Pfotenpost Die Praxiszeitung der Tierarztpraxis Dr. Bernhard Sörensen Königsberger Straße 36 • 12207 Berlin • 030 / 773 83 21 www.tierarztpraxis-soerensen.de Liebe Patientenbesitzer, mir scheint, Hunde sind die einzigen, die sich über Ausgabe 02 / 2013 den Schnee im April gefreut haben. Aber jetzt hat der Frühling Einzug gehalten und der Sommer folgt. Die Reisefreude wächst und viele nehmen ihre Vierbeiner mit in den sonnigen Urlaub. Ich will keine Panik machen, aber es gibt einige Gefahren für unsere Lieblinge, die zu beachten sind. An den traumhaften Stränden des Mittelmeers lauern kleine Sandmücken, deren Stiche die Hunde mit Leishmaniose infizieren können. Da schützt kein Moskitonetz und auch keine Fliegenklatsche. Zu Hunderten fallen diese Biester über unsere Hunde her und übertragen den Blutparasiten. Dies führt zu einer chronischen Infektion die man oft lebenslang mit Medikamenten behandeln muss. In den letzten Jahren werden diese Fälle immer mehr in der Praxis. Auch die Ausbreitung des Erregers schreitet voran. So hat man in Österreich 2009 die Sandmücke nachgewiesen und mittlerweile gibt es auch Areale in Deutschland, wo die Mücke sich angesiedelt hat. Menschen erkranken nicht an der Leishmaniose. Wenn Sie einen Urlaub im Süden planen und Ihren Hund mitnehmen wollen, dann beraten wir sie gerne über die Vorbeugemaßnahmen. Ich wünsche Ihnen und den Vierbeinern eine wunderschöne Sommerzeit Ihr Dr. Bernhard Sörensen Aktionstag „Impfen für Afrika 2013“ Bereits zum fünften Male haben wir dieses Jahr wieder mit großem Erfolg am Aktionstag „Impfen für Afrika“ teilgenommen: Am 14. Mai 2013 kamen zahlreiche Vierbeiner zur jährlichen Impfung in die Praxis. 50% unserer Impfeinnahmen kamen der Aktion von Tierärzte ohne Grenzen zu Gute. Wir möchten uns, auch im Namen der Tierärzte ohne Grenzen, für Ihre Unterstützung bedanken. Dieses Jahr fördert der Verein ein Projekt zur Geschlechtergerechtigkeit in Somalia. Mit freundlicher Unterstützung von: „Wenn Tiere Leben bedeuten“ ist das Motto des Vereins Tierärzte ohne Grenzen. So wurden in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche Projekte, wie zum Beispiel zur Tiergesundheit, Lebensmittelhygiene, Dürreprävention und Friedensbildung realisiert. Auch nächstes Jahr im Mai werden wir wieder teilnehmem. Das genaue Datum werden wir rechtzeitig auf unserer Homepage veröffentlichen. Mehr Informationen erhalten Sie unter www.togev.de Leptospirose - eine Infektionskrankheit vor der die Impfung schützen kann Dr. Mareike Ottenjann Leptospiren sind dünne, bewegliche, spiralförmige Bakterien (0,1-0,2 µm dick, 6-12 µm lang), die neben dem Hund auch andere Säugetiere und den Menschen infizieren können. Leptospiren können verschiedenen Genspecies zugeordnet werden, die wiederum in verschiedene Serogruppen und antigene Varianten (Serovare) unterteilt werden. Beim Hund sind mindestens 10 verschiedene Serovare als Infektionserreger bedeutsam, wohingegen die Katze weniger empfänglich zu sein scheint und nur milde oder keinerlei Symptome zeigt. Seitdem Impfungen mit Serovaren von Leptospira interrogans Serogruppe Canicola und Icterohaemorrhagiae deutschlandweit eingesetzt werden, ist die Häufigkeit der Erkrankung durch diese Serovare deutlich zurückgegangen, während andere Serovare, gegen die bisher nicht geimpft werden kann, jetzt häufiger die Krankheitsursache darstellen. Seit kurzer Zeit sind in Deutschland Impfstoffe mit weiteren Serogruppen (Australis, Grippotyphosa) zugelassen. Leptospirose ist eine Zoonose, d.h. die Krankheit ist