Kraft-Wärme-Kopplung mit Erdgas Wärme und Strom für deutsche Mälzerei Durst Malz “Idealer Einsatzort für Block­ heizkraftwerke” // Wer: Malzhersteller Durst Malz // Was: BHKWs des Typs GC 357 N5 zur Erzeugung von Wärme zum Trocknen des Malzes und von Strom zur Einspeisung ins unternehmenseigene Netz // Wo: Gernsheim, Deutschland Europa Eine Mälzerei hat einen enorm hohen Ener­ giebedarf — sowohl an elektrischer als auch an thermischer Energie. Daher nutzt der Malz­ her­steller Durst Malz an seinem Stand­ort in Gernsheim seit Juli 2011 zwei Blockheiz­kraft­ werke (BHKW) von MTU Onsite Energy, die bei­ des gleichzeitig können. Die BHKWs vom Typ GC 357 N5 liefern rund ein Mega­watt Wärme, die zum Trocknen des Malzes verwen­det wird. Die rund 700 Kilo­­watt elektrische Energie, die die Aggregate neben der thermi­schen Energie produzieren, werden ins unternehmenseigene Netz ein­gespeist. Da­raus ergibt sich ein Ge­samt­­wirkungsgrad von fast 90 Prozent. Zwei baugleiche Anlagen kommen am Durst MalzStandort Bruchsal-Heidelsheim zum Einsatz. ©2012/ // / MTU Onsite Energy Gernsheim, Deutschland — Durst Malz, gegrün­­det 1824, hat sich in fast zwei Jahrhunderten von einem Familienunternehmen zu einem großen Malzhersteller für die Bierbrauerindus­­trie entwickelt. Seit Oktober 2011 gehört das Unter­nehmen zur französischen Mälzerei Groupe Soufflet, dem zweitgrößten Malzhersteller welt­weit. Die Zentrale von Durst Malz ist in BruchsalHeidelsheim, dazu kommen die weiteren Stand­ orte Castrop-Rauxel und Gernsheim. Durst Malz produziert jährlich rund 200.000 Tonnen Malz, davon 86.000 Tonnen im hessischen Gernsheim am Rhein. Malz, die nach dem Reinheitsgebot von 1516 neben Hopfen, Wasser und Hefe vierte Zutat für Bier, wird aus Getreide, vor allem aus Gerste, gewonnen und ist der wesentliche Bestandteil, der im Bier für den Geschmack sorgt. „Hier in Gernsheim verarbeiten wir ausschließlich Gerste“, verrät Betriebsleiter und diplomierter Braumeister Berthold Klee. Zum Kundenkreis gehören viele große deutsche Brauereien. Darüber hinaus ex­por­tiert das Unternehmen aber auch nach Japan, Namibia, Südafrika, Guatemala und in die USA. Deutschland Wie aus Gerste Malz wird Der Rohstoff kommt per Lkw, Bahn oder Schiff — Gernsheim verfügt über eine eigene Schiffs­ anlegestelle — bei der Mälzerei an. Ehe die Gerste in den bis zu 50 Meter hohen Rundsilos gelagert wird, überprüft das hauseigene Labor das Ge­treide auf die Korngröße und untersucht den Feuchtigkeits- und Eiweißgehalt. Ausschlag­gebend ist aber die Keimfähigkeit des Korns. Denn das Keimen ist der entscheidende Schritt, damit die Gerste zum Brauen verwendet werden kann. Während des Keimens werden Enzyme gebildet, mit deren Hilfe die in der Gerste enthaltene Stärke beim Brauen in Malzzucker umgewandelt wird. Im anschließenden Gärprozess entsteht mittels Hefe aus dem Malzzucker Alkohol. „Das ursprüngliche Getreide enthält zwar schon Enzyme, aber diese reichen nicht aus, um die Stärke in Zucker umzuwandeln“, erläutert Klee. Von den Lagersilos aus gelangt die Gerste über Förderbänder in einen der drei Keimtürme, die vom Durchmesser her rund viermal so groß sind www.mtuonsiteenergy.com 02/ // / Kraft-Wärme-Kopplung mit Erdgas Das hauseigene Labor überprüft das Getreide auf die Korngröße und untersucht den Feuchtigkeits- und Eiweißgehalt. Die Gerste wird zunächst eingeweicht, bis sie einen Wassergehalt von 45 Prozent hat. Anschließend kommt sie in den so genannten Keimkasten und keimt dort sechs Tage lang. In den so genannten Darren trocknet die angekeimte Gerste