Keimbahnmutationen im KRAS Gen verursachen das Noonan

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Aus dem Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin
Klinik IV: Pädiatrische Hämatologie und Onkologie
der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau
Keimbahnmutationen im KRAS Gen verursachen das Noonan-Syndrom
INAUGURAL-DISSERTATION
zur
Erlangung des Medizinischen Doktorgrades
der Medizinischen Fakultät
der Albert-Ludwigs-Universität
in Freiburg im Breisgau
vorgelegt 2006
von cand. med. Silke Böll
geboren in Sigmaringen
2
___________________________________________________________________
Dekan: Universitätsprofessor Dr. med. C. Peters
1. Gutachter: Privatdozent Dr. med. C.P. Kratz
2. Gutachter: Privatdozent Dr. med. J. Scheele
Jahr der Promotion: 2008
___________________________________________________________________
3
Mariapia und meiner Familie
___________________________________________________________________
Die vorliegende Arbeit wurde am Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin,
Klink IV Pädiatrische Hämatologie und Onkologie der Universitätsklinik der AlbertLudwigs-Universität Freiburg in der Zeit von April 2004 bis Juli 2006 angefertigt.
___________________________________________________________________
4
Danksagung
Allen, die zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben, möchte ich hiermit herzlich
danken: Frau Universitätsprofessorin Dr. med. Charlotte Niemeyer für die Möglichkeit
in Ihrem Labor zu arbeiten, Herrn Privatdozent Dr. med. Christian Kratz für
Projektidee und für die Überlassung des Themas, die gute Betreuung, sowie die Hilfe
beim Verfassen dieser Arbeit, Herrn Privatdozent Dr. Scheele für die Übernahme der
Zweitkorrektur, Herrn Privatdozent Dr. med. Martin Zenker für die DNA Proben von
Patienten mit Noonan-Syndrom und die Bestätigungssequenzierung und Frau
Cornelia Klein sowie dem übrigen Laborteam für die technische Hilfe.
5
Inhaltsverzeichnis
Seite
1.
Einleitung
7
1.1.
Noonan-Syndrom
7
1.2.
Ras Proteine
9
1.3.
Ras abhängige Signalwege
10
2.
Hypothese zur Identifizierung neuer Gene für das Noonan-Syndrom
12
3.
Patienten und Methoden
13
4.
Ergebnisse
15
5.
Diskussion
17
5.1.
Noonan-Syndrom verwandte Syndrome
17
5.2.
Genetische Grundlagen des Noonan-Syndroms und verwandter Syndrome
18
5.3.
Somatische Mutationen im Noonan-Gen PTPN11
19
5.4.
JMML, Neurofibromatose Typ 1 und das Neurofibromatose Noonan-Syndrom
20
5.5.
Identifizierung weiterer Noonan-Gene
21
5.6.
KRAS als Onko- und Entwicklungsgen: Funktionelle Studien zur Belegung dieser
21
Hypothese
5.7.
Neue Mechanismen der Ras Aktivierung
23
5.8.
Ras-Signalwegmutationen beim Kardio-fazio-kutanen Syndrom
24
5.9.
Keimbahn HRAS Mutationen verursachen das Costello Syndrom
25
5.10.
Das Neuro-Kardio-Fazio-kutane Syndrom
25
5.11.
Keimbahnmutation in weiteren Neoplasie-assoziierten Genen
28
6.
Ausblick
28
7.
Literaturverzeichnis
29
8.
Zusammenfassung
38
6
Verzeichnis häufig verwendeter Abkürzungen
CFC, kardio-fazio-kutanes Syndrom
CS, Costello-Syndrom
GAP, GTPase aktivierendes Protein
GDP, Guanosindiphosphat
G-Protein, Guaninnukleotid-bindendes Protein
GTP, Guanosintriphosphat
JMML, Juvenile myelomonozytäre Leukämie
LS, LEOPARD-Syndrom
MPD, myeloproliferative Erkrankung
NCFC, Neuro-kardio-fazio-kutanes Syndrom
NF1, Neurofibromatose Typ1
NFNS, Neurofibromatose Noonan-Syndrom
NS, Noonan-Syndrom
NS/JMML, JMML-artige Erkrankung bei Säuglingen mit Noonan-Syndrom
7
1. Einleitung
1.1. Noonan-Syndrom
Das Noonan-Syndrom (NS; OMIM 163950) ist eine meist autosomal dominant, selten
auch autosomal rezessiv vererbte Erkrankung, die durch proportionierten Kleinwuchs,
typische Gesichtszüge und variable kongenitale Herzfehler charakterisiert ist (Tab. 1). Die
Inzidenz wird auf 1:2000 Lebendgeburten geschätzt (1, 44, 64). Das Malformationssyndrom wird in ~50% der Fälle durch heterozygote aktivierende Keimbahnmutationen im
PTPN11 Gen, das für das Protein SHP-2 kodiert, verursacht (61). SHP-2 fungiert als
Signal steigernde Komponente bei der Aktivierung des Ras/ERK Signalwegs und ist damit
an multiplen fundamentalen Prozessen wie Zellproliferation, -differenzierung und
Zellmigration beteiligt (41). Es wird vermutet, dass die vielfältigen phänotypischen
Veränderungen, die bei Individuen mit NS beobachtet werden, durch eine konstitutive
Fehlregulation des Ras-Signalwegs vermittelt werden. Die Annahme wird weiter dadurch
gestützt, dass Patienten mit Neurofibromatose Typ 1 (NF1) ebenfalls Symptome aus dem
Noonan-Spektrum haben können (7). Die NF1 wird durch inaktivierende Mutationen im
Tumorsuppressor Gen NF1, welches das GTPase aktivierende Protein (GAP)
Neurofibromin kodiert, verursacht. Diese Daten unterstützen die Hypothese, dass die
gemeinsame Grundlage der Erkrankungen des NS-Spektrums eine Dysregulation des
Ras-Signalwegs ist. Trotz der enormen Fortschritte der Forschung auf diesem Gebiet
blieben bis vor Beginn dieser Arbeit weitere NS-Gene unbekannt.
