Im Fokus: HEIMGESUCHT ALLE TERMINE

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Im Fokus: HEIMGESUCHT
Schauspiel von Sibylle Dudek – Uraufführung
Ab 12. März
ALLE TERMINE
März bis Mai 2011
HOME. SWEET HOME.
Interview mit Anthony Taylor
Eine Anzeigensonderveröffentlichung der
vom 26. Februar 2011
2
Liebe Leserinnen und Leser!
Dieses Theatermagazin erreicht Sie kurz vor Ausbruch der
karnevalistischen Hoch-Zeit. Ich hoffe, Sie haben die Kostüme schon parat – und wenn dann auch noch das Wetter mitspielt, steht dem närrischen Vergnügen nichts im Wege.
Wir bieten in diesem Jahr für Karnevalsflüchtlinge eine attraktive Alternative mit WERTHER, SPÄTLESE und unseren
„Blockbustern“ WEST SIDE STORY und einer Wiederaufnahme des Musicals SWEENEY TODD. Und als besonderen Spaß
haben wir uns für Karnevalsfreunde ausgedacht: Kommen
Sie zur ultimativ letzten Vorstellung von SWEENEY TODD
am 5. März zu zweit im Kostüm, und wir erstatten Ihnen die
günstigere der beiden Karten in Form eines Gutscheins an
der Abendkasse.
Außerdem prämieren die Koblenzer Karnevals-Funken „RotWeiß e.V.“ das schrillste und am besten zu SWEENEY TODD
passende Kostüm mit einem originellen Gewinn: einem Platz
auf dem Sessionswagen auf dem Rosenmontagszug!
Ich drücke die Daumen und wünsche Ihnen viel Spaß bei der
Lektüre dieser Zeitung!
Ihre
Juliane Wulfgramm
Dramaturgin
P.S: Übrigens freut sich unsere Magazin-Redaktion über Anregungen und Hinweise zum Theatermagazin,
per E-Mail an [email protected], sowie postalisch an: Theater Koblenz • Redaktion Theatermagazin • Clemensstraße 5 • 56068 Koblenz
Kartenreservierung im Internet: Für die meisten Vorstellungen können Sie auf unserer Website Karten reservieren.
Klicken Sie dazu einfach auf den entsprechenden Link im Spielplan oder bei den Vorstellungsdaten des gewünschten Stücks.
3
was ist nur mit unserer jugend los?!?
(Roman Senkl schreibt und übertreibt zur Jugend von heute)**
faul. ein bisschen. egozentrisch.
derbe, mit wenig bis kaum bis
gänzlich ohne sitte, anstand, respekt. ziellos. verdreht. verdorben. schmarotzend? verkorkst.
– wahnsinnige – die man oft
schlecht versteht, wenn sie reden.
oft will man das auch gar nicht.
dumm. hab ich faul erwähnt?!
ohne geschmack. irgendwie parasitär. und überall da am meisten
zu finden, wo sie am wenigsten
hingehören. und außerdem übertreiben sie. immer und überall.
das große, unbekannte – das
„alien“ & fremde mitten unter
uns. gut möglich, dass ich hier
ein KLEIN wenig übertreibe – wir
machen hier schließlich theater –,
aber: über „jugend“ wurde schon
immer gern und mehr noch viel
geredet. und oftmals wenig gutes.
wohin mit der nächsten
verlorenen generation?
sicher nicht ins theater. wenn man
alle kultur der welt an einem einzigen punkt der weltkarte – sagen
wir koblenz – zusammenscharren
könnte, möchte man die jungen
menschen von heute irgendwo in
australien vermuten. wenigstens
südliches afrika. kap der guten
hoffnung. oder freiwillig versenkt im
ozean darunter. ja, vieles ist geschehen seit anno dazumal eines jungen
menschen „werther“ noch die jugend en masse (zu dt. ‚in massen‘,
anm. f. d. jug.) in buch und selbstzerstörung lockte. das herz der
neuen medien – mit ihrer überflut
an reizen, schnelllebigkeit, leichter
konsumierbarkeit, stets & ohne jeden aufwand zu haben – buhlt mit
viel erfolg um die gunst der immer
nächsten „neuen generation“.
was also suchen
diese „aliens“ am theater?
was ich da sehe in unserem jugendclub? schreib- und spielwütige. von donnerstag zu donnerstag.
manchmal auch über wochenenden. manchmal auch zwischendrin. scheu vor extraschichten
(zumal während des abis?!) –
kennen die gar nicht. scheu vor
hausaufgaben – übles wort, aber:
„nope“. junge menschen – ich
nenn das jetzt mal so –, die über
eben diese welt – der oft zitierten
schönen neuen, den medialen
licht- und irrlichtern unserer zeit,
der schnellen, leichten konsumierbarkeit – sprechen. eben über
sich selbst sprechen. schreiben.
ehrlich. ohne selbstzensur-raster.
die um „sekundärliteratur“ bitten
(und wissen wie man das buchstabiert, das wort). und um „mehr
politische debatten“. und die am
ende dennoch nicht alles gar zu
ernst nehmen mögen. die sich immer wieder selbst ins bühnenlicht
stellen. „zerren“ (das klingt schön
theatralisch). weil sie am ende etwas sagen wollen. erzählen. über
sich z.b. ihre zeit. ihr leben. probleme. gefühle. ihre „aliens“. und
ganz alltägliches. über identität
und körper und neue, mögliche
formen der verzerrung, verschönerung, entstellung. der selbstdarstellung. der manipulation und
des selbstbetrugs. der möglichen
hoffnung. möglichen angst.
und was erzählt uns das?
wenn ihr sie seht – lauft so schnell
ihr könnt.
Foto: Thorsten Fiedler
Suchst du ein Vorbild, um ein Abbild zu sein?
Ein Scheinbild, das weint, nur um jemand zu sein
oder etwas oder weniger klein
als du bist, denn du zwängst dich wo rein
und du engst dich nur ein
und du atmest tief – nein!