wieder. Bis auf 85 Grad Celsius steigt die Temperatur dort. Einen Teil der Wärme liefern die beiden erdgasbetriebenen Blockheizkraftwerke von MTU Onsite Energy. Die beiden Blockheizkraftwerke des Typs GC 357 N5 mit MTU-Motoren der Baureihe 400 liefern rund ein Megawatt thermische und rund 700 Kilowatt elektrische Energie. ©2012/ // / MTU Onsite Energy kommt die Energie aus dem Heißwasserkessel. wie die Rundsilos. Der Keimturm ist das Herz­ Die rund 700 Kilo­watt elektrische Energie, die stück der Mälzerei, denn hier wird die Gerste zu die Aggregate neben der thermischen Energie Malz verarbeitet. Der Prozess beginnt oben und produzieren, werden ins unternehmenseigene endet im Erdgeschoss des Turmes. In den obe­Netz eingespeist. Die Anla­gen arbeiten mit ren Stockwerken befinden sich die so genannten einem Gesamt­wirkungs­grad von fast 90 Pro­Keim­kästen, in denen große runde Felder aus je zent. „Eine Mälzerei benötigt sehr viel Energie, 250 Tonnen Gerste austreiben. Die Decke ist von daher ist sie der ideale Ein­satzort für BHKWs“, Wassertropfen übersät, die Luftfeuchtigkeit ist so der Betriebsleiter. Neben 800 Kubik­metern hoch. Wie in einem Dampfbad. Bevor die Gerste Wasser täglich — zum Vergleich: ein Vierhier ankeimt, wird sie in großen Bottichen in Personen-Haushalt braucht circa 150 Kubik­ Wasser eingeweicht. Mit einem Wassergehalt meter pro Jahr — verbraucht die Mälzerei vier von 45 Prozent kommt sie anschließend in den bis fünf Millionen Kilowattstunden Gas und Keimkasten und keimt dort sechs Tage lang. 800.000 bis 900.000 Kilowattstunden Strom Für eine möglichst gleichmäßige Keimung wird monatlich. „Und natürlich profitieren wir auch sie konstant be­feuchtet, gelüftet und gewendet. von der öffentlichen Förderung der BHKWs „Im Grunde tun wir nichts anderes als jemand, der zu Hause in einer Tonschale auf dem Fenster­ durch das Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz.“ brett Körner mit Wasser befeuchtet, diese keimen lässt und dann „Eine Mälzerei benötigt sehr viel Energie, daher ist zum Beispiel den Salat damit verfeinert“, so Klee. „Nur brechen wir die sie der ideale Einsatzort für BHKWs.“ Keimung nach sechs Ta­gen ab, und / // / Berthold Klee, Betrieblseiter Durst Malz das Korn kommt zum Trock­nen ein paar Stockwerke tiefer“, ergänzt Produktionsleiter Konrad Lord. Dauereinsatz für BHKWs Seit die Anlagen im Juli 2011 im Untergeschoss Die Trocknung — Einsatzort für die BHKWs eines Keimturmes installiert wurden, laufen sie Das Klima im dritten und ersten Stock des Keim­ fast pausenlos, rund 23 Stunden pro Tag. Abge­ turmes kommt eher einer Duftsauna gleich: Aro­ schaltet werden sie nur, wenn die Mitarbeiter matischer Malzduft, dazu mollig-warme 65 Grad das Malz auf der Darre austauschen. „Pro Block Celsius. Vier Ventilatoren blasen lautstark streben wir monatlich zwischen 180.000 und 450.000 Kubikmeter Luft pro Stunde durch die 200.000 Kilowattstunden Strom an.“ Wie Durst so genannten Darren, um das Malz zu trocknen. Malz auf MTU Onsite Energy gekommen ist? Bis auf 85 Grad Celsius steigt die Temperatur „Durch die Gebäudetechnik-Firma Helmut dort. Der Feuchtigkeitsgehalt sinkt dabei von Herbert GmbH, die für uns auch schon den 45 auf gerade einmal vier Prozent. Das trock­ Heißwasserkessel installiert hat. Herbert arbei­nende Malz überzieht verleiht dem Raum einen tet bereits seit vielen Jahren eng mit MTU Onsite karamellfarbenen Anstrich. Genau hier kommen Energy zusammen“, erläutert der Betriebsleiter. die beiden erdgasbetriebenen Blockheiz­kraft­ „Wir wissen, dass Herbert starke und verlässliche werke (BHKW) von MTU Onsite Energy zum Partner hat, darum haben wir uns als Ersatz für Einsatz. „Für den Trocknungsprozess benötigen unsere alten BHKWs eines anderen Herstellers wir enorm viel Wärmeenergie“, erläutert Klee. für die Anlagen aus Augsburg entschieden — und Ein Heiz­wasser­kessel liefert bis zu sechs Mega­ sind vollauf zufrieden damit.