Pressekonferenz der Kulturstiftung des Bundes zum Kleist‐Jahr am 4. Februar 2011 Inhalt Projekte der Kulturstiftung des Bundes im Kleist‐Jahr 2011 Kleist: Krise und Experiment Kulturgeschichtliche Ausstellung in Berlin und Frankfurt (Oder) Kleistfestival Theaterfestival am Maxim Gorki Theater Berlin Einen Kleist… Theaterprojekt von Rimini Protokoll Ein akustisches Kleist‐Denkmal Hörspiel‐Installation an Kleists Todesort Heinrich von Kleist – Etappen der Werkgeschichte Literaturhistorische Ausstellung in der Heidelberger Heiliggeistkirche Nicht ich – über das Marionettentheater Szenisches Konzert mit Tanz Neunmal Kleist Interdisziplinäre Reihe zu Kleists Briefen Seite 2 Seite 3 Seite 4 Seite 5 Seite 6 Seite 7 Seite 8 Seite 9 Projekte der Kulturstiftung des Bundes im Kleist‐Jahr 2011 Am 21. November 2011 jährt sich der Todestag Heinrich von Kleists zum 200. Mal. Die Kulturstiftung des Bundes beteiligt sich mit einer ganzen Reihe von Projekten am Kleist‐Jahr 2011, die den Dichter als Vorläufer der Moderne würdigen und die Aktualität seines künstleri‐ schen Erbes in eine breite Öffentlichkeit tragen sollen. Dafür stellt sie insgesamt 2,13 Mio. Euro zur Verfügung. Die kulturgeschichtliche Ausstellung „Kleist: Krise und Experiment“ inszeniert Leben, Werk und Persönlichkeit des Literaten zeitgleich an zwei Standorten. Das Maxim Gorki Theater Berlin bringt im Rahmen eines Theaterfestivals sämtliche Dramen und ausgewählte Projekte zu Kleists erzählerischem Werk auf die Bühne. Mit „Einen Kleist…“ erarbeiten Rimini Protokoll ein Theaterprojekt, das das künstlerische Erbe des Dichters als Ausgangspunkt für eine zeitgenös‐ sische Auseinandersetzung mit dem Thema Krieg nimmt. Eine Hörspiel‐Installation interpre‐ tiert akustisch Kleists Todesort am Berliner Wannsee, und die literaturhistorische Schau „Heinrich von Kleist – Etappen der Werkgeschichte“ zeigt in Heidelberg Original‐Schriftstücke und Erstausgaben des Dichters erstmalig der Öffentlichkeit. Isabel Mundry befasst sich in ihrem szenischen Konzert mit Kleists Text „Über das Marionettentheater“; Miriam Sachs stellt in ihrem interdisziplinären Projekt „Neunmal Kleist“ Biografie und Briefwechsel des Dichters einer Auswahl seiner literarischen Werke gegenüber. Am 4. März wird ein Festakt in Frankfurt (Oder), der Geburtsstadt des Dichters, das Kleist‐Jahr 2011 einläuten, zu dem das Maxim Gorki Theater Berlin das Gastspiel „Das Erdbeben in Chili“ in der Regie von Armin Petras aufführt. Ausführliche Informationen zu diesen Projekten finden Sie auf den folgenden Seiten sowie auf unserer Website www.kulturstiftung‐bund.de/kleist. Eine detaillierte Übersicht über alle Veranstaltungen im Rahmen des Kleist‐Jahres 2011 finden Sie auf dem Portal www.heinrich‐ von‐kleist.org. Kontakt: Friederike Tappe‐Hornbostel Leiterin Kommunikation Kulturstiftung des Bundes Franckeplatz 1 06110 Halle/Saale Tel: + 49 345/2997‐120 Fax: + 49 345/2997‐300 presse@kulturstiftung‐bund.de www.kulturstiftung‐bund.de 2 Kleist: Krise und Experiment Kulturgeschichtliche Ausstellung in Berlin und Frankfurt (Oder) In zwei aufeinander bezogenen Teilen inszeniert die Schau „Kleist: Krise und Experiment“ Leben, Werk und Persönlichkeit des Literaten zeitgleich an zwei Standorten, die für das Leben des Dichters als Geburts‐ und Sterbeort bedeutungsvoll waren: in Frankfurt (Oder) und in Berlin. Die Präsentation