Denn das kannst du nicht mehr,
was machst du’s so schwer,
wenn du willst, dass du mehr
bist als du selbst? Du machst kehrt.
Willst, dass niemand erfährt,
wie du dich spaltest
veraltest
neu entfaltest.
Behalt es.
Das Gute ist irgendwo Faser zum Flechten,
du sollst nicht fesseln, nicht knechten,
sollst nur mischen und kleben
und bau dir ein Seil, das dich heben
kann über die Köpfe hinweg, frei zu leben,
nach oben und unten zu schauen
zu sehen, wie andere Seile bauen,
mit Fasern von anderen,
mit Fasern von dir,
und alle werden sie bunter.
Und du Jule Bröcker
Jugendclub
lässt dich runter.
4
WAS IHR WOLLT
Eine kleine Frage
bitteschön ...
Komödie von William Shakespeare
liebt, entbrennt die sich hinter
Cesario verbergende Viola in
Liebe zu ihrem Herzog. Schon
hier stellt sich das für Shakespeares Komödien typische Verwechslungsspiel als durchaus
verschlungen dar. Doch der Liebesverwicklungen nicht genug:
Als auch noch der Bruder von
Viola-Cesario auftaucht, ist die
Verwirrung komplett...
Ab 19. März spielen wir das bislang personenreichste Stück
der vergangenen Spielzeiten in den Kammerspielen: WAS IHR
WOLLT, die verschlungene und turbulente Verwechslungskomödie von William Shakespeare. Der Originaltitel hat viel mit
Maskenbällen, karnevalistischen Umzügen und üppigen Feiern
zu tun – und passt somit ideal in die närrische Saison und in die
Leichtigkeit des beginnenden Frühlings.
Können Sie uns verraten, wie Shakespeare selbst das Stück im
Original nannte, das vermutlich 1601 oder 1602 uraufgeführt
wurde?
Nennen Sie uns bis zum 15. März 2011 die richtige Antwort und
gewinnen Sie mit ein wenig Glück zwei Eintrittskarten für eine
Aufführung Ihrer Wahl (mit Ausnahme der WEST SIDE STORY).
Die Aufführungstermine von März bis Mai 2011 finden Sie auf der
Terminseite 11.
Antworten an die Magazin-Redaktion per E-Mail an [email protected]
oder postalisch an: Theater Koblenz • Redaktion Theatermagazin • Clemensstraße 5 •
56068 Koblenz
Neu im Ensemble
... ist ein waschechtes New Yorker
Künstlerkind. 1979 in Greenwich
Village/Manhattan geboren und
mit vielen Puertoricanern in der
Upper West Side aufgewachsen.
Diese ganze Erinnerung konnte
er kürzlich in die Probenarbeit der
WEST SIDE STORY einbringen.
Was für ein glücklicher Zufall für
das ganze Team!
Mit vier Jahren hat ihn seine
Mutter, sie sang die Maria Magdalena in einer Einstudierung
von Andrew Lloyd Webber in JESUS CHRIST SUPERSTAR, schon
in die MET geschleift. Ich treffe
ihn auf der Probebühne 3 im Verwaltungsteil des Theaters und
Christopher sprudelt sofort los.
„Hier habe ich vorgespielt und
es war gleich so ein ZuhauseGefühl in mir. Ich wusste, dass
ich engagiert wurde. Die halbe
Musikabteilung samt Intendant
war dabei und wir haben locker
miteinander musiziert. Great!“
Christopher hat die Professional
Children School für talentierte
William Shakespeare
Orsino, Herzog von Illyrien, liebt
die Gräfin Olivia. Als Liebesboten sendet er seinen Diener Cesario. Was er nicht weiß: Hinter
dem vermeintlichen hübschen
Jüngling verbirgt sich eine
Frau. Während Olivia die Liebe Orsinos nicht erwidert, sich
jedoch in seinen Diener ver-
Inszenierung: Wolf E. Rahlfs
Bühne und Kostüme:
Franziska Smolarek
Dramaturgie: Anne Riecke
Mit: Sami El Gharbi, Marcel Hoffmann,
Jan Käfer, Dorothee Lochner, Isabel Mascarenhas, Felix Meyer, Jona Mues, David
Prosenc, Reinhard Riecke, Katja Thiele
Premiere am 19. März 2011
in den Kammerspielen
Christopher Bruckman...
Kinder in New York besucht und
sein Klavierstudium am Mannes
College of Music absolviert. Danach hatte er als Freiberufler,
hauptsächlich als Liedbegleiter
in New York, alle Hände voll zu
tun. „Es gibt so viele Theater, die
Leute wie mich engagieren, die
am Klavier fast wie ein ganzes Orchester spielen können und das
für kleines Geld. Dabei habe ich
meine Leidenschaft fürs Dirigieren entwickelt. Wir haben in der
Manhattan-Nachbarschaft
alle
komischen Opern und Operetten
von FLEDERMAUS bis DON PASQUALE übersetzt und aufgeführt.“
2006 startete er eine musikalische Pilgerreise nach Europa,
kam nach Wien und Salzburg, wo
er sich so „deep“ verliebte und in
der Schweiz schließlich konnte er
eine Ausbildung als Orchesterleiter machen.
Besonders freut er sich in Koblenz auf die vielen Produktionen in den unterschiedlichen
Sprachen und Musikrichtungen.
Kann man sich als New Yorker
in dem „kleinen“ Koblenz wohl
fühlen. „Sure, die Viertel überm
Teich sind auch nicht viel größer!“ sagt Christopher.
Ob es schon ein schillerndes Erlebnis in Koblenz für ihn gab, will
ich zum Schluss von ihm wissen.
„Oh, yeah, bei der Generalprobe
zum Kostproben-Abend für den
Freundeskreis fehlte der Sänger
des Leporello in DON GIOVANNI.
Ich hab dann die Partie gesungen
und war fast ein wenig enttäuscht,
als der Kollege Alexander Trauth
dann doch zur Vorstellung kam“,
lacht Christopher und verschwindet auf die nächste Probe.