8
Tabelle 1: Klinische Auffälligkeiten bei Patienten mit Noonan-Syndrom
Dysmorphie
Epikanthus
Ptosis
Nach außen abfallende Lieder
Dreieckige Gesichtsform
Tiefsitzende, kräftige Ohren
Mild pigmentierte Iris
Lockiges, grobes Haar
Kardiovaskuläres System
Angeborene Herzfehler (Pulmonalstenose > atrioventrikuläre Septumdefekte > Aortenstenose >
Vorhofseptumdefekt vom Sekundumtyp > Mitralklappendefekte > Fallot Tetralogie >
Ventrikelseptumdefekte > persistierender Ductus arteriosus Botalli
Kleinwuchs
Pterygium colli mit tiefem hinterem Haaransatz
Skelett
Trichter- oder Kielbrust
Cubitus valgus
Skoliose
Wirbelfehlbildungen
Kryptorchismus
Fütterungsschwierigkeiten
Entwicklung
Verzögerung
Aufmerksamkeitsdefizit und Hyperaktivität
Hämatologie
Blutungsneigung (von Willebrand Syndrom, Faktor XI und XII Mangel)
Thrombozytopenie
Postnatale Myeloproliferation
Augen
Strabismus
Myopie
Schwerhörigkeit
Mund/Zähne
Hoher Gaumen
Malocclusion
Lymphatisches System
Lymphödeme
Lymphangiektasie
9
1.2. Ras Proteine
Ras Proteine sind Signalschaltmoleküle, die fundamentale zelluläre Prozesse regulieren
indem sie zwischen einer aktiven Guanosintriphosphat (GTP)-gebundenen Form (RasGTP) und einer inaktiven Guanosindiphosphat (GDP)-gebundenen Form (Ras-GDP)
wechseln können (Abb. 1). Ras-GTP Konzentrationen werden durch das kompetitive
Wirken von Guanosinnukleotid Austauschfaktoren (GNEFs) einerseits und GTPaseaktivierenden Proteinen (GAPs, z.B. p120GAP, Neurofibromin) andererseits reguliert.
Extrazelluläre
Stimuli,
wie
Wachstumsfaktorrezeptoren,
die
Bindung
kreieren
von
Liganden
Bindungsstellen
für
an
verschiedenen
Adaptermoleküle
und
Signalfortleitungsmoleküle (GRP2, SHC, GAB2). Diese Moleküle rekrutieren und
aktivieren GNEFs wie das Protein SOS. GNEFs verdrängen an Ras gebundenes GDP.
Hierdurch kann Ras passiv an GTP, welches im Überfluss im Zytosol vorliegt, binden.
Ras-GTP bindet und aktiviert Raf1, Phosphoinositid-3-OH (PI3) Kinase, RalGDS und
andere Effektoren. Diese Signalweiterleitung wird durch die intrinsische GTPase-Aktivität
von Ras beendet, indem Ras-GTP zu Ras-GDP hydrolysiert wird. Diese langsame
’Ausschalt’-Reaktion wird um ein Vielfaches durch GAPs beschleunigt. GAPs binden an
die Effektordomäne von Ras-GTP und katalysieren die Abspaltung einer Phosphatgruppe
und damit die Bildung von Ras-GDP (10, 11, 19, 25, 45, 50, 52).
10
Abbildung 1. Ras Proteine fungieren als binäre GDPGTP Schalter. Extrazelluläre Stimuli werden durch
Rezeptoren
wie
Rezeptortyrosinkinasen
(RTKs)
empfangen. Diese Rezeptoren stimulieren Signal- und
Adaptermoleküle SHP-2, SHC, GRP2 und GAB2.
Hierdurch werden Guanosinnukleotidaustauschfaktoren
(GNEFs) aktiviert. Dies führt zur transienten Ras
Aktivierung. Aktiviertes Ras nimmt eine Konformation ein,
die die Bindung und Stimulation von Effektormolekülen
ermöglicht. Die Ras Signalfortleitung wird durch die GAP
(Ras-GTPase aktivierende Protein) -vermittelte Hydrolyse
von gebundenem GTP zu GDP und Loslösung von
Effektormolekülen beendet [modifiziert nach (45)].
Grb2
Shc
Gab2
SHP-2
GDP GNEF GTP
RTK
Ras
Ras
GDP
Pi
GAP
GTP
H20
Effektor
1.3. Ras abhängige Signalwege
In der aktiven, GTP-gebundenen Form bindet und aktiviert Ras verschiedene
Effektorproteine (Abb. 2). Hierdurch steuert Ras vielfältige Signalwege, welche
fundamentale zelluläre Prozesse wie Proliferation und Zellüberleben regulieren. Vier
wichtige
Ras
Effektoren
bzw.
Effektorsignalwege
sind:
(a)
Ras-Raf-MEK-ERK
Signalweg. Durch Ras aktivierte Raf Kinasen phosphorylieren MEK1 und MEK2 (Mitogen
aktivierte Protein Kinase Kinase 1 und 2). Diese Kinasen aktivieren ERK1 und ERK2
(extracellular signal-regulated kinases 1 and 2). ERK stimuliert Proteine, die die
Zellzyklusprogression steuern. (b) Ras-PI3K-Akt Signalweg. Ras interagiert mit der
katalytischen
Lipidkinasen
Untereinheit
konvertieren
von
Typ
I Phosphoinosid
Phosphatidylinositol
3-Kinasen
(PI3Ks).
(4,5)-Diphosphat
(PIP2)
Diese
in
Phosphatidylinositol (3,4,5)-Triphosphat (PIP3). PIP3 ist ein Botenmolekül, das an eine
Reihe weiterer Proteine bindet. Ein wichtiges Zielprotein mit antiapoptotischer Funktion ist
AKT/PKB. Ferner aktiviert PI3K das Protein Rac, ein Protein, welches das AktinZytoskelett
und
Transkriptionsfaktor-Signalwege
reguliert;
(c)
Ras-RalGEF-Ral
11
Signalweg. Die vier RalGEFs (RalGDS, RGL, RGL2, RGL3) sind Ras Effektoren, die als
GNEFs für die mit Ras verwandten Ral Proteine fungieren. Dieser Signalweg steuert
Zellzyklus und Apoptose. (d) Ras-PLCεε (Phospholipase Cεε) Signalweg. PLCε
hydrolysiert PIP2 in die zwei Botenstoffe Diazylglyzerol (DAG) und Inositol (1,4,5)Triphosphat (IP3). Über diesen Signalweg steuert Ras die Aktivierung von PKC
(Proteinkinase C) und moblilisiert Ca2+ von intrazellulären Speichern (20, 45, 52).
Interessanterweise entwickeln PLCε defiziente Mäuse kongenitale Herzfehler mit
verdickten Semilunarklappen (56).
Ras
IMP
Raf
PI3K
Tiam1
MEK1/2 PIP2 PIP3
Rac
GTP
PLCε
PIP2 DAG+ IP3
RIN
RalGEF
Rab5
Ral
KSR
ERK1/2
PTEN
Genexpression,
Zellzyklusprogession
Akt
Zellüberleben
Transkription
Zytoskelett
Translation
PKC
Ca2+
Ca2+ Signal
Transkription
Vesikel Transport
Zellzyklusprogession
Abbildung 2. Aktiviertes Ras interagiert mit verschiedenen Familien von Effektorproteinen. IMP (impedes
mitogenic signal propagation) ist ein negativer Wachstumsregulator, da IMP das Protein KSR (kinase
suppressor of Raf) daran hindert als Stützprotein für die Aktivierung von MEK und ERK durch Raf zu dienen.