vom Tier auf den Menschen übertragbar. Ein Hund kann sich, ebenso wie der Mensch, durch direkten oder indirekten Kontakt mit den Erregern infizieren. Die direkte Aufnahme erfolgt über den Harn infizierter Tiere (Ratten, Mäuse, Hunde), über infiziertes Blut, Bissverletzungen, über die Gebärmutter oder die Aufnahme von infiziertem Material. Die indirekte Übertragung erfolgt über eine kontaminierte Umgebung, wobei Wasser die häufigste Infektionsquelle darstellt. Infizierte Tiere scheiden die Krankheitserreger mit dem Urin aus, so dass stehende Gewässer oder Pfützen kontaminiert werden. Leptospiren überleben und vermehren sich besonders gut in stehenden Gewässern bei 0-25°C, was das häufige Auftreten von Leptospirose im Spätsommer und Herbst erklärt. Leptospiren können durch Schleimhäute, Hautwunden oder durch die vom Wasser aufgeweichte Haut in den Körper eindringen. Zwischen der Aufnahme des Erregers bis zum Auftreten klinischer Symptome (Inkubationszeit) können ca. 7 Tage vergehen. Die Art und das Ausmaß der klinischen Symptome hängen von der Virulenz der verschiedenen Serovare sowie vom Alter und der Immunitätslage des einzelnen Hundes ab. Nach der Infektion über den Nasen-Rachenraum oder über die Haut gelangen die Erreger in die Blutbahn und damit in Leber, Nieren, Milz, Zentralnervensystem, Augen und Geschlechtsorgane. Die Erreger führen je nach Serovar zur Leberentzündung, zum Nierenversagen, schädigen Blutgefäße, verursachen Gerinnungsstörungen und können zum Tod des Tieres führen. Die erkrankten Hunde können je nach Verlauf und Serovar durch verschiedene Probleme auffallen: Fieber, Schmerzen, Inappetenz, (blutiges) Erbrechen und/oder Durchfall, Blutungen aus der Nase oder in die Haut, Kreislaufkollaps, schnelle Atmung, erhöhte Trinkmenge und vermehrter Harnabsatz oder ausbleibender Harnabsatz, Gewichtsverlust, Gelbfärbung der Haut (Ikterus). Wenn für den Tierarzt der Verdacht besteht, dass der Hund an einer Leptospirose erkrankt ist, wird dieser eine ausführliche Laboruntersuchung (Blutbild, Blutchemie, Gerinnung, Harnanalyse) vornehmen, da Leptospirose zu schwerwiegenden und therapierelevanten Laborveränderungen führen kann (erhöhte Nierenwerte und/oder Leberwerte, Veränderung der Eiweißkonzentrationen, Veränderung der Blutgerinnung, veränderte Harnwerte, Ausbleiben der Harnproduktion). Weiterhin kann Mögliche Infektionsquelle für Leptospirose: ein sommerliches Bad im kontaminierten See es notwendig sein zur Beurteilung der Organschäden ein Ultraschall vom Bauch (besonders Niere und Leber) durchzuführen oder den Brustkorb zu röntgen. Essentiell ist eine sofortige antibiotische Therapie, um die Bakteriämie (Bakterien in der Blutbahn) zu beenden. Sie besteht aus 2 antibiotischen Behandlungsphasen. Das erste Antibiotikum unterbindet die Erregervermehrung und soll möglichst schnell das Risiko tödlicher Komplikationen der Infektion, wie Leber- oder Nierenversagen, reduzieren. Die zweite Phase mit einem anderen Antibiotikum dient dazu, den Trägerstatus zu beenden und die Erreger aus den Nieren zu eliminieren und damit eine Dauerausscheidung zu verhindern. Je nach Schwere der Erkrankung kann eine ambulante Therapie (Antibiotika, intravenöse Flüssigkeit, evtl. Magen-Darmtrakt-Medikamente) oder eine sehr intensive und kostspielige stationäre Therapie (mehrtägige intravenöse Flüssigkeit, Harnkatheter, Diuretika, Dialyse, Sauerstoffgabe, Transfusion) notwendig werden, um das Leben des Hundes zu retten. Der Nachweis einer Leptospirose über den Erregernachweis im Harn oder Blut