Aus dem Institut für Medizinische Psychologie (Direktor Prof. Dr. rer. medic. H.- J. Hannich) der Universitätsmedizin der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald Psychische Störungen und Alexithymie in der Hautklinik Inaugural - Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Doktor der Medizin (Dr. med.) der Universitätsmedizin der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald 2015 vorgelegt von: Sandy Heyßel geb. am: 22.09.1985 in: Leipzig Dekan: Prof. Dr. rer. nat. M. P. Baur 1. Gutachter: PD Dr. phil. Dr. rer. med. habil. U. Wiesmann, Dipl. Psych. 2. Gutachter: Prof. Dr. P. Kropp, Dipl. Psych. Ort der Disputation: SR 4, Giebelseite alte Urologie, Fleischmannstr. 42-44, Greifswald Tag der Disputation: 05.04.2016 2 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung.............................................................................................................5 1.1 Psychische Störungen und Alexithymie in der Dermatologie .............................. 7 1.1.1 Somatoforme Störungen ................................................................................................. 9 1.1.2 Depression .................................................................................................................. 1.1.3 Angststörungen .............................................................................................................. 23 1.1.4 Prävalenz von somatoformen Störungen, Depression und Angst bei einzelnen 15 Hautkrankheiten ............................................................................................................ 31 2 1.1.5 Alexithymie .................................................................................................................... 32 1.1.6 Subjektiver Unterstützungswunsch ............................................................................... 39 1.1.7 Fragestellungen ............................................................................................................. 42 Material und Methoden .....................................................................................45 2.1 Studienbeschreibung .............................................................................................45 2.2 Datenerhebung .......................................................................................................45 2.2.1 Zusammenstellung der Stichprobe .................................................................................... 45 2.2.2 Ablauf ................................................................................................................................. 46 2.2.3 Instrumente ........................................................................................................................ 46 2.3 Statistik....................................................................................................................56 3 Ergebnisse.........................................................................................................60 3.1 Stichprobenbeschreibung......................................................................................60 3.2 Darstellung der Ergebnisse der Fragestellungen .................................................64 4 Diskussion .........................................................................................................90 4.1 Diskussion der Ergebnisse ....................................................................................91 4.2 Limitationen und methodische Einschränkungen..............................................107 4.3 Fazit .......................................................................................................................109 5 Zusammenfassung .........................................................................................111 6 Verzeichnisse ..................................................................................................114 6.1 Literaturverzeichnis ..............................................................................................114 6.2 Tabellenverzeichnis ..............................................................................................127 6.3 Abbildungsverzeichnis .........................................................................................129 Anhang ...................................................................................................................130 3 Anhang A.......................................................................................................................130 Anhang B .......................................................................................................................139 4 1 Einleitung Die vorliegende Dissertation beschäftigt sich mit dem Thema „Psychische Störungen und Alexithymie bei stationären Patienten in der Hautklinik“. Ausgangspunkt war das unterschiedliche Anforderungsverhalten der Fachkliniken für Dermatologie, Kardiologie und Neurologie bei dem „Psychotherapeutischen Konsiliar- und Liaisondienst“ der Universitätsmedizin Greifswald. Zu den Aufgaben des Dienstes gehören u. a. psychische Störungen zu diagnostizieren und zu behandeln, Betroffene und Angehörige bei der Krankheitsverarbeitung zu unterstützen, die bio-psycho-soziale Perspektive in die Behandlungsteams einzubringen und somit die ganzheitlich Behandlung zu fördern. Dadurch sollen eine Integration psychosozialer Aspekte in die Behandlung körperlicher Erkrankungen gefördert, eigene Verarbeitungs- und Handlungsmöglichkeiten aktiviert, die Patientencompliance erhöht und ggf. die stationäre Verweildauer optimiert werden. Die Gesamtuntersuchung schloss die drei Fachbereiche Dermatologie, Kardiologie und Neurologie ein. In der vorliegenden Arbeit werden hauptsächlich die Ergebnisse der Untersuchung in der Dermatologie dargestellt. Die Daten der Kliniken für Neurologie und Kardiologie werden lediglich für einzelne Vergleiche herangezogen. Aus Beobachtungen bisheriger Untersuchungen lassen sich die Prävalenz von psychischen Störungen in diesen drei Fachbereichen laut Windemuth et al. (1999) am ehesten miteinander vergleichen. Die Untersuchung beschränkte sich auf die Erhebung der Häufigkeit der drei wichtigsten psychischen Störungen (somatoforme Störungen, Depression und Angst). Diese wurden ausgewählt, da depressive Störungen weltweit zu den häufigsten und schwersten psychischen Erkrankungen zählen (Wittchen and Uhmann 2010) und bei den meisten Patienten eine depressive Erkrankung jedoch nicht als alleinige psychische Störung auftritt, sondern besonders häufig eine Komorbidität mit somatoformen Störungen und Angst besteht (Wittchen, Kessler et al. 2000; Morschitzky 2007). Bei einem Großteil der bisherigen Untersuchungen handelt es sich lediglich um Prävalenzschätzungen, da zur Diagnostik überwiegend Screeninginstrumente verwendet worden sind. In Untersuchungen von Fritzsche et al. (2001) und Stangier et al. (2003) an deutschen Hautkliniken wurde die Prävalenz überwiegend mit verschiedenen Screeningverfahren wie z. B. der „Hospital Anxiety and Depression Scale“ und dem „Screening für somatoforme Störungen“ erhoben. Diese sind zwar einfach in der Handhabung, mit relativ geringem (Zeit-) Aufwand verbunden und die Erkenntnisraten von psychischen Störungen können gesteigert werden (Gilbody, House et al. 2001; Wittchen, Höfler et al. 2001), es ergeben sich aber auch vermehrt falschpositive und falsch-negative Werte (Leon, Portera et al. 1999). In der vorliegenden Untersuchung wurden die Häufigkeiten von somatoformen Störungen und Depression mit dem Diagnostischen Interview von A-X (DIA-X) ermittelt. Ein Interview ist aufwendiger, gibt allerdings näher die wirkliche Prävalenz an. Die deutsche Version des in der vorliegenden 5 Untersuchung verwendeten „Composite International Diagnostic Interviews“ gilt mittlerweile als Goldstandard aufgrund von guter Validität und Reliabilität zur Diagnostik psychischer Störungen. Ebenso liegen keine vergleichbaren Studien in den drei Fachbereichen mit ähnlichen diagnostischen Ausgangskriterien und ambivalentem Stichprobenumfang vor, wodurch ein Vergleich zwischen der Kardiologie, Dermatologie und Neurologie bisher schwierig war. Weiterhin interessieren Zusammenhänge zwischen Alexithymie („keine Worte für Gefühle“), einer vorhandenen somatischen Multimorbidität und psychischen Störungen. Bei der Alexithymie handelt es sich um ein Konzept, das sich nicht aus einer einzigen Persönlichkeitsdimension zusammensetzt, sondern aus vielen verschiedenen heterogenen Persönlichkeitsmerkmalen wie dem Problem eigene Gefühle wahrzunehmen, zu verbalisieren und auszudrücken, die Unfähigkeit zwischen körperlichen Empfindungen und Emotionen zu unterscheiden und Defizite in der Introspektionsfähigkeit. Es besteht eine Kombination aus kognitiven und affektiven Störungen sowie inter- und intrapersonelle Konfliktunfähigkeit. Von einer somatischen Multimorbidität wird ausgegangen, wenn neben der Hautkrankheit noch eine weitere chronische Erkrankung vorliegt. Bei bisherigen Studien konnte beobachtet werden, dass mit dem Vorhandensein von alexithymen Persönlichkeitsmerkmalen das Risiko an einer psychischen Störung zu erkranken steigt (Grabe and Rufer 2009) und eine vorhandene somatische Multimorbidität häufig mit einer geringen Lebensqualität und Funktionsbeeinträchtigung einhergeht. Zudem wurde der Unterstützungswunsch der Patienten in den einzelnen Kliniken erhoben, womit durch die Bereitstellung der Studiendaten aus den beiden anderen Bereichen gezeigt werden kann, dass Patienten in allen drei Fachbereichen mit irgendeiner psychischen Störung durchaus gewillt sind, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Damit kann gegebenenfalls perspektivisch die Grundlage für gezielte Interventionsmöglichkeiten und eine interdisziplinäre Versorgung geschaffen werden. Der erste Teil der Arbeit gibt einen kurzen Überblick über die theoretischen Grundlagen und die sich daraus ergebenden Fragestellungen. Der empirische Teil beschäftigt sich mit den verwendeten Methoden, der Statistik und den Ergebnissen, die anschließend im Diskussionsteil unter Berücksichtigung der aktuellen Literatur geprüft werden. Abschließend soll in einem Fazit der eigene Beitrag zur Wissenschaft und die damit einhergehende Konsequenz für den wissenschaftlichen Fortschritt zusammengefasst werden. 6 1.1 Psychische Störungen und Alexithymie in der Dermatologie Die psychische Komorbidität von stationären Patienten ist deutlich stärker ausgeprägt als in der Allgemeinbevölkerung (Kathol and Clarke 2005). Mindestens 25% der stationär wegen irgendeiner körperlichen Erkrankung behandelten Patienten weisen eine mentale Störung auf. Zudem können diese Personen psychisch bedingte Einschränkungen in ihrer Lebensqualität aufweisen, die mit einer negativen Compliance und einem schlechteren Krankheitsverlauf assoziiert sein können (Mayou 1997). Trotz dieses Wissens werden höchstens 50 % der psychischen Störungen erkannt und noch weniger adäquat behandelt (Arolt 2004). Die folgende Tabelle soll den Vergleich der psychischen Störungen in der Allgemeinbevölkerung, der Primärversorgung und im Krankenhaus veranschaulichen (vgl. Kathol and Clarke 2005; Kapfhammer 2011): Tabelle 1: Psychische Allgemeinkrankenhaus Komorbidität in der Allgemeinbevölkerung, Primärversorgung und im Psychische Komorbidität im Vergleich Bevölkerung % Primärversorgung % Krankenhaus % Major Depression 5,1 5-14 >15 Somatisierung 0,2 2,8-5 2-9 Störungen allgemein 18,5 21-26 30-60 Bei etwa einem Drittel der dermatologischen Patienten kann von einer psychischen Störung ausgegangen werden (Gieler and Harth 2006), wobei diese als Auslöser der Erkrankungen oder eines Schubes bei chronischen Hauterkrankungen fungieren oder die Krankheitsbewältigung behindern kann (Gieler, Niemeier et al. 2008). Im Vergleich zu somatisch Gesunden ist die Häufigkeit psychosomatischer Erkrankungen bei Patienten mit Hauterkrankungen um das Dreifache erhöht (Hughes, Barraclough et al. 1983; Windemuth, Stücker et al. 1999) sowie leicht erhöht gegenüber kardiologischen, neurologischen und onkologischen Patienten (Windemuth, Stücker et al. 1999; Gieler and Harth 2006). Laut einzelner Umfragen an verschiedenen Hautkliniken geben auf der einen Seite 25 % der Chefärzte an, „dass psychische Faktoren in der Behandlung eine Rolle spielen“ (Gieler 2006) bzw. auf der anderen Seite behaupten 85 % der behandelnden Dermatologen, dass sie psychosomatische Aspekte in der Verarbeitung von Hautkrankheiten berücksichtigen (Gieler, Niemeier et al. 2001). Bei etwa einem Viertel der Hautkranken sehen die Dermatologen die Notwendigkeit einer Psychotherapie. In den Liaisondiensten werden aber nur durchschnittlich 0,1-0,6 % der psychisch auffälligen Patienten psychosomatisch betreut (Gieler 2006). Dabei können ohne adäquate psychotherapeutische Behandlung die körperlichen Erkrankungen oft nicht geheilt werden. Zum Beispiel kann eine multiple Unverträglichkeit der Haut auch psychischen Ursprungs sein. In einer Kasuistik von Simmich 7 et al. (2001) waren Therapieversuchen die letztlich Hautunverträglichkeiten wegweisend für nach eine etlichen gescheiterten Angststörung, die man psychotherapeutisch behandeln kann (Simmich, Traenckner et al. 2001). Zahlreiche Studien belegen „die Wirksamkeit einer psychotherapeutischen Mitbehandlung bei Hauterkrankungen“ (Simmich, Traenckner et al. 1998). Das Nicht-Erkennen einer psychischen Störung geht häufig einher mit einer Verlängerung des stationären Aufenthalts, höherer Inanspruchnahme poststationärer Versorgung und Wiederaufnahmen (Gieler and Harth 2006). Patienten mit psychischen Störungen werden 2- bis 4- mal häufiger stationär aufgenommen als ohne psychische Störungen (Fink 1990). Laut einer Umfrage von Fritzsche et al. (2001) benötigten von 86 befragten Patienten 51 % eine psychotherapeutische Intervention, während 28 % damit einverstanden waren und 38 % sich bereits in Therapie befanden. Im Vergleich dazu hat die Untersuchung eines Liaisondienstes ergeben, dass 21 % der dermatologischen stationären Patienten einen psychosomatischen Bedarf in der Versorgung aufzeigten (Schaller, Alberti et al. 1995). Dies verdeutlicht, dass die Patienten durchaus aufgeschlossen für eine Psychotherapie sind und eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zum Beispiel mit einem Liaisondienst verbessert werden sollte. In einzelnen Untersuchungen auf dermatologischen Stationen konnten Häufigkeiten für mindestens eine psychische Störung von 9 % , 21 % und 25,9- 31 % beobachtet werden (Pulimood, Rajagopalan et al. 1996; Schaller, Alberti et al. 1998; Windemuth, Stücker et al. 1999) sowie 20-28 % und 60 % für Angst und Depression (Hughes, Barraclough et al. 1983; Gieler, Niemeier et al. 2001). Die Prävalenzen lassen sich am ehesten mit kardiologischen und neurologischen Patienten vergleichen (Windemuth, Stücker et al. 1999). In Untersuchungen von Picardi et al. wurden über 500 stationäre dermatologische Patienten mittels eines Screeningverfahrens und dem diagnostischen Interview SCID befragt (Picardi, Pasquini et al. 2005; Picardi, Porcelli et al. 2006). Dabei stellte sich bei etwa 40 % der Befragten eine psychische Erkrankung heraus. Am häufigsten vertreten waren die affektiven Störungen (20 %) und Angststörungen (ca. 17 %). Diese hohe Prävalenz an psychischen Störungen stimmt mit anderen Studien aus anderen Ländern durchaus überein (Hughes, Barraclough et al. 1983; Wessely and Lewis 1989; Attah Johnson and Mostaghimi 1995; Niemeier, Harth et al. 2002; Cohen, Ofek-Shlomai et al. 2006; Dehen, Taieb et al. 2006). Zudem haben Picardi, Mazotti und Pasquini (2006) Untersuchungen zu Suizidraten bei dermatologischen Patienten unternommen. Von insgesamt 466 Befragten, wovon 172 stationäre und 294 ambulante Patienten waren, wiesen 40 Patienten innerhalb der letzten 2 Wochen eine suizidale Konzeption auf. Von diesen 40 wiederum waren 15,1 % stationäre Patienten und 4,8 % ambulante Patienten, 56,4 % litten unter einer depressiven Störung und 20,5 % unter einer Angststörung. Im Vergleich dazu waren 9,2 % der Patienten ohne 8 suizidale Konzeption depressiv und 7,4 % ängstlich. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass stationäre Patienten häufiger eine suizidale Konzeption aufweisen und Patienten mit suizidaler Konzeption häufiger an einer psychischen Störung leiden. Viele Autoren gehen davon aus, dass stationäre Patienten häufiger psychische Störungen aufweisen als ambulante Patienten, da sie aufgrund der Schwere der Erkrankung und der ambulanten Therapieausschöpfung stationär aufgenommen werden müssen (Zachariae, Zachariae et al. 2004). Verschiedene Studien konnten Prävalenzen zwischen 20,6 % bis 40,2 % an psychischen Störungen bei ambulanten dermatologischen Patienten ermitteln (Wessely and Lewis 1989; Aktan, Özmen et al. 1998; Aktan, Özmen et al. 2000; Picardi, Abeni et al. 2000; Picardi, Abeni et al. 2001). Häufig bleiben psychische Störungen allerdings unentdeckt und somit unbehandelt. Viele Dermatologen unterschätzen die Prävalenz von psychischen Störungen, wodurch der Therapieerfolg behindert werden kann (Sampogna, Picardi et al. 2003; Picardi and Pasquini 2007). Im Folgenden wird ausführlicher auf die in der vorliegenden Dissertation erhobenen Störungsbilder und anschließend auf die Verteilung der Prävalenz von somatoformen Störungen, Depression und Angst bei einzelnen Hautkrankheiten eingegangen. 1.1.1 Somatoforme Störungen Definition Unter der Bezeichnung „somatoforme Störung“ wird eine heterogene Gruppe von Störungen zusammengefasst, deren zentrales Kennzeichen körperliche Beschwerden sind, die das Vorliegen eines medizinischen Krankheitsfaktors nahe legen, ohne aber eine pathophysiologische organische Ursache belegen zu können (Kapfhammer 2001; Martin and Rief 2011). Der Begriff „somatoform“ setzt sich zusammen aus dem griechischen Wort „Soma“ für „Körper“ und dem Suffix „-form“, das in der Psychiatrie zur Beschreibung eines scheinbaren Zustandes verwendet wird. Somit sehen „somatoforme Störungen“ aufgrund der Symptome zunächst wie körperlich verursacht aus, lassen sich aber bei genauerer Betrachtung nicht hinreichend durch organmedizinische Ursachen erklären (Morschitzky 2007). Die jeweilige Störung unterliegt keiner willentlichen Kontrolle (Kapfhammer 2001; Morschitzky 2007) und ist weder auf eine Substanzeinwirkung noch auf eine andere psychische Erkrankung zurückzuführen. Sie ist allerdings erst bei erheblicher Beeinträchtigung der Lebensqualität in sozialen, beruflichen und anderen wichtigen Funktionsbereichen über einen längeren Zeitraum als krankhaft einzustufen (Martin and Rief 2011). 9 Allgemeine Symptomatik Die Art der körperlichen Einzelsymptomen können Beschwerden individuell sehr sowie die spezielle unterschiedlich sein Kombination und von verschiedene Organsysteme betreffen (Rief and Hiller 2011): Gastrointestinales System: Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Blähungen, Sodbrennen, Durchfall kardiovaskuläres System: Atemlosigkeit ohne Anstrengung, Brustschmerzen, Herzklopfen urogenitales System: Dysurie, häufige Harnentleerung, verstärkter vaginaler Ausfluss, unangenehme Empfindungen im Genitalbereich Sinnes- und Empfindungssystem: Farbveränderungen der Haut, Schmerzen in den Extremitäten oder Gelenken, Taubheitsgefühl, Kribbeln, Hörverlust Prinzipiell kann jedes Organ und jede körperliche Funktion betroffen sein. Da die Symptome schon über eine längere Zeit bestehen, bewirken sie bei den Betroffenen häufig eine massive Beeinträchtigung in sozialen, beruflichen und anderen wichtigen Funktionsbereichen und somit einen anhaltenden Leidensdruck. Dies und die fehlende organmedizinische Ursache der körperlichen Beschwerden führen in der Regel dazu, dass die Betroffenen mehrfach medizinische Untersuchungen trotz negativer Befunde fordern, sog. „doctor-shopping“ (Fink, Sørensen et al. 1999; Morschitzky 2007). Auf Seiten der Patienten ist eine konstante Unzufriedenheit bezüglich der fehlenden Diagnose charakteristisch. Aus diesem Grund gestaltet sich die Arzt- Patienten-Beziehung häufig sehr schwierig (Cuntz 1998). Die Betroffenen lehnen eine psychische Ursache ab, weshalb sie meistens einen Allgemeinmediziner oder Internisten aufsuchen, jedoch weniger einen Psychiater (Morschitzky 2007). Es kann hingegen in manchen Fällen auch eine organische Ursache nachweisbar sein (z. B. ein früherer Bandscheibenvorfall). Die Schwere, das Ausmaß der Schmerzen und die biopsychosoziale Belastung des Betroffenen sind durch den organischen Befund jedoch nicht ausreichend erklärbar. Die körperlichen Faktoren stehen somit häufig nicht in Relation zu den beschriebenen Symptomen. Nach Kapfhammer (2001) kann eine „somatoforme Störung“ folgende Dimensionen annehmen: selbstdestruktive Dimensionen im Sinne von Suizid und chronischen Schmerzen sekundärer Krankheitsgewinn durch die Sorge der Angehörigen soziale Folgen aufgrund von Schonung, häufigen Arbeitsausfällen und letztlich Berentung Alexithymie als Persönlichkeitsfaktor und die damit einhergehende negative Affektivität (s. Kap. 1.1.5) Komorbidität zu den Angst- und affektiven Störungen 10 Diagnostik klinischer Subtypen Zur Erfassung von „somatoformen Störungen“ gibt es zwei Arten von diagnostischen Verfahren. Auf der einen Seite die Fremdbeurteilungsskalen, bei denen es sich um Interviewverfahren und Checklisten Selbstbeurteilungsinstrumente im handelt, Sinne und eines auf der anderen Fragebogenverfahrens. Seite die Bei den Fremdbeurteilungsskalen muss sich der Interviewer genau an vorgegebene Fragen und den Ablauf halten, um eine entsprechende Objektivität und Vergleichbarkeit zu erreichen. In der vorliegenden Untersuchung wurde der Goldstandard aller diagnostischen Interviews, das „Diagnostische Interview von A bis X“ (DIA-X; s. Kap. 2.2.3), verwendet (Wittchen and Pfister 1997). Es gibt viele weitere Interviewverfahren und Fragebögen zur Erfassung der „somatoformen Störungen“. Viele davon sind u. a. zu finden unter www.testzentrale.de. Die Klassifikation der „somatoformen Störungen“ kann nach den Diagnoseschemata ICD-10 oder/ und DSM-IV erfolgen. Folgende Störungen zählen nach DSM-IV und ICD-10 (Gruppe F45) zur Gruppe der „somatoformen Störungen“ (vgl. Tab. 2): Tabelle 2: Vergleich der Klassifikation somatoformer Störungen nach ICD-10 und DSM-IV ICD-10 Gruppe F4: Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen F45 somatoforme Störungen F45.0 Somatisierungsstörung F45.1 undifferenzierte somatoforme Störung F45.2 Hypochondrische Störung F45.3 somatoforme autonome Funktionsstörung F45.4 anhaltende somatoforme Schmerzstörung [Konversionsstörung]1 [Dysmorphopobie]2 F45.8 sonstige somatoforme Störungen F45.9 nicht näher bezeichnete somatoforme Störungen DSM-IV Somatoforme Störungen 300.81 Somatisierungsstörung 300.82 undifferenzierte somatoforme Störung 300.7 Hypochondrie 307.xx Schmerzstörung 300.11 Konversionsstörung 300.7 körperdysmorphe Störung nicht näher bezeichnete somatoforme Störungen 1 2 Anmerkung: In ICD-10 in der Gruppe F44 aufgeführt; entspricht der körperdysmorphen Störung, in ICD-10 zählt diese zu den hypochondrischen Störungen (Rief and Hiller 2011); die in der vorliegenden Untersuchung abgeleiteten Diagnosen wurden fett und kursiv hervorgehoben. Aus der Tabelle 2 ist ersichtlich, dass die Gruppe der „somatoformen Störungen“ nach DSMIV und ICD-10 unterschiedlich definiert ist. Nach DSM-IV umfasst die Gruppe der „somatoformen Störungen“ die „Somatisierungsstörung“, „undifferenzierte somatoforme Störung“, „Hypochondrie“, „Schmerzstörung“, „Konversionsstörung“, „körperdysmorphe Störung“ und „nicht näher bezeichnete somatoforme Störung“. Somit werden alle nicht 11 organischen Körperbeschwerden als „somatoforme Störung“ zusammengefasst. Im ICD-10 zählen die Konversionsstörungen, Neurasthenie sowie Depersonalisations- und Derealisationssyndrom nicht dazu. Die Konversionsstörungen bilden dort eine eigene Kategorie (F44) (Kapfhammer 2001; Morschitzky 2007; Rief and Hiller 2011). Die Dysmorphophobie ist im DSM-IV unter der Bezeichnung „körperdysmorphe Störungen“ als eigenständige Untergruppe aufgeführt und nicht wie im ICD-10 als Variante der hypochondrischen Störungen (Kapfhammer 2001; Morschitzky 2007). Dafür fehlt im DSM-IV die im ICD-10 aufgeführte „somatoforme autonome Funktionsstörung“. Sie wird stattdessen als „undifferenzierte somatoforme Störung“ subsumiert (Morschitzky 2007, Kapfhammer 2001). Im Folgenden werden die jeweiligen Hauptsymptome, die klinischen diagnostischen Leitlinien sowie die Forschungskriterien der in der vorliegenden Untersuchung abgeleiteten Diagnosen der „somatoformen Störungen“ in Anlehnung an das ICD-10 dargestellt (Dilling, Mambour et al. 1993; Dilling, Mambour et al. 1994). Symptomatik und diagnostische Kriterien der Somatisierungsstörung Bei der „Somatisierungsstörung“ liegen seit mindestens 2 Jahren anhaltende, multiple und wechselnde körperliche Symptome ohne organmedizinische Ursache vor. Der Betroffene leidet mindestens an 6 von 14 Symptomen aus 2 von 4 verschiedenen Organbereichen. Diese körperlichen Symptome können sich auf jedes Organsystem beziehen. Am häufigsten äußern die Betroffenen abnorme Hautempfindungen wie z. B. Jucken, Brennen und Taubheitsgefühl und/ oder Symptome im Gastrointestinaltrakt, z. B. Erbrechen, Übelkeit, Sodbrennen (Morschitzky 2007). Symptomatik und diagnostische Kriterien der undifferenzierten somatoformen Störungen Bei der „undifferenzierten somatoformen Störung“ sind die Kriterien der „Somatisierungsstörung“ unvollständig erfüllt, d. h. die Dauer beträgt mindestens ein halbes Jahr, es liegen weniger Arztbesuche aufgrund des geringeren Leidensdrucks der Betroffenen sowie weniger Symptome vor. Ein einziges körperliches Symptom reicht hier bereits zur Diagnosestellung aus (Rief and Hiller 2011). Insgesamt äußern die Betroffenen weniger als 6 Symptome. Es handelt sich bei dieser Subgruppe um eine Restkategorie, sofern die Symptome nicht in eine andere Kategorie der „somatoformen Störungen“ passen (Kapfhammer 2001; Morschitzky 2007). Symptomatik und diagnostische Kriterien der hypochondrischen Störungen Bei der „hypochondrischen Störung“ besteht seit mindestens 6 Monaten die Überzeugung an maximal 2 körperlichen Krankheiten zu leiden, wovon mindestens eine speziell genannt werden muss. Die Betroffenen entwickeln eine gewisse Furcht vor Krankheiten (Nosophobie) 12 (Morschitzky 2007). Das eigentliche Leiden an den körperlichen Krankheiten wie bei den anderen „somatoformen Störungen“ tritt dabei in den Hintergrund, weshalb die „hypochondrische Störung“ ein Bindeglied zwischen den „Angststörungen“ und den „somatoformen Störungen“ darstellt (Morschitzky 2007). Symptomatik und diagnostische Kriterien der anhaltenden Schmerzstörung Bei der „anhaltenden somatoformen Schmerzstörung“ besteht nach den Forschungskriterien des ICD-10 seit mindestens 6 Monaten eine kontinuierlich an den meisten Tagen anhaltende, schwere und belastende Schmerzstörung in einer oder mehreren Regionen, die nicht durch physiologische Vorgänge erklärt werden kann (Dilling, Mambour et al. 1994). Die körperlichen Symptome beschränken sich überwiegend auf Schmerzsymptome und stehen im Mittelpunkt des Patienten (Hiller and Rief 2006). Epidemiologie Allgemeinbevölkerung. Es gibt viele Studien zum Vorkommen von „somatoformen Störungen“ in der Allgemeinbevölkerung. Die Ergebnisse der einzelnen Untersuchungen sind dabei abhängig von den verwendeten diagnostischen Kriterien, der Art der Befragung und der Stichprobe. Alle Studien deuten jedoch eindeutig daraufhin, dass die Prävalenz der voll ausgeprägten „somatoformen Störung“ relativ gering ist. Die erste repräsentative Studie (ECA-Studie) mit über 18000 Teilnehmern wurde in den 1980er Jahren in 5 amerikanischen Großstädten durchgeführt (Morschitzky 2007). In Los Angeles fand man nach den strengen Kriterien der „Somatisierungsstörung“ eine Lebenszeitprävalenz von 0,2-2 % bei Frauen und 0,2 % bei Männern. Nach der Durchführung mit der Fremdbeurteilungsskala „Diagnostic Interview Schedule“ ergab sich bei 3132 Befragten in Los Angeles immerhin eine Somatisierungsstörungsprävalenz von 4,4 % und nach den strengen DSM-III-Kriterien nur von 0,3 % (Escobar et al. 1987). Laut des 1998 durchgeführten Bundes-Gesundheitssurvey mit einem Kernsurvey von 7124 Befragten im Alter von 18-79 Jahren und anschließendem Zusatzsurvey für psychische Störungen mit dem Interviewverfahren DIA-X litten 7,5 % von 4181 Personen im Alter von 18-65 Jahren in den letzten 4 Wochen an einer „somatoformen Störung“, 11 % im Laufe der letzten 12 Monate und 12,9 % im Laufe des Lebens. Die „somatoformen Störungen“ sind neben den affektiven und Angststörungen somit die dritthäufigste psychische Störung (Wittchen, Müller et al. 1999). Eine prospektive Langzeitstudie von 42 Monaten wurde in Deutschland mit 2548 Befragte durchgeführt. Nach dieser Periode betrug die Inzidenz von „somatoformen Störungen“ 25,7 % (Lieb, Zimmermann et al. 2002). Insgesamt lässt sich sagen, dass die die Restkategorien der „somatoformen Störungen“ relativ häufig, die definierten Störungen (Somatisierungsstörung und Hypochondrie) nach restriktiven Kriterien hingegen sehr selten sind. Viele Studien beweisen, dass bis auf die Hypochondrie, bei der Männer und Frauen gleich häufig betroffen 13 sind, mehr Frauen an einer „somatoformen Störung“ leiden. Medikamentenmissbrauch, Angststörungen, affektive Störungen und traumatische Erlebnisse tragen zu einer Neuerkrankung bei (Morschitzky 2007). Allgemeinarztpraxen. In den Allgemeinarztpraxen sind die „somatoformen Störungen“ insgesamt häufiger zu verzeichnen als in der Allgemeinbevölkerung. In den 1990er Jahren wurde eine WHO-Primary-Care-Studie in 15 Großstädten von 14 Ländern durchgeführt (Gureje et al. 1997). 25916 Personen im Alter von 18-65 Jahren füllten einen Gesundheitsfragebogen aus, wovon 5438 Personen interviewt (CIDI) wurden. Die weltweite Häufigkeit der „Somatisierungstörungen“ beträgt demnach 2,8 %. Die „Somatisierungsstörung“ in europäischen Städten liegt zwischen 1-3 % (Berlin: 1,3 %, Mainz: 3 %). Nach den SSI-4/6-Kriterien ergab sich sogar eine relativ hohe Prävalenz von weltweiten 19,7 %. Dies belegt auch eine Studie in einer Universitätsambulanz in Südkalifornien. Nach streng definierten Kriterien des ICD-10 leiden 0,06 % von 1455 Befragte an einer „Somatisierungsstörung“, nach SSI-4/6-Kriterien ergab sich bei 22 % ein Somatisierungssyndrom (Allen, Gara et al. 2001). Bei einer Düsseldorfer Hausarztstudie mit 572 teilnehmenden Patienten fand man bei 30,7 % eine „somatoforme Störung“, 8,7 % litten unter einer Angststörung, 6,9 % an einer affektiven Störung, womit die häufigste psychische Störung in der Praxis die „somatoformen Störungen“ sind (Morschitzky 2007). Im Vergleich dazu ergab eine Befragung von 191 Hausarztpatienten in Dänemark eine ebenfalls hohe Rate an „somatoformen Störungen“ (Fink et al. 1999). Unter Vernachlässigung der Kategorie „nicht näher spezifiziert“ hatten nach ICD-10-Kriterien 22,3 % eine „somatoforme Störung“ und nach DSM-IV-Kriterien sogar 30,3 %. Davon litten 6,1 % der Interviewten an einer „Somatisierungsstörung“ (DSM-IV: 1 %), 7,1 % an einer „undifferenzierten somatoformen Störung“ (DSM-IV: 27,3%), 8,1 % an einer „Schmerzstörung“ (DSM-IV: 8,1 %) und 4 % an einer „Hypochondrie“ (DSM-IV: 4 %). Es lässt sich festhalten, dass jeder Dritte mit Symptomen ohne organischen Befund zum Arzt geht, sodass die „somatoformen Störungen“ bei Allgemeinmedizinern und in Kliniken etwa 20-30 % ausmachen (Morschitzky 2007). Krankenhäuser. Die Tabellen B-1 und B-4 im Anhang, welche mit den Daten des Statistischen Bundesamts erstellt worden sind, veranschaulichen die Epidemiologie der diagnostizierten Subtypen der „somatoformen Störungen“ in deutschen Krankenhäusern. Dermatologie. Zusammengefasst geben mehrere Studien an verschiedenen Hautkliniken eine Prävalenz zwischen 7 und 34 % an, wobei sich die Häufigkeit nach dem jeweiligen diagnostischen Verfahren und dem Ort der Erhebung richtet (Aktan, Özmen et al. 1998; Schaller, Alberti et al. 1998; Fritzsche, Ott et al. 2001; Niemeier, Harth et al. 2002; Stangier, Köhnlein et al. 2003; Picardi, Pasquini et al. 2005; Picardi, Porcelli et al. 2006). 14 Screeningverfahren ergaben demzufolge höhere Prävalenzen von weit über 20 % (ambulantes Screening: 26,2 % (Stangier, Köhnlein et al. 2003); stationäres Screening: 34 % (Fritzsche, Ott et al. 2001). Bei Untersuchungen mit einem Fragebogenverfahren und/oder diagnostischem Interview lagen die Häufigkeiten zwischen 7 und 26 % (ambulant: 9,4 % (Aktan, Özmen et al. 1998); stationär: 7 % und 26 % (Schaller, Alberti et al. 1998; Picardi, Pasquini et al. 2005; Picardi, Porcelli et al. 2006); psychosomatische Liasonsprechstunde: 12,1 % (Niemeier, Harth et al. 2002). Nach Stangier et al. (2003) sind die „somatoforme Schmerzstörung“ (16,9 %) und „körperdysmorphe Störung“ (15,4%) bei ambulanten Patienten am häufigsten. Die „Somatisierungsstörung“ (2,1 %) und „undifferenzierte somatoforme Störung“ (4,1 %) machen einen geringeren Anteil aus. Im Vergleich dazu ergaben Untersuchungen von Aktan et al. (1998), dass 7,5 % der ambulanten Patienten eine „undifferenzierte somatoforme Störung“, 1,4 % eine „Somatisierungsstörung“ und 0,5 % eine „somatoforme Schmerzstörung“ sowie nach Untersuchungen von Picardi et al. 0,6 % der stationär Patienten eine „Somatisierungsstörung“ und 6,1 % eine „undifferenzierte somatoforme Störung“ aufwiesen (Picardi, Pasquini et al. 2005; Picardi, Porcelli et al. 2006). Die Ergebnisse sprechen für eine erhöhte Prävalenz an somatoformen Störungen bei dermatologischen Patienten, worunter Juckreiz (10,3 %) und Brennen (7,7%) am häufigsten zu finden waren (Stangier, Köhnlein et al. 2003). Die Identifizierung und psychotherapeutische Versorgung dieser Patientengruppe sollte in der dermatologischen Routineversorgung aus diesem Grund mehr Beachtung finden (Stangier, Köhnlein et al. 2003). 1.1.2 Depression Definition Die World Health Organisation (WHO) beschreibt die „Depression“ als eine häufige psychische Erkrankung, Freudlosigkeit sowie die Schuld- mit depressiver und/oder Verstimmung, Interessen- Minderwertigkeitsgefühlen und/oder verbunden ist. Appetitveränderungen, Schlaf- und Konzentrationsstörungen stellen weitere Belastungen dar. In schweren Fällen kann es sogar zu psychotischen Symptomen, Selbstvernachlässigung und Suizid kommen (Burton 2011). Die aufgeführten Probleme können chronisch oder latent verlaufen, was zu einschlägigen Veränderungen führen kann, sodass eine Reduktion der Belastbarkeit und der Fähigkeiten in alltäglichen Aufgabenbereichen zu beobachten ist. Etymologisch kann der Begriff aus dem Lateinischen „de“ für „nieder“ und „premere/pressum“ für „niederdrücken/herabdrücken“ abgeleitet werden. Der Begriff wird auch umgangssprachlich als „sich traurig fühlen“ verwendet. Das Leben bietet vereinzelt Situationen, in denen man unter Symptomen wie Traurigkeit, Niedergeschlagenheit oder Antriebslosigkeit leidet, v. a. unter der Last gewisser Ereignisse, Erkrankungen und/ oder sozialer Stresssituationen. Dennoch wird nicht in jedem Fall obligat 15 eine „klinische Depression“ durchlebt, weshalb die Symptomatik nicht allein die Diagnose einer depressiven Störung rechtfertigt. Dazu ist die Überschreitung einer gewissen Zeit, Persistenz und Intensität von Nöten (Beesdo-Baum and Wittchen 2011). Die Definition der „Depression“ ist zirkulär, d. h. das Konzept „Depression“ wird anhand der Symptomatik und die Symptome ihrerseits anlehnend an das Konzept der Depression definiert (Burton 2011). Aufgrund der hohen Prävalenz, der Komplikationen und Komorbiditäten hat die „Depression“ eine herausragende gesundheitspolitische und -ökonomische Bedeutung (Wittchen, Jacobi et al. 2010). Allgemeine Symptomatik Die Ausprägung der Depression ist hinsichtlich Erscheinungsbild und Schweregrad individuell unterschiedlich. Die Vielfältigkeit der Symptome sorgt dafür, dass die Diagnose oft auf die unterschiedlichsten Personen zutrifft. Die allgemeine Symptomatik lässt sich auf verschiedene Weise einteilen. Beispielsweise ist die Betrachtung der emotionalen, kognitiven, physiologisch- vegetativen und behavioral/motorischen Symptome eine Möglichkeit (Beesdo-Baum and Wittchen 2011): 1. Emotionale Symptome: Gefühle von Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, Ängstlichkeit, Verzweiflung, Schuld, Schwermut, Reizbarkeit, Leere, Gefühllosigkeit 2. Kognitive Symptome: Grübeln, Pessimismus, negative Gedanken, Einstellungen und Zweifel gegenüber sich selbst, den eigenen Fähigkeiten, seinem Äußeren, der Umgebung und der Zukunft, Suizidgedanken, Konzentrations- und Gedächtnisschwierigkeiten, schwerfälliges Denken, übermäßige Besorgnis um die körperliche Gesundheit 3. PhysiologischAntriebslosigkeit, Gewichtsverlust, vegetative Weinen, Symptome: Energielosigkeit, Schlafstörungen, Libidoverlust, innere Morgentief, Unruhe, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Spannung, Reizbarkeit, Wetterfühligkeit, allgemeine vegetative Beschwerden 4. Behaviorale/ motorische Symptome: Verlangsamte Sprache und Motorik, geringe Aktivitätsrate, Vermeidung von Blickkontakt, Suizidhandlungen, kraftlose, gebeugte, spannungslose Körperhaltung oder nervöse, zappelige Unruhe, starre, maskenhafte, traurige Mimik, weinerlich besorgter Gesichtsausdruck Zu den Kernsymptomen einer depressiven Störung zählen depressive Verstimmung, vermindertes Interesse oder Freude an Aktivitäten und Energielosigkeit (Burton 2011). Sofern die Symptome nicht ungewöhnlich gravierend oder plötzlich auftreten, müssen diese neben anderen Kriterien mindestens 14 Tage andauern, um die Diagnose einer depressiven Störung stellen zu können. Psychotische Symptome und Halluzinationen können bei 25 % der Betroffenen vorliegen, wobei die Wahngedanken von Schuld und Armut handeln. Die 16 schwere Form der Depression ist aufgrund von Suizidgedanken, psychotischen Symptomen, Verlangsamung und Nahrungsverweigerung mit einem hohen Maß an Selbstgefährdung verbunden (Burton 2011). Diagnostik klinischer Subtypen Bevor die Diagnose einer affektiven Störung gestellt wird, ist es von großer Bedeutung physiologische Gegebenheiten als Ursache dieser Erkrankung auszuschließen (BeesdoBaum and Wittchen 2011). Für das Screening einer Depression steht eine große Vielfalt von standardisierten Verfahren zur Verfügung. Dabei unterscheidet man wie bei den anderen Störungsbildern zwischen standardisierten Interviews sowie Fremd- und Selbstbeurteilungsinstrumenten. Diese erfassen Depressivität auf Symptom-, Syndrom- oder Störungsebene. Das sogenannte Assessment kann grob eingeteilt werden in das Screening zur Beurteilung des Vorliegens einer Störung, in die Schweregradbestimmung der Symptomatik und in die Zuordnung eines Klassifikationssystems (Stieglitz 2008). In der vorliegenden Untersuchung wurden ersteres und letzteres eingesetzt (s. Kap. 2.2.3). Affektive Störungen und Depressionen können über klinische und explizit ausformulierte diagnostische Kriterien wie das „International Classification of Disease“ (WHO 2011) oder das DSM-IV (APA 1994) diagnostiziert werden (Wittchen, Jacobi et al. 2010). Ein Vergleich der Klassifikation nach ICD-10 und DSM-IV-TR ist in Tabelle 3 dargestellt (Saß, Wittchen et al. 2003; WHO 2011): Tabelle 3: Vergleich der Klassifikation von affektiven Störungen nach ICD-10 und DSM-IV ICD- 10 Gruppe F3: affektive Störungen F32 Depressive Episode F32.0 leichte depressive Episode F32.1 mittelgradige depressive Episode F32.2 schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome F32.3 schwere depressive Episode mit psychotische Symptome F32.8 Sonstige depressive Episode F32.9 nicht näher bezeichnete depressive Episode F33 rezidivierende depressive Störung F33.0 gegenwärtig leichte Episode F33.1 gegenwärtig mittelgradige Episode F33.2 gegenwärtig schwere Episode ohne psychotische Symptome F33.3 gegenwärtig schwere Episode mit psychotischen Symptomen DSM- IV Affektive Störungen 296.2x Major Depression, Einzelne Episode .x1 leicht .x2 mittelschwer .x3 schwer ohne psychotische Merkmale .x4 schwer mit psychotischen Merkmalen .x5 teilremittiert .x6 vollremittiert .x0 unspezifisch 296.3x Major Depression, Rezidivierend .x1 leicht .x2 mittelschwer .x3 schwer ohne psychotische Merkmale .x4 schwer mit psychotischen Merkmalen 17 F33.4 gegenwärtig remittiert F33.8 sonstige rezidivierende depressive Störung F33.9 nicht näher bezeichnet F34 anhaltende affektive Störungen F34.0 Zyklothymia F34.1 Dysthymia F34.8 sonstige anhaltende affektive Störungen F34.9 nicht näher bezeichnete anhaltende affektive Störung F38 andere affektive Störungen F38.0 andere einzelne affektive Störungen F38.1 andere rezidivierende affektive Störungen F38.8 sonstige andere näher bezeichnete affektive Störungen F39 nicht näher bezeichnete affektive Störung F32.9 nicht näher bezeichnete depressive Episode F33.9 nicht näher bezeichnete depressive Störung .x5 teilremittiert .x6 vollremittiert .x0 unspezifisch 300.4 Dysthyme Störung 311 nicht näher bezeichnete depressive Störung Anmerkung: Die in der vorliegenden Untersuchung abgeleiteten Diagnosen wurden fett und kursiv hervorgehoben. Wie die Tabelle 3 veranschaulicht, gibt es Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Klassifikationssystemen. Zu den Gemeinsamkeiten gehören, dass beide Schemata zwischen primär affektiven und anderen Störungen unterscheiden, bei denen Symptome des Affekts erscheinen. Im Unterschied zum alle Krankheiten umfassenden ICD10 bezieht sich das DSM-IV-TR ausschließlich auf psychische Störungen. Es handelt sich um ein multiaxiales System, bei dem fünf Achsen unterschieden werden. Es beinhaltet klinische Syndrome, körperliche Störungen und Zustände, die Schwere der psychosozialen Belastungsfaktoren, das höchste Niveau der sozialen Anpassung im letzten Jahr sowie Persönlichkeits- und spezifische Entwicklungsstörungen (Wittchen 2011). Im Folgenden sollen die einzelnen in der vorliegenden Untersuchung abgeleiteten klinischen Subtypen nach ICD-10 näher beschrieben werden. Symptomatik und diagnostische Kriterien einer leichten depressiven Episode In den einzelnen Episoden treten mindestens zwei oder drei der oben genannten Symptome auf. Jedoch sind die Betroffenen unter allgemeiner Beeinträchtigung oft noch in der Lage die meisten Aktivitäten fortzusetzen. 