thüringer holzbaupreis 2009

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THÜRINGER HOLZBAUPREIS 2009
Thüringer Ministerium für Bau,
Landesentwicklung und Medien
Thüringer Ministerium für Landwirtschaft,
Naturschutz und Umwelt
gefördert vom
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THÜRINGER HOLZBAUPREIS 2009
Grußworte
Bauen mit Holz –
nachhaltig und krisensicher
In Zeiten wirtschaftlicher und finanzieller
Turbulenzen ist es eine gute Entscheidung,
sich auf seine nachhaltig verfügbaren regionalen Ressourcen zu besinnen. In jeder Krise
steckt auch eine Chance. Eine Chance, dass
sich in unserer Gesellschaft das Bewusstsein
über Werte und eigene Ressourcen wieder verstärkt und dass zukünftig wieder bodenständig
und nachhaltig gewirtschaftet wird.
Mit unseren in Thüringen vorbildlich bewirtschafteten Wäldern haben wir einen Fundus,
auf dessen weitere Entwicklung und effiziente
Nutzung besonderer Wert gelegt werden muss.
Unsere Forst- und Holzwirtschaft ist ein bedeutender Arbeitgeber im ländlichen Raum, den es
weiter zu unterstützen und zu stärken gilt. Holz
hat sich schon heute als innovatives HightechMaterial einen sehr guten Ruf erworben. Es
nutzt dem Klima, ist ein optimaler Baustoff und
gibt den Menschen Arbeit.
Nachhaltiges Bauen mit Holz gewinnt immer
größere Bedeutung im Freistaat
Holz hat viele baukonstruktive Vorteile und ist
zudem der einzige nachwachsende Baustoff. Die
Landesregierung sieht deshalb in der Förderung
des Bauens mit Holz ein wichtiges Ziel ihrer Politik
und unterstützt seit vielen Jahren entsprechende
Initiativen.
Der zum sechsten Mal ausgelobte Holzbaupreis
ist bereits zu einer guten Tradition geworden. Mit
diesem Wettbewerb verfolgen wir das Ziel, die
positiven Erfahrungen mit dem zeitgenössischen
Holzbau zu dokumentieren und nachahmenswerte
Beispiele für Bauherren, Architekten, Ingenieure
und eine interessierte Öffentlichkeit darzustellen.
Wir möchten im Freistaat für eine verstärkte Verwendung von Holz im Hochbau sensibilisieren.
Die Jury hatte am 28. April 2009 ihre Wahl aus vielen qualitätvollen Bewerbungen zu treffen. Die eingereichten Projekte demonstrieren die innovative
Leistungsvielfalt, die mit Holz bzw. Holzwerkstoffen möglich ist.
Eine Schlüsselstellung bei der Wertschöpfung
nimmt dabei der Holzbau ein. In einer intelligenten Veredlung von Holz zu zukunftsfähigen Hochtechnologieprodukten und deren Verwendung in
einem steigenden Holzbauanteil liegen beachtliche
wirtschaftliche Potenziale, die vor allem einer
mittelständig strukturierten Thüringer Forst- und
Holzwirtschaft zu gute kommen können.
Ergänzt durch gute Angebote der Aus- und Fortbildung über die Möglichkeiten, mit dem Roh- und
Werkstoff Holz im intelligenten Verbund mit anderen Materialien hochwertige und gefragte Bauwerke zu schaffen, sehe ich gegenwärtig eine große
Chance, das Bauen mit Thüringer Holz weiter
voranzubringen.
Den Teilnehmern und Preisträgern des Thüringer
Holzbaupreises 2009 danke ich für Ihr Engagement und gratuliere ganz herzlich.
Dr. Volker Sklenar
Thüringer Minister für Landwirtschaft,
Naturschutz und Umwelt
Die Preisträger zeigen gute Beispiele, was mit Holz
heute möglich ist: vom klassischen Einfamilienhaus
über eine Schule bis zu einer weit gespannten Halle
und einer organischen Kuppelform.
Alle bringen die Planungs- und Baukultur in Thüringen ein weiteres Stück voran und können das
Interesse der Entscheidungsträger bei künftigen
Bauprojekten auf den Baustoff Holz lenken.
Ich gratuliere den Preisträgern und wünsche ihnen
für die Zukunft viele weitere innovative HolzbauIdeen.
Ich danke allen beteiligten Bauherren, Planern
und Holzbauunternehmen, aber auch den Organisatoren, Förderern und Mitwirkenden. Sie haben
in Thüringen einen wichtigen Beitrag für den verstärkten Einsatz ökologischer Bauweisen und den
Klimaschutz geleistet.
Gerold Wucherpfennig
Thüringer Minister Bau, Landesentwicklung
und Medien
THÜRINGER HOLZBAUPREIS 2009
Auslober
Thüringer Minister für Bau, Landesentwicklung
und Medien
Thüringer Minister für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt
Förderer
Holzabsatzfonds Bonn
Landesbeirat Holz Thüringen
Zusammenarbeit
Landesbeirat Holz Thüringen
Architektenkammer Thüringen
Ingenieurkammer Thüringen
Bauhaus-Universität Weimar
Fachhochschule Erfurt
Preisgericht
Juryvorsitz
Prof. Dipl.-Ing. Architekt Ulf Hestermann
Fachhochschule Erfurt
Dr.-Ing. Klaus Göbel
Thüringer Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Medien
Prof. Dr.-Ing. habil. Hans-Ulrich Mönnig
Präsident der Ingenieurkammer Thüringen
Forstdirektor Armin Müller
Thüringer Ministerium für Landwirtschaft,
Naturschutz und Umwelt
Prof. Dr.-Ing. Karl Rautenstrauch
Bauhaus-Universität Weimar
Der THÜRINGER HOLZBAUPREIS wird seit 1999
alle zwei Jahre für die innovative Verwendung von
Holz im Hochbau verliehen.
Laut Auslobung konnten zwischen 2005 und 2009
im Freistaat Thüringen fertig gestellte Projekte eingereicht werden, die unter maßgeblicher Verwendung des Werkstoffes Holz ausgeführt wurden,
aus den Bereichen:
- öffentlicher und privater Hochbau,
Industrie- und Gewerbebau,
- Ingenieurbauwerke,
- Gebäudesanierungen, An- und Umbauten.
Von der Jury wurde nach folgenden Kriterien
beurteilt:
- innovative, materialgerechte Verwendung des
Bau- und Werkstoffes Holz,
- Architektur- und Ingenieurbauqualität,
- objektbezogene Einheit von Gestaltung,
Funktion und Konstruktion,
- bauökologische Qualität und
- gegebenenfalls Verwendung zusätzlicher nach
haltiger Baumaterialien und Technologien.
Das Preisgeld beträgt 10.000 Euro. Es wird den
Entwurfsverfassern, Bauherren und Holzbauunternehmen in der Quote 2 : 2 : 1 zuerkannt.
Die Jury hatte am 28. April 2009 in den Räumen
des Bauministeriums 17 eingereichte Arbeiten zu
beurteilen und entschied,
1 Thüringer Holzbaupreis (7.000,- Euro) und
3 Anerkennungen (je 1.000,- Euro) zu vergeben.
Dipl.-Ing. Architekt Hartmut Strube
Präsident der Architektenkammer Thüringen
Organisation
Dipl.-Ing. Architekt Mathias Heller
Thüringer Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Medien
Vorprüfung
Dipl.-Ing. Architektin Ulrike Stöcker
Landesamt für Bau und Verkehr
Dipl.-Ing. Architektin (FH) Anke Simchen
Landesamt für Bau und Verkehr
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THÜRINGER HOLZBAUPREIS 2009
1_Thüringer Holzbaupreis 2009
Ausstellungshalle der
Ausgrabungsstätte
„Steinerne Rinne“ in
Bilzingsleben
Bauherr
Gemeinde Bilzingsleben,
VG Kindelbrück
Entwurfsverfasser
Ingenieurbüro
Trabert + Partner,
Geisa
Gesamtplanung
Planungsbüro Urban,
Ringleben
Holzbauunternehmen
Zimmerei Dechant,
Braunichswalde
Würdigung der Jury
Der eingereichte Beitrag ist eine Hallenkonstruktion, die im vorliegenden Fall als Überdachung der
archäologischen Fundstätte des Homo Erectus in
der Nähe der Gemeinde Bilzingsleben errichtet
wurde. Die Konstruktion ist eine Tonnenschale, die
eine Innenraumfläche von 17 x 13 m überdeckt. Die
Tonnenschale aus zwei unterschiedlichen Holzfertigteilelementen ist auf Stützen gelagert, die die
resultierenden Auflagerkräfte über eine gekantete
offene Stahlblechkonstruktion, die gleichzeitig als
Rinnenprofildachentwässerung dient, ableitet. Die
tragenden Fertigteilelemente der Tonnenschale
sind die Beplankung als Schale und 15 mm dicke
OSB-Platten, die auf Rippen aus Brettschichthölzern, Querschnitt 10 x 24 cm, aufgebracht wurden.