richtet den Fokus auf Kleist als Krisenspezialist, der von zahlreichen Katastro‐ phen geprägt und aus seiner permanenten Krisenerfahrung heraus seine Ideen und Projekte entwickelte. Nach seiner Zeit beim Militär erneuerte Kleist ständig seinen Lebensplan, entwarf sich immer wieder neu. Seine Modelle der Krisenbewältigung und der Katastrophe sind Vergegenwärtigungen tief greifender Verunsicherungen und lebensweltlicher Bedrohungen, die sich in seinen Dramen und Novellen als Gerechtigkeitswahn und Selbstjustiz, Raserei oder Befreiungsideal formulieren. Aus Glücksvorstellungen und ihrem Scheitern leitet Kleist Experimente und Projekte ab. Wenn aber das Leben aus Experimenten besteht, deren Verlauf nicht mehr berechenbar ist: Wie kam Kleist dann damit zurecht? In seinen literarischen Werken und auf dem Theater ragte er durch Extreme heraus, sowohl in der Darstellung von menschlichen Bindungen und ihrem Scheitern als auch in seinem radikalen Formwillen. Als Persönlichkeit, Dramatiker und Erzähler mit außergewöhnlichen Positionen von seinen Zeitgenossen meist unverstanden, erscheint Kleist heute als moderner Charakter. Ziel der Ausstellungsmacher ist, diese ungewöhnliche Biografie und dieses herausragende Werk zu fassen und die Nähe Kleists zu heutigen Lebenswelten und Lebensgefühlen, die Bedeutung seines kulturellen Erbes zu vermitteln. Die Szenografie der Schau bietet sowohl eine didaktisch‐erläuternde Erzählebene als auch bühnenhaft inszenierte Räume, durch die Kleists Texte, vor allem seine Briefe, leitmotivisch die Besucher führen. Zahlreiche Begleitveranstal‐ tungen – darunter Gespräche und Vorträge, Literaturverfilmungen sowie Lesungen und Musikabende mit Kleist‐Vertonungen – bieten wissenschaftliche und künstlerische Diskurse und Kommentare zu den beiden Ausstellungen, die ein reich illustrierter Katalog ergänzt. Wissenschaftliche und kuratorische Leitung: Prof. Dr. Günter Blamberger, Stefan Iglhaut Ausstellungsorte und ‐zeitraum: Ephraim‐Palais, Stadtmuseum Berlin und Kleist‐Museum, Frankfurt (Oder) 21./22. Mai 2011 bis 29. Januar 2012 3 Kleistfestival Theaterfestival am Maxim Gorki Theater Berlin Das Maxim Gorki Theater Berlin engagiert sich seit Beginn der Intendanz von Armin Petras in besonderem Maße für Aufführungen von Kleists Dramen. Dabei stehen thematische Verbin‐ dungen zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Fragen im Vordergrund. Anlässlich des 200. Todestages des Dichters veranstaltet das Theater im November 2011 ein Kleistfestival, in dessen Rahmen unter anderem das gesamte dramatische Werk Kleists zu sehen sein wird: Neben den hauseigenen Inszenierungen Der zerbrochne Krug (Regie: Jan Bosse), Penthesilea (Regie: Felicitas Brucker), Amphitryon (Regie: Jan Bosse) und Prinz Friedrich von Homburg (Regie: Armin Petras) werden Der Krieg mit dem Fragment Robert Guiskard und Die Her‐ mannsschlacht, zwei Gastspiele der Münchner Kammerspiele in der Regie von Armin Petras zu sehen sein. Dramen‐Premieren sind Das Käthchen von Heilbronn (Regie: Jan Bosse) und Die Familie Schroffenstein (Regie: Antu Romero Nunes). Zahlreiche Künstler aus den unterschiedlichsten Bereichen werden sich mit Kleist, seinen Erzählungen und theoretischen Texten auseinandersetzen, darunter Schneider TM, Jan Peters, She She Pop, Victor Morales, Lutz Dammbeck, Ildikó Enyedi, Tommy Noonan, Harun Farocki & Antje Ehmann, Schorsch