Prof. Dr.-Ing. M. N . Fisch AtrIEn Kurzbericht Forschungsprojekt Evaluierung von Atrien Ziel der Forschungsaufgabe Seit mehreren Jahrzehnten werden große, glasüberdachte Lufträume, Atrien, im zunehmenden Maße in die Architektur von Büro- und Verwaltungsgebäuden integriert. Neben architektonischen Anforderungen wie die Schaffung eines repräsentativen Erscheinungsbildes oder witterungsgeschützter Verkehrs- und Aufenthaltsflächen, werden Atrien als sichtbarer Beleg für die hohe Energieeffizienz eines Gebäudes gehandelt. Analog zur Wirkung eines Wintergartens, erwarten die Planer durch die Akkumulation solarer Wärmegewinne und durch die Möglichkeit einer natürlichen Lüftung der an das Atrium angrenzenden Büroräume eine Einsparung an Heizenergie und Lüftungsenergie. Im Planungsprozess besteht bislang keine allgemein anerkannte Methode das thermische Verhalten eines Atriums und daraus resultierende Vorgaben für die Konstruktion und der Betriebsführung. Die Planung erfolgt nach individuellen Maßstäben mit unterschiedlichen Planungswerkzeugen. Der gegenwärtige Stand der Normung, siehe DIN V 18599 bietet keine Hilfestellung für die energie- und behaglichkeitsoptimierte Planung von großen, verglasten Lufträumen. In der Praxis hat sich gezeigt, dass oftmals die Einsparungen an Nutzenergie hinter den Erwartungen zurückbleiben, hingegen die sommerlichen Überhitzungen und die Temperaturschichtung im Atrium die Prognosen bei Weitem übertreffen. Die erheblichen solaren Wärmegewinne im Sommer werden regelmäßig unterschätzt und führen zu unerwünschten Überhitzungen. Daraus resultiert nicht nur ein erhöhter Kühlenergieverbrauch, sondern auch eine Einschränkung der thermischen Behaglichkeit und der Lüftungsmöglichkeiten zum Atrium. Diese Erfahrungen und die Möglichkeit des Zugangs zu einer Reihe von Atriengebäuden hat das Institut für Gebäude und Solartechnik, TU Braunschweig, Univ.-Prof. Dr.-Ing. Fisch bewogen, Atriengebäude im Betrieb hinsichtlich Ihrer Energieeffizienz und Funktionsweise zu untersuchen. Die Ursachen für eine suboptimale Funktionsweise der Atrien im Energie- und Belüftungskonzept des Gebäudes sollen benannt und analysiert werden. Auf Basis dieser Erkenntnisse werden die üblichen Planungswerkzeuge anhand eines CFD-Programms, eines dynamischen Gebäudesimulationsprogramms und analytischer Methoden hinsichtlich ihrer Prognosegüte bewertet. Abschließend werden Leitlinien aufgestellt, die die für die Planung eines Atriums relevanten Erkenntnisse zusammenfassen. Durchführung der Forschungsaufgabe Das Forschungsprojekt gliedert sich in eine Grob- und eine Feinanalyse. 1 Prof. Dr.-Ing. M. N . Fisch AtrIEn Grobanalyse In der Grobanalyse werden 15 Atriengebäude steckbrieflich hinsichtlich Ihrer Energiekennwerte, bauphysikalischer Merkmale und Atrienkonzepte beschrieben. Für die Beurteilung der Energieeffizienz von Atriengebäuden werden die Energiekennwerte von Atriengebäuden den von Gebäude ohne Atrium gegenübergestellt. Im Weiteren wird untersucht, ob eine Korrelation zwischen Energieeffizienz und bauphysikalischen Eigenschaften der Atriengebäude besteht. Für einen Teil der Atrien liegen Temperaturmessreihen aus vorangegangenen