Christopher Bruckman fühlt sich sichtlich wohl in dem „kleinen“ Koblenz.
Markus Scherer
5
Im Fokus: HEIMGESUCHT
Kassandra kehrt zurück in ihr
Elternhaus. Dort lebt ihr Vater
Christian inzwischen mit seiner
neuen Freundin Halina und – zum
Unwillen beider – mit ihrem Großvater Helmut, der sich dem gesellschaftlichen Ideal, alt, sanft und
weise, aber vor allem pflegeleicht
zu sein, widersetzt. Nach einem
vorgetäuschten Selbstmordversuch ist Helmut aus dem sorgfäl-
Schauspiel von Sibylle Dudek
tig ausgewählten Seniorenheim in
den Schoß der Familie zurückgekehrt. Kassandra soll ihn zum Gehen überreden. Doch sie hat etwas
anderes vor: verunsichert von ihrem Leben als erfolglose Schriftstellerin und von Selbstzweifeln
geplagt, sucht sie Sicherheit in
der Familie. Statt ihren Großvater
zum Gehen zu überreden, nistet
sie sich selber wieder Zuhause ein
und entdeckt die Familie als Sujet
für ihr Schreiben.
Das zweite Schauspiel, das Sibylle
Dudek, Hausautorin der Spielzeit
2009/10, für das Theater Koblenz
schreibt, erzählt von einer Familie, die vor der Zerreißprobe steht,
von Verantwortung, individueller
Glückssuche und der beständigen
Sehnsucht nach einem Zuhause.
Inszenierung: Olga Wildgruber
Bühne und Kostüme:
Claudia Rüll Calame-Rosset
Dramaturgie: Juliane Wulfgramm
Mit: Raphaela Crossey, Jana Gwosdek,
Tatjana Hölbing, Rainer Karsitz, Gerold
Ströher, Daniel Wagner
Fragen an Sibylle Dudek
zur Uraufführung von HEIMGESUCHT
In HEIMGESUCHT gibt es die
Figur der schreibenden Tochter
der Familie, die zwischen den
Ebenen wechselt: mal beschreibt
sie, mal prophezeit sie und mal
kann sie selbst der Entwicklung
im Stück nicht entkommen und
ist – durchaus nicht glücklich –
ins Geschehen involviert.
Warum schreibt sie sich keine glückliche Familie? Warum schreibt sie sich kein Stipendium in New York, einen Traummann und Geld
wie Heu?
Ich nehme an, weil das Unglück
eine größere Anziehungskraft
auf sie hat. Krisen sind Zeiten,
in denen man sehr intensiv fühlt
und lebt, und das sucht sie: Intensität. Natürlich gibt es ein
diffuses Sehnen nach einer eigenen Familie und Erfolg – nach
dem, was gemeinhin als Glück
angesehen wird – aber sie tut eigentlich nichts dafür. Unglück ist
das intensivere Gefühl und auch
literarisch von größerer Spannung. Und da sie ihr Leben wie
einen Roman denkt, ist das Unglück wohl einfach interessanter.
Es steckt sicher aber auch eine
Verweigerungshaltung dahinter. Glück ist ja momentan ein
wahnsinniger Verkaufsschlager.
Alleine wie viele Bestseller es
in den letzten Jahren dazu gab!
Und alle tun so, als könnte man
dauerhaft glücklich sein oder
glücklich werden. Daran glaube
ich nicht.
Natürlich sind Erfolge schön
oder eine Liebe, die sich erfüllt,
aber in sich tragen diese Glücksmomente doch immer schon das
Vergehen, den Verlust und das
Scheitern. Kassandra misstraut
dem Glück und auch der Glückssuche, die ihr Umfeld ja auf unterschiedliche Art und Weise
betreibt.
Impressum
Herausgeber:
Theater Koblenz
Clemensstraße 5
56068 Koblenz
V.i.S.d.P.:
Markus Dietze (Intendant)
Fotos:
Matthias Baus
Redaktion:
Juliane Wulfgramm
Anzeigen:
rz-Media GmbH
August-Horch-Str. 28
56070 Koblenz
Geschäftsführer: Jens Trabusch
Verkaufsleiter:
Günther Breuer
Druck:
Industriedienstleistungsgesellschaft
mbH, 56055 Koblenz
Kassandra – da assoziiert man natürlich sofort die trojanische Prinzessin, deren Prophezeiungen niemand Glauben schenkt. Leidet
Kassandra am Kassandrakomplex?
Auf eine Weise ja. Aber mir ging
es weniger darum, dass ihr niemand Glauben schenkt, als vielmehr um das Wissen, was sie
von sich und den Dingen hat. Die
mythologische Kassandra weiß
ja schon um ihr Ende und ihren
gewaltsamen Tod - sie sieht ihn
voraus, aber das ändert an ihrem Schicksal nichts. Sie muss
sehenden Auges in ihr Unglück
gehen.
Bei der Kassandra in HEIMGESUCHT ist das ähnlich, auch
wenn es hier nicht um Leben
und Tod geht. Sie sieht und hinterfragt viel, ohne es dadurch
ändern zu können. Sie hat das
Gefühl, immer Außenstehende
zu bleiben. Es gibt noch einen
anderen Aspekt: Kassandra hat
Foto: privat
sich ihren Namen ja nicht selber
gegeben. Das waren ihre Eltern,
die sich ein ganz besonderes
Kind gewünscht haben und mit
diesem besonderen Namen ihrem Wunsch Ausdruck verliehen
haben. Etwas ganz Besonderes
sein zu müssen, kann aber auch
ein Fluch sein. Für die Kassandra in meinem Stück ist es das.
Juliane Wulfgramm
6
Judiths WG (4)
Alles muss raus!
oder: Achtung,
hier kommt ein Karton.
Heute nacht hat mich ein Albtraum geweckt. Auf meinem Rücken brannte es und in meinem
Bett war es entsetzlich eng. Verklebten Auges tastete ich nach
rechts und links – niemand.