Es ist insbesondere die große Vorfertigungstiefe
hervorzuheben, die eine hohe Qualität und Maßhaltigkeit der Konstruktion gewährleistet. Überzeugend wirkt die aus dem Innenraum wahrnehmbare
Struktur des Tragwerkes und der hohe Transparenzgrad und Außenraumbezug durch die vertikal
transparent gestalteten Fassaden.
Weniger überzeugen können die halbrunden,
gaupenartigen Erhöhungen im Traufbereich des
Daches, die entgegen der Hauptrichtung des Schalentragwerkes angeordnet sind. Die Jury hat nach
ausführlicher Erörterung der holzbaubezogenen
Qualitäten des Entwurfes insbesondere den Zielstellungen des Auslobers entsprochen, die natürlichen Holzressourcen im Freistaat Thüringen auch
für eine anspruchsvolle Breitenanwendung im
Bauwesen zu nutzen.
Mit der beispielhaften Anwendung der stützenfreien Überdachung einer archäologischen Fundstätte wird dem Anliegen des Auslobers Rechnung
getragen, die Verwendungsmöglichkeiten für vergleichbare Bauaufgaben im öffentlichen und privaten Bereich aufzuzeigen.
Der Aspekt der Wirtschaftlichkeit, der universellen
Anwendung, aber auch eines hohen gestalterischen Anspruchs modernen Holzbaus wird in
diesem Beitrag in beispielgebender Weise verwirklicht. Diese herausragenden Merkmale des Entwurfes waren bestimmend für die Würdigung mit dem
Thüringer Holzbaupreis 2009.
THÜRINGER HOLZBAUPREIS 2009
Erläuterung des Entwurfsverfassers
Die beiden Fertigteilelemente der Tonnenschale
bestehen aus den zwei tragenden Elementen
Beplankung (Schale) mit OSB-Platten 15 mm und
Rippen aus Brettschichtholz 10 cm x 24 cm. Die
OSB-Platte ist aufgeschraubt, die Verbindung
zwischen den Rippen erfolgt mit einfachen Holzverbindungen und Vollgewindeschrauben ohne
zusätzliche Stahlteile. Die Lasteinleitung in die
Widerlagerstützen wird ausschließlich über Kontaktdruck gewährleistet. Die Fertigteilelemente
über den Fassadenbereichen an den Traufseiten
sind einachsig gekrümmte Schalen aus verleimten
Biegesperrholzplatten.
Das Bauobjekt befindet sich nahe der Gemeinde
Bilzingsleben an der archäologischen Fundstätte
des Homo Erectus, der lange vor dem Neandertaler vor etwa 370 000 Jahren lebte. Hier wurden vor
etwa 30 Jahren die ersten fossilen Funde entdeckt.
Um einen Teil der Fundstätte der Öffentlichkeit
zugänglich machen zu können und Raum für Ausstellungen und Veranstaltungen zu schaffen, wurde die Aufgabe für eine Überdachung gestellt.
Wesentlich für den umgesetzten Entwurf war
der Anspruch, dass eine optische Verbindung
zwischen Innenraum und dem umgebenden Gelände vorhanden sein sollte. Daraus entstand die
konstruktive Lösung mit einer aufgeständerten
Tonnenschale und bis zum Boden geführten Verglasungen.
Unterseitig ist die Tonnenschale mit einer Akustikdecke aus Holzlamellen und einer Dämmstoff­
auflage bekleidet. Die Dachhaut besteht aus der
Unterdeckung aus verschweißter Bitumenpappe
sowie Blechauskehlungen und der Eindeckung mit
Holzschindeln auf einem Lattenrost.
Die Fertigteilelemente wurden vollständig vorgefertigt und auf einer mittigen Hilfsunterstützung
montiert. Dank der hohen Fertigungsqualität und
der Maßhaltigkeit waren bei der Montage keine
Nacharbeiten erforderlich.
Die Form der Tonnenschale über einer Fläche von
etwa 17 x 13 m wurde auf der Grundlage statischer
Optimierungen bestimmt. Die Auflagerkräfte
der Tonnenschale werden ausschließlich in die
entsprechend der resultierenden Auflagerkraft
geneigten Stützen abgeleitet. Die Stützen wurden
aus einem gekanteten offenen Stahlblech hergestellt und bilden somit auch das Rinnenprofil
der Dachentwässerung. Die Tonnenschale selbst
besteht aus zwei verschiedenen Holzfertigteilelementen. Ein weiteres Fertigteilelement bildet den
oberen Abschluss der Fassadenöffnungen an den
Traufseiten.
Trabert + Partner Ing.-Büro für Statik und Konstruktion
Die Konstruktion zeigt, wie mit einfachen und statisch sinnvollen Lösungen und Verbindungen unter Nutzung der Vorfertigung ein wirtschaftliches
und optisch ansprechendes Holzbauwerk realisiert
werden kann.
Trabert + Partner Ing.-Büro für Statik und Konstruktion
FT2
FT2
HAUPTRIPPE
FT2
HAUPTRIPPE
FT2
FT1
FT2
FT1
FT2
FT1
FT1
STAHLSTÜTZE
FT1
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Stahlstütze S 235
Blech t=10mm
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STB.-BALKENROST
C20/25, 40/40cm
VERGLASUNG
Übersicht-Perspektive
BV: Sauna Bad Sulza
FASSADENSTÜTZEN
BS11, 10/24 cm
STB.-BALKENROST
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THÜRINGER HOLZBAUPREIS 2009
2_Anerkennungen
Passivhausschule
Dualingo - Bilinguale
Ganztagsschule mit
integriertem Kindergarten
in Jena
Bauherr
Deutsches Rotes Kreuz,
Kreisverband Jena-Eisenberg-Stadtroda e. V., Jena
Entwurfsverfasser
gildehaus.reich architekten BDA, Weimar
Holzbauunternehmen
O.Lux - Holzbau,
Georgensgmünd
Sonderfachleute
Hennicke + Kusch,
Weimar
Würdigung der Jury
Die klar gegliederte Kubatur für Schulbereich und
Kindergarten überzeugt hinsichtlich städtebaulicher Einfügung und baulicher Orientierung der
Funktionsbereiche. Die Baukörpergliederung und
Gestaltung gewährleistet die Ablesbarkeit und
Darstellung der verschiedenen Bereiche.
Die Konstruktion aus tragendem Stahlbetonskelettbau und die Verwendung vorgefertigter, hoch
wärmegedämmter Fassadenelemente aus Holz
zeigt eine zeitgemäße Mischkonstruktion auf, bei
der die jeweiligen Materialeigenschaften und -qualitäten für Rohbau und Fassaden überzeugend und
sinnvoll eingesetzt werden. Insbesondere die entwickelten Fassadenelemente mit ihrem hochwertigen Dämmstandard sind beispielgebend für die
Einsatzmöglichkeiten des Baustoffes Holz auch
an im Übrigen als Massivbaukonstruktionen konzipierten Gebäuden. Die besonderen Vorzüge von
Holz hinsichtlich weitgehendem Vorfertigungsgrad
verbunden mit reduzierten Bauzeiten, hohem
Dämmstandard bei relativ geringer Konstruktionsfläche - insbesondere im Passivhausstandard
- und geringem Eigengewicht werden überzeugend
umgesetzt, wenngleich auch das Material Holz
selbst in der Außenwirkung des Gebäudes nicht in
Erscheinung tritt, was in Anbetracht der Zielstellungen des Auslobers vermisst wird.
Das gesamte Projekt ist ein Beispiel gebender,
gestalterischer und konstruktiver Beitrag hinsichtlich angemessener, verbreitungsfähiger Lösungsansätze zur Integration des Baustoffes Holz in
ansonsten als Massivkonstruktionen entworfenen
und konzipierten Gebäuden.
THÜRINGER HOLZBAUPREIS 2009
Erläuterung des Entwurfsverfassers
Das Grundstück befindet sich im Innenstadtbereich der Stadt Jena an der Dammstraße, Ecke Jenzigweg, direkt am Ufer der Saale. Das Gebäude mit
einer Nutzfläche von 2.700 m2 gliedert sich in zwei
Einheiten - die „Bilinguale Ganztagsgrundschule“
mit 8 Klassen (160 Schüler) und den „Integrativen
Kindergarten“ mit 4 Gruppen (80 Kinder).
Im Bereich der Schule ist das Gebäude dreigeschossig, der eingeschossige Kindergarten orientiert sich nach Süden und gliedert sich fächerartig,
wobei die einzelnen Gruppeneinheiten deutlich
ablesbar sind. Die Schule richtet sich mit dem
Fachklassentrakt nach Nordosten und bildet einen
schallschützenden „Rücken“ zur Hauptverkehrsstraße. Ergänzt wird das bauliche Konzept durch
die Gestaltung der zugehörigen Freiflächen.