Forschungsprojekten vor. Diese werden herangezogen zum Vergleich des thermischen Verhaltens der Atrien untereinander, sowie in Bezug auf das Außenklima. Hieraus werden verallgemeinerbare Zusammenhänge zwischen konstruktiven Randbedingungen und dem thermischen Verhalten der Atrien abgeleitet. Weiterhin erfolgt der Vergleich des vertikalen Temperaturgradienten der Luft im Atrium bei ähnlichen Außenbedingungen. Betriebliche Einflüsse wie die Regelung der Gebäudeautomation sowie die Überprüfung der korrekten Umsetzung in die Praxis können in dieser Betrachtung nicht bewertet werden.. Feinanalyse In der Feinanalyse werden drei ausgewählte Atrien der Grobanalyse für eine vertiefende Betrachtung herangezogen. Es handelt sich hierbei um die Hauptverwaltung der LBS Nord in Hannover Kronsberg, dem Energieforum Berlin in Berlin Friedrichshain und dem Neubau Informatikzentrum auf dem Gelände der TU Braunschweig. Bei dem Atrium der LBS Nord handelt es sich um ein Haus-in-Haus Konzept, bei dem die Glashülle die Kerngebäude fast vollständig umgibt. Die ebenfalls umschlossenen Grünhöfe zwischen den Gebäudeteilen, die mediterran bepflanzt sind, werden nicht beheizt. Das Atrium des Energieforums Berlin ist dreiseitig vom Kerngebäude umschlossen und öffnet sich mit seiner vertikalen Glasfläche nach Süden zur Spree hin. Als zentrale Verkehrsfläche und gelegentliche Veranstaltungsfläche ist es beheizbar. Im Informatikzentrum der TU Braunschweig ist das Atrium vierseitig umschlossen, beheizt und wird vorwiegend als Verkehrsfläche genutzt. Das Energieforum und das Informatikzentrum sind als Niedrigenergiegebäude konzipiert worden und erfüllen die gesetzten Energiekennwerte. Das messtechnische Untersuchungsprogramm der Feinanalyse gliedert sich in ein Langzeitmonitoring und Kurzzeitversuche. Im Langzeitmonitoring erfolgt die Erfassung von Parametern des Atriumklimas und des Außenklimas. Parallel erfolgt die Erfassung der Betriebsdaten der GLT. Die Daten der GLT geben Aufschluss über die Umsetzung des Regelschemas zur Ansteuerung der Lüftungsöffnungen. Zu den erfassten Daten gehören auch die für die Regelung entscheidenden Führungsgrößen wie z.B. Außen- und Innentemperatur. Luftwechselmessungen und Die Kurzzeitversuche Rauchversuchen zur 2 bestehen Analyse des vor allen Dingen Luftaustauschs und aus der Prof. Dr.-Ing. M. N . Fisch AtrIEn Raumluftströmung. Der Luftaustausch ist, neben der Verglasungsqualität und Anteil und Ausrichtung der verglasten Flächen die bestimmende Größe für die Atriumtemperatur. Da im Planungsprozess zum Zeitpunkt der Fachplanung die Möglichkeit zur Veränderung der transparenten Umschließungsflächen und der Vergasungsqualität engen Grenzen unterworfen ist, kommt der Lage und Größe der Lüftungsöffnungen als einstellbarere Größe eine Schlüsselrolle zu. Die gemessenen Luftwechselzahlen werden verglichen mit den Ergebnissen verschiedener Methoden zur Berechnung des Luftwechsels, wie analytische Methoden und CFD-Simulationsprogrammen. Ein Abgleich zwischen Rechen- und Messergebnissen bewertet die Prognosegüte der einzelnen Planungswerkzeuge. Zur Quantifizierungen des Einflusses der Atriumtemperatur und des Belüftungskonzepts auf den