Knapp über mir jedoch schwebte
Rizomi in Figur einer bemalten
Kuh, ein fünfblättriges Kleeblatt
um den Hals und blonde Locken
um die Fesseln. Ich stand senkrecht im Bett. Wenn ich wieder zu
spät zur Generalprobe komme …
Das Engelchen war vor mir im
Bad – musste pinkeln und kürzte durch die Wand ab. Und ich?
Oh nein, wie spät ist es? Schon
kurz nach zehn? Noch zwanzig
Minuten? Wer sagt Klaus-Uwe
Bescheid? Wo ist mein Klavier?
Was war mit meinem Rücken?
Hufabdrücke. „Good bye, Horst.“
Rizomi? Ja, hm. Streit. Gestern.
Schlimm. Es ging um den Abwasch. Sie stellt immer ihre Gläser statt in die Spülmaschine neben die Spüle. Und dann stehen
sie da, zwei Tage, drei. Und ich
habe nie darauf geachtet, dass
sie sie immer zwei Tage, drei benutzt. Ich war halt …
*RAMON: entschuldigung, judith, dass ich da hier so reinplatze. aber da unten, kantine, wird
es grade ein bisschen übereng.
abgesehen
davon,
dass dein vieh … Judith nimmt R. den
Stift weg.
Jaja. Also gut. Rizomi ist über den
Winter fett geworden. Seitdem
wir zu siebt wohnen, steigt das
Konfliktpotenzial. Als ich dann neulich nachts die Hasen ängstlich
umklammert im Kühlschrank
und kurz darauf Rizomi in flagranti im Hasenkäfig erwischte,
riss mir die Hutschnur. Ich wollte
Horst nie wieder im Haus haben.
Horst, den hysterischen, ideellen
Untermieter der Theaterwohnung, R.´s innere Stimme. Und
seitdem Rizomi zum Vorlesen öfter dort war, klebt er sich immer
an sie ran. Das ist überhaupt
der Grund für die Fettigkeit. Und
meine Eifersucht. Das konnte ich
ihr aber nicht sagen. Das hatten
wir ja ei-gent-lich! schon längst
geklärt. Ich sagte nur: „Fuck off,
biatch!“ Das wiederum … ließ
sie sich nicht zweimal sagen.
Sie schnallte sich Horst auf den
Rücken und stob in die Theaterwohnung. Da lebt sie jetzt. Hat
alles stehen und liegen gelassen. Und immer, wenn ich von
meinem Büro in R.´s Wohnzimmer gegenüber linse, sehe ich
höchstens noch ihren Ringelschwanz aus der Türe huschen.
Rüber gehen … Ich bin noch
nicht so weit. Neulich habe ich in
ihrer verwaisten Kommode ein
signiertes Exemplar von Schulz
von Thuns „Miteinander reden“
gefunden, rein geschmiert den
Smash Hit aus „Trüffel“:
blasses grün
im lehnstuhl die liebe
hurz
Ja, hm. Ich brauche den Zw …
Und mein neuer Mitbewohner
hatte eine dieser Uhren mitgebracht, die scheinbar rückwärts
Judith Pielsticker
laufen.
Aus der Schreibwerkstatt
gedankensplitter 3:
gut, also sagen wir, wir treten eben durch die pforte der
theaterkantine. schummriges
licht. straßenlärm. theaterlebensformen – schauspieler,
sänger, tänzer & ein halbes
orchester –, die sich um vor
neben uns schlängeln, singen,
möglichkeiten des scheitern im 3. akt oder: KONFLIKT (endlich).
stretchen. morphen durch
perlende bühnenluft. theatrale
ursuppe. alles viel und laut und
gar nicht jeder gesprochene s-tz
ist im--r----ch-- zu verstehen.
ist hier frei ...? alles klar. und
wir also da, arm in arm, an
diesem wahrscheinlich fast
quadratischen tisch. und du
merkst schon – es wird ganz
eng hier, dicht. singendes,
tanzendes gewebe aus
fleisch und worten. und
lärm von der straße. und
irgendwo hinter uns vielleicht auch eine wortlose person. und ihre augen
kullern ohne fokus durch fünf
doppelspiegelbilder ihrer selbst
auf leeren gläsern. und sie wird
heute vielleicht noch irgendwo
ein leid zufügen. aber kommen
wir mal zur sache:
sagen wir, ich sage hier also:
ramon hat heute keine lust. auf
halbzeit, 3. akt. auf höhepunkt.
diese ganze katastrophe. kämpfen. schreiben. und sich wieder
nur selber sprechen hören. über
koblenz. oder text. oder theater.
„kunst“. oder szenen bauen,
„DIALOG“. und schlussendlich
wieder alles irgendwie enden
sehen, scheitern auf halber
strecke viel zu abrupt, grotesk,
und zeichenm-- viel zu viel
und also am ende viel zu wenig
und gek. u. sow. u. überh.:
unverständlich. kennen wir ja
inzwischen. und sagen wir also,
ramon hätte ohnehin mal gesagt
„dir zuhören“ und er sage, ich
sage, wieso drehen wir das spiel
dann nicht mal um – ich frage.
du sprichst. einverstanden? sag
wenn es dich-? also gut – ..immer willst du wissen, wie ich
dich finde – ich könnte fragen,
wie findest z.b. DU dich denn!?
– oder anders gefragt: wenn
also DU jetzt unsere geschichte
weiter, zuende schreiben müsstest. was denkst DU denn, was
passieren müsste, zwischen dir
und mir?
KR.: ja also nein- es geht mal
ausnahmsweise nicht um theater – „figuren“. oder „konflikt“.
nicht sowas. hör zu – was ich
sagen will, koblenz, ist einfach
nur: was MÜSSTE denn passieren – 6 monate beziehung.
höhen. tiefen. was sollte man
ins auge fassen, worüber denn
reden – jetzt und zwischen uns!?
auftritt >hr. wagner< & >hausautor<
HR. WAGNER: leute, hört mal
bitte her, ich brauch malJUDITH: Rizomi ist weg. Wächst
mir allesFortsetzung auf Seite 7.