18 Symptomatik und diagnostische Kriterien einer mittelgradigen depressiven Episode Bei dieser Episode sind vier oder mehr Symptome vorhanden, bei denen die Fortsetzung der alltäglichen Aktivitäten große Schwierigkeiten bereitet. Symptomatik und diagnostische Kriterien einer schweren depressiven Episode ohne psychotische Symptome Bei diesem Grad der Depression leiden die Patienten unter mehreren der oben genannten Symptome. Typisch sind ein Verlust des Selbstwertgefühls und Emotionen von Wertlosigkeit und Schuld. Oft liegen einige somatische Symptome vor. Besonders in dieser Episode haben Betroffene Suizidgedanken oder vollziehen sogar eine Suizidhandlung. Die einzelnen Episoden lassen sich näher kennzeichnen als eine agitierte Depression, eine einzelne Episode von Major Depression ohne psychotische Syndrome und einzelne Episoden einer vitalen Depression ohne psychotische Syndrome. Symptomatik und diagnostische Kriterien einer schweren depressiven Episode mit psychotischen Symptomen Bei der Diagnosestellung dieses Subtypen sind Halluzinationen, Wahnideen, psychomotorisch Hemmung oder ein Stupor derart schwer ausgeprägt, so dass alltägliche soziale Aktivitäten nicht möglich sind und eine erhöhte Lebensgefahr durch Suizid und ungenügende Flüssigkeits- und Nahrungszufuhr besteht. Halluzinationen und Wahn können mit der gegenwärtigen Stimmung übereinstimmen. Dies ist jedoch nicht obligat. Einzelne Episoden lassen sich als Major Depression mit psychotischen Syndromen, psychogene depressive Psychose, psychotische depressive Psychose und reaktive depressive Psychose unterscheiden. Symptomatik und diagnostische Kriterien von rezidivierenden depressiven Störungen „Bei der rezidivierenden depressiven Episode handelt es sich um eine Störung, die durch wiederholte depressive Episoden (F32.-) gekennzeichnet ist“ (WHO 2011). Rückblickend finden sich keine unabhängigen Episoden mit gehobener Stimmung und vermehrter Manie (vermehrter Antrieb). Jedoch können nach einer depressiven Episode, potentiell durch eine antidepressive Behandlung ausgelöst, kurze Zeiträume von leicht gehobener Stimmung und Überaktivität (Hypomanie) auftreten. Laut ICD-10 haben die schweren Formen der rezidivierenden depressiven Störung (F33.2 und F33.3) viel mit den früheren Konzepten der manisch-depressiven Krankheit, der Melancholie, der vitalen Depression und der endogenen Depression gemeinsam. Das primäre Auftreten kann bereits in der Kindheit oder erst im Senium geschehen, wobei sich die Symptome akut oder schleichend entwickeln und wenige Wochen bis viele Monate andauern können. Gleichgültig wie viele depressive Episoden im Leben aufgetreten sind, wird das Risiko der Entwicklung einer manisch depressiven Episode 19 nie völlig aufgehoben sein. Tritt eine manische Episode auf, ist die Diagnose in eine bipolare affektive Störung zu korrigieren (Gruppe F31). Symptomatik und diagnostische Kriterien einer rezidivierenden depressiven Störung, gegenwärtig leichte Episode Dieses Störungsbild beinhaltet wiederholte depressive Episoden ohne Manie in der Anamnese, aber mit Vorliegen einer gegenwärtigen leichten Störung (F32.0). Symptomatik und diagnostische Kriterien einer rezidivierenden depressiven Störung, gegenwärtig mittelgradige Episode Hierbei handelt es sich um eine wiederholte depressive Episoden unter Vorliegen einer gegenwärtigen mittelgradigen Störung (F32.1) ohne anamnestisch detektierte Manie. Symptomatik und diagnostische Kriterien einer rezidivierenden depressiven Störung, gegenwärtig schwere Episode ohne psychotische Symptome Dies ist eine wiederholte depressive Episode, bei der gegenwärtig eine schwere Störung ohne psychotische Symptome (F32.2) vorliegt und eine Manie in der Anamnese fehlt. Man unterscheidet hierbei eine endogene Depression (ohne psychotische Symptome), eine manisch- depressive Psychose (depressive Form, ohne psychotische Symptome), eine rezidivierende Major Depression (ohne psychotische Syndrome) und eine rezidivierende vitale Depression (ohne psychotische Symptome). Symptomatik und diagnostische Kriterien einer rezidivierenden depressiven Störung, gegenwärtig schwere Episode mit psychotischen Symptomen Dieses Intervall ist charakterisiert durch wiederholt depressive Episoden unter Vorliegen einer gegenwärtig schweren Störung mit psychotischen Symptomen (F32.3), aber ohne vorhergehende manische Episoden. Dabei wird zwischen der endogene Depression mit psychotischen Symptomen, der manisch- depressiven Psychose (depressive Form mit psychotischen Symptomen) und rezidivierenden schweren Episoden unterschieden. Die letzte Episode wird noch einmal unterteilt in Major Depression mit psychotischen Symptomen, psychogene depressive Psychose, psychotische Depression und die reaktive depressive Psychose. Symptomatik und diagnostische Kriterien der Dysthymia „Bei der Dysthymia handelt es sich um eine chronische, wenigstens mehrere Jahre dauernde (mind. zwei Jahre) depressive Verstimmung, die weder schwer noch hinsichtlich einzelner Episoden anhaltend genug ist, um die Kriterien einer schweren, mittelgradigen oder rezidivierenden Depressiven Störung (F33.-) zu erfüllen“ (WHO 2011). Zur Untergruppe 20 gehört die anhaltende ängstliche Depression, bei der einmal mehr zwischen der depressiven (Neurose; Persönlichkeitsstörung) und der neurotischen Depression differenziert wird. Epidemiologie Allgemeinbevölkerung. Weltweit leiden etwa 121 Millionen Menschen an einer depressiven Störung. Dies entspricht etwa 2-7 Prozent der Weltbevölkerung. Allein in Deutschland sind 8 Millionen Menschen davon betroffen (Eberhard-Metzger 2008). Die Lebenszeitprävalenz aller affektiven Störungen beträgt bis zu 20 % (Di Luca, Baker et al. 2011), wobei die Depression die häufigste psychische Erkrankung darstellt (Wittchen, Jacobi et al. 2010). Durch verschiedene Studien konnte ermittelt werden, dass in der Allgemeinbevölkerung v. a. leichte und nicht als Depression erkannte Krankheitsverläufe sehr häufig vorkommen (Eberhard-Metzger 2008). Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die in verschiedenen Studien ermittelten Häufigkeiten von affektiven Störungen: Tabelle 4: Häufigkeit von affektiven Störungen in der Allgemeinbevölkerung Irgendeine affektive Störung (%) 12-Monatsprävalenz Frauen Männer Lebenszeitprävalenz Frauen Männer Unipolare Depression (%) 12-Monatsprävalenz Lebenszeitprävalenz Major Depression (%) 12-Monatsprävalenz Lebenszeitprävalenz Einzelne Episode (%) 12-Monatsprävalenz Rezidivierend (%) 12-Monatsprävalenz Dysthymie (%) 12-Monatsprävalenz Lebenszeitprävalenz BundesgesundheitsSurvey 1998 (Jacobi, Wittchen et al. 2004; Wittchen, Jacobi et al. 2010) National Comorbidity Survey Replication (Kessler, Berglund et al. 2005; Kessler, Chiu et al. 2005) NEMESIS 1996 (Jacobi, Wittchen et al. 2004; Kessler, Berglund et al. 2005; Di Luca, Baker et al. 2011) 11,9 9,5 18,6 25 12 20,8 7,6 9,7 5,7 19 24,5 13,6 10,7 17,1 8,3 6,7 16,6 5,8 15,4 1,5 2,5 2,3 6,3 4,3 4 4,5 Frauen sind mit einem Altersgipfel zwischen 20 und 35 Jahren zweimal häufiger betroffen als Männer (Jacobi, Wittchen et al. 2004; Kessler, Berglund et al. 2005; Kessler, Berglund et al. 2005; Kessler, Birnbaum et al. 2010; Di Luca, Baker et al. 2011). Frauen leiden jedoch nicht 21 nur häufiger an einer Depression, sondern auch häufiger an rezidivierender Depression sowie einem chronischen Depressionsverlauf (Wittchen, Jacobi et al. 2010). Allgemeinarztpraxen. In den Allgemeinarztpraxen sind hingegen depressive Störungen häufiger zu beobachten als in der Allgemeinbevölkerung. Die weltweite WHO-Primary-Care Studie, die u. a. in 35 Praxen in Berlin und Mainz durchgeführt wurde, hat ergeben, dass etwa 10 % zum Erhebungszeitpunkt an einer depressiven Episode nach ICD-10 litten (Linden, Maier et al. Stichtagsprävalenzstudie 1996; von Wittchen, 14.746 Jacobi Patienten in et al. 412 2010). Praxen Daten einer bestätigen, dass Depressionen die häufigsten psychischen Störungen in der Primärversorgung darstellen. 11 % der Patienten erfüllten zum Erhebungszeitpunkt die Kriterien der depressiven Episode. Der Geschlechtsunterschied war hierbei nicht so ausgeprägt wie in der Allgemeinbevölkerung. 12 % der Frauen und 9 % der Männer waren betroffen (Wittchen, Jacobi et al. 2010). Die GAD-P Studie umfasste 558 deutsche Allgemeinarztpraxen. Dabei konnte bei 6 % der Patienten eine Major Depression nach strengeren DSM-IV Kriterien beobachtet werden (Hoyer and Wittchen 2003). An einer bundesweiten Hausarztstudie von 1999 haben 20.421 Patienten teilgenommen und wurden mittels des Screeningfragebogens DSQ befragt. Es ergab sich eine Punktprävalenz von 11,3 % für irgendeine depressive Störung unabhängig von den Klassifikationssystemen ICD-10 oder DSM-IV sowie eine Punktprävalenz von 4,2 % nach DSM-IV und 7,2 % ICD-10 Kriterien (Jacobi, Höfler et al. 2002). Becker und Abholz (2005) fassen zusammen, dass ca. 10 % der Patienten zum Erhebungszeitpunkt an einer depressiven Episode leiden, je nachdem ob die Diagnose nach ICD-10 oder DSM-IV Kriterien gestellt wurde. Somit ist diese Punktprävalenz deutlich höher zu beurteilen als die im Bundesgesundheitssurvey erhobene 12-Monats-Prävalenz von 12 % in der Allgemeinbevölkerung, da sich letztere Angaben auf den Zeitraum eines ganzen Jahres bezogen hatten (Linden, Maier et al. 1996; Wittchen, Jacobi et al. 2010). Die Punktprävalenz der Major Depression lag zusammenfassend bei 4-6 % und die 12Monatsprävalenz bei 8 %. Bei den depressiven Episoden konnte eine Punktprävalenz von 817 % beobachtet werden (Becker and Abholz 2005). Krankenhaus. Die Tabellen B-3 und B-4 im Anhang, welche mit den Daten des Statistischen Bundesamtes erstellt worden sind, veranschaulichen die Epidemiologie der diagnostizierten Subtypen der affektiven Störungen im allgemeinen Krankenhaus. Dermatologie. Die Prävalenz einer depressiven Störung oder depressiver Symptome wird mehreren Studien zufolge angegeben zwischen 9 und 44 % (Woodruff, Higgins et al. 1997; Fritzsche, Ott et al. 2001; Stangier, Köhnlein et al. 2003; Cohen, Ofek-Shlomai et al. 2006; Dehen, Taieb et al. 2006; Mazzotti, Mastroeni et al. 2012). Die ambulant ermittelten 22 Häufigkeiten lagen dabei ebenfalls zwischen 9 und 44 % (Screeningverfahren: 9,2 % (Mazzotti, Mastroeni et al. 2012); 17,3 % und 29,7 % (Stangier, Köhnlein et al. 2003; Cohen, Ofek-Shlomai et al. 2006); Liasondienst: 44 % (Woodruff, Higgins et al. 1997). Stationär hingegen konnten Prävalenzen zwischen 23 und 28 % ermittelt werden (Selbstbeurteilungsfragebogen: 23,6 % (Dehen, Taieb et al. 2006); Screeningverfahren: 28 % (Fritzsche, Ott et al. 2001). Davon leiden nach Zachariae et al. (2004) 7,6 % der stationären dermatologischen Patienten an einer schweren, 15,8 % an einer moderaten Depression sowie nach Untersuchungen von Picardi et al. mit dem diagnostischen Interview SCID 8,5 % an einer depressiven Störung (nicht anders angegeben), 8,4 % an einer Major Depression und 5 bis 6,3 % der Teilnehmer an einer Dysthymie (Picardi, Adler et al. 2005; Picardi, Pasquini et al. 2005; Picardi, Porcelli et al. 2006). Im Vergleich dazu konnten bei den ambulanten Patienten Häufigkeiten von 28 % für eine milde bis moderate Depression, 14 % für eine schwere Depression sowie 1,4 % für eine Major Depression und 7,8 % für eine Dysthymie ermittelt werden (Woodruff, Higgins et al. 1997; Aktan, Özmen et al. 1998). Daraus lässt sich schlussfolgern, dass depressive Störungen sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich von großer Bedeutung sind, was bei der Therapie unbedingt beachtet werden sollte. 1.1.3 Angststörungen Definition Unter dem Begriff „Angststörung“ werden mehrere Erkrankungsformen zusammengefasst, bei denen ein anhaltendes Gefühl der Unvorhersehbarkeit und Unkontrollierbarkeit von zukünftigen als bedrohlich eingestuften Ereignissen besteht (Morschitzky 2009). Angst ist eine primäre Emotion, ein ganz normaler Gefühlszustand wie Freude, Trauer, Furcht, Wut, Überraschung sowie Ekel und liegt bereits zu Beginn der ontogenetischen Entwicklung vor. Das Wort „Angst“ lässt sich zurückführen auf das altdeutsche Synonym „angust“, abgleitet aus dem lateinischen „angustiae“ („Enge, Enge der Brust“) oder dem Verb „angere“ für „(die Kehle) zuschnüren“ (Morschitzky 2009). Das Gefühl der Angst tritt auf als Reaktion auf bedrohliche, ungewisse oder unkontrollierbar beurteilte Ereignisse, die als gefährlich eingestuft werden. Es dient somit als Schutzreaktion, um Gefahren zu überwinden oder zu vermeiden und zum risikobewussten Auseinandersetzen mit der Umwelt (Morschitzky 2009; Kapfhammer 2011). Es handelt sich genau genommen um ein biologisch festgelegtes Alarmsignal, dass das Überleben sichert. Angst kann unterschiedliche Dimensionen annehmen wie Verlust- und Existenzangst, als Lust an der Angst (Ausdruck einer lustvollen Anspannung, z. B. bei gefährliche Sportarten), Angst als Stresssymptom, Angst als ganzheitliches Erleben sowohl auf körperlicher, emotionaler, kognitiver und behavioraler Ebene und Ängste als Übergangsprobleme im Rahmen der Lebensphase (Morschitzky 2009). Bei der pathologischen Angst steht die Intensität der Angst in keinem realistischen 23 Verhältnis zum Ausmaß der subjektiv erlebten Bedrohung. Die Betroffenen wissen dies, haben ihre unangemessene Angstreaktion aber nicht unter Kontrolle (Morschitzky 2009). Die Angstreaktion ist überdauernd, somit besteht keine Möglichkeit der Reduktion oder der Bewältigung, wodurch es häufig zu einer Beeinträchtigung der Lebensqualität kommt (Langs and Zapotoczky 1995). Nimmt die Angststörung ein extremes Ausmaß an, so dass das gesamte geordnete Denken und Handeln zusammenbricht, spricht man von Panik, definiert als akute Angstreaktion mit verminderter Selbstkontrolle und unüberlegter Flucht. Tritt die Angststörung hingegen im Rahmen einer Begleitsymptomatik anderer psychischer Störungen auf, so spricht man von sekundärer Angst (Morschitzky 2009). Allgemeine Symptomatik Als primäre Emotion ist die Angst ein normalpsychologisches Phänomen als Reaktion auf Gefahren- und Stressreaktionen. Nach Kapfhammer (2011a) gibt es drei wesentliche Merkmale, nach denen eine Angststörung eingeteilt werden kann: 1. plötzlich auftretende Angstanfälle in unkontrollierbarer Intensität mit oder ohne Vermeidungsverhalten 2. anhaltend erhöhtes Angstniveau, schwer kontrollierbare Besorgnisse 3. objektivgerichtete bzw. situativ ausgelöste oder objektivlose, diffuse Ängste Angst kann sich auf drei unterschiedlichen Ebenen manifestieren, die sich durch folgende Symptome äußern (Langs and Zapotoczky 1995; Morschitzky 2009): 1. Kognitive und Befürchtungen, emotionale sich ständiges Symptome: Hilflosigkeit, Beschäftigen mit den Ausgeliefert krankhaften sein, Ängsten, Entwicklung von Angst vor der Angst (Erwartungsangst), Vernachlässigen der Bedürfnisse und Lebensziele, Angst zu sterben, Angst vor Kontrollverlust, verminderte Konzentration, Derealisation, Depersonalisation, starke psychosoziale Belastung 2. behaviorale Symptome: beobachtbare Verhaltensweisen wie Starrwerden vor Schreck bis zur Regungslosigkeit (Stupor), Zittern, Beben, Flucht, Panik- und Vermeidungsverhalten 3. vegetative Symptome: subjektive Gefühle der Erregung wie Herzklopfen, Atemnot, feuchte Hände, blasses Gesicht, Durchfall, Schwitzen, Hyperventilation, Muskelzittern oder weiche Knie, Blutgefäßveränderungen, Blutdruckanstieg, Gewichtsverlust u.v.m. Bei der Diagnostik sollte beachtet werden, dass Angstsymptome auch Begleitsymptomatik vieler psychischer Störungen (v. a. Depression) auftreten können. 24 als Diagnostik klinischer Subtypen Die Diagnose zur Unterscheidung zwischen normaler und pathologischer Angst erfolgt in mehreren Schritten. Zunächst müssen organmedizinische Ursachen und eine andere psychische Störung als alleinige Ursache für die Angstsymptomatik ausgeschlossen werden. Wie bei der Erfassung der „somatoformen Störungen“ gibt es auch zur Diagnostik der Angststörungen zwei Arten von diagnostischen Verfahren. Als Fremdbeurteilungsskalen können sowohl die diagnostischen Interviews für psychische Störungen als auch eine ganze Reihe von Beobachtungsskalen, die ebenfalls zur Einschätzung des Schweregrades dienen, eingesetzt werden. Eingeteilt werden die unterschiedlichen Erkrankungsformen der Angststörung entweder nach dem Diagnoseschema des ICD-10 (Dilling 2006; Dilling 2008) oder/ und des DSM-IV (Saß, Wittchen et al. 2003). In der folgenden Tabelle (Tab. 5) ist eine Gegenüberstellung beider Klassifikationssysteme dargestellt: Tabelle 5: Vergleich der Klassifikation von Angststörungen nach ICD-10 und DSM-IV ICD-10 Gruppe F4: neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen F40 phobische Störungen DSM-IV Angststörungen F40.00 Agoraphobie ohne Panikstörung 300.22 Agoraphobie ohne Panikstörung in der Vorgeschichte 300.21 Panikstörung mit Agoraphobie 300.23 soziale Phobien 300.29 spezifische Phobien F40.01 Agoraphobie mit Panikstörung F40.1 soziale Phobien F40.2 spezifische (isolierte) Phobien F40.8 sonstige phobische Störungen F40.9 nicht näher bezeichnete phobische Störungen F41 sonstige Angststörungen F41.0 Panikstörung F41.1 generalisierte Angststörung F41.2 Angst- und depressive Störung, gemischt F41.3 andere gemischte Angststörungen F41.8 sonstige näher bezeichnete Angststörungen F41.9 nicht näher bezeichnete Angststörung 300.X Phobien 300.00 Angststörung, nicht näher bezeichnet 300.0X Angstzustände 300.01 Panikstörung ohne Agoraphobie 300.02 generalisierte Angststörung (GAD) Aus der Tabelle 5 ist ersichtlich, dass die Gruppe der „Angststörungen“ nach DSM-IV und ICD-10 unterschiedlich eingeteilt wird. Im ICD-10 sind vier Gruppen von phobischen Störungen (Agoraphobien, soziale Phobien, spezifische Phobien, sonstige phobische Störungen) definiert, wobei die Agoraphobie hierarchisch höher steht als die Panikstörung. Im DSM-IV ist dies genau umgekehrt, da in diesem Klassifikationssystem davon ausgegangen wird, dass Panikattacken primär und Agoraphobie sekundär aus den 25 Erwartungsängsten entstehen. Zudem bilden im DSM-IV die „Angststörungen“ ein eigenständiges Kapitel, unter das neben den in der Tabelle genannten noch die Zwangsstörungen, die organisch bedingte oder substanzinduzierte Angststörung, die akuten und posttraumatischen Belastungsstörungen subsumiert werden, die allerdings aufgrund der Gegenüberstellung nicht aufgelistet sind. Im ICD-10 werden alle von diesen Störungen in der Gruppe F4 zu den neurotischen, Belastungs- und somatoformen Störungen (Linden and Zubrägel 2000) zusammengefasst. Es wird unterschieden zwischen den „phobischen Störungen“, definiert als Angst, die durch eindeutig ungefährliche Situationen ausgelöst wird, und den „anderen Angststörungen“, zu denen neben der Panikstörung oder der generalisierten Angststörung noch drei weitere jedoch eher selten diagnostizierte Angststörungen zählen (Morschitzky 2009). Das DSM entspricht insgesamt viel stärker den Kriterien auf Forschungsergebnissen beruhenden psychiatrischen Diagnostik (Morschitzky 2009). Die verschiedenen Angststörungen werden im Folgenden näher beschrieben, wobei die Einteilung sich überwiegend nach dem amerikanischen psychiatrischen Diagnoseschema DSM-IV richtet, da diese bei der vorliegenden Untersuchung mittels der Screeninginstrumente ASQ und SSQ erhoben wurden (s. Kap. 2.2.3). Symptomatik und diagnostische Kriterien der Agoraphobie Die Agoraphobie umfasst eine Gruppe von Ängsten, die v. a. dann auftreten, wenn man die gewohnt schützende Umgebung verlässt und eine Flucht beim plötzlichen Auftreten von hilflos machenden Ängsten nur schwer möglich ist. Angstauslösende Situationen können das Verlassen der Wohnung, das Betreten von Geschäften, der Aufenthalt in Menschenmengen oder an öffentlichen Plätzen und das Alleinreisen sein. Aufgrund dieser Angst und den damit einhergehenden Symptomen werden die phobischen Situationen häufig gemieden und die Erwartungsangst zwingt Betroffene die Aktivitäten schon lange im Voraus zu planen. Oftmals tritt die Agoraphobie mit einer Panikstörung auf (Morschitzky 2009). Symptomatik und diagnostische Kriterien der Panikstörung Panikstörungen sind durch das wiederholte und unerwartete Auftreten von Panikattacken gekennzeichnet. Bei einer Panikattacke handelt es sich um plötzlich unerwartete körperliche und kognitive Symptome mit intensiver Angst und starken Unbehagens ohne erkennbare Ursache in einer abgrenzbaren Periode. In den meisten Fällen steigert sich diese Angst innerhalb von Minuten bis zu einem Höhepunkt und flacht dann wieder ab, so dass die Dauer in etwa 30 Minuten beträgt. Symptomatik und diagnostische Kriterien der sozialen Phobie Die soziale Phobie ist definiert als eine starke und andauernde Angst vor sozialen, beruflichen oder sonstigen Leistungsanforderungen in der Gegenwart von anderen 26 Menschen, die sie negativ bewerten könnten. Die Betroffenen leiden unter einer Bewertungsangst, d. h. sie haben Angst davor nicht gut genug zu sein, zu versagen oder sich lächerlich zu machen. Es handelt sich dabei meist um eine Fehleinschätzung des eigenen sozialen Leistungsverhaltens. Die Furcht davor im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, zeigt sich oft in vegetativen Symptomen (Erröten, Schwitzen, Stottern etc.). Symptomatik und diagnostische Kriterien der spezifischen Phobien Bei den spezifischen Phobien handelt es sich um eine ausgeprägte, anhaltende und unangemessene Angst, die von klar erkennbaren Objekten oder Situationen ausgelöst wird. Eine Konfrontation kann bis zu einer Panikattacke führen. Das Ausmaß der Angst hängt allerdings mit der Nähe des Objektes zusammen. Man kann unterscheiden zwischen dem situativen, Tier-, Umwelt-, Blut- Spritzen- Verletzungs- und anderen Typus. Symptomatik und diagnostische Kriterien der generalisierten Angststörung (GAD) Das zentrale Merkmal der generalisierten Angststörung sind ständig unkontrollierbare Sorgen und Befürchtungen, die psychisch krank machen und sich durch körperliche Symptome äußern. Die Angst ist nicht auf bestimmte Situationen oder Objekte beschränkt, sondern frei flottierend und nur schwer kontrollierbar (Morschitzky 2009). Die Betroffenen grübeln, sind überbesorgt, pessimistisch und beschäftigen sich mehr als 6 Stunden des Tages mit Alltagsproblemen. Sie leiden unter einem ständig erhöhten Angstniveau mit motorischer Anspannung und vegetativen Symptomen. Dies muss für die Diagnosestellung in den letzten 6 Monaten an der Mehrzahl der Tage aufgetreten sein. Eine generalisierte Angststörung kann ausgeschlossen werden, wenn gleichzeitig eine depressive Episode, eine Panikstörung, eine phobische Störung, eine Zwangsstörung oder/und eine hypochrondrische Störung vorliegen. Symptomatik und diagnostische Kriterien der posttraumatischen Belastungsstörung Der Vollständigkeit halber sei die posttraumatische Belastungsstörung lediglich kurz erwähnt, da diese in der vorliegenden Untersuchung mitgescreent (SSQ und ASQ) wurde. Es handelt sich hierbei häufig um eine Angststörung als direkte Folge auf ein Trauma. Laut DSM-IV kann die Diagnose gestellt werden, wenn mindestens 6 von 17 Symptomen (Kriterium B-D) nach einem traumatischen Ereignis (Kriterium A) gegeben sind (Saß 2003). Kriterium A (Trauma) besagt, dass eine Person direkt eine Situation erlebt hat, die mit Tod, Todesandrohung, schwerer Verletzung oder einer anderen Bedrohung der körperlichen Unversehrtheit zu tun hat. Es muss sich dabei nicht nur um die Bedrohung der eigenen Person, sondern es kann sich auch um die einer anderen Person handeln. Die Person reagiert mit intensiver Furcht, Hilflosigkeit oder Entsetzen. Weiterhin wird das traumatische Ereignis über mindestens 1 Monat wieder erlebt (Flashbacks). Reize, die mit dem Trauma 27 verbunden sind, werden gemieden und es bestehen zentrale Symptome wie Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen etc. (Kriterium B-D). Epidemiologie Allgemeinbevölkerung. Wie bei den „somatoformen Störungen“ gibt es auch bei den „Angststörungen“ viele Studien zum Vorkommen in der Allgemeinbevölkerung. Angststörungen zählen neben den depressiven Erkrankungen zu den häufigsten psychischen Störungen (Sartorius, Üstün et al. 1996; Nisenson, Pepper et al. 1998; Lépine 2002). In der folgenden Tabelle werden die Daten aus verschiedenen Studien zu der Häufigkeit von Angststörungen in der Allgemeinbevölkerung zusammengefasst: Tabelle 6: Häufigkeit von Angststörungen in der Allgemeinbevölkerung Review (Somers, Goldner et al. 2006) Irgendeine Angststörung (%) 12-Monatsprävalenz Männer Frauen Lebenszeitprävalenz Männer Frauen 4-Wochenprävalenz Agoraphobie (%) 12-Monatsprävalenz Männer Frauen Lebenszeitprävalenz Männer Frauen 4-Wochenprävalenz Soziale Phobien (%) 12-Monatsprävalenz Männer Frauen Lebenszeitprävalenz Männer Frauen Spezifische Phobien (%) 12-Monatsprävalenz Männer Frauen Lebenszeitprävalenz Männer Frauen Panikstörung (%) 12-Monatsprävalenz Männer (Perkonigg and Wittchen 1995) 10,6 8,9 16,4 16,6 10,4 18,5 BundesGesundheitssurvey 1998 (Wittchen, Höfler et al. 1999) 14,5 9 2 1,6 1,1 2,9 3,1 1,7 4,2 5,7 2,9 4,5 3 4,6 2,5 1,8 2,9 2 3 4,4 10,6 4,9 3,5 8,2 0,99 1,2 2,7 7,6 28 1,1 Frauen Lebenszeitprävalenz Männer Frauen 4-Wochenprävalenz Generalisierte Angststörung (%) 12-Monatsprävalenz Männer Frauen Lebenszeitprävalenz Männer Frauen 1,2 0,76 1,6 2,4 1 2,6 1,4 2,6 6,2 5,2 8,4 5,1 Aus diesen Daten ist ersichtlich, dass Angststörungen in der Allgemeinbevölkerung sehr weit verbreitet und Frauen in etwa zweimal häufiger betroffen sind als Männer (Kapfhammer 2011). Die häufigsten Angststörungen in der Allgemeinbevölkerung sind die spezifischen und sozialen Phobien (Morschitzky 2009). Bezüglich der posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD) ergab eine gesamtdeutsche Befragung im Jahr 2005 im Alter von 14-93 Jahren eine aktuell vorhandene PTSD bei 2,3 % für das Vollbild (Morschitzky 2009). Insgesamt lässt sich sagen, dass die Angststörungen bei Frauen noch vor der Depression die häufigste psychische Störung, bei Männern nach dem Alkoholmissbrauch immerhin die zweithäufigste sind (Morschitzky 2009). Allgemeinarztpraxen. Neben den zahlreichen Untersuchungen in der Allgemeinbevölkerung wurden auch Befragungen in Allgemeinarztpraxen durchgeführt. Die folgende Tabelle soll die Häufigkeit der Angststörungen in Allgemeinarztpraxen veranschaulichen: Tabelle 7: Häufigkeit von Angststörungen in Allgemeinarztpraxenkhcferjihferiinllgemeinarztpraxen WHO-Primary-Care Studie (Linden, Maier et al. 1996; Sartorius, Üstün et al. 1996; Maier, Gänsicke et al. 2000) Irgendeine Angststörung (%) 12-Monatsprävalenz Lebenszeitprävalenz 4-Wochenprävalenz Soziale Phobien (%) 12-Monatsprävalenz Lebenszeitprävalenz Spezifische Phobien (%) 12-Monatsprävalenz Lebenszeitprävalenz Panikstörung (%) 12-Monatsprävalenz Lebenszeitprävalenz 4-Wochenprävalenz (Nisenson, Pepper et al. 1998) GAD-P-Studie (Hoyer and Wittchen 2003) 14,6 23,9 1,5 (Berlin, Mainz: 1,6 %) 27 2,6 8,2 6,3 9,8 3,1 6,7 1,1 (Berlin, Mainz: 1,3 %) 29 Generalisierte Angststörung (%) 12-Monatsprävalenz Lebenszeitprävalenz 4-Wochenprävalenz 4,1 7,9 (Berlin, Mainz: 8,5 %) 50-60 % aller Angststörungen werden vom Hausarzt nicht erkannt (Zajecka 1997; Morschitzky 2009) und weitere 25 % werden fehlbehandelt (Linden, Maier et al. 1996), was einen entscheidenden Einfluss auf den Verlauf und die Prognose hat. Viele Angstpatienten nehmen häufig medizinische Hilfe in Anspruch. Bei der Diagnose und der Behandlung sollte beachtet werden, dass Angststörungen häufig mit Depression einhergehen. In drei amerikanischen Städten wurde eine Untersuchung zu der Komorbidität mit Depression durchgeführt, bei der sich herausstellte, dass v. a. die Phobien (12-Monats-Prävalenz: 22,7 %; Lebenszeitprävalenz: 27,9 %) und die generalisierten Angststörungen (12-MonatsPrävalenz: 54,1 %; Lebenszeitprävalenz 64,3 %) mit einer affektiven Störung vergesellschaftet sind (Sherbourne, Jackson et al. 1996). Krankenhaus. In deutschen Krankenhäusern haben laut den Daten des statistischen Bundesamtes die Angststörungen seit dem Jahr 2010 stetig zugenommen (vgl. Tab. B-2 und B-4 im Anhang), wovon insbesondere die „Agoraphobie“, die „spezifischen Phobien“ und die „Panikstörung“ zu nennen sind. Dermatologie. Zusammenfassend kann bei 16 bis 35 % der dermatologischen Patienten eine Angststörung beobachtet werden (Interviewverfahren stationär: 16-17 % (Picardi, Pasquini et al. 2005; Picardi, Porcelli et al. 2006); Screeningverfahren stationär: 20 % (Fritzsche, Ott et al. 2001); Screeningverfahren ambulant: 26,2 % (Mazzotti, Mastroeni et al. 2012); psychiatrische Liasondienst ambulant: 35 % (Woodruff, Higgins et al. 1997). Davon erfüllten 5,7 % der stationären Patienten die Kriterien einer generalisierten Angststörung, 3,7 % einer Panikstörung, 0,7 % einer Agoraphobie, 1,1 % einer soziale Phobie und 2,9 % einer spezifische Phobie (Picardi, Pasquini et al. 2005; Picardi, Porcelli et al. 2006). Im Vergleich dazu haben Untersuchungen in einer dermatologischen Ambulanz ergeben, dass 3,2 % an einer generalisierten Angststörung, 2,7% an einer Panikstörung, 1,4 % an einer einfachen Phobie, 0,9 % an einer soziale Phobie und 0,5 % an einer Agoraphobie litten (Aktan, Özmen et al. 1998). Somit kann man festhalten, dass die einzelnen Subtypen im ambulanten und stationären Bereich in etwa gleich häufig sind. 30 1.1.4 Prävalenz von somatoformen Störungen, Depression und Angst bei einzelnen Hautkrankheiten Viele Studien beschreiben eine erhöhte Prävalenz an Depression und Angststörungen bei Psoriasis, Acne vulgaris, atopischer Dermatitis, Alopecia areata, Urticaria, Vitiligo, Pruritus und verschiedenen Kollagenosen wie z. B. systemischer Lupus erythematodes (SheehanDare, Henderson et al. 1990; Colon, Popkin et al. 1991; Koo, Shellow et al. 1994; Kent and Al'Abadie 1996; Gupta and Gupta 1998; Aktan, Özmen et al. 2000; Mattoo, Handa et al. 2001; Yazici, Baz et al. 2004; Esposito, Saraceno et al. 2006; Niemeier, Kupfer et al. 2006; Höring 2008; Levenson 2008; Nery, Borba et al. 2008; Uhlenhake, Yentzer et al. 2010; Rieder and Tausk 2012; Zakeri, Shakiba et al. 2012). Die psychiatrische Morbidität beträgt nach Untersuchungen von Picardi et al. über 20 bis 30 % für Acne vulgaris, Psoriasis, Vitiligo, Pruritus, Dermatitis allgemein, Urticaria, Alopezie und Herpesvireninfektionen (Picardi, Abeni et al. 2000; Picardi, Abeni et al. 2001). Bei chronischen Hauterkrankungen findet man häufig eine milde/ moderate Depression (15%) und eine milde generalisierte Angststörung (13 %) (Woodruff, Higgins et al. 1997). Davon sind Hauterkrankungen wie chronische Urtikaria, Alopecia areata, Psoriasis, Acne vulgaris und Pruritus bzw. Prurigoerkrankungen häufig mit einer Depression assoziiert (Gieler and Harth 2006). Angststörungen hingegen konnten bei atopischer Dermatitis, nummulärem Ekzem, dyshydrisiformem rezidivierendem Handekzem, seborrhoischer Herpes simplex, Dermatitis, Acne vulgaris, metastasiertem Tumorleiden und Rosazea, allergologischen Erkrankungen vermehrt nachgewiesen werden (Gieler and Harth 2006). Besonders gut erforscht ist die Häufigkeitsverteilung von psychischen Erkrankungen bei Psoriasispatienten, denn v. a. Depressivität scheint aufgrund der Datenlage eine wichtige Begleiterkrankung zu sein, die in 10 % der Fälle auch mit Suizidalität korreliert (Gieler, Niemeier et al. 2008). Laut einer Veröffentlichung von Gerdes und Mrowietz (2012) litten von 7971 mittelschwer bis schwer betroffenen Psoriasispatienten in den Vereinigten Staaten 6,9 % an einer Angststörung und 9,2 % an einer Depression (Kontrollgruppe: 4,4 % und 5,3 %). Eine weitere Umfrage von Psoriasispatienten mit unterschiedlichem Erkrankungsschweregrad und befragt mit dem diagnostischen Interview SCID hat ergeben, dass 19,2 % die Kriterien einer Depression, 17,8 % die einer posttraumatischen Belastungsstörung, 9,6 % die einer generalisierten Angststörung, 1,4 % die einer Panikstörung, 13,7 % die einer Angststörung und einer Depression erfüllten (Biljan, Laufer et al. 2009). Somit kann festgehalten werden, dass bei Psoriasis häufiger Depressionen und Angststörungen gemessen werden als in einer gesunden Vergleichsgruppe (Conrad, Geiser et al. 2008). Zudem konnte festgestellt werden, dass die Prävalenz einer depressiven Störung bei stationären Psoriasispatienten höher ist als bei ambulanten Patienten, da der Schweregrad der Psoriasis für eine stationäre 31 Aufnahme und Behandlung schlimmer sein muss und somit die psychische Belastung größer ist (Gupta and Gupta 1998). 1.1.5 Alexithymie Definition Im Jahr 1972 wurde das Alexithymiekonzept von dem amerikanischen Psychiater Sifneos zur Erklärung von körperlichen Erkrankungen mit organisch-psychischen und primär psychischen Ursachen vorgestellt und durch folgende Dimensionen charakterisiert (Gündel, Ceballos-Baumann et al. 2000; Grabe and Rufer 2009): Problem eigene Gefühle wahrzunehmen, zu verbalisieren und auszudrücken, auch bei emotional bewegenden Momenten Unfähigkeit zwischen körperlichen Empfindungen und Emotionen zu unterscheiden reduzierte Vorstellungskraft, Fantasiearmut mit flacher und vereinfachter Sprache, wenig Tagträume an äußere Umstände orientierte Denk- und Sprechweise bzw. Defizite in der Introspektionsfähigkeit, chronologische Darlegung von Fakten Daraus ist ersichtlich, dass sich dieses Konzept nicht aus einer einzigen Persönlichkeitsdimension zusammensetzt, sondern aus vielen verschiedenen heterogenen Persönlichkeitsmerkmalen (Grabe, Spitzer et al. 2001). Lange ist man davon ausgegangen, dass es sich bei der „Alexithymie“ um eine spezifische Persönlichkeitseigenschaft handelt, die zu psychosomatischen Erkrankungen führt. Gegenwärtig gilt das Alexithymiekonzept eher als „diagnoseunspezifisches Erklärungskonzept für Störungen der kognitiven Verarbeitung emotionaler Vorgänge“ (Bagby and Taylor 1997; Morschitzky 2007). Das Wort „Alexithymie“ stammt aus dem Griechischen und wurde von Sifneos geprägt. Es setzt sich zusammen aus dem Präfix „a“ für „Fehlen“, „lexis“ für „das Wort“ und „thymos“ für „die Emotion“. Dieser Begriff bedeutet somit so viel wie „das Fehlen von Worten für Emotionen“. In der Literatur wird unterschieden zwischen „Gefühl“, „Emotion“ und „Affekt“. Die „Emotion“ meint die (neuro-)physiologische Erregung des vegetativen Nervensystems, deren motorische Ausführung (z. B. Veränderung des Gesichtsausdrucks) und die subjektive Körperwahrnehmung als Grundlagen eines Gefühls verstanden werden. Diese laufen zum Teil reflexartig ab (Grabe and Rufer 2009). Das „Gefühl“ bezieht sich auf die eigene Wahrnehmung bzw. das emotionale Erleben auf kognitiver Ebene, wobei eigene Vorerfahrungen und Handlungen miteinbezogen werden. Der Begriff „Affekt“ meint die gesamte physiologische, emotionsstimulierenden Reiz motorische (Grabe und and kognitive Rufer 2009). Reaktion Die auf „Alexithymie“ einen kann zusammenfassend als Störung in der Affektwahrnehmung und Verarbeitung mit Defiziten in der subjektiv-individuellen Komponente oder aber auch als sogenannter „emotionaler 32 Neglect“ verstanden werden. Es besteht eine Kombination aus kognitiven und affektiven Störungen sowie inter- und intrapersonelle Konfliktunfähigkeit (Krystal 1988; Grabe and Rufer 2009). Symptomatik und Diagnostik Im folgenden Kapitel wird noch einmal etwas genauer auf die Begebenheiten der Alexithymie und die unmittelbaren Konsequenzen für den Betroffenen und dessen soziales Umfeld eingegangen, woraus sich auch die diagnostischen Kriterien ergeben. Neben den vier Kernmerkmalen der Alexithymie mangelt es den Betroffenen nach Daniel Golemn an einer „emotionalen Intelligenz“ sprich einer Selbst- und Fremdwahrnehmung (Morschitzky 2007). Alexithyme können ihre eigenen Emotionen nicht verbal ausdrücken, sondern nehmen stattdessen eher die vegetativen Begleitreaktionen (z. B. Schwitzen, Herzklopfen, Übelkeit etc.) dieser emotionalen Erregung wahr und führen diese selbst auf eine körperliche Erkrankung zurück. Aus diesem Grund gilt die Alexithymie auch als ein Risikofaktor für die Entwicklung einer somatoformer Störung. Häufig werden eine tonisch-physiologische Übererregbarkeit und eine verstärkte Registrierung von körperlichen Symptomen festgestellt (Kapfhammer 2011). Die Alexithymie und Somatisierung hängen somit eng zusammen (Gündel 2005), sind aber dennoch klar voneinander zu trennen und zu diagnostizieren (Morschitzky 2007). Der mangelnde Ausdruck, die reduzierte Wahrnehmung von negativen Gefühlen und die damit einhergehende erhöhte Anspannung sind für die Betroffenen häufig unverständlich, weshalb sie immer wieder eine organmedizinische und/oder medikamentöse Behandlung verlangen, deren Misserfolg nicht selten zu depressiven Verstimmungen führt (Morschitzky 2007). Charakteristisch ist für alexithyme Personen auch ein ausdrucksloses Gesicht mit reduzierter Mimik und minimaler Körpersprache (McDonald and Prkachin 1990; Grabe and Rufer 2009). Sifneos et al. (1977) stellten u. a. fest, dass es eine Korrelation zwischen alexithymen Merkmalen, konfliktvermeidendem Verhalten, eingeschränkter Erinnerung an Träume und verminderter Mimik gibt. Aufgrund der emotionalen Kargheit haben Betroffene häufiger interpersonelle Probleme und es fällt ihnen schwer zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen, weshalb soziale Kontakte eher vermieden werden (Spitzer, Siebel-Jurges et al. 2005; Nicoló, Semerari et al. 2011). Die Familienmitglieder oder der Partner oder die Partnerin fühlen sich häufig ratlos im Umgang mit dem faktenorientierten Denk- und Sprachstil, was familiäre Konflikte mit sich bringt. Angehörige drängen aufgrund dessen öfter zu einer Psychotherapie, die Betroffene aus eigenem Antrieb nur selten in Anspruch nehmen (Gündel 2009), da sie selbst ihre reduzierte Affektwahrnehmung und -verarbeitung nicht wahrnehmen. Abgesehen von den zentralen Kernmerkmalen ist es schwierig einheitlich festzulegen, welche Einzelmerkmale noch der Alexithymie zugeordnet werden können. Dies macht eine Erfassung schwierig. Eine valide 33 und reliable Erfassung ist aber eine entscheidende Voraussetzung für den internationalen Vergleich in der Alexithymieforschung (Grabe and Rufer 2009). Die folgende Tabelle soll zunächst die Kernmerkmale des Alexithymiekonzepts basierend auf den Untersuchungen von Lairaiter (1989) und Taylor et al. (1985) sowie die mit den unterschiedlichen Bewertungsskalen erhobenen Merkmale gegenüberstellen (vgl. Grabe and Rufer 2009): Tabelle 8: Kernmerkmale des Alexithymiekonstrukts basierend auf den Untersuchungen von Lairaiter (1989) und Taylor et al. (1985) Laireiter (1989) Taylor et al. (1985) TAS26 TAS20 TSIA Alexithymie im engeren Sinne Emotionales Erlebens- und Differenzierungsproblem Schwierigkeiten, Gefühle zu identifizieren (DIF) X X X Defizite in der Mitteilungs- und Kommunikationsfähigkeit Schwierigkeiten bei der verbalen Beschreibung von Gefühlen (DDF) X X X Operatives Denken Defizite in der Introspektionsfähigkeit (EOT) X X X Fantasiemangel Fantasiemangel X Reduplikation - Handlungsorientiertheit - spezifisches Verhalten in klinischen Interviews - - soziale Konformität X Im Gegensatz zu der Forschungsgruppe von Taylor umfasst das Alexithymiekonzept von Laireiter mehr Dimensionen, wovon vier mit denen von Taylor übereinstimmen. Die soziale Konformität findet man nur bei Taylor, wohingegen Laireiter noch die Reduplikation, Handlungsorientiertheit und das spezifische Verhalten in klinischen Interviews (= verbale und nonverbale Kommunikation) mit aufgenommen hat. Unter Reduplikation versteht man die vage Wahrnehmungsweise des Gegenübers bzw. des sozialen Umfelds. Im Sinne der Handlungsorientiertheit haben Alexithyme Defizite im Bereich der Belastungsbewältigung und -verarbeitung. In der gegenwärtig häufig angewendeten Operationalisierung (TAS-20) ist der Fantasiemangel nicht mehr berücksichtigt worden. Aufgrund der Bedeutung für das Alexithymiekonzept wurde diese Dimension aber in das Toronto Structured Interview for 34 Alexithymia (TSIA: Bagby, Taylor et al. 2006) wieder aufgenommen. Wie schon aus der Tabelle 8 ersichtlich, Alexithymiekonzeptes. gibt Man es verschiedene unterscheidet auch Verfahren hier zur zwischen Erfassung des Fremd- und Selbstbeurteilungsverfahren sowie zusätzlich den projizierenden Verfahren, bei denen Teile der Fantasiefähigkeit beurteilt werden können. Viele von diesen werden aufgrund der unbefriedigenden Validität oder noch unzureichender Datenbasis nicht mehr oder noch nicht zur wissenschaftlichen Erhebung empfohlen (Grabe and Rufer 2009). Im Folgenden wird das in der vorliegenden Untersuchung angewendete Selbstbeurteilungsverfahren kurz vorgestellt. Toronto Alexithymia Scales (TAS) Bagby et al. entwickelten mit den Toronto Alexithymia Scales einfach zu handhabende Selbstbeurteilungsfragebögen. Als Ergebnis einer aufwendigen Itemselektion auf der Basis von Faktoren- und Itemanalysen entstand zunächst die TAS-26 mit der Erhebung von vier Dimensionen, da sich die soziale Konformität nicht als eigenständiger Faktor bestätigt hat (Taylor, Ryan et al. 1985). In vielen Untersuchungen zeigten sich zunächst eine gute Validität und Reliabilität im Vergleich zu vorherigen Erfassungen (Bagby, Taylor et al. 1988). Aufgrund von weiteren Studien entschlossen sich die Autoren den TAS-26 zu überarbeiten, da der Fantasiemangel eine negative Korrelation