Geschichte:Maturafragenausarbeitung
Stadlmann Alexander
1 Faschismus und Nationalsozialismus
1.1 Der Faschismus
1.1.1 Entstehung
Die Bezeichnung Faschismus leitet sich von ital. fascio (Rutenbündel) ab. Dieses Symbol
bedeutete in der Zeit des alten Roms die Herrschaft des Kaisers über Leben und Tod. Die
Amtsdiener der höheren Beamten, die Liktoren, trugen in der Öffentlichkeit die fasces
(Rutenbündel mit Beil) voran; sie waren beauftragt, im Namen des Magistrats Bestrafungen
durchzuführen. Die italienischen Faschisten wählten dieses Symbol, um ihre Bereitschaft zur
Ausübung von Gewalt bei ihrer politischen Arbeit zu untermauern. Gleichzeitig erinnert die
Rückbesinnung auf alte römische Symbole an die imperiale Maschtausdehnung über den
gesamten Mittelmeerbereich.
Faschistische Parteien gab es in nahezu allen Ländern
Europas, die alle ein vergleichbares Erscheinungsbild
aufweisen. Sie waren alle nach dem Führerprinzip
gegliedert, verfügten über uniformierte und bewaffnete
Abteilungen und wandten in Ideologie und Propaganda
einen spezifisch demagogischen Stil an. Der Einsatz
von Gewalt, Einschüchterung und Terror zur Erreichung
politischer Ziele war eine offen zugegebene Methode
ihrer politischen Vorgehensweise. Jeder Mensch wußte
im Prinzip, worauf er sich einließ, wenn er Mitglied einer
solchen Bewegung bzw. Kampfformation wurde.
1.1.2 Die faschistische Ideologie
Die
faschistische
Ideologie
weist
generell
antisozialistische
und
antikapitalistische
sowie
antimodernistische Tendenzen auf, konnte aber je nach
politischem Umstand kapitalistische und modernistische
Tendenzen hervorkehren. Oft konnte es passieren, daß die streng nationalistische Ideologie
über Bord geworfen wurde und aus den politischen Umständen eine Zusammenarbeit mit
entgegengesetzten Ideologien gesucht wurde. Politisch verwendet wurde immer das, was
zur Erreichung der Macht und zur diktatorischen Durchsetzung des politischen Willen nutzte.
Eine generelle Ablehnung parlamentarisch-demokratischer Kultur war aber allen diesen
Bewegungen gemeinsam. Ebenso äußerten und praktizierten alle faschistischen Parteien
einen kompromißlosen Vernichtungswillen gegenüber politischen Gegnern und oft willkürlich
ausgewählten Minderheiten: Kommunisten, Sozialdemokraten, Vertreter liberaler und
konservativer Parteien galten als Hauptgegner. Sie wurden einerseits umworben, Mitglieder
der faschistischen Bewegung zu werden, andererseits wurden sie mit Terror eingeschüchtert
und bekämpft.
Von den faschistischen Bewegungen mit den Ausnahmen in Italien und Deutschland ist es
nur der österreichischen „Heimwehr“, der rumänischen „Eisernen Garde“, den
portugiesischen Faschisten und der spansichen „Falange“ gelungen, ohne ausländische
Hilfe in die Regierung zu gelangen. Erwähnenswert sind faschistische Parteien in England,
Finnland, Belgien, Portugal und Holland, die temporär Einfluß hatten, in Frankreich
zeichnete sich für die faschistische Bewegung gegen Ende der Zwischenkreigszeit eine
Massenunterstützung ab.
1/1
Geschichte:Maturafragenausarbeitung
Stadlmann Alexander
1.1.3 Realpolitische Umsetzung
Obwohl Italien 1919 zu den Siegern des Ersten Weltkriegs zählte, herrschten in den ersten
Nachkriegsjahren soziale Not, wirtschaftliche Desorientierung und politische Instabilität. Das
war die Chance für Benito Mussolini, der vor dem Ersten Weltkrieg Volksschullehrer und
sozialistischer Journalist gewesen war. Er gründete 1919 eine politische Bewegung unter
der Parole „Revolution und Vaterland“. Er versprach Italien Ordnung und Größe, die nur
durch den Faschismus zu erreichen seien. Die „Fasci di combattimento“, organisierte
Kampfbünde, sollten zur Erlangung der Macht im Staat vielfach eingesetzt werden. Diese
Kampfbünde schürten die Gewalt, die die öffentliche Ordnung untergrub. Aus diesem Grund
erhoben sie die Forderung nach Ordnung und Recht, das die Faschisten als ein von ihnen
gesetztes verstanden. Im Jahre 1921 erfolgte auf einem „faschistischen Nationalkongreß“ in
Rom eine Umwandlung der „Fasci di combattimento“ in die Partei „PNF“ (Partio Nazionale
Fascista). Durch den Marsch auf Rom 1922 mußte König Viktor Emanuell II Mussolini zum
Ministerpräsidenten ernennen. Nach Ausschaltung aller Parteien stand er 1926 als Duce
fest.