7
Fortsetzung von Seite 6.
R.: leute, das ist -rritierend,
wir versuchen hier ein gespr-- führen! ich glaube, das hier
ist wichtig. also – ich red hier
also erstmal von dem worum es
geht.
KR.: schön, wenn noch einmal
das wort „konf--“ fällt, komm
ich rüber und hK-!
heftiges handgemenge, schreie,
blut, erdbeben. flut. das gebäude erschüttert. einige personen
gehen schwer verletzt zu boden.
HAUSAUTOR: damit hab ich n--(stirbt.)
Ramon flieht – s.* und ** – allgemeine und äußerste verwirrung, während MONI (ex machina) beginnt, servietten, körper
und diversen kantinenabfall mit
den übrigen anwesenden aus
der türe zu fegen. eine wortlose person steht auf, ohne zu
bezahlen, und geht.
unter heft. gedöse fällt d.
VORHANG.
Roman Senkl, Hausautor
LATE NIGHT: Veranstaltungsreihe
„Nachtgesänge“: Die Nacht als Zeit des Irrationalen, der Sehnsucht
nach Ruhe und nicht zuletzt nach dem Tod – ein Faszinosum für
Musik und Literatur.
Konzept: Doris Schumacher
Mit: Aurea Marston, Felix Meyer, Karsten Huschke (Klavier)
17.3.2011, 22:00 Uhr – Treffpunkt Foyer
„HOTDOG“ - Szenischer Monolog mit TV und iPhone
Ein Mann mittleren Alters wird sich selber unerklärlich. In einer
Welt, vulgo Deutschland, gesteht man Revolutionen nur Jugendlichen (in der Mode) oder Toten (RAF) zu. Was tun, wenn man beides
nicht ist und dann noch allein und trotzdem will? Was tun?
Regie: Alexander Wang
Mit: Klaus Philipp
14.4.2011, 22:00 Uhr – Treffpunkt Foyer
Gedanken zur
Musikvermittlung
Warum nicht auch mal Musik? – Nein, nicht die neusten
Charts. Wie wäre es mit sogenannter klassischer Musik!
Und warum nicht mal live – so
ganz in echt, Musiker in Aktion
erleben, hören, sehen, die Atmosphäre spüren, eintauchen,
sich mitnehmen lassen in eine
andere Welt ... Ja, warum denn
eigentlich nicht?
Für viele Menschen scheint es
eine Hemmschwelle zu geben,
diesen Schritt zu wagen. Fehlt
es an Zeit, Interesse, Geld?
Am Gefühl der Zugehörigkeit?
Kann man mit den Werken, die
aufgeführt werden nichts anfangen? Sind die Konzerte zu
lang? – zu langwierig? Verunsichert die Begegnung mit ungewohnten Klangwelten, mit einer
nicht vertrauten Umgebung?
Erscheint einem diese Welt zu
abstrakt, gar zusammenhangslos? Die Frage, wie man mehr
Menschen erreichen kann, wie
Orchesterkonzerte auch für ein
junges oder ein ‚jungfräuliches’
Publikum, für ein Publikum aus
anderen Kulturkreisen ebenso
wie für das heimische Publikum interessant gestaltet werden können, beschäftigt uns
zunehmend.
Seit Januar bin ich beim Staatsorchester Rheinische Philhar-
monie als Konzertpädagogin
beschäftigt und ich habe ein
Anliegen: Ich möchte Sie und
Euch anstecken mit meiner Begeisterung und Faszination für
die Musik. Bei mir hat alles angefangen, als ich mit meinem
Instrument, Oboe, Mitglied im
Jugendsinfonieorchester Bremen wurde. Dieses Gefühl, Teil
von einem großen Ganzen zu
sein, gemeinsam musikalisch
zu arbeiten, zuhören zu lernen,
etwas gemeinsames zu erschaffen und Menschen damit
zu erreichen, ist einmalig. Musik kann so viel! Berühren, erzählen, kulturelle Differenzen
und Sprachbarrieren überbrücken, dazu beitragen die Ohren
und Seelen zu öffnen und sie
lehrt, sein Gegenüber anders
wahrzunehmen.
Stellvertretend für das Staatsorchester Rheinische Philharmonie möchte ich Sie und Euch
einladen
„R(h)einzu:blicken“
und zu entdecken, „R(h)
einzu:tauchen“, teilzunehmen!
Es gibt neben unseren Konzerten bereits einige Projekte
Foto: privat
– insbesondere für Kinder und
Jugendliche – die über den reinen Besuch eines Konzertes
hinaus reichen. Neu geplant
sind, u.a. eine Art ‚musikalischer Führerschein’ für Grundschüler und die Reihe R(h)
ein:geblickt – ein Besuch beim
Orchester, eine Kooperation
mit der katholischen Familienbildungsstätte Koblenz, bei
der interessierte Menschen,
Familien, Senioren nach einem gemeinsamen informellen
Gespräch und Einführung die
Gelegenheit haben, eine Generalprobe des Orchesters mitzuerleben, mit den Musikern zu
reden und Fragen zu stellen.
Auch arbeiten wir daran, das
Programm noch mehr auszuweiten. Wir suchen Zugänge für
jeden, ob groß oder klein, aus
diesem Kulturkreis oder einem
anderen. Wir wollen erreichen,
verbinden, Brücken schlagen,
faszinieren und begeistern.
In diesem Sinne möchte ich Sie
ermuntern, mir jegliche Wünsche und Anregungen, Vorschläge und Kritik mitzuteilen
([email protected]) und freue mich
darauf, Sie hoffentlich bald bei
einem unserer Konzerte oder
Projekte begrüßen zu dürfen!
Zoë Schempp, Konzertpädagogin des
Staatsorchesters Rheinische Philharmonie
8
Neu im Ensemble
Roxana Ionescu ...