Gesamtenergieverbrauch der Büroräume erfolgt auf Basis der Ergebnisse der Temperaturmessungen in den Atrien eine dynamische Gebäudesimulation der Büroräume. Aus der Korrelation der Lufttemperaturen im Atrium und der Außenlufttemperatur wird eine Funktion der beiden Größen gebildet. Anschließend werden mit dieser Funktion auf Basis eines Testreferenzjahres ReferenzLufttemperaturverläufe im Atrium berechnet. Im letzen Schritt wird der Nutzenergiebedarf für Heizen und Kühlen eines an das Atrium grenzenden Büroraumes mit dem synthetischen Atriumklima als Umgebungsklima berechnet. Abschließend erfolgt die Aufstellung von verallgemeinerbareren Leitlinien für die Planung energieeffizienter und komfortgerechter Atrien. Zusammenfassung der Ergebnisse Einfluss der Verglasungsart auf den Energieverbrauch Der Vergleich der Energiekennwerte der 15 Atriengebäude mit anderen Verwaltungsgebäuden ohne Atrium unter der Berücksichtigung der Atrienkonzepte und der bauphysikalischen Randbedingungen hat in erster Linie gezeigt, das Atriengebäude ebenso wie Nicht-Atriengebäude die gesamte Bandbreite der Energieeffizienz abdecken können. Jedoch fällt auf, dass die Gebäude mit beheizbaren Warmatrien (15° - 25°C) einen geringeren Wärmeverbrauch aufweisen, als Gebäude mit unbeheizbaren Kaltatrien (5°C - 15°C). Ursächlich scheint die Tatsache, dass beheizbare Atrien gemäß WSVO über eine Wärmeschutzverglasung verfügen müssen, die zu geringeren Wärmeverlusten des Kerngebäudes führt. Durch die Anwendung einer Wärmeschutzverglasung und damit einer Verschiebung der Wärme dämmenden Ebene zur Atriumhülle, erfolgt zum einen eine effektive Verringerung des A/V – Verhältnisses. Zum anderen gehen die solaren Wärmegewinne im Atrium nicht durch die Hülle wieder verloren. 3 Prof. Dr.-Ing. M. N . Fisch AtrIEn Thermisches Verhalten der Atrien Bei Atriengebäuden, die sehr hohe Energieverbräuche aufweisen, sind in den betrachteten Fällen betriebliche Störungen ursächlich (Regeschema und seine Umsetzung). Die Höhe des Temperaturniveaus und der Anstieg der Temperatur über die Höhe des Luftraums für vergleichbare Außenbedingungen (Sommer 25°C, Winter 0°C) sind Abbildung 1 zu entnehmen. 20 20 18 18 16 16 14 14 12 12 Höhe [m] Höhe [m] Haus-im-Haus 10 Haus-im-Haus 4-seitiges Atrium 10 4-seitiges Atrium, gekühlt 4-seitiges Atrium 8 8 6 6 4 4 2 2 4-seitiges Atrium 3-seitiges Atrium 4-seitiges Atrium 0 20,00 0 25,00 30,00 35,00 0,00 Atriumtemperatur [°C] 5,00 10,00 15,00 20,00 25,00 Atriumtemperatur [°C] Abbildung 1 Vertikaler Temperaturgradient des Luftraumes verschiedener Atrien bei ähnlichen Außenbedingungen, jeweils für Sommer (ca. 25°C) und Winter (ca. 0°C) Im Sommer reicht die Spannbreite der Atriumtemperatur von 22 bis 35°C bei einem vertikalen Temperaturgradienten von bis zu 10 K. Diese Größen stehen nicht in einem signifikanten Zusammenhang mit dem Luftöffnungsanteil, der Höhendifferenz zwischen den Luftöffnungen oder dem Gesamtenergiedurchlassgrad der Verglasung. Im Winter ist die Temperatur über die Höhe nahezu konstant und Ihr Niveau ist bedingt durch betriebliche Anforderungen. Sofern im Atrium eine Heizung (Heizkörper, Fußbodenheizung) vorhanden ist, besteht gemäß Wärmeschutzverordnung (1995, maßgeblich für alle untersuchten Gebäude) auch die Forderung nach einer Wärmeschutzverglasung, die es in der Regel erlaubt, die Zieltemperatur einzuhalten. Bei Kaltatrien wird im Winter das gewünschte Temperaturniveau durch Öffnen und Schließen von Lüftungsklappen erzielt. Die Atriumtemperaturen liegen für fast alle Atrien ganzjährig über die gesamte Höhe des Luftraumes oberhalb der Außentemperatur, siehe Abbildung 2. 