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3. Strukturen und Faltung von Proteinen
71
Hierarchie der Proteinstrukturen
Primary
structure
(AA Sequenz)
Proteinfaltung
Supramolekulare
Assemblierung 72
3.1. “Vokabular”
 Proteinkonformation: Anordnung aller Atome im Raum (3D Struktur)
 Native Konformation: 3D Struktur, in der das Protein funktionell ist (“gefaltet”)
 Denaturierte Struktur: nicht funktionelles Protein (“entfaltet”)
3.2. Sekundärstrukturen
 Partieller Doppelbindungscharakter der Peptidbindung
mesomere Grenzstrukturen
Mesomerie
“verschmierte” Elektronen
73
 Konsequenzen des partiellen Doppelbindungscharakter der Peptidbindung
→ C-N Abstand ist kürzer als C-N Abstand in Aminen
→ Rotation der C-N Bindung ist blockiert (Aktivierungsenergie für die Rotation
ist drastisch erhöht): dadurch ergeben sich cis-trans Isomere
sterische Behinderung
trans-Isomer
cis-Isomer
energiereicher, außer für Bindungen,
an denen Prolin beteiligt ist
74
Peptidbindung
gestreckte Polypeptidkette
75
Konformationen benachbarter
Peptidbindungen
Sterische Behinderung
Torsionswinkel (dihedrale Winkel)
Ψ (psi) and Φ (phi)
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 Beschreibung der relativen Orientierung benachbarter Peptidbindungen mittels der
Torsionswinkel Φ (Phi) und Ψ (Psi);
Diederwinkel variieren jerweils zwischen -180° bis *180°
 Rotation benachbarter Peptidbindungen relativ zueinander ist durch sterische
Behinderung eingeschränkt
→ Ramachandran Diagramm zeigt sterisch mögliche Φ-Ψ Kombinationen an
→ häufig in Proteinen auftretende Φ-Ψ Kombinationen:
Φ = -57° und Ψ = -47°
→ α Helix
Φ = -139° und Ψ = +135° → antiparalleles β Faltblatt
Φ = -119° und Ψ = +113° → paralleles β Faltblatt
Ramachandran
Diagramm
a: rechtsgängige α-helix
aL: linksgängige α-helix
C: collagen helix
: paralleler b-Strang,
: antiparalleler b-Strang
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Ramachandran Diagramm
des Enzyms Pyruvat Kinase
Psi-Phi Kombinationen für alle AA-Reste außer Gly sind gezeigt
78
α Helix
rechtsgängige Spirale
3.6 AA pro Windung
Länge der Helix
pro Windung = 0.54 nm
79
β Faltblatt (I)
gefaltete Schichten
Wiederholungseinheit: 2 AAs
Abstand der
Wiederholungseinheiten: 0.7 nm
80
β Faltblatt (II)
Antiparalleles
b Faltblatt
Paralleles
b Faltblatt
parallele
H-Brücken
angewinkelte
H-Brücken
81
 α Helix: stabilisiert durch H-Brücken zwischen den Peptidbindungen von
AAn und AAn+4
 β Faltblatt: besteht aus ≥2 Strängen, stabilisiert durch H-Brücken zwischen den
Peptidbindungen von AAn und AAn+x
 Detektion von α Helices und β Faltblättern in Proteinen mittels Circular
Dichroismus (CD) Spektroskopie
Prinzip: links-zirkular polarisiertes Licht wird von chiralen Molekülen
unterschiedlich stark absorbiert verglichen mit rechts-zikular polarisiertes Licht;
die Differenz der Extinktionskoeffizienten für rechts- und links-zirkular
polarisiertes Licht (Δε = εL – εR) in Abhängigkeit von der Wellenlängen einen
unterschiedlichen Verlauf für α Helices und β Faltblätter
82
CD Spektroskopie
83
3.3. Tertiärstrukturen fibrillärer Proteine (Beispiele)
 α-Keratin: Aufbau stabiler Schutzstrukturen mit variable Härte und Biegsamkeit
(Finger-/Zehennägel, Haare,, Horn, Federn);
besteht aus coiled-coil Dimeren, die sich über nicht kovalente