1.2 Der Nationalsozialismus
1.2.1 Entstehung der nationalistischen Bewegungen
Nach der Niederschlagung der Räterepublik infolge der Einigkeit des offiziellen
Deutschlands sammelten sich millitante Fanatiker des extrem rechten Lagers um ehemalige
Offiziere und Freikorpssoldaten. Eine dieser rechten Gruppierungen nannte sich „Deutsche
Arbeiterpartei“ (DAP), die jedoch mit ihrem Programm keine Arbeiter erreichte. Ihre
Forderung nach der „resoluten Aufklärung unter den Arbeitermassen über den Verrat ihrer
deutschen Führer“ (gemeint waren kommunistische und sozialdemokratische Funktionäre)
oder nach der „unermüdlichen Pflege des nationalen Gedankens“ fanden zunächst nur
wenig Zustimmung unter dern Arbeitern. Anleihen für Ideen nahmen die Mitglieder dieser
Partei bei der 1918 gegründeten Thule-Gesellschaft, deren Symbol das Hakenkreuz war und
deren Mitglieder Adelige, hohe Beamte und Geschäftsleute waren.
1920 begann der Aufstieg Adolf Hitlers in dieser „Arbeiterpartei“. Am 24. Februar 1920
verkündete er ein 25-Punkte-Programm der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei
(NSDAP). Es war dies eine verwirrende Mischung von scheinbar antikapitalistischen,
antimarxistischen, nationalistischen und antisemitischen Phrasen, die mit sozialer
Demagogie verbunden waren.
1.2.2 Die Ideologie der Nationalsozialisten
Hitler überformte Versatzstücke verschiedener Ideologien und entwickelte daraus eine
Lehre, die zur Identifikation der Menschen auf der Basis gestärkten Selbtbewußtsein führen
sollte.
Aus dem Germanenbild des 19. Jahrhunderts entnahmen die Nationalsozialisten Symbole
und Helden und verwendeten sie für ihre „völkische Blud-und-Boden-Lehre“. Im Sinne dieser
Lehre entwickelten die Anhänger einen Begriff von „Rasse“, der sie als Herren über den
Boden verfügen ließ, den sie „schon immer in Besitz“ hatten. Diese bewußt unklar gehaltene
Ideologie sollte suggerieren, daß es angestammte Rechte auf Boden gäbe, die zu
verteidigen Auftrag der „rassisch reinen“ Volksgemeinschaft wäre. Daraus leiteten die
Nationalsozialisten ab, Schwächere zu verdrängen und zu vernichten. Damit sollte eine
ökonomisch am Rand der Existenz lebende Agrarbevölkerung angesprochen werden. In
stark vereinfachter Weise wurden durch diese Ideologie ökonomische Zwangsmaßnahmen
heroisiert.
Mit der „Blut-und-Boden-Ideologie“ wurden jedoch die tatsächlichen sozialen und
wirtschaftlichen Mißstände auf dem Land ignoriert. Stattdessen verfestigten sich Klischee
2/2
Geschichte:Maturafragenausarbeitung
Stadlmann Alexander
vom „bodenverwurzelten, gesunden Bauern“. Dieser wurde zum Vorbild „naturhafter
Verwurzeltheit“ der Deutschen im Germanentum.
Verschiedene Rassentheorien verschmolzen die Nationalsozialisten zur Forderung ihrer
Politik der „Rassenhygiene“. Unter Berufung auf Darwin forderten sie Kampf ums Dasein als
die einzige Möglichkeit zu einer „Verbesserung“ der „zivilisierten Rassen“. Der Boden für
einen solchen Rassismus war bereits vorbereitet. 1923 wurde in München eine Professur für
Rassenhygiene vergeben, die nahtlos in die Professur für Eugenik (Erbgesundheits-lehre)
überging. Fritz Lenz bekleidete diesen Lehrstuhl.
Mit der 1933 veröffentlichen Schrift „Die Rasse als Wertprinzip“ hatte Lenz wesentlich
Einfluß auf die Verwirklichung der im Parteiprogramm geforderten Maßnahmen. In der
Bevölkerung vorhandene antisemitische Tendenzen wurden aufgegriffen und zur grausamen
Verfolgung der Juden gesteigert. Ein „Herrenvolk“ sollte über „nationale Minderheiten“
herrschen.