Der Tumorsuppressor PTEN ist eine Lipidkinase und konvertiert Phosphatidylinositol (3,4,5)-Triphosphat
(PIP3) in Phosphatidylinositol (4,5)-Diphosphat (PIP2). Verschiedene Ras Effektoren wie Tiam1,
Phospholipase Cε (PLCε) und RIN (Ras-interaction/interference) und RalGEFs dienen als Guaninnukleotid
Austauschfaktoren (GNEFs) für andere Proteine der Ras Superfamilie. Die einzelnen Signalwege sind
untereinander vernetzt. Abkürzungen: DAG, Diazylglyzerol; IP3, Inositol (1,4,5)-Triphosphat [modifiziert nach
(45)].
Seit mehreren Dekaden ist bekannt, dass RAS Gene häufig in Malignomen mutiert sind
[zusammengefasst in (9)]. Diese Mutationen führen meist zu Substitutionen an
Aminosäuren G12, G13 oder Q61 und blockieren Ras in der aktiven GTP gebundenen
12
Form, indem sie die intrinsische Ras-GTPase Aktivität reduzieren und zu einer GAP
Resistenz führen (19, 20, 45, 52). Lange Zeit ging man davon aus, dass diese Mutationen
nur als somatische Ereignisse vorkommen. In einem Mausmodell führte die ubiquitäre
Expression von endogenem K-rasG12D zum embryonalen Tod (63). Die höchste Inzidenz
von RAS Mutationen wird bei Adenokarzinomen des Pankreas (90%), des Kolon (50%)
und der Lunge (30%), in Schilddrüsenkarzinomen (50%) sowie in myeloischen Leukämien
(30%) angegeben (9). Zu den myeloischen Neoplasien mit Aktivierung des RasSignalwegs gehört insbesondere die juvenile myelomonozytäre Leukämie (JMML). Bei
dieser myeloproliferativen Erkrankung (MPD) der frühen Kindheit (42) werden Mutationen
in NRAS oder KRAS (∼25%) oder in anderen Genen des Ras-Signalwegs einschließlich
PTPN11 (∼35%) oder NF1 (klinische Diagnose einer NF1 bei ∼11%) in mehr als
zweidrittel der Fälle identifiziert (22, 29, 36). In einem Mausmodell führt die somatische
Aktivierung von Kras in hämatopoetischen Zellen zu einer aggressiven letalen MPD,
welche der JMML ähnelt (12). Trotz der niedrigen jährlichen Inzidenz von etwa 1-2 pro
Millionen steht die JMML im Mittelpunkt des Interesses verschiedener renommierter
Arbeitsgruppen, die im klinischen Bereich sowie im Bereich der Grundlagenforschung tätig
sind - wahrscheinlich aufgrund des oft letalen klinischen Verlaufs der JMML und der
Assoziation mit dem NS (4) und der NF1 [zusammengefasst in (36)].
2. Hypothese zur Identifizierung neuer Gene für das Noonan-Syndrom
Keimbahnmutationen in PTPN11 aktivieren den Ras-Signalweg und verursachen das NS
in etwa 50% der Fälle. Die vorliegende Arbeit untersucht die Hypothese, dass Patienten
mit NS und bislang unklarem Gendefekt Keimbahnmutationen in anderen Genen tragen,
die ebenfalls den Ras-Signalweg aktivieren. Nachdem im Labor bei einem Indexpatienten
mit NS eine KRAS Mutation identifiziert wurde, wird in dieser Arbeit die Hypothese
13
verfolgt, dass die RAS Gene KRAS, NRAS und HRAS nicht nur als somatisch mutierte
Onkogene, sondern auch als in der Keimbahn mutierte NS Gene fungieren können.
3. Patienten und Methoden
Patienten. Vom Kooperationspartner PD Dr. Martin Zenker erhielt ich DNA Proben von
174 Patienten mit an drei großen Kliniken diagnostiziertem NS. Die Diagnose wurde durch
erfahrene klinische Genetiker oder Pädiater gestellt. Einverständnisse wurden von allen
Patienten bzw. deren Eltern eingeholt. Das Projekt wurde durch Ethik-Kommissionen der
Universitäten Erlangen und Freiburg bewilligt. Als Kontrollen dienten DNA Proben von 200
Personen.
Mutationsanalyse. Genomische DNA von Blut Lymphozyten wurde mit Standard
Techniken isoliert. Die Mutationsanalyse des PTPN11 Genes wurde in Erlangen mit
publizierten Techniken durchgeführt (58, 65) und war bei allen Patienten negativ. Die
Mutationsanalyse von KRAS (Isoformen A und B), NRAS und HRAS wurde durch direkte
bidirektionale Sequenzierung aufgereinigter Polymerase Kettenreaktions-(PCR) Produkte
unter Verwendung eines ABI BigDye Termintor Sequencing Kit (Applied Biosystems,
Foster City, California) und eines ABI3100 Capillary Array Sequencer (Applied
Biosystems) oder mittels denaturierender Hochleistungsflüssigkeitschromatographie
(DHPLC) unter Verwendung des Wave DNA Fragment Analyse Systems (Transgenomic)
durchgeführt. PCR Produkte mit abnormalem DHPLC Profil wurden re-amplifiziert, zur
Bestätigung erneut mit der DHPLC untersucht und anschließend sequenziert.
14
Tabelle 2. Primer für die Mutationsanalyse mittels DHPLC
GEN/
GENBANK/
PRIMER SEQUENZ (5’-3’)
EINGSCHLOSSENE
ANNEALING
PRODUKTLÄNGE
EXON
NUKLEOTID
FORWARD/REVERSE
CODONS
TEMP
(BP)
(°C)
KRAS
NM_004985
1
1 – 111
GGCCTGCTGAAAATGACTGA/
2
112 – 290
TGTGTTTCTCCCTTCTCAGGATTC/
1 – 37
55
162
40 – 76
55
158
97 – 149
50
387
150 – 188
53
367
1 – 37
55
191
51 – 97
55
201
98 – 150
55
320
151 – 189
51
320
1 – 37
61
312
38 – 96
63
375
97 – 150
67
302
151 – 189
63
333
GTCCTGCACCAGTAATATGC
TGG CAA ATA CAC AAA GAA AGC C
3
291 – 450
TTGGTGTAGTGGAAACTAGGA/
CCTAGTATAGCATAATTGAGAG
4
451 – 564
TCAGTTGCCTGAAGAAAAACA/
AGCTAACAGTCTGCATGGAG
NRAS
NM_002524
1
1 – 111
GGTTTCCAACAGGTTCTTGC/
2
112 – 290
CAAGTGGTTATAGATGGTGAAACC/
3
291 – 450
TCCGACAAGTGAGAGACAGG
AAGATCATCCTTTCAGAGAAAATAAT
GCTGAGATTGCAGGCATGA/
ATATGAATATGGATCACATCTC
4
451 – 567
ATTGGAATCTTATGTCCACA/
CATATAGACAATAACACCAG
HRAS
NM_005343
1
1 – 111
GAGACCCTGTAGGAGGACCC/
2
112 – 290
GCATGAGAGGTACCAGGGAGA/
3
291 – 450
GCATGTCCTGGATGCCGCTG/
GGGTGCTGAGACGAGGGACT
AGCGGCATCCAGGACATGCG
GGGTCAGTGAGTGCTGCTCC
4
451 – 567
GGCAAGGCTTGATCCCACAG/
CCTGAGCTTGTGCTGGGCG
Tabelle 3. Primer für die Mutationsanalyse durch Sequenzierung
GEN/
GENBANK/
PRIMER SEQUENZ (5’-3’)
EINGSCHLOSSENE
ANNEALING
PRODUKTLÄNGE
EXON
NUKLEOTID
FORWARD/REVERSE
CODONS
TEMP
(BP)
(°C)
KRAS
NM_004985
1
1 – 111
NRAS
NM_002524
1
1 – 111
AAAAGGTACTGGTGGAGTATTTGA/
1 – 37
60
265
1 – 37
55
183
51 – 95
55
180
CTGTATCAAAGAATGGTCCTGC
GATGTGGCTCGCCAATTAACC
CACTGGGCCTCACCTCTATG
2
112 – 290
TCC CAC CAT AGA GGA TTC TTA C
ATA TCC GCA AAT GAC TTG CTA TT
Primersequenzen für die jeweiligen Gene und ihre Exone zur Mutationsanalyse durch Sequenzierung durch
die Core Facility in Freiburg; die nicht aufgeführten Primer entsprechen für die Sequenzierung den Primern
in Tabelle 2.