Bindungen aneinanderlagern;
zusätzliche Stabilisierung durch Disulfid-Brücken zwischen coiled-coil
Dimeren;
 Kollagen: Aufbau von Strukturen mit hoher Zugfestigkeit und geringer
Dehnbarkeit;
besteht aus Triple-Helices, die über H-Brücken und kovalente
Bindungen quervernetzt sind;
enthält modifizierte Aminosäuren (Hydroxyproline, Hydroxylysine);
 Seiden-Fibroin: Aufbau von flexiblen Filamenten;
besteht aus β Faltblatt Stapeln, die einzig durch hydrophoben
Effekt zusammengehalten werden;
84
α-Keratin (I):
Dimerisierung über “Coiled-coil” Domänen
Heptad Wiederholung (Repeat)
-a-b-c-d-e-f-g-a’-b’-c’-d’-e’-f’-g’- a’’-b’’a, a’, a’’,…
hydrophobe
d, d’, d’’,…
Aminosäurereste
Coiled-coil
Dimer
(linksgängige
Spirale)
85
α-Keratin (II): Filamentbildung
kovalente Quervernetzung der Coiled-coil Helices
mittels Disulfid-Brücken
I
S
I
S
S
I
S
S
I
S
S
I
S
I
S
S
I
I
S
I
S
S
I
S
S
I
S
I
S
S
I
I
S
S
I
S
Querschnitt
durch ein Haar
S
I
S
S
I
S
I
86
Kollagen (I): Trimerisierung über H-Brücken
Polypeptidkette
Tripelhelix
wiederholendes
Sequenzmotiv
-G-X-Y-G-X-Y-
häufig: X = P
Y=O
O = Hydroyxyprolin
(Hyp)
linksgängige, gestreckte Helix:
3.3 AA und 1 nm
pro Windung
87
Kollagen (II): Trimerisierung über H-Brücken
H-Brücken (C=O….H-N) zwischen den Peptidrückgraten
der drei Polypeptidketten
88
Kollagen (III): Konformationen von Pro und Hyp
Prolyl-Rest
4-Hydroxyprolyl-Rest
4-OH Gruppe stabilisiert Cg-exo Konformation des Pyrrolidin-Rings
89
Kollagen (IV): Hydroxylysin und Quervernetzung
(Hyl)
250 nm
90
 Biosynthese von Hydroxyprolin und Hydroxylysin findet an der Polypeptidkette
des Kollagens statt (post-translationale Aminosäuremodifikationen)
 Enzyme Prolylhydroxylase und Lysylhydroxylase katalysieren die
Hydroxylierung von Prolyl- bzw. Lysyl-Resten mittels O2 (identische
Reaktionsmechanismen)
→ Reaktionsmechanismus am Beispiel der Prolyhydroxylase (PHase):
Pro-Rest
α-Ketoglutarat
(α-KG)
Hyp-Rest
Succinat
PHase enthält für die Katalyse essentielles Fe2+, das in einer unerwünschten
Nebenreaktion oxidiert wird:
PHhase-Fe2+ + α-KG + O2 + 2 H+
aktiv
CO2
PHhase-Fe3+ + Succinat + H2O
inaktiv
91
→ Reaktivierung der Prolyhydroxylase (bzw. Lysylhydroxylase) durch
Ascorbinsäure (Vitamin C):
inaktiv
aktiv
Ascorbinsäure
Dehydroascorbinsäure
Fehlen von Ascorbinsäure führt zu Skorbut (Schädigung der Knochenmatrix
führt u.a. zu Zahnausfall)
92
 Oxidative Deaminierung von Lysin-Resten katalysiert durch das Enzym
Lysyloxidase führt zur Quervernetzung von Kollagen Triple-Helices:
Allysin-Rest
Triplehelix 2
Triplehelix 1
Wassestoffperoxid
Weitere Reaktionen wandeln
Shiff-Base
Schiff-Base in stabilere Bindung um
 Hydroxyprolin und Hydroxylysin ermöglichen nicht-kovalente Vernüpfung von
Kollagen-Triplehelices über H-Brücken
93
Seiden-Fibroin
Primärstruktur
Tertiär-/Quartärstruktur
94
3.4. Tertiärstrukturen globulärer Proteine
 Generelle Charakteristika ihrer 3D Strukturen:
• Vorhandensein von Polypeptidschleifen (Loops), die α Helices und β Faltblätter
verbinden
• unpolare Seitenketten liegen im Inneren des Proteins, hydrophile und
geladene Seitenketten liegen an der Proteinoberfläche
• im Inneren des Proteins sind keine H2O Moleküle vorhanden
• falls polare (geladene) Seitenketten im Inneren des Proteins vorhanden sind,