Schule und Kindergarten sind in Passivhausbauweise errichtet. Der Passivhausnachweis wurde mit
dem Programm Passivhaus ProjektierungsPaket
2007(PHPP 2007) für Nichtwohngebäude des
Passivhaus-Instituts Darmstadt gerechnet. Das
Gebäude hat einen Heizwärmebedarf von 13 kWh/
m2a. Die U-Werte der opaken Außenbauteile liegen
zwischen 0,12 und 0,15 W/m2K, die der Fenster bei
0,73 W/m2K. Große Fensterflächen sind im Süden
angelegt, nach Norden zeigt sich das Gebäude
eher geschlossen.
Die Hülle des Gebäudes besteht aus vorgefertigten
großformatigen Holzrahmenelementen. Um einen
hohen Vorfertigungsgrad sicherzustellen und die
Montagezeiten gering zu halten, wurden die Elemente in sinnvoller Aufteilung mit maximalen Größen hergestellt. Beschränkt waren die Maße durch
die Transportfähigkeit über die Straße. Die großen
Elemente sind 10,50 m breit und 3,67 m hoch und
besitzen Fensteraussparungen bis 8,00 m Breite und
2,20 m Höhe. Durch die Rückverankerung der Elemente in den Decken konnte der Holzanteil auch
im Sturzbereich gering gehalten werden. Mit einem
Pfostenabstand von 62,50 cm blieb der Dämmstoffanteil prinzipiell hoch. Die Fenster wurden bei
der Vorfertigung im Werk komplett eingebaut und
eingedichtet. Dem Transport und Einbau dienen
separate Montagesicherungen.
Die Zellulosedämmung wurde im Werk fertig eingeblasen. Holzwolleleichtbauplatten über­dämmen
die Konstruktionshölzer auf den Außenseiten. Die
luftdichte innere Ebene bilden OSB-Platten. Die
mehrschaligen Holzwände in Verbindung mit den
dreifach verglasten Fenstern erfüllen hervorragend
die Schallschutzanforderungen. Die Holzrahmenbauweise kam, neben den wärmedämmtechnischen Vorteilen, dem Wunsch nach einem
optimierten und kurzen Bauablauf entgegen. Das
Gebäude konnte nach nur 9-monatiger Bauzeit in
Betrieb gehen.
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THÜRINGER HOLZBAUPREIS 2009
Anerkennung
Wohnhaus
Stollberg/Armbruster
in Erfurt
Bauherr
Denise Stollberg,
Erfurt
Entwurfsverfasser
Ruge . Dietrich + Kollegen,
Erfurt
Holzbauunternehmen
Holzbau Hunold, Leinefelde
Sonderfachleute
HKL Ingenieure, Stotternheim
Würdigung der Jury
Holz ist im Laufe der letzten Jahre immer verstärkter ein auch von privaten Bauherren akzeptierter
Baustoff für die Konstruktion von Einfamilienhäusern. Mit dem Baustoff Holz verbinden sich in besonderem Maße Vorstellungen von ökologischem
und nachhaltigem Bauen.
Den Entwurfsverfassern des zu beurteilenden
Hauses in Erfurt gelang ein beispielhaftes Gebäude, das sich positiv aus der Vielfalt bereits realisierter Holzhäuser hervorhebt.
Die Architektursprache und die Konstruktion sind
zeitgemäß. Der Baustoff Holz ist nicht nur konstruktiv gekonnt und zweckmäßig, sondern auch im
Außenbereich sichtbar in einer hohen ästhetischen
Qualität eingesetzt.
Mit dem Erreichen eines Passivhausstandards und
der Nutzung von Erdwärme, Sonnenenergie und
Regenwasser sowie dem Einbau einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ist ein Haus
entstanden, das energetische Mindeststandards
weit unterschreitet und niedrige Betriebskosten
erwarten lässt. Realisiert wurde also hohe Qualität
in kurzer Bauzeit mit niedrigem Preis.
Das Einfamilienhaus setzt damit Maßstäbe und
ist Werbung für das nachhaltige Bauen mit Holz.
Diese hervorragende Leistung wird von der Jury
mit einer Anerkennung ausgezeichnet.
THÜRINGER HOLZBAUPREIS 2009
Erläuterung des Entwurfsverfassers
„Energiebewusstes Bauen am Unigarten in Erfurt“
- dieser Grundidee folgend entstand im Amploniusweg in Erfurt vis-a-vis zur Universität Erfurt ein
Einfamilienwohnhaus im KFW-40-Standard.
Gegliedert ist dieses Gebäude durch einen zweigeschossigen Hauptbaukörper mit einem flach
geneigten Satteldach und einen seitlichen Nebenbaukörper. Der Hauptbaukörper weist Ost-WestAusrichtung auf. Durch den Nebenbaukörper geschützt befindet sich im rückwärtigen Bereich eine
großzügige Freiterrasse, die ebenso nach Westen
orientiert ist.
Die Giebelseiten des Hauptbaukörpers wurden
zum einen aus thermischen Gründen und zum
anderen aufgrund der Orientierung im Inneren
geschlossen geplant. Nur eine große Öffnung im
Nordgiebel markiert hier die Eingangssituation.
Die in den Hauptbaukörper eingeschnittene
Loggia im Obergeschoss bietet den Nutzern die
Möglichkeit, auch aus den Individualbereichen
jederzeit ins Freie zu gelangen. Darüber hinaus
stellt sie eine attraktive Fläche zum Verweilen und
Entspannen dar.
Für den Hauptbaukörper wurde eine Putzfassade
gewählt, kombiniert mit einer unbehandelten Lärchenverschalung. Der vorwiegend geschlossene
Nebenbaukörper erhielt eine vollflächige Lärchenverschalung, um die Gliederungen des Gebäudes
deutlich hervorzuheben. Auf Lasuren und Imprägnierungen der Holzbauteile wurde verzichtet, um
dem Holz über die Jahre eine charmante Patina zu
geben.
Durch ein Entree im Erdgeschoss betritt der
Besucher den großzügigen Wohnbereich des
Gebäudes. Dieser wird durch einen Raumteiler in
einen Koch-Essbereich sowie in den Wohnbereich
gegliedert. Schiebetüren ermöglichen ein Öffnen
und ebenso ein Trennen der beiden Bereiche. Über
eine Treppe erreicht man die Diele im Obergeschoss. Von hier aus werden die Individualbereiche erschlossen.
Aus primär ökologischen Gesichtspunkten entschieden sich die Bauherren für einen Holzbau,
wenngleich diese Entscheidung auch im Zusammenhang mit den Kosten und der zu erwartenden
geringen Bauzeit getroffen wurde. Die einfache
Holzrahmenkonstruktion mit 24 cm Isofloc-Dämmung und 6 cm Holzweichfaserplatte als Putzträger ermöglichte einen hohen Vorfertigungsgrad,
sodass bereits nach viermonatiger Bauzeit das
Objekt bezogen werden konnte.
Eine Erdwärmepumpe mit 250 m2 Flächenkollektor
liefert die notwendige Wärme, die über eine Fußbodenheizung an die Räume abgegeben wird. Zur
Unterstützung der Warmwasseraufbereitung wurde auf der Dachfläche ein Solarkollektor integriert.
Die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sowie die diffusionsoffene Bauweise sorgen jederzeit
für ein frisches und gesundes Wohnklima.
Baukosten von 818 Euro/m2 netto (KG 300 – 500)
bestätigten die Prognosen und waren Rechtfertigung aller getroffenen Entscheidungen. Mit einer
Wohnfläche von 222 m2 zuzüglich Garage, Loggia
und Terrassenflächen konnte hier ein modernes,
kostenoptimiertes Objekt in sehr kurzer Zeit realisiert werden.
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THÜRINGER HOLZBAUPREIS 2009
Anerkennung
Dachkonstruktion des
Saunaanbaus der
Toskana-Therme in
Bad Sulza
Bauherr
Kurgesellschaft
Heilbad Bad Sulza
Entwurfsverfasser
Ingenieurbüro
Trabert + Partner,
Geisa
Holzbauunternehmen
Zimmerei Dechant,
Braunichswalde
Gesamtplaner
Architekturbüro Ollertz +
Ollertz, Fulda
Würdigung der Jury
Das vorgelegte Projekt ist zweifellos sowohl unter
konstruktiven, gestalterischen als auch funktionalen Aspekten ein anspruchsvolles, die Möglichkeiten des Holzbaus aufzeigendes Bauwerk. In
Abwägung der vom Auslober vorgegebenen Zielstellung wird eine Anerkennung ausgesprochen.
Es wird damit auch berücksichtigt, dass wegen
der besonderen geometrischen Auslegung eine
verallgemeinernde Anwendung, auch im Sinne der
Breitenwirksamkeit von Holzbaukonstruktionen,
nicht gegeben ist.