15
4. Ergebnisse
Ich identifizierte Keimbahnmutationen in KRAS als neue Ursache des NS. Diese Arbeit
zeigte, dass KRAS nicht nur als Onkogen fungiert, sondern fundamentale Prozesse bei
der embryonalen Entwicklung reguliert (49).
Charakteristika von Patienten mit Keimbahn KRAS Mutationen. Ein drei Monate alter
weiblicher Säugling mit typischen klinischen Zeichen eines NS entwickelte eine MPD. Die
Analyse von aus Leukozyten extrahierter DNA zeigte keine Mutation in PTPN11.
Stattdessen wurde eine neue, heterozygote C→T Transition an Position 173 von KRAS,
welche im K-Ras Protein zur Substitution T58I führt, entdeckt (Abb. 3). Diese Mutation
fand sich auch in Mundschleimhautzellen der Patientin, jedoch nicht in der DNA der
Eltern. Um die Prävalenz von KRAS, NRAS und HRAS Mutationen zu ermitteln,
untersuchte ich anschließend Leukozyten DNA von 174 Individuen mit NS ohne PTPN11
Mutation. Mit diesen Analysen entdeckte ich weitere Keimbahn KRAS Mutationen bei vier
Patienten mit NS (Patienten 2-5, Tab. 4). Die rekurrente Mutation V14I war mit einem
vergleichsweise milderen Phänotyp assoziiert. Bei allen Eltern der NS-Patienten mit
KRAS Mutation konnte eine Mutation durch die Analyse von DNA aus Leukozyten
ausgeschlossen werden.
16
Abbildung 3. Klinischer Phänotyp und KRAS Mutationen bei Patienten mit NS. (a, b) Klinische Aspekte
der Patienten 1 und 3 (s. Tab.4). (c) Exon-Intron Stuktur des humanen KRAS Gens (Isoform b). Die nicht
kodierenden Exone sind blau, die Protein kodierenden Exone sind schwarz dargestellt. (d) Struktur des KRas Proteins. Dargestellt sind die Phosphat-Schleife (P-L), Switch I (Sw-I) und Switch II (Sw-II) Domänen.
(e) Aminosäuresubstitutionen bei Patienten mit Sequenzvergleichen zwischen Wildtyp-H-, N- und K-Ras
Proteinen. V14 befindet sich in der P-Schleife, T58 nahe des NH2 Randes von Switch II und D153 innerhalb
der α5 Helix. Die drei Aminosäuren G12, G13 und Q61, die durch Neoplasie-assoziierte somatische RAS
Mutationen verändert werden, sind durch Sterne markiert.
17
Tabelle 4. Patienten mit Noonan-Syndrom und Keimbahnmutation in KRAS
Patient Nummer
K-Ras Mutation
Alter bei letzter
Untersuchung
Geschlecht
Kongenitaler
Herzfehler
Noonan-typische
Gesichtszüge
Kleinwuchs
Pterygium colli
Thoraxdeformität
Blutungsneigung
Lymphödem
Kryptorchismus
Ophthalmologische
Probleme
Entwicklungsverzögerung
Lentigines /Café-aulait Flecken
MPD
Sonstiges
1
c.173C>T
p.T58I
24 Monate
2
c.40G>A
p.V14I
13 Jahre
3
c.40G>A
p.V14I
15 Jahre
4
c.40G>A
p.V14I
14 Jahre
5
c.458A>T
p.D153V
18 Jahre
Weiblich
ASD, VSD,
valvuläre PS
Männlich
Nein
Weiblich
Gespaltene
Mitralklappe
Ja
Männlich
HOCM, Mitralund Trikuspidalklappenprolaps
Ja
Ja
Ja
Männlich
HCM, Mitralklappenprolaps
Ja
<1. Perz.
Ja
Mild
3. Perz.
Nein
Nein
<1. Perz.
Nein
Mild
Nein
Nein
Nein
Nein
Nein
Nein
Strabismus
Schwer
Nein
Nein
Ja
Strabismus,
Ptosis
Mild
3. Perz.
Nein
Breiter
Thorax
Ja
Nein
Nein
Nein
Nein
Nein
Nein
Mild
(IQ 82)
Nein
2. Perz.
Nein
Milde
Kielbrust
Nein
Nein
Unilateral
Strabismus,
Nystagmus
Mild
Nein
JMML
Nein
Nein
Nein
Nein
SagittalnahtLaryngoGrand-mal
synostose,
tracheoAnfälle
Makrozephalus
malazie
Diagnose
NS/JMML
NS
NS
NS
NS
Legende: HOCM: hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie; HCM: hypertrophe Kardiomyopathie; ASD:
Vorhofseptumdefekt; VSD: Ventrikelseptumdefekt; PS: Pulmonastenose; NS: Noonan-Syndrom; MPD:
Myeloproliferative Erkrankung
5. Diskussion
5.1. Noonan-Syndrom verwandte Syndrome
Das NS teilt verschiedene klinische Charakteristika mit deutlich selteneren Syndromen
wie dem Costello Syndrom (CS), dem kardio-fazio-kutanen Syndrom (CFC) und dem
LEOPARD Syndrom (LS) (57). Als gemeinsame klinische Merkmale zeigen Patienten mit
diesen Syndromen Noonan-ähnliche Gesichtszüge (Abb. 4), ein ähnliches Spektrum von
Herzfehlern, Kleinwuchs, und eine variable Entwicklungsverzögerung. Zusätzlich haben
alle diese Syndrome charakteristische phänotypische Merkmale: (1) CS Patienten haben
nasale Papillomata, lose Haut, eine starke Prädisposition für Tumore (insbesondere
18
Rhabdomyosarkome) (24); (2) CFC Patienten haben ektodermale Veränderungen mit
dünnem lockigem Haar, dünnen oder fehlenden Augenwimpern (30); und (3) LS Patienten
haben multiple Lentigines, die typischerweise im Jugendalter entstehen (57).