oder die Bestimmung von Antikörpern kann aufwendig und schwierig sein, da es bei den verschiedenen Methoden je nach Infektionszeitpunkt und Methode zu falsch positiven und falsch negativen Ergebnissen kommen kann und z.T. für eine Diagnose auch wiederholte Blutuntersuchungen notwendig sind. Die Ständige Impfkommission empfiehlt für den Hund eine Grundimmunisierung mit 8 und 12 Wochen, wobei eine erneute Impfung mit 16 Wochen zu einem besseren Impfschutz führen kann. Die Wiederholungsimpfungen sollten jährlich erfolgen (in Endemiegebieten häufiger, ggf. halbjährlich). Auch wenn die verfügbaren Impfstoffe nicht gegen alle Leptospiren-Infektionen schützen können, bieten sie eine Immunität gegen einige bedeutsame Serovare und können dadurch lebensbedrohliche Erkrankungen verhindern. Zitate: Ständige Impfkommission Vet., Bundesverband Praktizierender Tierärzte e.V. (bpt) (2009): www.dgk-dvg.de/.../Leitline_zur _Impfung_von_Kleintieren.pdf. Greene CE, Sykes JE, Moore GE, Goldstein RE, Schultz RD (2012): Leptospirosis. In: Greene CD (ed.), Infectious Diseases of the dog and cat. Saunders Elsevier, 4th ed., St. Louis, 431-447. Kennen Sie schon… ...unsere Allgemeinsprechstunde? In unserer Allgemeinsprechstunde werden täglich von 9-20 Uhr, auch an Sonn- und Feiertagen, Ihre Lieblinge mit kleinem und großem Leid medizinisch betreut. Eine Impfung, ein eingetretener Nagel, ein Welpencheck oder aber auch ein akuter Notfall werden hier zuerst in der Sprechstunde behandelt. Ist Ihr Besuch geplant, empfiehlt sich die Vereinbarung eines Termins, um lange Wartezeiten zu vermeiden. Balou ... eine kleine Geschichte Birgit Brennecke Ich bin Balou, ein noch nicht „volljähriger“ Wirbelwind hündischer Gattung und habe eine autobiographische Geschichte aus meiner frühen Jugend zu erzählen…. Wisst ihr, ich bin ein kleines bisschen verrückt und ein großes bisschen verfressen… und so kam es, dass ich mich ein ums andere Mal in der Tierarztpraxis wiederfand. Die waren auch immer sehr nett zu mir, auch wenn sie mir immer wieder sagten, wie furchtbar dumm der Verzehr mancher Dinge ist… Mir war in meinem unstillbaren Verlangen ja gar nicht klar, was ich da tat… und ganz ehrlich, wenn mein Frauchen jetzt nicht aufpassen würde wie ein Schießhund und gaaaanz viel mit mir trainieren würde: Asche auf mein Haupt, aber ich würde es wieder tun… Ich bin eben ein Hund und die Verknüpfung von „mir geht es schlecht“ und der Ursache dessen, kann ich nur innerhalb von 1-2 Sekunden ziehen. Das ist im wahrsten Sinne des Wortes ein „Leben im Augenblick“. Menschen vollziehen das, glaube ich, nicht so nach. Nachdem ich einen Riegel Ibuprofentabletten gefressen hatte, ohne zu wissen, dass das in der Regel mein sicherer Tod – dem ich nach Infusionen und einer Magenspülung doch noch von der Schippe sprang – sein würde, lag ich erstmal völlig unterkühlt und schon halb jenseitig in der Tierarztpraxis. Alle meine Organe überstanden diese Dummheit unter dem Strich sehr gut. Man kann es ein Wunder nennen, aber ich bin ja auch ein wunderbares kleines Kerlchen. Mir ging es etwas später wieder derart gut – ich nahm zwar noch Medikamente, aber man merkte mir kaum noch etwas an – dass ich in meiner hohen Intelligenz und Leistungsbereitschaft, mir selbst beibrachte Türen zu öffnen und mich eines Nachmittags unglaublich intensiv mit einem Nassrasierer beschäftigte. Wenn man das Ding richtig benagt hat, lassen sich die Klingen ganz hervorragend herunterschlucken… dachte ich. Die Tierärzte sagten, dass ich auch da wieder Glück hatte, denn ich