Kamerun und die Singakademie Berlin. Armin Petras geht im Erdbeben in Chili der Frage nach, wie man eine zusammenbrechende Welt als Chance begreifen kann, She She Pop untersucht in der Marquise von O. unsere Sehnsucht nach einer rational erfahrbaren Welt, Tommy Noonan choreografiert in The Engagement die Revolutions‐ geschichte von der Verlobung in St. Domingo und der venezolanische Computerkünstler Victor Morales überträgt Themen und Motive aus Kleists theoretischer Abhandlung Über das Marionettentheater in die Virtualität. Der ungarische Essayist, Theoretiker und Kleistspezialist László Földényi wird das Festival mit einer Gesprächs‐ und Vortragsreihe zu Kleists Leben, seinen Werken und deren Rezeptionsgeschichte flankieren. Für die Dauer des Festivals wird das Künstlerduo Höfner & Sachs das Maxim Gorki Theater in eine metaphorische Kleist‐Welt umgestalten, die die Lebensthemen und ‐motive des Dichters aufnimmt und spiegelt. Dieser Kleist‐Park soll mit einer Vielzahl von Inszenierungen, Filmen, Vorträgen, Konzerten und Performances Raum für Diskussionen und künstlerischen Austausch schaffen. Kurator: Arved Schultze. Produktionsleitung: Julian Kamphausen Veranstaltungsorte und ‐zeitraum: 4. bis 21. November 2011: Kleistfestival im Maxim Gorki Theater Berlin Am 4. März 2011 wird das Erdbeben in Chili anlässlich der offiziellen Auftaktveranstaltung zum Kleist‐Jahr im Kleist Forum, Frankfurt (Oder), aufgeführt. Weitere Gastspiele im Kleist Forum sind im Rahmen der Kleist‐Festtage vom 18. bis 30. Oktober 2011 zu sehen. 4 Einen Kleist… Theaterprojekt von Rimini Protokoll Ausgangspunkt für „Einen Kleist…“ ist der Krieg – ein zentrales Motiv im Œuvre des Dichters, das bei ihm gleichermaßen Faszination wie Zweifel hervorrief. Anhand seiner literarischen Auseinandersetzung mit den militärischen Konflikten seiner Zeit untersucht das Theaterpro‐ jekt, welche Brisanz Kleists künstlerisches Erbe für den zeitgenössischen Diskurs besitzt und inwieweit das digitale Informationsnetz des 21. Jahrhunderts einen Schauplatz für künftige Kriege abgeben wird: Bereits in gegenwärtigen Konflikten, in denen Cyberangriffe auf operative Systeme unternom‐ men werden, kommt der vernetzten Informationstechnik eine wichtige militärische Bedeutung zu – bei Angriffen auf Logistiksysteme, auf Schaltstellen industrieller Anlagen ebenso wie bei Hacker‐Attacken auf feindliche Serververbünde oder Drohnen. Informationstechnologische Einrichtungen sind zu attraktiven Zielen für differenzierte, gut getarnte Angriffe von jedem Punkt der Erde aus geworden. Für das Theaterprojekt „Einen Kleist…“ arbeiten Rimini Protokoll unter anderem mit Experten für gegenwärtige digitale Kriegsstrategien und Szenarien künftiger Kriegsführung zusammen. Entlang von Passagen aus Kleists Werk verketten sie verschiedene motivische Zentren miteinander und setzen vor diesem Hintergrund klassische und moderne Theorien des Krieges in Dialog zueinander. Künstlerische Leitung: Helgard Haug und Daniel Wetzel (Rimini Protokoll) Veranstaltungsorte und ‐zeitraum: 19. Oktober 2011: Uraufführung im Rahmen der Kleist‐Fesstage im Kleist Forum, Frankfurt (Oder) November 2011: Berliner Premiere am Hebbel am Ufer HAU 2 5 Ein akustisches Kleist‐Denkmal Hörspiel‐Installation an Kleists Todesort Ausgestattet mit Kopfhörer und Mobiltelefon, begeht der Besucher das Kleistgrab und dessen