Abbildung 4. kraniofazialer Phänotyp eines 10-Monate alten weiblichen Säuglings mit Noonan-Syndrom mit
typischen Gesichtszügen einschließlich Hypertelorismus, breite Stirn und tief sitzenden Ohren.
5.2. Genetische Grundlagen des Noonan-Syndroms und verwandter Syndrome
Das NS und das LS kann familiär mit einem dominanten Vererbungsmuster auftreten
[abgesehen von seltenen NS Fällen, bei denen eine rezessive Vererbung vermutet wird
(64)]. Jedoch sind die meisten Fälle und soweit bekannt alle Fälle der schwereren
Syndrome CFC und CS sporadisch, so dass hier vermutlich dominante neue Mutationen
vorliegen. Bis vor kurzem war die genetische Grundlage dieser Störungen unklar. Es war
unbekannt, ob es sich um genetisch distinkte Entitäten oder um Syndrome mit einer
gemeinsamen genetischen Grundlage handelt. Mit Kopplungsanalysen bei Familien mit
NS konnte die Erkrankung auf Chromosom 12 Bande q24 lokalisiert werden (27).
Anschließend wurde gezeigt, dass etwa 50% aller Patienten mit NS Keimbahnmutationen
in PTPN11 tragen (61). Das PTPN11 Gen kodiert für SHP-2, eine Phosphatase, die
Wachstumssignale von aktivierten Wachstumsfaktorrezeptoren an andere Signalmoleküle
fortleitet, einschließlich Ras [zusammengefasst in (41)]. Die meisten PTPN11 Mutationen
zerstören die Auto-Inhibition der katalytischen Phosphatase (PTPase)-Domäne durch die
19
N-terminale src-homology 2 (N-SH2)-Domäne. Hierdurch wird die aktive Form des
Proteins bevorzugt eingenommen (41). Bei Patienten mit CS oder CFC wurden keine
PTPN11
Mutationen
identifiziert
[zusammengefasst
in
(57)],
jedoch
spezifische
Mutationen bei Patienten mit LS (18). Im Gegensatz zu den aktivierenden Mutationen
beim NS sind die LS-assoziierten Mutationen inaktivierend und haben einen dominant
negativen Mechanismus (33, 60).
5.3. Somatische Mutationen im Noonan-Gen PTPN11
Kurz nach der Entdeckung von PTPN11 Mutationen bei Individuen mit NS wurden
spezifische Keimbahn PTPN11 Mutation bei Säuglingen mit NS und einer JMMLähnlichen MPD (NS/JMML) identifiziert (39, 62). Daraufhin konnten somatische PTPN11
Mutationen in JMML Zellen von 35% aller untersuchten Patienten mit nicht-syndromaler
JMML identifiziert werden (34, 39, 62). Folgestudien haben gezeigt, dass somatische
PTPN11 Mutationen auch bei der B-Zell Vorläufer akuten lymphoblastischen Leukämie
(59) und selten auch bei anderen Neoplasien auftreten (6). Somatische Mutationen bei
Patienten mit JMML unterscheiden sich von Mutationen bei Patienten mit NS/JMML und
von Mutationen bei Patienten mit NS ohne JMML. Bei der sporadischen JMML führt die
häufigste Mutation zu einer E76K Substitution. Diese Mutation wurde bisher nicht bei
Patienten mit NS (N308D ist beim NS die häufigste Mutation) oder NS/JMML (T73I am
häufigsten) entdeckt (34,
57).
In eleganten funktionellen Experimenten
haben
verschiedene Arbeitsgruppen gezeigt, dass somatische JMML-assoziierte PTPN11
Mutationen stärkere biochemische und biologische Effekte ausüben als NS-assoziierte
Keimbahnmutationen in PTPN11. Dies führte zu dem Konzept, dass nur die milde
Aktivierung von SHP-2 während der Embryonalentwicklung toleriert wird (14, 40, 48).
Mittlerweile ist jedoch klar, dass dieses simple Modell den komplexen Sachverhalt nicht
ausreichend erklärt. Enzymatische, strukturelle und mathematische Analysen zeigen,
20
dass die Mutanten in unterschiedlicher Weise die basale Aktivierung, die SH2-DomänePhosphopeptid-Affinität und/oder Substratspezifität beeinflussen und es besteht keine
absolute Korrelation zwischen dem Ausmaß der basalen SHP-2 Aktivierung und dem
Ausmaß der induzierten Erkrankung (31). Ein murines knock-in Ptpn11D61G/+ NS-Modell
wurde konstruiert. Dieses Modell zeigte, dass in den Endokardkissen dieser Mäuse eine
vermehrte Aktivierung von ERK nachweisbar ist (3). Diese Beobachtung legt nahe, dass
der durch PTPN11 Mutationen ausgelöste Phänotyp durch einen hyperaktiven RasSignalweg ausgelöst wird.
5.4. JMML, Neurofibromatose Typ 1 und das Neurofibromatose Noonan-Syndrom
Die JMML ist zudem mit der NF1, einem autosomal dominant vererbten Syndrom,
welches bei 1 von 4000 Geburten auftritt und durch Pigmentstörungen (café-au-lait
Flecken), Prädisposition zu benignen und malignen Tumoren insbesondere neurogenen
Ursprungs charakterisiert ist, assoziiert. Das Syndrom wird durch Mutationen im NF1Tumorsuppressor Gen verursacht, welches das Ras-GAP Neurofibromin kodiert. Bei
Kindern mit NF1 ist die JMML-Inzidenz etwa 200-fach erhöht [zusammengefasst in (53)].
Der Verlust des normalen NF1 Allels (loss of heterozygosity, LOH) ist ein häufiges
Ereignis in JMML Zellen von Kindern mit NF1 (51, 54). Dies resultiert in einem
deregulierten Ras-Signal und verursacht ein gesteigertes Wachstum hämatopoetischer
Progenitor Kolonien in vitro (8). Der adoptive Transfer von homozygot Nf1 mutanten
fetalen Leberzellen oder die somatische Inaktivierung eines konditional mutierten Nf1
Allels in hämatopoetischen Zellen induziert eine JMML-ähnliche MPD bei Mäusen (35,
37). Bemerkenswerterweise haben viele NF1 Patienten milde NS-ähnliche Züge (15).
Einige Patienten entwickeln sogar einen gemischten Phänotyp, der als separate Entität
behandelt wird und mit dem Begriff Neurofibromatose Noonan-Syndrom (OMIM 601321;
21
NFNS) bezeichnet wird. Die meisten Patienten mit NFNS tragen NF1 Mutationen ohne
eine augenscheinliche Genotyp-Phänotyp Korrelation (17).