zu dem Faktor „Schwierigkeit, Gefühle zu identifizieren“ zeigte. Schließlich entstand die TAS-20 mit der 3-Faktorenstruktur, die das theoretische Konstrukt besser abbilden soll (Bagby, Taylor et al. 1994a; 1994b). Die Vorstellung dieser Fragebogenstruktur sowie dessen Gütekriterien sind in dem Kapitel 2.2.3 zu finden. Die Entwicklung der TAS-20 hat in den letzten Jahren zu einer Vielzahl von wissenschaftlichen Arbeiten geführt, da sich eine hohe psychometrische Qualität herausstellte und die Verfügbarkeit in 18 Sprachen die Alexithymieforschung auf ein vergleichbares Niveau gebracht hat (Kooiman, Spinhoven et al. 2002; Taylor, Bagby et al. 2003). Kritiker sind jedoch der Auffassung, dass den Betroffenen bei der Selbstbeurteilung die verminderte Ausprägung einer Eigenschaft oft nicht bewusst ist und sie sich deshalb nicht selbst einschätzen können (Subic-Wrana, Bruder et al. 2005; Morschitzky 2007). Weiterhin korreliere die TAS mit negativem Affekt, weshalb Fremdbeurteilungsverfahren und projizierende Verfahren weitere Optionen einer psychometrischen Erfassung darstellen (Subic-Wrana, Bruder et al. 2005). Epidemiologie Die Angaben zu der Häufigkeit beziehen sich alle auf den Gesamtwert der TAS-20 und den entsprechenden Cut-off-Wert von ≥61 für Alexithymie (s. Kap. 2.2.3). Eine Befragung in der deutschen Allgemeinbevölkerung mit 1859 Personen im Alter von 20 bis 69 Jahren hat eine Alexithymieprävalenz von 10 % (Männer: 11,1 %; Frauen: 8,9%) ergeben, wobei 35 Geschiedene, Alleinlebende und Menschen mit niedrigem sozialen Status häufiger alexithyme Merkmale aufwiesen (Franz, Popp et al. 2008). Im Vergleich dazu ergab eine finnische Erwachsenenstudie, dass von 1285 Befragten 12,8 % alexithyme Merkmale zeigten, wovon Männer mit 16,6 % fast doppelt so häufig betroffen waren wie Frauen mit 9,6 %. Es stellten sich bei den Männern besonders in den Faktoren „Schwierigkeit, Gefühle zu beschreiben“ und „nach außen orientiertes Denken“ höhere TAS-20 Werte heraus (Salminen, Saarijärvi et al. 1999). In einer weiteren Verlaufsstudie von 2001 wurden erstmals 9432 Jugendliche im Alter von 15 bis 16 Jahren befragt, die bereits in der Northern Finland Birth Cohort Study von 1986 eingeschlossen waren. Dabei wiesen 10 % der Mädchen und 7 % der Jungen erhöhte TAS-20 Werte auf. Zudem konnte eine Assoziation zwischen erhöhten Gesamtwerten und auseinander gebrochenen Familien, dem Leben auf dem Land und einer schlechteren schulischen Ausbildung der Mutter beobachtet werden (Parker, Taylor et al. 1989; Joukamaa, Taanila et al. 2007). Insgesamt ergibt sich eine Alexithymieprävalenz zwischen 5 und 17 % in der Allgemeinbevölkerung sowie zwischen 30 und 60 % in Patientengruppen mit psychiatrischen und/ oder somatischen Erkrankungen (Taylor, Parker et al. 1992; Saarijärvi, Salminen et al. 1993; Taylor, Bagby et al. 1997; Taylor 2000; Honkalampi, Koivumaa-Honkanen et al. 2001; Kokkonen, Karvonen et al. 2001; Mattila, Salminen et al. 2006). Viele Studien haben ergeben, dass höhere TAS-Werte assoziiert sind mit höherem Lebensalter, dem männlichen Geschlecht, psychiatrischen Erkrankungen, pathophysiologischem Stress sowie niedrigerem Bildungs- und sozioökonomischem Status (Taylor, Parker et al. 1992; Saarijärvi, Salminen et al. 1993; Joukamaa, Sohlman et al. 1995; Lane, Sechrest et al. 1998; Salminen, Saarijärvi et al. 1999; Kokkonen, Karvonen et al. 2001; Mattila, Salminen et al. 2006; Tolmunen, Heliste et al. 2011). Alexithymie und dermatologische Erkrankungen Es konnte eine Assoziation zwischen alexithymen Merkmalen und verschiedenen Dermatosen wie z. B. Psoriasis, Alopecia areata, Vitiligo, chronische Urtikaria, Prurigo nodularis, atopische Dermatitis und systemischem Lupus erythematodes festgestellt werden (Picardi, Pasquini et al. 2003; Cordan Yazici, Basterzi et al. 2006; Picardi and Pasquini 2007; Conrad, Geiser et al. 2008; Willemsen, Roseeuw et al. 2008; Barbosa, Mota et al. 2009; Dieris-Hirche, Milch et al. 2012). Nach einer Untersuchung von 539 stationären Patienten einer Hautklinik kann nach DCPR-Kriterien von einer Prävalenz von 5,9 % ausgegangen werden, wobei alexithyme Merkmale besonders häufig bei Patienten mit atopischer Dermatitis (18 %) und Hautulcera (21 %) vorkamen (Picardi, Porcelli et al. 2006). Willemsen et al. (2008) stellten hingegen eine vermehrte Assoziation bei Patienten mit Psoriasis (27,5 %), Dermatitis (14,5 %) und Urtikaria (8,6 %) fest. Eine Fall-Kontroll-Studie von Masmoudi et 36 al. (2009) hat ebenfalls eine hohe Prävalenz an Alexithymie bei Psoriasispatienten herausgefunden. Im Vergleich zu der Kontrollgruppe (13,2 %) hatten 39,6 % der Psoriasispatienten eine Alexithymie. Picardi et al. (2005) stellten fest, dass vermehrt alexithyme Charakteristika assoziiert sind mit der Exazerbation einer Psoriasis. Dies sollte bei der Therapie berücksichtigen werden, da der damit verbundene psychische Stress weitere Auswirkungen auf den Verlauf der Therapie haben kann. Bisher gibt es aber keine gesicherten Beweise, dass eine Alexithymie die Erstmanifestation einer organischen Erkrankung begünstigt. Dies ist nur mit Hilfe einer schwer durchführbaren Longitudinalstudie realisierbar (Gündel, Ceballos-Baumann et al. 2000). Alexithymie und somatoforme Störungen, Depression und Angst In früheren Untersuchungen hat sich herausgestellt, dass bei psychischen Erkrankungen hohe Alexithymiewerte beobachtet werden können (Cohen, Auld et al. 1994) und Schwierigkeiten in der Verarbeitung der Gefühle nicht zwangsläufig zu psychosomatischen oder somatoformen Störungen führen müssen (Morschitzky 2007; Kapfhammer 2011). Patienten mit unerklärlichen körperlichen Symptomen weisen nach Kooiman et al. (2000) nicht zwangsläufig eine Alexithymie auf, nur die zusätzliche Kombination einer psychischen Störung und unerklärlichen körperlichen Symptomen führen häufiger zu einer Störung in der Affektregulierung. Gegenwärtig gilt die Alexithymie deshalb als Vulnerabilitätsfaktor, der die Wahrscheinlichkeit für eine psychische Störung erhöht (Taylor, Bagby et al. 1991; Leweke, Leichsenring et al. 2011) und mit vielen klinischen Krankheitsbildern in Zusammenhang gebracht werden kann (Taylor, Bagby et al. 1997). Eine Studie in der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Gießen umfasste 775 Patienten, von denen die Psychosomatosen zusammen mit den affektiven und Angststörungen den größten Anteil an alexithymen Patienten ausmachten. Ein Review von Kooiman (1998) und weitere Untersuchungen von Taylor et al. (1992) bestätigen diese Beobachtung. Erstaunlicherweise waren in der Gruppe der somatoformen Störungen die wenigsten Patienten mit hohen Alexithymiewerten. Dies überrascht, da nach Ansicht einiger Autoren gerade dies zu einer Entwicklung der Somatisierungsstörungen beitragen soll (Taylor 2000). Doch auch einige andere Studien ergaben, dass bei der Gruppe der somatoformen Störungen im Vergleich zu den Angst- und affektiven Störungen die geringste Prävalenz an alexithymen Patienten zu finden waren (Subic-Wrana, Bruder et al. 2005; Stingl, Bausch et al. 2008). Trotzdem weisen diese häufiger erhöhte Alexithymiewerte im Vergleich zu psychisch gesunden Personen auf (Taylor, Parker et al. 1992; Kooiman 1998). Zusammenfassend lässt sich sagen, dass verschiedene Studien eine signifikante Korrelation zwischen Alexithymie und Depression beobachtet haben (Honkalampi, Saarinen et al. 1999; Honkalampi, Hintikka et al. 2000a; Duddu, Isaac et al. 2003) und beide Diagnosen 37 unabhängig voneinander gemessen werden können (Parker, Bagby et al. 1991; Wise, Mann et al. 1995). In verschiedenen Studien konnte zudem eine erhöhte Prävalenz von Alexithymie bei Patienten mit Angststörungen festgestellt werden, v. a. Panikstörung und soziale Phobie (Zeitlin and McNally 1993; Cox, Swinson et al. 1995; Fukunishi, Kikuchi et al. 1997; Berthoz, Consoli et al. 1999; Marchesi, Fonto et al. 2005; Galderisi, Mancuso et al. 2008). Individuen mit erhöhter Angstsensitivität weisen häufiger eine Alexithymie auf, wobei besonders die Faktoren „Schwierigkeiten, Gefühle zu beschreiben“ und „Schwierigkeiten, Gefühle zu identifizieren“ mit der Angstsensitivität korrelieren (Devine, Stewart et al. 1999). Als Zusammenhang wird der Fokus auf angstbezogene Stimuli bei Angstpatienten auf der einen Seite und affektbegleitende vegetative Erregung ohne Bezug zur auslösenden Situation bei alexithymen Patienten auf der anderen Seite angenommen. Alexithymie kann somit als Folge der Vermeidung von Affekten entstehen (Zeitlin and McNally 1993). Andere wiederum sehen die Alexithymie in der akuten Phase als Abwehrmechanismus an, da beobachtet wurde, dass die Alexithymieprävalenz nach Remission einer Panikstörung signifikant abnahm (Marchesi, Fonto et al. 2005). Ein ähnlicher Mechanismus wie bei den Angststörungen wird für die posttraumatische Belastungsstörung angenommen. In diesem Fall sollen Abwehrmechanismen emotionaler Impulse in traumatisierenden Situationen zu alexithymen Persönlichkeitsmerkmalen führen (Krystal 1988). Die ersten Hinweise dafür lieferten Beobachtungen an Veteranen im Vietnamkrieg, bei denen eine psychische Traumatisierungen im Erwachsenenalter eine Alexithymie begünstigt habe (Krystal, Giller et al. 1986). Nachfolgend belegten viele Studien eine erhöhte Prävalenz an Alexithymie bei Personen mit posttraumatischen Belastungsstörungen (Fukunishi, Sasaki et al. 1996; Badura 2003; Zahradnik, Stewart et al. 2009). Für die Gruppe der somatoformen Störungen sind die Ergebnisse sehr unterschiedlich. De Gucht und Heiser (2003) fassen in einem Review zusammen, dass ein schwacher bis moderater Zusammenhang zwischen Alexithymie und den somatoformen Beschwerden besteht und Patienten mit somatoformen Störungen signifikant höhere Alexithymiewerte aufwiesen (Sriram, Chaturvedi et al. 1987; Taylor, Parker et al. 1992; Duddu, Isaac et al. 2003; Waller and Scheidt 2004). Vor allem konnte eine Assoziation in hohem Maße mit dem Faktor „Schwierigkeiten, Gefühle zu identifizieren“ festgestellt werden (Mattila, Kronholm et al. 2008). Nur wenige Studien hingegen belegen, dass Alexithyme über mehr körperliche Beschwerden berichten als Nicht-Alexithyme. Die durchschnittliche Korrelation ist dabei nur schwach ausgeprägt (r= 0.21). In psychiatrischen Vergleichsstudien hingegen haben Patienten mit somatoformen Störungen nicht zwangsläufig höhere Alexithymiewerte als Patienten mit anderen psychiatrischen Erkrankungen wie z. B. Depression (Cohen, Auld et al. 1994; Subic-Wrana, Bruder et al. 2002). Insgesamt haben viele Studien gezeigt, dass Alexithymie mit unerklärlichen körperlichen Symptomen und Somatisierung assoziiert ist, es 38 aber nicht als prädisponierender Faktor angesehen werden kann aufgrund der bisher erfolgten Querschnittsstudien (Kooiman 1998). Als Ursache nimmt Taylor (2000) an, dass alexithyme Patienten anstelle von Gefühlen nur die vegetativen Begleitsymptome wahrnehmen und diese als körperliches Symptom fehlinterpretieren. Sie suchen deswegen häufig einen Arzt auf, der keine organische Ursache findet. Ein Beweis dafür ist allerdings noch offen, da jüngere Studien keine Häufung bei somatoformen Störungen nachweisen konnten. Ein Zusammenhang wird kontrovers diskutiert aufgrund der Messgenauigkeit mit der Verwendung von Selbstbeurteilungsfragebögen, weshalb als Ergänzung ein Fremdbeurteilungsverfahren erfolgen sollte. Alle Befunde basieren auf Korrelationsstudien, die einen kausalen Zusammenhang nicht belegen (Waller and Scheidt 2009). Zahlreiche Studien belegen somit, dass die Alexithymie einen Risikofaktor für die Entwicklung von somatoformen Störungen sowie zahlreicher psychischer und psychosomatischer Erkrankungen darstellt (Morschitzky 2007; Grabe and Rufer 2009), da emotionale Kommunikation wichtig ist für eine optimale Stressbewältigung und zwischenmenschliche Konfliktlösung. 1.1.6 Subjektiver Unterstützungswunsch Ein Ziel der vorliegenden Untersuchung ist die Ermittlung des Bedarfs nach psychotherapeutischer Unterstützung in den einzelnen Kliniken. Bei der Literaturrecherche fällt auf, dass die empirische Forschung hinsichtlich des Unterstützungswunsches und des patientenbezogenen Informationsbedarfs in Deutschland nur mangelhaft ist. Der Unterstützungswunsch ist eine subjektive Einschätzung des Patienten über seine Ressourcen und seine Bereitschaft Hilfe von außen anzunehmen. Der Begriff stammt laut Kind (1982) aus dem englischen Verb „to support“ und hat neben der direkten Übersetzung (unterstützen) im historischen Kontext die Bedeutung „Förderung, Rechtfertigung, Beistand, Zulieferung und Begründung“ (Schonauer 2011). Bei der Unterstützung ist jegliche unterstützende (Be-) Handlung dem Wohl des Patienten gerichtet (Schonauer 2011). Auswirkungen, Formen und Epidemiologie Hauterkrankungen und in diesem Zusammenhang die Therapie und Krankheitsbewältigung stellen hohe Anforderungen an die psychische und kognitive Verarbeitungskapazität der Patienten. Dass sich eine adäquate subjektive Unterstützung positiv auf das emotionale und somatische Befinden und auf die medizinische Weiterbehandlung auswirken kann, haben zahlreiche Studien bereits belegen können. Daniels und Kissane (2008) haben die Auswirkung psychosozialer Interventionen auf das Überleben, die Gesundheit, die Lebensqualität und die somatischen Symptome krebskranker Patienten untersucht. Auch 39 wenn sich dadurch kein Überlebensvorteil ergab, konnten sie Verbesserungen in der Lebensqualität und den körperlichen Symptomen vernehmen. Den Bedarf an Unterstützung hat man bislang größtenteils nur indirekt durch Studien oder Fachpersonal schätzen können (Herzog, Stein et al. 2003). Studien zeigen, dass psychiatrische Gespräche unabhängig von soziodemografischen Faktoren besonders von chronisch kranken Personen als hilfreich empfunden werden (66-81%) (Koran, Van Natta et al. 1979; Speckens, van Hemert et al. 1995; Klein, Saravay et al. 1996; Lackner, Jager et al. 1996). Laut der aktuellen Literatur ist die Inanspruchnahme von professioneller Hilfe abhängig von verschiedenen soziodemografischen Merkmalen wie Alter, Geschlecht, Schulbildung, Familienstand und Einkommen (Bracke, Colman et al. 2010; Drapeau, Boyer et al. 2011; Fleury, Grenier et al. 2011; Colman, Symoens et al. 2012). Das Aufsuchen von Unterstützung ist besonders gut untersucht bei verschiedenen psychischen Störungen, da ein Zusammenhang zwischen dem Unterstützungswunsch und v. a. affektiven und Angststörungen beobachtet werden konnte. Eine Studie von Fleury et al. (2011) hat ergeben, dass v. a. junge Personen mit geringerem Einkommen, multiplen mentalen Störungen und einem Abhängigkeitssyndrom häufig Hilfe in Anspruch nehmen. Hinsichtlich des Familienstandes konnte beobachtet werden, dass geschiedene allein Lebende aufgrund von sozialen und emotionalen Problemen häufiger Hilfe aufsuchen sowie Personen mit einer geringeren Bildung (Bracke, Colman et al. 2010; Colman, Symoens et al. 2012). Mackenzie et al. (2012) haben herausgefunden, dass von 34.653 Patienten aus dem „National Epidemiologic Survey of Alcohol and Related conditions“ (NESARC) am meisten Personen mit einer Panikstörung (45,3%) und Dysthymia (44,5%) Unterstützungen suchten. Am wenigsten hingegen Personen mit spezifischen Phobien (7,8 %). Insgesamt suchten 19,3 % der Personen mit einer Angststörung und 36,8 % mit einer affektiven Störung Unterstützung. Hierbei zeigten alle Störungen mit Ausnahme der Panikstörung eine signifikante glockenförmige Alterskurve mit einem Höhepunkt zwischen dem 35. und 54. Lebensjahr. Somit sind junge Erwachsene und ganz besonders ältere Generationen der mentalen Hilfeleistung abgeneigt (Alonso, Angermeyer et al. 2004; Sareen, Cox et al. 2005; Kessler and Ustun 2008). Nach Adjustierung für Geschlecht, Alter, Familienstand, Einkommen und Ethnizität waren für vier von acht Störungen ältere Erwachsene signifikant weniger bereit eine mentale Unterstützung in Anspruch zu nehmen als jüngere Patienten (OR von 1.76 4.26) und für sieben von acht Störungen weniger als mittelaltrige Patienten (OR Rang von 1.91 – 6.92) (Mackenzie, Reynolds et al. 2012). Letztlich war der Unterstützungswunsch bei Personen ohne komorbide affektive oder Angststörung niedriger als mit. Trotz der Einbeziehung anderer soziodemografischer Variablen, psychischer Störungen, Anzahl der chronischen Erkrankungsmedikation, schlechten körperlichen Konstitution, der mentalen Situation und der Berichterstattung der Krankenversicherungen bleibt die niedrige 40 Inanspruchnahme der mentalen Unterstützung im hohen Alter evident bestehen (Klap, Unroe et al. 2003). Männer nutzen geschlechtsabhängig konsequent weniger mentale Unterstützung als Frauen. Obwohl dieser Geschlechtsunterschied sehr reliabel ist, wird der Effekt des Geschlechts im späteren Leben ambivalent (Alonso, Angermeyer et al. 2004; Sareen, Cox et al. 2005). Ältere Frauen nehmen beispielsweise 1,5-mal mehr psychiatrische Hilfe in Anspruch als ältere Männer (Klap, Unroe et al. 2003; Mackenzie, Pagura et al. 2010). Es liegen allerdings keine signifikanten Geschlechtsunterschiede im Laufe des Lebens vor (Cole, McCusker et al. 2008; Cairney, Corna et al. 2010). Frauen nehmen aber mit höherer Wahrscheinlichkeit eine mentale Unterstützung in Anspruch, während Männer allerdings mit über 80 Jahren eher eine Unterstützung annehmen als gleichaltrige Frauen (Mosier, Vasiliadis et al. 2010; Mackenzie, Reynolds et al. 2012). Obwohl man heute weiß, dass affektive und Angststörungen überdurchschnittlich oft zur Hilfesuche führen, ist die Assoziation zwischen Komorbidität und störungsspezifischem Unterstützungswunschverhalten noch nicht gänzlich verstanden (Mackenzie, Reynolds et al. 2012). Zudem besteht eine niedrige Compliance in der akuten Episode einer depressiven Störung (Goekoop and De Winter 2011). Besonders chronisch körperliche Erkrankungen gehen mit unterschiedlichen psychischen Problemen bis hin zu psychischen Störungen einher (Fydrich and Ülsmann 2011). Das Risiko für Männer an irgendeiner psychischen Störung zu leiden ist mit 27,5 % signifikant höher in Komorbidität mit einer körperlichen Erkrankung als ohne eine zusätzliche somatische Diagnose (24,1 %). Das Gleiche gilt für Frauen mit einem Risiko von 32,7 % ohne zusätzliche körperliche Erkrankung und signifikanten 45,6 % mit einer komorbiden somatischen Erkrankung (Jacobi 2007). Das Gesamtausmaß der Komorbidität ist ein entscheidender Prädiktor für die Gesamtbeeinträchtigung und den Unterstützungswunsch (Galbaud du Fort, Newman et al. 1999; Katon 2003; Jacobi, Klose et al. 2004; Jacobi, Wittchen et al. 2004). Dosis-WirkungsBeziehungen wie z. B. dass der Bedarf an Unterstützung mit dem Schweregrad wächst, sind ebenfalls zwischen somatischer Erkrankung und psychischer Störung in Studien erfasst worden (Goodwin, Jacobi et al. 2003). Der Schweregrad von Erkrankungen nimmt unter Vorliegen einer Komorbidität überproportional zu (Sherbourne, Wells et al. 1996; Penninx, Beekman et al. 2001; Kessler, Ormel et al. 2003; Baumeister, Balke et al. 2005). Defizite in der sozialen Unterstützung sind ätiologische Faktoren einer psychischen Erkrankung und damit bedarfsbegründend. Solche Defizite spielen bei allen „stressbedingten“ Störungen eine Rolle. Zu diesen gehören die somatoformen, affektiven und Angststörungen. Bei den affektiven Störungen ist die Aufmerksamkeit vor allem auf die depressive Störung gerichtet, da die mangelnde Unterstützung ein Risikofaktor neben dem Verlust von nahestehenden Personen darstellen und somit mit einem sozialen Rückzug verbunden sein kann (Hogan, Linden et al. 2002). Insgesamt ist zu beachten, dass das Vorliegen einer psychischen 41 Störung nicht obligat mit einem subjektiven Bedürfnis und der Inanspruchnahme einer professionellen psychosozialen Unterstützung korreliert (Holland 2002). In Anbetracht dieser Problematik erlangt die Optimierung der Unterstützung von Patienten eine wichtige Bedeutung. 1.1.7 Fragestellungen Die dargestellten Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass somatoforme Störungen, Depression und Angststörungen sowohl in der Allgemeinbevölkerung, Primärversorgung und im klinischen Bereich hochprävalent sind. Dennoch werden höchstens 50 % der psychischen Störungen erkannt und noch weniger adäquat behandelt (Arolt 2004). Wie bereits erwähnt, ist die Prävalenz von psychischen Störungen in Kliniken höher als in der Allgemeinbevölkerung und Primärversorgung (Kathol and Clarke 2005; Kapfhammer 2011). In der Dermatologie kann nach Gieler und Harth (2006) bei etwa einem Drittel der Patienten von einer psychischen Störungen ausgegangen werden und bei etwa einem Viertel der Hautkranken sehen die Dermatologen die Notwendigkeit einer Psychotherapie (Gieler, Niemeier et al. 2001). In den Liaisondiensten werden aber nur durchschnittlich 0,1-0,6 % der psychisch auffälligen Patienten psychosomatisch betreut (Gieler 2006). Auch die vorliegende Untersuchung soll anhand der Ermittlung der Prävalenz von psychischen Störungen verdeutlichen, wie wichtig eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zum Beispiel mit einem Liaisondienst ist. Die Häufigkeiten in der Dermatologie lassen sich laut Windemuth et al. (1999) am ehesten mit kardiologischen und neurologischen Patienten vergleichen, wobei davon ausgegangen wird, dass die Prävalenz bei dermatologischen Patienten leicht erhöht ist gegenüber kardiologischen, neurologischen und onkologischen Patienten (Windemuth, Stücker et al. 1999; Gieler and Harth 2006). Nach ausgiebiger Literaturrecherche lässt sich allerdings keine vergleichbare Studie mit ähnlichen diagnostischen Ausgangskriterien und ambivalentem Stichprobenumfang finden. In Untersuchungen von Fritzsche et al. (2001) und Stangier et al. (2003) an deutschen Hautkliniken wurde die Prävalenz überwiegend mit verschiedenen Screeningverfahren wie z. B. der „Hospital Anxiety and Depression Scale“ (HADS: Herrmann 1997) und dem „Screening für somatoforme Störungen“ (SOMS: Rief and Hiller 2008) erhoben. Diese sind zwar einfach in der Handhabung, mit relativ geringem (Zeit-) Aufwand verbunden und die Erkenntnisraten von psychischen Störungen können gesteigert werden (Gilbody, House et al. 2001; Wittchen, Höfler et al. 2001), es ergeben sich aber auch vermehrt falsch-positive und falsch-negative Werte (Leon, Portera et al. 1999). Ein Interview ist im Vergleich dazu aufwendiger, gibt allerdings näher die wirkliche Prävalenz an. Ausländische Studien beispielsweise von Aktan et al. (1998) und Picardi, Pasquini et al. (2005) haben neben einem Screeningverfahren das „Structured Clinical Interview for DSM-IV Axis I Disorders“ angewandt (deutsche Version SKID- I: Wittchen, Schramm et al. 1997). 42 Das in der vorliegenden Arbeit verwendete „Composite International Diagnostic Interviews“ (deutsche Version DIA- X: Wittchen and Pfister 1997) gilt jedoch mittlerweile als Goldstandard aufgrund von guter Validität und Reliabilität zur Diagnostik psychischer Störungen (vgl. Kap. 2.2.3). Neben der hohen Prävalenz an psychischen Störungen kann auch eine Assoziation zwischen dem Persönlichkeitsmerkmal Alexithymie und psychischen Erkrankungen in der Literatur festgestellt werden (Taylor, Parker et al. 1992; Saarijärvi, Salminen et al. 1993; Taylor, Bagby et al. 1997; Taylor 2000; Honkalampi, Koivumaa-Honkanen et al. 2001; Kokkonen, Karvonen et al. 2001; Mattila, Salminen et al. 2006). Die Alexithymie kann dabei als prädisponierender Faktor betrachtet werden, da viele Studien ergeben haben, dass das Verhaltensmuster unabhängig von der Situation als Persönlichkeitsmerkmal bestehen bleibt (Taylor, Bagby et al. 1993; Salminen, Saarijärvi et al. 1994; Martinez-Sanchez, Ato-Garcia et al. 2003; Salminen, Saarijärvi et al. 2006). Es konnten bei der Literaturrecherche allerdings keine Untersuchungen hinsichtlich einer erhöhten Alexithymieausprägung bei Personen mit psychischen Störungen und dem gleichzeitigen Vorliegen einer somatischen Multimorbidität gefunden werden. Genauso gibt es nur wenige Studien zum Unterstützungswunsch und patientenbezogenen Informationsbedarf in Deutschland. Den Bedarf an Unterstützung hat man bislang größtenteils nur indirekt durch Studien oder Fachpersonal schätzen können (Herzog, Stein et al. 2003). Eine Untersuchung von Mackenzie et al. (2012) konnte eine Assoziation zwischen psychischen Störungen und dem Unterstützungswunsch der Patienten sowie den Einfluss von soziodemografischen Merkmalen wie Alter und Geschlecht auf den Unterstützungswunsch belegen. Aufgrund dieser Forschungsergebnisse lassen sich folgende Fragestellungen generieren, mit dem langfristigen Ziel perspektivisch die Grundlage für gezielte Interventionsmöglichkeiten und eine multiprofessionelle Behandlung zu schaffen. Dabei beziehen sich die Fragestellungen 1, 3-6 und 8-9 auf die ermittelten Daten in der Dermatologie, während sich die Fragen 2 und 7 auf die ermittelten Daten in der Dermatologie, Neurologie und Kardiologie beziehen: Fragestellung 1 Wie hoch sind die Prävalenzschätzungen für somatoforme Störungen, Depression und Angst im stationären Bereich der Dermatologie? Fragestellung 2 Unterscheiden sich die Prävalenzschätzungen für somatoforme Störungen, Depression und Angst in der Dermatologie, Kardiologie und Neurologie? 43 Fragestellung 3 Gibt es einen Zusammenhang zwischen somatischer Multimorbidität (≥2 [Neben-] Diagnosen) und dem Vorliegen einer psychischen Störung (somatoforme Störung, Depression oder Angst)? Fragestellung 4 Gibt es einen Zusammenhang zwischen alexithymen Persönlichkeitsmerkmalen und somatischer Multimorbidität (≥ 2 [Neben-] Diagnosen)? Fragestellung 5 Weisen Patienten mit psychischer Störung (somatoforme Störung, Depression oder Angst) eine höhere Alexithymieausprägung auf als Patienten ohne psychische Störung? Fragestellung 6 Haben Patienten mit einer somatoformen Störung, Depression oder Angst und einer vorhandenen somatischen Multimorbidität eine höhere Ausprägung an alexithymen Persönlichkeitsmerkmalen? Fragestellung 7 Wie hoch sind die Prävalenzschätzungen des zusätzlichen Wunsches nach Unterstützung im stationären Bereich der Dermatologie und im Vergleich in der Kardiologie und Neurologie? Fragestellung 8 Weisen Patienten mit mindestens einer psychischen Störung (somatoforme Störung, Depression oder Angst) häufiger einen Unterstützungswunsch auf als Patienten ohne irgendeine psychische Störung? Fragestellung 9 Kann ein Zusammenhang zwischen dem Unterstützungswunsch und soziodemografischen Merkmalen (Alter, Geschlecht, Bildung, finanzielle Situation, Familienstand), somatischer Multimorbidität und alexithymen Persönlichkeitsmerkmalen ermittelt werden? 44 2 2.1 Material und Methoden Studienbeschreibung Die Studie erfolgte als Teil einer größeren Untersuchung im Rahmen der Ermittlung von Belastungen und dem Wunsch nach zusätzlicher Unterstützung der Patienten mit einem somatischen Leiden. Die Untersuchung fand in der dermatologischen, kardiologischen und neurologischen Klinik der Universitätsmedizin Greifswald statt. Die vorliegende Arbeit bezieht sich jedoch größtenteils auf die Daten, die in der Dermatologie erhoben wurden. Bei der Untersuchung handelt sich um eine empirische Querschnittstudie. Dieses Design wurde ausgewählt, da es die Methode der Wahl für Prävalenzschätzungen und versorgungsepidemiologische Fragestellungen ist und zudem wichtige Anregungen für Hypothesen auf dem Gebiet der Risikofaktoren und Korrelationen liefert (Wittchen and Jacobi 2011). Die Studie wurde mit dem übergeordneten Ziel der Optimierung der interdisziplinären Behandlung der Patienten der Universitätsmedizin Greifswald mit dem „Psychotherapeutischen Konsiliar- und Liaisondienst“ (PKLD) des Instituts für Medizinische Psychologie in Greifswald durchgeführt. In diesem Rahmen wurden die Häufigkeiten von „somatoformen Störungen, Depression und Angst“, die Komorbidität mit dem Persönlichkeitsmerkmal „Alexithymie“ sowie der Unterstützungswunsch der Patienten untersucht. 2.2 Datenerhebung Die Datenerhebung der vorliegenden Untersuchung fand vom 13.04.2010 bis 16.07.2010 sowie vom 27.07.2010 bis 05.08.2010 im stationären Bereich der Dermatologie der Universitätsmedizin Greifswald unter der Anwendung von Selbstbeurteilungs- und Interviewverfahren statt. Zwei weitere ebenfalls humanmedizinische Doktorandinnen führten in etwa zeitgleich die gleiche Untersuchung jeweils im stationären Bereich der Kardiologie und Neurologie der Universitätsmedizin Greifswald durch. 2.2.1 Zusammenstellung der Stichprobe Stichprobenkollektiv Die Stichprobe setzt sich zusammen aus 100 dermatologischen Patienten, die sich in stationärer Behandlung befanden, mindestens 18 Jahre alt waren und über ausreichende Kenntnisse der deutschen Sprache sowie über körperliche und geistige Fähigkeiten verfügten, um den Fragebogen auszufüllen. Sofern keine Ausschlusskriterien auf die Probanden zutrafen und die Einverständniserklärung zur Teilnahme unterschrieben wurde, konnten diese in die Untersuchung eingeschlossen werden. 45 Ausschlusskriterien Die Kriterien wurden aufgestellt, um eine Verschlechterung der Reliabilität durch inkorrektes Mitwirken zu verhindern. Diesbezüglich gehören zu den Ausschlusskriterien zerebrale Schäden mit kognitiven Einschränkungen, dementielle Erkrankungen und Psychosen (Wittchen and Pfister 1997). In der vorliegenden Untersuchung wurden des Weiteren Patienten mit einer Liegedauer von weniger als einer Übernachtung (Venen- Stripping-, endovenöse Lasertherapie-, Photophorese- und Zellapharese-Patienten) aufgrund der Praktikabilität, MRSA-Patienten aufgrund der Infektionsgefahr und -verbreitung sowie Hauttumorpatienten und Patienten mit Präkanzerosen, die in einer anderen Untersuchung gesondert erfasst wurden, ausgeschlossen. 2.2.2 Ablauf Nach dem Vorstellen der Studie und den damit verbundenen Aufgaben seitens des Probanden wurde diesem nach vorheriger Einwilligung eine Einverständniserklärung ausgeteilt. Es erfolgte eine Aufklärung über die Anonymität der Untersuchung und eine mögliche Revision. Nach Abgabe der unterschriebenen Einverständniserklärung wurde dem Probanden ein Fragebogenheft in einem Umschlag ausgehändigt, mit der Bitte alle Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten und im Anschluss bei dem Pflegepersonal abzugeben. Auf dem Fragebogen wurde derselbe Patientencode wie auf dem vorher angelegten Protokollbogen notiert. Auch eine Nichtteilnahme sowie dessen Grund wurden auf dem Protokollbogen vermerkt. Zum Nachweis der Probanden wurde ein Patientenaufkleber aus der Krankenakte mit dessen Daten und dem Patientencode in ein Registerbuch eingefügt. Nachdem der Fragebogen abgegeben oder eingesammelt worden war, erfolgte im Falle eines positiv ausgefallen Screenings hinsichtlich Depression und/ oder somatoformen Störungen das computerassistierte und standardisierte diagnostische Interview DIA-X in einem ruhigen Raum, in dem sich nur der Proband und der Versuchsleiter befanden. Die Daten aus dem Frage- und Protokollbogen sowie die Diagnose aus dem computerassistierten DIA-X wurden in eine angelegte Matrix des Statistikprogramms PASW eingegeben. Anschließend erfolgte die statistische Auswertung der Daten mit Hilfe dieses Programms. 2.2.3 Instrumente Für die Datenerfassung wurden folgende Fragebögen in angegebener Reihenfolge ausgehändigt: Biografie-Fragebogen, Fragebogen zu Belastung und Unterstützungswunsch mit Distress Thermometer, Hornheider Screening-Instrument (HSI), DIA-X SSQ, DIA-X ASQ, TAS-20, FKV-LIS SE zum Umgang mit der Erkrankung, SSUK zur sozialen Unterstützung, Fragebogen zur Lebenszufriedenheit (FLZ) und Brief-Cope zum Umgang mit schwierigen Situationen. Für die vorliegende Studie wurden die Fragebögen zur Biografie, zum 46 Unterstützungswunsch, der DIA-X SSQ, DIA-X ASQ und die TAS-20 ausgewertet. Daher beschränkt sich die weitere Exploration auf die eben genannten Fragebögen. Biografie – Fragebogen Dieser Fragebogen besteht aus 23 Fragen und erfasst neben soziodemografischen Daten auch Informationen zur Krankheitsgeschichte. Die Fragen eins bis vierzehn dokumentieren Alter, Geschlecht, Familienstand, Kinder, Lebenssituation, Schulabschluss, berufliche Qualifikation, derzeitiger Beruf, finanzielle Situation, Vorliegen von hilfsbedürftigen Angehörigen, Vorliegen einer Glaubensgemeinschaft und evtl. Stärke der Bindung an die Religion. Anschließend folgt ein von fünfzehn bis dreiundzwanzig durchnummeriertes Kompendium aus neun Fragen, welche sich auf die Krankheitsgeschichte beziehen. Neben der Anamnese zur somatischen Erkrankung (Frage 15-20), untersuchen die Fragen 21 bis 23, ob bereits eine psychische Erkrankung diagnostiziert wurde und wenn ja, ergänzend Fragen zu der Art der psychischen Störung und der psychotherapeutischen Behandlung. Unterstützungswunsch Die Fragen zum Unterstützungswunsch sind in dem „Fragebogen zu Belastung und Unterstützungswunsch“ aufgeführt. Der Bedarf an zusätzlicher Unterstützung kann auf dem Fragebogen mit „ja“ oder „nein“ beantwortet werden. Zudem hat der Proband die Möglichkeit die Art der Unterstützung und den Bereich der Unterstützung anzugeben. Dazu gehören Arzt/ Ärztin, Psychologe/ Psychologin, Seelsorger(in) oder Sozialarbeiter(in). Des Weiteren erfasst dieser Fragebogen Angebote, die der Patient als hilfreich empfinden würde. Zu diesen gehören Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen, Informationsveranstaltungen, Einzel-, Paar- oder Gruppengespräche und Broschüren. Eine Zeile am Seitenende ermöglichte den Patienten Platz für freie Erörterungen. DIA-X Stamm-Screening-Questionnaire (SSQ) Der Stamm-Screening-Questionnaire ist ein „Grob-Screening-Instrument“, das sehr zeitökonomisch ist und die wichtigsten psychischen Störungen erfasst. Im Vergleich zu anderen Screening-Verfahren orientiert es sich an der Lebenszeitdiagnostik und enthält 16 Items als Stammfragen des diagnostischen Interviews DIA-X. Solche Stammfragen stellen ein zwingendes Eingangskriterium für ein entsprechendes diagnostisches Interview dar. Die Diagnosekriterien beruhen auf den Diagnosesystemen ICD-10 und DSM-IV. Bei einem „Verneinen“ der entsprechenden Frage liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit die gefragte psychische Störung nicht vor. Die Spezifität ist somit hoch (Bsp. für Angststörungen: 99 %). Bei einem „Bejahen“ der Frage liegt erwartungsgemäß eine niedrige Spezifität vor (von 12 % für somatoforme Störungen bis 49 % bei Depression) (Wittchen and Pfister 1997; Wittchen, Höfler et al. 1999). Das heißt, mit „ja“ beantwortete Fragen sind keine festen Indikatoren für 47 das tatsächliche Vorliegen einer psychischen Störung. Aus diesem Grund folgt bei positiver Angabe ein diagnostisches Interview (Wittchen and Pfister 1997). Die diagnostische Reliabilität mit κ-Werten von .73- .81 ist genauso wie die Sensitivität und Spezifität zufriedenstellend hoch (Sens.: 80-95 %, Spez.: 54-92 %). Für die Diagnose „Irgendeine depressive Störung“ konnten κ-Werte zwischen .68 und .74 und für „Dysthymia“ κ= .70- .82 ermittelt werden (Wittchen, Lachner et al. 1998). Die Test-Retest-Reliabilität liegt zwischen r= .81 (Screening für Depression) und r= .84 (Screening für Angststörung). Die Sensitivität beträgt 86 % (Screening für psychische Störungen), 95 % (Screening für Depression) und 96 % (Screening für Angststörung). Die Spezifität wird angegeben mit 75 % für psychische Störungen, 84 % für Depression und 82 % für Angst. Im Rahmen des US-National Comorbidity Survey und des Bundesgesundheitssurveys in Deutschland ist die Spezifität in nur drei Störungsbereichen als suboptimal beurteilt worden (Wittchen and Pfister 1997; Wittchen, Höfler et al. 1999). Für die vorliegende Untersuchung modifizierte man den Fragebogen und konzentrierte sich auf die Fragestellungen. Daher entfielen die Fragen zum Rauchen (Nr. 1), zu den Ess- (Nr. 13) und Alkoholstörungen (Nr. 14) sowie zum Medikamenten- (Nr. 15) und Drogenmissbrauch (Nr. 16). Demnach stellte sich das modifizierte SSQ aus 11 Items zusammen, womit bei einem „Bejahen“ der Frage(n) die einzelnen psychischen Störungen in folgender Reihenfolge erfasst werden konnten: (1) Somatoforme Störungen, (2) Hypochondrie, (3) Panikattacke/ Panikstörung, (4) generalisierte Angststörung, (5) soziale Phobie, (6) Agoraphobie, (7) posttraumatische Belastungsstörung, (8) spezifische Phobien, (9, 10) depressive Episoden/ Dysthymia und (11) manische/ hypomanische Episoden. Die Fragen eins, zwei, neun und zehn sind als Screening einer affektiven oder somatoformen Störung wegweisend. Die Fragen 3-8 galten der Ermittlung einer im Laufe des Lebens schon einmal bestehenden Angststörung (Lebenszeitprävalenz). DIA-X Anxiety-Screening-Questionnaire (ASQ) Der Anxiety-Screening-Questionnaire enthält 15 Items und ist Teil des diagnostischen Interviews DIA-X (Wittchen and Pfister 1997). Der inhaltliche Schwerpunkt dieses Screenings liegt auf der Detektion generalisierter Angststörungen sowie Mischformen von Angst und Depression. Bis auf spezifische Phobien und Zwangsstörungen werden in diesem Fragenkollektiv alle Angststörungen nach den Klassifikationsystemen DSM-IV und ICD-10 erfasst. Es ist eine syndromatische Grobdiagnostik von Angststörungen und somit eine schnelle Verifizierungsstrategie des ersten klinischen Eindrucks. Es ist primär als ScreeningInstrument für aktuelle und spezifische Angststörungen geeignet (letzten vier Wochen empfohlen). Der ASQ wurde ursprünglich zur Unterstützung des Allgemeinarztes bei der Identifizierung einer Angststörung entworfen (Wittchen and Pfister 1997) und ist in der Studie 48 von Wittchen und Boyer aus dem Jahr 1998 als effizient und zufriedenstellend bewertet worden. Mit κ-Werten von .73 bis .81 ist die Test-Retest-Reliabilität als hoch anzusehen und die Validität mit κ-Werten über .80 als zufriedenstellend in der Erfassung generalisierter Angststörungen zu beurteilen (Wittchen and Boyer 1998; Wittchen, Höfler et al. 1999). Dieser Fragebogen wurde unverändert in die Fragebogensammlung der vorliegenden Untersuchung übernommen. Die erste Frage erfasst derzeitige Schmerzen, psychologische Probleme und körperliche Beschwerden, wird aber in der Auswertung nicht mit berücksichtigt. Die Fragen zwei bis sieben untersuchen jeweils spezifische psychische Störungen. Hinter der Frage zwei verbirgt sich das Screening für eine depressive Störung im Sinne einer Major Depression, um Mischbilder und Komorbiditäten, die nach unterschiedlichen Studien als häufig miteinander assoziiert gelten, feststellen zu können. Die Fragen drei bis sieben dienen der Erfassung aktueller Angststörungen. Dazu gehören Panikattacken und Panikstörungen (Nr. 3), soziale Phobien (Nr. 4), Agoraphobie (Nr. 5), posttraumatische Belastungsstörung (Nr. 6) und generalisierte Angstsyndrome (Nr. 7). Da bei einem „Verneinen“ der unter 2-7 angegebenen Fragen mit hoher Wahrscheinlichkeit keine derartige Störung vorliegt, entfallen die Anschlussfragen 8 bis 15 (Wittchen and Pfister 1997). Bei einem „Bejahen“ erfassen die Fragen 8 bis 15 spezifische diagnostische Kriterien von generalisierten Angstsyndromen. Mit einer Ausnahme sind diese Fragen dreistufig zu beurteilen (oft, manchmal, nie). Die Frage 13 kann zur Schweregradbeurteilung herangezogen werden. Der ASQ endet mit Fragen zu psychosozialen Einschränkungen (Nr. 14) und Krankheitsbeginn (Nr. 15) (Wittchen and Pfister 1997). Toronto-Alexithymie-Skala (TAS-20) Zur psychometrischen Erfassung der Alexithymie ist die TAS-20 in den meisten Studien das fast ausschließlich genutzte Instrument (Kooiman, Spinhoven et al. 2002). Die TAS-20 ist ein Selbstbeurteilungsfragebogen bestehend aus 20 Items, die jeweils eingeteilt sind in eine 5Punkt Likert-Skala von 1 (trifft gar nicht zu) bis 5 (trifft immer zu) (Bagby, Taylor et al. 1994a; 1994b). Die Items können den drei Faktoren (1) „Schwierigkeiten, Gefühle zu identifizieren“, (2) „Schwierigkeiten, Gefühle zu beschreiben“ und (3) „extern orientiertes Denken“ zugeordnet werden. Fünf von den Items sind negativ formuliert, um vorhandene Antworttendenzen zu kompensieren. Aus der Addition der erhaltenen Punkte ergibt sich eine mögliche Gesamtpunktzahl von 20 bis 100, wobei ein Gesamtwert von ≥ 61 den Cut-offWert für die Alexithymie darstellt. Ein Gesamtwert ≤ 51entspricht dem Cut-off-Wert für die Diagnose „nichtalexithym“, wohingegen Werte zwischen 52 und 60 für eine „mögliche Alexithymie“ sprechen (Taylor, Bagby et al. 1997). 