Umgebung. Je nach Standort auf dem Areal hört man Gespräche und Aussagen der Boten, der Mägde, des Wirts und diverser Figuren, die in den Vernehmungsprotokollen um den Doppel‐ suizid auftauchen. Diese Figuren kommentieren die letzten Briefe, die Kleist und Henriette Vogel aufgegeben haben. Briefe, in denen die beiden noch Rechnungen für Barbiere, Verschenkung von Gitarren und den Transfer der Porzellantassen geregelt haben. Die Exaltiertheit dieses Todes, das Entschwinden der beiden ‚Culturmenschen' erscheint im Spiegel ‚normaler' Leute. Hörend und gehend erschließt der Besucher aus den verschiedenen Beschreibungen, was an dem Ort geschehen ist. Das Projekt thematisiert, wie es dazu kam, dass Kleist und Henriette Vogel hier ihren Tod fanden. Wie bewusst war die Symbolik des Settings? Wie viel Inszenierung spielte bei der Wahl der Kulisse für den eigenen Tod eine Rolle? Die Besucher können den Hintergründen und Ursachen des Suizids nachgehen – ebenso dem Skandal, den er in der preußischen Gesellschaft verursachte sowie seiner Auswirkung auf Kleists Nachruhm. Hör‐ und Navigationstechnik Die Hörspiele werden als sogenannte „Kunstkopfaufnahmen“ produziert – eine Aufnahme‐ technik, die einen natürlichen Höreindruck mit genauer Richtungslokalisation kombiniert. Durch diese Aufnahmetechnik entsteht die Anmutung von historischen Klangdokumenten, denn man hört genau, an welcher Stelle beispielsweise ein alter Pferdekarren vorbeifährt. Zur Orientierung in dieser historischen Doku‐Fiktion erscheint auf dem Bildschirm des Mobiltelefons eine Landkarte. Wie bei einem Navigationssystem im Auto sieht man darauf die eigene Position und mögliche Wegvarianten. Außerdem erkennt der Besucher die Orte, an die er sich begeben muss, um die Hörspiele auszulösen. Die Ausgabestelle für Abspielgeräte und Kopfhörer wird eine lokale Institution sein. Die dort erhältlichen Mobiltelefone ermöglichen die Begehung des akustischen Denkmals unter Idealbedingungen – also mit GPS‐Mobiltelefon und den Kopfhörern, für die gemischt wird. Gleichzeitig werden auf der Website der Kulturstiftung des Bundes sowohl sämtliche Soundfiles wie auch eine analoge Landkarte des Terrains kostenfrei erhältlich sein. Der Regisseur: Der Berliner Regisseur und Autor Paul Plamper begann seine Laufbahn am Theater und arbeitete unter anderem für die Volksbühne Berlin und das Berliner Ensemble. In den letzten Jahren profilierte er sich mit avantgardistischen Hörspielen und Audio‐Installationen. Seine Arbeiten wurden vielfach ausgezeichnet, unter anderem sein Werk „Ruhe 1“ mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden im Jahr 2009. 6 Heinrich von Kleist – Etappen der Werkgeschichte Literaturhistorische Ausstellung in der Heidelberger Heiliggeistkirche Die Ausstellung zeichnet den Werdegang des Dichters nach und eröffnet einen breitgefächer‐ ten Einblick in Kleists Arbeitsweise und Publikationspraxis. Das in mehr als zwanzigjähriger Sammeltätigkeit aufgebaute Archiv der Kleist‐Arbeitsstelle stellt hierzu einen reichen Fundus bereit, ergänzt um Originale von privaten und öffentlichen Leihgebern. Die Schau wird einen Zugang zu den Quellen der Überlieferung eröffnen und konzentriert sich anhand von Kleists Erstdrucken und Handschriften auf die detaillierte Vergegenwärtigung von Kleists Arbeit an seinen Texten. Diese Ausrichtung auf das philologische Detail unterscheidet