Die Jury würdigt dennoch die Planer, den Werkstoff Holz als hochwertiges Konstruktionselement
auch unter bauphysikalisch extremen Nutzungsund Rahmenbedingungen einer Saunaüberdachung mit intensiver Begrünung des Daches und
Erdanschüttung eingesetzt zu haben. Den Entwurfsverfassern ist es gelungen, im Zusammenwirken von Flächen- und Stabtragwerken ein ge-
stalterisch ansprechendes Bauwerk zu entwickeln,
das im Grundriss der Form einer Schneckenhalbschale folgt. Die radial sich ändernde Geometrie
der Einzelsegmente der Dachkonstruktion schafft
abwechslungsreiche Blickbeziehungen im Inneren
und in den Außenbereich. Der Baustoff Holz in
der Kombination unterschiedlicher Tragwerksysteme wird im gesamten Dachbereich konsequent
eingesetzt und nur in den hochbeanspruchten,
kraftableitenden Elementen, also dort, wo die
Stützkräfte der Schale und der Brettschichtbögen
abzufangen sind, über Druckkräfte in die Betonkonstruktion der Fundamente eingeleitet.
In Kombination einer leistungsfähigen Dämmschicht und der extensiven Begrünung des Daches
wird ein bauklimatisches Optimum angestrebt.
Das Bauwerk wird mit einer Anerkennung seiner
konstruktiv anspruchsvollen, ingenieurtechnisch
intelligenten Nutzung des Werkstoffes Holz gewürdigt.
THÜRINGER HOLZBAUPREIS 2009
Erläuterung des Entwurfsverfassers
Für die bekannte Toskana-Therme in Bad Sulza
wurde den Wünschen der Besucher folgend eine
Erweiterung mit einer Saunalandschaft erforderlich. Damit sich dieses neue Bauwerk in die Gesamtbebauung zwischen Therme und Klinikgebäude gut einfügt, wurde dazu eine erdangeschüttete
und begrünte Kuppelkonstruktion konzipiert, die
etwa 900 m2 Grundfläche überdeckt.
Die Grundform der Dachkonstruktion wurde aus
der Geometrie einer Schneckenschale abgeleitet.
Sie folgt im Grundriss der Form zweier logarithmischer Spiralen am Außen- und am Innenrand mit
jeweils einer vollständigen Windung um 360°.
Mit der geradlinigen Verbindung der Teilungen auf
diesen beiden Rändern entstehen Einzelsegmente,
deren geometrische Eigenschaften sich vorteilhaft
für eine Vorfertigung nutzen lassen. Genau wie
bei den Schneckenhäusern unterscheiden sich
diese Einzelsegmente lediglich in ihrer Größe sogenanntes organisches Wachstum. Ansonsten
sind sie geometrisch streng ähnlich, d. h. alle
zugeordneten Winkel für die Fertigung sind bei
jedem Segment gleich. Die radiale Länge beträgt
am kleinsten Segment etwa 13 m und am größten
Segment etwa 26 m.
Die Dachkonstruktion ist eine Holzrippenschale,
deren erzeugende Form aus geometrisch ähnlichen Kreisbögen gebildet wird. Die Tragstruktur
besteht aus den radialen Brettschichtholzbögen,
den ringartig angeordneten Querträgern und der
Schale aus gekrümmten Furnierschichtholzplatten (KERTO Q). Der größte Teil der wegen der
Erdanfüllung relativ großen Dauerlast wird mit den
Schalendruckkräften der KERTO-Schale direkt über
Kontaktdruck in die Stahlbetonwiderlager abgetragen. Die Brettschichtholzbögen und -querträger
übernehmen die Biegebeanspruchungen und gewährleisten die Beulstabilität. Die KERTO-Platten
wurden zusammen mit den Querträgern zu ebenen Fertigteilelementen verschraubt und dann bei
der Montage auf der Oberseite der Brettschichtholzbögen auf deren Krümmung aufgezwungen.
In Bereichen mit hoher Schalenbeanspruchung
musste die KERTO-Schale aus zwei Plattenlagen
hergestellt werden. Die beiden Lagen wurden in
der Werkstatt vorgekrümmt und mit Schraubpressleimung verleimt.
Alle Verbindungen und Anschlüsse sind klassische
Verbindungen des Ingenieurholzbaues mit nur wenigen Stahlteilen. Die Stützkräfte der Schale und
der Brettschichtholzbögen werden ausschließlich
über Druckkontakt in die Betonkonstruktion weitergeleitet. Dazu wurde die Anschlussfuge HolzBeton mit einem Vergussmörtel verfüllt.
Unterseitig sind die Felder zwischen den Brettschichtholzbögen und den sichtbaren Querrippen
mit einer Akustikdecke aus gekrümmten Holzlamellen und einer Dämmstoffauflage bekleidet.
Die Dachhaut besteht aus der 20 cm dicken Dämmung, der Dachabdichtung und einer extensiven
Begrünung, die in den Steildachbereichen mit
einer speziellen Haltekonstruktion lagegesichert
wird.
Die Dachkonstruktion zeigt, dass auch Erdanfüllungen und Begrünungen mit geeigneten Konstruktionen in Holzbauweise getragen werden
können und wie sich mit aus Naturkonstruktionen
entlehnten Formprinzipien vorteilhafte Fertigungseffekte erreichen lassen.
Mit der Schneckenform wird ein reizvoller Innenraum geschaffen, der durch eine wohltuende
Abwechslung von Abgeschlossenheit und Öffnung
geprägt ist.
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THÜRINGER HOLZBAUPREIS 2009
3_Engere Wahl
Mensa/Aula der
Integrierten Gesamtschule
Wendenstraße in Erfurt
Bauherr
Stadtverwaltung Erfurt,
Amt für Hochbau und
Gebäudeverwaltung
Entwurfsverfasser
Hardt.Scheler + Partner
Architekten BDA und
Ingenieure, Erfurt
Holzbauunternehmen
Zimmerei Dechant,
Braunichswalde
Sonderfachleute
Ingenieurgemeinschaft
Barth + Rugenstein GbR
Tragwerksplanung Hochund Ingenieurbau, ErfurtHochheim
Erläuterung des Entwurfsverfassers
Der Schulkomplex der Integrierten Gesamtschule,
einem Großplattengebäude verschiedener Einzelbaukörper, entstand in den Jahren 1965/70 im
Neubaugebiet Johannesplatz. Er wurde durch ein
neues Gebäude ergänzt, welches als Aula, Schulmensa und zudem als öffentlicher Versammlungsraum genutzt werden kann.
Der neue Baukörper nimmt die städtebaulichen
und funktionalen Bezüge der Schulgebäude auf
und lässt sich in Fortführung der vorhandenen
axialen Flure und Treppen der Schule erschließen.
Ein zusätzlicher Zugang ermöglicht öffentliche
Veranstaltungen.
Nach Süden öffnet sich das Gebäude mit einer
großen Fassadenfront; die anderen Fassaden sind
relativ geschlossen. Durch eine mobile Trennwand
lässt sich der große Raum teilen.
Der Rohbau sowie der Ausbau zeigen die Leistungsvielfalt des materialgerechten Einsatzes von
Holz. Angewandt wurden die Baustoffe in einer
tragenden Holzrahmenkonstruktion mit Stützen
und Dachbindern aus Leimholz, in mit Holz bzw.
Holzwerkstoffen beidseitig beplankten Außenwänden, als Fensterrahmenkonstruktion, bei der
mobilen Trennwand und verschiedenen Einbauten,
wie einer Bühne sowie bei der Möblierung.
Das statische Konzept ist einfach und holzspezifisch: keine biegesteifen Anschlüsse, Verzicht auf
Aussteifungsverbände, Herstellung der notwendigen Aussteifung über Wand- sowie Deckenscheiben aus Holzrahmenkonstruktionen, konstruktive
Knoten und Anschlüsse aller tragenden Bauteile
als Einfeldträger bzw. Pendelstützen. Außer bei
den Verbindungsmitteln wurden im Rohbau nur
Holz bzw. Holzwerkstoffe eingesetzt.
Bauteile konnten maximal vorgefertigt und in einer
sehr kurzen Rohbau- und Gesamtbauzeit montiert
werden. Eine Niedrigtemperatur-Fußbodenheizung sowie das mit extensiver Begrünung versehene Flachdach ergänzen das Gebäudekonzept. Der
Primärenergiebedarf des Gebäudes unterschreitet
die erforderlichen Werte der EnEV 2007.
THÜRINGER HOLZBAUPREIS 2009
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Engere Wahl
Erläuterung des Entwurfsverfassers
Mit der Erweiterung des bestehenden Kindergartens „Glückspilz“ am Flughafen sollte die
Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessert
werden. Zu diesem Ziel wurde die bestehende
zweigruppige Einrichtung für Kinder, deren Mütter
in der umliegenden Umgebung arbeiten, um eine
Gruppe erweitert.