“ MTU Onsite Energy watt. Entlastet wird dieser von den beiden lieferte das Herzstück der Anlagen, die BHKWBHKWs des Typs GC 357 N5, die rund ein Module und die dazugehörige Elektroschaltanlage. Megawatt thermische Energie erzeugen. Um „Die Module bestehen aus Gasmotor, Generator, möglichst energie­sparend zu arbeiten, nutzt Abgaswärmetauscher, Abgasschalldämpfer, Modul­ die Mälzerei zum Anwärmen der Luft aber auch steuerung und Leistungsschaltschrank. Das alles „Abfallprodukte“, zum Beispiel die Abwärme der ist in einem Grundrahmen eingebaut und fertig BHKWs oder die beim Trocknungsprozess ent­ verrohrt und verkabelt“, erklärt Peter Grüner, stehende Abluft. Letztere wärmt zunächst über Leiter Vertrieb Deutschland Gas Power Systems einen Wärme­tauscher die Frischluft für die bei MTU Onsite Energy. „Die Firma Herbert als Darren an, ehe sich ab 60 Grad Celsius die unser Auftraggeber hat die Anlagen dann mit BHKWs dazuschal­ten. Erst bei 85 Grad, der allem Zubehör bei Durst Malz installiert — sprich Maximaltemperatur beim Trocknungsprozess, www.mtuonsiteenergy.com 03/ // / Kraft-Wärme-Kopplung mit Erdgas Techniker von MTU Onsite Energy übernehmen auch den Service und die regelmäßige Wartung der Blockheizkraftwerke. Peter Grüner, Leiter Vertrieb Deutschland Gas Power Systems bei MTU Onsite Energy, im Gespräch mit Berthold Bildnachweis: Seite 1 bis 3, Marcel Mayer. Lüftungssystem, Abgasanlage, Schmieröl­system, Anschluss an die Erdgas­versorgung sowie Heizungs- und Elektro­anbindung. Die Inbetrieb­nahme der BHKW-Anlage haben dann wieder unsere Spezialis­ten aus Augsburg vorgenommen.“ Nach der Inbetrieb­nahme betreuen Servicetechniker von MTU Onsite Energy die Anlage weiter und übernehmen beispielsweise die regel­mäßige Wartung der Blockheizkraftwerke. Malz reicht für 70 Oktoberfeste 8.000 bis 9.000 Tonnen Gerste verarbeitet die Mälzerei pro Monat, die Produktion läuft 365 Ta­ge im Jahr, Sommer wie Winter. „Im Sommer liefern wir mehr aus, denn da haben die Leute einfach mehr Durst.“ Ob die Wochen vor dem Oktoberfest Hochzeit für die Mälzerei bedeuteten? „Nein“, lä­chelt Klee schelmisch. Die Wiesn sei zwar für München eine riesen Sause, aber die Malzher­ stellung laufe in der Sommerproduktion mit. Zum Vergleich: Auf dem Oktoberfest 2011 konsumierten die Besucher etwa 7,5 Millionen Liter Bier. Der Gernsheimer Standort von Durst Malz stellt pro Jahr Malz für rund 538 Millionen Liter her – das reicht für mehr als 70 Oktoberfeste im Jahr! Klee, Betriebsleiter des Durst Malz-Standortes Gernsheim. MTU Onsite Energy GmbH Gas Power Systems A Rolls-Royce Power Systems Company www.mtuonsiteenergy.com MTU Onsite Energy ist eine Marke der Rolls-Royce Power Systems AG. Das Port­ folio von MTU Onsite Energy umfasst Systemlösungen zur Energieversorgung auf Basis von Diesel- und Gasmotoren: von Anlagen für Notstrom-, Grund- und Spitzenlastversorgung bis hin zu leistungsfähigen Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen. Die Stromerzeugungsanlagen von MTU Onsite Energy basieren auf Dieselmotoren mit einer Leistung bis 3.400 Kilowatt (kW), Gasmotoren bis 2.150 kW und Gasturbinen bis 50.000 kW. ©2012/ // / MTU Onsite Energy 3082672