Die nationalsozialistischen Parteigänger und Mitläufer wurden auf den „Führer“ Adolf Hitler
eingeschworen. Er übernahm Anregungen aus der Jugendbewegung, wo der „Kult der
Gemeinschaftsromantik“ gepflegt wurde, pries die „soldatische Härte“ und das „Fronterlebnis“ der Kameradschaft. Die Bewegung übernahm faschistisches Gedankengut und
steigerte den in der Sowjetunion vorgeprägten totalitären Staat zum Staat der
Nationalsozialisten.
1.2.3 Adolf Hitler´s Werdegang
Hitler wurde am 20.4.1889 in Braunau geboren und starb am 30.4.1945 in Berlin durch
Selbstmord. Hitler lebte bis 1912 in Wien als Gelegenheitsarbeiter und Zeichner, ging dann
nach München. Er gefiel sich im öffentlichen Politisieren und verstand es, rhetorisch
außerordentlich begabt, Zuhörer mit seiner faschistischen und antisemitischen
Weltanschauung zu fesseln. Im 1. Weltkrieg war er Soldat im deutschen Heer. 1920 trat er
der NSDAP bei und wurde bald unentbehrlich für Organisation und Aufbau der Partei. 1921
übernahm er die Parteileitung und sicherte sich weitgehende Vollmachten und baute einen
Führermythos auf, der in breiten Schichten Hoffnung auf Verbesserung der wirtschaftlichen
und politischen Verhältnisse weckte und trotz der Terrorakte seiner Partei zunehmend
Anklang fand. Sein Versuch, mit Ludendorff die Reichsregierung zu stürzen, scheiterte
(Hitler Putsch, 8./9.11.1923). Hitler wurde zu 5 Jahren Festungshaft verurteilt und die
NSDAP wurde verboten. Aber schon im Dezember 1924 wurde er aus Landsberg entlassen.
Dort hatte er „Mein Kampf“, sein Programmbuch, geschrieben. 1925 gründete er die NSDAP
neu und schlug nun den legalen Weg der Macht ein. 1932 unterlag er bei der
Reichspräsidentenwahl. Als Führer der stärksten Partei wurde er am 30.1.1933 von
Hindenburg zum Reichskanzler ernannt. Er schaltete die gegnerischen Parteien und bald
seine Koalitionspartner aus. Widerstände innerhalb und außerhalb der eigenen Reihen
wurden am 30.9.1934 blutig niedergeschlagen (Röhmputsch). Nach dem Tod Hindenburgs
(2.8.1934) vereinigte Hitler in seiner Person die Ämter des Staatsoberhauptes und des
Regierungschefs mit dem Oberbefehl der Wehrmacht und der Parteiführung. Der totalitäre
„Führerstaat“ war damit errichtet, der Rechtsstaat beseitigt. Die Verschleierung der Ziele und
zugkräftige Propagandaparolen („Friedenspolitik“) täuschten längere Zeit Gutgäubige im Inund Ausland, das zum Teil, wenn auch unter Mißbilligung der Methoden, die von Hitler
herbeigeführten Entscheidungen hinnahm (Konferenz in Münschen 29.9.1938). Diese
Erfolge waren aber für Hitler nur Etappen auf dem Wege zum 2. Weltkrieg. Mit der Strategie
des Blitzkrieges konnte Hitler bis 1941 fast ganz Mitteleuropa erobern, was ihn in seiner
Selbsteinschätzung als erfolgreichen Feldherrn bestärkte und taub werden ließ gegen die
Ratschläge seiner Generäle, die 1941 vor dem Krieg gegen Rußland un die USA warnten. In
den eroberten Gebieten setzte mit Hilfe von Himmlers SS eine brutale rassistische
Vernichtungspolitik ein, die sich besonders gegen die Juden richtete, von denen fünf bis
sechs Millionen den Tod fanden. Mit der Wende des Krieges und dem unaufhaltsamen
Vormarsch der Alliierten, besonders nach dem mißglückten Attentat (1944) wurde Hitler
allen Vernunftgründen, die für die Beendigung des verlorenen Krieges sprachen, immer
3/3
Geschichte:Maturafragenausarbeitung
Stadlmann Alexander
unzugänglicher und wollte das deutsche Volk mit in den Untergang reißen. Ohne Hoffnung
auf einen Ausweg aus der Katastrophe nahm er sich während des Kampfes um Berlin im
dortigen Führerbunker das Leben.
4/4
Herunterladen