49 Die Reliabilität sowie die konvergente und diskriminante Validität der TAS-20 sind bisher sehr gut untersucht worden und als gut anzusehen (Bagby, Taylor et al. 1994a; Bagby, Taylor et al. 1994b; Taylor, Bagby et al. 2003). In allen bisherigen Untersuchungen zeigte sich eine hohe interne Konsistenz (Cronbachs α= .81) und die Test-Retest-Reliabilität in 3Wochen- Intervallen (r= .77), 3-Monats-Intervallen (r= .83) und in 5-Jahres-Intervallen (r= .7) gilt in der Allgemeinbevölkerung als sehr stabil (Parker, Bagby et al. 1993; Bagby, Taylor et al. 1994a; 1994b; Salminen, Saarijärvi et al. 2006). In manchen Studien ist es wahrscheinlich aufgrund der therapeutischen Interventionen zu einem Absinken der TAS-20-Werte gekommen (Luminet, Bagby et al. 2001; Rufer, Hand et al. 2004), weshalb es zur Infragestellung der Auffassung kam, dass es sich bei der Alexithymie um ein Persönlichkeitsmerkmal handelt (Grabe, Frommer et al. 2008). Dies führte zu einer Differenzierung zwischen der absoluten und relativen Stabilität der TAS-20-Werte. Absolute Stabilität bedeutet in diesem Falle, dass es keine signifikanten Mittelwertunterschiede im Vorher-/Nachhervergleich gibt. Bei der relativen Stabilität hingegen sind die Vorher-/ Nachherwerte signifikant miteinander assoziiert (Honkalampi, Koivumaa-Honkanen et al. 2001). Alle Studien konnten aber zumindest eine relative Stabilität nachweisen. Außer für den Faktor „extern orientiertes Denken“ ist die innere Konsistenz (.45 < Cronbach α < .76) geringer (Luminet, Bagby et al. 2001; Kooiman, Spinhoven et al. 2002). Zudem korrelieren die Faktoren „Schwierigkeiten, Gefühle zu beschreiben“ und „Schwierigkeiten, Gefühle zu identifizieren“ stärker miteinander (r= .43- .80) als beide Faktoren jeweils mit dem Merkmal „extern orientiertes Denken“ (r= .06- .51 und r= .03- .59) (Kooiman, Spinhoven et al. 2002). Dennoch korrelieren alle 3 Faktoren positiv miteinander (Bagby, Taylor et al. 1994a). Die TAS-20 ist mittlerweile in diversen Sprachen verfügbar. Auch die deutsche Version weist gute Validitäts- und Reliabilitätsdaten auf. Bach et al. (1996) erhoben für die deutsche Version bei Normalpersonen Mittelwerte von M= 40,10 (SD= 8,50) für männliche und M= 39,79 (SD= 8,42) für weibliche Personen. Für die klinische Stichprobe ergaben sich Mittelwerte von M= 49,73 (SD= 11,17) für männliche und M= 50,72 (SD= 11,13) für weibliche psychiatrische Patienten. Die Prävalenz höherer TAS-20 Werte bei psychiatrischen Patienten sowie die Assoziation mit gestörtem psychischem Wohlbefinden sind mehrfach veröffentlicht worden (Parker, Taylor et al. 1989; Bach, Bach et al. 1996; Joukamaa, Taanila et al. 2007) Protokollbogen Der Protokollbogen diente neben der Erfassung von Daten dem Überblick der einzelnen Arbeitsschritte. Zunächst wurde nach Angabe des Kürzels der Doktorandin jeder Patient, der um eine Teilnahme gebeten wurde, durchnummeriert, wodurch ein Patientencode entstand. Danach wurden Patientendaten wie Geschlecht, Hauptdiagnose, Nebendiagnose, Zeitpunkt 50 der Hauptdiagnose, Erkrankungsbeginn, Krankheitsstadium, das Datum der stationären Aufnahme sowie der Karnofsky-Index, bei dem es sich um eine Skala zur Bestimmung symptombezogener Einschränkung der Aktivität, Selbstversorgung und Selbstbestimmung handelt, notiert (Karnofsky and Burchenal 1949). Anschließend wurden Daten zum durchgeführten Ablauf eingetragen wie das Untersuchungsdatum sowohl für den Fragebogen als auch für das Interview, die Untersuchungsdauer des Interviews, der Status der Einverständniserklärung (ausgeteilt/eingesammelt), die Motivation des Probanden zur Teilnahme, Prüfung auf Aushändigung und Einsammlung des Fragebogens und Ergebnisse der Screening-Fragen im SSQ (0=kein positives Screening, 1=positiv für somatoforme Störungen; 2=positiv für Depression und 3=positiv für beides). Im letzten Teil des Protokollbogens wurde neben der stationären Liegedauer festgehalten, ob ein DIA-X Interview durchgeführt wurde, eine Rücksprache mit dem Arzt stattfand und ob Besonderheiten im Gespräch zu verzeichnen waren wie beispielsweise eine anstehende Operation, Psychopharmaka oder eine psychische Störung. In den letzten beiden Zeilen hat der Untersucher unterzeichnet und die Dateneingabe in das Statistikprogramm PASW bestätigt. Diagnostisches Interview von A – X (DIA-X) Das DIA-X wird als sogenannter „Goldstandard“ bezeichnet, da es derzeit die zuverlässigste und geeignetste Methode zur Diagnostik psychischer Störungen darstellt (Katon and Schulberg 1992). Es ist ein modulares und flexibles diagnostisches Beurteilungssystem und einer der neuesten Fortschritte in der Entwicklung einer umfangreichen, standardisierten und operationalisierten Klassifikation für mentale Erkrankungen (WHO 1999). Diese Klassifikationen sind im „International Classification of Disease“ (ICD) (World Health Organisation 1992) und dem „Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders“ (DSM) verzeichnet (APA 1994). Das DIA-X stellt eine erweiterte und ausgearbeitete Form des CIDI dar und wird auch als Munich CIDI oder M-CIDI deklariert (Wittchen, Lachner et al. 1998). Grundkonzept und Aufbau Das DIA-X ist ein stark strukturiertes quantitatives Interview. Es besteht aus einem Satz vorgegebener standardisierter Fragen und lässt sich mittels statistischer Verfahren quantitativ auswerten. Das standardisierte Interview liefert Häufigkeiten und Merkmalsausprägungen zu bereits festgelegten Hypothesen. Die Fragen sind in einer bestimmten Reihenfolge angelegt und dienen der Überprüfung vorab festgelegter Hypothesen (Hohl 2000). Es ist eine reliable und effiziente Unterstützung bei der Diagnostik nach den Klassifikationssystemen ICD-10 und DSM-IV. Es kann sowohl in manueller als auch in computerassistierter Form angewendet werden. Es besteht aus drei Teilen und beginnt mit dem DIA-X Fragebogen, welcher die Screening- Fragen enthält. Anschließend 51 folgen das Interview und die (computergestützte) Auswertung des Interviews. Das Interview beginnt mit dem demografischen Teil, wonach sich das diagnostische Interview zu den jeweiligen Störungsbereichen anschließt. Die Fragenzusammenstellung ist dabei abhängig von den positiv beantworteten Screening- Fragen. Eine Umstellung des Interviews auf diesen Bereich ist vor Beginn somit möglich. Das DIA-X erfasst nicht alle möglichen Diagnoseklassen, sondern beschränkt sich auf häufige Formen von psychischen Störungen des Jugend- und Erwachsenenalters. Die folgende Tabelle zeigt die verfügbaren Testmodule des DIA-X Interviews, wobei die für die vorliegende Untersuchung verwendeten Sektionen fett gedruckt sind (Wittchen and Pfister 1997): Tabelle 9: Sektionen der in der vorliegenden Untersuchung abgeleiteten Störungen mit DIA-X Sektion A Demografischer Teil Sektion C Somatoforme und dissoziative Störungen Sektion E Depressive und dysthyme Störungen Sektion P Interviewer- Beobachtungen Sektion X Interviewbeurteilungen Im Folgenden werden die einzelnen Sektionen näher beschrieben: 1) Sektion A: Demografischer Teil (C1-C11) Es werden grob Angaben über Alter, Geschlecht, Familienstand, Elternschaft, Ausbildung und Beschäftigung erhoben: (A1) Geschlecht, (A3) Geburtstag, (A4) Familienstand, (A5) Elternschaft, (A6-A7) Beschäftigung und sozialer Status, (A8A10) schulische Ausbildung, (A11) Sprachverständnis des Probanden (Wittchen and Pfister 1997). 2) Sektion C: Somatoforme und Dissoziative Störungen (C1-C59) Diese Sektion deckt nach den Kriterien der Klassifikationssysteme ICD-10 und DSMIV folgende Störungen ab: (C1-C13) Somatoforme Schmerzstörung, (C1-C52), Somatisierungsstörungen, (C53-C59) Hypochondrie und (C20-C32) Dissoziative Auffälligkeiten (Wittchen and Pfister 1997). Die Sektion beginnt mit einer vorgegebenen Liste C1, auf der alle 49 Symptome in Kurzform wiedergegeben werden, die sich der Proband durchlesen soll. Wenn keine der aufgeführten Symptome auf Lebenszeit zutreffend sind, kann mit der Frage C53 fortgefahren werden. Falls eines der Symptome zutrifft, ist das mit der Zahl „5“ zu kodieren und die zutreffenden Symptome mit jeweiliger Nummer im Computer zu markieren. Bei den somatoformen Schmerzstörungen besteht die Problematik, dass nach Schmerzen und Beschwerden gefragt wird, die nicht leicht zu diagnostizieren sind, da gewiss 52 jeder derartige Schmerzen im Laufe seines Lebens erlebt hat. Durch den Gebrauch von „erhebliche Probleme“ in der jeweiligen Frage kann unterschieden werden, ob ein ernsthaftes Problem besteht. Die Beschwerden betreffen typischer Weise folgende Organsysteme: Konversions- oder pseudoneurologische Symptome (z. B. Lähmung, Blindheit), gastrointestinales Unwohlsein, Probleme mit den weiblichen Geschlechtsorganen, psychosexuelle Symptome (z. B. sexuelle Gleichgültigkeit), Schmerzen und/ oder kardiopulmonale Symptome (Wittchen and Pfister 1997). 3) Sektion E: Depressive und dysthyme Störungen (E1-E53) Diese Sektion deckt in der angegebenen Reihenfolge folgende Fragen ab: (E1-E10) chronisch milde Depression/ Dysthymia, (E11-E13) Screening- Fragen, wenn diese Fragen negativ ausfallen, endet die Sektion an dieser Stelle, (E 14) eine oder mehrere depressive Phasen, (E15-E38) Symptomabfrage, (E 39) wenn (E15-E38) verneint, erfolgt hier das Sektionsende, (E40-E53) Differentialdiagnostik (Schwergrad, Verlauf, Remission). Diese Sektion detektiert in einem ersten Schritt ein allgemein depressives Syndrom und in einem zweiten Schritt verschiedene Subtypen wie leichte, mittelgradige, schwere oder rezidivierende depressive Störungen. Eine Major Depression wird erst festgelegt, wenn der Proband eine zumindest zwei Wochen andauernde Episode von Traurigkeit, niedergeschlagener Stimmung oder einem Verlust von Interesse an fast allen Dingen erlebt hat und gleichzeitig Symptome wie Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Gefühle von Wertlosigkeit oder Schuld, Energieverlust, Gedanken an den Tod oder Selbstmordgedanken vorliegen (Wittchen and Pfister 1997). 4) Sektion P: Interviewerbeobachtungen (P1-P11) In dieser Sektion notiert der Interviewer Beobachtungen über das Verhalten des Probanden. Beispielsweise dienen die Fragen P1 bis P4 der Schizophreniediagnostik (Wittchen and Pfister 1997). 5) Sektion X: Interviewbeurteilungen (X1-X19) Diese Sektion soll dem Editor helfen fragliche Kodierungen zu überprüfen und Verbesserungen oder Nachfragen festzulegen. Mit den Ergebnissen dieser Sektion lässt sich die Qualität des Interviews gut abschätzen. Die Eingabe dieser Daten sollte spontan und ohne lange Überlegungen erfolgen (Wittchen and Pfister 1997). Einsatz und Durchführung Das DIA-X Interview wurde zur Diagnostik psychischer Störungen bei Jugendlichen und Erwachsenen im Alter von 14 bis 65 Jahren konzipiert. Die Fragen sind so formuliert, dass die Kultur, der Bildungsstatus und die Intelligenz des Probanden keinen Einfluss auf die Diagnosestellung haben. Das Interview kann allerdings mit Personen durchgeführt werden, 53 die sich über einen längeren Zeitraum befragen lassen. Die Fragen müssen wörtlich wiedergegeben werden und dürfen nicht umformuliert werden, um eine Objektivität zu bewahren. Die Dateneingabe erfolgte direkt während des Interviews, wobei die Prüfung und Auswertung über das Computer-Programm erfolgt, um Fehler bei der Ableitung der Diagnosen zu vermeiden. Alle Daten werden im Original gespeichert (Wittchen and Pfister 1997). Das Interview wird normalerweise in einer Sitzung durchgeführt. In Sonderfällen sind auch zwei Sitzungen optional. Das DIA-X kommt sowohl zur Eingangs- und Ausschlussdiagnostik, zur Lebenszeit- und Querschnitts-Komorbiditätsmustererkennung als auch zur Feststellung von der zeitlichen Beziehungen (Symptomregression) zum Einsatz. Für epidemiologische Forschungsprojekte ist es gleichfalls geeignet wie zu Standarddokumentationszwecken von Kliniken und anderen Einrichtungen und für Lehre, Fort- und Weiterbildung (Wittchen and Pfister 1997). Aufgrund der Genauigkeit und der einfachen Handhabung muss das Interview nicht zwingend durch einen klinisch diagnostischen Experten erfolgen, sondern kann auch von geschulten Personen verwendet werden. Alle Personen mit einer Ausbildung im Gesundheitsbereich, die eine 2-tägige Interviewschulung erhalten haben, können ein solches Interview durchführen. Die Befundinterpretation setzt keine umfassende klinische Erfahrung voraus (Wittchen and Pfister 1997). Auswertung Die meisten Antworten werden mit „1“ für „nein“ oder „2“ für „ja“ codiert. Es gibt aber auch Fragen, bei denen zwischen mehr als zwei Antwortalternativen ausgewählt werden muss oder auch Listen wie zum Beispiel mit Symptomen verwendet werden müssen. Die Antworten werden entweder mit Zahlen oder Buchstaben codiert. Die Zahl „0“ wird vergeben, wenn die Frage übersprungen wird, die Antwort verweigert oder als „nicht gewusst“ angegeben wird. Die Auswertung erfolgte in der vorliegenden Untersuchung mittels der standardisierten computergestützten Version. „Das Auswertungsprogramm basiert in erster Linie auf den expliziten DSM-IV Kriterien, die über den korrespondierenden ICD-10-F-Nummern Code ausgegeben werden“ (Wittchen and Pfister 1997, S. 174). Im Folgenden werden die möglichen ableitbaren Diagnosen der vorliegenden Untersuchung aufgeführt (vgl. Wittchen and Pfister 1997): 1. Affektive Störungen (depressive Störungen) F32.0 Major Depression, einzelne Episode, leicht F32.1 Major Depression, einzelne Episode, mittelschwer F32.2 Major Depression, einzelne Episode, schwer, ohne psychotische Merkmale F32.3 Major Depression, einzelne Episode, schwer, mit psychotischen Merkmalen 54 F33.0 Major Depression, rezidivierend, leicht F33.1 Major Depression, rezidivierend, mittelschwer F33.2 Major Depression, rezidivierend, schwer, ohne psychotische Merkmale F33.3 Major Depression, rezidivierend, schwer, mit psychotischen Merkmalen F34.1 Dysthyme Störung 2. Somatoforme Störungen F45.0 Somatisierungsstörung F45.1 undifferenzierte somatoforme Störung F45.2 Hypochondrie F45.4 anhaltende somatoforme Schmerzstörung Nach jedem Interview können die Angabe der Probandennummer, des Geschlechts, des Alters, des Interviewdatums sowie die Auflistung der jeweiligen Diagnosen aufgerufen werden. Darüber hinaus liefert das Programm Informationen über das erste und letzte Auftreten der Symptomatik. Die Angaben reichen dabei von „in den letzten zwei Wochen“ bis zu „vor mehr als 12 Monaten“. Die Interpretation der Diagnosen ist klinisch erfahrenen Diagnostikern vorbehalten. Der Befund stellt eine Objektivierung des subjektiven Erlebens und Erinnerns der befragten Person dar (Wittchen and Pfister 1997). Gütekriterien Die DIA-X Screening-Fragebögen und das computerassistierte DIA-X Interview sind mehrfach hinsichtlich Test-Retest-Reliabilität und klinischer Validität geprüft worden (Wittchen and Pfister 1997). Die DIA-X-Symptom-Informationen und die zeitbezogenen Informationen weisen fast durchgängig eine sehr hohe Interrater-Reliabilität mit κ-Werten von .81 bis 1.0 auf. Auch für diagnostische Entscheidungen liegt die diagnostische InterraterReliabilität mit κ-Werten zwischen .82 und .98 in einem sehr hohen Bereich (Wittchen and Pfister 1997; Wittchen, Lachner et al. 1998). Die Test-Retest-Reliabilität liegt bei 1-3 Tagen Abstand zwischen den Untersuchungen bei zwei unabhängigen Untersuchern befriedigend hoch z. B. mit einem κ-Werten von .49 für die undifferenzierte Schmerzstörung (Wittchen and Pfister 1997). Somit lassen sich insgesamt gute und zufriedenstellende Gütekriterien zusammenstellen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieses Verfahren für die vorliegende Untersuchung ausgewählt wurde, da das DIA-X Interview als Goldstandard durch seine zufriedenstellenden Gütekriterien, seine Durchführbarkeit ohne über „Fachpersonalqualitäten“ verfügen zu müssen und die gute Vergleichbarkeit innerhalb der beiden Klassifikationssysteme ICD-10 und DSM-IV das Mittel der ersten Wahl ist. Der Einsatz der Screening-Verfahren beruhte darauf, dass sie an dem Untersuchungszeitpunkt 55 die höchste statistische Sicherheit in Reliabilität und Validität geboten haben (Katon and Schulberg 1992). 2.3 Statistik Zur Auswertung der Daten wurde das Statistikprogramm „Predictive Analytics Software“ (PASW) genutzt. Das Programm stellt eines der umfassendsten statistischen Datenanalyseprogramme dar. Um Daten eingeben und verarbeiten zu können, muss eine Datenmatrix im PASW erstellt werden, in der die Codierung von verschiedenen Variablen in ein Zahlenformat stattfindet. Fehlende Werte stellen Zahlen außerhalb des Wertebereichs dar und werden in der vorliegenden Arbeit mit „999“ codiert (Rasch, Hofmann et al. 2010). Die Codierung „888“ stellt Werte dar, die beispielsweise als Folge von Vorgängervariablen fehlen. Bei der Auswertung werden diese mit berücksichtigt. Operationalisierung Im Folgenden werden die Variablen, deren Messniveau und Wertelabels, die zur Prüfung der Fragestellungen verwendet und erstellt worden sind, näher erläutert. Für die Fragestellung 1 wurden die Variablen „Im SSQ auffällig“ (nominal: 0= keine psychische Störung, 1= somatoforme Störung, 2= Depression, 3= somatoforme Störung und Depression, 4= Angststörung, 5= somatoforme Störung und Angst, 6= Depression und Angst, 7= somatoforme Störung, Depression und Angst), „irgendeine somatoforme Störung“ und „irgendeine depressive Störung“ sowie die dazugehörigen F-Diagnosen nach DIA-X (jeweils nominal: 0= nein, 1= ja) erstellt. Zur Berechnung der Häufigkeiten der einzelnen Angststörungen nach SSQ wurden diese in eine Nominalskalierung überführt, z. B. Panikstörung mit den Wertelabels „0“ für „nein“ und „1“ für „ja“. Dabei ist aufgefallen, dass viele Patienten an mehreren Angststörungen gleichzeitig litten, weshalb eine neue Variable „Vorliegen einer oder mehrerer Angststörungen nach SSQ“ erstellt worden ist (nominal: 0= keine, 3= Panikstörung, 4= generalisierte Angststörung, 5= soziale Phobie, 6= Agoraphobie, 7=posttraumatische Belastungsstörung, 8= spezifische Phobie, 9= mehrere Angststörungen). Um festzustellen, wie viele Angststörungen gleichzeitig vorlagen, wurde die Variable „Vorliegen mehrerer Angststörungen“ in ordinaler Skalierung gebildet (0= keine oder 1 Angststörung, 2= Vorliegen von 2 Angststörungen, 3= Vorliegen von 3 Angststörungen, 4= Vorliegen von 4 Angststörungen, 5= Vorliegen von 5 Angststörungen, 6= Vorliegen von 6 Angststörungen). Ähnlich wurde verfahren mit dem „Vorliegen einer Angststörung nach ASQ“ (nominal: 0= keine, posttraumatische 3= Panikstörung, Belastungsstörung, 7= 4= soziale Phobie, generalisierte 5= Agoraphobie, Angststörung 8= 6= mehrere Angststörungen). Zur Prüfung der Fragestellung 2 wurden u. a. die Variable „Klinik“ (nominal: 56 1= Dermatologie, 2= Kardiologie, 3= Neurologie) und die Variablen der ersten Fragestellung verwendet. Für die Fragestellung 3 wurde die Variable „Multimorbidität“ erstellt (nominal: 0= nein, 1= ja), die definitionsgemäß vorliegt, wenn gleichzeitig mindestens zwei Erkrankungen ohne spezifische Indexerkrankung festgestellt worden sind (Wittchen 1996; Marengoni, Angleman et al. 2011). Dadurch, dass ein Großteil der Patienten in der vorliegenden Dissertation aufgrund dieser Definition multimorbide sind, wurde die Variable „Anzahl der Nebendiagnosen“ neu definiert (ordinal: 0= keine Nebendiagnose, 1= 1 Nebendiagnose, 2= Nebendiagnose, 3= Nebendiagnose, 4= Nebendiagnose, 5= Nebendiagnose, 6= 6 Nebendiagnose, 7= mehr als 6 Nebendiagnosen). Zudem wurde die Variable „Vorliegen irgendeiner psychischen Störung“, welche die somatoformen und depressiven Störungen nach DIA-X sowie die Angststörungen nach SSQ/ASQ beinhaltet, gebildet (nominal: 0= nein, 1= ja). Zur Prüfung der Fragestellungen hinsichtlich der Ausprägung alexithymer Persönlichkeitsmerkmale wurde der TAS-20 Gesamtwert mit Intervallskalenniveau verwendet und eine neue Variable „Alexitymie“ mit den Wertelabels 0= keine Alexithymie (≤ 51 Punkte), 1= mögliche Alexithymie (52-60 Punkte), 2= Alexithymie (≥ 61 Punkte) in ordinaler Skalierung erstellt. Bei der Prüfung der Fragestellung 6, ob die vorhandene somatische Multimorbidität und die psychische Störung einen Einfluss auf die Alexithymieausprägung haben, fällt auf, dass sich kaum Effekte der Multimorbidität zeigen. Dies könnte daran liegen, dass fast alle Patienten multimorbide sind. Aus diesem Grund wurde eine neue Variable „Anzahl an psychischen Störungen“ mit den Wertelabels 0= keine psychische Störung, 1= Vorliegen einer somatoformen, depressiven oder Angststörung, 2= Vorliegen von zwei psychischen Störungen und 3= Vorliegen einer somaformen, depressiven und Angststörung erstellt, um anschließend eine Regressionsanalyse durchführen zu können. Der Unterstützungswunsch wurde nominal codiert mit „0“ für „nein“ und „1“ für „ja“. Für die Fragestellung 9 wurde das Alter zur besseren Übersicht in Ränge eingeteilt (ordinal: 1= 10-19 Jahre, 2= 20-29 Jahre, 3= 30-39 Jahre, 4= 40-49 Jahre, 5= 50-59 Jahre, 6= 60-69 Jahre, 7= 70-79 Jahre, 8=80-89 Jahre). Das Geschlecht wurde nominal codiert mit „1“ für „männlich“ und „2“ für „weiblich“. Die „Schulbildung“ konnte ordinal (1= noch in der Schule, 2= keinen Schulabschluss, 3= Volks-/Hauptschulabschluss, 4= Realschulabschluss/mittlere Reife, 5= Fachabitur, 6= Abitur, 7= anderer Schulabschluss), der „Familienstand“ nominal (1=ledig, 2= verheiratet, 3= geschieden, 4= verwitwet, 5= getrennt lebend, 6= in fester Partnerschaft) und die „finanzielle Situation“ ebenfalls ordinal (1= sehr gut, 2= gut, 3= befriedigend, 4= ausreichend, 5= mangelhaft) erfasst werden. 57 Verwendete (Test-)Verfahren Für die Darstellung der Daten der vorliegenden Untersuchung wurden die Häufigkeiten mit Hilfe der deskriptiven Statistik veranschaulicht. Die deskriptive Statistik wurde beispielsweise verwendet zur Präsentation des Unterstützungswunsches, soziodemografischer Merkmale und einzelner psychischer Störungen. Als interferenzstatistische Verfahren wurden in der vorliegenden Untersuchung u. a. der Chi-Quadrat-Test, Mann-Whitney U-Test, t-Test Kruskal-Wallis H-Test, die univariate Varianzanalyse und bivariate Korrelation zur Datenanalyse angewendet. Der Chi-Quadrat-Test wurde zur Analyse von Unabhängigkeit zwischen zwei nominalskalierten Variabelen gewählt (Fragestellungen 1-3, 5, 7-9). Für die Anwendung muss für eine Approximation gewährleistet sein, dass die Zellenbesetzung in allen Zellen der Kreuztabelle nicht zu klein (erwartete Häufigkeiten kleiner 5) und nicht konzentriert verteilt ist. „Will man folglich Fehlermöglichkeiten hinsichtlich der Hypothesenentscheidung vermeiden, so muss man bei kleinen und unausgewogenen Stichproben exakte Tests durchführen“ (Janssen and Laatz 2007). In der vorliegenden Untersuchung wurde für 2x2Kreuztabellen aus diesem Grund der exakte Test nach Fisher verwendet. „Der Chi-Quadrat Wert selbst ist als Zusammenhangsmaß nicht geeignet“, da er auch von der Stichprobengröße und der Zahl der Freiheitsgrade abhängig ist (Janssen and Laatz 2007). Es können aber Zusammenhangsmaße berechnet werden, die den Einfluss der Freiheitsgrade und die Stichprobengröße berücksichtigen und die Werte zwischen 0 und 1 annehmen. Der Phi-(ϕ)-Koeffizient wurde deshalb für 2x2-Tabellen angewendet. Dieser kann Werte zwischen +1 und -1 annehmen, wobei ein Wert nahe 1 für einen perfekten Zusammenhang spricht, bei dem eine hohe Ausprägung des einen Merkmals mit hoher Ausprägung des anderen Merkmals einhergeht. Die genaue Verteilung der untersuchten Merkmale sind der Vierfelder-Tafel entnommen worden. Um die Stärke eines Zusammenhangs für zwei kategoriale Variablen aufzuzeigen, wurde für die Fragestellung 5 die Odds Ratio (OR) berechnet. Es kann eine Aussage darüber getroffen werden, inwieweit sich zwei Gruppen hinsichtlich des Risikos für das Auftreten bzw. Nicht-Auftreten eines Ereignisses unterscheiden. Zur Überprüfung auf Grundgesamtheit und Gleichheit von zwei unabhängigen Stichproben dient in der vorliegenden Untersuchung auch der t-Test (Fragestellungen 4-5, 9), mit dem überprüft werden soll, ob sich zwei empirisch gefundene Mittelwerte von zwei unabhängigen Gruppen systematisch voneinander unterscheiden (Rasch, Hofmann et al. 2010). Eine Grundvoraussetzung zur Durchführung ist eine Intervallskalierung von einer Variablen. Zur Beurteilung der Varianzhomogenität dient der Levene-Test, bei dem die Größe der Varianzen der zwei unabhängigen Gruppen verglichen wird. Um herauszufinden, ob 58 zwischen zwei unabhängigen Variablen ein signifikanter Unterschied besteht, kann neben dem t-Test auch der Mann-Whitney U-Test angewandt werden (Rasch, Hofmann et al. 2010). Dieser stellt in der vorliegenden Untersuchung einen Alternativtest für den t-Test dar, wenn die getesteten Variablen nicht normalverteilt sind und/oder keine metrische Skala, aber mindestens eine Ordinalskalierung der Daten vorliegt (Fragestellungen 4-5, 9) (Janssen and Laatz 2007). Bei der Untersuchung auf Grundgesamtheit und Gleichheit von mehr als zwei bis unendlich viele unabhängig erhobene Stichproben wurden Tests für k unabhängige Stichproben verwendet (Fragestellung 2). Der Kruskal-Wallis H-Test stellt dabei eine Erweiterung des Mann-Whitney U-Tests für Rangziffern dar (Janssen and Laatz 2007). Möchte man den Einfluss mehrerer Faktoren auf eine abhängige Variable prüfen, wurde in der vorliegenden Untersuchung neben der univariaten Varianzanalyse auch eine Regressionsanalyse angewandt, die sich im Unterschied zur Varianzanalyse mit der Untersuchung und Quantifizierung von Abhängigkeiten zwischen metrischen Variablen befasst (Fragestellung 6) (Janssen and Laatz 2007). Als Zusammenhangsmaß für eine bivariate Korrelationanalyse mit ordinalen Daten wurde der Kendall-Tau b Korrelationskoeffizient als ein nichtparametrisches Maß verwendet (Fragestellungen 4-5). Bei den statistischen Verfahren dieser Dissertation wurde durchgehend ein Signifikanzniveau von α= 0.05 aufrechterhalten. 59 3 Ergebnisse In dem folgenden Kapitel werden die Ergebnisse der vorliegenden Dissertation dargestellt. Nach einer Beschreibung des Patientenkollektivs orientiert sich die Dokumentation der Resultate an der Reihenfolge der in Kapitel 1.1.7 formulierten Fragestellungen. In der Einleitung der Diskussion werden noch einmal kurz die wichtigsten Ergebnisse zusammengestellt. 3.1 Stichprobenbeschreibung Soziodemografische Daten Die detaillierte Beschreibung der Stichprobe ist in Tabelle 10 dargestellt. Auf der dermatologischen Station haben von 163 Befragten 100 Patienten teilgenommen. Dies entspricht einer Teilnehmerquote von 61,35 %. Das gesamte Patientenkollektiv in allen 3 Kliniken umfasst 316 Patienten, wovon 111 Probanden neurologische und 105 Probanden kardiologische Patienten sind. Die Gründe für die Teilnahme auf der dermatologischen Station reichten von der am häufigsten genannten „Langeweile“ (9) über „allgemeines Interesse“ und „Unterstützung der Studie/zu Forschungszwecken“ (31), „zukünftig bessere Behandlung“ (8) bis dass „schon an mehreren Studien teilgenommen wurde“ (3). 43 von den teilgenommenen Patienten haben keinerlei Angaben gemacht und 2 haben erst aufgrund von der „Unterstützung zukünftiger Patienten“ und einer vorherigen Teilnahme an einer Studie sich zunächst bereit erklärt, aber aufgrund der Fülle der Fragen abgebrochen und den Fragebogen nicht komplett ausgefüllt. Acht Patienten haben eines der Ausschlusskriterien erfüllt, weshalb diese nicht in die Studie eingeschlossen werden konnten (Analphabet, Sprachbarrieren/Verständnisprobleme (6), Demenz (1), Hauttumorpatient (1). Von einer vorzeitigen Entlassung oder Verlegung waren insgesamt 4 Patienten betroffen, die aber dennoch in den Ergebnissen mit aufgeführt worden sind, da zumindest der Fragebogen ausgefüllt worden ist. Somit verbleiben insgesamt 55 Patienten, die nicht teilnehmen wollten. 12 Befragten gingen die „Fragen zu sehr in die Tiefe/zu privat“ oder der Fragebogen war ihnen „zu lang“. Davon haben 10 Patienten den Fragebogen erhalten und angeschaut. 4 von diesen 10 Patienten haben den Fragebogen nicht komplett ausgefüllt. Die häufigste Antwort einer Teilnahmeverweigerung war hingegen das „Nichtinteresse an einer psychischen Befragung“ oder „keine Lust/Geduld/zu viel um die Ohren“ (31). Die Übrigen konnten aufgrund ihres reduzierten Allgemeinzustandes nicht teilnehmen (Sehbeeinträchtigung, Schwere der Erkrankung). Dadurch, dass persönliche Daten der Nonresponser aus Datenschutzgründen für weitere Berechnungen nicht verwendet werden dürfen, erfolgt die Dokumentation weiterer Berechnungen mit den 100 teilgenommenen Patienten. 60 Tabelle 10: Soziodemografische Daten der Patientenpopulation (n=100) % Geschlecht Männer Frauen 48 52 Derzeitiger Familienstand ledig verheiratet geschieden verwitwet getrennt lebend in fester Partnerschaft 13 59 6 5 17 Derzeitige Lebenssituation allein mit Partner/in allein mit Kind/ern mit Partner/in und Kind/ern mit Eltern sonstiges 12 50 3 30 2 3 Schulabschluss noch in der Schule keinen Schulabschluss Volks-/ Hauptschulabschluss/ 8. Klasse POS Realschulabschluss/ mittlere Reife/ 10. Klasse POS Fachabitur (Fachhochschulreife) Abitur/ Hochschulreife EOS anderer Schulabschluss 2 3 25 50 5 14 1 berufliche Qualifikation noch in der Ausbildung keinen Berufsabschluss Lehre/ Fachschule Meisterlehrgang Fachhochschule/ Studium fehlend 2 3 63 8 13 11 Arbeitsverhältnis in den letzten 12 Monaten Arbeiter/in Angestellter/in Beamter/in Selbstständige/r mithelfende/r Familienangehörige/r Hausfrau/-mann arbeitssuchend Rentner/in erwerbsunfähig Schüler o. Student 17 21 2 3 2 11 31 8 5 Finanzielle Situation (Mittelwert (M)= 3.23; SD= 1.15) sehr gut gut befriedigend ausreichend mangelhaft fehlend 2 31 25 21 18 3 Von den 100 teilgenommenen dermatologischen Patienten sind 52 Patienten weiblichen (52 %) und 48 männlichen Geschlecht (48 %). Der Altersdurchschnitt der Gesamtstichprobe beträgt 51,5 Jahre (SD= 14.6), mit einer Spannweite von 18-83 Jahren. Die männlichen Probanden sind durchschnittlich 51,5 Jahre (SD= 15.279; Rang 18-83 Jahre) und die 61 weiblichen Probanden durchschnittlich 51,4 Jahre (SD= 14.127; Rang 1-82 Jahre) alt. Es besteht kein signifikanter Altersunterschied zwischen den Geschlechtern (t(96)= 0.046; p> 0.05). Klinische Daten In der folgenden Tabelle werden die häufigsten dermatologischen Hauptdiagnosen dargestellt und im Anschluss wird auf bereits diagnostizierte psychische Störungen in Bezug auf die jeweilige dermatologische Erkrankung eingegangen. Die häufigsten Nebendiagnosen können dem Anhang B (Tab. B-5) entnommen werden. Tabelle 11: Dermatologische Hauptdiagnosen der Patientenpopulation (n=100) % Psoriasis vulgaris (L40) Ulcus cruris (L97) 18 14 nummuläres Ekzem Dyshidrosis nicht näher bezeichnet 10 3 2 5 Sclerodermia circumscripta (L94.0) Systemische Sklerose (M34) Systemischer Lupus erythematodes (M32) 5 3 1 1 Atopisches Ekzem (L20) Herpes zoster (B02.0) Urtikaria (L50) Erysipel (A46) generalisierte Hauteruption durch Drogen oder Arzneimittel (L27.0) Acne vulgaris(L70) Thrombose, Phlebitis, Thrombophlebitis (I80) Hautabszess, Phlegmone, Sinus pilonidalis (L02-L05) 8 7 5 3 3 3 3 3 Sonstige Dermatitis(L30) Kollagenosen Sonstige Zur Einschätzung der Aktivität und somit des Allgemeinzustandes der Patienten wurde der Karnofsky-Index verwendet (Karnofsky and Burchenal 1949). Der Mittelwert des gesamten Patientenkollektivs (n= 100) liegt zwischen 80 und 90. Dies bedeutet, die Aktivität eines Großteils der Probanden kann zwischen „Normale Aktivität mit Anstrengung möglich, deutliche Symptome“ und „Fähig zu normaler Aktivität, kaum oder geringe Symptome“ eingestuft werden. Die durchschnittliche Liegedauer beträgt ca. 11 Tage (SD= 7.987; Rang 1-74 Übernachtungen) und die Erkrankungsdauer bis zur stationären Aufnahme in etwa 130 Monate (SD= 169.77; Rang 0.1-672 Monate). Diese ist besonders lang bei chronischen Hauterkrankungen wie Psoriasis und atopischer Dermatitis, die häufig in der Kindheit beginnen. In manchen Fällen auch Acne vulgaris, die bis ins Erwachsenenalter anhalten kann. Auch bei verschiedenen Kollagenosen, Allergien und dicht gefolgt von nicht 62 abheilenden Ulcera cruris konnte beobachtet werden, dass die Erkrankung bis zur aktuellen stationären Behandlung bereits zum Teil über mehrere Jahre vorbestand. Als bereits diagnostizierte psychische Nebendiagnose haben drei Patienten eine psychische Verhaltensstörungen durch Alkohol bzw. ein Abhängigkeitssyndrom (F10.2), wovon ein Patient seit 17 Jahren an einer Psoriasis vulgaris, ein Patient seit 5 Monaten an einem atopischen Ekzem sowie ein Patient an einer Thrombose zum Erhebungszeitpunkt leidet. Eine depressive Episode (F32.9) konnte bei 5 Patienten beobachtet werden, wovon eine Patientin seit 40 Jahren an einer Psoriasis leidet, zusätzlich eine posttraumatische Belastungsstörung angibt (F43.1) und in der vorliegenden Studie eine Dysthymie (F34.1) diagnostiziert wurde. Ein weiterer Patient ist an einer systemischen Sklerodermie erkrankt (Erstdiagnose vor 13 Monaten). Bei diesem konnte im Interview eine leichte depressive Episode (F32.0) diagnostiziert werden. Eine Patientin litt an einem Lyell-Syndrom. In der vorliegenden Studie bestätigte sich die depressive Episode hingegen nicht. Ein Patient ist in seiner Kindheit an einer atopischen Dermatitis erkrankt. Bei diesem Patienten konnte eine schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome (F32.2) und eine Dysthymie (F34.1) beobachtet werden. Bei einer Patientin ist zum Erhebungszeitpunkt vor ca. 50 Jahren ein Lichen simplex chronicus diagnostiziert worden. In dem diagnostischen Interview stellten sich eine Dysthymie (F34.1) und eine undifferenzierte Somatisierungsstörung (F45.1) heraus. Prävalenz alexithymer Persönlichkeitsmerkmale In der folgenden Tabelle (Tab. 12) ist die Prävalenz der Alexithymie nach einer „möglichen Alexithymie“ ab einem Gesamtpunktwert von 52 Punkten und einer definitiven „Alexithymie“ ab 61 Punkten aufgelistet: keine Alexithymie mögliche Alexithymie männlich weiblich Alexithymie männlich weiblich Gesamt Tabelle 12: Prävalenz Alexithymie 70 13 7 6 16 10 6 99 % innerhalb Klinik 70,7 13,1 7,1 6,1 16,2 1,0 6,1 100 % innerhalb Alexithymieauswertung 31,5 22,8 23,3 22,2 44,4 47,6 40,0 31,4 Dermatologie (n) TAS-20 Gesamt (M)= 45.85 (SD= 11.735; Rang 25-76) Die Stichprobe umfasst 99 Patienten (1 fehlend). Am häufigsten konnte ein TAS-20 Gesamtwert von 41 und 42 Punkten (je 6,1 % der Gesamtpopulation) beobachtet werden, gefolgt von 37 Punkten mit 5,1 % sowie 40, 43 und 45 Punkten mit jeweils 4 %. Ein Patient 63 erreichte den höchsten Rang von 76 Punkten. Keine Alexithymie haben 70 dermatologische Patienten (70,7 % der Gesamtpopulation), 13 Patienten (13,1 %) haben eine „mögliche Alexithymie“ (52-60 Punkte) und bei 16 Patienten (16,2 %) konnte eine Alexithymie (≥61 Punkte) festgestellt werden. In der vorliegenden Untersuchung zeigte sich eine hohe interne Konsistenz (Cronbachs α= .844) für den TAS-20 Fragebogen. 3.2 Darstellung der Ergebnisse der Fragestellungen Fragestellung 1 – Darstellung der Prävalenzen der einzelnen Störungsbilder Es werden die Prävalenzen der mittels der Fragebögen SSQ und ASQ erhobenen Störungsbilder sowie die mit Hilfe des standardisierten Interviews DIA-X diagnostizierten Störungen dargestellt. Die folgende Tabelle gibt zunächst einen Überblick über die mittels SSQ ermittelten Häufigkeiten der einzelnen psychischen Störungsbilder und deren Kombination: Depression somatoforme Störung und Depression Angst Angst und somatoforme Störung Angst und Depression Angst, somatoforme Störung und Depression Gesamt Dermatologie (n) 20 12 5 4 6 9 15 29 100 davon Männer (n) 7 10 3 2 2 4 8 12 48 davon Frauen (n) 13 2 2 2 4 5 7 17 52 % innerhalb Klinik 20,0 12,0 5,0 4,0 6,0 9,0 15,0 29,0 100 % innerhalb SSQ 36,4 40,0 33,3 28,6 21,4 27,3 37,5 28,7 31,6 nein somatoforme Störungen Tabelle 13: Prävalenzen der mittels SSQ ermittelten psychischen Störungen (n= 100) In der Dermatologie haben 20 Patienten keine der untersuchten Störungen, somit konnten 80 Patienten positiv gescreent werden für irgendeine psychische Störung. Am häufigsten konnte die Kombination aus somatoformer Störung, Depression und Angst (29 %), gefolgt von Depression und Angst (15 %) und isolierter somatoformer Störung (12 %) gescreent werden. Zusammenfassend konnte eine somatoforme Störung insgesamt bei 54 %, eine Depression bei 53 % und eine Angststörung im Laufe des Lebens bei 59 % des dermatologischen Patientenkollektivs beobachtet werden. Insgesamt konnten 74 Patienten positiv gescreent werden für somatoforme Störungen und/oder Depression, wovon mit 70 Patienten das DIA-X Interview durchgeführt werden konnte. Bei 4 Patienten hätte aufgrund des positiven Screenings ein Interview erfolgen müssen, konnte allerdings bei frühzeitiger Entlassung nicht durchgeführt werden. Von den 74 positiv gescreenten Patienten hätte 53-mal hinsichtlich Depression und 54-mal hinsichtlich somatoformer Störungen untersucht werden müssen. Bei 33 Patienten musste beides 64 interviewt werden, bei 21 hinsichtlich somatoformer Störungen und bei 20 Patienten hinsichtlich Depression. Von den 4 Patienten, die aufgrund von frühzeitiger Entlassung nicht interviewt werden konnten, hätte einmal beides interviewt werden müssen, zweimal hinsichtlich somatoformer Störungen und einmal hinsichtlich Depression. Insgesamt wurde unter Berücksichtigung dessen jeweils 51-mal hinsichtlich Depression oder/und somatoformer Störungen untersucht, wovon bei 32 Patienten beides interviewt wurde und bei jeweils 19 Patienten hinsichtlich somatoformer Störungen bzw. Depression. Darstellung der Prävalenz somatoformer Störungen Die Häufigkeit somatoformer Störungen erhoben mittels SSQ können der Tabelle 13 entnommen werden. Mit Hilfe des DIA-X Interviews konnte bei 22 von den 51 Interviewten (n1=51) keine somatoforme Störung nachgewiesen werden. Dies entspricht 22,7 % der Gesamtpopulation (n2= 97; 3 fehlend) und 43,1 % der interviewten Gruppe. Bei 29 Patienten konnte irgendeine somatoforme Störung (29,9 % der Gesamtpopulation; 56,9 % der interviewten Gruppe) diagnostiziert werden. Daraus lässt sich ableiten, dass bei mindestens einem Fehlenden eine somatoforme Störung vorliegen könnte. Es konnte ein signifikanter 2 Unterschied zwischen Männern und Frauen festgestellt werden (χ (1)= 2.778; p<0.05). 19 der 25 interviewten Frauen haben eine somatoforme Störung, hingegen haben 10 von 26 Interviewten in der Männerpopulation eine somatoforme Störung. Somit handelt es sich bei 65,5 % der Befragten mit diagnostizierter somatoformer Störung um Frauen. In der folgenden Tabelle (Tab. 14) ist die Häufigkeitsverteilung der einzelnen somatoformen Störungen innerhalb der Gruppe aufgelistet, bei denen eine somatoforme Störung nach Auswertung des DIA-X Interviews vorliegt (n3=29) und in Bezug auf die Gesamtpopulation, abzüglich der drei Fehlenden in der Dermatologie (n2= 97): Somatisierungsstörung (F45.0) undifferenzierte somatoforme Störung (F45.1) Hypochondie (F45.2) anhaltende somatoforme Schmerzstörung (F45.4) Tabelle 14: Prävalenzen somatoformer Störungen innerhalb der jeweiligen Gesamtpopulation (n 2) und der interviewten Gruppe (n3) Dermatologie (n) 0 25 2 12 % innerhalb Klinik (n2=97) 0 25,8 2,1 12,4 % innerhalb der Interviewten (n3=29) 0 86,2 6,9 41,4 % innerhalb der Diagnose 0 33,8 33,3 21,4 Am häufigsten vertreten sind in der Dermatologie die undifferenzierte somatoforme Störung mit 25,8 % der Gesamtpopulation und 86,2 % der interviewten Gruppe sowie die anhaltende somatoforme Schmerzstörung (n2= 12,4 %; n3= 41,4 %). An einer Somatisierungsstörung 65 leidet keiner der dermatologischen Patienten. Bei 10 Patienten konnte sowohl eine undifferenzierte als auch eine anhaltende somatoforme (Schmerz-)Störung diagnostiziert werden. Unter Berücksichtigung der Diagnosen wiesen 28,6 % der Patienten mit einem Herpes zoster, 20 % der Patienten mit einer sonstigen Dermatitis, 40 % mit Urtikaria, 30 % aller Patienten mit atopischem Ekzem und 34,8 % aller Psoriasispatienten eine somatoforme Störung auf. Darstellung der Prävalenz depressiver Störungen Die Häufigkeit depressiver Störungen erhoben mittels SSQ können der Tabelle 13 entnommen werden. In dem DIA-X Interview konnte bei 30 von den 51 Interviewten (n1=51) keine depressive Störung nachgewiesen werden. Dies entspricht 30,6 % der Gesamtpopulation (n2= 98, 2 fehlend) und 58,8 % der interviewten Gruppe. Bei 21 (12 Frauen, 9 Männer) von den 51 Interviewten konnte eine Depression diagnostiziert werden, womit 21,4 % der Gesamtpopulation (n2= 98, 2 fehlend) und 41,2 % der interviewten Gruppe an irgendeiner depressiven Störung leiden. Daraus lässt sich folgern, dass möglicherweise bei einem fehlenden Patienten aufgrund von frühzeitiger Entlassung eine depressive Störung vorliegen könnte. 18 von den 21 Patienten (18,4 % der Gesamtpopulation; 35,3 % der interviewten Gruppe; 11 Frauen, 7 Männer) sind vor mehr als 12 Monaten an einer depressiven Störung erkrankt, zuletzt jedoch innerhalb der letzten 1-2 Wochen, und bei 3 Patienten (2 Männer, 1 Frau) lag eine depressive Störung vor mehr als 12 Monaten vor (3,1 % der Gesamtpopulation; 5,9 % der interviewten Gruppe). In der folgenden Tabelle (Tab. 15) ist die Häufigkeitsverteilung der einzelnen depressiven Störungen innerhalb der Gruppe aufgelistet, bei denen eine depressive Störung nach Auswertung des DIA-X Interviews vorliegt (n3= 21) und in Bezug auf die Gesamtpopulation, abzüglich der zwei Fehlenden in der Dermatologie (n2= 98): Major Depression, einzelne Episode, leicht (F32.0) Major Depression, einzelne Episode, mittelschwer (F32.1) Major Depression, einzelne Episode, schwer, o. psychotische Symptome (F32.2) Major Depression, einzelne Episode, schwer, m. psychotischen Symptomen (F32.3) Tabelle 15: Prävalenzen der depressiven Störungen innerhalb der Gesamtpopulation (n2) und der interviewten Gruppe (n3) 1 2 4 0 % innerhalb Klinik (n2=98) 1,0 2,0 4,1 0 % innerhalb der Interviewten (n3=21) 4,8 9,5 19 0 % innerhalb der Diagnose 25,0 25 17,4 0 Dermatologie (n) 66 Major Depression, rezidivierend, leicht (F33.0) Major Depression, rezidivierend, mittelschwer (F33.1) Major Depression, rezidivierend, schwer, o. psychotische Symptome (F33.2) Major Depression, rezidivierend, schwer, m. psychotischen Symptomen (F33.3) Dysthymie (F34.1) Dermatologie (n) 0 1 6 0 9 % innerhalb Klinik (n2=98) 0 1,0 6,1 0 9,2 % innerhalb der Interviewten (n3=21) 0 4,8 28,6 0 42,9 % innerhalb der Diagnose 0 20,0 42,9 0 36,0 Am häufigsten vertreten sind in der Dermatologie die Dysthymie mit 9,2 % in der Gesamtpopulation und 42,9 % in der Gruppe der Patienten mit depressiver Störung, dicht gefolgt von der Major Depression, rezidivierend, schwer, ohne psychotische Symptome mit 6,1 % (28,6 %). Davon sind jeweils 3 Patienten (n2= 3,1 %; n3= 14,3 %) zuletzt innerhalb der letzten 2 Wochen erkrankt sowie 3 Patienten zuletzt vor mehr als 12 Monaten. Bei einer Patientin konnte bei der zuletzt genannten depressiven Störung ein chronischer Verlauf beobachtet werden. Insgesamt leiden in etwa 10 % der Gesamtpopulation an einer schweren und 3 % an einer mittelschweren Depression. Bei 2 Interviewten konnten zwei depressive Störungen diagnostiziert werden (F32.2 und F34.2). Bezogen auf die Hauptdiagose haben 42,9 % der Patienten mit einem Herpes zoster eine depressive Störung, wovon 28,6 % an einer Dysthymie und 14,3 % an einer schweren Major Depression (F33.2) erkrankt sind. Bei 3 Patienten mit einem atopischen Ekzem, das entspricht 30 % aller Patienten mit atopischem Ekzem sowohl als Haupt- als auch als Nebendiagnose aufgeführt, konnte ebenfalls eine depressive Störung beobachtet werden (zweimal F32.2, einmal F33.1). 