treten sie paarweise auf, um miteinander Dipol-Dipol Wechselwirkungen oder
H-Brücken (ionische Wechselwirkungen) auszubilden
• falls unpolare Seitenketten an der Proteinoberfläche vorhanden sind, dienen sie
zur Bindung unpolarer Moleküle oder der Ausbildung von Quartärstrukturen
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Strukturen Globulärer Proteine (Beispiele)
Humanes Serum
Albumin (HSA)
Grün
fluoreszierendes
Protein (GFP)
Alkohol
Dehydrogenase
UDP-GlcNAc
Acyltransferase
96
3.6. Bestimmung der 3D Strukturen von Proteinen
Methode
Röntgenkristallografie
NMR Spektroskopie
Vorteile
Nachteile
Analyse großer Proteine und
Protein muß als Kristall
Proteinkomplexe (>100 kDa)
vorliegen;
möglich
statische Struktur
Protein liegt in Lösung vor;
Nur Proteine <100 kDa können
Dynamische
analysiert werden
Strukturänderungen können
erfasst werden
97
Bestimmung der Protein 3D Struktur (I)
Röntgenkristallografie
γ-Strahlung
(X-rays)
Lichtmikroskopisches Bild
eines Proteinkristalls
Modell der 3D Struktur
des Proteins
Softwaregestützte
Datenauswertung
Diffraktionsbild:
Position und Intensität der Signale
enthält gesamte Information über
3D Anordnung aller Atome des
Proteins
98
Bestimmung der Protein 3D Struktur (II)
Kernresonanzspektroskopie (NMR)
Softwaregestützte
Datenauswertung
Modell der 3D Struktur des
Proteins
NOESY (Nuclear Overhauser Effect
Spectroscopy) Spektrum enthält information
darüber, welche Aminosäurereste benachbart
sind
99
3.7. Proteinfaltung
 Die Hauptriebkraft für die Proteinfaltung ist der hydrophobe Effekt
 Die 3D Struktur eines Proteins ist in seiner Aminosäuresequenz codiert
(Chr. Anfinsen, 1957)
 Proteine können (oft reversibel) entfaltet werden durch
- Temperaturerhöhung (Erhöhung der Molekülschwingung)
- Extreme pH-Werte (Aufhebung ionischer Anziehung, Erzeugung ionischer
Abstoßung)
hydrophil
- Detergentien (“Solubilisierung” der hydrophoben Inneren)
hydrophob
- Chaotrope Moleküle (Störung der Wasserstruktur)
Guanidinium
Harnstoff (engl. Urea)
100
De- und Renaturierung der RNase A
(Christian Anfinsen, 1957)
(active)
(inactive)
(active)
101
 Allgemeine Prinzipien der Faltungswege für Proteine:
1. Bildung lokaler Sekundärstrukturen (schnell: ms)
2. Zusammenlagerung von Sekundärstrukturen über hydrophoben Effekt
(hydrophobic collapse) → “molten globule” (langsam: s)
3. Reorganisation der Sekundärstrukturen, bis die thermodynamisch günstigste
Konformation (= native Konformation) erreicht ist (langsam: s – min)
102
Proteinfaltungsweg (Hypothese)
denaturiert / Zufallsknäul
(“random coil”)
langsam
“molten
globule”
schnell (~5 ms)
langsam
“hydrophober
Kollaps”
“molten
globule”
lokale
Sekundärstrukturen
langsam
langsam (~1000 ms)
nativ / aktiv
103
“Energietrichter” der Proteinfaltung
DG
Freie Enthalpie
Proteinkonformationen
104
 Chaperone (“Faltungshelfer”) sind Proteine, welche die Faltung anderer Proteine
dadurch begünstigen, indem sie die Bildung metastabiler Faltungsintermediate
verhindern;
- Chaperone benötigen Energie (aus ATP Hydrolyse) für ihre Funktion
- Chaperone binden das Faltungssubstrat reversibel
- Chaperone besitzen keine Information über die native Strukturen ihrer
Faltungssubstrate
105
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