Gleichzeitig sollte das identitätslose Erscheinungsbild der Einrichtung aus den 60er Jahren deutlich aufgewertet und der Ort als ein geschützter und kindgerechter Lebensraum erlebbar gemacht werden.
Durch eine Erweiterung von 40 auf 60 Plätze durften die als Spielfläche genutzten Außenanlagen
weder verringert noch in ihrer Qualität beeinträchtigt werden.
Im Spannungsfeld einer heterogenen Umgebung,
ist durch die Erweiterung und Umplanung ein
Kindergarten mit neuer Identität entstanden; über
das massive Bestandsgebäude wurde eine von
der Straße aus weit sichtbare leichte Holzkonstruktion gelegt. Der auf dem Erdgeschoss ruhende
Baukörper beinhaltet neben dem Gruppenraum
einen großzügigen Gemeinschaftsraum mit Garderobe und Sanitärräumen sowie ein Büro für die
Kindergartenleitung. Gartenseitig scheint der
6,50 m ausragende Baukörper über dem Haupteingang zu schweben. Als wettergeschützter Außenraum avanciert der Eingangsbereich so zu einem
überdachten Spielbereich, der vor allem im Herbst
und Winter große Vorteile bietet.
Im Erdgeschoss befinden sich die zwei Gruppenräume mit angrenzenden Spielräumen, Sanitärräumen, einem Bastelraum sowie Küche und Umkleideraum. Von außen zugänglich ist ein kleiner
Hausmeisterraum.
Die neue Identität des Gebäudes wird durch die
unterschiedlichen Charaktere der einzelnen Baukörper erzeugt: die Massivität des ebenerdigen
Bestandsgebäudes wird durch die neue Putzfassade mit dunklem Anstrich und Umfassung der
einzelnen Fenster betont. Die Leichtigkeit des
Obergeschosses hingegen wird durch eine Holzvertäfelung in einem warmen Ton mit bunten,
verspielt versetzten, klein- und großformatigen
Fenstern gewahrt.
Die Erschließung des Obergeschosses erfolgt
über ein neues Treppenhaus, dessen erste fünf
Stufen sich als massiver Treppenblock aus dem
Erdgeschoss entwickeln und in eine leichte Holzkonstruktion nach oben übergehen. Die Essensversorgung von der Küche zum Obergeschoss
wird durch einen vorgesetzten Speiseaufzug gewährleistet, der als vertikale Verbindung die beiden Bauteile fasst. Für die Kinder führt der zweite
Fluchtweg aus dem Obergeschoss über eine Evakuierungsrutsche, die natürlich auch zum Spielen
genutzt werden darf.
Umbau Kindergarten
„Glückspilz“ in Erfurt
Bauherr
AWO Thüringen,
Erfurt
Entwurfsverfasser
architekturwerkstatt für
soziales planen,
Erfurt
Holzbauunternehmen
Zimmerei Eckardt + Rothhardt, Erfurt
14
THÜRINGER HOLZBAUPREIS 2009
4_Dritter Wertungsrundgang
Festspielscheune
in Stelzen
Bauherr
Stelzenfestspiele
bei Reuth e. V.,
Stelzen/Tanna
Entwurfsverfasser
Architekten Heise/Wandelt, Leipzig
Holzbauunternehmen
Konstruktion/Dach:
Zimmerei und Holzbau
Peukert, Albrechtshain
Fassade/Tore:
Zimmerei Sünderhauf,
Weischlitz
Sonderfachleute
Statik:
Ingenieurbüro
Fankhänel & Müller, Leipzig
Abbundplanung:
Malangeri/Doberenz,
Leipzig
Erläuterung des Entwurfsverfassers
Das 180-Seelen-Dorf Stelzen liegt im Saale-OrlaKreis. Die zunehmende Beliebtheit der „Stelzenfestspiele bei Reuth“ seit den neunziger Jahren
und die oft ungewisse Wetterlage führten bei den
Veranstaltern zu der Idee, eine Festspielscheune
zu bauen. Dabei waren vor allem die Fragen des
Standortes, der Kapazität und der Akustik von
entscheidender Bedeutung. 2006 konnte der Bauantrag eingereicht werden. Im Dezember 2006
wurde mit den Gründungsarbeiten begonnen. Die
Scheunenkonstruktion aus Rundhölzern mit den
Fassaden aus Lärchenholzschalung wurde 2007
errichtet. 2008 konnte die Festspielscheune mit
der großen Toranlage komplettiert werden.
Das Konzept geht von einer rechteckigen Grundfläche von 22,50 x 32,80 m und einer Höhe von
13,60 m aus. Die so festgelegten Proportionen
entsprechen optimalen akustischen Bedingungen. Mit dieser Abmessung bietet die Scheune
Kapazität für ca. 850 Besucher. Auf der Bühne mit
15 x 8 m findet ein großes Sinfonieorchester Platz.
Die auf traditionelle örtliche Scheunenbauprinzipien als Rundholzkonstruktionen zurückgreifende
Baustruktur wurde an heutige Holzbauvorschriften
angepasst. Sowohl für die Abbundplanung als
auch für die Zimmerleute vor Ort stellte die Umsetzung dieser Idee besondere Anforderungen.
Es ist ein beeindruckender Klangraum entstanden. Besonders die Wirkung der Rundhölzer für
die Schallreflexion hat sich positiv auf die Akustik
ausgewirkt.
Die Fassaden der Festspielscheune wurden als
Deckleistenschalung in Lärchenholz, entsprechend den historischen Scheunenbauwerken in
der Umgebung, ausgeführt. Die großen Toranlagen an den Seitenwänden sind in handwerklicher
Tradition gebaut. Das Tor auf der Nordseite ist
als vierflüglige Schiebetoranlage errichtet und so
konzipiert, dass es auch als Bühnenöffnung für
Freiluftveranstaltungen genutzt werden kann. Geöffnet wirkt es vom Inneren der Scheune wie ein
großer Bilderrahmen für einen wunderbaren Blick
in die umliegende Thüringer Landschaft.
THÜRINGER HOLZBAUPREIS 2009
15
Dritter Wertungsrundgang
Erläuterung des Entwurfsverfassers
Das Grundstück befindet sich im Baugebiet „In
den Fichtlerswiesen“ als Teil der European Solar
Exhibition. Mit seiner Nord-Südausrichtung eignete es sich besonders für die Errichtung eines Passivhauses. Die Bauherren wünschten eine familientaugliche, ökologische und kostengünstige Lösung.
In offener Bauweise wurden zwei Vollgeschosse
geplant, die insgesamt 125 m2 Wohnfläche bieten.
Das Gebäude ist nicht unterkellert.
Die Bauherren entschieden sich für eine Holzrahmenbauweise, u. a. weil die für das Passivhaus
notwendige Dämmung der Gebäudehülle mit
vergleichsweise schlanken Außenwänden realisiert
werden konnte. Werkstattvorfertigung und kurze
Montagezeiten vor Ort ermöglichten das Bauen in
relativ kurzer Zeit (Dezember/Januar) und nahezu
witterungsunabhängig. Die Außenwand wurde mit
KVH 6 x 24 cm und einer Mineralwolle-Dämmung
errichtet. Die Dachkonstruktion bilden TJI-Holzstegträger mit Zellulosedämmung. Den fachgerechten lückenlosen Einbau der Dämmung unterzog man einer Prüfung mittels Bauthermografie.
Die Aussteifung erfolgte durch Nut-Feder-Holzwerkstoffplatten, die mit zusätzlicher Abklebung
die Dampfbremse bilden und eine winddichte
Außenhülle schaffen. Die Dichtheit wurde mittels
Blower-Door-Test überprüft (0,51 h-1). Innen wurde
eine gedämmte Installationsebene ergänzt, die
Leitungen aufnimmt und sich mit einer doppelten
Gipskartonbeplankung solide einer Nutzung stellt.
Zur Schaffung einer Speichermasse zum Ausgleich
von Tag- und Nachttemperaturschwankungen
befindet sich die Bodenplatte innerhalb der gedämmten Hülle. Aussteifende Wände wurden als
Kalksandsteinkonstruktion eingebunden. Fußböden wurden in Zementestrich realisiert.
Passivhaus in Jena
Die Beplankung der Außenwände erfolgte mit
Holzfaserplatten. Diese wurden im Obergeschoss
mit einer hinterlüfteten Stulpschalung verkleidet.
Für das Erdgeschoss wurde ein Putzsystem gewählt.
Entwurfsverfasser
Freie Architektin
Ulrike Ludewig, Weimar
Im Passivhausnachweis (PHPP) wurde ein jährlicher Heizwärmebedarf von 14,8 kWh/m2a errechnet. In die Fassade integrierte schlanke Markisenkonstruktionen dienen der Gewährleistung des
sommerlichen Wärmeschutzes im Obergeschoss.
Die große Südfensterfront des Erdgeschosses wird
durch den lang gestreckten Balkon verschattet.
Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
und vorgeschaltetem Erdwärmetauscher zur Temperierung der angesaugten Außenluft sorgt für
frische Luft im Gebäude. Die Beheizung erfolgt
über eine Wärmepumpe im Lüftungsgerät. Sonnenkollektoren dienen der Brauchwassererwärmung.
Das Dachflächenwasser wird in einen Speicher
geleitet, der als Brauchwasserreservoir dient. Die
Nutzung dieses Wassers erfolgt für die Gartenbewässerung und das WC im Erdgeschoss.
Bauherr
Alfred Hansel,
Ulrike Schleier,
Jena
Holzbauunternehmen
Holzbau
Christoff Otto e. K.,
Kromsdorf
Sonderfachleute
Statikbüro Dr. Mann und
Spehr, Jena
Bauthermografie &
Luftdichtheit Lutz Weidner, Wichmar
16
THÜRINGER HOLZBAUPREIS 2009
5_Zweiter Wertungsrundgang
Erweiterung
Bürogebäude in Geisa
Bauherr
Ulrich Herrmann,
Geisa
Entwurfsverfasser
Dipl.-Ing. (FH) Ilona Hillert, Geisa
Holzbauunternehmen
Herrmann Holzbau nach
Maß, Geisa
Sonderfachleute
Ingenieurbüro Heil,
Künzell
Erläuterung des Entwurfsverfassers
Aufgabe war es, das bestehende Bürogebäude
eines mittelständigen Holzbauunternehmens
im Industriegebiet der Stadt Geisa zu erweitern,
wobei während der Umbauphase der laufende
Betrieb weiter zu gewährleisten war.
Die klare Gestaltung des Anbaus in zeitlos beständiger Form sowie die geradlinige Anordnung der
Büroräume sollten passend zur Firmenphilosophie korrespondieren. Die Form des angebauten
Baukörpers wurde durch klare Vorgaben des Unternehmers entwickelt. Mit der Erweiterung sollte
eine ganz besonders behagliche Atmosphäre für
die Mitarbeiter geschaffen werden. Weiterhin wollte man mit dem neuen Anbau nach außen tragen,
dass sich die Firma verändert und stetig wächst.
Eine Schwierigkeit lag darin, die Büroplätze im
Bestand mit ausreichend Tageslicht zu versorgen.
Diese Frage wurde durch ein aufgesetztes Lichtband auf dem Flachdach des angebauten Holzkubus gelöst, was gleichzeitig einen fast unbemerkten Übergang von Alt zu Neu schafft. Betritt man
die Büroräume, kann man keine Trennung mehr
zwischen dem Bestand und der Erweiterung wahrnehmen.
Die äußere Hülle in seiner aufgeständerten Form
zeigt klar, dass sich hier was verändert hat. Die in
westlicher Richtung spitz zulaufende Gebäudeecke
orientiert sich an der in dieser Richtung zulaufenden Grundstücksgrenze und macht im gleichen
Zuge auf sich aufmerksam. In diesem neu entstanden Büroraum befindet sich die Arbeitsvorbereitung der modernen Holzhäuser, die ein wichtiger
Bereich des Unternehmens ist.
Eine weitere Herausforderung der Planung war die
Integration der bestehenden Büroräume und der
Treppe im Erdgeschoss. Mit einer Erweiterung des
Haupteinganges zum Büro und einer großzügigen
Verglasung des neuen Empfangsbereiches wurde
eine wirtschaftliche und trotzdem repräsentative
Lösung gefunden. Im Obergeschoss entstanden
insgesamt 93 m2 zusätzliche Büronutzfläche.
Eine materialgerechte Verwendung des Bau- und
Werkstoffes Holz war dem Bauherrn wichtig. Die
Außen- und Innenwände der Büroerweiterung
wurden aus der Massiv-Holz-Mauer® hergestellt.
Direkt auf die Außenseite der massiven Holzwand
wurde zusätzlich eine 2 cm starke Naturdämmplatte (Pavatherm) angebracht und mit einer horizontalen Lärchenschalung versehen. Durch die
bewusst angestrebte diffusionsoffene Bauweise
kommt diese Wandkonstruktion ohne Dampfsperren oder Folien aus. Sie ist trotzdem winddicht
und trägt zu einem angenehmen Raumklima bei.
Energetisch perfekt ist dieses Konzept durch die
hohe Wärmespeicherfähigkeit der Vollholzwand,
die zudem ein ständig nachwachsender und zum
Schluss recycelbarer Rohstoff ist.
THÜRINGER HOLZBAUPREIS 2009
17
Zweiter Wertungsrundgang
Erläuterung des Entwurfsverfassers
Das Hauptgebäude der Kinderklinik wurde 1898 im
Hennebergischen Fachwerkstil errichtet. Verzierungen und viele Details schmücken das Gebäude
und zeugen von der hohen Fachwerkskunst im
Thüringer Süden. Vor 10 Jahren wurden Bettenhäuser errichtet, die in der äußeren Gestaltung
hinter dem Hauptgebäude zurückstehen.
Aufgabe war es, Zusatzflächen zur Aufnahme eines Kinderhortes und von Arztzimmern zu schaffen. Der viergeschossige Anbau sollte sich dabei
zurückhaltend in die vorhandene Gebäudestruktur
einfügen. Er wurde zwischen zwei Gebäuden
direkt am Treppenhaus eingeordnet und ist somit
direkt erschlossen.
Die Anforderungen an den bautechnischen Brandschutz waren hoch. Statisch war die vorhandene
Konstruktion ausgereizt und es kam nur eine leichte, aber brandschutztechnisch geeignete Konstruktion in Betracht, die neben den bautechnischen
Forderungen auch den Anforderungen des Hauses
nach ökologischen Aspekten in der Materialwahl
und einem ausgewogenen Raumklima entsprach.
Die Massivholzmauer war hier erste Wahl, um die
Kriterien zu erfüllen. Die Wände bringen einen
Brandwiderstand von F 90 und sind wesentlich
leichter als Mauerwerkskonstruktionen.
Durch die Südlage war neben dem winterlichen
vor allem der sommerliche Wärmeschutz von großer Bedeutung. Neben entsprechender Verglasung
wird dieser durch den guten Dämmwert und das
hohe Speichervermögen der Holzwand erreicht.
Insgesamt wurden bei dem Anbau ca. 250 m2
Nutzfläche geschaffen und 50 m2 Nadelholz verbaut - dieses vor allem in der Massivholzmauer
und als Konstruktionsvollholz. Nur geringe Anteile
wurden in Brettschichtholz abgebunden. Die Decken liegen auf einer tragenden Massivholzwand
auf und sind seitlich an den vorhandenen Stahlbetonwänden befestigt, was maximale Nutzfläche
brachte.
Dank des hohen Vorfertigungsgrades konnte die
Montage von der Freilegung des Daches bis zur
Abdichtung der obersten Geschossdecke in zwei
Tagen realisiert werden. In Verbindung mit dem
Trockenausbau hat die kurze Bauzeit in diesem
sensiblen Bereich des Gesundheitswesens sehr
zur Entspannung der Situation und zur geringstmöglichen Belastung der Kurgäste beigetragen.
Fazit: Holzbau ist auch noch in der fünften Etage eines Sonderbaus problemlos möglich und
schafft, gerade bei Erweiterungen, große zeitliche
Vorteile. Nach einem Jahr Nutzung hat sich die
Massivholzmauer sommers wie winters mit angenehmen Raumklima bewährt.
Erweiterung Reha- und
Vorsorgeklinik Charlottenhall in Bad Salzungen
Bauherr
Charlottenhall - Reha- und
Vorsorgeklinik gGmbH,
Bad Salzungen
Entwurfsverfasser
Architekturbüro Wetzel,
Bad Salzungen
Holzbauunternehmen
Herrmann-Massivholzhaus GmbH, Geisa
Sonderfachleute
Ingenieurbüro Trabert +
Partner, Geisa
18
THÜRINGER HOLZBAUPREIS 2009
Zweiter Wertungsrundgang
Atelier + Seminarhaus in
Tiefenort-Weißendiez
Bauherr
Matthias Rug und
Beatrix Mannel,
Bad Salzungen
Planer
Architekturbüro
Norman Heimbrodt,
Hünfeld
Holzbauunternehmen
Herrmann Holzbau nach
Maß, Geisa
Sonderfachleute
Ingenieurbüro Heil,
Künzell
Erläuterung des Entwurfsverfassers
Das Gebäude ist ein Zuhause für kreative, umweltbewusste Menschen, für die der Begriff „Lebensqualität“ viel weiter reicht, als nur ein sorgenfreies
Leben zu gewährleisten. Es ist das erste Haus
einer Gruppe von Wohngebäuden, die festgelegten ökologischen Kriterien entsprechen sollen.
Die Form lehnt sich an das skulpturale Schaffen
der Bauherren an. Die freie Bewegung löst genauso Neugierde beim Betrachter aus, wie es die Neugierde seiner Bewohner zum Ausdruck bringt.