4 Psoriasispatienten (17,4 % aller Psoriasispatienten) sind entweder an einer Dysthymie (8,7 %) oder einer mittelschweren bis schweren Depression erkrankt (F 32.1, F 33.2). Bei 11 Patienten liegen gleichzeitig eine somatoforme und affektive Störung vor. Dies entspricht 34,4 % der Gruppe, die sowohl hinsichtlich somatoformer als auch depressiver Störung interviewt worden sind (n= 32, 1 fehlend) und 11,1 % der Gesamtpopulation (n2=99, 1 fehlend). Darstellung der Prävalenz von Angststörungen 59 % des dermatologischen Patientenkollektivs haben, erhoben mittels SSQ-Fragebogen, im Laufe ihres Lebens eine Angststörung (vgl. Tab. 13), wovon 23 % der Patienten eine einzige Angststörung und 36 % der Patienten eine Kombination aus mehreren Angststörungen zum Erhebungszeitpunkt aufwiesen (vgl. Tab.16): 67 generalisierte Angststörung soziale Phobie Agoraphobie PTSD spezifische Phobien mehrere >1 Gesamt Dermatologie (n) 41 7 9 2 - 4 1 36 100 davon Männer (n) 22 4 3 1 - 2 0 16 48 davon Frauen (n) 19 3 6 1 - 2 1 20 54 % innerhalb Klinik 41 7 9 2 0 4 1 36 100 36,6 31,8 40,9 40,0 0 28,6 25,0 27,3 31,8 keine Panikattacke/ Panikstörung Tabelle 16: Prävalenz des Vorliegens von einer und mehreren Angststörungen erhoben mittels SSQ (n= 100) % innerhalb SSQ Die folgende Tabelle 17 gibt einen Überblick über die Häufigkeit der einzelnen Angststörungen, die gehäuft mit anderen Angststörungen vorkommen (vgl. Tab. 16): Panikattacke/ Panikstörung generalisierte Angststörung soziale Phobie Agoraphobie PTSD spezifische Phobien Tabelle 17: Prävalenz der einzelnen Angststörungen erhoben mittels SSQ Dermatologie (n) 32 38 13 12 27 9 davon Männer (n) 16 16 5 6 10 4 davon Frauen (n) 16 22 8 6 17 5 % innerhalb Klinik 32 38 13 12 27 9 25,8 30,6 25,5 28,6 32,5 19,1 % innerhalb SSQ Berechnet man die Differenz aus der Prävalenz einer einzigen Angststörung (vgl. Tab. 16) und dessen Gesamtprävalenz (vgl. Tab. 17), haben 25 Patienten in der Dermatologie neben einer Panikstörung noch eine andere Angststörung (25 % der Gesamtpopulation), 29 Patienten neben einer generalisierten noch eine andere Angststörung sowie 11 Patienten eine kombinierte soziale Phobie, 12 Patienten eine Agoraphobie, die in der vorliegenden Untersuchung nicht allein vorkommt, sondern nur in Kombination mit einer anderen Angststörung, 23 Patienten eine kombinierte posttraumatische und 8 Patienten eine kombinierte spezifische Phobie. Frauen haben häufiger eine kombinierte generalisierte Angststörung (57,9 %), eine soziale Phobie (61,5 %) und eine posttraumatische Belastungsstörung (63 %) als Männer. Am häufigsten liegen 2 Angststörungen gleichzeitig vor (vgl. Tab. 18): 68 % innerhalb Klinik % innerhalb SSQ Vorliegen von 3 Angststörungen Vorliegen von 4 Angststörungen Vorliegen von 5 Angststörungen Vorliegen von 6 Angststörungen Gesamt Dermatologie (n) Vorliegen von 2 Angststörungen Tabelle 18: Häufigkeit nach der Anzahl an kombinierten Angststörungen in der Patientenpopulation erhoben mittels SSQ (n= 100) 15 12 5 2 2 36 15 12 5 2 2 36 25,0 34,3 27,8 20,0 22,2 27,3 Häufige Hauptdiagnosen bei einer positiv gescreenten Angststörung nach SSQ sind Psoriasis vulgaris (12), Ulcus cruris (7), atopisches Ekzem (5), sonstige Dermatitis (5), Herpes zoster (3), Urtikaria (3), Erysipel (2). 3 Patienten mit einer Psorasis vulgaris sowie 2 Patienten mit atopischen Ekzem und 1 Patient mit einem Ulcus cruris als Nebendiagnose haben ebenfalls eine positiv gescreente Angststörung nach SSQ. In der folgenden Tabelle (Tab. 19) sind die Ergebnisse des ASQ-Screenings für aktuell vorliegende bzw. innerhalb der letzten Wochen aufgetretene Angststörungen zusammengefasst: keine Panikattacke/ Panikstörung generalisierte Angststörung soziale Phobie Agoraphobie PTSD mehrere >1 Gesamt Tabelle 19: Prävalenz des Vorliegens einer und mehrerer Angststörungen erhoben mittels ASQ (n= 100) Dermatologie (n) 65 3 14 1 1 2 14 100 davon Männer (n) 29 3 7 0 1 1 7 48 davon Frauen (n) 36 0 7 1 0 1 7 52 % innerhalb Klinik 65 3 14 1 1 2 14 100 % innerhalb ASQ 35,9 23,1 35,9 16,7 20,0 28,6 21,5 31,6 Es litten zum Erhebungszeitpunkt insgesamt 35 % der Gesamtpopulation aktuell bzw. in den vergangenen Wochen an einer Angststörung, wovon 21 % der Patienten an einer und 14 % an mehreren Angststörungen erkrankt waren (vgl. Tab. 19). Die folgende Tabelle 20 gibt einen Überblick über die Häufigkeit der einzelnen Angststörungen: Panikattacke/ Panikstörung generalisierte Angststörung soziale Phobie Agoraphobie PTSD Tabelle 20: Prävalenz der einzelnen Angststörungen erhoben mittels ASQ Dermatologie (n) 14 28 6 2 5 fehlend (n) 0 1 0 0 1 69 davon Männer (n) 8 14 3 1 4 davon Frauen (n) 6 14 3 1 1 % innerhalb Klinik 14 28,3 6 2 5,1 % innerhalb ASQ 23,7 27,5 25,0 13,3 15,6 Berechnet man die Differenz aus der Prävalenz einer einzigen Angststörung (vgl. Tab. 19) und dessen Gesamtprävalenz (vgl. Tab. 20), weisen 11 Patienten neben einer Panikstörung noch eine weitere Angststörung, 14 Patienten eine kombinierte generalisierte Angststörung, 5 Patienten eine kombinierte soziale Phobie, ein Patient eine kombinierte Agoraphobie und 3 Patienten eine kombinierte posttraumatische Belastungsstörung auf. Am häufigsten liegen auch hier 2 Angststörungen gleichzeitig vor (vgl. Tab. 21): Vorliegen von 2 Angststörungen Vorliegen von 3 Angststörungen Vorliegen von 4 Angststörungen Vorliegen von 5 Angststörungen Gesamt Tabelle 21: Häufigkeit nach Anzahl der kombinierten Angststörungen in der Patientenpopulation erhoben mittels ASQ (n= 100) Dermatologie (n) 9 4 1 - 14 davon Männer (n) 4 2 1 - 7 davon Frauen (n) 5 2 0 - 7 % innerhalb Klinik 9 4 1 0 14 % innerhalb ASQ 22,0 23,5 16,7 0 21,5 Fragestellung 2 – Darstellung der Prävalenzunterschiede von psychischen Störungen zwischen den Kliniken Es werden die Prävalenzunterschiede der einzelnen Störungsbilder zwischen den Kliniken, die mit Hilfe der Fragebögen SSQ und ASQ sowie mit Hilfe des standardisierten Interviews DIA-X erhoben worden sind, dargestellt. Die einzelnen Prävalenzen im Klinikvergleich können den Tabellen im Anhang B (Tab. B-6 bis B-14) entnommen werden. Die Abbildung 1 soll zunächst die Prävalenzen der psychischen Störungen in den einzelnen Kliniken, die mit Hilfe des SSQ-Fragebogens ermittelten worden sind, veranschaulichen: 70 Abbildung 1: Prävalenzen der mittels SSQ ermittelten psychischen Störungen im Klinikvergleich Aus der Abbildung 1 wird ersichtlich, dass in allen drei Kliniken die Kombination von somatoformen Störungen, Depression und Angst einen sehr hohen Anteil ausmachen (32 % der Gesamtpopulation, n=316). Angst und Depression sind mit 12,7 % der Gesamtpopulation am zweithäufigsten, wovon beide zusammen in der Dermatologie (15 %) und Neurologie (14,4 %) in etwa gleich häufig vorkommen innerhalb der Klinik. Angst alleine hingegen ist etwas häufiger in der Kardiologie (11,4 % innerhalb Klinik, Dermatologie: 6 %, Neurologie: 9 %). Eine alleinige somatoforme Störung kommt besonders häufig in der Dermatologie vor (12 %, Kardiologie: 7,6 %; Neurologie: 9 %). Insgesamt besteht allerdings kein signifikanter Unterschied zwischen den Kliniken und der Häufigkeiten der im SSQ ermittelten psychischen 2 Störungen und deren Kombination (χ (14)= 9.2; p>0.05). Darstellung der Prävalenzunterschiede somatoformer Störungen Zwischen dem Vorliegen einer somatoformen Störung und den Kliniken kann ein 2 signifikanter Unterschied beobachtet werden (χ (2)= 14.948; p<0.01). Dies soll zunächst folgende Abbildung veranschaulichen (Abb. 2): 71 Abbildung 2: Prävalenz von somatoformen Störungen im Klinikvergleich Mit 78 % innerhalb der interviewten Gruppe und 44,7 % der Gesamtpopulation (n2=103, 2 fehlend) sind somatoforme Störungen am häufigsten in der Kardiologie. Lediglich bei 22 % der Interviewten (12,6 % der Gesamtpopulation) konnte keine somatoforme Störung diagnostiziert werden. In der Dermatologie hingegen haben 43,1 % der Interviewten und 22,7 % der Gesamtpopulation (n2= 97, 3 fehlend) keine somatoforme Störung. Bei 56,9 % der Interviewten (29,9 % der Gesamtpopulation) konnte eine somatoforme Störung nachgewiesen werden. In der Neurologie haben 57,1 % der interviewten Patienten und 30,8 % der Gesamtpopulation (n2=104, 7 fehlend) keine somatoforme Störung. Hingegen haben 42,9 % der Interviewten (23,1 % der Gesamtpopulation) eine somatoforme Störung. Bei der Auswertung der Prävalenzen der einzelnen somatoformen Störungen (vgl. Tab. B14) innerhalb der Klinikgruppe für somatoforme Störung (Dermatologie n3=29, Kardiologie n3= 46 und Neurologie n3= 24) und in der jeweiligen Klinikgesamtpopulation (Dermatologie n2= 97, Kardiologie n2= 103, Neurologie n2= 104) konnte mittels Chi-Quadrat Test kein signifikanter Unterschied zwischen den Kliniken und den einzelnen Subgruppen von somatoformen Störungen nachgewiesen werden (p>0.05). 72 Darstellung der Prävalenzunterschiede depressiver Störungen Vergleicht man die Auswertung des DIA-X Interviews hinsichtlich irgendeiner depressiven Störung zwischen den einzelnen Kliniken, kann ein signifikanter Unterschied beobachtet 2 werden (χ (4)= 17.849; p<0.01). Dies soll zunächst folgende Abbildung veranschaulichen (Abb. 3): Abbildung 3: Prävalenz von depressiven Störungen im Klinikvergleich Am häufigsten konnte in der Kardiologie eine zuletzt innerhalb der letzten 2 Wochen vorliegende (aktuelle) depressive Störung beobachtet werden. Bei 66 % der kardiologischen Patienten, die an einem Interview teilgenommen haben, und bei 31,7 % der Gesamtpopulation (n2=104, 1 fehlend) konnte eine aktuelle depressive Störung nachgewiesen werden. 34 % der Interviewten und 16,3 % der Gesamtpopulation (n2= 104, 1 fehlend) hatten keine depressive Störung. Im Vergleich dazu haben 67,3 % der neurologischen interviewten Patienten keine depressive Störung. Das entspricht 36,6 % der Gesamtpopulation (n2=101, 10 fehlend). 29,1 % der Interviewten und 15,8 % der Gesamtpopulation (n2= 101) sind in den vergangenen 1-2 Wochen und 3,6 % der Interviewten und 2 % der Gesamtpopulation zuletzt vor mehr als 12 Monaten an einer depressiven Störung erkrankt. Dies entspricht insgesamt 17,8 % der Gesamtpopulation. In der Dermatologie haben 58,8 % der Interviewten und 30,6 % der Gesamtpopulation (n2= 98) keine depressive Störung. Bei 35,3 % der Interviewten und 18,4 % der Gesamtpopulation 73 konnte eine aktuelle und bei 5,9 % der Interviewten (3,1 % der Gesamtpopulation) eine zurückliegende depressive Störung beobachtet werden. Insgesamt sind es 21,5 % der Gesamtpopulation. Bei der Auswertung der Prävalenzen der einzelnen depressiven Störungen (vgl. Tab. B-13) innerhalb der Klinikgruppe für depressive Störung (Dermatologie n3=21, Kardiologie n3= 33 und Neurologie n3= 18) und in der Gesamtpopulation der jeweiligen Klinik (Dermatologie n2= 98, Kardiologie n2= 101, Neurologie n2= 101) fällt u. a. ein signifikanter Unterschied zwischen 2 den Kliniken und Dysthymie auf (χ (2)= 16.154; p= 0.000). In der Neurologie weisen 66,7 % der depressiven Störungsgruppe (n3= 18) eine dysthyme Störung auf, in der Dermatologie 42,9 % und in der Kardiologie 12,1 %. In der Dermatologie und Neurologie ist die Dysthymie am häufigsten, in Kardiologie hingegen eine schwere Major Depression (F32.2). Betrachtet man die gesamte Population gibt es auch Patienten die mehrere depressive Störungen aufweisen (11 von 72 interviewten Patienten). Die meisten depressiven Störungen kommen kombiniert mit einer Dysthymie vor. In allen drei Kliniken hatte kein Patient eine Depression mit psychotischen Symptomen. Darstellung der Prävalenzunterschiede von Angststörungen Eine Angststörung im Laufe des Lebens, mit Hilfe des SSQ-Fragebogens ermittelt, kann bei 59 % der dermatologischen Patienten, bei 66,7 % der kardiologischen und bei 67 % der neurologischen Patienten beobachtet werden. Es besteht kein signifikanter Unterschied 2 zwischen den einzelnen Kliniken und dem Vorliegen einer Angststörung nach SSQ (χ (2)= 1.820; p>0.05). Das Vorkommen von mehreren Angststörungen ist mit 42 % der Gesamtpopulation in allen 3 Kliniken sehr häufig im Gegensatz zu dem Vorkommen von einzelnen Angststörungen (vgl. Tab. B-7). Eine alleinige generalisierte Angststörung ist etwas häufiger in der Dermatologie und in der Neurologie (jeweils 40,9 % von 22 Patienten). Eine alleinige Agoraphobie kommt lediglich in der Neurologie vor, die alleinige Panikstörung (40,9 % innerhalb SSQ) und die spezifischen Phobien (50 % innerhalb SSQ) waren jedoch am häufigsten in der Kardiologie vertreten. Die soziale Phobie macht in der Kardiologie und in der Dermatologie den gleichen Anteil aus (40 % innerhalb SSQ). Es besteht allerdings eine Unabhängigkeit zwischen den Kliniken und den Häufigkeiten der einzelnen und dem 2 Vorliegen mehrerer Angststörungen (χ (14)= 12.696; p>0.05). In allen 3 Kliniken liegen am häufigsten 2 und 3 Angststörungen vor, in der Neurologie sind sogar 4 und 6 Angststörungen im unmittelbaren Vergleich am häufigsten (44,4 % und 66,7 %). In der Kardiologie kommen 5 Angststörungen (50 %) am häufigsten vor. Berechnet mit dem Kruskal-Wallis H-Test, liegt auch in diesem Fall kein signifikanter Unterschied zwischen dem Vorliegen mehrerer 2 Angststörungen und den Kliniken vor (χ (2)= 0.606; p>0.05). 74 Eine aktuelle bzw. innerhalb der letzten 2 Wochen aufgetretene Angststörung, mit Hilfe des ASQ-Fragebogens ermittelt, weisen 35 % der dermatologischen Patienten, 44,8 % der kardiologischen und 47,8 % der neurologischen Patienten auf. Es besteht kein signifikanter Unterschied zwischen den einzelnen Kliniken und dem Vorliegen einer Angststörung nach 2 ASQ (χ (2)= 3.761; p>0.05). Aus der Abbildung 4 wird ersichtlich, dass das Vorliegen von mehreren aktuell vorliegenden Angststörungen in allen drei Kliniken und in der Gesamtpopulation am häufigsten vertreten ist (20,6 %). Davon entfallen 40 % auf die Kardiologie und 38,5 % auf die Neurologie. Die allein auftretende generalisierte Angststörung tritt am zweithäufigsten in der Gesamtpopulation auf (12,3 %). Panikattacken (46,2 %), die soziale Phobie (50 %) und eine Agoraphobie (60 %) machen im Klinikvergleich den größten Anteil in der Neurologie aus, die posttraumatischen Belastungsstörungen hingegen in der Kardiologie (42,9 %). Dennoch besteht eine Unabhängigkeit zwischen den Kliniken und den 2 Häufigkeiten der einzelnen und dem Vorliegen mehrerer Angststörungen (χ (12)= 8.572; p>0.05). Abbildung 4: Prävalenz der einzelnen und von mehreren Angststörungen (ASQ) im Klinikvergleich Schaut man sich die Häufigkeitsverteilung des Vorliegens von mehreren Angststörungen an, fällt auf, dass in allen drei Kliniken zwei Angststörungen gleichzeitig am häufigsten vertreten sind (vgl. Tab. B-12). In der Gesamtpopulation machen diese insgesamt 13 % aus, davon 75 anteilig in der Dermatologie 22 %, in der Kardiologie 43,9 % und in der Neurologie 34,1 %. Insgesamt sind mehrere Angststörungen in der Neurologie (22,5 %) und Kardiologie (24,8 %) häufiger als in der Dermatologie (14 %). Drei Angststörungen gleichzeitig sind am häufigsten in der Neurologie (52,9 %), 4 Angststörungen in der Kardiologie (66,7 %) und 5 Angststörungen gleichzeitig kommen lediglich in der Neurologie vor. Nach dem KruskalWallis H-Test konnte kein signifikanter Unterschied zwischen den Kliniken berechnet werden 2 (χ (2)= .523; p>0.05). Zusammenfassend gibt es einen signifikanten Unterschied zwischen „irgendeiner depressiven Störung“, „Dysthymie“, „irgendeiner somatoformen Störung“ und den einzelnen Kliniken. Fragestellung 3 – Psychische Störung und somatische Multimorbidität Aus den Tabellen B-15 und B-16 im Anhang B können die Prävalenz der Multimorbidität und die Häufigkeiten innerhalb der Gruppe der Multimorbiden nach der Anzahl der Nebendiagnosen gestaffelt, entnommen werden. In der Tabelle B-17 kann abgelesen werden, wie viele Patienten gleichzeitig an einer psychischen Störung und einer Multimorbidität leiden im Vergleich zu der Gruppe ohne Multimorbidität. Bei der Anwendung des Chi-Quadrat Tests konnte eine Unabhängigkeit zwischen einer somatischen Multimorbidität und dem Vorliegen irgendeiner psychischen Störung ermittelt 2 werden (χ (1)= 2.037, p>0,05). Betrachtet man hingegen die einzelnen psychischen Störungsbilder ergeben sich mit Hilfe des Chi-Quadrat Tests folgende (Un-)Abhängigkeiten, Korrelationskoeffizienten Phi (ϕ) und exakte Signifikanzen nach Fisher (vgl. Tab. 22): Multimorbidität PTSD SSQ Agoraphobie SSQ soziale Phobie SSQ generalisierte Angst SSQ Panikstörung SSQ Vorliegen Angststörung SSQ Tabelle 22: (Un-)Abhängigkeit zwischen Multimorbidität und dem Vorliegen von psychischen Störungen ϕ p ϕ p ϕ p ϕ p ϕ p ϕ p Gesamt ,192 ,067 ,098 ,411 ,045 ,791 ,026 1,000 ,173 ,117 ,050 ,773 Frauen ,238 ,142 ,114 ,705 ,122 ,488 ,073 1,000 ,176 ,582 ,132 ,467 Männer ,150 ,442 ,079 ,701 -,040 1,000 -,030 1,000 ,169 ,571 -,046 ,666 76 PTSD ASQ Agoraphobie ASQ soziale Phobie ASQ p ϕ p ϕ p ϕ p Gesamt -,035 ,663 ,126 ,279 ,039 1,000 -,101 ,294 ,067 1,000 -,011 1,000 Frauen -,006 1,000 ,114 ,705 ,023 1,000 -,089 ,424 ,068 1,000 ,070 1,000 Männer -,067 ,530 ,133 ,451 ,050 1,000 -,115 ,523 ,065 1,000 -,067 ,530 F32.0 Irgendeine affektive Störung DIA-X F33.1 ϕ F32.2 p F32.1 ϕ p ϕ p ϕ p ϕ p ϕ p Gesamt ,063 ,773 ,185 ,214 ,047 1,000 ,067 1,000 ,096 1,000 ,047 1,000 Frauen ,076 ,710 ,267 ,286 - - ,098 1,000 ,121 1,000 - - Männer ,047 1,000 ,107 1,000 ,065 1,000 - - ,065 1,000 ,065 1,000 ϕ p ϕ p ϕ p ϕ p ϕ p ,118 ,588 ,056 1,000 ,123 Gesamt F34.1 F45.1 p ϕ F45.4 ϕ F45.2 p Irgendeine somatoforme Störung DIA-X ϕ F33.2 Multimorbidität Multimorbidität Panikstörung ASQ Vorliegen Angststörung ASQ spezifische Phobien SSQ p Generalisierte Angststörung ASQ Multimorbidität ϕ ,261 ,090 ,549 ,067 1,000 ,093 ,688 ** ,008 ,340 * ,021 ,068 1,000 ,223 ,178 ,163 -,250 ,116 ,065 1,000 -,115 ,398 Frauen ,121 1,000 ,159 ,569 ,381 Männer ,115 1,000 -,067 ,530 -,217 ** p= exakte Signifikanz nach Fisher (2-seitig); ϕ= Zusammenhangsmaß auf Chi-Quadrat basierend; Unterschied * 1 auf dem 0,01-Niveau signifikant; Unterschied auf dem 0,05-Niveau signifikant Es konnte sowohl eine Abhängigkeit zwischen einer somatischen Multimorbidität und „irgendeiner somatoformen Störung“ (ϕ= .381, p<0.01) als auch zwischen einer Multimorbidität und „undifferenzierten somatoformen Störung“ bei Frauen (ϕ= .340, p< 0.05) nachgewiesen werden. In Zahlen ausgedrückt, sind alle Frauen mit irgendeiner und einer undifferenzierten somatoformen Störung multimorbide und 46,3 % der multimorbiden Frauen haben irgendeine somatoforme Störung bzw. 41,5 % haben eine undifferenzierte somatoforme Störung. 1 Es konnte mittels Mann-Whitney U-Test geschlechtsunabhängig ebenfalls kein signifikanter Unterschied zwischen der Variablen „Anzahl der Nebendiagnosen“ und den Variablen „irgendeine psychische Störung“, den einzelnen Störungsbildern sowie dessen Subgruppen ermittelt werden (p>0.05) 77 Fragestellung 4 – Somatische Multimorbidität und Alexithymie In der Tabelle B-17 im Anhang B kann abgelesen werden, wie viele Patienten gleichzeitig an einer Alexityhmie und einer somatischen Multimorbidität leiden im Vergleich zu der Gruppe ohne Multimorbidität. Für die Rangeinteilung der Variablen „Alexithymie“ in „keine Alexithymie“, „mögliche Alexithymie“ und „Alexithymie“ konnte mittels Mann-Whitney U-Test kein signifikanter Unterschied mit der Variablen „somatische Multimorbidität“ nachgewiesen werden (U= 636.000; z= -1.055; p>0.05). Vergleicht man die Mittelwerte der TAS-20 Gesamtwerte bei Patienten mit Multimorbidität und ohne Multimorbidität, liegt der Mittelwert in der nichtmultimorbiden Gruppe bei (M)= 44.50 (SD= 12.050) und in der multimorbiden Gruppe bei (M)= 46.15 (SD= 11.720). Es besteht kein signifikanter Unterschied (t(97)= -.537; p>0.05). Ebenso konnte keine signifikante Korrelation zwischen den Variablen „Anzahl der Nebendiagnosen“ und „Alexithymie“ nachgewiesen werden (τb= -.026, p>0.05). Fragestellung 5 – Psychische Störungen und Alexithymie Die Prävalenzschätzungen der Komorbidität von alexithymen Persönlichkeitsmerkmalen und den einzelnen psychischen Störungen können dem Anhang B (Tab. B-18) entnommen werden. Für die Rangeinteilung der Variablen „Alexithymie“ in „keine Alexithymie“, „mögliche Alexithymie“ und „Alexithymie“ konnte mittels Mann-Whitney U-Test ein signifikanter Unterschied zwischen „irgendeiner psychischen Störung“ und alexithymen Persönlichkeitsmerkmalen ermittelt werden (U= 811.500, z= - 2.308; p<0.05). Der mittlere Rang beträgt in der Gruppe mit einer psychischen Störung 53.20 (Rangsumme: 3511.50) und in der Gruppe ohne jegliche psychische Störung 41.86 (Rangsumme: 1339.50). Der Mittelwert (M) in der Gruppe ohne psychische Störung beträgt 42.38 (SD= 9.238; Rang 25-61) und in der Gruppe mit irgendeiner psychischen Störung (M)= 47.62 (SD= 12.541; Rang 25-76). Der Unterschied ist signifikant (t(81)= -2.335; p<0.05). Zudem konnte für folgende Störungsbilder und Alexithymie ein signifikanter Unterschied mittels Mann-Whitney U-Test nachgewiesen werden (Tab. 23): 78 irgendeine affektive Störung Dysthymie irgendeine somatoforme Störung anhaltende somatoforme Schmerzstörung Panikstörung SSQ generalisierte Angststörung SSQ soziale Phobie SSQ Agoraphobie SSQ Tabelle 23: Alexithyme Persönlichkeitsmerkmale und die einzelnen psychischen Störungsbilder U 447,00 151,000 705,500 359,000 810,000 845,000 314,000 304,000 Z -3,861 -3,826 -2,487 -2,011 -2,450 -2,824 -3,173 -2,921 p ,000 ,000 ,013 ,041 ,014 ,005 ,001 ,003 76 88 68 84 67 61 86 87 44,38 46,22 44,88 46,77 46,09 44,85 47,15 47,49 3373,00 4067,00 3051,50 3929,00 3088,00 2736,00 4055,00 4132,00 21 9 28 12 32 38 13 12 nein (n) mittlerer Rang Rangsumme Rangsumme 1380,00 Soziale Phobie ASQ Generalisierte Angststörung ASQ U 609,000 252,500 100,500 507,000 Z -4,675 -4,299 -3,272 -4,688 p ,000 ,000 ,002 ,000 64 85 93 70 42,02 45,97 48,08 42,74 2689,00 3907,50 4471,50 2992,00 35 14 6 28 mittlerer Rang Rangsumme ja (n) ** mittlerer Rang 64,60 Rangsumme 2261,00 74,46 ** 1042,50 1604,50 79,75 ** 478,50 60,58 * 65,71 686,00 57,30 * mittlerer Rang nein (n) 76,22 ** Panikstörung ASQ ** Vorliegen einer Angststörung ASQ ja (n) 727,00 66,39 58,19 * 1862,00 58,26 ** 2214,00 68,85 ** 895,00 68,17 ** 818,00 ** 1859,00 ** * p= exakte Signifikanz (2-seitig); Unterschied auf dem 0,01-Niveau signifikant; Unterschied auf dem 0,05-Niveau 2 signifikant Eine höhere durchschnittliche Rangsumme (mittlerer Rang) in der Gruppe der Patienten mit den einzelnen in der Tabelle 23 aufgeführten Störungsbildern, verglichen mit der Gruppe der Patienten ohne die entsprechende Störung, spricht somit für eine höhere Alexithymieausprägung in der Störungsgruppe. Zudem konnte eine positive Korrelation zwischen der „Anzahl der Angststörungen“ sowohl nach SSQ als auch nach ASQ und der Variablen „Alexithymie“ festgestellt werden. Der Korrelationskoeffizient Kendall Tau b (τb) 2 Mittelwertvergleich (t-Test) der TAS-20 Gesamtwerte zwischen den einzelnen psychischen Störungsbildern und deren Subgruppen zeigte ebenfalls eine signifikant erhöhte Alexithymieausprägung bzw. signifikant höhere Mittewerte in den in Tab. 23 aufgeführten Störungsbildern 79 beträgt für die Anzahl der Angststörungen nach SSQ .381 und für die Anzahl nach ASQ .426. Beide Werte sind auf dem 0.01-Niveau signifikant (p< 0.01). Odds Ratios Im Folgenden werden anhand von Vierfelder-Tafeln die Odds Ratios berechnet, die eine Aussage darüber treffen, ein wie vielfach erhöhtes Risiko ein Patient mit einer Alexithymie hat, zusätzlich an irgendeiner in der vorliegenden Studie erhobenen psychischen Störung zu erkranken: Tabelle 24: Vierfelder-Tafel zum gemeinsamen Auftreten einer Alexithymie und irgendeiner psychischen Störung (n= 98) irgendeine psychische irgendeine psychische Gesamt Störung Störung + Alexithymie - 31 (31,6 %) 51 (52,0 %) 82 (83,7 %) Alexithymie + 1 (1,0 %) 15 (15,3 %) 16 (16,3 %) 32 (32,7%) 66 (67,3 %) 98 (100 %) Gesamt 2 Anmerkung: χ nach Pearson= 6.062 (p< 0.05) Der enge Zusammenhang zwischen einer Alexithymie und irgendeiner psychischen Störung beträgt Phi (ϕ)= 0.249 (p<0.05). Die Berechnung der Odds Ratio zum gemeinsamen Auftreten von Alexithymie und einer psychischen Störung ergibt 9.118 (95%-KI: 1.147 – 72.464). Für Patienten mit Alexithymie ist somit das Risiko auch an einer psychischen Störung zu leiden neunmal höher als das für Patienten ohne Alexithymie. Tabelle 25: Vierfelder-Tafel zum gemeinsamen Auftreten einer Alexithymie und irgendeiner somatoformen Störung (n= 97) irgendeine somatoforme irgendeine somatoforme Gesamt Störung Störung + Alexithymie - 61 (63,5 %) 20 (20,8 %) 81 (84,4 %) Alexithymie + 7 (7,3 %) 8 (8,3 %) 15 (15,6 %) 68 (70,8%) 28 (29,2 %) 96 (100 %) Gesamt 2 Anmerkung: χ nach Pearson= 5.026 (p<0.05) Der Korrelationskoeffizient (ϕ) zwischen einer Alexithymie und irgendeiner somatoformen Störung beträgt 0.229 (p<0.05). Die entsprechende Odds Ratio liegt bei 3.486 (95%-KI: 1.122 – 10.825). Tabelle 26: Vierfelder-Tafel zum gemeinsamen Auftreten einer Alexithymie und irgendeiner depressiven Störung (n= 97) irgendeine irgendeine depressive Gesamt depressiveStörung Störung + Alexithymie - 69 (71,1 %) 13 (13,4 %) 82 (84,5%) Alexithymie + 7 (7,2 %) 8 (8,2 %) 15 (15,5 %) 76 (78,4%) 21 (21,6 %) 97 (100 %) Gesamt 2 Anmerkung: χ nach Pearson= 10,501 (p<0.01) 80 Der Korrelationskoeffizient Phi (ϕ) zwischen einer Alexithymie und dem Vorliegen irgendeiner depressiven Störung beträgt 0.329 (p<0.01). Dies bedeutet, dass der Anteil von Patienten mit einer psychischen Störung in der Gruppe der alexithymen Patienten (53,3 %) signifikant größer ist als der korrespondierende Anteil der Gruppe der nicht alexithymen Patienten (15,9 %) – die Differenz (37,4 %) entspricht in etwa Phi (ϕ). Die Odds Ratio beträgt 6.066 (95%KI: 1.874 – 19.638). Das Risiko für einen Patienten, der an einer Alexithymie leidet, ist daher sechsmal höher zusätzlich an einer depressiven Störung zu leiden als für Patienten ohne Alexithymie. Es konnte kein signifikanter Unterschied zwischen einer möglichen Alexithymie und irgendeiner psychischen, depressiven und somatoformen Störung ermittelt werden (vgl. Anhang B: Tab. B-19 bis 21). Zudem besteht eine Unabhängigkeit zwischen einer (möglichen) Alexithymie und einer positiv gescreenten Angststörung erhoben mittels SSQ (p>0.05). Die Odds Ratio beträgt für eine mögliche Alexithymie 1.620 (95%-KI: 0.463 – 5.673) bzw. 2.298 (95%-KI: 0.684 – 7.721) für eine Alexithymie. Hingegen gibt es eine Abhängigkeit zwischen einer Alexithymie und einer Angststörung 2 gescreent mittels ASQ (χ = 17.590; ϕ= 0.422; p=0.000). Patienten mit einer gesicherten Alexithymie haben ein zwölffach erhöhtes Risiko an einer Angststörung in den letzten Wochen zu leiden im Gegensatz zu Patienten ohne Alexithymie (OR= 12.015; 95%- KI: 3.125 – 46.194). Fragestellung 6 – Psychische Störungen, somatische Multimorbidität und Alexithymie Mit Hilfe der univariaten Varianzanalyse konnte kein signifikanter Unterschied hinsichtlich der Alexithymieausprägung bei Patienten mit irgendeiner psychischen Störung und einer vorhandenen somatischen Multimorbidität beobachtet werden (F(1)= 0.247, p> 0.05). Dadurch, dass fast alle Patienten multimorbide sind (vgl. Tab. B-15) besteht die Gefahr einer Dichotomisierung der Daten bei ungleicher Zellbesetzung. Eine Regressionsanalyse mit den Variablen „Anzahl an psychischen Störungen“ und „Anzahl an Nebendiagnosen“ ergab zwar einen signifikanten Unterschied (F(3,91)= 3.55, p< 0.05), jedoch ist der standardisierte Koeffizient Beta der zwei Haupteffekte (Anzahl an psychischen Störungen und Anzahl an Nebendiagnosen) statistisch nicht bedeutsam (Beta= 0.155). Ein signifikanter Unterschied der Alexithymieausprägung konnte allenfalls bei Patienten mit einer spezifischen Phobie, erhoben mittels SSQ, und einer somatischen Multimorbidität beobachtet werden (F(1)= 4.172, p< 0.05). Der Mittelwert des TAS-20-Fragebogens bei Patienten mit einer spezifischen Phobie nach SSQ und einer vorhandenen somatischen 81 Multimorbidität ist vergleichsweise höher als bei Patienten mit spezifischer Phobie, aber ohne somatische Multimorbidität (vgl. Abb. 5): Abbildung 5: Einfluss einer spezifischen Phobie SSQ und vorhandener Multimorbidität auf Alexithymieausprägung Ebenso konnte eine erhöhte Alexithymieausprägung bei Patienten mit einer posttraumatischen Belastungsstörung nach ASQ und somatischer Multimorbidität festgestellt werden (F(1)= 5.910, p< 0.05). Dies soll folgende Abbildung verdeutlichen: 82 Abbildung 6: Einfluss einer posttraumatischen Belastungsstörung nach ASQ und vorhandener Multimorbidität auf Alexithymieausprägung Es konnte kein signifikanter Unterschied hinsichtlich der Alexithymieausprägung bei Patienten mit irgendeiner somatoformen und depressiven Störung, dem Vorliegen einer Angststörung nach SSQ/ASQ, Panikstörung SSQ/ASQ, generalisierten Angststörung SSQ/ASQ, sozialen Phobie SSQ/ASQ, Agoraphobie SSQ/ASQ, posttraumatischen Belastungsstörung SSQ und einer vorhandenen somatischen Multimorbidität ermittelt werden. Fragestellung 7 – Prävalenz des Unterstützungswunsches im Klinikvergleich Die folgende Tabelle (Tab. 27) spiegelt den zusätzlichen Wunsch nach Unterstützung in der Dermatologie, Kardiologie und Neurologie wieder: Tabelle 27: Prävalenz des Unterstützungswunsches im Klinikvergleich und in der Gesamtpopulation (n=291) Unterstützungswunsch nein ja Gesamt 79 16 95 % innerhalb von Klinik 83,2 16,8 100,0 % innerhalb von Unterstützungsbedarf 39,3 17,8 32,6 Dermatologie (n) 83 % der Gesamtzahl 27,1 5,5 32,6 62 38 100 % innerhalb von Klinik 62,0 38,0 100,0 % innerhalb von Unterstützungsbedarf 30,8 42,2 34,4 % der Gesamtzahl 21,3 13,1 34,4 60 36 96 % innerhalb von Klinik 62,5 37,5 100,0 % innerhalb von Unterstützungsbedarf 29,9 40,0 33,0 % der Gesamtzahl 20,6 12,4 33,0 Gesamt (n) 201 90 291 % innerhalb von Klinik 69,1 30,9 100,0 % innerhalb von Unterstützungsbedarf 100,0 100,0 100,0 % der Gesamtzahl 69,1 30,9 100,0 Kardiologie (n) Neurologie (n) In der Dermatologie und Kardiologie haben jeweils 5 Patienten keine Angabe zu dem zusätzlichen Wunsch nach Unterstützung gemacht und in der Neurologie 15 Patienten. Es können in der Kardiologie und Neurologie ähnlich hohe Prävalenzschätzungen des zusätzlichen Unterstützungswunsches beobachtet werden (38 bzw. 37,5 % innerhalb der Klinik). In der Dermatologie hingegen äußerten 16,8 % einen zusätzlichen Wunsch nach Unterstützung, das sind 17,8 % von allen Patienten aus den drei Kliniken, die einen Unterstützungswunsch angegeben haben. Mittels Chi-Quadrat konnte ein signifikanter 2 Unterschied zwischen den einzelnen Kliniken berechnet werden (χ (2)= 13.106; ϕ= .212; p<0.01). Dies veranschaulicht folgende Abbildung (Abb. 7): Abbildung 7: Prävalenz des Unterstützungswunsches im Klinikvergleich 84 Fragestellung 8 – Psychische Störungen und Unterstützungswunsch Eine Gegenüberstellung der Prävalenzen des Unterstützungswunsches in der Gruppe mit psychischer Störung bzw. ohne psychische Störung können dem Anhang B (Tab. B-22) entnommen werden. Bei der Analyse einer Unabhängigkeit zwischen einem zusätzlichen Wunsch nach Unterstützung und dem Vorliegen „irgendeiner psychischen Störung“ konnte mit Hilfe des 2 Chi-Quadrat Tests ein signifikanter Unterschied ermittelt werden (χ (1)= 5.845; ϕ= .249; p<0.05). In Zahlen ausgedrückt, haben 15 von 16 Patienten mit Unterstützungswunsch irgendeine psychische Störung (93,8 %), hingegen haben 15 von 64 Patienten mit irgendeiner psychischen Störung einen zusätzlichen Wunsch nach Unterstützung angeben (23,4 %). Zudem konnten folgende Zusammenhangsmaße Phi (ϕ) und exakte Signifikanzen nach Fisher zwischen dem Unterstützungswunsch und den einzelnen Störungsbildern sowie deren Subgruppen berechnet werden (vgl. Tab. 28): ,299 ,055 ,514 ,349 ϕ soziale Phobie SSQ ,050 ,046 1,000 ,030 1,000 ,338 ϕ p ϕ p ϕ p ϕ p ** ,001 ,114 ,585 ,130 ,310 ,045 1,000 ,029 ,113 1,000 ,326 ,170 - - ,018 ,115 1,000 -,065 1,000 ,067 1,000 ,045 ,400 * Irgendeine affektive Störung DIA-X ,000 ,394 PTSD SSQ Agoraphobie SSQ ,089 ,097 * ,324 ,297 ,277 ,395 1,000 ,029 ,001 ,005 ,067 ,118 ,395 * Männer ,178 ,123 ** ,448 ,003 * ,247 ,381 ,196 p ,115 p ,211 ,365 ϕ ,276 ** Frauen ,223 p ** ,089 Angstscreening ASQ spezifische Phobien SSQ ,143 p Generalisierte Angststörung ASQ wunsch Unterstützungs- Gesamt ** ,148 ϕ PTSD ASQ Männer p 85 F33.1 ,297 ,011 ϕ Agoraphobie ASQ ,228 ,275 p ** F32.2 ,223 ,000 ϕ soziale Phobie ASQ ,407 Frauen ϕ generalisierte Angst SSQ Panikstörung SSQ ,012 p ** F32.1 ,261 ϕ Panikstörung ASQ Gesamt p * F32.0 ϕ wunsch Unterstützungs- Angstscreening SSQ Tabelle 28: (Un-)Abhängigkeit zwischen Unterstützungswunsch und dem Vorliegen einer psychischen Störung ϕ p ϕ p ϕ p ,463 ,000 ,231 ,073 ,238 ,161 ,137 ,298 ,051 1,000 -,046 1,000 ,479 ** ,003 ,180 ,340 - - ,185 ,315 -,118 ,634 - - ,448 ** ,005 ,249 ,124 ,352 ,152 - - ,352 ,152 -,063 1,000 p ϕ p ϕ p ϕ p ϕ p ,012 ,220 * wunsch Unterstützungs- ϕ Gesamt -,115 ,585 ,318 * Frauen -,118 ,634 ,345 ,071 ,337 Männer -,112 1,000 ,299 ,104 ,070 F45.4 p F45.2 ϕ F33.2 Männer p F45.1 Frauen ϕ Irgendeine somatoforme Störung DIA-X Gesamt p ** F34.1 wunsch Unterstützungs- ϕ p ϕ ,062 ,193 ,108 ,238 ,163 ,179 ,103 ,042 ,362 * ,022 - - ,207 ,324 1,000 -,035 1,000 ,352 ,152 ,133 ,398 ** p= exakte Signifikanz nach Fisher (2-seitig); ϕ= Zusammenhangsmaß auf Chi-Quadrat basierend; Unterschied * auf dem 0,01-Niveau signifikant; Unterschied auf dem 0,05-Niveau signifikant Es besteht u. a. ein signifikanter Unterschied zwischen dem zusätzlichen Wunsch nach 2 Unterstützung und irgendeiner positiv gescreent Angststörung nach SSQ (χ (1)= 6.482; ϕ= .261; p<0.05). In Zahlen ausgedrückt, geben 25 % der positiv gescreenten Patienten für irgendeine Angststörung nach SSQ einen Unterstützungswunsch an und 87,5 % der Patienten mit einem Unterstützungswunsch haben irgendeine Angststörung nach SSQ (vgl. Tab. B-22). Ebenso konnten ein signifikanter Unterschied zwischen dem Vorliegen einer „Angststörung nach ASQ“, „Panikstörung nach SSQ/ASQ“, „Agoraphobie nach SSQ“, „generalisierten Angststörung SSQ/ASQ“ sowie „Dysthymie“ und dem zusätzlichen Wunsch nach Unterstützung nachgewiesen werden (vgl. Tab. 28). Fragestellung 9 – Unterstützungswunsch und Multimorbidität und Alexithymie soziodemografische Merkmale, Unterstützungswunsch und Alter Tabelle 29: Unterstützungswunsch nach Altersrängen Alter in Rängen Unterstützungswunsch 10-19 20-29 30-39 40-49 50-59 60-69 70-79 80-89 Gesamt nein 1 5 14 9 24 17 6 3 79 ja 0 2 1 7 4 1 1 0 16 Gesamt 1 7 15 16 28 18 7 3 95 In der Dermatologie haben am häufigsten die 40-49-jährigen einen Wunsch nach zusätzlicher Unterstützung angegeben (43,8% in ihrer Altersgruppe), gefolgt von den 20-29jährigen (28,6 %) und 50-59- bzw. 70-79-jährigen mit jeweils 14,3 % in ihrer Altersgruppe. Von denjenigen, die Unterstützung möchten, machen die 40-49-jährigen den größten Anteil aus (43,8 %), gefolgt von den 50-59-jährigen (25 %) und 20-29-jährigen (12,5 %). Mittels 86 Mann-Whitney U-Test konnte kein signifikanter Unterschied zwischen den einzelnen Altersrängen und dem Unterstützungswunsch nachgewiesen werden (U= 490.000; z= -1.443; p>0.05). Unterstützungswunsch und Geschlecht Tabelle 30: Unterstützungswunsch in Abhängigkeit vom Geschlecht Geschlecht Unterstützungswunsch männlich weiblich Gesamt nein 40 39 79 ja 8 8 16 Gesamt 48 47 95 Von 16 Patienten haben jeweils 8 Frauen und Männer einen zusätzlichen Wunsch nach Unterstützung. Innerhalb der Gruppe der Frauen entspricht dies 17 % der Frauen und 16,7 % der Männer innerhalb der Gruppe der Männer. Es konnte kein signifikanter Unterschied zwischen Männern und Frauen hinsichtlich des Unterstützungswunsches beobachtet werden 2 (χ (1)= 0.002; p>0.05). Unterstützungswunsch und Schulbildung Tabelle 31: Unterstützungswunsch und Schulbildung keinen Schulabschluss Volks-/Hauptschulabschluss/ 8. Klasse POS Realschulabschluss/mittlere Reife/ 10.Klasse POS Fachabitur (Fachhochschulreife) Abitur/Hochschulreife/EOS anderer Schulabschluss nein 2 3 15 41 5 12 1 79 ja 0 0 6 8 0 2 0 16 Gesamt 2 3 21 49 5 14 1 95 Unterstützungswunsch Gesamt noch in der Schule Schulabschluss In der Gruppe der Patienten mit Hauptschulabschluss wollen 28,6 % in ihrer Gruppe zusätzlich Unterstützung, gefolgt von den Patienten mit Realschulabschluss (16,3 %). Von denjenigen, die einen Unterstützungswunsch angegeben haben, machen die Patienten mit einem Realschulabschluss den größten Anteil aus (50 %), gefolgt von den Patienten mit Hauptschulabschluss (37,5 %). Es besteht kein signifikanter Unterschied zwischen den einzelnen Schulabschlüssen und dem Unterstützungswunsch (U= 543.000; z= -.961; p> 0.05). 87 Unterstützungswunsch und Familienstand verheiratet geschieden verwitwet getrennt lebend in fester Partnerschaft nein 11 48 3 3 0 14 79 ja 1 9 3 0 0 3 16 Gesamt 12 57 6 3 0 17 95 Unterstützungswunsch Gesamt ledig Tabelle 32: Unterstützungswunsch und Familienstand Derzeitiger Familienstand 50 % der Geschiedenen haben den Wunsch nach zusätzlicher Unterstützung, gefolgt von den Patienten, die in einer festen Partnerschaft leben (17,6 %). Von denjenigen, die einen Unterstützungswunsch angegeben haben, machen die Verheirateten den größten Anteil aus (56,3 %), gefolgt von den Geschiedenen und in fester Partnerschaft Lebenden (18,8 %). Es konnte eine Unabhängigkeit zwischen dem Familienstand und dem Unterstützungswunsch 2 berechnet werden (χ (4)= 5.99; p>0.05). Unterstützungswunsch und finanzielle Situation sehr gut gut befriedigend ausreichend mangelhaft Gesamt Tabelle 33: Unterstützungswunsch und finanzielle Situation Wie beurteilen Sie Ihre derzeitige finanzielle Situation? nein 2 28 20 14 12 76 ja 0 2 4 6 4 16 Gesamt 2 30 24 20 16 92 Unterstützungswunsch 30 % der Patienten, die ausreichend angegeben haben, wünschen sich zusätzlich Unterstützung, gefolgt von den Patienten, die mangelhaft angegeben haben (25 %). In der Gruppe der Patienten mit zusätzlichem Unterstützungswunsch machen die Patienten mit einer ausreichenden finanziellen Situation den größten Anteil aus (37,5 %), gefolgt von den Patienten mit mangelhafter und befriedigender Situation (je 25 %). Mittels Mann-Whitney UTest konnte ermittelt werden, dass Patienten mit Unterstützungswunsch eine schlechtere finanzielle Situation angegeben haben (U= 402.000; z= -2.198; p<0.05). Der mittlere Rang beträgt in der Gruppe mit Unterstützungswunsch 59.38 (Rangsumme 950.00) und in der Gruppe ohne Unterstützungswunsch 43.79 (Rangsumme 3328.00). 88 Unterstützungswunsch und Multimorbidität Tabelle 34: Unterstützungswunsch und Multimorbidität Unterstützungswunsch 1 Diagnose Multimorbidität Gesamt nein 16 63 79 ja 1 15 16 Gesamt 17 78 95 93,8 % der Patienten mit Unterstützungswunsch sind multimorbide und 19,2 % der Multimorbiden haben einen zusätzlichen Wunsch nach Unterstützung angegeben. Es besteht kein signifikanter Unterschied zwischen den Patienten mit Multimorbidität und ohne 2 Multimorbidität hinsichtlich des Unterstützungswunsches (χ (1)= 1.776; p>0.05). Unterstützungswunsch und Alexithymie Für die Rangeinteilung der Variablen „Alexithymie“ in die Gruppen „keine Alexithymie“, „mögliche Alexithymie“ und „Alexithymie“ konnte mittels Mann-Whitney U-Test ein signifikanter Unterschied zwischen dem zusätzlichen Wunsch nach Unterstützung und alexithymen Persönlichkeitsmerkmalen nachgewiesen werden (U= 270.000; z= -4.139; p= 0.000). Der mittlere Rang in der Gruppe mit Alexithymie beträgt 69.00 (Rangsumme 1035.00) und in der Gruppe ohne Alexithymie 43.42 (Rangsumme 3430). Bei dem Mittelwertvergleich der TAS-20 Gesamtwerte mit Hilfe des t-Tests zwischen den Gruppen mit bzw. ohne Unterstützungswunsch konnte ein signifikanter Unterschied berechnet werden (t(92)= -3,618; p= 0.000). Der Mittelwert beträgt in der Gruppe ohne Unterstützungswunsch (M)= 43.97 (SD= 10.927) und in der Gruppe mit Unterstützungswunsch (M)= 55.27 (SD= 11.907). Somit weisen Patienten mit zusätzlichem Unterstützungswunsch eine höhere Ausprägung an alexithymen Merkmalen auf. 89 4 Diskussion Die vorliegende Dissertation ist Bestandteil einer größeren Untersuchung, welche der Erfassung von somatoformen Störungen, Depression und Angst sowie von Zusammenhängen mit Alexithymie, einer vorhandenen somatischen Multimorbidität und dem Wunsch nach zusätzlicher Unterstützung in der Dermatologie, Neurologie und Kardiologie dient. In dieser Arbeit werden hauptsächlich die Ergebnisse der Untersuchung in der Dermatologie dargestellt. Die Daten der Kliniken für Neurologie und Kardiologie werden lediglich für einzelne Vergleiche herangezogen. Es wird erörtert, ob das unterschiedliche Konsilanforderungsverhaltens „Psychotherapeutischen der einzelnen Konsiliar- und Kliniken in Liaisondienst“ Greifswald bei durch dem mögliche Prävalenzabweichungen somatoformer Störungen, Depression und Angst sowie des Unterstützungswunsches der Patienten in den einzelnen Kliniken erklärt werden kann. Das gesamte Patientenkollektiv der einzelnen Untersuchung umfasst 316 Patienten, wovon 100 Probanden dermatologische, 111 neurologische und 105 kardiologische Patienten darstellen. In der Dermatologie war der Anteil an untersuchten Frauen (52 %) und Männern (48 %) annähernd gleich groß. Die Auswertung des Stamm Screening Questionnaire (SSQ) und des Anxiety Screening Questionnaire (ASQ) hat ergeben, dass irgendeine Angststörung im Laufe des Lebens bzw. aktuell (in den letzten zwei Wochen) am häufigsten in der Neurologie beobachtet werden konnte. Vergleicht man die Auswertung des DIA-X Interviews hinsichtlich irgendeiner affektiven Störung zwischen den einzelnen Kliniken, kann ein signifikanter Unterschied beobachtet werden. Bei 31,7 % der kardiologischen Patienten konnte eine zuletzt innerhalb der letzten 2 Wochen (aktuell) vorliegende affektive Störung nachgewiesen werden (Neurologie: 15,8 %; Dermatologie: 18,4 %). Hinsichtlich der Prävalenzschätzungen für das Vorliegen einer somatoformen Störung kann ebenfalls ein signifikanter Unterschied zwischen den Kliniken beobachtet werden. Mit 44,7 % innerhalb der Klinik sind somatoforme Störungen am häufigsten in der Kardiologie, gefolgt von der Dermatologie mit 29,9 % und der Neurologie mit 23,1 %. 