sie grundsätzlich von der kontextorientierten Doppelausstellung „Kleist: Krise und Experiment“ in Berlin und Frankfurt (Oder). Anders als die früheren bedeutenden Kleist‐Ausstellungen 1977 in West‐Berlin und Marbach ist das Heidelberger Projekt dank der Brandenburgischen Kleist‐Ausgabe nun in der Lage, das Material der Kleistschen Überlieferung in vollem Umfang zu dokumentieren. Einen starken Akzent setzen die Kuratoren daher auf den auratischen Charakter der Exponate, die zum überwiegenden Teil erstmals überhaupt in der Öffentlichkeit präsentiert werden: neben sämtlichen originalen Erstdrucken zahlreiche handschriftliche Exponate sowie eine exemplari‐ sche Auswahl brieflicher Zeugnisse. Das Rahmenprogramm bietet zudem öffentliche Vortragsveranstaltungen an, die sich mit biografischen, politischen und theatergeschichtlichen Themen befassen. Ergänzend erscheint eine reich illustrierte Begleitpublikation Die Kuratoren: Prof. Dr. Roland Reuß und Dr. Peter Staengle kuratieren die Ausstellung im Auftrag des Instituts für Textkritik e.V., der Universität Heidelberg und des Germanistischen Seminars der Universi‐ tät. Sie haben sich durch die Edition der Brandenburger Kleist‐Ausgabe (1988 – 2010) sowie als Herausgeber der historisch‐kritischen Franz Kafka‐Ausgabe (1995 ff.) einen Namen gemacht. Als Ausstellungsmacher traten sie durch die in der Universitätsbibliothek Heidelberg gezeigte Kafka‐Jubiläumsausstellung (2008) hervor. Ausstellungsort und ‐zeitraum: 17. Juni 2011 bis 21. November: Ausstellung in der Heiliggeistkirche, Heidelberg 7 Nicht ich – über das Marionettentheater Szenisches Konzert mit Tanz In seinem Text „Über das Marionettentheater“ befasst sich Kleist mit der ästhetischen Grundfrage, wo der ‚wahre‘ Künstler zwischen den beiden gegensätzlichen Positionen ursprünglicher Natürlichkeit und elaborierter Kunstfertigkeit anzusiedeln sei. Die Spannung zwischen dem Bestreben nach Perfektion und der Erfahrung, dass gerade der Versuch, sie einzulösen eine andere Form existenzieller Zerbrechlichkeit hervorbringt, ist auch für die Menschen des 21. Jahrhunderts ein brisantes Thema, deren Lebenswirklichkeit zunehmend von Lifting, Doping oder lebensverlängernden Maßnahmen beeinflusst wird. Anlässlich Kleists 200. Todestages komponiert Isabel Mundry ein Konzert für Instrumental‐ und Vokalensemble, Tänzer und Sopranistin, mit dem sie Struktur und Problematik von Kleists Essay aufnimmt und das Verhältnis von Mensch, Maschine, Kunst und Natur umkreist. Text, Musik und Tanz greifen auf vielschichtige Weise ineinander und überlagern sich, im facettenreichen Spiel von Bild und Abbild erfahren sie verschiedene Formen der Verkünstlichung bis hin zur Digitalisierung. Die Komposition thematisiert und erfährt gleichermaßen einen Prozess der Reflexion und Differenzierung: Und vollzieht damit, wovon der Text erzählt – eine komplexe Selbstspiegelung. Künstlerische Leitung Die Komponistin Isabel Mundry lehrte von 1996 bis 2005 Komposition und Musiktheorie in Frankfurt a. M. Seit 2004 ist sie Professorin für Komposition an der ZHdK Zürich. 