„Neue Zukunft für ältere Häuser“ - Ergebnisse der Pilotstudie Bottrop, Windmühlenweg Ein Beitrag zum Quartiersmanagement in der energetischen Stadtsanierung Ludger Kloidt, NRW.URBAN "Einfamilienhausquartiere der Zukunft„ am 26. September in Ahaus Im Auftrag der Chart 1 Wir über uns § NRW.URBAN ist im Geschäftsbereich des Ministeriums für Bauen, Wohnen , Stadtentwicklung und Verkehr angesiedelt. Alle Fachabteilungen des MBWSV und deren nachgeordnete Bereiche können auf die Dienstleistungen von NRW.URBAN zurückgreifen. § NRW.URBAN wird als Kompetenzzentrum des Landes und für die Kommunen im Feld Stadtentwicklung geführt und weiter entwickelt. § Die NRW.URBAN wird in laufende Diskussionen zu den Themen Stadtentwicklung, Stadtumbau und Strukturpolitik, Konversion sowie Flächenrecycling, Wohnungsbau und -entwicklung einbezogen. Chart 2 Aktivierung und Qualitätsverbesserung innenstadtnaher Wohnquartiere - Ausgangssituation § Innenstadtnahe Wohngebiete in Städten und Gemeinden in NRW sind häufig im Zeitraum der 50 er -70er Jahre entstanden § Sie stehen in vielen Städten in Konkurrenz zu neueren Bestandsgebieten und häufig zu Neubaugebieten. § Gebäude sind im Besitz von Einzeleigentümern, die häufig im fortgeschrittenen Alter sind; Eigentümerwechsel (Verkauf, Erbfall) sind in den nächsten Jahren wahrscheinlich § Baulich-räumlicher Zustand der Gebäude ist häufig optimierungswürdig und energetisch sanierungsbedürftig § Die jährliche Sanierungsquote in Bestandsgebäuden liegt bei 1 % § Die Aktivierung von Einzeleigentümern, in ihre Immobilie im Sinne von Energieeffizienz, Sicherheit und Barrierefreiheit zu investieren, ist bislang nicht gelungen § Für die Erzielung von Mengeneffekten in der energetischen Erneuerung ist diese Zielgruppe von zentraler Bedeutung Chart 3 „Optimieren von Quartieren“ - Thesen und Ziele - Ø Quartiere zukunftsfähig machen und konkurrenzfähig halten Ø Integration verschiedener Förderprogramme und Finanzierungswege Ø Privateigentümer aktivieren; Gebäudewerte erhalten; Ø Erneuerungsquote heben Chart 4 Zentraler Projektbaustein in der Quartiersentwicklung: „Neue Zukunft für ältere Häuser“ § NRW.URBAN hat in Kooperation mit der NRW.BANK ein Konzept zur Energetischen Erneuerung und baulichen Optimierung von Einfamilienhäusern entwickelt § Das sind die Eckpunkte: • Konkreter Gebietsbezug/Gebietsabgrenzung • Kampagnenmäßiger Projektzeitraum • Energetische und Nutzungsoptimierung, Werthaltigkeit • Aufsuchende Beratung, individueller Ansatz auf der Basis standardisierter Verfahren • Objektbezogene Aussage, für Umsetzung unmittelbar verwertbar • Begleitkommunikation auf Quartiersebene • Evaluierung, Monitoring Chart 5 Das Pilotquartier: Bottrop, Windmühlenweg Lage § Quartier am westlichen Rand des Stadtbezirks Stadtmitte § ca. 1 km Entfernung zum Zentrum mit Altstadt und Fußgängerzone § Das Quartier umfasst die Straßen Fähndrichsweg, Im Wilmkesfeld und Windmühlenweg § Teil des Projektgebietes der Innovation City Ruhr Chart 6 Das Pilotquartier: Bottrop, Windmühlenweg Charakteristik § Bautypen: Einfamilienhäuser, Doppel- und Reihenhäuser § Entstehung: überwiegend in den 50er Jahren und später § Stand der Modernisierung: Sehr heterogen § Überwiegend selbstgenutztes Einzeleigentum § Eigentümer zum großen Teil seit mehreren Jahrzehnten im Quartier ansässig 160 Eigentümer Chart 7 Was haben wir gemacht? Aktivierung der Eigentümer § Presseinformation / Pressegespräch § Zentrale Informationsveranstaltung § Bürgerschaftliche Einrichtungen (Vereine, etc.) § Persönliches Anschreiben an alle Eigentümer § Telefonaktion mit persönlicher Ansprache der Eigentümer § Information und persönliches Gesprächsangebot im Beratungscontainer vor Ort § ein bis zwei Beratungstermine beim Eigentümer im Haus Chart 8 Grunddaten und Teilnahme Chart 9 Was haben wir gemacht? Bestandsaufnahme: § Technischer Gebäudezustand – insbesondere