82 % der dermatologischen Patienten wiesen mehr als eine Diagnose auf und erfüllten somit das Kriterium der Multimorbidität. Eine Abhängigkeit konnte sowohl zwischen einer somatischen Multimorbidität und irgendeiner somatoformen Störung als auch zwischen einer Multimorbidität und undifferenzierten somatoformen Störung jeweils bei Frauen nachgewiesen werden. Zu den ermittelten Häufigkeiten der Alexityhmie lässt sich zusammenfassend sagen, dass eine Alexithymie in der Dermatologie bei 16,2 % der Patienten vorkommt. Patienten mit einer 90 Alexithymie haben ein ca. neunfach erhöhtes Risiko auch an einer psychischen Störung zu leiden als Patienten ohne Alexithymie. Hinsichtlich des Unterstützungswunsches können in der Kardiologie (38 %) und Neurologie (37,5 %) ähnlich hohe Prävalenzschätzungen beobachtet werden. In der Dermatologie hingegen äußern 16,8 % des Patientenkollektivs einen zusätzlichen Wunsch nach Unterstützung. In der Dermatologie fällt auf, dass 15 von 16 Patienten mit Unterstützungswunsch an irgendeiner psychischen Störung leiden (93,8 %) und 64 von 94 Patienten mit irgendeiner psychischen Störung einen zusätzlichen Wunsch nach Unterstützung angegeben haben (23,4 %). Bei der Betrachtung der einzelnen soziodemografischen Merkmale konnte beobachtet werden, dass Patienten mit einer schlechteren finanziellen Situation häufiger einen zusätzlichen Wunsch nach Unterstützung angegeben haben. 30 % der Patienten, die ihre finanzielle Situation als ausreichend gewertet haben, wünschen sich Unterstützung, gefolgt von den Patienten, die mangelhaft angegeben haben (25 %). Im Folgenden werden die Fragestellungen und die ermittelten Ergebnisse unter Berücksichtigung der aktuellen Literatur geprüft. Daran schließt sich eine selbstkritische Reaktion in dem Kapitel Limitationen und methodische Einschränkungen an, woraus gegebenenfalls Empfehlungen für künftige Studien resultieren. Abschließend soll in einem Fazit der eigene Beitrag zur Wissenschaft und die damit einhergehende Konsequenz für den wissenschaftlichen Fortschritt zusammengefasst werden. 4.1 Diskussion der Ergebnisse Fragestellung 1 Die Literatur besagt, dass bei etwa einem Drittel der dermatologischen Patienten von einer psychischen Störung ausgegangen werden kann (Gieler and Harth 2006). Dies stimmt mit der ermittelten Prävalenz von 67,7 % der dermatologischen Patienten für irgendeine psychische Störung nicht überein. Der ermittelte Wert ist höher, da zur Erfassung der Angststörungen lediglich Screeninginstrumente verwendet wurden (s. Kap. 2.2.3). Bei der Literaturrecherche konnten viele Untersuchungen hinsichtlich der Prävalenz von psychischen Störungen im ambulanten dermatologischen Bereich gefunden werden, jedoch nur vereinzelt im stationären Bereich (Wessely and Lewis 1989; Aktan, Özmen et al. 1998; Aktan, Özmen et al. 2000; Picardi, Abeni et al. 2000; Picardi, Abeni et al. 2001). Im Folgenden werden Ergebnisse verschiedener Untersuchungen verglichen, die die gleichen Voraussetzungen hinsichtlich Datenerhebung auf einer dermatologischen Station, Ermittlung der Lebenszeitprävalenz bzw. 4-Wochen-Prävalenz (bei Angst) und Verwendung eines Interviewverfahrens wie die vorliegende Untersuchung beinhalten. Dadurch kann ein 91 optimaler Vergleich der Prävalenzen mit der vorliegenden Dissertation gewährleisten werden. In einzelnen Untersuchungen auf dermatologischen Stationen konnten Häufigkeiten für mindestens eine psychische Störung zwischen 9 % und 31 % beobachtet werden (Pulimood, Rajagopalan et al. 1996; Schaller, Alberti et al. 1998; Windemuth, Stücker et al. 1999). Diese relativ große Spannweite liegt vor allem daran, dass unterschiedliche diagnostische Verfahren verwendet wurden, wie z. B. die Hospital Anxiety and Depression Scale, die ein Screeninginstrument darstellt, weshalb höhere Prävalenzen ermittelt wurden (Windemuth, Stücker et al. 1999). Bis auf die Häufigkeit der Angststörung, sowohl hinsichtlich der Lebenszeitprävalenz (59 %) als auch der Prävalenz innerhalb der letzten Wochen (35 %), liegt die Häufigkeit der Depression (21,4 %) und der somatoformen Störungen (29,9 %) der vorliegenden Studie in diesem Bereich. Die hohen Prävalenzen für Angst ergeben sich durch den Einsatz der Screeninginstrumente SSQ und ASQ. Die Gütekriterien des SSQ weisen für die Angststörungen eine hohe Sensitivität (96 %) und eine relativ niedrige Spezifität (82 %) auf. Das heißt, mit „ja“ beantwortete Fragen sind keine festen Indikatoren für das tatsächliche Vorliegen einer psychischen Störung (Wittchen and Pfister 1997; Wittchen, Höfler et al. 1999). Die Prävalenz von 35 %, die mittels ASQ erhoben wurde, liegt deutlich darunter, da Angststörungen innerhalb der letzten Wochen erfragt werden und die Reliabilität mit κ- Werten von .73 bis .81 als hoch anzusehen und die Validität mit κ- Werten über .80 als zufriedenstellend in der Erfassung generalisierter Angststörungen zu beurteilen sind (Wittchen and Boyer 1998; Wittchen, Höfler et al. 1999). Eine vergleichbare Studie von Picardi et al. mit dem Structured Clinical Interview for DSM Disorders ergab bei 40 % der Befragten eine psychische Erkrankung (Picardi, Pasquini et al. 2005; Picardi, Porcelli et al. 2006). Diese liegt etwas unter dem ermittelten Wert der vorliegenden Untersuchung, da in der Studie von Picardi et al. auch hinsichtlich Angst ein diagnostisches Interview geführt worden ist. Diese hohe Prävalenz an psychischen Störungen stimmt mit anderen Studien aus anderen Ländern durchaus überein (Hughes, Barraclough et al. 1983; Wessely and Lewis 1989; Attah Johnson and Mostaghimi 1995; Niemeier, Harth et al. 2002; Cohen, Ofek-Shlomai et al. 2006; Dehen, Taieb et al. 2006). Bei den somatoformen Störungen geben zusammengefasst mehrere Studien an verschiedenen Hautkliniken eine Prävalenz zwischen 7 und 34 % an, wobei sich die Häufigkeit nach dem jeweiligen diagnostischen Verfahren und dem Ort der Erhebung richtet (Aktan, Özmen et al. 1998; Schaller, Alberti et al. 1998; Fritzsche, Ott et al. 2001; Niemeier, Harth et al. 2002; Stangier, Köhnlein et al. 2003; Picardi, Pasquini et al. 2005; Picardi, Porcelli et al. 2006). Screeningverfahren ergaben demzufolge höhere Prävalenzen von weit über 20 % (SOMS: 34 % (Fritzsche, Ott et al. 2001). Bei Untersuchungen mit einem Fragebogenverfahren und/ oder diagnostischen Interview lagen die Häufigkeiten stationär zwischen 7 und 26 % (Schaller, Alberti et al. 1998; Picardi, Pasquini et al. 2005; Picardi, 92 Porcelli et al. 2006). Diese große Spannbreite liegt allerdings nicht nur an dem verwendeten diagnostischen Verfahren, sondern auch daran, welche somatoformen Störungen mit einbezogen wurden. Nach Untersuchungen von Picardi et al. wiesen 6,8 % der stationären dermatologischen Patienten „irgendeine somatoforme Störung“ auf, wovon 0,6 % eine „Somatisierungsstörung“ und 6,1 % eine „undifferenzierte somatoforme Störung“ aufwiesen (Picardi, Pasquini et al. 2005; Picardi, Porcelli et al. 2006). Die Häufigkeit für „irgendeine somatoforme Störung“ in der vorliegenden Untersuchung liegt mit 29,9 % der Gesamtpopulation deutlich höher, wobei 10,3 % der Gesamtpopulation an zwei somatoformen Störungen gleichzeitig leiden. Dies könnte daran liegen, dass in den Untersuchungen von Picardi et al. neben den oben genannten Störungen noch die körperdysmorphe Störung aufgenommen wurde, nicht aber die „anhaltende somatoforme Schmerzstörung“ und „Hypochondrie“. Dabei macht die anhaltende Schmerzstörung (12,4 %) neben der undifferenzierten Störung (25,8 %) einen erheblichen Anteil aus, im Gegensatz zu den körperdysmorphen Störungen bei Picardi et al. (1 %). In beiden Untersuchungen ist die „Somatisierungsstörung“ sehr selten. Dies liegt v. a. an den strengen Diagnosekriterien, weshalb Restkategorien deutlich häufiger sind (Morschitzky 2007). Am häufigsten ist die „undifferenzierte somatoforme Störung“, jedoch von unterschiedlich hoher Prävalenz. Dies könnte auf der einen Seite an unterschiedlich verwendeten Diagnoseverfahren (SCID, DIAX) liegen oder aber, dass somatoforme Störungen insgesamt in Italien nicht so häufig sind wie in Deutschland. Die Ergebnisse der weltweiten Primary Care WHO Studie lassen dies erahnen (Verona: 8,9 %; Mainz: 20,6 %; Berlin: 25,5 %) (Gureje, Simon et al. 1997). Nach den Diagnosedaten des statistischen Bundesamtes in deutschen Krankenhäusern sind ebenfalls die „anhaltende somatoforme Schmerzstörungen“ am häufigsten und Frauen doppelt so häufig betroffen wie Männer. In der vorliegenden Untersuchung sind von 29,9 % der Patienten mit somatoformer Störung 19,6 % Frauen und 10,3 % Männer. Eine depressive Störung konnte zusammenfassend bei 20,4 bis 28 % der stationären dermatologischen Patienten ermittelt werden (Interviewverfahren: 20,4 % (Picardi, Adler et al. 2005; Picardi, Pasquini Selbstbeurteilungsfragebogen et al. (CES-D): 2005; 23,6 % Picardi, (Dehen, Porcelli et al. 2006); Taieb et al. 2006); Screeningverfahren (HADS): 28 % (Fritzsche, Ott et al. 2001). Die vorliegende Untersuchung ergab eine ähnlich hohe Prävalenz (21,4 %). Nach Untersuchungen von Picardi et al. litten von den 20,4 % der Gesamtpopulation 3,1 % an einer einzelnen Episode, 3,8 % an einer rezidivierenden Major Depression und 5 bis 6,3 % der Probanden an einer Dysthymie (Picardi, Adler et al. 2005; Picardi, Pasquini et al. 2005; Picardi, Porcelli et al. 2006). Die vorliegenden Häufigkeiten liegen demnach etwas über diesen (einzelne Episode: 7,1 %; rezidivierend: 7,1 %; Dysthymie: 9,2 %). Allerdings ist in beiden Studien die Dysthymie die häufigste affektive Störung und es leiden in etwa genauso viele Probanden an einer 93 einzelnen Episode einer Major Depression wie an einer rezidivierenden Major Depression. In der vorliegenden Studie leiden insgesamt in etwa 10 % der Gesamtpopulation an einer schweren und 3 % an einer mittelschweren Depression. Auch bei den Diagnosedaten des statistischen Bundesamtes in deutschen Krankenhäusern sind die schweren Depressionen, ohne psychotische Symptome am häufigsten (vgl. Tab. B-4), gefolgt von den mittelgradigen Depressionen. Eine Angststörung kann zusammenfassend bei 16 bis 35 % der stationären dermatologischen Patienten beobachtet werden (Interviewverfahren: 16-17 % (Picardi, Pasquini et al. 2005; Picardi, Porcelli et al. 2006); Screeningverfahren: 20 % (Fritzsche, Ott et al. 2001). Diese vergleichsweise geringere Prävalenz spricht erneut für die hohe Sensitivität des SSQ. Am häufigsten konnte mit 5,7 % der stationären Patienten eine generalisierte Angststörung und mit 3,7 % eine Panikstörung beobachtet werden (Picardi, Pasquini et al. 2005; Picardi, Porcelli et al. 2006). Dies ist auch in der vorliegenden Untersuchung der Fall (generalisierte Angststörung SSQ: 38 %, ASQ: 28,3 %; Panikstörung SSQ: 32 %, ASQ: 14 %). Frauen sind in der vorliegenden Studie mit einer Häufigkeit von 55,9 % minimal häufiger von Angst betroffen als Männer. Dies konnte auch bei den Diagnosedaten des statistischen Bundesamtes in deutschen Krankenhaus durch Ermittlung der ICD-10 Hauptdiagnosen (vgl. Tabelle B-4 im Anhang) festgestellt werden (Frauen: 68,0 %; Männer: 32,0 %). Viele Studien beschreiben eine erhöhte Prävalenz an Depression und Angststörungen bei Psoriasis, Acne vulgaris, atopischer Dermatitis, Alopecia areata, Urticaria, Vitiligo, Pruritus und verschiedenen Kollagenosen wie z. B. systemischer Lupus erythematodes (SheehanDare, Henderson et al. 1990; Colon, Popkin et al. 1991; Koo, Shellow et al. 1994; Kent and Al'Abadie 1996; Gupta and Gupta 1998; Aktan, Özmen et al. 2000; Mattoo, Handa et al. 2001; Yazici, Baz et al. 2004; Esposito, Saraceno et al. 2006; Niemeier, Kupfer et al. 2006; Höring 2008; Levenson 2008; Nery, Borba et al. 2008; Uhlenhake, Yentzer et al. 2010; Rieder and Tausk 2012; Zakeri, Shakiba et al. 2012). Eine Umfrage von Psoriasispatienten mit unterschiedlichem Erkrankungsschweregrad und befragt mit einem diagnostischen Interview hat ergeben, dass 19,2 % die Kriterien einer Depression erfüllten (Biljan, Laufer et al. 2009). Dies stimmt in etwa mit der Prävalenz der vorliegenden Studie überein (17,4 %). Insgesamt konnte auch eine erhöhte Prävalenz an psychischen Störungen v. a. bei Patienten mit Psoriasis, atopischer Dermatitis, Urticaria, Herpes zoster und verschiedenen Kollagenosen festgestellt werden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die in der vorliegenden Untersuchung ermittelten Häufigkeiten der psychischen Störungen in der Dermatologie durchaus mit der gefundenen Literatur vereinbar sind. 94 Fragestellung 2 Die Literatur besagt, dass in den einzelnen somatischen Fachbereichen insgesamt gesehen nur wenige Daten hinsichtlich der Häufigkeit von psychischen Störungen verfügbar sind (Gieler and Harth 2006). Die Häufigkeit psychosomatischer Erkrankungen bei Patienten mit Hauterkrankungen sind nur leicht erhöht gegenüber kardiologischen, neurologischen und onkologischen Patienten (Windemuth, Stücker et al. 1999; Gieler and Harth 2006), weshalb sich die Prävalenzen am ehesten mit kardiologischen und neurologischen Patienten vergleichen lassen (Windemuth, Stücker et al. 1999). In der Literatur kann keine vergleichbare Studie gefunden werden, bei der in den drei Fachbereichen stationär Prävalenzen ermittelt wurden und gleichzeitig zum Untersuchungszeitpunkt in den drei Kliniken dieselben Voraussetzungen/ Ausgangskriterien erfüllt waren wie beispielsweise das diagnostische Verfahren und der Stichprobenumfang. Im Folgenden erfolgt ein Vergleich der Prävalenzschätzungen der vorliegenden Dissertation zwischen den drei Fachbereichen. Es kann ein signifikanter Unterschied hinsichtlich der Prävalenz der somatoformen Störungen in den einzelnen Kliniken beobachtet werden. Mit 44,7 % der Gesamtpopulation sind somatoforme Störungen am häufigsten in der Kardiologie. In der Dermatologie weisen 29,9 % der Probanden und in der Neurologie 23,1 % eine somatoforme Störung auf. Weder in der Dermatologie noch in der Kardiologie und Neurologie konnte eine Somatisierungsstörung beobachtet werden. In allen drei Kliniken sind die undifferenzierte somatoforme Störung und die anhaltende somatoforme Schmerzstörung am häufigsten vertreten, besonders jedoch in der Kardiologie. Hier macht das undifferenzierte Störungsbild 33 % (Dermatologie: 25,8 %; Neurologie: 14,4 %) und die anhaltende Schmerzstörung 30,1 % der kardiologischen Gesamtpopulation aus (Dermatologie: 12,4 %; Neurologie: 12,5 %). Betrachtet man die Komorbidität von somatoformer und affektiver Störung wurden bei 11,1 % der dermatologischen Patienten beide Störungsbilder diagnostiziert (Kardiologie: 22,3 %; Neurologie: 6,7 %). Zwischen irgendeiner depressiven Störung und den einzelnen Kliniken kann ein signifikanter Unterschied beobachtet werden. Am häufigsten konnte in der Kardiologie eine zuletzt innerhalb der letzten 2 Wochen vorliegende (aktuelle) depressive Störung beobachtet werden (31,7 %). Bei der Auswertung der Prävalenzschätzungen der einzelnen depressiven Störungen (vgl. Tab. B-13) fällt ein signifikanter Unterschied zwischen den Kliniken hinsichtlich Dysthymie auf. In der Neurologie weisen 11,9 % eine dysthyme Störung auf, in der Dermatologie 9,2 % und in der Kardiologie 4 %. In der Dermatologie und Neurologie ist die Dysthymie am häufigsten, in Kardiologie hingegen eine einzelne Episode einer schweren Major Depression, ohne psychotische Symptome (11,9%; Dermatologie: 4,1 %; Neurologie: 6,9 %). Insgesamt ist eine mittelschwere bis schwere Major Depression sowie einzelne 95 Episoden und eine rezidivierende Major Depression häufiger in der Kardiologie. Zwischen der Neurologie und Dermatologie können ähnliche hohe Prävalenzschätzungen beobachtet werden. Bei der Auswertung des SSQ-Fragebogens fällt auf, dass nur minimale Prävalenzabweichungen hinsichtlich einer positiv gescreenten Angststörung im Laufe des Lebens zwischen den Kliniken vorliegen (Dermatologie: 59 %, Kardiologie: 66,7 %, Neurologie: 67 %). Bei den Angststörungen innerhalb der letzten Wochen können größere Prävalenzabweichungen beobachtet werden (Dermatologie: 35 %, Kardiologie: 44,8 %, Neurologie: 47,8 %). Das Vorkommen von mehreren Angststörungen gleichzeitig ist in allen drei Kliniken sowohl unter Berücksichtigung der Lebenszeitprävalenz als auch innerhalb der letzten Wochen am häufigsten im Gegensatz zu dem Vorkommen von einzelnen allein auftretenden Angststörungen (vgl. Tab. B-7/B-10). Während in der Dermatologie (9 %) und Neurologie (8,6 %) eine alleinige generalisierte Angststörung im Laufe des Lebens am häufigsten ist, kommt in der Kardiologie die Panikstörung (8,6 % innerhalb der Klinik) am häufigsten vor (Dermatologie: 7 %, Neurologie: 5,5 %). Innerhalb der letzten Wochen stellt die alleinige generalisierte Angststörung in allen drei Bereichen die häufigste Angststörung dar (Dermatologie: 14 %; Kardiologie: 10,5 %; Neurologie: 12,6 %). Eine alleinige Agoraphobie kommt lediglich in der Neurologie vor (Lebenszeitprävalenz). Betrachtet man die Häufigkeit der einzelnen Angststörungen (vgl. Tab. B-8), sind Panikattacken in der Neurologie (41,7 %) und Kardiologie (44,8 %) minimal häufiger als in der Dermatologie (32 %). Die generalisierte Angststörung ist etwas häufiger in der Neurologie (44,4 %; Dermatologie: 38 %; Kardiologie: 36,2 %), ebenso die soziale Phobie mit 19,4 % innerhalb der Klinik (Dermatologie: 13 %; Kardiologie: 16,2 %). Die spezifischen Phobien kommen im Vergleich zur Dermatologie (9 %) am häufigsten in der Kardiologie (20 %) und in der Neurologie (15,5 %) vor. Vergleicht man die Prävalenzschätzungen der einzelnen Angststörungen innerhalb der letzten Wochen, sind in der Kardiologie und Neurologie alle Angststörungen minimal häufiger vertreten als in der Dermatologie (vgl. Tab. B-11). In allen drei Kliniken ist die generalisierte Angststörung am häufigsten (Dermatologie: 28,3 %; Kardiologie: 33,3 %, Neurologie: 35,5 %). Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Prävalenzschätzungen der Angststörungen sowohl im Laufe des Lebens als auch innerhalb der letzten Wochen sich nur geringfügig zwischen den einzelnen Kliniken unterscheiden. Betrachtet man hingegen die einzelnen Subgruppen, können einzelne Abweichungen festgestellt werden. Somit können ähnlich hohe Prävalenzschätzungen in der Dermatologie, Kardiologie und Neurologie für alle Angststörungen ermittelt werden. Hinsichtlich somatoformer Störungen und Depression unterscheiden sich die Prävalenzschätzungen hingegen. Interessant wäre sicher in einer 96 weiteren Untersuchung zu erörtern, warum sich die Prävalenzen v. a. bei den depressiven und somatoformen Störungen in den einzelnen Fachbereichen unterscheiden. Fragestellungen 3/4 In der vorliegenden Dissertation wurden Probanden mit zwei oder mehr somatischen Erkrankungen als multimorbide bezeichnet. Die Wahrscheinlichkeit an mehr als einer Erkrankung zu leiden, steigt mit zunehmendem Alter. Demzufolge sind 55-98 % der älteren Generation multimorbide (Marengoni, Angleman et al. 2011). Eine Studie in schottischen Allgemeinarztpraxen hat ergeben, dass mit zunehmender Multimorbidität das Risiko an einer psychischen Störung zu erkranken steigt (de Torrenté 2012). Sicherlich auch deshalb, da körperliche Erkrankungen auf eine besondere Lebenskonstellation hindeuten und deren Verarbeitung sich auch auf die psychische Konstellation des Menschen auswirkt (Emmerich 2010). Während zur Prävalenz der Multimorbidität mittlerweile Erkenntnisse vorliegen, sind diese für Ätiologie und Prädiktoren nur gering (Lehnert and König 2012). Bisher konnte ein Zusammenhang zwischen einer psychischen Störung, einer Multimorbidität und einzelnen somatischen Erkrankungen festgestellt werden. Roy- Byrne et al. beispielsweise eine Interaktion zwischen Angststörungen und (2008) haben Reizdarmsyndrom, kardiovaskulären Erkrankungen und chronischem Schmerzsyndrom beobachtet. Bei der Depression können Kopfschmerzen, chronische Schmerzen oder Verdauungsstörungen gemeinsam vorliegen (Frohlich, Jacobi et al. 2006; Harter, Baumeister et al. 2007; Hautzinger 2009). Zudem liegt die Wahrscheinlichkeit an einer depressiven Störung zu leiden bei Patienten ohne komorbide somatische Störung bei 6,9 % für Männer und bei 11,3 % für Frauen. Das Risiko bei einer zusätzlichen körperlichen Erkrankung liegt bei 8,9 % für Männer und bei signifikanten 20 % für Frauen (Jacobi 2007). Dieser Eindruck der Depression bei Frauen lässt sich auch bei anderen somatischen Erkrankungen beobachten, weshalb Depressionen im Zusammenhang mit der körperlichen Gesundheit eine bedeutende Rolle spielen (Jacobi 2007). Die somatischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus, koronare Herzkrankheit, Schlaganfall und neurodegenerative Erkrankungen gelten dabei als gesichert für das ursächliche Auftreten einer Depression (Pieper, Schulz et al. 2008; Riedel, Klotsche et al. 2010), wobei von einem reziproken Verhältnis ausgegangen wird (Beesdo-Baum and Wittchen 2011). Bei der Alexithymie konnte bisher lediglich ein gehäuftes Vorkommen bei einigen psychosomatischen Erkrankungen (essentielle Hypertonie, Asthma bronchiale, chronisch entzündliche Darmerkrankungen, gastrointestinale Ulcera) und verschiedenen Dermatosen beobachtet werden (Sifneos 1973; Todarello, Taylor et al. 1995; Picardi, Pasquini et al. 2003; Cordan Yazici, Basterzi et al. 2006; Picardi and Pasquini 2007; Conrad, Geiser et al. 2008; Willemsen, Roseeuw et al. 2008; Barbosa, Mota et al. 2009; DierisHirche, Milch et al. 2012). Es gibt bisher allerdings keine gesicherten Beweise, dass eine 97 Alexithymie die Erstmanifestation einer organischen Erkrankung bzw. einer Multimorbidität begünstigt (Gündel, Ceballos-Baumann et al. 2000). In der vorliegenden Untersuchung konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen einer Multimorbidität und irgendeiner psychischen Störung, den einzelnen Störungsbildern und deren Subgruppen festgestellt werden. Lediglich unter Berücksichtigung des Geschlechts konnte bei den Frauen ein signifikanter Unterschied zwischen Multimorbidität und irgendeiner somatoformen Störung bzw. undifferenzierten somatoformen Störung nachgewiesen werden (vgl. Kap. 3.2). Man muss dazu sagen, dass von der gesamten dermatologischen Population 18 % lediglich eine Diagnose aufwiesen, somit sind 82 % der Probanden multimorbide. Die Variable „Multimorbidität“ weist keine Variabilität auf; fast alle Patienten sind multimorbide (vier von fünf: 82,65%). Durch die Unterbelegung von Zellen besteht die Gefahr der Kategorisierung/Dichotomisierung von Daten. Für eine Berechnung eines Zusammenhangs könnte sicher mit einer Fall-Kontroll-Studie mit der Gruppe der NichtMultimorbiden als Kontrollgruppe eine verlässlichere Aussage getroffen werden. Aufgrund der strengen Definition der Multimorbidität ab einer Nebendiagnose wurden ebenfalls die Variablen „Anzahl der Nebendiagnosen“ und die einzelnen psychischen Störungen mit Hilfe des Mann-Whitney U-Tests auf Gruppengleichheit untersucht. Auch dabei ergab sich nicht der Verdacht, dass bei einer erhöhten Anzahl an Nebendiagnosen gehäuft psychische Störungen vorkommen. Bei dem Vergleich der Prävalenzen hinsichtlich psychischer Störungen in der Gruppe der Multimorbiden und Nicht-Multimorbiden fällt auf, dass über die Hälfte der nicht multimorbiden Patienten auch mindestens an einer psychischen Störung erkrankt sind (vgl. Tab. B-17). Davon leiden in etwa 24 % an einer Psoriasis und einer Urtikaria, bei denen ein Zusammenhang mit psychischen Störungen mehrfach beschrieben worden ist (vgl. Fragestellung 1). Demzufolge spielt zumindest in der Dermatologie nicht zwangsläufig das Vorhandensein von mehreren Erkrankungen eine Rolle für die Entstehung einer psychischen Störung, sondern möglicherweise eher die eine dermatologische Erkrankung an sich. Hinsichtlich der Alexithymie und Multimorbidität konnte ebenfalls kein Zusammenhang beobachtet werden. Vielleicht begünstigt eine Alexithymie lediglich das Auftreten einzelner psychosomatischer Erkrankungen und Dermatosen, nicht aber die Manifestation einer Multimorbidität. Von 16,7 % der nichtmultimorbiden Alexithymiepatienten (vgl. Tab. B-17) haben 11,1 % eine Psoriasis. Dies wiederum lässt erahnen, dass alexithyme Persönlichkeitsmerkmale den Verlauf einer Psoriasis beeinflussen (Picardi, Mazzotti et al. 2005). Diese Interpretation einer möglichen Begünstigung psychosomatischer Erkrankungen liegt allerdings außerhalb des Möglichen dieser Untersuchung. Dies ist mit Hilfe einer schwer durchführbaren Longitudinalstudie realisierbar (Gündel, Ceballos-Baumann et al. 2000). 98 Fragestellung 5 In Zusammenhang mit Alexithymie und Krankheit wird häufig diskutiert, ob das Alexithymiekonzept als vorübergehendes situationsabhängiges Verhalten bei sekundärer Alexithymie (state) oder als eigenständiges stabiles Persönlichkeitsmerkmal (trait) zu verstehen ist (Honkalampi, Koivumaa-Honkanen et al. 2001). Zusammenfassend kann zumindest in allen bisherigen Studien eine relative Stabilität in der Alexithymieausprägung zwischen verschiedenen Personen über den Verlauf beobachtet werden (Luminet, Bagby et al. 2001), wodurch die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei dem Alexithymiekonzept um ein Persönlichkeitsmerkmal handelt, steigt. Ist dies der Fall, muss beachtet werden, dass Persönlichkeitsmerkmale eines der stärksten Prädiktoren für subjektives Wohlbefinden und ein Risikofaktor für Lebensunzufriedenheit darstellen (Mattila, Poutanen et al. 2007). Eine Befragung in der deutschen Allgemeinbevölkerung hat eine Alexithymieprävalenz von 10 % (Männer: 11,1 %; Frauen: 8,9%) ergeben (Franz, Popp et al. 2008). Insgesamt ergibt sich eine Alexithymieprävalenz zwischen 5 und 17 % in der Allgemeinbevölkerung sowie zwischen 30 und 60 % in Patientengruppen mit psychiatrischen und/oder somatischen Erkrankungen (Taylor, Parker et al. 1992; Saarijärvi, Salminen et al. 1993; Taylor, Bagby et al. 1997; Taylor 2000; Honkalampi, Koivumaa-Honkanen et al. 2001; Kokkonen, Karvonen et al. 2001; Mattila, Salminen et al. 2006). Bach et al. (1996) haben für die deutsche Version der Toronto Alexithymia Scale (TAS-20) bei Normalpersonen Mittelwerte von (M)= 40.10 (SD= 8.50) für männliche und (M)= 39.79 (SD= 8.42) für weibliche Personen erhoben. Für die klinische Stichprobe ergaben sich Mittelwerte von (M)= 49.73 (SD= 11.17) für männliche und (M)= 50.72 (SD= 11.13) für weibliche psychiatrische Patienten. Die Prävalenz höherer TAS-20 Werte bei psychiatrischen Patienten sowie die Assoziation mit gestörtem psychischem Wohlbefinden sind mehrfach veröffentlicht worden (Parker, Taylor et al. 1989; Bach, Bach et al. 1996; Joukamaa, Taanila et al. 2007). Bei den psychischen Störungen machen die Psychosomatosen zusammen mit den affektiven und Angststörungen den größten Anteil an alexithymen Patienten aus (Taylor, Parker et al. 1992; Kooiman 1998). Für die Gruppe der somatoformen Störungen sind die Ergebnisse sehr unterschiedlich. De Gucht und Heiser (2003) fassen in einem Review zusammen, dass ein schwacher bis moderater Zusammenhang zwischen Alexithymie und den somatoformen Beschwerden besteht und Patienten mit somatoformen Störungen signifikant höhere Alexithymiewerte im Vergleich zu psychisch gesunden Personen aufwiesen (Sriram, Chaturvedi et al. 1987; Taylor, Parker et al. 1992; Kooiman 1998; Duddu, Isaac et al. 2003; Waller and Scheidt 2004). Einige Studien ergaben, dass bei der Gruppe der somatoformen Störungen im Vergleich zu den Angst- und affektiven Störungen die geringste Prävalenz an alexithymen Patienten zu finden waren (Subic-Wrana, Bruder et al. 2005; Stingl, Bausch et al. 2008). Patienten mit unerklärlichen körperlichen Symptomen weisen nach Kooiman et al. (2000) nicht zwangsläufig eine 99 Alexithymie auf, nur die zusätzliche Kombination einer psychischen Störung und unerklärlichen körperlichen Symptomen führen häufiger zu einer Störung in der Affektregulierung. Gegenwärtig gilt die Alexithymie deshalb als Vulnerabilitätsfaktor, der die Wahrscheinlichkeit für eine psychische Störung erhöht (Taylor, Bagby et al. 1991; Leweke, Leichsenring et al. 2011). Für die Assoziation mit einer Depression und Angststörungen lässt sich zusammenfassend sagen, dass verschiedene Studien eine signifikante Korrelation zwischen Alexithymie und Depression beobachtet haben (Honkalampi, Saarinen et al. 1999; Honkalampi, Hintikka et al. 2000a; Duddu, Isaac et al. 2003) und in verschiedenen Studien auch eine erhöhte Prävalenz von Alexithymie bei Patienten mit Angststörungen festgestellt wurde, v. a. bei der Panikstörung und der sozialen Phobie (Zeitlin and McNally 1993; Cox, Swinson et al. 1995; Fukunishi, Kikuchi et al. 1997; Berthoz, Consoli et al. 1999; Marchesi, Fonto et al. 2005; Galderisi, Mancuso et al. 2008). Zahlreiche Studien belegen somit, dass die Alexithymie einen Risikofaktor für die Entwicklung von somatoformen Störungen sowie zahlreicher psychischer und psychosomatischer Erkrankungen darstellt (Morschitzky 2007; Grabe and Rufer 2009), da emotionale Kommunikation wichtig ist für eine optimale Stressbewältigung und zwischenmenschliche Konfliktlösung. In der vorliegenden Untersuchung leiden 69,2 % der möglichen Alexithymiepatienten und 93,8 % der Patienten mit Alexithymie an irgendeiner psychischen Störung. Hingegen leiden 13,6 % der Patienten mit irgendeiner psychischen Störung an einer „möglichen Alexithymie“ und 22,7 % an einer Alexithymie. Der Mittelwert in der Gruppe ohne psychische Störung beträgt (M)= 42.38 (SD= 9.238) und in der Gruppe mit irgendeiner psychischen Störung (M)= 47.62 (SD= 12.541). Der Unterschied ist signifikant und mit den bisher ermittelten Werten von psychiatrischen Patienten vergleichbar (Bach, Bach et al. 1996). Zudem konnte ein signifikanter Unterschied zwischen alexithymen Persönlichkeitsmerkmalen und irgendeiner depressiven Störung, irgendeiner somatoformen Störung und dem Vorliegen irgendeiner aktuellen Angststörung nach ASQ nachgewiesen werden (vgl. Tab. 23). Die Beobachtung von verschiedenen Studien, dass bei den somatoformen Störungen im Vergleich zu den Angst- und affektiven Störungen die geringste Prävalenz zu finden war (Subic-Wrana, Bruder et al. 2005; Stingl, Bausch et al. 2008), kann in der vorliegenden Untersuchung nicht bestätigt werden. Denn sowohl irgendeine depressive Störung als auch irgendeine somatoforme Störung konnte bei 53,3 % der Alexithymiepatienten festgestellt werden. Hingegen wurden 81,3 % der alexithymen Patienten positiv gescreent für eine aktuelle Angststörung mittels ASQ. Für die Subgruppen der einzelnen Störungsbilder konnten signifikante Unterschiede zwischen Alexithymie und Dysthymie, anhaltender somatoformer Schmerzstörung und verschiedenen Angststörungen (Panikstörung SSQ/ASQ, generalisierte Angststörung SSQ/ASQ, soziale Phobie SSQ/ASQ, Agoraphobie SSQ) ermittelt werden. Auch in der Literatur ist eine Assoziation v. a. bei der Panikstörung und der sozialen Phobie 100 beschrieben worden (Zeitlin and McNally 1993; Cox, Swinson et al. 1995; Fukunishi, Kikuchi et al. 1997; Berthoz, Consoli et al. 1999; Marchesi, Fonto et al. 2005; Galderisi, Mancuso et al. 2008). In der vorliegenden Untersuchung konnte zudem eine positive Korrelation zwischen der Anzahl der Angststörungen nach SSQ/ASQ und alexithymen Persönlichkeitsmerkmalen festgestellt werden. Auffällig ist auch, dass es keinen signifikanten Unterschied zwischen einer „möglichen Alexithymie“ und irgendeiner psychischen Störung sowie den einzelnen psychischen Störungsbildern gibt (vgl. Kap. 3.2). Es gibt lediglich einen signifikanten Unterschied zwischen einer (definitiven) Alexithymie und irgendeiner psychischen Störung sowie den einzelnen psychischen Störungsbildern. Das stärkste Zusammenhangmaß konnte dabei mit dem Vorliegen einer aktuellen Angststörung und irgendeiner affektiven Störung beobachtet werden. Insgesamt ist das Risiko für Patienten mit einer Alexithymie auch an einer psychischen Störung zu leiden neunmal höher als das für Patienten ohne Alexithymie. Für die einzelnen psychischen Störungen ist das Risiko für Alexithymiepatienten sechsmal höher zusätzlich an einer depressiven Störung, in etwa 3,5mal höher an einer somatoformen Störung und sogar zwölfmal höher in den letzten Wochen an einer Angststörung zu leiden als für Patienten ohne Alexithymie. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich die ermittelten Ergebnisse hinsichtlich Alexithymie und dem Vorliegen einer psychischen Störung durchaus mit den Angaben in der Literatur vereinbaren lassen. Auch in der vorliegenden Untersuchung konnte festgestellt werden, dass Patienten mit einer psychischen Störung eine höhere Ausprägung an alexithymen Merkmalen aufweisen. Fragestellung 6 In der Literatur konnte keine vergleichbare Studie gefunden werden, die untersucht hat, ob Patienten mit irgendeiner psychischen Störung und einer somatischen Multimorbidität eine höhere Alexithymieausprägung aufweisen. Es wurden lediglich die Assoziationen zwischen einer Alexithymie, (psycho)somatischen Erkrankungen und psychischen Störungen getrennt untersucht (vgl. Fragestellungen 3-5). Zahlreiche Studien belegen allenfalls, dass die Alexithymie sicherlich einen Risikofaktor für die Entwicklung von somatoformen Störungen, zahlreicher psychischer und (psycho)somatischer Erkrankungen darstellt (Morschitzky 2007; Grabe and Rufer 2009), da emotionale Kommunikation wichtig ist für eine optimale Stressbewältigung und zwischenmenschliche Konfliktlösung. Ein Zusammenhang sollte jedoch aufgrund der Messgenauigkeit mit der Verwendung von Selbstbeurteilungsfragebögen kontrovers diskutiert werden. Als Ergänzung sollte deshalb zusätzlich ein Fremdbeurteilungsverfahren ausgewählt werden. Alle Befunde basieren auf Korrelationsstudien, die einen kausalen Zusammenhang nicht belegen (Waller and Scheidt 2009). 101 Mit Hilfe der univariaten Varianzanalyse konnte kein signifikanter Unterschied hinsichtlich der Alexithymieausprägung bei Patienten mit irgendeiner psychischen Störung und einer vorhandenen somatischen Multimorbidität beobachtet werden. Eine Regressionsanalyse zur Vermeidung der Dichotomisierung der Daten bei ungleicher Zellbesetzung ergab zwar einen signifikanten Unterschied, jedoch ist der standardisierte Koeffizient Beta der zwei Haupteffekte statistisch nicht bedeutsam. Somit kann nicht schlussgefolgert werden, dass Patienten mit einer psychischen Störung und einer vorhandenen somatischen Multimorbidität eine höhere Alexithymieausprägung aufweisen. Fragestellung 7 Bei der Literaturrecherche fällt auf, dass die empirische Forschung hinsichtlich des subjektiven Unterstützungswunsches und des patientenbezogenen Informationsbedarfs in Deutschland nur mangelhaft ist. Besonders erforscht ist die Häufigkeit des zusätzlichen Wunsches nach Unterstützung bei onkologischen Patienten, nicht jedoch in den einzelnen somatischen Fachbereichen (Singer, Bringmann et al. 2007; Ernst, Lehmann et al. 2009; de Zwaan, Mösch et al. 2012). Den Bedarf an Unterstützung hat man bislang größtenteils nur indirekt durch Studien oder Fachpersonal schätzen können (Herzog, Stein et al. 2003). Andererseits konnten zahlreiche Studien zeigen, dass Patienten nicht von allein ihre Unterstützungsbedürfnisse äußern (Ernst, Lehmann et al. 2009). In der vorliegenden Untersuchung können in der Kardiologie (38 %) und Neurologie (37,5 %) ähnlich hohe Prävalenzschätzungen des zusätzlichen Unterstützungswunsches beobachtet werden. In der Dermatologie hingegen äußern 16,8 % einen zusätzlichen Wunsch nach Unterstützung, das sind 17,8 % von allen Patienten der drei Kliniken, die einen Unterstützungswunsch angegeben haben (vgl. Tab. 27). In Abhängigkeit vom Geschlecht haben 16,7 % der Männer in der Dermatologie, 36,2 % in der Kardiologie und 33,9 % der Männer in der Neurologie einen zusätzlichen Wunsch nach Unterstützung geäußert. Bei den Frauen waren es in der Dermatologie 17 % der Frauen, in der Kardiologie 39,6 % und in der Neurologie 42,5 % der Frauen. In der Dermatologie und Kardiologie haben jeweils in etwa 5 % innerhalb der jeweiligen Stichprobe keine Angabe zu dem zusätzlichen Wunsch nach Unterstützung gemacht und in der Neurologie sogar 13,5 % Patienten. Es stellt sich die Frage nach der Ursache, warum dermatologische Patienten einen geringeren Bedarf an Unterstützung äußerten? Sind dermatologische Patienten vielleicht weniger belastet oder leiden weniger an ihrer somatischen Erkrankung als neurologische und kardiologische Patienten oder aber liegt es daran, dass kardiologische Patienten häufiger zusätzlich an einer depressiven und/oder somatoformen Störung leiden (vgl. Fragestellung 2) und deshalb mehr Unterstützung möchten? Dies würde allerdings nicht die Prävalenzabweichung des Unterstützungswunsches zwischen der Dermatologie und Neurologie erklären, da ähnlich 102 hohe Prävalenzschätzungen der einzelnen psychischen Störungen beobachtet werden konnten (vgl. Fragestellung 2). Eine mögliche Erklärung könnte auch sein, dass sich dermatologische gegebenenfalls Patienten bereits im Vergleich ausreichend zu unterstützt kardiologischen fühlen und neurologischen beispielsweise durch das Pflegepersonal, welches durch die Arbeit in einem zertifizierten Tumorzentrum für psychosozial belastete Patienten geschulter im Umgang mit diesen Patienten sind. Die unterschiedliche Anforderung des Konsiliar- und Liaisondienstes könnte diese Vermutung unterstützen, da in der Dermatologie ab dem Jahr 2009 mit der Zertifizierung eines Hauttumorzentrums zusätzlich zu dem Konsiliardienst auch ein Liaisondienst eingeführt worden ist, womit bereits eine umfassende Betreuung als gesichert angesehen werden kann. Dadurch, dass es sich dabei lediglich um Vermutungen handelt, könnten die vorliegenden Studienergebnisse hinsichtlich des Unterstützungswunsches in den einzelnen Kliniken die Weichen für eine weitere Untersuchung stellen, welche die Ätiologie der Prävalenzabweichungen beispielsweise hinsichtlich der psychosozialen Belastung von dermatologischen, kardiologischen und neurologischen Patienten untersucht. Fragestellung 8 In der Literatur findet man mehrfach, dass affektive und Angststörungen überdurchschnittlich oft zur Hilfesuche führen, aber dennoch eine Assoziation zwischen Komorbidität und störungsspezifischem Unterstützungswunschverhalten noch nicht gänzlich verstanden ist (Mackenzie, Reynolds et al. 2012). Besonders chronisch körperliche Erkrankungen gehen mit unterschiedlichen psychischen Problemen bis hin zu psychischen Störungen einher (Fydrich and Ülsmann 2011). Das Gesamtausmaß der Komorbidität ist ein entscheidender Prädiktor für die Gesamtbeeinträchtigung und den Unterstützungswunsch (Galbaud du Fort, Newman et al. 1999; Katon 2003; Jacobi, Klose et al. 2004; Jacobi, Wittchen et al. 2004; Jacobi 2007). Defizite in der sozialen Unterstützung sind ätiologische Faktoren einer psychischen Erkrankung und damit bedarfsbegründend. Solche Defizite spielen bei allen „stressbedingten“ Störungen eine Rolle. Zu diesen gehören die somatoformen, affektiven und Angststörungen. Bei den affektiven Störungen ist die Aufmerksamkeit vor allem auf die depressive Störung gerichtet, da die mangelnde Unterstützung ein Risikofaktor neben dem Verlust von nahestehenden Personen darstellen und somit mit einem sozialen Rückzug verbunden sein kann (Hogan, Linden et al. 2002). Insgesamt ist zu beachten, dass das Vorliegen einer psychischen Störung nicht obligat mit einem subjektiven Bedürfnis und der Inanspruchnahme einer professionellen psychosozialen Unterstützung korreliert (Holland 2002). In Anbetracht dieser Problematik erlangt die Optimierung der Unterstützung von Patienten eine wichtige Bedeutung. Mackenzie et al. (2012) haben u. a. herausgefunden, dass am meisten Personen mit einer Panikstörung (45,3%) und Dysthymie (44,5%) eine Unterstützung suchten. Am wenigsten hingegen Personen mit spezifischen Phobien (7,8 %). 103 Insgesamt suchten 19,3 % der Personen mit einer Angststörung und 36,8 % mit einer affektiven Störung Unterstützung. Letztlich war der Unterstützungswunsch bei Personen ohne komorbide affektive oder Angststörung niedriger als mit (Mackenzie, Reynolds et al. 2012). In der vorliegenden Untersuchung konnte in der Dermatologie beobachtet werden, dass Patienten mit einer zusätzlichen psychischen Störung zu der somatischen Erkrankung häufiger einen Wunsch nach Unterstützung angeben (vgl. Tab. B-22). Der Zusammenhang zwischen einer Komorbidität und dem Unterstützungswunsch stimmt durchaus mit der Literatur überein (Galbaud du Fort, Newman et al. 1999; Katon 2003; Jacobi, Klose et al. 2004; Jacobi, Wittchen et al. 2004; Jacobi 2007). In Zahlen ausgedrückt haben 15 von 16 Patienten mit einem Unterstützungswunsch irgendeine psychische Störung (93,8 %), hingegen hat nur ein Patient ohne irgendeine psychische Störung einen zusätzlichen Wunsch nach Unterstützung angegeben (6,3 %). Oder anders gesagt, 15 von 64 Patienten mit irgendeiner psychischen Störung haben einen zusätzlichen Wunsch nach Unterstützung (23,4 %) und 3,3 % der Patienten ohne irgendeine psychische Störung einen Unterstützungswunsch (vgl. Tab. B-22). Die beobachteten Häufigkeiten des Unterstützungswunsches bei irgendeiner depressiven Störung (37,5 %) und einer Angststörung im Laufe des Lebens (25,5 %) sind durchaus mit den Angaben in der Literatur vereinbar (Mackenzie, Reynolds et al. 2012). Der relativ hohe prozentuale Anteil der Hilfe suchenden Patienten mit einer Panikstörung (45,3 %) und einer Dysthymie (44,5 %) bestätigte sich in der vorliegenden Untersuchung (Mackenzie, Reynolds et al. 2012). 