1. Der Aufstieg der persischen Weltmacht 28 29 II. Die Perserkriege als hellenischer Gründungsmythos So weit ihre Erinnerung reichte, waren die Griechen von einer äußeren Bedrohung verschont geblieben. Aber in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. erreichten die Vorboten einer expandierenden Großmacht aus dem fernen Osten die Ägäis: 50 Jahre später gingen die Perser zum Angriff über auf das griechische Mutterland. Wer war dieser Gegner und welche Ziele verfolgte er? Stand wirklich das Schicksal Griechenlands auf dem Spiel, ging es um Sein oder Nichtsein der Polis? 550/49 v. Chr. Kyros II. löst sich von der Oberherrschaft der Meder und begründet das Perserreich. 547/46 v. Chr. Kyros erobert das Lyderreich des Kroisos. Die kleinasiatischen Griechenstädte geraten unter persische Herrschaft. 500–494 v. Chr. Milet entfacht einen Aufstand kleinasiatischer Griechenstädte gegen die persische Herrschaft („Ionischer Aufstand“), dem sich Eretria und Athen anschließen. Nach sechs Jahren scheitert der Aufstand. Milet wird zerstört. 490 v. Chr. Die Athener schlagen bei Marathon eine Invasionsarmee der Perser zurück. 483/82 v. Chr. Themistokles setzt in Athen den Bau einer großen Kriegsflotte durch. 481 v. Chr. Griechische Poleis schließen unter Führung Spartas eine Eidgenossenschaft (Symmachie) zur Abwehr der Perser. 480 v. Chr. 300 Spartaner unter König Leonidas sterben bei der Verteidigung des Thermopylenpasses. Die Perser ziehen nach Attika und erobern Athen. 480 v. Chr. Die Flotte der Griechen zwingt die Perser bei Salamis zum Abzug. 479 v. Chr. Die Griechen besiegen die Perser bei Plataiai und Mykale. 472 v. Chr. In Athen wird Aischylos‘ Tragödie „Die Perser“ aufgeführt. 1. Der Aufstieg der persischen Weltmacht Die Gründung des Reiches durch Kyros II. Die Eroberungen der Perser bis Kambyses 559 v. Chr. trat Kyros II. die Nachfolge seines Vaters als Vasallenfürst der Mederkönige an. Die Meder herrschten über ein Reich im iranischen Hochland, das sich im Westen und Süden bis nach Mesopotamien erstreckte. Vier Jahre später meuterten medische Truppen und liefen zu Kyros über. Kyros nahm den König der Meder gefangen, besetzte die Hauptstadt Ekbatana und übernahm selbst die Königswürde. So begann die Dynastie der Achaimeniden. Kaum an der Macht, startete Kyros einen stürmischen Eroberungszug. 547 v. Chr. unterwarf er das Lyderreich des Kroisos und die griechischen Poleis in Kleinasien. Nur die Hafenstadt Milet behielt einen Sonderstatus, den sie schon unter den Lyderkönigen besessen hatte; offenbar durfte sie sich selbst verwalten. 539 v. Chr. triumphierte Kyros über das neubabylonische Reich und stieß bis zur Grenze Ägyptens vor. Ein Jahr später starb er bei dem Versuch, sein Reich im Nordosten auszudehnen, doch sein Sohn Kambyses setzte die militärische Expansionspolitik fort. 522 v. Chr. eroberte er mit Unterstützung griechischer Schiffe von der Insel Samos das Pharaonenreich. Die Perser herrschten damit über alle Kulturreiche des Orients. 24 Die Entstehung und Ausbreitung des Perserreiches unter Kyros II., Kambyses und Dareios. Ein solches Riesenreich zu erobern war die eine, es zu beherrschen eine andere und nicht minder schwierige Leistung. Die Perser zogen deshalb von Beginn an einheimische Führungsschichten auf ihre Seite und tolerierten lokale Traditionen sowie angestammte Religionen und Kulte. Ihre Toleranz fand jedoch schnell ihre Grenzen, wenn die Untertanen sich weigerten, die absolute Herrschaft des Großkönigs anzuerkennen. Eine günstige Gelegenheit zur Rebellion ergab sich immer dann, wenn der Perserkönig an den Reichsgrenzen Krieg führte oder ein Thronwechsel im persischen Königshaus die Schlagkraft der Zentrale lähmte. Herrschaft über ein Weltreich Auch im medisch-persischen Stammland führtenThronintrigen und Machtkämpfe immer wieder zu schweren Spannungen. Aus einer dieser Thronwirren ging nach dem Tod des Kambyses der aus einer Seitenlinie der Achaimeniden stammende Dareios 522 v. Chr. als Sieger hervor. Nach der Sicherung der Herrschaft reformierte Dareios die Reichsstruktur grundlegend. Er teilte das Reich in zwanzig Provinzen, so genannte Satrapien, und unterstellte sie jeweils einem Statthalter, einem Satrapen. Der Satrap hatte drei Aufgaben: Er zog von den Untertanen jährliche Tribute (in Form von Geld, Edelmetallen oder Naturalien) ein und leitete einen Teil an die Schatzkammern des Großkönigs weiter. Ferner sorgte er durch Rechtsprechung und lokale Inspektionen für Ruhe und Ordnung und er war für die Verteidigung seines Herrschaftsgebietes verantwortlich. 513/12 v. Chr. unterwarf Dareios das Der Aufstieg des Dareios