Baulicher Kontrast

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Baulicher Kontrast
des portugiesischen Architekten Siza
und des japanischen Architekten Isozaki
mit ihren runden Fassaden und der entsprechenden Anpassung der Materialien
ließ sich Jeanne Dekkers inspirieren. Im
OZW-Gebäude sind die Ausbildungsstätten für Pflege und Gesundheitswesen
auf den unterschiedlichen Ebenen von
Schule, Fachhochschule und Universität
zusammengeschlossen. Entsprechend
muss das Gebäude also adäquaten
Raum bieten für eine große Bandbreite
an Unterrichtsformen sowie deren Studenten, Mitarbeitern und unterstützendem
Personal. „Kein Gebäude, dessen einzelne Elemente wie Schubladen gestapelt
sind und dessen Aufzug einen direkt
zum Ziel bringt, sondern ein transparentes Gebäude, durch das man buchstäblich hindurchsehen kann…“, erläutert
OZW, Amsterdam
E
ntwurf eines außergewöhnlichen
rotem Klinker, das sich bewusst unter-
Unterrichtsgebäudes auf dem Cam-
scheidet von den übrigen Gebäuden
pus der VU an der De Boelelaan in
auf dem Campus aus den 60er und
Amsterdam – so lautete der Auftrag für
70er Jahren mit ihren schlichten und
Architektin Jeanne Dekkers und ihr
dunklen Fassaden. Deutlich zu erken-
Team. Das Ergebnis ist die Realisierung
nen ist die Inspiration durch die Amster-
eines ins Auge fallenden Gebäudes mit
damer Schule. Architekten wie De Klerk
einer warmen, humanen Ausstrahlung.
und Kramer nutzten den Ziegel als ver-
Ganz eindeutig handelt es sich hier um
trautes Material für ihre runden Formen.
ein Unterrichtsgebäude, das auf die
Die Klinker-Bauweise verstärkt die statt-
Bedürfnisse seiner Nutzer zugeschnitten
liche Ausstrahlung des Gebäudes und
ist. Ein rundes, sanft geschwungenes
sorgt dafür, dass es sich harmonisch in
Bauwerk, errichtet aus warmem dunkel-
sein Umfeld einfügt. Auch von Entwürfen
Jeanne Dekkers.
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D
as Spannungsfeld zwischen den
verschiedenen Atmosphären war
bedeutend für Entwurf und Planung.
Das Gebäude steht nicht allein auf dem
Campus, sondern ist auch ein Bestandteil seiner städtischen Umgebung.
In Zukunft soll hier die Bebauung der
Südachse entstehen. Durch seine Höhe
sucht das Gebäude eine Verbindung zu
den bereits realisierten Hochbauten entlang der A10 und ist von der Stadt aus
weit sichtbar. Der niedrige Teil ist „sanft“
dem Campus zugewandt. Die Fassaden
bestehen aus durchlaufenden, geschwungenen Mauern in einer kegelförmig zulaufenden Form: die nach Süden ausgerichtete, breite rückwärtige Fassade geht
mit einer Rundung über in die nach
außen gebogene Westfassade und die
leicht nach innen geschwungene Ostfassade. Beide Seitenfassaden treffen
zusammen in der schmalen, runden und
erhält deshalb jedes Stockwerk eine
große Fenster aus den Fassaden hervor-
mit eigener Identität. Auch sollte es
stehen, schaffen eine optische Verbindung
möglich sein, der jeweiligen Nutzung
eigene Akzentfarbe, die an den freien
zwischen den Stockwerken.
Raum für Individualität zu lassen, ohne
Wänden fortgesetzt wird. Diese kommt
dabei die Harmonie des Gesamtbildes
auch im Gebäudekern mit den Aufzügen
zu beeinträchtigen. In dem Gebäude
und Sanitärräumen zum Ausdruck. Die
„Eine schöne Metapher für Pflege
und Gesundheitswesen: sanft und
human anstatt Stahl und grau…“, meint
Jeanne Dekkers.
Das zentrale Foyer ist ein großzügiger Raum mit doppelter Höhe, den die
Architektin als „Sockel“ bezeichnet. Der
Sockel in den untersten Stockwerken ist
transparent und spiegelt damit auch
den öffentlichen Charakter der dahinter
liegenden Räume wieder. Der Hörsaal
im ersten Stockwerk – das Herzstück des
Gebäudes – hängt frei im Foyer. Er ist
Farben verlaufen wie ein Regenbogen
vom Erdgeschoss bis zum obersten
Stockwerk. Auf diese Weise tragen die
Farben einerseits zur Unterscheidung
der Nutzung sowie zur Orientierung im
Gebäude bei und andererseits sorgen
sie auch für die Geschlossenheit des
gesamten Entwurfs.