57,1 % der Patienten mit einer Dysthymie und 38,7 % der Patienten mit einer Panikstörung im Laufe des Lebens sowie 53,8 % der Patienten mit einer Panikstörung innerhalb der letzten Wochen äußerten einen zusätzlichen Wunsch nach Unterstützung (vgl. Tab. B-22). Insgesamt kann somit festgehalten werden, dass Patienten mit einer psychischen Störung häufiger einen Unterstützungswunsch haben als Patienten mit alleiniger somatischer Erkrankung. Fragestellung 9 Laut der aktuellen Literatur ist die Inanspruchnahme von professioneller Hilfe abhängig von verschiedenen soziodemografischen Merkmalen wie Alter, Geschlecht, Schulbildung, Familienstand und Einkommen (Bracke, Colman et al. 2010; Drapeau, Boyer et al. 2011; Fleury, Grenier et al. 2011; Colman, Symoens et al. 2012). Das Aufsuchen von Unterstützung ist besonders gut untersucht bei verschiedenen psychischen Störungen, da ein Zusammenhang zwischen dem Unterstützungswunsch und v. a. affektiven und Angststörungen beobachtet werden konnte (vgl. Fragestellung 8). Hinsichtlich des Alters zeigte sich bei fast allen affektiven und Angststörungen mit Ausnahme der Panikstörung eine signifikante glockenförmige Alterskurve mit einem Höhepunkt zwischen dem 35. und 54. 104 Lebensjahr (Mackenzie, Reynolds et al. 2012). Somit sind junge Erwachsene und ganz besonders ältere Generationen der mentalen Hilfeleistung abgeneigt (Alonso, Angermeyer et al. 2004; Sareen, Cox et al. 2005; Kessler and Ustun 2008). Nach Adjustierung für Geschlecht, Alter, Familienstand, Einkommen und Ethnizität waren für vier von acht Störungen ältere Erwachsene signifikant weniger bereit eine mentale Unterstützung in Anspruch zu nehmen als jüngere Patienten und für sieben von acht Störungen weniger als mittelaltrige Patienten (Mackenzie, Reynolds et al. 2012). Trotz der Einbeziehung anderer soziodemografischer Variablen, psychischer Störungen, Anzahl der chronischen Erkrankungsmedikation, schlechten körperlichen Konstitution, der mentalen Situation und der Berichterstattung der Krankenversicherungen bleibt die niedrige Inanspruchnahme der mentalen Unterstützung im hohen Alter evident bestehen (Klap, Unroe et al. 2003). In der vorliegenden Untersuchung konnte ebenfalls eine glockenförmige Alterskurve vom 39. bis 60. Lebensjahr beobachtet werden. Am häufigsten haben in der Dermatologie die 40-49jährigen einen zusätzlichen Wunsch nach Unterstützung angegeben (43,8% in ihrer Altersgruppe). In der Gruppe der 70-89- jährigen äußerten lediglich 11,1 % einen zusätzlichen Wunsch nach Unterstützung (vgl. Tab. 29). In der Literatur ist zudem angegeben, dass Männer geschlechtsabhängig konsequent weniger mentale Unterstützung nutzen als Frauen. Obwohl dieser Geschlechtsunterschied sehr reliabel ist, wird der Effekt des Geschlechts im späteren Leben ambivalent (Alonso, Angermeyer et al. 2004; Sareen, Cox et al. 2005). Nach Cairney et al. (2010) und Cole et al. (2008) liegen keine signifikanten Geschlechtsunterschiede im Laufe des Lebens vor. In der Dermatologie möchten 17 % der Frauen und 16,7 % der Männer zusätzlich Unterstützung. Eine Studie von Fleury et al. (2011) hat ergeben, dass v. a. junge Personen mit geringerem Einkommen, multiplen mentalen Störungen und einem Abhängigkeitssyndrom häufig Hilfe in Anspruch nehmen. Hinsichtlich des Familienstandes konnte beobachtet werden, dass geschiedene allein Lebende aufgrund von sozialen und emotionalen Problemen häufiger Hilfe aufsuchen sowie Personen mit einer geringerer Bildung (Bracke, Colman et al. 2010; Colman, Symoens et al. 2012). Auch in der vorliegenden Untersuchung konnte ermittelt werden, dass Patienten mit Haupt- und Realschulabschluss am häufigsten den Wunsch nach Unterstützung angegeben haben (vgl. Tab. 31). 28,6 % der Patienten mit Hauptschulabschluss und 16,3 % mit Realschulabschluss wollen Unterstützung. In Abhängigkeit des Familienstandes haben am häufigsten die Geschiedenen einen Unterstützungswunsch geäußert (50 % innerhalb der Gruppe). Am eindrücklichsten ist jedoch der signifikante Unterschied des Unterstützungswunsches bei der finanziellen Situation. Demzufolge haben Patienten mit einer schlechteren finanziellen Situation häufiger einen Unterstützungswunsch. 30 % der Patienten, die ausreichend 105 angegeben haben, wünschen sich zusätzlich Unterstützung, gefolgt von den Patienten, die mangelhaft angegeben haben (25 %). Zudem möchten 19,2 % der Patienten mit mehr als einer Diagnose Unterstützung und 93,8 % der Patienten mit Unterstützungswunsch sind multimorbide. Die Literatur besagt, dass das Gesamtausmaß der Komorbidität ein entscheidender Prädiktor für die Gesamtbeeinträchtigung und den Unterstützungswunsch ist (Galbaud du Fort, Newman et al. 1999; Katon 2003; Jacobi, Klose et al. 2004; Jacobi, Wittchen et al. 2004; Jacobi 2007). Dosis-Wirkungs-Beziehungen wie z. B. dass der Bedarf an Unterstützung mit dem Schweregrad wächst, sind ebenfalls zwischen somatischer Erkrankung und psychischer Störung in Studien erfasst worden (Goodwin, Jacobi et al. 2003). Der Schweregrad von Erkrankungen nimmt unter Vorliegen einer Komorbidität überproportional zu (Sherbourne, Wells et al. 1996; Penninx, Beekman et al. 2001; Kessler, Ormel et al. 2003; Baumeister, Balke et al. 2005). Hinsichtlich der Häufigkeit des Unterstützungswunsches bei Alexithymiepatienten konnte keine vergleichbare Untersuchung gefunden werden. Es kommt häufig vor, dass die Familienmitglieder oder der Partner oder die Partnerin sich ratlos fühlen im Umgang mit dem faktenorientierten Denk- und Sprachstil, was familiäre Konflikte mit sich bringt. Angehörige drängen aufgrund dessen öfter zu einer Psychotherapie, die Betroffene aus eigenem Antrieb nur selten in Anspruch nehmen (Gündel 2009), da sie selbst ihre reduzierte Affektwahrnehmung und -verarbeitung nicht wahrnehmen. Die vorliegende Untersuchung hingegen hat ergeben, dass es einen signifikanten Unterschied zwischen dem zusätzlichen Wunsch nach Unterstützung und alexithymen Persönlichkeitsmerkmalen gibt. Patienten mit zusätzlichem Unterstützungswunsch weisen demzufolge eine höhere Ausprägung an alexithymen Merkmalen auf. Dies steht jedoch etwas im Widerspruch zu der gefundenen Literatur, da einige Autoren der Auffassung sind, dass die Betroffenen sich selbst nicht beurteilen können (Subic-Wrana, Bruder et al. 2005; Morschitzky 2007). Anhand dieser Ergebnisse scheinen Alexithmyiepatienten trotz der „Emotionskargheit“ sehr wohl einschätzen zu können, ob sie Unterstützung benötigen, wahrscheinlich auch hinsichtlich des gehäuften Vorkommens psychischer Störungen (vgl. Fragestellung 5). Insgesamt kann durchaus ein Zusammenhang zwischen dem Unterstützungswunsch, soziodemografischen Merkmalen und alexithymen Persönlichkeitsmerkmalen beobachtet werden. 106 4.2 Limitationen und methodische Einschränkungen Trotz der aufwendigen Planung der vorliegenden Studie und mit größter Sorgfalt durchgeführten Erhebung ergeben sich Limitationen und methodenkritische Anmerkungen. Einige selbstkritische Anmerkungen und Empfehlungen für zukünftige Untersuchungen wurden bereits bei dem Rückblick auf die Fragestellungen aufgeführt, auf die im Folgenden nicht noch einmal eingegangen wird. Bei der vorliegenden Untersuchung handelt es sich um eine Querschnittsstudie, mit der lediglich eine Hypothese untermauert, jedoch niemals bewiesen werden kann (Herkner and Möllner 2011). Es kann kein kausaler Zusammenhang zwischen zwei Variablen belegt werden. In der vorliegenden Studie kann demzufolge beispielsweise keine Erklärung darüber getroffen werden, ob eine psychische Störung primär bereits vor der somatischen Erkrankung bestand (psychosomatisch) oder sekundär aufgrund der somatischen Erkrankung entstanden ist (somatopsychisch). Ebenso kann nur eine Aussage über die Prävalenz getroffen werden, nicht aber die Anzahl der Neuerkrankungen in einem bestimmten Zeitraum (Inzidenz). Diese Prävalenz kann nur sehr schwer mit den Ergebnissen anderer Untersuchungen verglichen werden, da sie durch die Inzidenz und Krankheitsdauer bestimmt wird (Herkner and Möllner 2011). Weiterhin unterscheiden sich die Studien in verschiedenen Parametern wie Stichprobenzusammensetzung, verwendeter diagnostischer Kriterien und unterschiedlichen Erhebungszeiträumen (Wittchen 1994). Bei manchen Studien ist nicht der Prävalenzzeitraum angegeben. In der vorliegenden Untersuchung wurde die Lebenszeitprävalenz für somatoforme Störungen und Depression sowie die Punktprävalenz (innerhalb der letzten Wochen) für Angststörungen ermittelt. Ein Vergleich kann somit in manchen Fällen lediglich als grobe Richtung eingestuft werden. Zudem hat die vorliegende Studie nicht alle Subdiagnosen für somatoforme Störungen und Depression erfasst. In vergleichbaren Studien hingegen wurden diese bei der Gesamtprävalenz für affektive Störungen miteinbezogen. Eine Limitation ist sicher auch, dass hinsichtlich Angststörungen nur gescreent worden ist, wodurch keine Aussage über die tatsächliche Häufigkeit getroffen werden kann (vgl. Rückblick Fragestellung 1) und ein Vergleich mit Studien, die ein diagnostisches Interview durchgeführt haben, ebenfalls schwierig ist. Außerdem handelt es sich bei den ermittelten Prävalenzen lediglich um Schätzungen, da immer davon ausgegangen werden muss, dass es auch Probanden gibt, die nicht wahrheitsgemäß antworten und es auch einen Anteil an Nonresponsern gibt (Teilnehmerquote 63 %), bei denen möglicherweise eine psychische Störung vorlag. Es muss deshalb immer von einer gewissen Dunkelziffer ausgegangen werden. Die vorliegende Untersuchung hätte noch ergänzt werden können durch andere diagnostische Instrumente wie beispielsweise den SOMS (Screening für somatoforme Störungen), um diese Dunkelziffer weiter einzugrenzen. Aufgrund der bereits sehr umfangreichen Untersuchung wurde allerdings darauf verzichtet. 107 Zur Verwendung eines Interviewverfahrens ist anzumerken, dass eine gewisse Vertrauensbasis zwischen dem Befragten und dem Interviewer bestehen sollte. Manche Probanden beantworten die teils sehr privaten Fragen vielleicht nicht ganz ehrlich, da ihnen jemand Unbekanntes gegenüber sitzt. In der vorliegenden Studie konnte beispielsweise beobachtet werden, dass die Frage nach einer Niedergeschlagenheit in den letzten 2 Wochen in dem SSQ-Fragebogen positiv beantwortet wurde, während des diagnostischen Interviews mit DIA-X hingegen verneint wurde. Die Interviewsituation und die Reihenfolge der erfragten Symptome beeinflussen möglicherweise das Antwortverhalten der Patienten (Üstün and Sartorius 1995). Ein negativer Aspekt des DIA- X Interviews ist die genaue Erfragung der einzelnen Symptome, die im Vergleich zu einer ärztlichen oder psychologischen Untersuchung wenig Interpretationsspielraum lässt. Untersucht man die einzelnen Diagnosen hinsichtlich der Lebenszeitprävalenz, kann es vorkommen, dass Probanden aufgrund von Erinnerungslücken nicht korrekt antworten (Üstün and Sartorius 1995). Trotzdem muss man sagen, dass es sich bei dem DIA-X Interview um einen „Goldstandard“ handelt und zum Erhebungszeitraum keine besseren Verfahren zur Verfügung standen (vgl. Kap. 2.2.3). Allerdings ist dieses Verfahren zur Diagnostik psychischer Störung nicht alltags- bzw. praxistauglich z. B. für Ärzte in der Klinik oder Praxis, da die Befragung sehr aufwendig und Zeit intensiv sein kann. Zu der verwendeten deutschen Version des TAS-20 Selbstbeurteilungsinstruments ist zu sagen, dass es sich dabei um ein umfangreich validiertes Instrument handelt und zum Erhebungszeitpunkt den Standard zur Diagnostik einer Alexithmyie darstellte (vgl. Kap. 2.2.3). Kritiker sind jedoch der Auffassung, dass den Betroffenen bei der Selbstbeurteilung die verminderte Ausprägung einer Eigenschaft oft nicht bewusst ist und sie sich deshalb nicht selbst einschätzen können (Subic-Wrana, Bruder et al. 2005; Morschitzky 2007). Aufgrund der bestehenden Zweifel ist eine Überprüfung der Prävalenz von alexithymen Persönlichkeitsmerkmalen und dessen Komorbidität mit psychischen Störungen in der Dermatologie mit Fremdbeurteilungsskalen zu empfehlen. Dies könnte beispielsweise anhand des Fremdbeurteilungsinstruments Toronto Structured Interview for Alexithymia (TSIA) erfolgen (Kap. 1.1.5). Bei der Erhebung der Daten mit dem Fragebogenverfahren ist aufgefallen, dass es einige Patienten gab, die aufgrund einer psychischen Befragung nicht teilgenommen haben. Dies könnte zu einer gewissen Dunkelziffer an somatoformen Störungen, Depression und Angst geführt haben, da vielleicht eine Nichtteilnahme durch die Angst einer Offenbarung begründet sein könnte. Andere Patienten wiederum haben den Sinn der Fragen nicht verstanden oder konnten keinen Zusammenhang erkennen. Auffällig war auch, dass bei manchen eine psychische Störung in der Nebendiagnose vermerkt war, der SSQFragebogen aber unauffällig gewesen ist. Ein Grund dafür könnte die genannte Erinnerungslücke sein oder aber auch der Hintergedanke jemand Fremdes in einem 108 Interview tiefgründige Fragen zu beantworten. Zudem gab es Patienten, die aufgrund der Anzahl der Fragen nicht teilgenommen oder abgebrochen haben. Diese Erfahrungen und Anmerkungen dienen dem Zweck zukünftigen Studien Anregungen zu geben und gegebenenfalls diese Limitationen und methodische Einschränkungen zu berücksichtigen. 4.3 Fazit Das übergeordnete Ziel der vorliegenden Untersuchung ist, dem Patienten eine multiprofessionelle Behandlung anzubieten und zu gewähren, wobei eine Bedarfsermittlung als Grundlage für die Bereitstellung gezielter psychotherapeutischer Angebote erfolgen sollte. Ausgangspunkt war dabei das unterschiedliche Konsilanforderungsverhalten bei dem „Psychotherapeutischen Konsiliar- und Liaisondienstes“ der Dermatologie, Kardiologie und Neurologie in Greifswald. Es konnte beobachtet werden, dass psychische Störungen sehr häufig in allen drei Kliniken vorkommen, jedoch Prävalenzabweichungen v. a. in der Kardiologie im Vergleich zur Dermatologie und Neurologie vorliegen. Obwohl in der Kardiologie somatoforme Störungen und Depression am häufigsten ermittelt werden konnten, sind in der Dermatologie und Neurologie weitaus häufiger Konsilanforderungen eingegangen. 2009 beliefen sich diese in der Neurologie auf 126 Patienten, in der Dermatologie auf 7 und in der Kardiologie auf einem Patienten. Im Jahr 2009 wurden zusätzlich 84 dermatologische Patienten durch den Liaisondienst betreut. 2010 ist die Patientenanzahl in der Neurologie auf 31 Patienten zurückgegangen, in der Dermatologie waren es 43 Patienten und 194 Patienten wurden durch den Liaisondienst betreut. Die Ursache dieser Abweichungen liegt allerdings nicht, wie zunächst vermutet, in der Abneigung gegenüber zusätzlicher Unterstützung bei kardiologischen Patienten, denn es konnte beobachtet werden, dass sich 38 % der kardiologischen Patienten Unterstützung wünschen. Demzufolge gilt es die Ursache zu klären, warum von der Kardiologie verglichen mit der Dermatologie und Neurologie weniger Konsilanforderungen eingehen. Der Bedarf und der Wunsch nach zusätzlicher Unterstützung liegen durchaus vor. Mit der vorliegenden Untersuchung können gegebenenfalls die Weichen gestellt werden, die Therapie der Patienten nicht nur auf die aktuell zu behandelnde somatische Erkrankung zu konzentrieren, sondern dem Patienten auch die Möglichkeit einer multiprofessionellen Behandlung zu gewähren und anzubieten. Nach abgeschlossener Datenerhebung und den ersten Ergebnissen der vorliegenden Untersuchung kann beobachtet werden, dass mehr Konsilanforderungen eingegangen sind. Die Patientenanzahl betrug im Jahr 2011 in der Kardiologie 14 Patienten und 2012 34 Patienten. Auch in der Neurologie ist die Anzahl der Patienten angestiegen (2011: 53 Patienten, 2012: 68 Patienten). In der Dermatologie werden weiterhin Patienten zusätzlich durch den Liaisondienst betreut. Es gilt zu beachten, 109 dass Patienten nicht allein ihre Unterstützungsbedürfnisse äußern und die Rückkopplung objektiver Symptome nicht zwingend auf ein subjektives Empfinden möglich ist. Zusätzlich hat man bemerkt, dass das Fremdurteil einer Fachperson nicht obligat mit dem subjektiven Zustand übereinstimmt (Keller, Sommerfeldt et al. 2004). Es ist daher wichtig den Patienten über die Möglichkeiten aufzuklären und direkt anzubieten. Es ist belegt, dass ohne eine adäquate psychotherapeutische Behandlung die körperlichen Erkrankungen oft nicht geheilt werden (Gieler 2006). Zudem geht das Nicht-Erkennen einer psychischen Störung häufig einher mit einer Verlängerung des stationären Aufenthalts, höherer Inanspruchnahme poststationärer Versorgung und Wiederaufnahmen (Gieler and Harth 2006). Patienten mit psychischen Störungen werden 2- bis 4-mal häufiger stationär aufgenommen als ohne psychische Störungen (Fink 1990). Dass sich eine adäquate psychosoziale Unterstützung positiv auf das emotionale und somatische Befinden und auf die medizinische Weiterbehandlung auswirken kann, konnten ebenfalls zahlreiche Studien bereits belegen. Daniels und Kissane (2008) haben die Auswirkung psychosozialer Interventionen auf das Überleben, die Gesundheit, die Lebensqualität sowie die somatischen Symptome krebskranker Patienten untersucht. Auch wenn sich dadurch kein Überlebensvorteil ergab, konnten sie Verbesserungen in der Lebensqualität und den körperlichen Symptomen vernehmen. Psychiatrische Gespräche werden dabei unabhängig von soziodemografischen Faktoren besonders von chronisch kranken Personen als hilfreich empfunden werden (66-81%) (Koran, Van Natta et al. 1979; Speckens, van Hemert et al. 1995; Klein, Saravay et al. 1996; Lackner, Jager et al. 1996). Diese Beispiele sollen die Bedeutung einer multiprofessionellen Behandlung hervorheben, denn auch der griechische Philosoph Platon (427- 348/ 347 v. Chr.) wusste schon: „Es sollten keine Bemühungen unternommen werden, den Körper ohne die Seele zu kurieren. Wenn Kopf und Körper wieder gesunden sollen, so muss man zuerst den Geist behandeln.“ 110 5 Zusammenfassung Die vorliegende Dissertation beschäftigt sich mit dem Thema „Psychische Störungen und Alexithymie bei stationären Patienten in der Hautklinik“. Ausgangspunkt war das unterschiedliche Anforderungsverhalten der Fachkliniken für Dermatologie, Kardiologie und Neurologie bei dem „Psychotherapeutischen Konsiliar- und Liaisondienst“ der Universitätsmedizin Greifswald. In dieser Arbeit werden hauptsächlich die Ergebnisse in der Hautklinik dargestellt. Die Daten der Kliniken für Neurologie und Kardiologie werden lediglich für einzelne Vergleiche herangezogen. Es wird erörtert, ob das unterschiedliche Konsilanforderungsverhalten der einzelnen Kliniken durch mögliche Prävalenzabweichungen somatoformer Störungen, Depression und Angst sowie des Unterstützungswunsches der Patienten in den einzelnen Kliniken erklärt werden kann. Das langfristige Ziel ist, dem Patienten eine multiprofessionelle Behandlung anzubieten und zu gewähren. Aus Beobachtungen bisheriger Studien lassen sich die Prävalenz von psychischen Störungen in der Dermatologie, Kardiologie und Neurologie laut Windemuth et al. (1999) am ehesten miteinander vergleichen. Die vorliegende Untersuchung beschränkte sich auf die Erhebung der Häufigkeit der drei wichtigsten psychischen Störungen (somatoforme Störungen, Depression und Angst). Diese wurden ausgewählt, da depressive Störungen weltweit zu den häufigsten und schwersten psychischen Erkrankungen zählen (Wittchen and Uhmann 2010) und bei den meisten Patienten eine depressive Erkrankung jedoch nicht als alleinige psychische Störung auftritt, sondern besonders häufig eine Komorbidität mit somatoformen Störungen und Angst besteht (Wittchen, Kessler et al. 2000; Morschitzky 2007). Bei einem Großteil der bisherigen Untersuchungen handelt es sich lediglich um Prävalenzschätzungen, da zur Diagnostik überwiegend Screeninginstrumente verwendet worden sind. In Untersuchungen von Fritzsche et al. (2001) und Stangier et al. (2003) an deutschen Hautkliniken wurde die Prävalenz überwiegend mit verschiedenen Screeningverfahren erhoben. Diese sind zwar einfach in der Handhabung, mit relativ geringem (Zeit-) Aufwand verbunden und die Erkenntnisraten von psychischen Störungen können gesteigert werden (Gilbody, House et al. 2001; Wittchen, Höfler et al. 2001), es ergeben sich aber auch vermehrt falsch-positive und falsch-negative Werte (Leon, Portera et al. 1999). In der vorliegenden Arbeit wurden die Häufigkeiten von somatoformen Störungen und Depression mit dem Diagnostischen Interview von A-X (DIA-X) ermittelt. Ein Interview ist aufwendiger, gibt allerdings näher die wirkliche Prävalenz an. Die deutsche Version des in der vorliegenden Untersuchung verwendeten „Composite International Diagnostic Interviews“ gilt mittlerweile als Goldstandard aufgrund von guter Validität und Reliabilität zur Diagnostik psychischer Störungen. Ebenso liegen keine vergleichbaren Studien in den drei Fachbereichen mit ähnlichen diagnostischen 111 Ausgangskriterien und ambivalentem Stichprobenumfang vor, wodurch ein Vergleich zwischen der Kardiologie, Dermatologie und Neurologie bisher schwierig war. Weiterhin interessieren Zusammenhänge zwischen Alexithymie („keine Worte für Gefühle“), einer vorhandenen somatischen Multimorbidität und psychischen Störungen. Bei der Alexithymie handelt es sich um ein Konzept, das sich nicht aus einer einzigen Persönlichkeitsdimension zusammensetzt, sondern aus vielen verschiedenen heterogenen Persönlichkeitsmerkmalen wie dem Problem eigene Gefühle wahrzunehmen, zu verbalisieren und auszudrücken, die Unfähigkeit zwischen körperlichen Empfindungen und Emotionen zu unterscheiden und Defizite in der Introspektionsfähigkeit. Von einer somatischen Multimorbidität wird ausgegangen, wenn neben der Hautkrankheit noch eine weitere chronische Erkrankung vorliegt. Bei bisherigen Studien konnte beobachtet werden, dass mit dem Vorhandensein von alexithymen Persönlichkeitsmerkmalen das Risiko an einer psychischen Störung zu erkranken steigt (Taylor, Parker et al. 1992; Saarijärvi, Salminen et al. 1993; Taylor, Bagby et al. 1997; Taylor 2000; Honkalampi, Koivumaa-Honkanen et al. 2001; Kokkonen, Karvonen et al. 2001; Mattila, Salminen et al. 2006; Grabe and Rufer 2009) und eine vorhandene somatische Multimorbidität häufig mit einer geringen Lebensqualität und Funktionsbeeinträchtigung einhergeht. Die vorliegende Untersuchung erfolgte durch eine Querschnittserhebung von Patienten mittels standardisierter Instrumente, welche zu einer Fragenbogensammlung zusammengefasst wurden. Das Screening von somatoformen Störungen, Depression und Angst erfolgte mit Hilfe des Stamm-Screening-Questionnaire (SSQ), ein „Grob-ScreeningInstrument“, das sich an der Lebenszeitdiagnostik orientiert und Stammfragen des diagnostischen Interviews DIA-X enthält. Hinsichtlich somatoformer Störung und/oder Depression erfolgte bei positivem Screening zusätzlich das computergestützte standardisierte und mittlerweile als „Goldstandard“ geltende diagnostische Interview von A-X (DIA-X). Zusätzlich wurde der Anxiety-Screening-Questionnaire (ASQ) als ScreeningInstrument für aktuelle und spezifische Angststörungen verwendet. Zur Diagnostik der Alexithymie wurde die Toronto Alexithymia Scale (TAS-20) angewandt, ein umfangreich validiertes Selbstbeurteilungsinstrument. Statistische Verfahren zur Berechnung von Zusammenhängen und signifikanten (Mittelwert-)Unterschieden waren Korrelationskoeffizienten, Odds Ratios, Regressionsanalysen sowie der Chi-Quadrat-, MannWhitney U-, Kruskal Wallis H- und t-Test. Das gesamte Patientenkollektiv umfasste 316 Patienten, wovon 100 Probanden dermatologische, 111 neurologische und 105 kardiologische Patienten darstellten. Die Auswertung des SSQ und ASQ hat ergeben, dass irgendeine Angststörung im Laufe des 112 Lebens bzw. aktuell am häufigsten in der Neurologie beobachtet werden konnte. Vergleicht man die Auswertung des DIA-X Interviews konnten in der Neurologie und Dermatologie ähnlich hohe Prävalenzschätzungen an somatoformen Störungen und Depression beobachtet werden, die Kardiologie hingegen umfasste den größten Anteil. Psychische Störungen treten in der Dermatologie häufig zusammen mit einer Alexithymie auf. Patienten mit einer Alexithymie haben ein ca. neunfach erhöhtes Risiko auch an einer psychischen Störung zu leiden als Patienten ohne Alexithymie. Hinsichtlich des Unterstützungswunsches konnten in der Kardiologie (38 %) und Neurologie (37,5 %) ähnlich hohe Prävalenzschätzungen beobachtet werden. In der Dermatologie hingegen äußerten 16,8 % des Patientenkollektivs einen zusätzlichen Wunsch nach Unterstützung. Es konnte eine Zusammenhang zwischen dem Unterstützungswunsch und verschiedenen psychischen, alexithymen und soziodemografischen Merkmalen ermittelt werden. Psychische Störungen sind somit in allen drei Kliniken hochprävalent, jedoch bestehen Prävalenzabweichungen v. a. mit der Kardiologie im Vergleich zur Dermatologie und Neurologie. Dennoch sind in der Dermatologie und Neurologie weitaus häufiger Konsilanforderungen eingegangen. Die Ursache liegt allerdings nicht, wie zunächst vermutet, in der Abneigung gegenüber professioneller Unterstützung. Demzufolge kann mit der vorliegenden Untersuchung gegebenenfalls die Weiche gestellt werden, die Therapie der Patienten nicht nur auf die aktuell zu behandelnde somatische Erkrankung zu konzentrieren, sondern dem Patienten auch die Möglichkeit einer multiprofessionellen Behandlung anzubieten und zu gewähren. Es ist belegt, dass ohne eine adäquate psychotherapeutische Behandlung die körperlichen Erkrankungen oft nicht geheilt werden (Gieler 2006). Zudem geht das Nicht-Erkennen einer psychischen Störung häufig einher mit einer Verlängerung des stationären Aufenthalts, höherer Inanspruchnahme poststationärer Versorgung und Wiederaufnahmen (Gieler and Harth 2006). 113 6 Verzeichnisse 6.1 Literaturverzeichnis Aktan, Ş., E. Özmen et al. (1998). "Psychiatric Disorders in Patients Attending a Dermatology Outpatient Clinic." Dermatology 197: 230-234. Aktan, Ş., E. Özmen et al. (2000). "Anxiety, depression, and nature of acne vulgaris in adolescents." International journal of dermatology 39(5): 354-357. Allen, L. A., M. A. Gara et al. (2001). "Somatization: a debilitating syndrome in primary care." Psychosomatics 42(1): 63-67. Alonso, J., M. C. Angermeyer et al. (2004). 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(1985) .........................................................................34 Tabelle 9: Sektionen der in der vorliegenden Untersuchung abgeleiteten Störungen mit DIAX ..........................................................................................................................................52 Tabelle 10: Soziodemografische Daten der Patientenpopulation (n=100) ............................61 Tabelle 11: Dermatologische Hauptdiagnosen der Patientenpopulation (n=100) .................62 Tabelle 12: Prävalenz Alexithymie .......................................................................................63 Tabelle 13: Prävalenzen der mittels SSQ ermittelten psychischen Störungen (n= 100) .......64 Tabelle 14: Prävalenzen somatoformer Störungen innerhalb der jeweiligen Gesamtpopulation (n2) und der interviewten Gruppe (n3) ......................................................65 Tabelle 15: Prävalenzen der depressiven Störungen innerhalb der Gesamtpopulation (n2) und der interviewten Gruppe (n3) ..........................................................................................66 Tabelle 16: Prävalenz des Vorliegens von einer und mehreren Angststörungen erhoben mittels SSQ (n= 100) ............................................................................................................68 Tabelle 17: Prävalenz der einzelnen Angststörungen erhoben mittels SSQ .........................68 Tabelle 18: Häufigkeit nach der Anzahl an kombinierten Angststörungen in der Patientenpopulation erhoben mittels SSQ (n= 100) ..............................................................69 Tabelle 19: Prävalenz des Vorliegens einer und mehrerer Angststörungen erhoben mittels ASQ (n= 100) .......................................................................................................................69 Tabelle 20: Prävalenz der einzelnen Angststörungen erhoben mittels ASQ .........................69 Tabelle 21: Häufigkeit nach Anzahl der kombinierten Angststörungen in der Patientenpopulation erhoben mittels ASQ (n= 100) ..............................................................70 Tabelle 22: (Un-)Abhängigkeit zwischen Multimorbidität und dem Vorliegen von psychischen Störungen.............................................................................................................................76 Tabelle 23: Alexithyme Persönlichkeitsmerkmale und die einzelnen psychischen Störungsbilder ......................................................................................................................79 Tabelle 24: Vierfelder-Tafel zum gemeinsamen Auftreten einer Alexithymie und irgendeiner psychischen Störung (n= 98) ................................................................................................80 127 Tabelle 25: Vierfelder-Tafel zum gemeinsamen Auftreten einer Alexithymie und irgendeiner somatoformen Störung (n= 97) .............................................................................................80 Tabelle 26: Vierfelder-Tafel zum gemeinsamen Auftreten einer Alexithymie und irgendeiner depressiven Störung (n= 97) ................................................................................................80 Tabelle 27: Prävalenz des Unterstützungswunsches im Klinikvergleich und in der Gesamtpopulation (n=291) ...................................................................................................83 Tabelle 28: (Un-)Abhängigkeit zwischen Unterstützungswunsch und dem Vorliegen einer psychischen Störung ............................................................................................................85 Tabelle 29: Unterstützungswunsch nach Altersrängen ........................................................86 Tabelle 30: Unterstützungswunsch in Abhängigkeit vom Geschlecht...................................87 Tabelle 31: Unterstützungswunsch und Schulbildung ..........................................................87 Tabelle 32: Unterstützungswunsch und Familienstand ........................................................88 Tabelle 33: Unterstützungswunsch und finanzielle Situation ................................................88 Tabelle 34: Unterstützungswunsch und Multimorbidität .......................................................89 Tabellen im Anhang Tabelle B-1: Prävalenzdaten der somatoformen Störungen in deutschen Krankenhäuser .139 Tabelle B-2: Prävalenzdaten der Angststörungen in deutschen Krankenhäusern ..............140 Tabelle B-3: Prävalenzdaten der affektiven Störungen in deutschen Krankenhäusern ......141 Tabelle B-4: Prävalenzdaten psychischer Störungen in deutschen Krankenhäusern im Jahr 2010 unter Berücksichtigung der in der vorliegenden Untersuchung abgeleiteten Diagnosen ...........................................................................................................................................143 Tabelle B-5: Häufige Nebendiagnosen in der Patientenpopulation (n= 100) ......................144 Tabelle B-6: Prävalenzen der mittels SSQ ermittelten psychischen Störungen in den einzelnen Kliniken im Vergleich (n= 316) ............................................................................145 Tabelle B-7: Prävalenzen des Vorliegens von einer und mehreren Angststörungen erhoben mittels SSQ in den einzelnen Kliniken im Vergleich (n= 314) ..............................................145 Tabelle B-8: Prävalenzen der einzelnen Angststörungen erhoben mittels SSQ in den einzelnen Kliniken im Vergleich ..........................................................................................146 Tabelle B-9: Häufigkeiten der kombinierten Angststörungen (Lebenszeitprävalenz) in der Patientenpopulation erhoben mittels SSQ (n= 314) ............................................................146 Tabelle B-10: Prävalenzen des Vorliegens einer und von mehreren Angststörungen erhoben mittels ASQ in den einzelnen Kliniken im Vergleich (n= 316) ..............................................147 Tabelle B-11: Prävalenzen der einzelnen Angststörungen erhoben mittels ASQ in den einzelnen Kliniken im Vergleich ..........................................................................................147 Tabelle B-12: Häufigkeiten der kombinierten Angststörungen in der Patientenpopulation erhoben mittels ASQ (n= 316) ............................................................................................148 128 Tabelle B-13: Prävalenzen der depressiven Störungen im Klinikvergleich innerhalb der jeweiligen Gesamtpopulation (n2) und der interviewten Gruppe (n3) ...................................149 Tabelle B-14: Prävalenzen somatoformer Störungen im Klinikvergleich innerhalb der jeweiligen Gesamtpopulation (n2) und der interviewten Gruppe (n3) ...................................150 Tabelle B-15: Prävalenz der Multimorbidität (n=100) .........................................................150 Tabelle B-16: Prävalenzen nach Anzahl der Nebendiagnosen in der Gruppe der Multimorbiden (n=82) .........................................................................................................151 Tabelle B-17: Prävalenzen Multimorbidität mit psychischen Störungen und Alexithymie ...151 Tabelle B-18: Prävalenzen alexithymer Persönlichkeitsmerkmale und der einzelnen psychischen Störungsbilder ................................................................................................151 Tabelle B-19: Vierfelder-Tafel zum gemeinsamen Auftreten einer möglichen Alexithymie und irgendeiner psychischen Störung (n= 98) ...........................................................................152 Tabelle B-20: Vierfelder-Tafel zum gemeinsamen Auftreten einer möglichen Alexithymie und irgendeiner affektiven Störung (n= 97)................................................................................152 Tabelle B-21: Vierfelder-Tafel zum gemeinsamen Auftreten einer möglichen Alexithymie und irgendeiner somatoformen Störung (n= 97) ........................................................................153 Tabelle B-22: Prävalenzen des Unterstützungswunsches im Vergleich bei Patienten mit und ohne psychische Störung ...................................................................................................153 6.3 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Prävalenzen der mittels SSQ ermittelten psychischen Störungen im Klinikvergleich ......................................................................................................................71 Abbildung 2: Prävalenz von somatoformen Störungen im Klinikvergleich ...........................72 Abbildung 3: Prävalenz von depressiven Störungen im Klinikvergleich ..............................73 Abbildung 4: Prävalenz der einzelnen und von mehreren Angststörungen (ASQ) im Klinikvergleich ......................................................................................................................75 Abbildung 5: Einfluss einer spezifischen Phobie SSQ und vorhandener Multimorbidität auf Alexithymieausprägung ........................................................................................................82 Abbildung 6: Einfluss einer posttraumatischen Belastungsstörung nach ASQ und vorhandener Multimorbidität auf Alexithymieausprägung ......................................................83 Abbildung 7: Prävalenz des Unterstützungswunsches im Klinikvergleich ...........................84 129 Anhang Anhang A „Seelische und körperliche Belastungen bei Patienten der Kliniken für Hautkrankheiten“ Patienteninformation und Einverständniserklärung Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient, zurzeit führen wir – Psychotherapeutischer Konsiliar- und Liaisondienst – in Zusammenarbeit mit der Hautklinik eine Studie zur Belastungssituation von Patienten mit einer Hauterkrankung durch. Das Ziel dieser Untersuchung ist die Verbesserung der Unterstützungsmöglichkeiten für Betroffene. Ich bitte Sie um Ihre Mithilfe. Worum handelt es sich bei dieser Studie? Sie befinden sich aufgrund einer Hauterkrankung in stationärer Behandlung. Die Erkrankung stellt bereits für viele Patienten erhebliche körperliche und seelische Belastungen dar. Diese können den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen, weshalb gezielte psychosoziale und zusätzliche medizinisch- informative Angebote für Patienten hilfreich sein können. Um professionelle Angebote zur Verfügung stellen zu können, führen wir eine FragebogenUntersuchung durch. Wie würde Ihre Teilnahme aussehen? 1) Fragebogen: In einem ersten Schritt sollen Sie Fragen zu Belastungen, Symptomen und Lebenszufriedenheit beantworten. Zudem wird das Ausmaß an sozialer Unterstützung und Bedarf/ Wunsch nach gezielten Maßnahmen ermittelt. Der Umfang der Beantwortung beträgt in etwa 30 min. 2) Interview: Auf Grundlage dieser Antworten wird entschieden, ob eine zusätzliche mündliche Befragung erfolgen soll. Das anschließende Interview dauert ca. 30 Minuten. Was geschieht mit Ihren Angaben? Die beantworteten Fragebögen werden gesammelt und für die Studie wissenschaftlich bearbeitet, wobei Informationen, die Rückschlüsse auf Ihre Person ermöglichen würden, nicht weitergegeben werden. Letztendlich werden die Ergebnisse in anonymisierter Form dargestellt, das heißt: Niemand kann dann noch erkennen, welche Person welche Antwort gegeben hat. Ein Zugriff durch unbeteiligte Personen ist nicht möglich, eine Weitergabe von Personenidentifizierenden Daten an Dritte ist ausgeschlossen. Alle Mitarbeiter des Projektes unterliegen der Schweigepflicht. Warum benötigen wir Ihre Unterschrift? Dass der Schutz persönlicher Daten hohe Priorität genießt, ist auch unser Interesse. Unsere Arbeit kann nur Erfolg haben, wenn es uns gelingt Vertrauen herzustellen. Wir informieren Sie deshalb über diese Studie und über das, was mit Ihren Antworten geschieht. Mit Ihrer Unterschrift geben Sie uns Ihre Erlaubnis, dass wir die Befragung wie beschrieben durchführen dürfen. Greifswald, den _______________ _________________________ Unterschrift Projektleiter 130 Einverständniserklärung der Studienteilnehmer „Seelische und körperliche Belastungen bei Patienten der Kliniken für Hautkrankheiten“ Name, Vorname Geburtsdatum Ich erkläre mich bereit, an der Studie teilzunehmen. Ich stimme zu, dass ich einen Fragebogen zu meiner aktuellen Situation, krankheitsbedingten Belastung sowie zu meinem Bedarf an gezielten psychosozialen und zusätzlichen medizinisch-informativen Angeboten vollständig beantworte. Ich bin einverstanden, dass die im Rahmen der Studie erhobenen Daten in anonymisierter Form wissenschaftlich ausgewertet werden. Ein Zugriff auf meine Daten durch unbeteiligte Personen ist nicht möglich, eine Weitergabe von personenidentifizierenden Daten an Dritte ist ausgeschlossen. Alle Mitarbeiter des Projektes unterliegen der Schweigepflicht. Mir ist bekannt, dass ich diese Einverständniserklärung oder Teile davon jederzeit und ohne Angaben von Gründen widerrufen kann, und dass mir dadurch keinerlei Nachteile entstehen. Im Falle eines Widerrufs werden meine Daten nicht weiter verwendet und umgehend gelöscht. Ausgenommen sind lediglich Daten, die vor meinem Widerruf bereits in Datenauswertungen und Projektergebnisse eingegangen sind. Ich hatte die Gelegenheit, alle bezüglich der Studie interessierenden Fragen zu stellen und habe alle Erklärungen verstanden. Gegenwärtig habe ich keine weiteren Fragen. Eine Teilnehmerinformation habe ich erhalten, die Adresse für die Widerspruchserklärung ist unten aufgeführt. _______________ Greifswald, den _____________________ Unterschrift Patient Kontaktpersonen: _____________________ Unterschrift Projektleiter ______________________ Unterschrift Untersucher Doktorandin Sandy Heyßel Ernst- Moritz- Arndt Universität Greifswald Studium der Humanmedizin, 1. klinisches Jahr Dr. rer. med. Britta Buchhold Ernst- Moritz- Arndt Universität Greifswald Psychotherapeutischer Konsiliar- und Liaisondienst am Institut für medizinische Psychologie Walther- Rathenau- Str. 46 17487 Greifswald Tel.: (03834) 86-5676 Fax: -5677 Email: [email protected] Die Patienteninformation und ein Exemplar der Einverständniserklärung sind für Ihre Unterlagen! 131 Patienten-Code: Fragebogenuntersuchung zu Belastung und Betreuungsbedarf Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient, herzlich willkommen zur Fragebogenuntersuchung zu Belastung und Betreuungsbedarf. Nochmals vielen Dank für Ihre Bereitschaft zur Teilnahme. Zunächst bitten wir Sie um einige allgemeine Angaben zu Ihrer Person und Ihrer Lebenssituation. 1. Sie sind? □ □ eine Frau ein Mann 2. Wie alt sind Sie? ____ Jahre 3. Derzeitiger Familienstand? □ ledig □ verwitwet □ verheiratet □ getrennt lebend □ 4. Waren Sie jemals verheiratet? 