2002/03 war sie Fellow am Wissenschaftskolleg Berlin. Mundry ist Mitglied der Akademien der Künste Berlin und München. Für ihr Musiktheater „Ein Atemzug – die Odyssee“, uraufgeführt 2005 an der Deutschen Oper Berlin, erhielt sie 2006 den Kritikerpreis für die Uraufführung des Jahres. Den Tänzer und Choreografen Jörg Weinöhl verbindet eine mehrjährige Zusammenarbeit mit dem Choreografen Martin Schläpfer. Nach seiner Ausbildung arbeitete Weinöhl unter anderem beim Stuttgarter Ballett, beim Berner Ballett sowie beim ballettmainz. Mit seinem Solo‐Abend „Das Wissen der Nacht“ kreierte er 2009 sein erstes Tanzstück und wirkte im selben Jahr an der Seite von Kirsty Ross in dem Film „I’m not alone“ mit. Seit 2009 arbeitet Weinöhl beim Ballet am Rhein. Künstler/innen: Petra Hoffmann, Jörg Weinöhl, Vokalensemble Zürich (CH), Ensemble Recherche, Zuspielband Veranstaltungsorte und ‐zeitraum: Uraufführung: Kultur‐ und Kongresszentrum Thun (Schweiz), 3. Juni 2011 Zürcher Festwochen (Schweiz), 26. Juni 2011 Théâtre National Populaire Villeurbanne (Frankreich), 7. März 2011 (geplant) 8 Neunmal Kleist Interdisziplinäre Reihe zu Kleists Briefen Das interdisziplinäre Projekt konfrontiert Biografie und Briefwechsel des Dichters mit einer Auswahl seiner literarischen Werke. Ein begehbares Bühnenbild führt die literarische mit der biografischen Welt zusammen und dient als Rahmen für eine Collage aus Briefen und Filmen, Vorträgen und doku‐fiktionalen Gesprächen. So debattieren beispielsweise ein Psychologe und ein Medizinethiker mit Kleists Freundin Henriette Vogel und anderen Figuren aus seiner Biografie über den Selbstmord des Dichters. In dieser theatralen Installation werden seine Briefe gelesen, vertont und inszeniert, thematisch unterteilt in drei Staffeln – Kriege, Konzepte und Katastrophen – zu insgesamt neun Modulen. Wissenschaftler erörtern in Diskussionsrun‐ den gemeinsam mit Kulturschaffenden und Journalisten die Frage nach der Aktualität der Schriften Kleists. Die Kuratorin: Miriam Sachs, Schauspielerin und Autorin, ist Mitglied der Kleistgesellschaft und arbeitet seit 2003 als Regisseurin. Gemeinsam mit Otto Sander brachte sie die CD „40 Sätze Kleist“ heraus. Ihren Roman „Reise nach Jerusalem“, der 2005 bei Edition Nautilus erschien, inszenierte sie 2009 an der Neuköllner Oper. Zuletzt veröffentlichte 2010 sie ihren Roman „Kleist in meiner Küche“ im Kleist‐Archiv Sembdner. Künstler/innen: Silke Wiegand, Eva van Heijningen (NL), Angelina Kartsaki (GR), Fritzi Haber‐ landt, Miriam Sachs, Eva Jankovsky (AT), Claudia Oberleitner (AT), Leo Solter, Dieter Mann, Jürgen Ruoff, György Pongracz (HU), Stephane Lalloz (FR), Michel Keller (AT), Lars Rudolph + Mariahilff, Giorgos Kyriakakis (GR), Justin Lepany (FR) Experten: Angelika Vaskinevitch (RU), Wolf Kittler (USA), Alexander Weigel, Günther Emig, Jens Bisky, Alexander Opitz, Wolfgang Schmidbauer, Wolfgang de Bruyn und Bernd Heinrich von Kleist Veranstaltungsorte und ‐zeitraum: Nach den Veranstaltungen „Neunmal Kleist“ in Berlin wird das Projekt unter dem Motto „Unterwegs“ an verschiedenen Orten in Europa zu sehen sein. Reihe Neunmal Kleist: Heinrich‐Böll‐Stiftung, Berlin, 30.4. – 2.5.2011 (Voraufführungen: Theaterkapelle, Berlin, 22. – 24.4.2011). Theaterkapelle Berlin, 27./28.8. und im September 2011. Berlin (Ort noch unbekannt), 8./9.10.2011 Reihe Unterwegs: Kleist‐Archiv Sembdner, Heilbronn 25.1.2011. Theater Pygmalion, Wien, 24. – 26.2.2011. Deutsch‐Russisches Haus, Kaliningrad 12.5.2011. Sektionssaal des Universitätskli‐ nikums Eppendorf, Hamburg 20.6.2011. Cantiere Internazionale d'Arte, Montepulciano, 29.7.2011. Trickfilmpremiere Schlossmuseum, Thun, 19.8.2011 9