... wurde am 17. Juli 1979 in Bukarest/Rumänien geboren. Bereits im Alter von fünf Jahren
hat sie Klavierspielen gelernt,
im Haus ihrer Tanten, die „sehr
schön dilettantisch“ gespielt haben und deshalb auf Roxana aufmerksam wurden. Mit sechs Jahren wurde sie an der Musikschule
in Bukarest aufgenommen, von
der ersten Klasse bis zum Abitur.
Danach hat sie noch zwei Jahre
an der Musikuniversität in Bukarest Klavier studiert, bevor sie
im Jahr 2000 auf die Hochschule
nach Weimar wechselte, um dort
ihr Diplom in den Fächern Klavier
und Opernrepetition zu machen.
Ihr erstes Engagement hatte sie
im schönen Annaberg-Buchholz
im Erzgebirge. 2007 bis 2009 war
sie am Theater Linz/Österreich
als Solorepetitorin engagiert.
Durch Zufall hat sie von der freien
Stelle der Studienleitung in Koblenz gehört, hat vorgespielt und
wurde engagiert.
Koblenz gleicht sehr ihrer früheren Wirkungsstätte Linz, findet
Roxana, dort die Donau, hier der
Rhein und als Zugabe noch die
Mosel. Diese Nähe zu den Flüssen schätzt sie besonders. Weniger schön findet sie die vielen
Baustellen, die zurzeit in Koblenz das Stadtbild markieren,
aber die besondere Freundlichkeit und Fröhlichkeit der Koblenzer macht das alles wieder
wett. Sie will die schöne Stadt
und ihre Umgebung noch besser kennen lernen, dazu fehlt
bisher die Zeit. Die Oper DIE
NASE war ihr bisheriges Highlight am Theater Koblenz, da sie
Schostakowitsch sehr liebt und
Olga Engelmann
Olga Engelmann wurde bei einem Praxissemester
mit dem Theatervirus infiziert.
überhaupt der „modernen Musik“ sehr
zugewandt ist. Sie
freut sich unglaublich auf ALCESTE
(Premiere am 9. April) und auch auf die
Einstudierung
für
DIE DREI RÄTSEL in
der Kulturfabrik mit
Kindern und „alten“
Profis.
Auch für andere
Sparten kommt Roxana ins Schwärmen: Den OEDIPUS
fand sie als großer
Fan der griechischen
Stoffe ganz toll.
Sehr gespannt ist sie
auf den Karneval in Roxana Ionescu hatte mit der Oper DIE NASE ihr erstes Highlight am
Koblenz, den kennt Theater Koblenz.
sie ja noch gar nicht.
Mich interessiert, wo sie ihren Kletterin mit ihrem Verlobten
Ausgleich für ihren so hoch- mal eben einen Viertausender.
konzentrierten und intensiven „Für mehr Höhenmeter reicht
Job findet. An den wenigen frei- die Zeit leider nicht“ schmunzelt
en Wochenenden besteigt die Roxana. Respekt!
Markus Scherer
begeisterte Bergwanderin und
...
... wurde 1987 in Omsk (Russland) geboren. 1995 zog sie mit
ihrer Familie zur Verwandtschaft
nach Andernach. Als wir uns
treffen, hat sie das Diplom für
Ihr Architekturstudium an der
FH Koblenz gerade bekommen.
Das sieht gut aus!
Im vergangenen Jahr absolvierte
sie ihr Praxissemester am Theater Koblenz, hat die berühmte
Theaterluft geschnuppert und
wurde mit dem Theatervirus infiziert. Kurz darauf wurde die
Stelle der Technischen Assistenz (nicht gerade ein typischer
Frauenberuf) frei und sie hat zu-
geschlagen. Sie ist fasziniert von
den unterschiedlichen Aufgaben
am Theater. Dazu gehören die
Betreuung der Produktionen,
insbesondere der Bühnenbildner, die Beschaffung von Arbeitsmaterial, das Anfertigen von
Zeichnungen für die Werkstätten
(Schreinerei, Schlosserei und
Malsaal), sowie die Organisation. Besonders aufwändig war in
dieser Spielzeit die Produktion
der Schostakowitsch-Oper DIE
NASE, bei der alle Beteiligten
an die Grenze ihrer Kapazitäten gegangen sind. Da Olga an
der FH auch im ASTA sehr en-
gagiert war, ist sie nach wie vor
ehrenamtlich für z.B. politische
Veranstaltungen tätig. Die Architektur will sie auch nicht aus den
Augen lassen und träumt von
einer Karriere, wo sie die künstlerische und technische Arbeit
kombinieren kann. Am Theater
ist sie, weil sie über ein weiteres
Studium letztlich Bühnenbildnerin werden möchte; und es kann
ja nicht schaden, sich ein zweites Standbein mit der (Innen-)
Architektur zu erhalten. Diese
Kreativität kann man natürlich
nur im Theater ausleben!
Markus Scherer
9
Home. Sweet Home.
Ein Besuch bei Anthony Taylor im
Dachgeschoss eines Altbaus in
der Kurfürstenstraße erfordert
gute Kondition. Überall in seiner
Wohnung stehen Bücherregale.
Da in Kürze ein Umzug ansteht,
ist Tony im Ausmist-Fieber. Also
darf ich mir erst einmal Bücher
und Programmhefte aus einem
großen Stapel aussuchen, bevor
wir beginnen, über ihn und seine
Koblenzer Zeit zu reden.
Wie sieht dein Alltag aus?
Im Moment hat der einen weiblichen Namen – ALMA MAHLER.
Am 25. März ist die Premiere. Ich
stehe früh auf, denn ich brauche
morgens meine Stunde, in der
ich mich bei einer Tasse Tee auf
die Proben des Tages vorbereite.
Proben und Training umfassen
dann ca. sieben Stunden des
Tages. Wie viele Stunden das
auf mein gesamtes Berufsleben
umgerechnet ausmacht, kann
kein Mensch sagen. Schließlich
waren es über hundert Ballettabende.