Auf zwei Etagen sind alle Funktionen durch kurze
Wege vereint. Die untere Etage genießt den Schutz
durch die Hanglage. Dort sind alle Ruheräume
und ein HomeSpa untergebracht, zusätzlich die
Haustechnik und Lagerfläche. Die obere Etage
wird als Wohn-, Seminar- und Atelierbereich genutzt. Durch die große Raumhöhe entsteht hier
ein besonders freies Raumgefühl, das die Kreativität der Bewohner beflügelt.
Dieses Architekturkonzept lässt sich nicht mit
jedem Baustoff verwirklichen. Aus ökologischer
Sicht kam hier nur Holz als Werkstoff infrage. Ein
herkömmlicher Ständerbau ist allerdings nicht geeignet. Gebäude mit solchem Anspruch an Wohnqualität und statischen Herausforderung lassen
sich gut aus Massivholzwänden herstellen.
So entschieden sich Bauherren und Architekt,
den gesamten Baukörper einschließlich der geschwungenen Innenwände mit Massivholzmauern
aufbauen zu lassen. Die Statik belegt, dass das
gesamte Bauwerk keine zusätzlichen Innenverstrebungen benötigt. Allein die verschränkte Form
der Wand- und Deckenelemente und die starren
Eckausbildungen genügen, um die Aussteifung zu
gewährleisten.
Insgesamt wurden rund 275 m2 Holz für Wände
und Dach verbaut. Der freiliegende Baukörper
(ohne das Sockelgeschoss) besteht aus Holz, ist
dadurch CO2 -neutral und vollständig recyclingfähig. Das Gebäude bietet beste Voraussetzungen
für ein gesundheitlich unbelastetes Wohnen und
Arbeiten. Zur Beheizung werden regenerative
Energieträger eingesetzt.
THÜRINGER HOLZBAUPREIS 2009
19
Zweiter Wertungsrundgang
Erläuterung des Entwurfsverfassers
Das Doppelhaus wurde 1818/19 als Wohnhaus
erbaut und ist ausgewiesenes Einzeldenkmal.
Prämissen bei der Sanierung waren der Erhalt und
die Wiederherstellung des spätklassizistischen
Erscheinungsbildes zur Straße hin. Die bauzeitliche Form des Daches mit neuen Gauben wurde
wiederhergestellt und die nicht mehr originalen
Fenster nach historischem Vorbild ersetzt und
profiliert.
Durch jahrzehntelangen Verfall war die hintere
Achse des Hauptbaukörpers stark beschädigt. Aufgrund der Baufälligkeit des Hauses wurde bewusst
die Entscheidung getroffen, die innere Struktur
des Hauses in Bezug auf die neue Nutzung als
Studentenwohnhaus komplett zu verändern und
die wenige noch erhaltenswerte historische Substanz durch einen eingeschobenen neuen Baukörper auf der Gartenseite zu ergänzen. Der Mittelflur
wurde zugunsten der Zimmer zum Garten in Richtung Straße verschoben. Auf der „lauten“ Straßenseite sind Küchen, Bäder und Wirtschaftsräume
angeordnet. Der Altbau ist im Erdgeschoss aus
Natursteinen und Ziegeln gemauert, die Obergeschosse sind als Fachwerk mit Lehmziegelfüllungen ausgeführt.
Der neue Gebäudeteil, der die Wohnräume und
das neue Treppenhaus beinhaltet, wurde in Holzrahmenbauweise errichtet. Aus statischen Gründen wurde die Ergänzung des Bestandes komplett
in Holz ausgeführt, um ein dem alten Fachwerk
angepasstes, weiterhin flexibles konstruktivstatisches System zu erhalten. Zudem war eine
kurze Bauzeit gewünscht.
Eine auf den vorhandenen Natursteinfundamenten
gegründete Bodenplatte überspannt die bestehenden Gewölbekeller. Darauf wurden innerhalb
von 2 Wochen die vorgefertigten Elemente der
Außenwand gestellt (Holzrahmenkonstruktion mit
beidseitiger OSB-Beplankung und innenliegender
Mineralwolledämmung). Dann erfolgte geschossweise der Anschluss der neuen Holzbalkendecken
an die abgeschnittenen alten Balkendecken.
Zu den tragenden Innenwänden im Treppenhaus
gab es Anforderungen zum Brandschutz (F 60)
und zum Schallschutz. Um beide Anforderungen
zu erfüllen, wurde auf die tragende Holzrahmenwand eine Vorsatzschale aus zwei Fermacell­
platten auf Lattung und Konterlattung aufgesetzt.
Die neue Stahltreppe steht autark im Raum und ist
an die Balkendecken des Altbaus angeschlossen.
Die Fassadenverkleidung besteht aus Rockpaneelplatten natural auf einer vertikalen Traglattung
(sichtbar geschraubt). Um eine Schlotwirkung in
der hinterlüfteten Fassade zu verhindern, wurden
etagenweise Brandbarrieren in Deckenebene eingebaut. Die Fensterfaschen sind als Lärchenholzrahmen auf die Holzrahmenwand aufgesetzt und
mit Blechen abgedeckt.
Sanierung
Marienstraße 4/6
in Weimar
Bauherr
Beate Glas,
Unterschleißheim
Entwurfsverfasser
Architekturbüro
K.-P. Ruhland/P. Becker,
Weimar
Holzbauunternehmen
Zimmerei Dechant,
Braunichswalde
Sonderfachleute
Statikbüro Trabert + Partner, Weimar
Holzschutz
Bernd Schleder, Nohra
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THÜRINGER HOLZBAUPREIS 2009
6_Erster Wertungsrundgang
Synergiehaus W.
in Weimar
Bauherr
Dr.-Ing. Volker Drusche,
Weimar
Entwurfsverfasser
Dr.-Ing. Volker Drusche,
Weimar
Holzbauunternehmen
Locke GmbH, Magdala
Sonderfachleute
Dr. Dirk Lind, Gotha
Erläuterung des Entwurfsverfassers
Es war das Ziel, die kleinteilige Gebäudestruktur
beim Umbau des 1920 erbauten Mehrfamilienhauses zu erhalten. Neue Bauteile sind sensibel
eingefügt. Die innere Organisation ermöglicht
Mehr-Generationen-Wohnen, Büronutzung und
weitere flexible Anpassungen an unterschiedliche
Lebensumstände.
Die nachhaltige Architektur wird durch verschiedene Maßnahmen optimiert: umfangreiche Wiederverwendung der Bestandssubstanz, Einsatz
langlebiger Holzbaukonstruktionen, einfache und
recyclingfähige Bauweisen.
Die Holzfachwerkkonstruktion des Obergeschosses und der Dachstuhl konnten vollständig erhalten werden. Die Sparren wurden zur Integration
einer hohen Dämmstärke und Minimierung von
Wärmebrücken seitlich mit Bohlen aufgedoppelt.
Die neue Eingangstreppe und der Balkon bestehen
ebenfalls aus einer Holzkonstruktion mit ingenieurtechnischen Stahlaussteifungen. Als Balkonstützen dienen geschälte Lärchenstämme aus
einheimischen Beständen.
Die Gaubenverkleidung besteht aus einer LärchenStülpschalung auf Kanthölzern mit zwischenliegender Dämmung. Für die Fenster mit 3-fach-Wärmeschutzverglasung kamen Lärchenrahmen zur
Ausführung. Für die Gartentreppen wurden unbehandelte Industrie-Eisenbahnschwellen recycelt.
Die Dachüberstände bieten einen guten konstruktiven Holzschutz. Weiterhin wird durch den überwiegenden Einsatz von Lärche für die bewitterten
Flächen auf Langlebigkeit gesetzt. Auf chemische
Holzbehandlung konnte vollständig verzichtet
werden.
Die Wahl des Heizsystems fiel auf einen Pelletkessel mit solarthermischer Unterstützung. Durch
die Kopplung eines Primärkessels mit einer Zentralheizanlage wurde ein kaminähnliches Ambiente
mit Verwendung des nachwachsenden Rohstoffs
Holz geschaffen.
Der Primärenergiewert wurde drastisch gesenkt
und liegt nun 70 % unter der gesetzlichen Sollanforderung. Dabei liegt der Anteil an erneuerbaren Energien bei 100 %. Der Endenergiebedarf
wurde von 310 kWh/m2a auf 64 kWh/m2a gesenkt.
Der Primärenergiebedarf sinkt sogar um 93 %
gegenüber dem unsanierten Zustand.
THÜRINGER HOLZBAUPREIS 2009
21
Erster Wertungsrundgang
Erläuterung des Entwurfsverfassers
Das als Niedrigenergiehaus konzipierte Einfamilienhaus liegt im Ortskern der Gemeinde Wandersleben.
Mit einer fließenden Grundrissgestaltung wird
trotz kleiner Grundfläche eine großzügige Raumwirkung erzielt. Nach Norden, zur Straße geschlossen gehalten, öffnet sich das nicht unterkellerte Gebäude zum nach Süden gelegenen Garten.
