themenbereichen, viel weiterführendes/vertiefendes Material (Studien, Berichte, Kampagnenmaterial, Literaturlisten, etc.), nicht nur Informationen über die eigene Organisation, sondern auch über andere Akteur_innen, gute Verlinkung. Literatur: Sifft, Stefanie 2003: Pushing for Europeanisation: How British Feminists Link with the EU to Promote Parental Rights. In: Liebert, Ulrike (Hg.): Gendering Europeanisation. S. 149-186 ___ Ergebnisse einer Recherche von Tanja Berger und Pamela Dorsch 2010 im Auftrag des GundaWerner-Instituts der Heinrich-Böll-Stiftung Europäische Geschlechterpolitiken – EU-Ländervergleich: Großbritannien Heinrich-Böll-Stiftung Gunda-Werner-Institut Schumannstraße 8 10117 Berlin [email protected] www.gunda-werner-institut.de 9 T 030 285 34 121