5 .Wie viele Kinder haben Sie? ja □ geschieden □ in fester Partnerschaft □ nein ____ 6. Wie leben Sie zurzeit? □ allein □ mit Partner/in □ allein mit Kind/ern □ mit Partner/in und Kind/ern □ mit Eltern □ sonstiges 7. Welchen Schulabschluss haben Sie? □ noch in der Schule □ kein Schulabschluss □ Volks-/Hauptschulabschluss/ 8. Klasse POS □ Realschulabschluss/ mittlere Reife/ 10. Klasse POS □ Fachabitur (Fachhochschulreife) □ Abitur/ Hochschulreife EOS □ anderer Schulabschluss 132 8. Welche berufliche Qualifikation haben Sie? □ noch in der Ausbildung □ keinen Berufsabschluss □ Lehre / Fachschule □ Meisterlehrgang □ Fachhochschulstudium / Studium 9. Sind oder waren Sie in den letzten 12 Monaten: □ Arbeiter/in □ Hausfrau/Hausmann □ Angestellte/r □ arbeitssuchend □ Beamte/r □ Rentner/in □ Selbständige/r □ erwerbsunfähig □ mithelfende/r Familienanghörige/r □ Schüler/in o. Student/in 10. Welchen Beruf üben Sie derzeitig aus bzw. übten Sie zuletzt aus? ____________________ 11. Wie beurteilen Sie Ihre derzeitige finanzielle Situation? □ sehr gut □ gut □ befriedigend □ ausreichend □ mangelhaft 12. Versorgen bzw. pflegen Sie zurzeit Angehörige/Bekannte? □ ja □ nein 13. Werden Sie von Angehörigen/Bekannten versorgt bzw. gepflegt? □ ja □ nein 14. Gehören Sie einer Glaubensgemeinschaft an? □ ja □ nein Wenn ja, wie stark ist Ihre Bindung an Ihre Religion/ Glaubensgemeinschaft? □ keine □ locker □ mittelstarke □ starke Bindung Abschließend möchte ich Ihnen einige Frage zu Ihrer Krankheitsgeschichte stellen 15. Seit wann wissen Sie, dass Sie eine Hauterkrankung haben? _________________ 16. Welches waren die ersten Symptome Ihrer Hauterkrankung? 1. _____________________________________ 133 2. _____________________________________ 3. _____________________________________ 17. Wann traten diese Symptome das erste Mal bei Ihnen auf? ___________________ 18. Ist dies Ihre Ersterkrankung oder eine Neuerkrankung? □ Ersterkrankung □ Neuerkrankung 19. Sind bereits Hauterkrankungen in Ihrer Familie aufgetreten? □ ja □ nein 20. Wie sind andere Menschen in Ihrem Umfeld mit einer Hauterkrankung umgegangen? □ Sie waren mutig und zuversichtlich. □ Sie waren ängstlich und besorgt. □ Sie waren weder ängstlich noch zuversichtlich. □ Ich kenne niemanden mit einer Krebserkrankung. 21. Wurde bei Ihnen eine psychische Störung diagnostiziert? 22. Wenn ja, können Sie nähere Angaben machen? □ ja □ nein _____________________________ 23. Waren Sie schon einmal in psychotherapeutischer Behandlung? □ ja □ nein Ihr Bedarf an Unterstützung: Besteht Ihrerseits Bedarf an unterstützenden Gesprächen? JA NEIN Mit wem aus unserem Team würden Sie gerne über Ihre seelischen Belastungen sprechen? Arzt / Ärztin Psychologe / Psychologin SeelsorgerIn SozialarbeiterIn _________________________________________________________________________ Welche Angebote würden Sie noch als hilfreich empfinden? Beratungsstelle Selbsthilfegruppe Informationsveranstaltungen zum Thema Hauterkrankungen Einzelgespräche Paargespräche Informationsveranstaltungen zum Thema Ernährung und Hautkrankheit Gruppengespräche mit anderen Betroffenen andere: _______________________________________________________________ ______________________________________________________________________ 134 DIA-X SSQ Lesen Sie die folgenden Fragen sorgfältig durch und kreuzen Sie entsprechend Ihrer Antwort „Ja“ oder „nein“ an! Ja 1. Haben Sie jemals mehrere Monate lang unter körperlichen Beschwerden gelitten, für die Ihr Arzt keine eindeutige Erklärung finden konnte? 2. Haben Sie sich in den letzten 12 Monaten erhebliche Sorgen gemacht, eine ernsthafte körperliche Erkrankung zu haben? 3. Hatten Sie schon einmal einen Angstanfall, manche nennen das auch Panikattacke oder Angstattacke, bei dem Sie ganz plötzlich von einem Gefühl starker Angst, Beklommenheit oder Unruhe überfallen wurden? 4. Gab es in Ihrem Leben schon einmal eine Zeitspanne von einem Monat oder länger, in der Sie sich oft oder meistens ängstlich, angespannt und voller ängstlicher Besorgnis gefühlt haben? 5. Litten Sie jemals unter unbegründet starken Ängsten in sozialen Situationen, wie mit anderen zu reden, etwas in Gegenwart anderer zu tun oder im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen? 6. Litten Sie jemals unter unbegründet starken Ängsten, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, in Geschäfte zu gehen, Schlange zu stehen oder sich auf öffentlichen Plätzen aufzuhalten? 7. Haben Sie jemals ein ungewöhnlich schreckliches oder bedrohliches Ereignis oder eine ungewöhnlich schreckliche oder bedrohliche Situation erlebt, unter deren Nachwirkungen Sie monatelang litten? 8. Gab es jemals eine Zeitspanne, in der Sie unter einer unbegründet starken Angst vor anderen Situationen (geschlossene Räume) oder Gegenständen (Höhen, Unwettern, Tieren) litten? 9. Haben Sie jemals über mehr als 2 Wochen fast täglich unter Gefühlen von Traurigkeit oder Niedergeschlagenheit gelitten? 10. Litten Sie jemals über mehr als 2 Wochen fast täglich unter Interessenverlust, Müdigkeit oder Energielosigkeit? 11. Waren Sie jemals über mehrere Tage hinweg ungewöhnlich glücklich, überdreht oder reizbar, so dass sich Freunde oder Angehörige Sorgen machten? 135 Nein DIA-X ASQ Lesen Sie die folgenden Fragen sorgfältig durch und kreuzen Sie entsprechend Ihrer Antwort „Ja“ oder „Nein“ an! ja nein □ □ □ □ □ □ □ □ 2. Haben Sie in den letzten Wochen die meiste Zeit unter Gefühlen von Traurigkeit und Niedergeschlagenheit oder Energieverlust gelitten? □ □ 3. Hatten Sie in den letzten Woche Angstattacken, bei denen Sie ganz plötzlich von einem Gefühl starker Angst, Bekommenheit oder Unruhe überfallen wurden? □ □ 4. Litten Sie in den letzten Wochen unter unbegründet starken Ängsten in sozialen Situationen, wie z.B. vor anderen etwas zu tun, vor oder mit anderen Leuten zu sprechen oder im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen? □ □ 5. Hatten Sie in den letzen Wochen unbegründet starke Ängste, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, in Geschäfte zu gehen, Schlange zu stehen oder sich auf öffentlichen Plätzen aufzuhalten? □ □ 6. Haben Sie in den letzten Monaten oft unter den Nachwirkungen eines ungewöhnlich schrecklichen oder bedrohlichen Ereignisses gelitten? □ □ 7. Wurden Sie während der letzten Wochen oft durch Sorgen, Ängste und Gefühle von Anspannung belastet? □ □ 1. Leiden Sie derzeit unter (Kreuzen Sie alles Zutreffende an): - Schmerzen? - psychologischen oder emotionalen Problemen? - körperlichen Beschwerden oder Krankheiten? Wenn ja, welche?............................................................................. - anderen Problemen? Wenn ja, welche?............................................................................. Wenn Sie die Fragen 2 bis 7 alle verneint haben, entfallen die folgenden Fragen. Sollten Sie eine oder mehrere Frage bejaht haben, fahren Sie auf der nächsten Seite fort. 136 Lesen Sie bitte die abschließenden Fragen sorgfältig! Kreuzen Sie die für Sie zutreffende Antwort (oft, manchmal oder nie) an.! oft manch mal nie 8. Leiden Sie unter Angst und Sorgen im Zusammenhang mit eigentlich alltäglichen Dingen wie Haushalt, Arbeit, Familie, Beruf oder Ihren Kindern? □ □ □ 9. Leiden Sie unter Angst und Sorgen im Zusammenhang mit Ihrem körperlichen Gesundheitszustand? □ □ □ 10. Haben Sie mehr Angst und Sorgen im Zusammenhang mit anderen Dingen und Situationen? □ □ □ 11. Haben Sie mehr Angst und Sorgen, als andere Personen in Ihrer Situation haben würden? □ □ □ 12. Fällt es Ihnen schwer, sich von Ihren Sorgen und Ängsten abzulenken? □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ 13. Welche der folgenden Beschwerden hatten Sie in den letzten Wochen? - ruhelos und ständig auf dem Sprung? - schreckhaft und innerlich angespannt? - leicht ermüdbar und erschöpft? - nervös und reizbar? - Zittern oder Schwitzen? - Herzklopfen oder Herzrasen? - Atembeschwerden und Beklemmungsgefühle? - Muskelschmerzen und Verspannungsgefühle? - Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren? - Schwierigkeiten, ein- oder durchzuschlafen? 14. Beeinträchtigen Sie diese Sorgen oder Ängste bei Ihren alltäglichen Aktivitäten im Zusammenhang mit Ihrer Arbeit, Haushalt oder den Beziehungen zu anderen Menschen? 15. Wann hat diese Phase mit den Sorgen begonnen? War das (...zutreffendes bitte ankreuzen): vor Wochen? vor Monaten? vor Jahren? 137 □ □ □ TAS-20 trifft immer zu trifft oft zu trifft teilweise zu trifft gar nicht zu zuzu trifft selten zu Bitte kreuzen Sie an, inwieweit die folgenden 20 Aussagen auf Sie zutreffen. Sie können den Grad Ihrer Zustimmung oder Ablehnung anhand einer 5-Punkte-Skala einschätzen: 1. Mir ist oft unklar, welche Gefühle ich gerade habe. 1 2 3 4 5 2. Es fällt mir schwer, die richtigen Worte für meine Gefühle zu finden. 1 2 3 4 5 3. Ich habe körperliche Empfindungen, die sogar Ärzte nicht verstehen. 1 2 3 4 5 4. Es fällt mir leicht meine Gefühle zu beschreiben. 1 2 3 4 5 5. Ich gehe Problemen lieber auf den Grund, als sie nur zu beschreiben. 1 2 3 4 5 6. Wenn mich etwas aus der Fassung gebracht hat, weiß ich oft nicht ob ich traurig, ängstlich oder wütend bin. 1 2 3 4 5 7. Ich bin oft über die Vorgänge in meinem Körper verwirrt. 1 2 3 4 5 8. Ich lasse die Dinge lieber einfach geschehen und versuche nicht herauszufinden, warum sie gerade passiert sind. 1 2 3 4 5 9. Einige meiner Gefühle kann ich gar nicht richtig benennen. 1 2 3 4 5 10. Sich mit seinen Gefühlen zu beschäftigen, finde ich sehr wichtig. 1 2 3 4 5 11. Ich finde es schwierig zu beschreiben, was ich für andere Menschen empfinde. 1 2 3 4 5 12. Andere fordern mich auf, meine Gefühle mehr zu beschreiben 1 2 3 4 5 13. Ich weiß nicht, was in mir vorgeht. 1 2 3 4 5 14. Ich weiß nicht, warum ich wütend bin. 1 2 3 4 5 15. Ich unterhalte mich mit anderen nicht so gerne über meine Gefühle, sondern lieber darüber, womit sie sich täglich beschäftigen. 1 2 3 4 5 16. Ich sehe mir lieber „leichte“ Unterhaltungssendungen als psychologische Problemfilme an. 1 2 3 4 5 17. Es fällt mir schwer, selbst engen Freunden gegenüber meine innersten Gefühle mitzuteilen. 1 2 3 4 5 18. Ich kann mich jemanden sogar in Augenblicken des Schweigens sehr nahe fühlen. 1 2 3 4 5 19. Ich finde, dass das Mir-Klarwerden über meine persönlichen Gefühle wichtig ist, wenn ich persönliche Probleme lösen muss. 1 2 3 4 5 20. Durch die Suche nach verborgenen Bedeutungen nimmt man sich das Vergnügen an Filmen oder Theaterstücken. 1 2 3 4 5 138 Anhang B Krankenhausstatistik des statistischen Bundesamtes - Diagnosedaten der deutschen Krankenhäuser nach ICD- 10 Klassifikation Tabelle B-1: Prävalenzdaten der somatoformen Störungen in deutschen Krankenhäusern (erstellt unter www.gbe-bund.de) 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2000 Insgesamt F45 Somatoforme Störungen 37.657 36.221 35.121 35.981 36.199 35.273 25.948 F45.0 Somatisierungsstörung 8.968 9.195 9.801 9.744 9.043 8.742 4.372 F45.1 Undifferenzierte Somatisierungsstörung 2.215 2.214 2.150 1.994 1.836 1.921 1.038 581 671 660 649 633 713 737 F45.2 Hypochondrische Störung F45.3 Somatoforme autonome Funktionsstörung 10.081 10.290 11.232 12.149 12.560 12.517 10.508 F45.4 Anhaltende somatoforme Schmerzstörung 11.028 8.881 6.439 6.294 6.340 6.145 3.395 F45.8 Sonstige somatoforme Störungen 3.144 3.075 2.893 3.179 3.129 2.552 2.175 F45.9 Somatoforme Störung, nicht näher bezeichnet 1.640 1.895 1.946 1.972 2.658 2.683 3.723 F45 Somatoforme Störungen 12.812 12.190 11.680 11.938 12.219 11.978 8.980 F45.0 Somatisierungsstörung Männlich 2.940 2.948 3.131 3.169 2.843 2.833 1.496 F45.1 Undifferenzierte Somatisierungsstörung 737 723 744 646 621 638 363 F45.2 Hypochondrische Störung 322 334 317 319 327 398 373 F45.3 Somatoforme autonome Funktionsstörung 3.540 3.565 3.853 4.080 4.194 4.339 3.616 F45.4 Anhaltende somatoforme Schmerzstörung 3.500 2.806 1.871 1.923 2.039 1.910 1.099 F45.8 Sonstige somatoforme Störungen 1.162 1.180 1.084 1.137 1.296 986 732 611 634 680 664 899 874 1.301 F45.9 Somatoforme Störung, nicht näher bezeichnet Weiblich F45 Somatoforme Störungen 24.845 24.031 23.441 24.043 23.976 23.295 16.966 F45.0 Somatisierungsstörung 6.028 6.247 6.670 6.575 6.199 5.909 2.876 F45.1 Undifferenzierte Somatisierungsstörung 1.478 1.491 1.406 1.348 1.215 1.283 675 259 337 343 330 306 315 364 F45.3 Somatoforme autonome Funktionsstörung 6.541 6.725 7.379 8.069 8.366 8.178 6.890 F45.4 Anhaltende somatoforme Schmerzstörung 7.528 6.075 4.568 4.371 4.298 4.235 2.296 F45.8 Sonstige somatoforme Störungen 1.982 1.895 1.809 2.042 1.833 1.566 1.443 F45.2 Hypochondrische Störung F45.9 Somatoforme Störung, nicht näher bezeichnet 1.029 1.261 1.266 1.308 1.759 1.809 2.422 Anmerkung: Die in der vorliegenden Studie abgeleiteten Diagnosen und die Fallzahlen des Datenerhebungsjahres 2010 wurden fett gedruckt gekennzeichnet 139 Tabelle B-2: Prävalenzdaten der Angststörungen in deutschen Krankenhäusern (erstellt unter www.gbebund.de) 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2000 F40 Phobische Störungen 5.453 5.284 5.078 4.849 4.775 4.510 3.707 F40.0 Agoraphobie 2.633 2.557 2.432 2.375 2.391 2.315 1.608 F40.1 Soziale Phobien 1.430 1.395 1.371 1.313 1.255 1.200 1.052 F40.2 Spezifische (isolierte) Phobien 1.076 1.024 992 901 838 754 470 216 224 184 146 141 103 124 Insgesamt F40.8 Sonstige phobische Störungen F41 Andere Angststörungen 25.303 25.297 24.943 24.073 23.744 22.164 16.816 F41.0 Panikstörung 12.838 12.219 11.986 11.175 10.951 9.697 5.102 F41.1 Generalisierte Angststörung 4.255 4.494 4.309 4.536 4.368 4.061 3.984 F41.2 Angst und depressive Störung, gemischt 6.117 6.475 6.636 6.412 6.212 6.366 5.641 F41.3 Andere gemischte Angststörungen 455 501 545 535 503 426 396 F41.8 Sonstige spezifische Angststörungen 310 303 292 253 240 232 194 F41.9 Angststörung, nicht näher bezeichnet 1.328 1.305 1.175 1.162 1.470 1.382 1.499 Männlich F40 Phobische Störungen 2.121 2.073 1.971 1.858 1.848 1.746 1.520 F40.0 Agoraphobie 876 884 813 762 790 743 536 F40.1 Soziale Phobien 781 761 740 697 656 625 528 F40.2 Spezifische (isolierte) Phobien 357 322 323 288 289 284 232 F40.8 Sonstige phobische Störungen 74 68 53 58 51 37 46 F41 Andere Angststörungen 9.069 9.215 8.777 8.329 8.508 8.059 5.720 F41.0 Panikstörung 4.864 4.702 4.337 4.078 4.067 3.780 1.864 F41.1 Generalisierte Angststörung 1.362 1.599 1.493 1.530 1.520 1.433 1.367 F41.2 Angst und depressive Störung, gemischt 1.992 2.089 2.161 2.022 2.037 2.046 1.732 F41.3 Andere gemischte Angststörungen 203 185 188 199 180 171 147 F41.8 Sonstige spezifische Angststörungen 123 125 125 95 103 93 64 F41.9 Angststörung, nicht näher bezeichnet 525 515 473 405 601 536 546 F40 Phobische Störungen 3.332 3.211 3.107 2.991 2.927 2.764 2.187 F40.0 Agoraphobie 1.757 1.673 1.619 1.613 1.601 1.572 1.072 F40.1 Soziale Phobien 649 634 631 616 599 575 524 F40.2 Spezifische (isolierte) Phobien 719 702 669 613 549 470 238 F40.8 Sonstige phobische Störungen 142 156 131 88 90 66 78 Weiblich F41 Andere Angststörungen 16.234 16.082 16.166 15.744 15.236 14.105 11.096 F41.0 Panikstörung 7.974 7.517 7.649 7.097 6.884 5.917 3.238 F41.1 Generalisierte Angststörung 2.893 2.895 2.816 3.006 2.848 2.628 2.617 F41.2 Angst und depressive Störung, gemischt 4.125 4.386 4.475 4.390 4.175 4.320 3.909 F41.3 Andere gemischte Angststörungen 252 316 357 336 323 255 249 F41.8 Sonstige spezifische Angststörungen 187 178 167 158 137 139 130 F41.9 Angststörung, nicht näher bezeichnet 803 790 Anmerkung: Die in der vorliegenden Studie abgeleiteten Datenerhebungsjahres 2010 wurden fett gedruckt gekennzeichnet 140 702 757 869 Diagnosen und die 846 953 Fallzahlen des Tabelle B-3: Prävalenzdaten der affektiven Störungen in deutschen Krankenhäusern (erstellt unter www.gbe-bund.de) 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2000 97.693 71.667 Insgesamt F32 Depressive Episode 121.599 114.545 108.472 105.251 101.305 F32.0 Leichte depressive Episode 1.583 1.715 1.803 1.703 1.706 1.758 4.088 F32.1 Mittelgradige depressive Episode F32.2 Schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome F32.3 Schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen 40.103 37.029 35.036 34.048 32.807 31.683 23.664 66.183 61.833 57.706 54.781 50.242 47.222 22.476 7.814 7.867 7.718 7.875 7.824 7.892 5.958 F32.8 Sonstige depressive Episoden F32.9 Depressive Episode, nicht näher bezeichnet 2.280 2.615 2.620 3.116 2.958 3.154 3.446 3.636 3.486 3.589 3.728 5.768 5.984 12.035 108.047 98.609 90.806 84.849 76.808 71.503 38.294 706 777 794 781 778 761 1.489 30.564 27.988 26.262 25.026 22.690 21.506 12.983 66.094 59.919 53.980 49.669 44.696 40.955 16.093 9.087 8.628 8.611 8.322 7.631 7.310 4.206 293 266 285 282 236 173 223 382 352 336 305 235 202 265 921 679 538 464 542 596 3.035 1.239 1.187 1.323 1.470 1.602 1.877 6.340 133 115 107 139 144 190 463 1.041 1.000 1.113 1.237 1.360 1.572 5.334 42 44 67 61 60 80 158 23 28 36 33 38 35 385 49.729 45.075 41.275 39.827 38.299 36.929 24.719 612 622 655 665 643 657 1.597 15.858 14.277 12.998 12.673 12.223 11.713 8.326 27.824 24.992 22.659 21.295 19.543 18.498 8.060 3.254 3.142 2.982 3.081 3.033 3.036 2.124 686 782 700 826 760 827 915 1.495 1.260 1.281 1.287 2.097 2.198 3.697 38.078 33.415 30.102 27.848 25.026 23.297 10.906 295 316 268 267 268 264 428 F33 Rezidivierende depressive Störung F33.0 Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig leichte Episode F33.1 Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig mittelgradige Episode F33.2 Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig schwere Episode ohne psychotische Symptome F33.3 Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig schwere Episode mit psychotischen Symptomen F33.4 Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig remittiert F33.8 Sonstige rezidivierende depressive Störungen F33.9 Rezidivierende depressive Störung, nicht näher bezeichnet F34 Anhaltende affektive Störungen F34.0 Zyklothymia F34.1 Dysthymia F34.8 Sonstige anhaltende affektive Störungen F34.9 Anhaltende affektive Störung, nicht näher bezeichnet Männlich F32 Depressive Episode F32.0 Leichte depressive Episode F32.1 Mittelgradige depressive Episode F32.2 Schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome F32.3 Schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen F32.8 Sonstige depressive Episoden F32.9 Depressive Episode, nicht näher bezeichnet F33 Rezidivierende depressive Störung F33.0 Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig leichte Episode 141 F33.1 Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig mittelgradige Episode F33.2 Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig schwere Episode ohne psychotische Symptome F33.3 Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig schwere Episode mit psychotischen Symptomen F33.4 Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig remittiert F33.8 Sonstige rezidivierende depressive Störungen F33.9 Rezidivierende depressive Störung, nicht näher bezeichnet 10.855 9.597 8.779 8.494 7.430 7.029 3.746 23.385 20.238 17.855 16.222 14.639 13.347 4.598 3.014 2.829 2.833 2.591 2.407 2.325 1.191 85 66 62 62 44 50 66 131 126 107 78 72 64 72 313 243 198 134 166 218 805 F34 Anhaltende affektive Störungen 537 478 522 569 594 640 2.204 F34.0 Zyklothymia 50 52 47 59 62 70 170 F34.1 Dysthymia F34.8 Sonstige anhaltende affektive Störungen F34.9 Anhaltende affektive Störung, nicht näher bezeichnet 456 395 438 470 485 530 1.838 24 22 23 27 32 29 58 7 9 14 13 15 11 138 71.870 69.470 67.197 65.424 63.005 60.764 46.947 971 1.093 1.148 1.038 1.063 1.101 2.490 F32.1 Mittelgradige depressive Episode F32.2 Schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome F32.3 Schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen 24.245 22.752 22.038 21.375 20.584 19.970 15.338 38.359 36.841 35.047 33.486 30.698 28.724 14.416 4.560 4.725 4.736 4.794 4.791 4.856 3.834 F32.8 Sonstige depressive Episoden F32.9 Depressive Episode, nicht näher bezeichnet 1.594 1.833 1.920 2.290 2.198 2.327 2.531 2.141 2.226 2.308 2.441 3.671 3.786 8.338 F33 Rezidivierende depressive Störung F33.0 Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig leichte Episode F33.1 Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig mittelgradige Episode F33.2 Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig schwere Episode ohne psychotische Symptome F33.3 Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig schwere Episode mit psychotischen Symptomen F33.4 Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig remittiert F33.8 Sonstige rezidivierende depressive Störungen F33.9 Rezidivierende depressive Störung, nicht näher bezeichnet 69.969 65.194 60.703 57.001 51.780 48.206 27.388 411 461 526 514 510 497 1.061 19.709 18.391 17.482 16.532 15.260 14.477 9.237 42.709 39.681 36.125 33.447 30.056 27.608 11.495 6.073 5.799 5.778 5.731 5.223 4.985 3.015 208 200 223 220 192 123 157 251 226 229 227 163 138 193 608 436 340 330 376 378 2.230 F34 Anhaltende affektive Störungen 702 709 801 901 1.008 1.237 4.136 F34.0 Zyklothymia 83 63 60 80 82 120 293 F34.1 Dysthymia 585 605 675 767 875 1.042 3.496 Weiblich F32 Depressive Episode F32.0 Leichte depressive Episode 142 F34.8 Sonstige anhaltende affektive Störungen 18 22 44 34 F34.9 Anhaltende affektive Störung, nicht näher bezeichnet 16 19 22 20 Anmerkung: Die in der vorliegenden Studie abgeleiteten Diagnosen Datenerhebungsjahres 2010 wurden fett gedruckt gekennzeichnet 28 23 und die 51 100 24 247 Fallzahlen des Tabelle B-4: Prävalenzdaten psychischer Störungen in deutschen Krankenhäusern im Jahr 2010 unter Berücksichtigung der in der vorliegenden Untersuchung abgeleiteten Diagnosen F45 Somatoforme Störungen F45.0 Somatisierungsstörung * ** F45.1 Undifferenzierte Somatisierungsstörung F45.2 Hypochondrische Störung ** ** F45.4 Anhaltende somatoforme Schmerzstörung ** F40 Phobische Störungen, F41 Andere Angststörungen F40.0 Agoraphobie ** F40.1 Soziale Phobien ** F40.2 Spezifische (isolierte) Phobien F41.0 Panikstörung ** ** ** F41.1 Generalisierte Angststörung F32 Depressive Episode, F33 Rezidivierende * depressive Störung, F34.1 Dysthymia F32 Depressive Episode *** F32.0 Leichte depressive Episode ** F32.1 Mittelgradige depressive Episode F32.2 Schwere depressive Episode ** ohne psychotische Symptome F32.3 Schwere depressive Episode ** mit psychotischen Symptomen ** F33 Rezidivierende depressive Störung F33.0 Rezidivierende depressive Störung, ** gegenwärtig leichte Episode F33.1 Rezidivierende depressive Störung, ** gegenwärtig mittelgradige Episode F33.2 Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig schwere Episode ** ohne psychotische Symptome F33.3 Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig schwere Episode ** mit psychotischen Symptomen *** *** * Insgesamt (%) Männlich (%) Weiblich (%) 22.792 (0,1) 7.499 (0,1) 15.293 (0,16) 8.968 (39,3) 2.940 (39,2) 6.028 (39,4) 2.215 (9,7) 737 (9,8) 1.478 (9,7) 581 (2,5) 322 (4,3) 259 (1,7) 11.028 (48,4) 3.500 (46,7) 7.528 (49,2) 22.232 (0,1) 8.240 (0,1) 13.992 (0,14) 2.633 (11,8) 876 (10,6) 1.757 (12.6) 1.430 (6,4) 781 (9,5) 649 (4,6) 1.076 (4,8) 357(4,3) 719 (5,1) 12.838 (57,7) 4.864 (59,0) 7.974 (57,0) 4.255 (19,1) 1.362 (16,5) 2.893 (20,7) 223.175 (1,2) 85.553 (1,0) 137.622 (1,4) 115.683 (51,8) 47.548 (55,6) 68.135 (49,5) 1.583 (1,3) 612 (1,3) 971 (1,4) 40.103 (33,0) 15.858 (33,4) 24.245 (35,6) 66.183 (54,4) 27.824 (58,5) 38.359 (56,3) 7.814 (6,4) 3.254 (6,8) 4.560 (6,7) 106.451 (47,7) 37.549 (43,9) 68.902 (50,1) 706 (0,7) 295 (0,8) 411 (0,6) 30.564 (28,3) 10.855 (28,9) 19.709 (28,6) 66.094 (61,2) 23.385 (62,3) 42.709 (62,0) 9.087 (8,4) 3.014 (8,0) 6.073 (8,8) F34.1 Dysthymia 1.041 (0,5) 456 (0,5) 585 (0,4) * Anmerkungen: Prozentzahlen ergeben sich aus der Gesamtzahl aller Krankenhausfälle im Jahr 2010 (18.489.998 Patienten; Frauen: 9.784.155, Männer: 8.705.679; Geschlecht unbekannt: 164) unter ** Berücksichtigung aller ICD- 10 Diagnosen und den jeweiligen Fallzahlen der F- Diagnosen; Prozentzahlen *** innerhalb der Diagnose; Prozentzahlen innerhalb F32, F33 und F34.1 143 Tabelle B-5: Häufige Nebendiagnosen in der Patientenpopulation (n= 100) n % Herz- Kreislauferkrankungen primäre Hypertonie (I10) periphere Gefäßkrankheit (I73) Herzinsuffizienz (I50) kardiale Arrhythmien (I49) Angina pectoris (I20) Z. n. Thrombose (I80) Hypotonie (I95) chronisch venöse Insuffizienz (I87.2) 38 2 3 3 2 5 3 4 38 2 3 3 2 5 3 4 Stoffwechselerkrankungen Diabetes mellitus Typ 1/ 2 (E10- E14) Hypothyreose (E03) Hypothyreose nach medizinischen Maßnahmen (E89) Adipositas (E66) Störungen des Lipidstoffwechsels (E78) Hyperurikämie (E79.0) Gicht (M10) 17 4 2 7 4 2 2 17 4 2 7 4 2 2 Erkrankungen der Leber, der Atemorgane und des harnableitenden Systems Leberzirrhose (K74) Asthma bronchiale (J45) chronisch obstruktive Lungenkrankheit (J44) chronische Nierenkrankheit (N18) allergische Rhinopathie (J30.4) 3 8 2 3 4 3 8 2 3 4 Dermatologische und allergologische Erkrankungen malignes Melanom (C43) Psoriasis vulgaris (L40) atopisches Ekzem (L20) Penicillinallergie (Z88.0) Antibiotikaallergie (L88.1) Lichen ruber planus (L43) Acne vulgaris (L70) hypertrophe Narbe (L91.0) Ulcus cruris (l97) Osteoporose ohne pathologische Frakturen (M81) Gonarthrose (M17) chronische Polyarthritis (M06) Bandscheibenprolaps (M51) 1 5 2 2 1 1 1 1 1 3 2 3 2 1 5 2 2 1 1 1 1 1 3 2 3 2 psychische Verhaltensstörungen durch Abhängigkeitssyndrom (F10.2) depressive Episode (F32.9) Posttraumatische Belastungsstörung (F43.1) 3 5 1 3 5 1 2 2 20 20 Erkrankungen des Bewegungsapparates Psychiatrische Erkrankungen Erkrankungen des Nervensystems Polyneuropathie (G62-63) keine Nebendiagnosen Alkohol, Anmerkung: eingeteilt ab ≥ 1 Nebendiagnose für dermatologische und psychiatrische Erkrankungen aufgrund der Relevanz für die vorliegende Untersuchung; für alle anderen Erkrankungen ab ≥ 2 Nebendiagnosen; n> 100, da Patienten mit mehr als einer Nebendiagnose 144 Depression somatoforme Störung und Depression Angst Angst und somatoforme Störung Angst und Depression Angst, somatoforme Störung und Depression Gesamt 20 12 5 4 6 9 15 29 100 davon Männer (n) 7 10 3 2 2 4 8 12 48 davon Frauen (n) 13 2 2 2 4 5 7 17 52 % innerhalb Klinik 20,0 12,0 5,0 4,0 6,0 9,0 15,0 29,0 100 % innerhalb SSQ 36,4 40,0 33,3 28,6 21,4 27,3 37,5 28,7 31,6 Kardiologie (n) 20 8 3 4 12 13 9 36 105 davon Männer (n) 17 4 1 2 3 6 3 14 50 davon Frauen (n) 3 4 2 2 9 7 6 22 55 % innerhalb Klinik 19,0 7,6 2,9 3,8 11,4 12,4 8,6 34,3 100 % innerhalb SSQ nein somatoforme Störungen Tabelle B-6: Prävalenzen der mittels SSQ ermittelten psychischen Störungen in den einzelnen Kliniken im Vergleich (n= 316) Dermatologie (n) 36,4 26,7 20,0 28,6 42,9 39,4 22,5 35,6 33,2 Neurologie (n) 15 10 7 6 10 11 16 36 111 davon Männer (n) 11 7 5 4 4 6 7 21 65 davon Frauen (n) 4 3 2 2 6 5 9 15 46 % innerhalb Klinik 13,5 9,0 6,3 5,4 9,0 9,9 14,4 32,4 100 % innerhalb SSQ 27,3 33,3 46,7 42,9 35,7 33,3 40,0 35,6 35,1 Gesamt (n) 55 30 15 14 28 33 40 101 316 davon Männer (n) 35 21 9 8 9 16 18 47 163 davon Frauen (n) 20 9 6 6 19 17 22 54 153 % der Gesamtzahl 17,4 9,5 4,7 4,4 8,9 10,4 12,7 32,0 100 % innerhalb SSQ 100 100 100 100 100 100 100 100 100 generalisierte Angststörung soziale Phobie Agoraphobie PTSD spezifische Phobien mehrere >1 Gesamt Dermatologie (n) 41 7 9 2 - 4 1 36 100 davon Männer (n) 22 4 3 1 - 2 0 16 48 davon Frauen (n) 19 3 6 1 - 2 1 20 54 % innerhalb Klinik 41 7 9 2 0 4 1 36 100 36,6 31,8 40,9 40,0 0 28,6 25,0 27,3 31,8 Kardiologie (n) 35 9 4 2 - 4 2 49 105 davon Männer (n) 24 4 2 0 - 1 0 19 50 davon Frauen (n) 11 5 2 2 - 3 2 30 55 % innerhalb Klinik 33,3 8,6 3,8 1,9 0 3,8 1,9 46,7 100 % innerhalb SSQ 31,3 40,9 18,2 40,0 0 28,6 50,0 37,1 33,4 Neurologie (n) 36 6 9 1 3 6 1 47 109 davon Männer (n) 25 2 7 0 2 3 1 23 63 davon Frauen (n) 11 4 2 1 1 3 0 24 46 keine Panikattacke/ Panikstörung Tabelle B-7: Prävalenzen des Vorliegens von einer und mehreren Angststörungen erhoben mittels SSQ in den einzelnen Kliniken im Vergleich (n= 314) % innerhalb SSQ 145 % innerhalb Klinik 33,0 5,5 8,6 0,9 2,8 5,5 0,9 43,1 100 % innerhalb SSQ 32,1 27,3 40,9 20,0 100 42,9 25,0 35,6 34,7 Gesamt 112 22 22 5 3 14 4 132 314 davon Männer (n) 71 10 12 1 2 6 1 58 161 davon Frauen (n) 41 12 10 4 1 8 3 74 153 % der Gesamtzahl 35,7 7,0 7,0 1,6 1,0 4,5 1,3 42,0 100 % innerhalb SSQ 100 100 100 100 100 100 100 100 100 Panikattacke/ Panikstörung generalisierte Angststörung soziale Phobie Agoraphobie PTSD spezifische Phobien Tabelle B-8: Prävalenzen der einzelnen Angststörungen erhoben mittels SSQ in den einzelnen Kliniken im Vergleich Dermatologie (n) 32 38 13 12 27 9 davon Männer (n) 16 16 5 6 10 4 davon Frauen (n) 16 22 8 6 17 5 % innerhalb Klinik 32 38 13 12 27 9 25,8 30,6 25,5 28,6 32,5 19,1 Kardiologie (n) 47 38 17 13 27 21 davon Männer (n) 18 15 9 4 6 4 davon Frauen (n) 29 23 8 9 21 17 % innerhalb Klinik 44,8 36,2 16,2 12,4 25,7 20,0 % innerhalb SSQ 37,9 30,6 33,3 31,0 32,5 44,7 Neurologie (n) 45 48 21 17 29 17 davon Männer (n) 22 25 11 7 11 8 davon Frauen (n) 23 23 10 10 18 9 fehlend (n) 3 3 3 1 3 1 % innerhalb Klinik 41,7 44,4 19,4 15,5 26,9 15,5 % innerhalb SSQ 36,3 38,7 41,2 40,5 34,9 36,2 Gesamt (n) 124 124 51 42 83 47 davon Männer (n) 56 56 25 17 27 16 davon Frauen (n) 68 68 26 25 56 31 % der Gesamtzahl 39,6 39,6 16,3 13,3 26,5 14,9 % innerhalb SSQ 100 100 100 100 100 100 % innerhalb SSQ Vorliegen von 5 Angststörungen Vorliegen von 6 Angststörungen Gesamt in Vorliegen von 4 Angststörungen (Lebenszeitprävalenz) Vorliegen von 3 Angststörungen Angststörungen Vorliegen von 2 Angststörungen Tabelle B-9: Häufigkeiten der kombinierten Patientenpopulation erhoben mittels SSQ (n= 314) Dermatologie (n) 15 12 5 2 2 36 % innerhalb Klinik 15 12 5 2 2 36 25,0 34,3 27,8 20,0 22,2 27,3 % innerhalb SSQ 146 der Kardiologie (n) 23 15 5 5 1 49 % innerhalb Klinik 21,9 14,3 4,8 4,8 1,0 46,8 % innerhalb SSQ 38,3 42,9 27,8 50,0 11,1 37,1 22 8 8 3 6 47 % innerhalb Klinik 20,2 7,3 7,3 2,8 5,5 43,1 % innerhalb SSQ 36,7 22,9 44,4 30,0 66,7 35,6 60 35 18 10 9 132 % der Gesamtzahl 19,1 11,1 5,7 3,2 2,9 42,0 % innerhalb SSQ 100 100 100 100 100 100 Neurologie (n) Gesamt keine Panikattacke/ Panikstörung generalisierte Angststörung soziale Phobie Agoraphobie PTSD mehrere >1 Gesamt Tabelle B-10: Prävalenzen des Vorliegens einer und von mehreren Angststörungen erhoben mittels ASQ in den einzelnen Kliniken im Vergleich (n= 316) Dermatologie (n) 65 3 14 1 1 2 14 100 davon Männer (n) 29 3 7 0 1 1 7 48 davon Frauen (n) 36 0 7 1 0 1 7 52 % innerhalb Klinik 65 3 14 1 1 2 14 100 % innerhalb ASQ 35,9 23,1 35,9 16,7 20,0 28,6 21,5 31,6 Kardiologie (n) 58 4 11 2 1 3 26 105 davon Männer (n) 29 0 4 2 1 1 13 50 davon Frauen (n) 29 4 7 0 0 2 13 55 % innerhalb Klinik 55,2 3,8 10,5 1,9 1 2,9 24,8 100 % innerhalb ASQ 32,0 30,8 28,2 33,3 20,0 42,9 40,0 33,2 Neurologie (n) 58 6 14 3 3 2 25 111 davon Männer (n) 38 6 7 1 2 1 10 65 davon Frauen (n) 20 0 7 2 1 1 15 46 % innerhalb Klinik 52,3 5,4 12,6 2,7 2,7 1,8 22,5 100 % innerhalb ASQ 32,0 46,2 35,9 50,0 60,0 28,6 38,5 35,1 Gesamt (n) 181 13 39 6 5 7 65 316 davon Männer (n) 96 9 18 3 4 3 30 163 davon Frauen (n) 85 4 21 3 1 4 35 153 % der Gesamtzahl 57,3 4,1 12,3 1,9 1,6 2,2 20,6 100 % innerhalb ASQ 100 100 100 100 100 100 100 100 Panikattacke/ Panikstörung generalisierte Angststörung soziale Phobie Agoraphobie PTSD Tabelle B-11: Prävalenzen der einzelnen Angststörungen erhoben mittels ASQ in den einzelnen Kliniken im Vergleich Dermatologie (n) 14 28 6 2 5 fehlend (n) 0 1 0 0 1 davon Männer (n) 8 14 3 1 4 147 davon Frauen (n) 6 14 3 1 1 % innerhalb Klinik 14 28,3 6 2 5,1 % innerhalb ASQ 23,7 27,5 25,0 13,3 15,6 Kardiologie (n) 23 35 9 6 12 davon Männer (n) 11 16 4 3 4 davon Frauen (n) 12 19 5 3 8 % innerhalb Klinik 21,9 33,3 8,6 5,7 11,4 % innerhalb ASQ 39,0 34,3 37,5 40,0 37,5 Neurologie (n) 22 39 9 7 15 fehlend (n) 1 1 0 1 0 davon Männer (n) 10 17 4 3 7 davon Frauen (n) 12 22 5 4 8 % innerhalb Klinik 20,0 35,5 8,2 6,3 13,5 % innerhalb ASQ 37,3 38,2 37,5 46,7 46,9 Gesamt (n) 59 102 24 15 32 davon Männer (n) 29 47 11 7 15 davon Frauen (n) 30 55 13 8 17 % der Gesamtzahl 18,7 2,5 7,6 4,7 10,2 % innerhalb ASQ 100 100 100 100 100 Vorliegen von 2 Angststörungen Vorliegen von 3 Angststörungen Vorliegen von 4 Angststörungen Vorliegen von 5 Angststörungen Gesamt Tabelle B-12: Häufigkeiten der kombinierten Angststörungen in der Patientenpopulation erhoben mittels ASQ (n= 316) Dermatologie (n) 9 4 1 - 14 davon Männer (n) 4 2 1 - 7 davon Frauen (n) 5 2 0 - 7 % innerhalb Klinik 9 4 1 0 14 % innerhalb ASQ 22,0 23,5 16,7 0 21,5 Kardiologie (n) 18 4 4 - 26 davon Männer (n) 11 - 2 - 13 davon Frauen (n) 7 4 2 - 13 % innerhalb Klinik 17,1 3,8 3,8 0 24,8 % innerhalb ASQ 43,9 23,5 66,7 0 40,0 Neurologie (n) 14 9 1 1 25 davon Männer (n) 6 4 - - 10 davon Frauen (n) 8 5 1 1 15 % innerhalb Klinik 12,6 8,1 0,9 0,9 22,5 % innerhalb ASQ 34,1 52,9 16,7 100 38,5 Gesamt (n) 41 17 6 1 65 davon Männer (n) 21 6 3 - 30 davon Frauen (n) 20 11 3 1 35 % der Gesamtzahl 13,0 5,4 1,9 0,3 20,6 148 % innerhalb ASQ 100 100 100 100 100 Major Depression, einzelne Episode, leicht (F32.0) Major Depression, einzelne Episode, mittelschwer (F32.1) Major Depression, einzelne Episode, schwer, o. psychotische Symptome (F32.2) Major Depression, einzelne Episode, schwer, m. psychotischen Symptomen (F32.3) Tabelle B-13: Prävalenzen der depressiven Störungen im Klinikvergleich innerhalb der jeweiligen Gesamtpopulation (n2) und der interviewten Gruppe (n3) 1 2 4 0 1,0 2,0 4,1 0 % innerhalb der Interviewten (n3=21) 4,8 9,5 19 0 % innerhalb der Diagnose 25,0 25 17,4 0 3 5 12 0 % innerhalb Klinik (n2=101) 3,0 5,0 11,9 0 % innerhalb der Interviewten (n3=33) 9,1 15,2 36,4 0 % innerhalb der Diagnose 75,0 62,5 52,2 0 Neurologie (n) 0 1 7 0 % innerhalb Klinik (n2=101) 0 1,0 6,9 0 % innerhalb der Interviewten (n3=18) 0 5,6 38,9 0 % innerhalb der Diagnose 0 12,5 30,4 0 Gesamt (n) 4 8 23 0 % der Gesamtzahl (n2=300) 1,3 2,7 7,7 0 % der Interviewten gesamt (n3=72) 5,6 11,1 31,9 0 % innerhalb der Diagnose 100 100 100 0 Dermatologie (n) % innerhalb Klinik (n2=98) Major Depression, rezidivierend, leicht (F33.0) Major Depression, rezidivierend, mittelschwer (F33.1) Major Depression, rezidivierend, schwer, o. psychotische Symptome (F33.2) Major Depression, rezidivierend, schwer, m. psychotischen Symptomen (F33.3) Dysthymie (F34.1) Kardiologie (n) Dermatologie (n) 0 1 6 0 9 % innerhalb Klinik (n2=98) 0 1,0 6,1 0 9,2 % innerhalb der Interviewten (n3=21) 0 4,8 28,6 0 42,9 % innerhalb der Diagnose 0 20,0 42,9 0 36,0 Kardiologie (n) 4 3 5 0 4 % innerhalb Klinik (n2=101) 4,0 3,0 5,0 0 4,0 % innerhalb der Interviewten (n3=33) 12,1 9,1 15,2 0 12,1 % innerhalb der Diagnose 100 60,0 35,7 0 16,0 Neurologie (n) 0 1 3 0 12 % innerhalb Klinik (n2=101) 0 1,0 3,0 0 11,9 % innerhalb der Interviewten (n3=18) 0 5,6 16,7 0 66,7 % innerhalb der Diagnose 0 20,0 21,4 0 48,0 149 Gesamt (n) 4 5 14 0 25 % der Gesamtzahl (n2=300) 1,3 1,7 4,7 0 8,3 % der Interviewten gesamt (n3=72) 5,6 6,9 19,4 0 34,7 % innerhalb der Diagnose 100 100 100 0 100 Somatisierungsstörung (F45.0) undifferenzierte somatoforme Störung (F45.1) Hypochondie (F45.2) anhaltende somatoforme Schmerzstörung (F45.4) Tabelle B-14: Prävalenzen somatoformer Störungen im Klinikvergleich innerhalb der jeweiligen Gesamtpopulation (n2) und der interviewten Gruppe (n3) Dermatologie (n) 0 25 2 12 % innerhalb Klinik (n2=97) 0 25,8 2,1 12,4 % innerhalb Klinik (n3=29) 0 86,2 6,9 41,4 % innerhalb der Diagnose 0 33,8 33,3 21,4 Kardiologie (n) 0 34 1 31 % innerhalb Klinik (n2=103) 0 33,0 1,0 30,1 % innerhalb Klinik (n3=46) 0 73,9 2,2 67,4 % innerhalb der Diagnose 0 45,9 16,7 55,4 Neurologie (n) 0 15 3 13 % innerhalb Klinik (n2=104) 0 14,4 2,9 12,5 % innerhalb Klinik (n3=24) 0 62,5 12,5 54,2 % innerhalb der Diagnose 0 20,3 50,0 23,2 Gesamt (n) 0 74 6 56 % der Gesamtzahl (n2=304) 0 24,3 2,0 18,4 % der Gesamtzahl (n3=99) 0 74,7 6,1 56,6 % innerhalb der Diagnose 0 100 100 100 1 (Haupt-) Diagnose Multimorbidität ab 1 Nebendiagnose Gesamt Tabelle B-15 Prävalenz der Multimorbidität (n=100) Dermatologie n (%) 18(18) 82(82) 100 davon Männer n (% innerhalb Geschlecht) 8(16,7) 40(83,3) 48 davon Frauen n (% innerhalb Geschlecht) 10(19,2) 42(80,8) 52 150 1 Nebendiagnose 2 Nebendiagnosen 3 Nebendiagnosen 4 Nebendiagnosen 5 Nebendiagnosen 6 Nebendiagnosen >6 Nebendiagnosen Gesamt Tabelle B-16: Prävalenzen nach Anzahl der Nebendiagnosen in der Gruppe der Multimorbiden (n=82) Dermatologie (n) 28 21 11 15 3 1 3 82 % innerhalb Gesamtpopulation (n=100) 28 21 11 15 3 1 3 82 34,1 25,6 13,4 18,3 3,7 1,2 3,7 100 % innerhalb Anzahl der Nebendiagnosen irgendeine psychische Störung irgendeine affektive Störung irgendeine somatoforme Störung Vorliegen Angststörung SSQ Vorliegen Angststörung ASQ mögliche Alexithymie Alexithymie Tabelle B-17: Prävalenzen Multimorbidität mit psychischen Störungen und Alexithymie 99 98 97 100 100 99 99 9(9,1) 1(1,0) 3(3,1) 7(7,0) 4(4,0) 0 3(3,0) 52,9 5,6 17,6 38,9 4,0 0 16,7 58(58,6) 20(20,4) 26(26,8) 52(52,0) 31(31,0) 13(13,1) 13(13,1) 70,7 25 32,5 63,4 37,8 16,0 16,0 Dermatologie (n) keine Multimorbidität n (%) % innerhalb keine Multimorbidität Multimorbidität n (%) % innerhalb Multimorbidität PTSD SSQ Spezifische Phobie SSQ 99 9(9,1) 4(4,0) 6(6,1) 1(1,0) 0 3(3,0) 0 69,2 30,8 46,2 7,7 0 23,1 0 12(12,1) 10(10,1) 11(11,1) 7(7,1) 7(7,1) 7(7,1) 3(3,0) 75,0 62,5 68,8 43,8 43,8 43,8 18,8 Irgendeine affektive Störung Agoraphobie SSQ 99 Generalisierte Angststörung ASQ Soziale Phobie SSQ 99 PTSD ASQ Alexithymie möglich n (%) 99 Agoraphobie ASQ Dermatologie (n) Generalisierte Angststörung SSQ % innerhalb der Gruppe (n=16) 99 Soziale Phobie ASQ Alexithymie n (%) Panikstörung SSQ % innerhalb der Gruppe (n=13) 99 Panikstörung ASQ Alexithymie möglich n (%) 99 Angstscreening ASQ Dermatologie (n) Angstscreening SSQ Tabelle B-18: Prävalenzen alexithymer Persönlichkeitsmerkmale und der einzelnen psychischen Störungsbilder 99 99 99 99 98 98 97 7 (7,1) 1(1,0) 1(1,0) 0 1(1,0) 5(5,1) 5(5,2) 151 % innerhalb der Gruppe (n=13) 38,5 - - - - - - 0 13(13,1) 9(9,1) 4(4,0) 1(1,0) 2(2,0) 12(12,2) 8(8,2) 81,3 56,3 25,0 6,3 12,5 75,0 53,3 F34.1 41,7 F33.2 Alexithymie möglich n (%) 7,7 F33.1 Dermatologie (n) 0 F33.0 % innerhalb der Gruppe (n=16) 7,7 F32.2 Alexithymie n (%) 7,7 F32.1 fehlend in der Gruppe (n) 53,8 F 32.0 % innerhalb der Gruppe (n=13) 97 97 97 97 97 97 97 1(1,0) 1(1,0) 1(1,0) 0 1(1,0) 1(1,0) 1(1,0) 7,7 7,7 0 1(1,0) 6(6,2) % innerhalb der Gruppe (n=16) 0 0 6,7 0 0 6,7 40,0 Dermatologie (n) Alexithymie möglich n (%) % innerhalb der Gruppe (n=13) Alexithymie n (%) % innerhalb der Gruppe (n=16) irgendeine psychische Störung 7,7 0 F45.4 0 1(1,0) F45.2 7,7 0 F45.1 7,7 0 Irgendeine somatoforme Störung 7,7 Alexithymie n (%) 96 96 96 96 98 5(5,2) 4(4,2) 0 1(1,0) 9(9,2) 38,5 30,8 0 7,7 69,2 8(8,3) 6(6,3) 1(1,0) 5(5,2) 15(15,3) 53,3 40,0 6,7 33,3 93,8 Tabelle B-19: Vierfelder-Tafel zum gemeinsamen Auftreten einer möglichen Alexithymie und irgendeiner psychischen Störung (n= 98) irgendeine psychische irgendeine psychische Gesamt Störung Störung + Mögliche Alexithymie - 28 (28,6 %) 57 (42,9 %) 85 (86,7 %) Mögliche Alexithymie + 4 (4,1 %) 9 (9,2 %) 13 (13,3 %) 32 (32,7%) 66 (67,3 %) 98 (100 %) Gesamt 2 Anmerkung: χ nach Pearson= 0.024 (p> 0,05); OR= 1.105 (95%-KI: 0.313 – 3.903) Tabelle B-20: Vierfelder-Tafel zum gemeinsamen Auftreten einer möglichen Alexithymie und irgendeiner affektiven Störung (n= 97) irgendeine affektive irgendeine affektive Gesamt Störung Störung + Mögliche Alexithymie - 68 (70,1 %) 16 (16,5 %) 84 (86,6 %) Mögliche Alexithymie + 8 (8,2 %) 5 (5,2 %) 13 (13,4 %) 76 (78,4%) 21 (21,6 %) 97 (100 %) Gesamt 2 Anmerkung: χ nach Pearson= 2.501 (p> 0.05); OR= 2,656 (95%- KI: 0.766 – 9.207) 152 Tabelle B-21: Vierfelder-Tafel zum gemeinsamen Auftreten einer möglichen Alexithymie und irgendeiner somatoformen Störung (n= 97) irgendeine somatoforme irgendeine somatoforme Gesamt Störung Störung + Mögliche Alexithymie - 60 (62,5 %) 23 (24,0 %) 83 (86,5 %) Mögliche Alexithymie + 8 (8,3 %) 5 (5,2 %) 13 (13,5 %) 68 (70,8%) 28 (29,2 %) 96 (100 %) Gesamt 2 Anmerkung: χ nach Pearson= .629 (p>0.05); OR= 1.630 (95%- KI: 0.483 – 5.502) Soziale Phobie SSQ Agoraphobie SSQ PTSD SSQ Spezifische Phobie SSQ keine psychische Störung n (%) Generalisierte Angststörung SSQ Dermatologie (n) Panikstörung SSQ Unterstützungswunsch Angstscreening SSQ Tabelle B-22: Prävalenzen des Unterstützungswunsches im Vergleich bei Patienten mit und ohne psychische Störung 95 95 95 95 95 95 95 2(2,1) 4(4,2) 5(5,3) 12(12,6) 10(10,5) 9(9,5) 13(13,7) 5,0 6,3 8,6 14,6 11,9 12,9 15,1 12,5 25,0 31,3 75,0 62,5 56,3 81,3 14(14,7) 12(12,6) 11(11,6) 4(4,2) 6(6,3) 7(7,4) 3(3,2) 25,0 38,7 29,7 30,8 54,5 28,0 33,3 87,5 75,0 68,8 25,0 37,5 43,8 18,8 % innerhalb keine psychische Störung % innerhalb Unterstützungswunsch (n=16) psychische Störung n (%) % innerhalb psychische Störung 95 95 95 95 94 94 93 4(4,2) 9(9,5) 14(14,7) 15(15,8) 15(16,0) 4(4,3) 9(9,7) 6,5 11,0 15,7 16,1 16,7 6,0 12,2 25,0 56,3 87,5 93,8 93,8 25,0 60,0 12(12,6) 7(7,4) 2(2,1) 1(1,1) 1(1,1) 12(12,8) 6(6,5) 36,4 53,8 33,3 50,0 25,0 44,4 37,5 75,0 43,8 12,5 6,3 6,3 75,0 40,0 PTSD ASQ Agoraphobie ASQ Irgendeine affektive Störung keine psychische Störung n (%) Generalisierte Angststörung ASQ Dermatologie (n) Panikstörung ASQ Unterstützungswunsch Angstscreening ASQ wunsch (n=16) Soziale Phobie ASQ % innerhalb Unterstützungs- % innerhalb keine psychische Störung % innerhalb Unterstützungswunsch (n=16) psychische Störung n (%) % innerhalb psychische Störung % innerhalb Unterstützungswunsch (n=16) 153 undifferenzierte somatoforme Störung Dermatologie (n) 92 92 keine psychische Störung n (%) 14(15,1) 14(15,1) 14(15,1) 11(11,8) 7(7,6) 8(8,7) 14(15,2) 15,2 15,4 15,7 12,8 10,9 11,9 15,4 93,3 93,3 93,3 73,3 46,7 53,3 93,3 1(1,1) 1(1,1) 1(1,1) 4(4,3) 8(8,7) 7(7,6) 1(1,1) 100 50,0 25,0 57,1 28,6 28,0 100 6,7 6,7 6,7 26,7 53,3 46,7 6,7 Hypochondrie Irgendeine somatoforme Störung 92 F34.1 93 F32.2 93 F32.1 93 F32.0 93 Unterstützungswunsch % innerhalb keine psychische Störung % innerhalb Unterstützungswunsch (n=16) psychische Störung n (%) % innerhalb psychische Störung Unterstützungswunsch Dermatologie (n) keine psychische Störung n (%) irgendeine psychische Störung wunsch (n=16) anhaltende somatoforme Schmerzstörung % innerhalb Unterstützungs- 92 94 11(12,0) 1(1,1) 13,8 3,3 73,3 6,3 4(4,3) 15(16,0) 33,3 23,4 26,7 93,8 % innerhalb keine psychische Störung % innerhalb Unterstützungswunsch (n=16) psychische Störung n (%) % innerhalb psychische Störung % innerhalb Unterstützungswunsch (n=16) 154