Lass uns doch einmal auf den Anfang deines
Berufsweges schauen.
Mit dem Tanzen habe ich begonnen im Alter von fünf oder
sechs Jahren. So lange ich klein
war, fanden meine Eltern das
auch sehr putzig. Als sich daraus mein Berufswunsch ergab,
änderte sich ihre Meinung allerdings. Und mit Beginn der
Interview mit Ballettdirektor Anthony Taylor
höheren Schule verlangten sie,
dass ich mich ausschließlich auf
die schulische Leistung konzentrierte. Aber mit Hilfe meiner
Großmutter machte ich heimlich
mit dem Tanzen weiter. Sie war
es auch, die mich schon als kleines Kind mit klassischer Musik
vertraut gemacht hatte.
Mit 16 wusste ich dann: Wenn ich
Tänzer werden will, muss ich jetzt
nach London zum Vortanzen – vormittags an der Royal Ballet School, nachmittags an der Rambert School. Beide
wollten mich auf Anhieb nehmen.
Ich teilte also meinen Eltern mit:
Ich gehe jetzt nach London, ich
habe ein Stipendium, es kostet
euch nichts. Mein Vater hat drei
Tage lang getobt, hat mich im
Zimmer eingesperrt, aber geändert hat das nichts an meinem
Entschluss. Ich besuchte dann
die Rambert School, mit 17 landete ich zudem beim Fernsehballett – aber mit meinen 1,86
wurde ich ständig angeschrieen:
Du bist zu lang, du bist zu dünn!
Nach einer Tourneevorstellung,
ich war inzwischen 19, sprach
mich ein kleiner dicker Mann an:
Ich bin Ballettchef in Deutschland, willst Du zu mir kommen?
Ich hatte überhaupt keine Ahnung, wo Dortmund ist, aber ich
sagte zu.
ALMA, MEINE SEELE
Im August 1910 begab sich Gustav Mahler auf eine mehrmonatige Konzertreise durch Europa
und Amerika. In seinem Komponierhäuschen ließ er die Entwürfe zur 10. Symphonie zurück.
Er wusste längst, dass er schwer
krank war. Seelisch litt er zudem
an dem Verhältnis seiner Frau
Alma zu dem jungen Architekten
Walter Gropius. Zwar hatte Alma,
vor die Wahl gestellt, die Affäre
beendet, doch der Schmerz in
Gustav Mahlers Seele saß tief. Er
starb, bevor er sich seiner Symphonie noch einmal zuwenden
konnte.
Musikalische Leitung: Jan Stulen
Choreografie: Anthony Taylor
Bühne: Dirk Steffen Göpfert
Kostüme: Claudia Caséra
Dramaturgie: Juliane Wulfgramm
Mit: Martina Angioloni, Yolanda Bretones
Borra, Melanie Bürkle, Irina Golovatskaia,
Yao-Yi Hsu, Asuka Inoue, Olivia Jenkins,
Michael Jeske, Alexey Lukashevich, Louis Marteau, Rory Stead, Iskra Stoyanova,
Campbell Watt, Nathaniel Yelton
Staatsorchester Rheinische Philharmonie
Premiere am 25. März 2011
Das war toll: ein Jahresvertrag mit 640 Mark im Monat.
Und dann war meine erste Vorstellung: „Clivia“ – also stand
ich auf einer deutschen Bühne
und tanzte Flamenco! Und kein
Mensch hat mir gesagt warum!
Zwei Wochen später landete ich
auf dem Mond in „Frau Luna“
und wusste wieder nicht warum.
Ich war schnell enttäuscht. Doch
schon bevor ich in Dortmund anfing, hatte ich den Vertrag für ein
Anschlussengagement in Oslo.
Das zu wissen half mir über die
Anfangszeit hinweg. Dann fuhren
gute Freunde nach Hannover zu
einem Vortanzen für eine neue
Kompanie in Bremen. Da ich
Hannover nicht kannte, fuhr ich
mit und tanzte auch vor – obwohl
ich es ja nicht brauchte. Aber
letztlich war ich der einzige, der
genommen wurde. Und Richard
Adama, der Ballettchef, sagte:
Ich mache dich zum Solotänzer.
Also sagte ich Oslo ab und ging
nach Bremen. Dort bekam ich
Hauptrollen, konnte gastieren
– zum Beispiel in Kiel / Lübeck,
was damals ein gemeinsames
Ballett hatte. Dort tanzte ich als
Gast den Prinzen in „Schwanensee“ und wechselte nach drei
Jahren in Bremen nach Kiel, wo
ich immerhin 14 Jahre blieb. Ich
erhielt ein Engagement als erster Solotänzer, wurde dann aber
auch Assistent des Ballettdirektors und begann zu choreografieren: erst in Musiktheater- und
Schauspielinszenierungen (auch
auf Plattdeutsch, wovon ich kein
Wort verstand), später dann große Ballettabende.
Und dann begann schon die Ära Koblenz?
Eigentlich plante ich, Trainingsleiter an einer großen Kompanie
zu werden. Ich hatte mehrere
Bewerbungstermine und kam an
meinem Geburtstag im Dezember gerade zurück aus Holland,
als mein Telefon läutete und das
Stadttheater Koblenz anrief – auf
der Suche nach einem Ballettmeister. Zunächst zögerte ich
noch… aber die Koblenzer blieben hartnäckig und am Valentinstag kam der nächste Anruf
und ich habe das erste
Fortsetzung auf Seite 10.
10
Fortsetzung Seite 9.
Mal mit Hannes Houska gesprochen. Und so kam ich zu meinem Vertrag in Koblenz für zwei
Jahre, aus denen schließlich 29
wurden. Die Kompanie bestand
damals aus drei Männern und
elf Frauen: ein echtes Operettenballett. Es hat fast zehn Jahre
gedauert, um ein Ensemble aus
gleichviel Männern und Frauen
zu etablieren.
Und so bist du in Koblenz geblieben?
