II. Die Perserkriege als hellenischer Gründungsmythos

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1. Der Aufstieg der persischen Weltmacht
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II. Die Perserkriege als hellenischer Gründungsmythos
So weit ihre Erinnerung reichte, waren die Griechen von einer äußeren Bedrohung verschont geblieben. Aber in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr.
erreichten die Vorboten einer expandierenden Großmacht aus dem fernen Osten
die Ägäis: 50 Jahre später gingen die Perser zum Angriff über auf das griechische
Mutterland. Wer war dieser Gegner und welche Ziele verfolgte er? Stand wirklich
das Schicksal Griechenlands auf dem Spiel, ging es um Sein oder Nichtsein der
Polis?
550/49 v. Chr.
Kyros II. löst sich von der Oberherrschaft der Meder und begründet das Perserreich.
547/46 v. Chr. Kyros erobert das Lyderreich des Kroisos. Die kleinasiatischen
Griechenstädte geraten unter persische Herrschaft.
500–494 v. Chr. Milet entfacht einen Aufstand kleinasiatischer Griechenstädte
gegen die persische Herrschaft („Ionischer Aufstand“), dem sich
Eretria und Athen anschließen. Nach sechs Jahren scheitert der
Aufstand. Milet wird zerstört.
490 v. Chr.
Die Athener schlagen bei Marathon eine Invasionsarmee der
Perser zurück.
483/82 v. Chr. Themistokles setzt in Athen den Bau einer großen Kriegsflotte
durch.
481 v. Chr.
Griechische Poleis schließen unter Führung Spartas eine Eidgenossenschaft (Symmachie) zur Abwehr der Perser.
480 v. Chr.
300 Spartaner unter König Leonidas sterben bei der Verteidigung
des Thermopylenpasses. Die Perser ziehen nach Attika und erobern Athen.
480 v. Chr.
Die Flotte der Griechen zwingt die Perser bei Salamis zum Abzug.
479 v. Chr.
Die Griechen besiegen die Perser bei Plataiai und Mykale.
472 v. Chr.
In Athen wird Aischylos‘ Tragödie „Die Perser“ aufgeführt.
1. Der Aufstieg der persischen Weltmacht
Die Gründung
des Reiches
durch Kyros II.
Die Eroberungen der Perser
bis Kambyses
559 v. Chr. trat Kyros II. die Nachfolge seines Vaters als Vasallenfürst der Mederkönige an. Die Meder herrschten über ein Reich im iranischen Hochland, das
sich im Westen und Süden bis nach Mesopotamien erstreckte. Vier Jahre später
meuterten medische Truppen und liefen zu Kyros über. Kyros nahm den König
der Meder gefangen, besetzte die Hauptstadt Ekbatana und übernahm selbst die
Königswürde. So begann die Dynastie der Achaimeniden.
Kaum an der Macht, startete Kyros einen stürmischen Eroberungszug. 547 v. Chr.
unterwarf er das Lyderreich des Kroisos und die griechischen Poleis in Kleinasien. Nur die Hafenstadt Milet behielt einen Sonderstatus, den sie schon unter den
Lyderkönigen besessen hatte; offenbar durfte sie sich selbst verwalten. 539 v. Chr.
triumphierte Kyros über das neubabylonische Reich und stieß bis zur Grenze
Ägyptens vor. Ein Jahr später starb er bei dem Versuch, sein Reich im Nordosten
auszudehnen, doch sein Sohn Kambyses setzte die militärische Expansionspolitik
fort. 522 v. Chr. eroberte er mit Unterstützung griechischer Schiffe von der Insel
Samos das Pharaonenreich. Die Perser herrschten damit über alle Kulturreiche
des Orients.
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Die Entstehung und Ausbreitung des Perserreiches unter Kyros II., Kambyses und Dareios.
Ein solches Riesenreich zu erobern war die eine, es zu beherrschen eine andere
und nicht minder schwierige Leistung. Die Perser zogen deshalb von Beginn an
einheimische Führungsschichten auf ihre Seite und tolerierten lokale Traditionen
sowie angestammte Religionen und Kulte. Ihre Toleranz fand jedoch schnell ihre
Grenzen, wenn die Untertanen sich weigerten, die absolute Herrschaft des Großkönigs anzuerkennen. Eine günstige Gelegenheit zur Rebellion ergab sich immer
dann, wenn der Perserkönig an den Reichsgrenzen Krieg führte oder ein Thronwechsel im persischen Königshaus die Schlagkraft der Zentrale lähmte.
Herrschaft über
ein Weltreich
Auch im medisch-persischen Stammland führtenThronintrigen und Machtkämpfe
immer wieder zu schweren Spannungen. Aus einer dieser Thronwirren ging nach
dem Tod des Kambyses der aus einer Seitenlinie der Achaimeniden stammende
Dareios 522 v. Chr. als Sieger hervor. Nach der Sicherung der Herrschaft reformierte Dareios die Reichsstruktur grundlegend. Er teilte das Reich in zwanzig
Provinzen, so genannte Satrapien, und unterstellte sie jeweils einem Statthalter,
einem Satrapen.
Der Satrap hatte drei Aufgaben: Er zog von den Untertanen jährliche Tribute (in
Form von Geld, Edelmetallen oder Naturalien) ein und leitete einen Teil an die
Schatzkammern des Großkönigs weiter. Ferner sorgte er durch Rechtsprechung
und lokale Inspektionen für Ruhe und Ordnung und er war für die Verteidigung
seines Herrschaftsgebietes verantwortlich. 513/12 v. Chr. unterwarf Dareios das
Der Aufstieg
des Dareios
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