5.5 Identifizierung weiterer Noonan-Gene
Die Identifizierung weiterer NS-Gene wurde bis heute durch den Umstand erschwert, dass
PTPN11-Mutation-negative NS-Patienten sporadische Fälle repräsentieren (65), wodurch
eine Kopplungsanalyse unmöglich ist. Meine Arbeit und die Forschungsarbeit anderer
Gruppen identifizierten Keimbahnmutationen in Komponenten des Ras-Signalwegs bei
Patienten mit NS und verwandten Syndromen (2, 13, 43, 47, 49). Nachdem im Labor bei
einer Indexpatientin mit NS/JMML eine de novo Keimbahn KRAS Mutation identifiziert
wurde, suchte ich systematisch RAS Mutationen bei Patienten mit NS (49). Die Mutation
c.173C>T (p.T58I), die bei der Indexpatientin identifiziert wurde, betrifft eine hoch
konservierte Aminosäure von K-Ras und flankiert die Switch II Region (Aminosäuren 5967) des K-Ras Proteins. De novo KRAS Mutationen wurden bei 4 von 174 sporadischen
Fällen mit NS, bei denen zuvor eine PTPN11 Mutation ausgeschlossen wurde,
identifiziert. Anschließend wurde auch bei einem von 12 Patienten mit CFC eine KRAS
Keimbahnmutation entdeckt (49). Alle Keimbahn KRAS Mutationen waren neu und nicht
als Neoplasie-assoziierte Mutationen bekannt. NS-assoziierte KRAS Allele beinhalteten
die rekurrente Mutation V14I und D153V. Letztere Mutation wurde später auch bei
schwerer betroffenen Patienten identifiziert (13, 43). Die Punktmutation, die bei dem CFC
Patient identifiziert wurde, sagt den Aminosäureaustausch P34R voraus.
5.6. KRAS als Onko- und Entwicklungsgen: Funktionelle Studien zur Belegung
dieser Hypothese
Analog zu der Doppelrolle von PTPN11 als Onko- und Entwicklungsgen, führte diese
Beobachtung zur Hypothese, dass KRAS nicht nur als Onkogen agiert, sondern dass
22
mild-aktivierende K-Ras Keimbahnmutationen zu einer embryonalen Entwicklungsstörung
führen. Um diese Hypothese zu beweisen, wurden im Labor des Kooperationspartners
Kevin Shannon funktionelle Analysen durchgeführt. Es wurden rekombinante V14I und
T58I K-Ras Proteine produziert, um die Moleküle in vitro zu analysieren. Beide Mutationen
hatten eine gestörte intrinsische GTPase Aktivität. In Übereinstimmung mit der
Hypothese, dass Keimbahn KRAS Mutationen milde Effekte ausüben, war die intrinsische
GTPase Aktivität von NS-assoziierten Mutanten V14I und T58I deutlich stärker als die
GTPase Aktivität von G12D K-Ras, eine Neoplasie-assoziierte Mutation. Diese Analysen
wurden unter Zugaben von rekombinantem Neurofibromin oder p120 GAP wiederholt.
Auch hierbei zeigten V14I und T58I K-Ras milde Effekte im Vergleich zur onkogenen
Mutation K-Ras G12D. V14I K-Ras und T58I K-Ras hatten eine intermediäre GTPase
Aktivität in diesen Experimenten. Interessanterweise wurden auch bei weiteren
Untersuchungen intermediäre Phänotypen der NS-assoziierten Mutanten V14I und T58I
K-Ras im Vergleich zu G12D K-Ras beobachtet. Bei ansteigenden Konzentrationen von
Granulozyten/Makrophagen Kolonie stimulierendem Faktor (GM-CSF) oder Erythropoetin
wuchsen murine fetale Leberzellen, die K-Ras G12D exprimierten, deutlich schneller als
Wildtyp K-Ras exprimierende Zellen. Zellen, die NS-assoziierte K-Ras Proteine V14I oder
T58I exprimierten, zeigten ein intermediäres Koloniewachstum in diesen Experimenten.
Interessanterweise hatte T58I einen stärkeren Effekt als V14I K-Ras in diesem Assay.
Dies könnte bedeuten, dass das Auftreten der JMML bei der Patientin mit dieser Mutation
durch spezifische Eigenschaften dieser Mutation verursacht wurde (49). Makrophagen
Progenitor Kulturen, die G12D oder T58I K-Ras exprimierten, zeigten eine stärkere
Aktivierung von Ras und Ras Effektoren als Zellen, die Wildtyp K-Ras oder V14I K-Ras
exprimierten. Hingegen führte in COS-7 Zellen die Expression V14I K-Ras zu einer
stärkeren Aktivierung von Ras und Effektorproteinen als die Expression von T58I. In
murinen embryonalen Fibroblasten (MEFs), führte Wildtyp K-Ras nicht zu einer
23
Fokusbildung und G12D K-Ras Expression resultierte in Seneszenz. Die Expression von
V14I und T58I K-Ras induzierte jedoch eine Fokusbildung, wobei das kräftigste Wachstum
durch die Expression von V14I K-Ras erzielt wurde (49). Die Beobachtungen weisen
darauf hin, dass der Zellkontext einen Einfluss darauf hat wie hyperaktives Ras das RasSignal alteriert (49). Zusammenfassend zeigen diese Analysen, dass die beiden NSassozierten Mutanten, V14I und T58I, im Vergleich zu der onkogenen Mutation G12D und
zu Wildtyp K-Ras intermediäre biochemische und biologische Eigenschaften haben.
Interessanterweise wurden in bestimmten Experimenten mutationsspezifische Effekte
gefunden. So führte die Expression von T58I K-Ras zu stärkeren Effekten in
hämatopoetischen Zellen als V14I K-Ras, welches wiederum stärkere Effekte in COS-7
Zellen oder MEFs ausübte.
5.7. Neue Mechanismen der Ras-Aktivierung
Die zwei oben diskutierten Mutationen, K-Ras V14I und K-Ras T58I, betreffen
Aminosäuren, die in unmittelbarer Nähe von in Neoplasien mutierten Aminosäuren (G12,
G13 oder Q61) liegen. Diese Regionen sind an der GTP Bindung beteiligt. Demgegenüber
liegt die Mutation K-Ras D153V, die bei einem weiteren Patienten mit NS identifiziert
wurde, in einer nicht unmittelbar an der GTP Bindung beteiligten Region. Dies deutet
darauf hin, dass andere Ras Aktivierungsmechanismen existieren. Nach Publikation der in
dieser Arbeit identifizierten Mutationen veröffentlichten Carta et al. Strukturanalysen an
zwei Mutationen, V152G und D153V K-Ras, die diese Forscher bei zwei Patienten mit
schwerem NS identifiziert hatten. Ihre Computer-unterstützte Analyse deutete darauf hin,
dass beide Mutationen die Form der Guanin-Bindungstasche verändern. Hierdurch wird
möglicherweise die Guaninnukleotid Dissoziationsrate erhöht und die aktive Ras Form
bevorzugt (13).