energiewirksame Bauteile (Dach, Fenster, Fassade) § Anlagentechnik (Heizungs- und Warmwasseranlage) Aber auch: § Barrierefreiheit/ Zugänglichkeit (innen und außen) § Einrichtungen zu Sicherheit und Einbruchschutz § Standardisierter Fragebogen zu Einstellungen, Absichten und Motivlagen der Eigentümer Chart 10 Die individuelle Beratungsmappe Dokumentiert die gebäudebezogenen, individualisierten Aussagen, vorgeschlagenen Maßnahmen und Umsetzungsmöglichkeiten: § Energieberatungsbericht • Kennzeichnet Bauteile mit Potenzial für Einsparmaßnahmen • Einstufung des Gebäudes in eine Skala nach EnEV 2009 hinsichtlich des Primärenergiebedarfs • Energetischer Ist-Zustand des Gebäudes Chart 11 Die individuelle Beratungsmappe Dokumentiert die gebäudebezogenen, individualisierten Aussagen, vorgeschlagenen Maßnahmen und Umsetzungsmöglichkeiten: § Modernisierungsvarianten: 1. Kostengünstige Modernisierung von Einzelbausteinen 2. Umfassendere Variante 3. Komplettsanierung mit dem Ziel Qualitätsbereich „Saniertes Gebäude nach EnEV“ § Individuelle Förderberechnung • für Programme der NRW.BANK und der KfW § Hinweise zum altengerechten Wohnen § Hinweise zu Barrierefreiheit und Sicherheit Chart 12 Ergebnis: Aktivierung der Eigentümer 81% § Von den 160 Eigentümern im Projektgebiet konnten 30 für die Beratung gewonnen werden. § Das ist eine Teilnehmerquote von 19% § Diese Quote liegt damit, um das 2- bis 4-fache über den Erfahrungswerten bei stationären Beratungsangeboten 19% § 23 % der teilnehmenden Eigentümer wurden über die Infoveranstaltung gewonnen § Weitere 20 % wurden über die persönlichen Anschreiben erreicht § Schließlich konnten weit mehr als die Hälfte (57 %) erst dann über die anschließende Telefonaktion aktiviert werden 23% 57% 20% Chart 13 Ergebnis: Aktivierung der Eigentümer Konsequenz Ø Eine direkte, persönliche, mehrfache Ansprache der Eigentümer ist zur Erreichung einer hohen Beteiligungsquote unerlässlich Ø Die Aktivierungsquote über die aufsuchende Beratung ist signifikant höher als bei stationärem Beratungsangebot Chart 14 Ergebnis: Energetische und bauliche Analyse Energie § Dächer und oberste Decken sind häufig gedämmt (Bedarf um die 20%) Sanierungsbedarf nach Bauteilen Kellerdecke § 60 % Bedarf nach Dämmung Kellerdecken und (erneuter) Erneuerung der Fenster Oberste Decke Dach Fenster § 60 % der Heizungsanlagen sind älter als 15 Jahre und erneuerungsbedürftig Außenwand Anlagentechnik 0% § Es besteht hoher Bedarf an Außenwanddämmungen, nämlich 80 % Ø Bestätigt die Erwartungen und die Bedarfsschwerpunkte 20% 40% 60% 80% 100% Chart 15 Ergebnis: Was ist maximal erreichbar? Energieeinsparpotential § 46 % Primärenergie, das sind 700.000 kWh/a Primärenergiebedarf kWh/m²a § Spitzenwerte über 70 % § Reduzierung CO2 – Ausstoß 170 t pro Jahr 8000 6000 4000 Heizkostensenkung § Insgesamt ca. 44.000 € im Jahr § Im Durchschnitt 1.500 € pro Haus 2000 0 IST-Zustand Nach vorgeschlagenen Maßnahmen Chart 16 Ergebnis: Barrierefreiheit und Sicherheit Barrierefreiheit und Sicherheit Häufigkeit Handlungsbedarf Barrierefreiheit und Sicherheit § Nur in 10 % der Fälle ist das Erdgeschoss barrierefrei zu erreichen. Gut sichtbare… Rauchmelder § 30% der Gebäude sind nur mit hohem Aufwand barrierefrei herzurichten. Abschließbare Oliven Häufigkeit Handlungsbedarf Barrierefreiheit und Sicherheit Fensterbeschläge… Bodengleiche Dusche § 30% der Gebäude sind bodengleiche Duschen vorhanden. Barrierefreie Wohnung Barrierefreier… 0 § In rd. 50% der Gebäude gibt es Rauchmelder, § weniger als 1/3 der Gebäude hat einbruchhemmende Ausstattungen 30% 10 20 30 40 Chart 17 Ergebnis: Was ist maximal erreichbar? Investitionsvolumen § rund 990.000 € § Im Durchschnitt 33.000 € pro Haus § Ersparnis im Durchschnitt 4,4 % p.a. der Investitionskosten 80.000 70.000 Kosten (€) und Einsparung Heizkosten p.a. zu Investition (%) 25% 60.000 20% 50.000 Ø Ø Ø Ø 40.000 