4 Prof. Dr.-Ing. M. N . Fisch AtrIEn Dreiseitiges Atrium Haus – im - Haus Konzept 40,0 40 35 35,0 30 30,0 25,0 Oben 20 Mitte Unten Atriumtemperatur [C°] Atriumtemperatur [C°] 25 4.OG 15,0 10 10,0 5 5,0 -20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20 25 30 35 0,0 -20,0 40 2.OG 5.OG 15 0 3.OG 20,0 -10,0 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 Außenlufttemperatur [C°] Außenlufttemperatur [C°] Abbildung 2 Abhängigkeit der Atriumtemperatur von der Außentemperatur für ein unbeheiztes (l.) und ein beheiztes (r.)Atrium. Die Farben kennzeichnen die Höhe des Messpunktes (von unten nach oben: grün, gelb rot, braun) Einfluss der Atriumtemperatur und des Belüftungskonzeptes der angrenzenden Räume auf den Energieverbrauch der Gebäude Die Tatsache, dass die Atriumtemperatur ganzjährig die Außentemperatur überschreitet, ist eine wichtige Feststellung im Bezug auf den Energieverbrauch der Gebäude. Für den Heizfall führt die Übertemperatur des Atriums zu Energieeinsparungen und im Kühlfall zu einem erhöhten Kühlenergieverbrauch. Ob in der Jahresbilanz durch ein Atrium ein Mehr- oder Minderverbrauch erzielt wird, wird durch das Verhältnis der eingesparten Heizenergie zum Mehrverbrauch an Kühlenergie entschieden. Beeinflusst wird dieses Verhältnis durch das Temperaturniveau im Atrium, dass im Sommer möglichst gering, im Winter möglichst hoch sein sollte, und zum anderen dadurch, inwieweit durch Konvektion (Belüftungskonzept, Luftaustausch zwischen Atrium und Kerngebäude) und Transmission zum Kerngebäude die Atriumtemperatur für die Konditionierung des Kerngebäudes zum Tragen kommt. Die Untersuchung mit einer dynamischen Gebäudesimulation auf Basis der Messergebnisse ergab im vorliegenden Fall, einem Kaltatrium, dass sich das Atrium mit einer Erhöhung um 50% des Nutzenergieverbrauchs negativ auswirkt, wenn im Kühlfall ein Luftaustausch zwischen Kerngebäude und Atrium besteht. Sofern dies der Fall ist, werden die Wärmegewinne des Atriums nicht nur durch Transmission, sondern auch durch Konvektion in das Kerngebäude getragen. Hingegen sollte in der Heizphase solar vorgewärmte Luft zur Belüftung des Kerngebäudes genutzt werden. Bei einem entsprechend angepassten Belüftungskonzept, kann die Nutzenergie für einen an ein Atrium angrenzenden Raum im Vergleich zu einem an die Außenluft angrenzenden Raum um 50% sinken. 5 Prof. Dr.