24
5.8. Ras-Signalwegmutationen beim Kardio-fazio-kutanen Syndrom
Die Mutation K-Ras P34R wurde bei einem Patienten mit CFC identifiziert (49).
Mittlerweile ist bekannt, dass die Aminosäure P34 eine weitere häufig mutierte Region bei
Patienten mit NS oder CFC darstellt (Martin Zenker, Kerstin Kutsche, unveröffentlichte
Daten). Eine P34R H-Ras Mutation wurde vor einiger Zeit von Stone und Mitarbeitern
charakterisiert (55). Diese Gruppe führte ein Mutageneseexperiment durch, bei dem sie
entdeckte, dass H-Ras P34R in vivo an GTP bindet. In vitro konnte H-Ras P34R nicht
durch GAP stimuliert werden (55). In Anbetracht der hoch konservierten G-Domäne
Struktur von Ras Proteinen ist davon auszugehen, dass P34R K-Ras Mutationen
vermutlich ähnliche (oder identische) biochemische Eigenschaften besitzen. Die
Beobachtung von K-Ras Mutationen bei Individuen mit CFC wurde inzwischen von Niihori
und Mitarbeitern bestätigt (43). Diese Gruppe analysierte DNA Proben von 43 Individuen
mit CFC und fand zwei KRAS Keimbahnmutationen (G60R und D153V) bei drei und acht,
BRAF Keimbahnmutationen bei 16 Patienten (43). Gleichzeitig fand eine andere Gruppe
BRAF Keimbahnmutationen bei 18 von 23 Patienten mit CFC und MEK1 oder MEK2
Keimbahnmutationen bei drei der verbleibenden fünf untersuchten Patienten mit CFC
(47). Wie PTPN11 und RAS ist auch BRAF ein bekanntes Onkogen und somatische
Mutationen finden sich häufig in verschiedenen Neoplasien (16). Bis heute wurden eine
Reihe weiterer neuer Keimbahn KRAS Mutationen bei Patienten mit mildem bis schwerem
NS, CFC und in zwei Fällen mit CS identifiziert. Diese Keimbahnmutationen betreffen die
Aminosäuren K5, Q22, P34, I36, F156 und G179 von K-Ras; Strukturanalysen dieser
neuen Mutationen lassen darauf schließen, dass der Ras Deregulation verschiedene
Mechanismen zugrunde liegen (Martin Zenker, Kerstin Kutsche, Mohammad Reza
Ahmadian, unveröffentlichte Daten). Die biochemische Analyse dieser Mutationen werden
bereits durchgeführt.
25
5.9. Keimbahn HRAS Mutationen verursachen das Costello-Syndrom
Kurz bevor Keimbahn KRAS Mutationen bei Patienten mit NS und CFC beschrieben
wurden und nachdem ich meine Analysen abgeschlossen hatte, berichtete eine Gruppe
aus Japan über HRAS Keimbahnmutationen bei Individuen mit CS (2). Diese
Beobachtung wurde mittlerweile von anderen Arbeiten bestätigt, die diese Mutationen bei
~90% aller CS Patienten identifizierten (21, 23, 32). Überraschenderweise betreffen CSassoziierte HRAS Keimbahnmutationen dieselben Aminosäuren von H-Ras, die auch in
Neoplasien mutiert sind. Die Beobachtung, dass aktivierende onkogene H-Ras
Mutationen an Aminosäuren G12 oder G13 in der Keimbahn toleriert werden, während
dies nicht bei onkogenen K-Ras Mutationen an diesen Aminosäuren der Fall ist,
unterstreicht die Idee, dass H-Ras und K-Ras trotz Ihrer hohen strukturellen Ähnlichkeit
eine unterschiedliche Rolle bei der Embryonalentwicklung spielen. Dies ist vereinbar mit
der Beobachtung, dass bei Mäusen die ubiquitäre Expression von onkogenem Ras zum
embryonalen Tod führt (63). Knockout Studien haben gezeigt, dass nur K-Ras für die
Embryonalentwicklung notwendig ist, während dies nicht für H-Ras der Fall ist (28). Die
unterschiedlichen Phänotypen, die durch Keimbahnmutationen in unterschiedlichen Ras
Isoformen ausgelöst werden, sind möglicherweise durch verschiedene Expressionsmuster
dieser Proteine bedingt. Ferner unterliegen verschiedene Ras Isoformen einer
unterschiedlichen Aufbereitung, z.B. einer unterschiedlichen De/Repalmitoylierungskinetik, welche die subzelluläre Lokalisierung und Aktivität von Ras Isoformen steuert (46).
5.10. Das Neuro-Kardio-Fazio-kutane Syndrom
Der molekulare Mechanismus, durch den Keimbahn K-Ras oder H-Ras Mutationen ein
unterschiedliches Spektrum unterschiedlicher Phänotypen verursachen, ist weitgehend
unklar. Aktivierende Keimbahn K-Ras Mutationen sind vermutlich mit dem breitesten
26
Spektrum klinischer Manifestationen assoziiert (vom milden NS zum schweren CFC oder
CS [(13, 43, 49) und unveröffentlichte Beobachtungen]. Jedoch stellen diese Phänotypen
nicht nur eine schwächere und stärkere Ausprägung ein und desselben Syndroms dar.
Daher ist anzunehmen, dass unterschiedliche RAS Mutationen, die mit unterschiedlichen
Phänotypen einhergehen, nicht nur in ihrem Ausmaß der konstitutiven Aktivierung
variieren. Spezifische Mutationen haben vermutlich verschiedene qualitative Effekte auf
Ras abhängige Signalwege. Kürzlich wurde der Begriff ‘Neuro-Kardio-Fazio-kutanes’
Syndrom (NCFC) (5) geprägt um zu illustrieren, dass die klinisch überlappenden
Syndrome des NS Spektrums einschließlich NF1, NS, CS, LS und CFC durch Mutationen
in Komponenten des Ras-Signalwegs verursacht werden (Abb. 5). Möglicherweise beruht
die phänotypische Variabilität zwischen diesen Syndromen auf (1) unterschiedlichen
Expressionsmustern der betroffenen Gene/Isoformen; (2) variablen Mechanismen, über
die bestimmte Mutationen mit Effektoren und Regulatoren interagieren. Diese Mutanten
dysregulieren
den
Ras-Signalweg
auf
unterschiedliche
Weise.