Im Erdgeschoss gehen die Küche und der Wohnraum mit Essbereich fließend ineinander über.
Der Bezug zum Außenraum wird durch große,
bodentiefe Fenster hergestellt. Im Obergeschoss
befinden sich die Schlafräume. Aus platzsparenden und energetischen Gründen wurde dort auch
die Heizungsanlage installiert.
Als nachwachsender, ökologischer Baustoff wird
Holz als Baumaterial bevorzugt. So wurde das
Haus in Holzbauweise, mit sichtbaren Deckenbalken, einer Fassade aus Stulpschalung und Holzwerkstoffplatten sowie Parkettböden errichtet.
Unterstützt von moderner Haustechnik, Solarkollektoren und Gas-Brennwerttechnik und Fußbodenheizung wird das Gebäude dem Anspruch der
heutigen Zeit an Energieeffizienz und Umweltbewusstsein gerecht.
Einfamilienhaus in Holzbauweise in Wandersleben
Bauherr
N. und D. Stollberg,
Wandersleben
Entwurfsverfasser
m.h.a.s. architekten,
Erfurt-Alach
Holzbauunternehmen
Zimmerei Peter Gehrhardt,
Crawinkel
22
THÜRINGER HOLZBAUPREIS 2009
Erster Wertungsrundgang
Dachaufstockung
Haus Noa
in Sülzenbrücken
Bauherr
Familie Noa,
Sülzenbrücken
Entwurfsverfasser
vitaminOffice
madsack.enenkel
architekten gbr, Erfurt
Holzbauunternehmen
Zimmerei
Eckardt + Rothhardt,
Erfurt
Erläuterung des Entwurfsverfassers
Das Bauvorhaben am Ortsrand von Sülzenbrücken
stellt die erste Etappe einer Gesamtsanierung des
ehemaligen Bauerngehöftes dar. Die Bauherren
beabsichtigten mit der Aufstockung des bestehenden Waschhausanbaus zum einen eine Erweiterung des Wohnraumes, als auch die Optimierung
der Funktionsabläufe innerhalb des Hauses.
Der Ergänzungsbau verbindet die Obergeschosse von zwei Gebäudeteilen und wird als leichte
Holzständerkonstruktion auf das bestehende
Betondach aufgesetzt. Die Kubatur vermittelt
dabei zwischen dem flachen Pultdach des hinteren
Stallgebäudes sowie dem Satteldach des vorderen
Wohnhauses und fügt sich in seinen Proportionen
so zwischen beiden Gebäudeteilen ein.
Die gedämmte Holzständerkonstruktion ermöglicht mit geringen Wandquerschnitten das Unterschreiten der Anforderungen aus der EnEV. Damit
wird den Bauherren ermöglicht, diesen Wohnraum
mit anschließendem Treppenhaus in den Wintermonaten lediglich über den eingebauten Kamin zu
beheizen.
Als Gebäudehülle kommt eine hinterlüftete kupferfarbene Aluminiumverkleidung sowohl für die
Außenwände als auch für das Dach zum Einsatz.
Diese ermöglicht dem Baukörper seine homogene Erscheinung, welche in bewusstem Kontrast
zur umgebenden Bebauung steht. Ein großes
aluminiumgerahmtes Panoramafenster dient als
Ruhebank und bietet einen großzügigen Ausblick
Richtung Süden.
THÜRINGER HOLZBAUPREIS 2009
23
Erster Wertungsrundgang
Erläuterung des Entwurfsverfassers
Der Haideteich befindet sich nördlich des Stadtzentrums von Gehren und wurde früher als Badeteich genutzt. Die Stadt Gehren begann in den
letzten Jahren mit der Wiederbelebung des Gebietes durch die Errichtung eines Aktivspielplatzes.
Der Teich dient den Bürgern als beliebtes Gebiet
für Spaziergänge in die nähere Umgebung. Da dies
über den Uferweg erfolgt, lag die Schaffung eines
erhöhten Aussichtspunktes nahe, der die Möglichkeiten zur Beobachtung speziell von geschützten
Vogelarten in ihrer natürlichen Umgebung verbessert. Außerdem sollte der Turm die vorhandenen
Freizeiteinrichtungen ergänzen.
Dem Projekt liegt der Agenda-21-Gedanke im Sinne der Förderung einer nachhaltigen Entwicklung
zugrunde. Deshalb ist man beim Entwurf auf die
ursprüngliche naturnahe Form des Einsatzes von
Holz, dem Bauen mit Rundstämmen, zurückgekommen. Begünstigt durch die Tatsache, dass
die Stadt über eigene kommunale Waldflächen
verfügt und im Rahmen der Schadensaufarbeitung
nach dem Sturm „Kyrill“ einige Areale großflächig
beräumt werden mussten, fand sich in enger
Zusammenarbeit mit dem Revierförster ohne
Schwierigkeiten das geeignete Baumaterial. Dieses
vor Ort vorhandene Material musste nicht wie
andere Holzprodukte über weite Wege herangeschafft werden.
Nachdem die Baumstämme mit einem Wasserstrahlverfahren entrindet worden waren, begann
deren Verarbeitung unmittelbar vor Ort. Zuvor
wurden entsprechend den geprüften statischen
Berechnungen Fundamente mit stählernen Stützenfüßen errichtet, welche eine Einspannung der
Hauptstützen ermöglichten. Anschließend wurde
vom beauftragten Holzbauunternehmen die Tragkonstruktion vor Ort errichtet.
Ergänzt durch Bohlenbeläge und Brüstungsgeländer aus Lärche entstanden zwei Aussichtsplattformen in 3 bzw. 7 m Höhe über dem Gelände.
Der Turm wurde mit einer Stahlwendeltreppe und
entsprechender Blitzschutzanlage versehen.
Es entstand ein Objekt, das mit der Urform des
Holzbaus ein wenig gegen den aktuellen Trend
steht, sich aber an seinen Standort in die natürliche Umgebung einfügt.
Naturbeobachtungsturm
„Am Haideteich“ in Gehren
Bauherr
Stadt Gehren
Entwurfsverfasser
Architekturbüro Mathias
Heinz, Altenfeld
Holzbauunternehmen
Zimmerei Intensiv,
Ilmenau
Sonderfachleute
Ingenieurbüro Bode,
Ilmenau
Ausstellungshalle der
Ausgrabungsstätte
„Steinerne Rinne“ in
Bilzingsleben
Bauherr
Gemeinde Bilzingsleben,
VG Kindelbrück
Entwurfsverfasser
Ingenieurbüro
Herausgeber
Trabert + Partner,
Freistaat
Geisa Thüringen
Thüringer Ministerium für Bau, Landesentwicklung
und
Medien
Gesamtplanung
Postfach
90 03Urban,
62
Planungsbüro
99106
Erfurt
Ringleben
 0361 3791-000

0361 3791-099
Holzbauunternehmen

[email protected]
Zimmerei
Dechant,

www.tmblm.de
Braunichswalde
Gefördert aus Mitteln des HOLZABSATZFONDS
Absatzförderungsfonds
der deutschen Forst- und Holzwirtschaft
Godesberger Allee 142 - 148
53175 Bonn
 0228 30838-0
 0228 30838-30
 [email protected]
 www.haf.de
 www.infoholz.de
Abbildungsnachweis
IB Trabert, Geisa: Seite 4 links oben, 5 links
gildehaus.reich, Weimar: Titel 2. v. oben, 6, 7
Sascha Krische: Seite 8, 9
AB Ollertz, Fulda/IB Trabert, Geisa: Titel unten, Seite 10, 11
Lutz Edelhof, Erfurt: Seite 12 links oben u. Mitte
Trabert + Partner, Geisa:
Josef Egger, Erfurt: Seite 13 Mitte und rechts oben
Gert Mothes, Leipzig: Seite 14
Ulrike Ludewig, Weimar: Seite 15
Matthias Wald, Wiesenfeld: Seite 16
Rüdiger Wetzel, Bad Salzungen: Seite 17
N. Heimbrodt, Hünfeld/U. Herrmann, Geisa: Seite 18
AB Ruhland, Weimar: Seite 19
Volker Drusche, Weimar: Seite 20
Matthias Hasler, Erfurt: Seite 21
vitaminOffice, Erfurt: Seite 22
Mathias Heller, Erfurt: Titel 1. u. 3. v. oben, Seite 3, 4, 5,
9 rechts Mitte, 12 links unten u. Mitte u. rechts,
13 links u. rechts unten, 23
Erläuterungstexte
Entwurfsverfasser (teilweise vom Herausgeber bearbeitet)
Bearbeitung, Layout
Mathias Heller, TMBLM Erfurt
Satz und Druck
Druckerei Handmann, Erfurt
Juni 2009
Verteilerhinweis
Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des Freistaats Thüringen herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe
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