-Ing. M. N . Fisch AtrIEn Die bei sommerlicher Außenwitterung gemessenen Luftwechselraten haben für die untersuchten Atrien Werte zwischen 2,0 und 3,2 ergeben, siehe Tabelle 1. Der Vergleich mit den Ergebnissen der analytischen Formeln nach der Britisch Standard Method, der Schachtformel, und nach der Dachaufsatzformel haben gezeigt, dass die British Standard am geeignetsten ist, den Luftaustausch in Abhängigkeit von der Übertemperatur des Atriums und dem Windaufkommen zu berechnen, siehe Abbildung 3. Volumenstromberechnung: Prozentualer Anteil vom Messwert 200% 180% 160% Anteil vom Messweert[%] 140% British Standard Method Dachaufsatzformel nach Hansen Schachtformel nach Albers / Rahn CFD 120% Messwert= 100% 100% 80% 60% 40% 20% 0% EFB (Winter) Thermik NIZ (Sommer) NIZ (Winter) Thermik LBN (Sommer LS7) LBN (Sommer LS 11) LBN (Winter LS 2) LBN (Winter LS 2 optimiert) Abbildung 3 Berechnete Luftwechselraten im Relation zum Messwert Fälle, in denen der thermische Einfluss überwiegt sind gekennzeichnet. Weiterhin sind CFD – Methoden ebenfalls geeignet, den Luftaustausch mit einer ähnlichen Genauigkeit zu berechnen. Bei den untersuchten Fällen ist im Sommerfall der Windeinfluss für den Luftaustausch maßgeblich. Nichtsdestotrotz ist eine ausreichende Höhendifferenz zwischen Zu- und Abluftöffnung vorzusehen, um den „worst case“ des windstillen Sommertages abzudecken. Tabelle 1 Absolute Werte des Luftaustausches LW Messung/Berechnung [m³/h] EFB (Winter) NIZ (Sommer) NIZ (Winter) LBN (Sommer LS7) LBN (Sommer LS 11) LBN (Winter LS 2) LBN (Winter LS 2 - optimiert) Messung Messung Volumenstrom Luftwechsel [-] 202.655 26.054 18.750 62.294 86.742 50.022 13.080 British Standard Method 5,4 3,2 2,3 2,0 2,8 1,6 0,4 209.285 3.147 4.767 41.781 61.961 11.120 27.277 6 Dachaufsatzform Schachtformel CFDel nach Albers / Rahn Ergebnisse nach Hansen 723.284 268.187 231.336 7.077 2.658 17.600 6.692 2.550 51.824 28.071 55.128 27.907 6.120 935 7.756 2.452 Prof. Dr.-Ing. M. N . Fisch AtrIEn Bedeutung der Normung als Planungshilfe In der für die Berechnung des Energieverbrauchs eines Gebäudes maßgeblichen Norm DIN V 18599 werden Atrien als beheizte oder unbeheizte Glasvorbauten behandelt. In dem detaillierten Monatsbilanzverfahren wird ohne Rücksicht auf betriebliche Anforderungen das Atrium als ein EinZonen-Model mit festgelegten Luftwechselzahlen behandelt. Dieses Verfahren stellt keine Planungshilfe in Bezug auf die Dimensionierung der Lüftungsöffnungen bzw. der Prognose des thermischen Verhaltens des Atriums dar. Das vereinfachte Verfahren berechnet für den Sommerfall Temperaturen, die unterhalb der Außentemperatur liegen. Dies steht im Widerspruch zu den Untersuchungsergebnissen, die ganzjährig eine Übertemperatur im Atrium anzeigen. Die für die Planung relevanten Ergebnisse werden in folgenden Leitlinien zusammengefasst: Die Art der Nutzung eines Atriums ist frühzeitig zu definieren, da sie die weitere Planung maßgeblich mitbestimmt. Die Vegetation in Atrien kann eine energie- und komfortoptimierte Regelung einschränken. Dies gilt insbesondere für eine mediterrane Bepflanzung, die in der Heizphase einen Temperaturbereich von 5-15°C erfordert. Dadurch sind solare Wärmegewinne nur bedingt nutzbar. Berücksichtigung realistischer Lufttemperaturen in Atrien Atrien weisen selbst bei sorgfältiger Planung ganzjährig und insbesondere im Sommer in den obersten Schichten Übertemperaturen ist des für Luftraums die erhebliche angrenzenden Übertemperaturen Gebäudeteile mit auf. einer Infolge dieser Erhöhung des