hätte mir wohl die Speiseröhren aufschneiden können. Oh! Ein Röntgenbild bewies, dass einzelne Klingen sich in meinem Magen befanden, jederzeit in der Lage, ihn von innen aufzuschlitzen. Da bekam ich ja dann doch ein wenig Angst. Herr Doktor Lottermoser half mir jedoch endoskopisch auch darüber hinweg und Röntgenaufnahme von Balou: angelte alle Rasierklingen und Rasierklingenstücke mühsam heraus und zwar sogar Die Klingen befinden sich noch im Magen. ohne meinen Bauch aufzuschneiden. Mittlerweile bin ich eine kleine Berühmtheit… sozusagen der Beweis, dass nicht nur Katzen sprichwörtlich sieben Leben haben können. Allerdings gebe ich zu, dass meine Tierarztpraxis daran nicht ganz unbeteiligt war. Erstaunlich, dass diese Klingen nicht Schlimmeres angerichtet haben. Mittels Endoskopie wurden die Klingen entfernt. Neues in Ihrem Praxisteam ... Seit Februar diesen Jahres wird das Tierärzte-Team durch Frau Dörte Thielemann verstärkt. Ebenso steht unseren tiermedizinischen Fachangestellten seit Mitte Februar Fabian Gellert tatkräftig zur Seite. Unsere Internistin Frau Dr. Mareike Ottenjann befindet sich derzeit im Mutterschutz. Dörte Thielemann Fabian Gellert Steinzeit in der Blase Dr. Ellen von Czapiewski Vor einigen Tagen wurde ein Kaninchen in der Sprechstunde vorgestellt, welches nicht fressen wollte. Es war sonst munter, die Zähne waren in Ordnung und erst bei dem Abtasten des Bauches wurde eine golfballgroße feste Masse im Bereich der Blase festgestellt. Im Röntgen zeigte sich, dass die gesamte Blase mit Blasengries bzw. Blasenschlamm gefüllt war und dadurch große Schmerzen verursachte. Kaninchen und Meerschweinchen neigen zu Gries und zu Steinen in der Blase und der Harnröhre. Im Gegensatz zu vielen anderen Haustieren nehmen diese Heimtiere das gesamte in der Nahrung vorhandene Kalzium über den Darm auf und scheiden es über Niere und Blase wieder aus. Bei einem überreichen Kalziumangebot sammeln sich Kalziumkristalle in der Blase und bilden den Blasengries oder verdichten sich zu Blasensteinen. Vor allem Tiere, die mit viel Fertigfutter aus dem Zooladen gefüttert werden, nehmen zu viel Kalzium auf. Aber auch einige Sorten Grünfutter wie Petersilie enthalten viel Kalzium. Durch eine ausgewogene Fütterung mit viel Heu und Saftfutter kann dem Blasengries vorgebeugt werden. Röntgenaufnahme: Unser erkranktes Kaninchen bekam neben Schmerzmitteln mehrere Infuder Blasenschlamm ist deutlich darstellbar sionen und die Blase wurde täglich ausmassiert. In den ersten zwei Tagen sah der ausmassierte Urin wie Zementschlamm aus. Bereits am dritten Tag waren nur noch einige Krümel Gries im Urin. Ein anderes Kaninchen hatte nicht so viel Glück. Das achtjährige Tier wurde mit Durchfall vorgestellt. Auch hier hatte man bereits beim Abtasten des Bauches die Blase in Verdacht. Das Röntgenbild zeigte einen selten großen Blasenstein, wie wir ihn Impressum zum Glück nicht häufig zu Gesicht bekommen. Er füllte fast die Herausgeber gesamte Blase aus. In einer OP wurde der hühnereigroße BlasenDr. Bernhard Sörensen stein entfernt. Redaktion Seit der Futterumstellung haben beide Kaninchen nun keine ProMareen Pokorra bleme mehr. Franziska Bahr Abbildung links: Röntgenaufnahme eines hühnereigroßen Blasensteins Abbildung rechts: Der Blasenstein nach operativer Entfernung Gastautoren Dr. Mareike Ottenjann Birgit Brennecke Dr. Ellen von Czapiewski Quellen Im Element Wasser: Grafik-Ecke / www.pixelio.de Kennen Sie schon: Kleist-Heinrich (Tagesspiegel) Satz und Layout Franziska Bahr Druck Pinguin Druck GmbH