Weitere
Forschungsbemühungen sind erforderlich, um die Basis der Genotyp/Phänotyp
Korrelationen des NCFC zu ergründen. Der Umstand, dass der Ras-Signalweg bei allen
Formen des NCFC betroffen ist, lässt vermuten, dass Noonan-ähnliche Merkmale das
klinische
Korrelat
einer
Keimbahnderegulation
des
Ras-Signalwegs
bei
der
Embryonalentwicklung darstellen. Dies mag auch die klinische Ähnlichkeit zwischen
Patienten mit NF1 und NS erklären. Zusätzlich zu den gut beschriebenen Symptomen, die
die NF1 definieren (café-au-lait Flecken und kutane Neurofibrome), haben viele NF1
Patienten NS ähnliche Merkmale wie Kleinwuchs, relative Makrozephalie, milde
Gesichtsanomalie, Thoraxdeformitäten und Lernschwierigkeiten. Das NFNS repräsentiert
wahrscheinlich ein Extrem der hochvariablen Expression dieser Merkmale. Obwohl die
Assoziation zwischen NF1 und NS in einer Familie mit unabhängig segregierenden
Mutationen in NF1 und PTPN11 beschrieben wurde (7), ist dieses Doppelereignis nicht
27
der typische grundlegende Mechanismus bei vielen weiteren Individuen mit NF1 und NSähnlichen Merkmalen. Bei der Mehrheit der untersuchten Personen mit NFNS liegen NF1
Mutationen vor. Einige dieser Mutationen wurden auch bei Patienten mit reiner NF1
identifiziert. Möglicherweise sind die NS-ähnlichen Merkmale, die oft bei Patienten mit
NF1 gezeigt werden, durch NF1 Haploinsuffizienz bedingt, die zu einer verminderten
Inaktivierung von Ras-GTP führt. Dies könnte zu einer milden konstitutionellen
Deregulation des Ras Signals führen und in einigen Fällen so stark sein, dass ein NFNS
Phänotyp resultiert. Die oft beobachteten milden phänotypischen Ähnlichkeiten zwischen
Patienten mit NF1 und NS könnten durch eine vergleichsweise milde Ras Aktivierung
bedingt sein. Unbekannte modifizierende Genveränderungen könnten ebenfalls eine Rolle
spielen. Neoplasien, die bei Patienten mit NF1 entstehen, verlieren häufig das Wildtyp
NF1 Allel. Dieses zweite somatische Ereignis führt zur kompletten Depletion der GAPAktivität von Neurofibromin, was zur weiteren Aktivierung von Ras führt.
Wachstumsfaktor
aktiv
Ras
Grb2
Sos
Shc
Gab2
SHP-2
RTK
GNEF
NS und LS
Ras
NF1
Zellmembran
NS
CFC
CS
Raf
GNEF NF1
CFC
NFNS
MEK
ERK
Nukleus
pERK
Abbildung 5. Der Ras-Signalweg vermittelt Wachstumssignale von aktivierten Rezeptoren zum Zellkern.
Somatische Mutationen in einigen Komponenten dieses Signalwegs wurden bei Neoplasien beschrieben.
Meine Arbeit sowie Arbeiten anderer Gruppen zeigte, dass Keimbahnmutationen in diesen Molekülen bei
Patienten mit Noonan-Syndrom und verwandten Syndromen auftreten.
28
5.11. Keimbahnmutation in weiteren Neoplasie-assoziierten Genen
Die Beobachtung von Keimbahnmutationen im Ras-Signalweg verdeutlicht, dass
Neoplasie-assoziierte Onko- oder Tumorsuppressor Gene als essentielle Regulatoren von
Differenzierung, Morphogenese und Entwicklung fungieren. Systemische klinische
Merkmale
einer
gestörten
Entwicklung
wurden
auch
bei
Patienten
mit
Keimbahnmutationen in anderen bekannten Tumorsuppressor Genen wie PTEN
Mutationen bei Individuen mit Cowden Syndrom (38) und TSC1 oder TSC2 Mutationen
bei Individuen mit tuberöser Sklerose beobachtet [zusammengefasst in (26)].
6. Ausblick
Während die Mehrheit der Fälle mit CFC und CS durch Mutationen in KRAS, BRAF,
MEK1, MEK2 und HRAS erklärt ist, ist in ca. 50% aller NS Fälle der zugrunde liegende
Gendefekt unklar. Basierend auf der Annahme, dass der NS-Phänotyp durch ein
hyperaktives Ras-Signal verursacht wird, werden aktuell durch verschiedene Gruppen
DNA Proben von NS-Patienten auf das Vorliegen von Mutationen in anderen Genen des
Signalwegs, einschließlich negativer Regulatoren, untersucht. Analog zu PTPN11 und
KRAS spielen die aktuell noch unbekannten NS Gene des Ras-Signalwegs vermutlich
ebenfalls Doppelrollen als Entwicklungs- und Onkogene. Mutationen in BRAF und
MEK1/2
wurden
inzwischen
als
NS
Gene
ausgeschlossen
(Martin
Zenker,
unveröffentlichte Daten).
Es wird von besonderem Interesse sein zu eruieren wie verschieden Expressionsmuster
der verschiedenen RAS Gene und Isoformen klinische Phänotypen beeinflussen, wenn
diese Gene/Isoformen in der Keimbahn mutiert sind. Besonders wichtig wird es sein die
strukturellen Mechanismen zu erarbeiten um zu verstehen wie diese neuen Mutationen
das Ras-Signal molekular beeinflussen. Die Charakterisierung der biologischen
29
Konsequenzen dieser Mutationen wird besonders von der Konstruktion von murinen
Knock-in Modellen profitieren.
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8. Zusammenfassung
Das Noonan-Syndrom (NS) ist eine genetische Erkrankung und durch Kleinwuchs,
typische Gesichtszüge, Herzfehler und Prädisposition zur juvenilen myelomonozytären
Leukämie (JMML) gekennzeichnet. Als Ursache des NS wurden Mutationen im Gen
PTPN11, welches für das Signalprotein SHP-2 kodiert, bei ∼50% der Betroffenen
beschrieben. SHP-2 ist eine Phosphatase, die Wachstumssignale von aktivierten
Wachstumsfaktorrezeptoren an andere Signalmoleküle weiterleitet, insbesondere an Ras.
Ras-Proteine regulieren fundamentale zelluläre Prozesse; somatische Ras-Mutationen
werden häufig bei bösartigen Erkrankungen gefunden. Die vorliegende Arbeit untersucht
mit einem Kandidatengen-Ansatz, ob einige PTPN11-Mutation-negative NS Patienten
Mutationen in RAS Genen tragen. Die Mutationsanalyse der Gene HRAS, NRAS und
KRAS an 174 Patienten mit PTPN11 Mutation negativem NS zeigte, dass ein kleiner
Prozentsatz der Patienten Keimbahnmutationen im KRAS-Gen hat. Diese neuen
Mutationen, K-Ras V14I, T58I und D153V unterscheiden sich von den Neoplasieassoziierten Mutationen an Positionen G12, G13 und Q61 und üben wahrscheinlich
mildere Effekte aus, damit sie in der Keimbahn toleriert werden. Bei etwa 50% der
Patienten mit NS ist der zugrunde liegende Gendefekt noch ungeklärt. Da aber offenbar
der Noonan-Phänotyp durch verschiedene Gendefekte hervorgerufen werden kann, deren
gemeinsamer Mechanismus eine konstitutive Deregulation des Ras-Signalwegs ist, wird
vermutet, dass Patienten mit bislang unklarem Gendefekt Mutationen in anderen
Proteinen desselben Signalwegs tragen.
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