Kühlenergiebedarfs, aber auch mit einer Reduzierung des Heizenergiebedarfs zu rechnen. Je nach Auslegung des Gebäudes, können die Einsparungen durch geringeren Heizwärmeverbrauch die Mehrausgaben durch einen erhöhten Kälteverbrauch überwiegen. Die Wirkung der Atriumtemperatur auf die angrenzenden Räume ist höher, wenn zum Atrium hin gelüftet wird. Daraus resultiert, dass zur Reduzierung des Kühlbedarfs die an die Atrien angrenzenden Räume alternativ, statt über das Atrium, mechanisch belüftet werden sollten. Eine Überhöhung des Atriums bietet einen Pufferraum für aufsteigende erwärmte Luft und kann somit die negativen Folgen einer sommerlichen Überhitzung und Temperaturschichtung abmildern. In der Heizphase kann eine Lüftung zu einem Atrium hin sinnvoll sein, um solare Wärmegewinne in der Zuluft nutzbar zu machen. 7 Prof. Dr.-Ing. M. N . Fisch AtrIEn Wahl der Verglasung Der Gesamtenergiedurchlassgrad der Atriumverglasung sollte kleiner als 0,4 sein, wobei die Lichttransmission entsprechend der technischen Möglichkeiten in etwa doppelt so hoch sein sollte wie der Gesamtenergiedurchlassgrad. Anordnung von Lüftungsöffnungen Lüftungsöffnungen sollten so angeordnet werden, dass sie eine möglichst große Höhendifferenz aufweisen. Die Lage der Zuluftöffnungen ist möglichst nach Norden, alternativ nach Osten auszurichten, da morgens die Überhitzung noch gering ist und zu dieser Zeit der keiner direkten Strahlung ausgesetzte Zuluftbereich nur geringfügig zur Aufheizung beiträgt. Zur Abminderung einer Temperaturschichtung sind in der obersten Ebene gegenüberliegende Lüftungsöffnungen vorzusehen und eine Querlüftung einer einseitigen, windrichtungsabhängigen Öffnung der Klappen vorzuziehen. Für die Bestimmung der erforderlichen effektiven Öffnungsflächen ist die British Standard Method [BS 5925] ein wichtiges Hilfsmittel. Für den Auslegungsfall wird der auftriebsinduzierte Luftwechsel angesetzt, der mindestens n=3 h-1 betragen sollte. Für detaillierte Untersuchungen, die auch den Windeinfluss und Raumluftströmungen betrachten, sind CFD- Untersuchungen geeignet. Die Wirkung von Lamellen und Kippflügeln an den Lüftungsöffnungen sind hinsichtlich der Reduzierung der effektiven Öffnungsfläche zu berücksichtigen. Regelung der Lüftung Die Regelung der Atriumbelüftung sollte schnell reagieren können und verlässliche Führungsgrößen aufweisen. Dies gilt insbesondere für die Lage und Genauigkeit der Raum- und Außentemperatursensoren (Strahlungsschutz). Das Regelungskonzept ist zugunsten seiner Nachvollziehbarkeit und Überprüfbarkeit durch Planer, Errichter und Betreiber so einfach wie möglich zu gestalten. Ein mindestens einjähriges Monitoring der Regelung, beginnend mit der Inbetriebnahme, ist einzuplanen, um Abweichungen zwischen Planung und Betrieb zu identifizieren und den Betrieb optimal auf die tatsächliche Nutzung des Gebäudes und das thermische Verhalten des Atriums abzustimmen. Der Forschungsbericht wurde mit Mitteln der Forschungsinitiative Zukunft Bau des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung gefördert. (Aktenzeichen: Z6 – 10.8,18.7 -07.14/ II 2 – F20-07-31) Die Verantwortung für den Inhalt des Berichtes liegt beim Autor. 8