Ja, ich hatte zwar auch Angebote
von anderen Häusern. Aber nach
der langen Zeit, in der ich hier
meine Kompanie aufgebaut hatte, wollte ich nicht noch einmal
anderswo ganz von vorne anfangen. Und ich habe mich in Koblenz auch wohl gefühlt. Ich hatte
die Freiheit, an anderen Häusern
zu gastieren. Ich kann jedenfalls
von meiner Koblenzer Zeit sagen: sie war wertvoll und nichts
hier war umsonst. Und ich kann
mit dem ruhigen Gefühl gehen:
Es geht weiter hier, für meine
Tänzer, für das Ballett Koblenz.
Und was planst du nun nach der ALMA?
Ich ziehe nach Gießen zu meiner
Frau, die am dortigen Theater
als Schauspielerin engagiert ist.
Und ich habe Angebote, als Gast
zu choreografieren, wenn ich
Lust dazu habe. Aber ich muss
ja auch den Prozess durchmachen, nicht zu arbeiten. Die
Idee, ein Buch zu lesen, ohne an
einen Ballettabend zu denken,
oder – noch deutlicher – Musik zu hören, ohne im Geiste zu
choreografieren, das sind ja alles neue Erfahrungen für mich.
Nach 50 Jahren Berufsleben
wird das spannend. Aber ich
habe immer noch meine Neugier auf Neues, das ändert sich
zum Glück nicht.
Juliane Wulfgramm
FREUNDESKREIS
THEATER KOBLENZ
Anthony Taylors Ballettabend ALMA, MEINE SEELE hat am 25.
März Premiere. Das Staatsorchester Rheinische Philharmonie
spielt unter der Leitung von Jan Stulen die 10. Symphonie von
Gustav Mahler. Der Komponist starb, bevor er sein letztes Werk
vollenden konnte. So hinterließ er ein Fragment – und gibt dem
Ballettabend, ALMA, MEINE SEELE Anlass, sich aus verschiedenen Perspektiven, aus verschiedenen Bruchstücken eines zu
Ende gehenden Lebens den großen existenziellen Themen Liebe
und Tod, Kunst und Leben anzunähern.
Der Freundeskreis Theater Koblenz e.V. unterstützt Anthony Taylors Ballettabend ALMA, MEINE SEELE durch einen finanziellen
Zuschuss und wünscht an dieser Stelle viel Erfolg und TOI-TOITOI!
Werden auch Sie Mitglied im Freundeskreis Theater Koblenz e.V.
und unterstützen Sie mit Ihrem Mitgliedsbeitrag das Theater Koblenz.
www.freundeskreis-theater-koblenz.de
März - Mai 2011
WERTHER
Lyrisches Drama von Jules Massenet
1./11. März
14./17./21./25. April
GROSSES HAUS
SWEENEY TODD
Musical von Stephen Sondheim
2./5. März
GROSSES HAUS
Musical von Leonard Bernstein
6./7./10. März
23. April
GROSSES HAUS
HEIMGESUCHT
12./15./21./23./31. März
8./10./11./28. April
14./15. Mai
GROSSES HAUS
WEST SIDE STORY
Schauspiel von Sibylle Dudek · Uraufführung
OEDIPUS
Tragödie von Sophokles
WAS IHR WOLLT
Komödie von William Shakespeare
ALMA, MEINE SEELE
Ballettabend von Anthony Taylor
ALCESTE
Tragedia von Christoph Willibald Gluck
KASIMIR UND KAROLINE
Volksstück von Ödön von Horváth
DAS KLEINE ICH-BIN-ICH
Musikalisches Erzähltheater von Elisabeth Naske
Mobile Produktion für Kinder ab 3 Jahren
13./14./18./26./27. März
19./24./28./30. März
2./5./7./8./12./15./16. April
GROSSES HAUS
KAMMERSPIELE
25. März
12./18./30. April
4. Mai
?
GROSSES HAUS
Einführungssoiree: 3. April
9./16./20./24. April
3./5./20./30. Mai
?
GROSSES HAUS
7./9./12./13./21./22.
25./28./29./31. Mai
?
GROSSES HAUS
13. März
22. Mai
FLASCHE LEER
Klassenzimmerstück von Thilo Reffert
?
seit September
als mobile Produktion zu
buchen über die Theaterkasse
PROBEBÜHNE 2
als mobile Produktion zu
buchen über die Theaterkasse
UNTERWEGS
DAS TRAUMFRESSERCHEN
Klassenzimmerstück von Thilo Reffert
IS IT ME?
Projekt des Jugendclubs
20./21./27./28. April
auf der BUGA
29./30. April
3./6./12./13./19./21./27. Mai
KAMMERSPIELE
17./27. Mai
auf der BUGA
IRRGARTEN DER GEFÜHLE
Ein Shakespeare-Projekt
?
Werkeinführung jeweils 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn im Oberen Foyer
Änderungen vorbehalten!
Wer hier sitzt, zahlt 20% weniger!*
HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN
MACBETH
RIDICULE
LA NAVARRAISE / LES BOULINGRIN
CLAVIGO
DIE ZAUBERFLÖTE
CABARET
FRA DIAVOLO
HUMANKAPITAL
LOHENGRIN
UND EWIG RAUSCHEN DIE GELDER
GISELLE
www.theater-koblenz.de
Die Spielzeit
2011/2012
Abonnements
ab 15. März 2011
* Inhaber/innen eines Voll-Abonnements des
Theaters Koblenz mit 12 Vorstellungen im Großen
Haus sparen relativ zum Kassenpreis 20%. VollAbonnements gibt es jeweils bezogen auf einen
spezifischen Wochentag für alle Wochentage außer montags in den Preiskategorien 1, 2, 3 und
4; Platzverfügbarkeit vorausgesetzt. Der Rabatt
für andere Abonnements ist geringer als der für
Voll-Abonnements. Genaue Preise und Bestellmöglichkeiten ab dem 15. März 2011 an der Theaterkasse und unter www.theater-koblenz.de · Betriebsbedingte Spielplanänderungen vorbehalten.
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