Die wellenförmigen Fassaden aus
Klinker und der runde konventionell
gemauerte Dachrand verleihen dem
Gebäude einen massiven Charakter.
Das wird verstärkt durch die Ausführung der schrägen Dachfläche mit
klinkerfarbenden Platten. Die Dachrinne
befindet sich in einer Aussparung hinter
dem nicht ausgeformten Dachrand,
genau wie die Glasreinigungs- und Aufzugsanlagen.
insgesamt ein geschlossenes, kugelförmiges Element mit Eingang über den Flur
des Zwischengeschosses. Der Innenraum,
ausgekleidete mit Stoffbahnen, bietet für
120 Personen Sitzplätze. Auch der
Masterplan für die Inneneinrichtung
höheren Vorderseite an der De Boelelaan.
stammt von Jeanne Dekkers Architectuur.
Die durchgehende runde Form findet beim
Mit dem hellen und lichten Interieur kon-
Dach ihre Fortsetzung. Das schräge Dach
trastiert die robuste Klinkerfassade auf
wurde unterbrochen durch Patios, die
eine angenehme Weise. Die Grundfarbe
wieder in Verbindung stehen mit den
der Räume ist ein frisches Grau. Das
nächstgelegenen Freiräumen des Ge-
verleiht den Büros und Unterrichtsräumen
bäudes. Auf diese Weise dringt das
eine weiche Atmosphäre. Geländer und
Sonnenlicht von Süden tief in das Ge-
Treppen wurden in Silber ausgeführt.
bäude vor. Die Freiräume, an denen
Der Auftraggeber wünschte ein Gebäude
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U
am Dach ist etwas ganz Besonderes.
Gebäudes sicherzustellen, stellte
Hier genügte die gespannte Maurer-
man hohe Anforderungen an die Qua-
schnur nicht mehr, sondern es wurden
lität der Fassadenklinker. Es musste ein
Metallbögen benötigt, um die Klinker
qualitativ hochwertiger und harter Stein
dreidimensional in der richtigen Run-
verwendet werden, der unempfindlich
dung zu verarbeiten. Ein spezielles
gegen äußere Einflüsse ist. Die Ent-
Detail an diesem insgesamt einmaligen
scheidung für Hagemeister lag auf der
Gebäude, das vielleicht sogar das
Hand. Im Klinkerwerk in Nottuln wählte
Zeug zum späteren „Denkmal“ hat.
m die gewünschte Ausstrahlung des
Jeanne Dekkers Klinker verschiedener
Farbfamlilien aus und nahm sie mit, um sie
in Delft probeweise auszulegen. Letztendlich fiel die Wahl auf einen volumigen
Klinker (Format 210 x 100 x 100 mm) in
Farbennuancen von orange-blau, dunkelrot und braun-blau. Durch die gemischte
Verarbeitung der Klinker im Wilden Verband und nach festgelegtem Mischverhältnis entstand die beabsichtigte warme
Ausstrahlung. Die Fugen sind sehr schmal
gehalten und leicht zurückgesetzt, womit
sie die gleichmäßigen Rundungen des
Baukörpers betonen. Das Mauerwerk
OZW (210 x 100 x 100 mm)
Projektdaten:
Architekt: Jeanne Dekkers Architectuur
Projektteam: Jeanne Dekkers, Helga Snel,
Peter Roodenburg, Frank Segaar
Auftraggeber: Freie Universität Amsterdam
Bruttofläche: 19.923 m2 OZW
Bausumme: ca. 6 19.210.000,- (excl. BTW)
Gesamtbearbeitungszeit: 60 Monate
(40 Monate Entwurfsphase)
Beitrag des Büros: Entwurf und Ausführung
Bauunternehmer: JP van Eesteren, Barendrecht
Bauberatung: Royal Haskoning, Nijmegen
Montageberatung:
Sweegers en de Bruijn BV, ’s-Hertogenbosch
Klinkerberatung: Steenhandel Gelsing BV, Elst
Klinker: Hagemeister Sortierung „OZW”
(Format 210 x100 x100 mm)
Hagemeister GmbH & Co. KG
Klinkerwerk
Buxtrup 3
D-48301 Nottuln
www.hagemeister.de
Tel. +49 (0) 2502 804 0
Fax +49 (0) 2502 7990
E-Mail [email protected]
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