Große Spreizung Individuelle Konzepte erforderlich Lange Amortisationszeiten daher Einzelabwägung und Baukastenprinzip 30% 32.987 € 30.000 20.000 10.000 0 4,4% 15% 10% 5% 0% Chart 18 Ergebnis: Was wollen die Eigentümer umsetzen? Energie § 43 % planen sehr konkret, 30 % überlegen Eigentümerabsichten nach erfolgter Beratung 150 T€ 155 T€ Überlegen noch § Keiner wird das jeweilige Komplettpaket umsetzen § Im Mittel sollen 50 % des Maßnahmevolumens umgesetzt werden 43% 30% 27% Planen keine Maßnahmen Planen konkrete Maßnahmen § Hauptentscheidungskriterium der Eigentümer: Senkung von Energiekosten § Eigentümer entscheiden, welche der vorgeschlagenen Bausteine die höchste Wirtschaftlichkeit haben Chart 19 Ergebnis: Was wollen die Eigentümer umsetzen? Barrierefreiheit § Geringe Neigung zu altersgerechtem Umbau. § Die Hälfte der Eigentümer möchte bei Einbruchssicherung nachrüsten. § Installation von Rauchmeldern ist beabsichtigt. Konsequenz Ø Im günstigsten Fall würden rd. 300 T€ von 990 T€ umgesetzt werden. Ø Maßnahmen, die keine unmittelbaren (finanziellen) Vorteile bieten haben es schwer Chart 20 Ergebnis: Welche Rolle spielen Förderangebote? § Sehr großes Interesse an objekt- und personengebundenen individuellen Informationen zu Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten § Zurückhaltende bis abweisende Bewertung von Kreditvarianten – insbesondere bei älteren Eigentümern § Großes Interesse an Zuschussvarianten, als Anstoß oder Spitzenfinanzierung § ‚Angst‘ vor bürokratischen Antrags- und Nachweisverfahren; das wirkt abschreckend! Chart 21 Ergebnis: Welche Rolle spielen Förderangebote? Was wurde positiv aufgenommen: § Aktives Zugehen auf die Eigentümer im Sinne einer aufsuchenden Beratung auch in Finanzierungsfragen § programmatisches Vorgehen im Quartier („Waren Sie auch bei den Nachbarn?“) § Aufzeigen von Handlungsalternativen im Rahmen der jeweiligen finanziellen Möglichkeiten KfW-Bildarchiv / Fotograf: Thomas Klewar Chart 22 Ergebnis: Warum haben Eigentümer nicht teilgenommen (a) oder wollen nichts machen (b)? Zu a) § Zufrieden mit dem Zustand § Zu alt, zu jung § Kein Geld § Kein Interesse oder sonstige individuelle Gründe Zu b) § Zu geringe oder gar keine Amortisation § Lebenssituation der Eigentümer spielt eine entscheidende Rolle: • ältere ‚wollen nicht mehr‘ • Junge Familien sind durch Immobilienerwerb an der finanziellen Belastungsgrenze, weitere Maßnahmen werden zurückgestellt § Einigen Eigentümern fehlen generell die finanziellen Mittel § Zufrieden mit dem Zustand § Unklare künftige Eigentumssituation Chart 23 Zusammenfassung § Das Konzept von NRW.URBAN und NRW.BANK „Neue Zukunft für ältere Häuser“ konnte als Baustein für die energetische Quartiers-/ Stadtsanierung im Rahmen der Pilotmaßnahme erfolgreich getestet werden. § Zentraler Erfolgsfaktor ist die Aufsuchende Beratung, ein individueller Beratungsund Planungsansatz auf der Basis standardisierter Verfahren. § Der Aufwand beträgt mindestens. 500 € pro Hauseinheit, abhängig u.a. von Gebietsgröße und Typologie. Chart 24 Zusammenfassung § Eine direkte, persönliche, mehrfache Ansprache der Eigentümer ist zur Erreichung einer hohe Beteiligungsquote von rd. 19 % unerlässlich. § Die Aktivierungsquote über die aufsuchende Beratung ist signifikant höher als bei stationärem Beratungsangebot, damit steigt die Chance einer deutlichen Steigerung der Sanierungsquote im Einzeleigentum. § Maßnahmeintensität ist sehr vielseitig, daher mussten und konnten individuelle Konzepte effektiv entwickelt werden. § Im vorliegenden Projekt können im günstigen Fall 30 % des möglichen Investitionsvolumens der erreichten Eigentümer aktiviert werden. Chart 25 Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Ludger Kloidt Bereichsleiter Projektmanagement NRW.URBAN Schanzenstraße 131 40549 Düsseldorf Tel.: 0211 / 54 238 – 160 E-Mail: [email protected] www.nrw-urban.de